Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Rollstuhl
Mit dem Rollstuhl im Schwarzwald unterwegs
    

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Der Hochschwarzwald - ein Eldorado für Rollis. Diese Seite zeigt es ....

lick nach Norden zu Martinstor, Johanniskirche, Münster und Schwabentor (von links) am 1.3.2006 mehr

 

Rollstuhl-Tanzgruppe in Freiburg - Schnuppertermin

Für unsere neue Rollstuhl-Tanzgruppe in Freiburg suchen wir sportlich orientierte RollstuhlfahrerInnen und TänzerInnen. Allein oder paarweise, im Rolli oder als FußgängerIn. Erster Schnuppertermin dazu ist
Samstag, 15.10., 16.00 - 18.00 h
Meckelhof 1,
79110 Freiburg (am Seepark)

Rollstuhl-Tanzgruppe in Freiburg
rollstuhltanz-freiburg@gmx.de
Claudia Schulze (Organisation, Rolli-Tänzerin)
Astrid Schreiber (Trainerin)

Rollstuhlfahrer ziehen im Badenova-Stadion um

Auflagen der DFL verbannen Behinderte von der Gegengeraden hinter das südliche Tor. SC-Fans im Rollstuhl müssen sich zum Saisonstart von einer alten Gewohnheit verabschieden. Weil es die Deutsche Fußball Liga (DFL) in ihren Statuten so bestimmt, dürfen ab dem ersten Heimspiel der kommenden Spielzeit am 21. August gegen Aufsteiger St. Pauli die Rollstuhlfahrer nicht mehr wie bisher von der Bande vor der Gegentribüne die Doppelpässe und Flanken von Heiko Butscher und seinen Kollegen beklatschen. Stattdessen wurde für sie eigens ein neuer Zuschauerbereich an der Südtribüne geschaffen. "Auch von dort wird die Sicht auf das Spielgeschehen nicht eingeschränkt sein", verspricht Detlef Romeiko, Verwaltungsdirektor beim SC Freiburg. Durch ein auf 40 Zentimeter erhöhtes Podest, das ausschließlich Rollstuhlfahrer und ihre Begleiter nutzen dürfen, sei gewährleistet, dass dieser Personenkreis mit einwandfreien Sichtbedingungen rechnen könne. Notwendig wurde die Veränderung durch strengere Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL), die in den Stadien der Bundesliga den Spielbetrieb überwacht. "Der Bereich direkt hinter der Bande vor der Gegentribüne zählt nach Interpretation der DFL künftig zum Spielfeld und muss frei bleiben", so Romeiko. Auf der neu geschaffenen Fläche hinter dem Tor der Südtribüne stehen den Rollstuhlfahrern 68 reservierte Plätze zur Verfügung. Auch auswärtige Rollifahrer, die ihre Mannschaft zur Begegnung gegen den Sportclub begleiten, können künftig von dort aus ihre Idole anfeuern. "Wir machen dem Sportclub keinen Vorwurf für diese von der DFL veranlassten Änderung. Die jetzt praktizierte Regelung wurde nach konstruktiven Gesprächen und gemeinsamen Überlegungen realisiert", stellt Eugen Hotz klar. Der Rollstuhlfahrer kümmert sich als offizieller Fan-Beauftragter seit Jahren nicht nur an der Dreisam sondern bundesweit um die Belange der Behinderten in den Fußballstadien.
Andreas Peikert, 31.7.2010


 

Mit dem Rolli auf den Berg: Aktionstag 13.6.2010 am Feldberg

Immer mehr Menschen gehen mit ihren körperlichen Behinderungen offensiv um und stellen sich den täglichen Herausforderungen. Immer mehr entdecken auch die Begeisterung für die Berge. Viele deutsche Bergbahnen sorgen nicht nur für die Beförderung nach oben, sondern haben auch rollstuhlgerechte Wege an den schönsten Punkten gebaut. Eine gute Gelegenheit also, sich am kommenden Sonntag bequem in die Hochlagen befördern zu lassen, wenn die deutschen Berg- und Seilbahnen wieder ihren Aktionstag starten - auch am Feldberg. Dieser schenkt Menschen mit Behinderung schöne Stunden auf den Bergen und lädt zur freien Benutzung der Bahnen ein. Mehr als 30 der im Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) vereinten Unternehmen beteiligen sich an dieser Aktion, dazu zählt auch wieder die Feldbergbahn. Viele der Bahnen sind auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Auf dem Feldberg befindet sich die Bushaltestelle nur in kurzer Entfernung zur Talstation der Feldbergbahn und wer mit dem eigenen Wagen anreisen sollte, der hat vom Großparkplatz auch keinen längeren Weg bis zu den Kabinen zurückzulegen. Die Liste der am Aktionstag sich beteiligenden Bergbahnen umfasst zahlreiche Bahnen im bayerischen Alpenraum sowie im Schwarzwald und im Bayerischen Wald. Sie verfügen zum Teil über rollstuhlgerechte Anlagen beim Ein- und Ausstieg, im Gastronomie- und Sanitärbereich. Vermehrt wurden auch die Höhenwanderwege so gebaut, dass sie mit Rollstühlen befahren werden können. Auch die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr wurde stark verbessert. Mittlerweile können die meisten Bahnen mit Bus und Bahn erreicht werden. Ab einer im Ausweis eingetragenen Behinderung von 60 Prozent werden die Gäste am Sonntag, 13. Juni kostenlos befördert. Auch für eine eingetragene Begleitperson gibt es ein Gratis-Ticket. Die im Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) organisierten Unternehmen demonstrieren mit diesem Tag schon seit vielen Jahren, dass sie die Schönheit der Bergwelt allen zugänglich machen wollen. Bei speziellen Transportfragen sollten sich die Interessenten vorab mit der ausgewählten Bergbahn in Verbindung setzen, damit unter Umständen notwendige Vorbereitungen getroffen werden können. Während der gesamten Sommersaison helfen die Mitarbeiter der Bergbahnen den Gästen mit Behinderung bei der Fahrt nach oben gerne. Über die behindertengerechte Ausstattung einzelner Betriebe kann man sich unter http://www.seilbahnen.de im Bereich Seilbahnsuche und unter "Ausstattungsmerkmale" noch näher informieren. Weitere Auskünfte unter http://www.seilbahnen.de und beim Verband Deutscher Seilbahnen, Tel. 089-5791-1315, Fax 089-5791-1316.
8.6.2010, VDS

 

Esther Grunemann: Rollstuhlfahrerin, Lehrerin, Mutter

Ihre drei Brüder waren offenbar eine gute Schule: "Ich habe mich schon immer durchsetzen müssen", sagt die 1961 in Efringen-Kirchen geborene Esther Grunemann, die als Baby an Polio erkrankte. Ihr Leben im Rollstuhl war für sie denn auch nie ein Grund, sich in allzu engen Grenzen einzurichten. Das PH-Studium in Heidelberg war für sie ebenso selbstverständlich wie das zwei Jahre währende Pendeln von Freiburg zu ihrer Arbeitsstelle in Basel: Eine Rollstuhl fahrende Lehrerin , die Assistenz benötigt, war für deutsche Schulen nicht in Frage gekommen. Heute, nach einem zusätzlichen Studium der Sozialarbeit, arbeitet die 48-Jährige im ambulanten Hilfsdienst des Freiburger Arbeitskreises für Menschen mit und ohne Behinderung, sitzt als sachkundige Einwohnerin im Sozialausschuss und ist außerdem beinahe täglich im Einsatz für ihr Ehrenamt als Beauftragte der Stadt Freiburg für Menschen mit einer Behinderung. Kein Wunder, dass Esther Grunemann auch nie einen Grund sah, familiär zurückzustecken: Sie ist Mutter eines heute 16-jährigen Sohnes und seit 22 Jahren verheiratet. Unserer Mitarbeiterin Anita Rüffer hat sie einen Einblick gewährt in diesen ganz privaten Teil ihres Lebens ...

Alles von Anita Rüffer vom 29.3.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/ratgeber/liebe-familie/man-muss-wissen-was-man-will--28899944.html

 

Anke Dallmann: Erste Rollstuhlfahrerin im Freiburger Gemeinderat

Erstens: Sie ist der erste Mensch im Rollstuhl, der in den Gemeinderat gewählt wurde. Zweitens: Ihr Vater Bernd ist Freiburgs bekanntester Wirtschaftsförderer. Drittens: Ihre Schwester Petra ist eine weltbekannte Hochleistungsschwimmerin. Und viertens: Anke Dallmann möchte nicht, dass man sie über Behinderung und Beziehungen definiert – sie hat mehr zu bieten. Die 28-Jährige vermittelt den Eindruck einer zielstrebigen und optimistischen Frau, die so normal lebt, wie es jemand mit Cerebralparese – einer Behinderung, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt entsteht – überhaupt kann. Dass Dallmann bei den Freien Wählern kandidiert hat, ist wohl eher Zufall denn der Drang zur politischen Heimat: Sie hat sich für Kommunalpolitik interessiert, jemand von den Freien Wählern hat sie angesprochen, sie fand Leute und Programm in Ordnung – das war’s. So pragmatisch, wie sie ihr Leben anpackt, wird sie wohl auch im Gemeinderat agieren: Bereits kurz nach der Wahl kündigte sie an, in Sachfragen auch mit Stadträtinnen und -räten anderer Fraktionen zusammenarbeiten zu wollen. Dem zuletzt verstockten Klima innerhalb des Gremiums kann das nur guttun.
28.8.2009 , mehr auf www.badische-zeitung.de/gemeinderat-freiburg

Anke Dallmann, geboren 1981, ledig
Beruf: Diplom-Betriebswirtin, Wohnort: Solarsiedlung


 

Rollstuhlkutsche: Heidi Behringer plant Vereinsgründung

Heidi Behringer stört es nicht, dass sich ihr Terminkalender immer praller füllt. Im Gegenteil. Die Kutschen- und Planwagenfahrten ins Murgtal, die sie seit 2001 anbietet und die sich zusehends zum Renner entwickeln, sind es, die die umtriebige Frau aus Hänner auf Trab halten. Gut voran kommt Behringer auch mit ihrem neuesten Projekt - dem Kauf eines behindertengerechten Gefährts. "Wir sind in aller Munde", freut sich die Initiatorin und hofft, "dass wir auch die nötigen Sponsoren finden". Eine Idee zielt auf die Gründung eines Vereins.

Behringer ("Mein Ziel sind Murgtalfahrten für alle" ) hat inzwischen beim Amtsgericht eine Satzung für den noch aus der Taufe zu hebenden Verein eingereicht — mit dem Begehren zu prüfen, ob die Behörde dessen Gemeinnützigkeit an erkennen würde, damit Spenden und Bei träge steuerlich geltend gemacht wer den könnten. "Der Wagen soll gemeinnützig laufen, und zwar ganz jährig" , erklärte die Kutschenführerin gestern der Badischen Zeitung. Der Verein solle nicht zuletzt "alle Sicherheiten gewährleisten beim Transport". Behringer ist froh, verlässliche — und teils als Rollstuhlfahrer sachkompetente — Mitstreiter an ihrer Seite zu wissen, die das Projekt mitgestalten.
Zusammen mit Sepp Zimmermann, Norbert Portele, Klaus Flum und Erika Mutter haben Heidi und Joachim Behringer zu einem Treffen für Samstag, 16. August, 15 Uhr ins Café Heimelig nach Hänner eingeladen, um über den neuen Rollstuhlplanwagen, die Idee der Vereinsgründung und die Einsatzmöglichkeiten zu informieren. Nachdem Planungen, einen Wagen rollstuhltauglich umzurüsten, am TÜV gescheitert waren, hat Heidi Behringer die Firma Pegasus Kutschen aus Bad Freienbach in Brandenburg ausfindig gemacht, die auch behinderten gerechte Pferdewagen baut — für 8900 Euro. Als die Aktivistin ihr Vorhaben Anfang Juli in der Hauptversammlung des Gewerbevereins Murg vorstellte, war — wie berichtet — die Resonanz sehr positiv. Die Mitglieder er klärten sich bereit, die Kutsche per Umlage mitzufinanzieren — mit Werbung auf dem Wagen als Gegenleistung. Das Gefährt, ist sich Behringer sicher, könnte seiner Einmaligkeit wegen weit herum ausgeliehen werden — als Botschafter auch der Gemeinde Murg.
Winfried Dietsche , 11.8.2008, BZ

Murgtal-Kutschfahrten, heidi Behringer, Murg-Hänner
http://www.murgtal-fahrten.de/
heidi.behringer@gmx.de

Firma Pegasus Kutschen aus Bad Freienbach
www.pegasus-kutschen.de

 

 

Rollstuhl-Rugby - herausfinden, wo die Grenzen sind

Wenn der Ball mal wieder davonkullert, ist das für sie nicht nur eine lästige Begleiterscheinung. Die Mitglieder des "Rollstuhl-Rugby" müssen dem Ball hinterherfahren — und dann kann es ganz schön kompliziert werden, ihn im Sitzen zu fassen zu kriegen. Das gehört zum Training, mit dem sich die Sportler in der Halle der Albert-Schweitzer-Schulen für ihre Rollstuhl-Rugby-Spiele fit machen. Dabei geht’s ganz anders zu als bei gewöhnlichem Rugby.

Dajana Busch legt los. Schnell dem Ball nach, den sie beim Auffangen verfehlt hat. Thomas Moser hat ihn ihr zugeworfen, als sie sich zu fünft mit ihren Rollstühlen im Kreis aufgestellt hatten. Als Dajana Busch beim Ball angelangt ist, bückt sie sich, dann liegt der Ball kurz in ihrem Schoß — und rollt doch noch mal zurück auf den Boden und wieder davon. Sie gibt nicht auf. Aber es ist eine mühsame Angelegenheit. Besonders deshalb, weil beim Rollstuhl-Rugby ausschließlich diejenigen mitmachen dürfen, die nicht nur mit den Beinen, sondern auch mit den Armen Probleme haben, erklärt Thomas Moser: Für die so genannten "Tetras" gibt’s kaum Sportarten. "Tetras" haben eine Halswirbellähmung, die neben den Beinen die Beweglichkeit der Arme einschränkt (Tetraplegie). Manche haben aus anderen Gründen Probleme mit der Kontrolle über ihre Gliedmaßen: Wie Dajana Busch, die wegen ihrer Multiple Sklerose als 24-Jährige vor sechs Jahren vom Rollstuhl abhängig wurde und sich auch mit ihren Händen schwer tut. Die Tetraplegie ist bei den meisten Folge eines Unfalls. Thomas Moser zum Beispiel ist vor 16 Jahren abgestürzt, als er zum zweiten Mal Fallschirmspringen war. Weil Männer häufiger Risikosportarten ausprobieren als Frauen, gibt es mehr Männer als Frauen im Rollstuhl, sagt Thomas Moser. Dass beim Freiburger Rollstuhl-Rugby unter den derzeit zehn Mitgliedern nur zwei Frauen sind, hänge aber auch mit der Sportart zusammen: Rugby — und eben auch Rollstuhl-Rugby — schrecke viele Frauen ab. Dajana Busch überhaupt nicht. "Es kann rabiat sein" , sagt sie, die Verletzungsgefahr sei jedoch minimal. Die Spieler sind abgesichert, dank der speziellen Rugby-Rollstühle, in denen sie während des Spiels sitzen: Die Füße sind abgestützt, zwei kleine Extra-Rädchen sorgen für Kippschutz. Doch ein Rugby-Rollstuhl kostet 6000 Euro — darum braucht der Verein Sponsoren. Auch sonst werden Unterstützer gesucht: Zum Beispiel, um die Angehörigen und Freunde zu entlasten, die derzeit beim Aus- und Einladen der Rollstühle ins Auto oder beim Umsetzen vom Alltags- in den Rugby-Rollstuhl helfen. Auf Dauer brauchen die Rollstuhl-Rugby-Fans außerdem eigene Trainer und Schiedsrichter. Thomas Moser hofft auf eine Zusammenarbeit mit Sportstudierenden. Zurzeit trainiert er die Truppe, lässt alle mit ihren Rollstühlen um die Wette rollen, macht mit ihnen Gymnastik- und Ballübungen. Aber weil er selbst mitspielt, ist er kein geeigneter Trainer, der Distanz und einen Überblick von außen braucht. Er fand vor acht Jahren zum Rollstuhl-Rugby, damals in Karlsruhe. Und es tut ihm gut: "Es steigert Beweglichkeit und Kondition, aber auch das Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Rollstuhl" , sagt er. "Weil man an Grenzen geht, ausprobiert, was als Rollstuhlfahrer alles möglich ist." Also weitaus mehr Facetten als beim gewöhnlichen Rugby, zu dem es eher wenige Gemeinsamkeiten gibt. Die Regeln sind komplett unterschiedlich. Selbst der Ball ist ein anderer: Statt der Eierform beim Rugby ist beim Rollstuhl-Rugby ein normaler Volleyball angesagt.
Anja Bochtler, 30.7.2008, BZ


 

 

 

Bahnhöfe im Raum Freiburg nicht barrierefrei erreichbar

Der Zustand ist schon seit Jahrzehnten unverändert — eine Verbesserung nicht in Sicht: Am Wiehrebahnhof haben vor allem Rollstuhlfahrer ganz schlechte Karten. Ohne fremde Hilfe können sie den Bahnsteig der Höllentalbahn Richtung Titisee-Neustadt nicht erreichen. Der Fahrgastbeirat hat sich an deswegen die Politik gewandt. Ziel ist ein barrierefreier Wiehrebahnhof. Von den insgesamt neun Bahnhöfe der Bahn AG in Freiburg sind die wenigsten barrierefrei.

Zumindest, was den Wiehrebahnhof mit seinen täglich mehr als 1200 Reisenden angeht, will die Fraktion von Junges Freiburg/Die Grünen im Freiburger Gemeinderat Verbesserungen erreichen. Immerhin steigen an diesem Haltepunkt, an der Bahnstrecke durchs Höllental gelegen, an einem durchschnittlichen Tag rund 1250 Fahrgäste ein oder aus. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Dieter Salomon, der gleichzeitig Vorsitzender des zuständigen Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) ist, fordert die Fraktion einen Lokaltermin mit allen Beteiligten. "Keine andere Eisenbahnstation auf dem Gebiet der Stadt Freiburg — der Hauptbahnhof natürlich ausgenommen — verfügt zum einen über ein so hohes Fahrgastaufkommen — und ist dabei andererseits nur über Treppen erreichbar" , heißt es in dem Brief. Die Grünen schlagen als vorübergehende Lösung einen mit Schranken geschützten Überweg über die Gleise und einen leicht geneigten Weg von der südlich gelegenen Waldseestraße zu den Bahnsteigen vor. Mit Bahnhöfen in der Stadt kennt sich Gerd Rettig vom Arbeitskreis Behinderter und Nichtbehinderter aus. "Selbst vom Hauptbahnhof aus" , so seine Erfahrung, "ist ein spontanes Reisen für Rollstuhlfahrer nicht möglich." Die Bahn-Mitarbeiter seien zwar sehr hilfsbereit, dennoch müsse jede Reise über ein Callcenter der Bahn angemeldet werden, damit Behinderten beim Ein- und Aussteigen geholfen werden kann. Und das eine Woche vor der Reise. Viel zu weit entfernt am südlichen Ende der Bahnsteige befinden sich Fahrstühle. "Bei kurzfristigen Änderungen schafft keiner den Übergang vom einen auf den anderen Bahnsteig." Haltepunkte an eingleisigen Strecken wie in Littenweiler, am Klinikum und an der Messe sind noch relativ problemlos zu erreichen, schwieriger wird es in St. Georgen, Herdern und Zähringen, wo die beiden Gleise nur über steile Rampen oder Treppen zu erreichen sind. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. "Bei rund 600 Bahnhöfen im Land müssen wir Prioritäten setzen" , sagt Martin Schmolke, Pressesprecher der Bahn AG in Stuttgart. Hinzu kommt: Nur Bahnhöfe und Haltepunkte, die von täglich mindestens 1000 Reisenden genutzt werden, will die Bahn überhaupt barrierefrei gestalten. "Erheblichen Nachholbedarf" in Sachen Barrierefreiheit sieht Martin Haag, Geschäftsführer des Zweckverbands Regio-Nahverkehr Freiburg, die die Breisgau-S-Bahn betreibt. Er setzt auf Verhandlungen mit der Bahn AG, wie sie in der "Freiburger Erklärung" vom Dezember vergangenen Jahres vereinbart wurden. "Selbst wenn die Bahnsteige ohne großen Aufwand zu erreichen sind, ohne Hilfe kommt ein Rollstuhlfahrer kaum in den Zug, das gilt selbst bei der S-Bahn Richtung Kaiserstuhl auf dem Hauptbahnhof", sagt Gerd Rettig vom Arbeitskreis behinderter und nicht behinderter Menschen.
Hans-Henning Kiefer, 20.3.2008, BZ

 

 

 

Barrierefreier Naturpark Südschwarzwald für alle - Symposion

Der Naturpark Südschwarzwald veranstaltet am Donnerstag, 20. September, in Schluchsee ein Symposium zum Thema "Barrierefreier Naturpark Südschwarzwald für alle — Beispiele aus der Praxis" . Das Symposium steht unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Wirtschaftsministers Ernst Pfister. Höhepunkt ist die feierliche Taufe eines Bootes, das auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden kann. Taufpatin wird die aus der Fernsehserie "Die Fallers" bekannte Schauspielerin Frau Ursula Cantieni sein.

Seit inzwischen mehr als zwei Jahren beschäftigt sich der Naturpark Südschwarzwald intensiv mit dem Thema Barrierefreiheit. "Jede Person sollte, unabhängig vom Alter oder einer Behinderung, in der Lage sein, zum Naturpark Südschwarzwald, innerhalb des Naturparks oder zu einer Sehenswürdigkeit oder Veranstaltung zu reisen und sie auch hautnah erleben zu können. Ältere und behinderte Reisende spielen im Naturpark Südschwarzwald eine zunehmende Rolle und bieten ein großes Marktpotenzial" , verdeutlicht Roland Schöttle, Geschäftsführer des Naturparks, die Ziele und gibt sich überzeugt, dass Investitionen sich in diesem Bereich lohnen werden. Viele Maßnahmen dafür sind bereits ergriffen worden. Es konnten verschiedene touristische Ziele auf ihre Barrierefreiheit hin untersucht werden, in den entsprechenden Einrichtungen wurden Schulungen und Coachings veranstaltet, verschiedene Seminare und Workshops angeboten und in einzelnen Gemeinden wurde dieses zukunftsweisende Thema offensiv aufgegriffen. So ist neuerdings in Waldkirch beispielsweise das Elztalmuseum mit einem Fahrstuhl ausgestattet worden. In Schluchsee wurde ein Uferweg rollstuhlgerecht ausgebaut. Derzeit wird der Zugang zu den Todtnauer Wasserfällen für Personen mit Mobilitätseinschränkungen verbessert. Auf dem Feldberg wurde am Bismarckdenkmal das Gelände terrassiert und auch für ältere Personen angenehm begehbar gestaltet. An den Landratsämtern wurden Naturpark-Infoterminals installiert, deren Bildschirm höhenverstellbar ist und an die Körpergröße angepasst werden kann. Die Reihe dieser bereits erreichten Verbesserungen ließe sich weiter fortsetzen.
Im Rahmen des Symposiums, das unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Wirtschaftsministers Ernst Pfister am morgigen Donnerstag von 10 bis 14 Uhr im Kurhaus Schluchsee stattfindet, wird über den Stand des Projektes berichtet. Die einzelne Gemeinden im Naturpark Südschwarzwald stellen ihre Aktivitäten mit konkreten Beispielen vor. Am Schluss des Symposiums steht die feierliche Taufe eines Bootes am Schluchsee, das unter anderem auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden kann. Taufpatin wird die aus der Fernsehserie "Die Fallers" bekannte Schauspielerin Ursula Cantieni sein, die die Bäuerin spielt.
19.9.2007, BZ

 

Schwerstbehinderte wegen verkürzter Zivi-Dienstzeit drei Monate hilflos

Viele pflegebedürftige Menschen haben den Wunsch, zu Hause betreut zu werden. Auch Zivildienstleistende leisten diese Arbeit. Problematisch wird es jedoch für betroffene Menschen wie Stephen Willaredt, der in Kenzingen wohnt und in Freiburg zur Schule geht, wenn diese nach den offiziellen neun Monaten wieder gehen und die pflegebedürftige Person in einem "Sommerloch" zurücklassen, bevor nach drei Monaten endlich der nächste "Zivi" kommt.

Der 19-jährige Kenzinger ist besonders betroffen, denn er sitzt im Rollstuhl und braucht rund um die Uhr Betreuung. Gerd Neumann ist die Problematik der "Nachfolger-Suche" bekannt. Er ist zuständig für den Bereich Individuelle Schwerstbehinderten-Betreuung (ISB) bei der Arbeiterwohlfahrt in Freiburg. Im Gegensatz zur AWO Breisgau-Hochschwarzwald-Emmendingen sind in Freiburg noch maximal 19 Zivis in diesem Bereich beschäftigt. "Es handelt sich um ein Stadt-Land-Problem" , sagt Neumann. In Freiburg gebe es viele Studenten, die im Sommer die fehlenden Zivis vertreten könnten. Auf dem Land sehe es problematischer aus. Viele mobile soziale Dienste würden gar nicht mehr mit Zivis arbeiten. Ein entscheidender Grund dafür sei die verkürzte Zivildienstzeit. "Deswegen muss man die Versorgung auf mehrere Beine stellen" , erklärt Neumann. Viele Zivildienst-Bewerber schlössen allerdings die Arbeit in der Individuellen Schwerstbehinderten-Betreuung aus. Das bestätigt Rüdiger Löhle, Pressesprecher vom Bundesamt für den Zivildienst: "Sie trauen sich diese Arbeit nicht zu." Seit Jahren sei dieses Tätigkeitsfeld im Zivildienst am schwächsten belegt. Das Problem, dass viele Pflegebedürftige auf dem Land das Sommerloch im Zivildienst zu spüren bekommen, ist ihm bekannt. Einen Lösungsvorschlag hat er trotzdem: Betroffene sollen frühzeitig mit dem Zivildienstleistenden verhandeln, ob dieser länger bleiben könne. In dem Fall müsse man eventuell tiefer in die Tasche greifen. Leichter gesagt als getan, findet Willaredt. Es müssten dringend Wege gefunden werden, dass Zivildienstleistende das ganze Jahr über in ausreichender Zahl auch im ländlichen Raum zur Verfügung stünden.
Friederike Marx, 1.9.2007, BZ

 

13-jährige Polin kann sich aufrecht bewegen - Unterstützung gesucht

Zum vierten Mal ist Maglosia Wojsa aus dem polnischen Koszalin in Freiburg. Die 13-Jährige wurde ohne Arme und Beine geboren. Handwerker des Sanitätshauses Schaub haben einen neuen Laufapparat für sie gebaut. Aus dem vorherigen ist Maglosia herausgewachsen. Die Freiburger Hilfsgemeinschaft für Kranke und Behinderte in Polen sammelt seit Jahren Spenden für das Mädchen. Mit Hilfe des Laufapparats kann es sich aufrecht vorwärts bewegen. Dazu haben die Orthopädietechniker Frank Kühnel und Heiko Gloderer eine genau passende Beckenschale aus Karbonfaser angefertigt. An der Unterseite dieser Schale sind Beinprothesen aus Stahlröhren und künstlichen Gelenken angebracht, die auf zwei beweglichen Platten befestigt sind. Maglosia kann damit eine seitlich orientierte Schaukelbewegung in eine Vorwärtsbewegung umsetzen. Am Montag setzten Frank Kühnel und Heiko Gloderer das Mädchen zum ersten Mal in den neuen Apparat. Nun geht es an die Feinarbeit. Die Schaumstoffpolsterung muss genau angepasst werden, damit sich keine Druckstellen bilden. Die Hilfsgemeinschaft hat ebenfalls dafür gesorgt, dass Maglosia einen Rollstuhl mit höhenverstellbarem und drehbarem Sitz bekommen hat. Dieser Rollstuhl ermöglicht es ihr, die Schule zu besuchen. Sie geht in die sechste Klasse der Grundschule und wird nach den Sommerferien auf das Gymnasium wechseln. In Polen ist es normal, dass körperlich beeinträchtigte Kinder mit Nicht-Behinderten zusammen unterrichtet werden. In jeder größeren Stadt gibt es Integrationsschulen.
Silvia Faller, 14.8.2007, BZ

Spenden: Unterstützung der Hilfsgemeinschaft erbeten:
Konto Nr. 2052355 bei der Sparkasse Freiburg, BLZ 68050101. Infos unter Tel 0761/7070574.


 

Mit 96 am Rollator an der Haltestelle - Seltenheitswert

Was ein alter Freiburger da erlebt hat, ist in seinen Augen so selten, dass er es uns unbedingt mitteilen musste. Der 96-Jährige wartete mit seinem Rollator (für jene, die das bisher noch nicht brauchen: Das ist eine Gehhilfe mit zwei Griffen und vier Rädern) an der Haltestelle Heinrich-von-Stephan-Straße auf die "Fünf" . Hier zeigten ihm zunächst andere Fahrgäste die Stelle, wo er am leichtesten einsteigen konnte, und halfen ihm dann tatkräftig dabei, in die Tram hineinzukommen. Für den Mann, dem die Folgen eines Schlaganfalls zu schaffen machen, ein überwältigendes Erlebnis: "Ich war so gerührt, dass ich fast weinen musste, und das war mir direkt peinlich." Wir meinen: Peinlich ist eher, dass so Selbstverständliches so selten ist.
24.3.2007, BZ

 

Wo können wir mit dem Rollstuhl essen gehen?

Mit Interesse verfolge ich immer Ihre Rubrik "Badisch schmeckt’s". Als Ehemann einer behinderten Frau bin ich immer auf der Suche nach Häusern, die für uns mit Rollstuhl zugänglich und auch im Hinblick auf die Toiletten rollstuhlgerecht ausgestattet sind, was in Freiburg und Umgebung offensichtlich selten genug der Fall ist. Leider habe ich bisher keine entsprechenden Hinweise in dieser Richtung in Ihren Veröffentlichungen finden können.
BZ-Leserbrief vom 28.2.2007 von Gustav Seiler, Kirchzarten

 

Ein Schlag ins Gesicht für Querschnittgelähmte

Wer nimmt diesen Mann noch ernst? 
Der lapidare Satz Ihres Redakteurs Fricker, "Schäuble ist ein kluger Mann", zeugt nicht gerade von eigener Klugheit. Was ist denn klug? Als Parteivorsitzender nicht freiwillig zurückzutreten, obwohl man tief im Korruptionssumpf steckt? (das hat man wohl schon vergessen?) Oder sich nicht freiwillig nach der Querschnittslähmung aus der Politik zurückzuziehen, obwohl dies den Steuerzahler sehr viel Geld kostet? Nein, die Machtbesessenheit dieses Mannes ist so groß, dass er die Frechheit besitzt, den Bürgern die Rente mit 70 zu offerieren, weil er ja vergleichsweise trotz der Behinderung privilegiert ist, sodass er selbst von der Macht nicht lassen muss. Dies kann jemand auch als klug bezeichnen, ich halte dies vor allem für arrogant und ignorant. Wer, frage ich, nimmt diesen Mann noch ernst, außer den nicht mehr so zahlreichen eigenen Parteifreunden?
BZ-Leserbrief vom 10.1.2007 von Klaus Macholl, Staufen

Ein Schlag ins Gesicht für Querschnittgelähmte
Fast 30 Jahre lang habe ich als Ergotherapeutin mit daran gearbeitet, Querschnittgelähmte wieder in das Berufsleben oder die Berufsausbildung zu integrieren. Aussagen wie die von Herrn Macholl sind wie ein Schlag ins Gesicht für Querschnittgelähmte, die an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und das Geld für ihren Lebensunterhalt wieder selbst verdienen und auch eine Schlag für jene, die es ihnen ermöglichen. Um einen angepassten Arbeitsplatz zu schaffen, muss natürlich Geld ausgegeben werden, auch dafür, dem Querschnittgelähmten den Weg von und zu der Arbeit zu ermöglichen. Das ist bei Herrn Schäuble auch geschehen. Die Privilegien, die er als gefragter Politiker genießt, sind sicher nicht ausschließlich durch die Querschnittlähmung bedingt. Ich muss annehmen, dass Herr Macholl sich nicht klarmacht, wie viel Geld des Steuerzahlers (!) ein Querschnittgelähmter benötigt, dem nicht gestattet wird, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Viele Querschnittgelähmte würden gerne arbeiten, finden aber keinen Arbeitsplatz — möglicherweise ist einer der Gründe dafür der, dass ein potenzieller Arbeitgeber eine ähnliche Meinung pflegt wie die eingangs zitierte.
BZ-Leserbrief vom 20.1.2007 von Karin Bötel, St. Märgen

Wann stirbt dieser Ungeist aus?
Unabhängig, wie man zu Innenminister Wolfgang Schäuble steht, ist das, was ihm Herr Macholl in einem Leserbrief vorwirft, einfach unerträglich. Er macht Schäuble unter anderem zum Vorwurf, "sich nicht freiwillig nach der Querschnittslähmung aus der Politik zurückzuziehen, obwohl er den Steuerzahler sehr viel Geld kostet" . Auf welchem Niveau ist denn der Leserbriefschreiber angekommen? Schon einmal wurde uns vorgerechnet, was Behinderte dem Staat für Kosten verursachen, um dann die Konsequenz zu ziehen, "lebensunwertes Leben" zu vernichten. Man muss ja fast schon dankbar sein, dass Herr Macholl auf solche Konsequenzen noch nicht gekommen ist, beziehungsweise sie nicht äußert. Trotzdem ist es zum Verzweifeln: Wann lernen wir endlich aus der Geschichte und wann stirbt dieser Ungeist aus?
BZ-Leserbrief vom 20.1.2007 von Joachim Scheil, Badenweiler


 

 

Rollinetzwerk zum ersten Mal in Schopfheim

Das Rollinetzwerk, eine Selbsthilfeorganisation von Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, traf sich am Freitag zum ersten Mal in Schopfheim im Sanitätshaus Lopez. In Rheinfelden und Lörrach bietet der Verein bereits regelmäßige Treffen an. In Zukunft sind auch in Schopfheim Betroffene und Angehörige zu monatlichen Treffen eingeladen. Zur ersten Versammlung kamen eine Handvoll Frauen und Männer.

Irena Rietz, selbst Rollstuhlfahrerin, hat das Netzwerk gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang Rietz gegründet: "Kurz nach meinem Unfall stellten wir fest, dass es nur wenig gebündelte Informationen und ortsnahe Ansprechpartner für Rollstuhlfahrer gab." Das Ehepaar kämpfte, zunächst allein, mit erheblichen Schwierigkeiten: Nach einer barrierefreien Wohnung suchten sie ein ganzes Jahr.

Das Netzwerk der Rollstuhlfahrer, wie der Verein offiziell heißt, bietet Betroffenen und Angehörigen, vielfältige Unterstützung im schwierigen Alltag: Die monatlichen Treffs und mehrere Ausflüge im Jahr bieten Gelegenheit zu Erfahrungsaustausch und Geselligkeit. Außerdem hilft das Rollinetzwerk allen, die Leistungen aus der Pflegeversicherung oder ein Hilfsmittel beantragen wollen, etwa ein geeignetes Sitzkissen oder einen Rollstuhl. "Systematisch werden Hilfsmittel erst einmal abgelehnt" , sagte Irena Rietz zu den Auswirkungen der Gesundheitsreform. Dabei seien die Folgekosten doch viel höher als die eingesparte Summe, wenn ein Patient ohne Hilfsmittel zusätzlichen Schaden erleidet, gab sie zu bedenken. Sie nannte ein Beispiel: Ein querschnittgelähmter Mensch braucht für seinen Rollstuhl ein Spezialsitzkissen, damit er keine Druckgeschwüre (Dekubitus) entwickelt. Eine Dekubitus-Behandlung sei sehr viel teurer als das Kissen. Das Rollinetzwerk engagiert sich außerdem für die Belange der Rollstuhlfahrer in der Öffentlichkeit und für eine barrierefreie Umgebung. Zum Beispiel setzt sich der Verein für die Einrichtung eines Behindertenbeirats bei der Stadt Lörrach ein. Die Besucher berichteten, was ihnen in Schopfheim Schwierigkeiten macht: Eine Frau empfand das Pflaster in der Altstadt als Zumutung: Man brauche sehr viel Kraft, um dort den Rollstuhl zu fahren. Bei Schmerzen sei das Rütteln auf dem Pflaster eine Tortur, ergänzte Reinhold Topp. Er berichtete über einen unwegsamen Kreisverkehr an der Kreuzung Hebel-/Schwarzwaldstraße. Andere Besucher berichteten, dass viele Geschäfte Stufen an den Eingängen haben. Irena Rietz merkte schließlich an: Das Rollinetzwerk habe sich im Sanitätshaus getroffen, weil man in ganz Schopfheim kein rollstuhlgerechtes Lokal gefunden habe. Als "gut" wird die Situation am Bahnhof bezeichnet, seit es einen Aufzug gibt. "Ich möchte den Leuten Mut machen, sich selbst für ihre Belange einzusetzen" , sagte Irena Rietz.

Treffpunkt "Rollinetzwerk" jeden ersten Freitag im Monat, 18 Uhr im Sanitätshaus Lopez, Schopfheim, Hauptstraße 17 (Nähe Stadthalle). www.rollinetzwerk.de

Regine Ounas-Kräusel, 10.1.2007, Badische Zeitung

 

Andrea Eskau vom RVC Reute ist Weltrekordlerin im Handbike
 
Die querschnittsgelähmte Andrea Eskau ist Weltrekordlerin im Handbike / Sie startet über den RVC Reute und peilt Peking 2008 an

Emmendingen. Dass eine Ehrung nachgereicht wird, ist für Andrea Eskau nicht üblich. Denn sie ist es gewohnt, vorne dran zu sein. Ihr Rennkalender ist jedoch so gefüllt, dass sie bei der Sportlerehrung des Regierungspräsidiums nicht anwesend sein konnte. So wurde der Weltmeisterin im Handbike die Urkunde beim Mannschaftstreffen des Radteams im Deutschen Behinderten-Sportverband (DBV) nachgereicht.
Seit 2002 sitzt die Athletin in dem Sportgerät, das sie mit der Kraft ihrer Arme vorantreibt. Nach einem drei Jahre zuvor erlittenen Radunfall ist sie querschnittsgelähmt. "Schon vor meinem Unfall habe ich Leistungssport gemacht, bin von der Leichtathletik zum Radsport gekommen und habe dann Triathlon auf der Mittelstrecke gemacht" , erklärt die frühere DDR-Bürgerin. Grundlage und mentale Stärke waren da, auch im Behindertensport weit zu kommen und das heißt für Andrea Eskau, Spitze zu sein. So hält sie seit 2005 den Weltrekord der Handbikerinnen im Citymarathon. Die 42,175 Kilometer absolvierte sie in 1.13.15 Stunden. Zweimal täglich trainiert Andrea Eskau, um sich in der Weltspitze in einem Sport etablieren zu können, "in dem die Leistungsdichte immer größer wird" . Das Fahren mit dem Handbike sei leichter als mit dem Fahrrad, denn das Gleichgewicht muss nicht gehalten werden. "Drei Stunden Training, bei schlechter Witterung auch auf der Rolle und im Winter ausgleichend noch Schwimmen und Kraftsport" , beschreibt sie ihr tägliches Pensum.
Dass sie an Rennen teilnehmen kann, verdankt sie auch ihrer Mitgliedschaft beim RVC Reute. Denn dazu benötigt man eine Lizenz. Deshalb sind alle Mitglieder der Radsportnationalmannschaft des DBV beim RVC Reute gemeldet. Cheftrainer Adelbert Kromer habe dies so organisiert und sei zudem daran interessiert, dass möglichst viele seiner Schützlinge in der Region leben. Auch Andrea Eskau wollte von Köln, wo sie an ihrer Doktorarbeit in Psychologie arbeitet, nach Freiburg wechseln. 2008 ist für die 35-Jährige jedoch Peking ein nahe liegendes Ziel, denn Handbike ist fester Bestandteil bei den Paralympics.
Markus Zimmermann-Dürkop, 9.12.2006
 

 

 

 

 

Mit dem Liegedreirad unterwegs - Touren

Eben, besser noch leicht abschüssig und geteert,
das sind sie, die idealen Wege für Menschen, die sich gerne mühelos bewegen, aber deren Muskel – Kraft – Reserven begrenzt sind. Das gilt für Leute wie mich, die mit dem Liegedreirad unterwegs sind, für Rollibiker (Rollstuhlfahrer mit einem Fahrradvorderteil), für Skater mit/oder ohne Kinderwagen etc. Eine geniale Erfindung für alle, die sich auf dem normalen Fahrrad nicht (mehr) so sicher fühlen, denen vor allem das auf – und absteigen Mühe macht ist das Liegedreirad. Noch nie habe ich mich seit meinem Unfall so mühelos bewegt, mein „rotes Kärrele“ fährt sich wie Butter. Man kann langsam fahren – das kennt ein normaler Radler gar nicht – kann stehen bleiben, sitzt dabei bequem und wenn man nach genussvoller, entspannter Fahrt aufsteht, tut einem nichts weh! Keine abgeknickten und überdehnten Handgelenke, keine Schmerzen in der Halswirbelsäule und vor allem: der Popo fühlt sich ausgezeichnet. Wann gibt’s denn das nach einer Tagestour? Wollen Sie meine Favoriten erfahren an Wegen, die fast eben, manchmal auch abschüssig und meistens geteert sind?
*Moos -> Bankholzen -> Weiler ->  Bettnang -> Iznang -> Moos
*Salem -> Mimmenhausen -> Neufrach -> Bermatingen -> Ahausen -> Salem
*Weildorf (Fahrradladen Reinwald) ->Leustetten -> Frickingen (Gasth. Paradies) -> Salem -> Weildorf
Bodman -> Überlingen + zurück (allerdings geht der Radweg immer an der Straße)
*Friedrichshafen ->Lindau (mit dem Zug zurück oder in der Alten Post übernachten.)
*Lindau ->Bregenz ->Hard -> Fußach ->Rohrspitz ->Höchst
*Konstanz -> Romanshorn (zwar ein guter Weg, landschaftlich jedoch nicht so reizvoll)
*Bregenzerwald: Schoppernau ->Schnepfau (Adler) -> Mellau  (mit dem Postbus zurück)

Wie Sie sehen, bin ich mit einem Liegedreirad unterwegs, da ich durch einen Skiunfall vor über 40 Jahren gehbehindert bin (gehe mit zwei Stöcken). Meine Spezialität ist "radeln, am besten geteert und nur bergab" Sie können die Art meiner Lieblingstouren den beiden Artikeln entnehmen, die ich Ihnen beilege. Da wir hier am See im Winter sehr viel Nebel haben, nehme ich auch gerne eine Stunde Fahrzeit auf mich, um in der Sonne - am liebsten einen möglichst ebenen Höhenweg mit schönen Ausblicken - zu radeln. Forststraßen sind zwar eher "zweite Wahl", jedoch auch interessant, wenn sie nicht allzu groben Schotter haben 5 - 10 km einfache Strecke sind optimal, dazu ein Ziel mit einer schönen Wirtschaft. Auch gut gebahnte Winterwege kommen für mich in Frage. Fällt Ihnen dazu was ein? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie einen Tipp für mich hätten. Falls Sie interessiert sind, schicke ich Ihnen gerne meinen allgemeinen Bericht über meine Erfahrungen (z.B. Tour durchs Montafon) mit dieser Art von Fahrrad.
Mit freundlichen Grüßen, 1.11.2006
Dr. Monika Kuhn, Zum Klausenhorn 5, 78465 Konstanz, Tel 07533 54 80, monikakuhn@arcor.de 

 

 

Behindertengerechte Ferienwohnungen - Diakonie testet

Zwei Rollstuhlfahrer testen Ferienwohnungen in Titisee-Neustadt auf Behindertenfreundlichkeit / Viel Lob für "Engel Hochberg"

Das Lob der Experten war einhellig: "Einwandfrei", ja geradezu "ideal" fanden die Rollstuhlfahrer Bernhard Schlupf und Frank Schneider bei der Besichtigung gestern die neue behindertengerechte Ferienwohnung im Gasthaus Engel Hochberg.

Diesmal nahmen sie drei Beherbergungsbetriebe in Titisee-Neustadt unter die Lupe. Das Projekt "Barrierefreie Quartiere" , bei dem die Tourist-Information der Stadt bereits im dritten Jahr mit dem Diakonischen Werk Hochschwarzwald zusammenarbeitet, soll die Urlaubsaufenthalte körperlich behinderter Menschen in der Region erleichtern. "Wir wollen nicht bewerten und kritisieren, wir geben Anregungen und Empfehlungen", betont Christel Kehrer vom Diakonischen Werk im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Sie leitet die Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung in Kirchzarten-Burg, die auch Schlupf besucht. Schneider ist Mitarbeiter im Netzwerk Diakonie. Die beiden Ferienwohnungen im Jostal beim Balzenhof und im Lorenzenhäusle erwiesen sich als geeignet für Gehbehinderte.
Danach ging´ s auf den Hochberg in Schwärzenbach, wo "Engel" -Wirt Thomas Waldvogel eine behindertengerechte Ferienwohnung gebaut hat. Wegen der Schlechtwetterperiode verzögerte sich lediglich die Fertigstellung der ebenerdigen Zufahrt mit Parkplatz direkt vor der Wohnung. Doch mit Hilfswilligen und Muskelkraft erreichten die beiden Rollstuhlfahrer auch so ihr Ziel. Und drinnen gab es dann wirklich nichts zu beanstanden. In beiden Schlafzimmern ist ausreichend Platz, um vom Rollstuhl ins Bett und wieder zurück zu gelangen. Auch die Höhe der Betten ist günstig, stellte Bernhard Schlupf erfreut fest. Auch in der eingerichteten Küche lässt sich vom "Rolli" aus hantieren und alles Nötige erreichen. Und im großzügigen Bad mit unterfahrbarem Waschbecken und schrägem Spiegel fühlten sich beide "Tester" sichtlich wohl. Eine rutschfeste Matte auf dem Boden der Dusche und eine Halterung auch an der anderen Seite der Toilette waren Verbesserungsvorschläge, die leicht umzusetzen sind. Die teure Glasschiebetür um die Dusche hätte es dagegen gar nicht gebraucht. Schlupf wie Schneider würden wegen des leichteren Zugangs und der größeren Bewegungsfreiheit einen Duschvorhang bevorzugen, wegen der Hygiene hätten sie keine Bedenken. Zum behindertengerechten Ausbau ihrer neuen Ferienwohnung entschloss sich die Familie Waldvogel, "weil es immer mehr Anfragen gibt" . Nun warten sie auf die ersten Gäste aus dieser Zielgruppe, die im "Engel" einen himmlischen barrierefreien Urlaub genießen können.
Alles von Annemarie Zwick vom 23.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Barrierefreier Tourismus - Seminar in Feldberg

Der Naturpark Südschwarzwald bietet insgesamt sechs Seminare zum barrierefreien Tourismus an. Eine Seminar beginnt am morgigen Freitag, 14. Juli, um 9 Uhr im Seminarraum des Hauses der Natur am Seebuck.

Wie jeder andere auch möchten behinderte und ältere Menschen Erholungs- und Geschäftsreisen unternehmen, Freizeiteinrichtungen besuchen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, im Restaurant essen oder kulturelle Veranstaltungen besuchen. Wie aber sieht ein Hotelbad aus, das auch Rollstuhlfahrer problemlos nutzen können ? Was brauchen blinde oder gehörlose Gäste für eine reibungslose An- und Abreise ? Was ist im Service und in der Kommunikation zu beachten ? Wie informieren sich behinderte oder ältere Menschen über Reiseangebote? Tourismusanbietern fehlt häufig das Know-how, um qualifizierte Angebote für diese Zielgruppe entwickeln und vermarkten zu können. So entstehen Barrieren, die älteren und behinderten Menschen das Reisen erschweren oder sie gar ganz davon abhalten. Um dies zu ändern, bietet der Naturpark Südschwarzwald jetzt Seminare zum barrierefreien Tourismus an. Abgehalten werden diese durch NeumannConsult, Münster und Lorenz Tourismusberatung, Berlin. Unterstützung finden die Seminare durch die Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. (NatKo), die die Seminarreihe "Gastfreundschaft für Alle!" zusammen mit dem Dehoga-Bundesverband entwickelt hat.

"Die Gemeinde Feldberg nimmt im barrierefreien Tourismus eine gewisse Vorreiterrolle ein, es gibt bereits eine Reihe von Angebote, die gut angenommen werden" , erklärt der Feldberger Kurdirektor Volker Haselbacher. "Wir wollen uns aber in diesem Segment weiter profilieren und Feldberg zu einer allseits bekannten Urlaubs-Adresse auch für ältere und behinderte Gäste machen." Dazu wird gemeinsam mit dem Naturpark am Freitag, 14. Juli, ein Seminar "Gastfreundschaft für Alle" angeboten. "Ältere und behinderte Reisende spielen im Naturpark Südschwarzwald eine zunehmende Rolle und bieten ein großes Marktpotenzial" , verdeutlicht Roland Schöttle, Geschäftsführer des Naturparks.
13.7.2006, www.suedkurier.de

www.natko.de

 

Rennbike-Gruppe Lieler-Sportlive-Team der Behindertensportgruppe Müllheim

Die Behindertensportgruppe (BSG) Müllheim hat seit vielen Jahren eine Jugendabteilung mit erfolgreichen “Rollis” . Ganz neu gegründet hat Reinhard Berner jetzt die Rennbike-Gruppe “Lieler-Sportlive-Team” . Neun Sportler zwischen 15 und 49 Jahren wollen künftig auch bei internationalen Handbike-Rennen ihre Kräfte messen.

Die Rollis nehmen lange Wege in Kauf — teilweise im Rennbike — für das wöchentliche Training im Müllheimer Eichwaldstadion. Im neuen Team fahren neben dem Trainer Reinhard Berner (Mauchen), Peter Kreuzer (Müllheim), Holger Spondel (Biengen), Johannes Ernst (Schopfheim), Jochen Gerbel (Brombach), Frank Graf (Freiburg), Alexander Link (Bremgarten), Heinz Pfefferle (Münstertal) und als Jüngster der 15-jährige Sven Henrich aus Badenweiler. Hand-Bike-Rennen sind besonders anstrengend, da sie über Strecken von mindestens 21 und bis zu 100 Kilometer gehen. Die Voraussetzungen sind auch finanziell hart, denn ein solides Handbike kostet 4000 bis 9000 Euro. Da ist die BSG froh, dass “Jürgen´ s Bike-Shop” in Schallstadt nicht nur Regenjacken gestiftet hat, sondern auch Bikes kostenlos repariert. Sein erstes Rennen hat das Team über eine Strecke von 44 Kilometern in Rosenau/Frankreich erfolgreich mit dem siebten Platz bestritten. Derzeit wird für Rennen in Mannheim und Sempach in der Schweiz trainiert. Reinhard Berner fährt auch zum Europa-Cup in Duderstadt. Auf dem Plan stehen weitere internationale Veranstaltungen in Belgien, Italien, England und Tschechien.

Die Fahrtkosten muss jeder Sportler selbst tragen. Die Startgelder übernimmt der medizinische Betreuer der BSG, der Müllheimer Internist Dr. Frank Weinert. Die Firma Lieler Schlossbrunnen spendet Trikots und versorgt die Biker ganzjährig mit Vitamindrinks und unterstützt die Sportler mit weiteren Zuwendungen. Mit intensivem Training bereiten sich die Rollis auf ihre Wettkämpfe vor. Nur Sven Henrich ist ein bisschen sauer, weil er noch zu jung für internationale Handbike-Starts ist. Wenn sich die Kriterien nicht ändern, muss er noch drei Jahre bis zu seinem 18. Geburtstag warten. “Ich bin aber schon jetzt bei jedem Training” , sagt er

Kompletten Text von Sigrid Uminger vom 22.5.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Rollstuhlbasketball im Rieselfeld

Rollstuhlbasketball gibt es am Samstag, 1. April 2006, 10 bis 16 Uhr, in der Sepp-Glaser-Halle, Johanna-Kohlund-Straße 7. Mannschaften von Ring-Sport Freiburg, Offenburg und Pforzheim spielen dort in der Landesliga Baden-Württemberg gegeneinander. Die Freiburger spielen um 10 und 14 Uhr. Infos unter www.drs-rollstuhlbasketball.de

 

Freiburger Rosenmontagsumzug - Rollstuhlfahrer ignoriert

Drei Rollstuhlfahrerinnen schildern ihre Erfahrungen beim Freiburger rosenmontagsumzug

Wie penetrant und ignorant nichtbehinderte Menschen sein können, mussten wir als Rollstuhlfahrer während des Freiburger Rosenmontagsumzug feststellen. Obwohl wir uns schön frühzeitig mit unseren Rollis an der Umzugsstrecke einen Platz in der ersten Reihe nahe des Schwabentores ergattern konnten, schoben sich im Gedränge immer wieder Erwachsene vor uns und verwehrten uns dadurch den Blick auf den Zug. Deshalb unser Vorschlag an die Organisatoren:
Schafft im kommenden Jahr nicht nur den "Promis", sondern auch uns Rollstuhlfahrern einen "geschützten Bezirk" entlang der Zugstrecke.

BZ-Leserbrief vom 3.3.2006 von Silke Vogt, Doris Szabo und Marion Jansen, Freiburg

 

Mit dem Rollstuhl auf der Tanzfläche in March

“Das war spitze!”, ruft Jochen Weirich und ist dabei noch ganz außer Atem. Eine Stunde lang hat der Rollstuhlfahrer aus der Caritaswerkstätte in Neuershausen ausgelassen getanzt. Im Marcher Jugendclub läuft derzeit ein Tanz-Workshop, bei dem Menschen mit Handicap zusammen mit Jugendlichen die Tanzfläche erobern.

“Unsere Disko ist für alle da!” lautet das Motto von Martina Graner vom Jugendzentrum. Sie hatte zusammen mit Günter Nieweg von der Behindertenwerkstätte der Caritas die Idee zu dem Tanzprojekt. “Wir planen ein gemeinsames Sommerfest, bei dem wir dann zusammen einen Tanz vorführen wollen” , erläutert Martina Graner. Bis es so weit ist, trainieren die Tänzerinnen und Tänzer eifrig. Alle zwei Wochen kommen acht junge Erwachsene aus der Caritaswerkstätte in den Jugendclub nach Buchheim. Eine Stunde lang üben sie Schrittfolgen und Drehungen. Einmal vom Tanzfieber gepackt, möchte die Gruppe am liebsten gar nicht mehr gehen. “Wir können ruhig noch länger machen” , schlägt Jochen Weirich vor. Zu seinen Tanzpartnern gehört ein gutes Dutzend Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren, die sich donnerstags immer im Jugendzentrum treffen. Fetzige Musik und Tanzen gehören sowieso zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Deswegen macht ihnen auch das neue Tanzprojekt Spaß. “Ich finde es schön, dass ihr wieder hier wart” , sagt Tamara (zwölf Jahre), als sie sich von den Besuchern verabschiedet. Lisa (ebenfalls zwölf) fügt hinzu: “Ich freue mich schon auf das nächste Mal.”

Inzwischen kennen sich alle in der Gruppe mit Namen. Denn es wird nicht nur getanzt, sondern es gibt auch eine Begrüßungs- und eine Abschiedsrunde. Am Anfang, berichtet Martina Graner, hätten einige Mädchen Angst vor den Behinderten gehabt. “Wir müssen da ganz schön Vorarbeit leisten” , sagt Graner. Jetzt fragen die Mädchen ohne Scheu nach, wenn ihnen das Verhalten oder Aussehen ihrer Tanzpartner komisch vorkommt. “Es gibt auf der Welt eben Menschen, die nicht so wie andere funktionieren” , möchte Martina Graner ihren Schützlingen vermitteln. Der Jugendclub und die Caritaswerkstatt, in der vor allem geistigbehinderte Erwachsene arbeiten, kooperieren schon seit mehr als einem Jahr. Im Juni gab es einen ersten Disko-Nachmittag im Jugendclub und auch eine Gegeneinladung zum Tanzen gab es schon: zur Werkstatt-Disko in Neuershausen. Beim Workshop im Jugendclub zeigt die zwölfjährige Sabrina der Gruppe immer neue Schritte und Drehungen. Reggae-Musik schallt durch den Raum, violette Strahler sorgen für Diskostimmung. Jochen Weirich spannt seine Muskeln an und bewegt den schweren Rollstuhl scheinbar mühelos hin und her. Die neue Drehung haben alle Tänzerinnen und Tänzer so schnell gelernt, dass Martina Graner lachend feststellt: “Fürs nächste Mal müssen wir uns ja viel mehr überlegen!”
Alles von
Barbara Schmidt  vom 16.2.2006 auf www.badische-zeitung.de

www.jugendclub-march.de


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