Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


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Blick vom Hochfirst nach Südwesten über Titisee zu Feldberg (zwei Gipfel), Hinterzarten und Breitnau (rechts)  am 11.1.2008
Blick vom Hochfirst nach Südwesten über Titisee zu Feldberg (zwei Gipfel), Hinterzarten und Breitnau (rechts) am 11.1.2008

 

Unternehmerfrauen kommen mit Rollenverteilung gut zurecht

Männer draußen, Frauen drin / Unternehmerfrauen im Handwerk kommen mit der klaren Rollenverteilung gut zurecht / Ideen für ein besseres Ansehen des Stands

Für die Hauptversammlung der Unternehmerfrauen im Handwerk und Gewerbe Hochschwarzwald zückte Vorsitzende Brigitte Mayer einen Überraschungsgast aus dem Ärmel. Die Vizepräsidentin des Landesverbands, Ruth Baumann aus Freiburg, sprach ihren Kolleginnen Mut für den Alltag zu und stärkte sie in ihrem Rollenverständnis als Frau eines Handwerkers mit eigenem Betrieb. Die UFH-Mitglieder, die selbst einen Handwerks- oder Gewerbebetrieb leiten, sind in der Unterzahl, einen Meisterbrief haben nur einzelne. Sie haben sich zusammengeschlossen zum Meinungsaustausch und zur Weiterbildung, aber auch um Anerkennung für ihre Leistungen sowie Mitspracherecht einzufordern. Dabei scheinen die Rollen klar getrennt: "Die wenigsten Herren sind für den Papierkram geeignet. Sie haben ihre Vorzüge und wir Frauen haben unsere und das ist auch gut so" , sagte Baumann im "Waldfrieden" in Neustadt. Das habe nichts damit zu tun, ob sie Männer möge oder nicht, schließlich sei sie seit 15 Jahren mit ihrem "Holden" glücklich. Doch die Handwerker selbst seien eben für das Leben draußen auf dem Bau geschaffen. Hierin sehen die Frauen eine perfekte Symbiose der Unterschiede zwischen Mann und Frau. "Entweder man macht’s zusammen oder es wird nix" , brachte eine der Frauen ihr geschäftliche Partnerschaft mit ihrem Gatten auf den Punkt. Ist das nun fortschrittliche Emanzipation oder ein Rückschritt für die Frauenbelange? Oder ein praktisches Akzeptieren der individuellen Fähigkeiten der Geschlechter zur Optimierung des gemeinsamen Unternehmens?
Die Übergänge sind fließend und die Stellung der Frau im Betrieb neben, hinter oder vor dem Mann ist unter anderem von der Erziehung, Berufsausbildung, Familie, Herkunft und Art des Unternehmens abhängig. Während Baumann von einer Kollegin zu berichten wusste, die nach dem Tod ihres Mannes ratlos vor einem Geldautomaten stand, weil sie ein solches Gerät noch niemals zuvor bedient hatte ("für solche Sachen bleibt uns manchmal keine Zeit" ), fragen andere Frauen ihre Männer nicht lange um die Erlaubnis einer familien- oder betriebswichtigen Anschaffung. ("Der muss mich fragen, wenn er Strümpfe kaufen will" ).
Neben der Rolle im Betrieb beschäftigen sich die Mitglieder vor allem mit dem Ansehen des Handwerks in der Gesellschaft. Baumann ist von der Dringlichkeit der Stärkung des Selbstbewusstseins der Betriebe überzeugt. Würden die Handwerker beim Vorsprechen bei ihren Hausbanken oder Auftraggebern eine selbstbewusstere Position beziehen, wäre dies aus ihrer Sicht ein wichtiger Schritt. Einen günstigen Wandel glaubt sie bereits zu erkennen: "Geiz ist geil ist heute nicht mehr unbedingt gefragt." Zwar bekomme oft noch immer der "billige Jakob" den Zuschlag, doch dürften die Betriebe sich nicht um jeden Preis verkaufen. Die Kundschaft müsse die Vorteile eines regional ansässigen Fachbetriebs samt den auf der Hand liegenden Servicevorteilen und der hohen Qualität wieder wertschätzen lernen. Und genau das geschieht nach ihrer Einschätzung gerade. "Wir betreiben nicht Hire-and-fire wie die großen Industriebetriebe, beispielsweise Nokia." Nach Baumanns Erfahrung kennen die mittleren Unternehmen nicht nur ihre treuen Mitarbeiter, sondern auch deren Familien, auch das habe einen hohen Wert. Und: "Manchmal weiß ein Mitarbeiter erst, was er an seinem Handwerksbetrieb hat, wenn er weg ist."

Eine Friseurmeisterin erachtete als eine wichtige Voraussetzung zur Steigerung des Selbstbewusstseins die bessere betriebswirtschaftliche Ausbildung der Handwerker. "Ich glaube, dann könnten sie sich besser verkaufen." Mit dieser Meinung stand sie jedoch ziemlich einsam da. "Dann wäre er kein Handwerker mehr" und "Handwerker sind aus einem anderen Holz geschnitzt als Industrielle" und "Wenn draußen nix geschafft wird, haben wir drinnen nix zum Abrechnen" war von den Kolleginnen zu hören. Klare Worte zur klaren Rollenverteilung. Die Kindererziehung fügt sich in den Betrieb ein, die Hausaufgaben werden ins Büro verlegt. "Selbständigkeit ist ein hohes Gut, das geben wir an unsere Kinder weiter" , meinte Baumann, für die sich Berufstätigkeit, Organisationstalent einer Hausfrau und Mutterschaft nie gegenseitig ausschließt. "Wir Handwerkerfrauen brauchen eine gewisse Grundspannung, dann fühlen wir uns wohl. Die meisten von uns brauchen keinen Töpferkurs." Es war nicht der einzige markante Satz der Unternehmersfrau. Baumann sind die bürokratischen Richtlinien und Hindernisse, denen ein Betrieb in Deutschland unterliegt, ein Dorn im Auge. Sie versucht, auf politischer Ebene dagegen vorzugehen: "Diese Sesselpupser beschließen Stuss und für uns Betriebe ist es dann eine Katastrophe." Der Verband lud kurzerhand Politiker/innen zum Praktikum in die Betriebe ein, rund 80 aus allen Parteien kamen. Baumann nahm den Landtagsabgeordneten Klaus Schüle (CDU) unter ihre Fittiche, ließ ihn um 6.30 Uhr zur Arbeit antreten, Pflastersteine am Wiehrebahnhof verlegen und gab ihm Einblicke in das bürokratische Wirrwarr eines Mittelständlers. Tags darauf hatte Schüle eine gesunde Gesichtsfarbe und der Einblick in den Handwerkeralltag hatte gewirkt: "Ich wusste das alles nicht" , zitierte Baumann Schüles Erkenntnis.

Der Arbeitskreis Hochschwarzwald zählt 34 Mitglieder, 2007 waren fünf Austritte zu verzeichnen. Trotz einem Minus von knapp 200 Euro sollen die Mitgliedsbeiträge 2008 vorerst nicht steigen. Erst, wenn die Rücklagen von derzeit 8600 Euro auf 5000 Euro geschmolzen sind, soll über eine Erhöhung nachgedacht werden. Vorstandsneuwahlen stehen in der nächsten Hauptversammlung an. Im kommenden Vereinsjahr stehen wieder Vorträge mit wechselnden Referenten an. Die Themen reichen von Steuer-Neuigkeiten über PC-Kenntnisse zu den Geheimnissen des Einmachens. Im Juli geht ein Ganztagsausflug in den Landtag mit Besuch des inzwischen erholten MdL Schüle. Und im Oktober erklärt Mathias Jung den Frauen "Das Seelenleben des Mannes und seine Emotionen."
Marion Pfordt , 18.1.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

Billige Handwerker aus dem Internet 

An Maler, Monteure oder Übersetzer kommt man preiswert im Datennetz / Doch einige Billighandwerker liefern Pfusch

Kostenvoranschlag zu hoch? Schlechte Erfahrungen mit dem Klempner um die Ecke? Wer einen Handwerker sucht, kann seinen Auftrag auch über eine Auktion im Internet vergeben. Seiten wie

Quotatis.de, My-Hammer.de, Undertool.de, Blauarbeit.de oder Jobdoo.de

bringen Kunde und Handwerker zusammen. Das System ist einfach: Man registriert sich, beschreibt den Auftrag, Handwerker geben ihre Gebote ab, der billigste oder vermeintlich beste bekommt den Zuschlag. Auch andere Dienstleister — vom Hausverwalter bis zum Übersetzer — lassen sich bundesweit über die Portale buchen. Gefragt sind auch einfache Services: vom Rasenmähen bis zum Kistenschleppen beim Umzug. "Am meisten nachgefragt werden Maler und Lackierer" , so Carolin Wildgruber von Quotatis. Die Onlineplattformen funktionieren ähnlich wie das Internetauktionshaus Ebay — mit dem Unterschied, dass Dienstleistungen statt Waren gehandelt werden und der Kunde ein Gesuch aufgibt. Und: Die Preise steigen nicht, sie fallen. Das Procedere erspart dem Kunden, wie sonst üblich in den Gelben Seiten zu blättern, Kostenvoranschläge einzuholen und mit Anbietern zu verhandeln. Die Auftraggeber beschreiben den Auftrag möglichst konkret: mit Termin, Anforderungen an die Qualifikation des Handwerkers sowie Preisvorstellung. Beispiel: Wer tapezieren lassen will, sollte nicht nur die Wohnungsgröße, sondern auch die Höhe der Wände angeben. Ob nach der Auktion ein Auftrag erteilt wird, entscheidet der Kunde. Bei Jobdoo.de erhält der billigste Anbieter nur in rund 20 Prozent der Fälle den Auftrag, so das Hamburger Portal. Anders das Geschäftsmodell bei Quotatis: Die Kölner GmbH bietet keine Auktionen mehr, sondern vermittelt nur noch Anfragen. Auftraggeber können kostenlos Anfragen einstellen und erhalten bis zu fünf Kostenvoranschläge von Handwerkern. Vergabezwang besteht nicht.
....
Ob der Auftraggeber am Ende wirklich immer spart, ist fraglich — vor allem wenn der Billigheimer bei späteren Mängeln nicht mehr greifbar ist. Oft landet der Pfusch am Ende bei den Gutachtern der örtlichen Handwerkskammern.
Kompletten Beitrag von
Kai Althoetmar vom 3.3.2007 auf www.badische-zeitung.de lesen


 

  Elf Ausbildungsbetriebe in St. Märgen von Handwerkskammer ausgezeichnet

St. Märgen. Für ihre Ausbildungsleistung wurden elf Handwerksbetriebe am Dienstagabend im Gemeinderat von der Handwerkskammer Freiburg ausgezeichnet. Hintergrund ist die Aktion "Ausbildung liegt uns am Herzen" , die als Dank an die Ausbilder gedacht ist und weitere Betriebe ermuntern soll, Lehrstellen anzubieten. Heinz Bitzenhofer, Referatsleiter für Berufliche Bildung, überreichte den Handwerksmeistern neben Urkunden Werbematerial, mit dem sie auf ihre Ausbildertätigkeit hinweisen können.

Ausgezeichnet wurden Helmut Schlegel, Lothar Schwendemann (beide Zimmerer), Ernst-Arthur Mark (Schreiner), Markus Schuler (Landmaschinen), Axel Willmann, Willi und Ralf Schmidt (Maurer), Thomas Wehrle, Markus und Jörg Löffler (Maler und Lackierer), Werner Faller, Clemens Schuler (Kraftfahrzeugmechaniker) sowie Bernhard Wehrle (Metallbauer).

In St. Märgen gibt es 37 ausbildungsberechtigte Betriebe, elf davon bilden derzeit 16 Lehrlinge aus, wie Bitzenhofer sagte. "Diese Zahlen belegen: das Handwerk redet nicht, das Handwerk handelt." Es gelte, diese Leistung anzuerkennen. "Wir sind stolz auf Sie und wollen Ihnen danken," so Bitzenhofer, "Sie leisten weit mehr als Ausbildung." Vielmehr seien sie Vorbilder und Orientierungshilfe für die Jugendlichen, die durch Lehrstellen Chancen erhielten. "Meine Bitte an Sie: Machen Sie weiter, bilden Sie weiter aus. Bildung und Ausbildung ist die Zukunft unseres Landes."
Bürgermeister Josef Waldvogel überreichte jedem ein Geschenk und ein "herzliches Dankeschön von Seiten der Gemeinde" . Seit jeher sei das mittelständische Handwerk ein wichtiges Standbein in der Region. "Sie haben nicht nur Tradition, sondern den Ruf erworben, dass Ihre Arbeit von hervorragender Qualität ist." Die Gemeinde könnte stolz sein auf ihre Handwerksbetriebe.
14.12.2006

 

 

Handwerkskammer Freiburg zeichnet 55 langjährige Meister aus

Am Wochenende haben in der Freiburger Gewerbeakademie 55 Alt-Handwerksmeister ihre goldenen (40 Jahre Meister) sowie diamantenen (50 Jahre Meister) Meisterbriefe erhalten.

Diamantene Meisterbriefe erhielten Bäckermeister Wilhelm Schrempp (Freiburg), die Elektroinstallationsmeister Reinhold Geiselhart und Egon Schulz (beide Freiburg), die Friseurmeister Johann Ganter (Freiburg) und Hans Steindl (Breisach), die Malermeister Erich Hartfelder (Titisee-Neustadt) und Werner Hepting (Löffingen), die Maurermeister Karl Armbruster (Freiburg), Valentin Maier (Löffingen) und Hans Ziemmerlin (Bötzingen), die Schornsteinfegermeister Hubert Hebenstreit (Kenzingen) und Walter Leppert (Endingen), Schreinermeister Heinz Gödker (March-Hugstetten), Schuhmachermeister Hermann Scherzinger (Freiburg), Steinbildhauermeister Reinhard Schakowski (Bollschweil) sowie die Zimmermeister Rudolf Ichterz( Breisach) und Hans Rohrer (St.Peter).

Goldene Meisterbriefe erhielten die Bäckermeister Eugen Fehrenbach (Löffingen) und Bruno Schätzle (Friedenweiler), die Dackdeckermeister Walter Fritz (Lörrach) und Karl-Heinz Krawczyk (Freiburg), Damenschneidermeisterin Friedel Schildecker (Freiburg), die Elektroinstallationsmeister Heinz Schweizer (Gundelfingen), Karl-Hermann Stegmann (Freiamt), Klaus Strack (Freiburg), Herbert Tolksdorf (Breisach) und Siegfried Wagner (Bleibach), Elektromechanikermeister Joachim Plust (Freiburg), Feinmechanikermeister Lothar Kaltenbach (Freiburg), Fliesenlegermeister Guido Kammans (Denzlingen), die Friseurmeister Gerhard Blum (Titisee-Neustadt) und Emil Rieder (Heuweiler), Konditormeister Hans Fichter (Kirchzarten), Kfz-Mechanikermeister Peter von Ruckteschell (Freiburg), die Malermeister Nikolaus Amann (Freiburg), Erich Beha und Jakob Hipfel (beide Titisee-Neustadt) und Karl Sibold (Löffingen), Maschinenbaumeister Willy Böcherer (Freiburg), die Maurermeister Otto Bornhauser, Rudolf Brian, Erich Scholze, Holger Willmann (alle Freiburg), Kurt Furler, Hans Kocheise (beide Neuenburg), Manfred Lais (Pfaffenweiler) und Rudolf Schätzle (Titisee-Neustadt), die Metzgermeister Walter Jautz und Herbert Schwarz (beide Freiburg), Radio- und TV-Technikermeister Dieter Kasper (Freiburg), die Schornsteinfegermeister Edgard Joos (Bötzingen) und Edgar Liphardt (Löffingen), Schreinermeister Klaus Sigwart (Eisenbach) sowie die Zimmermeister August Faller (Wittnau) und Wolfgang Waldkirch (Kandern).
BZ vom 6.12.2005

  

 

Vergolderei von Sandra von Wedel in Staufen 

Eine moderne junge Frau hat sich mit Haut und Haaren einem der ältesten Handwerke der Welt verschrieben – der Vergolderei. Die Beschäftigung mit edlen Metallen ist für Sandra von Wedel aus Staufen Beruf und Berufung zugleich und die Gestaltung sowie Restaurierung individueller Umrahmungen sind ihre Spezialität.

Vergolder gibt es nicht mehr viele – im Handwerkskammerbereich Freiburg sind es gerade noch sechs. Die Vergoldermeisterin und Absolventin des Faust-Gymnasiums hatte schon früh den Wunsch, einmal im künstlerischen Bereich tätig zu werden und bald wusste sie, dass sie ein Handwerk ausüben würde, das gewissermaßen goldenen Boden hat. Sie nennt es „ein großes Glück“, dass sie während der Schulferien in der Werkstatt ihrer Stiefmutter, einer Restauratorin für Bilder und Bilderrahmen, entscheidende Impulse für ihr späteres Berufsleben bekam. Nicht zuletzt war es die Vielseitigkeit der Vergolderei, die sie für diesen Beruf einnahm.

Während ihrer vierjährigen Ausbildung in Gaggenau eignete sich Sandra von Wedel auch Wissen über Holz, Farbgestaltung, Chemie oder Kunstgeschichte an, lernte, wann welches Material verwendet oder mit welchen Bindemitteln gearbeitet wurde. Und sie lernte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Kirchenmalern und Restauratoren ist, gegen deren Tätigkeit sich die des Vergolders nicht immer leicht abgrenzen lässt. In sein Ressort fällt die Veredelung und Restauration von Oberflächen jeglicher Art, das können Figuren, Möbel oder Wände sein. Auch Illusionsmalerei, mit der dem Auge etwa die Verwendung von Marmor vorgegaukelt wird, gehört dazu, zudem Außenvergoldungen und eben die Einrahmung von Bildern, nicht aber die Vergoldung von Schmuck. Immer Neues nimmt die in Staufen aufgewachsene 30-Jährige unter die Hände, mal ist es ein in die Wand eingelassenes Wappen, mal eine Barockkonsole oder ein Flügelaltar wie jüngst in Oberachern. In Ostdeutschland war es eine Kirchenkanzel – damals auf ihrer vierjährigen Wanderschaft, die sie in grau-roter Gesellentracht durch viele Länder und Werkstätten führte und von der sie mit einem reichen Erfahrungsschatz zurück kehrte.

Seit ihrer Meisterprüfung vor zwei Jahren ist sie mit eigener Werkstatt und Rahmenstudio Auf dem Graben sesshaft. Das hauchdünne Blattgold, das sie dort verarbeitet, gibt es in vielen verschiedenen Tönen: Rotgold, Zitronengold, Grüngold und andere mehr. Um Gold, Silber und das Champagner farbene Platin zu perfekter Geltung zu bringen, sind Werkzeuge wie Vergolderkissen, Vergoldermesser, Gravierhaken oder zum Polieren der Achat unerlässlich. Es ist längst nicht immer nur metallischer Glanz, den die Vergolderin ihrem Werk verleiht, denn sie geht mit dem gesamten Spektrum der Farben um, bis hin zum Schwarz eines modernen Rahmens, aus dem ein selbst entworfenes Ornament in Weißgold hervor tritt. Was ihr bei ihrer Arbeit am meisten Freude macht? „Zu sehen, wie aus verschiedenen Materialien eine Einheit mit dem Bild entsteht“, antwortet sie ganz spontan. Und sie träumt davon, in ihrer Werkstatt auch auszubilden, liegt es ihr doch am Herzen, dass das Handwerk, das schon die alten Ägypter beherrschten, lebendig bleibt.
Alles von Dorothee Möller-Barbian vom 5.9.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

Orgelbautradition in Waldkirch über 200 Jahre - Vier Orgelbaubetriebe

Es war Mathias Martin, der die Handwerkskunst des Orgelbaus nach Waldkirch gebracht hatte. 1799 errichtete er hier eine Werkstatt, in der Kirchenorgeln gebaut wurden. Über Anton Kiene und dessen Sohn Rudolf führt die Tradition des Kirchenorgelbaus zu Wolfram Stützle, Rudolf Kienes Enkel, der 1986, nachdem die Werkstatt zwei Jahrzehnte nicht genutzt wurde, den Orgelbau wieder aufnahm. Stützle bevorzugt beim Bau seiner Instrumente vorwiegend süddeutsche und italienische Klangbilder, wogegen die Prospekte zeitgenössisch-modern gearbeitet sind, wie in Leutkirch, besonders aber in Haidach zu sehen ist. Hohe Handwerkskunst zeigen die Truhenpositive in Weißenau und die optisch fast identischen in Balingen und Freiburg. Einen Namen hat sich Wolfram Stützle auch als Restaurator erworben. Beim Orgelfest laden er und seine Mitarbeiter zur Besichtigung der Werkstatt in die Schillerstraße 2 ein.

Er baut keine Kirchenorgeln, und auch mit Drehorgeln hat er nichts im Sinn: Orgelbaumeister Rainer Pitt. In seiner Werkstatt steht ein Orgelpositiv, ein „organo die lengno“, gefertigt aus verschiedenen Obstbaumhölzern, deren Maserungen und Farben sich harmonisch zusammen fügen. Was er aber vornehmlich baut, sind Clavichorde, besaitete Tasteninstrumente, die nur leise Töne hervorbringen. Alle Teile stellt Rainer Pitt, in seiner fast „heimeligen“ Werkstatt selbst her. Fünf Instrumente hat er an das Germanische Museum in Nürnberg geliefert, weitere fünf gehen nach Amerika. Er will bald aufhören, sagt er. Waldkirch wird dann um einen Kunsthandwerker des Orgelbaus ärmer sein.

Ignaz Blasius Bruder ist der „Stammvater“ des Waldkircher Dreh- und Jahrmarktsorgelbaus. Flötenuhren hatte er in Simonswald vor seiner Übersiedlung nach Waldkirch im Jahre 1834 gebaut. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und noch darüber hinaus entwickelte sich die Stadt am Kandel zu einem Zentrum des Drehorgelbaus. Drei große Firmen arbeiteten hier: Die Gebrüder Bruder, Wilhelm Bruder Söhne und A. Ruth & Sohn. Die französischen Firmen Gavioli und Limonaire errichteten Zweigwerke in Waldkirch. Die Weltwirtschaftskrise bedeutete für die Waldkircher Orgelfirmen das Aus. Eine Ausnahme bildete die Firma Carl Frey. Im holländischen Breda nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet, begannen Carl Frey sen. und sein Sohn im Saal des Gasthauses „Rebstock“ , später im „Schwarzwälder Hof“, unter schwierigsten Bedingungen mit der Orgelproduktion. In der Kandelstraße 40 wurde ab 1959 gearbeitet. Noch 1985 wurde „De Örcher“ für einen Kunden aus Aachen gefertigt. Schon damals war eine „Trendwende“ erkennbar: Die Drehorgelspieler wagten sich, nicht nur in den Großstädten, wieder auf die Straße. 1988 gründeten Heinz Jäger und Wolfgang Brommer den „Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer“ als Zweimannbetrieb. Aber es ging aufwärts. „Orgeln für Gott und die Welt“ haben sie und die bald dazu gekommenen Mitarbeiter gefertigt. Nicht nur in Deutschland stehen sie, die großen Kirchenorgeln, auch in Japan und in vielen Ländern. Auf der ganzen Welt kennt man ihre Drehorgeln. Weit über 200 sind es geworden. Wertvolle alte Instrumente konnten durch sorgfältige, an der Tradition des Orgelbaus orientierte Restaurierung vor dem Zerfall gerettet werden. Beim Orgelfest ist zwei Tage lang „offene Tür“. Am Samstag wird ab 11 Uhr die größte fahrbare Konzertorgel präsentiert. Es gibt viele Vorführungen, auch einen Drehorgelkurs „mit Diplom“. Für die Kinder gibt es ein Extraprogramm mit Clown Pippo. Den bunten Unterhaltungsabend am Samstag bestreiten das Waldkircher Salonorchester, die aus Chile kommenden „Organilleros“ und die Tanzgruppe „Lindo“ und die „Orgelbauer-Band“. Programm gibt es dann auch am Sonntag von 11 bis 17 Uhr.
Noch eine weitere Werkstatt wurde in Waldkirch heimisch. In der ehemaligen Werkstatt von Ignaz Blasius Bruder in der Kirchstraße 7 gründeten Paul Fleck und Söhne 1993 eine auf Restaurierungen spezialisierte Werkstatt, in der auch Kartonnoten, Stiftwalzen und Notenrollen hergestellt werden. So verdankt zum Beispiel die Automatische Kapelle der Gebr. Weber im Elztalmuseum ihren guten Klang der Fleck’schen Werkstatt, ebenso eine Bruder Karussellorgel im Zirkus Roncalli. Im Augenblick wird in der großen Werkstatt, in die Stefan Fleck und seine Mitarbeiter vor drei Jahren umgezogen sind, eine äußerst interessante Orgel restauriert: Für eine bestimmte Szene in der „Dreigroschenoper“ hatten Bertold Brecht und Kurt Weill eine Drehorgel vorgeschrieben. Das Originalinstrument der ersten Aufführung wird nun in der Werkstatt Fleck restauriert. Zum Orgelfest gibt es die Möglichkeit zur Besichtigung und am Samstag eine Partynacht am Bahnhofsplatz: Unter dem Motto „Die Orgel rockt“ wird eine 100 Jahre alte Konzertorgel als universelles Instrument in die Roy-Fleck-Band integriert. Für Unterhaltung sorgt auch der Karaoke-Wettbewerb „Waldkirch sucht den Superstar
Eberhard Weiß am 15.6.2005 in der BZ

www.orgelwelt-waldkirch.de 
www.waldkircher-orgelstiftung.de

Werkstätte für Orgelbau
Wolfram Stützle, Schillerstr. 2, 79183 Waldkirch
www.struetzle.de

Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer
Gewerbekanal 3, 79183 Waldkirch, Tel 07681/3927
info@jaegerbrommer.de
, www.jaegerbrommer.de

Paul Fleck Söhne Orgelbau  GBR
Stefan Fleck, Bahnhofsplatz 5a, 79183 Waldkirch
www.fleck-orgelbau.de

  

 

Zimmereien in der Flaute - Umorientierung in andere Branchen

ST. MÄRGEN (awe). Die Flaute im Baugewerbe betrifft auch die Zimmerer, wie auf der Innungshauptversammlung am Dienstagabend im "Rössle" deutlich wurde. Obermeister Markus Hog erklärte, die Zimmerer müssten sich umorientieren in andere Branchen. Themen waren auch die Neuerungen bei der Sortierung und Kennzeichnung von Holz, in der Handwerksordnung und bei der Sozialversicherung.

"Der Bereich Neubau ist immer noch rückgängig", sagte Hog, private Haushalte vergeben weniger Aufträge und die öffentlichen Aufträge seien sogar "fast Null". Neben dem Sanierungsbereich könnten Zimmerer sich auf die Solarenergie konzentrieren. "Wir müssen die Kundschaft darauf aufmerksam machen, dass auch wir Solartechnik anbieten können. Ein Heizungsbauer hat auf einem Dach nichts zu suchen."

Rückläufig ist auch die Zahl der Lehrlinge. Sind es derzeit im dritten Lehrjahr noch zwölf Lehrlinge, lernen im zweiten Lehrjahr nur vier und im ersten nur fünf Lehrlinge. "Das sollte uns doch stark zu denken geben, was da los ist", meinte Hog mit Blick auf die Betriebe, die immer weniger ausbilden. Zufrieden zeigt er sich mit dem Notendurchschnitt von 2,5 der letzten acht Prüflinge.

Derzeit sind 19 Betriebe in der Hochschwarzwälder Innung, einer ist aus wirtschaftlichen Gründen, einer wegen Geschäftsaufgabe ausgetreten. Beim Jahresrückblick beklagte Hog, dass die Resonanz auf Vorträge und Ausflüge immer geringer werde. Deshalb wurden sie gemeinsam mit anderen Innungen veranstaltet. "Es melden sich einfach zu wenige an. Früher war der Ausflug das ,Highlight' im Jahr." Mehr Resonanz erhalten dagegen die Lehrgänge für den Stapler-und den Kranführerschein.
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Hog kritisierte: "Durch die ganzen Normen und Zertifizierungen wird unser Hausbau immer teurer. Da kommt einiges auf uns zu, anscheinend ist Holz nicht mehr Holz, sondern irgendwas anderes."

Ganzen Text vom 12.6.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

 

Die Beschisskette im Handwerk zum Reißen bringen

Eine Gruppe Handwerker vom Niederrhein hat eine kleine Revolution angezettelt: Sie wollen wieder ehrlich arbeiten und einen ehrlichen Preis dafür verlangen

Das Erste, was diese Firma zu ihren Kunden sagt, ist, dass sie die Schnauze voll hat. Kaum schafft man die Drehtür ins Geschäftsgebäude, springt einen die Faust an. Kopfgroß, silberfarben, rot umrandet auf blauem Grund. "Wir haben die Schnauze voll!", steht darüber auf einem mannshohen Ständer neben der Besuchertheke.
Ein paar Schritte weiter sitzt der Chef an einem Schreibtisch und zeigt seinen Rücken. Der Chef heißt Thomas Berger. So wie seine Firma in Kamp-Lintfort am Niederrhein. Glas-Licht-Metall. Bergers 65 Mitarbeiter fertigen Leuchtreklamen, Glasfassaden, Messestände, Wintergärten. Seit 101 Jahren ist sein Betrieb am Markt. Doch nun scheint der Mann verrückt geworden zu sein.

Thomas Berger steht auf, entfaltet seine Größe, und wie er so dasteht ist klar: Es muss einiges passieren, bis Berger explodiert vor Wut. Doch Wut macht erfinderisch. So hat Berger eine kleine Revolution angezettelt. Zumindest für den Handwerkermarkt. Berger will nicht mehr bescheißen. Und er will nicht mehr beschissen werden. Das sagt er seinen Kunden ins Gesicht - noch bevor er überhaupt den Mund aufmacht. Thomas Berger, 44, hat genug vom üblichen Geschäftsgebaren nach dem Motto "Geiz ist geil". "Wir haben uns lange auf den verbindlichen Handschlag zwischen Kunden und Handwerksmeister verlassen können", sagt Berger, "das gibt's seit gut drei Jahren nicht mehr. Normal sind heute 60-seitige Verträge bei einem Auftragsvolumen von 5000 Euro, ungerechtfertigte Reklamationen, willkürliche Rechnungskürzungen, unzumutbarer Zahlungsverzug."

Berger hat Außenstände von 850 000 Euro, das ist etwas mehr, als er in einem Monat umsetzt. "Ich habe keinen Spaß mehr an der Arbeit", meint der studierte Physiker. "70 Prozent der Zeit geht für Sachen drauf, die mit meiner Arbeit nichts zu tun haben." Streit mit Rechtsanwälten, Mahnschreiben, Nachfragen, Telefonate mit säumigen Kunden, Diskussionen mit Bauleitern. "Ich will nicht mehr." So einfach klingt Bergers Satz. Er weiß, dass Handwerker und Mittelständler, aus Angst, Kunden zu vergraulen und Aufträge zu verlieren, es sehen wie er, aber trotzdem mitspielen und schließlich Pleite gehen. Doch er weiß auch: "Wenn wir jetzt nichts tun, dann sterben wir eben auf Raten."

Ende April hat er die Aktion "Schnauze voll!" gestartet. Er suchte sich Gleichgesinnte - eine Druckerei, eine Tischlerei, ein Sicherheitsunternehmen, Betriebe mit etwa 20 Mitarbeitern. Und Jürgen Vogdt, Künstler und Unternehmensberater, einen Mann mit Kontakten und Ideen. Gemeinsam haben sie das Plakat gefertigt, eine Homepage entworfen und eine Faust in Bronze gegossen, 2,1 Kilogramm schwer.
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"Die Handwerker sind zur Hälfte selbst schuld, dass die Sitten so verlottern", sagt Vogdt, "die waren ja lange Zeit so was von satt." Was man eben so kennt. Teuer, schlechte Qualität, Dreck und Rücksichtslosigkeit, Unpünktlichkeit. "Für Mittwoch zusagen, aber den überübernächsten Mittwoch meinen", sagt Thomas Berger und winkt ab. Er kennt das aus eigener Erfahrung. "Wenn mal ein Kunde absprang", erzählt Günter Hövelmann, "hat uns das nicht groß gekümmert. Die Bücher waren ja voll." ....
Ganzen Text vom 27.5.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

www.berger-gmbh.de

  

 

 

Traditionelle Handwerkskünste am 21.7. in Altglashütten

FELDBERG. Traditionelle Handwerkskünste aus dem Hochschwarzwald werden am Sonntag, 21. Juli, von 10 bis 17 Uhr in der Feldberghalle Altglashütten vorgeführt. Gezeigt werden von A bis Z unter anderem:

Bauernmalerei, Glasbläserei, Hinterglasmalerei, Holzbildhauerei, Instrumentenbau, Krippenbau, Maskenschnitzen, Mausefallenbau, Schindelmachen, Strohschuhflechten, Uhren- und Uhrenschildmachen sowie Wollespinnen.

Von 10.30 Uhr an gibt die Stadtmusik Löffingen ein Morgenkonzert, und um 14 Uhr treten der Trachtenakkordeonverein Falkau und die Kindertrachtentanzgruppe Altglashütten auf. Zwischendurch sorgt Gustav Jordan mit seiner Drehorgel für die richtige Stimmung. Von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr können alle Kinder beim größten Holz-Domino Baden-Württembergs mitspielen. Ziel dieses Heimattags ist es, den Gästen die Vielfalt des heimischen Handwerks zu zeigen

BZ vom 17.7.2002, mehr

  

Kirchenmaler Markus Koppenhöfer in der Ohmenkapelle

Engeln zu neuem Glanz verhelfen
Markus Koppenhöfer hat oft einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz: In Kirchen restauriert er Deckengemälde und Heiligenfiguren.
Stundenlang arbeitet Markus Koppenhöfer mit hoch erhobener Hand, den Kopf weit in den Nacken gelehnt. Unter ihm ein meterhohes Gerüst, über ihm zu restaurierende Decken historischer Räume. Wochen bis Monate verbringt der Kirchenmaler dort mit Reinigungs- und Wiederherstellungsarbeiten, um Kunstwerke von Patina zu befreien und ihnen ihre Faszination zurückzugeben.
In Calw ist Markus Koppenhöfer geboren, in der Pfalz erlernte der Sohn einer evangelischen Pfarrersfamilie den Maler- und Lackiererberuf. Sein Lehrmeister war begeisterter Kirchenmaler, der den Lehrbub "infizierte", weshalb dieser in München seine Meisteraus- bildung zum Kirchenmaler absolvierte.

Die Ausbildung zum Kirchenmaler setzt eine handwerkliche voraus. Ist aus dem anfänglichen "Azubi" erst einmal ein guter Geselle geworden, so stehen ihm in Deutschland die Meisterschulen in München und Augsburg offen. Wer den Beruf des Restaurators anstrebt, schlägt dagegen den akademischen Weg ein. Alte Handwerkstechniken bestimmen Koppenhöfers Berufsalltag, Vergolden, Marmorieren, Schablonieren, Fasstechniken, von Holz- und Steinskulptur bis Wandmalerei. Seine Arbeitsumfeld ist oft staub- und gelegentlich lärmbelastet durch gleichzeitig laufende Bohrer, Schleifmaschinen und Sägen. Auch werden die zu bearbeitenden Objekte keineswegs auf der Werkbank serviert. 42 Meter Höhe maß seine bislang "erhabenste" Arbeitsstelle im Speyrer Dom: "Gut, dass ich einigermaßen schwindelfrei bin", schmunzelt er. Und eigentlich Selbstverständliches gerät hier zur Logistik: "Da müssen das Besorgen von Essen oder vergessenem Werkszeug, selbst der profane Gang zur Toilette gründlich vorbereitet werden."

Kalte Umgebung und eine ungewöhnliche Arbeitshaltung
In den meisten Kirchen herrschen recht niedrige Temperaturen bis an die Null-Grad-Grenze, "erst wenn der Sumpfkalk gefriert, denkt der Auftraggeber auch an den arbeitenden Menschen!". Schließlich erfordern seine ungewöhnlichen Arbeitshaltungen eine gute körperliche Konstitution und Kondition, wofür er sich mit Ausgleichssport und entspannender Sauna fit hält.
Besuchern, die den handwerklichen Künstler bei seiner Tätigkeit auf dem Gerüst der
Ohmenkapelle bei Buchenbach besuchten, bot sich ein nicht alltägliches Bild: Neben dem Arbeitstisch mit fast 30 verschiedenen Lösungsmitteln, einem Riesensortiment an Pinseln, Bürsten, Vergoldungswerkzeug, Silikatfarben, Zeichenkohle, Schablonen, den Reinigungsschwämmen, die wie ein Radiergummi wirken, Skalpellen, Sichelmesser, Stirnlupe und UV-Lampe eine kleine, feine Küche einschließlich Kaffeemaschine. Wenige Meter entfernt ein Liegestuhl, dazu ein Strahler, aus dem Radio klingen klassische Töne. "Ein Stück Lebensqualität, die motiviert und entspannt", kommentiert Koppenhöfer. Doch der Liegestuhl dient nicht nur dem angestrengten Rücken zur Entlastung, sondern der intensiven Betrachtung der Objekte und er gilt der Herstellung der unersetzlichen Fotodokumentation seiner Arbeit. Fünf Monate "lebte" er unter der Stuckdecke, Auge in Auge mit Altarspitzen, Kapitellen und Gemälden.
Ins Schwärmen gerät Markus Koppenhöfer beim Thema Farben. Er favorisiert jene auf Leim-, Kalk- und Silikatbasis, die aus Wasserglas, Quarzsand und Pottasche gemischt sind und sich mit dem Untergrund verbinden, versintern, also physikalische und chemische Reaktionen eingehen. Sie bilden keinen blossen Film oben auf: "Damit sehen Fassaden wie beispielsweise im Stadtkern von Stein am Rhein noch heute wie neu aus." Architekturmalerei im Theater der Stuttgarter Wilhelma, Fresken freilegen und sichern in der Schlosskirche Bad Dürkheim, in Schloss Ulm-Wiblingen, der Benediktinerkirche Villingen, Raumschale mit Kreuzgewölben restaurieren in der evangelischen Waiblinger Michaelskirche, in der staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe, im Speyrer Dom, in der ehemaligen Klosterkirche Obermarchtal/Donau, in barocken und Rokoko-Kirchen Oberschwabens zeichnen seinen Werdegang. Hausaltäre, Kruzifixe, die Gestaltung von Büroräumen, etwa wie in der alten Sparkasse in Schallstadt-Mengen in Pompejianisch Rot, Kalken von Außenfassaden , Holz maserieren. Er arbeitete sowohl auf dem privaten Bauernhof als auch in den Adelshäusern Thurn und Taxis, von Zeppelin.

Nicht immer nur Kirchen, auch ein Gasthof kann anreizen
Eine Moschee oder Synagoge könnte ihn als nächstes Arbeitsfeld reizen; im Kontrast dazu eine kreative Kneipe, ein Restaurant, ein Brauereigasthof. "Unser Beruf erfordert Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl, Ausdauer, Geduld und manuelles Geschick, Handwerk eben", sinniert Koppenhöfer und sein Mienenspiel spiegelt die Freude daran wider.

Monika Rombach, BZ vom 29.6.2002, www.bzol.de
     

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