Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

     
Globalisierung
Thema im Hochschwarzwald und Breisgau
 
   

Home >Gesellschaft >EineWelt >Industrie >Zukunft >Globalisierung

Blick vom Feldberg nach Süden über Wiesental und Hochrhein am 23.1.2008
Blick vom Feldberg nach Süden über Wiesental und Hochrhein am 23.1.2008


"Die vierte globale Revolution, die Erneuerbare-Energien-Revolution
- diese setzt auf hundert Prozent erneuerbare Energie und einen energet(h)ischen Imperativ,
also einen ethischen Imperativ, der Handeln für eine globale Energiewende einfordert."
Eicke R. Weber, Direktor des ISE, 6.11.2010

Globalisierung: Die Schafe im Schwarzwald werden geschoren von Neuseeländern. Die Wolle wird dann zum Waschen nach China verschifft, in Österreich wird sie gesponnen und in Osteuropa verarbeitet. Wem dient dies?
  

 

European Network Academy for Social Movements in Freiburg 9.-14.8

Die Europäische Attac-Sommerakademie ENA (für European Network Academy for Social Movements)  findet vom 9. - 14. August in Freiburg in den Räumen der Universität Freiburg stattfinden.
www.ena2011.eu

Interessante Workshops, Foren, Exkursionen sowie kulturellen Beiträge. Fünf Tage lang werden sich 800-1000 Aktive aus 25 Ländern untereinander austauschen, voneinander und miteinander lernen,
diskutieren, Wege und Strategien aus den weltweiten Krisen erarbeiten und die Handlungsfähigkeit sozialer Bewegungen weiterentwickeln. Soziale und politische Veränderungen können im Zeitalter der Globalisierung meist nur noch international erstritten werden. Auf diesem Weg ein gutes Stück voran zu
kommen, ist Ziel der ENA.

Bettenbörse
Unter http://link.attac.de/bettenboerse  können Angebote eingestellt und Gesuche eingesehen werden.
Wer lieber den Weg jenseits des Internets wählen möchte, melde sich bitte bei Barbara-Sabine Platz,
barbara-sabine.platz@attac.de , 0176-25735508 oder bei Carolin Franta, ENA-Vorbereitungsgruppe, Tel. 07243 - 90 367, 0176 - 5054 5994.

Infotische
Freiburger Gruppen, Vereine und Organisationen können wie die teilnehmen Gruppen aus den verschiedenen Europäischen Ländern während der ENA einen Informationstisch aufbauen. Diese werden an den Haupttagen von Mittwoch, 10. bis Samstag, 13. August vor den Räumen, in den die Workshops und Treffen stattfinden, entlang der Gänge im KG I stehen können. Die Informationsstände kosten nichts. Alle StandbetreiberInnen brauchen jedoch ein normales ENA Ticket oder eine Tageskarte.

Mithilfe beim Aufbau
Es werden noch tatkräftige Menschen gesucht, die am Dienstag, den 9. August, dem ENA-Eröffnungstag, morgens um 9 Uhr zum Platz der alten Synagoge kommen. Wir brauchen noch Männer und Frauen, die mit Tatkraft und guter Laune beim Aufbau des Cafeteria-Zeltes mithelfen! Zur Belohnung spendieren wir Ihnen / Euch Kuchen, Getränke und ein Mittagessen in der Mensa.
Es wäre total prima, wenn sich noch Leute finden würden, die Lust haben die ENA zu besuchen und sich vorstellen können in dieser Zeit bei der einen oder anderen Gesichte zu helfen. So eben auch
beim Aufbau. Bitte sagt / sagen Sie uns Bescheid. Am besten direkt bei Carolin Franta melden. Per Mail unter carolin.franta@attac.de  oder telefonisch 07243 - 90367

2.8.2011, EWF Freiburg



 

Deutschland weltweit am beliebtesten

Warum Deutschland am beliebtesten ist? Es gibt viele Staaten, die gerne die Marktanteile der Deutschen übernehmen würden und die sich darüber ärgern, dass Deutschland und die Deutschen weltweit am beliebtesten sind. Sie werfen den Deutschen das vor, was zugleich ihre größte Stärke ist: Dass sie im Grunde ihres Herzens völlig unpolitisch sind. Obwohl sich mancher amerikanische oder israelische Geheimdienstler freuen würde, wenn es auch in Deutschland politische Anschläge gäbe, macht der "internationale Terrorismus" hartnäckig einen großen Bogen um das Land der Dichter und Denker und seine friedlichen Nachbarn. ..... Die Beliebtheit ist die Folge einer jahrzehntelangen Ausgleichspolitik, die die Regierung Merkel trotz Afghanistan erfolgreich fortgesetzt hat. Nur ganz wenigen der derzeit 193 Staaten inklusive des Vatikanstaats gelingt es, ihren Bürgern dauerhaft und weitgehend Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit und Frieden zu bieten. Neben Deutschland war traditionell Japan der einzige größere Staat, der dies vermochte. Fukushima hat diesen Erfolg erstmals in Frage gestellt und Japan in eine tiefe Krise gestürzt. Es hat viele überrascht, dass Angela Merkel als Reaktion so schnell und relativ konsequent entgegen allen Erwartungen einen vollständigen Atomausstieg und die sofortige Abschaltung von sieben Atomkraftwerken beschlossen hat. Damit aber bleibt Deutschland möglicherweise der einzige der größeren Staaten, der einer großen Mehrheit seiner Bürger ansatzweise das bieten kann, was in Skandinavien und im Alpenraum, in Kanada, Australien und Neuseeland bereits seit Jahrzehnten Standard ist: eine menschenwürdige Grundexistenz als Aufforderung zur individuellen Selbstverwirklichung.
Alles zu "Eine Rehabilitation von Angela Merkel" von Alexander Dill vom 13.6.2011 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34895/1.html


Positive Views of Germany on the Rise in 2011 BBC Country Rating Poll
Germany was again the most positively viewed nation, with 62 per cent rating its influence as positive (up 3 points).



http://news.bbc.co.uk/2/shared/bsp/hi/pdfs/05_03_11_bbcws_country_poll.pdf

 

Der Wahn der globalen Industrialisierung

Atomdesaster in Fukushima, Ölhavarie im Golf von Mexiko, davor die Finanzkrise. Eine Katastrophe jagt die nächste. Die Politik und die betroffenen Unternehmen reagieren immer ähnlich: Zunächst versuchen sie, die Probleme zu vertuschen. Dann geben sie vor, sie hätten die Lage im Griff, um dann in einem plötzlichen Aktionismus an den Symptomen herumzukurieren. Einige Monate später läuft alles weiter wie bisher: Die US-Politik verteilt wieder Bohrlizenzen und die Großbanken spekulieren wie eh und je. Die Ursache der Probleme scheint dagegen tabu: Es ist die rasante weltweite Verbreitung des westlichen Industriesystems. Dass diese Entwicklung als Tabu behandelt wird, hat offensichtliche Gründe: Die Politiker haben diese Entwicklung vorangetrieben und die großen transnationalen Konzerne verdienen an ihr. Ausgangspunkt dieses Industrialismus ist die Wachstumsstrategie der Industrieländer in den 1970er- und 1980er-Jahren. Atomenergie und Kohlekraft lieferten die Energie für eine industrielle Massenproduktion von Kühlschränken über Autos bis hin zu Computern. Die Risiken der Großtechnologien wurden in Kauf genommen.
Mit der Überwindung des real existierenden Sozialismus 1989 wurde dieser Industrialismus global. Beseelt vom Wirtschaftsliberalismus schaffte die Politik weltweit Begrenzungen für den Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital ab. Seitdem können Anleger und Konzerne ihre Waren, ihre Fabriken und ihr Kapital um die Welt jagen. Und sie treffen in den Schwellenländern auf Eliten, die ihre Völker mit Hilfe westlicher Technologie und westlichen Kapitals aus der Armut führen wollen. Das Zauberwort Globalisierung meint nichts anderes, als dass nahezu die ganze Welt auf den Zug des großindustriellen Turbokapitalismus aufgesprungen ist, den der reiche Norden vorlebt. Chinesen, Inder, Indonesier, Brasilianer, Mexikaner – sie alle wollen so leben, so produzieren, so viel Energie verbrauchen, so viel Auto fahren wie Amerikaner, Europäer und Japaner. Und sie haben so lange ein Recht darauf, wie sich Amerikaner, Europäer und Japaner dieses Recht nehmen. So entstehen überall Industriekomplexe, Intensivfarmen, werden Kohlekraftwerke und Atomanlagen gebaut und geplant, in Erdbebengebieten, am Meer. Für diesen globalen Industrialisierungswahn werden Ressourcen geplündert, Meere verseucht, Regenwälder abgeholzt und Risikotechnologien eingesetzt – ohne Rücksicht auf Menschen, Tiere, Klima. Vor diesem Hintergrund ist der Begriff Naturkatastrophe unangebracht. Die Natur kennt keine Katastrophen, sondern nur Veränderungsprozesse. "Veränderungen wie ein Tsunami oder ein Erdbeben werden erst im Bezugshorizont menschlicher Zivilisation zur Katastrophe", sagt der Münchner Risikoforscher Ulrich Beck.
In Talkshows kann sich niemand vorstellen, dass es die Welt aushält, wenn alle so wirtschaften wie die Industrieländer. Und alle so leben, wie wir leben. Dennoch treiben Politik und Wirtschaft den globalen Industrialismus voran. In der EU und in der Welthandelsorganisation kennen die Verantwortlichen nur ein Ziel: den möglichst freien Welthandel. Ist der Welthandel jedoch frei, dann wird das Industriesystem zwangsläufig in alle Ecken der Erde exportiert. Auch Katastrophen konnten diesen Trend nicht stoppen. Dies könnte sich durch Fukushima ändern. Mit der Angst der Menschen wächst der politische Druck. Darin liegt die Chance für ein Umdenken. Das gilt zunächst für den Ausstieg aus der unbeherrschbaren Atomkraft. Das gilt aber auch für die gesamte industrielle Entwicklung. Bei knappen Ressourcen und wachsenden Risiken sind nur Volkswirtschaften zukunftsfähig, die anders wirtschaften: ressourcenleicht statt energieintensiv, flexibel an Mensch und Natur angepasst, dezentral und regional statt großindustriell und global.
Und es braucht ein neues Konzept von Globalisierung. Der weltweite Austausch von Produkten, die anderswo knapp sind, ist nützlich. Wird jedoch der globale Industrialismus zum Maß aller Dinge, müssen sich alle Länder den Spielregeln und Risiken dieses Industriesystems unterwerfen. Eine eigenständige Entwicklung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen, an den Gegebenheiten vor Ort orientiert, ist nicht mehr möglich. Für eine nachhaltige Entwicklung weltweit ist deshalb weniger Globalisierung mehr. Noch ist diese Neuorientierung der (Welt-) Wirtschaft ein Tabu. Doch Fukushima bietet die Chance, mit dem Nachdenken zu beginnen. Sonst gilt: Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe.
Wolfgang Kessler,  26.3.2011, Gastkommentar in der BZ
Der Autor ist Wirtschaftspublizist und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum


 

Globales Denken: Die Welt wird sich verändern

Lebens-Glück: Wer morgen wieder aufwacht und lebt, hat mehr Glück als über eine Million Menschen, die diese Woche nicht überleben werden. Wenn man die Bevölkerung der Welt gleichmässig auf ein Dorf mit 100 Einwohnern verteilen würde, setzt sich das Dorf ungefähr wie folgt zusammen:

57 Asiaten, 21 Europäer, 14 Amerikaner und 8 Afrikaner
52 Frauen und 48 Männer
30 Weiße und 70 Schwarze/Gelbe
30 Christen und 70 Nicht-Christen

Pro Jahr werden rund 83 Millionen Menschen neu geboren und 56 Millionen Menschen müssen sterben.
Wenn wir die Welt aus dieser Sicht betrachten, müssen wir erkennen, dass sich manches ändern wird. Bei den Menschen und bei den Medien. Deswegen brauchen wir Reformen. Nur wer sich ändert ist mein Freund (Goethe) - Nur wenn wir uns reformieren, schaffen wir neues Leben! Bei den vorstehenden Fakten brauchen wir keine Kriege, sondern eine Akzeptanz der Andersartigkeit von Ländern, Menschen und Religionen. Plus eine Erziehung zur Toleranz und Freiheit für die Vielfalt.
Werner Semmler, 20.11.2010, www.regionalia.de

 

Einbürgerung qualifizierter Ausländer: 3-Stufen-Modell der USA

Wir müssen allen qualifizierten Ausländern eine klare Perspektive auf dauernden Aufenthalt anbieten, bis hin zur Einbürgerung nach einfachen Regeln. Hier haben die USA ein sehr erfolgreiches Modell, das aus drei Stufen besteht. Die Erteilung einer ersten, befristeten Arbeitserlaubnis wird von der Qualifikation der/des Kandidaten/in und dem Nachweis einer Arbeitsstelle abhängig gemacht, für die keine geeignete heimische Kraft gefunden werden konnte. Im zweiten Schritt wird nach fünf Jahren die begrenzte Arbeitserlaubnis bei weiter bestehendem Arbeitsverhältnis in eine permanente Arbeitserlaubnis umgewandelt. Nach weiteren fünf Jahren hat man Anrecht auf Einbürgerung, das nur bei Vorliegen konkreter Hinderungstatbestände verweigert wird. In diesem Verfahren wird nicht gefragt, ob man seine alte Staatsangehörigkeit behalten möchte; dies bleibt eine ganz persönliche Entscheidung. Die USA waren mit diesem Verfahren in den vergangenen zwei Jahrhunderten äußerst erfolgreich. Was hindert uns eigentlich, dieses Modell auf unsere Verhältnisse anzupassen? Es eröffnete die Möglichkeit, Mitmenschen aus der rasch wachsenden Menge gut ausgebildeter Ausländer eine echte Lebensperspektive in Deutschland anzubieten.
Alles von Eicke R. Weber vom 7.8.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/meinung/kommentare/die-wirtschaft-brummt-aber-bald-fehlen-arbeitskraefte--33999062.html


 

Sarkozys Atomexportpläne gefährden die Zukunft

Bei einer aktuellen Konferenz in Paris forderte Frankreichs Staatspräsident die Finanzierung des Baus von Atomkraftwerken in Schwellenländern durch internationale Entwicklungsbanken. "Er verstehe
nicht, warum für Institute wie die Weltbank oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) die Unterstützung bei der Errichtung von Kernkraftwerken geächtet sei", sagte der französische
Präsident Nicolas Sarkozy laut Medienberichten bei einer zweitätigen Konferenz, die heute am Sitz der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris endet. Eines der vielen Länder in Spannungsgebieten, in die Herr Sarkozy gerne AKW verkaufen würde, ist Libyen. Der libysche Staatschef Gaddafi war erst vor wenigen Tagen wieder einmal "aufgefallen". Er hatte im Februar 2010 zum Dschihad gegen die Schweiz aufgerufen. "Der ungläubigen und abtrünnigen Schweiz, die die Häuser Allahs zerstört, muss der Dschihad erklärt werden", wurde er in verschiedenen Medien zitiert. Im Juli 2009 sagte der libysche Staatschef beim G-8-Gipfel: "Die Schweiz müsse zerschlagen und auf ihre Nachbarländer aufgeteilt werden". Gaddafis Sohn Hannibal wurde in der britischen "Sunday Times"
folgendermaßen zitiert: "Wenn ich eine Atombombe hätte, würde ich die Schweiz von der Landkarte fegen." Durch den Bau französischer Atomkraftwerke in Lybien könnte der Alptraum libyscher Atomkraftwaffen Realität werden. Der Präsident will für den Atomkonzern Areva Atomkraftwaffen an Libyen, Syrien, Marokko, Algerien und in andere Spannungsgebiete verkaufen. Er schloss u.a. mit Syrien und Libyen Abkommen zur Atomzusammenarbeit.
Warum haben Länder wie Pakistan oder Nordkorea Atomwaffen? Weil sie mit Hilfe der "friedlichen Nutzung der Kernenergie" Mittel und Wege gefunden haben, Atomkraftwaffen zu bauen. Und jedes alte und neue AKW (auch der neue Siemens Euroreaktor EPR) vergrößert die Gefahr für den Weltfrieden. Deutlich wird diese Gefahr auch beim Streit um das iranische und nordkoreanische Atomprogramm und die iranische und nordkoreanische Atombombe. Doch der erhobene Zeigefinger in Richtung Schwellenländer gilt nicht, wenn hinter diesem Zeigefinger eigene Atomwaffen, AKW und Urananreicherungsanlagen stehen. Auch darum brauchen wir den Atomausstieg. Eine, mit dem Unfall von Tschernobyl durchaus vergleichbare Katastrophe für die Menschheit, ist jedes neue Land, das mit Hilfe der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie und mit Hilfe von Herrn Sarkozy zum Atomwaffenstaat wird. Doch der französische Präsident sieht sich als Außendienstmitarbeiter
und Vertreter der französischen Atomkonzerne und gefährdet so die Zukunft und den Frieden auf der Welt.
Jean Jaques Rettig (CSFR),
Axel Mayer (Bund für Umwelt und Naturschutz)
9.3.2010, mehr auf http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/gaddafi-dschihad.html

 

Rohstoffe: Unternehmen und Staaten kaufen riesige Ländereien im Süden

Warum im Regenwald kein Öl gefördert werden soll

Die Globalisierung der Wirtschaft tritt in eine neue Phase. Große Unternehmen, ja ganze Staaten kaufen riesige Ländereien in den Ländern des Südens. Auf diese Weise wollen sie ihre Versorgung mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln für die Zukunft sichern. Während die Welt neu aufgeteilt wird, wehren sich die Opfer und deren Anwälte gegen die Investoren: Kleinbauern kämpfen um das Land, das sie ernährt. Umweltschützer fürchten, dass Böden zerstört und Regenwälder abgeholzt werden. Letztlich geht es um die Frage: Wem gehört die Welt?

Für die Aktionäre des südkoreanischen Automobilkonzerns Daewoo steht fest: Bald gehört eine riesige landwirtschaftliche Fläche in Madagaskar praktisch ihnen. Sie wollen, dass der afrikanische Staat 1,3 Millionen Hektar Ackerfläche für 99 Jahre verbindlich an Daewoo verpachtet – die Fläche entspricht etwa einem knappen Drittel der Schweiz. Das Unternehmen will sein Land auf diesem Boden mit Lebensmitteln, vor allem aber mit Agrotreibstoffen versorgen. Doch Daewoo ist nur ein Beispiel. Weltweit sind große Konzerne und Regierungen auf Einkaufstour. Libyen will in Mali Ländereien im fruchtbaren Niger-Delta aufkaufen, südafrikanische Farmer interessieren sich für zehn Millionen Hektar fruchtbaren Landes in der Demokratischen Republik Kongo. Seit mehreren Jahren roden Palmölkonzerne den Tropenwald auf Sumatra. Die großen Erdölkonzerne Chevron und Repsol wollen im riesigen Yasuni-Nationalpark in Ecuador nach Erdöl bohren. Und längst ist bekannt, dass chinesische Großinvestoren Ländereien in Afrika aufkaufen.
Viele Regierungen im Süden heißen die Investoren willkommen. Diese versprechen Kapital, moderne Technologien und Jobs, zuweilen sogar den Bau von Straßen und Schulen. So manche Wirtschaftsexperten in Afrika halten diese Großinvestitionen für viel bedeutender als die westliche Entwicklungshilfe. Sie sagen: Das hilft unserer Wirtschaft auf die Sprünge, während die Entwicklungshelfer nur an Symptomen herumkurieren und die Abhängigkeit der Armen von den Reichen zementieren.
Auf der anderen Seite ignorieren die Eliten im Süden die Kosten des Ausverkaufs ihres Landes. Für Olivier de Schutter, den UN-Beauftragter für das Recht auf Nahrung, fördert der großflächige Ausverkauf von Boden Hungersnöte. Denn: "Jeder zweite Hungernde auf der Welt ist Kleinbauer. Das Risiko ist groß, dass viele Menschen durch diese Landnahmen noch weiter in die Armut gedrückt werden." Dies gilt noch stärker für die indigenen Gemeinschaften, deren Lebensraum bedroht wird, während sie von dem künftigen Export an Rohstoffen bestenfalls Almosen abbekommen. Dies zumindest ist die Erfahrung von Indianern in Ecuador. Sie haben erlebt, wie ihre Wälder abgeholzt wurden und die Ölpipeline bereits zweimal geplatzt ist – mit der Folge, dass in großen Teilen der Region das Grundwasser verseucht ist. Das befürchten sie nun auch für den Yasuni-Nationalpark. Hinzu kommt, dass die großflächige Landwirtschaft für den Export von Nahrungsmitteln die Böden schnell auslaugt. Während die Investoren weiterziehen werden, bleiben die einheimischen Bauern mit unfruchtbaren Böden zurück. Umso wichtiger sind globale Strategien, um Gemeingüter wie Boden, Wasser und Regenwald vor der totalen wirtschaftlichen Verwertung zu schützen. Eine wichtige Initiative hat die Regierung Ecuadors gestartet. Sie will den 9800 Quadratkilometer großen Yasuni-Nationalpark unter Naturschutz stellen und die Ausbeutung von Erdöl durch Chevron verbieten – wenn die Gemeinschaft der Staaten ihr dafür einen Teil der entgangene Öleinnahmen ersetzt. 350 Millionen Dollar pro Jahr fordert Staatspräsident Correa. Die Initiative hat in Deutschland und Großbritannien große Resonanz gefunden. Beide Länder wollen je 30 bis 50 Millionen Dollar aufbringen. Ziehen andere mit, dann könnte das Geschäft schon auf dem Klimagipfel in Kopenhagen in diesem Dezember über die Bühne gehen.

Das Gemeinwohl gegen Einzelinteressen verteidigen
Es wäre eine Alternative zur zunehmenden Aneignung der Ressourcen durch global agierende Großinvestoren. Zum ersten Mal würden Millionen Dollar aufgewendet, um einen Rohstoff im Regenwald zu lassen und diesen Wald und seine Bewohner zu schützen. Es wäre der Einstieg in eine globale Politik, die die Interessen der Menschen vor Ort und die Natur – eben das Gemeinwohl – vor mächtigen Einzelinteressen schützt.
Wolfgang Kessler,  29.8.2009, Gastkommentar in der BZ
Der Autor ist Wirtschaftspublizist und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum

 

Websperren, Internet Governance: Deutsche Politik abgehängt

Die Entrüstung über "das Böse im Internet" erhellt die Abgehobenheit eines Teils der deutschen politischen Elite von der Wirklichkeit im Informationszeitalter
.....
Mit der Territorialhoheit des Souveränitätsprinzips zu operieren ist doch viel zu kurz gedacht, wenn der Cyberspace Grenzen wie nie zuvor obsolet gemacht hat. Im eigenen Land die nationale Rechtsordnung strikt anzuwenden, ist ja vernünftig, es ist aber schon lange nicht mehr hinreichend. Wo ist die internationale Initiative der Bundesfamilienministerin, um im globalen Rahmen gegen das vorzugehen, was sie zu Recht als schändlich und menschenverachtend ansieht? Warum geht sie nicht gegen jene Regierungen vor, die Banken beherbergen, die Konten führen, auf denen die Gelder landen, die für Online-Kinderpornographie bezahlt werden? Es hat wenig Sinn den Esel zu schlagen, wenn man den Reiter meint. Dem Finanzminister Steinbrück ist es ja auch gelungen, von der Schweiz die Herausgabe von Namen und Adressen krimineller Steuerhinterzieher zu erwirken. Die weiter anschwellende Debatte "Von der Leyen vs. Internet Community" macht auch deutlich wie viele Missverständnisse und Kommunikationslücken es im politischen Dialog in Deutschland gibt, wenn es um die Zukunft der Informationsgesellschaft geht. Da ist die von Frau von der Leyen aus der Luft gegriffene Behauptung, die Internet-Community würde das Internet als rechtsfreien Raum begreifen. Kein ernst zu nehmender Vertreter der Internet-Community hat das je behauptet. Diese Debatte hat bereits in den 90er Jahren stattgefunden. Was offline rechtswidrig ist, wird online nicht legal. Wer würde das in Frage stellen? Gelddiebstahl im Cyberspace bleibt eine Straftat. Internetfreiheit ist nicht die Quelle für Cyberkriminalität und die Einschränkung von Freiheitsrechten für alle nicht das Mittel, um wenige Verbrecher zur Strecke zu bringen. Das Problem von Rechtsverletzungen im Cyberspace ist ja nicht das Fehlen von Rechtsinstrumenten, sondern das niedrige Niveau der internationalen Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung und das noch niedrigere Niveau der Harmonisierung von nationalen Rechtssystemen bei Schlüsseldelikten
.....
Die Informationsgesellschaft ist globaler, komplexer und viel differenzierter als es die Industriegesellschaft war und ist. Wird diese Komplexität ignoriert und verweigert man sich einer Modernisierung der Politik, richten gut gemeinte insulare Lösungen mehr Schaden an als Nutzen. Einfach sperren - d.h. "Augen zu", wenn Böses auf dem Laptop erscheint - ist so innovativ wie die Einführung des "Index Librorum Prohibitorum" durch die katholische Kirche nach Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks. Wie soll man zum Beispiel mit dem im deutschen Strafrecht verankerten Verbot von Nazipropaganda umgehen? Die Publikation von Adolf Hitlers "Mein Kampf" ist in Deutschland eine Straftat, in den USA ist sie durch das "1st Amendement" verfasssungsrechtlich als "free speech" geschützt. Beim Online-Buchhändler "Barnes&Nobles" kann man Hitler in englischer Übersetzung für 17.00 $ kaufen. Was also sollten nach von der Leyens Ansicht die deutschen Behörden tun? Im Grunde müsste jedes aus den USA kommende Buchpaket geöffnet werden, um herauszufinden, ob darin Hitlers "Mein Kampf" ist. Das Buch würde dann konfisziert und der Empfänger eine Mitteilung über die Rechtswidrigkeit seiner Bestellung bekommen. Oder man müsste jede von einem deutschen Server ausgehende Bestellung bei "Barnes&Nobles" überprüfen, ob Hitlers "Mein Kampf" bestellt wird. Und was macht das BKA, wenn ein Deutscher in Paris (oder von den Fidschi-Inseln) das Buch für seinen Freund am Starnberger See bestellt? Und was, wenn das Buch als "attached PDF-File" an einer E-Mail dranhängt? Das Beispiel zeigt die Grenzen unserer traditionellen Instrumente. Es sagt aber nicht, dass man nichts gegen die Verbreitung von Nazipropaganda tun könne oder solle. Es sagt aber, dass man herausgefordert ist, neue Methoden und Instrumente zu entwickeln, um universellen Wertvorstellungen, Menschenwürde und Recht Geltung zu verschaffen. Die Schwachstelle ist doch, dass Regierungen es versäumt haben, innovative Politikmodelle für die globale Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.
....
Mit Internet Governance hat sich die deutsche Regierung nicht beschäftigt: Die deutsche Bundesregierung hat sich, wie viele andere Regierungen, nie ernsthaft mit dieser Aufforderung nach mehr Kreativität auseinandergesetzt. Die Bundesregierung hat sich auch eher zurückgehalten bei den globalen Debatten zu Internet Governance im Rahmen des UN-Weltgipfels zur Informationsgesellschaft (WSIS). Zu den beiden WSIS-Gipfeln in Genf 2003 und Tunis 2005 kam weder der Kanzler noch ein Minister. Die Bundesregierung ließ sich von einem Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium vertreten. Auch das 2006 gegründete UN Internet Governance Forum (IGF) - in Anlehnung an das Weltwirtschaftsforum das "Davos des Internet" genannt - steht nicht auf der Prioritätenliste des politischen Berlins. Nicht ein einziges Mitglied des Deutschen Bundestages ist bislang bei einem der jährlichen IGFs aufgekreuzt. Man kann darüber spekulieren, ob die peinliche Ignoranz ihre Quelle mehr in Unwissenheit oder Überheblichkeit hat, Fakt ist, dass die Erkenntnisse des zehnjährigen globalen Diskussionsprozesses zu "Internet Governance" in die Bundespolitik bislang nicht eingeflossen sind. Eine der innovativen Säulen des neu entstehenden Internet Governance Modells ist das Prinzip des "Multistakeholderismus", d.h. die gleichberechtigte Mitwirkung von Regierung, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und der technischen Community bei der Entwicklung von Politiken für das Internet. Das Internet hat keine Zentralregierung. Kein "Stakeholder" - weder die Regierung noch die nicht-gouvermentalen Gruppen - und keine Organisation - weder ICANN noch die ITU - ist allein in der Lage, das Internet zu "regieren". Lösungsmöglichkeiten eröffnen sich nur dann, wenn die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Gruppen kreativ, innovativ und gleichberechtigt zusammengebracht werden.

Websperren: Internetpolitik von Gestern Alles von Wolfgang Kleinwächter vo 24.8.2009 lesen auf
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30904/1.html
Wolfgang Kleinwächter ist Professor für Internet Politik und Regulierung an der Universität Aarhus und persönlicher Berater des Vorsitzenden des UN Internet Governance Forums (IGF)


 

Erde vom Satelliten aus gesehen

Erdkunde, USA bei Nacht mit dem gewaltigen Stromverbrauch

Download Powerpoint-Präsentation mit eindrucksvollen Bildern >erde-satellite-strom.pps (1.38 MB)

 

Bildung-weltweit.de - Tor zu Bildungsinformationen aus aller Welt

Das Informationsportal "Bildung weltweit" des Deutschen Bildungsservers wurde technisch und gestalterisch überarbeitet und verfügt jetzt über aktuellere und umfassendere Inhalte sowie eine flexiblere und komfortablere Nutzerführung. Als eine inhaltliche Neuerung trägt "Bildung weltweit" nun unter dem Stichwort "Themen" ausgewählte internationale Informationen zu sieben Bereichen zusammen: Übergreifende Informationen, Elementarbildung, Schule, Berufsbildung, Hochschule, Erwachsenenbildung und Wissenschaft/Forschung. Darüber hinaus haben die Nutzerinnen und Nutzer Zugriff auf zahlreiche Datenbankangebote, darunter "BildungsSysteme International", die renommierte FIS Bildung Literaturdatenbank und die Zeitungsdokumentation Bildungswesen. Über diese Datenbanken werden verschiedenste Informationsquellen - Printmedien wie Online-Ressourcen - in einem Angebot zusammengeführt. Dossiers vertiefen Themen und runden das Informationsangebot ab.
http://www.bildung-weltweit.de
Ansprechpartnerin: Gertrude Cseh, E-Mail: cseh@dipf.de
Ausführliche Pressemitteilung:
http://www.bildungsserver.de/link/presseinfo_bildung_weltweit

 

Waldkircher Erklärung: Skandal ohne Grenzen – Waffenlieferungen stoppen

Trotz aller gesetzgeberischen und politischen Vorkehrungen stiegen die deutschen Waffenexporte in den vergangenen Jahren stetig - zuletzt sogar rasant - an. Wie das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI errechnete, steigerte Deutschland den Export konventioneller Waffen von 1,5 Milliarden Dollar im Jahre 2005 auf – sage und schreibe – 3,8 Milliarden im Jahre 2006. Damit avancierte Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt. Gleich hinter den USA und Russland. So geschehen 17 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung und trotz eines weitgehend befriedeten europäischen Kontinents. Dieser dramatische Zuwachs ist nicht im Mindesten nachvollziehbar.

Mit dem Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG), dem Außenwirtschaftsgesetz (AWG) und den „Politischen Grundsätzen der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern“ verfügt die Bundesrepublik Deutschland zwar über ein im internationalen Vergleich als restriktiv geltendes Rüstungsexportkontrollregime, aber diese Regelungen haben den Skandal ohne Grenzen nicht verhindert. Führender Empfänger deutscher Waffen sind Staaten, die kriegerische Konflikte führen. Ein bedeutender Anteil der deutschen Waffentransfers erfolgt ausgerechnet in die Entwicklungsländer, die Entwicklungshilfe beziehen. In beträchtlichem Umfang wurden deutsche Waffen an Länder in Krisen- und Kriegsgebiete des Nahen Ostens, Asiens und Afrikas verkauft. Dabei wurde und wird der Grundsatz, nicht in Spannungsgebiete und nicht an menschenrechtsverletzende Staaten zu liefern, offensichtlich zunehmend missachtet. Häufig verschwinden die Waffen in staatlich unkontrollierbaren Grauzonen von Bürgerkriegskonflikten. Denn Reexporte an Drittstatten werden de facto nicht kontrolliert. Mit großer Sorge verfolgen wir auch Lizenzvergaben zum Nachbau deutscher Waffen. Laut Schätzungen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes sterben rund 95 Prozent aller Opfer durch so genannte „Kleinwaffen“, also Gewehre, Pistolen, Mörser und Minen. Deutschland zählt seit Jahren zu den führenden Kleinwaffenexporteuren weltweit.

  • Wir sehen in der Entwicklung der deutschen Waffenexporte einen Skandal ohne Grenzen.
  • Wir fordern, dass dieser Entwicklung Einhalt geboten wird. Ziel deutscher Politik muss eine Welt sein, in der Konflikte mit zivilen Mitteln gelöst werden.
  • Die Bundesregierung darf sich nicht länger von dem Totschlagargument irreführen lassen, deutsche Arbeitsplätze müssten gesichert werden. Diese Behauptung ist unzutreffend: Mit dem Geld, das für staatliche Subventionen an die deutsche Rüstungsindustrie und für Waffenkäufe aufgewendet wird, könnten ungleich mehr Arbeitsplätze im Zivilbereich geschaffen werden.
  • Die Bundesregierung soll sich auch nicht mit dem Argument beruhigen, im Falle eines deutschen Rückzugs würden eben andere die Waffen liefern. Steigt Deutschland aus dem Geschäft mit dem Tod aus, so kann dies eine positive Signalwirkung für andere rüstungsexportierende Staaten haben.
  • Wir fordern die Mitglieder der Bundesregierung, des geheim tagenden Bundessicherheitsrates und die Parlamentarier nachdrücklich auf, sich auf ihre friedensethische Verantwortung zu besinnen.
  • Wir fordern sie auf, mit gutem Beispiel voranzugehen, den Export von Waffen und Munition äußerst restriktiv zu handhaben.
  • Wir fordern die Bundesregierung zum vollständigen Verzicht auf staatliche Absicherungen von Rüstungsgeschäften auf (Hermes-Bürgschaften).
  • Wir fordern mehr Transparenz: Bundestag und Öffentlichkeit müssen vor den Entscheidungen über Rüstungsexporte informiert werden.

Wir fordern von den deutschen Rüstungsunternehmen den Verzicht auf den Ausbau von Produktionskapazitäten zur Systemführerschaft. Stattdessen sollten die Vorstände der waffenproduzierenden Unternehmen zur Sicherung der Arbeitsplätze umgehend Maßnahmen der Konversion einleiten, also der Umstellung der militärischen auf eine sinnvolle zivile Fertigung.

Erstunterzeichner/innen: Prof. Dr. Wolfram Wette, Historiker, SPD Waldkirch Dr. Bernhard Moltmann, Vorsitzender der Fachgruppe Rüstungsexportpolitik der „Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung“ (GKKE) Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des Deutsches Aktionsnetzes Kleinwaffen Stoppen (DAKS) Jürgen Höfflin, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Südbaden (DGB), Sabine Wölfle, Vorsitzende der SPD Waldkirch Stephan Möhrle, Vorstandsmitglied im RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.) Paul Russmann, Geschäftsführer der Kampagne gegen Rüstungsexport bei Ohne Rüstung Leben (ORL) Fabian Sieber, in Vertretung des Generalsekretärs der deutschen Sektion von Pax Christi Markus Weber, Geschäftsführer der Bistumsstelle Pax Christi Freiburg Prof. Dr. Herbert Schweizer, Katholische Arbeiterbewegung (KAB) Christoph Bayer, SPD-Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg Dietrich Elchlepp, MdEP a.D., SPD Alexander Kauz, Die Linke und viele andere mehr
Weitere Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sind willkommen.
Für inhaltliche Nachfragen stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Wolfram Wette, wettewolfr@aol.com
Jürgen Grässlin, Tel. 0761-76 78 208, Mob. 0170-611 37 59, j.graesslin@gmx.de 

29.3.2009,  http://www.paxchristi-freiburg.de/html/waldkircher_erklaerung_2007.html
www.rib-ev.de/shared/waldkircher_erklaerung.pdf

Aktion Aufschrei - gegen Rüstungsexporte >Waffen (16.12.2010)
Signal gegen Waffenexport: Waldkircher Erklärung - 15000 Unterschriften  >Waffen (18.9.2009)

 

Siko in Buchenbach: Unsere Stärke ist die Spezialisierung

Blick nach Westen zur "Wurzel" bei Siko am 8.2.2008 Blick nach Westen zur "Wurzel" bei Siko am 8.2.2008 - Bild Ekke

Schon vor mehr als 40 Jahren wurde auf dem kleinen Hügel am Ortseingang von Unteribental das Fundament für die heute weltweit operierende Firma "Siko GmbH" geschaffen. Heute wird das erfolgreiche Unternehmen von Horst Wandres geleitet. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Hubert Andris legt Horst Wandres dar, wie deutsche Unternehmen im globalen Markt erfolgreich sein können. Dass bei aller "Globalisierungshektik" der Erfolg nur durch eine gesunde Basis in der Heimat möglich wird, wird versinnbildlicht durch das Kunstwerk "Die Wurzel" auf dem Betriebsgelände.

BZ: Auf dem Betriebsgelände ihrer Firma wurde ein nicht zu übersehendes Kunstwerk , das sich "Die Wurzel" nennt, aufgestellt. Wer hat das Kunstwerk entworfen und was für Gedanken stecken dahinter?

Wandres: Das Kunstwerk "Die Wurzel" ist ein gemeinsamer Entwurf mit Daniel Rösch, Steinbildhauer in Stegen. Der größte Anteil zu diesem Werk hat die Natur selbst beigetragen. Unsere ethische und kulturelle Wurzel liegt in Europa mit seiner humanistischen Tradition. Das hat durchaus Vorteile im weltweiten Konkurrenzkampf. Nachteile bei der Kostenseite sind ja nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen Kreativität und Ideenreichtum von Unternehmen und Mitarbeitern gerade in unserer Region. Globalisierung bedeutet erbarmungslosen Wettlauf unter den Unternehmen. Die "Humusdecke" zwischen Gewinn und Verlust ist extrem dünn. Deshalb müssen Firmen heute weltweit fest verwurzelt sein bei ihren Kunden. Die Abteilungen einer Firma müssen zentral zusammenarbeiten und miteinander verflochten sein. Auch müssen Abteilungen möglichst gleich stark gewichtet sein und die Mitarbeiter sich fest verankert sehen im Unternehmen. Das ist die beste Voraussetzung, um Stürmen aus allen Richtungen, also nicht nur wie gegenwärtig dem aus dem Osten, gewachsen zu sein.

BZ: Wir erleben den Aufstieg neuer Wirtschaftsmächte wie Indien oder China. Manche prophezeien bereits einen neuen "Weltkrieg um Wohlstand" . Wie kann sich Deutschland auf Dauer gegen die Konkurrenz aufstrebender Billiglohnländer behaupten?
Wandres: Mehr als 80 Prozent der erwerbstätigen Menschen auf der Welt haben Monatseinkommen von unter 200 Dollar. Diese Menschen wollen künftig an unserem Wohlstand teilnehmen, was ethisch ja auch nur gerecht sein kann. Auf Dauer können wir uns auf dem Weltmarkt nur behaupten, wenn wir — Staat und Unternehmen — unsere Ausbildungssysteme an die wechselnden Anforderungen der Globalisierung ständig anpassen. Der derzeitige Mangel an Fachkräften zeigt, dass die Chancen der Globalisierung unterschätzt werden.

BZ: Zurzeit erleben wir die zweite Welle der Internationalisierung. Wie viele Wellen folgen noch, wie viel Potenzial steckt in der Globalisierung und mit welchen Produkten können in Zukunft deutsche Firmen im Ausland punkten?
Wandres: Gegenwärtig schweben wir in der asiatischen Welle, die uns weit weg von den USA nach Asien trägt. Ob einmal eine Welle nach Afrika trägt, ist aus heutiger Sicht spekulativ, aber nicht auszuschließen. Das Potenzial der Globalisierung ist sicherlich noch enorm. Wir beliefern den Maschinenbau weltweit mit Messsystemen für die Weg- und Winkelmessung im Maschinenbau. Hier sind gerade in Asien enorme Zuwächse zu verzeichnen.Wurden vor einigen Jahren in China noch Maschinen zum Beispiel für die Holz- oder Blechbearbeitung vorwiegend aus Europa oder Japan beschafft, werden diese heute selbst im Land produziert. Durch die Auslagerung der Produktion europäischer Unternehmen nach China wurde leider auch sehr viel Knowhow transferiert oder auch "verschenkt" . Der Markt für unsere Siko-Messsysteme ist eher ein Nischenmarkt mit vielen Produktvarianten. Durch unsere hohe Spezialisierung können wir flexibel und schnell auf Wünsche der Maschinenbauer in Europa und Asien reagieren — das ist unser Vorteil.
BZ: Vor 44 Jahren wurde das Fundament für die heutige Siko GmbH geschaffen. Heute wird das Unternehmen von der zweiten Generation geleitet. Die Aufbaujahre waren sicherlich nicht einfach. Wandres: Mein Vater Günther Wandres war ein temperamentvoller und ideenreicher Unternehmer. In den Gründerjahren wurden neben mechanischen Positionsanzeigen und Handrädern für den Maschinenbau auch Kaffeemaschinen, Getränkeautomaten und Ballpumpen vertrieben. In den Anfangsjahren wurde alles verkauft, was Geld brachte, schließlich mussten sechs Kinder ernährt werden. Heute konzentrieren wir uns auf Messsysteme für Weg- und Winkelmessung und in jüngster Zeit auch auf Antriebstechnik für den Maschinen- und Anlagenbau. Hier arbeiten wir an einer ständigen Spezialisierung, um im Kampf um weltweite Marktanteile bestehen zu können.
8.2.2008, BZ

 

Keine Alternative zu ethischem Handeln - Novartis Stiftung

BZ-Interview mit Klaus M. Leisinger über Medikamente für die Ärmsten, Steuern für Schurkenstaaten und Strafen für Korrupte

BZ: Erschöpft sich die Moral eines Unternehmens darin, wie der US-Ökonom Milton Friedman sagte, Gewinn zu erzielen, angemessene Löhne zu zahlen — und im besseren Fall Jobs zu schaffen?
Leisinger: Heute eindeutig nicht mehr. Die Menschen erwarten anders als vielleicht vor 40 oder 50 Jahren von Unternehmen, dass sie nicht nur diese Kernaufgaben erfüllen und dabei alle Gesetze einhalten, sondern sich darüber hinaus um soziale Belange kümmern und ökologisch nachhaltig arbeiten. Über diese Ansprüche kann ein Unternehmen nicht einfach hinweggehen, wenn es nachhaltig Erfolg haben will. Es kann sich aber nicht von all den vielfältigen Forderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen vor sich her treiben lassen, um am Ende festzustellen, dass es seine Kernaufgaben nicht erfüllt. Es kann zum Beispiel nicht die Aufgabe von Novartis sein, all seine Medikamente zu verschenken. Vertrauen sollte sich ein Unternehmen vor allem damit erwerben, in dem es seine Kernaufgabe erledigt. Für ein Pharmaunternehmen bedeutet das, neue Medikamente zu erforschen und auf Märkten erfolgreich anzubieten. Erfolg in der Kernaufgabe bedeutet auch, dass Kranken geholfen wird.

BZ: Haben die Ärmsten ein Recht darauf, ein Medikament zu bekommen, obwohl sie es nicht bezahlen können?
Leisinger: Ja, die Vereinten Nationen haben ein Recht auf Gesundheit anerkannt. Aber die Frage ist, wer die Pflicht hat, dieses Recht zu erfüllen. In der Pflicht stehen in erster Linie die Nationalstaaten und die internationale Gemeinschaft, nicht die Produzenten. Wenn aber ein Unternehmen zum Beispiel allein über ein Medikament gegen eine Armutskrankheit verfügt, kann es nicht einfach auf die Pflicht der Staaten verweisen. Die Menschen moderner Gesellschaften erwarten von diesem Unternehmen, dass es das Medikament zu niedrigen Preisen oder gar kostenlos abgibt. Novartis hat eines der besten Mittel gegen Malaria. In der Schweiz kostet das etwa 60 Dollar. Novartis gibt es jedoch für einen Dollar pro Behandlung an die Weltgesundheitsorganisation ab. Diese hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass es zu den bedürftigen Patienten kommt. Unsere Medikamente gegen Lepra werden seit Jahren kostenlos abgegeben.

BZ: Novartis verzichtet im Kampf gegen Krankheiten auf einen Teil des Gewinns?
Leisinger: Das Unternehmen verzichtet beim Malaria-Projekt nicht nur auf Gewinn, sondern schießt Millionenbeträge ein. Für alle Medikamenten-Hilfsprogramme, das heißt Lepra, Malaria, Tuberkulose und Leukämie fallen pro Jahr fast eine Milliarde Schweizer Franken an. Solche Programme werden von uns als moralische Verpflichtung angesehen. Das ist keine legale Pflicht, die sich auf alle Medikamente übertragen lässt.

BZ: In einem anderen Fall hat sich Novartis aber ganz anders verhalten. Nachdem ein indisches Gericht entschieden hatte, dass die Konkurrenten Nachahmerprodukte eines Mittels gegen Blutkrebs produzieren dürfen, hat Novartis in Indien geplante Investitionen im dreistelligen Millionenbereich gestoppt. Eine Bestrafungsaktion?
Leisinger: Es ist nicht so, wie Sie das darstellen. Novartis hat in Indien geklagt, weil einem Mittel gegen Leukämie das Patent verweigert wurde, obwohl Novartis ein solches Patent bereits in 50 Staaten bekommen hatte, auch in China. Es kam eine politische Komponente hinzu. Die indische Generikaindustrie (stellt Nachahmerprodukte her — d. Red.) ist eine der produktivsten der Welt. In diesem Fall wurde meines Erachtens die nationale Gesetzgebung beeinflusst von den Interessen der örtlichen Produzenten. Investitionen in Forschungseinrichtungen, und darum geht es hier, wird man nur dort tätigen, wo man sicher sein kann, dass das intellektuelle Eigentum geschützt wird.

BZ: Wo wird Novartis seine Investitionen denn nun durchführen?
Leisinger: Novartis ist gegenwärtig dabei, einen Forschungscampus in Schanghai aufzubauen.

BZ: Die Chinesen schützen Patente für Medikamente besser als die Inder?
Leisinger: In diesem Fall eindeutig ja.

BZ: Darf ein Unternehmen in einem Land Steuern zahlen, in dem die Staatsgewalt Menschenrechte mit Füßen tritt?
Leisinger: Es gibt eine Vielzahl von Menschen, die so argumentieren, nämlich dass sich ein Unternehmen zum Komplizen eines Unrechtsstaates macht, wenn es ihm Steuern zahlt. Ich halte das für sehr weit hergeholt. Worauf das Unternehmen aber sehr wohl achten muss, ist, und so steht es im Global Compact, dass es nicht von Menschenrechtsverletzungen profitiert und nicht direkt mitschuldig wird an Menschenrechtsverletzungen. Es gibt viele Hinweise darauf, dass die Präsenz von multinationalen Unternehmen in solchen Ländern dazu führt, dass die Menschen dort höhere Ansprüche an ihren Staat stellen. Die Politik gerät unter Druck und das führt letztlich auch dazu, dass sich die Menschenrechtslage verbessert.

BZ: Soll ein Unternehmen seinen Angestellten in China dieselben Arbeitsbedingungen bieten wie in Deutschland?
Leisinger: Dass wir an allen Produktionsstandorten, auch in China, alles tun, die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen und Umweltschäden zu verhindern, ist selbstverständlich. Aber es wäre nicht sinnvoll, in allen Staaten gleich hohe Löhne zahlen, da die Waren- und Dienstleistungskörbe völlig unterschiedlich sind und auch die Kaufkraftparitäten.

BZ: Ist ethisch sauberes Verhalten schwieriger geworden, weil die Aktionäre eine möglichst hohe Rendite wollen?
Leisinger: Zu ethischem Handeln gibt es keine Alternative — das wissen auch die Aktionäre, die Novartis-Aktien kaufen. Die Aktionäre ermutigen uns eher, bei ethischen Selbstverpflichtungen so viel wie möglich zu tun und nicht so wenig wie nötig. Es kommt eben darauf an, ob ein Aktionär nur kurzfristig seine Jahresdividende maximieren will oder ob er in ein Unternehmen investieren will, von dem er fünf oder zehn Jahre lang eine gute, eine verlässliche und eine risikofreie Rendite erwartet. Es gibt viele Hinweise darauf, dass diejenigen Unternehmen, die sich verantwortungsvoll verhalten, längerfristig besser fahren, weil sie weniger Risiken eingehen.

BZ: Lässt sich das beweisen?
Leisinger: Wenn das so einfach wäre, hätten wir ja keine Probleme, da sich alle schon des Gewinnes wegen ethisch verhielten. Die Sache ist komplexer: Von 700 Studien zu diesem Thema geben etwa 350 an, einen Beweis dafür zu liefern. Aber Ursache und Wirkung lassen sich nicht genau bestimmen. Ist ein Unternehmen profitabler, weil es sich ethisch korrekt verhält? Oder verhalten sich die Unternehmen ethisch korrekt, die ohnehin profitabel sind? Aber dennoch: Es gibt viele Hinweise auf die Plausibilität des Arguments, dass sich verantwortungsvolles Handeln mittel- und langfristig rechnet.

BZ: Ist es nicht eher so, dass sich die unsauberen Konkurrenten darüber freuen, wenn sich ein Wettbewerber höhere Standards setzt und sich damit selbst ausbremst?
Leisinger: Kurzfristig sind die Guten tatsächlich viel zu oft die Dummen. Das liegt unter anderem daran, dass sie von der Öffentlichkeit, auch von den Medien, nicht differenziert genug beurteilt werden, obwohl sie different handeln. Ich höre und lese selten, dass sich einige Pharmaunternehmen um einen preiswerten Zugang zu Medikamenten für die Ärmsten bemühen und andere nicht. Ich höre und lese in der Regel nur von der profitgierigen Pharmaindustrie, der alle sozialen Missstände völlig egal sind. Das finde ich unangemessen und ungerecht. Aber man darf unternehmerisches Handeln nicht davon abhängig machen, ob man heute von außen Applaus bekommt oder nicht. Man muss sich als Unternehmen klar darüber werden, welche Standards man setzen will und sie durchhalten, selbst dann, wenn es die Öffentlichkeit noch nicht wahrnimmt, dass man diese Standards hat. Mit der Zeit wird sich verantwortungsvolles Handeln herumsprechen.
BZ: Gelten für chinesische Produzenten dieselben moralischen Standards wie für europäische, solche, die auch weit über das chinesische Recht hinausgehen?
Leisinger: Ich möchte keine moralischen Urteile über ganze Länder fällen. Viele chinesische, indische, indonesische oder brasilianische Unternehmen befinden sich in einer Aufbauphase, die den Bedingungen unserer 50er Jahre entspricht. Da stellten sich in Europa auch andere Probleme. Es kommt auch darauf an, ob ein chinesisches Unternehmen für den Heimmarkt oder den Export in Industrieländer produziert. Während meiner Arbeit für den UN-Generalsekretär Kofi Annan hielt ich einmal in Schanghai einen Vortrag zum Thema der unternehmerischen Verantwortung. Danach kamen drei chinesische Unternehmer zu mir. Sie sagten, dies sei zwar ein interessanter Vortrag gewesen, aber ich solle doch jetzt einmal ehrlich sein. Warum, so argumentierten sie, sollen wir in China uns an diese hohen Standards halten? Wenn ihr das nicht wollt, müsst ihr es auch nicht, habe ich geantwortet, falls ihr nur für den chinesischen Markt produziert. Ihr müsst es aber dann, wenn ihr eure Produkte international bekannten Unternehmen verkaufen wollt. Käme nämlich ans Tageslicht, dass bei euch unmenschliche Produktions- und katastrophale Umweltbedingungen herrschen und würde transparent, dass ihr einer der Zulieferer eines solchen Unternehmens seid, dann hätte das Unternehmen in Europa oder in den USA ein Riesenproblem und würde nicht mehr von euch kaufen.
BZ: Siemens wird wohl als erster deutscher Konzern eine immense Strafe wegen Korruption zahlen müssen. Diese Strafe wird von der US-Börsenaufsicht kommen, nicht aus Deutschland.
Leisinger: Ich kann nicht beurteilen, was im Einzelnen bei Siemens schief gelaufen ist. Klar ist aber, dass etwas schief gelaufen ist. Die Strafe der amerikanischen Börsenaufsicht könnte mehrere Milliarden Dollar betragen. Die Kontrolleure werden wohl auch damit argumentieren, dass Siemens ethische Selbstverpflichtungen unterschrieben und dennoch dagegen verstoßen hat. Dies ließe sich auch so interpretieren, dass Siemens jene Anleger getäuscht hat, die ethisch sauber investieren wollten. Ethische Selbstverpflichtungen wie der Global Compact sind mehr wert als das Papier, auf das sie geschrieben sind. Strafen bezahlt ein Unternehmen immer zu Lasten seines Gewinns. Korruption führt so zu Gewinnvernichtung. Zudem ist die Öffentlichkeit viel aufmerksamer und kritischer geworden, auch was Korruption angeht. Deshalb ist es im wohlverstandenen Eigeninteresse, dass ein Unternehmen intern alle Kontrollmechanismen einsetzt, um solche Verstöße zu verhindern.
BZ: Speist sich unternehmerische Ethik letztlich aus Eigennutz?
Leisinger: Im wohlverstandenen Sinn ja.

Klaus M. Leisinger
Klaus M. Leisinger wurde 1947 in Lörrach geboren. Er studierte Ökonomie und Sozialwissenschaften in Basel und wurde mit einer Arbeit über die Gesundheitspolitik für die am wenigsten entwickelten Länder zum Professor. Leisinger ist Präsident der Novartis-Stiftung für nachhaltige Entwicklung. Der Pharmakonzern, der 2007 etwa 6,5 Milliarden US-Dollar Gewinn machte, finanziert die Stiftung. Leisinger doziert über Unternehmensethik und Globalisierung an den Universitäten Basel und Harvard. Er beriet UN-Generalsekretär Kofi Annan in Fragen des Global Compacts

Ronny Gert Bürckholdt , 2.2.2008, www.badische-zeitung.de

Global Compact
Der Global Compact ist ein Pakt zwischen den Vereinten Nationen und Unternehmen, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. 3700 Firmen haben unterzeichnet, 123 deutsche — auch Siemens. Kritiker bemängeln, der Pakt setze nur Minimalstandards und bei Verstößen gebe es keine Strafen. Fürsprecher sagen, höhere Standards wären nicht überall durchsetzbar und wer unterzeichnet, werde an höheren moralischen Standards gemessen. Laut Pakt sollen Firmen
1.
die international verkündeten Menschenrechte respektieren und ihre Einhaltung innerhalb ihrer Einflusssphäre fördern;
2.
sicherstellen, dass sie nicht bei Menschenrechtsverletzungen mitwirken;
3.
das Recht ihrer Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu betätigen, respektieren sowie deren Recht auf Kollektivverhandlungen effektiv anerkennen;
4.
alle Formen von Zwangsarbeit oder erzwungener Arbeit ausschließen;
5.
an der Abschaffung von Kinderarbeit mitwirken;
6.
jede Diskriminierung in Bezug auf Beschäftigung und Beruf ausschließen;
7.
eine vorsorgende Haltung gegenüber Umweltgefährdungen einnehmen;
8.
Initiativen zur Förderung größeren Umweltbewusstseins ergreifen;
9.
die Entwicklung und die Verbreitung umweltfreundlicher Technologien ermutigen;
10.
gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung.

United Nations Glocal Compact
http://www.globalcompact.com

Global Marshall Plan - Hochschulgruppe Freiburg

Die Idee eines „Global Marshall Plan“ wurde erstmals vom US-amerikanischen Politiker, Unternehmer und Umweltschützer Al Gore in seinem Buch „Wege zum Gleichgewicht – Ein Marshall Plan für die Erde“ (1990) veröffentlicht und am 16. Mai 2003 von sechzehn NGO-Organisationen mit der Gründung der Initiative neu aufgenommen. Der Mangel an Rahmenbedingungen für den Markt auf globaler Ebene wird als eine der Hauptursachen für eine Vielzahl von Problemkomplexen betrachtet – von ökologischen Problemen wie Kimawandel, Überfischung, Aholzung von Regenwäldern bis hin zu einem Übermaß an sozialer Ungleichheit, sowohl innerhalb der einzelnen Länder, als auch international. Grundgedanke ist das Prinzip “Co-Finanzierung gegen Standards”, das ja auch dem europäischen Erweiterungsprozess zugrunde liegt.

www.globalmarshallplan.org
www.globalmarshallplan-freiburg.de

Vortrag "The Equality Trust" am 8.7.2011, 18 Uhr im HS 108

Ihre Idee?

©  Freiburg-Schwarzwald.de, Kontakt, Last Update 07.09.14