Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


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Naturschutz im Schwarzwald
 

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Blick vom Kapfhof am 21.3.2011 nach Süden zum Zwerisberg: Feldberg sowie Tote Mann (rechts) schneebedeckt
Blick vom Kapfhof am 21.3.2011 nach Süden über Zwerisberg zu Feldberg sowie Tote Mann (rechts) schneebedeckt

 

Landschaftspflegeverband Freiburg in Gründung

BZ: Und in einem Landschaftspflegeverband soll das nun gebündelt werden?
Unseld: Mit unserer jetzigen personellen Ausstattung liegen wir hinter den umfangreichen Aufgaben zurück. Deshalb haben wir beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vorgesprochen – Naturschutz ist nämlich eine staatliche Aufgabe. Es soll aber nicht zusätzliches Personal bei uns im Landratsamt geben, sondern aus Stuttgart wurde die Gründung eines eigenen Landschaftserhaltungsverbands angeregt. In diesem Verband sollen neben dem Landkreis auch die Kreisgemeinden, die Naturschutzverbände und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) vertreten sein – also alle, die mit Landschaftsschutz befasst sind. In ganz Deutschland gibt es solche Landschaftserhaltungsverbände, in Baden-Württemberg sind es bislang sechs. In unserem Nachbarkreis Emmendingen beispielsweise gibt ihn schon seit 20 Jahren. Die Erfolgsbilanzen sind sehr gut, das oft nicht ganz leichte Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Naturschutz hat sich durch die Arbeit der Verbände entspannt.
Jehle:
Der Verband soll die Landwirte in Sachen Landschaftspflege beraten – individuell auf deren Flächen bezogen: Was ist zu tun, was ist zu lassen, wie bleibt der Wert der Fläche erhalten, wie wird gefördert, wie groß ist der Pflegeaufwand, passt eine solche Pflege ins Betriebskonzept des Hofs und vieles mehr.
BZ: Wie ist der Verband organisiert? Wo hat er seinen Sitz?
Unseld: Der Vorstand wird sich paritätisch aus Vertretern von Naturschutz, Landwirtschaft und Behörde (Kreis und Gemeinden) zusammensetzen. Es wird einen hauptamtlichen Geschäftsführer geben, der noch nicht bestimmt ist. Wo der Verband seinen Sitz haben wird, ist auch noch nicht geklärt: Im Landratsamt in Freiburg haben wir ein Platzproblem, doch soll der Verband dicht am amtlichen Naturschutz und der Landwirtschaft sein.

Alles von Tanja Bury vom 20.1.2012 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/kreis-breisgau-hochschwarzwald/die-landschaft-ist-unser-kapital--54930087.html

 

Dagmar Reduth neue ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte für FR-West

Er war ein Stück Naturschutzgeschichte der Stadt und ihres Umweltschutzamtes: Odwin Hoffrichter bekleidete 25 Jahre lang das Amt des ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten für das nördliche Stadtgebiet. Ende November scheidet der promovierte Biologe aus Altersgründen aus, seine Nachfolgerin wird Dagmar Reduth.
Hoffrichter habe es "über die Jahre hervorragend verstanden, seine fundierten Erfahrungen in seine naturschutzrechtlichen Stellungnahmen zu integrieren und in die praktische Naturschutzarbeit umzusetzen", heißt es in einer Würdigung der Stadtverwaltung zum Ausscheiden des langjährigen Ratgebers. Hoffrichter habe entscheidend dazu beigetragen, dass der Naturschutz kommunalpolitisch gebührend berücksichtigt wurde. Besonders hervorzuheben sei sein naturschutzpolitisches Engagement in der Wohn- und Gewerbeflächendiskussion Ende der 80er Jahre und seine Beiträge zum aktuellen Flächennutzungsplan. In Hoffrichters Amtszeit fielen so wichtige Verfahren und Projekte wie die Ausweisung des Naturschutzgebiets "Freiburger Rieselfeld", des Natur- und Landschaftsschutzgebiets "Mühlmatten", die Neufassungen der Landschaftsschutzgebiete "Roßkopf-Schlossberg" und "Mooswald" oder das Standortsuchverfahren für Windkraftanlagen. Es sind also große Fußstapfen, in die Dagmar Reduth ab 1. Dezember tritt. Die 1954 in Nordrhein-Westfalen geborene Biologin arbeitete unter anderem am Schweizerischen Tropeninstitut in Basel. 2006 gründete sie die Amphibienschutzgruppe Opfingen und betreut seitdem die Erdkrötenpopulation am Kleinen Opfinger Baggersee.
Mit dem Eintreten Dagmar Reduths in den Kreis der drei ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten geht eine Rochade der Zuständigkeitsbezirke einher: Dagmar Reduth wird für den westlichen Teil des Stadtkreisgebietes der Stadt beratend zur Seite stehen. Bisher wurde dieser von Thomas Littek betreut. Littek übernimmt den nördlichen Stadtkreis, für den bisher Odwin Hoffrichter zuständig war. Thomas Ludemann, der dritte ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte, betreut weiterhin den südlichen Stadtkreis.
21.10.2011

 


Manfred Pesler: 100 Jahre Naturfreunde Freiburg - Sanfter Tourismus

Naturfreundejugend vor dem Breitnauer Haus im Jahr 1925 Foto: Privat

Gemeinsam Rad fahren, gemeinsam wandern, gemeinsam langlaufen: Die Naturfreunde Freiburg legen Wert auf Geselligkeit und soziales Engagement in freier Natur, und das seit inzwischen 100 Jahren. Die Umweltorganisation mit derzeit rund 240 Mitgliedern feiert am kommenden Wochenende Geburtstag. Claudia Füßler hat mit Manfred Pesler, dem Vorsitzenden der Freiburger Naturfreunde, gesprochen.

BZ: Herr Pesler, in hundert Jahren tut sich eine Menge – sind sich die Naturfreunde denn treu geblieben?
Manfred Pesler: Auf jeden Fall, denn das Anliegen hat sich nicht wesentlich geändert. Wir wollen den Menschen die Natur als Erholungs- und Freizeitgebiet nahebringen. Aber zwei wichtige Punkte sind hinzugekommen: ein intensiverer Naturschutz und sanfter Tourismus sind Herausforderungen, mit denen wir es heute zu tun haben.
BZ: Hat denn Natur im Sinne von "der Wald vor der Stadt" heute noch die gleiche Bedeutung für uns wie 1911?
Pesler: Das hat sich von der Gewichtung her sicher verschoben. Damals war das für die Arbeiterschaft oft die einzige Möglichkeit, mal rauszukommen aus den Städten. Sie verbrachten dann eine Wochenende mit Wanderungen und übernachteten in Hütten in der näheren Umgebung. Verreisen war ja für viele unmöglich. Das kann heute fast jeder. Deswegen hat der Ausflug in den nahen Wald nicht mehr einen solch hohen Stellenwert.
BZ: Wir wissen die Natur nicht mehr zu schätzen?
Pesler: Doch, das schon. Was wohl auch daran liegt, dass wir viel mehr wissen über Pflanzen und Tiere und die Entwicklung von Biotopen. Natur ist heute viel präsenter im Bewusstsein der Menschen. Aber wir fahren eben mit dem Auto zur Hütte, statt hin zu wandern. Das Freizeitverhalten ist ein ganz anderes geworden.
BZ: Wie haben die Naturfreunde reagiert?
Pesler: Indem wir unser Programm entsprechend angepasst, modernisiert haben. Wir versuchen zum Beispiel, mit Reisen, Wander- oder Skiausflügen besonders Familien anzusprechen. Wie alle Vereine haben auch wir ein Nachwuchsproblem und bemühen uns sehr um Kinder und Jugendliche.
BZ: Die Menschen wieder an die Natur heranzuführen ist das eine, die Naturfreunde haben aber auch Ökologie und nachhaltigen Tourismus auf der Agenda.
Pesler: Ja, das ist leider unser wunder Punkt. Denn wir werden noch viel zu wenig als Umweltorganisation wahrgenommen. Da müssen wir dringend mehr tun, um das öffentlich zu machen. Schließlich sind die Naturfreunde sozusagen die Vorreiter der Ökologiebewegung.
BZ: Zur Idee des sozialen Engagements gehören die Naturfreundehäuser, in denen Wanderer zu günstigen Preisen in einfachen Zimmern übernachten können. Ist das ein zeitgemäßes Angebot?
Pesler: Wenn wir Rückschlüsse aus den Übernachtungszahlen ziehen können: ja. Wir sind selber ganz erstaunt, aber unser Naturfreundehaus am Fahrenberg in Breitnau ist gut gebucht. Seit Ende vergangenen Jahres läuft sogar der Versuch, das Haus nicht nur an den Wochenenden, sondern durchgehend zu öffnen.
BZ: Welche Route würden Sie Wanderanfängern in der Region ans Herz legen?
Pesler: Am besten quer durch den Kaiserstuhl. Das ist eine tolle Strecke mit schönen Aussichtspunkten, und das zu quasi jeder Jahreszeit. Und den Belchen. Und natürlich den Feldberg.

100-Jahr-Feier der Naturfreunde Freiburg am Samstag, 10. September, ab 17 Uhr im Fritz-Hüttinger-Haus, Am Hägle 1. Mit Grußworten, Vortrag "Sanfter Tourismus" und Modenschau "Wander- und Skikleidung im Wandel der Zeit". Der Eintritt ist frei.

8.9.2011, www.badische-zeitung.de

 

Feldhamster gegen Bauvorhaben - Satire online

Die organisierten Naturzerstörer werden immer besser...
Es gibt eine "gut gemachte" Seite im Internet http://www.feldhamsterverleih.de Dort entsteht der Eindruck, es könnten Feldhamster und andere Tiere entliehen werden um Bauprojekte zu verhindern. Im Impressum lässt sich erkennen, dass das Ganze nur eine "Satire" sein soll. Doch in Zeiten von Greenwash ist durchaus zu vermuten, dass hinter dieser "Satire" Werbeagenturen und Interessen-gruppen stecken. Die Badische Zeitung hat Satire/Propaganda (?) schon falsch verstanden und einen ernst gemeinten Artikel daraus gemacht. http://www.badische-zeitung.de/netzwelt/feldhamster-gegen-bauvorhaben--36215277.html Auch im Netz verbreitet sich die "Satire" gerade als Wahrheit... Auch mit gut professionell gemachter "Satire" können Inhalte besetzt und Propaganda für Naturzerstörung betrieben werden. Es ist zumindest erfreulich, wenn sich die organisierten Naturzerstörer endlich mal neue Tricks einfallen lassen.
7.10.2010, Axel Mayer / BUND

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/feldhamsterverleih.html

Feldhamster gegen Bauvorhaben
Befürworter von Stuttgart 21 betonen immer wieder, dass die Entscheidung demokratisch sauber und juristisch einwandfrei gefallen sei. Deswegen argumentiert der Protest vor allem politisch. Wenn es eine juristische Handhabe gäbe, wäre das für die Gegner natürlich angenehmer, um drohende Entschädigungsklagen der bereits beauftragten Unternehmen möglicherweise aushebeln zu können. In diesem Sinne könnte ein spezieller Internet-Service vielleicht gute Dienste leisten - der Feldhamsterverleih. Dieser "kompetente Serviceanbieter in Sachen Blockade durch Naturschutz" macht einige günstige Angebote, um "unerwünschte Bauprojekte zu blockieren und naturverträglichere Lösungen zu finden" - selbst da, wo schützenswerte Tierwelt bisher noch keine Rolle gespielt hat, wie zum Beispiel in der Stuttgarter Innenstadt. Der Grundgedanke dabei ist folgender: Durch das gezielte Ansiedeln bedrohter Spezies kann aufgrund im Laufe der letzten 20 Jahre erlassener Schutzbestimmungen Einspruch gegen fast jedes beliebige Bauprojekt erhoben werden. "Die Bauprojekte geraten dadurch unter Kostendruck, was einem eventuellen Scheitern des Vorhabens Vorschub leistet und es so ganz verhindern kann", beschreibt Feldhamsterverleih seine Strategie. Der titelgebende Feldhamster, das "klassische" Blockadeprodukt, das inzwischen auch als kostengünstigere Feldhamsterbau-Imitation erhältlich ist, wäre für ein hoch polarisiertes Bauvorhaben Stuttgart 21 allerdings eher zu banal. Das "Insekt des Jahres 2010", die Hauben-Azurjungfer, kommt wegen ihres Verbreitungsgebiets nicht in Frage. Passender wäre das "durch neu geknüpfte umfangreiche Kooperationen mit osteuropäischen Lieferanten" nun ins Sortiment aufgenommene "Ento-FFH-Set". Dabei handelt es sich um einen "nach Einzelarten getrennten Satz von Bruchstücken der Arten Eremit (Osmoderma eremita), Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Heldbock (Großer Eichenbock - Cerambyx cerdo)." Die Bruchstücke werden gut auffindbar im Umfeld zu schützender Bäume, zum Beispiel im Schlosspark, ausgestreut. Dieses Set ist nach Vertreiberangaben schon in mehreren mitteldeutschen Bundesländern erfolgreich zur Bekämpfung von Kreis- und Bundesstraßen eingesetzt worden. Kostenpunkt: 263,50 Euro. Empfohlen wird, das Zusatz-Presse- und Protestpaket gleich mitzubuchen. Weitere Infos unter http://www.feldhamsterverleih.de

 

 

 

LNN: Mitgliederzwachs, Waldportier, Käfer

Einen Anstieg der Mitgliederzahl konnte die Vorsitzende des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz (BLNN), Regina Ostermann, bei der Jahresversammlung vermelden. "22 Neue in einem Jahr – viele davon noch relativ jung, das ist schon beachtlich", freute sich die Forstwissenschaftlerin.

Die positive Entwicklung zeige, dass Naturschutzthemen nach wie vor aktuell seien, was auch das Interesse am Mooswaldbuch des Vereins belege, sagte Regina Ostermann. Allerdings seien die Exkursionen neuerdings nicht mehr so stark besucht wie früher, wofür vielleicht ein Überangebot an naturkundlichen Veranstaltungen in Freiburg verantwortlich sein könnte. "Vielleicht sollten unsere Ausflüge zukünftig eher einen halben Tag anstelle eines ganzen gehen", meinte der zweite Vorsitzende Albert Reif. Neuigkeiten gab es auch in Sachen Bibliothek, deren Verortung aufgrund der Veränderungen in der Freiburger Museumslandschaft in den vergangenen Jahren mehrfach unklar war: Sie bleibt im Naturkundemuseum, wird demnächst aber innerhalb des Gebäudes umziehen. Laut Norbert Widemann vom Adelhausermuseum müsse der Buchbestand abgespeckt werden, weil es am neuen Standort weniger Platz gebe. Anschließend stellten die Fachschaften des Vereins ihre Aktivitäten vor. Nadine Reinhard von der Arbeitsgruppe Naturschutz berichtete von einer anstehenden Untersuchung über den Weißen Waldportier (eine seltene Schmetterlingsart) im Kappler Großtal. Erfreulich gut laufe die Erfassung der Käferwelt am Kaiserstuhl: "Wir haben bereits eine Liste mit mehr als tausend Arten zusammen", erläuterte Frank Baum vom insektenkundlichen Arbeitskreis. Bei den Vorstandswahlen gab es keine Überraschungen. Eine große Lücke hinterlässt jedoch Helge Körner, der nach 23 Jahren aus persönlichen Gründen nicht mehr für das Amt des Schriftleiters der wissenschaftlichen Vereinszeitschrift kandidierte. Körner, bekannt als Herausgeber des Mooswald- und Schönberg-Buchs, war bis 2005 Vorsitzender des Vereins. Für sein Engagement bedankte sich Vereinschefin Ostermann mit einem Buchpräsent. Zunächst wird Peter Rasch, zuständig für den Internetauftritt des Vereins, die Aufgabe kommissarisch wahrnehmen.
Wahlergebnisse: Vorsitzende Regina Ostermann, stellvertretender Vorsitzender Albert Reif, Rechner Wolfgang Müller, Schriftführer Barbara Hahn und Joachim Bammert (alle wie bisher); kommissarischer Schriftleiter: Peter Rasch.
Mitgliederzahl: 532.
Termine: Exkursionen zur Rastatter Rheinaue (16. Mai) und in den Schweizer Jura (11. bis 14. Juni), Mitwirkung beim Tag der Artenvielfalt (13. Juni).
Kontakt: Regina Ostermann,   07824 / 661381, http://www.blnn.de
Andreas Braun, 14.5.2009

 

 

 

Mediterrane Klänge: 13 Heuschrecken-Arten am Schauinsland

Der 1284 Meter hohe Schauinsland ist mit seinen vielfältigen Erlebnisangeboten eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region: Bis zu 670 000 Menschen besuchen alljährlich den Freiburger "Hausberg" . Seine Gipfelregion ist zugleich aber auch ein wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, weshalb dort seit 2002 ein 1035 Hektar großes Naturschutzgebiet besteht.

Rund ein Drittel der geschützten Fläche gehört zum Stadtkreis Freiburg. Damit ist der Schauinslandgipfel das größte Freiburger Naturschutzgebiet. In einer Höhe von über 1000 Metern beherbergt es sowohl Eiszeitrelikte als auch wärmebedürftige Arten. "Hier zirpt es ja wie am Mittelmeer" , meint Reinhold Meier, nachdem er an einem warmen Spätsommernachmittag aus der Kabine der Schauinslandbahn gestiegen ist: "Bereits wenige Meter hinter der Bergstation ertönt ein derart lautstarkes Heuschreckenkonzert, dass man sich in die Toskana versetzt glaubt" , gibt sich der 53-jährige Ingenieur und Kurgast erstaunt. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in dieser Höhenlage möglich ist", so Meier. In der Tat ist die Schauinslandspitze ein außergewöhnlicher Lebensraum: Zum einen herrscht dort ein raues Klima, worauf die zahlreichen "Windbuchen" hinweisen — je näher sie am Kammbereich stehen, desto stärker ist ihre Baumkrone von den dort herrschenden Winden seitlich verschoben. Zugleich werden die Südhänge der Gipfelregion aber auch intensiv von der Sonne beschienen, so dass sie sich mitunter stark erwärmen. "Auf diese Weise ergibt sich dort ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume, das Eiszeitrelikten und wärmeliebenden Arten ein Nebeneinander ermöglicht", erläutert Biologe Wolfgang Kramer vom Regierungspräsidium Freiburg. Besonders eindrücklich lässt sich diese Vielfalt anhand der bereits erwähnten Heuschrecken-Fauna des Schauinslands aufzeigen: Von den 13 dort bekannten Arten dieser Tiergruppe gelten einige als wärmebedürftig, zum Beispiel der knapp drei Zentimeter lange, bräunlichgelb gezeichnete Gebirgsgrashüpfer. Er bewohnt sonnige Berghänge des Hochschwarzwalds; sein Vorkommen ist in Baden-Württemberg bedroht. Am Schauinslandgipfel jedoch zirpt er im Spätsommer auf besonnten Grasflächen in der Nähe des Aussichtsturms. Nur wenige hundert Meter weiter lebt indes zwischen Heidelbeersträuchern eine nah verwandte Art, die als Überbleibsel aus der Eiszeit gilt: Die etwa gleichgroße, schwarzgrüne Alpine Gebirgsschrecke zog sich während der Vergletscherung der Alpen notgedrungen ins Alpenvorland zurück. Nach Abklingen der Eiszeit wurde es ihr dort aber zu warm, so dass sie anschließend auf die Höhenlagen von Alpen, Vogesen und Schwarzwald auswich. Auf den Bergmatten des Schauinslands findet man außer den genannten Heuschrecken eine Vielzahl weiterer seltener Tier- und Pflanzenarten. Bei den Vögeln ist das beispielsweise der Neuntöter, bei den Pflanzen die auffällige Silberdistel. Zum Schutz dieser einmaligen Lebewelt inmitten eines beliebten Ausflugsziels — an Sommertagen besuchen mitunter über 13 000 Touristen den Freiburger Hausberg — dürfen die gekennzeichneten Wege nicht verlassen werden. Notwendige Pflegemaßnahmen, wie etwa das Offenhalten der geschützten Flächen, werden von Landwirten im Zug des vertraglich geregelten Naturschutzes sowie von ehrenamtlichen Helfern des Schwarzwaldvereins bewerkstelligt.
Andreas Braun, 11.9.2008, BZ

 

 

Josef Ruf aus FR-Haslach: Naturschutzwart, Tierfotograph, Nabu-Ehrenamtler

Mit Vögeln und Amphibien auf Du und Du / Es gibt kaum ein einheimisches Tier, das Josef Ruf nicht fotografiert hat

Josef Ruf zählt zu den Menschen, die man leicht unterschätzt. Er spricht leise und wirkt zurückhaltend. Und erst durch viele Fragen offenbart sich sein vielseitiges Schaffen. Seit vier Jahrzehnten geht er raus in die Landschaft und schreibt auf, welche Tiere und Pflanzen vorkommen. Als ehrenamtlicher Naturschutzwart ist Josef Ruf in den Naturschutzgebieten Schauinsland, Taubergießen, Rieselfeld sowie im Mooswald und am Schönberg unterwegs. Josef Ruf pflegt Nistkästen, er schaut danach, dass Spaziergänger und Wanderer auf den Wegen bleiben, hilft bei Pflegearbeiten mit und macht nebenher Eintragungen in seinem Notizbuch, das er immer bei sich trägt. Am 31. Juli hat er beispielsweise in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung an der Belchenstraße ein weibliches Exemplar der Libellenart Herbstmosaikjungfer  beobachtet. Libellen zählen zu Josef Rufs Spezialgebieten. Er kennt sich mit allen 75 in Baden-Württemberg vorkommenden Arten bestens aus. Kaum weniger versiert ist er bei Heuschrecken, Schmetterlingen, Amphibien und Vögeln. Im Lauf der Jahre hat er unzählige Beobachtungsbögen ausgefüllt, Tiere und Pflanzen fotografiert sowie deren Lebensräume beschrieben. Im Naturschutzgebiet Rieselfeld beispielsweise hat Josef Ruf im Vorjahr 92 verschiedene Vogelarten nachgewiesen. Diese Informationen fließen in landesweite so genannte Monitorings ein und schlagen sich in unzähligen Veröffentlichungen nieder: etwa in einem Verbreitungsatlas der europäischen Schmetterlinge, in einer Broschüre über Vögel am Kaiserstuhl, im neuen Buch "Die Mooswälder der Breisgauer Bucht" aus dem Lavori-Verlag oder in der jüngst erschienen Schrift "Die Entwicklung des Brutbestandes des Schwarzkehlchens im Freiburger Rieselfeld" der Fachschaft für Ornithologie Südlicher Oberrhein, der Josef Ruf ebenso angehört wie dem Naturschutzbund Freiburg. Ruf hält auch Vorträge und veranstaltet Führungen. Sein Fotoarchiv ist geradezu unerschöpflich. Einige hunderttausend Fotografien nebst Infos über den jeweiligen Fundort sind auf seinem Computer gespeichert, daneben stehen ungezählte Dias. Nur noch selten stößt Josef Ruf auf eine Tierart, die er nicht auf Anhieb benennen kann oder deren Rufe er nicht erkennt. Nachschauen muss er vor allem bei Nachtfaltern und deren Raupen, die sich oft nur in Details unterscheiden. Zusammen mit seinem Bruder war er schon als Kind durch die Donauauen gestreift — er stammt aus Neuburg an der Donau — und hat Tiere beobachtet. Die Qualität der Bilder kommt nicht von ungefähr: Josef Ruf war im Dienst der Bundeswehr Luftbildfotograf und -auswerter. Durch diesen Beruf sind er und seine Frau Rosemarie 1969 auch in den Breisgau gekommen, beschäftigt war er am früheren Militärflugplatz Bremgarten. Kürzlich ist er 70 geworden. Damit zählt er eher zu den Jüngeren im Team der aktiven Nabu-Mitglieder. Fast jeden Tag ist er draußen, meist begleitet von seiner Frau, etwas Schöneres kann er sich nicht vorstellen. Auch gefällt ihm der Gedanke, an einer großen Aufgabe mitzuwirken. "Die Grundlage jedes Schutzprogramms ist die Kenntnis der Arten" , erklärt er und appelliert: "Wir brauchen dringend Jüngere, die mitarbeiten."
Silvia Faller , 5.9.2008, BZ

   

 

 

Ehrenamtliche Naturschützer fördern Artenvielfalt auch in Freiburg

Fledermausgerechtes Wohnen / Artenvielfalt in der Stadt: Die jahrelange Arbeit von ehrenamtlichen Naturschützern macht sich in Freiburg bezahlt

Derzeit findet in Bonn eine internationale Konferenz statt, die sich mit dem weltweiten Schwund an Tieren, Pflanzen, Lebensräumen und genetischer Vielfalt beschäftigt. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Ausgerechnet Städte wie Freiburg sind in den letzten Jahren zu Inseln der Artenvielfalt geworden. Mit ihren blühenden Pflanzen und fruchttragenden Gehölzen bieten Gärten, Parks und Friedhöfe ein fantastisches Nahrungsangebot für Tiere — weitaus attraktiver als Mais- oder Spargeläcker. Zwar gibt es keine umfassende Untersuchung, was alles im Stadtgebiet kreucht und fleucht. Aber es liegen zahlreiche punktuelle Studien vor sowie Beobachtungen von ehrenamtlichen Naturschützern vor. "Ohne deren Engagement stünde es denn auch schlecht um die Artenvielfalt" , betont Odwin Hoffrichter, Umweltbeauftragter der Stadt Freiburg. In einem Stadtquartier macht es sich nämlich unmittelbar bemerkbar, wenn dort lebende Menschen Bachufer pflegen, Frösche und andere Amphibien vor
Autoverkehr bewahren, Tümpel offen halten, Nisthilfen einrichten oder Brutplätze sichern — wobei diese Aufzählung nur einen sehr kleinen Ausschnitt dessen darstellt, was Frauen, Männer und Kinder in Freiburg in der Biotoppflege leisten. Matthias Schmidt vom Naturschutzbund (Nabu) Freiburg beispielsweise bemüht sich seit 18 Jahren um den Schutz des Alpenseglers. Die hiesige Kolonie umfasst derzeit etwa 100 Brutpaare.
Zur Artenvielfalt in der Stadt trägt auch das Verbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln in Gärten bei und die Praxis, öffentliche Wiesenflächen in großem Zeitabstand zu mähen. Dazu kommt, dass seit einigen Jahren bevorzugt einheimische Sträucher und Bäume angepflanzt werden. Odwin Hoffrichter selbst beobachtet auf dem Freiburger Hauptfriedhof seit drei Jahrzehnten Vögel: Fast 60 Arten seien hier nachgewiesen. Die Kleinteiligkeit der Anlage und die Vielfalt an Gehölz- und Baumarten, aber auch die Ruhe bewirken, dass sich die Tiere dort wohlfühlen. Sie finden nicht nur Futter satt, sondern auch ideale Brut- und Versteckmöglichkeiten. Eine Allee von Platanen beispielsweise beherbergt eine Starenkolonie; diese Vögel legen ihre Nester in den Löchern von heraus gebrochenen Ästen an. Auch viele andere Höhlenbrüter, selbst so seltene Arten wie Wendehals, Goldhähnchen oder Gartenbaumläufer, hat Hoffrichter auf dem Hauptfriedhof schon gesehen. Diese Vogelvielfalt, sagt er, sei Indikator für ein weitgehend intaktes Gefüge von Pflanzen- und Insektengesellschaften. Manche Wildtiere, auch große wie der Fuchs oder der Steinmarder, sind erst in der jüngeren Vergangenheit in die Städte gezogen, weil sich ihre Lebensumstände auf dem Land durch die Mechanisierung der Landwirtschaft verschlechtert haben. Den Füchsen gefällt, weiß etwa Martin Schmidt vom Nabu, dass in der Stadt nicht gejagt wird und sie unter Obstbäumen und in Mülltonnen Futter finden. Andere Tiere wohnen seit jeher in der Nähe des Menschen. Zu diesen so genannten Kulturfolgern zählen die Fledermäuse. Nach Angaben der Arbeitsgruppe Fledermausschutz (AGF) im Badischen Landesverein für Naturkunde und Naturschutz (BLNN) kommen in Freiburg 18 Arten vor. "Ebenso wie die Vögel profitieren auch sie eindeutig vom Insektizidverbot" , erklärt AGF-Sprecher Edmund Hensle. Oft gesichtet wird die stark verbreitete Zwergfledermaus, doch es gibt hier sogar extrem seltene Arten. Im Speicher des Friedrichgymnasiums etwa leben Wimpernfledermäuse, wovon in Baden-Württemberg gerade mal fünf Vorkommen bekannt sind. Allerdings: Ihre Spezialisierung kann Fledermäusen, die ebenso wie Vögel in oder an Gebäuden brüten, auch zum Verhängnis werden. Dann nämlich, wenn Dächer saniert und Speicher ausgebaut werden. Edmund Hensle erzählt von Mausohren, deren frühere Wohnstube im Vauban zerstört wurde: "Die Stadt bietet vielfältige Lebensräume. Die Tiere sind aber darauf angewiesen, dass die Menschen genau hinschauen und ihre Quartiere schützen." Eine Zwergfledermaussippe, die seit langem in Ritzen und Spalten an der Fassade eines Hochhauses in Landwasser wohnt, profitiert derzeit von der Aufmerksamkeit einer Bewohnerin. Sie hatte das Umweltamt verständigt, dass die Wohnstuben der Tiere durch Wärmedämmung verschlossen werden. AGF-Mitglieder sorgen nun dafür, dass an der Unterseite des Dachüberstandes Wohnen möglich wird - fledermausgerechtes, natürlich.
Silvia Faller , 20.5.2008, www.badische-zeitung.de

 

Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz - Jahresversammlung

"Unsere Bibliothek und die Geschäftsstelle bleiben im Museum", vermeldete die Vorsitzende des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz (BLNN), Regina Ostermann, zu Beginn der Jahresversammlung. Noch vor einem Jahr drohte dem Verein aufgrund der damals unsicheren Zukunft des Adelhausermuseums am Augustinerplatz die Auslagerung seiner Bücher. Das ist jetzt vom Tisch.

Ostermann zeigte sich erleichtert, dass der BLNN auch nach der anstehenden Sanierung des Naturkundemuseums in seiner "natürlichen Heimat" bleiben könne (das zweite Standbein, die Völkerkunde, wird nur in einer Rumpfversion erhalten bleiben). "Schließlich gehören wir ja zu den Gründungsmitgliedern des Museums" , betonte die promovierte Forstwissenschaftlerin. Anschließend bedankte sich Museumsmitarbeiter Norbert Widemann für den großen Einsatz des Vereins um den Erhalt des Museums. Vor allem die Spendenaktion im vergangenen Frühjahr — mehrere Vereinsmitglieder hatten damals spontan rund 3000 Euro locker gemacht, um eine Zeitungsannonce zugunsten des Museums zu finanzieren — habe seiner Meinung nach viel bewirkt: "Die Anzeige hat dazu beigetragen, dass bei vielen Leuten ein Umdenken in Sachen Naturkundemuseum statt gefunden hat" , so Widemann. Auch für 2008 haben sich die drei Fachschaften des Vereins viel vorgenommen: Die Arbeitsgruppe Naturschutz (AGN) kümmert sich schon seit Jahren um zahlreiche Biotope und wurde dafür im vergangenen Jahr mit dem Umweltpreis der Stadt Freiburg belohnt. "Vom Preisgeld in Höhe von 1850 haben wir einen Balkenmäher gekauft, der unter anderem bei der Pflege von Streuobstwiesen am Schönberg zum Einsatz kommt", berichtete AGN-Sprecherin Nadine Reinhard. Anschließend gab Biologe Klaus Hemmann einen Einblick in die Tätigkeiten des insektenkundlichen Arbeitskreises: "Wir arbeiten auf Hochtouren an der Erforschung der Käferwelt des Kaiserstuhls." Außerdem betreue man ein Schulprojekt, um bei jungen Menschen das Interesse an der vielfältigen Insektenwelt zu fördern. Die Fledermausschützer planen in Zusammenarbeit mit dem städtischen Umweltschutzamt die Anlage eines Fledermauspfads am Waldsee: "Nach dessen Fertigstellung wird man sich im Waldsee-Restaurant Geräte ausleihen können, welche die Fledermausrufe für Menschen hörbar machen" , erläuterte Fledermaus-Fachmann Edmund Hensle. Weniger erfreulich sei der derzeit starke Holzeinschlag in vielen Wäldern, so auch im Mooswald: "Die Bechstein-Fledermaus leidet sehr darunter", so Hensle. Schriftleiter Helge Körner kündigte für den Herbst das Erscheinen eines Buches über die Mooswälder der Breisgauer Bucht — also rechtzeitig zum "tausendsten Geburtstag" des Mooswalds — an. Zudem sei im kommenden Winterhalbjahr eine Vortragsreihe über die Oberrheinaue geplant.
Termine: Schauinsland-Exkursion am 13. Juni, Mitwirkung beim Tag der Artenvielfalt am 14. Juni, Kaiserstuhl-Exkursion am 15. Juni.
Andreas Braun , 6.5.2008, BZ

 

Sumsergarten im Jennetal bei Ebringen: Orchideengarten

Genau 1001 Naturschutzgebiete gibt es derzeit in Baden-Württemberg. Eines davon, das 23 Hektar große "Jennetal" , befindet sich in Ebringen. Sein Kernstück ist eine 7100 Quadratmeter große Fläche mit Wiesen und Gehölzen: Der Orchideengarten des 1961 verstorbenen Arztes Erwin Sumser. Zwischen Mai und Juli blüht hier eine Vielfalt dieser Pflanzen wie es sie sonst nur am Kaiserstuhl gibt.

Erwin Sumser hat die Fläche vor 75 Jahren gekauft, eingezäunt und als Naturdenkmal amtlich registrieren lassen. Faktisch ist sie demnach das älteste Naturschutzgebiet Baden-Württembergs. Offiziell trägt diesen Titel das Gebiet "Feldberg" , das 1936 nach Maßgabe des ersten Naturschutzgesetzes ausgewiesen wurde. Erwin Sumser löste das Grundstück aus der landwirtschaftlichen Nutzung, bewahrte das Nebeneinander von Gehölzen, Wällen aufgelesener Steine und offener Wiesenfläche und konservierte somit einen Lebensraum für eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren. "Er war seiner Zeit weit voraus" , erklärt Benno Kuhn aus Ebringen. Der 67-jährige ehemalige Biologielehrer gehört zu einer Gruppe von ehrenamtlichen Helfern, die abwechselnd Besucher durch den Sumsergarten führen, bei der Pflege mitarbeiten und darüber wachen, dass im gesamten knapp 22 Hektar großen Naturschutzgebiet "Jennetal" niemand auf die Idee kommt, Pflanzen zu pflücken oder gar auszugraben. Manche der Pflanzen haben im "Jennetal" sogar ihren nördlichsten Verbreitungspunkt in Mitteleuropa. Kuhn hat sich intensiv mit der Lebensgeschichte Erwin Sumsers beschäftigt. Das Ergebnis seiner Recherchen findet sich in der neuen Jahresschrift der Arbeitsgemeinschaft "Ebringer Dorfgeschichte" . Sumser habe "die Bedrohung einzelner Pflanzenarten durch allerlei Zivilisationseinflüsse vorausgesehen" , schreibt Benno Kuhn dort. Er habe erkannt, dass die damals aufkommenden Dünge- und Pflanzenschutzmittel und auch die Mechanisierung der Landwirtschaft die natürliche Flora schädigten. Auch in der Region Hüfingen hatte er Wald- und Wiesenflächen erworben oder gepachtet und Landwirten Entschädigungen dafür bezahlte, dass sie auf Düngemittel verzichteten und die Flächen so pflegten, dass sich die damals schon selten gewordenen Pflanzen vermehren konnten. Auf diesem Grundsatz fußt heute die baden-württembergische Landschaftspflegerichtlinie.

Nach Auskunft von Bernd Seitz aus der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Freiburg zählt das Naturschutzgebiet "Jennetal" am Schönberg mit dem Sumsergarten zu den ökologisch wertvollsten Gebieten Baden-Württembergs. Nur zögerlich erzählen die Naturschützer von der botanischen Schatzkammer, die Erwin Sumser hinterlassen hat. Denn mehr Leute wollen den Orchideengarten besichtigen als eigentlich gut ist, besonders in der Blütezeit. Andererseits, meint Bernd Seitz, sei es wichtig ein Bewusstsein dafür zu wecken, warum es Sinn macht, Naturschutzgebiete auszuweisen und zu pflegen. Auf den Wiesen im "Jennetal" gedeiht die für Trockenrasen typische Pflanzengesellschaft. Vertreter sind die Trespe — eine Grasart — , der Wiesensalbei, der Klappertopf, die Esparsette und die Kartäusernelke. Ihre Blüten bilden zusammen mit Margeriten und Ehrenpreis derzeit ein leuchtendes Farbenmeer. In großer Anzahl und Vielfalt kommen im Sumsergarten auch Orchideen vor. Einige Arten haben dort sogar ihr einziges Vorkommen innerhalb Baden-Württembergs. Der Artenreichtum bleibt nur erhalten, wenn die Wiesen in einem bestimmten Rhythmus gemäht werden. Auch müssen die Gehölze an den Rändern immer wieder zurückgeschnitten und ausgedünnt werden. Benno Kuhn sieht sich fasziniert von der Lebensleistung Erwin Sumsers. "Ohne seine Pioniertat in einer Zeit, in der nur wenige Menschen über Naturschutz nachgedacht hatten, wären einige Arten bestimmt verschwunden" , erklärt er. 1891 in Merzhausen geboren und aufgewachsen war Sumser mit der Landschaft am Schönberg von Kindesbeinen an vertraut. Doch auch mit seinem Wirken als Arzt hat er Geschichte geschrieben. Auch Erwin Sumsers Wirken als Arzt hat Geschichte geschrieben. 1944 pflegte er die Eltern und Schwestern von Hans und Sophie Scholl nach der Haft im Gestapo-Gefängnis gesund. Auch hat er Soldaten im Donaueschinger Lazarett länger krank geschrieben als nötig war und dachte nicht daran, die Bewohner des Hüfinger Landesheimes für Behinderte und Pflegebedürftige, dessen medizinischer Leiter er war, der Euthanasie auszuliefern. Dennoch musste sich Sumser 1946 in einem Entnazifizierungsprozess verantworten. Als Angehöriger einer Organisation von Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg war er in die NSDAP gekommen. "Meine Familie und ich kennen Dr. Sumser als einen charaktervollen und entschiedenen Gegner Hitlers, dem wir als politisch Verfolgte für seine Unterstützung und Hilfe in jeder Hinsicht zu großem Dank verpflichtet sind" , erklärte Hans und Sophie Scholls Vater Robert Scholl, um Sumser in diesem Prozess zu entlasten.
Silvia Faller, 9.6.2007, www.badische-zeitung.de

Führungen durch den Sumsergarten gibt es an Wochenenden und Feiertagen in der Zeit von Ende April bis Ende Juni. Nähere Informationen in Rathaus Ebringen, Tel
07664/5058-0.

 

 

Sorge um Naturschutzgebiet Urseetal aufgrund Wasserentnahme

Das Naturschutzgebiet “Ursee” leide immer mehr unter der Wasserentnahme durch den Zweckverband Gruppenwasserversorgung. Diese schon lange gehegte Sorge, die unter anderem darin gründet, dass der Urseebach regelmäßig bis weit in den Herbst hinein trocken falle, sprach kürzlich der Naturschutzwart des Lenzkircher Schwarzwaldvereines, Eugen Waldvogel, in Gegenwart von Bürgermeister Reinhard Feser an.

Besondere Brisanz und Aktualität erhält die Thematik dadurch, dass künftig sogar die weit entfernte Gemeinde Wutach Wasser aus den Lenzkircher Tiefbrunnen beziehen wird. Die Wasserentnahme im Urseetal durch die Gruppenwasserversorgung hinterlässt nicht nur bei Naturschützern bereits seit vielen Jahren ein mehr als ungutes Gefühl. Jeder Spaziergänger kennt den ausgetrockneten Urseebach, weiß, dass es im Sommer längst nicht mehr allen Fischen gelingt, sich rechtzeitig zu retten. Der kürzlich auf der Verbandsversammlung in Schluchsee gefasste Beschluss, den Tiefbrunnen auf Lenzkircher Gemarkung demnächst noch weit mehr Wasser zu entnehmen, brachte die Umweltproblematik wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Der Urseebach war einst in seiner Wasserführung absolut zuverlässig. Aus Hochmoor und verlandendem Gletschersee lieferte er auch im trockensten Sommer noch ordentlich Wasser bis in Lenzkirchs Dorfmitte. Dass der Bach, der als Attraktion das Wasserrad beim Kurhaus antreibt, inzwischen auch in mäßigen Sommern gänzlich trocken fällt, ist ein Phänomen, das nach Vermutung von Naturschützern mit der Wasserentnahme der Gruppenwasserversorgung zusammen hängt. Thematisiert wurde es bereits vor vielen Jahren. Heute weiß man eine intakte Natur mehr zu schätzen, negative Veränderungen werden aufmerksam beobachtet. Dies zumal der Ursee, das Urseemoor und ein beträchtlicher Teil des Ursee-Tales seit 65 Jahren als hochsensibles und wertvolles Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Das wegen seiner seltenen Flora und Fauna in Expertenkreisen besonders geschätzte Kleinod war eines der ersten ausgewiesenen Schutzgebiete im Schwarzwald überhaupt. Fachleute kommen von weit her, organisieren Exkursionen und schätzen den ehemaligen Gletschersee als ein Schutzgebiet ersten Ranges. Deshalb ist das Urseemoor auch in einschlägiger Literatur vertreten. Unter anderem befasst sich ein großes Kapitel in dem vom Regierungspräsidium herausgegebenen Standardwerk “Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Freiburg” mit dem Lenzkircher Kleinod. Die Literatur spricht von “lehrbuchartiger Zonierung geschützter Moorpflanzen” . Torfmoos und Fieberklee, Rosmarinheide, Moosbeere, der sehr seltene Sonnentau und ein kleiner Bestand der beinahe ausgestorbenen Teichrose kommen dort noch ebenso vor wie Sumpfbärlapp und Bittersüß.
Im Moorbereich finden zudem noch einige hoch spezialisierte Tierarten Zuflucht. Seltene Wasservögel sind zu beobachten, bestimmte Libellenarten schweben über dem Moor und eine besonders seltene Unterart der Kreuzotter hat hier noch ein letztes Rückzugsgebiet. Dieses höchst sensible Biotop wurde vor rund 15 Jahren als “regional bedeutsames Schutzgebiet” sogar noch einmal auf knapp 31 Hektar erweitert. Naturschützer allerdings beobachten das geschützte Gebiet seit langem mit Argwohn. Die Wassermengen, die seit vielen Jahren durch die Gruppenwasserversorgung entnommen werden, sind ihrer Ansicht nach dafür verantwortlich, dass sichtbar der Grundwasserspiegel abgesenkt wird. Deshalb trockne auch das Bachbett aus, Wassertiere kommen um. Darüber hinaus befürchten Experten auch eine Veränderung in der Flora des Schutzgebietes. Denn längst sind die charakteristischen Moor-Schlenken im sensiblen Seebereich nicht mehr immer mit Wasser gefüllt. Trockenrisse zeigen sich dann im Moorboden. Und im Lenzkircher Zentrum gibt der Urseebach im Sommer meist ein trauriges Bild ab. Das Wasserrad steht still und Unkraut mach sich dort breit, wo früher ein munterer Bach floss. Nicht einmal eine Restmenge kann im Urseebach gehalten werden.
Auch in den Falkenmatten im Haslachtal wird in Tiefbrunnen Wasser für die Gruppenwasserversorgung entnommen. In abgeschwächter Form gibt es dort deshalb ähnliche Probleme. Allerdings ist im Haslachtal zwischen Mühlingen und Falkau kein Naturschutzgebiet ausgewiesen. In Spitzenzeiten, so Naturschutzwart Eugen Waldvogel, summierte sich die Wasserentnahme der Tiefbrunnen bereits auf satte 463 000 Kubikmeter jährlich. Das tatsächliche Absinken des Grundwasserspiegels werde bei diesen Mengen auch nicht mehr bestritten. Denn wenn der Grundwasserspiegel im Sommer und Herbst auch nur um 90 Zentimeter absinke, führe der Bach eben kein Wasser mehr.

Zuletzt konnte die Wasserentnahme der Gruppenwasserversorgung, die sich allein auf Lenzkircher Gebiet beschränkte, wieder etwas zurückgefahren werden. Doch nachdem kürzlich — wie berichtet — die Gemeinde Wutach auf mindestens drei Jahre einen Bedarf von jährlich 100 000 Kubikmeter vertraglich zugesichert bekommen hat, sorgen sich Naturschützer mehr denn je, dass das “hochsensible Schutzgebiet” nachhaltig geschädigt werden könnte. Skeptiker befürchten zudem, dass die Lenzkircher Wasserlieferung in so entfernte Gebiete wie die Gemeinde Wutach zum Dauerzustand werden könnte. Die dortigen Nitrat belasteten Quellen ließen sich gar nicht so rasch sanieren, so heißt es. Bürgermeister Reinhard Feser sieht die Situation allerdings nicht so dramatisch. Da man zwischenzeitlich vielerorts in die Wasserversorgung investiert habe, sei die Abnahme der Gruppenwasserversorgung in den vergangenen Jahren von den einstigen Spitzenwerten bereits zurückgegangen, so argumentiert er. Die allen sichtbaren Auswirkungen auf die Lenzkircher Fließgewässer wollte er nicht bestreiten. Bedenken habe es durchaus gegeben angesichts der zusätzlichen Tiefbrunnen-Förderung. Deshalb sei der Vertrag mit der Gemeinde Wutach auch so gestaltet worden, dass der Bedarf voraussichtlich auf 100000 Kubikmeter jährlich beschränkt bleibe. Denn jeder zusätzlich angeforderte Kubikmeter Wasser werde erheblich teurer für die Nichtmitgliedsgemeinde des Zweckverbandes. “Der Vertrag für die Wasserlieferung läuft vorläufig einmal auf drei Jahre. In dieser Zeit werden wir die Entwicklung im Urseetal beobachten. Ich hoffe und glaube es ist zu verkraften” , so Feser in Erwiderung auf die besorgten Argumente.

Badische Zeitung Freiburg
Manfred-G. Haderer, 15
auf www.badische-zeitung.de

 

Nabu-Ortsgruppe Hochschwarzwald  - zwei Weiher als Schwerpunkte

"Da seid ihr auf den richtigen Weg. Ich bin begeistert von euch“, fand der Naturschutzbund-Vorsitzende Südbadens, Wilfried Dieckmann, zur jungen Nabu-Ortsgruppe Hochschwarzwald. Diese legte ihre Jahresbilanz in Treschers Schwarzwaldhotel in Titisee vor, zehn Mitglieder verfolgten den Rückblick des Ortsvorsitzenden Roland König in der zweiten Hauptversammlung seit der Gründung im Januar 2004.

Er berichtete vom Aufstellen eines Amphibienzaunes an der B 500 beim Windgfällweiher, wie in einer Blitzaktion neue Nistmöglichkeiten für Mauersegler am Neustädter Landratsamt angebracht wurden, von der Begehung des Feldberger Felsenweges, der Aktion für schützenswerte Bäume in Schluchsee und dass im September Pilze im Fokus der Naturschützer standen. Siebenmal war die Meinung des Nabu Hochschwarzwald zu Bauangelegenheiten gefragt. Die wichtigste Anfrage, so König, sei das Planfeststellungsverfahren für die Vierer-Sesselbahn am Ahornbühl gewesen. Ein Augenmerk richtete die Gruppe auf die so genannten Ausgleichsflächen. Diese müssten auch gepflegt werden. Kassierer Siegfried Kognitzki informierte darüber, dass die Rechnung für den 1300 Meter langen Amphibienzaun noch offen steht. Diese werde über einen Zuschuss des Regierungspräsidiums bezahlt, doch der sei bisher noch nicht angekommen.

Keine Veränderungen hat es im Mitgliederstand gegeben. Aus- und Eintritte hielten sich die Waage. Immer noch gibt es 56 Mitglieder. Nicht uninteressiert zeigte sich der Vorstand daran, „professionelle Werber“ einzusetzen. Felix Bergmann, Geschäftsführer des Nabu Südbaden, gratulierte zum zweiten Geburtstag: „Es hat sich gelohnt, dass sich hier so ein Kreis gebildet hat.“ Gerade im lokalen Bereich seien einheimische Naturschützer vor Ort „unschlagbar“.
Zum geplanten Parkhaus am Feldberg informierte er, dass sich da „eine Schlacht“ anbahne, so bilde sich bereits ein breites Bündnis an regionalen Verbänden.

In naher Zukunft, meinte Roland König, werde das gefährliche Absammeln der wandernden Amphibien von der B500 durch einen Weiher auf der gegenüberliegenden Seite des Windgfällweihers die Arbeit der Naturschützer sicherer machen. Die Grundstückeigentümerin habe zugestimmt, das Landratsamt bereits grünes Licht gegeben. Ein weiterer Schwerpunkt der Nabu-Arbeit im Hochschwarzwaldwald ist der „Schlangenweiher“, der als Ausgleichsmaßnahme für den B-31-Ausbau zwischen Titisee und Neustadt angelegt worden ist. Den möchte die Nabu-Gruppe betreuen. „Der Behördenweg ist eine Katastrophe“, fand König. Nach längerer Recherche wisse man jetzt, wem das Grundstück gehöre, aber noch nicht, welche Behörde es verwalte. Denn nur mit dieser könne ein Betreuungsvertrag geschlossen werden.
Alles von
Eva Korinth vom 2.12.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

 

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