Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Selbsthilfegruppen-Datenbank
Aktuelles zu EineWelt ab 9/2007
   

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Eine Welt, Ausländer und Inländer: Initiativen, Selbsthilfegruppen, Links, ...

Blick nach Südwesten vom Stadtgarten zum Freiburger Münster am 15.8.2007
Blick nach Südwesten vom Stadtgarten zum Freiburger Münster am 15.8.2007  

 

Subventionierte Billigexporte der EU schaden mehr als Fairhandeln gut macht?

Nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Wolfgang Kessler glaubt, dass vom fairen Handel letztlich nur eine kleine Minderheit der Armen profitiert.

Doch selbst diese umstrittenen Kompromisse mit dem konventionellen Handel trieben die Marktanteile fair gehandelter Waren nicht über zwei Prozent. Das Bemühen um möglichst viel Umsatz kostete die Fair-Trade-Bewegung jedoch so viel Kraft, dass sie auf der politischen Bühne kaum mehr ein Rolle spielt. Ursprünglich war der faire Handel ein Vehikel, um das Ziel des gerechten Welthandels in die Politik zu tragen. Von diesem Ziel sind die Fair-Händler weit entfernt. Und dies hat Folgen. Sie bilden keine Gegenlobby, wenn hoch subventionierte Billigexporte aus der EU im Süden mehr kaputt machen wie der faire Handel gut machen kann. Und es gibt keine starke politische Kraft, die die Politik der Welthandels-Organisation für einen möglichst freien Welthandel herausfordert. Doch nur wenn die Grundsätze des fairen Handels – gerechte Preise, soziale Auflagen für die Produzenten, ökologische Auflagen für die Produktion – zu Zielen der Welthandelspolitik werden, können sie global wirksam werden. Zwar ist es wichtig, dass die Verbraucher so viele fair gehandelte Waren wie möglich kaufen. Doch solange die Ziele eines fairen Welthandels nicht die Politik bestimmen, werden 99 Prozent der Kleinbauern unter ungerechten Strukturen leiden.
Alles von Wolfgang Kessler vom 21.1.2012 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/meinung/kommentare/nur-ein-tropfen-auf-den-heissen-stein .

Weltläden tun mehr als verkaufen - wir haben noch Hoffnung
Wenn Herr Kessler nicht durch andere Artikel und vor allem das Publik-Forum bekannt wäre als ein Streiter für eine andere Wirtschaft und Welt, dann würde er allen, die seit Jahrzehnten für den fairen Handel arbeiten, den Wind aus den Segeln nehmen und resignieren lassen. Sicher hat er mit seiner Analyse Recht. Wenn diese jedoch ohne Wertschätzung und Würdigung dessen, was Hunderte von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Weltläden leisten, einhergeht, wirkt sie demotivierend und entmutigend. Wenn der Erfolg tatsächlich nur am Umsatz, an Marktanteilen und ähnlichen Zauberworten unseres Wirtschaftssystems zu bemessen ist, könnte Herr Kessler vielleicht Recht haben. Aber er vergisst den Mehrwert! Wir verkaufen nicht nur Waren und zählen – wie weiland Onkel Dagobert – jeden Abend unser Geld, sondern wir kümmern uns sehr wohl um das, was hinter der Idee des fairen Handels steht: Ein neues Bewusstsein schaffen, Einblick vermitteln in die Ungerechtigkeit unseres Wirtschaftssystems. Wir gehen in Schulen, beteiligen uns an Veranstaltungen wie an der Afrika-Woche in Kirchzarten, wir informieren in unserem Laden und beim fairen Frühstück darüber, warum der Süden arm und unser Wirtschaftssystem ungerecht ist. Und diesen Mehrwert kann Herr Kessler nicht in Zahlen und Prozente packen. Diese, wenn auch bescheidenen, Früchte unserer Arbeit geben uns die Hoffnung, dass wir etwas ändern können. Dass wir dazu einen langen Atem brauchen, wissen wir nur zu gut!
Aber wie würde denn die Welt aussehen, wenn es den fairen Handel und die anderen Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International, Greenpeace oder die kirchlichen Hilfsorganisationen, um nur einige zu nennen, nicht gäbe? Die Überschrift seines Artikels müsste heißen: Steter Tropfen höhlt den Stein!
4.2.2012, Monica Marcello-Müller, Ingrid Volkmann, Kristin Ullrich, Christel Kaiser und Klaus Stork, Kirchzarten

Weltläden betreiben Lobbyarbeit für gerechtere Welthandelsstrukturen
Ich möchte, im Namen meiner Kollegen aus dem Weltladen Löffingen, Herrn Kessler ganz energisch widersprechen! Steter Tropfen höhlt den Stein! Lieber profitiert nur eine kleine Minderheit der Armen, als dass keiner seiner Armut entkommen kann. Dazu kommt, dass der faire Handel sehr wohl Lobbyarbeit für gerechtere Welthandelsstrukturen betreibt. Vielleicht nicht so laut wie andere Verbände, aber er tut es. Nur Beiträge wie dieser, noch dazu vom Chefredakteur einer christlichen Zeitschrift und Wirtschaftspublizist, der in der Wahrnehmung schon per definitionem Recht hat, befördern unnötig die Ausrede: "Was kann ich denn schon tun?" Ich hoffe trotzdem sehr, dass Herr Kessler sich beim Einkaufen nicht dieser Ausrede bedient und seine, wenn auch kleine Marktmacht dafür einsetzt, diese Welt ein Stück gerechter zu machen. Und vielleicht denkt er daran, dass Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde!
4.2.2012, Kathrin Reppel-Knöpfle, Löffingen


 

Cristo Vive in Bolivien: Peter Pogrzeba aus St.Georgen hilft 2 Monate

Vor kurzem ist Peter Pogrzeba (67) von einem zweimonatigen Aufenthalt im Dorf Bella Vista in der zentralbolivianischen Provinz Cochabamba zurückgekehrt. Er hat an der dortigen Berufsschule "Sayarinapaj" der Stiftung Fundación Cristo Vive Bolivia mitgearbeitet. Der Lehrer im Ruhestand gehört zum Vorstand der Stiftung, deren Gründerin, die Ordensschwester Karoline Mayer, im Mai Freiburg besucht hat. Im Gespräch mit BZ-Mitarbeiterin Silvia Faller erzählt er von seinen Erlebnissen.

BZ: Respekt, Herr Pogrzeba. Viele Menschen spenden für soziale Projekte, Sie aber reisen Tausende Kilometer und arbeiten selbst mit. Was motiviert Sie?
Pogrzeba: Ich engagiere mich halt schon seit Jahren für die Stiftung Cristo Vive und bin fasziniert vom Wirken Schwester Karolines. Sie hat in drei südamerikanischen Ländern Schulen und soziale Einrichtungen geschaffen. Die Emmendinger Berufsschule, wo ich gearbeitet habe, unterstützt die Stiftung seit Jahren, und hat auch mitgeholfen, die Berufsschule in Bella Vista als Fachschule auszustatten. Mein Aufenthalt war ein Auftrag des deutschen Senior-Experten-Service mit Sitz in Bonn, das ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit. Sie hat die Flug- und Versicherungskosten übernommen.
BZ: Und was haben Sie konkret gemacht?
Pogrzeba: Meine früheren Kollegen und ich haben vor einem Jahr elektrotechnische Lehrmittel nach Bella Vista geschickt. Nun habe ich die Lehrer in der Handhabung der Geräte und Materialien unterwiesen. Auch habe ich Vorträge gehalten, über das duale Ausbildungssystem in Deutschland und über Qualitätsentwicklung an Schulen.
BZ: Können Sie so gut Spanisch?
Pogrzeba: Nein. Die Geschäftsführerin der Fundación ist Deutsche. Sie hat die Vorträge übersetzt. Ansonsten habe ich mich auf Englisch verständigt.
BZ: Warum ist die Hilfe aus Deutschland nötig?
Pogrzeba:
Die Schule richtet sich an Jugendliche aus den ärmsten Familien in der Region Cochabamba, die sonst kaum eine Chance hätten, eine berufliche Qualifizierung zu erlangen. Weiter führt die Berufsschule ein Internat, weil die meisten Schüler aus weit entfernten Bergdörfern kommen, einen Kindergarten und Hausaufgabenhilfe, wovon Kinder aus Bella Vista profitieren.
BZ: Haben Sie auch etwas mitgenommen?
Pogrzeba: Oh ja, viel Erfahrung, das Gefühl wirklich geholfen zu haben und eine große Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, die ich überall erlebt habe. Besonders beeindruckt haben mich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fundación, wie sehr sie sich bemühen, aber auch junge Freiwillige aus Deutschland, die im Kindergarten mitgearbeitet haben. Dort war ich zum Essen, und untergebracht war ich bei der Stiftung.

Die Berufsschule "Sayarinapaj" (das ist ein Wort aus der Sprache der indigenen Volksgruppe Quechua und heißt auf Deutsch "Wir wollen gemeinsam aufstehen") bildet 300 Schülerinnen und Schüler in holztechnischen, Elektro- und Metallberufen sowie in sozialen Berufen aus. Die Elektroabteilung braucht noch Lötkolben und Werkzeuge, der Metallbereich Maschinen zur Blechbearbeitung, Dreh- sowie Fräsmaschinen. Kontakt: Peter Pogrzeba, Tel 0761/44 32 90.

22.12.2011, Silvia Faller
Cristo Vive - Stiftung für Hilfe in Bolivien, Chile und Peru >EineWelt


Das Schwarzwalddorf in den Tropen von Venezuela: Film bei Phoenix

Wie eine Fata Morgana taucht plötzlich mitten in der venezuelanischen Küstenkordillere, nur 60 Kilometer von Caracas entfernt, ein Schwarzwalddorf auf. 1842 waren 358 Badener vom Kaiserstuhl hierher ausgewandert. Ein südamerikanischer Großgrundbesitzer hatte sie ins Land geholt, damit sie die Landwirtschaft entwickelten. Im Schwarzwalddorf gibt es Fachwerkhäuser und das Gasthaus Rebstock, auf dessen Speisekarte u.a. "Schlachtplatte deutsch" steht. Außerdem gibt es Bier aus der ältesten Brauerei Venezuelas, Schwarzbrot, Heidelbeeren und Kuckucksuhren - alles, was man sich unter "deutsch" hier vorstellt. Die deutschen Einwanderer kamen vornehmlich aus Endingen, Wyhl und Oberbergen. Den heiligen Martin aus der Endinger Martinskirche nahmen sie mit. Bis 1964 war das Dorf, das sich "Colonia Tovar" nennt, weitgehend von der Außenwelt abgeschieden. Dadurch konnten sich die alemannische Kultur und der Kaiserstühler Dialekt über 100 Jahre unverändert halten. Ein Dorado für Ethnologen. Nach dem Bau einer Straße nach Caracas wurde die Colonia Tovar zu einem beliebten Touristenzentrum, in das an den Wochenenden die Massen aus der Hauptstadt einfallen. 2.000 Einwohner hat die Colonia heute. Sie haben das höchste Prokopf-Einkommen im Lande. Die meisten Bewohner pflegen immer noch ihre deutsche Kultur. Der Bürgermeister ist Vorsitzender der Narrenzunft. Seit etwa 30 Jahren gibt es enge Beziehungen zur alten Heimat am Kaiserstuhl. Über 30 junge Leute aus Tovar haben ein Praktikum oder eine Lehre am Kaiserstuhl gemacht. Es gibt einen Freundeskreis Tovar, und Helmut Eitenbenz aus Endingen betreibt in seinem Städtchen ein Honorarkonsulat
Sendetermine: Sa, 02.07.11, 18.45 Uhr und Sa, 09.07.11, 09.00 Uhr

Der Film "Das Schwarzwalddorf in den Tropen" von Götz Goebel wird erneut wiederholt. Am
Samstag, 9. Juli 2011 um 09:00 Uhr bei PHOENIX
goe.goe@gmx.de

http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/dokumentationen/
das_schwarzwalddorf_in_den_tropen/71869?datum=2010-04-29


 

Pakistan-Flutkatastrophe: Spendenkonten

Die Flut in Pakistan ist die größte Naturkatastrophe, mit der die Vereinten Nationen in ihrer Geschichte jemals konfrontiert gewesen sind.
Angesichts der Flutkatastrophe in Pakistan haben die Vereinten Nationen den größten Spendenaufruf ihrer Geschichte gestartet. Die UNO rief die internationale Gemeinschaft in New York auf, den Opfern in den kommenden zwölf Monaten zwei Milliarden Dollar (1,53 Milliarden Euro) zur Verfügung zu stellen. Damit vervierfachte die UNO einen ersten Hilfsappell von Anfang August. Die Flut in Pakistan sei die größte Naturkatastrophe, mit der die Vereinten Nationen in ihrer Geschichte jemals konfrontiert gewesen seien, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Seit ihrem Beginn vor zwei Monaten wurden nach UN-Angaben mehr als 1700 Menschen getötet, rund 21 Millionen Menschen sind direkt oder indirekt von den Überschwemmungen betroffen. Zehn Millionen Menschen sind demnach ohne Obdach, mehr als 20 Prozent des pakistanischen Staatsgebietes steht unter Wasser. UN-Vertreter hatten sich in den vergangenen Tagen wiederholt über die langsame Reaktion der internationalen Gemeinschaft beklagt.
Konten für Pakistanhilfe im Überblick, meist sind auch Online-Spenden möglich:

Diakonie Katastrophenhilfe: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Kto 502 707, Post Stgt BLZ 600 100 70
http://www.diakonie-katastrophenhilfe.de

Caritas: "Fluthilfe Pakistan", Kto. 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 http://www.caritas.de/spenden

Welthungerhilfe: Konto 1115, Sparkasse Köln-Bonn, BLZ 370 501 98
http://www.welthungerhilfe.de

Unicef
: "Nothilfe Pakistan", Kto. 300 000, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00 http://www.unicef.de

Ärzte ohne Grenzen
: "Pakistan und andere", Konto: 97097, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 http://www.aerzte-ohne-grenzen.de

Deutsches Rotes Kreuz
: "Pakistan", Kto. 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 http://www.DRK.de/spenden

Spendenberatung: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Berlin, Tel. 030/ 839 001-0; http://www.dzi.de sozialinfo@dzi.de.

15.9.2010

 

 

Land-Kauf der Industriestaaten in Peru und Brasilien erzeugt Hunger

Akteure und Interessen hinter dem Druck auf Land im Süden: Informations- und Diskussionsveranstaltung
am Dienstag, 9. Februar 2010 um 19.30 Uhr
in den Räumen von Südwind Freiburg, Lorettostraße 42
Es referieren:
Gudrun Dienst und Benjamin Luig von FIAN Freiburg
Kirsten Bredenbeck von KoBra -- Kooperation Brasilien
Jimi Bernhard Merk von der Informationsstelle Peru
Moderation: Dagmar Große / Eine Welt Forum Freiburg


Die Veranstaltung möchte über die verschiedenen Akteure und Interessen informieren, die hinter der Entwicklung des zunehmenden Drucks auf Land im Süden stehen.
Insbesondere fragen wir: Wer profitiert?
Und: Gibt es Widerstand in den betroffenen Gebieten?
Am Beispiel von Peru und Brasilien als einige Fälle in Lateinamerika werden die regionalen Konsequenzen der "modernen Form von Landnahme" veranschaulicht und diskutiert. In der Diskussion wird es auch um Handlungsmöglichkeiten für uns hier im Norden gehen.

Regierungen und Investmentfonds erwerben weltweit Ackerland, um Nahrungsmittel und Biokraftstoffe anzubauen. Viele Regierungen versuchen über Landinvestitionen im Ausland, die Ernährung der eigenen Bevölkerung sicherzustellen. Das Ausmaß an Hunger, das in den Zielländern erzeugt wird, ist mit
Händen zu greifen: So hat der Sudan, einer der größten Nahrungsmittelhilfsempfänger der Welt, 1,5 Millionen Hektar bestes Farmland an Golfstaaten, Ägypten und Südkorea verpachtet. Doch Landkauf
kann nicht nur die eigene Ernährung sichern, sondern ist auch ein hoch rentables Geschäft, da die Preise stetig steigen. So hat der US-Vermögensverwalter BlackRock einen 200 Millionen Dollar
schweren Landwirtschaftsfonds aufgelegt, wovon 30 Millionen Dollar für den Erwerb von Ackerland vorgesehen sind. Doch auch europäische Agrarunternehmen, Banken und Spekulanten beteiligen sich am "Milliarden-Monopoly des modernen Kolonialismus" (DER SPIEGEL).

Eine Veranstaltung von: FIAN Freiburg, Eine Welt Forum Freiburg, Informationsstelle Peru und KoBra
(Kooperation Brasilien)
9.2.2010

 

Initiative Stiftung 100 in Vörstetten: Von 35 zu 100 Stiftern als Ziel

Für die gemeinnützige "Initiative Stiftung 100" geht ein erfolgreiches Jahr zu Ende, so der Initiator der Stiftung und Leiter des Ludwig-Frank-Hauses in Lahr, Stefan Naundorf. Er war es auch der die Stiftung vor zwei Jahren anregte. 2009 konnten 18 neue Stifter gewonnen werden, so dass die Initiative jetzt 35 Mitglieder zählt. Die Initiative will nachhaltige und langfristige Hilfe zur Selbsthilfe in den Ländern der "Dritten Welt" leisten. Dafür soll bald eine Stiftung gegründet werden, mit mindestens 100 Gründungsmitgliedern, die jeweils 1000 Euro einbringen. Aus den Zinserträgen und aus weiteren Spenden sollen dann ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvolle Projekte unterstützt werden. Der Verein war nicht nur in der Gründungsmitgliederwerbung aktiv, sondern bereits bei einigen Projekten. Aus Spendengeldern wurden Projekte für Chhimeki in Kathmandu/Nepal und an für das Mati-Projekt in Bangladesch werden.
15.1.2010



 

Arzt Thomas Moch aus Breitnau: Katastrophenhelfer auch in Thaiti

Wenn sich irgendwo auf der Welt eine Katastrophe ereignet, dann ist er meist dabei, wenn es anschließend um die Linderung der Not geht. Und so ist es nur folgerichtig, dass er auch jetzt die Koffer gepackt hat, um den Menschen im weitgehend zerstörten Haiti zu helfen: Thomas Moch, 57 Jahre alter Arzt aus Breitnau, ist gerade unterwegs zum Hilfseinsatz auf der Karibikinsel. Als Angehöriger eines zehnköpfigen Teams des Roten Kreuzes wird er in den kommenden vier Wochen Verletzte auf Haiti versorgen. Sei es der Tschad oder Osttimor, sei es Jordanien oder Rumänien, sei es Mosambik oder China – Thomas Moch hat in den vergangenen zehn Jahren viel Leid in vielen Staaten der Erde gesehen. Fast jedes Jahr geht es zu einem Katastopheneinsatz. Wenn er dazwischen zu Hause ist, dann arbeitet der gelernte Anästhesist in der Notaufnahme der Helios-Klinik in Titisee-Neustadt, wo er eine 50-Prozent-Stelle innehat....
Alles vom 16.1.2010 bitte lesen auf
www.badische-zeitung.de/kreis-breisgau-hochschwarzwald/helfen-in-den-truemmern-von-haiti

Initiativen aus der Region: Erdbebenhilfe - Vorort im Einsatz >Haiti (26.1.2010)

 

Hilfsprojekt El Salvador von Orthopädiemechanikermeister Manfred Wagner

Acht Jahre ihres Lebens verbrachten Anni und Manfred Wagner aus Münstertal in Mittelamerika im Entwicklungsdienst: 1968 bis 1973 in Guatemala und 1999 bis 2002 in El Salvador. Unser Mitarbeiter Manfred Lange sprach mit dem heute 69-jährigen Orthopädiemechanikermeister Manfred Wagner über sein Hilfsprojekt "El Salvador".

BZ: Herr Wagner, bei Ihrer Rückkehr aus Amerika sagten Sie bei Ihrer Ankunft : "Wir sind wieder zu Hause". Gibt es dennoch ein verstecktes Fernweh ?
Manfred Wagner: Das wäre keine schlechte Formulierung, obwohl Münstertal für meine Frau und für mich heute ganz klar Heimat ist. Aber Tatsache ist auch, dass der Kontakt zu unseren Freunden in El Salvador nie abgebrochen ist. Jetzt kam von dort fast eine Art Hilferuf.
BZ: In wie fern ?
Wagner: Der liegt in meiner Arbeit in El Salvador begründet . Ich baute dort mit Hilfe einiger einheimischer Metallmechaniker eine kleine Werkstatt auf, wo Fertigteile für orthopädische Apparate hergestellt werden sollten.
BZ: Was war der Grund für diesen außergewöhnlichen Bedarf ?
Wagner: Von 1979 bis 1991 tobte in El Salvador ein schrecklicher Bürgerkrieg, der zigtausend Tote und viele Schwerstverletzte und Amputierte hinterließ – und zwar aus allen Altersschichten.
BZ: Wie konnte diesen Kriegsversehrten geholfen werden?
Wagner: Aus der Not geboren, entstand eine Selbstorganisation von Behinderten für Behinderte, kurz "PODES" ("du kannst"), die eine orthopädische Werkstatt zur Rehabilitation und Wiedereingliederung der Kriegsbehinderten in das Alltagsleben gründete.
BZ: Gab es staatliche oder private Hilfen für dieses Projekt ?
Wagner: Hilfreich unterstützt wurde diese erste Orthopädie-Werkstatt von der der amerikanischen Organisation "Vietnam-Veterans" und der deutschen Organisation "Medico-International". Diese förderte weiter den Aufbau der erwähnten zweiten Werkstatt für die Herstellung von vorgefertigten Passteilen für Prothesen und die Finanzierung eines deutschen Orthopädie-Mechanikermeisters für die notwendige Ausbildung.
BZ: Wie funktioniert die Werkstatt heute?
Wagner: Die vier einheimischen Metallarbeiter, die ich während des dreijährigen Entwicklungsdienstes ausbildete, sind selbst alles Kriegsversehrte, hochmotiviert und darauf spezialisiert, aus Alu-Legierungen, Edelstahl und anderen Materialien vorgefertigte Knie- und Knöchelpassteile, Ellenbogengelenke, Greifhaken oder Schaumstoffüberzüge herzustellen. Diese Teile werden dann in der Orthopädiewerkstatt zusammengebaut und individuell angepasst.
BZ: Angesichts dieser erfreulichen technischen Entwicklung – worin liegt heute das akute Problem ?
Wagner: Eindeutig beim Geld. Die Beschaffung des notwendigen Materials ist bei der finanziellen Situation der Organisation "PODES" fast nicht möglich. Hochspezialisierte Teile müssen eingeführt werden, da diese von den Passteilarbeitern in ihrer handwerklichen Werkstatt nicht hergestellt werden können. Zwar sind letzten Endes die Preise der in El Salvador hergestellten orthopädischen Hilfsmittel nur halb so hoch wie auf dem Weltmarkt, dennoch liegen die Kosten der fertigen Apparate über dem finanziellen Niveau der meisten Behinderten, die selten eine regelmäßige Arbeit oder eine Versicherung haben..
BZ: Wie kann hier vom nicht ganz so armen Deutschland aus geholfen werden ?
Wagner: Der Verein "PODES" ist natürlich für jede Spende aus dem Ausland sehr dankbar. Aber es gibt noch Wege und Mittel, die gar nichts kosten.
BZ: Und das sind ?
Wagner: Das sind nicht mehr benötigte Prothesenteile, von denen ich weiß, dass sie – aus welchen verständlichen pietätischen Gründen – unbenutzt zu Hause in Schränken und Schubladen aufbewahrt werden. Da heutige Prothesen im Baukastensystem aus Alu, Stahl und Titan hergestellt werden, sind viele Module auch nach Jahren fast noch wie neu.
BZ: Darin mündet wohl auch Ihr anfangs genannter Hilferuf aus El Salvador ?
Wagner: Richtig, denn jede aus Deutschland geschenkte Prothese kann mit wenig Aufwand und noch weniger Kosten in der salvadorianischen Prothesen-Werkstatt "PODES" für den individuellen Gebrauch eines Kriegsversehrten oder Unfallopfers angepasst werden. Für die Annahme und den Versand solcher Prothesenteile stelle ich mich gerne zur Verfügung.
16.11.2009, PODES

PODES bedeutet auf Spanisch soviel wie „du kannst“ – ein symbolischer Name für eine Organisation wie diese. Denn hier arbeiten nur kriegsversehrte Guerillakämpfer wie Argueta. Alle Bauernkinder aus den damaligen Kriegszonen El Salvadors, die meisten verletzt durch Minen. Das vertrackte Schicksal hat ihnen ein paradoxes Leben beschert. Sie sind kriegsverwundet und traumatisiert durch die langen Jahre des Kampfes, an dessen Ende die Guerilla benachteiligt und die Verbrechen, die zu 85 Prozent von den Regierungstruppen begangen wurden, mehrfach generalamnestiert wurden. Nichtsdestotrotz sind sie heute für salvadorianische Verhältnisse gemachte Leute. Behindertengerechte Kleinwagen im Hof sind ein Zeichen von Prosperität der Beschäftigten. 8 behinderte Prothesentechniker und 5 Verwaltungsfachleute produzieren Prothesen, Orthesen und Komponenten auf internationalem Niveau. Für medico ist PODES eine exemplarische Projekt-Erfolgsgeschichte, die gemeinsam mit den Ex-Guerilleros vor 14 Jahren begonnen wurde. Das sah allerdings lange ganz anders aus. Nachdem ausländische Geber ihr Geld einige Jahre nach Kriegsschluss aus El Salvador abzogen, stand PODES fast vor dem Aus. Ein aufgeblähter Verwaltungsapparat und die Angst demotivierter Mitarbeiter vor dem Schritt in die Selbstständigkeit bedrohten die Existenz des selbstverwalteten Unternehmens. Leonides Argueta denkt heute mit einem Schmunzeln an die nervtötenden Sitzungen mit dem damaligen medico-Projektkoordinator Walter Schütz zurück. Nach tagelangen Debatten verständigte man sich schließlich darauf, die medico-Projektunterstützung zu verändern: Ab sofort zahlte medico nur noch in einen eigens eingerichteten Sozialfonds ein und leistete keine direkte Finanzhilfe mehr an PODES. Aus dem Sozialfonds können sich bis heute mittellose Patienten eine Prothese finanzieren lassen. Sie werden so in den Stand autonomer Patienten versetzt, die entsprechende Qualitätsforderungen an PODES richten können. Diese Umstellung hatte weitreichende Folgen. PODES ist wieder ausgerichtet am Wohlergehen der Patienten, was auch die Bedeutung der Kollegen erhöhte, die direkt mit den Patienten arbeiten. Heute gewinnt PODES Ausschreibungen der Sozialversicherung für die Anfertigung von Prothesen etwa bei Betriebs- oder Autounfällen. Damit ist eine neue Einkommensquelle gesichert. ....
http://www.medico.de/material/rundschreiben/2008/01/prothesen-aus-dem-sozialfonds/

 

 

Holy straw sack: Hello, Guido Westerwave

Ins Stolpern kam der neue Außenminister Guido Westerwelle, als er bei seiner Pressekonferenz eine auf Englisch gestellte Frage brüsk abkanzelte: "Das ist Deutschland hier".
Hello, Guido Westerwave
Obviously you only understand railwaystation. Dear Guido, I will not fall with the door in the house, but this situation goes me really on the alarm-clock. I think, as outsideminister you are on the wrong steamer.
If you really will try this job, I’m afraid you will jump as a tiger but land as a bed forlayer. On the other hand you will not be the first politiker landing as bed forlayer – and you will not be the last one. Nix für ungut, Guido !
BZ-Leserbrief vom 6.11.2009 von Hans P. Lederer, Lörrach-Brombach

Die Häme von Teilen der englischen Presse ist Ausdruck typisch britischer Überheblichkeit
Schlechte Fremdsprachenkenntnisse sind keine Schande. Die wenigsten Deutschen sprechen gutes Englisch und Französisch. Die Häme von Teilen der englischen Presse über das Verlangen, auf einer deutschen Pressekonferenz Fragen in deutscher Sprache zu stellen, ist Ausdruck typisch britischer Überheblichkeit, die offenbar Englisch für eine Art Lingua franca des 21. Jahrhunderts hält. Jeder französische Politiker würde solche Verlangen zurückweisen. Überheblich wirkt es jedenfalls schon, dass die BBC es nicht für nötig hält, einen Berichterstatter zu entsenden, der der Landessprache mächtig ist. So schreibt der "Media Monkey" des Guardian durchaus selbstkritisch über die Bequemlichkeit der Briten, im Ausland die Landessprache zu achten. Auch der Bundestagspräsident hat inzwischen den Europabürokraten mitgeteilt, dass er an den Bundestag künftig Vorlagen nicht mehr weiterleiten werde, die nicht in deutscher Sprache verfasst sind. Jedenfalls dürfte Westerwelle besser Englisch sprechen als der englische Außenminister Deutsch. Ironische Kommentare der SPD sind unangebracht. Versuche der grünen Spitzenpolitiker, ihre vermeintlich herausragenden Englischkenntnisse zur Schau zu stellen, wirken eher bemüht als komisch, etwa wenn Cem Ödzdemir den Super-Ami gibt und sich in einer Filmbotschaft an die BBC anzubiedern versucht, indem er mit amerikanischem Kaugummi-Englisch die Vorzüge von "Mr. Fisher" rühmt, oder wenn Renate Künast auf einer Pressekonferenz ausdrücklich um Fragen in englischer Sprache bittet. In Fragen von nationalem Belang sollten die demokratischen Parteien zusammenstehen, wie es auch in den Parlamenten anderer Länder selbstverständlich ist
BZ-Leserbrief vom 9.11.2009 von Peter Weißenrieder, Offenburg
 


Benefizkonzert im AJ Kirchzarten für Strassenkinder in Manila

Jugendliche des Autonomen Jugendcenters (AC) Burg und des Autonomen Jugendzentrums (AJ) Kirchzarten veranstalten am 3. Juli 2009 ein Benefizkonzert für Straßenkinder aus Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Nachdem das ehemalige AC Vorstandsmitglied mit philippinischen Wurzeln, Dennis Mentrop, fast ein Jahr auf den Philippinen verbracht hatte und das Leid vieler Menschen dort hautnah erlebt hat, wollte er nach seiner Rückkehr nach Deutschland etwas für die Straßenkindern tun. Schon während seines Aufenthalts auf der Inselgruppe im Pazifischen Ozean hat Dennis Mentrop versucht, den Straßenkindern in Manila zu helfen. Er hat vor allem in seinen letzten drei Monaten auf den Philippinen viel Zeit und eigene finanzielle Mittel investiert, um die Kindern und Jugendlichen, die nur die Straße kennen, etwas zu unterstützen. Neben lebensnotwenigen Dingen wie Nahrungsmitteln und Kleider die er ihnen gekauft hat, nahm er die Kinder auch mit zum Schwimmen oder in einen Vergnügungspark, wo sie den Ernst des Lebens für einen Moment vergessen konnten und gemeinsam ein bisschen Freude hatten. Zurück in Deutschland konnte Dennis Mentrop dann schnell andere Jugendliche finden, die ihn bei seinen Bemühungen gerne unterstützen möchten. Bei kleineren Veranstaltungen im AC Burg wurden schon etwa 400 € für die Straßenkinder gespendet. Das Benefizkonzert im AJ Kirchzarten soll die erste einer Reihe größerer Veranstaltungen sein, die Dennis Mentrop zusammen mit Maximilian Johannes, auch ehemaliges Vorstandsmitglied des ACs, organisieren will. Bei dem Konzert am Freitag wird die Band „Twice A Day“, die lange Zeit in den Jugendräumen Kirchzartens geprobt hat, und die Portugiesische Band „Fed Up 74“ kostenlos spielen. Das Eintrittgeld des Benefizkonzerts in Höhe von drei Euro und der Erlös aller folgenden Veranstaltungen wird persönlich von den Eltern Dennis Mentrops und einem Freund nach Manila gebracht. Vor Ort sollen Kleider, Lebensmittel und für den Haushalt notwendige Dinge gekauft und weitergegeben werden. So soll gewährleistet werden, dass das Geld auch längerfristig eine Hilfe für die Straßenkindern darstellt und es nicht bei einer einmaligen Spende bleibt. Schon 10 Cent sind auf den Philippinen unheimlich viel wert. Solch eine Summe kann hier aber wohl jeder verschmerzen, selbst Jugendliche die vielleicht gerade ihr erstes Geld verdienen. Dennis Mentrop und Maximilian Johannes finden es schön zu sehen, dass junge Menschen aus Kirchzarten so bereitwillig bedürftige Kinder und Jugendliche auch mit einer Größeren Summe unterstützen ohne selbst viel Geld zu besitzen.
Moana Engesser, 13.7.2009, www.dreisamtaeler.de

 

Vezuthando – Zeigt Liebe e.V.

Es gibt viele Hilfsorganisationen - doch Vezuthando – Zeigt Liebe e.V. betreibt eine ganz besondere Art der Entwicklungszusammenarbeit. Die Gründungsmitglieder des Vereins waren alle vor Ort in Kwa Zulu-Natal, Südafrika, die Region in der Vezuthando arbeitet. Der gesamte Vorstand, dessen Durchschnittsalter 23 Jahre beträgt, hat in dieser Region von 2005 bis 2006 gelebt und gearbeitet.

Der starke Kontakt mit den Einheimischen in der Region hat zur Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen gleichnamigen Verein „Vezuthando“ geführt. Dieses Projekt ist Ende 2003 von Zulus, die um die Provinzhauptstadt Pietermaritzburg leben, initiiert worden. Besonders beeindruckt haben dabei das große Engagement und die Eigeninitiative der Einheimischen, ihre gemeinnützige Organisation weiter zu entwickeln, ihrem Heimatland zu helfen und das mit ihrem sehr geringen Einkommen. Diese Bereitschaft zu unterstützten sieht Vezuthando – Zeigt Liebe e.V. als die einzige effektive Entwicklungszusammenarbeit! Kurz nach der Rückkehr nach Deutschland, am 1. Oktober 2006, wurde „Vezuthando – Zeigt Liebe e.V.“ als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Kamp-Lintfort gegründet. Seit dem 23.03.2007 ist Vezuthando – Zeigt Liebe e.V. in das Vereinsregister beim Amtsgericht Rheinberg eingetragen. Der Verein agiert bundesweit, da seine Mitglieder aus den verschiedensten Regionen Deutschlands kommen.
Wichtig für Vezuthando – Zeigt Liebe e.V. ist die Identifikation der Einheimischen mit ihrem Projekt. Denn nur sie wissen wirklich, meist aus eigener Erfahrung heraus, was die Menschen der Region brauchen und wie es zu nachhaltigen Verbesserungen kommen kann. Wir schaffen keine Abhängigkeiten, sondern geben Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei agiert das Vezuthando- Team in Südafrika als Vorbild für die gesamte Region und zeigt damit anderen Südafrikanern, dass mit Eigeninitiative bessere Lebensverhältnisse erreicht werden können. Mit der Hilfe von zahlreichen Unterstützern aus ganz Deutschland werden momentan 18 Kinder unterstützt. Der Schwerpunkt liegt hierbei neben den Grundbedürfnissen wie Nahrung, medizinische Versorgung, Kleidung und einem zu Hause auf der Bildung der Kinder. Jedem dieser Kinder im schulfähigen Alter wird es ermöglicht eine öffentliche Schule zu besuchen. Das ist für viele Kinder der Region keineswegs selbstverständlich. Ein erklärtes Ziel ist es darum die Unterstützung auf möglichst viele Kinder auszuweiten.

Miittlerweile unterstütz Vezuthando – Zeigt Liebe e.V ein weiteres Projekt aus der Region. „Zimele“ wurde von Rosetta Heunis, einer Südafrikanerin gegründet. Das Projekt arbeitet von „Haus zu Haus“ und zeigt Frauen und Kindern Möglichkeiten auf, wie sie in einer so genannten „Zimele – Community“ aktiv werden können. Südafrikanische Frauen werden in der Herstellung, der Verpackung und Vermarktung ihrer handgefertigten afrikanischen Kunst wie Handtaschen, Notizbüchern, Schmuckstücken und vielem mehr geschult. Das Ziel ist dabei vor allem die Förderung von Frauen und Kindern, die durch die Schaffung von Arbeitsplätzen zu eigenverantwortlichem Handeln ermutigt werden und aus eigener Initiative heraus ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien bestreiten können. Bereits einige „Zimele – Communitys“ konnten seit der Gründung der Organisation in 2006 auf eigenen Beinen stehen und ihre Familie und somit vor allem ihren Kindern neben der erhöhten Lebensqualität eine gute Schulausbildung ermöglichen. Für unsere Vereinsarbeit haben wir bereits einige bekannte Persönlichkeiten begeistern können. Neben dem amtierenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, und dem SPD-Parteivorsitzenden Kurt Beck, konnten wir auch Rudi Völler für uns gewinnen. Besonders stolz sind wir darauf, dass uns die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, unterstützt: „Ihre Initiative setzt dort an, wo die Not am größten ist und ich hoffe, dass es gelingen wird, eine große Anzahl von Förderinnen und Fördern zu gewinnen“, sagt sie über Vezuthando – Zeigt Liebe e.V.
5.12.2008, www.dreisamtaeler.de

Vezuthando – Zeigt Liebe e.V.
c/o Andreas Huck, andreas.huck@vezuthando.de, Tel0179-7561958
www.SpendeHoffnung.de, www.vezuthando.de

 

Deutsche Kolonialzeit in Namibia: Dokumente gesucht

Am 13.5.2008 im Arnold-Bergstraesser-Institut: Ellen Namhila, Vertreterin der Archive des anti-kolonialen Widerstands- und Befreiungskampfes in Namibia, erhielt die digitalisierten Dokumente aus der deutschen Kolonialzei. Die Originale befinden sich im Adelhausermuseum. Heiko Wegmann entdeckte sie dort bei seinen Forschungen über Kolonialismus in Freiburg: www.freiburg-postkolonial.de.

Namhila: Die Regierung unterstützt unsere Arbeit bereits. Was wir brauchen, ist die Hilfe der Bevölkerung. Während des Kolonialismus waren mehr als 15 000 deutsche Offiziere und Soldaten in Namibia. Von den meisten muss es Briefe, Tagebücher, Fotos geben. Ich appelliere an alle, deren Familien solche Dokumente haben, sie uns zur Verfügung zu stellen. Das würde uns helfen, das Puzzle unserer Vergangenheit zusammenzufügen. Es geht uns nicht darum, zu richten. Es geht uns um unsere Geschichte.
Kompletten Beitrag vom 15.5.2008 auf www.badische-zeitung.de lesen


 

Baobab-Ghana: Spender für Operation gesucht

"Ich hatte immer den Traum, in einem Land mit schwarzen Menschen zu leben", sagt Edith de Vos, die seit mittlerweile acht Jahren in Cape Coast in Ghana wohnt. Davor war sie 25 Jahre im Freiburger Raum, zehn Jahre davon direkt in der Stadt zu Hause. Hier hat die Mutter von zwei Kindern, die aus Belgien stammt und in Leverkusen aufgewachsen ist, als Waldorfschullehrerin gearbeitet. Als sie aus gesundheitlichen Gründen frühpensioniert werden musste, wollte sie sich ihren Traum von Afrika erfüllen.

Ohne große Pläne machte sie sich auf. Zuerst nach Sambia, bald darauf nach Ghana. Dort blieb sie zunächst in der Hauptstadt Accra. Ein Hilfsprojekt zu gründen, daran hat sie erst gar nicht gedacht. Bald sah die jetzt 60-Jährige aber, wie viele Kinder hilfsbedürftig sind. Sie begann, Land zu kaufen und baute in der Nähe von Cape Coast ein Jugendausbildungszentrum auf. "Am Anfang fand der Unterricht unterm Mangobaum statt" , lacht Edith de Vos. Immer mehr Straßenkinder kamen nach und nach dazu, lernten Praktisches, zum Beispiel in einer Fahrradwerkstatt, aber auch Lesen, Schreiben und Rechnen. Ein Schulgebäude wurde gebaut und so entstand die "Baobab-Schule für Handwerk und Kunsthandwerk" . Etwa 50 Kinder werden mittlerweile dort unterrichtet. Edith de Vos ist manchmal selbst erstaunt, dass sie das alles aufgebaut hat. "Manchmal wusste ich gar nicht was ich tue" , sagt sie, "das ist einfach aus dem Leben raus gewachsen."
Im Moment liegt ihr ein Schüler, der 15-jährige Nelson Mensah, besonders am Herzen. Der Junge hat eine gefährliche Knochenentzündung am Bein, weil eine Verletzung, die schon Jahre zurückliegt, nie richtig behandelt wurde. Nelson soll bald in Freiburg operiert werden, damit sein Bein gerettet werden kann. "Der Arzt Björn Stark von der Uniklinik hat sich wieder bereit erklärt, umsonst zu operieren" , freut sich Edith de Vos. Er hatte unter anderem schon 2004 ein Mädchen aus Ghana kostenlos operiert. Allerdings fehlt im Moment noch Geld, damit Nelson und seine Mutter nach Deutschland fliegen können. "Er ist ein ganz toller Junge" , sagt Edith de Vos, "kommt trotz Schmerzen in die Schule und lernt."  Edith de Vos wird wahrscheinlich mitfliegen, wenn Nelson nach Freiburg kommen sollte. Drei Monate im Jahr ist sie in der Stadt, sieht ihre Tochter, die hier lebt und kümmert sich um die Geschäfte ihrer Hilfsorganisation: "Aber eigentlich nur im Sommer, den deutschen Winter könnte ich nicht mehr ertragen."
Verena Schwald , 8.2.2008, BZ

 

 

 

Feldzug gegen die Beschneidung - Spendenaktion für Target

Müllheim. Vor sieben Jahren hat der Abenteurer und Survival-Experte Rüdiger Nehberg die Menschenrechtsorganisation "Target" gegründet. Diese kämpft gemeinsam mit dem Islam gegen die Beschneidung von Mädchen. Aus Anlass des "Internationalen Tags gegen weibliche Genitalverstümmelung" am 6. Februar hat Christine Curti eine Spendenaktion initiiert, an der sich viele beteiligen. Mit ihr sprach BZ-Mitarbeiterin Sigrid Umiger.

BZ: Sie starten diese Aktion privat. Sind Sie als Krankenschwester in der Helios-Klinik besonders betroffen?
Christine Curti: Ich bin ein Mädchen. Das ist Grund genug, sich einzusetzen. Jedes Jahr werden die Genitalien von weltweit 150 Millionen Frauen verstümmelt, das sind täglich 8000 Mädchen ab fünf Jahren. Geschnitten wird mit rostigen Rasierklingen, genäht mit Akaziendornen. Viele verbluten, andere haben lebenslang Schmerzen, sogar beim Urinieren. Target will das Verbrechen beenden. Deshalb habe ich mich schon vor Jahren dieser Organisation angeschlossen. Kürzlich wurde Rüdiger Nehberg dafür das Bundesverdienstkreuz verliehen.
BZ: Der stets mit, nicht gegen den Islam kämpft &
Curti: Genau das ist Nehberg wichtig. Im Koran ist die Beschneidung nicht verankert. Mohammeds Töchter waren nachweislich nicht beschnitten. Ziel ist, dass der Imam in Mekka die Genitalverstümmelung verbietet. Nehberg hat deshalb auch die Pro-Islamische Allianz gegen Beschneidung gegründet. Bei Target eingebunden ist die älteste und größte Universität der Welt, die Al-Azhar-Uni Kairo. Integriert sind auch hochrangige Rechtsgelehrte des Islam und hohe geistliche Führer in Afrika, sowie der Zentralrat der Muslime in Deutschland. Es geht nicht gegen den Islam. Beschneidung in Afrika und Asien wird auch von Juden und Christen praktiziert.
BZ: Was hat Nehberg bislang erreicht?
Curti: Unglaublich viel. Nach zwei Wüstenkonferenzen in Äthiopien und der Großkundgebung "Karawane der Hoffnung" ächten heute viele Stammesführer die Beschneidung von Frauen, sogar unter Androhung von Strafen. Wichtigste Aufgabe ist jetzt, diese Beschlüsse in jede Moschee der Welt zu tragen. Aber ein Brauch, der seit über 5000 Jahren praktiziert wird, kann nicht so einfach beendet werden. Die Organisation braucht Geld, weil jedes Dorf informiert werden muss. Nehberg hat eine fahrende Krankenstation eingerichtet und Näh-Projekte, damit ehemalige Beschneiderinnen künftig als Näherinnen ihr Brot verdienen können.
BZ: Sie haben 2003 bereits eine regionale Aktion gestartet. Mit welchem Erfolg?
Curti: 3500 Euro wurden gespendet. Die hat Rüdiger Nehberg vom damaligen Schirmherrn, Polizeirevierleiter Rudolf Steck, persönlich abgeholt. Jetzt übernimmt Bürgermeister René Lohs die Schirmherrschaft. Das freut mich sehr.
BZ: Wie läuft die Spendenaktion?
Curti: Vom 4. bis 8. Februar machen alle Betriebe, die ich angesprochen habe, mit. Das ist super. Es hat mich so gefreut zu spüren, dass alle mit dem Herzen dabei sind. Die Geschäfte offerieren während der Aktionstage Target-Brot, Suppe, Wurst, Cocktails oder Autowäschen, halt irgend ein Angebot, das der Verbraucher mit der Aktion verbinden kann. Es können auch Firmen und Privatleute mitmachen mit Spenden oder einer Mitgliedschaft bei Target ab 15 Euro Jahresbeitrag. Flyer liegen in allen Geschäften.
BZ: Sammeln sie das Geld ein?
Curti: Nein. Damit habe ich nichts zu tun. Ich nehme kein Spendengeld in die Hand. Zum Förderverein Target gehören als Kontrollorgane das Finanzamt, eine Rechtsanwaltskanzlei und ein Steuerberater. Das Geld überweist jeder direkt an Target gegen Spendenbescheinigung. Ich will aber möglichst eine Meldung, um den Erfolg der Aktion ablesen zu können. Bei diesem Thema ist jeder gefragt. Niemand darf wegschauen, wenn Menschen auf bestialische Weise verstümmelt werden. Da die Bereitschaft der Betriebe so spontan groß war, bin ich wirklich guten Mutes, dass unsere Region auch beispielhaft spendet.
29.1.2008, www.badische-zeitung.de

Unterstützung für die Spendenaktion Target im Raum Müllheim:
Caféteria der Helios-Klinik Müllheim, Circo Loco, Mezzo, Bäckerei Kotz, Injoymed, Rückgrat, Bäckerei Kirschner, Autohaus Roll (Auggen), Aral-Tankstelle Müllheim, Metzgerei Pfunder, Metzgerei Grether (in Hügelheim, Auggen, Badenweiler), Flora-Apotheke, Döner am Lindle, Goldschmiedin Christine Hammel, Obsthof Busch, "Trödel-Harry" (Mutter Weber), Deutelmoser-Piraten, Raumstation Sternen (Auggen), Silke Oswald. Aktion vom 4. bis 8. Februar.

Spendenkonto Deutschland: 50500, Sparkasse Holstein, BLZ 21352240, Stichwort Target

 


Vision Hope in Herbolzheim: Wasser und Bildung
 

Im Zentrum der Entwicklungshilfe des Herbolzheimer Vereins stehen Wasser und Bildung

Der Bundestagsabgeordnete Alexander Bonde besuchte den Sitz des Entwicklungshilfevereins Vision Hope International in Herbolzheim. Seit 2002 engagieren sich der Vereinsvorsitzende Alexander Mutschler und seine Frau für Entwicklungshilfeprojekte im Jemen auf der Basis "Hilfe zur Selbsthilfe" .
Entstanden sei der Verein über den persönlichen Kontakt zum deutschen Entwicklungshelfer-Ehepaar Gertrud und Mathias Leibrand, das seit 2001 im Jemen wohnt, antworteten sie dem Politiker auf die Frage nach den Hintergründen ihres Engagements. Die Hauptarbeit der Entwicklungshilfe wird im Zusammenhang zwischen Wasser und Bildung geleistet. Wasserknappheit ist für die Einwohner der Bergdörfer Lebens bestimmend. Für das Beschaffen des Wassers aus weit entfernten Brunnen sind Kinder und Frauen zuständig, weswegen diese keine Schule besuchen können, erklärten sie Bonde. Deshalb finanziert der Verein eine kreative Trinkwasserversorgung zum beispiel durch Nebel-Wasser-Kollektoren und unterstützt Zisternensanierungsprojekte und den Bau eines Bewässerungsdamms für den Kaffeeanbau. Beeindruckend zeigte sich Bonde über die Bandbreite der Hilfsprojekte, die durch einen Schulbau und die Förderung eines Kinderheims ergänzt wird. Bonde, Berichterstatter für Entwicklungspolitik im Haushaltsausschuss des Bundestages, berichtete über die politischen Anstrengungen mehr Mittel für die Hilfe der ärmsten Menschen zur Verfügung zu stellen und damit der Verantwortung Deutschlands als reiche Industrienation gerecht zu werden einen positiven Beitrag zu Entwicklung und für fairer Gestaltung der Globalisierung zu leisten. Dabei lobte er das Engagement des Vereins: "Nicht-Regierungs-Organisation wie Vision Hope erfüllen eine wichtige Aufgabe. Gerade in Krisengebieten werden unabhängige Helfer oft stärker als neutrale Mittler anerkannt, als die staatliche Entwicklungshilfe."
2.1.2008, BZ

Viosion Hope
c/o Alexander Mutschler (1. Vorsitzender), Wehrlestr. 18, 79336 Herbolzheim, Tel 07643-93 01 59'
www.vision-hope.org , info ät vision-hope.org


 

 

Kolpingwerk: Lebensverhältnisse in anderen Ländern verbessern

Über 500 000 Frauen und Männer bilden das Internationale Kolpingwerk. Dessen Generalsekretär Hubert Tintelott referiert am heutigen Dienstag, 13. November, im Stadthotel Freiburg über die Arbeit in Schwellenländern. Die Veranstaltung wird vom Kolpingwerk-Regionalverband Breisgau ausgerichtet. Im Gespräch mit BZ-Mitarbeiterin Silvia Faller erzählt der Vorsitzende Lothar Panterodt, was das Kolpingwerk anderthalb Jahrhunderte nach Gründung des ersten Gesellenvereins durch den katholischen Priester und Sozialreformer Adolph Kolping in Deutschland und in der Welt leistet. Der 56-Jährige gehört der Kolpingfamilie Buggingen an und wohnt in Denzlingen.

BZ: Adolph Kolping hatte 1849 in Köln einen Verein gegründet, um mittellosen Handwerksgesellen Unterkunft und Versorgung zu bieten. Worin zeigen sich heute seine Ideen?
Panterodt: Die großen sozialen Missstände von damals sind längst behoben, Not zeigt sich heute kaum mehr offen, und die Hilfe ist staatlich institutionalisiert. Aber die christlich motivierte Grundidee Kolpings, solidarische, familienähnliche Gemeinschaften aufzubauen, ist genauso aktuell wie damals. Wir sehen und fühlen uns wirklich als Familie in dem Sinne, dass wir füreinander da sind. Wir unterstützen uns im Alltag über Verwandtschaftsgrenzen und über Generationen hinweg. Wer eine Firma hat, bildet aus. Junge kümmern sich um ältere Mitglieder, deren Kinder nicht mehr im Ort wohnen. Wer kleine Kinder hat, findet Anschluss an andere Familien. In anderen Ländern aber geht es — wie bei uns in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung die Lebensverhältnisse der Menschen grundlegend verändert hat — darum, junge Menschen bei ihrem Start ins Berufs- und Erwachsenenleben zu begleiten.
BZ: Inwiefern?
Panterodt: In Peru und Chile beispielsweise ist das Kolpingwerk der bedeutendste Träger von beruflicher Aus- und Weiterbildung. Daneben bieten die örtlichen Kolpingfamilien dort den jungen Menschen, die sich in vielen Fällen von ihren Herkunftsfamilien trennen mussten, weil es in ihren Dörfern keine Bildungsmöglichkeiten gibt, Gemeinschaft. In Indien und Vietnam ist das Kolpingwerk seit einigen Jahren stark im Kommen. Neben der Bildung und auch Glaubensvermittlung geht es in diesen beiden Ländern vorrangig darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Kolpingfamilien sind dort häufig Träger von Sparvereinen und Genossenschaften.
BZ: Wo überall gibt es Kolpingfamilien?
Panterodt: In über 60 Ländern gibt es nationale Werke und Verbände. Sie zählen über 500 000 Mitglieder.

BZ: Gibt es Spenden aus Deutschland?
Panterodt: Ja, und zwar in hohem Maß. Ein Teil unserer Mitgliedsbeiträge fließt in Projekte in Schwellenländern und Ländern der Dritten Welt. Dann organisieren einzelne Kolpingfamilien besondere Aktionen. So unterstützt die Denzlinger Sektion ein Projekt in Vietnam. Überhaupt steht Vietnam für unseren Regionalverband mittlerweile im Vordergrund.
BZ: Warum das?
Panterodt: In Chile und Peru haben sich die nationalen Kolpingwerke stabilisiert und tragen sich mittlerweile weitgehend selbst. In Südostasien hingegen stehen die Familien und die Projekte noch am Anfang. Der Bedarf dort ist immens. In Vie tnam beispielsweise ist die Zahl der Mitglieder in wenigen Jahren auf 4000 angestiegen. Der Freiburger Diözesanpräses Robert Henrich hat das Kolpingwerk Vietnam mitbegründet, engagiert sich dort persönlich sehr stark und wird dabei von hiesigen Kolpingfamilien finanziell unterstützt
BZ: Finden auch Besuche aus diesen Ländern statt?
Panterodt: Hin und wieder. Wir müssen von Deutschland aus die Reisekosten der Gäste bezahlen. Beide Seiten halten es für besser, das zur Verfügung stehende Geld in die Projekte zu investieren. Hubert Tintelott hingegen ist natürlich dauernd unterwegs, um zu schauen, was mit den Spenden gemacht wird, um zu beraten und selbst Hilfestellung zu geben. Er wird uns davon erzählen.
BZ: Was bedeutet es für Sie persönlich, Mitglied einer Kolpingfamilie zu sein?
Panterodt: Ich identifiziere mich mit den Ideen Adolph Kolpings. Sein Ausspruch "Wer Menschen gewinnen will, muss das Herz zum Pfande setzen" ist so etwas wie mein Leitspruch. Und die Verschmelzung des Anspruches, ein guter Christ zu sein, sich für die Familie einzusetzen, ein guter Meister, also Ausbilder und Vorbild für Jüngere, und ein engagierter Bürger zu sein, versuche ich in meinem Leben zu verwirklichen.
BZ: Das klingt sehr idealisiert. Können Sie das konkretisieren?
Panterodt: Nun, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich viel gebe, unendlich mehr zurückbekomme. Mein ganzes Leben lang habe ich von diesem Geist profitiert. In meiner Jugend gehörte ich einer Gruppe an, dann war ich selbst Gruppenleiter und in der Zeit meiner Berufsausbildung war ich auf Kolpingmitglieder gestoßen, die mich gefördert haben, und habe stets versucht, andere ebenfalls zu unterstützen. Dazu kommt, dass mich das Gefühl, einem Weltverband anzugehören und mit meinem Engagement die Lebensverhältnisse für Menschen in anderen Ländern zu verbessern, stolz und glücklich macht.
BZ: Viele Kolpingfamilien hier leiden jedoch wie andere kirchliche Verbände auch unter Nachwuchsmangel.
Panterodt: Das stimmt. Es ist tatsächlich eine Herausforderung, in einer Zeit der materiellen Fülle und des großen Freizeitangebots die Idee von der solidarischen Gemeinschaft lebendig zu halten. Einigen Kolpingfamilien gelingt das ganz gut, sie betreiben auch intensiv Jugendarbeit, anderen weniger. Heute geht es bei uns darum, Orientierung zu geben und Vereinsamung aufzubrechen. Kolpingfamilien haben hier etwas anzubieten.
BZ: Etwas, das andere Gruppen nicht können?
Panterodt: Ich erfahre als besonders, dass zwischen den Mitgliedern eine Vertrautheit entsteht, die im Lauf des Lebens einfach nicht abbricht. Ich spüre das auch bei den internationalen Treffen. Das "K" am Revers öffnet Türen und Herzen über Grenzen und Generationen hinweg, und zwar unabhängig von irgendwelchen gerade mal herrschenden Trends und Stimmungen.
13.11.2007, BZ

Der Vortrag mit Hubert Tintelott "Das weltweite Kolpingwerk hautnah erleben" findet am 13. November, 20 Uhr im Stadthotel Freiburg statt.


 

 

Indien-Projekt von Cornelia Mallebrein 10 Jahre - Cleft-Hilfe

Rashmee ist sechs Jahre alt. Ihr Gesicht ist grausam verstümmelt, der Mund war in das linke Auge gewachsen. Das Mädchen ist eines von über 30 000 Kindern in Indien, die jährlich mit einer Spalte (engl.: cleft) von Lippe und/oder Gaumen geboren werden. Doch Rashmee hat Glück. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Hochschwarzwald konnte sie operiert werden. Beteiligt war daran auch das Hilfsprojekt, das die Indologin Cornelia Mallebrein aus Hinterzarten, Tochter des früheren Hochschwarzwälder Landrats Alfred Mallebrein, vor zehn Jahren gestartet hatte.

In Orissa an der indischen Ostküste, einem der ärmsten Bundesstaaten des Subkontinents wurden anfänglich hauptsächlich Trinkwasserbrunnen, Schulen, Kindergärten, Selbsthilfegruppen für Frauen und kleine medizinische Hilfseinrichtungen finanziert. Dank vieler Spenden aus dem Hochschwarzwald und eines großen persönlichen Einsatzes von Mallebrein entwickelte sich in dem abgelegenen Dorf Kurtumgarh in der bis heute schwer zugänglichen Region der Kondhmal-Berge ein stetig wachsendes Ausbildungs- und medizinisches Zentrum. Insgesamt betreibt die Hilfsorganisation "Ashakiran" ("Strahlen der Hoffnung" ) inzwischen 14 kleine Krankenstationen. Mit einem Aufwand von gerade mal 18 000 Euro kann jährlich etwa 20 000 Patienten geholfen werden.

Hanna Paulmann, die in Freiburg Indologie studierte, begleitete 2004 Cornelia Mallebrein bei einer Feldforschungsreise. Seit Jahren zählt die in Darmstadt beheimatete Frau zu den treuen Förderern des Ashakiran-Projekts. Bei einem Treffen mit Frauen der Selbsthilfegruppe erblickte sie Rashmee. Das Kind lächelte sie an: "Da wusste ich, dass ich hier etwas tun muss." Sie gab Father Dr. Vijay Nayak, Leiter von Ashakiran, Geld für die Operation des Kindes. Diese war sehr aufwendig. Zweimal mussten die Eltern mit ihrer Tochter für mehrere Tage nach Bhubaneswar, die Hauptstadt von Orissa, ins Krankenhaus. "Nie hätten sich die Eltern diesen Eingriff leisten können" , weiß Cornelia Mallebrein. Sie sind arm, leben in einer einfachen Lehmhütte in einem abgelegenen kleinen Dorf. Allerdings soll nicht nur diesem einen, sondern möglichst vielen Kindern geholfen werden. Hanna Paulmann knüpfte dazu den Kontakt zur Deutschen Cleft-Kinder-Hilfe e.V. (DCKH) mit Sitz in Freiburg. Die im Herbst 2002 gegründete gemeinnützige Organisation finanziert die umfassende Behandlung von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, fördert vor Ort die Infrastruktur sowie die Aus- und Weiterbildung von Ärzten. Ein neues Cleft-Zentrum soll jetzt in Bhubaneswar, der Hauptstadt von Orissa, aufgebaut werden. Doch bis die Patienten in die Stadt kommen, ist es ein weiter Weg. Die Menschen in den Kondh-Bergen leben in einer abgeschirmten Welt umgeben von Wäldern. Eine Großstadt wie Bhubaneswar ist für sie ein fremder Kontinent. Sie verstehen dort kaum ihre Landsleute, sind sie doch nur ihrer Stammessprache Kui mächtig. Das Überqueren einer Straße mit Autoverkehr bereitet ihnen Angst. Mallebrein: "Sie müssen erst Vertrauen fassen." Dafür soll das Zentrum in Kurtumgarh sorgen. Seit Anfang September finanziert die Deutsche Cleft-Kinder-Hilfe drei Mitarbeiter von Ashakiran, die selbst Stammesangehörige sind und Kui sprechen. Sie organisieren Informationscamps, suchen Cleft-Kinder in den abgelegenen Gebieten auf, halten Kontakt zu den Eltern und bringen die Mädchen und Jungen in die Hauptstadt Bhubaneswar zur Operation.
In Kurtumgarh entsteht derzeit auf einem 4000 Quadratmeter umfassenden Areal ein medizinisches Zentrum. Gebaut werden ein Raum zur ambulanten Behandlung von Patienten sowie eine kleine Apotheke, in der die Medizin zu einem subventionierten Preis weitergegeben wird. Für schwangere Frauen wird eine Entbindungsstation eingerichtet. Mallebrein: "Die Sterberate von Müttern und Neugeborenen ist aufgrund mangelnder Hygiene bei Hausgeburten sehr hoch." Die Kosten belaufen sich auf rund 50 000 Euro. Zu den Spendern zählen unter anderem der Müttertreff und die Landfrauen Hinterzarten sowie viele weitere Privatpersonen aus Hinterzarten und Umgebung. Am 3. November, 19 Uhr lädt Cornelia Mallebrein in Hinterzarten im Seminarhotel Sonnenhof zu einem Informationsabend ein.

Cornelia Mallebrein ist glücklich, ihr Konzept scheint aufzugehen: "Wir haben mit wenigen Helfern ganz klein begonnen und sind langsam gewachsen." Diese gesunde Entwicklung verspreche auch Nachhaltigkeit. Damit Ärzte aus Europa einige Wochen in Kurtumgarh praktizieren können, hat sie eigens ein kleines Gästehaus eingerichtet. Der Erste ist Dr. Joachim Hacker aus Eisenbach, seit Jahren ein Förderer des Projekts; er reist im November mit seiner Frau dorthin. Ihr Ziel ist die Schaffung eines internationalen Zentrums für Entwicklung und medizinische Hilfe, das den interkulturellen Austausch fördert.
19.10.2007

Hilfsorganisation Ashakiran (Strahlen der Hoffnung)
c/o
Cornelia Mellebrein, Hinterzarten, mallebrein at aol.com
Spendenkonto Ashakiran, Sparkasse Hochschwarzwald, BLZ 680 510 04, Konto-Nr. 4102778

 

Peter Kliegel in Osorno/Chile: Häuslebauer im Slum

Padre Pedro - Pater Peter Kliegel in Osorno Padre Pedro - Pater Peter Kliegel mit dem Film-Team in Osorno
Padre Pedro - Pater Peter Kliegel in Osorno Padre Pedro - Pater Peter Kliegel mit dem Film-Team in Osorno  
Vier Bilder: Götz Goebel  

Sendetermin Donnerstag, 29.11.07, 21.45 Uhr Phoenix
Mittwoch, 7.November 2007, 22.30 Uhr, Auslandsreporter, SWR-Fernsehen

Der Häuslebauer am Ende der Welt
Ein deutscher Pfarrer im chilenischen Süden
Ein Film von Götz Goebel

Infobrief des Regisseurs Götz Goebel:
Liebe Familie Lischka,
der durch Ihre Anregung realisierte Film über Peter Kliegel wird am Mittwoch, 7. November, 22.30 Uhr im Auslandsreporter des SWR ausgestrahlt. Der Titel ist "Der Häuslebauer am Ende der Welt". ...
Ich möchte mich bei Ihnen nochmals für den Tipp bedanken. Es war sehr beglückend, diesen Film mit "Padre Pedro" und den vielen Menschen aus der Kolbe-Siedlung machen zu dürfen. Das wird mir unvergessen bleiben. Natürlich ist es schwer, für dieses Thema ähnliche Zuschauerzahlen zu   erreichen, wie bei den ersten beiden Südamerika-Filmen. Ich werde aber alles dafür tun, viele Zuschauer  zu erreichen, um den Menschen und die Arbeit des Peter Kliegel bekannt zu machen. Es wäre natürlich toll, wenn es hierfür viele Helfer gäbe.
Mit herzlichen Grüßen aus dem nördlichen Badnerland in meine alte Heimat!
Götz Goebel


Kurzbeschreibung des Films:
Die Menschen in Osorno nennen ihn nur "Padre Pedro". Denn Padre bedeutet Vater und für viele Chilenen ist Peter Kliegel eine Vaterfigur geworden. Er hat etwas geschafft, was niemand für möglich hielt. Er hat die Ärmsten der Armen aus den Slums geholt und mit ihnen einen ganzen Stadtteil gebaut. Und Schulen, Jugenddörfer, Kirchen - rund 1.000 Häuser. Padre Pedro ist der größte Bauherr in der südchilenischen Stadt. Seit 41 Jahren wirkt der gebürtige Schlesier und in Hessen aufgewachsene Kliegel dort. Er hat als erster Deutscher die chilenische Ehrenstaatsbürgerschaft bekommen. Zusammen mit seinem deutschen Kollegen Vinzenz Gottschalk hat er mit den Slumbewohnern erst jahrelang Gräben ausgehoben, dann Beton angerührt und selbst an der Kreissäge gestanden. Er war immer mittendrin, als die Maximilian-Kolbe-Siedlung entstand, und wurde so zum Vorbild für alle, die seinen Plan für nicht realisierbar hielten. Heute ist der in Eigenarbeit entstandene Stadtteil einer der begehrtesten in Osorno. Seine Bewohner haben den Aufstieg in den gehobenen Mittelstand geschafft und auch die nächste Generation baut wieder nach dem gleichen Vorbild. Nirgendwo in Osorno ist die Solidarität unter den Bewohnern so groß und die Kriminalität so niedrig. Und Peter Kliegel, ihr deutscher Padre Pedro, wird von allen verehrt. Denn er hat ihnen ihre Würde zurückgegeben und etwas geschafft, was alle für unmöglich hielten. 
17.10.2007, Reiner Lischka

Kontakt Regisseur Götz Goebel:
Winzerstr.14, 69126 Heidelberg, Tel 06221/332864, Mobil 0172/8640091,
Mail goetz.goebel@swr.de oder:
goe.goe at gmx.de

Die Schule in der Kolbesiedlung wird ein musisches Gymnasium sein.

Projekte von Pfarrer Peter Kliegel in Chile:
http://fundacioncristojoven.cl/wp/?page_id=12


 

Michael Veeck hilft idem-network.org ehrenamtlich in Afrika

Ein Informatiker mit Reisefieber - und das nicht nur als Privatvergnügen: Derzeit organisiert Michael Veeck ehrenamtlich für die Jugendorganisation "Idem - Identity through Initiative" ein Workcamp in Tansania (Afrika). Vom 22. September bis 14. Oktober wird er mit einer Gruppe Jugendlicher helfen, eine Grundschule zu bauen. "Gerne würde ich auch meine Erwerbsarbeit in Richtung Entwicklungshilfe verlagern" , sagt der 31-Jährige. Veeck ist ledig und wohnt in einer Wohngemeinschaft in der Innenstadt.

Wie kamen Sie dazu, Workcamps zu organisieren?
Auf einer Party traf ich Julianna Hepp, eine der Gründerinnen von Idem, die mich einlud mitzumachen. Nachdem ich im Frühjahr als einfacher Teilnehmer in Tansania dabei war, kam der Wunsch auf, auch einmal eines selbst zu organisieren.
Kosten für Reise und den Aufenthalt tragen die Teilnehmer. Wie schaffen Sie es, Jugendliche zum Geldaufbringen und ehrenamtlichen Arbeiten zu motivieren?
Das ist eins der Ziele von Idem: die Initiativen von Jugendliche zu unterstützen und zu fördern. Jeder kann helfen und Initiative zeigen, auch wenn man erstmal klein anfängt, zum Beispiel mit Spenden sammeln bei den Nachbarn.
Kommt Ihre Gruppe auch mit den Einheimischen in Kontakt?
Andauernd, da wir zusammen mit den Lehrern und auch den Schülern an dem neuen Speisesaal arbeiten. Darüber hinaus ergeben sich immer wieder Begegnungen in der Nachbarschaft und bei Ausflügen in die umliegende Region.
13.9.2007, BZ

Idem - Identity through Initiative
IDEM – Identity through Initiative ist eine internationale, von jungen Menschen gegründete und geleitete Netzwerk-Organisation. Im Fokus von IDEM steht die Initiative von jungen Menschen.
c/o Miael Veeck, veeck at idem-network.org
www.idem-network.org

 

Deutsche Welthungerhilfe: Neue Afghanistan-Strategie

Die Gewalt nimmt zu in Afghanistan. Immer häufiger sterben Zivilisten bei Bombenangriffen der ausländischen Truppen. Im Mai 2007 kamen drei Bundeswehrsoldaten bei einem Anschlag in Kundus
ums Leben. Davor waren kurz hintereinander zwei Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) ermordet worden.
Als Reaktion darauf kündigte die Hilfsorganisation an, vorerst keine neuen Projekte am Hindukusch zu starten. Für DWHH-Generalsekretär Hans-Joachim Preuß hat die internationale Gemeinschaft sich bislang zu stark auf die Regierung in Kabul konzentriert. Im Oktober will die Welthungerhilfe eine neue Afghanistan-Strategie vorlegen.

Ist die Stabilisierung Afghanistans gescheitert?
Die Sicherheitslage hat sich jedenfalls nicht verbessert. Weder zur Zeit der Mudschaheddin noch unter den Taliban waren Ausländer und ausländische Helfer derart bedroht wie heute. Auch mit Blick auf den ökonomischen Wiederaufbau würde ich nicht von Stabilisierung sprechen. Es gibt eine große Kluft zwischen der Entwicklung in den Städten einerseits und auf dem Land andererseits – auch das erhöht die Spannungen. Kurz: Die sicherheitspolitische und die ökonomische Stabilisierung, so wie sie sich die internationale Gemeinschaft nach dem Sturz der Taliban vorgenommen hat, ist tatsächlich gescheitert.

Was sind die Ursachen für die Verschlechterung der Sicherheitslage?
Eine wichtige Rolle spielen Taliban und Hassprediger, die aus Pakistan nach Afghanistan kommen. Dagegen kann Entwicklungspolitik nichts ausrichten. Weil aber die versprochenen Entwicklungserfolge ausbleiben, können sich diese Leute in Afghanistan frei bewegen wie die Fische im Wasser. Das unsensible und besetzerhafte Verhalten des ausländischen Militärs führt darüber hinaus zu erheblichen Spannungen in der Bevölkerung.

Warum sind die bisherigen entwicklungspolitischen Erfolge so dürftig?

Ich glaube, wir – und da schließe ich die Welthungerhilfe ein – haben zu lange darauf vertraut, dass die Regierung in Kabul tatsächlich das gesamte Volk und alle afghanischen Regionen vertritt. Wir stellen heute nach fünf Jahren fest, dass dem keineswegs so ist. Es gibt regionale Machtzentren in Afghanistan, die an der Verteilung von Entwicklungsgeldern nicht beteiligt wurden. Das hat die Tendenz befördert, die Intentionen der Zentralregierung zu sabotieren.

Warum kommt eine Hilfsorganisation wie die Welthungerhilfe erst nach fünf Jahren zu der Erkenntnis, dass große Teile der Hilfe an der Bevölkerung offenbar vorbeifließen und dass lokale Kräfte stärker beteiligt werden müssten?

Die Erkenntnis kommt nicht erst jetzt. Wir haben schon früher auf die Diskrepanz hingewiesen zwischen dem hohen Gesamtbetrag, den die Geber für Afghanistan zur Verfügung stellen, und dem weiterhin enormen Nachholbedarf im ländlichen Raum. Diese Kluft erklärt sich zum Teil durch den Mangel an Kapazitäten der Regierung in Kabul. Es besteht nach wie vor ein eklatanter Mangel an ausgebildeten Fachkräften, seien es Ingenieure, seien es Verwaltungskräfte. Es gibt große Schwierigkeiten, die Hilfsgelder über afghanische Strukturen sinnvoll auszugeben – die oft bemühte Absorptionskapazität ist schlichtweg erschöpft. Also versucht die Regierung, die Arbeit über nichtstaatliche Organisationen abzuwickeln. Dabei legt sie allerdings eine erschreckende Unfähigkeit an den Tag: Kabul hat unglaublich viel Geld in der Pipeline, kann es aber nicht abfließen lassen. Es dauert viel zu lang, bis die Regierung Projektanträge bewilligt hat und bis das Geld kommt. Im Kongo oder im Sudan beispielsweise können wir mit Einverständnis der Regierungen direkt mit Geldgebern wie der Afrikanischen Entwicklungsbank oder der KfW Entwicklungsbank zusammenarbeiten. In Afghanistan geht das nicht, und das sehe ich heute als Versäumnis.

Die Regierung klagt doch immer, sie bekomme von den Milliarden Hilfsgeldern kaum etwas zu sehen, weil die Geber das meiste über ihre eigenen Entwicklungsorganisationen ausgeben.

Der größte Teil unseres Afghanistan-Budgets – neben Spenden und Mitteln aus den NRO-Titeln der Geber – sind Mittel, die eigentlich für die Regierung von Präsident Karsai gedacht sind. Über die Verwendung dieser Mittel wird natürlich mit der Regierung verhandelt. Deshalb habe ich diese Klage auch nie verstanden. Dass es derart viele NROs in Afghanistan gibt und die Regierung teilweise keinen Überblick hat, was die alle tun, liegt doch auch daran, dass sie selbst nicht über die Kapazitäten verfügt, die Gelder auszugeben.

Im Rahmen Ihrer geplanten neuen Afghanistan-Strategie wollen Sie sich künftig von der Regierung in Kabul stärker abgrenzen. Widerspricht das nicht dem eigentlichen Zweck der internationalen Afghanistan-Mission, den Staat zu stärken?

Sie werden den Staat nicht aufbauen können, solange es keinen Frieden gibt. Und ohne Integration der oppositionellen Kräfte gibt es keinen Frieden. Im Grunde muss man sagen, dass die Bedingungen für einen starken Zentralstaat in Afghanistan noch nicht gegeben sind. Solange es nicht gelingt, wichtige lokale Machthaber und alle ethnischen Bevölkerungsgruppen ins Boot zu holen, so lange kann es auch keine Vision für einen gemeinsamen Staat geben. Ich denke, dieser Prozess dauert länger, als wir uns das vor fünf Jahren vorgestellt haben.

Noch einmal die Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis Ihre Organisation zu dem Schluss gekommen ist, dass die Stabilisierung des Landes nicht gelingen kann, wenn sich alle nur auf die Regierung in Kabul konzentrieren?

Wir haben ja so weit es geht mit lokalen Kräften kooperiert und waren durchaus verankert in den ländlichen Regionen. Das Problem ist, dass die Regierung es immer als ihr Verdienst dargestellt wissen wollte, wenn wir für sie in den Dörfern Projekte durchgeführt haben. Und das hat in einigen Fällen zu ablehnenden Reaktionen in der Bevölkerung geführt. Uns stellt sich die Frage, wie wir NRO-typische Ziele wie Frauenförderung oder Stärkung lokaler Partizipation und Demokratie mit den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen verbinden. Ich glaube, das war manchmal blauäugig und überambitioniert angesichts des gesellschaftlichen Standes in Afghanistan.

Besteht nicht die Gefahr, dass Sie durch die Zusammenarbeit mit lokalen Machthabern undemokratische Kräfte stärken? Wo liegen für Sie die Grenzen der Kooperation?

Ich spreche nicht von Zusammenarbeit, sondern von Äquidistanz. In vielen Ländern, in denen wir arbeiten, haben wir es mit Verbrechern zu tun – ob sie nun aus der Regierung kommen oder nicht. Das ist in Afghanistan nicht anders als im Kongo, in Liberia oder im Sudan. Wir versuchen, uns die alle vom Leib zu halten, informieren sie aber darüber, was wir in ihrem Einflussbereich tun, und prüfen, ob das auf Ablehnung stößt oder nicht. In Afghanistan waren wir immer näher an der Regierung in Kabul gewesen als an den lokalen Machthabern, weil Erstere den Anspruch hatte, das ganze Land zu vertreten. Aber genau das kann sie nicht.

Sie wollen künftig auch größere Distanz zum internationalen Militäreinsatz wahren. Kann man denn in Afghanistan ohne militärischen Schutz entwicklungspolitisch arbeiten?

Früher war das möglich. Das Paradoxe ist, dass das durch den Militäreinsatz immer schwerer wird. Wir haben einen Konflikt angeheizt, der sich nicht von heute auf morgen wieder eindämmen lässt. Eigentlich soll eine Militärintervention die Bevölkerung vor Übergriffen durch Rebellen oder Warlords schützen. Nur: Die afghanische Bevölkerung braucht diesen Schutz gar nicht – anders als die Menschen in Sierra Leone, Kongo oder Sudan. In Afghanistan schützen die Soldaten sich eher selbst oder Einrichtungen der Regierung – und künftig möglicherweise eben auch verstärkt Hilfsmaßnahmen. Wir haben nichts gegen Militärinterventionen, wenn sie dem Schutz der Bevölkerung dienen. Wir lehnen aber ab, dass das Militär Entwicklungshilfe leistet und sich damit in Bereiche hineindrängt, die nicht zu seinen Aufgaben gehören.

Die Bundesregierung rechtfertigt ihr militärisches Engagement in Afghanistan aber ausdrücklich mit dem Schutz des Wiederaufbaus.

Das mag schon immer plausibel gewesen sein in Regionen nahe der Grenze zu Pakistan, wo die Taliban großen Einfluss haben. Aber es war bislang nicht plausibel in Kundus. Dort sind wir jetzt in einer Situation, in der offensichtlich die Präsenz des Militärs Widerstand hervorruft, den es bisher nicht gegeben hat. In Kundus oder in Jalalabad hat es früher diese Unsicherheit nicht gegeben. Die gibt es erst, seit dort ausländisches Militär ist.

Heißt das, Afghanistan wäre heute sicherer, wenn die internationale Militärpräsenz nach dem Sturz der Taliban deutlich reduziert worden wäre?

Darüber kann man nur spekulieren. Aber zweifellos bestand das große Versäumnis darin, nicht alle politischen Optionen erwogen zu haben – also auch die Option, mit ehemaligen Warlords und lokalen Machthabern den Kontakt zu suchen. Möglicherweise wären dann weniger Soldaten von außen nötig gewesen. Andererseits würde ich heute nicht unterschreiben, das Militär sofort abzuziehen. Es würde sofort ein Machtvakuum entstehen, die Regierung Karsai würde implodieren und die Taliban säßen möglicherweise bald schon wieder fest im Sattel.
Hans-Joachim Preuß, DWHH, 27.8.2007

Hans-Joachim Preuß
ist Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe in Bonn.
hansjoachim.preuss@dwhh.de

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