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Pflegedienste und Sozialdienste 
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Pflegeverbund, Pflegedienste, Sozialstationen, ...

Blick nach Westen auf Rudenberg zwischen Neustadt und Eisenbach im Februar 2008
Blick nach Westen auf Rudenberg zwischen Neustadt und Eisenbach im Februar 2008

 

Bewertung für Pflegedienste und Heime bundesweit im Internet abrufbar

Ambulante Pflegedienste werden seit vielen Jahren vom Medizinischen Dienst (MDK) der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) geprüft. Neu ist jedoch eine bundesweit einheitliche Bewertungssystematik, deren Ergebnisse sich in Noten ausdrücken und im Internet unter http://www.aok-pflegedienstnavigator.de abrufbar sind. Neu ist auch, dass diese Prüfungen jährlich vorgenommen werden, ein erster Durchlauf war 2010 abgeschlossen worden, derzeit läuft der zweite.
Grundlage ist eine Vereinbarung zu mehr Transparenz der GKV-Spitzverbände und der Trägerverbände aus dem Jahr 2009. Die Gesamtnote beruht auf 37 Einzelbewertungen, wobei dem Bereich "pflegerische Leistungen" 17 Kriterien, den Bereichen "ärztlich verordnete pflegerische Leistungen" sowie "Dienstleistung und Organisation" jeweils zehn Kriterien zugeordnet sind. Weiter werden Patientinnen und Patienten befragt.
Bei der Sozialstation Dreisam gGmbH waren die Prüfer im vergangenen Dezember. In allen Bereichen haben sie diesem Dienst die bestmögliche Beurteilung attestiert, was die Gesamtnote 1,0 ergeben hat. Ebenfalls mit einer 1,0 glänzen in Freiburg die Evangelische Sozialstation, die ambulanten Dienste des Evangelischen Stifts, des Wohnstifts Augustinum und des Vereins Lukaspflege sowie der Dienst Lebensbaum Palliative Pflege und der private Dienst Schulte-Kellinghaus.
Bislang liegen allerdings erst bei 21 von rund 40 Diensten mit Sitz im Stadtgebiet die Ergebnisse der jüngsten Prüfung online vor (Stand 28. Februar). Die überwiegende Mehrzahl ist mit "sehr gut" oder mit "gut" bewertet, der baden-württembergische Landesdurchschnitt beträgt 1,3. Es gibt aber auch Ausreißer. So hat bei zwei privaten Diensten in Freiburg die Bewertung "mangelhaft" für den Bereich "pflegerische Leistungen" zu einer 2,7 und einer 2,3 geführt. Die mit 3,0 schlechteste Note fällt auf einen privaten Dienst, der Bereich "Dienstleistung Organisation" wurde sehr negativ bewertet.
29.2.2012, Silvia Faller

 

Alt werden im Dreisamtal - Besinnung und Dank 

Es wird immer wieder berichtet über Seniorenheime, Generationenhäuser, Betreutes Wohnen, Altwerden im eigenen Zuhause mit Hilfe von Pflegediensten und ehrenamtlichen Helfern. In den vergangenen drei Jahren hatte ich viele Gelegenheiten, die Angebote im Dreisamtal mit denen in anderen Landschaften Deutschlands, und auch mit denen einiger ost- und südeuropäischer Staaten zu vergleichen. Fazit: Im Dreisamtal sind wir in dieser Hinsicht sehr gut aufgehoben und ich freue mich, den Lebensabend hier zu verbringen.  Auf diesem Wege möchte ich ganz offiziell all denen danken, die uns über fast drei Jahre während der Erkrankung meines Mannes zur Seite standen. Ein ganz großer Dank geht an unseren Hausarzt, Dr. Krimmel, und (ihn gelegentlich vertretend) Herr Reisch, und an das immer freundliche und hilfsbereite Praxisteam. Vielen Dank für die kompetente, hilfreiche Bewegungstherapie und Krankengymnastik an Frau Hausner und ihre Mitarbeiterinnen. Dank auch Herrn Apotheker Möltgen und seinen Mitarbeiterinnen und für gelegentliche Extraeinsätze Herrn Oberlin und dem Pflegemobil-Team. Danken möchte ich für die lange Zeit hilfreiche Ergotherapie von Frau Kaiser-Tesch und ihren geduldigen Mitarbeiterinnen. Außerdem sind uns durch ihren stets freundlich-fröhlichen Einsatz, ihre große Kompetenz, ihren liebevollen und stets respektvollen Umgang mit dem Patienten und ihre Aufmunterung für die im Hause mithelfenden, Herr und Frau Pak und ihre Mitarbeiterinnen vom Pflegedienst ZAK im Dreisamtal zur Freunden geworden, denen wir zutiefst Dank schulden. Nicht nur der Patient – mein Mann Bruno Schollmeyer, der am 21. 10. 2011 in Frieden von uns Abschied nahm – auch wir Familienmitglieder und Helfer an seiner Seite, fühlten uns umsorgt und getragen. Nicht zuletzt danke ich Herrn Klingele in Kirchzarten für die Übernahme aller Aufgaben bei der Aufbahrung und Bestattung und für seine einfühlsame Hilfe. Noch einmal sage ich Dank allen Freunden, ehemaligen Kollegen und Bekannten im Dreisamtal, die meinen Mann auf seinem letzten Weg begleiteten, die tröstende Worte und Gesten für die Familie fanden oder Spenden schickten für das Waisenhaus Sarande. Unser Weg liegt in Gottes Händen, aber auch in denen der Wegbegleiter.
17.11.2011, Agnes Schollmeyer, www.dreisamtaeler.de

 

3. Pflegebegleiter-Fachtag zur Selbstsorge in Freiburg

Pflegebegleiter-Fachtag in Freiburg mit dem Thema "Selbstsorge – das vergessene Potential" / Vier Initiativgruppen in der Region.

38 Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter trafen sich dieser Tage im Weihbischof Gnädinger Haus der Caritas in Feiburg zum 3. Pflegebegleiter-Fachtag für Baden-Württemberg. Mit dem Thema "Selbstsorge – das vergessene Potential" wurde ein ein Thema gewählt, das in besonderem Maße für pflegende Angehörige zutrifft, die über der Pflegetätigkeit immer mehr ihre eigenen Bedürfnisse hintan stellen.

Professor Elisabeth Bubolz-Lutz erläuterte in ihrem Impulsreferat, wie Schuldgefühle der Selbstsorge im Wege stehen können. Sie weiß aus der Arbeit mit pflegenden Angehörigen, wie Schuldgefühle Angehörige plagen und davon abhalten, sich selbst zu pflegen. Das führe auf Dauer zu starken Belastungen, die Krankheiten nach sich ziehen. Hier könne Pflegebegleitung positiv unterstützen und Impulse geben im Sinne der Erlaubnis zu Selbstsorge. In Workshops am Nachmittag konnten alle TeilnehmerInnen praktisch erfahren, wie Sinneserlebnisse, Bewegung, oder kreative Gesprächsanlässe eingesetzt werden können, um Selbstsorge zu fördern. In Baden Württemberg sind es rund 400 PflegebegleiterInnen, die sich für die Aufgabe entschieden haben, pflegende Angehörige zu begleiten. Sie haben sich in einer Fortbildung auf die freiwillige Tätigkeit vorbereitet, und werden dabei von Fachkräften begleitet. Hervorgehend aus dem Bundesmodellprojekt Pflegebegleitung hat sich ein Bundesnetzwerk formiert, dem die Gründerin Elisabeth Bubolz-Lutz vorsteht.
Die Sozialarbeiterin Renate Brender vom Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald ist seit der Bundesmodell-Projektphase dabei und war an der Vorbereitung und Durchführung des Fachtages beteiligt. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald begleitet sie 2 Pflegebegleiter-Initiativgruppen. In der Stadt Freiburg und im Landkreis gibt es derzeit 4 Pflegebegleiter-Initiativgruppen, denen man sich anschließen kann.

Renate Brender, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Tel 0761-8965-433
Waltraud Keller, Freiburg, Tel 0761-2909312.

15.10.2011, Caritas FR

 

Pflegestammtisch Dreisamtal: Erfolgreiches erstes Jahr

Sie kümmern sich um die Organisation des „Pflegestammtisches Dreisamtal“: Elisabeth Geromüller, Brigitte Rudiger (sitzend v.l.), Agnes Bügener, Beate Schweizer, Gabriele Zeisberg-Viroli und Ruprecht von Braunbehrens (stehend v.l.). Foto: Gerhard Lück

Auf ein erfolgreiches erstes Jahr blicken die Verantwortlichen des „Pflegestammtisch Dreisamtal“, der vom Kreis-Caritasverband organisiert wird, zurück. Unter der Leitung von Gabriele Zeisberg-Viroli trafen sie sich zur Zwischenbilanz im Caritas-Seniorenzentrum Kirchzarten. Das Gesprächsangebot beim Pflegestammtisch würde gerade wegen der großen Offenheit und Freiwilligkeit der Teilnahme sehr gerne angenommen. Betroffene pflegende Angehörige, aber auch ehemals Pflegende, Angehörige oder Nachbarn und Freunde kämen zum Austausch zusammen, könnten Fragen stellen und sich persönlich mit der eigenen Situation auseinandersetzen. „Jeder wird gehört und auch verstanden“, weiß Zeisberg-Viroli, „man braucht aber nicht reden, kann einfach nur zuhören.“ Das monatliche Treffen in der „Alten Post“ würde vielen Mut machen, dass die oft rund um die Uhr erforderliche Pflege doch zu schaffen sei. Bei einer durchschnittlichen Pflegezeit von 8,2 Jahren könnten solche Treffen viel Kraft geben. „Dabei können alle voneinander profitieren“, sagte Zeisberg-Viroli, die Leiterin der Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen im Dreisamtal ist. Beim Stammtisch würden übrigens auch wichtige Sachinformationen, z.B. über neue Pflegehilfsmittel, weitergegeben. Jetzt, im August und September, sei Sommerpause, war zu hören. Die nächsten „Pflegestammtische Dreisamtal“ fänden dann am 5. Oktober, 16. November und 7. Dezember 2011 jeweils am 19:30 Uhr im Gasthaus „Alte Post“, Bahnhofstraße 38, Kirchzarten statt. Rückfragen können gerne an Elisabeth Geromüller (Tel 07661 6432) oder Beate Schweizer (Tel 07661 627030) gestellt werden.
27.7.2011, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

Pflegemigration von Ost nach West: KHF-Symposion der Caritas

"Die Lösung des Pflegenotstands in Deutschland darf nicht dazu führen, dass die Lage in anderen Ländern noch schlimmer wird", sagt Christoph Klitsch-Ott, Vizechef von Caritas international. Das Hilfswerk des deutschen Caritasverbands hat zusammen mit der Katholischen Hochschule Freiburg zu einem zweitägigen Symposium über Pflegemigration geladen. Rund 70 Sozialwissenschaftler, Pflegedienstleiter und andere Experten aus 18 europäischen Ländern sind in das Tagungszentrum am Freiburger Schlossberg gekommen. Schnell wird klar: Die sozialen Folgen der Pflegemigration von Ost nach West sind vielfältig. Eine polnische Pflegerin, die in Deutschland arbeitet, lässt ihre eigene Familie in Polen zurück. Damit ihre Kinder versorgt sind, engagiert sie eine Ukrainerin. Die Kette beginnt also beim Pflegebedürftigen in Deutschland, setzt sich über die Familie in Polen fort und endet bei der Familie in der Ukraine. Nach Schätzung der Caritas wachsen bis zu sieben Millionen ukrainische Kinder ganz oder teilweise ohne Eltern auf, weil diese im Ausland arbeiten. Eine neue Form von Straßenkindern.....
Alles von Barbara Schmidt vom 27.6.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/helfen-auf-kosten-der-heimat--46752678.html

 

Ambulante Pflegedienste rechnen nach Modulen ab, nicht nach Zeit

Als Pflegedienstleiterin möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Situation aus Sicht eines ambulanten Pflegedienstes zu schildern. Als Pflegebedürftiger mit Pflegestufe 2 erhält man 430 Euro Pflegegeld, beziehungsweise 1040 Euro als "Sachleistungen". Das Pflegegeld wird direkt an den Versicherten ausgezahlt, der frei darüber verfügen kann. Mit den Sachleistungen werden Dienstleistungen professioneller Pflegeeinrichtungen finanziert. Die Pflegekasse zahlt diese Leistungen direkt an die Pflegeeinrichtung. Wird der Anspruch nur unvollständig genutzt, wird der "Überschuss" anteilig als Pflegegeld (max. 430 Euro) ausgezahlt.
Es gibt für diese Sachleistungen einen klar definierten Leistungskatalog des Gesetzgebers mit strikt hinterlegten Leistungen, Zeitfenstern und Preisen. Ambulante Dienste rechnen alle nicht nach Zeit ab, sondern nach klar definierten Modulen. Die Zeithinterlegung für diese Module basiert, wie im Artikel beschrieben, auf einer Mischkalkulation im Sinne des Solidaritätsprinzips. Konkret heißt dies: Eine Pflegefachkraft benötigt bei der 50-jährigen MS-Patientin für das Modul "Transfer An-/Auskleiden" (mit 15 Minuten veranschlagt, mit 8,29 Euro vergütet) nur acht Minuten, bei der an Demenz erkrankten Frau aus dem Nachbarort jedoch 25 Minuten. Diese Kalkulation zieht sich durch das komplette Leistungsangebot und ist vergleichbar mit dem Beitrag einer Krankenkasse. In einem konkreten Fall wurde von uns das Modul "kleine Toilette" vorgeschlagen. Es hätte alles beinhaltet, was die Kundin erwartete und was ihrem Bedarf entsprochen hätte. Diese Leistung wird allerdings mit einem Betrag von 15,33 Euro vergütet und wurde von unserer Kundin abgelehnt, da sie sich selbst waschen konnte. Sie wählte das günstigere Modul "Transfer An-/Auskleiden". Eine Differenz von 7 Euro ist bei einer täglichen Leistung natürlich nicht zu unterschätzen, wäre aber sowohl in dem im Artikel beschriebenen Fall als auch in unserem komplett von der Pflegekasse übernommen worden Abschließend möchte ich anmerken, dass professionelle, ambulante Pflegedienste mit den ihnen zustehenden Vergütungen nur knapp überleben können. Ich meine damit, dass Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste oft gerne mehr tun würden, was aus wirtschaftlicher Sicht leider nicht möglich ist. Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit ausgewogen ins Gleichgewicht zu bringen, ist ein Spagat, dem die Pflegekräfte täglich aufs Neue ausgesetzt sind. Bei allem Verständnis für Betroffene sollten wir doch beide Seiten betrachten und auch Verständnis für ambulante Pflegedienste aufbringen.

18.6.2011, Ulrike Meister, Pflegedienstleitung der Sozialstation Mittlerer Breisgau, Ehrenkirchen

 

Pflegebedürftig und auf fremde Hilfe angewiesen: Ein Erfahrungsbericht

Millionen Deutsche sind auf ambulante Hilfe angewiesen: Hilfe vom Bett in den Rollstuhl. Hilfe beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Hilfe beim Toilettengang. Was erwartet sie? Ein Selbstversuch.
Alles vom 3.6.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/pflegebeduerftig-und-auf-fremde-hilfe-angewiesen-ein-erfahrungsbericht

Als Zupfl (Insider-Jargon für "Zu Pflegender") wird man entpersönlicht
Besonderen Dank für diesen hervorragenden Artikel! Er bringt die Situation pflegebedürftiger Menschen, die ambulant versorgt werden, absolut auf den Punkt. Besonders dieser Absatz spricht wunderbar klar die "nackte Wahrheit" aus: "Auch ich will als Person gesehen werden von dem, der da auf meinem nackten Leib hantiert. Und nicht nur als Objekt, als Gegenstand, der ordnungsgemäß gesäubert, gewaschen, gekleidet, gefüttert, abgelegt wird. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht selbst als Objekt betrachte: Irgendwie muss es gelingen, die Würde wegzuretten von der Hautoberfläche, zu bewahren in einem unantastbaren Innenraum."
Wer dauerhaft auf professionelle Pflege angewiesen ist, braucht schon übermenschliche Kräfte, um sich seine Würde, sein Selbstbewusstsein und seine ureigenen Ansprüche zu bewahren. Das schafft fast niemand. In der Regel wird man als "Zupfl" (Insider-Jargon für "Zu Pflegender") im Laufe der Zeit immer anspruchsloser, willenloser und ziemlich entpersönlicht, wenn das Regelwerk der Pflegeversicherung und der Zeittakt der Pflegedienste das Leben bestimmen. Für die laut Artikel 1 unseres Grundgesetzes "unantastbare" Würde des Menschen ist im stressgeprägten Pflegealltag kein Platz. Das ist bitter. Aber so ist es wirklich.
Kai Fischer, 4.6.2011

 

Pflegestammtisch in der „Alten Post“ in Kirchzarten

Der nächste Pflegestammtisch findet am 2. März 2011 ab 19:30 Uhr im Gasthaus „Alte Post“ gegenüber vom Bahnhof statt. Eingeladen zum Austausch sind Pflegende Angehörige, ehemals pflegende Angehörige, „Zugehörige“ wie Freunde oder Nachbarn, die pflegen oder betreuen. Alle sind willkommen, sich auszutauschen, gegenseitig zu informieren und zu stärken. Durch den Austausch in der Gruppe möchten die Angehörigen die persönliche soziale Isolation, in der sich viele Angehörige befinden, aufheben. Aufgrund der aktuellen sozialpolitischen Diskussion des vom Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler initiieren „Pflege-Dialogs“ weisen viele auf die Bedeutung der Angehörigen für die Versorgung und Betreuung Pflegebedürftiger hin. Vielen ist klar, dass die Pflege daheim – bei durchschnittlicher Pflegedauer von 8,2 Jahren – nur mit vielen Formen der Entlastungen für Angehörige möglich ist. Die Gruppe der Angehörigen (IspAn) und die Pflegebegleiter haben daher vor einem Jahr den Pflegestammtisch ins Leben gerufen, an dem bisher viele Angehörige teilgenommen haben.

Telefonische Rückfragen zum Pflegestammtisch Kirchzarten sind an Pflegebegleiterin Elisabeth Geromüller unter Tel 07661 6432, zur Interessenselbstvertretung pflegender Angehöriger (IspAn) an Martina Meier (07661 1590 zu richten.

Gerhard Lück, 24.2.2011, www.dreisamtaeler.de

 

 

Abbau bürokratischer Heimaufsicht-Vorgaben besser als Psychopharmaka

Wie in den USA, liegt auch in Deutschland der geschätzte Anteil der an Demenz erkrankten Menschen unter den Heimbewohnern bei bis zu 70 Prozent. Jeder zweite Heimbewohner wird mit Psychopharmaka behandelt. Wobei das Ausmaß nach Aussage von Experten von Heim zu Heim stark variiert. "Wir versuchen, mit möglichst wenigen Medikamenten auszukommen", sagt Andrea Jandt, Pflegedienstleiterin im Freiburger St. Marienhaus. Zwar bekämen 90 Prozent der Bewohner mit mittlerer bis schwerer Demenz in bestimmten Situationen Neuroleptika, aber in sehr niedriger Dosierung. Nicht, um dem Pflegepersonal die Arbeit, sondern um dem Patienten sein Leben zu erleichtern. ... Alles vom 13.2.2011 bitte lesen auf
www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/demenzkranke-lasst-sie-doch-machen--41250512.html


 

MDK prüft und bewertet Pflegeheime: Skepsis - Prüfer besser bezahlt als Pfleger?

Die Heimleitungen sehen die Bewertungen mit gewisser Skepsis. "Es kann schwierig sein, wenn sich ein Bewohner als Stichprobe von ihm unbekannten MDK-Mitarbeitern bis auf die Haut prüfen lassen soll", findet der Marcher Heimleiter Peter Baake. Ein Teil der Fragen wird natürlich vor allem anhand der vorgeschriebenen Dokumentationen, die für jeden Bewohner täglich geführt werden müssen, geprüft. Über deren Umfang und Zeitaufwand stöhnen die Pflegekräfte seit Jahren.
Alles von Manfred Frietsch vom 23.12.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/boetzingen/bestnoten-fuer-seniorenpflegeheim--39079219.html

In Freiburg gibt es 21 Pflegeheime, die seit diesem Jahr jährlich vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung geprüft werden. Offiziell geht es dabei um "Gutachten zur Beurteilung der Qualität nach § 114 SGB XI in stationären Pflegeeinrichtungen". Mittlerweile sind alle Heime beurteilt, bisher haben aber nur sieben auch Noten bekommen (bei den anderen läuft die Auswertung noch, oder sie waren schon 2009 ohne Noten beurteilt worden): Fünf wurden mit 1,0 bewertet, eines mit 1,1, ein anderes mit 1,2. Die ambulanten Pflegedienste werden schon seit zwölf Jahren regelmäßig geprüft.  
29.12.2010

Fragwürdige Prüfpraxis des MDK: Endlich erfolgt Kritik
Respekt! Endlich haben einige Vertreterinnen und Vertreter der Freiburger Pflegeheime die fragwürdige Prüfpraxis des Medizinischen Dienstes (MDK) und der städtischen Heimaufsicht kritisiert. Pflege- und Betreuungsqualität sind höchst komplexe Gebilde und haben insbesondere mit der Heimatmosphäre und mit dem alltäglichen Umgang des Pflegepersonals mit den Bewohnern zu tun. Wie wollen MDK und Heimaufsicht diese Qualitätsfaktoren messen, wenn sie ein Mal im Jahr unangemeldet hereinschneien (auch noch getrennt voneinander!) und sich einseitig als Fehlersucher (Originalton Herr Megeren-Lunz: "Wir finden immer Mängel!") und hoheitliche Benotungsinstanzen präsentieren? Sie werden mit solchen Auftritten bei den Heimmitarbeitern und den Heimbewohnern lediglich eine "Habachtstellung" auslösen. Sie werden aber keinen Zugang zur Alltagsatmosphäre, also zum Kernbereich der Pflege- und Betreuungsqualität finden. Ein altes Sprichwort sagt: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es zurück.
Ich wünsche den Menschen beim MDK und bei der Heimaufsicht mehr Selbstkritik und Selbstreflexion: im Interesse des Prüfverfahrens und der Prüfergebnisse. Ich wünsche den Vertretern der Pflegeheime weiterhin den Mut, Fragwürdigkeiten öffentlich zu kritisieren: im Interesse der Heimbewohner und der Mitarbeiter. Beides könnte zu einer Qualifizierung der Pflegeaufsicht beitragen.
10.1.2011, Karl Wassermann, ehemaliger Leiter eines Freiburger Pflegeheimes

 

Sozialstation Dreisamtal: Entlastung für betreuende Angehörige

Sozialstation Dreisamtal bietet Betreuungsgruppen für Senioren und Menschen mit Demenz

Kirchzarten (glü.) Deutschlands größte Krankenkasse „Barmer-GEK“ veröffentlichte jetzt den Pflegereport 2010. Darin wird kundgetan, dass zwei von drei Bundesbürgern dement oder pflegebedürftig werden. Grund dafür ist die demografische Entwicklung, denn der Anteil der älteren Bevölkerung steigt, die Babyboomer-Jahrgänge kommen ins Rentenalter. Auch die Lebenserwartung nimmt zu und so die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Menschen gebrechlich und altersverwirrt werden. Die Barmer-GEK spricht von einer „neuen Pflegedimension“. Die Kirchliche Sozialstation Dreisamtal gibt in ihren neuen Räumen an der Bahnhofstraße 18 in Kirchzarten darauf eine aktuelle Antwort.
Ab Januar 2011 will die Sozialstation betreuenden Angehörigen bei „ein paar freie Stunden unkomplizierte Entlastung“ geben. Senioren oder an Demenz erkrankte Menschen sollen dann in kleinen Gruppen betreut, Gemeinschaft und schöne Stunden erleben. Ehrenamtliche Mitarbeiter(innen) sorgen für ein abwechslungsreiches Programm. Gerne können Interessenten zuvor auch einen unverbindlichen „Schnuppertag“ mitmachen. Wenn eine Gruppenteilnahme nicht möglich ist, kann auch eine stundenweise Betreuung daheim organisiert werden. Unter der Telefonnummer 07661 98680 sind Informationen zu erhalten oder Anmeldungen möglich. Hier können sich auch interessierte Ehrenamtliche melden.
Mit einem kleinen Fest „ergriffen“ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialstation letzte Woche „Besitz“ von ihren neuen Räumen im Mehrgenerationenhaus des Freiburger Bauvereins. Mit dabei waren auch die Mitglieder des Vorstandes und der Trägerpfarrgemeinden. Sie konnten sich zuvor bei einem Rundgang einen Eindruck von den neuen Räumlichkeiten verschaffen. – Übrigens: Die Sozialstation Dreisamtal hat sich jetzt beim Austausch eines Fahrzeugs für einen Neuwagen mit Autogasantrieb entschieden, um so ihren Beitrag zu einer gesunden Umwelt zu leisten.

Gerhard Lück, 12.12.2010, www.dreisamtaeler.de

 

 

Wealth Exchange: Pflegeheimbesuche durch multinationale Engel

Eine Gruppe junger Menschen geht in Pflegeheim und sammelt Geld für wohltätige Zwecke.

Wenn das nicht international ist: Eine Chinesin aus Hongkong und junge Menschen aus Deutschland, Peru und Israel veranstalten ein Fest und sammeln Gelder für einen buddhistischen Tempel in Argentinien, das Tibethaus in Freiburg und ein Waisenhaus in Kambodscha.

   Louise Sunflower hat die Gruppe Wealth Exchange ins Leben gerufen. FOTO: OSC

Ungewöhnlich erschien es Elisabeth Szinte, der Pflegedienstleiterin des Martha-Fackler-Heim im Freiburger Stadtteil Weingarten auch, als jene junge Frau aus Hongkong mit dem Angebot auf sie zukam, mit ihren Mitstreitern einmal im Monat ehrenamtliche Nachmittage mit Musik, Vorträgen und Spielen für die Bewohner des Pflegeheimes zu organisieren. „Ich wundere mich, und es macht mich traurig, wie sehr in Deutschland alte und kranke Menschen von ihren Familien getrennt leben", erklärt Chun-Yi Chan, die die meisten als Louise Sunflower kennen, die Idee ihrer Pflegeheimbesuche. Sie sind mittlerweile an jedem dritten Sonntag etabliert und erfreuen sich bei den Bewohnern immer größerer Beliebtheit. „Am Anfang waren wohl manche ein bisschen skeptisch, fragten sich, was diese jungen Ausländer von ihnen wollen", lacht Louise Sunflower. „Kommt ihr bald wieder?", fragen die Senioren jetzt am Ende der Nachmittage. W.E. oder Wealth Exchange nennt sich die Gruppe wohltätiger Engel um die 27-Jährige. „Reichtumsaustausch" also. „Die Buchstabenkombination kann aber auch für ‚Welcome everybody’ (Jeder ist willkommen) oder ‚Wonder earth’ (Wunder Erde) stehen", fügt Sunflower hinzu.

Zweites Standbein der multinationalen Gruppe sind neben den Pflegeheimbesuchen Wohltätigkeitsveranstaltungen wie die eingangs beschriebene, die im Sprachenkolleg für ausländische Studierende stattfand und insgesamt rund 950 Euro für die drei Einrichtungen einbrachte. In einer Gaststätte in Eichstetten und mit einem Nachmittag unter dem Motto „China trifft die spanische Welt" begann alles, der nächste Benefiznachmittag steht unmittelbar bevor: In der Freiburger Mensa-Bar soll er am Sonntag, 10. Oktober, steigen und sich unter dem Motto „Bauklötzchen" den Ausländern in Freiburgwidmen. Ein selbst produzierter Dokumentarfilm zeigt, wie ausländische Studierende in Freiburg ihr Leben aufbauen. Livemusik aus Chile, eine Reise nach Jerusalem zum Kennenlernen und eine Tombola gehören ebenfalls zum Programm, der Erlös soll einem Kinderprojekt in Malawi zu Gute kommen, einem von Taiwanern gegründeten Waisenhaus. Der Nachmittag in der Mensa-Bar wird die Abschiedsveranstaltung für Louise Sunflower sein, die nach Shanghai zieht und für ihre Promotion über die chinesische Kultur in Peru in Zukunft zwischen Shanghai, Hamburg und Peru pendeln wird. Auch, aber nicht nur deshalb ist Louise Sunflower derzeit auf der Suche nach Interessierten, die sich in der Gruppe engagieren wollen. Das können sowohl Menschen sein, die ihr Talent ohne Entgelt auf der Bühne zeigen wollen, als auch solche, die beim Organisieren der Nachmittage mithelfen möchten.
Otto Schnekenburger, 5.9.2010, www.der-sonntag.de

Infos und Karten für die Veranstaltung in der Mensa-Bar:
Wealth Exchange, c/o Chun-Yi Chan bzw. Louise Sunflower,
www.wealthexchange.org, avelyn.tang@wealthexchange.org
Tel 0176/ 27606508 (Dong Li).

 

 Pflegende aus dem Dreisamtal beim Projekt IspAn dabei

Sie wollen über „IspAn“ die Interessen des „Pflegedienstes Nummer eins“ – das sind die Angehörigen – stärken: Teilnehmer am Projekttreffen von „IspAn“ aus dem Dreisamtal und ganz Deutschland in Freiburg. Foto: Gerhard Lück

Kirchzarten (glü.) Sie sind der „Pflegedienst Nummer Eins“ in Deutschland, sie erbringen den größten Teil der Pflege, und ohne sie könnte die Versorgung von Pflegebedürftigen nicht aufrecht erhalten werden: Die Rede ist von den Angehörigen, die über 1,5 Millionen Pflegebedürftige Zuhause versorgen, und die – trotz ihres wichtigen gesellschaftlichen Beitrags – nicht in der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. Sie dabei zu unterstützen, ihre Erfahrungen an andere pflegende Angehörige weiterzugeben sowie ihre Interessen gegenüber politisch Verantwortlichen auf kommunaler und überregionaler Ebene, gegenüber Krankenkassen, Pflegediensten, Krankenhäusern oder Pflegeheimen zu vertreten, war das Ziel des jetzt beendeten dreijährigen Projektes „IspAn (Interessenselbstvertretung pflegender Angehöriger)“. Hierzu ist jetzt der Abschlussbericht erschienen, der die Erfahrungen und Erkenntnisse in den einzelnen Regionen vorstellt. Am Projekt des Deutschen Caritasverbandes hat sich auch der Kreis-Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald im Dreisamtal beteiligt. Während der Projektphase wurde im Dreisamtal eine engagierte Gruppe aufgebaut. Die Kirchzartener „IspAn-Gruppe“ gehörte neben Oberursel, Hofheim und Frankfurt zu den vier Standorten bundesweit, in der das Projekt erfolgreich lief. Alle vier „IspAn-Gruppen“ arbeiten nach Projektende jetzt an ihrem Anliegen weiter und wollen sich gemeinsam mit anderen Betroffenen weiter engagieren – wobei jederzeit weitere Interessenten gerne gesehen sind. Den Abschlussbericht sowie weitere Informationen gibt es unter: www.ispan.de  und bei Gabriele Zeisberg-Viroli in der Beratungsstelle für ältere Menschen und deren Angehörige, Albert-Schweitzer-Str. 5, 79199 Kirchzarten, Fon 07661 391-114. In der Zeit vom 6. bis 27. August 2010 ist die Beratungsstelle wegen Urlaub nicht besetzt. Die Ansprechpartnerin Gabriele Zeisberg-Viroli ist wieder ab dem 30. August zu den üblichen Beratungszeiten im Kirchzartener Caritas-Altenpflegeheim zu erreichen. Die sieben Beratungsstellen für ältere Menschen und deren Angehörige haben im Landkreis eine neue gemeinsame Homepage unter www.beratung-senioren.de  geschaltet. Hier sind aktuelle Informationen zu Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Tagespflegeeinrichtungen, Nachtwachen und wichtige Telefonnummern und Adressen zu finden.
Gerhard Lück, 29.7.2010, www.dreisamtaeler.de

  

 

5500 Pflegebedürftige im Landkreis: Engagement

Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt auch den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vor zahlreiche Herausforderungen. Eine Abnahme der Bevölkerung wird für den Süden Deutschlands in den nächsten Jahren noch nicht prognostiziert, die Bevölkerung nimmt nach Schätzung der Statistiker sogar noch leicht zu. Aber der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald wird zukünftig im Vergleich zu anderen Landkreisen im Durchschnitt eine der ältesten Bevölkerungen aufweisen.

Und je älter die Menschen werden, desto höher ist das Risiko, pflegebedürftig zu sein. Heute sind von den rund 250 000 Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis etwa 5 500 Menschen von Pflege betroffen. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Mit Blick auf den noch wachsenden Hilfebedarf hat das Landratsamt gemeinsam mit dem Fachbeirat für Pflege des Landkreises regionale Veranstaltungen für Menschen in Pflegesituationen mit dem Titel "Zukunft gestalten – pfleglich miteinander leben" organisiert. Die dritte und letzte Veranstaltung für die Region Kaiserstuhl-Tuniberg, Dreisamtal und Nördlicher Breisgau fand jetzt in March-Buchheim statt. Bürgermeister Josef Hügele freute sich bei seiner Begrüßung über das große Interesse an der Veranstaltung. Seine familienfreundliche Gemeinde biete für ihre Einwohnerinnen und Einwohner ein Rundumangebot, beginnend von der Kleinkindbetreuung bis hin zur Seniorenwohnanlage und dem Seniorenzentrum, und sei daher gut aufgestellt. Auch Sozialdezernentin Eva-Maria Münzer lobte die Gemeinde als eine der familienfreundlichsten Kommunen im Landkreis. "Für die Bewältigung der mit der Zunahme von Pflegebedürftigen verbundenen Aufgaben brauchen wir flächendeckend ein Hilfemix von professioneller und bürgerschaftlicher Hilfe", so Münzer weiter. Auch Mario Nantscheff sensibilisierte die Zuhörerinnen und Zuhörer in seinem Impulsreferat für die aktuelle Situation, dass es nämlich in den heutigen Gemeinden keine "Schwester Lintrud" mehr gebe, die jede Frau und jeden Mann kennt und genau weiß, wer was wann benötigt und die Organisation der individuellen Hilfe übernimmt. Heute lebten unterschiedlichste Persönlichkeiten nebeneinander. Die klassische Großfamilie, in der sich die verschiedenen Generationen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gegenseitig unterstützen, gebe es in der Regel nicht mehr.

Freude über jedes dankbare Lächeln der alten Menschen

Um Schwester Lintrud heute zu ersetzen, sei es notwendig, die für einen pfleglichen Umgang benötigten und vorhandenen Teile zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Hierzu gehören: Menschen und ihre Talente, die Infrastruktur und Ressourcen, das Wissen, was gebraucht und was angeboten wird und die Kommunikation der Beteiligten untereinander. Im anschließenden Interview, das von der Journalistin Anita Rüffer aus Freiburg geführt wurde, kamen Betroffene zu Wort, die ihre persönlichen Berührungspunkte mit dem Thema Pflege darstellten.
So etwa die 16-jährige Realschülerin Lisa Trogus aus Vogtsburg, die sich in einer Betreuungsgruppe für Demenzkranke engagiert und mit den Gruppenmitgliedern zum Beispiel Spiele macht oder liest, eine laut Rüffer eher ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung für eine Jugendliche. Sie lerne viel über soziales Verhalten und freue sich über jedes dankbare Lächeln der älteren Menschen resümierte Lisa ihr Engagement, das sie gerne weitermachen möchte, wenn es ihre Freizeit ab dem nächsten Schuljahr trotz des Besuchs einer weiterführenden Schule noch zulässt. Auch eine Pflegebegleiterin berichtete über ihre ehrenamtliche Tätigkeit, bei der sie Pflegenden zuhört, berät und ihnen gegebenenfalls auch Hilfsangebote vermittelt. Die kostenfreie Ausbildung zur Pflegebegleiterin habe sie bei der Sozialstation gemacht. Weitere Interviewpartnerinnen waren eine Tochter, deren pflegebedürftige Mutter in einer ambulanten Wohngruppe in Kirchzarten untergebracht ist. Die Besonderheit der Wohngruppe liege darin, dass sie als Angehörige die Möglichkeit hat, das Leben innerhalb der Wohngruppe mitzugestalten. Sie habe zwar auch Mitwirkungspflichten, aber die nehme sie gerne wahr. Oder eine ambulante Pflegerin, die als "Profi" immer wieder die Erfahrung macht, dass häufig Missverständnisse entstehen, weil die Kommunikation mit den Angehörigen zu kurz komme und ungenügend sei. In den abschließenden Tischgesprächen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung zu unterschiedlichen Themen wie "Ohnmacht und Macht: Manchmal weiß ich einfach nicht mehr weiter" oder "Dement – ganz nah dran" aus. Hier konnten die Anwesenden ihre persönlichen Erfahrungen und Ansichten einbringen. Den gelungenen Austausch zum Thema Pflege rundete das Buffet der Helios Klinik Müllheim ab. Unter dem Titel "vitapetito" bietet die Klinik ein Fingerfood-Konzept zur Speisenversorgung unter anderem für Menschen mit dementiellen Erkrankungen an, bei denen die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass die motorischen Fähigkeiten für das Essen mit Besteck fehlen. So genossen die Anwesenden die vorbereiteten Häppchen auch ganz ohne Besteck.  
22.4.2010, Landkreis BH

 

 

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wird immer mehr zum Thema

Veranstaltung des Landratsamtes zeigt passende Lösungsansätze für Betriebe auf

In immer mehr Familien geht die Phase der Kinderbetreuung nahtlos in die Phase der Pflegezeit von Angehörigen über. So stehen in unserer älter werdenden Gesellschaft oft Erwerbstätige, und hier besonders Frauen, vor der Herausforderung, ihren Beruf mit der Pflege von Angehörigen vereinbaren zu müssen. Mit Blick auf die steigende Zahl Pflegebedürftiger und den sich in den nächsten Jahren noch verstärkenden Fachkräftemangel müssen sich Unternehmen schon heute mit möglichen Modellen zur
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auseinandersetzen. Zahlreiche Betriebe und Pflegeeinrichtungen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald nutzten in einer Veranstaltung des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald aus der Reihe "Erfolgreich in die Zukunft - Familienfreundlich im Betrieb" die Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern. Als Partner konnten das Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden-Württemberg, BBQ Berufliche Bildung gGmbH, familyNET und Südwestmetall gewonnen werden.
Gastgeber der Veranstaltung war das Seniorenzentrum Gundelfingen, das vor zwölf Jahren in der Ortsmitte neu errichtet werden konnte und "sich für die Gemeinde als Glücksfall erwiesen hat", so Bürgermeister Reinhard Bentler bei seiner Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ideal sei die Zusammenlegung von Pflege und betreutem Wohnen unter einem Dach und das anschließende Gasthaus, das sowohl für die Senioren des Heimes als auch für die Öffentlichkeit eine optimale Begegnungsmöglichkeit biete. Die Anwesenden erhielten zunächst zahlreiche Informationen rund um das Thema Pflege. So stellte Michael Szymczak, Geschäftsführer der kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau e.V., das breite Angebot für Pflegende im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vor. Wichtig sei besonders, dass heute davon ausgegangen werden muss, dass Pflege nicht nur kurzfristig, sondern über mehrere Jahre geleistet werden müsse. So dauere jede zweite Pflegesituation länger als zehn Jahre und erfordere eine gute Vorbereitung und Begleitung, wie zum Beispiel Pflegekurse für Angehörige. Rechtsanwalt Andreas Hornung berichtete als Vertreter von Südwestmetall
über das seit 01. Juli 2008 geltende Pflegezeitgesetz. Dieses Gesetz gestattet jedem Beschäftigten, sich für eine begrenzte Zeitdauer von der Arbeit freistellen zu lassen oder in Teilzeit zu arbeiten, um
pflegebedürftige Angehörige zu betreuen und zu versorgen oder um kurzfristig eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren.
Antworten auf die betrieblichen Anforderungen gaben anschließend Praxiserfahrene im Interview mit Eva Schulte vom Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden-Württemberg. So berät Hannelore Haack-Schweizer von der Abteilung für Ältere der Stadt Reutlingen nicht nur Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und konzipiert Unterstützungsangebote und führt diese in Kooperation durch. Sonja Lambert von der AOK Hessen stellte den seit zwei Jahren bestehenden Service "Beruf und Pflege" für die rund 3.800 Beschäftigten vor. Aufgrund der dezentralen Struktur der AOK Hessen werden vor Ort Kooperationen mit anderen Betrieben eingegangen. So können die konzipierten Unterstützungsmodule flächendeckend umgesetzt werden, wie etwa Seminartage für pflegende Angehörige.
Auch Peter Penno, Heim- und Pflegedienstleiter des Seniorenzentrums Gundelfingen berichtete, dass sich immer mehr Angestellte im Spannungsfeld zwischen Pflege, der Notwendigkeit Geld verdienen zu müssen und den Anforderungen des Haushaltsführens befänden. Besonders wichtig sei es daher, die Hemmschwelle seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Tabuthema Pflege zu überwinden und offen über das Thema "Pflege" zu sprechen. Als Beispiele der Praxiserfahrenen für eine bessere
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wurden etwa flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit der Heimarbeit und das Angebot von Fortbildungen rund um das Thema Pflege genannt. Dazu gehörten auch Angebote der Supervision und Gesundheitsförderung wie zum Beispiel Rückenschule.
Die Veranstaltungsreihe "Erfolgreich in die Zukunft - Familienfreundlich im Betrieb" ist ein Angebot des Landratsamtes für Betriebe aus dem Landkreis im Rahmen des Bündnisses "Familienfreundlich im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald". Die Veranstaltungen werden von der Wirtschaftsförderung des Landratsamtes gemeinsam mit den Partnern des Beraterkreises "Familienfreundlichkeit im Betrieb" und themenspezifischen Partnern organisiert. Die Veranstalter nehmen gerne weitere gute betriebliche Beispiele zum Thema Familienfreundlichkeit auf.
Ansprechpartnerin beim Landratsamt ist Annette Herlt, Telefon 0761/2187-5316. Fragen speziell zum Thema der Altenhilfe und Pflege können an Maren Berg von der Fachstelle für Alten- und Behindertenhilfe des Landratsamtes gestellt werden. Sie ist unter der Telefonnummer 0761/2187-2141
erreichbar.
17.12.2009, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

 

Altenpflege und Altenpflegehilfe: Ausbildungschancen

.... Zu dieser Arbeit gehört auch, als junger Mensch mit dem Tod konfrontiert zu werden. Das ist nicht einfach, weiß Andreas Krüger, Leiter der Berufsfachschule für Altenpflege/-hilfe. Indes: "Die jungen Pflegekräfte erleben da ein Stück normales Leben, was andere in ihrem Alter gar nicht erleben können oder dürfen." Nicht zuletzt deshalb, scheint ihm, könne ein soziales Pflichtjahr ein Gewinn sein. Die Ausbildung in der Altenpflegehilfe sieht er obendrein als große Chance für Hauptschülerinnen und Hauptschüler, über die Helferprüfung den Einstieg in die Altenpflegeausbildung zu schaffen. Erst recht in einer Zeit, da er angesichts der diskutierten Senkung der Fachkraftquote, angesichts eines Abbaus von Qualifikation, angesichts einer Gesellschaft, die sich eine wertvolle Altenpflege nicht leisten kann oder will, befürchtet: "Es wird keine Bildungs-Republik Deutschland, sondern eine Budget-Republik werden." Doch auch in der kann nicht jeder pflegen.
Alles von Gerhard M.Kirk vom 3.9.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/der-bedarf-an-pflegekraeften-ist-in-freiburg-gross--19084613.html

 

Armut durch Pflege: Fußmarsch von Stefan Krastel von Offenburg nach Berlin

Stefan Krastel und sein vierbeiniger Begleiter Till vor dem Landtag in Stuttgart.
Foto: Privat

http://www.stefankrastel.de

"Armut durch Pflege" – unter diesem Motto hat sich Stefan Krastel am 12. August auf den Weg gemacht, um durch einen Fußmarsch von Offenburg nach Berlin auf seine Situation und die Benachteiligung von pflegenden Angehörigen aufmerksam zu machen. Bis zum gestrigen Sonntagabend hat Stefan Krastel bereits 125 Kilometer seines Protestmarsches nach Berlin geschafft. Wir berichtet, will der Friseurmeister aus der Ortenau mit seinem Fußmarsch ohne Geld nach Berlin gegen die rechtliche und finanzielle Benachteiligung pflegender Angehöriger gegenüber der institutionalisierten Pflege protestieren.....
Alles vom 17.8.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/offenburg/krastels-weg-solidaritaet-und-staunen--18399540.html

Etappen mit ihren geplanten Aufbruchs- und Ankunftszeichen auf der Homepage http://www.stefankrastel.de

Stefan Krastel: 14. Etappe auf dem Weg nach Berlin
Am gestrigen Sonntag, ziemlich genau um 14 Uhr, verließ Stefan Krastel das Bundesland Baden-Württemberg, überschritt die Grenze zu Bayern und machte sich auf den Weg zu seinem Etappenziel Aub in Unterfranken. Am heutigen Montag wird er von Aub nach Marktbreit am Main aufbrechen. Es wird die 14. Etappe auf Krastels Weg nach Berlin. Bekanntlich unternimmt der 41jährige Friseurmeister seinen Marsch, um auf die – gesetzlich so verfügte – Schlechterbehandlung pflegender Angehöriger gegenüber der Heimpflege zu protestieren. Krastel pflegt seit zehn Jahren seine schwerkranke Mutter und hat dadurch alles verloren, auch seine Altersabsicherung. Mittlerweile läuft die Öffentlichkeitsarbeit recht gut. Einige Mitglieder vom Verein "Wir pflegen", der Krastels Marsch unterstützt, haben unter der Führung von Gerd Fröhlich-Rockmann aus Halle eine Art Presseabteilung gegründet. "Wir haben die Presseorgane in den Städten, durch die Stefan Krastel kommt, angeschrieben", sagt Fröhlich-Rockmann. Des Weiteren sind auch die Rathäuser auf Krastels Weg benachrichtigt worden mit der Bitte, über ihre Pressestellen die Blätter zu informieren. Das zeigte Wirkung, die Regionalzeitungen berichten verstärkt über Krastels Marsch und über sein Anliegen. Am vergangenen Montag wurde der Friseurmeister überdies von einem SWR-Kamerateam begleitet. Der Beitrag war tags darauf in der Abendschau zu sehen. Auch ein Rundfunkredakteur vom SWR war mit ihm unterwegs. Überdies erhielt Krastel vergangene Woche mehrfach Besuch aus Offenburg von Freunden, welche die eine oder andere Etappe mit ihm marschiert sind. "Das hat mir sehr gut getan", sagt Krastel. Er komme durch seinen Marsch nicht nur körperlich, sondern auch psychisch an Grenzen. Insbesondere die Hitzetage seien sehr hart gewesen, weshalb er dazu übergegangen ist, sehr früh am Morgen – in aller Regel um 7 Uhr - schon aufzubrechen. Was ihm Mut mache, seien immer wieder Begegnungen mit Menschen. Am Sonntagmorgen sei eine Frau mit ihrem Sohn zu seinem Abmarschpunkt ans Rathaus in Creglingen gekommen. Krastel: "Die sind 68 Kilometer gefahren – nur um mir ein Vesper zu bringen und mir guten Mut zu wünschen. Das hat mich sehr angerührt." Die Frau habe ihm von ihrem mittlerweile verstorbenen Mann erzählt, den sie lange Zeit gepflegt habe. Eine große Überraschung war am Donnerstag in Kupferzell das Treffen mit einem früheren Offenburger, der ihn am Rathaus erwartet habe. Peter Baumann lebte einige Jahre in der Ortenau, er war seinerzeit Stammkunde in Krastels Friseurgeschäft, das der 41jährige mittlerweile aufgeben musste. Baumann, der mittlerweile selbst chronisch erkrankt ist, lebt inzwischen in Schwäbisch Hall. Er hatte durch das TV von Krastels Marsch gehört und reiste spontan nach Kupferzell, um seine Solidarität auszudrücken. Ebenfalls in Kupferzell sei er vom dortigen Evangelischen Pfarrer empfangen und zu einem Gespräch eingeladen worden. Auch durchaus heitere Begegnungen habe er gehabt. So habe er einen Landwirt, der auf dem Feld arbeitete, nach dem Weg gefragt. "Bisch du der Kerle, wo nach Berlin laufe dued?" habe der Bauer geantwortet. Er habe ihm dann aufgetragen, "denen in Berlin" die Meinung zu sagen, so Krastel weiter. "Außerdem wollte er mich unbedingt ein Stück auf dem Traktor mitnehmen und war ein wenig enttäuscht, dass ich abgelehnt habe." Seinem Hund Till gehe es sehr gut. "Er ist frisch und gut drauf. Der steckt das tägliche Marschieren besser weg als ich."
24.8.2009

Wer Angehörige selbst pflegt, wird vom Staat im Stich gelassen, sogar bestraft
Als Vater von drei behinderten Kindern, wovon eines in einem Heim untergebracht ist, kann ich Stefan Krastel für seinen Protest nur das Beste wünschen und ihn von hieraus moralisch unterstützen. Es ist tatsächlich so, dass derjenige, der seine behinderten Angehörigen zu Hause pflegt, und so dem Staat massive Zahlungen für die Heimunterbringung erspart, von diesem im Stich gelassen wird, ja sogar bestraft wird. Das macht auch mich wütend. Von Gerechtigkeit darf man hier sicher nicht sprechen.
Bei Antragsstellungen wird genauestens erfragt, wer mit dem Behinderten im Haushalt wohnt. Was die Mitbewohner, egal ob Eltern oder Geschwister, verdienen. Und danach richten sich dann teilweise Zuschüsse oder andere Unterstützungsmöglichkeiten. Wenn mein schwerhöriger Sohn deshalb, da ich zu viel verdiene (wobei lediglich ein Pauschbetrag meiner tatsächlichen Ausgaben berücksichtigt wird) zwischen null Euro (ja tatsächlich und 136 Euro Ausbildungsgeld zugesprochen bekommt und dies für einen "Knochenjob" als Landschaftsgärtner, dann ist es für ihn nur frustrierend und demotivierend. Und dies traut sich eine Agentur für Arbeit, die es nicht einmal für nötig befand, ihn in irgendeiner Weise bei der Ausbildungssuche zu unterstützen. Beschämend, kann ich nur sagen. Und wenn ich bei einem Zuschussantrag für eine Pkw-Auffahrrampe für meinen auf den Rollstuhl angewiesenen Sohn gefragt werde, ob diese Anschaffung wirklich notwendig wäre, und ich doch angeben soll, für welche Fahrten und für wie viele Kilometer im Jahr ich diese Rampe benötigen würde, dann habe ich kein Verständnis mehr. Es gäbe sicher noch viel Kritisches im Umgang der Behörden mit Behinderten anzusprechen. Doch tatsächlich sind diese eher die falschen Ansprechpartner. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, dessen Entscheidungen von den Sachbearbeitern nur umgesetzt werden. Die Gesetzesmacher, unsere Politiker, wissen zwischenzeitlich sicher, welche Ungerechtigkeiten sie herbeiführen. Aber dies zu ändern, dazu fehlt vielleicht der Mut oder der Wille. Der Staat darf auf jeden Fall froh sein, dass es noch viele gibt, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, sich selbst aufopfern und ihm so helfen, Milliarden einzusparen.  
BZ-Leserbrief vom 27.8.2009 von Christoph Brugger, Rheinfelden

 

KFH Freiburg und MdK BW bilden erstmalig Pflegesachverständige aus

Die Kooperationspartner Katholische Fachhochschule Freiburg/ IAF und der Medizinische Dienst der Krankenversicherung Baden-Württemberg (MDK) bieten ab September 2009 eine zertifizierte, berufsbegleitende Weiterbildung zum Pflegesachverständigen - SGB XI - für Pflegefachkräfte an. Zunächst werden in einem Pilotprojekt die MitarbeiterInnen des MDK Baden-Württemberg qualifiziert, ab 2010 ist diese Weiterbildung auch offen für alle anderen Pflegesachverständigen. 

Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, KFH Freiburg: "Die Begutachtung von sehr unterschiedlichen Personengruppen und Pflegesituationen bedeutet für die Pflegefachkräfte in der Praxis oft eine große Herausforderung. Die Rahmenbedingungen für die Pflege verändern sich ständig, die benötigten Leistungen müssen sich dem anpassen. Die neue Weiterbildung soll eine fundierte fachliche Basis dafür bieten, eine gute Qualität der Arbeit von Pflegesachverständigen zu sichern und weiterzuentwickeln." 
Pflegesachverständige begutachten Pflegebedürftigkeit. Dieses Aufgabenfeld entstand mit der Einführung der Pflegeversicherung und wird von Gesundheits- und Krankenpflegern, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern sowie Altenpflegern wahrgenommen. Die demografische Entwicklung und eine damit verbundene wachsende Zahl von pflegebedürftigen Menschen verstärken die sozialrechtliche Relevanz dieses Aufgabenfeldes. Durch die Einführung des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes zum 01.07.2008 wurden die Anforderungen an die Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst erhöht. Die Begutachtung muss jetzt innerhalb eines Zeitraumes von fünf Wochen nach Antragstellung auf Pflegeleistungen erfolgen. Nach der Gesetzesänderung ist der Bedarf an qualifizierten Pflegegutachtern gestiegen.
Karl-Heinz Plaumann, Geschäftsführer des MDK Baden - Württemberg: "Für den MDK Baden - Württemberg nimmt die ständige Qualifizierung seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen besonders hohen Stellenwert ein. Durch die Weiterbildung der Pflegefachkräfte zum Pflegesachverständigen stellen wir uns den gesteigerten Anforderungen im Gesundheitswesen. Wir freuen uns mit der Katholischen Fachhochschule einen kompetenten und bewährten Kooperationspartner an unserer Seite zu haben."
Pflegesachverständige klären unter anderem, wie hoch der Leistungsanspruch eines Patienten ist. Sie beurteilen, welche Stufe der Pflegebedürftigkeit vorliegt. Auch die Kontrolle der Pflegequalität in Einrichtungen gehört zu ihren Aufgaben. Sie arbeiten im Auftrag der Pflegekassen, aber auch als unabhängige Pflegesachverständige und PflegeberaterInnen meist im Auftrag von Sozialgerichten, Versicherungsträgern, ambulanten Pflegediensten oder bei Unternehmen, die sich auf Pflegegutachten spezialisiert haben. Zunehmend legen auch Pflegeeinrichtungen Wert darauf, einen eigenen Pflegesachverständigen zu beschäftigen. Die zertifizierte Weiterbildung zum Pflegesachverständigen - SGB XI - richtet sich an Pflegefachkräfte verschiedener Institutionen wie Kranken- und Pflegekassen, Medizinische Dienste der Krankenversicherung, Heimaufsichtsbehörden, Verbraucherzentralen, Beratungsstellen sowie an freiberufliche Gutachter. Die Weiterbildung findet in Blockveranstaltungen
an der Katholischen Fachhochschule Freiburg statt. Die Kursgebühren betragen insgesamt 1.430,- Euro.
18.8.2009, KFH Freiburg, iaf@kfh-freiburg.de

 

 

IspAn - Interessenselbstvertretung pflegender Angehöriger

Familie umfasst alle Generationen ohne Halt vorm Alter. Die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf ist nicht einfach: Referat und Diskussion in der Talvogtei zur Landkreis-Aktionswoche „Zeit für Familien“

Kirchzarten (glü.) Die beiden neuen Projekte im Dreisamtal, „IspAn (Interessenselbstvertretung pflegender Angehöriger)“ und „Pflegebegleiter“ diskutieren am Montag, dem 11. Mai um 20 Uhr mit pflegenden Angehörigen und weiteren Interessierten über die Verantwortung bei der Versorgung, Begleitung oder Pflege eines hilfebedürftigen Menschen und die Rolle des Gemeinwesens dabei. Die Veranstaltung des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald findet in der „Großen Stube“ der Talvogtei in Kirchzarten statt. Im Rahmen der Aktionswoche „Zeit für Familien“ des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald nehmen beide Projekte dieses wichtige Thema zum Anlass, im Gemeinwesen auf die Problematik, in der sich pflegende Angehörige befinden, aufmerksam zu machen und durch ihr aktives Mitwirken, Angehörige mit ihren Familien zu stärken. Angehörige erleben täglich viele Hindernisse, um Familie, Beruf und Pflege zu vereinbaren: sei es fehlendes Verständnis innerhalb der Familie oder in der Nachbarschaft, sei es am Arbeitsplatz, sei es bei dem Versuch, nach der Pflegepause in den Beruf zurückzukehren.
Renate Brender vom Caritasverband wird die „Pflegebegleiter-Initiativen Breisgau-Hochschwarzwald“ sowie das Bundesprojekt „Pflegebegleiter“ und deren Engagement zum Thema darstellen. Nach einem kurzen Referat zur allgemeinen Thematik „ Wie vereinbare ich Pflege mit Familie und Beruf?“ von Claudia Brinner vom Deutschen Caritasverband werden Angehörige und Pflegebegleiter anschließend ihre persönlichen Erfahrungen einbringen, um dann miteinander ins Gespräch zu kommen.
Gerhard Lück, 7.5.2009, www.dreisamtaeler.de

 

Caritas veranstaltet achtteilige Schulungsreihe für pflegende Angehörige

Dreisamtal (glü.) Rund 2,25 Millionen Pflegebedürftige gibt es insgesamt in Deutschland. Davon werden zu Hause 1,54 Millionen ausschließlich durch ihre Angehörigen gepflegt! Zu diesem Ergebnis kommt die Pflegestatistik 2007 des Statistischen Bundesamtes. „Diese gewaltigen Leistungen der Angehörigen werden von der Gesellschaft kaum wahrgenommen und quasi als selbstverständlich betrachtet“, meint Gabriele Zeisberg-Viroli von der Caritas im Landkreis. Der gesellschaftliche Beitrag zur Sicherstellung der Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen sei enorm, denn die alltägliche hauswirtschaftliche und pflegerische Versorgung der pflegebedürftigen Angehörigen müsse organisiert und sichergestellt, finanzielle Probleme müssten gelöst und Behörden kontaktiert werden. „Nicht selten verändern pflegende Angehörige ihre Lebensplanung, geben beispielsweise ihre Berufstätigkeit auf, um selbst die Pflege zu übernehmen“, so die Caritas-Altenhilfeexpertin. Es mangele jedoch, so die Erfahrungen vieler Angehöriger, an geeigneter Hilfestellung, Beratung und Information. Vielfach fühlten sich pflegende Angehörige mit ihren Problemen alleingelassen, verunsichert und überlastet. Mit einer achtteiligen Schulung ab April will die Caritas das soziale Engagement fördern sowie die Pflege und Betreuung von Angehörigen zu Hause erleichtern. Unter der Leitung der Pflegebegleiterinnen Irmengret Bottler und Elisabeth Geromüller bietet die Caritas zu verschiedenen Themen mit verschiedenen Fachleuten diese Schulungen an. Der erste Termin findet am Dienstag, dem 7. April 2009 um 16:30 Uhr unter dem Thema „Ich tue mir selbst etwas Gutes! – Rund um den Alltag von Pflege, Familie und Beruf – Anregungen zur Selbstpflege“ in Stegen statt.

Für die achtteilige Schulung wird eine Kursgebühr in Höhe von 80 Euro erhoben. Diese Kosten erstattet in der Regel die Pflegekasse zurück. Eine Anmeldung bei Gabriele Zeisberg-Viroli vom Kreis-Caritasverband unter der Telefon-Nummer 0761 8965-453 oder -421 ist unbedingt erforderlich. Die weiteren Termine finden jeden 1.Dienstag im Monat von 16:30 bis 18:00 Uhr in der Caritas-Seniorenwohnanlage Pater Middendorf, Stegen, Stockacker 2-4 statt.
Gerhard Lück, 26.3.2009, www.dreisamtaeler.de

 

Hotelfachkräfte auf den Stationen der Uniklinik?

Es ist nicht akzeptabel, wenn der Einsatz von Hotelfachkräften auf Kosten von Pflegestellen geht.
Es ist immer gut, wenn der Service für die Patientinnen und Patienten verbessert wird. Beim Einsatz von Hotelfachkräften auf den Stationen sollten folgende drei wichtige Aspekte nicht außer Acht gelassen werden:

1. Wenn Hotelfachkräfte in der Uniklink eingesetzt werden, sollten diese dann auch wie Hotelfachkräfte bezahlt werden. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn ihre bisherige Berufserfahrung im Hotelfach bei der Eingruppierung nicht berücksichtigt wird mit der Begründung, dass der Einsatz auf einer Station im Krankenhaus nicht vergleichbar wäre mit einem Einsatz im Hotel.
2. Es ist unabdingbar, dass die Hotelfachkräfte zusätzlich eingesetzt werden. Es ist nicht akzeptabel, wenn die Finanzierung aus dem Pflegebudget auf Kosten von Pflegestellen geht. Die Personaldecke im Pflegedienst wurde über Jahre bei steigender Leistung derart ausgedünnt, dass sich eine weitere Reduzierung schon im Ansatz verbietet.
3. Wichtig ist zudem, dass der Anspruch auf eine ganzheitliche Pflege für Patientinnen und Patienten nicht endgültig aufgegeben wird. Dazu gehört Zeit für Kommunikation, Zuwendung und Beziehungsarbeit zwischen Pflegekraft und Patient. Allzu oft wird zu Recht beklagt, dass Pflegekräfte keine Zeit haben für Gespräche und Zuwendung. Diese Zeit muss eingefordert und geschaffen werden. Es darf nicht sein, dass unter dem Druck von Personalabbau und Leistungsverdichtung diese zentrale Pflegeaufgabe nicht mehr der Kernkompetenz der Pflege zugeordnet wird. Gerade die Aufnahmesituation auf einer Station und das Thema Ernährung gehören hier dazu.

Viele Pflegekräfte wissen schon lange, dass ganzheitliche Patientenorientierung und Zeit für die Patientinnen und Patienten der beste Service ist. 
15.12.2008, Ingo Busch, Personalratsvorsitzender der Uniklinik Freiburg

 

Scham und Schamgefühl in Medizin und Pflege - Tagung abgesagt

Machen Sie sich frei /Vom verschämten Umgang mit der Scham in Medizin und Pflege - eine Freiburger Tagung, die nicht stattfand

Davon erzählt eigentlich keiner gerne. Von der Scham, die aus tiefster Seele stammt. An die nicht gerührt und die auch nicht benannt werden will. Das Unbehagen empfindet Frank (alle Patientennamen geändert) ganz deutlich, als er von seiner Darmspiegelung spricht. Vom Schämen zu reden, heißt sich zu demütigen. Er hatte sich an diesem Tag gewaschen, mehrmals. Ganz sauber wollte er sein. Die Untersuchung, die ihm bevorstand, machte ihm Beklemmungen. Er hatte keine Ahnung, was genau geschehen würde. Nur: Er musste sich ausziehen, seinen Unterleib nackt präsentieren. Daliegen, sich Blicken Fremder aussetzen und sich am Anus anfassen lassen. "Ist das anderen Patienten nicht auch peinlich?" , fragte er, als es so weit war und er mit hochrotem Kopf, Herzklopfen und trockenem Mund, nur in T-Shirt und Socken vor dem Arzt und seiner Assistentin stand. "Äh, nö" , war die knappe Antwort, die ihn in seinen Augen vollends zum Deppen machte. Er fühlte sich wie ein begossener Pudel, ausgeliefert professioneller Verständnislosigkeit — und die Scham rann ihm als Schweiß den Rücken hinunter. "Wer sich schämt, will in den Boden versinken, sich den Blicken der anderen entziehen. Scham ist eine sehr schmerzhafte Emotion, die häufig übersehen wird und gerade in Medizin und Pflege akut werden kann. Etwa bei der Untersuchung, Behandlung oder Pflege intimer Körperregionen." So formulierte es die Caritas-Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe in Freiburg, die zu einer Tagung eingeladen hatte. Titel: "Sie dürfen sich schon mal frei machen". Zwei Tage lang sollten sich Ärzte, Pflegefachkräfte und Studierende mit dem Schamgefühl in Medizin und Pflege auseinandersetzen. 3000 Einladungen wurden verschickt, auf Kongressen und Tagungen weitere 2000 potenziell Interessierte informiert. Aber kommen wollten nur wenige. Neun Personen.
Die Tagung wurde abgesagt.
Vielleicht hat der Arzt ja gar keine professionelle Deformation an den Tag gelegt, als er das Schamgefühl seines Patienten forsch ignorierte. Oder ist die Scham in den Feuchtgebieten der Moderne, von denen die Schriftstellerin Charlotte Roche schreibt, gar zu allgemeiner Schamlosigkeit mutiert? Kein Bedarf also für eine groß angelegte Tagung? "Natürlich nicht", sagt Stephan Marks, "ganz im Gegenteil" . Im Vorwort zu seinem gerade veröffentlichten Buch über "Scham — die tabuisierte Emotion" , zitiert er den Psychologen Michael Lewis, der glaubt, dass "das artspezifische Gefühl Scham für unser Leben zentral ist. Scham bestimmt unsere seelische Gestimmtheit mehr als Sex oder Aggression. Scham ist überall."
Aber viele meinen, sie gehöre doch eigentlich überwunden. Ein Stuttgarter Kardiologe um die 50 zum Beispiel glaubt, sich in den Anfangszeiten seiner Berufstätigkeit hin und wieder zumindest etwas geniert zu haben — wenn er mit Anzug, Krawatte und weißem Kittel angezogen, Patienten gegenüberstand, die sich entkleidet hatten. Weshalb genau er sich genierte, darüber hat er nicht weiter nachgedacht. Und er hatte das Gefühl schnell im Griff. Das musste ja schließlich auch sein. Wie sonst soll er täglich mit 30 bis 50 Patienten professionell umgehen? Dass es für diese nicht immer einfach ist, registriert er wohl. Er helfe ihnen dabei, von dem peinlichen Gefühl abzulenken, sagt er. Macht vielleicht noch zusätzlich einen Vorhang zu, schließt ein Fenster, eine Tür, spricht leiser. Manchmal auch davon, dass es für die meisten ungewohnt sei, sich hier komplett auszuziehen. Für eine genaue Diagnose, den Rundumcheck, sei das aber leider unerlässlich. Er versuche, sagt er, die Bloßstellung sozusagen an die Untersuchungsräume zu binden, ein Einverständnis mit dem Patienten herzustellen, um danach eine vertrauensvolle Mitarbeit auf Augenhöhe anzubieten. Das funktioniert bei den deutschen Patienten fast immer. Der Stuttgarter Kardiologe hat auch ein wenig mehr Zeit für jeden: Die meisten sind Privatpatienten. Es gibt aber auch die türkische Klientel, die besonders schüchtern reagiert, und — wenn es um Frauen geht — sich nur in Anwesenheit einer Begleitperson untersuchen lässt. "Das macht es nicht immer einfacher", sagt der Arzt. Schamgefühle: Damit haben vor allem auch viele ältere Menschen zu kämpfen: Für sie ist Nacktheit oft nicht selbstverständlich. Und sie fühlen ihren Körper im Spiegelbild der allseits propagierten Perfektion makelloser Jugend entwertet und wehrlos den Blicken aller preisgegeben. Das hat der Züricher Arzt und Philosoph Andreas Maercker auf den 57. Lindauer Psychotherapiewochen 2007 in seinem Vortrag "Scham, Sünde, Schweigen — Therapiebarrieren bei Ältern" ausführlich erörtert. Und so verwundert es nicht, dass alte Menschen gegenüber jungen Pflegepersonen größere Hemmungen haben, als Junge, die von Älteren versorgt werden. Die Älteren vermuten, dass die Jüngeren sich vor dem Umgang mit ihnen ekeln. Und manchmal wird ihnen tatsächlich auch mit Ekel oder jugendlicher Arroganz begegnet. Das löst erneute Schmach aus. Marianne hat das noch gut in Erinnerung. Die ehemalige Lehrerin rutschte mit 38 Jahren bei einem Schulausflug auf dem winterlichen Schauinsland im Schwarzwald auf Eis aus und schlug auf einer Steinkante auf. Seit dieser Zeit ist sie querschnittgelähmt, braucht täglich Hilfe — auch bei allen intimen Verrichtungen. Es hat lange gedauert und sie große Anstrengungen gekostet, die Pflegedienste davon zu überzeugen, dass sie nicht von Männern gewaschen werden will. Und schon gar nicht wollte sie, dass junge Zivildienstleistende ihre Monatsbinden wechselten. Das war früher auch deren Job. Marianne stieß auf viel Unverständnis und Gleichgültigkeit, die ihr in der Anfangszeit ihrer Krankheit das Leben so schwer machten. Verantwortlich sind Pflegeeinrichtungen, für die Scham kein Thema ist.

Wie gering die Sensibilität ist, erfährt auch der Pflegedienstleiter in einem Hospiz für Aidskranke in Oberharmersbach immer wieder. Vor allem, wenn neue Bewohner im Haus ankommen, die von früheren Erfahrungen berichten. Zum Beispiel der Patient mit einem schlimmen Tumor, der sein Gesicht entstellt hatte. Er durfte in dem Heim, in dem er vorher untergebracht war, das Zimmer nicht verlassen, um den anderen seinen Anblick zu ersparen. Der Oberharmersbacher Pflegedienstleiter weiß, dass in vielen dieser Heime über Schamgefühle kaum gesprochen wird. Auch nicht über die der Pflegenden selbst. Und selten werden diese Gefühle in der Ausbildung thematisiert: Scham über Gerüche, Geräusche, Fäkalien, nasse Windeln, Körpermakel aller Art. Assoziationen, die damit verbunden sind und Vermutungen, was der andere denken mag, wie er urteilen wird — darüber gibt es kaum psychologisch-professionelle Auseinandersetzungen. In Oberharmersbach, wo auch viele junge Menschen auf ihren Tod warten, bemüht man sich, beschämende Situationen so gut es geht zu vermeiden, achtsam mit den Körpern umzugehen und auch im Gespräch respektvoll zu blieben. Wesentlich ist dort die gleichgeschlechtliche Pflege. Sie soll von Zuwendung, Achtung und Respekt vor den Menschen geprägt sein. Immer wieder wird darüber gesprochen, auch in Seminaren und Fortbildungskursen. Das sei eine Ausnahme, sagt der Pflegedienstleiter. Unter anderem auch deswegen, weil es in dem Hospiz mehr Personal gibt als anderswo. Auch über eine andere Scham wird unter Medizinern und Pflegekräften selten gesprochen: die Scham mancher Menschen, eine Krankheit möglicherweise selbst verschuldet zu haben. Krebs zum Beispiel, Aids oder Geschlechtskrankheiten. Das führt, wie ein Freiburger Gynäkologe erzählt, zu Gehemmtheiten wie Zeigeunlust oder Verschweigen. Das kann die Diagnose verfälschen und eine sinnvolle Therapie verhindern. Genauso wie religiöse Vorstellungen von Ehre, Sünde und Beflecktsein, die er bei Frauen aus muslimischen Kulturen kennt, aber auch von streng christlich erzogenen. Der Mediziner versucht, durch ein einfühlsames Gespräch über die Situation der Patientin und seine Arbeit Vertrauen zu schaffen. Und er plant genügend Zeit für Fragen ein. Das ist so ziemlich genau das Gegenteil dessen, was Frauen in anderen Praxen erfahren. "So, dann machen wir mal schön die Beine breit" , hatte ein Gynäkologe zu Ulrike gesagt, als sie im Wartezimmer saß. Sie wäre am liebsten im Boden versunken. Diese Praxis hat sie nie wieder betreten. "Abwesenheit von Scham ist ein sicheres Zeichen von Schwachsinn" , sagte einst Sigmund Freud. Was aber, wenn sich Schamgefühle verselbstständigen? Wenn man bei jeder Gelegenheit rot wird, sich verkriechen, in Luft auflösen will? Wenn sich Gefühle der Scham mit Gefühlen der Angst fest verbinden? Dann können sie sich auch in der Maske der Wut und des Zornes äußern. Dem Pflegedienstleiter in Oberharmersbach ist das nicht unbekannt. Gerade junge Aidskranke neigen dazu, Schuldgefühle zu entwickeln, die in Protest münden. Der Freiburger Sozialwissenschaftler Stephan Marks zählt noch andere Formen der Maskierung von Scham auf, die nur wenige kennen: Verachtung, Zynismus, Arroganz, Neid, Größenphantasien, Idealisierung, Perfektionismus oder Sucht gehören dazu. Selbst Schamlosigkeit kann so eine Maske sein. Verständnis statt Ignoranz oder gar Abwehr — das kann den Patienten das Leben erheblich erleichtern. Und Ärzten und Pflegenden die Arbeit. Ebenso unverzichtbar ist die Wertschätzung für den Kranken. Dass all dies nicht selbstverständlich ist, wissen die Beteiligten. Wie man einfühlsam mit der Scham umgeht, darüber hätte man sich bei der Tagung in Freiburg verständigen können. Doch sie fand nicht statt. Ist uns das Thema Scham etwa peinlich?

Die Angst vor der sozialen Abwertung
In den Wissenschaften gibt es unterschiedliche Ansätze zur Erklärung der Ursachen von Scham.
 Der Heidelberger Ethnologe Hans P. Duerr meint, sie gehöre zum menschlichen Wesen — ungeachtet kultureller und historischer Unterschiede.
Der 1990 in Amsterdam verstorbene Soziologe Norbert Elias hält Scham für ein Produkt der Sozialisation, eine Folge der Angst vor der sozialen Degradierung oder der Überlegenheit anderer.
Die ungarische Philosophin Agnes Heller nennt Scham den "gesellschaftlichen Affekt par excellence" , dessen Ursache in der Abweichung von gesellschaftlichen Vorschriften liege.
Für den verstorbenen deutschen Philosophen Helmuth Plessner ist Scham ein Wertgefühl. Sie zeige die Empfindung an, im eigenen Wertbewusstsein herabgedrückt oder bedroht zu sein.

Bücher zum Thema:
Stephan Marks, "Scham, die tabuisierte Emotion" , Patmos 2007, 227 Seiten, 19,90 Euro
Hans P. Duerr, "Der Mythos vom Zivilisationsprozeß 1. Nacktheit und Scham" , Suhrkamp 1994, 515 Seiten, 14 Euro
Norbert Elias, "Über den Prozeß der Zivilisation I/II" , 2 Bände, Suhrkamp 24. Auflage 1997, 601 Seiten, 20 Euro
Leon Wurmser, "Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schameffekten und Schamkonflikten." Klotz, 3. Auflage 2007, 563 Seiten, 29,80 Euro
Weitere Veröffentlichungen zum Thema:
www.scham-anerkennung.de

Mechthild Blum , 5.7.2008, www.badische-zeitung.de
Preis für Mechthild Blum und Uwe Mauch >Zeitung1 (22.1.2009)
 

Auch die Großgerätemedizin kennt diese Problematik
Der Artikel ist ein lesenwerter Beitrag zum Umgang mit dem schwierigen Thema Scham in Medizin und Pflege. Aber nicht nur im unmittelbaren Arzt-Patienten-Kontakt, auf den sich der BZ-Beitrag bezieht, sondern auch im Bereich der Großgerätemedizin spielt diese Problematik eine besondere Rolle. In der Strahlentherapie ist es zwingend notwendig, dass die Patientin oder der Patient die zu behandelnde Körperregion entblößt (zum Beispiel Oberkörper bei Brustkrebs, Unterleib bei Prostatakrebs). Nur so werden die bei der Therapieplanung angebrachten Hautmarkierungen sichtbar, nach denen die exakte Lagerung am Bestrahlungsgerät erfolgt. Nach abgeschlossener Positionierung verlässt das Personal den Therapieraum. Die Behandlung wird von einem separaten Schaltraum aus computergesteuert durchgeführt. Der (teil-)entkleidete Patient weiß, dass er von dort aus mit mehreren Kameras optisch überwacht wird — eine Situation, die von den Betroffenen oft als psychisch belastend empfunden wird. Wir haben in unserer Strahlentherapiepraxis für jeden Behandlungsraum einen Wärmeschrank angeschafft. Darin lagern bei 37° Celsius Handtücher, die nach Abschluss der Lagerung und vor Beginn der eigentlichen Bestrahlung über die entkleidete Körperregion gedeckt werden. Wir bemühen uns mit vielen Details um das Wohlbefinden unserer Patienten. Nur wenige davon werden seitens der Patienten offen angesprochen. Das warme Handtuch gehört interessanterweise immer dazu.
BZ-Leserbrief vom 12.7.2008 von Prof. Dr. Johannes Lutterbach, Singen

Nach Elias sind unsere Verhaltensweisen angeboren und durch Lernen variiert
Norbert Elias hat die Scham nicht nur auf die Sozialisation zurückgeführt. Er hält, ausdrücklich wissenschaftstheoretisch begründet, ohnehin nichts von einseitigen Erklärungen, die menschliche Eigenschaften nur naturwissenschaftlich oder nur sozialwissenschaftlich zu deuten versuchen. Scham ist für ihn durch Intensität und Umfang der gegenseitigen Abhängigkeiten in einer Gesellschaft variiert. Je nach Entwicklungsstand von Gesellschaften unterscheiden sich Intensität und Umfang dieser gegenseitigen Abhängigkeiten und daher auch Intensität/ Umfang der Scham (und des gesamten psychischen Apparates sowie der gemeinsamen Gewohnheiten des Fühlens, Denkens und Handelns). Aber es gibt in jeder Gesellschaft gegenseitige Abhängigkeiten, das ist ja ihr Sinn: man kooperiert in der Erwartung gegenseitigen Nutzens (was nicht heißt, daß diese Erwartung immer voll bewusst wäre, oder gar erfüllt würde). Zu dieser Kooperation braucht es Regeln. Scham hat die Funktion verinnerlichter Regeln: man hat Angst vor dem, was einem bei Strafe des Entzugs wichtiger Ressourcen (z.B. Anerkennung oder körperliche Unversehrtheit) verboten wurde. Das heißt: Alle Arten, die in Gesellschaften leben, brauchen solche Regeln, kennen also Scham. Hierzu gibt es aufschlussreiche Tierbeobachtungen. Scham ist also, wie die Eigenschaft, in Gesellschaften zu leben, ein Ergebnis der biologischen Evolution. Gleichzeitig wird Scham bei uns Menschen durch die soziokulturelle Evolution vielfältig variiert. Diese soziokulturelle Evolution ist selbst ein Ergebnis der biologischen Evolution: bei unseren Vorläufern, den Tieren, ist die Verhaltensregulierung im wesentlichen von Instinkten geleitet. Es kommt aber auch in geringem Ausmaß Verhaltensregulierung durch Lernen vor. Je komplexer eine Tierart, desto geringer das Gewicht der Instinkte und desto höher der Anteil des Lernens. Das spielt sich bei Tieren allerdings in winzigen Schritten ab. Der große Schritt entsteht bei den Menschen: Die Verhaltensregulierung wird um viele Größenordnungen flexibler, wir lernen sehr viel mehr. Das bedeutet: Bei Tieren ist genetisch festgelegt, dass Verhalten den Instinkten folgt. Deshalb kennt eine Tierart auch nur eine Form von Gesellschaft. Demgegenüber ist bei uns genetisch festgelegt, dass unser Verhalten ein großes Stück von den Instinkten gelöst wurde. Wir entwickeln durch Lernen viele verschiedene Formen von Gesellschaften, und damit von gemeinsamen Verhaltensgewohnheiten. Diese Entwicklung ist die soziokulturelle Evolution, landläufig auch "Geschichte" . Nach Elias sind also unsere Verhaltensweisen angeboren und durch Lernen variiert.
BZ-Leserbrief vom 16.7.2008 von Franz-Albert Heimer, Bad Krozingen

Ein sehr verleugnetes, verdrängtes und aus Hilflosigkeit verschwiegenes Gebiet 
Dieser wunderschöne Artikel erreichte mich in Berlin. Ich selbst habe in den vergangenen zwei Jahren Vorträge über den Affekt der Scham gehalten, hier in Berlin, aber auch im Umfeld von Freiburg, für Menschen, die mit verhaltensgestörten Kindern arbeiten. Nachdem ich diesen Bericht gelesen hatte, konnte ich nicht umhin, zur Maschine zu greifen, um Ihnen zu danken. Sie haben Ihre Leser nachdenklich und betroffen gemacht, ohne sie zu beschämen oder in Widerstand oder erneute Ängste zu versetzen, nicht mehr als nötig, um sich bei einer nächsten Tagungseinladung vielleicht anzumelden. Über die neun Anmeldungen bei 5000 Einladungen war ich ehrlich betroffen. Obwohl ich die Brisanz des Themas aus meiner früheren psychoanalytischen Praxis, Supervisionen und Ausbildungsgruppen kenne.
Bis 1981 war Scham ein absolutes Tabu in der Fachliteratur, nach dem Tod von Freud wohlgemerkt, der sich ja vor Tabuthemen grundsätzlich nicht fürchtete. Das Thema Scham im Pflegebereich, das Sie dankenswerter Weise bearbeiteten, ist ein sehr verleugnetes, verdrängtes und aus Hilflosigkeit verschwiegenes Gebiet. Wie bei der Mitteilung unheilbarer Erkrankungen werden da Verletzungen gesetzt, die fast schlimmer sind als das zu besprechende Thema selbst. Mir scheint, da hat sich in den letzten 50 Jahren wenig geändert. Es ist ja auch eine gewisse persönliche Reife durch eigenes Leid nötig, um behutsam mit diesen innerseelischen Bereichen umgehen zu können.
BZ-Leserbrief vom 16.7.208 von Dr. med. Beatrix Reisner, Berlin

 

kritische-ereignisse.de - anonym Erfahrungen zur Altenpflege

Wie lässt sich die Qualität in der Altenpflege verbessern? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) eine Internetseite entwickelt, auf der Mitarbeiter aus Pflegeberufen anonym über Fälle schlechter Pflege berichten können. Und dieses Angebot wird rege angenommen. Seit die Seite im Oktober 2007 freigeschaltet wurde, haben Dutzende Personen von Fehlern erzählt, die sie beobachtet hatten.

Mal sind es Vorgänge, die nicht gravierend sind (so bekam eine Heimbewohnerin ein Glas Wasser anstelle des Kakaos, den sie üblicherweise trinkt) oder nicht die spezifische Lage in der Altenpflege schildern (dass sich jemand über eine geänderte Urlaubsplanung oder einen zusätzlichen Sonntagsdienst ärgert, kommt in jedem Unternehmen oder in jeder Behörde vor). Allerdings sind auf der Seite auch erschreckende Fälle über Missstände in Heimen zu lesen. So mussten Angehörige das Zimmer ihrer verstorbenen Mutter räumen, während die Tote noch auf ihrem Bett lag. Auch wird berichtet, dass eine Frau einen Bruch des Ellbogengelenks erlitt, als sie von Pflegekräften aus dem Rollstuhl in ihr Bett umgesetzt wurde. Die erst zwei Tage später herbei gerufene Ärztin habe geraten, nur einen dicken Verband anzulegen, damit die Angehörigen "keine unangenehmen Fragen stellen" . In dem Bericht vom 16. Oktober 2007 heißt es ferner: "Es wurde versucht, alles zu vertuschen" . Vertuschungen abzustellen und Lösungen für eine bessere Qualität zu finden, ist das Ziel der Internet-Seite. Das Portal folgt der Idee, "in der Altenpflege eine neue Kultur im Umgang mit kritischen Ereignissen oder Fehlern zu entwickeln" , heißt es beim KDA. Dass es nötig ist, die Qualität der Betreuung zu verbessern und auf diesem Niveau zu sichern, steht außer Frage. Denn es werden im Zuge des demografischen Wandels künftig mehr Bürger auf Unterstützung angewiesen sein. Die sogenannte Rürup-Kommission war zu der Schätzung gelangt, wonach 2030 in Deutschland etwa drei Millionen Menschen pflegebedürftig sein werden. Zudem wird die Arbeit in den Pflegeheimen immer anspruchsvoller. Viele Bewohner sind hochbetagt, leiden an mehreren Krankheiten wie zum Beispiel der Altersdemenz. Weil zugleich viele Stellen für qualifizierte Pflegefachkräfte unbesetzt sind, entsteht ein Zeit- und Arbeitsdruck. Immerhin brauchen in den Einrichtungen 60 Prozent der 670 000 Bewohner so viel Hilfe, dass sie Leistungen der beiden höheren Pflegestufen (Stufen II und III) erhalten. In der häuslichen Versorgung erhalten nur 40 Prozent der dort betreuten 1,36 Millionen Menschen Hilfen der Stufen II und III. Von welchen Erfahrungen Pflegemitarbeiter auf der vom KDA geschaffenen Internetseite berichten, ist für die Kassen, die Wohlfahrtsverbände und den Medizinischen Dienst interessant. In der Pflegereform hat die Koalition beschlossen, dass die Einrichtungen Qualitätsberichte veröffentlichen müssen. Das soll es Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen erleichtern, sich über die Angebote zu informieren und eine Auswahl zu treffen. Derzeit beraten die Akteure, wie ein System aussehen kann, das über die Güte der Pflegeergebnisse Auskunft gibt. Dazu haben sie bis Ende September Zeit. Der Ansatz der vom KDA entwickelten Internetseite — aus Fehlern lernen, was besser gemacht werden kann — kommt also nicht zu früh. www.kritische-ereignisse.de
18.6.2008, www.rnz.de

 

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