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Energiepolitik
im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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Naturschutztage 5. - 8. Januar 2006 in Radolfzell

 
Blick vom Kellershof nach Süden ins Jostal - Hotel Josen links und Rainhof rechts am 8.1.2006 mehr

 

Plädoyer für mehr Biomassenutzung

Im Rahmen der 30. Naturschutztage luden der BUND Deutschland, der NABU sowie der bayrische Bund Naturschutz (BN) zu einer Pressekonferenz zum Thema schonende Energiegewinnung aus Biomasse. Die drei Verbandsvertreter stellten dabei das Motto klar heraus: Energieerzeugung aus Biomasse müsse gefördert werden, ohne aber dabei Natur und Landschaft zu überfordern und zu belasten.

Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND, zufolge befinde man sich derzeit in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite stünde die politische Bestrebung, die Nutzung von Atomenergie weiter fortzusetzen. Auf der anderen Seite stünde die stete Forderung des Naturschutzes, den Bereich der Erneuerbaren Energien mehr auszubauen, um weitere Schadstoffausstöße zu verhindern und den Klimaschutz zu fördern. Die Nutzung von Biomasse stelle dabei zukünftig einen immer wichtigeren Faktor dar, betonte Dahlbender. Die entsprechende Technologie sei bereits vorhanden.

Dr. Stefan Rösler, NABU-Landesvorsitzender, sieht das Thema Biomasse und deren Förderung mittendrin in der aktuellen Debatte um die steigenden Energiepreise. Die gewünschte Energiewende zum Beispiel durch Biomassenutzung müsse dabei noch nicht einmal viel kosten. Voraussetzung sei jedoch der Einklang mit einer Agrarwende. Für die Landwirtschaft sei Biomasseerzeugung eine Bereicherung wie auch ein finanzieller Anreiz, ist Rösler überzeugt, da die Wertschöpfung im ländlichen Raum erhalten bleibe. Schwerpunkt bei der Biomassenutzung stellt für die Naturschutzverbände die Restnutzung und -verwertung dar. Zusätzliche Vorrangflächen in der Landwirtschaft zum Anbau weiterer, nachwachsender Rohstoffmengen müssten noch geschaffen werden. Aber die Biomasse, so der Appell aller drei Verbände in Richtung Politik, müsse dann so erzeugt und genutzt werden, dass keine neuen, gravierenden Probleme entstünden.
Für Hubert Weiger, Vorsitzender des BN, ist klar, dass die Zukunft in der Entwickelung vernetzter und integrativer Systeme liege. Dazu müsse ein politischer wie finanzieller Rahmen geschaffen werden, der von den Beteiligten eingehalten werde. Weiger verwies auf das Nachbarland Österreich, das den Ausstieg aus der Atomenergie und den Einstieg in die regenerativen Energien erfolgreich angegangen sei.
Singener Wochenblatt vom 12.1.2006


 


Naturschutz aus Ecke geholt - Günther Oettinger bei den 30. Naturschutztagen

Er ist der erste Ministerpräsident, der je die Naturschutztage des BUND und NABU besuchte - aber er war nicht zum ersten Mal da. Bereits vor fünf Jahren war Günther Oettinger, damals noch als CDU- Fraktionsvorsitzender im baden-württembergischen Landtag, als Gast einer Podiumsdiskussion beim größten deutschsprachigen Naturschutztreffen zugegen. Nun kam er wieder nach Radolfzell und stellte sich am Samstag im Rahmen der 30. Naturschutztage den kritischen Fragen des rund 500-köpfigen Auditoriums. Sein Auftritt, überschrieben mit dem Thema "Per- spektiven für Baden-Württemberg, war mit Spannung erwartet worden. Nur wenige Tage ist es her, dass sich Oettinger bei der CSU-Tagung in Wildbad Kreuth für verlängerte Laufzeiten der Kernkraftwerke aussprach und damit eine Position vertritt, die im Gegensatz zu denen der beiden großen deutschen Umweltverbände steht. Angesichts der aktuellen Energiede- batte ein heißes Eisen. Kein Wunder also, dass Dr. Brigitte Dahlbender, BUND- Landesvorsitzende, dieses Thema in ihrem Einstiegsvortrag ansprach. Ihrer Meinung nach verhindere die Atomenergie die Entwicklung erneuerbarer Energien und leiste keinen Beitrag zum Klimaschutz. Dahlbender forderte: Energie einsparen, Energie effizienter nutzen und erneuerbare Energien stärker fördern. Kritik übte Dahlbender zudem bei der Umsetzung der FFH- Richtlinie durch das Land - das gehe zu langsam. Die Naturschützer forderten ferner einen schonenderen Umgang mit der endlichen Ressource Fläche. Doch auch mit Lob wurde nicht gespart: Die Lage für den Naturschutz habe sich mit dem Amtsantritt von Oettinger deutlich im Land verbessert, er habe das "Ehrenamt für den Naturschutz aus der Ecke geholt". Lob gab es auch für Oettingers Initiative, das Biosphärengebiet Mittlere Schwäbische Alb einrichten zu wollen. Die Naturschutzverbände machten am Samstag deutlich, dass sie Oettinger, der als Ministerpräsident die nachhaltige Entwicklung von Baden- Württemberg als Ziel postuliert, beim Wort nehmen wollen. Ihre Aufforderung: "Lassen sie Taten folgen". Vorerst ließ Oettinger Worte folgen und unterbreitete an NABU und BUND Gesprächsangebote: "Wir bieten ihnen frühzeitige Beteiligung an". Oettinger bekannte: In Sachen Naturschutz habe Baden- Württemberg "einen Nachholbedarf", sein Vorgänger habe "das Thema unterschätzt". Für ihn sei Umweltschutz "Chefsache", Umweltschutz sei auch ein Standortfaktor. Schwerpunkte will Oettinger bei der Umweltbildung in den Schulen legen. Dazu werden aktuell Rahmenbedingungen erarbeitet - ohne Ehrenamt wird das nicht gehen. Des Weiteren soll nach Wunsch des Ministerpräsidenten baden- württembergische Umwelttechnik zum ähnlichen Exportschlager werden wie Automobile "made" im Ländle. Den "großflächigen Naturschutz" will Oettinger im Land "hoffähig" machen, er hielt ein Plädoyer für den Vertragsnaturschutz. Angesichts des Bevölkerungszuwachses in Baden - Württemberg versprach der Ministerpräsident die Steuerung der Siedlungspolitik. Doch wie viel (Wohn)Fläche jeder für sich selbst beanspruche, müsse jeder für sich klären. Dies zu regulieren, bedeute die Freiheit des Bürgers einschränken. Oettinger setzt lieber auf Vernunft und Meinungsbildung. Die Frage nach grüner Gentechnik erklärte er für sich als "noch nicht entschieden". Oettinger bekräftigte seine Forderung nach längerer Laufzeit der Kernkraftwerke - als Übergangslösung. Die Laufzeit sei nötig, um erneuerbaren Energien bessere Chancen zu verschaffen. Oettinger sprach sich gegen neue Kohle- und Gaskraftwerke im Land aus als Ersatz für wegfallenden Atomstrom. "Wer Kernkraft zu früh abschaltet, bekommt mehr Kohle und Gas als der Natur gut tut", so seine Prognose. Als Gegenleistung für eine längere Laufzeit von Neckarwestheim versprach er 50 Prozent des Erlöses in erneuerbare Energien zu stecken.
Singener Wochenblatt. Den gesamten Artikel vom 11.1.2006 bitte auf www.wochenblatt.net lesen


 

Wiederentdeckung des Energiesparens - Biomasse als Energieträger

Auf die steigenden Energiepreise haben Natur- und Umweltschützer eine eindeutige Antwort: Sie plädieren fürs Energiesparen, für die Förderung erneuerbarer Energien und die energetische Nutzung von Biomasse.

Radolfzell - Insbesondere um die sinnvolle Nutzung von Biomasse ging es in der Podiumsdiskussion, die im Rahmen der Naturschutztage im Milchwerk stattfand. Prof Dr. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des BUND Naturschutz Bayern, und Dr. Ulrich Kaier, Geschäftsführer der EC Bioenergie GmbH Heidelberg, die in Buchenbach/Schwarzwald eine Fabrik für Bio-Pellets betreibt, wurden zwar vom Moderator und BUND-Landesgeschäftsführer Michael Spielmann als Kontrahenten angekündigt, aber im Kern der Sache waren sie sich einig: Biomasse ist ein wichtiger Energieträger.

In seinen Ausführungen verdeutlichte Ulrich Kaier den Weg der Biomasse aus der Energienische zum zentralen Energieträger der nahen Zukunft. Mit ihrem "unglaublichen Potenzial" sei sie in der Lage, "in die Fußstapfen von Öl und Gas zu treten". Biomasse, so Ulrich Kaier, sei ständig verfügbar, die Verwertung habe sich als wirtschaftlich erwiesen und nicht zuletzt bleibe die Wertschöpfung bei dieser Art von Energienutzung im Land.
Allerdings, daran ließ Hubert Weiger keinen Zweifel, besitzt für die Natur- und Umweltschützer die drastische Reduzierung des Energieverbrauchs oberste Priorität in der Energiediskussion. Jeder Haushalt ist nach Darstellung von Ulrich Kaier in der Lage, mindestens ein Drittel an Energie zu sparen. Die Umweltverbände sind zwar für eine stärkere energetische Nutzung von Biomasse, sie warnen aber gleichzeitig vor negativen Auswirkungen. Hubert Weiger verdeutlichte: Solange das vorhandene Potenzial genutzt werde, gebe es kein Problem.

Für die Landwirte erschließen sich ungeahnte Möglichkeiten, beispielsweise durch die Produktion des eigenen Treibstoffs. Laut Ulrich Kaier ist es möglich, auf einem Hektar Land den kompletten Energiebedarf für zwei Einfamilienhäuser anzupflanzen.
Nach Aussage von Hubert Weiger besteht daher die Notwendigkeit, unter den Gesichtspunkten des Natur- und Umweltschutzes zu prüfen, wo Plantagen für Biomasse angelegt werden können. "Wir müssen die Entwicklung beeinflussen", appellierte er. Der Weg hin zur deutlichen Reduzierung des Energieverbrauchs und zu erneuerbaren Energien ist, so Hubert Weiger, mit Hindernissen gepflastert. "Es gibt mächtige Gegner", betonte er im Hinblick auf die großen Energiekonzerne. Er wisse von Kommunen, die Holzheizungen verbieten, weil sie am Gasgeschäft partizipieren. Siehe Seite Baden-Württemberg
Alles von
Claudia Antes-Barisch im Südkurier vom 9.1.2006 auf www.suedkurier.de lesen


 

 

Gemeinsame Pressemitteilung von NABU und BUND

Ministerpräsident Günther Oettinger stellt sich kritischen Fragen der Naturschützer – Teilnehmer verabschieden Resolution zum Schutz der Kormorane am Oberrhein

Radolfzell - Rund 600 Teilnehmer haben in den vergangenen vier Tagen die Naturschutztage im Milchwerk Radolfzell besucht. Die größte regelmäßig stattfindende Naturschutz-Tagung im deutschen Sprachraum wurde in diesem Jahr zum 30. Mal von den baden-württembergischen Landesverbänden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbund Deutschland (NABU) veranstaltet. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Besuch des Ministerpräsidenten Günther Oettinger, der sich den Fragen und der Kritik der Natur- und Umweltschützer stellte.

Die Teilnehmer der Naturschutztage lobten Oettingers Initiative bei der Einrichtung des ersten Großschutzgebietes in Baden-Württemberg, dem „Biosphärengebiet Mittlere Schwäbische Alb“. Sie kritisierten aber seinen Einsatz für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Die Natur- und Umweltschützer forderten Oettinger zu einer konsequenteren Politik beim Flächenschutz und zum Schutz vor gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf. Darüber hinaus müsse die Landesregierung die erneuerbaren Energien viel stärker als bisher finanziell fördern.

Die Teilnehmer der Naturschutztage verabschiedeten eine Resolution zum Schutz der Kormorane. Hintergrund ist der im September 2005 vom Regierungspräsidium Freiburg genehmigte Abschuss dieser Zugvögel in EU-Vogelschutzgebieten am Oberrhein. Die Behörde hatte die Genehmigung mit fischereiwirtschaftlichem Schaden und dem Schutz bedrohter Fischarten begründet. Die Teilnehmer der Naturschutztage forderten Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg auf, die Genehmigung unverzüglich zurückzunehmen, da es keine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung gebe, dass die Kormorane einen fischereiwirtschaftlichen Schaden hervorrufen oder Fischarten – wie die Äsche – bedrohen würden. Eine Diplomarbeit an der Fachhochschule Rottenburg, die wissenschaftlich von der Vogelwarte Möggingen betreut wurde, hat jetzt nachgewiesen, dass die Nahrung der Kormorane nur zu etwa 1,6 Prozent aus Äschen besteht. Eine Vielzahl der empfindlichen Fische sei 2003 verendet, weil das Wasser im Rhein über 25 Grad war. Auch die Landesanstalt für Umweltschutz hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass es mehr als 20 Gründe für den Rückgang von Fischen gibt. Dabei habe die Landesbehörde den Fraßfeind Kormoran nie als wichtige Ursache dargestellt.

Bei zahlreichen Vorträgen, Seminaren und Diskussionsrunden konnten sich die Teilnehmer über neue Wege im Naturschutz informieren. Dabei wurden unter anderem die Veränderungen thematisiert, die sich durch das Schutzgebietssystem „Natura 2000“ ergeben. Außerdem wurden die Folgen der Klimaveränderung in Baden-Württemberg, die Landtagswahlen, neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz sowie aktuelle Ansätze bei der Umweltbildung im Schul- und Vorschulalter diskutiert.
8.1.2006, www.nabu-bw.de


 

Energie aus Biomasse fördern, Natur und Landschaft nicht überfordern

Radolfzell - Die baden-württembergischen Landesverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes (NABU) haben sich heute auf ihrer Pressekonferenz im Rahmen der Naturschutztage in Radolfzell für eine stärkere energetische Nutzung von Biomasse ausgesprochen. Die Umweltverbände fordern die Bundes- und Landesregierung auf, bereits frühzeitig negativen Auswirkungen bei der Biomasse-Nutzung entgegenzusteuern. Klimaschutz darf nicht zu einer erhöhten Grundwasserbelastung, großflächiger Landschaftszerstörung oder gar zum Einsatz von Gentechnik führen.

Der NABU-Landesvorsitzende Dr. Stefan Rösler erklärt: „Eine zukunftsfähige Energieversorgung muss auf erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energiesparen basieren.“ Die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender betont: „Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Geothermie und Biomasse sind heimische und regenerative Energieträger, die es zu fördern gilt, weil sie die Umwelt weder mit Strahlenmüll noch mit Kohlendioxid belasten. Die energetische Biomasse-Nutzung ist nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sie ist auch aus strukturpolitischen Gründen nötig.“ Die Techniken für klimafreundlichen Strom und Wärme sind ausgreift und verfügbar. Land- und Forstwirte können sich über die Bioenergie eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen. Die Biomasse bedeutet auch eine Chance für den ländlichen Raum – kleinräumige Strukturen können erhalten bleiben.

„Jedoch darf die nachhaltige Nutzung der Biomasse nicht zu Lasten des Natur- und Umweltschutzes und anderer Nachhaltigkeitsziele, wie zum Beispiel den hundertprozentigen Ökolandbau, gehen. Es muss verhindert werden, dass die Gentechnik über den Energiepflanzenanbau ein Einfallstor in die Landwirtschaft erhält. Monokulturen dürfen nicht noch ein stärkeres Gewicht im Anbau erhalten. Auch darf nicht auf den großflächigen Anbau von Energiebiomasse gesetzt werden. Kleinräumige ländliche Strukturen müssen erhalten und eine weitere Verkehrslawine durch Biomassetransporte verhindert werden“, betont der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern (BN) Prof. Dr. Hubert Weiger. Die Umweltverbände erklären es zu einem kurzfristigen Ziel, die brachliegenden Potenziale der Biomasse aus Landschaftspflege und Straßenbegleitgrün, Reste aus der Nahrungsmittelproduktion (z. B. Stroh, verdorbene Ernten) und unbehandeltes Restholz aus der Industrie energetisch sinnvoll und effizient zu nutzen. Mit Blick auf die Studie „Ökologisch optimierter Ausbau erneuerbarer Energien“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) ziehen Dahlbender und Rösler den Schluss: „Wenn der Ausbau der Bioenergie nach ökologischen Kriterien jetzt intensiv vorangetrieben wird, dann kann sie bis 2009 einen wichtigen Beitrag für die Abschaltung des Atomkraftwerks Neckarwestheim leisten.
6.1.2006, www.nabu-bw.de


 

Biogas, Biomasse, Holz – Energieträger für die Zukunft!?

Freitag, 6.1.2006, 10.00 Uhr Podiumsdiskussion:
Biogas, Biomasse, Holz – Energieträger für die Zukunft!?
Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz Bayern
Dr. Ing. Ulrich Kaier, Geschäftsführer EC Bioenergie GmbH Heidelberg
Leitung: Michael Spielmann, BUND-Landesgeschäftsführer
http://www.naturschutztage.de/inhalt/tag2.html


 

Neue Wege, Klimawandel und heimische Bräuche - 30. Naturschutztage

Neue Wege im Naturschutz sowie der Klimaschutz sind die Schwerpunktthemen der 30. Naturschutztage, die vom 5. bis 8. Januar im Radolfzeller Milchwerk stattfinden. Zu der Tagung werden prominente Gäste erwartet: am 7. Januar um 16.20 Uhr spricht Ministerpräsident Günther Oettinger zu "Perspektiven in Baden- Württemberg" und Dr. Obiero Ong'ang'a vom kenianischen Umweltverband "Osienala - Friends of Lake Victoria" zeigt am 8. Januar, ab 11.30 Uhr einen Bildvortrag über Afrikas größtem See, dem Viktoriasee. Hochkarätig besetzt ist eine Podiumsdiskussion am 6. Januar um 10 Uhr über die Nutzung von Biomasse als Energieträger der Zukunft.
Unter der Leitung von BUND Landesgeschäftsführer Michael Spielmann diskutieren Professor Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Bayern, sowie Dr. Ing. Ulrich Kaier, Geschäftsführer der EC Bioenergie aus Heidelberg über "Biogas, Biomasse und Holz als Energieträger der Zukunft".

Dr. Joachim Nitsch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wird am 6. Januar um 9 Uhr "Wege für eine zukunftsfähige Energieversorgung" aufweisen. Dr. Winfried Krahl von der Landesanstalt für Umweltschutz Karlsruhe berichtet am gleichen Tag um 11.30 Uhr über den Klimawandel und ihre Folgen in Baden-Württemberg. Die Tagung wird am 5. Januar um 14 Uhr durch den Radolfzeller OB Dr. Jörg Schmidt und die BUND - Landesvorsitzende, Dr. Brigitte Dahlbender, eröffnet und findet am Sonntag um 12.30 Uhr ihren Abschluss. Thematische Schwerpunkte der vier Tage sind neue Wege im Naturschutz, dabei werden unter anderem die Veränderungen diskutiert, die sich durch das Schutzgebietssystem "Natura 2000" ergeben. Darüber hinaus stehen die Perspektiven für Energie und Klima, die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, die Umweltbildung sowie die Rolle der Natur bei Festen und Bräuchen auf dem Programm. Zu letzterem spricht der aus dem Fernsehen bekannte "Fastnacht- Papst" Werner Mezger, Professor für Ethnologie in Tübingen, am Sonntag, 8. Januar, um 10.45 Uhr. Der Titel seines Vortrags lautet "Heimische Landschaft, Globalisierung und Moderne: Welche Rolle spielt die Natur heute in unseren Festen und Bräuchen". Veranstalter der Naturschutztage sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Die Naturschutztage in Radolfzell sind die größte regelmäßige Tagung für Naturschutz im deutschen Sprachraum. Veranstaltungsort für alle Vorträge sowie Seminare ist das Tagungs- und Kulturzentrum Milchwerk in Radolfzell. Die Tagung ist öffentlich, alle Interessierten sind eingeladen. Die Tagungsgebühr für die Dauer der gesamten Veranstaltung kostet 32 Euro, eine Tageskarte kostet 10 Euro (ermäßigt 5 Euro).
Das Programmheft und weitere Informationen gibt es in der BUND-Hauptgeschäftsstelle, Mühlbachstraße 2 in Möggingen, Tel.: 07732/1507-0, email: bund.moeggingen@bund.net . Das komplette Programm, einschließlich Exkursionen und Abendveranstaltungen, steht im Internet unter www.naturschutztage.de

Singener Wochenblatt am 4.1.2006: www.wochenblatt.net/radolfzell_aktuell/radolfzell3.htm

 

 

Nabu-Vorsitzender Manfred Lieser zu Themen der Naturschutztage

Interview mit Manfred Lieser, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu), über Positionen und Perspektiven des Naturschutzes, die Energieversorgung der Zukunft und Wünsche an die Landespolitik.

Eines der Tagesmotti für die Naturschutztage befasst sich mit der Möglichkeit neuer Wege im Umwelt- und Naturschutz. Welche Position nimmt Naturschutz derzeit ein und welche Perspektiven werden entwickelt?
Diese "neuen Wege" sind nicht gänzlich neu, sondern sie sind ein Erbe der 90er Jahre. Die entsprechenden Ansätze beinhalten eine Integration aller beteiligten gesellschaftlichen Gruppen an diesem Thema. Früher war der Naturschutz eine sehr nach innen gerichtete Arbeit. Heute sind wir zunehmend darum bemüht, Partner aus der Wirtschaft und aus anderen Bevölkerungsgruppen für unsere Ziele zu gewinnen. Nur gemeinsam können wir Lösungsmöglichkeiten entwickeln.

Wie würden Sie den Nabu innerhalb des bestehenden Netzes an Umwelt- und Naturschutzverbänden positionieren?
'Wir heben uns nicht von anderen Verbänden ab, sondern pflegen eine rege Kooperation mit Gruppen, die ähnliche Anliegen wie wir verfolgen. Dies ist allein schon aus dem Grund notwendig, da Bewahrung und Erhaltung der Natur immer schwieriger werden. Folglich müssen wir mehr Kampagnen starten, um die Gesellschaft auf unsere Belange aufmerksam zu machen und sie für eine Mitarbeit zu begeistern.

Wie kann ein Umweltschutzverband bei der Werbung neuer Mitarbeiter und Mitglieder den Spagat zwischen Wissenschaft und Popularisierung schaffen?
Die Masse möchte durch aufwändiges Marketing und Events angesprochen werden. Dennoch ist es sehr wichtig, dass unsere wissenschaftliche Arbeit unter solchen Aktionen nicht leidet. Um die Öffentlichkeit stärker miteinzubeziehen und gleichzeitig unserem wissenschaftlichen Anspruch gerecht zu werden, bieten wir Veranstaltungen wie die Naturschutztage an, zu denen jeder kommen und sich von kompetenten Referenten über aktuelle Themen informieren lassen kann.

Zu den prominentesten Referenten gehört der Ministerpräsident des Landes, Günther Oettinger. Was erhoffen Sie sich von seiner Rede über Perspektiven für Baden-Württemberg?
Es freut mich, dass die Landespolitik durch den Auftritt Günther Oettingers ein Signal setzt, dass Umweltschutzverbände mehr in die Politik einbezogen werden sollen. Ich erwarte konkrete Anregungen und insbesondere eine Stellungnahme zur Energie- und Verkehrspolitik. Ein solches Grundsatzreferat sollte - gerade in Zeiten einer anstehenden Landtagswahl - deutliche Weichenstellungen der Landespolitik für den Naturschutz bieten.

Wie beurteilen Sie die zukünftige Rolle alternativer Energieträger für die Versorgung? Welche Rolle sollte die Politik dabei einnehmen?
Als Forstmann liegt mir viel an einer nachhaltigen Nutzung unserer Holzvorräte: Sie sind so hoch wie nie und müssten besser genutzt werden. Energiepolitisch sollte an erster Stelle ein sparsamer Umgang mit den bestehenden Ressourcen angemahnt werden. Über alternative Methoden der Energiegewinnung diskutieren wir schließlich erst, um den hohen Verbrauch aufrechterhalten zu können. Umweltschädigende Energiequellen sollten durch nachhaltige ersetzt werden. Die Solarenergie ist hier schon sehr gut auf dem Vormarsch. Manche alternativen Energieträger wie die Nutzung von Windkraftanlagen oder Biogas sind allerdings auch unter Naturschützern umstritten, da damit Eingriffe in die Umwelt verbunden sind. Von politischer Seite würde ich mir hierfür mehr Förderung entsprechender Technologien wünschen. Dem Negativimage der Naturschützer als Verhinderer sollen die Naturschutztage gegensteuern, denn wir suchen ja auch den Dialog mit potenziellen Konfliktpartnern.

Christina Priotto am 31.12.2005, www.suedkurier.de

 

  

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