Holidays, Volunteering and Business in the Black Forest


Handwerk
 - alte Handwerkskunst im Hochschwarzwald

 

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Blick von der Lindlehöh bei St. Peter ins Dreisamtal  In dieser Gegend gedeiht viel, ... auch "Altes Handwerk"
 

 

Kohlenmeiler von Siegfried Riesterer in Münstertal

Kohlenmeiler in Münstertal-Gabel am 15.11.2006 Kohlenmeiler in Münstertal-Gabel am 15.11.2006

Etwa 120 Köhler - so heißt es in der von Rolf Kilius 1974 verfassten Münstertal-Chronik - soll es in Münstertal um 1880 noch gegeben haben, obwohl 1864 mit der Einstellung des Bergwerkbetriebes die "Blütezeit" der Köhlerei zu Ende gegangen war. Unbeirrt fortgeführt wurde das Köhlerhandwerk bis heute nur von der Familie Riesterer - Konstantin (1860-1938), dessen Sohn Pius (1916-1984) und schließlich dessen Vetter Siegfried (*1946). Altköhler Konstantin kohlte noch im Schindler, im Kaltwasser, im Wildsbach und im Wogenbrunn, sein Sohn Pius bis 1974 im Neumattgründle unmittelbar an der L 130 Richtung Münsterhalde. Siegfried und Ehefrau Kriemhilde führen die Familientradition seit 1975 an der historische Köhlerstätte im Seitental der "Gabel" fort. Wasser und Holz sind für jeden Köhler zwei untrennbare Elemente, weshalb Kohlplätze stets nahe eines kleinen Wasserlaufes liegen.

Die Köhlerei ist eine Wissenschaft für sich, sagt Köhler Siegfried Riesterer. Ob nach gut einwöchigem Verkohlungsvorgang die begehrte Holzkohle gewonnen wird, das hängt bereits vom Aufbau des Meilers ab. Für diesen verwendet Siegfried Riesterer etwa 30 Ster Buchenholz. Entscheidend für die Qualität der künftigen Holzkohle sind Alter und Zustand des Holzes, es darf vor allem nicht zu nass sein, die Länge und Stärke der Scheiter und Rollen sowie die Stellung derselben innerhalb des Meilers. Nach dem gründlichen Abdecken des gut zwei Meter hohen Holzkegels mit Reisig, Stroh, Sägemehl und Lösche (Gemisch aus Asche und Erde) und dem Entzünden durch den zentralen Feuerungsschacht kann das richtige Verschwelen des Holzes nur noch von außen mittels einer langen Eisenstange über Luft- und Rauschlöcher beeinflusst werden. Wehe, die 500 Grad Celsius im Innern des Meilers erhalten zu viel oder zu wenig Luft - der Meiler würde zu Asche verbrennen, ersticken oder gar wie ein Vulkan explodieren. ....
Manfred Lange am 7.4.2005 in der BZ

 

Holzrücken in March nur mit Pferdekraft 

Wie "nachhaltige Forstwirtschaft" im Gemeindewald möglich ist, zeigen Fuhrmann Duddek und die Schwarzwälder Stute Maike in March-Neuershausen

MARCH/VÖRSTETTEN/GUNDELFINGEN. Ein stiller Wintertag: Noch ist der Boden am Morgen im Wald gefroren. Plötzlich ein lautes Wiehern. "Hüh, zieh!" Schnaubend stemmt die Schwarzwälder Stute ihre Hufe in den Boden und stürmt mit einem Baumstamm im Schlepptau los. "Das ist nachhaltige Forstwirtschaft!" ruft der Fuhrmann noch, ehe er zwischen den Bäumen wieder verschwindet.

Fuhrmann Jürgen Duddek und Stute Maike rücken Holz, wie es in der Fachsprache heißt. Duddek bewirtschaftet ein Stück Marchwald und hat vor drei Jahren auf die traditionelle Art des Holzmachens umgesattelt. Seither lässt er frisch geschlagene Stämme nicht mehr von Dieselmotoren, sondern von echten Pferdestärken aus dem Unterholz schleppen. "Ich bin so vernarrt in die Tiere, ich lern' sogar noch das Reiten", schwärmt der Mann aus dem Ortsteil Neuershausen. Gerhard Reetz kann schon reiten. Er ist der Besitzer von Maike und Mitglied im Verein der Badischen Fuhrleute. In seinem Stall in Vörstetten stehen noch mehr Pferde, aber nur Maike und ihre Mutter Ronja rücken Holz. Ronja gehört dem Hufschmied Horst Lukesch. "Im Frühjahr sind beide Badische Meister im Holzrücken geworden, und auch im Pflügen", erzählt Reetz stolz. Er selbst arbeitet seit zehn Jahren mit den Rössern im Wald. "Umweltschonender geht's nicht", sagt er und zeigt auf den Boden: "Wo machen wir hier was kaputt?" Nur eine dünne Schleifspur ist da zu sehen, keine Reifenabdrücke, kein Lärm, kein Gestank.

Nahezu 20 Ster Holz, rund 120 Stämme, schaffen Tier und Mensch in fünf Stunden, wenn es gut läuft. Die Stämme sind meist zwischen 15 und 20 Meter lang. Mit einer Stahlkette werden sie am Zuggeschirr von Maike und Ronja befestigt. Über zwei Leinen kann der Fuhrmann sein Tier durch den Wald lenken und damit die Stämme manövrieren. "Er muss aufpassen, dass er nicht auf 'nen Baum läuft", warnt Reetz den Fuhrmann. Tatsächlich galoppiert Ronja schnurstracks zwischen den eng stehenden Bäumen durch, ohne auf den Zweibeiner hinter ihr zu achten. "Hott!" ruft Carolin Abichat und zieht an der Führleine. Ronja schwenkt nach rechts. "Hott heißt rechts und wiesch heißt links", erläutert die 14-Jährige, die erst nur geritten ist und dann mal die Arbeit im Wald ausprobieren wollte.

"Sie ist die einzige Frau in dem Alter, die das kann", sagt ihr "Lehrmeister" Gerhard Reetz. Scheinbar mühelos lässt die Schülerin aus Gundelfingen ihre Stute über den holprigen Boden traben. Nur manchmal verkeilt sich ein Stamm zwischen zwei Baumstümpfen, dann setzt Carolins Opa die Säge an. "Ich habe das mit den Pferden schon früher beim Bauern so gemacht", erzählt Opa Egon. Früher hätten Landwirte bei der Feldarbeit immer "tierische Unterstützung"" gehabt. Schnell war ein Ochse oder ein Pferd vorgespannt. Heute könnten Arbeitspferde wieder in Mode kommen, nachdem der Einsatz großer Schlepper im Wald aus Naturschutzgründen eingeschränkt wurde. Mächtige Kaltblüter wie die beiden Schwarzwälder Stuten ziehen zwei Drittel ihres Körpergewichts, also rund 600 Kilogramm. Stämme wie die im Wald von Jürgen Duddek sind da federleicht
Barbara Schmidt in der BZ vom 12..2005

  

 

Holzofenbrot backen im Resenhof in Bernau

Im Museum Resenhof wird in den Wintermonaten nach dem Schnapsbrennen Bauernbrot gebacken. Am Mittwoch 12.1.2005 war es wieder so weit, Bäckergeselle Michael Maier führte in einem Schaubacken vor, wie das knuspriges Holzofenbrot im alten Küchenofen gebacken wird. Wenn er in der Stube den Brotteig knetet und den Holzofen einheizt, zieht es jedes Mal viele Besucher in das Holzschneflermuseum nach Bernau.

Etwa zwei Stunden vor dem Backen muss der Ofen eingeheizt werden, der zugleich die "Kunscht" in der Stube erwärmt. Den Brotteig bringt Michael Maier fertig mit, anders geht es nicht, weil allein der Vorteig etwa 15 Stunden "gehen" muss. Dennoch weiht er die Besucher in die Geheimnisse des Teigs für echtes Bauernbrot mit knuspriger Kruste ein. Das Brot besteht zu 80 Prozent aus Weizenmehl, zu 20 Prozent aus Roggenmehl, weitere Zutaten sind Wasser, Hefe und Salz. 

Die Zuschauer staunen nicht schlecht, wie der Bäckergeselle auf dem Stubentisch aus dem Teig 15 Pfundbrote formt und knetet, aus sechsjähriger Erfahrung beim Schaubacken weiß er, dass im Ofen nicht mehr Platz haben. Zwischendurch beantwortet er viele Fragen, vor allem der Besucherinnen, die verblüfft sind, wie er es schafft, ohne Waage nahezu gleichschwere Laibe herzustellen. Seine Antwort: "Augenmaß und Handgewicht verlässt den deutschen Bäcker nicht". Mittlerweile hat der Ofen eine Temperatur von 400 Grad erreicht. Asche und Glut werden entfernt, hinein kommen die Brote für etwa eine knappe Stunde. Die Laibe entziehen den Schamottsteinen die Hitze und bekommen durch die hohe Temperatur die knusprige Kruste. Das ganze Haus duftet dann nach dem frisch gebackenen Holzofenbrot, dem kaum ein Besucher widerstehen kann. Sie konnten sich schon vorher von der Qualität des Bauernbrotes überzeugen, Michael Maier hatte Kostproben mitgebracht.

In den nächsten Wochen gibt es alle 14 Tage immer am Mittwoch von 14 bis 16 Uhr ein interessantes Schaubacken mit Michael Maier im Resenhof. Der nächste Termin ist am Mittwoch, 26. Januar 2005.
Gesamten Artikel vom 15.1.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

 

Krippenbauer Benno Diehrenbach aus Pfaffenweiler

Benno Diehrenbach hat seit rund 25 Jahren ein ungewöhnliches Hobby: Er lässt die Geburt Christi in einer Tiroler Almhütte statt finden, verlegt sie in ein provenzalisches Dorf oder baut das Heimathaus seiner Mutter im Münstertal als Geburtsort des Jesuskindes nach. Rund 30 selbst gebaute Krippen des Lehrers aus Pfaffenweiler sind derzeit im Museum im Litschgihaus in Bad Krozingen zu sehen.

Krippenbauen hat für Benno Dierenbach nicht nur handwerklichen, sondern auch religiösen und therapeutischen Aspekt, wie er sagt. Er baut traditionelle Krippentypen nach, lässt sich aber auch inspirieren und erfindet neue Arten. Eine Neuschöpfung ist beispielsweise die barocke Wandkrippe. Bei einem Besuch des Klosters Birnau am Bodensee sah er, dass dort die Stationen des Kreuzweges in Rahmen von Blattwerk und Zierornamenten eingefasst sind: Vorlage für eine kleine Krippe. Typen, die mehrmals in der Ausstellung vor kommen, sind "Klassiker" wie die Ruinenkrippe oder die Stallkrippe. Auch der alpenländische Raum hat Dierenbach sehr beeindruckt. So zeigt die Ausstellung eine Tiroler Krippe mit der traditionellen Dreiteilung: Bethlehem, Geburtsszene und Hirten auf dem Feld. Für Günter Blasel, den Leiter des katholischen Bildungswerkes in Bad Krozingen, ist diese Geburtsszene am authentischsten. Jesus wird bei diesem Krippentyp in einer Art Grotte geboren.

Auch Krippen ohne realistischen Anspruch werden gezeigt, so die provenzalische Krippe, in der die Heilige Familie inmitten des bunten Treibens auf einem Marktplatz dargestellt wird. Oder die Heilige Nacht auf der Alm. Zu dieser Gruppe gehört auch der Schwarzwaldhof, den Benno Dierenbach nachgebaut und als Krippe umfunktioniert hat. Das Besondere daran: Der so genannte Münstertäler "Daislihof" im Ortsteil Münsterhalde war der Heimathof der Mutter Benno Dierenbachs. Er hat den vor rund 30 Jahren abgerissenen Hof anhand von Bildern und eigenen Erinnerungen rekonstruiert. ....
Alles von Isabella Denk vom 2.12.2004 auf www.bzol.de


Die Krippenausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt von Benno Dierenbach, dem Katholischen Bildungswerk und dem Kulturamt Bad Krozingen. Sie ist bis 30. Januar jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Das Museum im Litschgihaus ist im Zentrum Bad Krozingens an der Basler Straße gelegen. Von Freiburg aus gibt es Bahnverbindungen im Halbstundentakt nach Bad Krozingen. Am 8. Dezember (20 Uhr) hält Benno Diehrenbach im Litschgihaus einen Dia-Vortrag mit dem Titel "Der Krippe auf der Spur - vom Sinn eines alten Brauches

  

 

Holzrücken - Holztransport mit dem Pferd in Bernau

Peter Ludwig und sein Pferd Edeltraud haben sich auf das so genannte "Holzrücken spezialisiert". Beim "Holzrücken" transportierten Pferde gefällte Holzstämme aus dem Wald ab.

Foto: Ulrike Spiegelhalter

Sie sind ein tolles Team - Peter Ludwig und seine Edeltraud. Edeltraud ist zwölf Jahre alt und eine Süddeutsche Kaltblutstute, sie gehört seit vier Jahren zur Familie Ludwig. Früher hat sie Kutschen gezogen, bei Peter Ludwig hat sie die traditionelle Kunst des "Holzrücken" gelernt, das dieser als Hobby betreibt. Mitunter ist diese Art des Holztransports auch heute noch sinnvoll.

Bevor es Schlepper, Traktoren und große Transportfahrzeuge gab, waren es die Pferde, von denen die gefällten Bäume aus dem Wald gezogen wurden. In Bernau gab es nur wenige, aber sehr gute Betriebe, die diese Arbeit verrichteten. Wer sich kein Pferd leisten konnte, spannte seine Ochsen ein. In empfindlichen Waldungen, in schwachem Holz mit etwa 30- bis 40-jährigen Beständen gibt es auch heute noch - jedoch sehr selten - diese Art des Holztransportes, des "Holzrückens". Edeltraud aus Bernau scheint das Holzrücken Freude zu machen. Angeleitet von Peter Ludwig macht sie das vorzüglich, wobei das große Vertrauen beider Partner zu spüren ist. Da kann sich einer auf den anderen verlassen. In schwierigem Gelände genügt ein aufmunterndes Wort von Peter, Edeltraud spurt und zieht auch den dicksten Stamm aus dem Erdreich. Ausgestattet ist Edeltraud mit einem Kummete-Geschirr, das Rückengeschirr mit einer Rückenzange mit drehbaren Wirbel und mit Dämpfungsfedern, um Schläge abzufangen. In der Regel kann ein Pferd Stämme mit einem Viertel seines Körpergewichts ziehen. In Aktion konnte man die beiden in der vergangenen Woche im Stöckerwald beobachten.

Ein Fernsehteam war auf die traditionelle Art des Holztransportes aufmerksam geworden, den es auch im Schwarzwald kaum noch gibt. Autor, Regisseur und Produzent Willy Meyer war mit Kameramann und Tontechniker unterwegs, um das Holzrücken in Bernau für die populäre Sendung "Bilderbuch Deutschland" aufzunehmen, das Landschaftsporträts mit den Lebensbedingungen der Menschen aufzeigt. In seinem jüngsten Porträt widmet er sich dem Südschwarzwald. Auch Peters Ehefrau, die Holzbildhauerin Ulrike Wasmer-Ludwig, wird mit ihrer Kunst im Film zu sehen sein.

"Bilderbuch Deutschland - der Südschwarzwald" wird voraussichtlich am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 um 13.45 Uhr im ersten Fernsehprogramm gesendet.
mehr vom 22.9.2004 auf www.bzol.de

  

 

 

Adelbert und Christopf Löffler aus St.Märgen zeigen Sattlerhandwerk

Auch wenn der Name anderes vermuten lässt: Sättel stehen beim Sattler nicht im Mittelpunkt. Eher schon Halfter, Kummet und Kutschen, wie Christoph Löffler am Aktionstag des Marcher Heimatvereins erläuterte. Zusammen mit seinem Vater zeigte der Sattler und Raumausstatter aus St. Märgen, wie Lederhalfter für Pferde in Handarbeit entstehen.

"Vor Jahrzehnten" habe er das Sattlerhandwerk gelernt, erzählt Seniorchef Adelbert Löffler, während er mit einem pechschwarzen Faden Lederriemen zusammennäht. Jedes einzelne Loch muss der 68-Jährige vorstechen. "1952 war ich auf einem Hof in Breitnau in der Lehre. 1961 habe ich mich dann in St. Märgen selbstständig gemacht." Damals sei alles reine Handarbeit gewesen, sogar das Pech zum Imprägnieren des Fadens wurde selbst gemischt. Heute gibt es die Hanffäden fertig zu kaufen.

Auch Halfter und Kummet liegen längst in den Regalen, doch, so Löffler, "nicht die für Arbeitstiere". Trotzdem werden bei den Sattlern kaum neue Geschirre in Auftrag gegeben. "Von der Sattlerei alleine kann man nicht mehr leben", bedauert Löffler. Längst ist seine Werkstatt zu einem Raumausstatterbetrieb geworden, der von Sofapolsterungen über Bodenbeläge bis hin zu Dekorationen alles anbietet. Allerdings ähneln viele Arbeitstechniken denen des Sattlers, so dass Vater und Sohn ohne Mühe zu den Wurzeln ihres Handwerks zurückkehren können. Ihre geschickten Hände sind heute vor allem für Reparaturen gefragt. "Wir haben schon viele Kutschen restauriert", erzählt Christoph Löffler, der den Umgang mit Nadel, Faden und Leder vom Vater gelernt hat. "Da haben wir dann alles gemacht: Die Polster, das Dach und das Geschirr." Auch ungewöhnliche Wünsche haben sie schon erfüllt: Vor ein paar Jahren fertigten sie Sättel für die Kamele im Mundenhof. Hierfür hatten sie vom Tierpfleger eine ganz genaue Bauanleitung bekommen. Die handgenähten Sättel sind bis heute in Gebrauch. Gleiches gilt wohl für die Löffler-Halfter, von denen jedes Jahr zehn bis fünfzehn in der Familienwerkstatt entstehen. Dabei sind auch Spezialanfertigungen möglich, zum Beispiel für extra große Pferdeköpfe: "Für uns ist das ja kein Problem", sagt der Juniorchef. "Dann machen wir die Riemen eben zehn Zentimeter länger".

Ein weiterer Vorteil handgemachter Halfter ist ihre Haltbarkeit: "Die Nähte sind viel stabiler", weiß Löffler. Außerdem werde das Leder an manchen Stellen zweifach oder dreifach übereinander genäht. Dem entsprechend knifflig ist das Nähen: Damit die Lederstreifen beim Durchstechen nicht verrutschen, werden sie mit kleinen Nägeln festgesteckt. Zusätzlich sind sie im so genannten Nähkloben wie in einer Schraubzwinge eingeklemmt.

Nach dem Nähen werden die Nähte mit einem großen Hammer festgeklopft. Anschließend werden die Ränder "verputzt" und geglättet, damit das Halfter dem Pferd nicht das Gesicht aufscheuert. Doch damit nicht genug: Während Vater Löffler noch mit Nähen beschäftigt ist, befestigt sein Sohn kleine Messingringe am fertigen Stirnriemen. "Das ist nur zur Zierde und macht mir einfach Spaß", schmunzelt er.
Ganzen Text von Barbara Schmidt vom 12.7.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Schwarzwälder Geigenbau - alte und neue Instrumente

Franziskanermuseum Villingen/Schwenningen: Führung durch die Ausstellung und Konzert auf den Originalinstrumenten

Die Kunsthistorikerin Barbara Eichholtz führt am Sonntag, 4. Juli, von 11 Uhr an im Rahmen eines "Kultur-Vor-Mittags" durch die Ausstellung "Schwarzwälder Geigenbau" im Franziskanermuseum. Um 17 Uhr findet im Franziskaner Konzerthaus ein Klangerlebnis der besonderen Art statt. Das Ensemble für neue Streichinstrumente gibt auf den spielbaren Instrumenten der Ausstellung folgendes Programm: Antonio Vivaldi (1675-1743), Konzert für zwei Violinen op.3 Nr.8 Johann Sebastian Bach (1685-1750), Brandenburgisches Konzert Nr.3 G-Dur BWV 1048 Wolfgang Amadeus Mozart (1756-17919), Streichquintett in B-Dur KV 174 Luigi Boccherini (1743-1805), Konzert Nr.3 in G-Dur für Violoncello und Orchester und Carlo Ricciotti (1681-1756), Concertino II.

Das Ensemble für neue Streichinstrumente gründete sich 1999 aus den beiden Familien Krömmelbein (Brensbach/ Odenwald) und Kury (Villingen-Schwenningen). Der Ensemblenamen verdankt sich der damit verbundenen Idee, geschlossen die neugebauten Instrumente der Geigenbauer Caroline Krömmelbein und Wolfgang Kury zu spielen, um zu zeigen, dass neue, in alter Tradition gebaute Instrumente den Leistungsvergleich mit alten Instrumenten nicht scheuen müssen. Inzwischen wird das Ensemble von mehreren professionellen Musikern unterstützt. Es hatte bereits verschiedene Auftritte.

Für das jetzige Konzert hat sich das Ensemble die Aufgabe gestellt, die alten Schwarzwälder Instrumente klanglich den Konzert- und Ausstellungsbesuchern vorzustellen. Die Saitenherstellerfirma Pirastro hat die Instrumente überwiegend mit einer Saitensorte ausgestattet, so dass die Klangunterschiede der Instrumente besser hörbar sind.

Dem Konzertbesucher wird sicher ein einzigartiges Klangerlebnis präsentiert, unterstrichen durch die abwechslungsreiche Auswahl der Stücke.
BZ vom 3.7.2004

  

 

 

Mähen in Bernau mit dem Verein der Südtiroler

Wettmähen gibt es seit zehn Jahren 
Verein der Südtiroler in Baden hatte wieder nach Bernau eingeladen / Neuer Rekord aufgestellt

BERNAU (sub). Eine schöne Bereicherung des Bernauer Veranstaltungskalenders ist das jährliche Wettmähen, veranstaltet vom "Verein der Südtiroler in Südbaden". Etwa 200 Zuschauer waren am Sonntag gekommen.

Zum zehnten Mal fand das Wettmähen in Bernau statt. 25 Teilnehmer waren gekommen, 21 Mäher, eine Mäherin und drei Buben, darunter vier Bernauer, ein Menzenschwander und viele Südtiroler mit ihren typischen bestickten blauen Schürzen. Musikalisch umrahmt wurde das Wettmähen vom Musikverein Niederhof mit Dirigent Edgar Kaiser. Für eine weitere Attraktion sorgte die "Rätz-Clique" aus Basel, die sich in Bernau für das zentralschweizerische Tambouren- und Pfeiferfest vorbereitete und trommelnd und pfeifend ihre Marschübungen dem Publikum präsentierte. Für das Wettmähen hatte Bernhard Spitz seine Wiesen zur Verfügung gestellt, auf denen fünf mal fünf große Parzellen ausgesteckt waren, für die Jugendlichen jeweils ein Meter weniger. Ein Experte aus Südtirol weihte in die Kunst des Dengelns ein. Für die Organisation zeichnete Willi Lanbacher, zweiter Vorsitzender des Vereins der Südtiroler, verantwortlich. Kommentiert wurde das Mähen erstmals von Ulrike Spiegelhalter. Drei Zeitnehmer stoppten den Mähvorgang, zwei Schiedsrichter beurteilten die Sauberkeit des Schnittes. War nicht sauber gemäht, gab es Strafpunkte. Das etwas kühle Wetter und das taufrische Gras bildeten beste Voraussetzungen, so dass gute Zeiten erzielt wurden.

Die Siegerehrung fand im Hans-Thoma-Kurhaus statt, vorgenommen vom Hauptorganisator Willi Lanbacher, Vorsitzenden Heinrich Sanin, Josef Stricker und Bürgermeister Rolf Schmidt. Bejubelt wurden die drei jüngsten Teilnehmer, die sich über einen Pokal freuten: 1. Alexander Schmidt aus Murrhardt, 2. David und 3. Jan Hettich, zwei Brüder aus Ottenbronn. Lore Seebacher aus Altensteig war die einzige Teilnehmerin, auch sie freute sich über einen Pokal. Herrenwertung: 1. und Gewinner des Wanderpokales Elmar Mauthe aus Albstatdt in einer bisher nie erreichten Zeit von 47 Sekunden. 2. Richard Barner aus Ostelsheim (1.05 Minuten), 3. Hans Gall aus dem Nordschwarzwald, (1,12), 4. Josef Permann, Pforzheim, 5. Sepp Stricker, Bernau, 6. Dieter Schmidt, Murrhardt, 7. Werner Lorenz, Entenschwand und Franz Pfattner, Lauchringen, 9. Richard Lana, 10. Martin Hierstetter, 13. Peppi Oberbichler, Bernau/Südtirol, 14. Siegfried Sahner, 16. Fritz Baur, beide Bernau, 20. Heinrich Sanin, Menzenschwand. Weiter gab es eine Tombola, deren Hauptpreis gewann Rita Köpfer aus Bernau-Gass

BZ vom 15.6.2004

  

 

Wie Zimmerer früher arbeiteten - Eichstetter Heimateverein

Vor 150 Jahren, als elektrisch betriebene Bohrmaschinen und Kreissägen noch entfernte Zukunftsmusik waren, da war das Zimmerhandwerk noch sehr mühsam. Ohne Kran, dafür aber mit selbst gefertigten Holznägeln wurden die Häuser, zumeist mit mehr als 20 arbeitenden Männern, aufgerichtet. Der Eichstetter Heimatverein nahm die alten Arbeitsmethoden der Zimmermänner zum Anlass für ihren jüngsten Aktionstag.

Selbstbewusst nimmt ein etwa 40-jähriger Besucher des Aktionstages einen langen Handbohrer in beide Hände und dreht das Eisenwerkzeug mühsam in einen dicken Holzbalken. Sieben Zentimeter hieß die Vorgabe, um die Dollen (das Verbindungsstück der Balken beim Hausbau) hineindrücken zu können. "Gar nicht so einfach", stöhnt der Mann und muss all seine Kräfte mobilisieren, um sein Ziel zu erreichen.

"So ging das früher mit jedem Balken", schmunzelt Zimmermeister Friedrich Meier über die schweißtreibende Arbeit. Es sei damals ein sehr anstrengendes Handwerk gewesen, weiß der Eichstetter aus Büchern und Erzählungen. Die Stämme mussten noch mit einem Haubeil beschlagen und in schwieriger Zentimeterarbeit eingepasst werden, hoch oben auf einem Hausdach versteht sich. Hochgezogen mit Seilzügen und reiner Muskelkraft, ganz ohne die Hilfe eines Krans.

"Die Balken waren nicht alle kerzengerade, man nahm auch krumme Stämme, die heute noch in alten Fachwerkhäusern oder Scheunen zu sehen sind", erzählt der Holzhandwerker, für den Modernisierungsarbeiten an alten Häusern immer ein Erlebnis sind, wenn alte Arbeitsweisen aus früherer Zeit ans Tageslicht treten. "Krumme Balken sind für die Statik gar kein Problem, die halten genauso gut", sagt Friedrich Meier. Er weiß von einem Abriss, bei dem ein kräftiger Bagger gegen ein Fachwerkhaus im Ziehen "keine Chance" gehabt habe.

Die Zimmererzünfte bewahren heute noch alte Traditionen. So muss beispielsweise stets mit Tracht und Hut gearbeitet werden. "Selbst bei 35 Grad im Sommer musste früher in der Tracht gearbeitet werden, heute ist das Gott sei Dank nicht mehr ganz so streng", sagt Meier. Eines der letzten Zeugnisse aus der früheren Zeit des Zimmerhandwerks sind Wandergesellen, die zu Fuß (so schreibt es das strenge Regelwerk vor) durch die Lande reisen und bei Zimmerbetrieben nach Arbeit fragen.

Einen Lohn gibt es dafür nicht. "Nur Essen und Unterkunft", weiß ein anderer Zimmermann aus Eichstetten. Das gesamte Hab und Gut befindet sich in einem Segeltuch und so müssen Wandergesellen mindestens 301 Tage von zu Hause fern bleiben und von Baustelle zu Baustelle ziehen. Heute gibt es nach Schätzung von Friedrich Meier noch mindestens 400 Wanderhandwerker, die abenteuerlustig durch die ganze Welt reisen, um Erfahrungen zu sammeln und andere Baustile kennen zu lernen.

In der Arbeit der Zimmererleute des 21. Jahrhunderts ersetzen elektrische Kreissägen die alten Haubeile und die Handbohrer sind Bohrmaschinen mit hoher Watt-Zahl gewichen. "Heute kann man eben mit weniger Leuten und der Hilfe der Maschinen mehr machen", stellt Meier fest. Dennoch bedauert er, nicht manchmal nach der alten Weise arbeiten zu können, die aus Zeitgründen allerdings gar nicht mehr möglich sei: "Früher hat man einfach mehr Zeit gehabt".

Auf den neuen Trend der Niedrigenergiehäuser setzen die Zimmermänner derzeit große Hoffnung, da das Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz damit wieder mehr in Mode komme. Ansonsten bleibt aber immer noch die Möglichkeit, mit Wegzehrung und den nötigen Werkzeugen auf Wanderschaft zu gehen.

Sebastian Hautli am 15.6.2004 auf www.bzol.de

  

 

Kohlenmeiler bei Altglashütten aufgebaut

Kohlenmeiler Altglashütten Juni 2004

Aus 30 Festmeter Hartholz soll Feldberger Grillkohle werden

Die Köhler Peter Behringer (links) und Markus Wunderle deckten gestern den Kohlenmeiler mit Fichtenzweigen ab.
Foto: Christine Speckner

FELDBERG (spe). Ein traditioneller Kohlenmeiler ist eine der Attraktionen bei den Holztagen Feldberg am 26./27. Juni 2004. Auf einer Waldlichtung in Bahnhofsnähe in Altglashütten ging gestern der Aufbau des Kohlenmeilers zu Ende. Bei den Schwarzwälder Holztagen soll der Meiler dann "Original Feldberger Holzkohle" liefern.

Ziemlich nass wurden gestern die aus Wieden stammenden Köhler, Peter Behringer und Markus Wunderle, als sie die Eindeckung des Meilers mit Fichtenzweigen vornahmen. "Der Regen macht nichts", kommentierte Peter Behringer gelassen den Regen. Zusammen mit freiwilligen Helfern haben sie in den vergangenen Tagen 30 Festmeter Hartholz (meist Buche) aufgeschichtet und damit einen traditionellen Kohlenmeiler geschaffen. Zuerst rammten sie in der Mitte des Platzes mehrere Pfähle in den Boden und stellten dann das Meterholz senkrecht um den so entstandenen Ring. Weiter nach außen werden die Holzstücke immer länger. So baut man das Holz immer gleichmäßig um den Meiler.

Als "einen Glücksfall" bezeichnet Förster Günter Faller den Fund der so genannten "Löschi", das sind Holzkohlereste aus früheren Meilern, die in Seebrugg entdeckt wurden. Als letzte Schicht über den Fichtenzweigen wird diese "Löschi" zum Abdecken des Meilers verwendet. Zum Anzünden des Meilers wird am heutigen Samstag um 17 Uhr in den Feuerschacht des Meilers glühende Holzkohle eingefüllt und so der Meiler zum Glühen gebracht. Sobald der Kohlenmeiler von innen nach außen zu glimmen anfängt, beginnt für Peter Behringer die "Meilerwache". In den folgenden Tagen wird er die Luftzufuhr am Rand regeln und überwachen.

BZ vom 12.6.2004
 

Arbeit am Kohlenmeiler seit über einer Woche

Peter Behringer ist der Mann fürs Grobe: er betreibt den Feldberger Kohlenmeiler / Aktion zu den Schwarzwälder Holztagen

FELDBERG. Er ist der Mann fürs Grobe. Wenn seine kohlegeschwärzten Hände die Schaufel umfassen, sieht das niemand, denn es ist drei Uhr nachts. Der Job ist knochenhart, doch Peter Behringer verrichtet ihn seit mehr als einer Woche. Bei Tag und Nacht.

Neben dem Kohlemeiler in Bahnhofsnähe hat der rüstige Rentner aus Wieden in einem Wohnwagen Quartier bezogen. Von hier aus wird er in den kommenden Tagen das Verglimmen des Holzes im Kohlenmeiler überwachen. Noch rund zehn Tage, schätzt Behringer, dann werden die etwa 30 Raummeter Buchenholz so weit verkohlt sein, dass er mit der Öffnung des Meilers beginnen kann. Die original Feldberger Holzkohle wird dann bei der Veranstaltung der Feldberger Holztage am 27. Juni 2004 zum Verkauf angeboten. Bis dahin hat der Köhler noch einiges zu tun. Im Turnus von sechs Stunden muss er den Meiler "antreten", eine Aufgabe, die viel Erfahrung und vor allem Feingefühl erfordert.

Durch das langsame Verglimmen des Holzes im Innern des Meilers schrumpft der Meiler stündlich. Die so entstandenen Hohlräume werden mittels Antreten von außen wieder aufgefüllt und mit Wasser abgekühlt. "Wenn dir das zum ersten Mal passiert, sitzt du wie auf Nadeln", sagt Behringer. Er meint das Einbrechen des glimmenden Mantels an manchen Stellen. Schnell hat er ein paar Holzscheite parat, füllt das Loch und deckt es mit Reisig ab. Mehrmals täglich sticht er neue Abluftlöcher in den Meiler und beobachtet die Löcher genauestens. Zieht der Rauch gräulich ab, ist alles in bester Ordnung. An manchen Stellen qualmt es aber bläulich aus der Tiefe. Ein Zeichen für Überhitzung, also muss das Abzugsloch geschlossen und mit dem Holzstab ein neues gebohrt werden.

Und wie lernt man das Handwerk eines Köhlers? Jedenfalls nicht aus Büchern. Die Köhlerei ist ein altes Gewerbe, das bereits im 17. bis 19. Jahrhundert rund um den Feldberg ausgeübt wurde. Peter Behringer, der sich von einem ehemaligen Köhler aus Wieden alle wichtigen Handgriffe sich zeigen ließ, baute mit dessen Sohn Markus Wunderle schon mehrere Meiler in Wieden auf. Für den Feldberger Kohlenmeiler haben nun beide ihre Fachkenntnisse eingebracht. Heiße Rauchschwaden, harte körperliche Arbeit: Daran hat sich Behringer gewöhnt. Als Bergwerksarbeiter hat er während seines beruflichen Lebens unter Tage gearbeitet. Im Wiedener Bergwerk (Stollen) bediente er sechseinhalb Jahre den Bohrhammer, im Uranbergwerk Menzenschwand waren es 16 Jahre....
Langweilig wird es dem Köhler bestimmt nicht werden. Im Kühlschrank seines Wohnwagens liegen ein Dutzend Bratwürste bereit. Und wenn Freunde vorbeischauen, kommt es schon mal vor, dass er den selbst gebauten Grill neben dem Kohlenmeiler in Gang bringt - mit bester Holzkohle versteht sich.

Ganzen Text von Christine Spreckner vom 22.6.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Hufschmied Gregor Freßle aus Oberried zieht von Hof zu Hof

Nicht "waschen, schneiden, legen", sondern "ausschneiden, anpassen, aufnageln" heißt es in den kommenden Wochen verstärkt in den Pferdeställen. Hochsaison zum Jahreszeitenwechsel ist auch für Hufschmied Gregor Freßle.

Hufschmied Gregor Freßle aus Oberried-Weilersbach, 3/2004

Der Hufschmied Gregor Freßle passt einem Pferd "neue Schuhe" an. Foto: Monika Rombach

Vorsichtig tritt ein Schwarzwälder Fuchs neben dem Hufschmied auf und "probiert" in der Stallgasse seine neuen "Schuhe". Die neuen Hufeisen "passen" ihm, sie sind handwerklich einwandfrei, schnell und zuverlässig gearbeitet.

"Das ist das Schöne an meinem Beruf, wenn sich das Tier wohl fühlt und der Besitzer zufrieden ist." Hufschmied mit Leib und Seele ist er, staatlich anerkannt, versteht sich. Sonst dürfte er nicht selbständig beschlagen. Doch er kennt auch die traurigen Seiten, "'s isch schu schwer, wemmer ne Pferdle lang kennt het und sage muss ,Leb' wohl!'" Denn stirbt ein Pferd, so kommt der Tierarzt samt Schmied, der die Eisen abnehmen muss.

Vom Metallgestalter zum traditionellen Hufschmied
Das Ziel von Gregor Freßles Schmiedelehre, die er 1989 im Fachbetrieb Karl Willi Faller in Kirchzarten begann, war Metallbauer, Fachrichtung Metallgestaltung. Bis dahin habe er "eigentlich nichts mit Pferden zu tun gehabt". Diese hatte er erst in der Werkshalle so richtig kennen gelernt, wenn der Chef beschlug. Er ist der Sohn des unvergessenen Schmiedes Karl Faller, dessen Ambossschläge alteingesessenen Kirchzartenern noch heute im Ohr klingen. Sie kamen aus der damaligen Schmiede an der Brugga, auf dem Terrain der heutigen "Freiburger Ladenpassage".

1994 belegte Freßle einen viermonatigen Ausbildungsgang in der Beschlagschule von Hufschmiede-Lehrmeister Manfred Gann. "Ein Super-Ausbilder und Mensch, bei dem ich viel lernen konnte", erinnert sich der junge Mann gern.

1999 machte er sich selbständig. Eine eigene Schmiede hat er zu Hause im Oberrieder Weilersbach, doch seine Kunden kommen nicht dorthin. Er fährt Hof für Hof und Stall für Stall mit seinem Kombi an. Darin ist alles Nötige, von der Esse über Bandschleifer, Schweißgerät, Flex, Gewindeschneider, Bohrmaschinen bis zum Hufeisensortiment. Regelmäßige Arbeitszeiten sind Illusion, denn er muss sich danach richten, wann seine Kunden im Stall sind. Er beginne nie "im Kuesäckelfischdre" (bei Dunkelheit), also in der Regel nicht vor 8.30 Uhr. Von St. Peter über das Dreisamtal bis "ins Land nus" reiche sein Bereich, einen Tag pro Woche habe er in Konstanz zu tun. "Un 's Delefon schellt au de ganz Dag - Gott sei Dank", er grinst, zieht sein Handy, managt einen Termin und hat schon das nächste Hufe-Quartett in Arbeit.

Schraubstollen sind der derzeit gängigste Beschlag für Springpferde, kann man die Stollen je nach Bodenbeschaffung unters Hufeisen schrauben oder auch weglassen. Und bei kurzen Wintereinbrüchen tun "Gripps", Einlagen, die das Ansammeln von Schnee unterm Huf verhindern, ihren guten Dienst. Die Zeiten, in denen man beschlagunwillige Tiere mit Prügel oder Schlagfesseln bändigte, seien vorbei, erzählt er. Und er rät, das Tier schon als Fohlen an den Beschlagplatz zu stellen, damit es mit Geräuschen, Rauch und Qualm vertraut wird. Frühzeitiges Ausschneiden der Hufe , was dem Nagelschneiden entspricht, erspare später Beruhigungspaste oder Tierarztspritze.

Von Vorteil sei auch, dass man sich schließlich schon eine Weile kenne, meint Freßle und überschlägt in Gedanken seinen vier- und zweibeinigen Stammkundenkreis, dessen Mischung gerade seine Freude am Beruf ausmache.

Monika Rombach in der BZ vom 10.3.2004

  

 

Rindenschäler

Die Einführung der Chromgerbung machte dann die meisten Rindenschäler arbeitslos. Heute
fanden wir diese Tätigkeit in unserer Nähe nur noch in Oberwolfach im Mittelschwarzwald. Karl Dieterle und sein Bruder Raimund arbeiten im Eichenschälwald, um pflanzliche Gerbstoffe zu gewinnen.

Karl Dieterle / Mitteltal 23 / 77709 Oberwolfach Telefon 07834/758 Fax 07834/8689937
LandhausDieterle@Schwarzwald-Relax.de
www.schwarzwald-relax.de

Fersehsendung "Schwarzwald im Winter" SWR vom 10.1.2004

  

 

Siegfried Riesterer aus Münstertal - der letzte Köhler im Schwarzwald

Manchmal, in warmen Nächten, kommt es vor, dass sich Grillwürste in die Träume der Münstertaler schleichen, fetttriefende Steaks und zarte Spanferkel. Manchmal erwachen die Bewohner des Schwarzwalddorfes und sehnen sich schon frühmorgens nach einem Barbecue. Dann wissen alle: Es ist wieder so weit. Der Siegfried macht Kohle. Manch einer beschwert sich über den Rauchgeruch, der vor allem in den Abendstunden vom Kohlemeiler in das Tal drückt. Das hat den Köhler Siegfried Riesterer schon einiges an Überredungskunst gekostet. Und ein, zwei Säcke Holzkohle, überreicht auf gute Nachbarschaft.

Riesterer ist ein Naturbursche, wie ihn sich Stadtkinder vorstellen: wettergegerbt, kräftig, die Hände schwielig. "Der gehört auf die rote Liste", sagt der Bürgermeister, denn wenn Riesterer nicht mehr ist, ist es aus mit der Köhlerei im Schwarzwald. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch über 100 der schwarzen Männer. Glasbläser und Schmiede waren auf die Feuerkraft der Holzkohle angewiesen, die eine fünffach größere Hitze entwickelt als normales Holz. Dann kam die Eisenbahn und mit ihr Waggons voll billig geförderter Steinkohle, die Köhler wurden überflüssig.

Das Handwerk hat Riesterer von seinem Großonkel gelernt, und am Anfang lockte den damals 27-Jährigen an der harten Arbeit "nur die Kohle!" Er erzählt diesen Witz gern. Seit 41 Jahren ist er als Holzarbeiter bei der Gemeinde angestellt; die Köhlerei ist ihm willkommenes Zubrot. Zweimal im Jahr baut Riesterer einen Meiler auf seinem überdachten Kohleplatz. Drei Tage braucht er für die Vorbereitungen. Schichtet die Holzscheite pyramidenförmig zusammen, bedeckt sie mit Tannengrün und einer zehn Zentimeter dicken luftdichten Erdschicht. Dann wird der Feuerschacht in der Mitte des Meilers in Brand gesetzt. Nach und nach drückt der Köhler den Meiler in sich zusammen, am Ende wird er auf die Hälfte seiner Größe geschrumpft sein. Das Nachklopfen und Zusammenschieben ist nicht ungefährlich: Manchmal sackt der Stapel in sich zusammen, mehr als einmal brannte Riesterer der Hintern, weil er bis zur Hüfte eingesunken war.

Siegfried, der Köhler, kann sich kein anderes Leben vorstellen, keines außerhalb dieser Wälder. Seit 32 Jahren ist er mit derselben Frau verheiratet, die wie er einen Nibelungennamen trägt: Kriemhilde. Darauf ist er stolz. Heldenhaft müssen die Riesterers auch sein, vor allem, wenn der Meiler brennt. Dann heißt es, alle drei Stunden nach dem rechten sehen, gerade in den ersten Tagen, wenn das Feuer noch hell aus dem Schacht lodert. 14 Tage lang muss das Holz durchglühen, in der Zeit teilt Riesterer seine Nachtruhe in Schichten. Beugt sich alle drei Stunden zur Gattin, bevor er die zwei Kilometer zum Meiler fährt und sagt: "Schlaf weiter. Ich verspreche, dass ich wiederkomm."

Als er noch jung war, hat er sich nachts nach jedem Schaufelhieb umgeschaut, die Nackenhaare gesträubt, und wenn Kriemhilde ihn manchmal begleitete, hat sie während des Wartens die Türknöpfe des Autos rundum heruntergedrückt. "Heute kann der Teufel kommen, ich habe vor nichts mehr Angst!", posaunt Riesterer. Er sei so stark, ihn könne keiner morden, "eher fress ich den auf!" 55 Jahre ist Riesterer alt, aber "fit bis ins Genick!" Noch eine Weinschorle! Die Gattin bringt die Flasche.

Früher waren die Köhler die Außenseiter des Dorfes, die schwarzen Männer, vor denen die Kinder davonliefen. Menschen, die das halbe Jahr einsam in ihren Hütten verbrachten, weitab vom Dorf, wo die Meiler aufgebaut wurden, und die den Sonntag nur am Läuten der Kirchenglocken erkannten. Wortkarg waren sie, Einzelgänger mit rußverschmierten Gesichtern und ebenso schwarzen Seelen, wie man glaubte. Ihr letzter Schwarzwälder Nachfahre hingegen ist der "meistfotografierte Mann im Münstertal", weit vor dem Bürgermeister. Riesterer ist der fleischgewordene Traum des Münstertaler Tourismusverbandes. Wenn er seinen Kohlemeiler baut, ist er die große Attraktion der Region, Schulklassen und Wandergruppen werden zuhauf zu der Feuerstelle gekarrt. Der Köhler ist einer, der gut reden kann und die Leute bei Laune hält. Mit seinem badischen Akzent beschwört er die Kobolde und Elfen, die ihm in seinen einsamen Stunden auf der Waldlichtung erscheinen. Seniorengruppen erzählt er andere Geschichten. Von Luchsen - aus dem nahe gelegenen Wildparkgehege entkommen -, die so scharfe Zähne haben, dass sie einem Reh den Kopf wegbeißen können "wie rasiert". "Mir macht der Luchs nichts", sagt er dann, "aber alte Damen holt er sich mit Vorliebe!" Und freut sich, wenn die anwesenden alten Damen ängstlich glucksen und sich unruhig an ihre Begleiter klammern.

Ja, er sei ein Sonntagskind, nicht im Datum zwar, aber im Geiste. Die Dinge gingen ihm gut von der Hand, sagt Riesterer, vor allem das Kohlemachen. Nur ein einziges Mal in 28 Jahren ist ihm das Dach seines Kohleplatzes abgebrannt. Und auch seiner Lunge gehe es noch gut, trotz der heftigen Rauchentwicklung. "Es ist, wie es ist", sagt er. "Einen Siegfried tötet man nicht so schnell."

5.1.2004
Hohlenmeiler in Untermünstertal - Rotenbuck
http://www.schwarzwaldhaus-muenstertal.de/muenstertal/kohlenmeiler/

Sehr gute Beschreibung der Köhlerei (Projekt der kaufm. Schule Emmendingen):
http://www.kse.em.bw.schule.de/daten/html/Comenius/html/html-d/k1.htm

Siegfried Riesterer auf dem Meiler im Untermünstertal

  

 

 

Alte Künste des Handwerks in der Feldberghalle

Kunsthandwerker aus Furtwangen, Bernau, St. Märgen, Altglashütten, Schluchsee, Glottertal, Gutach, Stegen und sogar Schuttertal (Ortenau) bauten in der Halle ihre kleine Werkstatt auf und führten die Arbeitsschritte vor.
Rund 100 Stunden investiert Burgel Goldschmidt (St. Märgen) in einen
Schäppel, den Kopfschmuck mancher Schwarzwälder Tracht. Weil bei der Tracht ihrer Tochter das besondere Teil gefehlt hatte, erlernte sie dieses Handwerk, das sie mittlerweile seit 13 Jahren ausübt.
Mehr als ein Hobby war einst die Arbeit der Bollenhutmacherin Hedwig Kaltenbach. Den
Rollenkranz, der im Glottertal bei der Kommunion getragen wird, fertigt Marie-Theres Reichenbach nach Maß an. Alle Arbeitsschritte folgen einer überlieferten Reihenfolge, ehe das Kunstwerk fertig ist, erläutert sie.
Michael Hewart repariert vor allem
Schwarzwälder Uhren, manchmal aber auch Uhren aus Frankreich.
Äußerliche Zier jeder Uhr aus dem Schwarzwald ist das Schild, das etwa Alois Straub aus dem kleinen Linachtal malt. Was früher noch hauptberuflich als
Schildermaler gemacht wurde, betreibt Straub heute als Hobby.

Wie die Masken der verschiedenen Zünfte entstehen, konnten die Besucher der Ausstellung bei Maskenschnitzer Klemens Faller aus Lenzkirch bewundern. Der Holzbildhauer fertigt seine Objekte aus Linden-, Kiefern- oder Eichenholz. Feinarbeit aus Holz zeigte Rudolf Nobs aus Stegen. Vor allem alpenländische Krippen sowie Schnee- und Wurzelkrippen stellt Nobs in Kleinarbeit in seiner Hobby-Werkstatt her.

Eine seltene Kunst zeigte Instrumentenbauer Helmut Mossmann aus Schuttertal. Damit alte Instrumente nicht in Vergessenheit geraten, erweckt er sie wieder zum Leben. Vor allem aus Obsthölzern fertigt Mossmann altertümliche Instrumente.

Patchwork (Flickenarbeit), ist heute vor allem bei Decken bekannt. Margret Peter, Lore Meyer, Anneliese Nüssle und Hannelore Maier zeigten die Kunst, die es bereits vor 3000 Jahren gab.

Wie Kunstwerke aus Glas entstehen, konnten die Besucher bei Peter Eckhardt aus Altglashütten bewundern. Gekonnt entstehen in mehreren Arbeitsschritten Unikate aus Quarzsand, Flussmittel, Stadilisatoren und Farbe.
Nur noch für Ausstellungen stellt Bernhard Köpfer, eigentlich Kellenmacher,
Mausefallen her. In Bernau sei das Handwerk früher verbreitet gewesen, erzählt er.

Sebastian Barthmes, BZ vom 22.7.2003, ganzen Artikel auf www.bzol.de lesen

  

 

Holzrätschen für die Karzeit

Von Gründonnerstag bis Karsamstag haben die Kirchenglocken ihre alljährliche Ruhepause. Schon seit 278 Jahren ersetzen in Ebnet während der Kartage nämlich so genannte "Rätschen" die sanften Glockentöne. Sorgsam gehütete Familienstücke sind dabei besonders die "Rätschen", die von der Familie Schirk über Generationen hinweg gebaut wurden.

Zum ersten Mal seit langer Zeit hat sich in diesem Jahr wieder ein Mitglied der Schirk-Familie dazu bereit erklärt, für den traditionellen Ebneter Brauch einige "Holzrätschen vus Schirke" anzufertigen. Zwei volle Tage benötigt Karl Schirk mindestens für den Bau einer Holzrätsche. Der 74-Jährige erlernte genau wie sein Vater Josef Schirk den Beruf des Wagners. Der mittlerweile verstorbene Josef Schirk war nicht nur in Ebnet bekannt für seine eigens angefertigten Rätschen: "Sogar Touristen aus Hamburg haben die Rätschen meines Vaters gekauft", erzählt Karl Schirk. 1965 sei sogar extra ein Filmteam angereist, um die Arbeit seines Vaters an einer Rätsche genau zu dokumentieren.

Karl Schirk gehörte früher selbst einmal zu den "Rätscherbueben". Mit ihren Holzrätschen, die kniend durch das kräftige Drehen eines Griffes das typische knatternde Geräusch von sich geben, erinnern die "Bueben" die Ebneter während der Kartage an die "Betzit" (Betzeit) und den Gottesdienst. Sie gehen aber auch rätschend durchs Dorf und erbitten mit einem alemannischen "Heische-Spruch" eine Spende von den Bürgern. Karl Schirk kann sich noch ganz genau an seine Zeit als "Rätscherbueb" erinnern: "In meiner Jugend haben wir noch zusammen die Nacht in einer Scheune verbracht und um fünf Uhr morgens ging es dann mit Rätschen los." Früher habe man auch noch Eier als Spende bekommen. Heute gibt es meist Geld oder Süßigkeiten. Mit dem gespendeten Geld soll in diesem Jahr wieder das Brasilien-Projekt von Sebastian Haury sowie die Katholische Junge Gemeinde (KJG) in Ebnet unterstützt werden, sagt der noch amtierende Oberrätscher Lukas Zanger, der zusammen mit seinem Kollegen Benjamin Kuttruff den Rätschentakt vorgibt.

Das rätschende Führungsduo sorgt auch dafür, dass ihre Mitstreiter genau wissen, wann sie von Gründonnerstag bis Karsamstag ihre Rätschen-Einsätze haben. Die neun "Rätscherbueben" sind zwischen 12 und 19 Jahre alt. Besonders freut Lukas Zanger, dass Karl Schirk wieder Rätschen herstellt: "Wenn er Rätschen baut, dann haben die eine Top-Qualität". Der 19-Jährige ist in diesem Jahr voraussichtlich zum letzten Mal dabei. Im nächsten Jahr will er sich vermehrt um seine Prüfungen kümmern. Mit ein bisschen Wehmut wird er daher sicherlich auch am "Großen Rätschen" teilnehmen, dass am Karsamstag um 20.30 Uhr auf dem Ebneter Friedhof stattfindet. Dann kommt die mannshohe große Rätsche zum Einsatz, die Martin Schuler und Andreas Lühr 1999 gebaut haben. Andreas Lühr ist übrigens der Enkel von Karl Schirk - das verpflichtet eben.
Kai Müller, BZ vom 17.4.2003

Karl Schirk in Freiburg-Ebnet am 22.4.2003 - Rätschen fertigen

Die fertige Rätsche wird von Karl Schirk am 22.4.2003 getestet

Karl Schirk in Freiburg-Ebnet am 22.4.2003 - Rätschen fertigen

Die fertige Rätsche wird von Karl Schirk am 22.4.2003 getestet

 
 

Rätsche von Karl Schirk aus Ebnet: Kasten aus Fichtenholz, Hämmer und Zungen aus Buchenholz

 
  Rätsche von Karl Schirk aus Ebnet: Kasten aus Fichtenholz, Hämmer und Zungen aus Buchenholz  

  

 

Handholzen

Mit traditionellen Werkzeugen wie der Hobelzahnsäge oder dem Reppeleisen werden in den Handholz-Kursen von Axel Steiert Bäume bearbeitet.
Handholzen bedeutet: Zeit haben, genau mitzubekommen, wenn ein Baum gefällt, entastet und geschält wird. Und das macht den Reiz aus, dass man lernt mit seinen Kräften umzugehen, Geduld und Ausdauer haben zu müssen. Für Menschen, die aus ihrem Alltag einmal raus und Zeit in der Natur verbringen wollen.

Die Wochenkurse bietet Axel Steiert, Schreinermeister, im Schwarzwald auf Anfrage an:


Axel Steiert, Sedanstr. 22, 79098 Freiburg, Tel.: 0761 - 2922924
E-Mail: axelsteiert@gmx.de

Quelle: www.swr.de/bw/treffpunkt/freizeit/service/020905.html

  

 

Bäckerhandwerk im Mittelalter - Spuren in Freiburg

Bestraft wurden Bäcker im Mittelalter, wenn sie zu kleine Brote buken. Noch heute sichtbar ist das rechte Maß, eingemeißelt an der linken Flügelmauer des Freiburger Münsterturms. Von dort aus führt Hermann Aichele, Obermeister der Bäckerinnung Freiburg-Breisgau-Hochschwarzwald, durch die Innenstadt - wo heute der Brotmarkt stattfindet - und zeigt und beschreibt, in welcher Weise Angehörige seines Berufsstandes im Lauf der Jahrhunderte dort Spuren hinterlassen haben.

Aichele selbst führt seinen Bäckerbetrieb in der dritten Generation. Reglementierungen wie das Nachtbackverbot oder das Verbot, am Sonntag Brötchen und Brot zu backen, das erst vor wenigen Jahren aufgehoben wurde, seien Überbleibsel eines nach heutigen Maßstäben planwirtschaftlich anmutenden Regelwerks, dem dieser Handwerkszweig vom Mittelalter an unterworfen war.

Festgelegt war beispielsweise, wie viele Bäcker in Freiburg wirtschaften durften, und festgeschrieben war auch, an welchen Tagen sie welche Brotsorten sie zu backen hatten. "Für den Rat der Stadt, dem die ausreichende und preiswerte Versorgung der Bürger am Herzen lag, waren die Bäcker ein beliebtes Ziel kommunaler Reglementierung", heißt es in der Festschrift von 1982 zum 100. Geburtstag der Bäckerinnung. "1270 muss es eine gute Getreideernte gegeben haben", erzählt Hermann Aichele und zeigt auf die 52 Zentimeter lange Spitzweckenform am Strebepfeiler des Münsterturms. Daneben wurde 1317 eine nur 31 Zentimeter lange Form in den Sandstein gemeißelt - das Maß für ein mageres Jahr. Darüber befinden sich Formen von 1320, die Hermann Aichele als "Normalmaße" bezeichnet.
Stieg der Getreidepreis, dann wurden kleinere Brote gebacken, fiel der Preis, fielen die Brote größer aus. Brotschauer kontrollierten die Bäcker, ob sie die Maße einhielten. Bestraft wurde, wer gravierend dagegen verstieß. Von 1515 an löste das Gewicht die äußere Form als Maßstab für den Preis ab. Im Münster hat die Bäckerzunft, die einstige "Zunft zum Elephanten", ebenso wie andere Handwerkerzünfte ein bedeutendes historisches Zeugnis hinterlassen: das Bäckerfenster von 1320 an der Nordseite der Kathedrale. Die unterste Fensterzeile zeigt drei Mal die Zunftsymbole, das Bäckerwappen mit der Brezel auf rotem Grund, links und rechts davon die Spitzlaibe auf kobaltblauem Rautenmuster.

Religion und Handwerkertradition verbinden sich bis heute am Fronleichnamstag. Im Museum für Stadtgeschichte befindet sich die Büste des Heiligen Lucianus, die bis heute von den Bäckern bei der Prozession durch die Stadt getragen wird. In ihrem Sockel ist eine Reliquie eingeschlossen. Diese und andere Reliquien erhielt Freiburg im Jahr 1650. Sie wurden an die damals zwölf Handwerkerzünfte in der Stadt verschenkt. Die alten Zunftsymbole Brezel, Spitzlaib, Elefant und ein arbeitender Bäcker zeigt ein buntes Fenster im Historischen Kaufhauses aus dem Jahr 1926. Im Jahr 1882 war aus der alten "Zunft zum Elephanten" die Bäcker-Innung Freiburg geworden. Die noch junge Reichsregierung Wilhelms I. hatte die Gewerbeordnung novelliert, wonach Handwerker-Innungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts eingerichtet wurden. Zeichen des Bäckerhandwerks finden sich auch im Rathaus. Im alten Ratssaal leuchtet das Brezelfenster, im oberen Saal der Gerichtslaube zeigt ein Fenster von 1978 den Heiligen Lucianus mit Palme und Märtyrerschwert, einer Brezel und dem Elefanten. 1906 erwarb die Innung in der Sedanstraße das Gebäude einer ehemaligen Gaststätte. Unversehrt hat es den Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg überstanden - auch die beiden aus Stein gehauenen Löwen, die eine gekrönte Brezel zwischen sich halten im Zenit des Torbogens zur Hofeinfahrt.

Historie atmet der Sitzungssaal im Obergeschoss mit dem goldenen Innungswappen und der Innungslade an der Stirnseite. Hier, in diesem Gebäude ist Hermann Aicheles Büro als Obermeister der Bäcker-Innung. Keine Frage, seine Aufgaben in diesem Amt erfüllt er gerne, nach vorne schauend, die Betriebe beratend, die Berufsbilder im Bäckereibetrieb entwickelnd und doch der jahrhundertealten Bäcker-Tradition verbunden.

BZ vom 28.9.2002, ganzen Artikel lesen

Hermann Aichele - Vorstand der Bäckerinnung Freiburg:
http://www.kreishandwerkerschaft-freiburg.de/seite_c.html

     

© by freiburg-schwarzwald.de,  Update 10.12.08