Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Haiti- Erdbeben
- Hilfe vom Raum Freiburg aus
 

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Anneliese Gutmann
aus dem Münstertal
hilft auf Haiti direkt

 


Südbaden hilft
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Soforthilfe

 

Südbaden hilft


Die Stadt Freiburg, der Deutsche Caritasverband, der Südwestrundfunk und die Badische Zeitung haben beschlossen, das nach dem Tsunami gegründete Aktionsbündnis "Südbaden hilft" wiederzubeleben.  Langfristige und nachhaltige Entwicklungs- und Aufbauarbeit soll ermöglicht berichten. Derzeit leisten Fachleute von Caritas international in Haiti Soforthilfe - sie haben sie den Auftrag, eine Zielregion zu erkunden, für die "Südbaden hilft" vorrangig tätig werden kann.
www.badische-zeitung.de/suedbaden-hilft
 
Spendenkonto "Südbaden Hilft: Haiti":
Caritas international, Konto: 202, Sparkasse Freiburg, BLZ 68050101
Stichwort: Südbaden hilft
 

Mitmachen 24.Juli: Caritas-Team radelt für "Südbaden hilft/Haiti" >Schauinslandkoenig (20.7.11)

Aktion "Südbaden hilft" für Haiti ging nach zwei Jahren zu Ende
Einiges war klar bei der Abschlussveranstaltung des Bündnisses "Südbaden hilft" am Donnerstagabend 12.1.2012 im SWR-Studio: Die Unterstützung mit 528 000 Euro für 400 Kinder und 160 Alte und Menschen mit Behinderung im "Asile Vincent de Paul" in Léogane ist angesichts des riesigen Elends in Haiti nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber sie ist lebenswichtig für die, bei denen sie ankommt. Es gäbe noch unendlich viel zu tun. So ist es ein kleiner Trost, dass nach dem Abschluss des Projekts mit Caritas International zumindest einer der vier Bündnispartner dran bleibt.
Alles vom 14.1.2012 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/lebenswichtiger-einsatz


 

Unternehmensberatung "Lange Erfolg" spendet 20000 Euro an Südbaden Hilft

504 603 Euro hat das Bündnis aus Stadt Freiburg, Badische Zeitung, SWR-Studio Freiburg und der Caritas dafür gesammelt und damit die Arbeiten für den Kindergarten und Schulkomplex innerhalb des Gesamtprojektes komplett finanziert. Eine Großspende der Merzhauser Unternehmensberatung "Lange Erfolg" ermöglicht nun, auch noch die dazugehörige Cafeteria einzurichten: Tische, Bänke, Kühlschrank, Küchenausstattung – mit der 20 000-Euro-Spende kann alles Notwendige angeschafft werden. Ein Glücksfall für die 400 Kinder, für die St. Vincent de Paul nach dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 noch ungleich wichtiger geworden ist, als das Heim vorher schon war.
Alles vom 14.12.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/nachhaltige-aufbauarbeit-mit-suedbaden-hilft--53367838.html


 

Südbaden hilft: Spendenstand Weihnachtsmarkt am Freiburger Rathaus

Mit bislang rund 450 000 Euro haben Spenderinnen und Spender die Aktion "Südbaden hilft" unterstützt, die sich um die Opfer der Erdbebenkatastrophe von Haiti kümmert. Und die Hilfe für den Wiederaufbau des Alten- und Behindertenheims St. Vincent de Paul in Léogâne geht weiter: An den vier Adventswochenenden hat das Aktionsbündnis – dazu haben sich die Stadt Freiburg, Caritas international, der Südwestrundfunk und die Badische Zeitung zusammengeschlossen – einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Um Spenden für den Wiederaufbau und für die Opfer der Choleraepidemie zu sammeln, basteln Kindergartenkinder Sterne, fertigen Berufsschüler Kerzenständer und backen Schüler Linzertorten.

Wer hilft wann und verkauft was?
Samstag, 27. November: Mitglieder des Aktionsbündnisses mit selbst gebackenen Plätzchen; Katholisches Jugendbüro mit Adventsgestecken.
Sonntag, 28. November: Klasse 5e des Droste-Hülshoff-Gymnasiums mit Christbaumschmuck, Weihnachtskarten und Apfelsaft.
Samstag, 4. Dezember: Der Petruskindergarten mit Basteleien.
Sonntag, 5. Dezember: Die Lebensmission mit Kunsthandwerk aus Haiti.
Samstag, 11. Dezember: Die Werkrealschule Kenzingen mit Linzertorten und Plätzchen.
Sonntag, 12. Dezember: Die Caritas-Werkstatt mit Bonbons und Korbwaren.
Samstag, 18. Dezember: Die Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule mit Holzarbeiten für Teelichter.
Sonntag, 19. Dezember: Die Angell-Schule und Gundelfinger Ärzte.
26.11.2010

Stände von "Südbaden hilft" am Rathaus brachten 3300 Euro
Wir sind super zufrieden", sagte am Sonntagabend Andrea Edler, Projektleiterin der Aktion "Südbaden hilft". An den vier Adventswochenenden boten 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene am Rande des Weihnachtsmarkts vor dem Freiburger Rathaus allerlei für diese Hilfsaktion an. Und das so erfolgreich, dass am Ende mehr als 3300 Euro zusammenkamen. Damit erhöhen sich die Spenden auf insgesamt 455 000 Euro. Sie werden dem Neubau einer Schule und dem Wiederaufbau des Alten- und Behindertenheims St. Vincent de Paul (beide wurden von dem Erdbeben vor bald einem Jahr zerstört) in Léogâne auf Haiti zugute kommen.
20.12.2010

 

Susanne Meiser elf Wochen für "Ärzte ohne Grenzen"

Für sie ist es eine "harte, aber sinnvolle Arbeit": Die Freiburger Chirurgin Susanne Meiser hat elf Wochen für die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in Haiti gearbeitet. In dem ärmsten Land Amerikas hatte vor einem halben Jahr ein Erdbeben rund 250 000 Menschenleben gefordert und etwa 1,5 Millionen Haitianer obdachlos gemacht.  Zunächst hatte die 41-jährige Medizinerin von dem Erdbeben kaum etwas mitbekommen: Sie arbeitete damals in Tansania, in einem Dorf ohne Fernsehgerät. Dort musste die Chirurgin im täglichen Einsatz flexibel sein: Zum Beispiel entband sie Frauen per Kaiserschnitt – eine Aufgabe, die in Deutschland in der Regel den Gynäkologen zufällt. Susanne Meiser, eine selbstsichere und ruhige Frau, erklärt zu ihrem eigenständig organisierten Einsatz in Tansania ganz unprätentiös: "Ich wusste, was mich bei Ärzte ohne Grenzen erwartet." Auf Haiti dann hatte die Medizinerin auch mit Schusswunden und Messerstichen zu tun. "Es gibt dort viele Banden, die nach dem Erdbeben wieder um ihre Machtstellung kämpften. Kriminelle sind aus den eingestürzten Gefängnissen geflohen", sagt Meiser über die Lage in ihrem Projektort, dem Elendsviertel Cité Soleil in der Hauptstadt Port-au-Prince. Noch immer hausen dort unzählige Menschen in provisorischen Lagern in Parks und Straßen, "das kann man sich hier gar nicht vorstellen". Entsprechend seien die hygienischen Bedingungen gewesen. Auch aus diesem Grund hatte Meiser immer wieder Menschen mit eiternden Wunden oder mit schweren Bauchfellentzündungen zu verarzten. Um so mehr lobt sie die Organisation und Ausstattung des Krankenhauses von "Ärzte ohne Grenzen": "Alles, was man braucht, um jemanden vernünftig zu operieren, war da." Ihr international zusammengesetztes Team bestand aus 18 Leuten: Chirurginnen, Anästhesistinnen, Allgemeinmediziner, Krankenschwestern sowie Logistiker, die für Verpflegung, Sicherheit, für die Autos und für die Verwaltung zuständig waren. "Das sind alles Menschen mit den gleichen Idealen." Deswegen sei die Stimmung im Team immer gut gewesen – selbst wenn die Gruppe im Konvoi von ihrer Unterkunft zum Krankenhaus und wieder zurück gebracht wurde und kaum etwas vom Leben vor Ort mitbekam. "Es war schwer, dass man gar nicht raus durfte, um sich auf den Straßen umzusehen. Aber das war einfach zu gefährlich", sagt Meiser. Angst habe sie trotzdem nie gehabt. "Im Krankenhaus ist nie etwas passiert. Die Bevölkerung wusste es zu schätzen, dass die Organisation ihnen hilft." Doch auch sie persönlich habe von der Arbeit profitiert, sagt sie. "Die Leute haben dringend Hilfe gebraucht. Das hat unserer Arbeit Sinn gegeben und mir ein gutes Gefühl." Deshalb will sie trotz ihrer künftigen Arbeit in einer Freiburger Praxis weiterhin für"Ärzte ohne Grenzen" tätig sein – dann eben nicht mehr monatelang, sondern nur noch während ihres Urlaubs.  
31.8.2010

 

Rundbrief Juni 2010

Liebe Haiti Freunde,
wir sagen DANKE  & MERCI f
ür Eure großartige Hilfe nach dem katastrophalen Erdbeben am 12. Januar diesen Jahres. Es war nach Presseangaben das schwerste Beben in Haiti seit 200 Jahren: 220.000 Menschen verloren ihr Leben, davon 39.000 Schüler und 800 Lehrer; 250.000 Häuser wurden zerstört; die ohnehin sehr schwache Infrastruktur des Landes kam vollständig zum Erliegen; die Regierung zeigte sich völlig handlungsunfähig und 650.000 Menschen sind noch immer obdachlos. Das sind die harten Fakten dieser Katastrophe, die am 12. Januar, um ca. 17 Uhr Ortszeit Haiti erschütterte. Anneliese selbst war zu diesem Zeitpunkt in ihrem Wohnhaus, von wo aus sie im Schockzustand den Weg nach draußen fand. Der Unterricht war bereits beendet, so dass sich nur noch wenige Lehrer im Gebäude befanden. Alle blieben „GOTT sei DANK“ unversehrt! Ende März konnte ich mir ein Bild von der Zerstörung in Haiti machen und für eine Woche bei Anneliese sein. Es war eine wichtige Zeit, in der wir uns über vieles ausgetauscht haben und das weitere Vorgehen besprechen konnten. Auch konnte ich Anneliese von den zahlreichen Spenden und liebevollen Hilfsaktionen für die Arbeit in Haiti berichten. Gerade das war ein besonderes Vorrecht für mich und auch Anneliese war sichtlich berührt von Eurem starken Einsatz. Aber lassen wir Anneliese selbst zu Wort kommen:

„Ich habe mich riesig gefreut, als ich hörte wie sehr Ihr Euch für die Arbeit in Haiti einsetzt, um sie zu unterstützen. Nachdem wir jetzt vier Monate keine Schule haben konnten, werden wir versuchen am 5. April wieder mit dem Unterricht zu beginnen. Dies kann allerdings aufgrund der großen Schäden nicht im „normalen“ Schulgebäude stattfinden, sondern wir werden Unterricht auf einem angrenzenden Feld (Acker) haben (siehe oben).  Hier wurde bereits mit Baumstämmen ein Holzgerüst aufgestellt, um Planen darüber zu spannen. So werden die Schüler vorübergehend unter einem großen Zeltdach ihren Unterricht haben. Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht allzu viel Regen bekommen, damit der Boden nicht matschig wird und die Kinder nicht nass werden. Gerade auch weil für Mai bis November insgesamt 16 Wirbelstürme angekündigt wurden, wird das recht spannend. Unsere Hoffnung ist, dass sie an uns vorbei ziehen werden und uns verschonen. Durch das Erdbeben ist das Land sehr mitgenommen und auch bei uns wurde viel zerstört. Das betrifft zum einen die Schulgebäude, aber auch unsere Lehrer und ihre Familien sind stark betroffen und auch zahlreiche Familien unserer Schüler haben viel Leid erleben müssen. Für die Schüler ist außerdem so viel Unterricht ausgefallen, dass die Sommerferien in diesem Jahr ausfallen werden, um die verlorenen Monate aufzuholen. Neben dem provisorischen Unterricht versuchen wir die Schule zu reparieren und die verlorenen Räume (ein komplettes Stockwerk) durch ein neues Gebäude zu ersetzen. Auch den zentralen Treppenaufgang werden wir neu errichten müssen und viele zerstörte Schulbänke ersetzen. Ich danke Euch sehr für Eure Hilfe auch im Namen unserer Lehrer und Schüler. Ihr seid spitze! Macht weiter so!“
Es grüßt Euch ganz herzlich Eure
Anneliese Gutmann

In unserer jährlichen Vereinssitzung wurde Roland Lorenz neu in den Vorstand gewählt.
Der Vorstand setzt sich nun wie folgt zusammen:
Manfred Gwinner (Kassierer); Roland Lorenz (1. Vorsitzender);
Anneliese Gutmann (2. Vorsitzende)
Roland Lorenz wird künftig auch die Rundbriefe schreiben.

Herzliche Grüße und Gottes Segen wünscht Euch Roland Lorenz
(Pastor, 1.Vorsitzender)
30.6.2010

 

Kinder in Freiburg-Wiehre helfen Kindern in Haiti

Freiburger Kinder wollen Kindern in Haiti helfen: Heute verkauft der Petrus-Kindergarten im Stadtteil Wiehre Selbstgemachtes wie Kuchen, Marmelade, Tee und Postkarten. "Sie wollen, dass die Kinder im Erdbebengebiet ein Dach über dem Kopf haben", sagte gestern Patrizia Dehmel. Das katastrophale Beben und die Folgen habe die Kinder immer wieder beschäftigt. Ihr Mann, Christian Dehmel, der für Caritas International Hilfsgüter von der Dominikanischen Republik nach Haiti weitergeleitet hat, wird über seine Arbeit vor Ort informieren. Begutachtet werden können auch "Kit-Sets" mit Planen, Seilen, Hygieneartikeln und Kochgeschirr, die vom Verkaufserlös über Caritas International gespendet werden sollen. Verkauft wird in der Lorettostraße 59 am 5.3.2010 von 12 bis 14 Uhr.

Petrus-Kiga Lorettostrasse am 5.3.2010: Draussen ein Lied um 12.30 Uhr Petrus-Kiga Lorettostrasse am 5.3.2010:
Drinnen Marmelade-Verkauf mit Patricia ....
Petrus-Kiga Lorettostrasse am 5.3.2010:
.. und Ausrüstungen für Haiti

Kontakt zu Ausrüstungsgegenständen für Haiti: christian.dehmel@caritas.de

 

Südbaden hilft Behindertenzentrum in Léogâne

Jetzt steht fest, wo Südbaden hilft: Das Aktionsbündnis unterstützt den Wiederaufbau eines Alten- und Behindertenzentrums im haitianischen Léogâne. Zum Heim "Saint Vincent de Paul" gehört auch eine Grundschule und ein Kindergarten. .... Das Heim "Saint Vincent de Paul für behinderte und alte Menschen" liegt am Ortsrand von Léogâne. Über 20 eingeschossige Gebäude gibt es auf dem Gelände der Anlage. 132 behinderte Kinder und alte Menschen leben dort. Es gibt zudem einen Kindergarten und eine Grundschule für insgesamt 400 Kinder, die von außerhalb kommen. Auch landwirtschaftliche Anlagen – etwa Schweineställe – sind vorhanden. Doch das Erdbeben hat alle Gebäude beschädigt, viele sind komplett zerstört. Zwölf Menschen haben bei der Naturkatastrophe im Januar hier ihr Leben verloren. 5.3.2010
http://www.badische-zeitung.de/suedbaden-hilft-heimbewohnern-in-l-og-ne
http://www.badische-zeitung.de/spendenaktion-so-hilft-suedbaden-haiti--27877785.html

Bericht von Thomas Schaffner: Gonaives, Treffen mit Anneliese

Port au Prince in Schutt und Asche

Heute fahre ich wieder einmal nach Port au Prince. Wir wollen Günter Rinklin treffen. Er kommt für seinen Arbeitgeber wollen, in der mitunter am stärksten betroffenen Region Leogane, um orthopädische Hilfsmittel zu produzieren. Die Zahl der Schwerverletzten teil-amputierten Menschen ist unvorstellbar. Ich war bisher nur Krankenhaus um Monika zu begleiten, das hat mir gereicht. Die Gefühle schwanken zwischen Ohnmacht und Hoffnungsschimmer, alle Altersgruppen sind betroffen. Es ist unbeschreiblich !! Wir versuchen heute , einen Rollstuhl für eine junge Frau zu organisieren, ihr mussten beide Beine amputiert werden. Es danach noch schwer schreiben. Erfreulicherweise hat sie einen Rollstuhl erhalten. Dieses Erdbeben wird Haiti noch jahrzehntelang begleiten. Bevor wir Günter in Delmas treffen, haben wir noch einige andere geht es einer anderen Mission vorbei, bei der wir unter anderem auch für das Essensprojekt im Kinderdorf bekommen. Diese Speisung Menschen täglich, wird finanziell vom auswärtigen Amt und einem Missionswerk „Nehemia" unterstützt.

Die Einfahrt ins Gelände wird erst einmal durch ein schweres Der Pförtner schaut durch einen schmalen Spalt und begutachtet sehen wir vertrauenswürdig aus, denn er öffnet das Tor soweit, dass kann. Doch der Schein trügt. Seine Sicherheit steht in Form eines kräftig bewaffneten Wächters hinter ihm. Sie treten gemeinsam dem Grund unseres Besuches zu fragen. Wir erklären, dass wir aus Gonaives kommen um einen Bekannten zu treffen. Sofort fragen sie ob ein Pastor Thomas dabei wäre. So schnell kommt man zu Ehre und Titel. Unser Bekannter Karlheinz hat uns scheinbar angemeldet. Dieser Schutz der Anlage ist leider dringend erforderlich, da bei solchen Lebensmitteldepots in diesen Zeiten großer Ansturm ist. Nach der Einfahrt in den Vorhof wird auch gleich das zweite schwere Tor geöffnet. Hinter dieser Barriere erstreckt sich ein Gelände, das von außen nicht zu erahnen ist. Es scheint gut durchdacht und strukturiert zu sein. Die Grenze der Anlage ist nicht zu sehen. Wir fahren an einer großen Kirche vorbei , dahinter befindet sich das Büro. Hier kommt uns auch schon Karlheinz Wittmer entgegen. Die internen Verbindungen scheinen gut zu funktionieren. Als wir ihn telefonisch erreichen wollten ging das Telefon nicht.

Heute wollen wir auf dem Weg in die Stadt einige Lebensmittel für eine uns gut bekannte Deutsche mitnehmen. Anneliese Gutmann ist seit über 25 Jahren im Land. Ihr Standort ist hinter Leogane der am meisten betroffenen Region. Hier kamen die Rettungskräfte erst Wochen nach dem Erdbeben an. Wir selbst versuchten sie seit unserer Ankunft tagelang zu kontaktieren, bis wir sie gestern Abend erreichten. Sie erzählt uns, dass in ihrem Dorf die Schule und alle Steinhäuser kaputt sind. Unsere Vermutung, dass sie bisher nicht viel Hilfe erreicht hat, bestätigt sie umgehend. Auch hatte sie keine Möglichkeit an Geld zu kommen und ihre Lebensmittelvorräte gingen zu Ende. So hoffen wir hier unseren Toyota Pickup für sie füllen zu können. Außerdem hatten wir noch Nothilfegelder als Reserve bei uns. Da wir heute von Günter finanziellen Nachschub bekommen werden, lösen wir dieses Gelddepot auf, um Anneliese zu helfen. So funktionierte das Leben in Haiti schon vor der Katastrophe. Als die Helfer im Depot nach der zweiten Schubkarrenfuhre gelangweilt herumstehen, frage ich vorsichtig nach, ob das denn alles sei. Sie sagen mir, dass sie seit Tagen auf ein Containerschiff mit Hilfsgütern warten, es aber noch nicht eingetroffen ist.

Danach fahren wir noch zum Wasserdepot, da gibt es einige 12er Pakete Trinkwasserflaschen. Leider haben wir bei weitem nicht das bekommen, was wir erhofft hatten. Doch ist es besser als nichts, zudem ist es kostenlos. Mit dieser Ausbeute geht es weiter in die Hauptstadt. Der Weg ist nicht mehr weit, Zuerst einmal suchen wir in der Vorstadtzone eine Kirche mit Notunterkünften auf. Hier soll ich mit den Erfahrungen aus dem Essensprojekt von uns in Gonaives, den Verantwortlichen unter die Arme greifen. Da an dem vereinbarten Treffpunkt niemand ist fahren wir weiter zur Kirche mit den Notzelten.

Als wir hier ankommen freuen sich alle. Sie gehen davon aus, unsere Reis- und Bohnensäcke sind für sie bestimmt, und im Nu stehen sehr viele Leute um unser Auto um sofort abzuladen. Wir versuchen die Situation zu klären. Die Information, dass wir nur zu einer Besprechung kommen und die Lebensmittel nicht für sie sind, können und wollen sie nicht glauben. Um uns herum wird es immer lauter. Ich entferne mich mit einigen Diskutierenden langsam vom Auto. Philistan, unser haitianischer Fahrer (war schon vor 20 Jahren bei uns beschäftigt), legt den Rückwärtsgang ein und fährt sehr langsam vom Gelände. Ich erkläre den Leuten, dass wir ein Kinderdorf in Gonaives haben und die Lebensmittel dringend benötigen. Das ist für diese hungrigen Menschen hier zwar nur ein kleiner Trost, aber ihre Gemüter kühlen ab. Philistan hat sich sprichwörtlich vom Acker gemacht, was die ganze Situation sogar bald vergessen läßt. Ein ganz großer Vorteil in solchen Situationen, sind unsere Sprachkenntnisse in Kreol. Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und sie sehen einen selbst als einen Dazugehörigen an. So haben sich nach einigen Minuten zwei Kinder an meine Hand getraut und schauen jetzt ob die weiße Farbe auf meiner Haut echt ist. Sie begleiten uns auf dem Weg zu dem Haus wo wir die Besprechung haben. Hier dauert das ganze ca. eine Stunde bis wir weiterkommen. Unser nächster Termin war um ca. 11.00Uhr an einer großen Kreuzung in der Stadt. Mittlerweile ist es 11.45 Uhr. Esperanda, eine unserer Kinderdorfkinder zu unserer Zeit, war bis vor wenigen Tagen unauffindbar gewesen. Endlich haben wir Kontakt zu ihr. Somit haben wir alle „Ehemaligen" gefunden. Wir freuen uns, dass nicht einer verletzt oder umgekommen ist. Für uns ist das ein Wunder, das wir dankend registrieren und annehmen, zumal alle ihre Unterkünfte und die meisten Wertsachen verloren haben. Viele von ihnen kehren erst nach Wochen zurück, um in ihren Überresten vielleicht etwas Brauchbares zu finden, wenn nicht vorher andere schon gesucht haben. Die Angst vor weiteren Beben war zu groß.

Die Wiedersehensfreude bei Esperanda, Heinz und mir ist riesengroß. Außerdem hatte ich unsere Freundin und ehemalige Kinderdorfmutter „Marie-Mène zu diesem Platz gebeten. Sie war wie viele andere nach dem Hurrikan „Anna" von Gonaives nach P. a. P. gezogen. Nun schlafen sie wieder auf der Straße. Esperandas Haus gibt es nicht mehr, und das von M.M. ist so beschädigt, dass sie sich nicht traut mit den Kindern dort zu wohnen. Die Regierung hat den Menschen auch empfohlen nicht in beschädigten Häusern zu wohnen, bis Statiker den Zustand der Bauten gesehen und eingeschätzt haben. Viele sind gespannt wann sie an der Reihe sind, es kann viele Monate (Jahre?) dauern bis das letzte Haus geprüft ist. So freuen wir uns jedoch trotzdem uns wiederzusehen und alle Augen glänzen vor Freude oder anderen Gründen. Für kurze Zeit liegen wir uns einfach nur im Arm.

Als der Straßenlärm uns wieder zurückholt erzählen sie ihre Erdbebengeschichte. Zum Zeitpunkt des Bebens nachmittags (16.30 Uhr) waren glücklicherweise viele nicht in ihren Häusern, doch die Zahl der betroffenen/verstorbenen Studenten und Lehrer bzw. Professoren ist unschätzbar. Im Moment würde man genau diese gebildeten Leute zum Wiederaufbau brauchen. Viel zu früh müssen wir Abschied nehmen. Zu viele Fragen und Wünsche bleiben offen. Doch unser Zeitplan ist eng und der nächste Termin wartet schon wieder.. Es ist der Fahrer von Anneliese, der uns vor der Ehemaligen Post erwartet. Von diesem Gebäude ist nichts stehen geblieben. Die spärlichen Reste sind schon eingeebnet und plattgewalzt. Das ehemals so stolze Gebäude direkt am Hafen der Stadt ist zum Symbol für die Hauptstadt geworden.

Port au Prince in Schutt und Asche. Wir sind pünktlich da, sehen uns um. Leider konnte uns Anneliese keine Angaben darüber machen mit welchem Auto dieser Fahrer kommen würde. Nach ein paar Minuten spricht uns jemand an. Ob wir etwas für ihn hätten und ob wir aus Gonaives seien. Die zweite Frage beantworten wir mit ja. Um das Geld nicht versehentlich einem Falschen mitzugeben rufe ich Anneliese in „Meire" an, in der Hoffnung dass das Telefon funktioniert. Gott sei Dank nimmt sie gleich ab und bestätigt mir sowohl Personentyp und Fahrzeug. Wir gehen etwas aus der Menge, denn Lebensmittel kann man in der Öffentlichkeit nicht mehr umladen. Heinz gibt den Umschlag mit dem Geld und schon ist der Fahrer wieder weg. Wir gehen noch kurz zu Fuß ein Stück weiter, um von Downtown ein paar Bilder zu machen. Hier im unteren Zentrum sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Berge von Schutt werden verladen. Bei dem Bagger stehen Menschen, die Brauchbares heraus suchen. In den Trümmern gibt es noch sehr viele Leichen. Ich verschwinde schnell von hier. Danach geht es zum Treffpunkt von Günter. Die Strasse zu Caritas zieht sich hin. Der Verkehr stockt. Wir kommen eine halbe Stunde später als vereinbart zum Haus. Aufgrund unserer Hautfarbe haben wir auch hier schnellen Zutritt, und freuen uns schon, Günter zu sehen. Im oberen Stockwerk der Caritas erscheint auf dem Balkon ein Mann, der sich als deutscher Caritaskoordinator vorstellt. Sein erster Satz. „Seid ihr die Deutschen die was abholen wollen"? „Ja, und vor allem Herrn Rinklin treffen" erwidern wir hoffnungsvoll. „Der war auf seiner Reise mal kurz verloren und ist jetzt aber schon wieder weg nach Leogane". Enttäuschung macht sich bei uns breit. Später erzählt uns Günter, dass er ständig versucht hätte uns telefonisch zu erreichen, leider erfolglos. Schließlich sei er nach eineinhalb Stunden warten, gefahren, um nicht erst Nachts unterwegs sein zu müssen. Unsere vereinbarte Zeit konnte nicht stimmen, denn Günter hatte bei seiner Ankunft in Santo Domingo die Uhr umgestellt. Was wir nicht bedacht hatten war der Zeitunterschied Dominkanische Republik zu Haiti. Eine Insel nicht mal halb so groß wie Deutschland mit zwei Zeitzonen. Ce la Vie. Auf jeden Fall bekamen wir alles ausgehändigt um uns auf den Rückweg nach Hause zu machen. Es war kurz vor 15 Uhr. Wir überlegten uns ob wir noch etwas essen wollten. Seit heute morgen 6 Uhr kamen wir nicht mal dazu ans Essen zu denken. Zwischendurch bekam ich telefonisch die Nachricht aus Gonaives, dass die gelieferten Lebensmittel zwar angekommen aber nicht ausreichend seien. Wir hatten doch pro Woche 60 Sack Reis berechnet. Diese Anzahl Säcke war auch geliefert worden. Was keiner wissen konnte, die Lieferung bestand aus 25 kg Säcken. Daß es solche Einheiten überhaupt gibt wusste kein Mensch. In Zukunft definieren wir unseren Bedarf eben in kg. So versuche ich ständig Karlheinz zu erreichen, damit wir auf dem Rückweg noch einmal Lebensmittel aufladen um ins Kinderdorf mitzunehmen. Nach endlosen Versuchen, fahren wir an seinem Stützpunkt vorbei und freuen uns auf Zuhause. Das Essen haben wir schon wieder vergessen. Wir wollen jetzt irgendwo Bananen kaufen, doch die nächsten Kilometer ist nicht zu finden, außer Tabletts. Das sind geröstete Erdnüsse karamellisiert in Zucker. Wieder einmal gilt die Parole „besser als nichts". Wir bestellen bei Helga ein Rumpsteak, die treu im Kinderdorf die Stellung hält. (Natürlich gibt es so was nicht, doch mal träumen tut gut.) Um 18.30 erreichen wir bei Dunkelheit unser Zuhause. Danke, für all Euer Mittragen.
Liebe Grüße,
Thomas Schaffner
19.12.2010, Bericht über roland.lorenz@gmx.net , www.arche-ottersweier.de

 

 

Schweiz 8 Mio USD von Baby Doc nicht an Haiti übergeben wegen Verjährung?

Nicht recht wird es den Schweizer Befürwortern der Kapitalflucht-Bankwirtschaft passen, wenn nun gerade wieder ein Problem mit einem der berüchtigten Diktatorenkonten - Marcos, Abacha, Montesinos und Salinas - auftaucht. Erst auf internationalem Druck hatte die Schweizer Regierung in den 80er Jahren die Möglichkeit vorgesehen, unrechtmäßig erworbene Potentatengelder zu blockieren oder an das Land zurückzuzahlen. Seit einigen Jahren müssen auch die Kunden von den Banken aufgrund des Geldwäschegesetzes identifiziert werden. Bislang seien in den letzten 16 Jahren 1,7 Milliarden Franken zurückgezahlt worden. Allerdings dürften noch viele Millionen, wenn nicht Milliarden auf Nummernkonten. So sollen von dem exekutierten Saddam Hussein noch um die 300 Millionen US-Dollar in Schweizer Banken schlummern. Im Fall des früheren haitianischen Diktators Jean-Claude Duvalier (Baby Doc) wurden die Konten 1986 nach dessen Sturz aufgrund eines Rechtshilfegesuchs Haitis gesperrt. Als Berechtiger wurde hier nicht der in Paris lebende Diktator genannt, sondern eine Stiftung aus Liechtenstein, die seine Mutter für ihn gegründet hatte. So lässt sich also über Strohfirmen der Identifizierungszwang prinzipiell doch umgehen. Duvalier hatte nach dem Erdbeben angekündigt, das Geld aus der "Stiftung" in der Schweiz für die Erdbebenopfer dem amerikanischen Roten Kreuz zu geben. Es ist die Rede von 8 Millionen USD.
Alles vom 8.2.2010 von  Florian Rötzer auf http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32021/1.html


 

Kinderdorf in Gonaives: Hilfe aus Teningen und Bötzingen

Seit 23.1.2010 sind vier Helfer aus Bötzingen und Teningen auf Haiti, um in einem Kinderdorf in Gonaives Hilfe zu leisten. Auch Thomas Schaffner, Winzermeister aus Bötzingen, ist dabei. Er hat vor langer Zeit bereits einmal 2 Jahre lang auf Haiti gearbeitet. Hier seine Mail:

"Von außen scheint das Leben hier in Gonaives in gewohntem Treiben. Doch dieses Treiben gilt besonders den vielen flüchtigen Überlebenden aus Port-au-Prince. Es gibt kaum jemanden der nicht einen Angehörigen verloren hat. Es hat alle getroffen. Der Kinderdorforganisator Vital hat bis heute nichts von seinem Bruder gehört. Er war in Pap (Port-au-Prince) hat ihn gesucht, Leute und Verwandte befragt, war in vielen Zeltlagern, ohne Erfolg. Unser Maurer hat seinen jüngsten Sohn verloren, der zum Studium in der Hauptstadt war. Er fuhr am Tag nach dem Beben morgens los, um ihm zu helfen. Es war zu spät. Er konnte nicht mal seine Leiche mitnehmen. Sir Lydia, ehemalige Köchin von uns, war, als das Beben kam, auf dem Weg von der Hauptstadt nach Gonaives. Als sie auf den Bus wartete bebte die Erde und in Sekunden war vor Staub nichts mehr von der Stadt zu sehen. Die Menschen strömten in die Fahrzeuge und wollten nichts wie weg. Viele wussten gar nicht, was passiert war. Als sich Lydia am nächsten Tag nach ihrer Schwester, von der sie sich am Tag zuvor verabschiedet hatte, erkundigte, erfuhr sie vom Tod derselben. Der größte Schmerz ist das Zurücklassen der Körper in den vielen Massengräbern. Viele hätten ihre lieben Familienangehörigen gerne begraben. Wenn diese Menschen erzählen, sind ihre Augen leer und glänzend, mir selbst schnürt es immer wieder den Hals zu. Es ist eine Last, die uns vier stark bewegt und viel Kraft kostet. Ansonsten haben wir nach anfänglichem Sortieren und Reinhören unseren Weg gefunden.
Die Situation im Krankenhaus ist unbeschreiblich, ich musste es nach fünf Minuten wieder verlassen, so schlimm war es für mich. Selbst beim darüber Schreiben wird mir noch schlecht. Überall sind Menschen und suchen etwas oder jemanden. Die meisten Verletzten haben offene Wunden oder Brüche, die nun nachversorgt werden. Die Begleiter der Verletzten bekommen vom Arzt Papierfetzen (Rezepte) in die Hand gedrückt, aber entweder haben sie kein Geld oder das Medikament ist aktuell nicht verfügbar. Ich habe nicht einen mit einem Medikament in der Hand gesehen. Das Notkrankenhaus ist in einer ehemaligen Lagerhalle untergebracht. Die Spinnweben reichen bis in die notdürftigen Massenzimmer, die nach oben hin offen sind. Verbandsmaterial ist Mangelware. Trotzdem sind die Menschen in diesem Lager nicht am schlechtesten dran, denn sie sind wenigstens mit dem Allernötigsten medizinisch versorgt. Wasser und Essen muss von außen gebracht werden. Die Essensspeisung ist im Gange. Wir haben nun erfahren, dass das Auswärtige Amt die Essensausgabe finanziell mit unterstützt. So haben wir nach ausführlicher Besprechung mit Vital, dem Kindderdorf-Organisator, die Ausgabe von 1000 auf 2000 Mahlzeiten erhöht. Rund 500 davon packen wir in Schalen und bringen sie und Trinkwasser in die Krankenhäuser von Gonaives. Auch die Aufbereitung von Trinkwasser klärt sich. Nachdem ich anfangs dachte, Filter und Systeme von Deutschland schnellstmöglich hierher bringen zu lassen, habe ich am Freitag bei einem sehr zuverlässigen Mann hier eine Aufbereitung gesehen. Dieser hat zwei solche Anlagen am anderen Ende der Stadt in Betrieb und verkauft Trinkwasser. Er selbst ist so etwas wie Maschinenbauingenieur und kennt sich mit Wasseraufbereitung sehr gut aus. Er wird uns in dieser Angelegenheit unterstützen und kommt vor allen Dingen an Ersatzfilter und sonstige Teile heran. Ich werde die Anlage wahrscheinlich am Montag bestellen, sie kann innerhalb von 20 Tagen betriebsbereit sein. Sie kostet uns 20 000 US-Dollar und monatlich 200 US-Dollar für Wartung und Filterwechsel. Wir wollen in dieser schlimmen Zeit das Wasser kostenlos abgeben. Von hier aus ganz herzlichen Dank an alle, die sich in dieser Angelegenheit engagiert haben (Konzept, Beschaffung, Transport und vieles mehr).

Material für 200 Hygienepacks haben wir gekauft, welche jetzt verteilt werden. Aus der Hilfe, die wir uns von den großen Organisationen erwartet hatten, ist leider nichts geworden, weil diese alle in Pap, Leogane und anderen Regionen so viel zu tun haben, dass einige nicht mal wissen, wo Gonaives liegt. Die Arbeit, die sie jedoch dort machen, ist dringend nötig und effektiv. Ihr Schwerpunkt ist die Erstversorgung und Gewährleistung der Arbeit, da wo die größte Not ist. Genau deshalb ist unsere Arbeit hier so wichtig, denn die Stufe 2 der Versorgung läuft ganz anders und braucht viele kleine Helferlein. Trotzdem versuchen wir Hilfsgüter bei den Großen zu bekommen und bei der Verteilung zu helfen. Wir haben unseren Platz gefunden, jeden Tag ein Hoffnungsschimmer für rund 2000 Menschen. Zwei Tage waren wir so gut wie ohne Kommunikation. Gestern habe ich eine Kalkulation zur Essensspeisung gemacht, als plötzlich der PC ausging (Stromausfall). Sofort schoss mir die Aussage meiner lieben Esther in den Kopf "Vergiss nicht, öfters zwischendurch zu speichern". Doch nun war es schon zu spät. Wir danken euch ganz herzlich, für eure Hilfe im Finanziellen, sowie auch im Mittragen im Gebet. Liebe Grüße, Thomas Schaffner.
6.2.2010, Thomas Schaffner

 

Mail von Heinz Östreicher aus Gonaives
"Die letzten Tage waren voller Trauer, Verzweiflung, Freude und Wut. Ich wusste nicht, dass man so viel Wut im Bauch haben kann, aber gleichzeitig so viele Lichtblicke am Horizont sieht. Alles sind nur Bruchstücke. Ich bin nicht in der Lage, sie zu einem Ganzen zu fügen. Zu Hause hatten wir gute Pläne, wie wir in Haiti beginnen wollten, alles hörte sich gut an, wir waren gut vorbereitet. In Haiti sieht es ganz anders aus. Ständig stehen wir vor neuen Problemen. Wir besuchten eines der staatlichen Krankenhäuser mit Eliette, einer tapferen Haitianerin, die nicht vergessen hat, dass ihr damals die Schule bezahlt wurde und sie eine Ausbildung bekam. Heute zahlt sie mit ihrem Engagement das Vielfache zurück. Was wir vorfanden, war eine ehemalige, schnell umgebaute Fabrik. Jeder geht hier durch die Räume, die voll sind mit Verletzten, die zum Teil ohne Schmerzmittel operiert wurden. Es gibt keine Privatsphäre, keine Geschlechtertrennung, auch alle Altersstufen sind in einem Raum zusammen. Wir wollten am nächsten Tag vorsprechen, um mit unserer Krankenschwester aus Bötzingen, die auch schon im OP gearbeitet hat, hier zu helfen. Sie hat alles dabei, was die Autorisation betrifft. Als meine Frau Helga mit ihr hinging, brach die Bürokratie über sie herein. Ewiges Warten, keiner wagt eine Entscheidung zu treffen, während die Patienten auf Essen, Trinken, Medikamente warten. Sie bekommen vom Arzt eine Liste der Medikamente, die sie selbst besorgen und bezahlen sollen. Am nächsten Tag gingen die beiden in ein anderes Krankenhaus. Es liegt im ärmsten Viertel von Gonaives, ist aber gut geführt von kubanischen Ärzten. Doch auch hier dasselbe Spiel: Alles scheitert an der Verwaltung. Da liegt ein kleiner Junge, eineinhalb Jahre alt, er wurde nach drei Tagen aus dem Schutt geborgen, über ihm die tote Großmutter, die ihn mit ihrem darüber gebeugten Körper beschützt hatte. Keiner kennt seinen Namen, seine Herkunft. Sein halber Körper liegt in Gips. Eine aus der Frauengruppe von Eliette betreut den Jungen. Wir wollen ihn zu uns ins Kinderdorf nehmen. Der Staat sagt aber, dass man erst Kinder ab drei Jahren aufnehmen darf. Wut! Unsere Frauen geben aber nicht auf (Mit Erfolg: Monika Jakob kann jetzt bei einer ambulanten Klinik mitarbeiten, erfuhr die BZ-Redaktion telefonisch). Wir haben die Möglichkeit, Medikamente kostenlos einzuführen, dürfen sie aber nicht der Administration überlassen. Denn dann landen sie in der Apotheke, wo die Leute teuer dafür bezahlen sollen.


Die Speisungsprogramme auf unserem Gelände laufen jetzt gut. Wir haben die Essensausgabe auf verschiedene Zeiten gelegt, da wir nicht 2000 Leute aufs Mal versorgen können. Dabei ist das harmlos im Vergleich zum Ort Titayen, wo die amerikanische Organisation "Convoy of Hope" 16 000 Flüchtlinge täglich versorgt. Von dort bekommen wir die Essensrationen, müssen aber selber viel investieren. Aber wollen wir selbst drei Monate nur Reis mit Bohnen essen? So müssen wir Abwechslung schaffen. Reis mit Bohnen, Reis mit Soße, einmal in der Woche auch was anderes. Gestern waren wir in PaP (Port-au-Prince; d. Red.), um mit "Convoy of Hope" Kontakt aufzunehmen und einem Waisenhaus Geld und Lebensmittel zu bringen. Es liegt in Carrefour, einem der ärmsten Viertel der Hauptstadt. Unendlich mühsam, dahin zu kommen. Viele Straßen sind noch gesperrt wegen Trümmern. Der tägliche Wahnsinn in der Hauptstadt ist kaum zu ertragen. Um nur zwei Dinge zu erledigen, sind wir den ganzen Tag unterwegs. Ein Beispiel: Ein Auto hat eine Panne auf einer zweispurigen Straße. Man kommt nicht vorbei, weil zu viele Leute auf der Straße sind. So ist man gezwungen stehen zu bleiben. Im Nu drängen sich Autos sechsspurig zusammen, jetzt geht endgültig nichts mehr. Die Polizei sitzt am Straßenrand und tut nichts. Das heißt auf Creole "ap chita!" Man mischt sich nicht ein.

Die Stadt selbst bietet überall schockierende Bilder. Vereinzelt sieht man ein schweres Gerät im Einsatz, aber hauptsächlich sind es Menschen, die versuchen mit bloßer Hand oder Hammer in die eingestürzten Häuser einzudringen. Oft stehen intakte Häuser neben konturlosen Schutthaufen. In der Innenstadt, beim "Marche de fer" ist es ganz schlimm. Das war die Straße, wo wir am meisten fürs Kinderdorf einkauften, hier ist fast alles platt. Das große Postamt, wo wir immer unsere Post hinbrachten, ist ein Schuttberg. Vor der Stadt schon viele Schuttberge und eine unübersichtlich riesige Zahl von aufgerichteten Zelten. Das sind Tücher, die man im Quadrat von drei auf drei Metern aufgerichtet hat. Darin hausen jetzt die Familien. Selbst alle Mittelstreifen der Straßen sind so bevölkert. Das heißt, rechts und links fahren die Autos vorbei. Überall wo ein bisschen Platz ist, lagern Menschen dicht an dicht, ohne das Nötigste zu haben. Der Leiter von "Convoy of Hope" meinte gestern, als wir auf dem riesigen Gelände der Organisation eintrafen: "Leider funktioniert der haitianische Staat wieder". Vorher konnten sie ohne Umstände über den Flughafen alle georderten Hilfsmittel herausholen. Als er vorgestern eine große Charge Medikamente holen wollte, wurde ihm vom Sekretär des Präsidenten gesagt, er solle in 14 Tagen wiederkommen. Das ist eines der Beispiele, warum ich am Anfang Wut, Wut, Wut geschrieben habe. Ich könnte noch mehr solche Beispiele nennen, dabei leiden die Menschen ohne Ende. Dieser Staat ist eine einzige Katastrophe.

Die Flüchtlinge aus PaP auf unserem Gelände konnten gerade mal ihr eigenes Leben retten. Eine Frau erzählt ihre Geschichte ohne Gefühlsregung. Sie hat viele Angehörige verloren. Nach einem Gebet fließen bei der Frau die Tränen in Sturzbächen. Dann war ein junger Mann da, er heißt Robinson, war in der Lehre als Automechaniker und wird von einer deutschen Familie unterstützt. Seine Schule in PaP ist eingestürzt. Er hat bereits das Schulgeld für das ganze Jahr bezahlt. Nun war alles umsonst. Seine Mutter lebt auf der Straße in PaP, weil es ihr Haus nicht mehr gibt. Er will auf jeden Fall die Ausbildung weitermachen, weiß aber nicht wo; nach PaP will er nie mehr zurück, woanders hat er keine Kontakte. Eine andere Frau, die wir persönlich kennen, verlor vor drei Jahren ihren Mann. Nach der großen Flut floh sie mit ihren Kindern aus Gonaives nach PaP, wie tausende andere Gonaiver. Dort hat sie durch das Erdbeben wieder alles verloren und lebt nun auf der Straße in Gonaives mit ihren Kindern. Im Moment kann sie mithelfen in unserem Speisungsprogramm. Aber was ist in drei Monaten? Ein anderer junger Mann, dem wir das Studium finanzierten, konnte nur sein Leben retten. Alles andere liegt unter Trümmern. Er hat keine Papiere mehr, nichts, was ihn als Studenten ausweist oder seine bisherigen Leistungen belegt, keine Geburtsurkunde, keinen Ausweis, nichts. So geht es Tausenden. Der stellvertretende Leiter des Kinderdorfes hat keinerlei Nachricht von seinem Bruder. Helga sagte zu einer unscheinbaren Frau, die mithilft, Essen zu kochen: "Du hast schwere Arbeit geleistet, Respekt." Daraufhin diese Frau zu Helga: "Danke, dass du mich beachtet hast." Einfache Menschen erfahren keine Anerkennung.

All die Menschen, die in PaP in großen Löchern zugeschüttet oder verbrannt wurden, das ist ein riesiger Schmerz für die Menschen. Ohne Würde gelebt, ohne Würde verscharrt. Dabei ist ein ehrenvolles Begräbnis so wichtig. Man will zeigen, dass man die Toten ehrt. Eine Beerdigung kostete vor fünf Jahren 3000 Dollar, heute sind es 9000 Dollar. Bei Jahresverdiensten ab 500 Dollar sind manche Familien ihr Leben lang verschuldet. Gott sei dank, es gibt aber auch Lichtblicke. Zum Beispiel die Frauengruppe von Eliette. Sie stehen zusammen und engagieren sich. Gleich am nächsten Tag haben auch sie für die Flüchtlinge eingekauft: Hygieneartikel, Familienkits mit dem Allernötigsten. Sie gehen in die Krankenhäuser und verteilen Nahrung und Wasser. Sie haben nur Geld von uns und setzen das konkret um, eins zu eins. Wir waren abends in einer ihrer Versammlungen. Natürlich mussten wir uns Dankesreden anhören, das gehört dazu. Aber wir haben uns bei all den Frauen bedankt, die sich ehrenamtlich mit viel Engagement für dieses Land einsetzen. Das sind so Hoffnungsstreifen am Horizont. Jetzt ist es bei uns 22 Uhr, bei euch schon vier Uhr morgens. Ich schließe, weil mein Kopf nichts mehr hergibt."
14.2.2010, Heinz Östreicher


 

Kinderdorf in Gonaives - Hilfe aus Bötzingen

Gonaives, das Zentrum der Hilfe der "Lebensmission e. V." Jesus für Haiti, ist die zweitgrößte Stadt im Land. Gerade weil sie vom Erdbeben nicht so hart getroffen wurde, wird sie jetzt zu einer zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Hauptstadt Port-au-Prince. Die Stadt selbst hat in den letzten 5 Jahren durch große Hurrikans zwei schwere Flutkatastrophen über sich ergehen lassen müssen. Bis heute ist die Bevölkerung traumatisiert und die Schäden sind noch längst nicht beseitigt. Viele vom Unglück Betroffene sind deshalb in den letzten Jahren in die Hauptstadt geflüchtet, in der Hoffnung bessere Lebensbedingungen vorzufinden. Diese Menschen, soweit sie überlebt haben, drängen jetzt alle zurück nach Gonaives und brauchen unsere Hilfe. Deshalb werden dort dringend Notunterkünfte, Lebensmittel, Wasser und Medikamente gebraucht. Die Lebensmission sieht hier in Gonaives, neben der Ersthilfe in Port au Prince, großen Handlungsbedarf und wird gezielt alle verfügbaren Mittel einsetzen.
Seit über zwanzig Jahren haben die Familien Günter Rinklin und Thomas Schaffner aus Bötzingen regen Kontakt nach Haiti und dort einige Jahre im Kinderdorf verbracht. Durch diesen Kontakt haben viele Einwohner Bötzingens von der Arbeit der "Lebensmission e.V." Jesus für Haiti, Landau/Pfalz gehört. Neben dem Kinderdorf in Gonaives für Waisenkinder unterstützt die Lebensmission mit Patenschaften, Mikrokrediten, einem Kindergarten, Speisungen und anderen Hilfen die notleidende Bevölkerung. Außerdem werden Lehrergehälter für haitianische Schulen bezahlt und einheimische Kirchen unterstützt. Wegen der vielen Nachfragen aus der Einwohnerschaft und um die Informationen zu bündeln gibt es deshalb ein Treffen für alle Interessierten mit Informationen vom Kinderdorf am
Freitag, den 22. Januar, 19.30 Uhr
in der Festhalle der Gemeinde Bötzingen,
die dieses Vorhaben auch unterstützt. Außerdem starten wir eine Spendenaktion "Wir helfen Haiti" mit dem Ziel eine Trinkwasseraufbereitungsanlage für das Kinderdorf und die umliegende Bevölkerung zu finanzieren. Weitere Infos am Freitag. Der Verein steht dafür gerade, dass die Spenden direkt ankommen. Er ist für jede noch so kleine Spende dankbar.
12.1.2010, www.teningen.de

Wir helfen Haiti - Kinderdorf in Gonaives
Seit 23.1.2010 sind vier Helfer aus Bötzingen und Teningen auf Haiti, um in einem Kinderdorf in Gonaives Hilfe zu leisten. Auch Thomas Schaffner, Winzermeister aus Bötzingen, ist dabei.
Ansprechpartner: Günter Rinklin oder Thomas Schaffner.

Spendenkonto: Ökumenische Lebensmission, VR-Bank Südpfalz, KontoNr 783200, BLZ 548 625 00, Verwendungszweck: "Wir helfen Haiti"
.

 

 

Verarmte Bauern in Haiti, Werbung behindert, Biolandbau

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
die Naturgewalt eines Erdbebens hat Haiti in eine unvorstellbare Katastrophe gestürzt. Hat der mit Kuba benachbarte karibische Inselstaat nicht auch schon vor 2 Jahren Schlagzeilen gemacht mit Aufständen wegen steigender Lebensmittelpreise? Deshalb sollte bei aller Betroffenheit und Hilfsbereitschaft jetzt die Frage nicht verdrängt werden, warum Haiti so arm bzw. verarmt ist?

Die agrarpolitische Lektion aus der Katastrophe in Haiti
Wie fast überall auf der Welt wurden die haitischen Bauern gelehrt oder gezwungen von ihrer ursprünglichen Versorgungswirtschaft der Familien und Dörfer sich auf den Anbau von Verkaufsfrüchten (neudeutsch Cash-Crops - in Haiti Kaffee, Zuckerrohr usw.) für den Weltmarkt zu spezialisieren. Mit den
Devisen könne man die Nahrungsmittel dann importieren. Weil die Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen in der Regel in der Hand der globalen Konzerne liegen, bekommen die Bauern fast nie die versprochenen Erlöse. Raubbau am Boden, Verarmung der Bauern und Landflucht in die Städte sind die Folge. Und die noch heilen Teile des Berglandes werden von der globalen Tourismusindustrie als Erlebnispark besetzt. Drängt sich bei dieser Lektion nicht der Vergleich - wenn auch auf einem anderen Niveau - mit der Entwicklung in unseren Berg- und Grünlandregionen auf? Vor welchen zwei Denkrichtungen in die Zukunft wir deshalb stehen, beschreibt mein alter Freund Josef Willi aus Innsbruck im beigefügten Artikel.

Die geheime Macht der Werbung behindert nachhaltige Lebens- und Arbeitsmodelle
hat uns Prof. Heissenhuber bei unserem letzten Aschermittwochsgespräch erklärt. Seinem Hinweis auf das Buch Consumed von Benjamin R. Barber (ISBN: 978 3 406 57159 6) bin ich gefolgt. Der von Heissenhuber genannte Untertitel -Wie der Markt unsere Kinder verführt. Erwachsene infantilisiert (hörig und kindisch macht) und die Demokratie untergräbt - ist keine Schlagzeile. Dahinter verbirgt sich die mit vielen Beispielen unterlegte Erkenntnis eines Politikwissenschaftlers, dass wir ohne Werbung gar nicht wüssten was uns fehlt! Ist das in der Landwirtschaft nicht auch so?

Schwarzwaldbauern zwischen Überfuß und Hunger
ist deshalb das Thema unseres Aschermittwochgesprächs am 17. Februar um 20 Uhr
im Brigachhaus in St.Georgen-Brigach. Bitte vormerken!
Es spricht die Schweizer Bäuerin Wendy Peter-Hodel aus Willisau bei Luzern. Sie ist Vorstand und Geschäftsführerin des Bioforums Schweiz, der Nachfolgeorganisation von Dr. Hans Müller, des Begründers des organisch-biologischen Landbaues. Das Bioforum Schweiz beschäftigt sich heute infolge der Vereinnahmung des biologischen Landbaues durch Politik und Konzerne wieder damit, wie einst Dr. Müller, wie Bäuerinnen und Bauern sich aus der Abhängigkeit der Industrie lösen und trotzdem gesunde Lebensmittel für alle erzeugen können. Ihr Sprachrohr ist die Zeitschrift "Kultur und Politik", in der mutig Wege für mehr statt weniger Bauern diskutiert werden. Darüber hinaus ist Wendy Peter Mitglied bei der Welternährungsorganisation FAO als Präsidentin der europäischen Arbeitsgruppe für Frauen und Familie in der Ländlichen Entwicklung. Sie hat im letzten Herbst am Welternährungsgipfel in Rom teilgenommen  und wird uns aus erster Quelle informieren.

Herzliche Grüße Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.,
25.1.2010, spittelhof@t-online.de

 

Initiativen aus der Region: Erdbebenhilfe - Vorort im Einsatz

Knapp zwei Wochen sind seit dem schweren Erdbeben auf Haiti vergangen. Es herrscht Chaos in dem völlig verarmten Land. Internationale Helfer versuchen, die Not zu lindern und kämpfen gegen die Korruption. Unter ihnen sind auch Helfer und Institutionen aus der Region, die Der Sonntag vorstellt.

Eine Schule aus Münstertal: Anneliese Gutmann
Seit 30 Jahren leitet Anneliese Gutmann aus Münstertal Hilfsprojekte in Haiti. Die Heimat besucht die gläubige Christin nur noch alle drei Jahre. In Port-au- Prince hat sie ein Waisenhaus aufgebaut, dann in den Bergen oberhalb der Hauptstadt eine Schule und ein Nähprojekt aufgebaut. Genau im Epizentrum des Bebens. 800 Schülerwerden dort ganztags bis zum Abiturunterrichtet. Ihr Glück: Das erste Beben ereignete sich gegen 17 Uhr, als alle wieder im Freien waren. Es hat das Dach zum Einstürzen gebracht. Das zweite schwere Nachbeben brachte Glück im Unglück: Die versiegte Quelle sprudelt wieder. Den Bewohnern kommt zugute, dass Gutmann vor zwei Jahren eine Kinderspeisung begann, weil die Kleinen in der Schule vor Schwäche kollabierten. Die, so sagt ihre Schwester Maria Wiedmann, „wird praktisch ganz von Münstertäler Spenden getragen". Die Vorräte sollten bis April reichen. Die Lage in Haiti wurde mit den Jahren immer schlimmer. Von den letzten zehn Ernten waren acht Totalausfälle. Die 55 Lehrer holen nun ihre Familien nach oben. Wie überhaupt immer mehr Flüchtlinge aus der Stadt bei Anneliese Gutmann ankommen. So viele, dass sie die Lebensmittelvorräte nun aus Angst vor PlünderungundÜberfällen dem Bürgermeister übergeben hat.
Konto 2063454, LBBW Stuttgart, BLZ 60050101, Stichwort  Kinderspeisung Haiti". Kontakt: Maria Wiedmann, 07636/1788.

Kampf der Korruption:
Im vergangenen Jahr flog Anne Lugon-Moulin für das Basler Institute of Governance, dessen Co-Direktorin sie bis Januar war, nach Haiti. Ihr Auftrag: die Anti-Korruptions-Kommission zu unterstützen. Ihr Eindruck: „Port-au-Prince ist die ärmste Stadt, die ich je gesehen habe. Obwohl ich Städte in 20 afrikanischen Ländern gesehen habe, war ich schockiert." Die Korruption im Land, sagt sie, sei systemisch, wie in den meisten Entwicklungsländern. Unsichtbar für die meisten Menschen sei die große, institutionelle Korruption. Dagegen sei ohne hohe Summen an Grenzen oder in Krankenhäusern und Schulen nichts zu machen. Der Leiter der Kommission sei „ein mutiger Mann, der für die Arbeit sein Leben schon mehrfach in Gefahr gebracht hat". Immer wieder hört sie, dass die Arbeit der Kommission von höchster Stelle blockiert werde. „Es ist auch nicht die Regierung, die die Arbeit führt und stützt, sondern die Weltbank." Der Kampf gegen die Korruption werde Jahre dauern.

Südbaden hilft
 
„Wer spendet, möchte wissen, was mit seinem Geld geschieht", sagt Thomas Fricker, stellvertretender Chefredakteur der Badischen Zeitung. Eine nachhaltige und langfristige Hilfe, die die Menschen vor Ort mit einbezieht, ist das Ziel von „Südbaden hilft", der Aktion von Stadt Freiburg, Caritas International, BZ und Südwestrundfunk. „Wir suchen uns ein konkretes Projekt, über das wir dann kontinuierlich berichten– auch wenn das große Medieninteresse vorbei sein sollte", erklärt Fricker. Auf diese Weise hat „Südbaden hilft" nach dem Tsunami 2004 das zerstörte indische Fischerdorf Paramenkeni mit aufgebaut. Seit der Wiederbelebung der Hilfsaktion für Haiti zu Wochenbeginn sind bereits 189 Spenden mit einer Gesamtsumme von 14226 Euro eingegangen. Und ein geeignetes Projekt ist laut Frickermöglicherweise auch gefunden: der Wiederaufbau der Stadt Léogâne, 30 Kilometer westlich von Port-au-Prince, in der Caritas international nun eine Zeltklinik betreibt. Eine Benefiz-Veranstaltung findet am Sonntag, 7. Februar, im SWR-Studio Freiburg an der Kartäuserstraße statt. Mit dabei sind der Jazzpianist Helmut Lörscher, der Jugendchor Voice Event, Stefan Pflaum mit geistreichem Sprachwitz und Zauberer Sebastian. Caritas-Mitarbeiter berichten von ihrer Arbeit in Haiti. Karten für 20 Euro unter Telefon 0761/3808333 und E-Mail  kartenbuero.freiburg@swr.de  . Spendenkonto: Caritas international, Konto: 202, Sparkasse Freiburg, BLZ 68050101, Stichwort „Südbaden hilft".

Nachsorge organisieren: Christoffel-Blindenmission
Der Staufener Martin Ruppenthal, Regionalbeauftragter der Christoffel-Blindenmission (CBM) für Lateinamerika und die Karibik, ist am Donnerstag von einem mehrtägigen Aufenthalt in Haiti zu seinem Stützpunkt in Quito/Ecuador zurückgekehrt. Wie Ruppenthal berichtet, gehört es nun zu den größten Herausforderungen, die Nachsorge der überlebenden Opfer zu organisieren. „Ich habe mitbekommen, wie Menschen nach einer Operation gestorben sind, weil sie niemand in ihrem Bett aufgerichtet hat." Nachsorge ist nicht nur im medizinischen, sondern auch in psychologischer und pädagogischer Hinsicht notwendig. Die CBM fördert sieben Projekte in Haiti, fünf davon in Port-au-Prince. Neben der Augenabteilung des Universitätskrankenhauses gehören unter anderem ein Kinderkrankenhaus und ein Zentrum zur Förderung und Betreuung geistig behinderter Kinder dazu. Die meisten Einrichtungen können trotz Schäden noch arbeiten.

Suche mit Bioradar: Katastrophen-Hilfswerk
Im Auftrag des Deutschen Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks war der Freiburger Marc Loschonsky, Mitarbeiter im Institut für Mikrotechnik, in Haiti. Loschonsky versuchte, mit einem Bioradar-Gerät, einer neuen Technologie zur Ortung und Rettung von Verschütteten, Leben zu retten. Loschonsky untersuchte auf Anforderung der UN eine eingestürzte Textilfabrik und einen Schulkomplex. Seine Bemühungen, Atmung oder Herzschläge zu orten, blieben leider ohne Erfolg (siehe Seite 4).

Medizinische Hilfe Mobil: Arzt Thomas Moch aus Breitnau
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) baut derzeit in Haiti eine mobile Klinik auf, in der bis zu 30000 Menschen behandelt werden sollen. Bis der Aufbau abgeschlossen ist, arbeitet das achtköpfige DRK-Team, dem auch der aus Breitnau stammende Arzt Thomas Moch angehört, in einermobilen Gesundheitsstation. Für Thomas Moch ist es nicht der erste Auslandseinsatz: Er leitete nach dem schweren Erdbeben in China 2008 schon einmal einmobiles Krankenhaus.
Spendenkonto: 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 370 205 00, Stichwort: „Haiti".

24.1.2010, René Zipperlen, Kathrin Ganter, Otto Schnekenburger, Sigrun Rehm, www.der-sonntag.de

 

Südbaden hilft: Benefiz für Haiti am 7.2. im SWR-Studio FR

Benefizveranstaltung am Samstag, 7. Februar, 19 Uhr im SWR-Studio, Kartäuserstraße 45 in Freiburg. Der Eintritt kostet 20 Euro, der gesamte Erlös kommt "Südbaden hilft" zugute.
Karten gibts beim SWR-Kartenbüro (Tel 0761/38 08333 oder kartenbuero.freiburg@swr.de ), an allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

Information, Musik, Zauberei und Sprachwitz stehen auf dem Programm des Benefizabends der Aktion "Südbaden hilft" am 7. Februar. Mit dem Erlös werden die Opfer des Erdbebens auf Haiti unterstützt.Caritas international, die Stadt Freiburg, die Badische Zeitung und das Studio Freiburg des Südwestrundfunks rufen gemeinsam zu Spenden für Haiti auf. Mehr als 100 000 Tote, unzählige Verletzte und Obdachlose – nach dem Erdbeben droht das Land im Chaos zu versinken. Hilfe ist unbedingt notwendig, auch aus Südbaden. Der Deutsche Caritasverband, die Stadt Freiburg, der Südwestrundfunk und die Badische Zeitung haben sich zusammengetan, um sich an einem nachhaltigen Wiederaufbau-Projekt zu beteiligen. Schon jetzt leisten Fachleute von Caritas international in Haiti Soforthilfe. Und erkunden zugleich eine Region, für die das Bündnis "Südbaden hilft" tätig werden kann.
Klaus Gülker und Harald Kiefer vom SWR-Studio Freiburg führen durch den Benefiz-Abend am Samstag, 7. Februar, unterhalten sich mit Peter Neher, dem Präsidenten des Deutschen Caritas-Verbandes, und dem Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon; sie berichten von den bisher eingegangen Spenden und Aktivitäten. Für Unterhaltung bei der Veranstaltung sorgen der Jazzpianist Helmut Lörscher, der Jugendchor Voice-Event und Stefan Pflaum/Raimund Sesterhenn mit geistreichem alemannischen Sprachwitz, außerdem der Zauberer Sebastian und weitere Gäste, die allesamt ohne Gage auftreten.
25.1.2010


 

 

 

Erdbeben und die Medien

 

Die Hilfsorganisation World Vision Schweiz wirbt mit diesem Foto um Spenden

Bild: www.worldvision.ch

 


Wir sollten unser Entsetzen nicht mit Empörung verdrängen

200.000 Tote. Hunderttausende von Verwundeten. Kinder, die zu Waisen wurden. Menschen, die verstümmelt weiterleben müssen. Und wir reden über ein Titelfoto, das unseren Geschmack nicht getroffen hat. Sind wir gänzlich unsensibel für dieses Leid mit seinem unvorstellbaren Ausmaß?

Machen wir einen Versuch und stellen uns vor, wir stünden genau in diesem Moment im Erdbebengebiet. Wir sehen vielleicht einen kleinen Jungen liegen, dessen Beine zertrümmert wurden. Wir hören vielleicht eine junge Frau schreien, die nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Kinder verloren hat. Wir können den Geruch der Leichen unter den Trümmern riechen. Stopp, jetzt wird es unseriös. Wirklich? Oder ist uns das Leid nur zu nahe gekommen?

Wir sind ständig bemüht, einen zu direkten Kontakt mit dem Leid zu vermeiden. Behinderte und Kranke geben wir in geeignete Häuser. Für seelisch Leidende haben wir mehr Medikamente als mitfühlende Worte. Sterbenden reichen wir lebensverlängernde Geräte statt unsere Hand. Und drängt sich fernes Leid über den Bildschirm in unser Bewusstsein, schalten wir ab, damit diese Bilder unser Wohlbefinden oder das unserer Kinder nicht beeinträchtigen. Bin ich nun einigen Lesern zu nahe getreten? Gut so. Es war meine Absicht. Die vielen Leserbriefe, Mails und Anrufe sind für mich auch Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit. Wir sollten jedoch unser Entsetzen nicht mit Empörungen und Schuldzuweisungen verdrängen. Ich glaube, wir müssen dieses Bild in uns wirken lassen, bis wir den Schmerz über das, was da passiert ist, in seinem ganzen Ausmaß fühlen können. Haiti ist keine Sensation, kein Pressebericht. Haiti ist schreckliche Realität. Auch für uns. Ich denke nicht, dass die BZ mit dem Foto die Würde er Frau missachtet hat. Naturkatastrophen, Krankheit, Armut, Hunger tasten die Würde der Opfer an. Und es ist an uns, die Leidenden nicht allein zu lassen und ihre Not mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu lindern. Deshalb hoffe auch ich, dass das Foto eine breite Spendenbereitschaft auslösen wird, und ich danke Herrn Fricker für seine Erläuterungen
BZ-Leserbrief vom 20.1.2010 von Ingrid Groschupp, Bad Säckingen

 

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