Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Ortenau
 

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Ortenau, Ortenaukreis, ...

 

 

 

Bundespräsident Köhler auf dem Günsberghof in Ottenhöfen

Bundespräsident Horst Köhler (CDU) bei seiner Schwarzwaldreise gestern zu Gast bei der Ottenhöfener Familie Roth: »Ob wir so was nochmals erleben«, sinniert Gerhard Roth (67) in der Stube. Vor dem hohen Besuch sei der Stall geweißelt und Brot gebacken worden. »Aber gut geschlafen habe ich schon«, sagt der Landwirt. Anders seine Frau Maria: »Ich hab’ nicht so gut geschlafen.«

Horst Köhler hat Verspätung. Das neblige Wetter verzögert die Anreise aus Baden-Baden. Plötzlich heißt es, er sei hinter Sasbach. »Das ist für Kurz Kiesel, Dirigent der Achertäler Musikanten das Kommando: »Kommt, wir stellen uns langsam auf!« Dann ist es so weit, der Bundespräsident und seine Gattin Eva Luise treffen ein. Er mit schickem lodengrünen Forsthut, die grauen Hosenbeine in wadenhohe cognacfarbene Lederstiefel gestopft. Er ist pragmatisch, der Horst Köhler. »Ich möchte mit den Menschen hier ins Gespräch kommen, ich möchte wissen, was Sache ist«, sucht er das Gespräch. Er hört sich die Probleme der Landwirtschaft an, vor allem bei der Offenhaltung der Landschaft, spricht über die Hofnachfolge mit Stefan Roth (39) und wie dessen vier Geschwister auf die Hofübernahme reagiert haben. »Waren sie einverstanden, dass Sie den Hof übernehmen oder gar froh?«
Kuh knabbert an Jacke. Die Köhlers stapfen, gefolgt von Willi Stächele, Landrat Klaus Brodbeck, Ottenhöfens Bürgermeister Dieter Klotz und Leibwächtern, durch den Kuhstall, in dem bis zu zwölf Kühe (Braunvieh) sowie zwei Schweine für den Eigenbedarf untergebracht sind. »Schauen Sie, da beißt eine in meine Jacke«, meldet sich Eva Luise Köhler mit einem charmanten Lächeln zu Wort.
Für Horst Köhler gilt es, dem Wald einen höheren Stellenwert beizumessen. »Erhalt und Pflege sind eine vordringliche Aufgabe«, sagt er. Und das regnerische und neblige Wetter tat ein Übriges: »Es soll sich niemand darüber beschweren: Nur bei diesem Wetter ist das Grün so kräftig.« Familie Roth überreicht dem hohen Gast einen Geschenkkorb mit echt Schwarzwälder Spezialitäten, Landrat Brodbeck gibt noch einen dazu. »Da habe ich ja eine ordentliche Wegzehrung. Das werden wir uns heute Abend schmecken lassen«, stellt Köhler fest. Besonders interessierte er sich für das Wort echte Schwarzwälder Spezialitäten. »Die kommen alle von unserem Hof«, erklärt Gerhard Roth. Der Kirsch ist selbstgebrannt, der Blutwurz aus eigener Produktion, das Bauernbrot auch, Würste und Schinken stammen vom eigenen Schwein.
30.5.2007, www.baden-online.de

... Der Zeitplan schien für den Präsidenten keine Rolle zu spielen. Er freute sich über die von den "Achertäler Blasmusikanten" unter der Leitung von Kurt Kiesel intonierte "Badner Lied" ebenso wie über die von den Roth-Enkelinnen Johanna (7) und Jasmin (14) überreichten Gastgeschenke. In aller Ruhe ließ er sich von Gerhard Roth den Günsberghof zeigen, der immerhin auf das Jahr 1339 zurückgeht. Natürlich gehörte dazu der Besuch des Kuhstalls, aber auch die moderne Heizungsanlage ließ sich der hohe Gast erklären. Der 65-jährige Gerhard Roth hat den in 350 Höhenmetern idyllisch über dem Achertal liegenden Hof 1971 zusammen mit seiner Frau Maria von seinen Eltern übernommen und bis im Spätjahr 2006 im Haupterwerb bewirtschaftet. Sohn Stefan betreibt die Landwirtschaft, zu der ein gutes Dutzend Kühle, Streuobstwiesen, 18 Hektar Wald und zwei Ferienwohnungen gehört, seitdem im Nebenerwerb. Um den Strukturwandel in der Landwirtschaft ging es auch, als sich der Bundespräsident beim bäuerlichen Vesper in der "Zwetschgenheckenstube" von Verbands- und Behördenvertretern über die Sorgen und Nöten der Menschen im Schwarzwald informieren ließ. Als Ottenhöfens Bürgermeister Dieter Klotz sein Amt anno 1980 übernahm, gab es noch mehr als 50 hauptberufliche Landwirte, heute sind es nur noch sechs.
30.5.2007, www.badische-zeitung.de

Günsberghof, Ottenhöfen
An der Schwarzwaldhochstraße liegt der Günsberghof, ein traditionsreicher Bauernhof mit Waldbau. Neben der Waldwirtschaft wird dort Viehwirtschaft betrieben und eigener Schnaps gebrannt. Zudem werden auf dem Günsberghof Ferien auf dem Bauernhof angeboten.
28.5.2007, www.bundespraesident.de

Bundespräsident Köhler zu Besuch beim Pelletwerk in Buchenbach:
www.bioenergie-sonnen-pellet.de/presse-koehler.htm

 

Mühlentag 2007 in der Ortenau

Mühlen umgibt von je her eine Aura des Zauberhaften und sogar Unheimlichen. Viele Märchen erzählen von der nicht immer menschenfreundlichen Magie der Mühlen und der Müller. Das liegt wohl auch daran, dass Mühlen Sonderlinge sind. Sie liegen häufig außerhalb der alten Dörfer, in Niederungen oder einsamen Talgründen, da sie naturgemäß die Nähe des Wassers suchen. Die für die Zeitgenossen häufig verwirrend faszinierende Technik hat ein Übriges dazu beigetragen. Die Faszination der Orte und der Technik ist bis heute ungebrochen. Davon lebt der Deutsche Mühlentag. Am Pfingstmontag, 28. Mai, ist es wieder so weit. Auch in der Ortenau gewähren wieder viele Mühlen einen Blick hinter die Kulissen.

Ölmühle Kirner, Grafenhausen, Hauptstraße 88,
07822/6336.
Alte Ölmühle des 17. Jahrhunderts. Die Technik ist noch vorhanden und wurde ehemals durch Göpelwerk angetrieben. 14 bis 18 Uhr Besichtigung und Führung.

Mühlen-Wanderweg der Stadt Ettenheim,
07822/432-14.
Der Mühlen-Wanderweg führt an ehemaligen Bauernmühlen vorbei, die alle in der Zeit um und nach dem 30-jährigen Krieg entstanden sind und teilweise noch in Betrieb sind. Eine geführte Wanderung kann bei der Tourist-Info Ettenheim gebucht werden. An der einfachen Wegstrecke — 7,5 Kilometer/ 2,5 Stunden sind zu besichtigen: Belzmühle, Stadtmühle, Fuchsmühle, Mittelmühle, Tröndlemühle, Riedmühle, Löffelmühle, Steiner's Mühle, Sägemühle Kiefel, Sägemühle Weisbach, Hummelmühle, Klostermühle. Geführte Wanderung um 10.30 Uhr ab Rathaus Ettenheim mit dem Schwarzwaldverein. Mühlenhock von 11 bis 18 Uhr bei der Klostermühle Ettenheimmünster, am Vorabend 27.5. "Mühlenschwoof" . Mühlenhock von 10 bis 20 Uhr bei der Fuchsmühle mit Bewirtung.

"s’Glatze Mühle" , Seelbach, Litschentalstraße 24 ,
07823/5333.
Zwei unterschlächtige Wasserräder treiben eine Getreidemühle von etwa 1750, eine 4-fach Gerstenstampfe von etwa 1800, eine Ölmühle mit Stein- und Metall-Walzen, Kollergang, Rührwerkofen und dreifach Keilpresse von 1848 an und etliches mehr. Von 10 bis 17 Uhr Besichtigung, Führungen, Mahlbetrieb, etc.

Jägertonihofmühle , Schuttertal-Dörlinbach, im Prinschbachtal , Hauptstr. 5,
07826/966619
Schwarzwälder-Hofmühle (Bittelmühle) von 1791 mit oberschlächtigem Rad.

Klostermühle, Gengenbach, Klosterstraße 7,
07803/3660
Historische Bauernmühle mit oberschlächtigem Holzrad. Das Mühlengebäude ist rund 400 Jahre alt und die Mühlentechnik rund 180 Jahre. 9 bis 17 Uhr Besichtigung

Vögeles Mühle , Steinach-Niederbach,
07832/5056 oder 0173-6413664.
Typische Schwarzwälder-Bauernmühle mit Mahlgang, alter Schlauchsichtung und Kleiekotzer. 11 bis 18 Uhr Besichtigung und Führungen.

Alte Mühle, Oberharmersbach ,
07837/828.
Die Mühle war bis 1980 als letzte Oberharmersbacher Getreidemühle in Betrieb. 10.30 bis 15 Uhr Besichtigung, Führung.

Mühlen des Vogtsbauernhofs, Schwarzwälder Freilichtmuseum, Gutach,
07831/9356-0.
Im Freilichtmuseum sind unter anderem eine Haus-Mahlmühle von 1609, eine Klopf- und Plotzsäge von 1673, eine Hochgangsäge von 1826, eine Hanfreibe sowie eine Hammerschmiede zu sehen. 9 bis 18 Uhr mit besonderem Mühlentags-Programm.

Hornberger Mühlenwanderweg, Hornberg-Reichenbach,
07833/1243.
Der Hornberger Mühlenwanderweg umfasst zwei Routen mit 12 und 8 Kilometer. Straßerhofmühle, Heilerbauernhofmühle, Heizemehofmühle, Unterschembachhofmühle, Vogtsbauernhofmühle, Untersteighofmühle, Zuckerbauernhofmühle, Hasenbauernhofmühle, Schwanenmühle. Mühlenvorführungen finden nach Bedarf statt. Zum Freilicht-Museum Vogtsbauernhöfe ist ein Busshuttle eingerichtet.

Mühle des 4. Hofes, Hornberg-Niederwasser, 4. Hof-Landstraße 23,
07833/ 278.
Alte (1750), 1990 bis 2000 funktionsfähig erneuerte Schwarzwälder-Hofmühle mit mittelschlächtigem Holz-Strauberrad. Eine Besonderheit ist der Wasserstau aus liegenden Fichtenstämmen in der Gutach für das abzuleitende Mühlwasser, an der Mühle nur eingeschränkte Parkmöglichkeit. 10 bis 17 Uhr Besichtigung, Führung, Mahlbetrieb, Bewirtung. An der Mühle Mühlenfest mit Musik.

Wiegeles Mühle, Oberkirch-Ödsbach, Wäldenstraße 27,
07802/6785.
Vor 1850 eine Säge- und Mahlmühle, dann nur noch Mahlmühle mit oberschlächtigem Holzrad und alter Kammradübersetzung. 1936 Einbau einer Turbine für die Stromversorgung des Hofes. 1995 Renovierung, nur sehr begrenzte Parkmöglichkeit. 11bis 18 Uhr Besichtigung und Führungen, Mahlbetrieb, Bewirtung, Musik.

Mühlendorf Ottenhöfen,
07842/804-40.
In und um Ottenhöfen sind über den Mühlenrundweg auf rund 13 Kilometern in 4 bis 5 Stunden folgende Mühlen leicht zu erwandern:Hammerschmiede, Köninger Mühle, Benz-Mühle am Bach, Schmälzle Mühle, Mühle am Rain, Bühler Mühle, Röschmühle, Benz Mühle im Unterwasser. 10 bis 18 Uhr haben fast alle Mühlen mit Programm geöffnet, zwei Fahrten des historischen Dampfzugs der Achertalbahn nach Achern und zurück (9.50 und 13.45 Uhr), 11 Uhr Volkstänze der Trachten- und Volkstanzgruppe Ottenhöfen im Kurgarten.

Deckerhof Mühle, Seebach, Sommerseite 74,
07842/8351.
Die Mühle wurde 1792 als Hofmühle des Deckerhofes erbaut. Viele Mühlenteile stammen noch aus barocker Anfangszeit. 11 bis 18 Uhr geöffnet .

Vollmers Mühle, Seebach, im Grimmerswaldtal,
07842/948320.
Bauernmühle von 1801 mit oberschlächtigem Holzrad und Wohntrakt. 11 bis 18 Uhr mit volkskundlicher Veranstaltung und Bewirtung.

Straubenhöfmühle, Sasbachwalden, Bergstraße 1,
07841/1035.
Die Mühle wurde 1789 erbaut. War bis 1938 als Getreidemühle in Betrieb. Vollständig renoviert, mit ihrem oberschlächtigen Wasserrad voll funktionsfähig mit Sandstein-Mahlgang , Sechskantsichter, Rüttelsieb (Abredder) und Kleiekasten. 10 bis 18 Uhr Besichtigung, Führung, Mahlbetrieb.

Kühnerhofmühle und Säge, Sasbach, Oberdorfstraße 53,
07841/6666-812
Mahlmühle von 1696 mit Mahl- und Schrotgang, Mehlkasten mit Sechskanter. Antrieb durch oberschlächtiges Rad. Säge mit Stolzer-Vollgatter von 1921. Antrieb durch Wasserrad und Deutz-Einzylinderdieselmotor von 1935. 11 -bis 18 Uhr Besichtigung, Führung, handwerkliche Vorführungen, Bewirtung.

rab, 25.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

Acht Storchenpaare im Raum Ettenheim

Südliche Ortenau: Orschweier, Ettenheim, Rust, Oberhausen, Herbolzheim, Ringsheim, Kenzingen
In Orschweier ist diese Woche das "Storchen TV" wieder auf Sendung gegangen. Und auch andernorts können die zu uns ins Sommerquartier zurückgekehrten Störche einmal mehr mittels Videokameras in ihren Nestern beobachtet werden.


Wie das Storchenpaar auf dem Orschweierer Rathausdach seine Zeit verbringt, kann jeder während der Öffnungszeiten der Volksbank im Erdgeschoss auf einem Monitor verfolgen. Zumindest das Männchen müsste es schon gewohnt sein, alltäglich gefilmt zu werden: Es handelt sich um das gleiche Tier wie im Vorjahr. Ob er seiner Frau treu geblieben ist, steht indes noch nicht fest — sie konnte noch nicht identifiziert werden. Identifiziert werden die Vögel anhand von Ringen an ihren Beinen. Die passt ihnen Wolfgang Hoffmann an, der Storchenvater des Naturschutzbunds Ettenheim. Er kümmert sich in der Region um acht Storchenpaare und im Frühjahr, wenn seine gefiederten Lieblinge aus Afrika zurückkommen, hat er besonders viel zu tun. Dann müssen die Nester gereinigt werden und die Kameras wieder auf die Dächer geschraubt werden.
In Ettenheim half dem Storchenvater dabei vor einigen Tagen Fernsehtechniker Dieter Hog, obwohl der etwas an Höhenangst leidet und das Nest ganz oben auf dem Rathaus thront. Ohne die Hilfe von Maschinist Sven Bröling mit seiner großen Drehleiter von der Feuerwehr wäre das nicht möglich gewesen. Es musste eine neue Kamera angebracht werden, denn die alte hatte nach drei Jahren Dienst aufgegeben. Noch hat der Nabu die Kosten von 300 Euro vorgestreckt, aber vielleicht findet sich ja noch der ein oder andere noble Spender, hofft Hoffmann. Die Störche sind wieder die gleichen wie im Vorjahr. Das Männchen ist ein Köndringer, wo es 2001 geschlüpft ist und das Weibchen kommt aus Holzhausen, ein paar Flugminuten von Freiburg entfernt. Sie ist zwei Jahre jünger als ihr Lebenspartner. Sobald die beiden mit der Brutvorbereitung beginnen, wird der Monitor beim Rathauseingang eingeschaltet.

Ebenso in Rust auf dem Schulhausdach, wo sich das Pärchen vom Vorjahr wieder eingenistet hat, vom Nest im Europa-Park weiß Wolfgang Hoffmann noch nichts. Im Pfarrgarten Oberhausen konnten beide Störche abgelesen werden, auch hier ist es, wie auf dem Nest auf dem Betriebsgelände von EnBW in den Elzwiesen, das gleiche Paar. Auch die weiteren Nester in der Umgebung, in Niederhausen, Herbolzheim und Ringsheim sind besetzt, in Kenzingen hat Wolfgang Hoffmann sogar die Hoffnung, dass die Störche es noch einmal versuchen werden, auf dem Kamin von Metz Coats zu brüten, obwohl das Nest im Herbst entfernt worden war.
Stefan Merkle, 17.3.2007, www.ettenheim.de

 

 

Ortenauer Gedenkbuch - Beschreibt Opfer des Nationalsozialismus

Kippenheim. Millionen Menschen wurden während der Gewaltherrschaft der Nazis zwischen 1933 und 1945 zu Opfern des nationalsozialistischen Terrors — auch in der Ortenau. Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus hat der Förderverein der ehemaligen Synagoge Sonntagnachmittag dazu eingeladen, mehr über das Schicksal dieser verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen zu erfahren.

Vor drei Jahren rief der Verein das "Ortenauer Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus" ins Leben, mit dem Ziel die individuellen Lebensgeschichten der Nazi-Opfer in der Ortenau zu erzählen, soweit dies überhaupt noch möglich ist. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Namenlose, von denen wenig bis gar nichts überliefert worden ist. Zur bisherigen Sammlung kamen nun neun weitere Texte hinzu. So geht ein neues Gedenkblatt dem Schicksal der Friesenheimer Juden nach, die am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurden. Dieses Gedenkblatt entstand im Zusammenhang mit dem Jugendprojekt "Mahnmal" , an dem sich auch die evangelische Jugend aus Friesenheim beteiligte. Ein weiteres Gedenkblatt ist der Lahrerin Katharina Vieser gewidmet, die Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms wurde. Verfasst hat diesen Text ihre Enkelin, Gardy Ruder, Initiatorin des Lahrer Stolpersteinprojektes.
Das Gedenkbuch beschränkt sich aber nicht auf die ermordeten Opfer, sondern versucht auch die Geschichte all jener aufzuarbeiten, die aus unterschiedlichsten Gründen ins Fadenkreuz der Nazi-Schergen gerieten. So etwa auch Pfarrer Franz Weinmann, der nach dem Krieg als Gemeindepfarrer in Heiligenzell tätig war. Günther Saltin aus Mannheim, der 1987 dessen Briefe herausgab, stellte den "Märtyrerpfarrer" vor. Als Kaplan der Mannheimer Jesuitenkirche wurde Weinmann aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem Nazi-Regime von der Gestapo bespitzelt und im Konzentrationslager Dachau interniert. Nur auf Betreiben des Vatikans kam der Theologe Jahre später wieder frei und gerade noch mit dem Leben davon.
Anders erging es Siegfried Kaufmann aus Kehl. Rolf Kruse berichtete den Zuhörern, wie der jüdische Großhandelskaufmann bereits 1935 durch eine rassisch-medizinische Untersuchung diskriminiert wurde, deshalb nach Frankreich floh, wo er in Paris verhaftet, deporiert und später ermordet wurde.

Anna Wieshammer, 17 Jahre, referierte aus dem Leben des Offenburger Juden Max Weil: Er musste am 10. November 1938 als Betreiber einer Gaststätte die Folgen der so genannten Reichskristallnacht direkt am eigenen Leibe spüren, bevor er vier Wochen nach Dachau kam. Der erzwungenen Geschäftsaufgabe folgte 1940 — wie bei allen Offenburger Juden — die Deportation nach Gurs, später Rivessaltes. Seine Frau kam in Auschwitz ums Leben, allein der Sohn überlebte.

Im Anschluss verlas Gerard Dreifuss aus Straßburg die beiden Gedenktexte für seinen Großvater Leopold Dreifuss und seine Tante Alice Dreifuss, beide Mitglieder einer alten badisch-elsässischen Familie. Als Inhaber einer Metzgerei in Altdorf versuchte Dreifuss nach Frankreich auszuwandern, was ihm nicht gelang. Am 28. Juli 1942 musste er den Zug nach Theresienstadt besteigen. Leopolds Tochter Alice floh nach Berlin und arbeitete dort als Zwangsarbeiterin bei den Siemenswerken. Noch vor der systematischen Deportationswelle wurde sie nach Auschwitz verschafft und direkt in die Gaskammer geführt. Dagegen wählte Ludwig Meier 1939 den Freitod, als er, völlig gebrochen nach seiner Internierung in Dachau, in seine Heimat zurückkehrte, wie das Ehepaar Bintz aus Bodersweier den Zuhörern berichtete.
Zum Abschluss stellte die 13-jährige Isabell Busch, die jüngste Mitarbeiterin des Gedenkbuchs, das Leben von Esther Cohn aus Offenburg vor. Eine schwere Kinderlähmung hatte dem Lebensmut des Mädchens aus einer bildungsbürgerlichen Familie erstaunlich wenig anhaben können. Ihr Tagebuch erzählt von einer fröhlichen Jugendzeit in einem jüdischen Kinderheim in München. Doch auch sie wurde nach Theresienstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet. Die ergreifenden Lebensgeschichten wurden musikalisch umrahmt von Lisa Klevit-Ziegler und Rebecca Ziegler. Das "Ortenauer Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus" liegt in der ehemaligen Synagoge aus und kann zu den Öffnungszeiten eingesehen werden.
Alexander Dupps, 30.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

Neujahrsempfang: Landrat Klaus Brodbeck für ländlichen Raum

D
er ländliche Raum, also die Regionen außerhalb der größeren Städte, muss in Zukunft ein (noch) stärkeres Augenmerk bekommen, nicht nur weil der Ortenaukreis mit 1851 Quadratkilometern der flächenmäßig größte Landkreis ist und 90 Prozent davon Natur- und Kulturlandschaft sind, sondern weil dort ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung lebt. Dies sagte Landrat Klaus Brodbeck anlässlich des Neujahrsempfangs vor 500 Gästen im Landratsamt.

Die Wirtschaftsdaten im Ortenaukreis sind derzeit "hervorragend" , so Klaus Brodbeck, auch hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung könne man von einer "Zuwachsregion" sprechen. Dennoch gebe es vereinzelt Indizien, dass die ländlichen Regionen im Kreis, und davon gebe es nicht wenige, in Zeiten der Globalisierung und ihrer "ausgeprägten Zentralisierungstendenzen" langfristig den Kürzeren ziehen werden — was im schlimmsten Fall zu einer Landflucht führen könnte. Also bedarf es der Anstrengungen aller Verantwortlichen, die Strukturen des ländlichen Raums zu erhalten oder sogar zu verbessern:

Landwirtschaft: Durch die Marktöffnung verliert sie weiter an Ertragskraft. Immer mehr Landwirte geben laut Brodbeck auf, viele stehen mit dem Rücken an der Wand oder könnten ohne weitere Verdienstquellen außerhalb des eigentlichen Berufs ihre Familien nicht mehr ernähren. Man müsse sich auch im Ortenaukreis durchaus Sorgen machen über eine "Landschaft ohne Landwirtschaft" .
Unternehmen: Besonders ertragreiche Aktivitäten — qualifizierte Dienstleistungen, Forschung und Entwicklung — bevorzugen meist ein städtisches Milieu. Viele mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum haben deshalb Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Bevölkerungsentwicklung: Man müsse leider feststellen, so Brodbeck, "dass in den Seitentälern des Schwarzwalds die Bevölkerung abnimmt, während sie in den Städten und Gemeinden kontinuierlich zunimmt, die an den Verkehrsachsen im Rheintal liegen" . Auf dem Land steigt die Gefahr, dass Lebensmittelgeschäfte, Metzgereien und Bäckereien geschlossen werden, sich Dienstleister wie die Post weiter zurückziehen und Kinderbetreuungs- und Bildungsangebote den Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden. Übers "Bündnis für Familien" bekommen die Kommunen Anregungen, wie Defizite behoben werden können.

Der Landrat stellte einige Ziele und Projekte vor, wie die Lebensqualität im ländlichen Raum gesteigert werden kann:

Datenübertragung: Von einer Anbindung des ländlichen Raums an "Datenautobahnen" sei man im Ortenaukreis noch weit entfernt. Das Landratsamt stehe allerdings mit der Kabel BW in Kontakt, um den in Offenburg bestehenden Kabelknoten zu optimieren. Die Perspektiven stünden "nicht schlecht" .

Offenhaltung der Landschaft: Mit diesem Modellprojekt sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Die Bevölkerung soll dazu animiert werden, Fleisch von Bauern und Metzgern aus der Region zu kaufen, was umgekehrt dazu führt, dass es sich für die Landwirte lohnt, Vieh auf den Schwarzwaldhöhen weiden zu lassen — was wiederum die Verwaldung von Wiesenflächen verhindert.

Projekt: Über das Offenhaltungsprojekt will man eine von den Landwirten getragene Dachorganisation aufbauen und mit deren Hilfe die Kooperation mit Dritten suchen, mit Tourismusbetrieben, Einzelhandelsketten oder Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. Ziel ist, die hochwertigen regionalen landwirtschaftlichen Produkte zu einem anständigen Preis an den Mann zu bekommen. Die Chancen dazu sind da, so Brodbeck: Jüngste Meldungen, wonach es bundesweit bei Bio-Produkten zu Lieferengpässen kommen kann, belegen, "dass die Nachfrage hierfür durchaus vorhanden ist" .

Förderprogramm: Zusammen mit dem Landkreis Rottweil bewirbt sich der Ortenaukreis mit der Kulisse "Mittlerer Schwarzwald" um Gelder aus dem europäischen Förderprogramm "Leader" (liaison entre actions de développement de l’économie rurale — Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). "Leader" bietet die Chance, innovative Ideen (wie umweltfreundlicher Tourismus, Vermarktung regionaler Produkte, Datenleitungen im ländlichen Raum, generationenübergreifendes Wohnen oder Bauen mit heimischen Rohstoffen) zu entwickeln: "Dies ist gerade jetzt besonders wichtig, da die Gefahr besteht, dass die Fördermittel des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord, für uns völlig unverständlich und nicht hinnehmbar, erheblich gekürzt werden sollen."

Tourismus: Dessen Bedeutung wird laut Brodbeck von vielen unterschätzt. Im Ortenaukreis werden jährlich 2,7 Millionen Übernachtungen gezählt, zusammen mit den Tagesgästen im Jahr ein Umsatz von 600 Millionen Euro: "Der Schwarzwald bleibt aber nur dann als Tourismusgebiet attraktiv, wenn es uns gelingt, den reizvollen Wechsel zwischen Wald und offener Landschaft zu erhalten." Die Vermarktung der Marke "Schwarzwald" ist dem Kreis jährlich 205 000 Euro wert.

Ökologie: Die Wertigkeit des ländlichen Raums wird auch dadurch dokumentiert, dass dort viele ökologisch hochwertige Flächen bestehen. Immerhin fast 25 000 Hektar (rund 13 Prozent) der Kreisfläche stehen als Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere oder wegen ihrer einzigartigen Landschaft unter Schutz — das gelte es zu erhalten, auch mit Hilfe der ehrenamtlich tätigen Naturschutzbeauftragten.

Erntehelfer: Das Projekt wird fortgesetzt: Auch in der kommenden Saison werden Langzeitarbeitslose eingesetzt, auch wenn sie bisweilen nicht ans Niveau der polnischen Erntehelfer heranreichen.
Holz: Mit mehr als 90 000 Hektar ist nahezu die Hälfte unserer Kreisfläche bewaldet. Der Rohstoff Holz ist also ein wichtiges regionales Produkt. Das zeigt sich auch an der Existenz von 50 Sägewerken, 250 Schreinereien, 8500 Waldbesitzern und weiteren 9000 Arbeitsplätzen. Das Landratsamt unterstützt die Holzwirtschaft durch professionelle Beratung bei der Produktion hochwertiger Hölzer, der Vermarktung und bei der Versorgung der mittelständischen Sägeindustrie mit ausreichenden Mengen guten Holzes. Außerdem wurde ein zentrales Holzverkaufsbüro geschaffen, Ansprechpartner vor allem für größere Kunden.

Nahversorgung: Bei den Schulen und Krankenhäusern des Kreises sollen alle Standorte erhalten bleiben. Das gilt auch für das Angebot beim öffentlichen Personennahverkehr . Im kommenden Doppelhaushalt werden überdies sieben Millionen Euro in den Ausbau von Radwegen und Kreisstraßen investiert.
Hubert Röderer , 19.1.2007, www.badische-zeitung.de

Links

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