Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Jagd, Jäger und Gejagte
 

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Blick von der Immi ob Dietenbach nach Osten zu Weilersbachtal, Hinterwaldkopf und Zastlertal (von links)  am 3.8.2008
Blick von der Immi ob Dietenbach nach Osten zu Weilersbachtal, Hinterwaldkopf und Zastlertal (von links)  am 3.8.2008
Hochsitz mit Traumblick

 

Rehwild (ein Er und zwei Sie) am 2.5.2006 um 15 Uhr an der Brugga Neuhäuser zwischen Tannenhof und Schütterlehof

Rehwild (ein Er und zwei Sie) am 2.5.2006 um 15 Uhr an der Brugga Neuhäuser zwischen Tannenhof und Schütterlehof
  
... kein Jäger

 
 
Trophäen dienen konventionellen Jägern als wichtiges Kriterium der Auslese. Ökologische Jäger kritisieren diese Praxis als Kult

 

Waldjugendtag: Dreisamtäler Jäger bringen Schülern Natur und Jagd näher

Die Jägerin Martina Steiger (3.v.l.) demonstrierte den Schülern der Klasse 3 der Grundschule Kirchzarten, wie wichtig die Jagdhunde Cash und Clara „als Handwerkszeug des Jägers“ sind.

Foto: Gerhard Lück

Kirchzarten (glü.) Wenige Tage vor den morgen 28.7.2011 beginnenden Sommerferien lud die Freiburger Jägervereinigung Schülerinnen und Schüler aus fünf Dreisamtäler Schulen zu ihrem Waldjugendtag ein. Im Rahmen der bundesweit vom Deutschen Jagdschutzverband initiieren Aktion „Lernort Natur“ boten die Jäger den jungen Leuten zahlreiche Möglichkeiten, auf Entdeckungstour zu gehen und Spannendes zu erleben. An fünf verschiedenen Stationen entlang eines Rundweges unterhalb des Giersberges und durch die Birkenreute gab es vielfältige Informationen und aufregende Begegnungen. Die Freiburger Jägerschaft mit ihrem Jugendobmann Ralph Hauser erhielt tatkräftige Unterstützung durch die Jägerschaft des Hegerings Dreisamtal und Förster der Forstämter Kirchzarten und Freiburg.

An Station 1 erfuhren die Schüler viel zu den Schäden, die vom Wild angerichtet werden, wenn es gerade im jungen Wald die Pflanzen verbeißt und wie Jäger diese Schäden regulieren. Bei der zweiten Station erläuterten die Förster die Bedeutung des Waldes, erklärten und zeigten verschiedene Baumarten und stellten das derzeit laufende „Internationale Jahr des Waldes“ vor. Spannung pur gab es an der dritten Station mit einem Falkner aus dem Wagensteig. Er erklärte eindrucksvoll die Bedeutung von Falken und Steinadlern – von beiden hatte er je ein prächtiges lebendiges Exemplar dabei – als Gehilfen des Jägers bei der Jagd oder auch des Bauern bei der Maisaussaat. An Station 4 demonstrierten die beiden Jagdhunde Cash und Clara, wie sie ihre Herrin, die Jägerin Martina Steiger, bei der Jagd z.B. am Fuchsbau unterstützen. Und an der fünften Station konnten die Kids die Vielfalt des Wildes im Wald augenscheinlich an den ausgestellten präparierten Tieren bestaunen. Jede Klasse wurde auf dem Waldspaziergang von ihrer Lehrperson und einem Paten der Jägervereinigung begleitet. So konnten auf den Wegen zwischen den Stationen viele weitere Fragen rund ums Thema Wald und Jagd beantwortet werden. Die Wurst mit Wecken am Ziel war verdienter Lohn für viel gezeigte und befriedigte Neugier während des Ganges durch den „Lernort Natur“.
24.2.2011, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

 

 

Über 30 Füchse bei den Fuchstagen 2011 erlegt

Stegen-Wittental (glü.) Auch im Kreisverein der Jägervereinigung Freiburg wurden die Jäger aufgefordert, gerade in den Wintermonaten und der Ranzzeit die Fuchsbejagung zu intensivieren. Dazu wurden in den letzten Wochen die „Fuchstage 2011“ ausgerufen. „Füchse sind Anpassungskünstler“, erklärt der Leiter des Hegerings Dreisamtal, Peter Bank, dem „Dreisamtäler“. „Im Gegensatz zu anderen Tierarten können Füchse in den unterschiedlichsten Lebensräumen und Umweltbedingungen existieren und sich erfolgreich fortpflanzen.“ Wegen der hohen Populationsrate und der Gefahr durch Tollwut – die zum Glück im Moment nicht festgestellt werde – und dem kleinen Fuchsbandwurm müsse er bejagt werden, da er keine natürlichen Feinde habe. Peter Bank rät, dass auch die Bevölkerung achtsam sein solle, wenn kranke, verhaltensgestörte, verendete oder sonstwie auffällige Füchse, Marderhunde und Waschbären gesehen oder gefunden würden. Dies müsse dann unverzüglich einem Jäger oder Förster gemeldet werden. Die Jägerschaft aus dem Kreisverein und dem Hegering Dreisamtal kam nun aus Anlass der Fuchstage 2011 in Stegen-Wittental beim Festplatz vor dem Baldenwegerhof zusammen, um die in den letzten Tagen erlegten Füchse nach Jägerbrauch „zur Strecke zu legen“ und durch die Jagdhornbläser des Hegering Dreisamtal „zu verblasen“. Kreisjägermeister Christoph Klaas unterstrich dabei nochmals die Notwendigkeit der Fuchsjagd. Dieter Geiger vom Landesjagdverband ehrte die erfolgreichsten Fuchsjäger der letzten Wochen: Heinrich Lickert mit sechs und Peter Kiefer mit fünf erlegten Füchsen. Das erfolgreichste Revier war das Revier Kirchzarten mit neun Füchsen insgesamt. Pächter dieses Reviers sind Georg-Wilhelm von Oppen und Wulf Schulte Ladbeck Anschließend saßen die Jagdfreunde noch lange bei „Speiß‘ und Trank“ zusammen und tauschten sich fachlich aus – und das nicht nur in „Jägerlatein“.
24.2.2011, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

Jäger sollen aufhören, sich selbst in die Tasche zu lügen

Wenn die Jäger doch mal endlich aufhören würden, sich selbst in die Tasche zu lügen, um bei unbedarften Menschen ihr inzwischen mehr als ramponiertes Image aufzupolieren. Rehe sind normalerweise keine Nachttiere und keine Waldtiere. Unter dem Jagddruck ziehen sie in die Wälder, wo sie ihre naturgemäße Nahrung nicht finden – also knabbern sie Rinden an und machen Verbissschäden. Die Schäden sind jägergemacht. Und damit haben sich die Jäger ihre Abschusslegitimation selbst geschaffen. Wildschweine vermehren sich, weil, wie Wildbiologen übereinstimmend feststellten, die Sozialstruktur der Rotten zerschossen wurde und nun alle Sauen rauschig sind und belegt werden. Das Problem mit den Wildschweinen ist jäger- und landwirtgemacht, die z. B. Mais bis an die Waldsäume hin anbauen – ein Speisezimmer direkt vor dem Schlafzimmer, blöd wären die Wildschweine, würden sie es nicht nutzen. Füchse sind die Lieblingsfeinde der Jäger. Jetzt können sie nicht mehr Angst mit der Tollwut machen , nun sind es die Räude und der Niederwildschaden.
Füchse, die früher mal ihre Reviere hatten und dort ihre Jungen in begrenzter Zahl nach Futterangebot aufzogen, werden derartig gejagt, dass sie viel mehr Junge unter dem Jagddruck bekommen und die immer wieder zerschossenen Paarbindungen auch nicht mehr aufrechterhalten werden. Was tun ihnen die Füchse, die überwiegend von Mäusen leben, wie Untersuchungen zeigten? Sie locken einfach dazu, die Finger krumm zu machen (. . . ), denn der Fuchskörper ist nicht essbar und das zerschossene Fell unbrauchbar. Also was ist es? Es gibt keine Jägerlüge, die nicht von Wildbiologen längst widerlegt wäre. Außerdem führen sich viele Jäger wie die Herrenmenschen auf, die am liebsten jeden Spaziergänger, besonders die mit Hunden, aus dem Wald verbannen möchten. Unbejagte Gebiete zeigen, dass die Natur sich selbst bestens reguliert. Aber die Lobbyarbeit der Jäger ist bis in die höchsten Kreise von Politik und Justiz hinein mit viel und ausdauerndem Aufwand erfolgreich betrieben, so dass man sachlichen, wissenschaftlichen Argumenten gegenüber nicht zugänglich ist.
BZ-Lesebrief vom 15.12.2009 von
Karin Oehl, Pulheim
zu
http://www.badische-zeitung.de/donaueschingen/jaeger-wollen-besseres-image

 

Jagdwoche verlief erfolgreich: Aufgepasst, ihr Jägersmänner

Eine Leserin aus Waldshut bedankt sich in einem ironischen Leserbrief bei den tapferen Jägern und bezieht sich damit auf den Artikel "Jagdwoche verlief erfolgreich" in der BZ vom 17. Januar: Es wird berichtet, dass in dieser Woche fünf Wildschweine, ein Marder und 23 Füchse zur Strecke gebracht wurden. Ein dreifaches Halali den "Hegern und Pflegern" unseres Waldes, die bei Kälte und Schnee mitten in der Nacht solch eine Leistung vollbringen. Sie selbst auf dem zugigen Hochsitz, nur ausgerüstet mit heißem Tee in der Thermoskanne, wärmender Angora-Unterwäsche, Fernglas und Büchse mit Zielfernrohr, sonst nichts, im dunklen Wald, vor ihnen das wilde und gefährliche Tier, vom Vollmond beschienen. Ja, man muss unbedingt jedes Tier niederschießen, das vor die Flinte kommt, denn schließlich gibt es in den Deutschen Wäldern keine Wölfe mehr und keine Luchse. Die haben unvorsichtige Jäger früherer Generationen ausgerottet und deshalb muss nun der umsichtige Weidmann von heute für das biologische Gleichgewicht sorgen. Wenn es dann endlich keine Füchse mehr gibt, ist der Jägersmann schon wieder gefragt, muss schon wieder des nachts auf den kalten Ansitz und gefährliche Hasen schießen. Aber nein, der Hase stand doch schon vor einigen Jahren auf der Liste der "aussterbenden Tierarten", obwohl sich doch Hasen und Karnickel sprichwörtlich schnell vermehren. Aber Bären! Da gab es doch tatsächlich vor zwei Jahren einen, der sich in bayerischen Wäldern verirrt hatte. Zum Glück fand sich ein tapferer Jägersmann, der dieser Gefahr – nicht ins Auge – sondern auf den braunen Rückenpelz – schaute und seine Pflicht tat. Dummerweise konnte dann aber beim Frühschoppen und Jägerlatein der Held nicht mitreden. Sein Name musste anonym bleiben, aus Angst, dass dumme Tierschützer ihn ebenfalls meucheln könnten. Eine Bekannte erzählte mir kürzlich dass ihr Mann, der jahrelang zur Jagd gegangen war, Hämorrhoiden bekommen hätte, von den kalten Nächten im Wald. Da hielt es ihn nicht mehr auf seinem Hochsitz und er gab deshalb sein Hobby auf. Also aufgepasst, ihr Jägersmänner, auch dann, wenn ihr gerade ein nach Futter suchendes Tier erschießt und sich euer Herzschlag unterm braun-grünen Trachtenjanker erhöht. Weidmannsheil!
BZ-Leserbrief vom 31.1.2009 von
Ulrike Müller, Waldshut-Tiengen

 

Die Jagd ist nicht mehr zeitgemäß

Dass einem bei der Jagd die Rehe so nahe vor die Flinte laufen, ist eher selten. "Bringt euch in Sicherheit!" , möchte man ihnen noch zurufen. Doch Tierfreunde braucht dieser Schnappschuss nicht wirklich zu beunruhigen: Die beiden Waldbewohner in den Lenzkircher Sommerberganlagen sind aus Holz und Arbeiten von Karl Albrecht und Ernst Lehmann. Das Dreiecksschild wurde bei Forstarbeiten aufgestellt.

Foto: Manfred G. Haderer

Selbst ein Wanderer, der sich viel Zeit nimmt, hat kaum eine Chance, unsere Wildtiere in freier Wildbahn zu beobachten. Er kann nur darüber lesen, was er nicht sieht: "Wildtiere haben sich explosionsartig vermehrt ..." . Ich selbst habe von solch einer "Explosion" noch nichts gesehen. Jäger oder Wildfleischliebhaber haben ein einfaches, klares Welt- oder Feindbild: Rehe und Hirsche fressen die jungen Triebe der Bäume, Wildschweine zerstören Gärten und Felder, Füchse verbreiten den Fuchsbandwurm und von allen Wildtieren gibt es viel zu viele. Eine weitere scheinbar unschlagbare Rechtfertigung der Jagd gipfelt in der Aussage: Der Mensch war schon immer auch Jäger. Bei diesen schwerwiegenden Argumenten bleibt eigentlich kein Platz mehr für Widerspruch? Aber: Was uns die Jäger verkaufen wollen, also die Notwendigkeit der Jagd, damit vor allem die Waldschäden durch die Tiere nicht zu groß werden, also die "Natur" geschützt wird, hat mit der realen Wäldervernichtung, mit einer realen Naturzerstörung durch die Tiere, wenig zu tun. Probleme mit Wildtieren, die es ohne Zweifel auch gibt, werden nur unter idealen menschlichen Gesichtspunkten betrachtet und — sie werden maßlos aufgebauscht. Ob der Wald, wenn langfristig überhaupt, nicht eher durch die Menschen, durch Monokulturen, oder durch Baumfällarbeiten und Sturmschäden geschädigt wird, als durch Hirsch und Reh, spielt in der Verurteilung der Tiere keine entscheidende Rolle. Auch besteht gar kein wirkliches Interesse daran, zu untersuchen, ob sich Tierpopulationen besser selbst regulieren, als durch die Einmischung der Jäger. Beobachtungen, wie: "mehr Hirsche durch Jäger" , oder Fuchspopulationen, die sich unabhängig von den Abschusszahlen auf gleicher Höhe einpendeln, haben keine Chance, wahrgenommen zu werden. Alternative Populationssteuerungen von Hirsch, Reh oder Fuchs, als die mit dem Tod durch Erschießen — wenn sie überhaupt vorgenommen werden müssten — haben kaum Chancen, Gehör zu finden. Und Notzeiten sind es auch nicht, die Menschen zu Jägern werden lassen. Wichtig und von erheblichem Interesse ist doch, dass die Lust auf einen Wildbraten nicht zu kurz kommt. Und dass der Spaß mit dem Gewehr, das Töten "Auge in Auge" mit dem Gegner (z. B.: einer armen Sau oder einem kleinen Reh ...), also das Jagen mit all seinen "archaischen Gefühlen" und Handlungen, ausgelebt werden kann. In der Jägersprache verharmlosend heißt dies: "Hegen und pflegen". Wir sollten uns vergegenwärtigen: Wildtiere sind ähnlich empfindungsfähige Wesen, wie wir Menschen. Es gibt kein fröhliches Jagen. Töten ist entsetzlich. Die Jagd als Zeitvertreib und Vergnügen war noch nie ethisch und moralisch vertretbar. Die moralisch-ethische Bewertung am Abschießen ändert sich auch dann nicht, wenn eine scheinbar rationale, ökologische Begründung, nämlich die Vermeidung von Schäl- und Verbissschäden am Jungwuchs, herangezogen wird. Die Jagd ist nicht mehr zeitgemäß — sie müsste gesellschaftlich geächtet werden. Zum Schluss noch ein Wort des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuß: "Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."
BZ-Leserbrief vom 17.1.2008 von Stefan Klippstein, Tierpfleger, Richard-Wagner-Straße 5, Teningen
Zu: "Die Tiere des Waldes vor der Flinte" , BZ vom 14. Januar, Seite 27:

 

Die Tiere des Waldes vor der Flinte - Drückjagd im Raum Löffingen

Mit einer großen Drückjagd soll der Wildbestand im Raum Löffingen dezimiert und das Ausmaß der Schäden in der Natur verringert werden

Löffingen / Friedenweiler-Rötenbach. Normalerweise sind Jäger, Forstleute und Landwirte nicht leicht unter einen Hut zu bringen, klaffen die Interessen der Gruppierungen oftmals auseinander. Am Samstag war eine besondere Einigkeit vorhanden, verfolgte man mit einer großen Drückjagd doch ein gemeinsames Ziel: Die Dezimierung des Schwarzwildes und die Reduzierung der Wildschäden in der Natur. Im weiteren Fokus standen auch Rehwild und Füchse, um Verbiss- und Schälschäden sowie Krankheiten wie Tollwut einzudämmen. Weit über 100 Jäger, knapp 70 Treiber und an die 30 Hunde rückten am Samstagmorgen in acht Revieren des Hegerings Löffingen bei durchwachsenem Wetter aus. An den Sammelpunkten in Rötenbach, Göschweiler, Reiselfingen, Bachheim und Neuenburg wurden die Jäger von den Jagdpächtern auf ihre Sorgfaltspflicht und Verantwortung hingewiesen, ehe traditionsgemäß die Jagd angeblasen und die Verteilung der Jäger auf die Standorte erfolgte. Dort warteten sie in dicker Loden- oder Goretex-Bekleidung, Gummistiefeln und mit Hüten, an denen zur besseren "Ortung" ein orangefarbenes Band befestigt wurde, auf das Wild. "Bei einer Drückjagd dürfen die Schützen ihren Stand nicht verlassen, um nicht in den Schusskorridor eines anderen Schützen zu gelangen" , wird der Berichterstatterin erklärt, die als Treiberin mit auf die Jagd geht. Sieben Treibergruppen, die teils von Jagdhunden begleitet werden, haben die Aufgabe, das Wild aus den "Einständen" heraus vor die Flinte der Jäger zu drücken. Das Wild soll dabei nicht hoch flüchtig kommen, sondern langsam zu den Jägern "gedrückt" werden (daher auch der Name Drückjagd). So kann der Jäger einen genauen Schuss anbringen. "Immer in einer Linie laufen und Kontakt zum Nachbarn halten" , wird uns von unserem Treiberführer Dirk Benz aus Löffingen auf den Weg gegeben. Zum Glück ist es trocken und der Boden gefroren, sonst wäre die Überquerung des ersten Ackers am Waldrand im Bereich der Wutachschlucht mühsamer gewesen. Treiberin Petra Rothweiler hat ihre Hündin gut im Griff, sonst wäre diese beim Anblick einer Wildgänseschar auf offenem Feld wohl nicht zu halten gewesen. Teilweise recht beschwerlich ist unsere Route, schließlich wird nicht über gut ausgebaute Wanderwege sondern quer durchs Gehölz, über Stämme und Wurzelstöcke, durch Geäst und Senken gegangen. Schon zum zweiten Mal sitzt Karin Zorn auf dem Hosenboden, doch sie nimmt’s mit Humor. Wie in einem Irrgarten kommen sich die Treiber in den mannshohen Ginsterbüschen auf der ehemaligen Kiesgrubenfläche vor. Da sich das Wild meist in Dickungen und Gestrüpp aufhält, wäre ein Umgehen der Hindernisse kontraproduktiv. Die Strecken durch dichte Brombeerbüsche sind jedoch am strapaziösesten. Im Abstand zwischen zehn und mehr Metern können wir uns auch in dichtem Gehölz dank bunter Sicherheitswesten sehr gut sehen, und auch die in ruhiger Position verharrenden Jäger können uns, so hoffen wir, von weitem gut erkennen. "Was machen wir, wenn plötzlich ein Wildschwein vor uns steht?" — die Frage geht nicht nur mir durch den Kopf, da wir, abgesehen von einem Stock, unbewaffnet sind. Doch so weit wird es zumindest bei uns nicht kommen. "Keine Sau interessiert sich für uns" , entweicht es meinem Nebenmann Manuel Siebler enttäuscht. Lediglich ein Fuchs und zwei Feldhasen lassen sich durch uns aufscheuchen. Auf Wegen oder Rückegassen lässt uns Treiberführer Dirk anhalten und uns neu ausrichten. Günstig erweist sich auch, die Vollzähligkeit der Treiber zu überprüfen. Immer wieder wird mit dem Treiberstock an die Bäume geklopft oder ab und zu "hopp-hopp" gerufen. "Bleibt einer zurück, muss er ständig durch Rufen auf sich aufmerksam machen, da er sich sonst gefährdet" , geht aus dem uns mitgegebenen Informationsblatt hervor.
Im Unterschied zur Treibjagd wird bei der Drückjagd mit der Büchse auf Schalenwild (also etwa Schwarz-, Rot-, Dam- und Rehwild) geschossen. Treibjagden hingegen werden meist mit Hunden in der Feldflur auf Niederwild (Hase, Fasan, Fuchs, aber ohne Rehwild) abgehalten. "Die typische Bewaffnung ist die Flinte mit Schrot" , erklärt uns Dirk, der den Jagdschein besitzt und mit einem Begehschein auf die Pirsch geht. Wir erfahren auch, dass die Reviere übergreifende Jagd den Vorteil hat, dass sich die Beunruhigung im Wald auf ein zeitliches Minimum begrenzt und flüchtendes Wild auch bei Überschreiten der Reviergrenzen zu Fall gebracht werden kann. Oberstes Ziel ist es, in den Schwarzwildbestand einzugreifen, um dem Populationszuwachs entgegenzuwirken. "Gesehenes Wild (vor allem Sauen und Fuchse) ist durch lautes Rufen zu melden", so die Vorgabe. "Ein Fuchs!" , schreien auf einmal mehrere, doch vor die Flinte lässt sich dieser nicht drücken, wie das Jagdergebnis später zeigt. Gegen 12.30 Uhr ist für uns Treiber die Jagd zu Ende, was angesichts des einsetzenden kalten Nieselregens niemand bedauert. Unser Jagdergebnis ist gleich Null, die zweite im Bereich der Kiesgrube eingesetzte Gruppe legt einen Fuchs und ein Reh auf Strecke. Im angrenzenden Staatswald werden derweil drei Rehe erlegt. Von den sechs Wildschweinen, die Bürgermeister Clemens Hensler und dessen Treiberkollegen im Rötenbacher Revier sichten, verliert sich später die Spur. Mehr Erfolg haben die Jäger in den beiden Göschweiler Revieren, in denen drei Wildschweine zur Strecke gebracht werden. Jedes erlegte Schwarzwild wird laut Hegeringleiter Carl-Walter Roth einer Trichinen- sowie einer Strahlenuntersuchung unterzogen. Gespannt sind wir alle beim anschließenden "Schüsseltreiben" bei Suppeneintopf in der Unadinger Bürgerhalle auf das Gesamtergebnis, da noch manche Jäger mit dem Aufbrechen im ehemaligen Schlachthaus in Reiselfingen beschäftigt sind. Zudem sind noch die Nachsuchegespanne beim Aufspüren von vermeintlich getroffenem Wild unterwegs. Drei Wildschweine, die schon vor Ort einen Käufer finden, fünf Rehe und drei Füchse werden zum Schluss traditionell verblasen und erhalten damit die letzte Ehre. "Es war ein harmonischer, wenn auch nicht ganz so erfolgreicher Jagdtag" , zeigte sich der Hegeringleiter dennoch zufrieden. Als Grund für ein Abwandern des Schwarzwildes nannte er den starken Frost der vergangenen Nächte von teils 16 Grad, weshalb man für die nächste Drückjagd an den Spätherbst denkt. Er bedankte sich bei den Treibern, die größtenteils von den beiden Vertretern des BLHV, Karlheinz Agostini und Ekkehard Marx, gestellt und von den Jägern traditionell mit einem Trinkgeld bedacht wurden.
Christa Maier , 14.1.2008, www.badische-zeitung.de


 

 

Wildschweine im Mooswald: eine Riesensauerei

Im Mooswald leben inzwischen bis zu 200 Schwarzkittel, wesentlich mehr Tiere als früher- und das hat Folgen

Es ist, könnte man sagen, eine Riesensauerei: Auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung verlassen die Wildschweine jetzt im Herbst ihre Waldreviere, um in der Feldflur nach Würmern und anderem Kleingetier zu graben. Dabei können sie ordentlich Schaden anrichten, und den müssen die Jagdpächter übernehmen. Betroffen sind derzeit vor allem die Jagdreviere Opfingen und Hochdorf. Für Spaziergänger und Wanderer besteht allerdings keine Gefahr.
"In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der erlegten Wildschweine innerhalb der letzten 60 Jahre in etwa verhundertfacht" , weiß Peter Linderoth von der Wildforschungsstelle in Aulendorf. Für die rasante Zunahme der Schwarzwildbestände gibt es mehrere Gründe. Die wichtigsten sind die milderen Winter und das bessere Nahrungsangebot: Eicheln im Wald und der vermehrte Maisanbau in der Landwirtschaft. Diese europaweite Entwicklung ist auch an Freiburg nicht vorbeigegangen: Derzeit wird der Wildschweinbestand im Mooswald auf 150
bis 200 Tiere geschätzt — wesentlich mehr als früher. "Wo genau sie allerdings auftauchen, lässt sich kaum voraussagen, da das Streifgebiet einer Rotte weit über die Größe eines durchschnittlichen Jagdreviers hinausgeht" , erklärt Ekkehard Ophoven von der Jägervereinigung Freiburg. Deshalb ist es auch schwierig, die Tiere einzeln zu jagen. Oftmals müsse man einige Stunden auf dem Hochsitz verbringen, bis ein Tier erlegt sei, sagt Ophoven. Zusätzlich zur Ansitzjagd gebe es deshalb im Winterhalbjahr auch "Drückjagden" , bei denen die Schweine von Treibern und Hunden aufgescheucht würden. 2005 wurden im Mooswald laut Auskunft des Kreisjagdamtes insgesamt 44 Schwarzkittel erlegt, im gesamten Stadtwald waren es 150.
Der hohe Wildschweinbestand hat viele und verschiedene Folgen. So trifft man etwa Wildschweine immer häufiger in der Nähe von Siedlungen an. Wildbiologe Peter Linderoth empfiehlt Anwohnern, die in der Nähe des Waldes wohnen, keine für Wildschweine verwertbare Nahrung — etwa Kompost — im Garten zu lassen. Gefahr für Menschen bestehe indes in der Regel keine: "Wildschweine sind nachtaktiv und gehen Spaziergängern aus dem Weg. Nur wenn sie gereizt werden, können sie gefährlich werden," , meint Linderoth. Allerdings komme es hin und wieder zu Unfällen mit Autos; im Bereich des Mooswalds etwa kracht es 10- bis 15-mal im Jahr.
Besonders eindrucksvoll zu sehen sind Schäden durch Wildschweine derzeit entlang der Opfinger Straße und auf den Linkmatten bei Hochdorf, wo die Tiere ein Bild der Verwüstung hinterlassen haben: Das Erdreich ist aufgewühlt und aufgegraben. "Trotz Zäunen und anderen Sicherungsmaßnahmen können sich die Schäden im Jahr schon mal auf bis zu 15 000 Euro summieren" , sagt Leo Mohr, Pächter des Jagdreviers Opfingen. Da die Jäger die Schäden der Landwirte ausgleichen müssen, sind sie sehr an einer Reduzierung der überbordenden Wildschweinbestände interessiert. Die Jagd wird allerdings dadurch erschwert, dass der Mooswald als Naherholungsgebiet von vielen Menschen besucht wird: "Wir stellen zwar Hinweisschilder auf, doch leider werden die Absperrungen immer wieder missachtet" , sagt der Hochdorfer Revierpächter Peter Heil.
Andreas Braun, 31.10.2007, BZ

Ich bin ausgebildeter Tierpfleger verfüge über fundierte Fach- und Sachkenntnis 
Zum Leserbrief von Herrn Volkbert Bitter stelle ich fest, dass es falsch und haltlos ist, das ich über keinerlei Fach-/Sachkenntnisse in Bezug auf das Leben/Ernährungsverhalten von Wildschweinen oder anderern Tieren verfüge. Ich selbst bin ausgebildeter und staatlich geprüfter Tierpfleger und verfüge daher über fundiertes Fachwissen, und Kenntnisse, welche durch die IHK-Südbaden festgestellt wurden.
Das Gleiche gilt für die gesetzlichen Bestimmungen im Bezug auf Kirrungsfütterungen, Jagdrecht usw. Des Weiteren verfüge ich über einen Sachkundenachweis nach Paragraph 11 Tierschutzgesetz.
Zum Leserbrief von Herrn Ingo Litty aus Schutterwald stelle ich Folgendes fest: Ich weise seine Äußerungen, ich sei realitätsfremd und überspannt als falsch, unsachlich und haltlos zurück! Auch muss festgestellt werden, dass ich entgegen den Äußerungen von Herrn Litty nicht der Jägerschaft nachstelle. Zum Leserbrief des Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit der Freiburger Jägervereinigung, Herrn Ophoven, darf ebenfalls festgestellt werden, dass es mir nicht an nötigen Fachkenntnissen fehlt. Durch diese Veröffentlichungen wird den Lesern der BZ ein falscher Sachverhalt wiedergegeben, und meine Person in einem falschen Bild dargestellt. Mit Bedauern ist festzustellen, dass besagte Herrn und Jäger/Jagdfreunde kein Interesse an einer sachlichen und an der Sache orientierten Diskussion haben.

BZ-Leserbrief vom 7.11.2007 von Stefan Klippstein, Teningen

Ökologisches Denken soll jagdliches Handeln lenken
Eine Jagdwende tut Not! Herr Bitter sollte als Literatur nicht den alten Schinken von Kalchreuter empfehlen, sondern besser die "Jagdwende" von Wilhelm Bode und E. Emmert. Und es sollte endlich zugegeben werden, dass tatsächlich immer noch tonnenweise Mais in den Wald geschüttet wird. Da irrt Ekkehard Ophoven! Trotz Verbot geschieht dies bei uns nachweislich sogar in unseren Naturschutzgebieten, wie dem Taubergießen. (Nachzulesen im Internet beim Ökologischen Jagdverband unter: www.oejv.de/files/jagd-flyer.pdf und beim Nabu unter www.baden-wuerttemberg.nabu.de Dort unter "Forderungen des Nabu zum Jagdgesetz" vom Oktober dieses Jahres.)
Kirrungen, die nach Vorschrift beschickt werden, können tatsächlich geeignet sein, den notwendigen Abschuss von Schwarzwild zu ermöglichen. Stattdessen werden sie aber zu Fütterungen missbraucht. Wenn nach den Untersuchungen 1998 der Universität Freiburg, rund 40 Prozent des Mageninhaltes von Sauen aus zugefüttertem Körnermais (nicht vom Maisacker!) bestehen, muss flächendeckend von Missbrauch ausgegangen werden. Auch die Art der Bejagung ist nicht mehr zeitgemäß: Die Einzeljagd hat unser Wild zum nachtaktiven Wild gemacht. Bedeutend effektiver sind erwiesenermaßen ein oder zwei Bewegungsjagden (Treibjagden) im Jahr. Der normale Bürger sieht kein Wild mehr, obwohl zu viel vorhanden ist. In Schutzgebieten, in denen die Jagd ausgeschlossen wurde, kann man auf faszinierende Weise Tiere am Tag auf Nähe beobachten. Dies ist auch der Grund, warum in Berlin teilweise Wild zum Straßenbild gehört, Herr Ophoven! Sie weichen dem Jagddruck außerhalb der Stadt aus! Diese Sachverhalte sind den Jägern bekannt, aber sie tun so, als müssten sie diese "wenig erfüllende" Tätigkeit (Zitat Herr Ophoven) des Jagens für die Allgemeinheit erbringen. Sollte etwa der Luchs ihnen teilweise diese Aufgabe abnehmen (er macht es besser, da nicht trophäenorientiert), folgt Protest. Wir brauchen eine zeitgemäße, ökologisch nachhaltige Jagd, die den heutigen Anforderungen des Natur- und Tierschutzes gerecht wird. Die Jagd darf nicht in althergebrachten Mustern ausharren. Oder in einem Satz: Ökologisches Denken soll jagdliches Handeln lenken.

BZ-Leserbrief vom 10.11.2007 von Wolfgang Hoffmann, Ettenheim,
ehrenamtlicher Naturschutzwart des Landratsamts Ortenaukreis


 

 

Frauen und Jagd - Geduldsprobe, die die Sinne schärft

Immer mehr Frauen sind von der Jagd fasziniert und haben einen Jagdschein: Mit der Jägerin Birgitta Halla unterwegs in Ebnet

Birgitta Halla ist Jägerin - eine von vielen, denn immer mehr Frauen machen den Jagdschein und mischen die von Männern dominierte Jagdgesellschaft auf. Warum die Faszination des Jagens und die Sehnsucht nach dem Einssein mit der Natur so groß ist, kann man nur verstehen, wenn man selbst in den Wald geht. Also rein in die Lederhose und rauf auf den Hochsitz. Der weiche Waldboden federt jeden Schritt sanft ab. Es duftet nach Moos und Springkraut. Unter dem stahlblauen Himmel rascheln die Baumkronen, biegen sich Äste geschmeidig, zittern Gräser lautlos. Vereinzelt bahnen sich Sonnenstrahlen ihren Weg zur Erde und tauchen das Waldstück bei Ebnet in ein diffuses Licht. Zum Hochsitz wird leise geschlichen — Rehe, Füchse, Wildschweine sollen ungestört bleiben. Deshalb ist auch nur Flüstern erlaubt. Birgitta Halla hat ihr Gewehr locker geschultert. Es ist eine Bock-Büchs-Flinte, ein väterliches Erbstück. Abrupt bleibt sie stehen und rümpft die Nase. "Wildschweine riechen nach Maggi. Hier kam grad’ so ein Schwall von der Seite." Zu sehen ist nichts. Weiter schleichen. Der Hochsitz ragt an einer lichten Stelle wie ein hohler Zahn aus dem Grün heraus. Es geht aufwärts. Kleines Holzkabuff, schmales Brett zum Sitzen, rundum ein breiter Sehschlitz. Darüber baumeln hochgeklappte Mini-Teppiche, falls der Wind durch die Ritzen pfeift. In einer Schlaufe in einem der Stoffstücke hatte sich jüngst ein Siebenschläfer eingenistet. Der ist ausgezogen. Nur ein bauschiger Moosknubbel in der Teppichtasche zeugt noch vom tierischen Ex-Mieter. "Ansitzen" nennt man dieses Hocken im Hochsitz. Eine Geduldsprobe, welche die Sinne schärft. Mit jeder weiteren Minute, die man starrend, hörend und fühlend verbracht hat, fällt mehr auf. In dem anfangs grünen Pflanzenallerlei zeichnen sich Konturen ab. Man sieht Steine, sich abseilende Spinnen, glänzende Wassertropfen auf matten Blättern. Man riecht ein erdiges Duft-Potpourri und fühlt den Wind. Um zu wissen, aus welcher Richtung dieser kommt, reißt sich die 49-Jährige ein Haar aus und klemmt es an einen Holzbalken. Es schwingt zurück. Wind von vorn. Wechselnder Wind wäre schlecht. "Wenn der Wind jagt, bleibt der Jäger zuhause", zitiert Halla ein Sprichwort. Denn Waldtiere riechen den Menschen und lassen sich dann nicht blicken. Es knackt. Halla bricht im geflüsterten Satz ab, hält inne, lauscht. Dann zieht sie ein Rotbuchenblatt hervor, faltet es, hält es sich an die Unterlippe und stößt Luft aus. Ein hoher Pfeifton entsteht. Mehrmals hintereinander "blattet" sie, um eine begattungswillige Geiß zu simulieren. Allerdings ist die Brunftzeit gerade vorbei. Also passiert nichts. Kein Bock. Kein Wildschwein. Nicht mal ein Eichhörnchen. "Man schießt nur immer etwa jedes 20. Mal ein Stück" , schätzt Halla. Wenn es so weit ist, rast das Herz, pocht der Puls. Adrenalin pur. Ist keine Schonzeit für das gesichtete Tier, wartet Birgitta Halla so lange, bis sie weiß, dass ihr Schuss tödlich sein wird. "Das Tier soll ja nicht verletzt flüchten." Pro Jahr schießt die Jägerin vier oder fünf Tiere. Wenn die 49-Jährige ein Tier erlegt hat, wartet sie fünf Minuten, geht dann zur Beute und bricht das Tier auf. Mit einem Messer wird der Bauch aufgeschlitzt, die Innereien raus geholt. Probleme hat Halla damit nicht. Auch kein schlechtes Gewissen. Nur an einen schlimmen Vorfall erinnert sie sich: Damals habe sie ein junges Reh erlegt, das mit seiner Mutter unterwegs war. Als sie dieses gerade ausnahm, kam die Mutter zurück, schaute ihr zu und fiepte entsetzlich. Dennoch: "Lieber frisches Wildbret aus natürlicher Umgebung als Fleisch aus brutaler Massentierhaltung." Ihre Beute verkauft Halla meistens — pro Reh gibt es 60 bis 100 Euro. Abnehmer hat die Jägerin genug. Damit finanziert sie einen Teil der Pacht für die Jagd. Wenn die Ärztin von der Jagd spricht, strahlen ihre Augen. "Beim Blick auf überwucherte, entwurzelte Bäume kommen einem Gedanken an die Vergänglichkeit, aber auch an die Penetranz jungen Lebens, sich durchzusetzen und eine neu geschaffene Nische einzunehmen. Mir macht das Mut. Nach uns wird es noch eine Welt geben, man selbst ist nicht so wichtig, wie man manchmal glaubt." Als Jägerin — könnte man meinen — sei die 49-Jährige in eine Männerdomäne eingedrungen. Von der Bevölkerung wird sie aber meist mit Interesse bedacht: "Viele finden es spannend, fragen nach." Die männliche Jägerschaft sei voreingenommener, vor allem, weil man als Frau in der Regel weniger Beute mache und nicht so viele Jagderlebnisse zum Besten gebe. Frauen jagen anders: "Ich kann nicht für alle Jägerinnen sprechen, aber ich denke, Frauen sind weniger risikobereit, kalkulierter und berechnender."

Frauen und Jagd
Rund 340 000 Männer und Frauen sind in Deutschland derzeit zur Jagd berechtigt, so eine Statistik des Deutschen Jagdverbands. 15 000 davon sind Frauen - Tendenz steigend. Der Landesjagdverband Baden-Württemberg hatte 2005 etwa 28 000 Mitglieder, "wonach rein rechnerisch 1400 Mitglieder auf die weibliche Personengruppe entfallen würden" , so das Städtische Forstamt Freiburg im aktuellen Jahresbericht. Das Kreisjagdamt bestätigt, dass immer mehr Frauen die Jägerprüfung ablegen. Im Stadtkreis Freiburg waren dies 2007 insgesamt fünf Frauen. Allerdings ist dies auch darauf zurückzuführen, dass viele Studentinnen der Forstfakultät der Uni im Rahmen ihres Studiums die Jägerprüfung ablegen. Generell gilt: Wer in Deutschland jagen will, braucht einen gültigen Jagdschein. Diesen erlangt man mit der staatlichen Jägerprüfung. Einen Jagdschein bekommt aber nur, wer "die erforderliche Zuverlässigkeit und körperliche Eignung besitzt" . Das Mindestalter für die Jägerprüfung: 16 Jahre. In der Regel bieten Kreisjägerschaften vorbereitende Lehrgänge in Theorie und Praxis an, die rund sechs Monate dauern. Das Forstamt Freiburg will aktuell und künftig - im Rahmen eines "Gender Mainstreaming" -Projekts - verstärkt Frauen ansprechen. "Gender Mainstreaming" bedeutet dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig berücksichtigt werden. Konkret heißt das, dass Frauen zum Beispiel bei der Vergabe von Begehungsscheinen oder Verpachtungen stärker beworben werden sollen. So hat das Jagdamt im vergangenen Jahr bereits eine Jagd nur für Jägerinnen organisiert. Von den eingeladenen 67 Frauen kamen laut Forstamts-Bericht 21. Das Städtische Forstamt spricht von "ersten Teilerfolgen" beim "Gender Mainstreaming" -Projekt. Dazu auch die erstmalige Verpachtung eines Freiburger Jagdbezirks an eine Frau.

Nina Gadina, 20.9.2007, BZ


"Fragwürdige Freizeitbeschäftigung"
Zum Artikel "Geduldsprobe, die die Sinne schärft" (BZ vom 20. September):
An dieser nicht mehr zeitgemäßen und sehr fragwürdigen Freizeitbeschäftigung finden jetzt auch Frauen gefallen: dem Jagen. Mit einem Gewehr bewaffnet gehen sie in den Wald, um aus dem Hinterhalt unschuldige Tiere abzuknallen. Was ist an dieser "Leidenschaft" die nur Leiden schafft, so faszinierend? Mit welchem Recht nehmen sich Menschen überhaupt heraus, unseren Mitgeschöpfen den Atem zu nehmen? Jedes dieser Tiere lebt in einem Verbund und hat dort seine Aufgabe. Wird es ermordet, entsteht eine Lücke, und die Familienmitglieder leiden. Frau Halla hat es ja beschrieben, wie die Rehmama geweint hat, als sie ihr Junges umgebracht hat. Immerhin hat sie erkannt, dass Massentierhaltung brutal ist, jedoch alternativ zu jagen, ist wohl an Egoismus kaum zu überbieten. Mein Herz schlägt höher, wenn ich unseren Mitgeschöpfen in die Augen sehen kann.
BZ-Leserbrief vom 25.9.2007 von Rosmarie Zähringer, Freiburg

"Absolut entsetzt"
Über Ihren Artikel bin ich absolut entsetzt. Warum schreibt Ihre Zeitung immer nur pro Jagd? Ich fände es fair, auch einmal über die Argumente der Jagdgegner zu schreiben, aber offensichtlich sind Sie an einer ausgewogenen Meinungsbildung nicht interessiert. Wenn die Jägerin sagt, sie genießt den Aufenthalt in der Natur, kann ich das selbstverständlich nachvollziehen. Nur, dafür muss ich keine Tiere umbringen! Und dass eine Ärztin, die dem Erhalt des Lebens verpflichtet ist, auf die Jagd geht, ist für mich sowieso nicht nachvollziehbar.
BZ-Leserbrief vom 25.9.2007 von
Christine Engelschall, München

Lust am Töten
Zu "Geduldsprobe, die die Sinne schärft" , BZ vom 20. September:
Heutzutage liegt der einzige Grund zum Jagen im ganzen besonderen "Kick" , den Jäger und Jägerinnen in ihrem Jagdfieber erleben ("Wenn es so weit ist, rast das Herz, pocht der Puls. Adrenalin pur" ). Einzig allein dieser Tatsache haben wir Jagdgesetze zu verdanken, die die Lust am Töten legalisieren. Ein Skandal, der von (jagenden) Medienvertretern und (jagenden) Politikern verharmlosend, ja sogar als notwendiges Übel zum Erhalt eines natürlichen Gleichgewichts, unters Volk gebracht wird. Zur Märchenliste der Grünröcke gesellen sich stets neue Argumentationen. Ihre Tötungslust einerseits und die immer lauter werdenden kritischen Stimmen andererseits, treiben sie in Erklärungsnotstand. Jägerin Halla rechtfertigt ihr blutiges Hobby mit der Feststellung: "Lieber frisches Wildbret aus natürlicher Umgebung als Fleisch aus brutaler Massentierhaltung" . Hätten die vielen Qualen (angeschossene Tiere) und Leiden — oder die Reh-Mutter, die zusehen musste, wie man ihrem Kind den Bauch aufschlitzte, hätte diese zu Herzen gehenden Situation nicht auch bei Frau Halla den Gedanken nahe legen müssen, gänzlich auf Tierleichen zu verzichten? Als Frau, vielleicht auch als Mutter, sollte diese Erkenntnis nicht allzu schwer sein
BZ-Leserbrief vom 27.9.2007 von Roland Dunkel, Frankenbrunn


 

Jogger vergrämen das Wild - Forstverwaltung will Ruhezonen

Die Forstbehörde im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald will Konzepte entwickeln, wonach der Wald in Ruhezonen für das Wild und Aktivitätszonen für Freizeitsportler gegliedert wird. Wanderer, Läufer und Biker sollen aus dem Wald nicht ferngehalten werden. "Die Leute bewirken jedoch eine Unruhe, die die Jäger in manchen Revieren vor unlösbare Herausforderungen stellt" , sagt Herbert Stiefvater, Leiter des Forstbezirks Staufen. Gute Erfahrungen machen Förster und Jäger bereits mit ausgewiesenen Mountainbikestrecken.

Die Jäger erfüllen eine unverzichtbare Aufgabe" , sagt Herbert Stiefvater, "denn sie sorgen dafür, dass die Zahl der Rehe und Wildschweine ein bestimmtes Maß nicht übersteigt." Mangels natürlicher Feinde würden die sich sonst ungehindert ausbreiten und Schaden anrichten, die Wildschweine in den landwirtschaftlichen Kulturen, die Rehe in nachwachsenden Waldbeständen. Die Abschusszahlen werden für die einzelnen Reviere zwischen dem Kreisforst- und dem Kreisjagdamt vereinbart. "Der wachsenden Unruhe wegen lassen die sich in manchen Revieren kaum noch erfüllen und es wird den Jägern ein aufwändiges Management abverlangt" , sagt Stiefvater. Besonders drastisch spüren das die Jäger in der Vorbergzone. Nordic Walker, Jogger, Mountainbiker und Reiter sorgen für Unruhe, besonders dann, wenn sie am frühen Morgen oder am Abend nach dem ultimativen Naturerlebnis streben. Immer häufiger stoßen sie auch in die Hochlagen des Schwarzwaldes vor.
"Bislang waren dort in erster Linie Mountainbiker unterwegs" , sagt Ekkehard Ophoven, Sprecher der Jägervereinigung Freiburg.

In den Morgen- und Abendstunden aber sind normalerweise auch die Wildtiere auf Futtersuche und demnach auch Jäger wie Heiner Herbster draußen. Der 54-Jährige aus Kirchhofen ist Pächter des Jagdreviers "Sägengrund" auf der Gemarkung Ehrenkirchen und stellvertretender Hegeringleiter im Hexental, dessen Wald- und Feldflur beliebtes Naherholungsgebiet sind. An diesem späten Samstagnachmittag rüstet er sich zur Ansitzjagd. Das heißt, er wird von einem Hochsitz aus einen Wildschweinwechsel beobachten. "Seit Jahrhunderten passieren die Rotten auf solchen Wechseln den Wald" , erklärt er. Einen Zeitraum von drei Jahrzehnten kann Herbster selbst überblicken. An diesem späten Samstagnachmittag treffen wir ihn an der Schopbachhütte, etwa anderthalb Kilometer von Ehrenstetten entfernt. Über den Grießbachweg steuert Heiner Herbster sein Auto ins Revier. Dort unterhalten er und seine Mitpächter Hubert Luhr und Claus Lorenz eine Jagdhütte. Der Waldboden ist trocken, bei jedem Schritt rascheln Blätter und knacken Zweige. Im Frühling und Sommer dürfen nur Überläufer erlegt werden, das ist der Nachwuchs vom vergangenen Jahr. Noch halten sich die Tiere überwiegend im Wald auf. Denn der Waldboden war in diesem Frühjahr mit großen Mengen von Bucheckern und Eicheln bedeckt. "Im vergangenen Jahr hatten die Bäume außergewöhnlich stark getragen, und weil kein Schnee lag, sind die Eckern und Eicheln nicht verfault. Für die Wildschweine ist das paradiesisch" , erklärt der Jäger.  Bald werden sich die Allesfresser jedoch aufmachen, tierisches Eiweiß zu suchen. Das finden sie auf Wiesen und Äckern, in den Reben und Obstgärten. Dort graben sie im Boden nach Engerlingen, Schnecken und Würmern und richten dabei gehörigen Schaden an, für den die Jagdpächter nach den Vorschriften des Landesjagdgesetzes aufkommen müssen. In der Saison 2005/06 hatten die Jäger im Hegering Hexental knapp 20 000 Euro an Landwirte bezahlt. Wie Freizeitsportler die Jagd erschweren, schildert Heiner Herbster an einem Beispiel: "Vor Kurzem habe ich zwei Sauen beobachtet und auf sie angelegt. Da hörte ich das Klackklack von Nordic-Walking-Stöcken, die Sauen wohl auch. Und fort waren sie." Das war kein Einzelfall. Neben den Sportlern tummeln sich neuerdings auch selbst ernannte Wildnisforscher, Entdecker und Strategen im Wald. Sie spielen Kampfszenarien aus Computerspielen nach und laufen kreuz und quer durch den Wald, erzählt Herbster. Nahezu unmöglich sei es mittlerweile, am Waldrand Rehe im Ansitzen zu bejagen. "Bei uns haben sich diese Tiere wegen der Unruhe komplett umgestellt. Bei Tageslicht kommen sie gar nicht mehr aus dem Wald heraus" , schildert der Jäger. In früheren Jahren hingegen waren die Rehe zum Äsen auf die Wiesen herausgetreten, heute fressen sie in der Nacht. Dann allerdings darf nicht gejagt werden. Um die nötigen Abschusszahlen zu erreichen, organisieren die Jäger Drückjagden. An diesem Abend ist es ruhig. Von Westen her überzieht eine zarte Röte den eben noch blauen Himmel. Wir sitzen und warten, schauen und beobachten. Ob nicht doch noch ein Wildschwein den Kopf aus dem Unterholz streckt? "Oft ist es so, wenn man gar nicht damit rechnet, laufen sie vor einem her. Und wenn man meint, es seien ideale Bedingungen, ist kein einziges Tier zu sehen" , erzählt Heiner Herbster. Unzählige Vögel zwitschern, und leise rascheln die Blätter in den Baumkronen. Von ferne läuten die Glocken der Kirchofener Wallfahrtskirche siebenmal. Zwischen 15- und 20-mal sitzt Heiner Herbster an, um ein Wildschwein zu erlegen. Aber das macht nichts. Draußen zu sein, die Natur zu genießen, die Spannung vor einer Begegnung mit den Tieren zu fühlen, ist das, was Heiner Herbster an der Jagd gefällt.
Silvia Faller , 12.7.2007

 

Das Wild lebt in ständigem Stress

Jäger kritisieren die von der Forstverwaltung geforderten Abschusszahlen / Mensch stört zunehmend den Lebensraum Wald

Seit Anfang April das forstliche Gutachten erschienen ist, befindet sich die Jägervereinigung Hochschwarzwald in Aufruhr. In dem alle drei Jahre erstellten Schätzungsverfahren werden höhere Abschusszahlen für das Wild gefordert, um die Verjüngung des Waldes nicht zu gefährden. "Höheren Verbiss durch eine höhere Abschussmenge zu verhindern ist schlichtweg falsch" , sagt Pressesprecher Borwin Herzog zu Mecklenburg. Die Jäger sehen einen zu hohen Wildbestand nicht als Grund für die abgefressenen Knospen. "Gehen Sie mal im Wald spazieren. Sie werden alles mögliche sehen, nur kein Wild", sagt Herzog zu Mecklenburg auf Anfrage der Badischen Zeitung. Der Pressesprecher der Jägervereinigung und ehemalige Inhaber des Hotels Sonnenhof in Hinterzarten erzählt: "Meine Gäste konnten damals von der Terrasse aus die Rehe im angrenzenden Wald beobachten." Seitdem habe der Erlebnistourismus Einzug in den Schwarzwald erhalten. Trendsportler drängten bis in die tiefsten Winkel der Wälder vor, stets auf der Suche nach dem persönlichen Adrenalinkick. Unzählige Wanderwege durchquerten den Wald und verkleinerten dadurch immer mehr den Lebensraum des Wildes. "Das Reh lebt unter ständigem Stress" , meint der Sprecher der Jägervereinigung Hochschwarzwald. Die Unruhe führe bei den Tieren zu einem erhöhten Energieverbrauch, den sie mit zusätzlicher Nahrung kompensieren müssen. Daher sei es nicht verwunderlich, dass der Verbiss zunimmt. "Das bedeutet aber nicht, dass es mehr Rehe gibt" meint Borwin Herzog zu Mecklenburg. Laut dem Gutachten, das von der Forstverwaltung erstellt wird, sollen die Jäger in Zukunft den ohnehin geringen Wildbestand weiter dezimieren. Teilweise wurden die Abschusszahlen sogar erhöht. Der Landesjagdverband warnt jedoch davor voreilige Schlüsse zu ziehen. Die dicken Schneedecken im Winter 2005/2006 hätten dem Reh lange Zeit den Zugang zu seinen natürlichen Nahrungsquellen versiegelt. Die jungen Baumknospen seien angesichts der teilweise mangelnden Fütterung für das Wild verlockend gewesen. Der Verband klagt, dass in dem Gutachten die Witterungsbedingungen unzureichend berücksichtigt worden seien und die Gleichung höherer Verbiss gleich höhere Abschusszahlen nicht aufgehen könne. Die Abschussmenge müsse weiterhin im Konsens mit Eigentümern und Pächtern getroffen werden. Eine Beruhigung der Reviere ist dringend erforderlich. Die zunehmende Scheu des Wildes und die ständige Präsenz des Menschen erschwerten die Jagd derzeit erheblich. Immer seltener bekämen die Waidmänner ein Tier vors Korn: "Wenn sie 15 bis 20 Ansätze brauchen, um einmal zum Schuss zu kommen, ist das schon deprimierend" , sagt Herzog zu Mecklenburg. Dabei sind die Jäger gegenüber den anderen Waldnutzern stets in der Defensive. "Gewehrkugeln fliegen bis zu sieben Kilometer. Jagen a la Wild West ist da nicht drin" , betont der Jäger. Hohe Sicherheitsvorkehrungen müssen getroffen werden, was gleichzeitig zu Lasten des Erfolges gehe. Der Schwarze Peter bleibt bei den Jägern. Kommt es zum Verbiss, werden Schadenersatzforderungen gestellt, Vergehen gegen die Jagdordnung werden unter erhebliche Geldstrafen gestellt.. "Ein durchschnittlicher Jäger kann dieses finanzielle Risiko nicht mehr auf sich nehmen" , sagt von Mecklenburg. Landesweit kritisieren die Jäger die Abschusszahlen für das Rehwild als meist viel zu hoch gegriffen. Dies beruhe auf der Ortsunkenntnis der Behörden, die sich auf Statistiken und Hochrechnungen verlassen. "Wenn wir Rehwild bejagen, dann nur, um ein natürliches Gleichgewicht von Wild und Wald zu gewährleisten. Aber wir werden keine Tiere schießen, um unsinnige bürokratische Forderungen zu erfüllen" , bekräftige ein Hochschwarzwälder Jäger im BZ-Gespräch.
Max Schuler, 8.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Hegering Schluchsee blickt sorgenvoll Trend Naturerlebnis-Trend

Rotwild leidet unter Winter und Sport

Die Jäger des Hegerings Schluchsee blickten in ihrer Hauptversammlung in der “Sonne” in Blasiwald auf das Jagdjahr zurück. Dem Hegering gehören nach zwei Neuzugängen jetzt 39 Mitglieder an. Nach Ablauf des zweiten Jahres innerhalb des Dreijahres-Abschussplans war die Vorgabe von 998 Stück zu 60,8 Prozent erfüllt. Mit 287 Stück erlegtem Rehwild (101 Böcke, 98 Geißen und 88 Kitze) haben die Jäger ihre Gesamtstrecke auf 605 Stück erhöht. Zusätzlich wurden 27 Sauen, neun Hasen, 88 Füchse, sieben Dachse, drei Stein- und zwei Baummarder sowie ein Iltis erlegt. Beim Rotwild waren 190 erlegte Stücke registriert, 60 mehr als im Vorjahr und insgesamt der höchste Abschuss seit der Registrierung in einem Jagdjahr. Für das Jahr 2006/07 sind 199 Stück beantragt.
Der harte Winter hat dem Rehwild weniger zugesetzt als dem Rotwild. Da nur absolute Ruhe dessen Überleben gewährleisten kann, bereiten Störungen durch Schneeschuhwanderer und die Betreiber derzeit boomender Naturerlebnis-Sportarten, die sich nicht an ausgewiesene Strecken halten, zunehmend Sorgen. Helmar Binder, Leiter des Forstbezirks Titisee-Neustadt, berichtete von Beobachtungen an den Rotwildfutterstellen, die von zwei Projektgruppen registriert wurden. Den Erfassungen eines Fährtenlesers und denen der Revierförster an den Fütterungen war zu entnehmen, dass gegenüber 2004/05, als sich 600 bis 650 Stück Rotwild an den Fütterungen aufhielten, die Zahl im Winter 2005/06 bei 550 bis 600 Stück lag. Die große Abnahme nach einer Umstellung der Fütterung von Mais auf Heu konnte noch nicht beobachtet werden. Die natürliche Fütterung sei jedoch Heu, und die Auswirkungen seien nur mittels Beobachtungen über einen längeren Zeitraum hinweg zu klären. Eine Projektgruppe habe sich der Abgrenzung des Rotwildgebiets angenommen, und es zeige sich, dass es sinnvoll sei, die Abgrenzung zwischen den zuletzt definierten Punkten zu ziehen. Auf die Wichtigkeit, erlegtes Schwarzwild auf Cäsium 137-Belastung prüfen zu lassen, um dem Verbraucher die Sicherheit unbelasteten Fleischverzehrs bieten zu können, wies der Landesvorsitzende des Jagdaufseher-Verbands, Manfred Siefridt hin, der in der Oberschwarzhalde 2 in Schluchsee eine Messstelle für die Jägervereinigung Hochschwarzwald betreut. Den Mitgliedern wurde angeboten, sich in einer fachlichen Unterweisung die Fertigkeit des “Aus-der-Decke-Schlagens” der erlegten Stücke anzueignen. Wer dies beherrsche, könne das Wild noch besser vermarkten, das infolge der Einzeljagd als Nahrungsmittel höchstem Qualitätsstandard entspricht. Die erfolgreichsten Raubwildjäger waren Erwin Kaiser (34 Stück Raubwild) und Hermann Schlachter (elf Füchse). Insgesamt wurden 88 Füchse, sieben Dachse, drei Stein- und zwei Baummarder sowie ein Iltis erlegt. In der Statistik des Nachsuchengespanns von Norbert Schwarz waren 35 Einsätze registriert, bei denen 290 Kilo Wildpret geborgen wurden. Revierförster Hubert Kapp stellte sich als neues Mitglied des Hegerings vor. Als Besitzer eines Schweißhundes, der kurz vor der letzten Prüfung steht, bot er Einsätze als Nachsuchen-Gespann an.

Badische Zeitung Freiburg
Roswitha Klaiber, 24.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Beunruhigungsjagd im Dreisamtal endet im Ebneter Schloss 

Ungewöhnlicher Vorgang im ehrwürdigen Schloss Ebnet: Es war später Nachmittag, da füllte sich der Schlosshof mit etwa 200 vorwiegend grün gekleideten Menschen und von den Eingangsstufen des Haupthauses wehten melodische Jagdhornklänge in die einbrechende Nacht. Doch damit nicht genug - kurze Zeit später scharte sich der Haufen im Schein von Fackeln um sieben erlegte Wildschweine, 26 Rehe, einen Fuchs und einen Hasen, die zuvor fein säuberlich in Reihen in die Hofmitte gelegt worden waren, und erneut ertönte Hörnerklang.

Des Rätsels Lösung: Freiherr von Gayling-Westphal hatte den Jägern Freiburgs und Kirchzartens seinen Schlosshof zur Verfügung gestellt, um dort das Ende einer revierübergreifenden Jagd traditionsgerecht zu begehen. Denn die Nimrode wollten an diesem Tag vom Wildtal bis zum Rosskopf und Streckereck, im Wittental, Attental und Welchental nicht nur „ Strecke machen“ , sondern auch der nicht jagenden Bevölkerung Einblick in ihr Tun bieten. So waren ihrer Einladung zum Jagd-Showdown im Schlosshof auch zahlreiche Nichtjäger, vorwiegend Ebneter Bürger, gefolgt.
Bewegungs- oder Beunruhigungsjagden nennen die Jäger solche herbstlichen und winterlichen Jagdtage, eine ruhige Variante der Treibjagd. Auf großer Fläche werden dabei vor allem Wildschweine und Rehe von Hunden und Treibern „ beunruhigt“ , damit sie den im Wald postierten Jägern langsam vor die Büchse laufen. Was auf den ersten Blick wie ein strategischer Feldzug gegen „ arme Tiere“ wirkt, ist nach Überzeugung der Jäger wildbiologisch durchaus sinnvoll und zum Nutzen von Wildschwein und Co. Auf diese Weise können die in den Plänen der Jagdbehörde festgelegten, notwendigen Abschusszahlen zu großen Teilen in kurzer Zeit erfüllt werden. Der so genannte Jagddruck auf das Wild wird zeitlich konzentriert, sodass die tatsächliche Jagdzeit im Idealfall schon deutlich früher enden kann, als es der Gesetzgeber fordert. Auch und gerade der beschauliche Ansitz in den Morgen- und Abendstunden bedeutet nämlich Stress für die Tiere, deren feinem Geruchssinn nichts entgeht - und schon gar nicht der auf dem Hochsitz lauernde Jägersmann.
Schnell wird daraus eine „ Dauerbelagerung“ der Rückzugsräume des Wildes, sollen die Abschussvorgaben allein auf dem Ansitz erfüllt werden. Doch auch dann gelingt das in den zunehmend „ deckungsreichen“ Wäldern der Region kaum noch. Vor allem zur Regulierung der gestiegenen Wildschweinbestände ist die Bewegungsjagd auf großer Fläche daher das Mittel der Wahl.

Nachdem dem erlegten Wild nach Jägerbrauch im Ebneter Schlosshof musikalisch die letzte Ehre erwiesen worden war, nannte denn auch Kreisjägermeister Werner Barth die Regulierung der Wildtiere als vorrangige Aufgabe der Jagd. Das überlieferte Bild vom Jäger, der nur alte und kranke Tiere „ erlöse“ , sei zwar romantisch, aber realitätsfern. Bei den in der intensiv genutzten Kulturlandschaft unverzichtbaren jagdlichen Eingriffen würden natürlich auch andere Tiere erlegt. Auf die wichtige Rolle der Jagd für den Aufbau und Erhalt gesunder Wälder wies der Kirchzartener Forstamtschef Rudi Künast hin. Wer ja zu stabilen, naturnahen Wäldern als wesentlichem Beitrag zum Umweltschutz sage, müsse sich auch zur Anpassung der Wildtiere an die Tragfähigkeit ihres Lebensraumes und zu ihrer nachhaltigen jagdlichen Nutzung bekennen.

Die Jäger der Region sind in der Kreisjägervereinigung Freiburg organisiert, die fünf Hegeringe umfasst: Dreisamtal, Hexental, Glottertal, Tuniberg/March und Kaiserstuhl. Die Jägervereinigung hat rund 630 Mitglieder.
Ekkehard Ophoven am 13.12.2005 in der BZ

  
 

Wiesental - Gemeinschaftsjagd auf Wildschweine, Rehe und Füchse

Am Samstag, 10. Dezember, findet erstmalig eine große, revierübergreifende Jagd in den Revieren Hausen-Enkenstein, Zell (rechts der Wiese), Adelsberg, Pfaffenberg, Gresgen und Fröhnd von 10 bis 14 Uhr statt. Insgesamt wird auf einer Fläche von etwa 2500 Hektar auf Wildschweine, Rehe und Füchse gejagt.

Bei dieser Jagdform handle es sich um eine besonders effiziente, zugleich aber auch selektive und daher von der Wildforschung empfohlene Form der Gemeinschaftsjagd zur notwendigen Regulierung vor allem des hohen Schwarzwildbestands, teilt die Kreisjägerschaft mit. Es wird gebeten, auf Freizeitaktivitäten in den genannten Revieren an diesem Tag möglichst zu verzichten und auf entsprechende Hinweisschilder zu achten.

Diese Form der revierübergreifenden Bejagung findet in diesen Revieren zum ersten Mal statt, um vor allem den deutlich gestiegenen Bestand an Wildschweinen zu regulieren. Es nehmen rund 120 Jäger und 50 Treiber mit Stöberhunden teil, um neben der Jagd auf Wildschweine und Füchse auch die von der Forstbehörde vorgeschriebenen Abschusszahlen von Rehen zu erfüllen. Für diese Wildarten bietet das Zeller Bergland sehr gute Lebensbedingungen, die Erfüllung der Abschussvorgaben ist aber für die Jäger schwierig geworden. Dichter Jungwuchs bietet hervorragende Verstecke für das Wild und mit den allgemein üblichen Jagdmethoden wie dem Ansitz sei der Wilddichte kaum noch beizukommen. Mit den revierübergreifenden Jagden kann das Wild großräumig in Bewegung und den an bekannten „ Wildwechseln“ positionierten Schützen vor die Büchse gebracht werden.

Jäger haben die gesetzliche Verpflichtung, zu starke Vermehrung des Wildes durch entsprechende Bejagung zu verhindern, erläutern die Organisatoren dieser Gemeinschaftsjagd. Das Jagdgesetz verlangt ausdrücklich, die Wildbestände an die „ landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnisse“ anzupassen. Im Vordergrund steht dabei, Schäden durch Wildschweine auf Feldern und Wiesen zu reduzieren. Die milden Winter der vergangenen Jahre, vermehrter Maisanbau und die hohe Fruchtbarkeit dieser Wildart sind Hauptgründe für die in letzter Zeit stark gestiegene Zahl von Wildschweinen. Aus seuchenhygienischen Gründen sind die Jäger auch zur Begrenzung der Fuchspopulation aufgefordert. Dies dient dazu, ein erneutes Auftreten der Tollwut und die Ausbreitung des für den Menschen sehr gefährlichen Fuchsbandwurms zu vermeiden.
BZ vom 7.12.2005

  
 

Beste Nachsuchenhündin von Förster Stefan Mayer aus St.Blasien

Die beste Nachsuchenhündin im jüngsten internationalen Vergleich des Schweizer Klubs für „Österreichische Bracken“ kommt aus St. Blasien. Bei der Prüfung im Schweizer Maienfeld wurde die dreijährige „Dora vom Lonitzberg“, genannt „Emmi“, mit der maximal erreichbaren Punktzahl Siegerin. Der Führer der „Steirischen Rauhhaarbracken“ ist Förster Stefan Mayer. Die „Steirische Rauhhaarige Hochgebirgsbracke“ wurde um 1880 aus dem Hannoverschen Schweißhund, der „Rauhhaariger Istrianer Bracke“ und der „Brandlbracke“ herausgezüchtet.

Zum jüngsten internationalen Leistungsvergleich für die Österreichischen Brackenrasse in Maienfeld, einem Weinbauort in der Bündner Herrschaft und der Heimat von „Heidi“ hatte sich neun bewährte Gespanne angemeldet. Letztlich gingen sieben an den Start von denen allerdings nur vier das Ziel erreichten. Melden konnten sich je Land drei Gespanne. Zur Prüfung wurde die Fährte am Vortag, mindestens 20 Stunden vorher ist vorgeschrieben, mit 150 bis maximal 250 Milliliter Schweiß, Tierblut mit eingetropftem Rotwildblut, angelegt. Die Länge beträgt mindestens 1000 Meter und soll in einem wildreichen Gebiet stattfinden, so die Prüfungsvorschriften. In der Schweiz herrschte am Prüfungstag eine große Hitze und Trockenheit, was es für den Hund sehr schwierig machte der Fährte zu folgen. Die Hundeführer hatte auch noch ihre Probleme mit dem alpinen Gelände, so Stefan Mayer.

Die Prüfung wurde in einem Gebiet mit guten Schalenwildbeständen durchgeführt. Damit gab es für die Hunde Schwierigkeiten durch so genannte Verleitfährten. In die Fährte waren auch noch drei rechtwinklige Haken eingefügt. Die Juroren beurteilten die reine Riemenarbeit und bewerteten die Prüfungen mit Punkten. Die Hündin musste beweisen, dass sie die Aufgabenstellung erfasst hat und bewältigen will. Dies geschah dann auch, ohne dass sie durch ihren Führer besonders ermuntert werden musste. Nur so war die Höchstpunktzahl zu erreichen. Für ihre 64 von 64 möglichen Punkten bekam sie die Auszeichnung „1A“.

Stefan Mayer ist im ehemaligen Forstamt St. Blasien als Revierleiter des Reviers Dachsberg beschäftigt. Er ist zudem im Jagdrevier „Tannholz“ der Jagdgenossenschaft Dachsberg tätig. Viele seiner Nachsuchen macht er daher auch im Forstamtsbereich oder in der Regiejagd des Forstbezirks. Da die Förster in der Regiejagd bemüht sind die Jagd vorbildlich auszuüben, wird jeder Schuss mit einem Schweiß- oder Nachsuchenhund kontrolliert. „In einigen anderen Jagden wird dies aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen nicht immer gemacht, sonst hätten die Nachsuchengespanne sehr viel mehr Arbeit“, so Mayer im Gespräch mit unserer Zeitung. Da die Nachsuche aus Tierschutzgründen – es wird den Tieren ein längeres Leiden erspart – und Wildbrethygiene bei Wildunfällen und der Jagd unbedingt erfolgen muss, unterstützt die Forstverwaltung auch die Ausbildung der Hunde durch Anbieten geeigneter Übungsflächen und durch eine kleine Aufwandsentschädigung.
BZ vom 20.6.2005

    

Kreisjagdamt mahnt - Abschussquote von Rehen auf Freiburger Gemarkung erhöhen

Auch wenn die anmutigen Tiere die uneingeschränkte Sympathie aller Naturfreunde genießen: Absolut sicher dürfen sich die Rehe in Freiburger Wäldern und Wiesen nicht fühlen. Am 1. April hat das neue Jagdjahr begonnen, und nach dem vom Kreisjagdamt verordneten Abschussplan sind die Waidmänner angehalten, während der kommenden zwölf Monate in den Revieren auf Freiburger Gemarkung 472 Rehe zur Strecke zu bringen.

Forstamtschef Hans Burgbacher, dem auch die Leitung des Kreisjagdamtes übertragen ist, weiß es: Förster in vielen Regionen Deutschlands klagen über eine Rehwilddichte, die verhindert, dass der geschädigte Wald auf einen grünen Zweig kommt. Vor allem dort, wo düstere Nadelholzforsten durch die Anpflanzung junger Laubbäume aufgefrischt werden sollen, stören Rehe die Waldverjüngung dadurch, indem sie wählerisch nur an den jungen Trieben herumknabbern.

Auch dem Freiburger Forstamt sind solche "Verbissschäden" ein Dorn im Auge. Junge Eschen, Eichen und Hainbuchen seien im Mooswald gefährdet, Eschen und Rotbuchen in den Bergwaldrevieren. Alarmierend aber ist die Situation nach Burgbachers Einschätzung nicht. "Denn", so betont er, "wir sind in Freiburg in einer glücklicheren Lage als die meisten Förster in anderen Regionen Deutschlands. Der Grund: Von den etwa 16 000 Hektar Freiburger Bodens sind rund 13 000 bejagdbar, und davon wiederum sind immerhin 5000 Hektar der städtischen Regie unterstellt, so dass das Forstamt in sieben "klassischen" Stadtwaldrevieren weitgehend selbst bestimmen kann, wo und wie der Wildbestand kurz gehalten werden soll. ...
Gesamten Artikel vom 21.4.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

  

Treibjagd am Kaiserstuhl - Bis Ende Januar wird Reh- und Schwarzwild bejagt

Reh- und Schwarzwild werden insbesondere zur Reduzierung der Bestände in den Wintermonaten stark bejagt. Hierzu finden nach Angaben von Axel Saffran, Hegeringleiter des Kaiserstuhls, von Oktober bis Ende Januar viele so genannte Treib- oder Drückjagden statt. Hierbei wird mit mehreren Jägern und Jagdhunden das Wild beunruhigt oder auch aus den dichten Einständen herausgetrieben.

Diese sehr effiziente Form der Jagd hat sich laut Saffran insbesondere bei der Reduzierung des Rehwildes und der hohen Wildschweinbestände sehr bewährt und sei deshalb unbedingt notwendig. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass Wild auf der Flucht (oder Jagdhunde bei der Verfolgung) Straßen oder Wege auch am Tage kreuzen. Hieraus resultiert eine erhöhte Unfallgefahr.
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Diese bestehen beispielsweise aus dem allseits bekannten Warndreieck mit dem Zusatz "Achtung Treibjagd!" oder auch aus dem "Wildwechsel-Schild", ebenfalls mit dem Hinweis "Treibjagd" oder "Achtung Jagd". Autofahrer finden diese Schilder meist in Straßenbereichen in Waldgebieten oder entlang von Waldkanten. Die Jäger der Region bitten die Autofahrer, falls sie solche Hinweisschilder sehen, die Geschwindigkeit erheblich zu reduzieren, besonders aufmerksam zu fahren und insbesondere die Waldränder oder die Felder entlang der Straße im Auge zu behalten. Überquert Wild die Straße oder nähert es sich der Straße, sollte man unbedingt seine Geschwindigkeit noch mehr reduzieren, da weitere Tiere folgen können. Springt dennoch Wild vor ein Auto und ist ein gefahrloses Ausweichen nicht möglich, so ist es nach Ansicht des Hegeringleiters besser, mit dem Wild zu kollidieren, als beispielsweise von der Fahrbahn abzukommen und gegen einen Baum zu prallen. Keinesfalls sollte man das Risiko eines gefährlichen Ausweichmanövers eingehen, wenn es sich um kleinere Tiere wie Hasen oder Füchse handelt. Die Praxis zeige, dass hier schwere Unfälle eine häufige Folge sind.
Nach dem Unfall sollten laut Saffran die Warnblinkanlage eingeschaltet und die Unfallstelle abgesichert werden. Liegt das Wild auf der Straße, sollte es zur Vermeidung von weiteren Unfällen an den Randstreifen gezogen werden. Hierbei sollten wegen der Tollwutgefahr Handschuhe getragen werden. Liegt das Wild nicht auf der Straße, sollte man nicht hingehen, das Tier anfassen oder das eventuell noch lebende Wild zur Beruhigung "streicheln". Keinesfalls dürfe Wild mitgenommen werden, dies sei sogar strafbar. In der Regel seien die zuständigen Jäger schnell zur Stelle und würden helfen, die Formalitäten zu erledigen.
Für Rückfragen steht der Leiter des Hegerings Kaiserstuhls, Axel Saffran, unter Telefon 07668/951246 gerne zur Verfügung.

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Jäger und ihr Selbstverständnis als Naturschützer

Jahreshauptversammlung der Markgräfler Jägervereinigung wählt Axel Will aus Staufen zum neuen Kreisjägermeister

Die Jahreshauptversammlung der Markgräfler Jäger stand einmal mehr im Zeichen der Kritik am öffentlichen Bild der über 300 000 Jäger in Deutschland. Wälde sprach in seinem Grußwort davon, dass Jäger und Landwirte "von allen Seiten beschimpfte Berufe" seien. Jeder meine, er müsse sich in die Belange beider einmischen. Wälde sprach sich für eine Abschaffung der Jagdsteuer aus und plädierte dafür, "das Schwarzwild kurz zu halten". Sonst drohe neben dem durch die Wildschweine angerichteten Flurschaden auch die Schweinepest und mit ihr die Gefahr des Übergreifens auf Hausschweine.

Über das "negative Image" der Jagd in Deutschland klagte auch Heribert Kalchreuter, Buchautor und Professor am Europäischen Wildforschungsinstitut. Viele seien der Ansicht, Jäger töteten rein aus Spaß und nicht aus Notwendigkeit. Sie ließen sich von der "Sehnsucht nach der unberührten Natur" leiten und lehnten die Vorstellung ab, dass der Mensch in sie eingreife. Schließlich beruhe die Ablehnung der Jagd auch schlicht auf den "Neidgefühlen" der Mehrheit gegenüber der Minderheit. In Frankreich genieße die Jagd einen "ganz anderen Stellenwert". Dort stünden 60 Millionen Bürgern 1,6 Millionen Weidmännern entgegen. Es gebe dort sogar eine eigene Jägerpartei. Und als jüngst die Regierung bestimmte Arten vor der Bejagung schützen wollte, hätten 250 000 Jäger demonstriert, "teils sogar mit ihren Gewehren", wie Kalchreuter unterstrich. "Weitergehende Jagdverbote würden eine Enteignung der Bauern und Waldbesitzer bedeuten", sagte der Referent. Zu begrüßen sei, dass die sich jetzt in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände und Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer zusammengeschlossen hätten. 4, 5 Millionen Menschen stünden hinter diesen Vereinigungen.

Kalchreuter präsentierte die Jäger als die wahren Naturschützer. Arten von der Bejagung gesetzlich auszuschließen, sei genau der falsche Weg und diene nicht dazu, sie in ihrem Bestand zu schützen. Als Beispiel führte der Referent Beispiele aus Afrika und den USA an. In Afrika führe die organisierte Trophäenjagd auf Nashörner zu Einnahmen, die wiederum in die Anlage von Biotopen und zur Bezahlung von Wildhütern zum Schutz vor Wilderern genutzt würden. In den USA würden aus den Mitgliedsbeiträgen von Jägern Brutflächen für Wasservögel finanziert. "Ducks unlimited" heißt das von Kalchreuter erwähnte Beispiel. "Enten unbegrenzt" - der Referent verhehlte nicht, dass der praktizierte Natur- und Artenschutz der Jäger vor allem ihrem Eigennutz nach möglichst hoher Beute geschuldet ist.

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Bewegungsjagd gegen Schwarzwildplage?

HOCHSCHWARZWALD. Spätestens wenn das Laub gefallen ist, werden die Jäger nervös, unruhig - es hält sie Nichts mehr. Fällt der erste Schnee, dann rotten sie sich gerne zu Gruppen zusammen und stellen dem Wild gemeinsam nach. Das ist auch notwendig. Überall sind noch die Abschusszahlen für das Rehwild zu erfüllen und, teils bis in den Hochschwarzwald hinein, hat sich das Schwarzwild sehr stark vermehrt und wird den Landwirten zur Plage.
Nicht nur die Kartoffeläcker bieten unerschöpfliche Nahrung. Auch die Wiesen werden stark strapaziert. Die Sauen brechen sie auf, um nach Mäusen, den Engerlingen des Julikäfers oder schlicht nach fetten Würmern zu fahnden. Das verursacht viel Arbeit, denn Scholle für Scholle muss von Hand wieder eingesetzt werden, wollen die Bauern nicht Schlimmeres riskieren: Kommt zu viel Erde in die hergestellte Silage, dann kann es zu Fehlgärungen und erheblichen Verlusten am Wintervorrat kommen. Kaum ein Landwirt ist deshalb gut auf das Schwarzwild zu sprechen und teils wächst auch der Unmut über die Jäger. Pirschend legt der Jäger eine kurze Strecke im Wald zurück, meist steht er und beobachtet die interessanten Flächen, lässt dem Wild Gelegenheit, sich selbst zu bewegen und sich zu zeigen. Ähnliches gilt für den Ansitz auf Hochsitzen. Der Nachteil dieser Jagdarten ist die beachtliche Störung des Wildes, die der Jäger auch bei sorgfältiger Beachtung der Windrichtung verursacht. Ein hoher Prozentsatz der Rehe und Schweine bemerkt den Jäger, verharrt in der Deckung oder sucht sein Heil in geordneter Seitwärtsbewegung. So sind bei der Einzeljagd, je nach Schwierigkeit des Reviers, mit viel oder wenig Unterwuchs drei bis zehn Jagdgänge für einen Erfolg die Regel.

Andere Jagdarten sind Drückjagden mit vier bis zwölf Jägern oder gemeinsame Ansitze, wobei die Erfolgsquote auf einen Jäger bezogen nicht höher ist. Deshalb scheint es interessant, eine relativ neue Jagdart zu beobachten, die sich langsam einführt. Man beginnt, mit zahlreichen Jägern revierübergreifend "Bewegungsjagden" abzuhalten. Es bewegt sich der Jäger selbst nur zu seinem Stand. Helfende Treiber gehen planmäßig mit geeigneten Hunden die Flächen ab und versuchen das Wild vor die Büchsen zu bringen. Ein Beispiel, an dem der Autor teilnehmen konnte sei geschildert. Auf der Schwäbischen Alb, auf einer Waldfläche von 1000 Hektar, wo früher ein bis zwei Rotten Sauen tolerierbaren Schaden verursachten, wurde eine Jagd abgehalten. Es trafen sich 75 Jäger, die auf Hochsitze verteilt wurden. Dieser Vorgang nimmt alleine eine gute Stunde ein. Dann werden Hunde geschnallt und etwa 30 Treiber beunruhigen zugeteilte Flächen, indem sie diese mehrfach begehen. Sodann trat für eine Stunde Ruhe ein, wonach die Jagd beendet war. Bis sich alle trafen und das erlegte Wild zur Strecke gelegt war, dauerte es nochmals bis zu zwei Stunden. Der Erfolg dieser einen Jagd, waren 33 Sauen, 21 Rehe und 19 Füchse, also nahezu ein Stück Wild pro teilnehmenden Jägern. Derartige Jagden sind in Nordwürttemberg fast die Regel und zeigen meist ähnlichen Erfolg.
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Elmar Klein, BZ vom 10.12.2002, ganzen Artikel auf www.bzol.de lesen

  
 

 

 

Der Jäger heute

Eine Büttenrede - Nicht nur für Fasching. Von Eberhard Schröder


Ein Mensch wie Du, wie ich, wie alle,
braucht sicherlich in jedem Falle,
zum Ausgleich für den täglich Streß,
ein Hobby, was Erleichterndes.

Das denkt sich unser Friederich,
im Büro auch kein Wüterich,
im Schlaf macht er sein reichlich Geld,
und denkt auch noch, er sei ein Held!

Der Arsch ist platt, und fett der Bauch,
die Zigarr’ kräuselt stinkend Rauch,
die Farbe im Gesicht wirkt rötlich,
der Friedrich weiß, das ist fast tödlich!

Was mach ich nur? - Es ist so schwierig,
auf Wandern ist er gar nicht gierig,
dem Stand entsprechend soll es sein,
halt! - Da fällt Ihm etwas ein:

Als Junge las er Hermann Löns,
was war das damals für Getöns,
die Heide, Wald und frische Luft,
und auch noch eine grüne Kluft.

Die Prüfung - denkt er sich und bellt:
Die Kerle schmier’ ich halt mit Geld!
Es ging dann doch nicht wie geplant,
denn dreimal wurde er vermahnt.

Er lernte in dem Buch "Die Jäger",
da spannten sich die Hosenträger,
was wollen die denn alles wissen,
die Sprache ist ja arg beschissen!

Lauscher, Lichter, Ständer, Fänge,
den Zapfen nennt man jetzt Gehänge,
Geweih am Kopf:  der hat was auf,
die Losung nimmt er auch in Kauf.

Das Lernen hat sich dann gelohnt,
er weiß genug, wurd’ kurz betont.
Den Schein hat er nun in der Tasche,
reibt sich die Hõnde, feuchte, lasche.

Mercedes raus, Scheckbuch im Kittel,
so schnell es geht zum Waffen-Zittel.
So hoch wie möglich will er raus,
was? außer Drilling nichts im Haus?

Der Schaft aus Nußholz, fein poliert,
die Läufe kunstvoll ziseliert.
Ein Nachtglas und ein Zielfernrohr,
ein Schützer auch für's kalte Ohr.

Die Hauptsach' noch - die Uniform,
daß er auch passt in Jägers Norm.
Ein Hemd in grün und die Krawatte,
mit Stickereien, Goldrabatte.

Und all die andern nöt'gen Sachen,
die aus ‘nem Geldsack Jäger machen,
Fangschußwaffe, Waidbesteck,
Beutel für den Hundedreck.

Entenruf und Hasenklage,
und 'nen Krug für's Saufgelage.
Dann Patronen und auch Schrot,
ein Rucksack noch für's Vesperbrot.

Jetzt noch ein Hut mit Ziergesteck,
fertig ist der Hasenschreck.
Er gönnt sich mit gespartem Geld,
ein Jagdrevier in Wald und Feld.
 


Just an der Grenz' zu seinem Nachbar,
mit Geld ist einfach alles machbar,
Es ist so weit - die erste Pirsch,
schon hofft er auf 'nen feisten Hirsch.

Doch mit der Waffe nicht vertraut,
wird nach 'nem Einschießplatz geschaut,
wo er den ersten Schuß kann tun,
denn er sieht nicht Has’ noch Huhn.

Da, auf die Eiche will er zielen,
mal mit dem Abzug endlich spielen.
Es kracht, der unerfahr’ne Schütze,
fliegt rücklings in die braune Pfütze.

Der Rückstoß war's, der nicht bedacht,
sein Nachbar an der Grenze lacht,
die Eiche ist auch ohne Loch,
der erste Schuß traf aber doch -

ein Auto fernab auf der Straße,
die Scheibe splittert vor der Nase.
Das Pulver stinkt, der Lauf ist heiß,
gebadet ist er, naß vom Schweiß.

Bald knallt es morgens, abends, immer,
mit jedem Tag wird es noch schlimmer,
er ist bequem, es ist 'ne Schand,
das Auto ist sein Schützenstand.

Er will das Fleisch nicht für die Küche,
oh nein, er haßt die Wildgerüche,
so läßt er liegen was getroffen,
die Krähen fressen's, muß man hoffen.

Und Angeschoß’nes sucht er nicht,
wie es wäre seine Pflicht,
das macht er nicht, ich nehm's ihm krumm,
er ist zu faul, sein Hund zu dumm.

Das Kätzchen von Nachbars Mariechen,
kann auf drei Pfoten nur noch kriechen,
die vierte wurd' ihm abgeschossen,
den  Schuß hat Friedrich sehr genossen!

Bald lädt er Freund und Kumpel ein
zur Treibjagd! - muß das auch noch sein?
Es wird geballert und geschrien,
bei dreißig Mann - was kann da fliehen?

Die Streck’? - Zwei Hasen in den Gräsern,
mit Brüchen in den blut’gen Äsern.
Das ist mit Halali und Rauch,
bei Jägern üblich, halt so Brauch.

Fritz hängt im Haus ganz unverdrossen,
Trophäen auf - all’ selbst geschossen!?
dreht man die rum, sieht man den Bluff:
's klebt überall noch 's Preisschild druff!

Jetzt will er noch, die Welt tut's klagen,
nach Afrika, Ellfanten jagen!
Bei Großwild-Abschlacht-Metzeleien,
ist er dabei, sonst tät’s ihn reuen.

Einst hegte man mit kund'ger Hand,
gesunden, reichen Wildbestand.
Was ist doch heut, hört nur den Schrei -
geworden aus der Jägerei?

Ein ärmlich Hobby hat der Mann,
es scheint, als ob er sonst nichts kann.
Am Stammtisch aber, mit viel Wein,
da lebt er hoch - mit Jagdlatein !
 

     

 

Traditionelle Jäger und ökologische Jäger

Rehkitz (Foto E. Schröder)

"Es war Horst Stern, der 1971 mit seinem Fernsehfilm Bemerkungen über den Rothirsch die Bedenken eins neuen Naturschutzes gegenüber der herkömmlichen Jagd in das öffentliche Bewusstsein hob. Er bemängelte, dass der extrem hohe Wildbestand in vielen deutschen Wäldern eine Forstwirtschaft unmöglich mache. Den Grund dafür sah er in der gängigen Jagdpraxis, die der Devise "Wild vor Wald" folge. Die Kritik richtete sich auf die zwei Grundpfeiler der Jagd: Hege und Weidgerechtigkeit, den Verhaltenskodex der Jägerschaft.
Die Jägerschaft sah sich fortan in die Defensive gedrängt und verteidigte ihr besonderes Verständnis von Wildhege und weidgerechter Jagd. Das kommt bis heute in Gesprächen mit Jägern ebenso zum Ausdruck wie in der breiten Palette rechtfertigender Literatur oder in Broschüren, die der Deutsche Jagdschutz-Verband herausgebracht hat.4 Diese Schriften zielen darauf ab, die bisherigen Grundlagen der Jagd zu erklären und Jagd als Naturschutz zu deklarieren.5
Der Hegegedanke ist eine Reaktion auf das jagdliche Intermezzo von 1848, als nach Aufhebung der herrschaftlichen Jagdregale kurzzeitig alle Grundbesitzer das Recht hatten, ohne Reglementierung alles Wild auf ihrem Gelände zu schießen. Diese freie Jagd führte zu einer Ausdünnung des Wildbestandes und wurde auf Betreiben ihrer Gegner, adligen Jagdfreunden und Forstleuten, schon nach kurzer Zeit wieder aufgehoben. Ziel dieser Reaktion war es, einen hohen Wildbestand zu sichern, und sie setzte dabei auf einen Hegegedanken, wie er einige Jahrzehnte später im Reichsjagdgesetz von 1934 festgeschrieben wurde. Dieses Gesetz, das bis heute fortwirkt, legte fest, dass die Jäger einen artenreichen und der Landschaft angemessenen Wildbestand sichern müssen. Dazu sollen sie zum einen die Hege mit der Büchse betreiben und den Wildbestand durch Jagd auf einem bestimmten Niveau halten. Für Hirsch und Rehwild sind genaue Abschusspläne aufzustellen, die einen Überblick über die Regulierungsbemühungen geben sollen. Trotz aller Unsicherheiten, die mit dieser Kontrolle einhergehen, belegen die Abschussstatistiken seit den 1930er-Jahren, dass der Wildbestand beständig gestiegen ist. Das zeigen auch die so genannten Verbissgutachten, in denen die Schädigung des Waldes als Gradmesser für die Wilddichte ermittelt wird. Die gängigen Jagdmethoden haben einen Wildbestand bewirkt, wie er zuvor nicht möglich war. Dazu beigetragen hat auch die unterstützende Hege, etwa die Fütterungen in "Notzeiten".
Zudem ist die Hege mit der Büchse eine Auslese. Bei den Hirschen dienen Geweih und Gewicht des Tieres als Maßstab. Die Freude an Trophäen hat sich erst in den letzten etwa 100 Jahren entwickelt, und heute dürfte es kaum ein Jägerheim geben, in dem die Stirnwaffen erlegter Hirsche als Wandschmuck fehlen.

Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) verteidigt diese Jagdpraktiken. In ihm sind heute etwa 85% aller 339.160 Jäger in Deutschland organisiert, der Landesverband Baden-Württemberg zählt 28.706 Mitglieder. Diese Zahlen lassen erkennen, dass der DJV bislang eine klare Hegemonie in der Jagd ausübt, die übrigens von der Gesetzgebung befördert wird. So werden unter seiner Regie in allen Bundesländern die Ausbildungskurse für Jäger abgehalten. Die kritischen Stimmen von Naturschützern haben dazu beigetragen, die Jägerschaft aufzuschrecken. Es hat sich in ihr eine Fraktion gebildet, die die gängigen Jagdmethoden in Frage stellt und Alternativen propagiert. 1988 wurde unter großer Beteiligung von Forstleuten der Ökologische Jagdverein gegründet, 1995 ein Landesverband in Baden-Württemberg. Naturschützer und "Öko-Jäger" kritisieren die unzureichende Bejagung, die winterliche Fütterung, die gezielte Auslese der Tiere und andere überkommene Praktiken der Jagd. So stehen sich innerhalb der Jägerschaft nunmehr zwei Fraktionen mit unterschiedlichem Verständnis von Jagd gegenüber.

  • Die traditionellen Jäger verteidigen die bisherige Form der Jagd, halten an Hege und Weidgerechtigkeit fest und nehmen einen hohen Wildbestand in Kauf.
  • Die "Öko-Jäger" wollen den Wildbestand so reduzieren, dass Bäume ohne speziellen Schutz wachsen können, ohne verbissen zu werden. Deshalb fordern sie konsequente Abschüsse, andere Jagdmethoden und das Verbot der Winterfütterung. Außerdem soll keine einseitige Auslese nach Gewicht und Geweih vorgenommen werden. Vermutlich bekommt die Jagd in einiger Zeit ein neues Gesicht."

Quelle: Die Nutzung des Waldes durch Forstwirtschaft, Jagd und Wanderer
Dr. Klaus Schriewer ist Habilitationsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und arbeitet am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg.
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/1_01/wald04.htm

     

 

Jagd früher und heute

Bis zum 9. Jahrhundert war die Jagd allen Bevölkerungsschichten im gleichen Maße zugänglich. Erst unter Karl dem Großen wurde das Jagen zum Herrschaftsprivileg. Dabei wurde die hohe Jagd, die den Landesherren vorenthalten blieb und in die niedere Jagd, die sich auf den Rest der Bevölkerung verteilte, unterschieden. Darüber hinaus wurde das Wild in höheres und niederes Wild eingeteilt, so war z.B. die Hasenjagd untergeordnet. Von den Landesherren wurden vor allem Hirsch, Wildschwein, Adler, Gemse, Bär, Luchs und Reh gejagt. Die Anzahl der Geweihzacken spielte ebenfalls eine Rolle. 
In Kniebis war im Frühjahr die Auerhahnjagd ein besonderes Ereignis, der König, Prinzen und Grafen nachgingen. Hierauf gehen auch die Beginne des Tourismus im Nordschwarzwald zurück. Die Bevölkerung reiste in den Schwarzwald um zu sehen wo der König jagte und wo er untergebracht war. Die Tatsache, daß die Jagd Herrschaftsprivileg wurde, führte zu einer Verschärfung des Unterschiedes zwischen Adel und dem Rest der Bevölkerung. Die Menschen mußten dem Jagddruck auf ihren Feldern zustimmen und darüber hinaus von ihrem Taglohn ein Zehnt abgeben. Zudem kam es zu einer Beaufsichtigung der Jagd. Die Nutzungsrechte (Allmende) wurden zu Grundeigentum gemacht. 

Jagd heute: Während die Jagd früher ein Privileg der Herrschenden war, konzentriert sie sich heute auf den »Geldadel«. Problematisch ist dabei, daß der »Geldadel« häufig nur wenig Zeit für die Jagd hat und bei geringem Zeitaufwand eine große Anzahl von Wild erlegen möchte. Deshalb wird der Wildbesatz erhöht was aber Schäden im Wald, in Form von Verbiss der Bäume, zur Folge hat. Die Ausmaße der Schädigung kann durch folgende Kosten, nach forstlichen Angaben, ausdrückt werden:
Der Wildschutz gegen das Schalenwild so z.B. Zäune und chemische Behandlung der Bäume, beträgt 40 DM/a/ha. Bei Verpachtung des Waldes erstreckt sich die Summe auf 20-40 DM/a/ha. Dem gegenübergestellt sei der Wert desselben Waldstückes, er beträgt 90-180 DM/a/ha. 

Die heutige Jagdform läßt sich u.a. in Linzenzjagd und in Regiejagd untergliedern. Die
Lizenzjagd, die an Grund und Boden gebunden ist, ist z.B. in der Schweiz vorherrschend. In gemeinschaftlichen Jagdbezirken gibt es einen Vorstand und den Grundstückseigentümer. Die Gemeinde bzw. der Gemeinderat vergibt die Lizenz. Ein Problem ergibt sich aus der Tatsache, daß die Leistung beim Jagen wichtig ist und wenig Interesse an den Schäden am Grundstück besteht. 

In Kniebis erfolgt
Regiejagd. Charakteristisch für diese Jagdform ist die Bestimmung durch den Förster. Es gibt dabei zwei Varianten. Bei der einen handelt es sich um eine Kombination aus weniger Jagddruck und einer Erhöhung der Jagdstrecke. Bei der anderen Variante werden in kürzerer Zeit mehr Tiere geschossen. Dabei kommt es zu einer längeren Ruhephase für die Tiere. 

Zur Zeit sind Bestrebung im Gange, die natürlichen Jäger wie
Luchs und Wolf wiedereinzuführen. Das würde zu einer natürlichen Auslese der gerissen Tiere führen (60% Jungtiere, 20% Alttiere, 20% zw. Jung- und Alttieren). Neben der natürlichen Auslese kommt die natürliche biologische Populationsregulierung hinzu. Die Wurfrate ist abhängig von der Futtermenge. Auch kommt es zu einer Verlagerung von männlichen und weiblichen Tieren durch den Faktor Stress. Bei Stress überwiegt der männliche Bestand, bei Stresslosigkeit der weibliche. Problem bei der Wiedereinführung der natürlichen Jäger ist zum einen der hohe Privatwaldbesitzanteil von 40% in Deutschland. Bei entstehenden Waldschäden durch die natürlichen Jäger muß die Haftungsfrage und der finanzielle Ausgleich geregelt werden. Dasselbe gilt für an den Wald angrenzende Bauernhöfe, die Sorge um ihr Geflügel und ihre Schafe haben. Ein weiteres Problem ist das negative Image der natürlichen Jäger, vor allem des Wolfes, in der Bevölkerung, was eine Wiedereinführung erschwert (vgl. das Märchen »Rotkäppchen«). 

Ganzer Artikel:

www.uni-tuebingen.de/uni/egi/studium/projekte/ex_nsw98/wald.htm#Holzwirtschaft

  

 

Jäger und Förster

Während meiner beruflichen Tätigkeit werde ich immer wieder mit Menschen konfrontiert ,die unter Jagd das bloße Töten von Tieren verstehen. Viele Eltern versuchen ihren Kindern die Ausübung der Jagd dadurch zu erklären, das ausschließlich alte und kranke Tiere durch Jäger von ihren Leiden „erlöst" werden. Andere verurteilen die Jagd generell als Mord an Mitgeschöpfen. Wer Jagdausübungsberechtigt ist und weshalb ist den meisten Menschen hingegen unbekannt. Welche Aufgaben ein Jäger in seinem Revier, außer dem Erlegen von Tieren, sonst noch hat, wissen viele Menschen überhaupt nicht. Wie bestimmt wird, welches Tier geschossen werden darf oder muß entzieht sich ebenfalls der Kenntnis der breiten Masse. Viele Leute kennen nicht einmal den Unterschied zwischen einem Förster und einem Jäger.
Die Page „Jagddiskussion" soll dazu beitragen, Wissensdefizite zu beseitigen.

http://members.aol.com/TolMa/Wald/Pages/waldin.htm oder www.wald-und-forst.de
Informative Site von Tolja Mack, Förster: tolja-mack@wald-und-forst.de

 

Links

Ökologischer Jagdverein (ÖJV), Imbergweg 2, 88289 Waldburg
www.oejv.de, eMail
oekojagd@oejv.de

www.wald-und-forst.de

 

© by  freiburg-schwarzwald.de, Update 19.08.13