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Regenbogen am 12.9.2006 um 16 Uhr bei Freiburg im Breisgau - so soll's bleiben?
Regenbogen am 12.9.2006 um 16 Uhr im Dreisamtal bei Freiburg im Breisgau - so soll's bleiben?

 

 

Caritasverband Freiburg-Stadt in sozialen Netzen aktiv

Neben der Webseite www.caritas-freiburg.de engagiert sich der Caritasverband Freiburg-Stadt jetzt auch in den sozialen Netzen. Mit aktuellen Nachrichten und Dialogangeboten bei Facebook und Twitter will der Verband vor allem neue Zielgruppen ansprechen. Neben Neuigkeiten aus den Diensten und Einrichtungen liegt das Hauptaugenmerk im Dialog mit potenziellen Mitarbeitern aus allen Bereichen. Das Angebot richtet sich auch an Menschen, die beim Caritasverband Freiburg-Stadt einen freiwilligen Dienst leisten möchten.
Die Angebote sind einfach über die Webseite www.caritas-freiburg.de zu erreichen.
Der Caritasverband Freiburg-Stadt hat in seinen 60 Diensten und Einrichtungen 1.050 hauptamtliche und 600 ehrenamtliche Mitarbeiter. Diese sind in den Bereichen Kinder und Familien, Leben im Alter, Bildung und soziale Dienste sowie Menschen mit Behinderung tätig und leisten dort vielfältige Beiträge zu einem gelingenden sozialen Leben.
4.1.2011

 

Eine Million Sterne: Aktion auch am Freiburger Rathausplatz

"Eine Million Sterne": Vergangenen Samstagnachmittag leuchteten mehr als 2000 Kerzen auf dem Freiburger Rathausplatz – insgesamt 65 deutsche Städte nahmen an der Spendenaktion teil. Caritas International sammelte für Kinder in Armenien, die regionalen Verbände für Hospize in Freiburg. "Das berührt einen schon wahnsinnig", meint Hedwig Stippler. Unermüdlich zündet die 71-Jährige Kerze um Kerze an. Obwohl der Rathausplatz windgeschützt ist, erlischt immer wieder einer der über 2000 Stumpen – ein flackernder Stern, mit dem Berthold-Schwarz-Brunnen als Zentrum.
Es dämmert, das Klackern der Feuerzeuge vermischt sich mit feierlicher Musik von der "Stühlinger Brass". Passanten bleiben stehen und staunen, viele knipsen die Szenerie. Die meisten wissen zuerst nicht, um was geht, finden es aber schön. "Ist super, Leute kommen zusammen und sprechen", meint ein Touristenpaar mit slawischem Akzent.
Jede Kerze sei ein kleines Licht der Hoffnung, sagt Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, in seiner Eröffnungsrede. Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach meint: "Eine Stadt soll sich danach richten, was sie für die Ärmsten der Armen tut. Außerdem müssen wir uns die Frage stellen, wie menschenwürdig wir sterben wollen." In der angrenzenden Martinskirche gibt es zu diesem Thema noch bis zum 19. November die Ausstellung "Lebenskunst Sterben" zu sehen, in der todkranke Menschen vorgestellt werden. 50 Caritasverbände und -einrichtungen in Deutschland beteiligen sich an der Aktion "Eine Million Sterne". Christine Decker, Referentin für Fundraising bei Caritas International, rechnet mit circa 35 000 Euro Spendengeldern. Sie zeigt sich sehr zufrieden: "Der Platz ist ideal und das Wetter ist super. Das letzte Mal auf dem Münsterplatz fiel das Ganze ja ziemlich ins Wasser." Die Gemeinschaftsaktion der verschiedenen Caritasverbände findet nun zum vierten Mal statt, das Geld soll zum einen der Kinder- und Jugendhilfe in Armenien zukommen, zum anderen der Hospizarbeit in Freiburg. Hedwig Stippler, deren Mann vor 30 Jahren starb, engagiert sich seit etwa zehn Jahren bei der Freiburger Caritas. "Ich war ja Krankenschwester, und da ist neulich hier auf dem Platz eine Studentin kollabiert, der hab’ ich dann geholfen. Wenn wir uns zufällig in der Stadt begegnen, lächelt sie mich so an. Das kann man für Geld nicht bezahlen", sagt sie. Und bringt noch eine Kerze zum Leuchten.  
15.11.2010, Caritas

Tausende Lichter allüberall: An 66 Orten in ganz Deutschland entzündeten Caritas-Mitarbeitende am 13. November 2010 Kerzen an öffentlichen Orten. Die vierte Aktion "Eine Million Sterne" stand im Zeichen des Europäischen Jahrs zur Bekämpfung der Armut. Caritas international sammelte Spenden für ein Kinderprojekt in Armenien. Erstmals beteiligte sich auch die Caritas Rumänien an der Aktion.
www.einemillionsterne.de

 

Thomas Maier löst Gerhard Lück als Pressereferent ab

Der langjährige Pressereferent des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg, Gerhard Lück (62), beginnt Anfang 2010 mit der passiven Phase seiner Altersteilzeit. Vor genau dreißig Jahren hatte er 1980 die Pressestelle beim Diözesan-Caritasverband aufge­baut. Als Journalist und Medienpädagoge arbeitete Lück zuvor in der Jugendverbandsarbeit des Erzbistums Paderborn. Zum Nachfolger berief Diözesan-Caritasdirektor Msgr. Bernhard Appel jetzt den der­zeitigen Pressesprecher und Leiter der Presse- und Informationsstelle der Erzdiözese Freiburg, Thomas Maier.
Der 44jährige, in Freiburg geborene Journalist war bereits während seines Theologiestudiums als Freier Journalist bei mehreren Zeitungen tätig. Von 1992 bis Mitte 1998 arbeitete er als Redakteur bei der Bistumszeitung „Konradsblatt“ und verantwortete dort das Ressort „Reportage und Medien“. Im August 1998 wurde er Presse­sprecher von Erzbischof Oskar Saier. Nach der Ernennung von Erzbischof Robert Zollitsch blieb er in dieser Funktion im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg tätig und leitete auch dessen Presse- und Informationsstelle. Thomas Maier hat seit Jahren gute Kontakte zur Caritas und gehört u.a. zur Jury des Caritas-Journalistenpreises Baden-Württemberg. Seinen neuen Arbeitsplatz beim Diözesan-Caritasverband Freiburg wird der engagierte Journalist Anfang Dezember 2009 antreten.
cpi, 26.8.2009,

Marathon-Mann Gerd Lück verabschiedet
"Er war der Chronist unseres Verbandes", charakterisierte Diözesan-Caritas-Direktor Bernhard Appel den Pressereferenten Gerd Lück, der nach dreißig Jahren als Vermittler zwischen Diözesan-Caritasverband und Medien gestern in die Passiv-Phase seiner Altersteilzeit verabschiedet wurde. Der 62-Jährige, der mit Thomas Maier (45) und Ingmar Neumann (32) gleich zwei Nachfolger in der neuen Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit bekommt, machte bei seinem Abschied noch einmal deutlich, was drei Jahrzehnte lang seine Arbeit prägte: "Wir als Caritas sorgen dafür, dass Kirche glaubwürdig ist – und wir müssen noch viel öfter der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, um ihr zu zeigen, wie es in ihr aussieht." Der bekennende Borussia-Dortmund-Fan mit dem Stehvermögen eines Marathon-Manns hatte nach den Worten Bernhard Appels "eine Schlüsselstellung bei der Darstellung des Caritas-Verbands nach außen". Doch auch nach innen: mit der von ihm verantworteten Caritas-Zeitschrift News, von der er seit 1979 nicht weniger als 120 Ausgaben gestaltete. Obendrein erfand er den Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg – und nahm das Motto "Tue Gutes, und rede darüber!" beim Wort. Lob kam dafür auch vom früheren Caritas-Direktor Heinz Axtmann. Denn: "Wir wollen den Menschen die Not der Kleinen, Armen und Behinderten vermitteln."
26.11.2009, www.badische-zeitung.de

 

Caritas-Gründer Lorenz Werthmann 150 Jahre: Wohltäter mit Organisationstalent

Die Stadt der Bächle mit dem "schönsten Turm der Christenheit" — das ist Freiburg. Doch Freiburg ist noch mehr. Sie ist auch die Hauptstadt der Caritas in Deutschland. Denn hier hat der Deutsche Caritasverband als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche seinen Sitz. Insgesamt haben vier Caritasverbände - der Bundesebene, der Erzdiözese, der Stadt und des Landkreises - in der Stadt ihre Geschäftsstellen. Und das liegt vor allem an einer Person - Lorenz Werthmann. Er war katholischer Priester mit der Vision von einer Kirche, die sich mit ihrer Caritas für soziale Gerechtigkeit einsetzt und Menschen in jeder Not beisteht.

Vor bald 150 Jahren, am 1. Oktober 1858, wurde Werthmann in Geisenheim im Rheingau geboren. Er hat Geschichte geschrieben — Sozialgeschichte, Kirchengeschichte und vor allem Caritasgeschichte. Seine Ideen und seine Initiative zur Gründung des Deutschen Caritasverbandes waren schon vor über 100 Jahren einzigartig und wirken bis heute. Im 19. Jahrhundert gab es große soziale Nöte in den Städten und auf dem Land. Das Elend der Arbeiterfamilien war nicht mehr zu übersehen. Viele soziale Initiativen entwickelten sich gerade im Raum der Kirche. Schwesterngemeinschaften wie die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul wurden gegründet — auch in Freiburg. So befindet sich das Mutterhaus der Schwestern mit dem Josefskrankenhaus bis heute in der Habsburgerstraße. Es entstanden damals Vinzenz- und Elisabethenvereine, in denen Freiwillige soziale Hilfe leisteten. Für Lorenz Werthmann bedeutete Kirche immer auch die Berufung zur Caritas und damit zur "Teilnahme am Erlösungswerk Christi" . Den sozialen Nöten um sie herum, so Werthmanns Überzeugung, könnte die Kirche allerdings noch besser und effektiver begegnen, wenn es ihr gelänge, all die ihr angeschlossen karitativen Initiativen, Vereine und Bewegungen unter einem Dach zu organisieren. Zunächst arbeitete er als Priester im Bistum Limburg.
1885 wurde er Sekretär des Bischofs Johann Christian Roos. Als dieser 1886 zum Erzbischof von Freiburg berufen wurde, ging Werthmann mit ihm und wurde sein Hofkaplan. Der temperamentvolle und durchsetzungsstarke Priester hatte eine starke Ausstrahlung und wurde in Freiburg schon bald ob seines großen Einflusses "kleiner schwarzer Erzbischof" genannt. Bald gelang es ihm, viele von seinem Traum des gemeinsamen Dachverbands für alle katholischen Wohlfahrtsinitiativen zu überzeugen. 1897 war es dann so weit. Werthmann gründete den "Caritasverband für das katholische Deutschland". In einem Satzungsentwurf heißt es: "In der Überzeugung, dass zur Erfüllung der großen Aufgaben der Caritas ein geordnetes Zusammenwirken aller Kräfte dringend geboten ist, schließen die römisch-katholischen Caritasfreunde in Deutschland einen Verband zwecks planmäßiger Förderung der Werke der Nächstenliebe." Werthmann wurde von vielen Seiten inspiriert. In der katholischen Kirche gab es Ende des 19. Jahrhunderts eine starke Strömung des sozialen und sozialpolitischen Engagements, den sogenannten Sozialkatholizismus. Ein anderes Vorbild war für ihn die Gründung der Inneren Mission der evangelischen Kirche, der Vorgängerorganisation des Diakonischen Werkes. Sie wurde von Johann-Hinrich Wichern gegründet, der vor 200 Jahren geboren wurde. Lorenz Werthmann bewunderte ihn für sein Lebenswerk. Außerdem wurde er durch das neu entstandene Vereinswesen angeregt. Ihm ging es bei der Gründung des Verbandes nicht nur um die Organisation der kirchlichen Sozialarbeit. Es ging ihm auch um das politische Engagement und die Stärkung der Fachlichkeit in der sozialen Arbeit. Ebenso wichtig waren ihm die Solidaritätsstiftung und Herzensbildung in der Gesellschaft durch eine katholische Sozialbewegung, die mit einer Stimme spricht. "Und so nehmen Sie die besten sozialen Gesetze: Alles ist in Ordnung — aber die Gesetzgebung wird sich nicht fortbewegen. Warum? Es fehlt die Caritas im Herzen des Fabrikanten (...); es fehlt der weite Blick und das warme Herz bei dem Beamten, der die Ausführung dieser Gesetze überwachen soll. So ist also die Caritas der Dampf in der sozialen Maschine." Sie ist "Trägerin der sozialen Versöhnung" und "Pfadfinderin (...) für staatliche und gesetzgeberische Maßnahmen."
Lorenz Werthmann gründete mit dem Caritasverband eine reichsweite Organisation. Diese Idee war innerkirchlich angesichts der Bedeutung und Selbstständigkeit der Diözesen höchst umstritten. Lange musste Werthmann deshalb auf die Anerkennung durch die Bischöfe warten. Erst viele Jahre nach der Gründung 1897 war es 1916 so weit. Besonders schwer tat er sich mit den Bayern. Erst nach seinem Tod traten die Diözesen mit ihren Caritasverbänden dem Deutschen Caritasverband bei. Unter anderem setzten sie durch, dass immer mindestens einer der Vizepräsidenten des Verbandes aus Bayern kommen muss, wenn der Präsident nicht selbst bayrischer Herkunft ist.

Organisieren, Studieren, Publizieren: Bis heute sind diese Worte untrennbar mit Lorenz Werthmann verbunden. Er organisierte die Caritasarbeit. Ihm war bewusst, dass die Caritasarbeit das freiwillige Engagement des einzelnen Christen braucht, aber auch Organisation und Strukturen vor Ort, auf der Ebene der Diözesen und Deutschlands. Er selbst war Mitbegründer der Diözesancaritasverbände Straßburg und Freiburg und gab den Anstoß zur Gründung des Caritasverbandes Mannheim. Werthmann ging es darum, dass die Kirche, ihre Amtsträger und Gläubigen vor Ort, in der Diözese die Caritas als eine zentrale Aufgabe und Berufung verstehen. Lorenz Werthmann war ein Meister der Organisation mit einer hohen Kompetenz für Verbandsentwicklung, für die er sich mit viel Temperament einsetzte. Gelang es ihm einmal nicht, eine Versammlung von seiner Meinung zu überzeugen, dann konnte er durchaus demonstrativ und wutschnaubend den Saal verlassen. Ein zentrales Anliegen war für Werthmann in der Verbandsorganisation und -entwicklung jedoch nicht die Struktur an sich, sondern ihre Wirksamkeit und die verbandliche Identität. Ihm ging es darum, eine Identität der "Caritasfreunde" zu fördern. Ein entscheidendes Mittel war dabei für ihn die Gründung einer Verbandszeitschrift und eines Verlages. Durch die Verbandszeitschrift "Caritas" sollte "Herzensbildung" , aber auch fachliche Bildung erreicht werden. Sie war für ihn ein zentrales Austausch- und Kommunikationsorgan der Caritas. Soziale Themen sollten aufgegriffen und die Caritasspiritualität gestärkt werden. Weiterentwickelt hat sich diese Idee bis heute in den aktuellen Zeitschriften. Da ist zum einen die "neue caritas" , die über aktuelle sozial-, fach- und verbandspolitische Themen der Caritasarbeit berichtet. Und zum anderen die Zeitschrift "Sozialcourage" , die vor allem für das Caritasengagement von Pfarrgemeinden und Verbänden, von Gruppen und Einzelpersonen mit vielen Praxisbeispielen und -anregungen gestaltet ist.

Ein weiteres Anliegen für Lorenz Werthmann war das "Studieren" . Ihm war bewusst, dass die Caritasarbeit nicht nur das gute Herz braucht, sondern auch die fachliche Qualifikation von hauptberuflichen und ehrenamtlich-freiwilligen Mitarbeitern. Deshalb hat er sich für eine kompetente Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Caritas sowie für ihre wissenschaftliche Begründung und Erforschung eingesetzt. Damit hat Werthmann wichtige Impulse zur Ausbildung sozialer Berufe gesetzt. So haben seine Ideen und Vorstellungen auch die Gründungen der heutigen Katholischen Fachhochschule in Freiburg und des renommierten Arbeitsbereiches für Caritaswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg maßgeblich gefördert. Lorenz Werthmann war ein genialer Netzwerker und ein wesentlicher Wegbereiter einer Freien Wohlfahrtspflege, die in einer konstruktiv-kritischen Distanz zum Staat steht. Er sah die Kirche und ihre Caritas in der Verantwortung, an der Gestaltung des Sozialstaates mitzuwirken und für die Rechte von benachteiligten Menschen einzutreten. Er lehnte einen von ihm so bezeichneten "Fürsorgeabsolutismus" des Staates ab und meinte, dass es im Interesse des Gemeinwohls und des einzelnen Bürgers eine freie Wohlfahrtspflege neben der staatlichen Wohlfahrtspflege geben müsse. Modern gesprochen ging es ihm um Wahlfreiheit für den Einzelnen.
Für ihn war die organisierte Caritas die Sozialbewegung der Kirche mit gesellschaftlicher Sprengkraft. Dieses Selbstverständnis prägt die verbandliche Caritas bis heute in ihrer Funktion als Anwalt, Dienstleister und Solidaritätsstifter. Jüngstes Beispiel ist dafür die Befähigungsinitiative des Deutschen Caritasverbandes für benachteiligte Kinder und Jugendliche. In dieser Initiative (2005— 2008) ging es darum, die Initiativen und Projekte für diese Kinder auszubauen, besser zu vernetzen und entsprechende Positionen in die Sozialpolitik einzubringen. Denn Benachteiligung bedeutet in Deutschland deutlich geringere Bildungschancen und damit mangelnde Zukunftsperspektiven. Das fordert die kirchliche Caritas heraus, ihr bildungspolitisches Engagement deutlich zu verstärken. Dieses Engagement ist sicher im Sinne von Lorenz Werthmann und seiner Sicht einer organisierten Caritas als kirchlicher Sozialbewegung. Das Zeugnis von Lorenz Werthmann wirkt bis heute — ermutigend, inspirierend und glaubwürdig.
Peter Neher, 27.9.2008, BZ

Die Caritas feiert den 150. Geburtstag ihres Gründers Lorenz Werthmann am Montag, 29. September, in Freiburg. Zu Ehren Werthmanns findet ein großer Festgottesdienst um 11 Uhr im Münster statt, mit Erzbischof Robert Zollitsch und mit Kardinal Karl Lehmann, der die Predigt hält. Dazu ist die Bevölkerung eingeladen

 

Karl Ammann: Caritas-Katastrophenhelfer aus Freiburg nach Birma

Gestern Morgen hat er erfahren, dass er wieder los muss. Erst am Sonntag war Karl Ammann aus Indonesien zurück gekommen, am Samstag fliegt er ins vom Zyklon verwüstete Birma — das heißt, wenn er rechtzeitig ein Visum bekommt. Karl Ammann ist bei Caritas international in Freiburg der Mann für Katastrophen. Tsunami in Indien, Erdbeben in Pakistan, Krieg im Irak, Hunger in Äthiopien — die Liste seiner Einsatzorte ist lang und klingt makaber: der 65-jährige Freiburger war in den vergangenen Jahrzehnten überall in der Welt, wo ein großes Unglück über die Menschen herein brach. Seine Aufgabe ist es, vor Ort Informationen zu sammeln und die Hilfsaktionen zu koordinieren, "Kurzzeitberater für Katstrophenhilfe" nennt sich das.

Am Mittwochnachmittag sitzt Karl Ammann noch im sechsten Stock des Caritas-Hauses an der Wölflinstraße in einem Büro mit Blick über die Stadt. "Mein Pass ist unterwegs nach Berlin" , berichtet er. Ob die birmesische Botschaft ihm ein Visum ausstellen wird, ist ungewiss, zumal das Militärregime des südostasiatischen Landes internationale Helfer nur zögerlich einreisen lässt. Karl Ammann nimmt’s gelassen: "Wenn’s klappt, klappt’s, wenn nicht, nicht." Viele Worte macht der Mann im gelben Kurzarmhemd und Sandalen an den nackten Füßen nicht, politische schon gar nicht. Er will seine Einreise nach Birma wohl nicht gefährden. Der Flug nach Rangun ist jedenfalls gebucht und der Koffer gepackt. Ammann reist gewöhnlich nur mit Handgepäck. "Mehr als drei von jedem Kleidungsstück braucht man nicht." Eingepackt hat er auch sein Laptop, eine Taschenlampe und zwei Handys mit aufgeladenen Akkus, denn ob es in Rangun Strom gibt, ist fraglich. Ammann wird zum ersten Mal in Birma sein, zweieinhalb Wochen soll sein Aufenthalt dauern, was ihn vor Ort erwartet, kann er nur erahnen. Mitarbeiter des Malteser-Hilfdienstes werden ihn vom Flughafen abholen. "Dann setzen wir uns mit den Helfern vor Ort zusammen und ermitteln, was gebraucht wird an Geld, Material und Leuten." Ammann geht davon aus, dass er in Rangun einige Bekannte von internationalen Hilfsdiensten treffen wird — was wohl untertrieben ist: "Der Mann ist eine Koryphäe" , sagt Caritas-Sprecherin Gertrud Rogg. Die Erfahrungen, die Ammann in 34 Jahren Katastrophenhilfe gesammelt und die Kontakte, die er geknüpft habe, das sei einmalig. Zudem spreche er mindestens fünf Sprachen fließend. "Er ist der Mann, den man schickt." Der Gelobte selber bleibt bescheiden. Wichtiger als alles andere sei es in seinem Job, Geduld zu haben. "Man muss sich mit dem Möglichen abfinden, voll anerkennen, was die Leute vor Ort leisten." So ruhig und überlegt wie er spricht, glaubt man gern, dass fremde Menschen ihm vertrauen. "Und in Asien habe ich den Opa-Bonus." Opa ist Ammann am Montag übrigens zum siebten Mal geworden. "Mein neuer Enkel hat mitgespielt" , sagt er und meint, dass der auf die Welt gekommen ist, als sein Großvater gerade einmal zu Hause war. Auch solche Ereignisse tragen dazu bei, dass Karl Ammann das Elend, das er zu sehen bekommt, ertragen kann. "Der Mensch ist ja keine Kamera" , sagt er. Er fokussiere seinen Blick nicht auf das Unglück, sondern nehme auch wahr, was im Umfeld passiere und manchmal durchaus hoffnungsvoll sei.
8.5.2008, BZ

 

Monsignore Ernst Moser gibt nach 26 Jahren Vorsitz an Pfarrer Herbert Malzacher

Wenn ein Pfarrer 26 Jahre seines Lebens neben vielen anderen pastoralen Aufgaben intensiv der Arbeit eines Caritasverbandes widmet, ist das schon etwas Besonderes. Deshalb stand jetzt bei der Vertreterversammlung des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald im Weihbischof-Gnädinger-Haus in Freiburg-Lehen die Verabschiedung von Monsignore Ernst Moser aus Badenweiler im Mittelpunkt.
 

Bild: Gerhard Lück

Auch Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel ließ es sich nicht nehmen, dem scheidenden Amtsbruder den Dank des Diözesan-Caritasverbandes auszusprechen: "Ernst Moser hat der Caritas im Landkreis ein Gesicht gegeben." Kreis-Caritasgeschäftsführer Bernhard Scherer zeigte vor den rund 50 Vertretern aus Pfarreien und Caritas-Einrichtungen im Landkreis Mosers Wirken auf. Neben seinem Amt als Gemeindepfarrer in Badenweiler und Dekan des Dekanates Neuenburg habe Moser immer zusätzliche Aufgaben gehabt. Um die Pfarrhaushälterinnen kümmerte er sich auf Diözesanebene ebenso wie um die geistliche Begleitung der Kur- und Tourismusseelsorge. Besonders am Herzen habe ihm aber immer seine Funktion als Vorsitzender der Caritas im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gelegen. Im Jahr 1981 übernahm Ernst Moser den Vorsitz des Caritasverbandes Müllheim. Als dann 1990 die drei Caritasverbände Müllheim, Freiburg-Land und Neustadt zum "Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V." fusionierten, stellte er sich für den Vorsitz dieses neuen Verbandes zur Verfügung. Er übernahm in den folgenden Jahren bis jetzt große Verantwortung bei der kontinuierlichen Verbandserweiterung. So stieg beispielsweise die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 42 auf inzwischen rund 450 und die Bilanzsumme von zwei auf 23 Millionen Euro an. Der Landkreis-Caritasverband entwickelte einen Schwerpunkt in der Altenhilfe. So übernahm der Verband drei Altenheime — eines vom Landkreis in Kirchzarten und zwei Neubauten: 1997 in Neuenburg und 2007 in Ehrenkirchen. Drei Seniorenwohnlagen geben alten Menschen Betreuung und Sicherheit. Essen auf Rädern, Hausnotrufdienst und Mobile Soziale Dienste waren für Pfarrer Moser weitere wichtige neue Dienste der Altenhilfe. Der Caritassozialdienst als "Caritas-Grunddienst" wurde mit zahlreichen Außensprechstunden flächendeckend aufgebaut. Für die Integration jugendlicher und erwachsener Migranten setzte sich der Caritasverband im Landkreis ebenso ein wie für die Betreuung psychisch Erkrankter und Behinderter. Und auch für Kinder und Familien hält die Caritas Beratungsstellen und Dienste vor.

Als der Verband 1996 die Sedanstraße in Freiburg wegen Hotel- und Konzerthausneubauten verlassen musste, fand er im Weihbischof-Gnädinger-Haus in Lehen eine neue Bleibe. Ernst Moser setzte sich für dieses gemeinsame Haus mit dem Diözesan-Caritasverband besonders ein. Kreisgeschäftsführer Bernhard Scherer dankte Moser dafür, dass "Sie immer danach fragten, ob unsere Angebote auch für die Menschen richtig seien" . Moser habe die "Hilfe zur Selbsthilfe" sehr am Herzen gelegen. Da Ernst Moser bereits alle wichtigen Auszeichnungen der Caritas erhalten hat, dankten Bernhard Scherer und Caritasdirektor Appel jeweils mit Geschenken für Mosers Einsatz. Der wiederum gab den Dank an Scherer und dessen Mitarbeiter zurück: "Ich habe immer eine fachliche Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander erlebt." Zuvor hatten die Vertreter den Geschäftsbericht von Bernhard Scherer gehört, der von den Entwicklungen bei den drei stationären Altenheimen in Neuenburg, Ehrenkirchen und Kirchzarten berichtete. Die besondere Aufmerksamkeit gelte derzeit dem Caritas-Altenheim Kirchzarten, das seit September 2007 in drei Bauabschnitten bis 2011 für 12,7 Millionen Euro um- und neu gebaut werde. Das Prälat-Stiefvater-Haus in Ehrenkirchen, 2007 eingeweiht, sei zu fast 90 Prozent belegt und werde bestens von der Bevölkerung angenommen. Und auch im Bereich der ambulanten Dienste konnte Scherer manch positive Entwicklung beschreiben.
Bei den Vorstandswahlen wurde der Ehrenkircher Pfarrer Herbert Malzacher (57) zum neuen Vorsitzenden und damit Nachfolger von Ernst Moser gewählt. Malzacher kam im letzten Dezember nach dreizehn Jahren als Pfarrer und Dekan aus Waldshut in den Breisgau. Seine Stellvertreterin bleibt — wie seit über 26 Jahren — Renate Grotz aus Bad Krozingen. Rita Förderer aus der March und Peter Dengler aus Titisee-Neustadt wurden einstimmig zu Beisitzern gewählt.
Gerhard Lück, 6.3.2008, BZ


 

 

 

 

Professor Klaus Baumann, Lehrstuhl für Caritaswissenschaft

Als ich 2004 nach Freiburg berufen wurde, bestand meine erste Aufgabe darin, den bisherigen Diplomaufbaustudiengang zu leiten und in einen Masterstudiengang "Caritaswissenschaft und Christliche Gesellschaftslehre" umzuwandeln. Derzeit belegen mehr als 20 Studierende diese Spezialisierung. Sie bringen dazu unterschiedliche Grundstudien mit, nicht nur Theologie, sondern auch Medizin, Psychologie oder Sozialarbeit. Katholisch sein ist dafür keine Voraussetzung. Die Caritaswissenschaft ist keine traditionelle Kerndisziplin der Theologie. Sie ist Wahlpflichtfach in verschiedenen Studiengängen auch anderer Fakultäten. Lange konnte sie nur in Freiburg studiert werden — darum kam die Freiburger Ehrenbürgerin Gertrud Luckner einst nach Freiburg. Caritaswissenschaft ist eng verbunden mit dem Deutschen Caritasverband und soll helfen, dass Caritas ihre Tiefe nicht verliert. Sie bemüht sich um eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen und auf gesellschaftliche Prozesse. Insofern tangiert sie auch die Sozialpolitik. Die Studierenden werden darüber hinaus auf die Begleitung von Menschen in Not oder auf Leitungsaufgaben vorbereitet. Sie arbeiten an Themen, bei denen sie mit dem Herzen dabei sein können: von der Obdachlosenhilfe bis zu "Psychotherapie und Religiosität" .

Auch in meiner Forschung interessiert mich der Dialog zwischen Psychotherapie und Theologie, so in einer Arbeit über "Zwangsstörungen und Religion" . In meiner Praxis als approbierter Psychotherapeut arbeite ich vor allem mit Menschen in Berufen der Kirche. Da ich zudem katholischer Priester bin, halte ich auch Gottesdienste. Forschung und Lehre sind bei uns sehr nah am Menschen und der beruflichen Praxis angesiedelt. Während die Praktiker unsere Theorien kritisch prüfen, lassen wir uns von ihnen zu weiteren Forschungen inspirieren. Caritas ist sehr international. Enge Kontakte pflegen wir zu Caritas Korea, mit der wir einen internationalen Masterstudiengang entwickeln. Dann wurde ich in die Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz berufen: Es ist erfreulich, mitberaten zu können, wo Weichen für die Zukunft gestellt werden.
Aufgezeichnet von Anita Rüffer, 13.7.2007

 

Starke Hilfe für starke Helfer: Interview mit Gerhard Lück

Als das Weihbischof-Gnädinger-Haus am 18. April 1997 eingeweiht wurde, gab es auch manch kritische Stimmen: Ob das denn wirklich nötig sei, dass der Caritasverband der Erzdiözese Freiburg (DiCV) zusammen mit dem Caritasverband des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald damals 15 Millionen Mark (heute rund 7,5 Millionen Euro) in einen Neubau steckt? Zehn Jahre später macht Gerhard Lück von der DiCV-Pressestelle im Gespräch mit BZ-Redakteur Gerhard M. Kirk klar: Es hat sich in jeder Beziehung gelohnt.

BZ: Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt, am Rande von Lehen an der neuen Alois-Eckert-Straße die beiden Caritasverbände und andere kirchliche Stellen mit insgesamt rund 150 Beschäftigten im Gnädinger-Haus unter ein Dach zu bringen?
Gerhard Lück: Der DiCV war ja vor 1997 auf fünf verschiedene Häuser in der Wiehre verteilt. Und als dann der Landkreis-Verband wegen des Baus von Konzerthaus und Hotel aus seinen Räumen an der Sedanstraße raus musste, entstand die Idee, miteinander ein Caritas-Haus zu bauen. Während der vergangenen zehn Jahre hat sich die Zusammenarbeit bestens bewährt. Und ich persönlich finde gerade die Zusammenarbeit zwischen einem Spitzen- und einem Ortsverband mit seiner konkreten Arbeit sehr gut. Außerdem sind wir gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden und haben einen Park-and-Ride-Parkplatz direkt vor der Haustür.

BZ: Den Deutschen Caritasverband und den Stadtcaritasverband kennen in Freiburg viele Menschen, den Diözesanverband dagegen eher weniger. Was ist eigentlich dessen Aufgabe?
Lück: Unser Motto ist "Starke Hilfe für starke Helfer" . Wir helfen also den vielen Ortscaritasverbänden, Diensten und Einrichtungen wie Sozialstationen, Kindergärten und Heimen, gute Arbeit zu leisten. Dank des ständigen inhaltlichen Austauschs ergeben sich immer wieder neue Ideen.

BZ: Heißt das auch, dass die Caritas während dieses Jahrzehnts immer wieder auf neue Probleme reagieren musste?
Lück: Schon vor 1997 haben wir die Arbeitslosigkeit als drängendes Problem erkannt. Und zusammen mit der zunehmenden Armut ist sie das bis heute geblieben. Inzwischen gibt es zwanzig Beschäftigungsbetriebe der Caritas in der Erzdiözese, die Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose schaffen, um den Menschen das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden. Zudem sind zwölf Tafel-Läden entstanden, in denen vorwiegend Ehrenamtliche arbeiten und die ständig ausgebaut werden, um Menschen alles zu bieten, was sie für ihren täglichen Bedarf brauchen. Daneben haben wir mit Mitteln aus der jährlichen Haus- und Straßensammlung den Beginn eines Familien- und Stadtteilzentrums in Zähringen ebenso unterstützt wie den Aufbau von Betreuungsgruppen für an Demenz erkrankte Menschen.

BZ: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, solche festen Strukturen könnten leicht zu einem erstarrten Verbandsgebilde führen?
Lück: Viele Angebote erfordern eine vernünftige Organisation. Das mag von außen als erstarrtes Gebilde wahrgenommen werden — so erlebe ich uns aber nicht. Vielmehr bin ich überzeugt: Die Kirche kann froh sein, dass sie uns hat. Denn die Caritas macht deutlich, wie das Evangelium zu verstehen ist. Wir zeigen, wie man es leben kann
17.4.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Caritasgründer Lorenz Werthmann

Menschen irren verzweifelt zwischen den Trümmern ihrer zerstörten Häuser umher, sie suchen nach ihren Angehörigen, bergen Leichen, räumen auf. Diese Bilder erschütterten an und nach Weihnachten 2004 die Welt. Mehr als 200 000 Menschen kamen damals bei der Tsunami-Katastrophe in Südostasien ums Leben. Etliche Hilfsorganisationen, darunter auch Caritas International, unterstützen — dank der zahlreichen Spenden — seit zwei Jahren die Menschen in den betroffenen Regionen beim Wiederaufbau.
Ohne Lorenz Werthmann (1858-1921) wäre Caritas dort nicht aktiv. Ihm ist es zu verdanken, dass die 1897 gegründete Hilfsorganisation bereits in hundert Jahren Geschichte vielen Menschen in Deutschland und in der Welt helfen konnte und künftig helfen wird. Der im hessischen Geisenheim geborene katholische Geistliche kam als Sekretär des Limburger Bischofs Johann Christian Roos mit in den Breisgau, als Roos 1886 zum Erzbischof von Freiburg gewählt wurde. Von hier aus baute Werthmann  den Caritasverband auf. Zuerst installierte er in der Stadt eine Armenpflege, die sich unter anderem um Alkoholkranke, Ausländer wie italienische Gastarbeiter und um Mädchen kümmerte. Für die Mädchenhilfe wurde eigens das Annastift errichtet. "Lorenz Werthmann konnte seinen Blick für die Armen auf den Reisen mit dem Erzbischof weiten. Er sah, dass die Not überall groß war" , sagt der 85-jährige Prälat Georg Hüssler, der Präsident des Deutschen und Internationalen Caritasverbandes war. Und Werthmann stellte fest, dass es im Reichsgebiet keine organisierte Hilfe gab — keine Organisation, die für die Bedürftigen das Wort ergriff. Etwa 200 Menschen in Deutschland unterstützten Werthmanns Arbeit, als sie merkten, "der Kerl kann was" (Hüssler), der sucht den sozialen Nöten und dem Elend der Zeit zu begegnen. 1897 versammelten sie sich in Köln und verabschiedeten die von Werthmann vorgelegte Satzung. "Es war eine geniale Gründung" , so Georg Hüssler. Auf die hin allmählich die regionalen Caritasverbände und Caritas International eingerichtet wurden — aus Liebe zum Nächsten. Werthmann starb 1921 in Freiburg und hinterließ ein Werk, dass bis heute die Not der Menschen weltweit lindert.
Marcus Surges, 12.1.2007, www.badische-zeitung.de

BZ-Wahl zur bedeutendsten Persönlichkeit von Freiburg. Alle bisherigen Vorschlägewww.badische-zeitung.de/die-besten

Caritas-Gründer Lorenz Werthmann 150 Jahre: Wohltäter mit Organisationstalent >Caritas1 (27.9.)

 

 

Um die Caritas verdient gemacht: Pfarrer Ernst Moser

Pfarrer Ernst Moser erhielt nach 25 Jahren als Vorsitzender des Kreisverbandes das goldene Caritas-Ehrenzeichen

Freiburg/Neuenburg. Zusätzliche Aufgaben neben seinem Amt als Gemeindepfarrer in Badenweiler und Dekan des Dekanates Neuenburg hat Pfarrer Ernst Moser immer gehabt. Um die Pfarrhaushälterinnen kümmerte er sich auf Diözesanebene ebenso wie um die geistliche Begleitung der Kur- und Tourismusseelsorge. Doch ein "Nebenjob" lag ihm ganz besonders am Herzen. Das war seine Funktion als Vorsitzender der Caritas im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.

Für die Verdienste, die er sich dabei erworben hat, überreichte ihm Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel jetzt im Rahmen der Vertreterversammlung das goldene Caritas-Ehrenzeichen. Im Jahre 1981 übernahm Ernst Moser, der vor wenigen Wochen 75 Jahre alt geworden ist, den Vorsitz des Caritasverbandes Müllheim. Als dann 1990 die drei Caritasverbände Müllheim, Freiburg-Land und Neustadt zum "Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V." fusionierten, stellte er sich ganz selbstverständlich für den Vorsitz dieses neuen Zusammenschlusses zur Verfügung. Er übernahm in den folgenden Jahren bis jetzt große Verantwortung bei der kontinuierlichen Verbandserweiterung. So stieg beispielsweise die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 42 auf inzwischen rund 340 an. Ein Schwerpunkt entwickelte sich in der Altenhilfe. So übernahm sein Verband drei Altenheime — eines vom Landkreis in Kirchzarten und zwei Neubauten in Neuenburg und ab 2007 in Ehrenkirchen. Drei Seniorenwohnlagen geben alten Menschen Betreuung und Sicherheit. Essen auf Rädern, Hausnotrufdienst und mobile soziale Dienste waren für Pfarrer Moser weitere wichtige neue Dienste der Altenhilfe. Der Caritassozialdienst als "Caritas-Grunddienst" wurde mit zahlreichen Außensprechstunden flächen deckend aufgebaut. Für die Integration jugendlicher und erwachsener Migranten setzte sich der Caritasverband im Landkreis ebenso ein wie für die Betreuung psychisch Erkrankter und Behinderter. Und auch für Kinder und Familien hält die Caritas Beratungsstellen vor.

Intensiv war Ernst Moser als Caritas-Vorsitzender am Neubau eines Verbandsgebäudes beteiligt. Als sein Verband die Sedanstraße wegen Hotel- und Konzerthausneubauten verlassen musste, fand der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald in Freiburg-Lehen im Weihbischof-Gnädinger-Haus gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasverband eine neue Bleibe.

"Sie, Herr Pfarrer Moser" , sagte Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel in seiner Laudatio, "haben sich in hohem Maße für den Ausbau der organisierten Caritas im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald eingesetzt und dabei große Verdienste erworben." Caritas-Kreisgeschäftsführer Bernhard Scherer schloss sich diesem Dank an und überreichte ein Präsent.
Gerhard Lück, 2.12.2006

 

 

ADHS - Therapie für Eltern betroffener Kinder

Feste Abläufe helfen Ruhe zu schaffen / Experten und betroffene Eltern erarbeiten Wege zur Stärkung der Konzentration hyperaktiver Kinder / Symposium im Caritas-Haus

Im Interdisziplinären Therapiezentrum Caritas-Haus Feldberg werden seit neun Jahren Familien mit hyperaktiven Kindern therapiert. Eltern betroffener Kinder, die sich in Selbsthilfegruppen engagieren, Fachleute aus der Klinik und Fachreferenten erarbeiteten jetzt in einem Symposium praxisnahe und einfache Hilfen zum Konfliktthema "Immer Ärger mit den Hausaufgaben" , die in einem Buch veröffentlicht werden sollen.

Immer häufiger lautet die Diagnose beim Kinderarzt oder -psychiater "Ihr Kind hat ADHS." Ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Vormarsch ? Die Antwort gibt ein Blick zurück: Vor 150 Jahren beschrieb der deutsche Arzt Heinrich Hoffmann erstmals in seinem berühmten Buch "Struwwelpeter" Kinder, die typische ADHS-Symptome zeigen. Der "Zappelphilipp" ist auch heute noch eine gängige Umschreibung des hyperaktiven Kindes.

Chefarzt Hans Ruder und die leitende Psychologin Amrei Pohl vom Caritas-Haus Feldberg sind jedenfalls überzeugt: "Das Thema ist auf dem Vormarsch, aber nicht die Zahl der Störungen" . Es gebe nicht mehr Kinder, die hyperaktiv sind, als früher, aber immer mehr Kinder mit ADHS werden auffällig. Gründe dafür gibt es viele. Das soziale Umfeld ist heute weniger tolerant und die wachsende Reizüberflutung macht den betroffenen Kindern enorm zu schaffen. Denn ADHS-Menschen haben Schwierigkeiten, Reize zu filtern, das Bombardement aus Fernsehen, Computer und anderen Medien überfordern sie schnell. Auch heute gilt nach ihrer Ansicht noch: "Wenn die Um- stände günstig sind, müssen diese Kinder nicht unbedingt auffallen, dann gelten sie vielleicht als eigenwillig oder künstlerisch". Aber die Umstände sind meist ungünstig und unbehandelt können die Betroffenen ihr Potenzial nicht entfalten, sind sich beide einig. Denn diese Kinder lernen fast nie durch Erfahrung, sie werden selten durch Schaden klug und allgemeine Erziehungsmethoden sind bei ihnen nicht immer umsetzbar.

ADHS begleite ein Kind ein Leben lang, erklärt Hans Ruder, es müsse Strategien lernen, um damit umzugehen. Dabei müssen Arzt, Eltern und Lehrer eng zusammenarbeiten, um das soziale Umfeld zu stärken und auf das Kind individuell eingehen zu können. Eine Methode, wie sie im Caritas-Haus Feldberg seit Jahren erfolgreich praktiziert wird. Dort werden hyperaktive Kinder mit ihren Familien über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg begleitet. mehr als 1600 Patienten sind bis heute in der Einrichtung auf dem Höchsten therapiert worden. "Immer Ärger mit den Hausaufgaben" , hieß das zentrale Thema des zweiten Symposiums Feldberg, an dem Vertreter von insgesamt 36 ADHS-Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland und der Schweiz, Ärzte, Lehrer und Psychologen aus der Klinik und Fachreferenten teilnahmen. Gemeinsam erarbeiteten sie einfache und praktische Hilfen zum Schwerpunktthema.
"Im täglichen Brennpunkt nach dem Mittagessen erleben die meisten Familien mit hyperaktiven Kindern ihre Ohnmacht am stärksten" , weiß Amrei Pohl. Die Kinder sind unkonzentriert, rastlos und nicht bei der Sache. Da hilft strenges Zureden wenig. Oft eskaliert die Situation, die Kinder reagieren aggressiv, trotzig oder mit Tränen. Und für die Eltern endet sie in einem Teufelskreis aus Überforderung, Vorwürfen und Selbstzweifel. Wie können solche Eskalationen vermieden werden ? Ein strukturierter Tagesablauf und feste Hausaufgabenabläufe können das ADHS-Kind und die Familie unterstützen, waren die Ergebnisse der dreitägigen Veranstaltung. "Feste Abläufe fördern die Konzentration und helfen dabei Ruhe zu schaffen" , erklärt Psychologin Pohl. Hausaufgaben sollten immer am selben Ort und zur selben Tageszeit erledigt werden, Arbeits- und Entspannungsphasen sich abwechseln. Zudem gelingen Hausaufgaben in einer reizarmen Umgebung besser. Deshalb sollten Haustiere oder Geschwister nicht im selben Raum sein. Hilfreich sind Wochen- und Klassenarbeitspläne, die das Lernen strukturieren.

Am Ende der Hausaufgaben sollte der Schulranzen für den nächsten Tag gepackt und aufgeräumt werden. "Hausaufgaben sind für ADHS-Kinder besonders anstrengend" , sagt Amrei Pohl "und sie sollten deshalb oft gelobt werden — am besten im Minutentakt" . Und sie ist sich sicher: Wenn Eltern diese für ADHS-Kinder günstigen Lern- und Konfliktsituationen kennen, zeigen sie genau die Kompetenz, die ihre Kinder brauchen. Wie wichtig ein gegenseitiger Austausch sei, habe sich am Wochenende wieder gezeigt, ziehen Chefarzt und Psychologin ein positives Fazit. Denn: "Nur wenn Eltern und Lehrer ihre praktischen Erfahrungen gleichberechtigt mit Fachleuten der Klinik und Fachreferenten zusammentragen, führt das zu erfolgreichen Therapieansätzen"
Eva Weise, 24.11.2006, www.badische-zeitung.de

 

Geschichte der Behindertenhilfe

Breisach. In der Münsterstadt wird einiges getan, um behinderten Mitbürgern ein barrierefreies Leben zu ermöglichen. Darauf wies Bürgermeister Oliver Rein bei der Eröffnung der Ausstellung "Caritas mitten im Alltag" hin, in der sich die Dienste und Einrichtungen des Caritasverbands Freiburg-Stadt für Menschen mit Behinderungen präsentieren.

Niemand solle sich hier ausgegrenzt fühlen, sagte Rein. Als gelungenes Beispiel führte der Bürgermeister die Integration behinderter Kinder in die Breisacher Kindergärten an. Da sich auch der Tourismus immer stärker für Menschen mit Handicap öffne, habe dieses Thema für die Stadt einen hohen Stellenwert. Rein dankte dem Caritasverband Freiburg-Stadt, der die Wanderausstellung zur Verfügung stellt. Als Dr. Wolfgang Grözinger vom Caritasverband in einem bebilderten Fachvortrag anschließend einen geschichtlichen Abriss zur Behindertenhilfe gab, wurde schnell deutlich, dass die Barrieren in den Köpfen oftmals schwerer zu beseitigen sind als greifbare Hindernisse wie Bordsteine und Treppen. In der Zeit der Sammler und Jäger gab es nicht viele Möglichkeiten für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, wenngleich der Fund eines Grabes aus der Jungsteinzeit belegt, dass schon damals körperbehinderte Menschen das Erwachsenenalter erreichen konnten.

Auch aus der ägyptischen Hochkultur sind Fälle gelungener Integration bekannt. Über den Umgang mit geistig Behinderten in jener Zeit gibt es dagegen kaum Belege, doch man weiß, dass eine Behinderung oftmals als Strafe der Götter angesehen wurde. In der klassischen Antike galt eher der Nützlichkeitsgedanke, so dass Räte oder Patriarchen darüber entschieden, ob ein Behinderter leben durfte. Erst im Mittelalter entstanden die ersten Spitäler und Hospize, die christlichen Grundsätzen folgten, wobei hier noch keine allgemeine Versorgung erreicht wurde. Seuchen, Krankheiten, Kriege und eine barbarische Justiz führten dazu, dass es viele Menschen mit körperlicher Behinderung gab. Geistig Behinderte galten nach wie vor als vom Teufel besessen und wurden teilweise wie Hexen verfolgt. Es gab eine Bettelordnung für Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch Arbeit bestreiten konnten, bevor eine Almosenregelung in Kraft trat, die den Beginn der Sozialversorgung darstellt.

Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden sogenannte Tollhäuser vor den Toren der Städte, in denen behinderte Menschen versorgt wurden. Damit verschwanden sie allerdings gleichermaßen aus der Gesellschaft. Erst in der Zeit der Aufklärung ging der Aberglaube zurück. Der Grundsatz der Gleichheit wurde angewendet und Behinderung erstmals als Krankheit anerkannt, was jedoch bedeutete, dass eher der Versuch zu kurieren unternommen wurde, anstatt auf den Zustand behinderter Menschen einzugehen. Zeitgleich bildeten sich neue, gefährliche Sichtweisen, die Charles Darwins Idee, dass nur die "Fittesten" überleben, in unzulässiger Weise vom biologischen Bereich auf das Sozialsystem übertrugen.
Nach dem Ersten Weltkrieg verschärfte sich diese Tendenz, so dass Abhandlungen wie "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens" von Professor Karl Binding und Professor Alfred E. Hoche verfasst werden konnten, die schließlich im Dritten Reich in behindertenfeindlichen Gesetze und Propaganda bis hin zu Deportationen und Vergasung Zigtausender Menschen mündeten. Nach 1945 übernahm die junge Demokratie in Deutschland das Normalisierungsprinzip aus Skandinavien, nach dem die Behindertenhilfe heute noch handelt. Wichtige Punkte dabei sind Teilhabe an der Gesellschaft, die Schaffung einer Tagesstruktur und Integration statt Isolation. Flankiert werden diese Bemühungen seit 1974 durch entsprechende Gesetzgebung, zuletzt 2006 durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.

Der Freiburger Stadtcaritasverband eröffnete 1960 die erste beschützende Werkstatt in St. Georgen und hält heute in Freiburg und Umgebung Wohnhäuser, Werkstätten, ambulante Angebote und Beratungsdienste vor, in denen derzeit mehr als 1000 Menschen betreut werden. Die Ausstellung im Breisacher Rathaus veranschaulicht, dass die Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt des Handelns stehen und ihre größtmögliche Selbstbestimmung ein wichtiges Element der Arbeit des Caritas-Verbandes ist. Die Bürger können sich hier nicht nur über das Betreuungsangebot in der für Breisach zuständigen Einrichtung in March-Neuershausen informieren, sondern auch die in den umliegenden Werkstätten hergestellten Produkte kennenlernen, die in Freiburg, Riegel und Heitersheim auch käuflich zu erwerben sind.
Bianka Pscheidl, 12.10.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Investieren Sie in Menschlichkeit: Caritas-Sammlung

Die Caritas sammelt nächste Woche auch im Dreisamtal 

Mit diesem Motiv werden in der nächsten Woche Menschen um Unterstützung bei der Caritas-Sammlung 2006 gebeten.

 

Foto: Caritas Freiburg

In der kommenden Woche werden wieder zahlreiche Sammlerinnen und Sammler durch die Straßen des Dreisamtals ziehen, um die Bevölkerung um finanzielle Unterstützung der großen Anliegen der Caritas in Pfarrgemeinden und Verbänden zu bitten. Bei dieser staatlich genehmigten öffentlichen Haus- und Straßensammlung kann jede Bürgerin und jeder Bürger gleich welcher Konfession oder Weltanschauung um eine Spende angesprochen werden. Im vergangenen Jahr bewies die Bevölkerung in der Erzdiözese Freiburg mit dem guten Ergebnis von über 1,6 Mio. Euro erneut große Spendenbereitschaft. Da bis zur Hälfte des Sammlungsergebnisses in den Pfarreien bleiben, wird ein wesentlicher Beitrag zur Linderung sozialer Not vor Ort geleistet. Der Materialeinsatz bei der Caritassammlung liegt übrigens mit rund einem Prozent weit unter dem oft üblichen Aufwand.

Die Caritas-Sammlung steht in diesem Jahr wieder unter dem Leitwort „Investieren Sie in Menschlichkeit.“. Der Freiburger Diözesan-Caritasdirektor Msgr. Bernhard Appel schreibt dazu in seinem Sammlungsaufruf: „Es gibt viele Möglichkeiten, in Menschlichkeit zu investieren. Während der Caritassammelwoche bitten wir Sie darum, uns mit einer Spende zu helfen, damit wir auch in Zukunft jungen und alten, kranken und behinderten, arbeitslosen und fremden Menschen mit Menschlichkeit begegnen, sie in ihrem jeweiligen Schicksal begleiten können. Wir versprechen Ihnen, dass Ihre Spende da ankommt, wo sie gebraucht wird. Danke, dass Sie in Menschlichkeit investieren.“ Die „Caritas-Sammelwoche“ wird in diesem Jahr zentral für die Erzdiözese Freiburg am kommenden Sonntag in der Stadtkirche St. Marien in Gengenbach und einem anschließenden Empfang durch Diözesan-Caritasdirektor Msgr. Bernhard Appel im Pfarrzentrum eröffnet. Er legt dabei gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft über die sinnvolle Verwendung der Sammlungsgelder des vergangenen Jahres ab. Die „Caritas-Sammelwoche“ endet mit dem bundesweiten Caritassonntag am 24. September, der unter dem Caritas-Jahresthema „Integration beginnt im Kopf. Für ein besseres Miteinander von Deutschen und Zuwanderern.“ steht.
Gerhard Lück, 14.9.2006, www.dreisamtaeler.de

 

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