Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


 Infos zur Frauen-Seite ab März 2005
 im Breisgau, Hochschwarzwald, Oberrhein
 

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Eisfiguren am Schluchsee Tschador - keine Fotomontage, sondern Realität  
... am Schluchsee im Februar 2005 - mehr
   
Tschador - keine Fotomontage, sondern Realität  

 

Melanie Behringer vor dem Spiel Deutschland - China

Heute Nachmittag um 16.00 Uhr bestreitet die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft im Freiburger Dreisamstadion gegen China ihr erstes Länderspiel in diesem Jahr.  Mit von der Partie ist auch die 22-jährige SC-Spielerin Melanie Behringer, 25-fache Nationalspielerin und Weltmeisterin. Gisela Heizler-Ries hat sie vor der Begegnung befragt.

 

hr.: Frau Behringer, sie laufen heute zum ersten Mal im Nationaldress in Freiburg auf. Ist das ein besonderes Spiel für Sie?
Behringer: Jedes Länderspiel ist für mich etwas Besonderes. Aber heute hier in Freiburg aufzulaufen, das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Meine Familie, viele Freunde und Bekannte, ich glaube mein halbes Dorf ist heute hier. Ich freue mich sehr auf diese Begegnung.
hr.: Das heutige Spiel ist ein Vorbereitungsspiel für den Algarve-Cup, der im März ausgespielt wird, dann folgen  EM-Qualifikationsspiele gegen Belgien und Wales und Vorbereitungsspiele gegen Norwegen und England. Im Sommer steht die Olympiade an. Rechnen Sie mit Ihrer Nominierung?
Behringer: Ich hoffe natürlich sehr, bei der Olympiade in Peking dabei zu sein. Die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr war ein unglaubliches Erlebnis, aber bei Olympia dabei zu sein ist für jeden Sportler das Größte. Ich hoffe, dass ich nominiert werde.
hr.: In der Nationalmannschaft läuft es für Sie ja sehr erfolgreich. In der Bundesliga stehen Sie mit dem SC Freiburg derzeit jedoch auf einem Abstiegsplatz. Glauben Sie, den Klassenerhalt noch zu packen?
Behringer: Mit dem neuen Trainer Alexander Fischinger läuft es sehr gut. Er bringt viele neue Ideen und Übungen ins Training ein und wir haben wieder Spaß am Fußball. Die Vorbereitungsspiele liefen schon sehr erfolgreich. Wir schauen zuversichtlich in die Rückrunde und werden alles dafür tun, die Klasse zu erhalten. Ich glaube fest daran, dass wir es aus dem Tabellenkeller schaffen.
hr.: Und wenn es nicht klappen sollte, werden Sie trotzdem in Freiburg bleiben?

Behringer: Ich fühle mich in Freiburg sehr wohl. Werde toll unterstützt, auch an meinem Arbeitsplatz. Aber wenn ich weiterhin in der Nationalspielmannschaft spielen möchte, sollte ich unbedingt Erste Liga spielen. Falls wir also wirklich absteigen, muss ich mir Gedanken machen. Angebote liegen bereits vor, aber ich werde auf jeden Fall auch mit dem SC sprechen.
hr.: Zurück zum heutigen Spiel. Erwarten Sie viele Zuschauer? Anpfiff ist ja um 16.00 Uhr, eine nicht gerade arbeitnehmerfreundliche Uhrzeit.
Behringer: Soviel ich weiß, sind trotzdem schon weit mehr als 15.000 Karten verkauft. Ich freue mich jedenfalls darauf, das erste Mal in meiner Karriere im Dreisamstadion zu spielen.
hr.: Bundestrainerin Silvia Neid erwartet ein schweres Spiel. Die Chinesinnen bereiten sich schon intensiv auf Olympia vor, bestreiten seit Dezember schon eifrig Testspiele,  während die deutschen Spielerinnen quasi direkt aus der Winterpause kommen.
Behringer: Man darf nicht davon ausgehen, dass bei uns schon alles rund läuft. Aber gerade deshalb müssen wir sofort voll da sein. Die Chinesinnen werden uns nichts schenken. Außerdem ist dieses Spiel für uns eine gute Bewährungschance. Für Olympia können nur 18 Spielerinnen nominiert werden. Und so weiß jede, dass das Trainerteam uns mit Adleraugen beobachtet.
hr.: Und Ihr Tipp für das heutige Spiel?
Behringer: 2:0!
hr.: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

28.2.2008, Gisela Heizler-Ries, www.dreisamtaeler.de

 

Heike Helmchen-Menke nimmt die Angst vor dem Stillen

Am Ende der Schwangerschaft wünschen sich die allermeisten Frauen, ihrem Baby die Brust zu geben. Weit weniger Mütter schaffen es tatsächlich, die von Experten empfohlene Zeit von sechs Monaten voll zu stillen. Wunde Brustwarzen, Milchstaus und die Angst, zu wenig Milch zu haben, lassen sie aufgeben. Heike Helmchen-Menke schöpft aus diesen Beobachtungen eine große Motivation: "Ich möchte Frauen die Unterstützung geben, die sie fürs Stillen brauchen."

Seit fünf Jahren arbeitet sie als Stillberaterin für die internationale Organisation La Leche Liga (LLL). "Ein kleines Jubiläum", lacht sie. Passend zur diesjährigen Weltstillwoche vom 1. bis 7. Oktober. Helmchen-Menke selbst hat zwei Töchter, die inzwischen sechs und zehn Jahre alt sind. "Bei ihnen hätte ich vieles anders gemacht, wenn mich nicht eine Freundin, die Stillberaterin ist, mit viel LLL-Literatur versorgt hätte" , erklärt sie. Stillen ganz nach Bedarf des Babys zum Beispiel, Schlafen im Familienbett oder Abstillen im Einklang mit dem Kind. In Freiburg fand sie mit ihrer ersten Tochter keine Beraterin dieser Organisation. Also beschloss Helmchen-Menke, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, und meldete sich für die rund zwei Jahre dauernde Ausbildung an.

Mit ihrem eigentlichen Beruf hat dies wenig zu tun: Sie ist Theologin, arbeitet freiberuflich als Publizistin und Fortbildungsreferentin. "Die ehrenamtliche Arbeit als LLL-Beraterin lässt sich damit gut verbinden" , sagt Helmchen-Menke. Ihr Angebot sieht sie als Ergänzung zu dem, was Hebammen, Ärzte und hauptberufliche Stillberaterinnen leisten. Mutter-zu-Mutter-Beratung ist die Grundidee der LLL, und dies schon seit fast 50 Jahren. "Ganz wichtig ist uns die positive Entwicklung der Beziehung von Mutter und Kind, Vätern und Geschwistern" , betont Helmchen-Menke. 2004 zog auch Cordelia Koppitz nach Freiburg. "Eine sehr erfahrene LLL-Beraterin" , erzählt Helmchen-Menke. "Jetzt sind wir ein Team, das sich prima ergänzt."

Zu ihrer Arbeit gehört die telefonische Beratung über Steigerung der Milchmenge: "Wichtigster Tipp: das Kind öfter anlegen" , so die Expertin. Oder über "schlecht" schlafende Babys: "Es ist im Bauplan der Natur nicht vorgesehen, dass kleine Babys durchschlafen" , erklärt die heute 40-Jährige. "Man muss eher schauen, wie Eltern trotzdem zu genug Ruhe kommen." Dazu gehören aber auch einmal monatlich offene Stilltreffen zu Themen wie "Ausgehen, Berufstätigkeit und Stillen" , "Stillen und viele Ammenmärchen" , "Väter und ihre gestillten Kinder" oder "Enge Bindungen machen selbständig" . Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, sechs Monate voll und dann mindestens bis zum zweiten Geburtstag zusätzlich zum "normalen" Essen zu stillen. Vor diesem Hintergrund ist es ein spezielles Anliegen der LLL, auch Müttern ein Forum zu bieten, die ihre Kinder länger stillen möchten. "Manchmal kommen Frauen über drei Jahre lang zu unseren Treffen" , erzählt die Stillberaterin. "Dann schon mit dem zweiten Kind."
Christiane Götzeler , 28.9.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Reise in die Zwangsehe - Schutz in Frauenhäusern

Sie ist eine Tradition zum Schutz der vermeintlichen Familienehre und ein Verbrechen gegen die Würde der Frau: In Südbaden suchen immer mehr Mädchen und Frauen aus Migrantenfamilien Hilfe aus Angst vor einer Zwangsheirat. Die meisten dieser Ehen werden im Ausland geschlossen, viele davon gerade jetzt, in den Sommerferien. Die Mitarbeiterinnen  von Freiburger Hilfseinrichtungen geben Betroffenen Schutz - und fordern die Schaffung eines eigenen Straftatbestands Zwangsheirat.

Auffallend viele  Frauen haben sich vor Ferienbeginn an das Freiburger Frauenhaus gewandt: "Einige fürchten ihre Zwangsverheiratung, andere erleben häusliche Gewalt", berichtet Ellen Breckwoldt, Vorsitzende des Freiburger Frauen- und Kinderschutzhauses. Es sind Frauen wie  Leila (Name geändert), die  im Freiburger Umland lebt, die deutsche Staatsbürgerschaft hat und die Hochzeit mit ihrem unbekannten Verlobten aus dem Libanon schon zwei Mal  aufschieben konnte,  indem sie absichtlich durch  die Prüfung zur Arzthelferin fiel. Doch im Frühsommer riss dem Vater   die Geduld, ein Flug wurde gebucht, das Hochzeitskleid bestellt - da entzog sich  die 19-Jährige durch Flucht  ins Frauenhaus der  Zwangsheirat. Jetzt lebt sie ohne Kontakt zur Familie in einer anderen Stadt. Betroffen sind aber  auch Frauen wie die Afghanin Sima (Name geändert), 36 Jahre alt und Mutter von vier Kindern. Sie will sich von ihrem Mann trennen, der sie schlägt und bedroht, und  muss  das Schlimmste fürchten: "Wenn sie sich scheiden lässt, kann es sein, dass sie nach Afghanistan verschleppt  und  gesteinigt wird", erklärt Roswitha Strüber, Leiterin des Fachdienstes Migration beim Caritasverband Freiburg Stadt und Mitglied  in der Fachkommission Zwangsheirat der Landesregierung Baden-Württemberg.
Genaue Zahlen  zur Zwangsheirat gibt es nicht. Nach Angaben von Terre des Femmes hat sich die Zahl der Frauen, die Schutz vor einer Zwangsehe suchten, im vergangenen Jahr gegenüber 2004  fast verdoppelt. Insgesamt würden in Deutschland jedes Jahr mehr als tausend Frauen Opfer dieser modernen Form von Sklaverei. "Vor zehn Jahren hat niemand über Zwangsheirat gesprochen, seit das Tabu gebrochen ist, nehmen die Hilfegesuche zu", sagt  Strüber.
Obwohl die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte seit 1948  beinhaltet, dass eine Ehe "nur auf Grund der freien und vollen Willenserklärung der zukünftigen Ehegatten geschlossen werden" darf, setze sich  erst  langsam  die Erkenntnis durch, dass es sich bei einer Zwangsehe  keineswegs um eine Privatsache  handelt. "Ich weiß - aber es ist eben meine Familie", zitiert Helga Kade vom Freiburger Frauenhaus die typische Antwort junger Musliminnen auf die Rechtslage. Zerrissen zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und der Familientradition beugen sie  sich der Sitte. Die  Frauen der Familie "anständig" und damit die Ehre "rein" halten - das ist laut Strüber der Hintergrund der arrangierten Ehe, die unter Zwang geschlossen wird.
Manche Mädchen werden bereits mit zwölf Jahren einem Mann versprochen, bei anderen steigt die Gefahr mit jedem Lebensjahr: "Ziel ist der Schutz der Tochter vor westlichem Einfluss." Manche Mädchen wachsen schon in dem Wissen auf, dass sie eines Tages mit einem Unbekannten verheiratet werden,  andere werden überrascht - plötzlich, etwa während einer Reise in die Heimat der Familie, kann es so weit sein. Von den Müttern ist meist wenig Hilfe zu erwarten, berichtet  Breckwoldt: "Die leben oft selbst  in einer Zwangsehe und schützen den Ehrbegriff  ganz besonders."
Obwohl der Islam nach Auskunft der prominenten Berliner Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates Zwangsehen verbietet,  werden  die meisten von ihnen  zwischen Muslimen geschlossen: Eine Umfrage der Fachkommission Zwangsheirat ergab, dass von den 213 Frauen und zwei Männern, die  2005 in Baden-Württemberg Hilfe gesucht haben, 95 Prozent   dem Islam angehörten. Die meisten stammten aus türkischen Familien,  weitere waren Kurdinnen oder kamen aus  dem Kosovo,  Afghanistan, Pakistan, dem Irak, Syrien und afrikanischen Ländern. "Bildungsstand und Schicht spielen überhaupt keine Rolle", sagt Strüber, "auch der deutsche Pass schützt nicht."
Im Gegenteil: Gerade die deutsche Staatsangehörigkeit mache ein Mädchen zur beliebten Braut für Männer, die in der Bundesrepublik leben wollen. Neben dieser "Ehe als Einwanderungsticket" stehe die Heirat zwischen einem  hier lebenden Mann und einer Frau aus seiner Heimat, die meist kein Deutsch spricht, einer so genannten Importbraut. Außerdem  würden Töchter etwa in die Türkei  verheiratet, um sie vor vermeintlicher Unmoral zu schützen. "Mitschüler und Lehrer bemerken erst nach den Ferien ihr Fehlen, und die Mädchen sind ohne Pass und Handy ihrem Schicksal preisgegeben",  berichtet Strüber. Die Gefahr von Druck und Demütigung, Vergewaltigung und Schlägen sei in einer solche Ehe hoch.
Auch Männer leiden laut Breckwoldt unter einer Zwangsehe, können sich aber den drohenden Folgen naturgemäß leichter entziehen. Für Frauen, die sich  wehren, könne es  dagegen lebensbedrohlich werden - immer wieder machen so genannte Ehrenmorde Schlagzeilen. Eine Waffe im Kampf gegen die Zwangsehe sehen die Frauen in einem "Gesetz zur Bekämpfung der Zwangsheirat", das als baden-württembergische Initiative eingebracht und  im Juli 2005 vom Bundesrat beschlossen wurde. Nun soll der Bundestag über den Entwurf beraten, noch steht dafür kein Termin  fest. "Wir wollen die Zwangsehe als  Straftatbestand", sagt Roswitha Strüber: Dann könnten sich die Betroffenen leichter wehren, die Zwangsheirat würde geächtet und das Unrechtsbewusstsein geschärft.
24-Stunden-Hilfe: Frauenhaus Freiburg, Telefon 0761/31072
Sigrun Rehm, 19.8.2007, www.der-sonntag.de

Was wäre diese Rubrik ohne die Leserinnen und Leser?! Sie versorgen uns wie ein unerschöpflicher Quell mit Geschichten, die das Leben selbst amüsanter und aufregender schreibt, als Schurnalisten sie sich je ausdenken könnten. So wäre uns fast ein epochaler Wandel im Rathaus entgangen, hätte uns nicht ein Leser darauf aufmerksam gemacht, dass das städtische Amtsblatt das in Freiburg - mit Recht! - besonders gehätschelte Gender Main Streaming auf eine neue und höhere Stufe transformiert hat. Anlass war die so genannte Scherben-Hotline, also der heiße Draht, mit dem auf Radwegen verstreute Reifenkiller aus Glas gemeldet werden können, die dann von der Straßenreinigung flugs beseitigt werden. Denn, heißt es: Diese Scherben werden "zum Risiko für Radlerinnen und Radler und ihre Reifinnen und Reifen". Richtig gegendert wäre der Hinweis allerdings erst gewesen, wenn da auch die Scherbinnen Erwähnung gefunden hätten.
17.8.2007, BZ


Vergangenen Samstag berichteten wir von den "Scherbinnen und Scherben" , die im Rahmen des "Gender Mainstreaming" im Amtsblatt auftauchten und dort als Radreifenschlitzer gebrandmarkt wurden. Nun weist uns die Redaktion des Amtsblatts korrekterweise darauf hin, dass "die Scherbe" bereits eine weibliche und damit optimal gegendert ist. Im Rahmen des "Gender Mainstreaming" gelobe man allerdings, künftig auch den "Scherberich" zu erwähnen. Ähnliche Gedanken machte sich ein BZ-Leser: Wenn ein Begriff negativ unterlegt sei, wundert er sich, gendere man nicht. Warum eigentlich? "Ich habe noch nie gehört oder gelesen: Ladendiebinnen und Ladendiebe, Raserinnen und Raser, Mörderinnen und Mörder." Wir auch nicht

 

Mammobil in Todtnau: Mobil machen gegen den Brustkrebs

Ein "Mammobil" , das staatliche Reihenuntersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen in Südbaden durchführt, rollt seit Anfang Mai durch den Hochschwarzwald. Ab Montag, 13. August, steht das rollende Röntgenlabor für vier Wochen in Todtnau (Franz-Josef-Faller-Straße, gegenüber Touristinformation). Dorthin werden bis zum 8. September insgesamt rund 2 600 Frauen aus dem Oberen und Kleinen Wiesental zur Untersuchung eingeladen.

"Überlebensvorteil durch echte Früherkennung" , nennt Manuela Freund das Angebot des Mammographie-Screening für tausende von Frauen in Südbaden. Das Risiko sollte nicht unterschätzt werden: Eine von zehn Frauen erkranke im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, weiß Manuela Freund. Das seien bundesweit rund 50 000 Brustkrebsfälle pro Jahr, von denen derzeit ungefähr jeder dritte zum Tod führt. Wenn ein Tumor in der Brust so groß ist, dass er ertastet werden kann, sei es oftmals schon zu spät, sagte Freund. Dann kann
der Krebs nämlich schon im Körper "gestreut" haben. Manuela Freund ist die leitende medizinisch-technische Radiologieassistentin des Screening-Teams für Südbaden. Sie und Professor Dr. Michael Bauer, einer von zwei programmverantwortlichen Ärzten für Südbaden, haben am Mittwoch in Todtnau bei einer gut besuchten Infoveranstaltung vorgestellt, wie das Screening-Programm abläuft. Eine Untersuchung dauert nur wenige Minuten: Bei der Mammographie wird jede Brust zwischen zwei Plexiglasplatten gelegt und kurz zusammengedrückt. Den Druck braucht es, um gut zu beurteilende Bilder zu erzielen. Mit dem flächendeckenden Mammographie-Screening soll mittelfristig eine Senkung der Sterblichkeit bei Brustkrebs um 25 bis 35 Prozent erreicht werden.
In die rollende Röntgeneinheit am Todtnauer Standort sind in den nächsten drei Wochen 2.632 Frauen aus dem Oberen und aus dem Kleinen Wiesental von der Zentralen Stelle in Baden-Baden schriftlich zur Untersuchung eingeladen worden. Die gängige Frage vieler Frauen: "Können Sie mir jetzt schon was sagen?" , muss Manuela Freund nach der Untersuchung jedoch verneinen. Zum einen, weil der Monitor im Bus keine so gute Auflösung hat, wie die Monitore, die später die Ärzte haben. Auch werden die Röntgenaufnahmen der Brust später von zwei besonders geschulten Ärzten beurteilt. Nach einer Woche kommt das schriftliche Untersuchungsergebnis. Wenn weitere Untersuchungen erforderlich sein sollten, kommt eine Einladung zur Untersuchung nach Freiburg. Sollten Gewebeproben entnommen werden müssen, werden diese von zwei Pathologen untersucht. Folgt eine Frau der Einladung zur Mammographie-Screening nicht, erhält sie eine zweite Einladung.


Mammographie-screening: Das Angebot richtet sich an alle Frauen von 50 bis 69 Jahren. Das "Mammobil" vor dem Haus des Gastes in Todtnau (Franz-Josef-Faller-Straße) ist montags von 12 bis 19 Uhr und von Dienstag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr besetzt. Die Einladung und die Krankenversicherungskarte sollten die Frauen mitbringen. Die Kosten trägt die Krankenkasse. Das neue staatliche Programm sieht Röntgenaufnahmen der Brust in Abständen von zwei Jahren vor. Frauen der Altersgruppe, die keine Einladung erhalten haben, können sich über die Telefon-Hotline selbst einladen. Rückfragen kostenfrei unter 0800- 0006872 Internet:
www.mammographie-screening.org

Karin Maier, 11.8.2007, BZ

 

Projekt FreiJa gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

In der Freiburger Christuskirche (Maienstraße/Zasiusstraße) findet am Sonntag, 25. November 2007,  um 19 Uhr ein Gottesdienst zum Thema  „Zwangsprostitution und Menschenhandel“ statt.
Die Evangelische Bezirksfrauenarbeit und die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) laden gemeinsam mit  Beate Huschka, Projektkoordinatorin  von „FreiJa – Aktiv gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution“ beim  Diakonische Werk Breisgau-Hochschwarzwald ein, sich der Thematik im geschützten gottesdienstlichen Rahmen zu näheren. Menschenhandel und Zwangsprostitution geschieht tagtäglich auch in unserer Region im Verborgenen, so die Initiatorinnen des Gottesdienstes. In den letzten Jahren habe sich der organisierte Handel mit  Mädchen und Frauen aus ost-  und südosteuropäischen Ländern in Richtung Westeuropa verstärkt.  „Man verspricht  ihnen eine lukrative Arbeit im Haushalt, im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Pflege oder auch in der Prostitution“, so Beate Huschke. In Deutschland angekommen würden dann viele unter  massiven Drohungen  zur  Zwangsprostitution gezwungen, so die Erfahrung der Mitarbeiterin der Diakonie.
Mit der Einrichtung von Fachberatungsstellen in Kehl, Kirchzarten und Weil habe das Diakonische Werk Baden, die Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Baden und das Diakonische Werk Breisgau-Hochschwarzwald auf diese Situation reagiert. FreiJa aktiv gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. So heißt das neue Projekt des Diakonischen Werkes Baden das heute im Rahmen einer Fachtagung in Freiburg vorgestellt wurde. In den Diakonischen Werken in Kirchzarten, Kehl und Weil am Rhein werden drei Beratungsstellen eingerichtet. Hilfsorganisationen und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Frankreich und der Schweiz sollen zur Prostitution gezwungene Frauen und Mädchen besser schützen. Nach Angaben des Landeskriminalamtes in Stuttgart gab es 2005 in Baden-Württemberg mindestens 30 Fälle im Bereich Menschenhandel und Prostitution.
20.11.2007, http://www.ekiba.de/editorial_9567.htm

 

kfd: 1000 m langer Schal ums Freiburger Münster

Mehr als 3500 Frauen feierten den 90. Geburtstag der kfd

"Frauen halten die Kirche zusammen" - und das gleich dreieinhalbfach. So oft nämlich reichte ein Schal gestern Nachmittag ums Münster. Mehr als tausend Meter lang ist geworden, was Frauen zusammenstrickten und zum 90. Geburtstag der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in der Erzdiözese nach Freiburg mitbrachten. Auf zwei Stühlen an der Nordseite des Münsters wird bis zuletzt gestrickt. Während sie mit der von ihr ungeliebten Rundstricknadel Maschen zusammenfügt, erzählt Margarete Klipfel von ihrem größten Wunsch: Dass mehr junge Frauen bei der kfd mitmachen würden. Die 77-Jährige aus der Herz-Jesu-Pfarrei findet es schade, dass Frauen in der Kirche so wenig zu sagen haben. "Wenn wir auch am Altar stehen könnten, dann wären die Kirchen wieder voll" , lacht sie.

Den mit gut 600 000 Mitgliedern größten Frauenverband Deutschlands hält Martina Kastner nach wie vor für notwendig. "Weil die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern noch nicht erreicht ist — und weil wir als Christinnen die Sicht von Frauen in Kirche und Gesellschaft einbringen wollen" , erklärt die Vorsitzende der kfd in der Erzdiözese Freiburg (63 000 Mitglieder). "Unser Verband gibt Frauen eine Stimme, um unsere Sicht der Dinge an den Mann zu bringen." Die Geburtstagsfeier in Freiburg mit mehr als 3500 Frauen, sagt Martina Kastner, solle den kfd-Frauen neuen Schwung geben — Motto "Feiern verleiht Flügel" — und ihnen zeigen: Wir sind viele. Dass sie ausgerechnet einen Schal aus vielen Schals strickten, ist übrigens Absicht gewesen: "Wir wollten dieses Klischee aufgreifen und positiv umdeuten — Frauen halten die Kirche zusammen und warm mit der ihnen eigenen Spiritualität." Warm halten werden die Schals freilich auch im nächsten Winter Menschen, denen die gesellschaftliche Kälte zu schaffen macht: Die Schals werden unter anderem an die Freiburger "Pflasterstub’" für obdachlose Menschen weitergegeben.
16.7.2007

 

 

 


Terre des Femmes: Gegen Misshandlung von Frauen durch Ehemänner

Eine mit einem Marokkaner verheiratete Deutsche hatte die sofortige Scheidung vor Ablauf des Trennungsjahres beantragt, weil sie von ihrem Mann schwer misshandelt und mit dem Tod bedroht worden war. Sie hoffte, sobald sie geschieden sei, könne er sich nicht mehr auf seine Rechte als Ehemann berufen und ließe sie in Ruhe. Die zuständige Richterin in Frankfurt a. M. wies einen Härtefallantrag mit Verweis auf das angeblich im Koran festgeschriebene Züchtigungsrecht ab. TERRE DES FEMMES machte in einer Pressemeldung auf den Fall aufmerksam und forderte disziplinarische Maßnahmen für die Richterin, die mit ihrer Argumentation dem demokratischen Rechtssystem einen Schlag ins Gesicht versetzte. MedienvertreterInnen aus Presse, Funk und Fernsehen waren an unserer Sicht der Dinge interessiert und baten uns um Stellungnahmen. Durch dieses starke Medienecho konnten wir die Themen Häusliche Gewalt sowie Gewalt im Namen der "Ehre" an die Öffentlichkeit bringen und auf die Situation betroffener Frauen aufmerksam machen. Täglich erreichen uns zahlreiche Hilferufe verängstigter und verzweifelter Frauen, die von ihren Ehemännern misshandelt, vergewaltigt und mit dem Tode bedroht werden. Die Zahl der Frauen, die sich jährlich mit der Bitte um Hilfe an TERRE DES FEMMES wenden, hat sich seit 2002 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2006 war jede zweite bis dritte Frau, die sich an TERRE DES FEMMES wandte, von Zwangsverheiratung oder Ehrenmord bedroht. Gerade diese Frauen und Mädchen werden noch immer nicht ausreichend durch das Gesetz geschützt. Schon seit längerem fordert TERRE DES FEMMES daher Verbesserungen des Aufenthaltsrechts im Fall von Zwangsheirat und Heiratsverschleppung und versucht die EntscheidungsträgerInnen für die Thematik zu sensibilisieren. Das große Medieninteresse im Fall der Frankfurter Richterin hat uns geholfen, für kurze Zeit eine Plattform für die Anliegen und Probleme der Betroffenen zu schaffen. Um aber tief greifende Veränderungen zu erzielen, müssen wir langfristig planen und arbeiten. Um diesen langen Atem zu behalten, brauchen wir Ihre Unterstützung. Helfen Sie uns, die Situation in Not geratener Frauen und Mädchen nachhaltig zu verbessern. Spenden Sie gleich online unter https://ssl.kundenserver.de/spenden.frauenrechte.de/
Denn nur gemeinsam können wir eine l(i)ebenswerte Zukunft für Frauen und Mädchen gestalten ­ auch durch Ihre Spende! Ich ganz persönlich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl und Ihre tatkräftige Hilfe.

Tübingen, 27.03.07, Christa Stolle, Geschäftsführerin TERRE DES FEMMES


 

Integrationsbemühung unerwünscht: Hetzkampagne gegen Ekin Deligöz

Musliminnen, befreit euch vom Kopftuch! Etwas Ängstliches und Angespanntes liegt noch immer in ihrem Blick. Ekin Deligöz hat im Herbst erlebt, was sie einen "Wirbelwind" nennt. Kaum hatte sie in einer großen Sonntagszeitung an die Musliminnen appelliert, das Kopftuch abzulegen, brach eine Hetzkampagne mit Morddrohungen und Schmähbriefen über die Bundestagsabgeordnete der Grünen herein. Bei öffentlichen Terminen steht sie seither unter Polizeischutz.

"Mein Leben", erzählt Deligöz, "war auf einmal wie ein Tornado. Alles wurde kräftig durcheinandergewirbelt und dann kam eine lähmende Stille." Dieses Erlebnis mit dem typischen Verlaufsmuster der deutschen Mediendemokratie — erst herrscht größte Aufregung, dann versinkt das Debattenthema rasch wieder in der Versenkung — hat die 35 Jahre alte Verwaltungswissenschaftlerin, die seit 27 Jahren in Deutschland lebt, mehr erschüttert als die Hetzkampagne selbst.
Auch vor ihrem Appell habe sie sich schon mit fundamentalistischen Stimmen auseinandergesetzt. Und deutsche Neonazis hätten ihr einmal zugerufen: "Auch du wirst brennen. Und wir werden dazu tanzen." Gegen solche Widerwärtigkeiten habe sie direkt kämpfen können.
Die Kritik an ihrem Appell habe aber zuweilen mit Unterstellungen operiert, die eine offene Debatte über ihr Anliegen unmöglich machten. Was solle sie erwidern, wenn behauptet werde, dass sich vor lauter Profilierungsgehabe zum Handlager der CDU mache? Und was solle der auch in ihrer sich fortschrittlich nennenden Partei verbreitete Hinweis, dass sie halt eine liberale Muslima sei? "Soll das heißen, dass ich danebenliege, wenn ich im Kopftuch ein Symbol sehe, das Frauen in eine untergeordnete Rolle drängt?"
Dass sie Musliminnen weiter dazu ermuntern wird, sich zu emanzipieren, daran lässt Deligöz keinen Zweifel.
Auch bei den Grünen, für die die Bayerin seit 1998 dem Bundestag angehört, sei es oft tabu gewesen, über die Unterdrückung von Musliminnen zu reden. Das allerdings müsse ein Ende haben, damit Integration und gegenseitiger Respekt von Deutschen und Migranten gelingen könnten.
Bernhard Walker, 30.12.2006, Badische Zeitung

 

Feminines Networking

Süße Weisheit: Loben zieht nach oben / Das weibliche Geschlecht sucht im Berufsleben den Schulterschluss und setzt auf "sanfte Waffen"

Vernetzen ist groß in Mode bei Frauen in Wirtschaft und Geschäftsleben. In Freiburg und dem Umland kommt dies in Form einer Vielzahl von entsprechenden "Networking-Events" zum Ausdruck. Aktuelles Beispiel: die Veranstaltung "Sugaring-up: Wer lobt, ist stark!" mit Anni Hausladen, welche kürzlich im Denzlinger Bürger- und Kulturhaus stattfand. Das Seminar ging — dem Szenze-Jargon folgend — als "After-Work-Training und Networking für Frauen" an den Start. Eingeladen dazu hatte Birgit Noé, die Leiterin des Regionalbüros der Arbeitsgemeinschaften für berufliche Fortbildungen.

An dem Abend ging es ums "Sugaring-up" . Was das heißt? Jeder und jede kennt sie, diese unangenehmen Gesprächssituationen, wenn man sich angegriffen, verletzt oder wütend fühlt? Beispiel: Frau erzählt ihrer Gesprächspartnerin, dass sie sehr gern ins Kino geht. Denn dort herrsche eine besondere Atmosphäre, man komme mal raus aus allem und könne das Telefon und den Computer hinter sich lassen. Und die Gesprächspartnerin antwortet lapidar: "Ins Kino, oh nein, ins Kino würde ich nicht gehen. Ich lade lieber meine Freunde zu mir ein und wir schauen uns gemütlich einen Film an. Da können wir nebenher essen, das ist einfach netter." So etwas ist eine "Killerphrase" , war in Denzlingen zu lernen. Sie stoppt das Gespräch auf der Beziehungsebene und verhindert jede konstruktive Fortführung. Hier nun kommt "Sugaring-up" ins Spiel. Das "Killerphrasen-Opfer" überlegt dabei, welche Kompetenzen die "Angreiferin" hat, wenn sie gerne Freunde einlädt, kocht und den Film zu Hause anschaut. Diese Kompetenz wird in ein Lob umgemünzt, etwa: "Das finde ich aber toll, dass Du so gut organisiert bist und so großzügig alle einlädst." Wichtig dabei: Das Lob müsse passen und ehrlich "rüberkommen" . Richtig angewandt könne "Sugaring-up" helfen, mit guten Worten fiese Bemerkungen zu puffern.

"Was ich an solchen Seminaren immer sehr gut finde, ist das Vernetzen mit anderen Frauen. Ich kenne das Buch von Anni Hausladen und bin gekommen, um mich wieder weiter zu vernetzen" , sagt Maria Batz. Sich zu vernetzen macht den beruflichen oder geschäftlichen Erfolg planbar, schreibt Anni Hausladen in der Vorankündigung ihres neuen Buches "Die Kunst des Klüngelns" . Wer in Freiburg ein Netzwerk aufbauen will, hat zahlreiche Möglichkeiten.

Badische Zeitung Freiburg
Maike Busson-Spielberger , 29.9.2006, www.badische-zeitung.de

Deutscher Akademikerinnenbund
Tel 0761/553503, www.dab-freiburg.de

Frauen im Kreuz im Glottertal
www.frauenunternehmen.de, Tel 0761/2021888

Business Professional Women - Sektion Freiburg
Tel 0179/1215121, info@sabinekrings.de

Deutscher Juristinnenbund
Tel 0761/553766, www.djb.de

Deutscher Ärztinnenbund
Tel 07651/2756, www.aerztinnenbund.de

 

 

SOS werdende Mütter: Beratungen und Kleiderstuben für Schwangere

Schallstadt. Dass die Lust am Kinderkriegen in Deutschland nicht besonders ausgeprägt ist, ist zwar schon seit einiger Zeit klar, jetzt aber rufen Politiker das Kinderland aus und beschäftigen sich mit einem neuen Familienleitbild. Die Mitglieder des Vereins “SOS werdende Mütter” sorgen sich schon seit 1990 um Kinder und Familie. Und es geht ihnen dabei nicht um die Sicherung ihrer Rente, sondern sie sprechen sich für das Leben aus.

So will der Verein werdende Mütter, die sich in schwierigen Situationen befinden, ermutigen, ihre Kinder zu bekommen. Und er bietet ihnen Unterstützung an: Tag und Nacht stehen die Frauen des Vereins zur Verfügung, haben ein offenes Ohr, aufbauende Worte und meist auch einen Lösungsweg für die Betroffenen. Sie wissen, welche Hilfen von Seiten des Staates die Frauen zu erwarten haben und wie diese Unterstützung zu bekommen ist. “Ursprünglich ging es uns um die Hilfe für schwangere Frauen, die sich in Not befinden. Mittlerweile haben wir unser Angebot auf Familien ausgeweitet” , sagt die Vorsitzende Brigitte Gutgsell, “wir haben gemerkt, dass es auch dort Bedarf gibt.” Die Vereinsmitglieder haben viel zu erzählen: Von der Großmutter, die ihre Enkelin heimlich aufnimmt, einer schwangeren Frau, deren Mann nach Amerika auswanderte, oder von Familien, die die Nachricht von der Schwangerschaft mit der Kündigung erhalten. Die finanzielle Situation von Familien werde immer schlechter, es gebe mehr allein erziehende Mütter und so genannte Patchworkfamilien. Wirklich problematisch sei die steigende Zahl der schwangeren Minderjährigen. Diese Veränderung haben die insgesamt 24 aktiven Mitglieder des Vereins in den Jahren ihrer Tätigkeit festgestellt. Viele Frauen und Paare sind mit der Situation der Schwangerschaft überfordert und meist kommen noch weitere Faktoren dazu: Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen, Trennung, neue Orientierung im Beruf. “Viele Frauen werden im Stich gelassen oder sie werden unter Druck gesetzt,” berichtet eine ältere Mitarbeiterin. “Wir tun immer unser Möglichstes, um die Mütter zu unterstützen,” sagt Claudia Kotterer, “aber alles liegt nicht in unserer Hand.”

Drei Kleiderstuben in Schallstadt, Neuenburg und Breisach betreibt der Verein. Dort können die werdenden Mütter alles für ihr Neugeborenes bekommen. Außerdem pflegen die Vereinsmitglieder enge Kontakte zu Organisationen wie Pro familia, Caritas und Diakonie und anderen Einrichtungen, die Frauen betreuen und auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellen können. Je nach Anliegen werden die jungen Mütter an die richtigen Stellen oder Behörden weitervermittelt oder auch dorthin begleitet. Spontane Geldhilfen kommen vor allem von der Geschwister-Kiefel-Stiftung: “Die haben schon Einkaufsgutscheine für Babyausstattung und Bahntickets finanziert” , berichtet die Vorsitzende. “Das können wir nicht leisten, obwohl wir uns finanziell gefestigt haben.” Mit Spenden von Privatleuten, Firmen und Banken werden die Mieten der Kleiderstuben und Telefon- und Handy- kosten bezahlt. Die Mitarbeiterinnen sind immer für die Frauen erreichbar, ob für ein Gespräch oder für einen Noteinkauf von Babynahrung.

In der Regel erstreckt sich die Betreuung über die Zeit der Schwangerschaft bis rund vier Monate nach der Geburt. “Die Erfahrung zeigt, wenn das Kind erst einmal da ist, sind fast alle Probleme gelöst und die Unsicherheit ist weg” , weiß Brigitte Gutgsell und ihre Kollegin Claudia Kotterer stimmt ihr zu: “Das ist wie eine beglückende Befreiung, wenn man zur Problemlösung beitragen konnte.” Manchmal allerdings sind die Probleme gravierender. Gerade bei den schwangeren Minderjährigen ist die Problematik tiefgreifender. “Die Familien sind auf ein ganz anderes Leben eingestellt und müssen sich plötzlich mit einem Säugling auseinander setzen” , sagt Gutgsell, “da sind es oft die Mütter der Minderjährigen, die Unterstützung und Beistand brauchen.” In solchen Fällen sind die Mitglieder des Vereins froh, eine Psychotherapeutin in ihren Reihen zu haben, mit der sie sich regelmäßig über ihre Arbeit austauschen. Die ehrenamtliche Tätigkeit kostet Kraft — trotz der positiven Erlebnisse. Unterstützung könnten die Frauen von “SOS werdende Mütter” gebrauchen, sei es durch freiwillige Mitstreiter oder dadurch, dass sich die Einstellung zu Kindern in Deutschland wieder ändert.

Badische Zeitung Freiburg
Katharina Kunz, 27.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Frauengemeinschaft St. Peter lud Behinderte aus dem Dorf ein

“Sie sind alle unsere Gäste und kosten tut es auch nichts.” So begrüßt Margarete Schwär, erste Vorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft St. Peter, fünfzehn Menschen mit Behinderungen, deren Angehörige und Gäste aus dem Dorf zu Kaffee, Sahnetorte und Apfelschorle im Pfarrheim.

Die Frauengemeinschaft veranstaltet einen alljährlichen Flohmarkt in St. Peter. Ein Teil des Erlöses wurde bereits an die Förderschule in Zarten gespendet; vom Rest konnte nun eine Einladung zu einem unterhaltsamen Nachmittag an zumeist Erwachsene, aber auch Kinder mit Behinderung aus St. Peter ausgesprochen werden. Man sei sich schnell einig gewesen, was mit dem Geld vom Flohmarkt anzufangen sei, erklärt die Vorsitzende. “Ein wunderbarer Nachmittag für diese Menschen aus unserem Dorf und ein wenig Entlastung für die Angehörigen” sei das zentrale Anliegen der Frauengemeinschaft, so Margarete Schwär. Allenthalben freudiges Umarmen und herzliches Winken " die Stimmung im Festsaal des Pfarrhauses ist herzlich, die Freude über das Angebot dieses Nachmittags den Gästen sichtlich anzumerken. Nach wohlwollender Plünderung der Kuchentheke beginnt das Programm: Musikalisch begleitet der St. Petermer Musiker Helmut Kürner den Nachmittag mit seiner Ziehharmonika und der Zauberer Alfred Metzler sorgt für magische Momente.
Die “Ostereierverschwindemaschine” des Zauberkünstlers verblüfft 40 staunende Zuseher. Wie macht er das nur? Schwarzer Würfel" vom Magier in Ostervorfreude viereckiges Osterei genann" in einen rechteckigen Kasten. Klappen zu. Linke Klappe wieder auf" kein Würfel, rechte Klappe auf" kein Würfel. Dann: beide Klappen auf" Würfel weg. Der Würfel hat sich scheinbar in Luft aufgelöst; die Zuschauer honorieren das Kunststück wahlweise mit entzücktem Lachen oder hochgezogenen Augenbrauen und Denkerfalten auf der Stirn. Das Zauberprogramm trifft den Nerv der Gäste.
Währenddessen wuseln die fleißigen Helferinnen der Frauengemeinschaft durch den Saal und versorgen die Besucher mit Saftschorle und den letzten Stücken Apfelkuchen. Hungern muss hier heute wahrlich keiner, nach dem Unterhaltungsprogramm geht es kulinarisch weiter: Zur Stärkung für den Heimweg gibt es aus der Küche noch Vesper und Weißweinschorle. Dann geht auch dieser abwechslungsreiche Tag, der allen Beteiligten ganz offensichtlich gut getan hat, zu Ende.

Badische Zeitung Freiburg
Stefan Sessler, 30.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Jedes Kind ist ein Zeichen, dass Gott die Welt noch nicht aufgegeben hat

Endlich mal jemand, der der gegenwärtigen Familiendebatte nicht bloß eine weitere langweilige, einseitige und simplifizierende Problemanalyse hinzufügt, sondern das Thema in all seiner Vielschichtigkeit auf umfassende und ausgewogene Art und Weise beleuchtet und darüber hinaus zur Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensentwürfen aufruft. Die Lektüre dieses Artikels hat bei mir in fast allen Punkten ein “Ich-bin-einverstanden” -Gefühl ausgelöst — bis auf eine “Kleinigkeit” : Ich würde das von ihm erwähnte (aber der Vergangenheit zugeordnete) Gottvertrauen als einen (von vielen) Beweggründen für die Entscheidung, Kinder bekommen zu wollen, nicht in die Museumsecke stellen. Ich kenne persönlich eine stattliche Anzahl von Eltern, die dieser Kategorie zuzuordnen wären — ich zähle mich selbst dazu. Wir stimmen in diesem Punkt mit dem indischen Gelehrten Rabindranath Tagore überein, der einmal gesagt hat: “Jedes Kind, das geboren wird, ist ein Zeichen dafür, dass Gott diese Welt noch nicht aufgegeben hat.”
BZ-Leserbrief vom 27.3.2006 von Silvia Sierra, Eichstetten,
gerne Hausfrau, Teilzeitbeschäftigte und vor allem Mutter von drei Kindern, gleichzeitig mühelos tolerant gegenüber anderen Lebensentwürfen


 

Frauen helfen Frauen - Verein in Furtwangen

Bereits zum achten Male zeigte das Guckloch-Kino speziell einen Film zum Internationalen Tag der Frau. Einnahmen aus Eintritt und Verköstigung fließen dem Verein "Frauen helfen Frauen" zu, der sich bei dieser Gelegenheit präsentierte.

Monika Hessler von der Beratungsstelle gab vor Filmstart einen Überblick über die derzeitige Arbeit und stellte den neuen Flyer vor "Miteinander leben, keine Gewalt in der Familie". Dort sind Beratungs- und Anlaufstellen aufgelistet. Auf drei Säulen basiert der Verein "Frauen helfen Frauen", das Frauen- und Kinderschutzhaus, dessen Ort anonym ist, die Beratungsstelle und die Interventionsstelle. Drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen sind im Verein tätig. Seit etwa drei Jahren wird die Gewalt in der Partnerschaft mit Platzverweis für Männer geahndet. Diese dürfen dann zwei Wochen nicht in die gemeinsame Wohnung. Dies schaffe Zeit und Raum, die Situation zu klären. Dies geschieht etwa zwei bis dreimal pro Monat im Schwarzwald-Baar-Kreis, so Hessler. Ursachen von Gewalt in der Familie und Eheproblemen sieht Hessler in der zunehmenden Verschuldung. Der Verein bemüht sich derzeit verstärkt um die Kinder, die unter der Situation leiden. Jährlich kommen etwa 40 Kinder in das Haus.
Die anschließende Filmvorführung ließ einen Hauch Frühling verspüren, die Episoden spielten in einem heißen spanischen Sommer. Brigitte Aue-Bäuerle überreichte am Ende den Umschlag mit der Spende. Gleichzeitig war es auch die letzte Filmvorführung des Guckloch-Kinos in der Anne-Frank-Förderschule.
Südkurier vom 15.3.2006, www.suedkurier.de

Frauen helfen Frauen e.V., Furtwangen, Tel 07721/4476

 

 

 

Moses-Projekt für werdende Mütter sucht Mitarbeiter

Mit rechtzeitiger Beratung am Telefon anonyme Geburten verhindern / Für das “Moses-Projekt” sucht der “Helferkreis für werdende Mütter in Bedrängnis” jetzt Frauen und Männer, die ehrenamtliche Telefondienste übernehmen

Die Einführung der “Baby-Klappe” sorgte für hitzige Diskussionen. Doch der Alltag des “Moses-Projekts” in Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen ist eher unspektakulär. Dass es noch keinen “echten Moses-Fall” gab, wertet der “Helferkreis für werdende Mütter in Bedrängnis” als Erfolg: Ziel ist, Frauen, die Probleme mit ihrer Schwangerschaft haben, rechtzeitig zu erreichen. Denn dann finden sie in der Regel andere Lösungen als die der anonymen Geburt, die das “Moses-Projekt” als letzten Ausweg ermöglicht. Zusammen getan haben sie sich im November 2003: Seitdem bieten die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen des Diakonischen Werks in Freiburg und den Nachbarlandkreisen, das St. Josefs-Krankenhaus und das Evangelische Diakonie-Krankenhaus in Freiburg und der “Helferkreis für werdende Mütter in Bedrängnis” , die Kooperationspartner des “Moses-Projekts” , schwangeren Frauen die Möglichkeit, ihr Kind anonym zur Welt zu bringen.
Zwar hat sich dafür bisher noch keine Frau entschieden - sehr wohl aber für die Beratung, die ein wichtiger Teil des Projekts ist und in der Unterstützung schwangerer Frauen in Not möglichst früh ansetzen will. Die “Panik im letzten Moment” haben Hildegard Büchner und Tony Otter noch nicht erlebt. Obwohl sie seit November 2003 unzählige Male Telefondienst hatten. Immer dann, wenn die Sozialpädagoginnen der Schwangerschaftskonfliktberatung beim Diakonischen Werk Feierabend machen, springen die ehrenamtlichen Beraterinnen des “Helferkreises für werdende Mütter in Bedrängnis” ein. Jeden Abend ab 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ist eine von zurzeit 15 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen für schwangere Frauen in Not oder ihre Angehörigen über die Notrufnummer erreichbar.

Die meisten Gespräche seien weniger dramatisch als viele glauben, erzählt Hildegard Büchner: “Wir hatten zum Beispiel nie eine Anruferin in Suizidgefahr.” Typische Notsituationen seien Konflikte in der Beziehung zum Partner oder - unter anderem auch bei muslimischen Frauen - mit der Familie. Auch Schwangere, die ohne Papiere in Deutschland leben, melden sich, weil sie nicht mehr weiter wissen. Den Ehrenamtlichen geht es nicht um Beratung, sondern um Vermittlung: “Wir sind keine Profis” , stellt Tony Otter klar. Darum werden die Anruferinnen an die Expertinnen der Beratungsstellen weiter verwiesen. Die Frauen - und künftig vielleicht auch Männer - , die in den ehrenamtlichen Telefondienst einsteigen wollen, müssen keine besonderen Kenntnisse mitbringen: “Es reicht das Interesse und die Bereitschaft, an unserer Schulung teilzunehmen” , sagt Hildegard Büchner. Anfang Februar beginnt die nächste Schulung, die vier Monate dauert. Unter anderem stehen Fortbildungen mit Hebammen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen und Mitarbeiterinnen der Telefonseelsorge auf dem Programm. Die Engagierten suchen dringend neue Mitstreiterinnen. Außerdem wollen sie die Informationen über das “Moses-Projekt” künftig noch besser verbreiten. Denn zumindest in den Zeiten, in denen die Ehrenamtlichen im Einsatz sind, ist es bisher meist ruhig - anders als bei ähnlichen Projekten zum Beispiel in Bayern und Hamburg, die bekannter sind.
BZ vom 28.1.2006

 

Überfallene Frauen - sich sofort wehren und laut schreien

Selbstbewusstsein schreckt Täter am ehesten ab: Frauen, die sexuell bedrängt werden, sollten sich auf jeden Fall wehren / Allein in dieser Woche wurden bei der Freiburger Polizei drei Fälle gemeldet, in denen junge Frauen massiv sexuell belästigt wurden. Alle drei entkamen, weil sie sich gegen den Angreifer gewehrt haben. Experten sind sich einig: Selbstbewusstsein und Gegenwehr können Frauen in bedrohlichen Situationen helfen.

„Der Täter möchte ein Machtgefühl haben“, erklärt Meinrad Drumm, Leiter der Kriminalprävention der Polizeidirektion Freiburg. Schon die Körperhaltung verrät ein mögliches Opfer. „Daher sollten Frauen aufrecht gehen, den Blick nicht senken und Selbstbewusstsein ausstrahlen“, sagt Laura Wall vom Verein Frauenhorizonte, der Frauen in Freiburg auch präventiv berät. „Frauen sollten auch auf ihre Instinkte hören. Wenn sie sich angesichts einer Situation unwohl fühlen, sollten sie versuchen, einen anderen Weg zu wählen, sich in Sicherheit zu bringen.“ Greift ein Täter an, sind viele Frauen vor Angst wie versteinert. Doch das ist genau das Falsche: „Wehren Sie sich sofort, schreien Sie ihn laut an“, empfiehlt Laura Wall, „versuchen Sie zu fliehen und andere Personen zu alarmieren.“ Hilfreich sei es, die Notrufnummer im Handy als Kurzwahl zu speichern. Wenn andere gaffen, aber nicht helfen, sollten die Personen direkt angesprochen werden, rät Meinrad Drumm: „Sie in der gelben Jacke, helfen Sie mir bitte.“
Reizgas oder Pfefferspray in der Tasche zu haben ist nur bedingt ratsam. Zum einen bringt das Reizgas nichts, wenn es erst umständlich gesucht werden muss, zum anderen muss die Handhabung wirklich beherrscht werden. „Da reicht es, wenn der Wind ungünstig weht, um sich damit selbst zu schaden“, sagt Laura Wall. Bedroht der Täter sein Opfer mit einer Waffe ist es schwer, sich zur Wehr zu setzen: „Die Gefahr der Eskalation ist dann sehr groß“, erklärt Meinrad Drumm. Möglich sei es jedoch zu versuchen, mit dem Täter zu reden.
Laura Wall kennt eine Statistik, die besagt, dass 84 Prozent der Frauen, die sich gewehrt haben, dem Täter entkommen konnten. Um das nötige Selbstbewusstsein zu erlangen, gibt es verschiedene Selbstverteidigungskurse. „Wir empfehlen den Frauen auf jeden Fall solche Kurse“, sagt Laura Wall. Frauen sollten sich den aussuchen, in dem sie sich wohl fühlen, in dem sie lernen können, ihren eigenen Körper am besten einzusetzen.
„Es geht nicht darum, eine exakte Technik zu beherrschen, sondern sich überhaupt zu wehren“, sagt Ralf Hanselmann. Er leitet die Freiburger Schule für Krav Maga, ein relativ leicht erlernbares, individuelles Selbstverteidigungssystem, das auch für Frauen sehr gut geeignet ist. Ganz einfach ausgedrückt geht es bei Krav Maga darum, den Angreifer da zu treffen, wo’s richtig weh tut, um ihn abzuwehren. „Doch viele Frauen haben massive Hemmungen zuzuschlagen“, stellt Hanselmann fest. Daher und um zu üben, unter dem extremen mentalen Stress bei einer Bedrohung richtig zu reagieren, gehört zu einem guten Selbstverteidigungstraining für Frauen viel mentale Arbeit. Angepasst zu reagieren, heißt auch, nicht zu überreagieren. Denn wenn die Notwehrgesetze verletzt werden, dann kann sogar ein Opfer als Täter dastehen
Kathrin Ganter in der BZ vom 4.11.2005

 

Frauenhorizonte - Interview zu Gewalt und Vergewaltigung

Heute wird vor dem Freiburger Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der 19-jährigen Melanie Bektas aus Lörrach fortgesetzt, der vergangene Woche begonnen hatte. 15 weitere Opfer des 33-Jährigen haben sich bislang bei der Polizei gemeldet. Anzeige hatte – nach furchtbarer Malträtierung und Vergewaltigung – keine von ihnen erstattet. Julia Littmann sprach mit Laura Wall, Therapeutin und Leiterin, und Simone Thomas, Pressefrau von „Frauenhorizonte“, der Freiburger Anlaufstelle für Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden.

BZ: Wie sehen Sie den Prozess-Auftakt?
Laura Wall: Fälle von grauenhafter sexueller Gewaltanwendung gegen Frauen gehen fast wöchentlich vor Gericht, nur dieser hier findet jetzt solch eine Resonanz bei den Medien und bei einem vermutlich doch recht sensationsgierigen Publikum, weil der Täter eines seiner Opfer schließlich auch noch ermordet hat.
Simone Thomas: Es ist es schwer erträglich, dass bei der Verlesung der Anklageschrift äußerst perverse Vergehen vor der Öffentlichkeit und zugleich vor den Opfern geschildert werden. Und die Aussicht, dass die Opfer im Verfahren diese Details vor dem Riesenpublikum wieder ausbreiten müssen, ist beklemmend.

BZ: Keine dieser Frauen hat gegen ihren Peiniger Anzeige erstattet – wie kann man sich das erklären?
Laura Wall: Zunächst mal ist uns wichtig, dass keiner Frau, die nicht Anzeige erstattet, je Schuld aufgeladen werden darf. Ihr Verhalten hat gute Gründe, – auch wenn objektiv viel mehr Gründe für eine Anzeige zu sprechen scheinen. Die Polizeistatistiken gehen davon aus, dass auf einen angezeigten Fall von Vergewaltigung etwa 15 bis 20 Fälle kommen, die nicht angezeigt werden. Auch zwei Drittel der Frauen, die in unsere Anlaufstelle kommen, entscheiden sich, keine Anzeige zu erstatten. Diese Zahlen verändern sich erst, seit sich der Opferschutz in den letzten Jahren sehr verbessert hat.
Simone Thomas: Ein Grund für die Angst vor der Anzeige ist der fehlende Mut. Und zwar nicht nur aufgrund der unmittelbaren Bedrohung durch den Täter, sondern auch, weil Vergewaltigung nach wie vor in verdrehter Weise Schuldzuweisungen für das Opfer konstruiert.
Laura Wall: Das Trauma für ein Opfer sexueller Gewalt ist sehr komplex. In der Regel reagieren Frauen darauf zunächst mit einem Schock. Dieser Zustand wird meistens abgelöst von Verdrängung. Der typische Impuls dieser Frauen ist nie Rache, sondern der verzweifelte Wunsch, Normalität zurückzugewinnen. Da ist eine Anzeige für das Opfer eher belastend.

BZ: Wie hilft Frauenhorizonte Frauen in dieser Situation?
Laura Wall: Wir haben eine 24-Stunden-Rufbereitschaft. Jede Frau kann also sofort mit einer Psychologin bereden, was als nächstes zu tun ist. Und wir haben das Opfer-Zeugen-Begleitprogramm. Das heißt, wir begleiten Frauen vom Entscheidungsprozess Anzeige/keine Anzeige über die Vernehmung, Gespräche mit der Anwältin und durchs Gerichtsverfahren. Keine Frau muss da alleine durch – sie muss keinen Schritt alleine machen!
Simone Thomas: Wichtig ist dabei natürlich, dass wir eine unabhängige Einrichtung sind. Wir sind parteiisch für die Frauen – und wir unterliegen der Schweigepflicht. Und: Wir unterstützen jede Frau, egal wie sie sich entscheidet.

BZ: Viele Frauen scheuen auch die Vernehmung bei der Polizei.
Laura Wall: In Fällen sexueller Gewalt haben Frauen per Gesetz das Recht auf eine Begleitung bei der Vernehmung. Das ist eine wichtige Neuerung, die für traumatisierte Frauen sehr unterstützend ist. 
Simone Thomas: Im Übrigen hat sich da in den letzten Jahren viel getan, was die Vernehmungssituation angeht. Zum Beispiel hat die Polizeiakademie „Frauenhorizonte“ eingeladen, speziell hierfür in Ausbildungseinheiten mitzuwirken.

BZ: Wann verjährt eine Vergewaltigung?
Laura Wall: Nach 20 Jahren. Und zu uns kommen nur etwa ein Drittel der Frauen direkt nach einer Vergewaltigung. 

BZ: Melanie hat sich gewehrt und wurde ermordet – wie sollen Frauen auf sexuelle Übergriffe reagieren?
Simone Thomas: Auch wenn das in diesem Fall tragischerweise anders war, sprechen sämtliche Zahlen dafür, sich heftigst zu wehren! Täter suchen Opfer – Gegenwehr passt nicht in dieses Konzept.
BZ vom 6.10.2005

  

 

 

 

Schatten und Licht – Krise nach der Geburt: Selbsthilfegruppe

Albtraum nach der Geburt / Wenn statt dem „Mutterglück“ die Depression kommt, kann eine Selbsthilfegruppe Frauen stützen
Einige Wochen nach der Geburt ihres dritten Kindes fing es an. Plötzlich fühlte sich Manuela Jäksch nur noch überfordert. Sie konnte kaum noch schlafen und fast nichts essen. Und wusste auf einmal gar nichts mehr: Wie sie ihr Kind hinlegen und was sie überhaupt mit dem Baby anfangen sollte. Sie fühlte sich „wie in einem schrecklichen Albtraum“. Das kennen alle Frauen, die sich in der Selbsthilfegruppe „Schatten und Licht – Krise nach der Geburt“ zusammen getan haben. ......
Alles von Anja Bochtler am 20.8.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

 

Genitalverstümmelung von Frauen in Tansania   

Wenn die Hochzeitsnacht zur Hölle wird / Bassila Renju-Urasa kämpft seit Jahren gegen Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen – Ihre Projekte zeigen erste Erfolge

Die Augen sind dunkel, der Händedruck fest und in ihrer Sprache schwingt ein fremder Akzent mit. Tatsächlich hat die Soziologin Bassila Renju-Urasa eine weite Reise aus Ostafrika hinter sich. Wenn sie über Genitalverstümmelung in Tansania spricht, funkeln ihre Augen. Seit vielen Jahren kämpft sie als Leiterin der Organisation Nafgem (Network Against Female Genital Mutilation) in Tansania gegen die Beschneidung von jungen Mädchen und Frauen. Vergangene Woche war sie bei Unicef Heidelberg und „Terre des Femmes zu Gast, um über ihre Erfolge zu berichten.

Am Fuße des Kilimandscharos kämpft Bassila Renju-Urasa gegen das grausame Ritual der Genitalverstümmelung, das auch nicht mit medizinischen Gründen zu rechtfertigen ist. Mädchen und junge Frauen bis zum 18. Lebensjahr werden ohne Betäubung mit unhygienischen Klingen beschnitten. Weltweit sind nach Angaben von „Terre des Femmes“ rund 150 Millionen Frauen von dieser Menschenrechtsverletzung betroffen. Begründet wird das Ritual hauptsächlich mit Tradition, hygienischen Argumenten oder damit, dass Frauen erst nach der Beschneidung eine Frau würden. Mal werden die Mädchen mit Geschenken gelockt, mal wird ihnen gedroht, sie bekämen keinen Ehegatten ohne diese Verstümmelung. Über die grausamen Schmerzen, die die Mädchen über sich ergehen lassen müssen, wird kein Wort verloren.

Nicht selten verbluten die Mädchen nach der Beschneidung. Überleben sie, verfolgen die Frauen ein Leben lang körperliche und seelische Schmerzen. Schon alleine das Wasserlassen wird zur Qual. Neben schmerzhaften Geburten und Infektionen werden die Frauen ihrer sexuellen Selbstbestimmung beraubt, denn die Wunden werden nach der Beschneidung mit einem Faden zugenäht. Der spätere Ehemann wird diesen in der Hochzeitsnacht aufschneiden und auch bestimmen, ob sich die Frau einer erneuten Beschneidung unterzieht. Die „Hochzeitsnacht wird so zur Hölle,“ sagt Bassila Renju-Urasa. Die Organisation Nafgem kämpft seit 1998 gegen die Genitalverstümmelung. Da es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt, müssen die Beschneiderinnen, die Stammesführer und die Regierungen überzeugt werden mit der Verstümmelung aufzuhören. Besonders bei den Beschneiderinnen ist die Arbeit schwierig, weil sie in der Gemeinschaft hohes Ansehen genießen und über ein hohes Einkommen verfügen. Nafgem aber bietet ihnen Alternativen, etwa eine Berufsperspektive als Geburtshelferinnen. Und das Konzept zeigt Erfolge: in den vergangenen Jahren hat die Organisation 200 Frauen überzeugen können ihre Messer abzugeben. Außerdem konnte durch intensive Medienarbeit ein breites öffentliches Bewusstsein für dieses Problem geschaffen werden.

Tatsächlich ist in vielen Gebiete Tansanias die Genitalverstümmelung um 70 Prozent zurück gegangen In vielen Dörfern wird sogar bis zu 90 Prozent nicht mehr beschnitten. Hinzu kommen lokale Gesetze, die Beschneidung unter Strafe stellen. Auch zahlreiche medizinische und soziale Einrichtungen sind schon geschaffen worden. Dorthin können sich Mädchen und Frauen, die von ihren Eltern zu einer Beschneidung gezwungen werden, wenden. „Dennoch wird immer noch nicht hart genug dagegen vorgegangen“, sagt Renju-Urasa entschlossen. Bisher gibt es kein internationales Gesetz, das die Beschneidung unter Strafe stellt. Eine Resolution ist zwar schon von elf afrikanischen Staaten verabschiedet worden, 15 sind aber nötig.
Von Nina Lutz am 8.8.2005 in der RNZ

  

Krebs-Frauenselbsthilfegruppe Ettenheim

Gemeinsam lernen mit Krebs zu leben - das könnte das Motiv sein für eine Frauenselbsthilfegruppe, die das Netzwerk Gesundheit und die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen beim Landratsamt Ortenaukreis andenkt. Die Idee ist entstanden bei dem Film- und Themenabend "Lebenskünstlerinnen - 7 Frauen und ihre Erfahrungen mit Krebs", zu dem das Netzwerk unlängst in den Kulturkeller eingeladen hatte.

Sechs Punkte sind solchen Frauenselbsthilfegruppen wichtig: da ist zum einen die psychosoziale Betreuung der Frauen, also die menschliche Zuwendung um das gemeinsame Lernen, mit Krebs zu leben. Ferner will die Selbsthilfegruppe helfen, die Angst vor weiteren Untersuchungen und Behandlungen zu überwinden. Das Vermitteln von Hoffnung durch eigene Erfahrungen kann diesem Ziel dienen. Ein weiterer Aspekt: Vorschläge zur Stärkung der Widerstandskraft zu geben, durch aktuelle Vorträge von Fachleuten. Wichtig ist auch Hilfe zur Selbsthilfe, Überwindung von Isolation, Förderung der Kreativität - Betroffene wissen, was damit gemeint ist.

Versicherungstechnische und rechtliche Fragen spielen auch eine Rolle. Anschlussbehandlung, Rehabilitation, Pflegeversicherung oder Renten zum Beispiel. Vor allem aber geht es darum Lebenskrisen und Verlustempfinden zu überwinden.
Info: Tel 0781/805-9771 beim Landratsamt (H. Kempf)

BZ vom 18.4.2005

  

 

Donum Vitae - Immer mehr Teenies werden schwanger 

"Das vermutete große Wissen über Sexualität und die Kompetenz in Sachen Partnerschaft sind nicht da", sagt Elisabeth Baumstark-Biehl. Die Folgen erlebt die Sozialarbeiterin in der Beratungsstelle von "donum vitae": Teenie-Schwangerschaften nehmen zu - von jenen 254 Frauen zwischen 14 und 44 Jahren, die sich hier 2004 beraten ließen, waren 21 gerade volljährig oder jünger.

Die Gründe sieht die Schwangerschaftskonfliktberaterin in einer früheren Geschlechtsreife, in früheren sexuellen Kontakten, in "vergessener" Verhütung und in einem "sozialen Erfolgsdruck" unter Gleichaltrigen, die meinen, spätestens mit 16 Jahren müssten sie mit einem Jungen geschlafen haben. Was in der anerkannten Beratungsstelle nach Paragraph 219, die ihre Beratungszahlen im vergangenen Jahr gegenüber 2003 nahezu verdreifacht hat, ebenfalls deutlich wird, beschreibt die zweite Beraterin Luzina Grünling so: Eine Abtreibung erwägen Frauen, unabhängig vom Alter, vor allem aus zwei Gründen - weil ein Kind zu diesem Zeitpunkt nicht in ihre Lebensplanung passt (Ausbildung, Arbeitsplatz), und weil die Partnerschaft als nicht stabil genug für ein Kind angesehen wird. "Unsere Arbeit hat sich so entwickelt, wie wir's uns vorgestellt hatten", erklärt Ricarda Bons, Gynäkologin und Vorsitzende des Vereins "donum vitae", zu dem sich christlich engagierte Frauen und Männer 2002 zusammengetan haben, nachdem katholische Stellen keine Beratungsscheine mehr ausstellen durften: "Wir beraten und begleiten schwangere Frauen in Konflikten." Und zwar "ergebnisoffen".
BZ vom 12.4.2005

Mehr zu Donum Vitae >Fraien



  

Wendepunkt, Wildwasser und Frauenhorizonte - gegen sexuellem Missbrauch

Viel gemeinsam und doch verschieden:
Simone Thomas und Laura Wall von Frauenhorizonte,
Susanne Strigel von Wildwasser,
Volker Höhlein und Carmen Bremer von Wendepunk
(von links)

Foto: Ingo Schneider

Mindestens dreierlei haben sie gemein: Sie helfen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sexuell missbraucht wurden, zurück ins Leben; sie haben immer zu wenig Geld, um tun zu können, was getan werden müsste; und immer wieder wird ihnen gut zugesprochen: "Ihr kriegt das schon hin, ihr habt es doch noch immer geschafft." Ein trügerisches Pfeifen im Walde vor der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2005/2006, wie Mitarbeiterinnen von Wendepunkt, Wildwasser und Frauenhorizonte deutlich machen.

Zwei bis drei Vergewaltigungen kommen bei Frauenhorizonte (einer rund um die Uhr erreichbaren Anlaufstelle) wöchentlich zur Sprache. Gerade erst erlittene und viele (etwa 60 Prozent) länger schon zurückliegend. "Und die Frauen kommen nicht zurecht damit", sagt Laura Wall, Psychologin und Leiterin der Frauenhorizonte. Also kurz- und langfristige Beratung, Hilfe in der Krise, Begleitung vor Gericht, Fortbildungen zum Thema Opferschutz in der Polizei-Akademie - und das alles für ungefähr 20 Prozent weniger Geld als vor fünf Jahren. Denn die Landesstiftung Baden-Württemberg springt zum Beispiel nicht da ein, wo die Stadt Freiburg ihre Zuschüsse gekürzt oder gestrichen hat.

Vier bis fünf "Fälle" sexuellen Missbrauchs registriert Wendepunkt pro Woche neu, fast 250 waren es im vergangenen Jahr. Fast ein Drittel sind Jungen und Männer, für die es von 2001 bis 2004 speziell ein von der "Aktion Mensch" gefördertes Projekt gab. Ob die Stadt Freiburg den beantragten Zuschuss bewilligt, ist noch unklar, sagt der Geschäftsführer und Sozialpädagoge Volker Höhlein. Dabei lassen Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei keinen Zweifel daran, wie wichtig die Betreuung männlicher Opfer von Sexualstraftaten ist. Deshalb: "Das Jungen- und Männerprojekt wird auf jeden Fall weitergehen - die Frage ist, in welchem Umfang."

Nicht weitergehen wird es dagegen bei Wildwasser mit der Hilfe für Frauen und Mädchen mit Behinderung, die sexuellen Missbrauch erlebt haben. Denn die Stadt Freiburg will ihren bisherigen Zuschuss (11 500 Euro) streichen. "Diesmal schaffen wir es nicht mehr, alles weiter aufrechtzuerhalten", sagt Susanne Strigel, "diesmal streichen wir dieses Angebot." Obwohl es sich nach Jahren endlich herumgesprochen hat. Wie jedes Projekt Jahre braucht, bis es selbstverständlich im Bewusstsein angekommen ist. Daher ist es für die Sozialpädagogin und Geschäftsführerin auch keine Lösung und nicht zu verantworten, "tausend neue Töpfe aufzumachen, ständig neue Projekte zu beantragen - und dann nicht weiterführen zu können".

Eine Zwickmühle, der soziale Initiativen nach Susanne Strigels Beobachtung so zu entkommen suchen: "Alle versuchen, alles hinzukriegen - und daran muss man scheitern." Warum sich Wendepunkt, Wildwasser und Frauenhorizonte dann nicht einfach zusammentun, wenn sie schon so vieles gemein haben? "Man kann nicht Expertin für alles sein", macht Laura Wall deutlich, "wir sind schon sehr spezialisiert." Frauenhorizonte begleitet ausschließlich Frauen. Wildwasser ist eher ein beratendes und begleitendes Selbsthilfe-Angebot für Mädchen und Frauen. Wendepunkt begleitet und berät Mädchen und Frauen, Jungen und Männer einzeln und in Gruppen. "Deshalb sind wir auch nicht in das neue Mädchen- und Frauenhaus eingezogen", erklärt Carmen Bremer, Sozialpädagogin und Gestalttherapeutin bei Wendepunkt - "und auch deshalb, weil wir gerade erst umgezogen sind und uns nicht schon wieder Renovierung und neues Briefpapier leisten können."

Wildwasser ist dagegen nun in der Basler Straße 8 unter einem Dach mit Frauenhorizonte, deren Öffentlichkeitsarbeiterin Simone Thomas freilich zu bedenken gibt: "Wir wollen uns nicht gern in einen Topf mit anderen werfen lassen - wir brauchen Zeit, um zu sehen, was gemeinsam möglich ist." Immerhin gebe es schon seit drei Jahren einen regelmäßigen Austausch zwischen den drei Einrichtungen, die auch aufeinander verweisen. "Dass wir nun mit Wildwasser in einem Haus sind", erleichtert für Laura Wall die Querverweise und senkt die Hemmschwelle für Hilfe Suchende. Und dennoch, weiß Susanne Strigel: "Wie die einen Frauen einen Schutzraum brauchen und die anderen nicht, so ist es einfach wichtig, dass es verschiedene Angebote für sexuell missbrauchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt."
Julia Littmann und Gerhard M. Kirk am 22.3.2005 in der BZ

  

 

Klitoris-Restitution für beschnittene Frauen - Krankenkasse zahlt

Der Pariser Chirurg Pierre Foldes hilft beschnittenen Frauen. Demnächst übernehmen die Krankenkassen in Frankreich sämtliche Kosten

Den ersten erlösenden Schnitt hat er vor 20 Jahren gemacht, an einer Frau, die statt Klitoris und Schamlippen eine dicke Schwiele hatte. Das war in Somalia, wo 98 Prozent der Frauen beschnitten sind. Der Chirurg Pierre Foldes, heute 51, arbeitete damals für die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" in Afrika. Die Frau klagte über Schmerzen bei jedem Schritt, den sie machte.

Pierre Foldes gelang eine Operation, deren Tragweite er damals nicht gleich erfasste. Er hatte bei der Frau das Narbengewebe (die Schwiele) entfernt und den Rest der Klitoris freigelegt. Das Ergebnis: Seine Patientin konnte, ganz unerwartet, wieder so etwas wie sexuelle Empfindungen haben. Es war der Beginn einer kleinen Revolution, die kürzlich in Frankreich den Marsch durch die Institutionen geschafft hat: Frankreich ist das erste Land der Welt, in dem künftig die Krankenkasse die Kosten einer Klitoris-Restitution bei beschnittenen Frauen übernimmt.

30 000 Frauen leben schätzungsweise in Frankreich, die in ihrer Kindheit die Verstümmelung ihrer Sexualorgane über sich ergehen lassen mussten; meist Einwandererinnen aus Mali. Bei der Beschneidung werden mindestens die Klitoris, meist auch die kleinen Schamlippen abgeschnitten. Etwa 15 Prozent der Frauen fehlen auch die großen Schamlippen und die Scheide ist zugenäht. Noch heute kann es Pierre Foldes kaum fassen, dass noch niemand vor ihm auf die Idee gekommen war, diesen Frauen zurückzugeben, was ihnen genommen wurde: Das Gefühl, eine ganze Frau zu sein, die Möglichkeit, Sexualität zu genießen. Die meisten Frauenärzte, an die sie sich wandten, hatten außer einem bedauernden Schulterzucken nichts zu bieten: Man könne da nichts machen, hieß es im Allgemeinen bisher.

"Als ich anfing", erzählt Foldes, "habe ich hunderte von Büchern über den Penis gefunden und nicht eines über die Klitoris." Er stellte fest, dass Chirurgen wohl einen Penis verlängern, wieder annähen oder sonstwie verarzten können, für die Klitoris aber bisher nicht das leiseste Interesse entwickelt hatten. Die Chirurgie hatte beschnittenen Frauen wenig zu bieten: Künstliche Klitoris und Schamlippen ohne Empfindungsfähigkeit und - immerhin - das Öffnen der zusammengenähten Scheide, um wenigstens Inkontinenz, Entzündungen und Totgeburten zu vermeiden.

Was Pierre Foldes bei seinen Nachforschungen über das unbekannte weibliche Lustorgan herausfand, dürfte beschnittene Frauen hoffen lassen: Die Klitoris ist groß, über zehn Zentimeter lang, und so tief im Körper der Frau verborgen, dass man sie gar nicht ganz wegschneiden kann. Die Beschneidung macht sie gefühllos, aber der größte Teil ist noch da. Die Technik von Pierre Foldes besteht darin, das Narbengewebe abzunehmen und intakte, mit Nerven durchzogene Teile der Klitoris freizulegen. Nach dem Eingriff geht es oft noch Monate, aber dann kommt bei vielen Frauen das Gefühl zurück und damit eine ganz neue Einstellung zu ihrer Weiblichkeit.

Pierre Foldes, der den Eingriff jahrelang kostenlos und in seiner Freizeit vorgenommen hat, warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen: "Diese Frauen sind auch seelisch beschnitten. Die Rückkehr des Lustempfindens kann lange Zeit brauchen, und in manchen Fällen gar nicht gelingen". Eine Studie wurde eben erst begonnen, die an sechs Frauen die langfristigen Auswirkungen des Eingriffs beobachtet. Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda kommen in die Klinik im vornehmen Pariser Vorort Saint-Germain-en-Laye, in der Pierre Foldes arbeitet, viel mehr Frauen, als er behandeln kann. Dennoch glaubt er nicht, dass die neue Regelung die französischen Krankenkassen ruinieren wird: "Es kostet die Frauen viel Überwindung, hierher zu kommen", hat Pierre Foldes festgestellt.
Scham und Angst hemmen die Frauen. Wenn die alte Wunde chirurgisch wieder aufgerissen wird, bricht auch das seelische Trauma auf - nicht jede will das auf sich nehmen. Und Frauen, die sich der Operation unterziehen, riskieren Konflikte mit Eltern oder Freunden, für die eine unbeschnittene Frau keine anständige Frau ist.

Welch ein Tabu hier gebrochen wird, muss man auch an den Todesdrohungen ermessen, die Foldes für seine Arbeit regelmäßig erhält. Offenbar kann mancher den Gedanken nicht ertragen, dass Frauen durch das wiedergewonnene Lustempfinden nicht nur in eine andere Beziehung zu ihrem Körper, sondern auch zu Männern treten. "Die Polizei sagte mir, ich müsse diese Drohungen sehr ernst nehmen", erzählt Foldes, "aber ich lasse mich nicht einschüchtern".

In Afrika wie unter den in Frankreich lebenden Schwarz-Afrikanern ist die zerstörerische Tradition tief verwurzelt. Selbst in Frankreich werden noch kleine Mädchen ans Messer geliefert, obwohl hier Beschneidung mit Gefängnis bis zu zehn Jahren bestraft wird. Jedes Jahr kommen mehrere Fälle vor Gericht, die Dunkelziffer ist hoch. Viele Mädchen werden bei einem Urlaub im Heimatland der Eltern verstümmelt.
Dem Ärzte-Team, das Pierre Foldes mittlerweile ausgebildet hat, wird also die Arbeit nicht ausgehen. Dennoch kann sich der Mann nach 20 Jahren Engagement wohl ein wenig zurücklehnen. In den USA arbeiten auch schon ein paar Ärzte, die Foldes über die Schultern geschaut haben. Und die französische Ärztekammer hat vor wenigen Monaten ganz offiziell die Empfehlung ausgesprochen, weitere Forschungen zu forcieren und die Ärzteschaft stärker mit Foldes Techniken bekannt zu machen.
Gesamten Text von Astrid Lamberdière vom 1.3.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

Terre des Femmes - Frauenrechte.de >freiburg-dreisamtal.de/Frauen.htm
Ärzte ohne Grenzen >hilfe-HD.de

TARGET -  Rüdiger Nehberg gegen Verstümmelung von Frauen >Frauen.htm

  

 

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