Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


March im Breisgau
zwischen Freiburg und Kaiserstuhl
  

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March mit Buchheim, Holzhausen, Hugstetten und Neuershausen

Blick vom Machhügel nach Norden über Sachsen auf Holzhausen am 18.6.2007
Blick vom Machhügel nach Norden über Sachsen auf Holzhausen am 18.6.2007

 

Archivar Thomas Steffens: Pfleger der Ortsgeschichten

March, Teningen, Eichstetten und Gottenheim sind die beruflichen Stationen von Thomas Steffens. Dabei hatte der promovierte Historiker als Student noch von St. Petersburg geträumt. Die osteuropäische Geschichte war sein Spezialgebiet. Über die Jahre habe er aber "Feuer gefangen für die Ortsgeschichte im Breisgau", sagt der langjährige Gemeindearchivar, der am Donnerstag in den Ruhestand gegangen ist.

Steffens war auch Gemeindehistoriker und Kulturbeauftragter. Er hat die Marcher Kulturtage organisiert und in Eichstetten das Dorfmuseum mit aufgebaut. Er hat die Nimburger Bergkirche und andere historische Gebäude beschildert. Unter seiner Federführung veröffentlichte die Gemeinde March drei Chroniken und einen kunstgeschichtlichen Bildband. Diese Erfolgsgeschichte war am Anfang allerdings nicht abzusehen. Steffens kam 1986 als Arbeitsloser in die March. Die Gemeinde ließ im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) ihre vier Ortsteilarchive sichten und ordnen. Diese Arbeit habe wenigstens einigermaßen zu seinem erlernten Beruf gepasst, sagt Steffens im Rückblick und schiebt nach: "Ich bin ja froh, dass ich nicht Taxi fahren musste." Er begann seine Archivarbeit in Neuershausen. Damals hatte noch jede Ortsverwaltung ihr eigenes Archiv. Ein Problem war Buchheim: Hier hatte es im Keller des Rathauses, wo das Archiv untergebracht war, irgendwann einen Wassereinbruch gegeben. Die Urkunden und anderen Archivalien waren feucht geworden und "zum Teil absolut durch geschimmelt", erinnert sich Steffens. Er habe nur mit einer Maske vor dem Gesicht arbeiten können. Vieles sei verloren gegangen, darunter auch unersetzliche Dokumente, bedauert er. Seine Arbeit in den Archiven zog sich über zwei Jahre hin. Glück für Steffens, denn 1989 stand die 1200-Jahrfeier von Neuershausen an und die Gemeinde gab eine Ortschronik in Auftrag. Sie vertraute Steffens mehrere Kapitel und die Redaktion für das gesamte Buch an.
Der Historiker – nunmehr mit einer befristeten Teilzeitstelle ausgestattet – begann seine ersten Forschungen zur Ortsgeschichte. Wieder ein neues Feld für den gebürtigen Sachsen, der in Göttingen und Freiburg studiert und danach eine Zeitlang in Berlin gearbeitet hatte. Jetzt konnte er das anwenden, was ihm Zeit seines Berufslebens Spaß gemacht hat: Einzelne, oft verstreute Quellen ausfindig machen und auswerten. Steffens schaffte es, geschichtliche Zusammenhänge wissenschaftlich fundiert, aber dennoch auch für Laien verständlich darzustellen. Die Nachbargemeinde Eichstetten wurde auf den hochgewachsenen Wissenschaftler aufmerksam. Sie engagierte ihn, um gemeinsam mit dem Heimat- und Geschichtsverein das neue Dorfmuseum einzurichten. Fortan sollte er immer bei mehreren Gemeinden gleichzeitig angestellt sein. Dieses Stellen-Splitting sieht Steffens als "einen gangbaren Weg, dass sich kleinere Gemeinden jemanden für das Archiv und die Kultur leisten können", auch in Zeiten knapper Kassen. Ihm verlangte die auf zwei oder sogar drei Orte verteilte Vollzeitstelle aber viel Flexibilität ab. Auch gedanklich, denn er musste sich in immer neue Arbeitsfelder einfinden. In der March kümmerte er sich um die Archive und ging die nächste Ortschronik (Holzhausen) an. In Eichstetten konzipierte er die ersten Ausstellungen für das 1991 eröffnete Dorfmuseum. Wechselnde Ausstellungen gehören bis heute zum Konzept, denn "wir wollten bewusst keine Dreschflegelaufbewahrungsstätte schaffen", betont Steffens. Sein nächstes (und zugleich letztes) Projekt in Eichstetten war die zweibändige Ortschronik, bei der er als Herausgeber und Autor mehrere Kapitel wirkte. Nach seinem Abschied von Eichstetten im Jahr 2000 wurde Steffens von Teningen als Gemeindehistoriker mit einer halben Stelle angestellt. Ende der 90er Jahre hatte er auch kurzzeitig als Archivar in Gottenheim gearbeitet. Die ganzen Jahre hinweg war Steffens in der March angestellt, wo er 1995 die Kulturtage als Aufgabenbereich hinzu bekam. Seither schmückte sich die Gemeinde mit einem "Kulturbeauftragten". Das letzte große Projekt des Historikers, der auch einen Abschluss in Germanistik hat, war die neue Hugstetter Ortschronik, die kürzlich erschienen ist. Auch sonst sei so manches bei Steffens abgeladen worden, sagte Bürgermeister Josef Hügele bei der Abschiedsfeier im Rathaus. Auch als der Verwaltungssitz in Hugstetten 2007/2008 ausgebaut und saniert wurde, war Steffens wieder gefragt, denn damals wurden die Ortsteilarchive in einem zentralen Archiv zusammen geführt. Das Archiv "ist das Gedächtnis einer Gemeinde", weiß Steffens und hofft deshalb, dass seine Stelle nicht lange unbesetzt bleibt. Laut Hügele muss die Gemeinde wegen der Finanzlage aber auf eine Neubesetzung vorerst verzichten. Für seinen Ruhestand hat Thomas Steffens, der in Endingen wohnt, noch keine festen Pläne. Er wolle reisen, sagt der 65-Jährige und nennt geschichtsträchtige Orte am Mittelmeer als Ziel. Osteuropa habe er inzwischen "ad acta gelegt", stattdessen plane er weitere Projekte zur Ortsgeschichte im Breisgau.
Barbara Schmidt, 8.4.2010, www.badische-zeitung.de

 

Themenpfad March: Mitmacher gesucht

Seit Jahresbeginn ist die Gemeinde March zusammen mit Gottenheim und Merdingen neues Mitglied im Förderprogramm Plenum Naturgarten Kaiserstuhl. Als eines der ersten Projekte möchte die Gemeinde mit Unterstützung von Plenum einen Themenpfad einrichten.

Damit soll an den Erfolg angeknüpft werden, der im Kaiserstuhl bereits mit PLENUM erreicht wurde, nämlich ein modernes Netz von Wanderwegen und Themenpfaden. So soll ein eigener thematischer Rundweg eingerichtet werden, der über den Marchhügel und die Dreisamniederung verläuft und Erholungssuchende zum bewussten Erleben dieser Landschaft mitten in der Breisgauer Bucht, zwischen Kaiserstuhl und Freiburg einlädt. Mitte Juli fand bereits die Auftaktveranstaltung statt, zu der die Gemeinde verschiedene Marcher Vereine, die Schulrektoren sowie Vertreter der Landwirtschaft und des Naturschutzes eingeladen hatte. Bei der Begrüßung hatte Bürgermeister Josef Hügele das Engagement von PLENUM im Kaiserstuhl gelobt und sich erfreut gezeigt, dass nun auch die Gemeinde March die Chance bekommen hat, die Entwicklungen in der Region mit Unterstützung durch PLENUM mitzugestalten. Matthias Hollerbach, Regionalmanager der Geschäftsstelle PLENUM und selber in March aufgewachsen, gab zunächst eine allgemeine Einführung in das Programm PLENUM und betonte, dass Bürgerbeteiligung und Vernetzung wesentliche Elemente der Arbeit von PLENUM sind. Denn nur durch den offenen Dialog zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen, durch Vereinbarung gemeinsamer Ziele und durch gemeinsames Handeln kann eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung der Region erfolgreich gestaltet werden. Danach zeigte Hollerbach anschauliche Beispiele von Übersichtstafeln, Wegweisern und Thementafeln, die im Kaiserstuhl bereits installiert wurden. Dort gibt es ein Netz an acht Themenpfaden, die übe mehrere Gemeinden hinweg das Kaiserstuhlgebiet durchziehen. Auch am Tuniberg ist ein überörtlicher Themenpfad geplant. Nach dieser allgemeinen Einführung zeigte Hollerbach anhand einer Bilderserie die Besonderheiten der Landschaft von March auf und gab somit Anstöße zur Diskussion über die Zielsetzung und Inhalte des geplanten Themenpfads. Die Anwesenden äußerten jeweils ihre persönlichen Ideen und Fragen zur Einrichtung eines Themenpfads March. In der anschließenden Diskussion wurden viele Anregungen und Fragen weiter erörtert. So wurde darüber debattiert, ob der Pfad unter ein bestimmtes Thema gestellt werden soll, wie beispielsweise der Amolterer Kräuterpfad, oder ob an jeder Station ein anderes typisches Merkmal der Landschaft thematisiert werden soll. Landwirt Friedbert Schill aus Buchheim etwa regte an, ob das Thema Boden den Leitfaden abgeben könnte. Denn der Landschaftsraum March habe ein breites Spektrum verschiedener Böden, die jeweils die landwirtschaftliche Nutzung, die natürliche Vegetation und die Struktur der Landschaft prägen. Die Vertreter der Gewässer- und Fischereiverbände wünschten auch den Blick unter die Wasseroberfläche, was sonst für den Landschaftsbetrachter unsichtbar bleibe.
Allen Anwesenden wurde klar, dass das Projekt erst am Anfang steht, bis die Ideen zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt sind. Mit Unterstützung der Geschäftsstelle PLENUM soll dies die nächsten Monate gelingen. Wer sich am Projekt Themenpfad March beteiligen möchte, meldet sich bei der Gemeinde gemeinde@march.de oder bei der Geschäftsstelle Plenum unter matthias.hollerbach@lkbh.de oder Tel 0761-2187-5314.
18.8.2008, BZ

 

 

 

Heimatverein March: Mitgliederversammlung, Aktionstage, Museumsfest

Marcher Heimatverein hat sich für 2008 einiges vorgenommen / Gastgeber für das Jugendzeltlager des Heimatbundes

Der Heimatverein March steht vor einem ereignisreichen Jahr. Das Heimatmuseum, das der Verein betreut und verwaltet, wird 20 Jahre alt. Das soll am 5. Oktober gefeiert werden. Schon im Juli steht ein Zeltlager der Trachtenjugend an, zu dem an die 200 Jugendliche in Buchheim erwartet werden. "Da werden wir ihre Hilfe brauchen", wandte sich die stellvertretende Vorsitzende Agnes Wörne an die Mitgliederversammlung im Café "Vis à Vis" im Seniorenzentrum. Wörne blätterte im prall gefüllten Terminkalender: Die Aktionstage starten am 6. April mit einer Bilderschau aus zwei Jahrzehnten Heimatmuseum. Die Bilder habe großteils die im Vorjahr verstorbene Theresia Rissler gemacht, die Ausstellung "soll auch ein kleines Gedenken sein" , so Wörne. Für die weiteren Aktionstage, immer am ersten Sonntag im Monat, haben sich eine Weberin, ein Deichelbohrer, eine Töpferin, eine Putzmacherin und drei Seifensiederinnen angesagt. Zum Saisonende steigt dann das Geburtstagsfest für das Museum. Im Juni ist eine Reise zum Partnerverein in Holzhausen in Sachsen geplant. Vom 11. bis 13. Juli richtet der Heimatverein dann das Zeltlager der Trachtenjugend im Bund Heimat und Volksleben aus, an dem erfahrungsgemäß Jugendliche aus ganz Südbaden teilnehmen. "Wir sind schon mitten in den Vorbereitungen" , berichtete Klaus Ritter, der mit seiner Frau Corinna die Jugendarbeit leitet. Der Vorsitzende August Wangler freute sich, "dass unser Verein auch Jugendliche anspricht" . Derzeit sind es 30 Kinder und Jugendliche in zwei Gruppen: eine für Vier- bis Achtjährige, die andere ab neun Jahren. Sie lernen Brauchtumstänze und treten damit auch auf. "Der Tanz war, glaube ich, das Entscheidende" , sagte Wangler über die Jugendarbeit, die "inzwischen Früchte getragen hat" . Im vergangenen Jahr hat Sabine Schultz die Kindergruppe an Helena Gehri aus Gottenheim abgegeben. Der Nachwuchs reiste zum Deutschen Kinder- und Jugendtrachtenfest in Saarbrücken und zum Zeltlager. In die traditionelle Breisgauer Festtracht gekleidet nahmen Kinder und Erwachsene des Vereins auch am Kreistrachtenfest in Auggen teil. Es gab die monatlichen Aktionstage und — im Rahmen der Marcher Kulturtage — eine Sternwanderung zum Roten Stein und einen Unterhaltungsabend im Zeichen elsässischer Mundart. Dank solcher Veranstaltungen stimmt auch die Vereinskasse, wie Schatzmeister Rolf Möllinger berichtete. Im Englischen Garten wurde wieder fleißig gearbeitet, und die Trachtenträger trafen sich zum Patrozinium in den Ortsteilen. Es dürften aber ruhig mehr Kirchgänger in Tracht sein, meinte Wangler.
Bürgermeister Josef Hügele dankte dem Verein und bat die 451 Mitglieder, den Vorstand ("diese gute Mannschaft" ) nach Kräften zu unterstützen. Zuvor hatte die spärlich besuchte Versammlung den Vorstand einstimmig entlastet und wieder gewählt. Einzig Artur Kölblin trat nicht mehr an. August Wangler dankte dem Beinahe-Gründungsmitglied und langjährigen Beisitzer aus Hugstetten; er habe "im Backhäusle gebacken, was das Zeug hält" . Sein Posten bleibt vorerst unbesetzt, weil Hugstetten im Vorstand ohnehin gut vertreten ist.

Die Versammlung machte Kölblin und das Gründungsmitglied Lothar Ibach, der früher ebenfalls Beisitzer war, an diesem Abend aber fehlte, zu Ehrenmitgliedern. Wangler dankte auch "Heimat-Sepp" Josef Ritter oder "Allrounder" Hans Klein. Gertrud Graner überbrachte Grüße vom Chor Hugstetten.

Wahlen: August Wangler Vorsitzender, Agnes Wörne Stellvertreterin, Rolf Möllinger Kasse, Brigitte Schopp Schriftführerin; Rita Pöthe-Dück, Ernst Lörch, Gertrud Armbruster, Klaus Ritter, Reinhard Burs, Klaus Schöpflin, Lothar Fleck alle Beisitzer, Jörg Fischer, Gottfried Fleck beide Kassenprüfer, Josef Ritter Museumschef. Beitrag: 6,50 Euro/Jahr
Kontakt: August Wangler, Telefon: 07665/3774, E-Mail: HVMarch@gmx.de.

Barbara Schmidt , 25.3.2008, BZ

 

 

Was ist wo in March? Firmenbroschüre aus Zukunftswerkstatt

Firmenbroschüre wurde an alle Haushalte verteilt / Idee entstand aus der Zukunftswerkstatt

Seit dem Wochenende ist es in alle über 4500 Marcher Haushalte gekommen: Ein Firmen- und Branchenverzeichnis, herausgegeben von der Arbeitsgruppe Kommunikation der Zukunftswerkstatt March. Das blaue Heft mit dem Titel "Was ist wo in March?" listet Firmen und Freiberufler aus der ganzen March auf. Die Idee dazu hatten die Arbeitsgruppen Kommunikation und Wirtschaftsförderung. Deren beiden Sprecher, Thomas Gerspach und Bernhard Hilzinger, nennen als Ziel der Broschüre, den Bürgern der Gemeinde das breite wirtschaftliche Angebot vor Ort bekannt zu machen. Und das reicht von Handel, Gastronomie und Handwerke bis ihn die unterschiedlichsten Dienstleistungsbereiche, von der Arztpraxis über den Computerspezialisten bis zum Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer. Damit bekommt die Broschüre nach der Überzeugung der beiden Initiatoren auch einen hohen Nutzwert für das Marcher Gewerbe selbst. Denn vielfach sei nicht bekannt, dass mögliche Geschäftspartner oder Dienstleister, die man benötige, direkt um die Ecke zu finden sein könnten. Um aus der Broschüre möglichst rasch die gewünschte Information herausziehen zu können, haben Gerspach und Hilzinger ein übersichtliches Schema entwickelt. Die in Gestaltung und Größe einheitlichen Firmeneinträge enthalten ein Adressfeld und daneben ein Feld mit maximal sechs Stichworten, in denen die Firma nach Wahl ihre Fachgebiet oder Produktlinien nennen konnte. Und diese Stichwortangaben sind wiederum in einem alphabetischen Index am Ende des Heftes zusammengestellt. So kann über diese Stichworte die jeweilige Firma rasch gefunden werden. Zudem sind die Firmeneinträge in sechs Gruppen angeordnet: Handel, Finanzen/Versicherungen, Freie Berufe, Freizeit, Gastronomie und Handwerk. Das verschafft einen guten Branchenüberblick. Finanziert wurde das handliche Werk, zu dem Bürgermeister Josef Hügele ein Grußwort beisteuerte, durch die Gebühr von 15 Euro je Eintrag der 206 teilnehmenden Firmen, sowie durch Anzeigen auf den Umschlagseiten. Das Heft ist auch in den Ortsteilrathäusern zugänglich. Zudem kann es aktualisiert neu aufgelegt werden. Dafür haben Hilzinger und Gers-pach den mit großem Aufwand erstellten Datenberg digital gespeichert.
Manfred Frietsch , 18.1.2008, BZ

 

 

Konrad Graner aus Hugstetten - Hilfsbereiter Tüftler

Konrad Graner aus Hugstetten, bei dem sich Pfarrer Thomas Schwarz, stellvertretend für die katholische Pfarrgemeinde Hugstetten-Buchheim, bedankt.

Ob Glühbirne, Kirchenglocke, Orgel oder der Herd im Pfarrhaus — immer, wenn es Probleme mit der Elektrik gibt, ist Konrad Graner zur Stelle. Der gelernte Elektromeister bringt auch jedes Jahr die Christbäume in den Kirchen zum Leuchten und setzt die Krippen ins rechte Licht. "Ich habe schon als Bub im Geschäft vom Onkel geholfen", erzählt Konrad Graner. Das Geschäft war eine Zimmerei, später hat Graner dann bei der AEG in Freiburg Motorenwickler gelernt.

Schon als Ministrant hat der begeisterte Tüftler gerne mit angepackt. Damals noch in der alten katholischen Kirche in Hugstetten (die heutige Martin-Luther-Kirche), wo er mit anderen zusammen sogar eine Kirchenglocke umgehängt hat. "Wenn ich mir überlege, wie gefährlich das war" , sagt er. Später, in der neuen St.-Gallus-Kirche, hat er dann einen Dachziegel auf dem Kirchturm ausgetauscht. "Da habe ich mich von einem Bergsteiger abseilen lassen" , erzählt er. Das sei eine sichere Sache gewesen, "nur Mut braucht man" . Die Pfarrgemeinde sparte so 3000 Euro. Graners Engagement in der Kirche geht aber noch weiter: Er war 20 Jahre lang Organist und leitet das Männerchörle. "Die alte Orgel war ständig kaputt" , erinnert er sich. Und einmal habe sich sogar eine Katze in das Instrument verirrt, das dann mitten in der Predigt plötzlich wild los spielte. Gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer Vogt lockte er das Tier schließlich mit Wurst aus seinem Versteck. 1978 kam die neue Orgel, acht Jahre später erneuerten Konrad Graner und drei Mitstreiter die gesamte Elektroinstallation in der Galluskirche. Schon beim Umzug von der alten in die neue Kirche 1963 hatte Graner geholfen. Alles ehrenamtlich, versteht sich. "Er kümmert sich rührend um die elektrische Versorgung und hilft einfach immer mit" , lobt Pfarrer Schwarz. Dabei ist die Pfarrgemeinde längst nicht die einzige, die den Elektrofachmann um Hilfe bittet: Er habe 23 Jahre an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule unterrichtet, erzählt Graner, und es vergehe keine Woche, in der nicht wenigstens ein ehemaliger Schüler anrufe und ihn um Rat frage.
11.12.2007, Thomas Schwarz, BZ

 

Ich bin Zeitzeuge, nicht Richter: Max Mannheimer in March

March/Eichstetten. Noch gibt es sie, die Zeitzeugen, die am eigenen Leib die Verfolgung als Juden im "Dritten Reich" und während des Zweiten Weltkriegs erlebt haben. Der Zufall wollte es, dass zwei dieser Überlebenden des Holocausts jetzt zur gleichen Zeit am Mittwochabend, nur ein paar Kilometer auseinander, in Buchheim und Eichstetten, auf je eigenen Veranstaltungen Zeugnis von den damaligen Schrecken ablegten.

Er verlor fast alle Angehörigen in Auschwitz: Max Mannheimer, den Christiane Walesch-Schneller bei den Marcher Kulturtagen den vielen Besuchern im Bürgerhaus vorstellte.(Foto: Irina Strohecker)



"Ich werde irgendwann von

Ich werde irgendwann von der Bühne des Lebens treten, ohne jemanden ermordet zu haben", sagt Max Mannheimer. Und er fügt hinzu: "Diese Schuld muss unerträglich sein." Der heute 87-Jährige weiß, wovon der spricht, denn er hat selbst mitbekommen, wie Menschen umgebracht wurden: Er ist Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz. Bei den Marcher Kulturtagen hat er jetzt in einer Veranstaltung der Ökumenischen Erwachsenenbildung und der Kirchengemeinden im Bürgerhaus Buchheim über seine Erlebnisse gesprochen. Die vielen Zuschauer waren sprachlos, gerührt und begeistert zugleich von Mannheimers Persönlichkeit. Max Mannheimer hat all seine Erlebnisse in einem Buch niedergeschrieben: "Spätes Tagebuch", erschienen im Pendo Verlag in München. Daraus las er im vollbesetzten Saal des Bürgerhauses vor. Und er ergänzte die Lesung mit vielen Erinnerungen an eine grausame Zeit.
Max Mannheimer wurde 1920 in Neutitschein in Nordmähren im heutigen Tschechien geboren. Der jüdische Buchautor und Maler kam 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz-Birkenau. Schließlich kam er über Warschau in das bayrische Konzentrationslager Dachau, wo er 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Aber bereits 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Heute lebt Mannheimer in der Nähe von Dachau und ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft der ehemaligen Dachauer Inhaftierten. "Wenn man im Ausland das Wort Dachau hört, denkt keiner an den berühmten Maler Adolf Hölzel, der lange in Dachau lebte und die Dachauer Malschule mitbegründete, sondern alle an Adolf Hitler" , sagt Mannheimer. Für ihn selbst war Dachau die letzte Station eines Leidenswegs, den er überlebt hat. Seine damalige Frau aber, seine Eltern, seine Brüder Erich und Jakob und seine Schwester Käthe kamen alle im Holocaust um. "Alle starben in Birkenau" , erklärt Mannheimer. Nur sein Bruder Edgar und er überlebten. Als ältester Sohn der Familie spürte er die Pflicht, seine jüngeren Geschwister zu unterstützen. Das machte ihn stark, er entwickelte einen unglaublichen Willen zu überleben. Von über 1000 Menschen, mit denen er damals in einem Massentransport in das Vernichtungslager deportiert wurde, überlebten nur 100. "Uns wurde nach Ankunft erst der Kopf geschoren, die Körperhaare abrasiert, dann wurden wir eiskalt abgeduscht" , berichtet er. "Wir mussten unsere Pässe abgeben und bekamen eine Nummer tätowiert, an der man uns fortan erkannte" , so Mannheimer. Er magerte auf 60 Kilo ab und überlebte trotz schlimmer Lager-Krankheiten. "Das Gebet und der Glaube haben mir sehr geholfen" , sagt er. In seinem Buch kann der Leser alles deutlich vor sich sehen. Noch mehr: Er identifiziert sich mit Mannheimer, ist mitten drin, lebt mit, fühlt mit und ist schwer betroffen von den Abgründen der Menschheit.
Max Mannheimer ist bekannt geworden durch seine Vorträge an Schulen. Seit 1986 spricht er regelmäßig mit Jugendlichen. "Ich komme als Zeitzeuge, nicht als Richter oder Ankläger" , sagt er, der selbst zwei Kinder hat. Seine Erlebnisse hat er in dem Buch ursprünglich vor allem für seine Tochter festgehalten. "Denn wir haben nie darüber gesprochen" , so Mannheimer. Seine Tochter konnte es lange nicht lesen. Der Sohn las es zuerst. Eine Neuauflage seines zurzeit vergriffenen Buches "Spätes Tagebuch — Theresienstadt, Auschwitz, Warschau, Dachau" ist geplant. Die Besucher seiner Marcher Lesung konnten bereits ein von ihm handsigniertes Exemplar am Veranstaltungsabend vorbestellen.
Irina Strohecker, 20.10.2007, www.badische-zeitung.de

 

Konzertabend des Buchheimer Musikvereins mit Wolfgang Miessmer

Alemannische Lieder und moderne Blasmusik — passt das zusammen? Ja es passt, da waren sich die meisten der rund 200 Besucher in der prall gefüllten Buchheimer Festhalle am Samstagabend nach dem Konzert des Buchheimer Musikvereins einig. "Badisch or not Badisch" lautete das Motto des Konzertabends unter der Leitung von Christian Sade. Er hatte eigens eine ganze Reihe von badischen Liedklassikern für Blasorchester neu arrangiert. Herausgekommen ist fröhliche, beschwingte und doch gekonnt handgemachte Blasmusik mit großem Spaßfaktor.

Und dann war da ja noch Wolfgang Miessmer. Als Mitglied der Mundartgruppe "Gälfiäßler" steht der aus Endingen stammende Pädagoge für die Badische Mundart schlechthin. Und mit Humor und lockerem, manchmal auch anzüglichem Mundwerk führte Miessmer durchs Programm und sang so bekannte Hits wie das "Schnäggehiisli" oder "In Mueders Stübli" auch selbst, manchmal nur begleitet von seiner Quetsche, oft auch mit der ganzen Kapelle im Hintergrund. Das Publikum kam nicht zu kurz, konnten doch insbesondere die Älteren viele der alten Lieder mitsingen.

Den Auftakt des ungewöhnlichen Konzertabends machte die gemeinsame Jugendkapelle der Musikvereine aus Buchheim, Holzhausen und Neuershausen unter der Leitung von Tobias Zipfel. Anschließend spielte die große Kapelle einige fröhliche beschwingte Stücke aus dem klassischen Repertoire. So unter anderem einen "Ungarischen Tanz" von Johannes Brahms oder den "Karneval von Venedig" . Der Vorsitzende des Musikvereins, Friedbert Schill stellte den Gästen Christian Sade vor, der seit gut einem Jahr das Orchester dirigiert. Der Franzose Sade sei nun in "Klein Paris" , wie Buchheim im Volksmund genannt werde, gelandet, schmunzelte Schill. Mit flotten Filmmusiken ging das Konzert weiter, hier merkte man schon die neue Ausrichtung der Buchheimer Kapelle: Weg von allzu schweren sinfonischen Stücken hin zu unterhaltsamer Blasmusik, aber ohne das altbackene Humtata. Doch auch Mozarts Nachtmusik, von Sade neu arrangiert, klang überzeugend. Der Kapelle war anzumerken, dass ihnen das Musizieren trotz ihrer recht kleinen Besetzung viel Freude bereitet.
Mit seinem Einmarsch mit der Badischen Fahne und seinen ersten Witzen und Liedern hatte auch Wolfgang Miessmer das Publikum schnell auf seiner Seite. Und er machte Werbung für das Alemannische, das immerhin in fünf Ländern gesprochen werde, betonte der Lehrer, der am liebsten an einem humoristischen Gymnasium unterrichtet hätte. Teil zwei des Konzertes gehörte dann ganz den Badischen Liedern, doch auch hier war Dirigent Sade immer wieder für Überraschungen gut. Mal in Moll, mal rockig, als Reggae oder Rap und dann doch wieder ganz traditionell: Es war schon verblüffend was eine Blasmusikkapelle aus verstaubtem Liedgut herausholen kann. Das Publikum dankte es den Akteuren mit reichlich Beifall.
schö, 10.10.2007, BZ

 

Schüler sammeln in Holzhausen für Karli und Camnen II

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Holzhausen hatten bei ihren Eltern für "ihre" Störche gesammelt. Eine Summe von 400 Euro war dabei zusammengekommen, die "Storchenvater" Hagen Späth von SOS Weissstorch Breisgau nun entgegennahm. Die Spende soll das das Holzhauser Storchenpaar Karli und Carmen II bei der Fütterung seiner fünf Kinder unterstützen. Im Namen der Störche dankten Späth, Ortsvorsteherin Karin Simon-Immel und Schulleiterin Regine Kratzke.
7.7.2007

Hagen Späth Ersatzmutter für verunglückte Störchin in Holzhausen

Storch Karli St.Pankratius Anfang Mai 2007

Storchenvater Karli ist ganz allein mit seinen Jungen auf dem Dach von St. Pankratius und wird jetzt samt Nachwuchs von Strochenvater Hagen Späth gefüttert.

Foto: Hagen Späth

Kaum waren die sechs Jungen im Storchennest auf der Kirche St. Pankratius ausgeschlüpft, kam es vergangene Woche zu einem Drama: Die Storchenmutter wurde von einem Lastwagen angefahren und ist seitdem verschollen. Damit die Jungen dennoch eine Überlebenschance haben, hat sich Storchenvater Hagen Späth ihrer angenommen und spielt Ersatzmutter, indem er den Vögeln dreimal täglich Futter bringt.

Hagen Späth hatte erfahren, dass die Störchin mit einem Lastwagen kollidiert sei. Der Fahrer habe Passanten gesagt, er bringe das Tier in die Klinik im Tierhygienischen Institut. Doch dort ist der Storch nie angekommen. Der Storchenvater Karli ist nun allein mit seinen sechs Jungen Störchlein. Einer der Jungen ist ein Winzling. "Ich habe beschlossen, die jungen Störchlein solange im Nest zu lassen, wie es für sie gefahrlos ist und der Storchvater die Oberaufsicht wahrnimmt," erzählt Hagen Späth. Dabei haben die Storche Glück, denn ihr Horst ist vom Dach aus zu erreichen. Der Storchenvater könnte nicht dreimal am Tag eine Feuerwehrleiter ausfahren lassen, um den Tieren das Lebensnotwendige zu geben. In den ersten Tagen waren dies drei mal ein Kilogramm Kleinfisch und Heu für den Nestbau.

Mit Karli, einem alten Vertrauten, wechselt Späth dabei immer ein paar freundliche Worte, denn der Storche muss als allein erziehender Vater ständig am Horst bleiben und das mindesten vierzig Tage. Es ist für Hagen Späth nicht nur eine zeitaufwändige, sondern auch teure Angelegenheit. "Aber was macht man nicht alles, um den kleinen Störchlein das Leben zu retten" ,sagt er. Er würde sich freuen, wenn Menschen, denen die Störche am Herzen liegen, Patenschaften übernehmen würden für die Aufzucht oder das ganze Leben des erwählten Störchleins.
sch, 5.5.207, www.badische-zeitung.de

Spenden erbeten über SOS-Weißstorch Breisgau:
Konto 2147851 Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, BLZ 680 501 01


 

Noch sträubt sich der Herr Storch in Buchheim

31.7.2007 - Kirchturm in Buchheim


Neues Nest von Menschenhand auf dem Rathaus soll das "Buchheimer Storchendrama" zu einem gütlichen Ende führen

March-Buchheim. Donnerstagabend saß das Pärchen noch vereint im neuen Nest auf dem Rathaus. Am Freitag morgen dann hockt der Gatte doch lieber oben auf dem Kirchturm und beharrt auf sein Recht an der alten Heimat: Das "Buchheimer Storchendrama" , das schon seit Januar auch den nicht flugfähigen Marcher Zweibeinern keine Ruhe lässt, hält also noch an. Dennoch hoffen die Verantwortlichen von Rathaus und Kirche, dass das Storchenpaar den vom Menschen erzwungenen Nestwechsel annimmt und auf dem Rathausdach endlich in Ruhe brüten kann. Was war passiert? Im vergangenen Herbst musste Hagen Späth, Vorsitzender von "SOS Weißstorch Breisgau" , das Storchennest vom Wasserspeier des Kirchturms entfernen, das er erst zwei Jahre zuvor errichtet hatte. Denn der Buchheimer Pfarrgemeinderat fürchtete um die Festigkeit der Wasserspeier und die Sicherheit der Kirchgänger. Doch im Januar kam das Storchenpaar wieder und wollte auf dem Kirchturm nisten. Eilig wurde ein Hubwagen bestellt, das begonnene Nest entfernt und abweisende Metallstäbe angebracht. Als die Störche trotzdem mit dem Nestbau weitermachten, wurden die Stäbe - "eine Art Fakiranlage", wie Nachbarin Heike Erdin klagt - mit glattem Kunststoff abgedeckt. Im Dorf kochte die Volksseele, dass die Tiere so vehement am Nisten gehindert wurden. Beim Buchheimer Seniorennach-mittag mussten sich sowohl Bürgermeister Josef Hügele als auch die Pfarrgemeinderäte viel Schelte anhören. Von "verzweifelten Versuchen" trotzdem ein Nest zu bauen, sprach Elisabeth Debatin, die den Kirchturm von ihrer Wohnung aus im Blick hat. Wegen der Hartnäckigkeit - nun versuchten es die Tiere oberhalb an einem Kreuz - habe selbst der Pfarrer viele Anrufe bekommen.

Um wieder Ruhe ins Dorf zu bringen, wandte sich nun Bürgermeister Hügele an Hagen Späth. "Ich habe dem Bürgermeister gesagt, man muss das neue Nest an der Kirche jetzt wegmachen, oder man muss es belassen" , erzählt der landesweit bekannte Storchenvater. Die Tiere hatten sich die Metallstäbe an einem der Kreuze sogar selbst zurecht gebogen, so dass diese ihr neues Nest halten konnten. "Man hätte den Turm schon klüger sichern können" , meint Späth dazu. Nun hat er auf Wunsch Hügeles ein neues Nest auf dem Rathausdach installiert. "Um Frieden im Ort zu bekommen, ist dies nun eine angenehme Zwangslage. Ich hoffe, es klappt". Der Standort jedenfalls sei geeignet. Schon früher habe es auf dem alten Schulhaus nebenan ein Storchennest gegeben. Zudem verlaufe unter dem Rathaus eine Wasserader, denn das mögen die Störche, wenn sie einen Nistplatz suchen, erläutert Späth. Das Weibchen wolle nun bald legen, daher werde sie das Nest gerne annehmen. Ihr Partner "spinne" noch ein wenig, erläuterte der Storchenvater. Doch wie im Leben anderer Zweibeiner auch, wird der Mann wohl am Ende einlenken müssen.

Nicht so begeistert sind hingegen manche Anwohner. Am vergangenen Sonntag, so schildert es Heike Erdin, sei das selbst gebaute Nest der Störche an der Turmkappe der Kirche offenbar fertig gewesen, "Herr und Frau Storch schnäbelten und freuten sich." Das von Menschenhand angebrachte Nest auf dem Rathaus mit dem eigens angebrachten Eisenring auf der Dorfsirene sei ja gut gemeint. Aber, klagt Heike Erdin in einem Schreiben an die BZ, "die Sirene heult alle vier Wochen zur Probe und auch Störche können ein Schalltrauma erleiden". Das hält Ortsvorsteher Bernhard Fischer für unbedenklich, da Störche in einem anderen Frequenzbereich hören würden als Menschen: "Der Sirenenlärm macht denen nichts" , ist er überzeugt. Noch müssen die Störche wie manche Buchheimer sich an die neue Lösung gewöhnen. "Was das viermalige Anrücken des großen Krans mit Arbeitskorb sowie der Dächlebau auf den vier Wasserspeiern gekostet haben mag, würde vermutlich locker eine Schutzvorrichtung für den Sandstein des Kirchturms ergeben haben" , schreibt Heike Erdin weiter. Letztlich könne es niemand verstehen, warum ausgerechnet die Kirche den Störchen kein Asyl zu geben vermochte.
Mario Schöneberg, 31.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Holzrücken mit Kaltblütern - umweltschonender Waldarbeit

Motorsäge, Schlepper und Lastwagen? Falsch, denn beim Holzmachen im Marchwald waren diesmal echte Pferdestärken und Fuhrleute gefragt. Jürgen Duddek aus Neuershausen hatte zum "Holzrücketag" geladen. Mensch und Tier bewegten an die 50 Ster Holz. Das schont den Waldboden, vermeidet zudem Abgase und auch Lärm.

Die Waldarbeit nach alter Tradition ist wohl im Kommen, jedenfalls hatte der Holzrücketag noch mehr Teilnehmer als bei seiner Premiere im Vorjahr. Jean-Georges Kuhn und seine Frau Martine waren eigens aus dem elsässischen Zabern (Saverne) angereist. Ihre Stute Paloma "kann alles, was ein Pferd in der Landwirtschaft können muss" , sagte Kuhn, während er der braunen Kaltblutstute schon das Arbeitsgeschirr anlegte. An anderen Tagen lässt der Landwirt seine Stute die Felder pflügen oder arbeitet mit ihr in den Reben. "Kaltblüter sind zum Arbeiten gemacht" , meinte auch Heike Veidt. Die Kehlerin ließ ihre Schwarzwälder Stute Fabiola einen Baumstamm nach dem anderen aus dem Unterholz ziehen. Die Stämme wurden mit Ketten am Pferdegeschirr befestigt. Dann trabte die Stute los, den schweren Stamm im Schlepptau. Ihre Kommandos erhielt sie durch Zuruf oder über die beiden Führseile. Früher, vor der Industrialisierung, waren Pferde im Forst an der Tagesordnung. "Heute sollte man dieses alte Kulturgut nicht ganz aus den Augen verlieren", sagte Jürgen Duddek. Der Neuershauser setzt seit fünf Jahren auf tierische Hilfe beim Holzmachen. Schließlich sei der Wald nicht nur Holzlieferant für den Menschen, sondern auch Erholungszone. Deshalb solle er, wenn immer möglich, "nachhaltig mit Kaltblütern bewirtschaftet" werden, forderte Duddek. Kaltblutpferde, wie Paloma oder Fabiola, könnten bis zu zwei Drittel ihres eigenen Körpergewichts ziehen, erläuterte er. a wirken oberarmdicke Baumstämme fast wie Streichhölzer. "Fabiola arbeitet lieber einen ganzen Tag im Wald als an der Kutsche" , bestätigte Heike Veidt. Wichtig sei aber die richtige Technik, betonte Paul Schludecker, Vorsitzender der Badischen Fuhrleute. Der Verein organisiert regelmäßig Treffen und Wettkämpfe für Kaltblutfreunde. "Mein Traumberuf war’s immer, mit dem Pferd im Feld zu schaffen" , erzählte Schludecker. Sein Vereinskollege Willy Beck zeigte, welche Handgriffe ein Fuhrmann können muss. "Die Ross’ nicht fressen lassen" , empfahl der Experte, weil man nie wissen könne, ob die Böschung gespritzt worden sei. Beck bewirtschaftet seinen eigenen Wald seit fünf Jahrzehnten mit Pferden. Für die feuchten Gebiete hat er einen Schlitten, den er mit einem langen Stahlseil am Pferdegeschirr befestigt. So könnten die Tiere das Holz trockenen Fußes ziehen, ohne bis über die Fesseln in den feuchten Boden einzusinken. "Das muss ja auch nicht sein" , meinte Beck. Am Holzrücketag waren aber auch Neulinge willkommen. "Hier können sie doch üben" , meinte Gerhard Reetz, selbst ein alter Hase im Geschäft. Der Vörstetter hat das alte Handwerk auch Carolin Abichat gelehrt, mit ihren 16 Jahren wohl die jüngste "Waldarbeiterin" . Die Gundelfingerin zeigte mit Stute Ronja, dass Pferdestärken im Wald tatsächlich was bewegen können. Und, so betonte Jürgen Duddek, "es sind mehr Kaltblüter im Ländle, als man denkt" . Deshalb wolle er langfristig vielleicht eine Interessengemeinschaft bilden, um das nachhaltige Wirtschaften mit den Pferden weiter voranzubringen.
bas, 17.2.2007, www.badische-zeitung.de

Badische Fuhrleute
c/o Paul Schludecker, Ludwigstraße 18, 77977 Rust, Tel 07822/2448

Sprecherin der Fuhrmannsversammlung (seit Herbst 2005):
Heike Veidt, Kehl-Odelshofen, Tel 07852-14 31

www.starke-pferde.de

 

 

 

Edgar Spiegelhalter schnitzt Masken für die Zünfte im Breisgau

Ob Norsinger Gutedelschlucker, Brunnenputzer aus Kirchhofen, Oberrieder Krüzsteinschreck oder Glottertäler Triibl: Der Holzbildhauer Edgar Spiegelhalter schnitzt sie alle. Seit 26 Jahren gibt der 55-Jährige in seiner Werkstatt in Hugstetten Hexen, Geistern und Teufeln ein Gesicht.


Zwar ist der Höhepunkt der Fasnacht erst gerade erreicht, in Edgar Spiegelhalters Werkstatt in Hugstetten aber herrscht schon lange Hochkonjunktur. Bereits seit Weihnachten schnitzt der Holzbildhauer eine Holzmaske nach der anderen. "Weihnachten geht bei mir nahtlos in die Fasnacht über" , sagt Spiegelhalter, "an Heiligabend schnitze ich sozusagen meine erste Maske." Knapp einen Tag benötigt der Holzbildhauer, um aus einem klobigen Lindenholz-Rohling eine filigrane Holzmaske zu schnitzen. Maschinen kann er dabei nicht einsetzen — sie sind zu ungenau für die fein gearbeiteten Masken. So ist jede Maske ein handgefertigtes Einzelstück. Diese Handarbeit hat ihren Preis: Zwischen
200 und 300 Euro kostet eine handgeschnitzte Fasnachtsmaske. Bei Einzelmasken, etwa seltene Unikate oder Masken in Übergrößen, kommen schon mal 400 Euro zusammen. Kein Wunder also, dass die wertvollen Masken der größte Schatz eines jeden Hästrägers sind. "Erst vor Kurzem war eine junge Frau bei mir, die unbedingt dabei sein wollte, wie ihre Maske bemalt wurde" , erzählt Spiegelhalter mit einem Lächeln. Bemalung und Verzierungen wie etwa Borsten oder Rinderhörner beanspruchen in der Regel einen weiteren halben Tag. Bei der Herstellung arbeitet der 55-jährige Künstler eng mit seinen Kunden zusammen. "Die Masken werden individuell an die Gesichtsform angepasst" , erklärt Spiegelhalter. Jedoch beschränkt sich die Zusammenarbeit nicht nur auf das Anpassen der Masken, auch bei der Entwicklung neuer Modelle haben die Zünfte natürlich ein Mitspracherecht. Warf Spiegelhalter früher noch mit dem Bleistift Entwurf um Entwurf auf einen Skizzenblock, greift er heute sehr viel öfter zu feuchtem Ton, das geht schneller, meint er. Zwischen 150 und 200 verschiedene Masken hat Spiegelhalter bisher selbst entworfen, so etwa den Brunnenputzer aus Kirchhofen. Bei der Konzeption neuer Masken macht er seinem Namen alle Ehre: Er greift tatsächlich zum Spiegel. "Ich sitze dann oft vor dem Spiegel und schneide Grimassen, um Ideen zu sammeln und einiges auszuprobieren. Das macht Spaß", lacht er. Wenn die Zeit es zulässt, entwirft der 55-Jährige auch mal eine Maske ohne konkreten Auftrag. "Das sind dann Muster, die ich Interessenten als Anregung oder Beispiel zeigen kann" , erklärt er und deutet auf einen grünen Wassergeist, der, einen Fisch zwischen den Zähnen, breit von der Werkstattwand grinst: "So wie die Maske da oben zum Beispiel."  Den meisten Geistern, Hexen oder Teufeln liegen lokale Sagen zu Grunde, auf die bei der Gestaltung dann Bezug genommen wird. So sollen die Raubritter von der Wilden Schneeburg immer noch um den nahen Krüzstein herumspuken — in der Fasnacht fegen in Anlehnung daran die Oberrieder Krüzsteinschrecken durch die Straßen. Die komplizierte Maske des Krüzsteinschrecks mit dem beweglichen Kiefer stammt noch von Edgar Spiegelhalters Vater, der in St. Peter schon im selben Beruf arbeitete. Die Holzbildhauerei wurde Spiegelhalter förmlich in die Wiege gelegt. Obwohl er beruflich zunächst einen anderen Weg einschlagen wollte, machte sich Edgar Spiegelhalter 1973 als Holzbildhauer selbstständig. 1981 verlegte er sein Atelier nach Hug stetten. Dieser Tage gehen die Hästräger dort ein und aus, sei es zum Auswählen und Anpassen neuer Masken oder aufgrund gelegentlicher Reparaturen. "Die Masken halten zwar viel aus und die Besitzer passen auch wirklich darauf auf, aber ab und zu geht eben doch etwas kaputt" , berichtet Spiegelhalter. Alles kein Problem, innerhalb kürzester Zeit beseitigt der Meister der Masken eventuelle Schäden ohne sichtbare Spuren.

Im Anschluss an die Fasnachtszeit steht für ihn Ernsteres auf dem Programm, dann nämlich widmet sich Edgar Spiegelhalter der Gestaltung von Grabmalen und Kirchenfiguren. Die Bandbreite des Holzbildhauers reicht von Kirchenschnitzereien über Stadtwappen bis hin zu ausgefallenen Sonderaufträgen, wie etwa einem zwölf Meter langen Bleistift, den Spiegelhalter vor einigen Jahren für eine Ausstellung anfertigte. Die Fasnachtsmasken machen etwa ein Drittel seiner Arbeit aus.

Bis Mitte Februar beherrschen aber noch Gutedelschlucker, Berggeister und Brunnenputzer den Arbeitsalltag in der Hugstettener Werkstatt. In einer Narrenzunft ist Edgar Spiegelhalter nicht Mitglied. "Ich habe eigentlich das ganze Jahr über Fasnacht, da brauche ich das nicht auch noch" , schmunzelt der 55-jährige Holzbildhauer.
Kai Glinka , 16.2.2007, Badische Zeitung

 

Jahresrückblick 2006: zwischen Kaiserstuhl, Tuniberg und Freiburg

Januar bis April 2006 - Viel Weiß, viel Narretei, Proteste, und neue Ideen

Totgesagte leben länger: Der Winter hat, so scheint es, im Jahr 2006 den prophezeiten Klimawandel widerlegt. Auch an Kaiserstuhl und Tuniberg, in Deutschlands wärmstem Winkel, sind noch Dauerfrost und geschlossene Schneedecken möglich, "richtige" Winter eben. Jedenfalls am ersten Märzwochenende, also zu einer Zeit, in der Meteorologen schon von Frühling sprechen. Vom Freitagabend bis in den Sonntag hinein fällt Schnee, so viel wie in ganzen Wintern zuvor zusammen nicht. Wälder, Felder und Reben, Straßen und Häuser — alles verschwindet unter einer dicken weißen Decke. Die Bilder davon sind Zeitdokumente, die wohl schon in wenigen Jahren ungläubiges Staunen erwecken werden: Der Klimawandel wird eben doch mehr und mehr Realität und Tage mit Schnee, der liegen bleibt, werden so zu staunenswerten Besonderheiten.

Wetterunabhängig, wie in den Jahren zuvor, zeigten sich in den ersten zwei Monaten die Narren. Gleich zweimal kamen dabei die Umkircher in den Genuss eines Fasnetumzugs: Vor dem am Rosenmontag gab es als Zuschlag schon im Januar den Umzug zum 30-jährigen Bestehen des Narrenclubs. 30 Jahre? Was machen die Umkircher Narren dann erst, wenn das 33-Jährige ansteht? Auf die Straße gingen früh im Jahr auch die Ärzte. Im Januar gab es in Umkirch eine Protestaktion gegen die Gesundheitsreform, im März dann noch einmal in Bötzingen. Politisch begann das Jahr mit der Bürgermeisterwahl in Merdingen. Mit Amtsinhaber Eckart Escher gab es nur einen einzigen Kandidaten, entsprechend mäßig fiel mit 46 Prozent die Wahlbeteiligung aus. Jeder siebte Merdinger, der den Weg zur Wahlurne fand, gab jedoch eine ungültige Stimme ab, noch einmal so viele trugen Namen anderer wählbarer Personen ein. So etwas kann man Protestwahl nennen — oder auch Armutszeugnis, wenn sich niemand zu einer eigenen Kandidatur bereit findet. Streit und Kritik gehören zur Politik auch auf kommunaler Ebene. In Gottenheim kam es so zu einer Kampfabstimmung über den Haushalt, den die SPD wegen hoher Neuverschuldung ablehnte. Am Ende fiel dann die nötige Kreditaufnahme doch deutlich niedriger aus. Dem Sparkurs fiel auch die Jugendpflegerstelle zum Opfer, was nicht unumstritten war, da in Gottenheim Probleme mit Jugendlichen, wie in den anderen Gemeinden auch, eher zugenommen hatten. In Bötzingen wurde dagegen die Anstellung des Jugendpflegers verlängert und in Umkirch wurde mit Deborah Kunz eine neue Sozialarbeiterin für das Jugendzentrum eingestellt.

Alle Gemeinden setzen auf mehr ehrenamtliches Engagement, auch in Vernetzung mit professionellen Einrichtungen. In Bötzingen liegt dabei der Schwerpunkt im Jugendbereich, in Gottenheim startete man mit einer ganzen Themenpalette, um die Kompetenz interessierter Bürger aus vielen Bereichen zur Entfaltung bringen zu können. Mit einem Geopfad lockt seit März Eichstetten Besucher wie Bewohner zur Erkundung von Dorf und Umgebung, seit April betreibt Bötzingen mit einem Brunnenpfad Ähnliches. In March startete man mit Plänen zur Aufwertung des Englischen Gartens.

Mai bis August 2006 - Nach so viel Nässe mochten es manche ganz schön heiß

Es will und will nicht Sommer werden: Kaum haben die Freibäder in Bötzingen und Umkirch Mitte Mai geöffnet, scheint nach wenigen Tagen der Kalender rückwärts zu laufen: Ein kühler Regentag nach dem anderen. Spargel treten in Wachstumsstreik, Setzlinge gehen in vollgelaufenen Ackerfurchen auf Tauchstation und die Erdbeeren bei Merdingen wollen einfach nicht rot werden. Erst nach Pfingsten tritt Besserung ein, dann aber mit Macht. Früher nannte man das Kaiserwetter, 2006 durfte man es Klinsmannwetter heißen, denn während der gesamten Fußballweltmeisterschaften scheint auch an Tuniberg und Kaiserstuhl die Sonne. Die Gartenwirtschaften haben Hochbetrieb und Vereine, die wie in Gottenheim, Bötzingen und Eichstetten eigene Festivitäten mit Fußballübertragungen verbinden, haben volles Haus und klingende Kassen. Für Hitzegrade anderer Art sorgt das Thema B 31 West. In Umkirch geht es vielen nicht schnell genug voran, da eine wiederholte Ausschreibung den Baubeginn in den Herbst hinausschiebt. In Gottenheim erregt man sich über die offen gelegte Planung, will die Trasse nach Wasenweiler weiter weg vom Dorf, dafür aber möglichst schnell, worin man sich wiederum mit Bötzingen einig sieht.

Unterdessen hat man, wie auch in Hugstetten, die Jahreszeit genutzt, um wichtige Straßenarbeiten anzupacken. In Bötzingen hält man den Zeitplan, in Gotenheim dagegen sorgen Schlechtwetter und unerwartete Überraschungen im Untergrund in Gestalt kaputter Leitungsanschlüsse dafür, dass die Ortsdurchfahrt auch bis über den Jahreswechsel hinaus Baustelle bleibt. In Eichstetten erneuert man das große Regenrückhaltebecken und hat, wie schon bei der Dorfsanierung und der Altenarbeit, auch hier die Nase vorn, was den Regierungspräsidenten bei seinem Besuch anerkennende Worte über eine "Mustergemeinde" entlockt.
Der Hochwasserschutz beschäftigt allerorten die Ratsgremien, die in Merdingen und Bötzingen auch wichtige Investitionen dafür beschließen. Topthema in Bötzingen und March sind auch die Pläne für die Pflegeheime. Nicht ohne Streit werden in March wie in Gottenheim die letzten nötigen Entscheidungen für geplante Neubaugebiete — Neumatten in Hugstetten und Steinacher/Berg in der Tuniberggemeinde — auf den Weg gebracht.
Der trockene und heiße Juli bringt die Dreisam in der Mach zum Versiegen, der nasse August füllt sie dann rasch wieder auf: Selten waren die Wettergegensätze so ausgeprägt wie im Jahr 2006. Trotzdem gelingt es fristgerecht, auf der Eichelspitze den Aussichtsturm im Juli fertig zustellen, womit der ganze Kaiserstuhl um eine Attraktion bereichert wird, die ganz wesentlich dem anhaltenden Engagement von Bürgern zu danken ist. Vom Einsatz interessierter Bürger lebt auch die Heimatpflege und Kulturarbeit. In March wie in Eichstetten finden die Heimataktionstage viel Interesse. In Umkirch wird die restaurierte Schlossmühle ein Besuchermagnet und das neue Rathaus im Schloss Büningen eine gefragte Adresse für ausstellende Künstler aus der Region. Merdingen feilt mit einer deutsch-französischen Künstlerausstellung und der dritten "Skulptour" an seinem kunstfreundlichen Image, was leider auch unbekannte Randalierer auf den Plan ruft, die im Herbst zweimal Teile der Skulptour-Ausstellungsstücke beschädigen sollten.


September bis Dezember 2006 - Ein Überraschungs-Herbst

Was der nasse August versäumt hatte, holte der September nach: Bei mehr hoch- als spätsommerlichem Wetter verwöhnte er gleich am ersten Wochenende die Besucher von nicht weniger als drei Festen: dem Hahleraifest in Gottenheim, dem Gemüsefest in Eichstetten und dem Indianerfest in Hugstetten. Am Wochenende darauf war dann in Bötzingen beim viertägigen Dorf- und Weinfest ein rekordverdächtiger Betrieb. Die ungetrübte Laune der Winzer und Weinfreunde hielt indessen keine zwei Wochen: Zwei Regentage und dann anhaltend hohe Temperaturen ließen Edelfäule, vor allem aber Essigfäule in den Reben sich geradezu rasend ausbreiten. Binnen weniger Tage musste fast der ganze "Herbst" eingefahren werden, im Weinberg und den Kellereien wurde bis zum Anschlag gearbeitet, um so doch noch einen ordentlichen Weinjahrgang 2006 zu sichern. Das hatte auch sein Gutes: Bei einem Unwetter zum Oktoberbeginn war fast alles Lesegut schon im Keller und konnte somit keinen Schaden nehmen — anders als die Breisgau-S-Bahn. Einer ihrer Züge nach Breisach wurde im Mooswald von umstürzenden Bäumen regelrecht eingekeilt, die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Ansonsten war es ein goldener Herbst, ideal für eine Region, in der die Landwirtschaft von Sonderkulturen und Gartenbau geprägt ist. Und das soll so bleiben: Das ganze Jahr über gab es Aktionen, die der Vermarktung regional erzeugter Produkte auf die Sprünge helfen sollten und dabei noch weitere Ziele mitverfolgten. So wagte man in Gottenheim Testläufe für einen Wochenmarkt in der Winzerhalle, im Gemüsedorf Eichstetten feilte man am neuen Markenzeichen "s´Gälriebli" und will damit auch die Ernährung von Kindern an Schulen verbessern. Mehrere Bäcker kreierten ein "Vulkanbrot" aus Zutaten nur vom Kaiserstuhl. Und den Stellenwert der ökologischen Landwirtschaft unterstrich der zuständige Fachminister Hauk mit seinem Besuch der Dachswanger Mühle bei Umkirch.

Spät wie nie, nämlich erst in der zweiten Septemberhälfte begann das neue Schuljahr, in das mit Arne Andersen (Nachfolger von Karlheinz Müller) an der Haupt- und Realschule in Bötzingen sowie mit Bernhard Pawelke (für Carola Imm) an der Hugstetter Grundschule zwei neue Schulleiter starteten.
Kommunalpolitisches Thema waren die Kindergärten, auch wegen des absehbaren demographischen Wandels mit rückläufigen Kinderzahlen. In March wurde die beabsichtige Schließung des Buchheimer Kindergartens nach Protesten aufgegeben, jetzt will man verstärkt Angebote auch für Kleinkinder schaffen. Einen Anfang machte auch Merdingen, indem es das Einlassalter von drei Jahren um ein Vierteljahr absenkte. Betreuungsangebote für Kleinkinder werden zu einer Standortfrage für Kommunen im Wettbewerb um Familien, ähnlich wie auch der Ganztagesbetrieb an Schulen. Wie die Haushalte trotz der gegen Jahresende immer deutlicheren Entspannung aber die dafür notwendigen Investitionen in Räume, Personal und Ausstattung stemmen sollen, sind auch für 2007 offen bleibende Fragen. Zudem wachsen die Anforderungen am anderen Ende der Alterspyramide, bei den Versorgungsangeboten für Senioren. In Bötzingen machte man den Weg frei für den Bau eines Pflegeheims, in March für die Erweiterung der vorhandenen Anlage und in Eichstetten bekam man grünes Licht für die geplante Wohngruppe für Demenzkranke.

Zwei verkehrspolitische Dauerbrenner brachten die Gemüter auf. Gegen die vorliegenden Planungen des Bahnausbaus für Güterzüge entlang der Autobahn regt sich auch in March und Umkirch Widerstand, da man unerträglichen Dauerlärm fürchtet. Freude dagegen gab es in Umkirch über den Baubeginn für die B 31 West, auch wenn eine erste Entlastung vom Durchgangsverkehr sich erst Ende 2007 einstellen wird. Dagegen bleibt die Fortführung der Trasse bis Breisach weiter ein Streitfall, auch wenn sich Gottenheim und Bötzingen auf eine Linie mit dem Zauberwort "Bypass" verständigten. In Ihringen stößt dies auf strikte Ablehnung, solange nicht die ganze Trasse fertig geplant und ihre Finanzierung geregelt ist, wobei die Ihringer Vorstellungen wiederum in Merdingen mit Argwohn verfolgt werden. Ob 2007 hier schon eine Vorentscheidung bringen wird, wie der Regierungspräsident zuletzt in Bötzingen als Wunschziel in Aussicht stellte?

Für eine Überraschung sorgte Umkirch: Die Gemeinde verpachtet ihr Hallenbad an den Hugstetter Sportpark, spart damit Ausgaben ein und kann mit dem neuen Partner dafür auf eine gesteigerte Attraktivität des Bades setzen. Und in Bötzingen wurde mit der Einigung über den Probeabbau von Phonolith ein alter Streitfall fürs Erste einmal befriedet.

Der kurze Advent des alten Jahres brachte in allen Gemeinden Adventsmärkte, auf denen sich bei — passend zu diesem klimatisch so auffälligen Jahr — meistens sehr frühlingshaften Temperaturen die vielen Besucher in vorweihnachtliche Stimmung zu versetzen versuchten. Eine solche stellte sich bei den Haushaltsberatungen in den Gemeinderäten fast müheloser ein, kündigten sich doch fast allerorten höhere Steuereinnahmen und Zuweisungen aus der Landeskasse an.

Badische Zeitung Freiburg
Manfred Frietsch, 5.1.2006, www.badische-zeitung.de

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