Holidays, Volunteering and Business in the Black Forest


Altes Handwerk
- alte Handwerkskunst im Hochschwarzwald

 

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Blick vom Kamelberg nach Osten zu Hinterwaldkopf (rechts) und Kirchzarten

 

Scherenschleifer Karl Dold nutzt die Wirtschaftskrise

Scherenschleifer Karl Dold in seinem Schleifmobil auf dem Burger Platz in der Birkenhofsiedlung

Foto: Bernd Müller 

Mit dem  Schleifmobil unterwegs in Südbaden
Scherenschleifer war früher eher ein Schimpfwort als ein angesehener Beruf. Das hat sich geändert. Wo auch immer Karl Dold mit seinem zum Schleifmobil umgebauten kleinen Kastenwagen in jüngster Zeit auftaucht, ist er ein gerne gesehener Gast. Immer mehr Kunden stehen Schlange, um ihre  Haushaltsgegenstände schärfen zu lassen. Dold verhehlt nicht, dass die anhaltende  Wirtschaftskrise sich rundum positiv auf seine Umsatzzahlen ausgewirkt hat. „Ein Schliff kommt günstiger als der Kauf eines neuen Messers oder einer neuen Schere“, so der 52-Jährige  Metzgermeister aus Tunsel bei Bad Krozingen. Neben einem Sammelsurium von Küchenmessern, einer Sense und sowie einer Brotmaschine wartet an diesem Vormittag an seinem Stand auf dem Burger Platz auch ein Handrasenmäher auf fachmännische Bearbeitung. „Schleifen kommt aus dem Handgelenk. Wichtig ist Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Das Messer darf beim Schleifen keinesfalls warm werden. Sonst wird es stumpf und damit wertlos“, erzählt Dold. Oberstes Gebot sei für ihn, dass Preis und Qualität in einem vernünftigen Verhältnis stehen.
Dem Ratschlag  seines Steuerberaters hat er es zu verdanken, dass er vor mittlerweile sechs Jahren den Schritt in die Selbständigkeit wagte und vom Metzger zum Scherenschleifer umsattelte. Um erfolgreich eine Marktlücke zu schließen. Seitdem ist der innovative Handwerker auf den Märkten  zwischen Karlsruhe, Villingen-Schwenningen und dem Dreiländereck ein gern gesehener Anbieter einer  außergewöhnlichen Dienstleistung. Für den neuen Schliff eines Besteckmessers „mit Welle“ muss der Kunde, je nach Beschaffenheit, zwischen 1,50 Euro und 2 Euro hinlegen. Die fachmännische Bearbeitung eines großen  Brotmessers kostet 4,50 Euro. Wegen der großen Nachfrage im Dreisamtal beabsichtigt Dold, nochmals  im Dezember auf dem Wochenmarkt am Burger Platz seine Dienste anzubieten.
bm, 27.11.2009, www.dreisamtaeler.de

Kontakt: Messerschleiferei Karl Dold, Burgerstraße 26,
79189 Bad Krozingen-Tunsel, Tel 0171-4489512.
18.12.2009 von 9 -17 Uhr am Burger Platz in Burg-Birkenhof bei Kirchzarten

 

 

Gitarrenbauer Sascha Nowak gewinnt Instrumentenbaupreis

Weibliche Rundungen, dunkler Teint und ein Loch im Bauch. Das ist keine hungrige Spanierin, sondern eine Konzertgitarre aus Palisanderholz, gefertigt von Sascha Nowak aus Freiburg. Vor drei Wochen wurde er dafür mit dem Deutschen Musikinstrumentenbaupreis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie prämiert. Testspieler und Jury lobten die ausgeglichene Klangfarbe, die leichte Spielbarkeit und das gelungene Gesamtkonzept.

Dabei war der Weg bis dorthin steinig — oder vielmehr holzig. Als Nowak vor 20 Jahren seine ersten Gitarren baute, sahen sie mehr aus wie wild zusammengeschustert. "Damals habe ich als Student ziemlich unprofessionell angefangen" , sagt der heute 45-Jährige. "Meine ersten Gitarren waren ganz schiefe Holzkisten und haben fürchterlich geklungen." Trotzdem wollte Nowak nicht aufgeben. Er beschloss, sein Archäologiestudium abzubrechen und den Beruf des Zupfinstrumentenbauers zu erlernen. Doch das war gar nicht so einfach. "Auf
60 Bewerbungen habe ich zehn Antworten erhalten. Alles Absagen." Darum kaufte er Bücher zur Theorie des Gitarrenbaus und erlernte die wichtigsten Kenntnisse selbst. Bis er auf Rolf Eichinger aus Karlsruhe traf, der Gitarrenbau in Spanien erlernt hatte. "Von ihm habe ich mir die südspanische, insbesondere die granadische Konstruktionsweise abgeschaut. Auch Ornamentik und Formgestaltung sind an die iberische Handwerkstradition angelehnt." Das Treffen erwies sich als Glücksfall, denn in Spanien liegt der Ursprung für den Gitarrenbau und damit der Schlüssel für hochwertiges Handwerk. Hier hat Antonio de Torres — "quasi der Stradivari der Zupfmusik" — vor etwa 150 Jahren Bauweisen und Methoden des Gitarrenbaus revolutioniert. Mit der spanischen Konstruktion klangen Nowaks Gitarren bald besser. Außerdem konnte er die Fertigungszeit mit den neuen Kenntnissen von vier Monaten auf vier Wochen verkürzen. Mehr Zeit also für die Ochsentour eines Selbstständigen. Nowak besuchte Messen und Festivals und fuhr landesweit die Händler ab. Die Mühe hat sich gelohnt: Heute beliefert er Handelshäuser in Japan, Kanada und den USA.
13 bis 16 Gitarren verkauft Nowak jährlich. Mehr schaffe er auch gar nicht, erklärt er, denn jedes Exemplar benötigt über 200 Stunden Arbeitszeit. Besonders zeitintensiv ist die Gestaltung der filigranen Intarsien an der Rosette, dem Schallloch in der Mitte. Auch das Ausarbeiten der Gitarrenoberseite, die die Klangmembran bildet, dauert lang: "Diese Holzflächen müssen von Hand gehobelt werden. Elektrische Schleifer deformieren und zerdrücken die Oberfläche, so dass das Instrument später schlechter klingen würde." Die Handarbeit ist zwar aufwendig, steht aber für Qualität. Bis vor kurzem waren Nowaks Konzertgitarren bereits zwei Jahre im Voraus vergriffen. Doch jetzt ist der Euro so stark, dass sie sich im Ausland kaum jemand leisten kann. "Da kommt mir der Musikinstrumentenpreis gerade recht" , freut sich Nowak. "Mit der Auszeichnung sind internationale Händler trotz der Preissteigerung vielleicht bereit, meine Gitarren abzunehmen." Doch selbst ohne Preisanstieg sind die Handarbeiten teuer. Jede Gitarre kostet zwischen 4700 und 5700 Euro. Der Grund für die weite Preisspanne liegt in der Auswahl verschiedenster Materialien. Die mechanischen Bauteile — Saiten, Spannstäbe, Steg — gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, ebenso die Hölzer für den Resonanzkörper: "Für Corpus und Boden wird Palisanderholz verwendet. Kommt es aus Indien, bezahlt man nur 70 Euro, kommt es aber aus Brasilien, ist es schon fast achtmal so teuer." Das kostbarere Material sei jedoch keine Garantie für einen besseren Klang, betont Nowak, allerdings seien die Holzflächen optisch reizvoller. Deshalb könnten sich so etwas nur professionelle Musiker leisten. Trotzdem, Bruce Springsteen war noch nicht in der Werkstatt: "Den würde ich gerne mal bei mir begrüßen, aber nur, wenn er auf klassische Gitarrenmusik umsteigt. Doch selbst dann sind meine Gitarren viel zu schade für ihn. Die gehen viel zu schnell kaputt — bei den Bühnenshows."

Holger Lühmann , 8.4.2008, BZ

 

 

Bogenbauexperte Michael Bittl aus Neuenweg in Sibirien

Neuenweg. Für Bogenbauexperte Michael Bittl war es ein Schuss ins Schwarze: Zusammen mit hochrangigen Archäologen durfte er Anfang Februar im sibirischen Novosibirsk einen spektakulären, fast 2500 Jahre alten Grabfund analysieren — den gut erhaltenen Bogen eines sykthischen Kriegers. Für das Grab und für Bittls Erkenntnisse interessieren sich jetzt Archäologen, Bogenforscher - und das ZDF.

Minus 29 Grad und Schnee so weit das Auge reicht. Sibirien zeigte Michael Bittl zu Beginn die kalte Schulter. Und doch wurde es dem Bogenbauexperten warm ums Herz. Durfte er doch etwas sehen, worauf Bogenbauforscher schon lange gespannt gewartet haben: ein gut erhaltenes Exemplar eines Skythenbogens. Das legendäre Reitervolk aus den asiatischen Steppen fasziniert derzeit die Forschung — und auch die Öffentlichkeit. Vorläufiger Höhepunkt war vergangenes Jahr die große Ausstellung "Im Zeichen des Goldenen Greifen" in Berlin. Auch Bittl war an ihr beteiligt. Für die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) hatte der Bogenbau-Experte schon so manches Mysterium geknackt und Bögen nachgebaut. Bögen, von denen nur anhand von Berichten und/oder Abbildungen bekannt ist, dass es sie gegeben haben könnte. Nach diversen griechischen Projekten bekam er von den Forschern im Vorfeld der Ausstellung den Auftrag, einen Skythenbogen nachzubauen. Eine echte Herausforderung. Existierte bis dahin doch kein einziges Original-Exemplar. Zumindest keines, das für Rekonstrukteure zugänglich gewesen wäre. Bittl: "In China gibt es zwar einen gut erhaltenen Bogen — aber der wird komplett unter Verschluss gehalten. Die Chinesen geben absolut nichts preis."  So musste sich Bittl — wieder einmal — selbst behelfen. Welches Holz haben die Skythen verwendet? Wie kam die eigentümliche, in Schwüngen gebogene Form zustande? Warum waren die Wurfarme so stark gewölbt und wie kam dies zustande? Bestand der Bogen aus einem Stück oder waren es verschiedene verleimte Schichten? Bittl recherchierte. Experimentierte. Und lieferte den Forschern schließlich Bögen, von denen er überzeugt war, dass sie dicht dran an den Originalen waren. Allein: "Gewissheit hat man natürlich nicht." Umso neugieriger wurden er und die Forscher — besonders der Düsseldorfer Professor Godehardt, Mitglied der DFG — als sie von einem spektakulären Fund in Sibirien hörten. Seit wenigen Jahren sind hier deutsche und russische Archäologen dem kaum erforschten Skythen-Volk auf der Spur. Kommen doch im sibirisch-mongolischen Altai-Gebirge nach und nach unzählige Gräber zum Vorschein. Hier, in der unzugänglichen Gebirgsregion in 2600 Metern Höhe im Dreiländereck Mongolei, China und Russland, taut wegen des Klimawandels der Permafrostboden allmählich auf. Gräber drücken an die Oberfläche, geben den Blick frei auf Schätze, die jahrtausendelang im Eis konserviert waren. Vom sibirischen Tal der Könige ist bereits die Rede.

Ende Juli 2006 gelang einem internationalen Team um Professor Hermann Parzinger (Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts) ein Sensationsfund. Entdeckt wurde das intakte Grab eines skythischen Reiterkriegers aus dem 4./3. Jahrhundert vor Christus. Etwa 2500 Jahre hatte er im ewigen Eis überstanden. Er trug noch einen prächtigen Pelzmantel und einen vergoldeten Kopfschmuck. Doch was vor allem für Bittl interessant ist: Im Grab befanden sich auch sehr gut erhaltene Teile eines Bogens. Parzinger und sein russischer Partner, Professor Molodin, Vize-Präsident der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften in Novosibirsk, luden Godehardt und Bittl ein, nach Sibirien zu reisen und sich die Funde anzuschauen. Und sie, wenn möglich, einzuordnen. Auch Bittls ältere Tochter Anna war mit dabei. Sie studiert unter anderem Ethnologie und ließ sich diese Chance nicht entgehen. Los ging’s am 1. Februar. Nicht unbedingt die beste Zeit für eine Sibirien-Reise. Doch die Zeit drängt. Ende September müssen die Funde untersucht sein. Dann will sie die Mongolei haben. Die Mongolen sehen sich als rechtmäßige Nachfolger der Skythen und beanspruchen die Grabinhalte für sich. Erfahrungsgemäß aber sind die Funde für Forscher kaum oder gar nicht mehr zugänglich, sind sie erst jenseits der russischen Grenze. Was Bittl zu Gesicht bekam, übertraf alle Erwartungen. "Der Fund ist für Bogenbauer ein echter Glückstreffer, das Nonplusultra" , erklärt er. Größe, Konstruktion, Machart — all diese Geheimnisse gaben die Teile preis. Für Bittl waren sie Erkenntnis und Bestätigung zugleich. Bestätigung, dass seine Rekonstruktionen ganz dicht dran waren. Erkenntnis, weil er in Details — etwa wie die Leisten angeordnet wurden — doch noch Neues entdecken konnte. Vor allem aber ist er nun mehr denn je von den technisch-handwerklichen Fähigkeiten der Skythen beeindruckt. So haben sie tatsächlich — wie Bittl vermutete — die spezielle Bogenform dadurch hinbekommen, dass sie das frisch geschlagene Holz in vorgefertigte Formen pressten. Die Rundungen wiederum hatten einen praktischen Gedanken. "Die Skythen waren Reiter — und da waren lange Bögen unpraktisch. Durch die Wölbungen wurde der Bogen kürzer und damit handlicher." Statt 1,20 Meter maß er gerade noch etwas um die 75 Zentimeter. Selbst über das Material, mit dem der Bogen vor Nässe geschützt wurde, weiß Bittl jetzt Bescheid. "Das war eindeutig Birke." Beeindruckt ist Bittl auch von den Pfeilen. "Die liefen sowohl hinten und vorne schmal zusammen — aerodynamisch perfekt. Besser geht es nicht. Das ist höchste Bogenbaukunst."

Finanziert wurde die Reise von der Gerda-Henkel-Stiftung — wobei Bittl auch gleich von ihr einen neuen Auftrag bekam. Anhand der Erkenntnisse in Novosibirsk soll er erneut drei Bögen rekonstruieren. Zurück in Vorderheubronn, wo der vormalige Schopfheimer seit einem Jahr lebt und auch seine Werkstatt hat, machte er sich gleich ans Werk. Die Bogenleisten sind bereits angefertigt, ebenso die Formen, in denen er das Holz zurechtformen wird. Für diese Arbeit interessieren sich außer Bogenbauexperten und Archäologen übrigens auch das ZDF. Die Dokumentationsreihe "Schliemanns Erben" widmete schon einmal eine Sendung der Skythen-Forschung. Wegen der neuen Erkenntnisse ist jetzt eine weitere Sondersendung in der Mache. Am Donnerstag war ein Kamerateam bei Bittl zu Besuch und filmte ihn bei der Arbeit. Mit der wird er etwa im April fertig sein. "Zwei Bögen werden im Auftrag der Gerda-Henkel-Stiftung intensiv ausgetestet — der dritte wird nach Sibirien gehen. Dann haben die Forscher dort wenigstens ein Duplikat."

Die Spezial-Sendung "Schliemanns Erben" zu den neuen Skythen-Funden wird voraussichtlich am 20. April um 19.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

André Hönig , 1.3.2008, BZ

 


Petra Eva Hauser in Staufen: 15 Jahre Kalligraphie

Kalligraphie - die Kunst des schönen Schreibens

Schrift ist mehr als nur Mitteilung und Information, mehr als bruchstückhafte Sätze in E-Mails oder per SMS. "Wir verfügen über eine abendländische Schriftgeschichte von unschätzbarem Wert" , erklärt Petra Eva Hauser. Sie hat das Wissen, wie die Schrift zum eigenständigen Kunstwerk wird. Schon als Kind hat sie gerne geschrieben, später dann einen Beruf erlernt, Friseurin und Mikroprozessortechnik. Mit Anfang 30 löst der Besuch einer Ausstellung zur Kalligraphie von Helmut Hirmer, einem der bekannten deutschen Kalligraphen, das Entscheidende aus: Sie wendet sich der Schriftkunst zu. "Ich hatte das Glück, namhafte Lehrmeister aus dem In- und Ausland kennenzulernen" , sagt sie. Bei ihnen lernt sie die hohe Kunst von der Pike auf. Geschrieben wird mit Bandzugfeder, Gänsekiel, Pinsel, gespitztem Bambusrohr, dem sehr leichten und weichen Balsaholz und sogar mit Klavierfilz. Besondere Bedeutung kommt auch den Beschreibstoffen zu. Denn die Schriftzeichen werden häufig mit Bildern, Farbelementen und Goldauflagen ergänzt und dafür muss die geeignete "Unterlage" ausgewählt werden, wie Transparentkarton, Büttenpapier, Aquarellpapier und echte Pergamente. 1998 eröffnet sie in Staufen die "Schreibstube" , wo sie eine Vielzahl verschiedener Materialien anbietet. Nicht nur diese Auswahl, vor allem ihr umfangreiches Wissen zieht viele Kunden an. Die spüren zudem ihre tiefe Leidenschaft für die Schriftkunst, die ihr ein großes Anliegen ist: "Ich will diese Schriftkultur weiterführen und nach historischen Vorbildern oder in experimentelle freie Gestaltungen umsetzen." Doch neun Jahre Ladengeschäft heißt auch, kaum noch Zeit für das eigene Schreiben zu haben. Im Mai 2007 schließt sie das Geschäft und atmet auf. Stille braucht sie, und Zeit. Ohne diese kann sie ihre Ideen nicht entwickeln, geschweige denn realisieren. Ihre Kunden kommen aus der Gastronomie, sind Veranstalter von mittelalterlichen Märkten, haben Arztpraxen. Gewünscht wird das Design von Geschäftskorrespondenz, Entwurf und Anfertigung von meterlangen Marktschildern und seit einigen Jahren zunehmend die "Schrift im Raum" . In Restaurants, Privatwohnungen oder psychologischen Praxen bringt sie Wörter, ganze Sätze, Gedichte auf die Wand. Diesen einen passenden Text zu finden, ist ein Prozess des Gesprächs mit dem Kunden. "Es kommt darauf an, welche Atmosphäre der jeweilige Raum durch die Wörter bekommen soll. Was soll der Gast, Patient, Besucher empfinden?" erklärt Petra Hauser. Der Entwicklungsprozess mit dem Kunden, wie auch jener, der bei dem Lesenden abläuft, macht deutlich, dass Schrift eben nicht nur Informationen transportiert. Die Kalligraphie macht Gedanken sichtbar; der Künstler muss sich ausführlich mit dem Text befassen und verhilft dann seiner Deutung der Worte zu einer dauerhaften ästhetischen Darstellung. Für Petra Hauser eröffnet dies "einen Wandel in eine bewusstere Lebensform" . "Die Wiederholung ist wichtig, um im Laufe der Zeit einen Text zu verstehen" , sagt sie. "Wie lange müssen die Schreiber der mittelalterlichen Bibeln an ihren Werken gesessen haben, bis Inhalt, Schrift und Bilder im Einklang waren?" , fragt sie sich. Das Wissen von den Schriften und vor allem das Schreiben mit der Hand war bis in die 70er-Jahre Bestandteil der Ausbildung von Malern, Steinbildhauern und Grafikern. So gehörte zu dem Maler-Handwerk auch das eigenhändige Beschriften von Kirchen und Klöstern. Inzwischen wird nur noch mit dem PC und mit Schablone "geschrieben" und das Wissen von der Schrift ist schrittweise verloren gegangen. Die Kalligraphin Petra Eva Hauser will das über Jahrtausende entwickelte Wissen bewahren und weitergeben. Doch auch Hinzulernen wünscht sie sich. "Ein Leben reicht gar nicht für das Erlernen aller Schriften" , bedauert sie. Doch jetzt ist sie frei, und hofft, in den nächsten Jahren Zeit und Muße für das Kennenlernen von hebräischen und arabischen Schriften zu haben.
Barbara Hirt, 18.8.2007, BZ

 

Alte Küferwerkstatt für Heimatpfad Hochschwarzwald
 
Werner Dietrich stellt dem Heimatpfad Hochschwarzwald seine Küfer-Werkstatt zur Verfügung / Bald im Freilichtmuseum zu sehen

" und wer die Küferei veracht’, den holt d’ Deifel bei der Nacht!" heißt es im alten Lied "Küferschlag" , das heute noch zur Eröffnung von Weinfesten gesungen wird. Vor diesem Hintergrund ist die große Vorfreude beim Heimatpfad Hochschwarzwald zu verstehen, der eine alte Küferwerkstatt von der Familie Dietrich aus Neustadt zur Verfügung gestellt bekommt. Damit ist das vor 20 Jahren ins Leben gerufene Freilichtmuseum bald um eine weitere historische Attraktion reicher. Die Küferei war stets mehr als "Fässermachen" , der Küfer ein hoch angesehener und wichtiger Beruf. Er war Handwerker und Künstler zugleich. Und als Weinsachverständiger war er zuständig für alle Kellerarbeiten. Dieses alte Handwerk pflegt die Familie Dietrich in Neustadt. Bislang schlummern die alten Werkzeuge wie Handbeil und Fugenbank, Kargelkamm und Bohrwinde, Spundlochzieher und Rundhobel, Holzhammer und Schnitzbank in einem Kellerraum im Haus Talstraße 5 in Titisee-Neustadt. Sie gehören Werner Dietrich, einem Spross aus einer alten Küfer-Dynastie: "Das reicht zurück bis in das 16. Jahrhundert" , erzählt der heute 79-jährige Kaufmann.
Noch gut erinnern kann er sich an seinen Urgroßvater Alois Dietrich (1873— 1940), der in der Salzstraße in Neustadt eine Küferei mit Weinhandel betrieb. Auch Vater Ernst Dietrich (1903— 1975) war Weinhändler und Lebensmittelkaufmann und gliederte 1938 eine Fischabteilung an. Der Flaksoldat Werner Dietrich kehrte Ende 1945 aus der US-Gefangenschaft heim: "Der Einzelhandel lag damals völlig am Boden." Aber da existierte noch die komplett eingerichtete Werkstatt seines Großvaters. Als 19-Jähriger schloss er einen Lehrvertrag mit Viktoria Winterhalder von der gleichnamigen Weinhandlung und erlernte das Handwerk des Weinküfers. Sein 1948 gefertigtes Gesellenstück, ein 120 Liter fassendes Fass aus Eichenholz, steht noch heute in seiner Wohnstube. 1957 übernahm Werner Dietrich gemeinsam mit seiner Gattin Irmgard das elterliche Geschäft. Feinkost-Dietrich war mehr als zehn Jahre lang eine erste Adresse für Gourmets. Später arbeitete der Küfer und Kaufmann als Inspektor für eine Versicherung, von 1980 bis 1991 als Anzeigenvertreter der Badischen Zeitung: "Schon damals war berufliche Flexibilität gefordert."

Mit dem Verkauf des Geschäfts lagerte er die einstige Küfer-Werkstatt mit allen Gerätschaften in dem Gebäude in der Talstraße ein. Es geriet fast in Vergessenheit. Ein Verkauf der Werkzeuge etwa auf einem Flohmarkt kam für Werner Dietrich nie in Frage. Zwar hätte er die Einnahmen gut gebrauchen können, "aber der Umgang und die Verwertung von Holz ist für mich eine Herzensangelegenheit". Dies war das Glück für den Heimatpfad. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Hofgut "Sternen" überbrachte Geschäftsführer Dieter Schäfer die frohe Kunde: "Werner Dietrich stellt uns seine Küferwerkstatt zur Verfügung." Sie soll im Obergeschoss der Mosermühle, die umgesetzt wird, ihre künftige Bleibe finden. Zu den weltweit berühmtesten Küfer-Arbeiten zählen die großen Fässer im Heidelberger Schloss. Das Erste stammt aus dem Jahr 1598 und hatte ein Fassungsvermögen von 127 000 Litern. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, sein Holz verfeuert. Das heute noch existierende vierte Fass wurde 1751 vollendet und fasste 221 726 Liter. Jährlich wird es von 500 000 Besuchern in der Großstadt am Neckar besichtigt. Eine solche Aufmerksamkeit erwartet Werner Dietrich für seine Küferwerkstatt selbstredend nicht. Aber es ist eine interessante Erinnerung an ein traditionsreiches Handwerk, das im vergangenen Jahrhundert an Bedeutung verloren hatte inzwischen aber wieder auf dem Vormarsch ist. Zwei Drittel der in Deutschland hergestellten Weinfässer aus Eichenholz werden derzeit bis in die USA, nach Australien und Südafrika exportiert. Aber auch die deutschen Winzer schätzen inzwischen wieder die Vorteile des Holzfasses, das dem Wein einen charakteristischen "Holzton" verleiht. In der Mosermühle des Heimatpfads kann sich der Besucher bald über ein altes Handwerk mit guten Zukunftsperspektiven informieren.
Dieter Maurer, 29.6.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Krippenbauer aus tiefer Überzeugung: Adolf Peitz
 
Der 72-jährige Adolf Peitz hat jede seiner Arbeiten mit symbolischen Aussagen versehen / Ausstellung im Kapitelsaal St.Märgen

Ungewöhnliche Krippen aus vielerlei Materialien zeigt Adolf Peitz aus Freiburg vom morgigen Sonntag an im Kapitelsaal des Klosters. Besonderes Merkmal der Krippen ist, dass die Figuren und die Ereignisse des Weihnachtsevangeliums im Vordergrund stehen und jede Krippe eine symbolische Aussage hat.
Adolf Peitz und seine Frau Anna sind vertieft in das Aufbauen und Schmücken im Kapitelsaal. Wie viele Krippen der 72-Jährige bereits hergestellt hat, kann er gar nicht zählen. "Stellen wollte ich nur an die 50" , erklärt er, "aber es wird mehr" . Es ist auffällig, wie bedeutsam die Figuren für Peitz sind. Räume oder gar Häuser hat er keine aufgebaut. Als Rahmen genügen bunte Engel aus Papier oder angedeutete Landschaften aus Stoff oder Holz. "Jede Krippe hat eine symbolische Aussage" , erklärt Peitz. Um sie auszudrücken, bedient er sich christlicher Zeichen aus der Bibel, die er sich im Laufe der Jahre erarbeitet hat. Auch eigene Symbole
hat er entwickelt. Ähren oder das Brot und der Wein der Hirten weisen auf das Abendmahl hin. Zwölf Lämmer symbolisieren die zwölf Apostel, Feuer oder brennende Kerzen die Anwesenheit Gottes. Der siebenzackige Stern vereint die Zahl drei, die für Gott steht, und die Zahl vier, die für die Welt steht. Er ist somit ein Zeichen für die Geburt Christi. Blumen symbolisieren das Paradies, das ewige Leben und die Vergänglichkeit. Der Rundbogen über der Krippe bedeutet, dass sich der Sohn Gottes der menschlichen Macht unterstellt. In der Ausstellung sind Erläuterungen zur Symbolik ausgelegt. Peitz führt Interessierte auch gern selbst durch seine Ausstellung. Denn es ist ihm wichtig, dass die Aussagen seiner Krippen verstanden werden.

Zwischen den Krippen sind Gruppen musizierender Papierengel aufgebaut, denen selbstgeschriebene Kalligrafien der Liedtexte beiliegen, die Peitz bei ihrer Gestaltung im Hinterkopf hatte. Auch eine kleine raffinierte Fotoausstellung ist zu sehen, die das Weihnachtsgeschehen zeigt. Abgebildet sind Bäume oder Sträucher, die von Schnee bedeckt sind. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich als Figuren von Maria, Josef, Jesus, der Hirten und der Heiligen Drei Königen. Ausgelegt sind zudem Bilder von Kalligrafien des Weihnachtsevangeliums, die Peitz in 35 deutschen Dialekten geschrieben hat. Etwas Besonderes ist auch sein Weihnachtskalender, der am 24. Dezember beginnt und am Sonntag nach Dreikönig endet. "Sowas gibt es noch nicht" , sagt er stolz. Der Kalender kann käuflich erworben werden. Die Krippen dagegen verkauft Peitz nicht. "Dann wäre ja die Ausstellung kaputt." Das heißt nicht, dass er immer dieselben Krippen zeigt: "Bei mir sieht jede Ausstellung anders aus." In St. Märgen sind fast nur neue Krippen zu sehen, die innerhalb der letzten drei Jahre entstanden sind. Das handwerkliche Können und die Geschicklichkeit, die seine Krippen auszeichnet, hat sich Peitz bereits als 14-Jähriger in seiner Berufsausbildung als Holz- und Steinbildhauer angeeignet. Danach war er Bauingenieur und mehr als 30 Jahre lang Gewerbeschullehrer. Trotz seiner handwerklichen Fertigkeit und Routine besucht Peitz noch immer regelmäßig einen Krippenkurs an der Volkshochschule.
Seine Krippen begleiten ihn überall. Seine Papierengel hat er schon beim Zugfahren ausgeschnitten. Unterstützt wird Peitz von seiner Frau Anna. Die 71-Jährige hilft beim Aufbauen und Schmücken. Selber basteln will sie nicht: "Mit der Hand bin ich nicht so firm." Er selbst sieht seine Leidenschaft in erster Linie als Hobby. Wie er sich nennen würde? "Hobby-Künstler ist ein guter Ausdruck."
Alexandra Wehrle, 4.12.2006, Badische Zeitung

 

 

Helga Reichenbach in Schluchsee beherrscht sieben Handwerkskünste

Die Kenner echten Schwarzwälder Brauchtums drohen auszusterben — und das ausgerechnet jetzt, da der Bollenhut in der ganzen Welt als Markenzeichen des Schwarzwaldes bekannt geworden ist. Doch Menschen wie Helga Reichenbach arbeiten daran, dass alles Wissen über die Traditionen, Kultur und Lebensweise der Vorfahren erhalten bleibt. Im "Vogelhaus" in Schluchsee hat sie eine Handwerks- und Brauchtumsstube eingerichtet. Und sie beherrscht als einer von nur noch ganz wenigen Menschen die sieben originalen Schwarzwälder Handwerkskünste.

Wenn sie nicht in ihrer urigen Stube sitzt und mit flinker Nadel ein Stück Haubenstoff mit wunderschönen Motiven bestickt, kann man Helga Reichenbach auch auf einem Nostalgiemarkt treffen. Sie stöbert und forscht nach Resten des Schwarzwälder Brauchtums und Kultur. Auf den Märkten sammelte sie manche Rarität, und in den Museen erweiterte sie ihr Wissen. Dabei stammt sie gar nicht aus dem Schwarzwald, sondern sie kam im Markgräflerland zur Welt. Nit ihrer Arbeit in dem 300 Jahre alten Bauernhaus, in dem sie seit 15 Jahren lebt, hat sie sich als Bewahrerin der Schwarzwälder Handwerkskünste längst einen Namen gemacht. Sie beherrscht das Anfertigen eines Schäppels, der, wie sie sagt, im Hotzenwald im Südschwarzwald zu Hause ist. Sie kann aus Stroh jene Hüte flechten, auf denen in der Gegend um Gutach im mittleren Schwarzwald die berühmten roten und schwarzen Bollen getragen werden. Solche nach alter Tradition gefertigten Unikate stellt Helga Reichenbach nur auf Auftrag her. Ihr Rüstzeug erwarb sie sich als junges Mädchen von ihrer Großmutter: Carolina Riesterer aus Grunern bei Staufen hatte sich während ihrer Erziehung im Kloster die selten gelehrten Fertigkeiten angeeignet. Sie gab ihr Wissen und den historischen Hintergrund an ihre Enkelin weiter. Die kleine Helga begannt, Perlen zu fassen und Seidenfäden gerade zu ziehen, um sich unter Großmutters Anleitung nach und nach an die Verarbeitung des kostbaren Materials zu machen.
Nach ihrer Heirat nahm sie im Glottertal erstmals Aufträge an. Anfangs fertigte sie Hosenträger für die Musikertrachten, reparierte Kronen und Kappen, die als Erbstücke in Aussteuerschränken lagen, oder verschönerte für alte Kunden ihrer Großmutter Bettüberwürfe mit Häkelmustern. Als Helga Reichenbach nach dem Tod ihres Mannes mit ihrer Tochter plötzlich allein war, wurden ihr die Handwerkskünste vollends zum Beruf. Zu jeder dieser sieben handwerklichen Techniken kann Helga Reichenbach interessante Geschichten erzählen. Material und Zubehör beschafft sie sich aus vielen Ländern. So kommt das Stroh heute aus China, weil das hier früher angebaute "Reißstroh" von Roggenneuzüchtungen verdrängt wurde. Deren Halme sind fürs Verarbeiten nicht mehr stabil genug. Einmal im Jahr fährt Helga Reichenbach nach Paris, denn von einem dortigen Juwelier bezieht sie die feinen Goldfäden, flüssig auf Seide gezogenes Gold, das die Metallstickerei auf den Trachten so unverwechselbar macht. Berühmtestes Stickmotiv ist die "Schwarzwälder Apfelrose" , die Helga Reichenbach nach Mustern rekonstruiert hat, die im Landesmuseum in Karlsruhe aufbewahrt sind.

Abenteuerlich hört sich an, wie Helga Reichenbach nach langer Suche in Indien einen Lieferanten für echte Maulbeerseide gefunden hat; erst deren faserige Beschaffenheit macht die charakteristische glänzende Wirkung der Stickmotive aus. Wer sich wie die vielen Besucher, die bei Helga Reichenbach hereinschauen, über Hintergründe und Zusammenhänge informieren will, wird in das Wunder der Schäppel- und Brautkronenmacherei oder die Welt der Haarkränze eingeweiht. Wundervolle kleine Kunstwerke sind ihre perlenbestickten Täschchen (Pompadours), die in der Welt des Adels und der Reichen geschätzt wurden. Indianer aus Equador liefern ihr die mit Natur- und Pflanzensäften gefärbten Glasperlen. Es mutet etwas paradox an, dass Schwarzwälder Handwerkskunst aus exotischem Material entsteht. Doch Helga Reichenbach gelingt das in Vollendung.


Roswitha Klaiber 23.7.2006 auf www.badische-zeitung.de
 

 

 

 

Kohlenmeiler von Revierförster Philipp Schell im Wald bei Günterstal

Wer in diesen Tagen im Stadtwald spazieren geht, sieht eine feine Rauchsäule, die über den Bäumen aufsteigt. Doch zur Sorge besteht kein Grund — es ist weder ein Brand ausgebrochen noch köchelt die lange verschollen geglaubte Stadtwaldhexe ein Kräutergebräu. Verantwortlich für den Rauch ist der Revierförster Philipp Schell höchstpersönlich. Gemeinsam mit seinen Azubis hat Schell einen traditionellen Kohlenmeiler zur Gewinnung von Holzkohle gebaut. Wenn die fertig ist, wird gefeiert.

Unweit der Talstation der Schauinslandbahn, im Horbener Ortsteil Bohrer, geht von der Schauinslandstraße auf linker Hand ein Waldweg ab. Dort steht der Meiler. Auf den ersten Blick ist es ein imposanter, mannshoher Haufen Erde, aus dem es oben herausqualmt. Im Inneren des Meilers verbirgt sich jedoch eine aufwändige Konstruktion. In stundenlanger Arbeit haben Schell und seine Kollegen Ahorn-, Eschen- und Buchenholz aufgeschichtet, es mit Reisig und Erdmaterial (Losche) abgedichtet und abgedeckt. Das Holz ist um den zentralen Feuerschacht herum gestapelt, in den glühende Kohle gefüllt wird und durch den Luft zirkuliert. So entsteht ein Schwelbrand, der das Holz langsam in Kohle verwandelt. Dieser Vorgang dauert zwischen 10 und 14 Tagen. Ist der Brand erloschen, wird der Kohlenmeiler geöffnet und die Kohle “geerntet” . Jahrhundertelang wurde so im Schwarzwald die für die Verhüttung im Bergbau benötigte Kohle gewonnen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Holzkohle von fossilen Energieträgern (Steinkohle, Erdöl, Erdgas) zunehmend verdrängt. Heute erlebt die Holzkohle eine leichte Renaissance. Zum einen im Hausgebrauch beim Grillfest, zum anderen in der Industrie, wo sie, als Naturprodukt von hoher Reinheit, für die Herstellung von Kohlefiltern benötigt wird. Schell will mit seiner Aktion ein Stück lokale Gewerbegeschichte lebendig vermitteln und vorführen, wie traditionelles Handwerk aussieht. Doch die mittelalterlich anmutende Veranstaltung hat durchaus aktuelle Brisanz. Holz ist ein nachwachsender Energieträger und gewinnt, so Schell, in Zeiten der Suche nach alternativen Energiequellen wieder an Gewicht. Für begeisterte Wurstbrutzler hat der Köhler vom Bohrerwald noch einen Geheimtipp: “Zum Grillen ist unsere Holzkohle ganz hervorragend! Sie entwickelt eine große Hitze viel schneller als industrielle Holzkohle und stinkt nicht. Das Fleisch schmeckt einfach besser!”
Bis Ende nächster Woche kann man sich den Meiler noch anschauen. Für Kindergruppen besteht die Möglichkeit, unter Anleitung einen eigenen kleinen Kohlenmeiler zu bauen, und für Erwachsene wird täglich um 14 Uhr eine Führung angeboten. Am Sonntag, 21. Mai, 14.30 Uhr, wird dann beim Köhlerfest beim Bohrerweiher der Meiler geöffnet. Dort besteht dann auch die Möglichkeit, Holzkohle zu kaufen. Damit sich dabei niemand an der brandneuen Kohle die Finger verbrennt, steht die Kohle des letzten Meilers, von 2003, zum Verkauf. Nähere Informationen über das Sekretariat des Forstamtes, Tel 0761/201-6201
Nadia Pantel am 11.5.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Uhrengehäusemacher Nikolaus Rießle aus St.Märgen-Glashütte

Nikolaus Rießle aus Glashütte in seiner Werkstatt März 2006.  
Nikolaus Rießle aus Glashütte in seiner Werkstatt März 2006. Fotos: Monika Rombach    

... auch Kuckucksuhren
.... in Arbeit


Monika Rombach am 21.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

 

Albi Maier - Uhrenschildmaler aus Titisee-Neustadt

Für Schwarzwälder Uhren hat er sich immer interessiert, sagt Albert Maier. Seine erste bekam er von einer alten Frau geschenkt, 1973 in Lahr, als er dort als Maler arbeitete. Das erlernte Handwerk kommt dem Maler und Schaufenstergestalter, der zudem bei einem Bildhauer das Vergolden lernte, auch in seinem heutigen Beruf zugute. Doch bis die zweite Karriere ins Rollen kam, verging viel Zeit.

“Der Prozess dauerte 15 Jahre” , erinnert sich der 53-jährige Neustädter. Ausgelöst hatte ihn Maiers Unzufriedenheit mit der Arbeit eines Restaurators, dem er mehrere Uhren anvertraut hatte. Er dachte sich, so müsste er das selber hinbekommen - wenn nicht besser. “ Ich hab’ gemalt, probiert und mich massiv mit der Schwarzwälder Uhr auseinander gesetzt” , erzählt er von seinen Anfängen im neuen Metier. Und “ Albi” Maier erkannte, dass es einen Markt gab für diese Tätigkeit. 1984 riskierte er den Sprung in die Selbständigkeit. “ Ich hab’ vom ersten Tag an Aufträge gehabt” , sagt er rückblickend. “ In den besten Zeiten” sogar für drei Jahre im voraus. Zu Maiers Auftraggebern zählen Uhrmacher, Museen, Antiquitätenhändler und private Sammler. Einige von ihnen stellten Leihgaben wie die außergewöhnliche astronomische Uhr zur Verfügung für die Ausstellung “ Uhrenschilder aus dem Schwarzwald” , die mindestens noch bis zum 10. Januar im Kurhaus in Titisee zu sehen ist. Bei der Vernissage gestern Abend bot Maier mit seiner Auswahl von knapp 30 Exponaten mit vielfältigen Motiven einen “ kleinen Überblick über meine Arbeit in den letzten fünf, sechs Jahren” .
  
Heute gilt Albi Maier als der letzte Uhrenschildmaler in Deutschland. Im 19. Jahrhundert war das ein Lehrberuf, erklärt er, inzwischen gibt es dieses Berufsbild nicht mehr. “ So ein Schild malen ist richtig harte Arbeit” , erläutert der Mann mit dem markanten Schnauz- und Vollbart. Für ein einfaches kleines Blatt braucht er einen Tag, für manche der Tannenholz-Schilder auch dreieinhalb Tage. Noch aufwendiger sei die Restaurierung alter Uhrenschilder. Um die Farben anzumischen, dass sie den Originalton treffen, braucht Maier Tageslicht, sagt er und verweist auf die großen, nach Norden gerichteten Fenster in seinem Atelier. “Die Schilderuhr ist die Schwarzwälder Uhr” , betont er, nicht die Kuckucksuhr. Die wurde erst im 19. Jahrhundert gefertigt, die Schilderuhr dagegen gibt es schon seit 1780/90, weiß Maier. Um 1830 habe die Lackschildmalerei die höchste Qualität erreicht, deshalb orientiert er sich bei der Wahl seiner Motive auch an jener Zeit. Bis 1850 sei die Schil- deruhr als “ bäuerliche Uhr” , die sich auch einfache Leute leisten konnten, populär gewesen. “ Die Uhren erzählen eine Wahnsinnsgeschichte, wenn man sich in die Materie reinkniet” , erzählt der Kenner begeistert. Und die sei für ihn allemal wichtiger als die Ganggenauigkeit der mechanischen Uhrwerke.
Das Uhrenschildmalen brachte Albert Maier sich selbst bei. Dafür müsse man sich “ viele Blätter ganz genau anschauen” und er habe ja viele Unikate zum Restaurieren bekommen. Schon damals sei im Schwarzwald für den Export produziert worden und die Uhrenträger hätten den hiesigen Herstellern bei ihrer Rückkehr aus dem Ausland zum Beispiel den Geschmack der Engländer beschrieben und so die Absatzchancen erhöht. Wenn die Schwarzwälder Uhr heute gelegentlich als Kitsch bezeichnet wird, tut das Maier richtig weh. “ Da wird viel Kulturgut am Leben erhalten” , betont er, das dürfe man nicht einfach abwerten. Eine “richtig abgefahrene Begeisterung” bringe er für seine Arbeit auf, meint Maier, “ sonst halt’ ich das gar nicht durch.” Das gilt noch verstärkt, wenn der Kunsthandwerker zum Künstler wird und etwa alte Höfe vor verschneiter Schwarzwaldlandschaft auf die Leinwand bannt. Dort scheint die Zeit stillzustehen. Dass dem nicht so ist, zeigt ein Spruch auf der astronomischen Uhr, die neben der Zeit auch Wochentage und Datum anzeigt: “ Ach unaufhaltsam fliest die Zeit und ich bemerk es kaum. Des ganzen Lebens Trost u. Müh ist nur ein kurzer Traum.
Alles von Annemarie Zwick vom 29.12.2005 auf www.bzol.d lesen

Albert Maier, Friedrichstrasse 13, D-79822 Titisee-Neustadt, Tel 07651/5363
Email: albi_maier@web.de, www.uhrenschilder.de
  

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Update 13.11.11