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Essenstreff
in der Schwarzwaldstrasse im Freiburger Osten
 

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 Blick nach Osten zum Essenstreff am 1.12.2007   Blick nach Osten zum Essenstreff in FR-Schwarzwaldstrasse am 1.12.2007

 

Essenstreff Freiburg

Blick nach Nordosten zum Dreikönigshaus am 29.1.2008: Essenstreff links und Kleiderladen rechts Im Essenstreff am 29.1.2008 um 12 Uhr Essensausgabe in der Küche  vom Essenstreff am 29.1.2008
Blick nach Nordosten zum Dreikönigshaus am 29.1.2008: Essenstreff links und Kleiderladen rechts Im Essenstreff am 29.1.2008 um 12 Uhr
 
 
Essensausgabe in der Küche  vom Essenstreff am 29.1.2008

2510440 BLZ: 68050101, durch eine einmalige Spende oder als Pate von Zucker, Tee ect. mit Absprache der Betriebsleitung  Anna Faller/Rolf Jahnke
Tel.: 0761- 7072988, E-Mail: freiburger-essenstreff@gmx.de


 Essenstreff im Dreikönigshaus
 Schwarzwaldstraße 29, 9102 Freiburg, Tel 0761-70 72 988
 c/o
Anna Faller/Rolf Jahnke
 Förderverein Essenstreff e.V.
 für Wohnsitz- und Obdachlose sowie sozial Schwächere

 Mitscherlichstraße 3, 79108 Freiburg
 http://www.zahner-feinkost.de/essenstreff/essenstreff.htm
 freiburger-essenstreff@gmx.de
 ch.haberstroh@zahner-feinkost.de 

 Spendenkonto
 Förderverein Essenstreff e. V., Kto 2 510 440, BLZ 680 501 01, Sparkasse Freiburg

 Feinkost-Produzent Zahner sponsort mit jährlich rund 30000 Euro den Essenstreff (10.1.2004)
 

 

Horst Zahner bekocht Feinschmecker und Wohnsitzlose



Gertrude und Horst Zahner am Büffet ihres neuen Bistros im Freiburger Industriegebiet Nord.

„Alles Denken ist ein schöpferischer Prozess, dem eine entsprechende Wirkung folgt", steht auf der Wand vor dem Produktionsgebäude der Zahner Feinkost GmbH in Freiburg. Horst Zahner, Jahrgang 1941 und bekannt durch seine Feinkost- Teigwaren, ist erfolgreicher Unternehmer und sozial engagierter Mensch.
Raus aus der provinziellen Enge, rein in den Zug und immer geradeaus: Reiselustig und voller Tatendrang betritt der 18-jährige Horst Zahner aus Kenzingen in Bremerhaven ein Heuerbüro. Metzger und Koch hat er gelernt, in einer Konditorei volontiert, und möchte so schnell wie möglich auf ein Schiff. Die „Arkadia", auf der eine Stelle als Koch frei ist, sticht wenig später mit ihm in See, und der junge Mann reist auf dem Auswandererschiff über Irland nach Kanada. Auszuwandern war auch für Horst Zahner eine verlockende Alternative – bis er miterlebt, was für ein Kraftakt die Neuankömmlinge in Übersee erwartet. Wieder in der Heimat entschließt er sich zu einer kaufmännischen Ausbildung, übernimmt mit 24 Jahren die Leitung des gastronomischen Bereichs bei Hertie in Freiburg und bildet deutschlandweit Abteilungsleiter aus. Horst Zahner, der Feinschmecker, hat ein ausgeprägtes Gespür für Marktlücken: Das „Büffet- Restaurant" von Hertie, hoch über den Dächern der Stadt, bietet unter seiner Ägide Neues: frisch zubereitete Speisen, die man nach Lust und Laune selbst zusammenstellen kann. Schnell  und anspruchsvoll essen im „Baukastenprinzip" ist Anfang der 1970er-Jahreweitgehendunbekannt. Das Freiburger „Büffet" hat Magnetwirkung und wird schnell zum Kantinenersatz für viele Berufstätige in der Stadt. „Damals wurde auch die Tiefkühlkost als moderne Alternative für die schnelle Küche stark beworben", erinnert sich Zahner. Er testet Tiefkühlmenüs unvoreingenommen, stellt aber fest, dass Aufgetautes Aromastoffe verliert und sich ein „eigentümlicher Geschmack" entwickelt. Zahner macht sich selbstständig, gründet die Firma „Frischmenü GmbH" im Freiburger Norden und beliefert unter anderem Betriebe, die keine eigene Kantine haben. Er beginnt mit 71 selbst gekochten Essen (Kassler, Püree, Rotkraut), die er, auf dem Ausklapptisch festgezurrt, im gebrauchten VW-Bus selbst ausfährt. Um 5 Uhr geht es zum Großmarkt, um 7 Uhr wird gekocht. „Auf vertragliche Bindungen der Kunden habe ich schon damals verzichtet. Sie sollen die Wahl haben", erklärt Horst Zahner, der seine Produkte hauptsächlich bei regionalen Erzeugern bezieht. Nach acht Jahren kocht er täglich 4000 Menüs und ergänzt sein Angebot nach einem Umzug in ein eigenes Domizil um „Essen auf Rädern" – vor 30 Jahren ein Novum im Landkreis. 12 Auswahlessen, gekocht von insgesamt 20 Berufsköchen, liefert Zahner heute an 1200 Kunden im Umkreis von 50 Kilometern rund um Freiburg. Europaweit bekannt geworden ist er als Pionier in Sachen Feinkost-Teigwaren: Unter dem Namen „Zahner Traiteur" stellt er fertig gewürzte Frischteigwaren her, die vom Kunden nur noch kurz erwärmt werden müssen. Vor zwei Jahren verkaufte er die Sparte an die schwäbische Firma Alb-Gold, um sich auf der begrenzten Fläche ganz auf das Catering, den Lieferservice und das im April entstandene Bistro konzentrieren zu können, dessen Umsatz sich seither auf 56 Prozent steigerte. Der Gesamtumsatz des Unternehmens mit seinen 35 Mitarbeitern erhöhte sich gegenüber demVorjahr um elf Prozent auf rund 4,5 Millionen Euro. Transparenz und Ehrlichkeit sind Horst Zahner wichtig. Und Solidarität mit denen, die weniger haben. „Das Wichtigste im Leben ist einMensch, der vor dir steht", zitiert er Meister Eckhart. Um 5.30 Uhr steht er jeden Sonntag in der Großküche und backt Brötchen für den Freiburger Essenstreff, einem gemeinnützigen Verein, der Wohnsitzlose unterstützt. Es ist Zahners liebstes und sicher nicht sein letztes Projekt.
Karja Rußhardt, 4.11.2009, www.der-sonntag.de

 

Förderverein lehnt Stadtcaritasverband als Betreiber ab

Der Freiburger Essenstreff wird auch künftig ausschließlich von seinem Förderverein betrieben. Das beschloss dessen Mitgliederversammlung am Mittwochabend.

Diese Entscheidung - mit 14 gegen sieben Stimmen - steht im Widerspruch zu dem mit großer Mehrheit von 22 Stimmen im Mai gefassten Grundsatzbeschluss, die Betriebsträgerschaft des Essenstreffs dem Stadtcaritasverband anzuvertrauen. Gleichzeitig wurde der Mitbegründer der Einrichtung Horst Zahner erneut zum Vorsitzenden des Fördervereins gewählt, der er schon von 1995 bis 2004 war.
Im Vorfeld hatte es heftige Kritik an dem Beschluss vom Mai gegeben. Wenn der Essenstreff von der Caritas betrieben werde, hieß es da, kämen bedürftige Menschen nicht mehr ins Dreikönigshaus an der Schwarzwaldstraße. Zudem gehe die Einmaligkeit der von Ehrenamtlichen getragenen Einrichtung verloren. Einige Mitglieder drohten, aus dem Förderverein auszutreten. Und Horst Zahner lieferte plötzlich nicht mehr wie zuvor täglich 40 Gratis-Essen (die im Jahr einen Gegenwert von etwa 30 000 Euro ausmachen). Der bisherige Vorsitzende Klaus H. Werner (seit 2004) machte während der Mitgliederversammlung noch einmal deutlich: Der Essenstreff habe mit täglich 100 bis 130 Besucherinnen und Besuchern mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen sei. Hinzu komme ein strukturelles Defizit in Höhe von jährlich rund 50 000 Euro, das mit Spenden und den Gratis-Essen ausgeglichen wurde. Deshalb, so der Grundsatzbeschluss vom Mai, solle der Förderverein weiter um Spenden werben, während die Caritas den Betrieb Essenstreff führen solle. Daraus wird nun mit der Entscheidung vom Mittwoch nichts. Zwar warnte ein Mitglied vor dem Risiko, dass der neue Vorstand in zwei Jahren sagen müsse, er könne es nicht stemmen. Und auch der frühere Bürgermeister Hansjörg Seeh empfahl, die "große Chance zu nutzen, den Essenstreff zu sichern" , indem er von der Caritas betrieben werde. Doch der Unternehmer Horst Zahner setzte sich durch mit seiner Ansicht: "Wenn es Ehrenamtliche gibt, die sich engagieren wollen, sollte man ihnen auch die Chance dazu geben." Er wird jedenfalls von sofort wieder Gratis-Essen liefern und wird als Vorsitzender unterstützt von seinem Stellvertreter Axel Maertin, seiner Stellvertreterin Elke Scherr und von seiner Frau Gertrud Zahner als Kassenwartin.
10.10.2008


Endlich wieder Frieden untereinander
Nach meiner Pensionierung als Polizeibeamter habe ich drei Jahre (von 2000 bis Ende 2003) ehrenamtlich im Freiburger Essenstreff mitgearbeitet. Ich habe serviert, gespült und wenn es sein musste, auch die Toiletten gereinigt. Leider kam es damals immer wieder unter den Mitarbeitern wegen Kompetenzschwierigkeiten zu erheblichen Spannungen, die die Menschenwürde verletzten. Dies führte dazu, dass Herr Werner Verhaltensregeln im Umgang untereinander entwarf und diese den Mitarbeitern aushändigte. Eine der wichtigsten Regeln war: "Verständnis und Toleranz für andere Lebens- und Denkweisen, keine Ausgrenzungen." Auch dem "Münstereck" von Herrn Kirk, wo er unter anderem von Mobbing spricht, kann ich nur beipflichten. Der Spruch über der Essensausgabe im Essenstreff: "Komm herein, hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein," fand oftmals keinen Zuspruch unter den Gästen. Ich habe bis heute nicht verstehen können, warum Herr Zahner 2004 den Vorstand des "Freiburger Essenstreffs" aufgegeben und die Verantwortung an Klaus H. Werner übergeben hat. Die Äußerung des Herrn Werner: "wenn es ihm um die Unabhängigkeit des Essenstreffs auch in Zukunft geht, so hat er wohl eher seine ganz persönliche Unabhängigkeit im Sinn, im Essenstreff schalten und walten zu können, wie er es aus seiner Firma als Einzelunternehmer gewohnt ist," kann ich nicht nachvollziehen — zumal Herr Zahner den Essentreff gegründet und ihn nach bestem Wissen und Gewissen geführt hat. Nun hat Herr Zahner den Vorstand wieder übernommen. Ich bin mir aber nicht sicher, dass sich solch eine Disharmonie unter allen Mitarbeitern nicht wiederholt. Ich wünsche mir im Interesse der sozial schwachen Menschen dass endlich wieder "Frieden" im Essenstreff einkehrt.
BZ-Leserbrief vom 16.10.2008 von Günter Zinnkann, Freiburg

 

 

Der neue Essenstreff schmeckt nicht allen

Schwer Verdauliches im Förderverein der Suppenküche
Im Freiburger Essenstreff brodelt’s. Genauer gesagt: in der Vorstandsküche des Fördervereins. Seit April 1998 betreibt er den Essenstreff im Dreikönigshaus, in dem von montags bis samstags 100 bis 130 Menschen für 1,90 Euro eine warme Mahlzeit bekommen. Weil dieser Betrieb mit einem Jahresumsatz in Höhe von etwa 100 000 Euro nach Ansicht des Vorsitzenden Klaus H. Werner ehrenamtlich nicht mehr zu leisten ist, soll vom nächsten Jahr an der Stadtcaritasverband Betriebsträger werden. Diese Suppe jedoch will Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des Fördervereins Horst Zahner seinen Vorstandskollegen versalzen. Für Klaus H. Werner und seine Stellvertreterin Walli Bok, die nach ihrem Amtsantritt 2004 etliche Mängel wie eine fehlende Buchhaltung in Ordnung brachten, ist klar: Wenn sie sich Ende des Jahres aus dem Vorstand verabschieden, wollen sie die Freiburger Suppenküche so hinterlassen, dass sie auch künftig arme Frauen und Männer satt machen kann. Deshalb schlagen sie vor: Der Förderverein (75 Mitglieder) soll weiter Spenden werben, die gut ein Drittel der Einnahmen ausmachen, während der Stadtcaritasverband den Essenstreff professionell betreiben soll. Der, haben die vergangenen Jahre gezeigt, trotz einer finanziell soliden Grundlage insgesamt ein strukturelles Defizit von knapp 50 000 Euro jährlich ausweist. Dieses Minus wurde bisher ausgeglichen mit täglich 40 Gratis-Essen der Firma Zahner (die auch die anderen 80 bis 90 Essen liefert) und mit Spenden. In Gesprächen mit der Stadtverwaltung und dem Caritasverband bereiteten Klaus H. Werner und Walli Bok deshalb ein neues Menü für den Essenstreff zu. Bei dem der angefragte Caritasverband gern mitkocht, falls es gewünscht wird, wie sein Geschäftsführer Egon Engler sagt: "Wir haben langjährige Erfahrungen mit wohnungslosen Menschen und übernehmen gern die Betriebsträgerschaft, weil dieser Essenstreff wichtig ist und nachhaltig gesichert werden soll." Auch Bürgermeister Ulrich von Kirchbach macht das neue Menü schmackhaft: "Es gibt die politische Absicht, dass die Stadt bereit wäre, von 2011 an finanzielle Ausfälle zu übernehmen." Und solche Ausfälle deuten sich jetzt schon an. Horst Zahner nämlich hat dem Vorstand des Fördervereins Mitte September mitgeteilt, keine Gratis-Essen mehr zu liefern und sich vorzubehalten, "wie lange wir noch die Essen zu einem verbilligten Preis abgeben werden" (zur Zeit für 2,71 Euro pro Essen). Obendrein hatte Horst Zahner, Vorsitzender des Fördervereins von 1995 bis 2004, zu einer Informationsveranstaltung geladen. Den 16 gekommenen Mitgliedern und Spenderinnen machte er deutlich: "Wir müssen dafür kämpfen, dass der Essenstreff bleibt, wie er ist." Er jedenfalls wolle, dass hier jeder essen könne, das Ganze unabhängig bleibe und weiter ehrenamtlich betrieben werde. Um dies zu erreichen, könne er sich vorstellen, erneut den Vorsitz des Fördervereins zu übernehmen. Nicht weniger eindeutig ist Klaus H. Werners Antwort: "Wenn es ihm um die Unabhängigkeit des Essenstreffs auch in Zukunft geht, so hat er wohl eher seine ganz persönliche Unabhängigkeit im Sinn, im Essenstreff schalten und walten zu können, wie er es aus seiner Firma als Einzelunternehmer gewohnt ist." Die Schwaden, die aus der Küche des Fördervereins wabern, wirken also nicht gerade Appetit anregend — und das ausgerechnet im Vorfeld der Mitgliederversammlung, die morgen Abend mit einer Satzungsänderung und der Wahl eines neuen Vorstands dem Essenstreff andere Zutaten hinzufügen soll.

Münstereck: Was wird da angerichtet? 
Im Essenstreff wird angerichtet für Menschen, die sich sonst keine warme Mahlzeit leisten können, weil sie arm sind. Seit zehn Jahren hält ehrenamtliches Engagement diese Idee beispielhaft am Köcheln. Doch nun droht sie vom Speiseplan abgesetzt zu werden. Weil die Sicht des verantwortlichen Vorstands, dass diese Suppenküche angesichts der Not nicht mehr nur ehrenamtlich zu betreiben ist, manchen bitter aufstößt. Weil sie ein unbekanntes Menü nicht auslöffeln wollen. Weil vorwurfsvolles Würzen ("Scherbenhaufen" , "Mobbing" , "verbrannte Erde" ) den Vorstandsvorsitzenden in die Suppe spuckt. Weil möglicherweise manche Zutat (neuer Betriebsträger) hinzugefügt wurde, ohne das Ganze vorher genügend abzuschmecken. Weil eine Prise menschlicher Eitelkeit am Ende gar Ungenießbares anrichtet. Denen zum Nachteil, die als Habenichtse solche Armenspeisung benötigen — und auch kein Problem damit haben, in die "Pflaster stub’" der Caritas zu gehen. Hoffentlich hat die Mitgliederversammlung genug guten Geschmack, dieses Küchengezänk um der Menschen willen so zu beenden, dass nicht noch mehr Schaden angerichtet wird.

Gerhard M. Kirk , 7.10.2008, www.badische-zeitung.de

Zweiter Weihnachtsfeiertag beim Essenstreff

Der "Förderverein Essenstreff" lud auch dieses Jahr Bedürftige von 11.30 bis 15.30 Uhr in den Maria-Hilf-Saal in der Zasiusstraße 109. Der "Club der Köche" bereitet ein Drei-Gänge-Menü für 300 obdachlose Menschen zu.

Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 - mittags setzt Schneetreiben ein Blick von der Bühne in den Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 um 12 Uhr
Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 - mittags setzt Schneetreiben ein Blick von der Bühne in den Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 um 12 Uhr Horst Zahner stellt die jüngsten Köche vor
 
Der Mann am Klavier wird gefilmt
 
Imre Pinter am Klavier - einfach großartig!
 
Blick nach Westen in den Maria-Hilf-Saal - kein Platz mehr frei am 26.12.2007
Auch illustres Servierpersonal muss geduldig warten
 
Viele und bekannte Köche
 
 
Blick nach Westen in den Maria-Hilf-Saal - kein Platz mehr frei am 26.12.2007
  Essensausgabe
 
... Interview fürs Fernsehen
   
Blick aus der Küche in den Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 Walli Bok und Horst Zahner am 26.12.2007 am Maria-Hilf-Saal
Blick aus der Küche in den Maria-Hilf-Saal am 26.12.2007 - alle Schüsseln sind leer
 
Walli Bok und Horst Zahner am 26.12.2007 am Eingang Maria-Hilf-Saal
 
 
Der Nachtisch erhält die Sahnehäubchen
 
 
 
Horst Zahner stellt die Musiker vom Quartett Akademie aus Kiew vor Akademie-Bläserquartett aus Kiew am 26.12.2007 beim Essenstreff
Horst Zahner stellt die Musiker vom Quartett Akademie aus Kiew vor Akademie-Bläserquartett aus Kiew am 26.12.2007 beim Essenstreff  
   
  Gedenkminute am 26.12.2007
 
 

Kurz nach Beginn des diesjährigen Weihnachtsessens, zu dem der Förderverein des Essenstreffs am 26.12.2007 in den Maria-Hilf-Saal eingeladen hat, setzte Schneetreiben ein. Aber drinnen im Saal: Wohlige Wärme, mehr Gäste denn je, auf der Bühne und an den Seiten wurden zusätzliche Tische aufgestellt, gutes Essen, danach Kaffee und Kuchen. Und wer genauer hinschaute, konnte unter  Köchen und Servierpersonal bekannte Persönlichkeiten entdecken. Zwischendurch setzte sich immer wieder Imre Pinter ans Klavier - er spielte hinreißend, Weihnachtslieder und mehr. Und gegen 14 Uhr stellte Horst Zahner das Bläserquartett Akademie aus Kiew vor. Nur eins stimmte nachdenklich: "Es werden jedes Jahr mehr", so Edgar von Cramm, heuer zum vierten Mal als Bedienpersonal dabei.
Ekke, 26.12.2007
 

Feiern wie die andern 

An Weihnachten werden viele Menschen so weich wie ihre Daunenjacken. Gefühle verdichten sich, Erinnerungen brechen auf, Sehnsüchte werden wach. Denn es ist nun mal das Fest der Liebe und der Familie, auch wenn viele von ihren Angehörigen getrennt sind. Wer derart allein ist oder kein Geld hat, um ein Fest auszurichten, kann Heilig Abend bei der Heilsarmee verbringen, den ersten Feiertag bei der Gruppe "Bürger helfen Bürgern" und den zweiten bei den Engagierten vom Essenstreff im Dreikönigshaus im Maria-Hilf-Saal. An die 50 Helferinnen und Helfer sind dort am gestrigen Stefanstag tätig gewesen. Gerhard Tillmann, Vorsitzender des Clubs der Köche, und seine Brigade haben 300 Festessen zubereitet. "Wir behandeln die Armen nicht als Bittsteller, sondern als Freunde" , sagt Horst Zahner, der diese Feier 1994 initiiert hat. Noch nie habe es so viele Anmeldungen gegeben, erzählt er. Sogar auf der Bühne stehen Tische und Stühle, so dass das ukrainische Blechbläserquintett "Akademie" wenig Platz hat. Es sind junge und alte Menschen, Frauen und Männer, Behinderte, Alleinstehende, aber auch ganze Familien, die in den Maria-Hilf-Saal gekommen sind. Unter den Gästen sind Wohnungslose, Alkoholsüchtige oder einfach nur Leute, die mit ihren Einkünften nicht ans Ende des Monats kommen. Einem 60-Jährigen geht es schon eine Zeitlang so, seinen Namen will er nicht sagen, auf die Frage, wo er wohnt, antwortet er: "Ich habe keinen festen Wohnsitz". Bastian Burger ist offener. Das mag am Alter liegen, er ist erst 29. Mit Freunden sei er gekommen, und zwar um sich satt zu essen. Die vier Männer schlafen derzeit unter der Leo-Wohleb-Brücke. Auch Jessica Lichy, die mit ihrer zweijährigen Tochter da ist, erzählt ein wenig von sich. Sie besuche alle drei Feiern, um an Weihnachten nicht allein zu sein. Die Zahl der Besucher wächst von Jahr zu Jahr, glücklicherweise auch die Spendierfreudigkeit, freut sich Horst Zahner. Unternehmer und Privatleute schenken alles was nötig ist: Essen, Gebäck und Kuchen, Getränke, Blumen, der Weihnachtsschmuck und nicht zu vergessen jede Menge Zeit. Davon haben Dietmar Brandis und sein Sohn Robin etwas abgegeben. "Es ist schön zu erleben wie die Leute sich freuen", sagt der 14-jährige Schüler. "Möglich, dass wir im nächsten Jahr wieder dabei sind."
Kompletten Beitrag von Silvia Faller vom 27.12.2007 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Nikolausfeier im Essenstreff 

Der Freiburger Essenstreff Dreikönigshaus lädt für Donnerstag, 6. Dezember, alle Interessierten und Freunde des Hauses ein,  von 13.15 bis etwa 15:30 Uhr gemeinsam an der Nikolausfeier teilzunehmen, die seit zehn Jahren tatkräftig vom Rotkreuz-Ortsverband Kirchzarten-Buchenbach unterstützt wird. Gefeiert wird mit Kaffee, Kuchen, Livemusik und einer Überraschung für die Gäste.
5.12.2007

Essenstreff: Ehren- und Hauptamtliche schaffen für Menschen

Hackbraten mit Kartoffelbrei und Spinat — das ist hier ein Publikumsmagnet. Alle Plätze sind besetzt. Bestellt und bezahlt wird an der Kasse. 1,90 Euro kostet das Essen für jene, die knapp dran sind. Alle anderen zahlen einen Euro mehr. Suppe, Brot und Wasser sind gratis. Das Servieren übernehmen Ein-Euro-Jobber oder Ehrenamtliche, die sich den täglichen Dienst untereinander aufgeteilt haben.

"Ohne das hier wären schon viele verhungert", sagt der dürre Mann aus Portugal. "Das hier" ist der Essenstreff im Dreikönigshaus zu Freiburg, und der arbeitslose Tanzlehrer kommt regelmäßig zum Mittagessen her. Heute ist er aus dem Häuschen: Er hat eine Wohnung zugewiesen bekommen. 28 Quadratmeter, gleich wird er hingehen und sie anschauen. "Endlich" , seufzt er und schildert umständlich, wie man zu einem Wohnberechtigungsschein kommt, wie viele Genehmigungen man einholen und wie viele Unterlagen man beibringen muss. Bis jetzt wohnte er bei seinem Bruder, in einer winzigen Unterkunft. Dort mal Freunde oder gar eine Frau mitbringen? "Nein" , sagt er, "das geht ja gar nicht." Für die meisten, die heute hier sitzen, ist das Dreikönigshaus an der Schwarzwaldstraße ein Fixpunkt im Alltag — nicht bloß, weil es hier ein Essen gibt, das sie sich so sonst nicht leisten oder zubereiten könnten. Unter den etwa 130 täglichen Besuchern des Essenstreffs, der sich vor allem durch Spenden finanziert, sind viele Ältere aus dem Stadtteil Wiehre. Sie treffen sich regelmäßig in den zwei freundlich hellgelb gestrichenen Räumen mit Stuckdecke und weißen Spitzengardinen an den Fenstern, kennen sich zum Teil seit Jahren.
Auch ein Club psychisch Kranker ist da. Der Gast gegenüber am Tisch, der sich als ehemaliger Pilot, Kunstflieger "und immer noch im Besitz eines Luftfahrtscheins" vorstellt, knurrt hinter vorgehaltener Hand: "Wissen Sie, für wie viel Geld im Monat jeder Einzelne von denen Medikamente kriegt? Ohne die könnten die ja angeblich gar nix mehr machen." Er findet das viel zu viel. "Das Geld könnte man auch wirklich Bedürftigen geben" , meint er, "aber bloß nicht den Alkis, die kaufen sich ja doch nur ihren Stoff davon." "Wenn ich mal was dazu sagen darf" , mischt sich sein Tischnachbar flüsternd ein, "es gibt ja Medikamente dagegen. Aber die will von der Pharmaindustrie keiner wirklich rausrücken. Die haben was mit den Alkoholherstellern, lassen sich von denen bezahlen oder so, dass sie’s nicht rausrücken. So ist das." Er müsse es wissen, behauptet er, sei er doch früher bei einem großen Pharmaunternehmen tätig gewesen. Der Pilot bekennt, dass er von Arbeitslosen auch nicht viel hält. Die sollten einfach mal den Führerschein machen, jawohl, das ist seine Meinung. Ein Führerschein, sagt er, das ist fast so viel wie ein gelernter Beruf. Man erkennt, Hierarchien und Eifersüchteleien gibt es auch an diesem Ort der Mildtätigkeit. Harte Urteile übereinander, aber auch Freundschaften, die geschlossen werden. Immer mehr Jugendliche und Frauen kommen, sie finden hier nicht nur Kost, auch Zuwendung. Rentner, psychisch Kranke, Arbeitslose, Alkoholiker, Wohnungslose, Punks, Straßenkids, Junkies, ehemalige Knackies — wie soll das auch ohne Konflikte abgehen. Als ein Jüngerer in den etwas ruhigeren Nebenraum hinter der verglasten Tür tritt und einen Kumpel lauthals begrüßt, bittet ein Älterer um Mäßigung. Das macht den jungen aggressiv. "Halt’s Maul, du Reserve-Heiland" , brüllt er los. "Sonst mach ich dich alle." Und wirft kampfbereit schon mal seine Jacke zu Boden. Der gerne Bibel lesende Dauergast, Mitglied der "Weltweiten Kirche Gottes" , ein ruhiger Mann, freundlich, zurückhaltend, den jeder hier gut kennt, versucht ihn zu beruhigen. Es wird noch lauter. Zeit für Walli einzuschreiten. Walli Bok, die Frau, die hier seit zehn Jahren ehrenamtlich tätig ist, gehört zu den Gründern des Essenstreffs, des Einzigen seiner Art in der Stadt. Sie schloss sich der Initiative des Freiburger Catering-Unternehmers Horst Zahner an — zusammen mit ihrem Mann, dem Architekten Klaus H. Werner vom "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" . Dieses hat sich — aus eigenen Spendenmitteln — schon für Projekte wie die Stolpersteine, die Restaurierung der alten Synagoge in Breisach oder die Zusammenführung von Zwangsarbeiterdateien engagiert.

Angefangen hat alles klein, mit zehn, zwölf Menschen, die im Frühling 1994 täglich zum Mittagessen in einen kleinen Raum im St. Josefs-Krankenhaus kommen. "Der Raum war schnell zu eng, die Menschen mussten Schlange stehen", erinnert sich Walli Bok. Im Herbst dann zieht der Essenstreff ins Haus 37 auf dem Vaubangelände um. Und im Januar 1998 findet er sein Dauerdomizil im Dreikönigshaus an der Schwarzwaldstraße — nach einer Renovierung, bei der Bürger, Firmen und Projekte vorbildlich zusammengearbeitet haben. Eine Erfolgsstory, die auch in Lörrach schon Nachahmer fand. Ehren- und Hauptamtliche schaffen mit Unterstützung der Stadt einen Ort für Menschen, die keinen richtigen Ort haben. "Aber auch für alle anderen" , sagt Walli Bok. Alle anderen — das können auch einfach Gäste aus der Nachbarschaft sein. "Je mehr, je lieber, denn mit dem regulären Preis leisten sie einen finanziellen und mit ihrer Anwesenheit einen integrativen Beitrag für unser Haus." Seit zwei Jahren gibt es vor dem Essenstreff, gespendet von der Aktion Weihnachtswunsch der Badischen Zeitung, ein Stahldach, durch das eine Kastanie ihre Zweige zum Himmel streckt — der Denkmal- und Baumschutz lässt grüßen. Der Essenstreff ist alkohol- und nikotinfrei. Wer auf den Stoff nicht verzichten will, trifft sich hier draußen, geschützt vor Regen und Schnee.
Dazu gehört auch der 44 Jahre alte Micha. Mit Bluejeans, schwarzer Lederjacke und dunkler Strickmütze, unter der blaue Augen mit langen Wimpern hervorstechen, steht er hier, raucht seine Zigarette, hält Händchen mit einer jungen Frau. Seine Freundin sei das, eine ganz liebe, erklärt er später im warmen Gastraum, wo er seine Geschichte erzählen will. Es ist die Geschichte von einem, der immer frei und unabhängig sein wollte, nicht so wie seine dreizehn Geschwister, die sich alle angepasst hätten, mit Job und Heirat und so, Vorstellungen, die seine Eltern damals im Ruhrgebiet auch von seiner Zukunft hatten. Aber mit 14 trieb er sich schon auf der Straße herum, kam zum ersten Mal in Kontakt mit Heroin und blieb lange Zeit dabei. Ja, auch Klauen war damals angesagt. Darüber aber habe er sich "nie ’nen Kopp gemacht" , sagt er. Auch nicht beim Raub mit gefährlicher Körperverletzung — nie ’nen Kopp gemacht. Geflohen ist er nach Waldshut.

Ein Jahr später schnappten sie ihn. Als er wieder aus dem Knast kam, fand er eine Freundin, die "auf Methadon" war. Sie wohnte noch bei ihrem Ex. Als Micha an einem Wochenende verreiste, war sie plötzlich tot. Den Ex, dem er die Schuld daran gab, hat er fast umgebracht. Für sie. Versuchter Mord, hieß die Anklage. Er bekam sieben Jahre. Jetzt ist Micha wieder draußen, "clean" und sucht für sich und seine neue Freundin, die Arbeit hat, eine bezahlbare Wohnung. Sie wollen zusammenziehen. Noch schläft er unter der Dreisambrücke. Aber wenn das klappt — "mal sehen" , sagt er — wird er sich auch nach einer Arbeit umsehen. Früher hat er schon öfter auf dem Bau gearbeitet. Ja, das könne er. Josef, der "Reserve-Heiland" will mit solchen Problemen nichts zu tun haben. Walli Bok nennt ihn einen Gast der ersten Stunde. Er kommt täglich, meistens liest er, Zeitungen, Bibel, Traktate. Wer sich Gott anvertraue, dem werde auch geholfen, sagt Josef. Auch er erzählt von einer Freundin, sie wohnt im Schwarzwald und sei bereit, alles für ihn zu tun. Ein argentinisches Steak mit Kräuterbutter zubereiten, zum Beispiel. Aber Zusammenziehen, gar eine Ehe, das kommt für ihn nicht in Frage. Er war schon mal verheiratet. Seine Frau hat ihn verlassen und den Jungen und das Mädchen mitgenommen. Seinen Jungen hat er nie wiedergesehen. Er weiß, dass er inzwischen gestorben ist, aber nicht woran. Seine Tochter und deren Sohn wohnen nicht weit weg. Er schreibt ihr hin und wieder. Sehen will sie ihn nicht oft. Das ist ihm nur recht, hat sie doch, wie er sagt, "verschrobene Ansichten" und nie gearbeitet, im Gegensatz zu ihm. Er ist, wie er versichert, noch immer ganztägig berufstätig und viel unterwegs, als Kapitän der Landstraße. Diesmal transportiere er Waren für eine Metallfirma. Heute aber nicht, denn er habe sich einen Schnupfen geholt. Vielleicht nächste Woche wieder.

"Uns war es wichtig, dass der Essenstreff wie eine Wirtschaft betrieben wird. Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, die den Leuten das Gefühl gibt, dass sie etwas wert sind" , sagt Klaus H. Werner, der Vorsitzende des Fördervereins. Ehrenamtliche Servicekräfte und vom Verein angestellte Sozialarbeiterinnen sorgen dafür, dass das Ziel verwirklicht wird. Deswegen werden hier alle Gäste auch ausnahmslos gesiezt, es sei denn, sie wollen es ausdrücklich anders.

Dietmar Vogt und Franziska Zähringer, diplomierte Sozialpädagogen, haben vor zwei Jahren die Betriebsleitung übernommen. Sie müssen sich um die Anlieferung der fertigen Menüs kümmern, die der Betrieb des Mitbegründers Horst Zahner täglich liefert und zu einem guten Teil sponsert. Rund drei Euro kosten sie im Einkauf und schmecken mindestens so gut wie die mancher teureren Betriebskantine. Zehn bis zwölf Arbeitslose, ein Integrationsprojekt, nehmen die Lieferungen im Essenstreff entgegen, stellen die Menüs bereit, schneiden noch frische Kräuter hinzu, richten Salat an, portionieren das Essen auf Teller, legen Besteck und Servietten dazu, servieren, spülen, reinigen Küche und Gastraum. Dietmar Vogt und Franziska Zähringer haben derweil Fragen zu beantworten, helfen Gästen, die mit Problemen nicht allein weiter wissen, sagen ihnen, an wen sie sich wenden können.

Oft ist es nur ein Gang die Treppe hinauf. Denn im ersten Stock unterhalten Diakonie und Stadt eine zentrale Fachberatungsstelle für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohte, nebenan die Vereinigung Freiburger Sozialarbeit mit einem Kleiderladen. Bis vor einem Jahr war das Haus mietfrei, seitdem verlangt die Stadt 1000 Euro im Monat. 10 000 bis 20 000 Euro pro Jahr kommen bisher zusammen, 8000 Euro bringen die Mitglieder des Fördervereins über ihre Beiträge auf. Da muss der Förderverein Essenstreff noch mehr Spenden sammeln, um alle Kosten zu decken.

Und Horst Zahner wird sich noch mehr ins Zeug legen. Er will bald eine Bürgerstiftung ins Leben rufen, die das Haus übernimmt und saniert. "Wir müssen uns dem widmen, was wichtig ist. Wenn die Menschen nichts im Bauch haben, stimmt etwas nicht mit unserer Gesellschaft" , sagt er. Seine Kernfrage — "Welchen Beitrag kann man als Unternehmen leisten, damit unsere Gesellschaft funktioniert?" — hat er so beantwortet: Mitverantwortung und Dienst am Menschen praktizieren. Und das meint er ernst. Seinen 65. Geburtstag hat er nicht in einem Nobelrestaurant gefeiert, sondern ihn mit seiner Familie und Menschen zugebracht, denen es weniger gut geht als dem Durchschnitt. Eine CD hat er mit selbst komponierten Liedern besungen — "Sound of Hawaii" — begleitet von einem 18-köpfigen Chor und einem Gitarristen. Was durch den Verkauf zusammenkommt, geht an den Förderverein, um "die materielle und ideelle Welt so in Einklang bringen, dass Harmonie entsteht" , wie es Zahner formuliert.

Dazu gehört auch die jährliche Weihnachtsfeier im Saal der Freiburger Maria-Hilf-Kirche, zu der immer an die 300 Männer und Frauen zusammenkommen. Wie Franz, der 62-jährige Witwer. Er lebt allein, könnte zwar auch bei der Familie seiner Tochter im Südschwarzwald feiern, will aber nicht die umständliche Fahrt auf sich nehmen. Johanna ist oft traurig, verbittert gar. Schon lange hat sie ihre vier Kinder nicht mehr gesehen, auch nicht den Sohn, obwohl er in Freiburg lebt. Sie will mit ihren über 80 Jahren an Weihnachten nicht allein bleiben, in der städtischen Notunterkunft, wo sie seit ein paar Jahren lebt. Denn bald nach dem Tod ihres Mannes konnte sie die Miete für eine eigene Wohnung nicht mehr bezahlen. Martin (28) hat mit bald 500 Bewerbungen in den vergangenen zwei Jahren versucht, aus seiner acht Jahre langen Arbeitslosigkeit herauszukommen. Seit er in einem städtischen Übergangswohnheim wohnt, will seine Familie nichts mehr von ihm wissen. Also wird er mit den anderen zusammen feiern, die auch kein richtiges Zuhause mehr haben. In den Freiburger Essenstreff im Dreikönigshaus treibt die Armut manchmal auch Familien mit Kindern. Und zunehmend Einwanderer, von denen manche in acht Quadratmeter großen Unterkünften leben und nicht mal einen Schlüssel dazu haben. Das geht Walli Bok besonders an die Nieren. An den drei Tagen der Woche, die sie hier tätig ist, hat sie schon viel Elend gesehen. Aber auch viel Freude erlebt. Gerade, wenn jemand wirklich nochmal die Kurve gekriegt hat. Vielleicht einer wie der bibelfeste Josef, der von seiner Rente träumt und von einem Schrebergarten, den er damit bezahlen will. Vielleicht kriegt er ihn ja wirklich. Und Micha sein Liebesglück, eine Wohnung und Arbeit.

Badische Zeitung Freiburg
Mechthild Blum, 1.12.2007, BZ


 

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