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Blick nach Westen von St.Märgen über St.Peter und Eschbachtal (links)  zu den Vogesen am 22.12.2007
Blick nach Westen von St.Märgen über St.Peter und Eschbachtal (links)  zu den Vogesen am 22.12.2007

 

Couchsurfing.com: Von  Neustadt um die Welt reisen

In einem Aufsatz zur Philosophie des Reisens schreibt Professor Elmar Schenkel, der bis 1993 an der Universität in Freiburg lehrte: "Das Ferne ist nah geworden, aber auch langweilig. Es will nicht mehr richtig anders werden im Anderswo. Gleichzeitig holen wir uns das Anderswo ins Haus, mit exotischen Souvenirs, vor allem aber mittels der Medien. Wozu noch hinaus in die Welt?" Der Neustädter Christoph Kohler weiß, warum hinaus in die Welt so wichtig ist. Seit Januar ist der 21-Jährige auf Weltreise.

Über seine Zusammentreffen mit anderen Menschen, Ländern, Kulturen berichtet er in Mails an die BZ. Dass Chris "die Fremde" zur Vorbereitung schon mal per Internet nach Hause geholt hat, war ein Muss. Die Zeit ist begrenzt, im Sommer beginnt Chris seine Ausbildung zum Bankkaufmann. Acht Wochen lang hat er Routen geplant, Sehenswürdigkeiten ausfindig gemacht, Flugpläne koordiniert. Auch in Sachen Übernachtung wurde wenig dem Zufall überlassen. "Ich habe für die ersten Monate in New York, Washington, Miami, San Francisco, Los Angeles, Las Vegas, auf den Cook Islands und auf der südlichen Insel Neuseelands geschaut, wo Jugendherbergen sind." Die Quartiersuche für Neuseeland führte Chris zu www.couchsurfing.com, einem Gastfreundschaftsnetzwerk im Internet. Es wurde 2003 vom auf Hawaii lebenden Engländer Casey Larkin Fenton installiert. Inzwischen besteht die Community aus 520 000 Betten bietenden oder suchenden Mitgliedern in 220 Ländern. Das Netzwerk bietet die Möglichkeit, im kleinen, unspektakulären Rahmen das "Anderswo" aus der Nähe kennenzulernen, sich die Fremde über soziale Kontakte zu erschließen, Vorurteile zu entkräften. Chris berichtete bereits Mitte April begeistert aus Neuseeland von seinem ersten Aufenthalt als Couchsurfer bei einer kleinen Familie in der Kurstadt Rotorua. "Das erste Mal Couchsurfen war echt spannend. Du weißt vorher nicht, ob du bei Groupies landest, bei denen irgendwelche wilden Partys laufen, oder ob du zu ganz Superkorrekten kommst, bei denen alles blitzsauber sein muss. Man hat sich ja noch nie gesehen! Ist sich wirklich fremd." Doch Jeff, Vicki und Sohn Mikel haben Chris den Einstieg ins Couchsurfer-Leben leicht gemacht. "Die sind super nett!" Die Familie aus Rotorua sei eine sehr überzeugte Gastgeberfamilie. Jeff habe im Herbst letzten Jahres im Radio von couchsurfing.com gehört und sofort Unterkunft mit Familienanschluss gemeldet, für zwei Reisende pro Nacht. Seither gibt es in der Küche, dort, wo andere einen Geburtstagskalender aufhängen, einen Couchsurfer-Kalender. Und der sei voll.
Chris hatte Glück, sagt Jeff, einen Platz zu erwischen, und er war nicht alleine zu Gast: "Ein Florian aus Freiburg hat auch dort übernachtet. Die Welt ist halt doch klein, gell. Die Nacht war übrigens gemütlich, ich hatte ein Zimmer mit Kingsize-Bett. Florian aus Freiburg hat bei Mikel im Kinderzimmer übernachtet." Perfekte Gastgeber seien die Wellingtoner, schwärmt Chris: "Die hatten für uns so viele Infobroschüren und Tipps über die Besichtigung vom Botanischen Garten, Thermalfelder von Whakarewarewa oder die Kunstakademie der Maori." Zudem haben Jeff und Vicki den Gedanken der Völkerverständigung aufgegriffen, den Wälderstädter an ihrem ganz normalen Neuseeländer Familienleben teilhaben lassen, ihm ein Stückchen Heimat geboten: Mit- und voneinander erzählen, lachen, die Gegend erkunden, sich am Abend auf dem Sofa erholen, Kekse knabbern und Fernsehen schauen. "Jeff sagte mir, dass er zu wenig Geld habe, um mit seiner Familie auf Reisen zu gehen" , berichtet Chris. "Die drei reisen mit den Erzählungen und Fotos, die ihre Gäste mitbringen. Es ist ein Geben und Nehmen."
Für sein nächstes Ziel Sydney in Australien hatte Chris schon zwei Couches fest gemacht. "Die stehen bei Leuten, die ich bei meiner Tour durch die USA kennengelernt habe." Und auch in Australien galt: Gastfreundschaft ist mehr, als eine Schlafstatt zur Verfügung zu stellen: "Ich wurde am Flughafen abgeholt, dann haben wir zusammen die Stadt erkundet und uns ins australische Nachleben gestürzt." Die Reise verändere ihn sehr, sagt Chris. "Es bringt mir so viel mehr als ’nur’ die Welt zu sehen. Ich habe aber auch gelernt, dass in Deutschland nicht alles so schlecht ist wie es oftmals gesagt wird."
Einige Couches weiter, nach einem Gruß aus Singapur, schreibt Chris philosophierende Email-Grüße aus Malaysia: "Mein Heimatbegriff hat sich erweitert. Neustadt ist mein Herkunftsort. Meine Familie, meine Freunde und meine Freundin Jasmin machen meine Heimat aus. Ich habe so viele nette Menschen und schöne Orte gesehen. Ich kann mir inzwischen gut vorstellen, irgendwann einmal im Ausland zu leben, also einen Heimatwechsel zu machen." Denn Heimat sei auch dort zu finden, wo man sich wohl fühle. Hinaus in die Welt reisen, so das Resümee, lohne sich, und wenn es nur der Möglichkeit diene, nachzudenken, sich selbst und andere kennenzulernen. "Doch , ich würde schon sagen, Reisen ist eine Form des Philosophierens!" Noch ist Chris unterwegs: Thailand, Abu Dhabi , Dubai, Budapest. Am 24. Juni geht es zurück nach Zürich. "Und dann", schreibt Chris, "dann ist sie wieder da, die harte Wälderstadtrealität!"
Gabi Thiele , 15.5.2008, www.badische-zeitung.de

 

900-Kilometer-Tour durch Spitzbergen

Am 18. März 2008  starten die 31jährigen Freiburger Matthias Runge und Stefan Jendersie ihren Fußmarsch, der sie 900 Kilometer bei bis zu -40 Grad durch Spitzbergen führt.

Über Satellitentelefon werden sie SMS nach Hause schicken und berichten. Ein Freund stellt die Inhalte dann ins Internet hoch auf http://www.spitzbergen2008.de
12.3.2008

   

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