Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


 Gender Mainstreaming
 im Breisgau, Hochschwarzwald, Oberrhein
 

Home >Gesellschaft >Frauen >Gender                                                              Ihr Beitrag - Ihre Idee?

Blumenfrau im gelben Blütenmeer am 18.8.2009
Blumenfrau im gelben Blütenmeer am 18.8.2009


 


Gender Mainstreaming - was ist das?

Für Gender Mainstreaming gibt es  keine deutsche Übersetzung.

Gender bedeutet Geschlecht. Mit Gender werden die Geschlechterrollen von Mann und Frau bezeichnet, seien sie gesellschaftlich, sozial, historisch bzw. kulturell geprägt.

Mainstream heißt Hauptstrom. damit ist gemeint, dass Entscheidungen aufgrund bzw. unter Berücksichtigung der Geschlechtergerechtigkeit getroffen werden sollen.

Gender Budgeting - was ist das?
"Gender Budgeting ist eine Anwendung des Gender Mainstreaming im Haushaltsprozess. Es bedeutet eine geschlechterbezogene Bewertung von Haushalten und integriert eine Geschlechterperspektive in alle Ebenen des Haushaltsprozesses. Durch Gender Budgeting werden Einnahmen und Ausgaben mit dem Ziel restrukturiert, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern.“ (Definition der Europäischen Union)
... alles klar nun?

 

   

 

Minderjährigenheirat und Mehrehe: Frauen in der Türkei immer rechtloser

Stattdessen gibt es unter islamischen Wortführern zunehmend eine Debatte um die nach islamischem Recht zulässige Mehrehe und eine Verharmlosung der Imam-Heiraten mit minderjährigen Mädchen. Einer der Wortführer ist der bekannte islamische Publizist Ali Bulac, der sich öffentlich zu seiner Mehrehe bekennt. Zwar ist die Heirat unter Minderjährigen vor allem patriarchalen Traditionen in abgelegenen ländlichen Gebieten geschuldet, doch es scheint, dass die türkische Gesellschaft heute wieder eher bereit ist, eine solche Praxis stillschweigend zu dulden. Anders als noch vor zehn Jahren.
Alles vom 11.1.2012 bitte lesen auf
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,807917,00.html

 

Gender Budgeting schafft Kostentransparenz

Was sich hinter diesen eher sperrigen Fragen verbirgt, erläutert Cornelia Hösl-Kulike von der Geschäftsstelle Gender Mainstreaming der Stadt. „Um zu wissen, ob städtische Mittel eher Frauen oder Männern zugute kommen, braucht es erstmal harte Fakten.“ Zum Beispiel bei den Schwimmbädern: Wie viele Männer, wie viele Frauen besuchen die Bäder? Welcher Altersgruppe gehören sie an? Haben sie einen Migrationshintergrund? Kommen sie mit oder ohne Kinder? Diese und weitere Fragen muss man letztlich bei allen städtischen Einrichtungen, Infrastrukturen, Dienstleistungen oder Zuschüssen beantworten. Und zum Teil ist das auch schon geschehen, weiß die städtische Genderexpertin zu berichten: „Jungen ab 11 Jahren leihen sehr viel weniger Bücher in der Bibliothek aus als Mädchen. Also wurden genau für diese Zielgruppe mehr Bücher angeschafft.“ Auch bei den Bädern oder im öffentlichen Nahverkehr gibt es bereits Zahlen, die zumindest Aufschluss darüber geben, was bei Kürzungen passieren würde. „In die städtischen Bäder gehen mehr Frauen als Männer. Wenn wir hier kürzen, sind also eher Frauen betroffen“, so Cornelia Hösl-Kulike. Den ÖPNV wiederum nutzen überdurchschnittlich stark Kinder, Jugendliche, Frauen und ältere Menschen. „Die wären von Kürzungen am stärksten betroffen.“ Schon diese wenigen Beispiele machen deutlich, dass die erforderlichen Analysen kaum auf einen Schlag umzusetzen sind, sondern sich eine prozessorientierte Vorgehensweise anbietet. Auf diesem Weg hat die Stadt im vergangenen Jahr einen entscheidenden Schritt getan: Ende April hat der Gemeinderat beschlossen, dass finanzrelevante Entscheidungen künftig in einzelnen Themenfeldern stufenweise mit Gender Budgeting vorbereitet und dem Gemeinderat mit den entsprechenden Angaben vorgelegt werden sollen. In diesem Zusammenhang räumt Cornelia Hösl-Kulike gleich mit einem alten Vorurteil auf: „Gender Budgeting heißt nicht, dass bei jedem Haushaltstitel 50 Prozent der Mittel jeweils an Frauen und an Männer zu vergeben sind. Ziel ist, das jeweils benachteiligte Geschlecht besonders zu fördern. Damit widerspricht Gender Budgeting wenigstens zum Teil den Gesetzen des Marktes. Der würde beispielsweise aus dem Ausleihverhalten in Bibliotheken wahrscheinlich genau gegenteilige Schlüsse ziehen, ganz nach dem Motto: „Jungs lesen eh nicht, also schaffen wir nur noch Bücher für Mädchen an.“ Gender Budgeting ist also eine politische Aufgabe, die sich nicht quasi von alleine erledigen wird.
Alles vom 12.3.2011 bitte lesen auf www.freiburg.de/gm


 

Internationaler Frauentag 8.3.2011 am Rathausplatz Freiburg

100 Jahre Frauentag - Historie
27.8.1910:
Clara Zetkin propagiert einen Frauentag auf der int. soz. Frauenkonferenz in Kopenhagen.
19.3.1911: Erstmaliger Frauentag in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz.
12.11.1918: Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts für beide Geschlechter in Deutschland.
1930: Internationaler Frauentag in Deutschland unter dem Motto: Gegen Sozialreaktion und Faschismus!
1933– 945: Im Dritten Reich: Verbot von passivem Wahlrecht wie Habilitation für Frauen.
1946: In der sowjetischen Besatzungszone wird der Frauentag wiederbelebt.
1948: Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der BRD.
1961: Elisabeth Schwarzhaupt wird als erste Frau Bundesministerin.
1962: Markteinführung der Pille.
1971: Frauenwahlrecht in der Schweiz.
1972: Fristenregelung DDR: Frauen entscheiden über Schwangerschaftsabbruch in ersten 12 Wochen.
1976: Indikationenregelung BRD: Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Umständen erlaubt.
1995: Gesamtdeutsche Regelung von Aufklärung, Verhütung und Abbruch einer Schwangerschaft.
1.1.2001: Europäischer Gerichtshof gestattet Frauen den Dienst an der Waffe. Grundgesetzänderung.
 

Aktionswoche zum Hundertjährigen
Am Dienstag jährt sich zum hundertsten Male der Internationale Frauentag. Für Freiburg stellte Ursula Knöpfle, seit 25 Jahren Frauenbeauftragte, das Programm für den 8. März vor – und für eine ganze Aktionswoche. Den Auftakt machen alle mehr als 50 beteiligten Frauengruppen am Dienstag, 8. März, von 11 bis 15 Uhr mit Informationsständen auf dem Rathausplatz.
Alles von Julia Littmann vom 7.3.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/aktionswoche-zum-hundertjaehrigen--42255378.html

Das Programm der Aktionswoche zum Frauentag liegt im Rathaus aus und runterzuladen auf
www.freiburg.de/frauenbeauftragte

Kinder sind keine Falle
Zu: "Von der Unfreiheit in die Kinderfalle – 100 Jahre Frauentag", (Politik, 8. März)  Diese Überschrift ist eine Schande. Kinder sind keine Falle, sondern eine Gabe Gottes und ein Geschenk!
12.3.2011, Reinhard Sick, Neuenburg
 

Rathausplatz in Freiburg am Fastnachtdienstag 8.3.2011
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Der Rathausplatz unterm Narrenbaum
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Frauen seit 1911 am Rathaus
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Ursula Knöpfle mit dem Geburtstagskuchen
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: frauenhorizonte - gegen sexuelle Gewalt
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: ?? und Frauenbeauftragte Ursula Knöpfle (rechts) Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Die beliebten Frauenwecken
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: frauenhorizonte - gegen sexuelle Gewalt
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: donum vitae - Brigitte Kittler und Vesna Maria Kühnle mit RoboBaby (rechts)
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: in via macht Mädchen stark!
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: pro familia Freiburg - Katharina Böhmer-Kastens Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: donum vitae - Brigitte Kittler und Vesna Maria Kühnle mit RoboBaby (rechts)
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: AMICA - Ruth Meßmer, Heide Göttner und Sylvia Rombach (rechts) Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: AMICA - AufRecht Stehen
 
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Die Grünen - Marcel von der Maßen und Miriam Ries (Mitte)
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Hebammen Barbara Portele und Elke Mayer (rechts)    
Frauentag am 8.3.2011 in Freiburg: Hebammen Barbara Portele und Elke Mayer (rechts)    

Sonniges vorfrühlingshaftes Wetter lockte zahlreiche BesucherInnen zum Freiburger Rathausplatz, um sich anläßlich der 100. Wiederkehr des Internationalen Frauentags von 1911 unterm Narrenbaum zu informieren. Also doch und ganz ernst: Fasnet und Frauentag passen zusammen.

 

Gegen ein verpflichtendes soziales Jahr für junge Frauen

Der Zuschrift kann ich ganz und gar nicht zustimmen. Weltweit leisten Frauen 65 Prozent der gesamten Arbeit und erhalten aber nur zehn Prozent des Einkommens! Für Deutschland gilt: Wenn beide berufstätig sind, leisten Frauen mit knapp 31 Stunden pro Woche durchschnittlich mehr unbezahlte Arbeit in Haushalt, Pflege und Betreuung von Personen, als Männer, die nur durchschnittlich 19,5 Stunden pro Woche unentgeltlich arbeiten! Karrierechancen und Berufsaussichten sind noch immer schlechter als die von Männern! Der durchschnittliche Bruttoverdienst von Frauen liegt 24 Prozent unter dem von Männern. Interessant übrigens auch, dass die Ungleichheit größer wird, je höher die Positionen von Männern und Frauen sind! Unter anderem deshalb ist Altersarmut vorwiegend weiblich! Solange unsere Gesellschaft nichts an den immer noch schlechteren Bedingungen für Frauen ändern, kann man nicht von Gleichberechtigung sprechen. Und deswegen bin ich entschieden gegen ein verpflichtendes soziales Jahr für junge Frauen. Wenn sie es denn freiwillig leisten wollen, ist das etwas anderes. Aber bitte kein Gesetz hierfür.
BZ-Leserbrief vom 298..2009 von Elisabeth Mauthe, Freiburg

 

10 Jahre Genderforschung an der Uni Freiburg

An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg feiert die Abteilung Gender Studies des Zentrums für Anthropologie und Gender Studies in Kooperation mit dem Kompetenzforum Genderforschung in Informatik und Naturwissenschaften ihr zehnjähriges Bestehen von Donnerstag, 13.11, bis Samstag, 15.11. 2008, mit der Fachtagung "Gendered Bodies in Motion" und der 6. Arbeitstagung aller deutschsprachigen Einrichtungen der Frauen- und Geschlechterstudien. Der Festakt und Auftakt findet am Donnerstag, 13.11., ab 17 Uhr in der Aula des Kollegiengebäudes I der Universität am Platz der Universität statt. Infos zu allen Veranstaltungen und Anmeldung zur Tagung unter
http://www.zag.uni-freiburg.de/jubilaeum , 12.11.2008

 

Gender-Index regional: Stadt Freiburg versus Landkreis

Zwei regionale Indizes
als Beispiel

Gender-Index Stadt Freiburg für 2006: 15,5   Gender-Index Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald für 2006: 23,3

Der Gender-Index misst die Chancengleichheit oder -ungleichheit von Frauen und Männern in Ihrer Region. Er ist das erste bundesweite Messinstrument zum regionalen Vergleich der Gleichstellung von Frauen und Männern!
19 Indikatoren aus den Bereichen Bildung, Arbeit, Einkommen und politische Mandate (Partizipitation) werden analysiert. Die 19 Indikatoren ergeben zusammen den so genannten Gender-Index. Je niedriger dieser ist, umso höher ist die Chancengleichheit von Männern und Frauen. In Freiburg mit 15,5 (oben links) ist es mit der Chancengleichheit also besser bestellt als im Landkreis Breisgau-Hochscharzwald mit 23,3 oben rechts.
Die Geschlechterdifferenzen werden im Diagramm angezeigt
rot: zu Ungunsten der Frauen
blau: zu Ungunsten der Männer

In Freiburg wie im Landkreis machen Männer also schlechtere Schulabschlüsse als die Frauen. Grund: Unser Schulsystem bevorzugt das "Lernen im Kopf" (das den Mädchen eben mehr liegt) gegenüber dem "Lernen durch Tun" (das die Buben brauchen). Bei der Erwerbstätigenquoten sieht es im Landkreis deutlich schlechter aus als in Freiburg.

Die Website Gender-Index.de wird angeboten von der zum Deutschen Gewerkschaftsbund gehörenden Hans-Böckler-Stiftung.
www.gender-index.de

12.11.2008

 

Hier muss überall Gender rein: Geschlechtergerechter Haushalt

Christine Färber beginnt mit einem Lob: Wenn man den städtischen Haushalt in Freiburg betrachte, sagt sie, finde man bereits in fast allen Ebenen die Geschlechterperspektive. Da Christine Färber seit neun Jahren Bund, Länder und Städte in den sogenannten Gender-Fragen berät, kennt sie die nationale Lage und legt viel Anerkennung in das Wörtchen "bereits" .

Rund 50 Bürgerinnen und Bürger sitzen am späten Freitag Nachmittag im Ratssaal und wollen von der Hamburger Professorin wissen, was denn bitte dieses "Gender Budgeting" (übersetzt in etwa "geschlechtersensibler Haushalt" ) bedeutet. Diesen Stempel soll der Doppelhaushalt 2009/2010 tragen. Weil dies zum ersten Mal in Freiburgs Geschichte ein Haushalt ist, bei dem die Bürgerinnen und Bürger kundtun dürfen, wo ihrer Meinung nach das Geld hingehen soll, sollen sie das Prinzip Haushalt auch verstehen.
Und obwohl Christine Färber fast eine Stunde lang Folien an die Wand wirft, die dicht beschrieben sind mit Vokabeln wie Nettoinzidenz, Controlling und immer wieder Gender, schafft sie es, den Zuhörerinnen ein Bild davon zu vermitteln, wie eine Stadt Geld geschlechtersensibel ausgeben kann. Ein Haushalt durchläuft drei Phasen: Zunächst wird er aufgestellt, es wird also festgelegt, wie viel Geld zum Beispiel für Schulspeisung, neue Radwege oder Spielplätze ausgegeben wird. In der zweiten Phase, der Ausführung, wird das Geld fürs Essen überwiesen, die Radwege werden gebaut und Klettergerüste aufgestellt. Zum Schluss wird in der so genannten Rechnungslegung nachgewiesen, ob das Geld wirklich so verwendet worden ist wie geplant. "Und hier", sagt Färber, "muss jetzt überall Gender rein."  Um den Blick dafür zu schärfen, ob städtische Finanzen eher Männlein oder Weiblein zugute kommen, muss man zählen können. Wie viele Menschen gehen ins Hallenbad X? Wie viele Männer, wie viele Frauen? Wie viele Jugendliche kommen in die angebotenen Treffs? Mehr Jungs als Mädchen? "Solche Daten sind glasklare Fakten, auf deren Basis der Gemeinderat dann Entscheidungen treffen kann", erklärt Färber. "Wenn wir wissen, dass vor allem sehr wenige Jungs ab 13 in die Bibliothek gehen, können wir zum Beispiel Geld investieren, um mehr Bücher für genau diese Zielgruppe zu kaufen." Oder auch Entscheidungen abbiegen, die eine bestimmte Bevölkerungsgruppe besonders hart treffen würden. Dass es sich vor allem auf Frauen auswirkt, wenn Mittel für Kinderbetreuung gekürzt werden, muss nicht erklärt werden. Aber wer weiß schon, dass auch Frauen am meisten darunter leiden, wenn das Hallenbad um die Ecke geschlossen wird? Weil elf Prozent mehr Frauen die Bäder nutzen als Männer. Einsparungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln würde Männern mittleren Alters am wenigsten ausmachen. Auf diese Weise lässt sich so ziemlich jeder Posten im städtischen Haushalt unter die Lupe nehmen. Manchmal gäbe das sicher bizarre Diskussionen, wie bei der Suche nach einer "geschlechtergerechten Brücke" . Aber, sagt Färber: "Es geht."
Claudia Füßler , 10.3.2008, BZ

 

 

Gendertraining? Geschadet hat’s mir nicht - Gemeinderat Gerolf Staschull

Er hielt am Dienstag im Gemeinderat den überraschendsten aller Redebeiträge, als es um den Tagesordnungspunkt Gender Mainstreaming ging: Gerolf Staschull, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, erklärte engagiert und kompetent, was Gender eigentlich ist und warum es seiner Ansicht nach immer wichtiger wird. Simone Lutz unterhielt sich mit dem 68-Jährigen über typisch Frau, typisch Mann und wie sich das verändern kann.

BZ: Herr Staschull, bitte klären Sie uns auf. Was ist Gender eigentlich?
Gerolf Staschull: Für mich ist Gender die sozial, kulturell und biologisch geprägte Geschlechterrolle.
BZ: Das haben Sie jetzt aber abgelesen.
Staschull: Nein, das habe ich mir gemerkt. Eine Geschlechterrolle ist etwas anderes als die biologische Rolle. Wir sagen oftmals: Das ist typisch Frau, oder: Das ist typisch Mann. Aber das Verhalten, das dem zugrunde liegt, das lässt sich ändern. Die biologische Rolle dagegen ändert sich nie.
BZ: Sie selbst waren ja einer der ersten, der einen Kurs zum Gendertraining mitgemacht hat.
Staschull: Ja, vor anderthalb Jahren, als einziger Mann unter Frauen. Ich wollte einfach wissen, was das ist. Geschadet hat’s mir nicht. In meiner Fraktion haben sie gesagt: Gender, das ist halt Frauenfeindlichkeit. Aber das stimmt nicht. Wir haben damals im Kurs händeringend nach Begriffen und Beispielen gesucht, gar nicht einfach, bei so einem neuen Thema. Aber wir haben einige gefunden.
BZ: Zum Beispiel?
Staschull: Wenn man früher Kindern etwas Gutes tun wollte, hat man einen Bolzplatz angelegt. Aber Bolzplätze mit ihren Toren und Umzäunungen sind nur für Buben da. Heute bauen wir Ballsportanlagen, da wissen die Mütter: Da kann man als Mädchen auch Basketball oder Volleyball spielen — gerade Mädle spielen ja mehr Volleyball. Also ist es besser, an Ballsportanlagen zu denken, weil da beide Geschlechter etwas davon haben.
BZ: Das müsste Sie doch an Ihre Zeit als Sportkreisvorsitzender erinnern.
Staschull: Allerdings. Ich weiß noch gut, dass bei Versammlungen des Vorstands in der Regel nur Männer anwesend waren. Dabei haben die meisten Sportvereine mehr weibliche Mitglieder als männliche. Aber wenn man Vorstandssitzungen nur um 20 Uhr abhält, wenn Mütter ihre Kinder ins Bett bringen und Männer frei haben, muss man sich nicht wundern. Entweder müssen die Männer die Kinder nehmen oder die Vereine müssen sich so verändern, dass auch Mütter am Ehrenamt teilnehmen können. Ich war immer hocherfreut, wenn mal eine Frau aufgetaucht ist. Als irgendwann Brigitte Lorenz Vorsitzende des Turnvereins St. Georgen wurde, war sie nach 80 Jahren die erste Frau. Dabei gibt’s auch da mehr weibliche Mitglieder.
BZ: Haben Sie auch über Ihre eigene Geschlechterrolle nachgedacht?
Staschull: Aber sicher. Ein kleines Beispiel: Meine Frau macht seit Jahren bei uns daheim die Finanzen. Ganz anders als bei meinen Eltern, wo mein Vater meiner Mutter am Anfang der Woche Kostgeld gegeben hat. Frauen würden sich das heute auch nicht mehr gefallen lassen, ihre Rolle hat sich ja enorm verändert. Wenn wir heute keine Frauen in Spitzenpositionen haben, dann liegt das nicht an den Frauen. Wir alle müssen Gender in unsere Köpfe kriegen.
BZ: Vielleicht sollten Sie da in Ihrer eigenen Fraktion anfangen — bei vier Männern und keiner Frau.
Staschull: Ich gebe zu: Manchmal werde ich von meinen Kollegen wegen dieses Themas belächelt. Aber das ist halt einfach so. Deshalb habe ich mich ganz einfach selbst zum frauenpolitischen Sprecher gemacht.

31.1.2008, www.badische-zeitung.de



 

Mütter sind Motorinnen
 
Starkbier und Oktoberfest sind Männersache; deshalb tragen Bockbiere markige Namen wie Maximator, Triumphator, Adamator, Gladiator oder Salvator. Der Terminator hingegen ist kein Doppelbock, sondern ein beinharter Roboter mit übermenschlichen Kräften, der 1984 durch den jetzigen Gouvernator von Kalifornien Mensch wurde. Das lateinische Suffix -ator ist seither ein mächtiges Instrument der Wortneubildung: Aus Hermann Maier wurde der Herminator, aus Schumi Schuminator, aus Kelvin Kelvinator (Kühlschrank). Selbst der schmächtige Finanzminister Eichel war zeitweilig als "Sparminator" so bekannt wie der fast gleichlautende "Sperminator" in der Pornobranche. Nur aus der Ursula wird nie ein Usurpator: Her- , Ter- und andere Toren sind immer Macher und Täter, aggressiv und voll im Saft. Gut, es gibt auch die auf Ausgleich bedachten Moderatorinnen, sogar Terminatorinnen. Aber das ist ungefähr wie Frauenfußball: Nicht Fisch, nicht Fleisch; es sei denn, wir werden gerade Weltmeisterinnen. Es gibt jedenfalls definitiv kein weibliches Bockbier. Wohl aber neuerdings Motorinnen. Ausgerechnet Maria Böhmer (CDU), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, hat die Mütter als "Motorinnen der Integration" gewürdigt. Der alte Macho Henryk M. Broder höhnte natürlich gleich, eigentlich müsse es doch "Mütterrinnen sind Motoren" heißen, aber der taz-Sprachbeauftragte gibt Frau Böhmer Recht. Die korrekte weibliche Form von Motor ist zwar Motrix. Aber gibt es nicht auch Rektorinnen, Pastorinnen, Autorinnen und im Spanischen sogar Monitorinnen (allerdings mehr im Sinne von Betreuerin als Bildschirmerin)? Warum sollte Angela Merkel (gelegentlich auch schon "Angelator" gerufen) nicht Motorin der europäischen Integration, ja Traktorin des Sprachwandels werden? Die Autoindustrie hätte schon aus Umwelt- und Imagegründen nichts gegen eine Verweiblichung des Antriebsaggregats. Motoren sind zwar, anders als die meisten Pastoren und Mentoren, Maschinen und keine Lebewesen. Aber entwickelt sich nicht auch der Kohlendioxid-Exterminator Schwarzenegger "vom Terminator zum Bürokrator" (Spiegel)? Wir in Freiburg sind natürlich wieder mal weiter: Bei uns werden alle "Scherbinnen und Scherben" auf Radwegen, Straßen und Bürgerinnensteigen sofort weggeräumt.
Martin Halter, 29.9.2007, www.badische-zeitung.de

 

Ladendiebe bitte zu Ladendiebinnen gendern

Zur fehlenden Konsequenz der sprachlichen Gleichberechtigung in der Presse: Das Gender Mainstreaming ist noch nicht ausgeschöpft. Wenn nämlich ein Begriff negativ unterlegt ist, findet es keine Anwendung. Ich habe noch nie gehört oder gelesen: Diebinnen und Diebe, Raserinnen und Raser, Mörderinnen und Mörder. In der BZ vom 31. August, Seite 17 hätte deshalb die Überschrift heißen müssen: "Aggressive Mädchen als Ladendiebinnen." Sonst wird nie was aus der Gleichberechtigung. Sie beruht ja schließlich auf Gegenseitigkeit.
BZ-Leserbrief vom 11.9.2007 von Bernhard Wichmann, Gundelfingen

 

Frisch gegendert: Reifin, Raserin - Scherbin und Scherberich?

Was wäre diese Rubrik ohne die Leserinnen und Leser?! Sie versorgen uns wie ein unerschöpflicher Quell mit Geschichten, die das Leben selbst amüsanter und aufregender schreibt, als Schurnalisten sie sich je ausdenken könnten. So wäre uns fast ein epochaler Wandel im Rathaus entgangen, hätte uns nicht ein Leser darauf aufmerksam gemacht, dass das städtische Amtsblatt das in Freiburg - mit Recht! - besonders gehätschelte Gender Main Streaming auf eine neue und höhere Stufe transformiert hat. Anlass war die so genannte Scherben-Hotline, also der heiße Draht, mit dem auf Radwegen verstreute Reifenkiller aus Glas gemeldet werden können, die dann von der Straßenreinigung flugs beseitigt werden. Denn, heißt es: Diese Scherben werden "zum Risiko für Radlerinnen und Radler und ihre Reifinnen und Reifen". Richtig gegendert wäre der Hinweis allerdings erst gewesen, wenn da auch die Scherbinnen Erwähnung gefunden hätten.
17.8.2007, BZ

Vergangenen Samstag berichteten wir von den "Scherbinnen und Scherben", die im Rahmen des "Gender Mainstreaming" im Amtsblatt auftauchten und dort als Radreifenschlitzer gebrandmarkt wurden. Nun weist uns die Redaktion des Amtsblatts korrekterweise darauf hin, dass "die Scherbe" bereits eine weibliche und damit optimal gegendert ist. Im Rahmen des "Gender Mainstreaming" gelobe man allerdings, künftig auch den "Scherberich" zu erwähnen. Ähnliche Gedanken machte sich ein BZ-Leser: Wenn ein Begriff negativ unterlegt sei, wundert er sich, gendere man nicht. Warum eigentlich? "Ich habe noch nie gehört oder gelesen: Ladendiebinnen und Ladendiebe, Raserinnen und Raser, Mörderinnen und Mörder." Wir auch nicht

© by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt,  Update 26.02.13