Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Tafel-Läden
im südlichen Hochschwarzwald und Breisgau
  

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 Blick vom Stadtgarten zum Freiburger Münster am 15. August 2007
Blick vom Stadtgarten zum Freiburger Münster am 15. August 2007

 

Kauf eins mehr für die Tafeln: Rewe-Spendenaktion

Engagierte Mitarbeiter im ZO-Rewe-Markt in Freiburg mit vielen Ideen – Eine Million Euro sollen bundesweit gespendet werden

Freiburg (glü.) Das Ziel ist ehrgeizig: Binnen drei Wochen will die REWE gemeinsam mit ihren Kunden Lebensmittel im Gesamtwert von über einer Million Euro spenden. Die Spenden kommen den rund 870 lokalen Tafeln in Deutschland zugute. Rund 50.000 ehrenamtliche Tafel-Helferinnen und -Helfer sammeln regelmäßig qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden, und geben diese an über eine Million Bedürftige weiter. Deshalb ruft REWE dazu auf, ein Produkt mehr einzukaufen, um es den örtlichen Tafeln zu spenden. Im Fokus der Aktion stehen Lebensmittel, die aufgrund ihrer langen Haltbarkeit eher selten gespendet werden. Außer Basisprodukten wie Mehl, Zucker, Reis, Nudeln und Konserven zählen dazu auch Kaffee, Tee und Hygieneartikel. Die Kundenspenden werden von REWE anschließend großzügig mit einer Warenspende im Wert von 200.000 Euro aufgestockt. Im Markt erleichtern Hinweisschilder den Kunden die Suche nach den geeigneten Produkten. Zusätzlich bieten die REWE-Märkte während der Aktion spezielle Spendentüten mit neun haltbaren Artikeln der Eigenmarke „ja!“ zum Preis von fünf Euro an. Die von den Kunden ausgewählten Produkte werden an der Kasse mit einem Aufkleber als „REWE Kunden-Spende“ gekennzeichnet und in einer Aktionsbox gesammelt. Ehrenamtliche Tafel-Mitarbeiter holen die Lebensmittel ab und verteilen diese an Bedürftige. Mit der Aktion „Kauf eins mehr für die Tafeln!“ führt die REWE-Group ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement für Menschen, die in Armut leben, fort. So spenden die Märkte und Lager des Handelsunternehmens bereits seit 1996 täglich Lebensmittel an die Tafeln. Damit ist das Unternehmen der größte Lebensmittelspender der Tafeln in Deutschland.
Die Aktion „Kauf eines mehr für die Tafeln!“ wurde am Montag für das gesamte südwestdeutsche Regionalgebiet – dazu gehören Rheinland-Pfalz, das Saarland, Baden-Württemberg sowie einige Märkte in Südhessen und Bayern – im Freiburger REWE-Markt im ZO in der Schwarzwaldstraße eröffnet. Der REWE-Südwestleiter Andreas Schmidt unterstrich das soziale Engagement seiner Genossenschaft. Für die Freiburger Stadträtin Gabi Rolland ist es „ein Segen, dass es die Freiburger Tafel direkt neben dem ZO gibt“. Sie dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen der Tafel für den Aufbau eines Versorgungsnetzwerkes für Menschen am Existenzminimum. Rolf Göttner vom Landesverband der Tafeln und Fritz Kaiser, Vorsitzender der Freiburger Tafel, lobten ebenfalls die Aktion. Der Freiburger REWE-Marktmanager Georg Folkerts, der bereits im Sommer mit seinen Azubis eine Aktion für die Freiburger Tafel initiiert hatte, stellte zahlreiche Aktionen vor, mit denen sein Markt im ZO in den nächsten Wochen den Erlös für die Tafeln noch steigern will.
Gerhard Lück, 24.11.2010, www.dreisamtaeler.de

 

Freiburger Tafel neu in der Schwarzwaldstrasse

Die Freiburger Tafel hat ein neues Domizil bezogen. In einer feierlichen Eröffnung wurden heute 265 Quadratmeter Verkaufsfläche offiziell eingeweiht. Verglichen mit dem bisherigen Ladenlokal in der Schwarzwaldstraße 16 ist der neu gebaute Tafelladen neben den Knopfhäusle damit fast doppelt so groß. Das Gebäude, in dem außer dem Tafelladen auch sechs Mietwohnungen untergebracht sind, wurde von der Freiburger Stadtbau (FSB) errichtet, die dafür insgesamt 1,85 Millionen Euro investiert hat. Die Stadt Freiburg hat das Projekt mit rund 62.000 Euro unterstützt. Der Verein der Freiburger Tafel hat sich für einen Kauf des Tafelladens beschlossen, da eine Anmietung wesentlich teurer käme. Derzeit kaufen täglich rund 220 Freiburgerinnen und Freiburger mit geringem Einkommen im Tafelladen ein. Neben den 265 Quadratmetern im Erdgeschoss stehen dem Laden in dem neuen Gebäude in der Schwarzwaldstraße nun auch ungefähr 70 Quadratmeter Lagerfläche im Keller zur Verfügung. „Dass unsere städtische Tochter FSB das neue Tafelladen-Domizil gebaut hat, zeigt, wie ernst die Stadtbau ihren sozialen Auftrag nimmt“, sagte Oberbürgermeister Dieter Salomon anlässlich der Eröffnung. Das neue Haus ist als KfW40-Haus konzipiert. Das heißt: Sein Primärenergieverbrauch liegt 60 Prozent unter den Höchstwerten der derzeit geltenden Energieeinsparverordnung. Das Gebäude wird mit regenerativen Energien beheizt. Die Warmwasserversorgung erfolgt über thermische Solaranlagen, die Heizung über Pellets. Über dem Tafelladen sind im Obergeschoss zwei 3-Zimmer-Wohnungen mit cirka 71 Quadratmetern und zwei 2-Zimmer-Wohnungen mit cirka 44 Quadratmetern entstanden. Im Dachgeschoss befinden sich zwei Vier-Zimmer-Wohnungen mit jeweils 90 Quadratmetern. Das Land Baden-Württemberg hat den Bau des Gebäudes aus den Mitteln des Landeswohnraumförderprogramms mit rund 477.000 Euro bezuschusst.  "Die Miete für diese modernen Wohnungen liegt um die sechs Euro pro Quadratmeter und Monat. Das sind 2,50 Euro weniger als der Mietspiegel es ausweist“, erklärt Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann.
29.4.2010, www.dreisamtaeler.de

   

Tafeln: Kritik an der Verselbständigung einer Bewegung

Lebensmitteltafeln kommen immer mehr in Mode. Gleichzeitig sind Tafeln ein äußerst ambivalentes Phänomen. Vom 11. bis 13. Juni 2009 fand die Jahrestagung des "Bundesverbands Deutsche Tafel e.V." – begleitet von einem angemessenen Medienecho – statt. Fast zeitgleich erscheint der erste wissenschaftliche Sammelband zu Tafeln. Ein guter Zeitpunkt also, um über den Zusammenhang zwischen der Strukturentwicklung der Tafeln und deren diagnostischer Einordnung nachzudenken.

Der neue Diskurs über Tafeln: Es ist angemessen, von einem Paradigmenwechsel in der medialen Berichterstattung und der damit verbundenen Einschätzung von Tafeln zu sprechen. Der ehemals eher monolithische (oft verklärende) Blick auf Tafeln ("Gute Menschen helfen armen Menschen") hat sich in ein Panoptikum unzähliger detaillierter Einzelbetrachtungen aufgefächert. Die Entwicklung reichte vom der meist unverstandenen Kulisse für einen Tatort, hin zu vermehrt kritischen Beiträgen in unzähligen Printmedien und zuletzt auch in Radio- und Fernsehsendungen. Konnten vor kurzem noch Beiträge von Redaktionen als "zu kritisch" zurückgegeben werden, so werden heute eben gerade diese Beiträge angefordert. Dies ist symptomatisch für die Auseinandersetzungs(un)kultur in Deutschland, in der kritische Meinungen über Tafeln lange Zeit einfach ausgeblendet wurden. Sehr deutlich werden die Immunisierungsstrategien auch am Beispiel des Staatsministers der Bundeskanzlerin, Herman Gröhe, der als Herausgeber der Zeitschrift chrismon einen "Widerspruch" gegen meine Thesen aus dem Buch Fast ganz unten veröffentlichte. In einer meinungspluralen Gesellschaft fühlte sich der Staatsminister nicht verpflichtet, meine (wohlmeinende) Gegendarstellung zu veröffentlichen. Zudem wurde nicht klar, in welcher Rolle Herr Gröhe argumentierte: als Herausgeber einer Zeitschrift oder als Politiker? Genau diese Vermischung und die Nähe der Tafeln zur Politik (durch Schirmherrschaften symbolisiert und durch derartige Medienbeiträge unterstrichen) machen deutlich, dass die Tafeln eben lange nicht so "unabhängig" sind, wie sie gerne behaupten.
Zu den Ausblendungsstrategien gesellt sich eine weitere Strategie, die ich "Segeln am Wind" nennen möchte. Als während der TV-Sendung "ARD-Morgenmagazin" vom 11. Juni 2009 der Vorsitzende des "Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V." interviewt wurde, erstaunte seine in homöopathischen Dosen vorgetragene Selbstkritik und die damit verbundene Aussage, dass es doch besser sei, wenn die Tafeln "überflüssig" wären. Das ist ein lehrbuchmäßiges Beispiel für Wissensdiffusion. Denn eben dieses Argument verwendete ich vor einem knappen Jahr in "Fast ganz unten" als These – und wurde dafür heftig gescholten. Dort heißt es:  Das eigentliche Ziel der Tafelbewegung müsste die Selbstabschaffung der Tafeln sein. Dann wären die Tafeln wirklich erfolgreich. Wenn die Tafeln verschwinden, bedeutet das, dass gleichzeitig der Grund für ihre Existenz verschwindet. Darin schließt sich aber auch die Frage an, auf wie vielen Ebenen eigentlich über Tafeln gesprochen wird. Tafeln fordern heraus, weil sie ein ambivalentes und hochkomplexes System sind. Ein Narr, wer da erwartet, dass man diese Komplexität in fünf Minuten in einer TV-Sendung adäquat abbilden kann. Der mediale Diskurs hat vielmehr eine andere Funktion: Das Thema wird "warm" gehalten und die Aufmerksamkeit für eine hoffentlich tiefer gehende Beschäftigung erzeugt. Genau hierfür gibt es einen analytisch-theoretischen Diskurs über Tafeln. Beispiel hierfür ist der gerade erschienene Sammelband Tafeln in Deutschland (der übrigens auch drei Beiträge von Tafelpraktikern enthält). Hierbei geht es darum, die relevanten Fragen im Zusammenhang zu sehen und von der Ebene einzelner Tafeln zu abstrahieren und stattdessen das "System der Tafeln" auf einer Metaebene zu betrachten. Der praktische Diskurs über Tafeln wird letztlich hauptsächlich von den "Tafelnmenschen" selbst geführt. Hierbei geht es um pragmatische Probleme wie Logistik und Hygiene. Das ist wichtig, allein aber noch keine umfassende Sicht aus den Gegenstandsbereich. Alle drei Ebenen verhalten sich weitgehend inkompatibel zueinander. Der neue Diskurs über Tafeln findet in einem normativen Raum statt. Oder anders: Über Tafeln lässt sich nicht interessensfrei sprechen. Dies ist der Grund für eine Reihe der zwischenzeitlich entstandenen Missverständnisse.  Aus der distanzierten Beobachterposition sind zwei Dinge möglich: Respekt und Kritik. Aus dieser Position heraus stellen sich folgende Fragen: Welche Rolle spielen Tafeln in diesem Land? Worin besteht der Sinn – und vorsichtig gefragt: der "Unsinn" von Tafeln? Und: Helfen Tafeln wirklich? Und wenn ja, wem eigentlich? Die Strukturentwicklung der Tafeln nimmt auf diese Fragen kaum Rücksicht sondern beantwortet diese mit der Normativität des Faktischen. Wie aber sieht die Strukturentwicklung aus? Vereinfacht gesagt können gegenwärtig drei Trends erkannt werden:

  Fehlendes ersetzen statt Überflüssiges zu verteilen: Die Tafeln starteten einst mit der Idee, überflüssige aber noch verzehrfähige Lebensmittel an Menschen umzuverteilen, die diese benötigen. Auch hier ist ein Paradigmenwechsel eingetreten. Das neue Leitbild lautet oft (ausgesprochen oder unausgesprochen): Tafeln ersetzen das Fehlende. Wer aber einmal anfängt, so zu denken, der begibt sich auf dünnes Eis, denn dann fehlt prinzipiell alles. Dies führt zum nächsten Trend.
  Mehrwert-Konzepte: Die Tafeln bieten längst nicht nur Lebensmittel an, sondern auch andere Waren und gar andere Dienstleistungen. Damit schafft die Tafelbewegung einen neuen Markt, in dem Bedürftigkeit die Funktion von Kundenbindung hat. Es verwundert kaum, dass die Angebote dieses Marktes dann auch nachgefragt werden und in der Folge immer wieder auf's Neue bedient werden: Dies habe ich an anderer Stelle mit "Erwartungsspiralen" bezeichnet.
  Verstetigung statt Bekämpfung der Armut: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen der Existenz von Tafeln und Armut in diesem Land. Armut entsteht vor und neben allen Tafeln, egal nach welchem Prinzip diese arbeiten. Tafeln verhindern keine Armut. Tafeln werden aber zunehmend Teil der Hilfsindustrie und beschäftigen sich zunehmend mit sich selbst. Und damit verstetigen sie den status quo der Armut. Tafeln dürfen aber nicht nur zur "Heimat der Helfer" und zum "Umschlagplatz für Hoffnungen" der Kunden werden. Helfen darf nicht zum Selbstzweck verkommen. Es geht um Wachsamkeit für das eigentlich Problem: Armut als Skandal in einem der reichsten Länder der Welt.

Der Forschungsstand zu Tafeln: Wachsamkeit ist eine Form der Weltbegegnung, die nicht schon dadurch gegeben ist, dass man nicht schläft. Deshalb ist die kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit Tafeln wichtiger denn je. Wenn der Vorsitzende des "Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V." verkündet, dass die Kritik an den Tafeln "überzogen" sei, dann ist das lediglich ein Ausdruck für die schläfrige Selbstbezogenheit einer Hilfsbewegung, die sich zunehmend institutionalisiert und damit verselbständigt. Wer so redet, der hat primär seine eigenen Interessen im Blick. Dabei sollte es doch um die Interessen derjenigen Menschen gehen, die in Not sind. In allen Diskussionen geht es (noch) viel zu viel um die Tafeln selbst und viel zu wenig um die Menschen, die eine Tafel benötigen. Strukturentwicklung und Reflexion der Tafeln: Wer überholt wen? Zeiten der Krise sind auch immer Zeiten des beschleunigten Strukturwandels. Zeiten, in denen die Eindeutigkeit der Vieldeutigkeit weicht. Damit stellen sich Fragen, deren Beantwortung immer dringlicher wird. Dies gilt auch für die Tafeln. Noch immer wissen wir zu wenig über die Menschen, um die es eigentlich geht. Noch immer gibt es eine informationelle Versorgungslücke bezogen auf die Perspektive der "Kunden". Die Perspektive der Betroffenen ist noch immer eine terra incognita, die dringend fundiert und empirisch untersucht werden sollte. Der Weg zu Tafeln, der Kundenblick auf Tafeln und die Folgen einer Tafelkundschaft in Abhängigkeit der Zeit sind offene Forschungslücken. Nur eine echte transdiziplinäre Forschung – als Zusammenspiel von Praxis und Theorie – kann dies leisten. Vielleicht lassen sich dazu ja einzelne Brücken zwischen wachsamen Tafeln und wachsamen ForscherInnen bauen. In einem Gespräch mit einer sog. "Kundin", brachte diese die Funktion der Tafeln markant auf den Punkt: "Tafeln sind die angenehmere Abhängigkeit", so ihre Worte. Tafeln sind also, in der hilflosen Gesellschaft und im Vergleich mit der "kalten" (weil bürokratischen und unpersönlichen) Hilfe, lediglich "das kleinere Übel", so die Kundin weiter. Tafeln versuchen, so viel ist sicher, eine Form der direkten Begegnung. Auf der Ebene von Angesicht zu Angesicht mag das gelingen. Doch die typische Struktur einer jeden einzelnen Tafel verhindert, quer zu allen individuellen Bemühungen einzelner Helfer, die Konstitution echter Menschenwürde. Wenn aber das, was Tafeln erreichen, nicht mehr ist, als ein "Quäntchen Glück" oder eine "angenehmere Abhängigkeit", dann ist das, gemessen am kollektiv betriebenen Aufwand, zu wenig.

Stefan Selke, Dr. phil., Studium der Luft- und Raumfahrttechnik, Studium der Soziologie, Projektleiter beim infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft. Er ist gegenwärtig Professor an der Hochschule Furtwangen University. Sein Hauptinteresse gilt der Frage, mit welchen Strategien Menschen ihre Lebenswirklichkeit bewältigen. Dazu untersucht er Bilder- und Medienwelten ebenso wie die Welt der Tafeln. Nach der Veröffentlichung der ersten soziologisch-analytischen Reportage über Tafeln "Fast ganz unten" (2008) initiierte er das Onlineportal www.tafelforum.de zum Thema Tafeln in Deutschland.

Stefan Selke, 29.6.2009,
ses@hs-furtwangen.de

Kompletten Beitrag bitte auf http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30562/1.html

 

Tafel-Neubau für 1.85 Mio Euro bei Knopfhäuslesiedlung

Die „Freiburger Tafel“ bekommt ein neues Zuhause. Im Bereich der Knopfhäuslesiedlung baut die Freiburger Stadtbau GmbH in den kommenden Monaten ein größeres Domizil für die so­ziale Einrichtung. Freiburgs Finanzbürgermeister Otto Neideck, Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann sowie Fritz Kaiser und Annette Theobald vom Tafel-Vorstand setzten vor wenigen Tagen den ersten Spatenstich für das neue Gebäude. In das Projekt werden auch sechs Mietwohnungen integriert. Die Fertigstellung ist für April 2010 geplant. 260 Quadratmeter hat der neue Tafelladen im Erdgeschoss zur Verfügung – und ist damit fast doppelt so groß wie das bestehende Geschäft in der Schwarzwaldstraße 16. „Rund 200 Menschen mit geringem Einkommen kaufen hier täglich deutlich günstiger als in anderen Läden ein“, betonte Neideck beim symbolischen Spatenstich. Mit der deutlich erweiterten Ver­kaufsfläche können nun mehr Kunden in kürzerer Zeit bedient werden. „Dass unsere städtische Tochter Freiburger Stadtbau das neue Haus baut, ist ein Beleg, dass das Un­ternehmen ihren sozialen Auftrag ernst nimmt“, so  der Finanzbürgermeister weiter. Fritz Kaiser, Vorsitzender des gemeinnützigen Tafelvereins, wies darauf hin, dass die Tafel mit dem Neubau der stetig steigenden Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln endlich gerecht werden könne. Noch nicht ent­schieden ist, ob die Tafel selbst Eigentümerin der Immobilie wird oder als Mieterin einzieht. In zwei Stockwerken über dem Laden entstehen je zwei 2- bis 4-Zimmer­wohnungen zwischen 40 bis 90 Quadratmeter Wohnfläche. Das kommunale Wohnungsunterneh­men hat Anträge für Fördermittel aus dem Landeswohnraumfördeprogramm gestellt. Nach Angabe von Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann wird eine Miete um die 6.- Euro pro Quadratmeter und Monat angestrebt.  Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf insgesamt 1,85 Millionen Euro. Über 775.000.- Euro davon sind beantragte Fördermittel des Bundes und des Landes. Die Stadt Freiburg unterstützt das Vorhaben mit einem Zuschuss von rund 62.000.- Euro. Versorgt wird das Gebäude mit regenerativer Energie. Die Warmwasserversorgung erfolgt über thermische Solaranlagen. Zudem wird eine Pelletheizung eingebaut.
28.5.2009, www.dreisamtaeler.de

 

Bürgerstiftung spendet 1000 Euro an die Tafel

Astrid Starke-Knecht, Vorsitzende der Freiburger Bürgerstiftung, hat den Erlös des 1. Freiburger Stiftertages - auf 1000 Euro aufgerundet - an die Freiburger Tafel zu Händen der Vorsitzenden Eckert Klein und Fritz Kaiser übergeben.
12.12.2008

 

Helios-Klinik Müllheim spendet der Markgräfler Tafel

Spendenaktion "Ein Apfel und ein Ei" - Silvana Müller von der Markgröfler Tafel

Spendenaktion "Ein Apfel und ein Ei"

Markus Kollmann, Küchenchef der Helios-Klinik Müllheim, und Silvana Müller, Leiterin der Markgräfler Tafel

Bild: privat

Silvana Müller von der Markgräfler Tafel konnte es kaum fassen: "Es ist eine wahre Freude." Sechs Kisten Äpfel und Dutzende Kartons Eier brachte Markus Kollmann, der Küchenchef der Helios-Klinik Müllheim bei ihr vorbei. Äpfel und Eier sind eine Spende der Helios Klinik Müllheim, die am Vortag ein Schnäppchen der besonderen Art angeboten hatte: Wer einen Apfel und ein Ei mitbrachte, bekam in der Cafeteria ein komplettes Mittagsmenü. Die zahlreichen Besucher und Gäste füllten die Kisten schnell. 403 Mittagessen wurden in der Cafeteria der Klinik ausgegeben, der Rest waren Spenden. "Diesen Erfolg wollten wir gerne weitergeben", erklärte Küchenchef Markus Kollmann. Er überwachte die ganze Aktion: "Wir haben nur frische Äpfel und Eier angenommen, damit auch die Kunden der Tafel etwas davon haben. Die Qualität, die wir von anderen verlangen, bieten wir auch selbst."

Rund 700 Bedürftige sind bei der Tafel angemeldet; inzwischen kommen auch immer mehr Einheimische. Mittlerweile kommen auch Rentner, die am Rande des Existenzminimums leben und sich bisher schämten oder nicht trauten, im Tafelladen einzukaufen. "Eier gibt es bei uns ganz selten", freute sich Silvana Müller. "Das ist eine große Bereicherung für den Tafelladen. Da sind wir über jede Spende froh. Für Markus Kollmann ist das eine Selbstverständlichkeit: "Wir helfen gerne", sagte der Küchenleiter.
15.11.2008, Helios Klinik Müllheim

 

 

Offenburger Tafel: E-Center unterstützt mit origineller Aktion

"Wir träumen von frischen Eiern": Ilse Herberg von der "Offenburger Tafel" kann diesen Traum demnächst verwirklichen. Bei einer originellen Aktion im E-Center kamen rund 600 Euro zusammen, die in den kommenden Tagen in Form von Eiern bei der Tafel-Ausgabestelle am Unteren Mühlbach abgegeben werden.

Die Idee stammte von Karl-Heinz Theinert. Der Leiter des E-Center hatte der "Tafel" vorgeschlagen, an einem Tag alle Kassenbons, die einen Einkaufsbetrag von über 15 Euro aufzeigen, zu sammeln und jeden dieser Belege mit einem Euro Warenwert zu vergüten. Am vergangenen Donnerstag war es so weit. Insgesamt 20 Tafel-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen von 8 bis 22 Uhr vor den Kassen und baten die Kunden, ihnen den Bon auszuhändigen. "Wir sind auf sehr viele interessierte Menschen gestoßen" , berichtete Herberg am Tag danach. Die meisten Kunden zeigten sich ausgesprochen aufgeschlossen und unterstützten die Aktion bereitwillig. 490 Kassenbons konnten eingesammelt werden. Einige zückten auch gleich den Geldbeutel und gaben eine kleine Spende oben drauf, so dass auf diesem Weg weitere 100 Euro zusammen kamen. "Wir sind sehr froh und dankbar" , sagte Ilse Herberg. Zum ersten Mal finde jetzt im Tafelladen mindestens ein Verkaufstag statt, an dem es für alle Kunden frische Eier gebe. Gereinigt werden müssten sie im Vorfeld nicht, da sie direkt von der Edeka-Zentrale stammten. Mit Edeka werde seit Jahren gut zusammen gearbeitet, unterstrich Herberg. Tonnenweise würden Lebensmittel an die Tafel weitergegeben. Es sind Nahrungsmittel, die nicht mehr lange haltbar sind, aber sich in einem einwandfreien Zustand befinden: "Das Haltbarkeitsdatum ist noch nicht abgelaufen" , betont Herberg: Das könne gar nicht oft genug betont werden. Gerade sie als Ärztin lege hierauf besonderen Wert. Dreimal pro Woche werden für insgesamt etwa 2100 Personen Lebensmittel ausgegeben. Wer bei der "Tafel" einkauft, muss seine Bedürftigkeit nachweisen: Es sind Menschen, die vom Arbeitslosengeld II leben, also Hartz-IV-Empfänger, oder mit einem entsprechend niedrigen Einkommen auskommen müssen. Sie erhalten einen Ausweis mit Lichtbild, der in regelmäßigen Abständen auf gültige Laufzeit überprüft wird.
ges, 12.6.2008, BZ

Bad Krozingen - Eine von 285 Tafeln deutschandweit

Wenn das Geld nicht für den Einkauf im Supermarkt reicht: Seit 15 Jahren versorgt die Tafel Menschen mit schmalem Einkommen

Adriana P. packt ein. Einen Salat. Eine Tüte mit Pfirsichen. Karotten. Joghurts. Erdbeeren. Ein Brot. Eine Milch. Eine Packung Steaks. Zwei Tüten voller Lebensmittel — für 11,50 Euro. Sie kramt in ihrem Geldbeutel und legt Münze für Münze auf die Ladentheke. Scheine liegen keine dort. "Es ist Monatsende" , sagt sie. Dann fängt sie unbändig an zu lachen, plötzlich stoppt sie und schüttelt den Kopf: "Eigentlich ist das gar nicht lustig." Einkaufen im Supermarkt kann sich ihre vierköpfige Familie nicht leisten. Doch bei der Tafel in Bad Krozingen kann Adriana P. auch am Monatsende die Einkaufstüten füllen — mit Lebensmitteln, die für den Müll bestimmt waren. In Deutschland gibt es Nahrung im Überfluss. Und doch haben nicht alle genug zu essen. Deshalb gibt es die Tafeln: Seit 15 Jahren verteilen sie Nahrungsmittel, die nicht mehr verkauft werden können, an Menschen in Not. Tafel, der Name ist Programm: Nicht ein Tisch, sondern eine ganze Tafel soll gedeckt werden, und zwar mit allem, was zu einer ausgewogenen Ernährung dazugehört. 785 Tafeln gibt es in Deutschland. Eine davon ist die Tafel in Bad Krozingen. Morgens um halb neun beginnt Denis Hohmann (28) dort seine Arbeit. Er ist einer von einem Dutzend Zwei-Euro-Jobber, die gemeinsam mit 45 Ehrenamtlichen bei der Tafel arbeiten. Denis Hohmann ist Fahrer, die Staufener-Tour ist seine Route. Mit dem weißen Transporter braust er durch das Markgräflerland: Bad Krozingen, Tunsel, Heitersheim, Buggingen, Staufen, Ehrenkirchen. Halt macht er, wo Lebensmittel gespendet werden: an Supermärkten, Discountern, Bäckereien, Bauernläden. "Bevor es die Tafel gab, haben wir die Lebensmittel weggeworfen. Jetzt tun wir etwas Sinnvolles" , sagt Benjamin Schaffat, stellvertretender Filialleiter bei Aldi Süd in Staufen. Hat eine Gurke eine braune Druckstellen kauft sie niemand mehr. Steckt in einem Sechserpack ein fauliger Apfel, fliegen auch die anderen fünf in den Müll. Heute landen sie im Transporter der Tafel. "Guten Morgen, die Tafel" , ruft Denis Hohmann und schiebt einen leeren Einkaufswagen durch den Supermarkt. Wenn es gut läuft, schiebt er wenig später einen hohen Kistenturm aus dem Lager. Montags sind die Kisten gut gefüllt: Kiloweise Spargel vom Wochenende, Erdbeeren mit faulen Stellen, Salatköpfe mit welken Blättern. Ab und zu ein paar Milchprodukte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum am nächsten Tag abläuft. Um halb zwölf biegt Denis Hohmann in die Bahnhofstraße 3 in Bad Krozingen ein. Endstation. Direkt neben dem Bahnhof hat die Tafel ihren Platz. Zentral, und doch etwas versteckt, anonym fast, in einem Hinterhof neben den Gleisen. Wer in Klaus Wistups Büro sitzt, hört die Züge vorbei rauschen. Der 53-Jährige ist hauptamtlicher Ladenleiter der Tafel, sein Arbeitgeber ist der Verein Staufener Tafel. Als er vor zwei Jahren arbeitslos wurde, hat er erst ehrenamtlich mitgearbeitet, seit März hat er dank eines Förderprogramms eine Vollzeitstelle. Wistup koordiniert die Arbeit in vier Tafelläden: Staufen, Heitersheim, Breisach und Bad Krozingen. Einkaufen darf, wer eine bestimmte Einkommensgrenze unterschreitet: 750 Euro bei Alleinstehenden, 1300 Euro bei einer Familie mit zwei Kindern. Mehr als 350 Einkaufsausweise hat die Staufener Tafel bereits ausgegeben. Armut gibt es nicht nur in Großstädten. Auch in südbadischen Kleinstädten und Dörfern brauchen immer mehr Hilfe — und einen vollen Einkaufskorb. Erika König kennt die Probleme. 2002 wurde die Staufener Tafel gegründet, fast so lange engagiert sie sich, ist Mitglied im Beirat und steht nachmittags in den Verkaufsräumen in Bad Krozingen. Mittlerweile öffnet die Tafel dort sechsmal die Woche, eine Stunde können Kunden einkaufen. An manchen Tagen kommen bis zu hundert Menschen. "In den vergangenen Jahren haben die Kundenzahlen stark zugenommen" , sagt Erika König. Und es könnten noch viel mehr sein. Doch viele Menschen schämten sich. Auch Klaus Wistup sagt: "Sie glauben nicht, wie viele Menschen hier am Existenzminimum leben. Doch auf dem Land kennt jeder jeden. Viele sagen: Bevor ich zur Tafel gehe, hungere ich lieber."

Die Zahl derer, die ohne die Hilfe der Tafel nicht über die Runden kommen, wächst: Deutschlandweit werden 800 000 Menschen versorgt, bis Jahresende erwarten die Tafeln eine Million Kunden. Mit der Zahl der Kunden wächst auch die Zahl der Tafeln. 1993 öffnete die erste in Berlin, 1996 waren es bereits 70. Im Jahr 2000 gab es 270 Tafeln, heute sind es fast 800. "Seit der Einführung der Hartz-Reformen hat sich die Zahl der Tafeln fast verdoppelt", sagt Anke Assig, Sprecherin des Bundesverbands Deutsche Tafel. Viele Tafeln betreiben Filialen, der Bundesverband Deutscher Tafeln schätzt deshalb die Zahl aller Verkaufsstellen auf 2000. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht - die Tafeln boomen weiter. In Schönau im Wiesental hat die Schopfheimer Tafel am 1. Juni eine Filiale eröffnet, in Titisee-Neustadt suchen Ehrenamtliche nach Räumlichkeiten. In Lahr musste die Aufnahme neuer Kunden bis zum 31. Juli gestoppt werden. Der dritte Armuts- und Reichtumsbericht, den die Bundesregierung jüngst vorstellte, spiegelt die Erfahrungen der Tafeln: 26 Prozent (13+13, siehe unten) der Bundesbürger werden als arm bezeichnet oder als von Armut bedroht - trotz staatlicher Leistungen. Besonders betroffen sind die Jüngsten: 14,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben in Armut. Heute werden mit Hilfe der Tafeln zunehmend Kinder und Jugendliche ernährt, Anfang der 90er Jahre waren Obdachlose die wichtigsten Kunden. "Die Tafeln können die Armut nur lindern, nicht bekämpfen" , sagt Anke Assig. Der Staat sei gefordert: Seine Sozialpolitik müsse dafür sorgen, dass die Menschen in Deutschland von ihrem Einkommen oder ihrer Rente leben können.

Die Bad Krozinger Tafel ist mittags in Frauenhand. Zu dritt kümmert man sich um die gespendeten Lebensmittel: Gemüse wird geputzt und sortiert, Brot verpackt, Joghurt in die Kühlschränke geräumt. "Höchstens, wenn’s ums Fahren geht, brauchen wir die Männer" , sagt Beate Fix. Die Damen kichern. Es geht fröhlich zu. Heute sind die Regale voll, aber das ist nicht immer so. Vor allem Fleisch, Nudeln und Milchprodukte sind oft Mangelware. "Es gibt Tage, da haben wir so viel Butter, das jeder zwei nehmen kann. Und dann monatelang gar keine" , sagt Beate Fix. Die Tafel ist eben kein Supermarkt. Doch das, was in den Regalen liegt, wird zu einem Viertel der Ladenpreise verkauft: 30 Cent für eine Pizza oder einen Liter Milch, 50 Cent für Wurstsalat oder zehn Brötchen. Preissteigerungen gibt es hier nicht. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen allerdings im EU-Durchschnitt die Lebensmittelpreise im April 2008 mehr als sieben Prozent, teilt das Statistische Bundesamt mit. In Deutschland wurden Brot und Getreideprodukte um 8,7 Prozent teurer, Milch, Käse und Eier um 21,6 Prozent. Erika König blickt auf die Uhr: 15.26 Uhr. "Noch vier Minuten" , ruft sie ihrem Team zu. Es ist die letzte Ruhe vor dem täglichen Ansturm. Draußen vor der Glastüre warten sie schon: Mütter mit Kindern an der Hand, ein Rentnerehepaar, Frauen mit Kopftüchern und Plastiktüten, eine ältere Dame, auch eine jüngere. Sozialhilfeempfänger, Rentner, Asylanten, Alleinerziehende, Geringverdiener. Sie stehen hinter einer Holzschranke, manche schon seit 40 Minuten. Wer zuerst kommt, hat die größte Auswahl. Damit sich die Leute nicht umrennen, dürfen nur fünf Personen gleichzeitig einkaufen. Außerdem hat Klaus Wistup ein rotierendes System eingeführt: Jeder Einkaufsausweis hat eine andere Farbe, drei Farben kommen zuerst dran. Welche an der Reihe sind, zeigt ein Plan an der Eingangstür. Heute sind Gelb, Rot und Schwarz dran. Adriana P. hat einen grünen Ausweis, sie muss warten, doch das lohne sich. "Die meisten Leute sind nett, man kann sich unterhalten." Manchmal allerdings, da geht es in der Menge ruppig zu. "Es ist schon seltsam, was wir hier erleben" , sagt Erika König. Vor einer Woche, da habe ihr jemand beinahe eine Paprika an den Kopf geworfen. Doch die Mehrheit der Kunden ist freundlich. Immer wieder ist ein leises "Dankeschön" zu hören — mal mit russischem, mal mit türkischen, mal mit badischem Akzent. Auch Adriana P. ist dankbar, dass es die Tafel gibt: "Ich wüsste nicht, was ich sonst machen würde." Ihr Mann hat ein geringes Einkommen, sie selbst gesundheitliche Probleme. Die Tafel hilft ihr, den Kühlschrank zu füllen, und im Keller der Tafel kann sie ihre Familie günstig einkleiden. Heute hat sich das Anstehen gelohnt. Mit dem Fahrrad wird sie die vollen Tüten nach Hause transportieren. Abends werden die Pfirsiche weg sein, die Joghurts auch — und der Salat. Ihre drei Männer haben Hunger, vor allem die beiden Söhne. Deshalb muss Adriana P. wiederkommen. Morgen. Oder übermorgen. Und wenn sie Glück hat, ist sie dann als Erste an der Reihe.
Yvonne Weik , 11.6.2008, BZ


Wie viele Menschen in Deutschland arm und von Armut bedroht sind, darüber streiten die Fachleute. 13 Prozent der Bundesbürger sind arm oder von Armut bedroht, sagt der Bundesarbeitsminister. Weitere 13 Prozent wären von Armut bedroht, wenn sie keine staatlichen Sozialleistungen beziehen würden. Armut zu verhindern ist Aufgabe des Sozialstaates. In unserem gestrigen Beitrag über die Tafelläden in Südbaden auf Seite 3 wurden diese beiden Zahlen zusammengezählt
12.6.2008, BZ

 

Lebensmittelgeschäft für Bedürftige in Waldkirch eröffnet

Am Montag hat er seinen Betrieb aufgenommen, der Tafelladen in der Schusterstraße 26. Er ist gedacht als Hilfe für Bedürftige, die laut Ausweis über weniger als ein festgesetztes Netto-Einkommen verfügen.

Die Institution der Tafelläden, die als gemeinnützige Einrichtung in Deutschland seit 1993 besteht, soll bedürftigen Mitbürgern den unbürokratischen Einkauf von noch einwandfreien Lebensmitteln ermöglichen, die von ehrenamtlichen Helfern eingesammelt werden, weil sie von Herstellern und Handel wegen baldigen Verfalls aussortiert wurden.  Der Ortsseniorenrat (OSR) als Initiator in Waldkirch ging von der einfachen Überlegung aus, dass bei 20500 Einwohnern der Stadt etwa 2000 als bedürftig im genannten Sinn anzusehen sind: "Es darf nicht sein, dass die einen Essen im Überfluss haben und es sogar wegwerfen, und die anderen nicht wissen, wie sie ihre Kinder und sich selbst ernähren können" . Die Idee wurde in einer Veranstaltung des Ortsseniorenrats "Bürger helfen Bürgern" im Juli dieses Jahres geboren. Dass der Aufruf zu ehrenamtlicher Mitarbeit nicht ungehört verhallte, zeigt sich in der Tatsache, dass bereits runde drei Dutzend Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Weitere sind stets willkommen, so wurde vom Tafelladenteam bei der Eröffnung betont. Der Andrang von Käufern, meist Frauen, war bereits am ersten Tag beachtlich. Zur Verfügung standen Gemüse und Salate, auch Obst, Brot und andere Backwaren, aber auch Mehl und Zucker, Reis, Konserven, Tee oder Kaffee. Beratung erfuhren die Waldkircher durch erfahrene Mitarbeiter aus Emmendingen, wo Ähnliches bereits mit Erfolg läuft. Nun dürfte auch der Anfang in Waldkirch gut gelungen sein. Die offizielle Eröffnung soll am Montag erfolgen.
Bis dahin hat man dann schon einige Erfahrungen sammeln können. Nachdem sich bereits am ersten Tag der Inbetriebnahme mit rund 70 berechtigten Käufern eine beachtliche Kundschaft einfand, darf auch in der
Waldkircher Tafel mit einem positiven Ergebnis gerechnet werden.
Wolfgang Meyer, 5.12.2007

 

 

Ehrenamtliche aus Titisee zu Besuch beim Tafelladen Müllheim

35 Engagierte aus dem Hochschwarzwald holen sich bei der Markgräfler Tafel in Müllheim Anregungen für ihr eigenes Projekt

Gäste aus dem Hochschwarzwald hatte gestern der Müllheimer Tafelladen. 35 Ehrenamtliche aus Titisee-Neustadt waren zu Besuch, um sich Tipps und Anregungen für ihr eigenes Tafelladen-Projekt zu holen, das in den Startlöchern steht. "Weil ihr das gut macht, wollen wir’s genau so gut machen" , ruft Siegfried Baumgart von der Besuchergruppe den Müllheimer Ehrenamtlichen zu, während er sich mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern um Silvana Müller, Leiterin des Müllheimer Tafelladens, schart. Zuerst werfen alle einen Blick auf den Verkaufswagen, bevor dieser sich auf seinen nachmittäglichen Weg nach Neuenburg macht. So weit sind die Hochschwarzwälder noch lange nicht. "Wir wollten im Januar beginnen" , erzählt Christoph Schlosser, Projektleiter des Tafelladens bei der Caritas. Aber ohne Räumlichkeiten gehe das nicht, und bei den zwei Objekten, die die Neustädter in Aussicht haben, sei noch einiges abzuklären. Im Gegensatz zur Markgräfler Tafel, die als Verein mit 130 Ehrenamtlichen organisiert ist, wird in Neustadt die Caritas vorerst für drei Jahre die Trägerschaft für das Modellprojekt übernehmen. "Die Erfahrungen, die andere gemacht haben, ersparen uns Zeit, das sind sehr sehr viele Tipps, die wir hier kriegen" , freut sich Doris Burkhart über den Besuch in Müllheim. Nach den Gesundheitstests für Mitarbeiter, Auflagen nach dem Lebensmittelrecht, Versicherungen und Müllentsorgung fragen die Neustädter unter anderem und bekommen von Silvana Müller ausführlich Auskunft. Außerdem, so kündigt Müller an, werde die Arbeitsgruppe der Tafelleitungen, die sich regelmäßig alle sechs bis acht Wochen in Müllheim trifft, ein Handbuch für Tafelläden erstellen, von dem dann auch das neue Projekt im Hochschwarzwald profitieren könne. Aber nicht nur über die organisatorischen und rechtlichen Grundlagen wollen sich die Besucher informieren: "Was mich jetzt interessiert, ist das Kaufverhalten der Leute" , sagt Doris Burkhart, während vorne im Laden der normale Betrieb anläuft. Viele der Neustädter Ehrenamtlichen hätten entsprechende Vorkenntnisse, was fehle, sei der Gesamtablauf. Den erleben sie nun hautnah mit, diskutieren mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Laden und lassen sich deren Arbeit genau erklären. Entstanden ist die Idee zum Neustädter Tafelladen, so erklärt Günter Kranzfelder, nach einem Besuch der Ehrenamtlichen des Kaffee-Kleiderladens der evangelischen Kirche bei der Freiburger Tafel. Seit September 2006 gibt es dort eine Brotausgabe. Und nun warten 60 Freiwillige darauf, mit der Arbeit im Tafelladen loszulegen, auch mit den Tipps aus Müllheim.
Claudia Renck, 23.11.207, BZ

Die Armut bleibt oft geheim - allein erziehend mit 5 Kindern

Viele Reaktionen haben wir auf unseren Beitrag erhalten, der die Situation einer allein erziehenden Mutter mit fünf Kindern schilderte ("Die Armut bleibt oft geheim" , BZ vom 29. August). Viele Leserinnen und Leser wollten ihr spontan helfen. Eine junge Frau bot gar an, mit der 17-jährigen Tochter mal shoppen zu gehen. Denn Hartz IV erlaubt der Familie nur ein karges Leben. Weil die 44-jährige Mutter diszipliniert und klug die Familie managt, können die Kinder aufs Gymnasium, lernen ein Instrument, erleben Spannendes und Interessantes in kostenlosen Veranstaltungen. Eine wichtige Rolle - gerade für eine gesunde Ernährung - spielt der Tafel-Laden in der Schwarzwaldstraße. Die Mutter schätzt das frische Obst und Gemüse sehr. Ihre Sohnemänner hingegen nervt ab und zu "der Fraß" - so waren sie in unserem Artikel zitiert. Gemeint war natürlich, dass die Jungs lieber mal Pommes, Pizza, Döner und Burger essen würden.
Doch für einige der 130 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tafel-Ladens war die abfällige Bemerkung schwer zu verdauen. Sie sahen ihre Produkte als "Fraß" verunglimpft und fürchten gar, andere Notleidende ließen sich durch diese Aussage abschrecken. Daher soll an dieser Stelle klargestellt sein: Die Qualität der Waren im Tafel-Laden ist hoch, sogar Bioprodukte gibt es dort. Das Foto zum Artikel beweist es: Knackiger können Karotten kaum sein. Nur: Jugendliche, die von Mc Donald’s träumen, sind mit Frischkost nicht immer zu beglücken.
BZ-Leserbrief vom 1.9.2007

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