Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Eichstetten am Kaiserstuhl
        

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Informationen zu Eichstetten am Nordostrand des Kaiserstuhls

Tele-Blick vom Eichelspitzturm nach Osten auf Eichstetten am 22.10.2006

Tele-Blick vom Eichelspitzturm nach Osten auf Eichstetten am 22.10.2006

 

 

Integratives Café Mitnander im Schwanenhof - Kooperation Himmelreich

Mit der Beteiligung an dem Betrieb des integrativen „Café Mitnander“ im Eichstetter Schwanenhof expandiert das Hofgut Himmelreich an den Kaiserstuhl. Gemeinsam mit der Gemeinde Eichstetten und der Bürgergemeinschaft Eichstetten soll dort eine jetzt gegründete gemeinnützige GmbH eine Begegnungsstätte für die Bürger(innen) betreiben, in der auch bis zu vier Menschen mit Behinderung einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz erhalten. Ihre Anleitung und Begleitung erfolgt durch die Fachleute im Hofgut Himmelreich. Unterstützt wird das neue Projekt von der „Aktion Mensch“ und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. Unser Foto zeigt die Projektträger (in der Mitte Jochen Lauber vom Hofgut Himmelreich), Unterstützer und künftigen Mitarbeiter(innen) des integrativen „Tagescafés Mitnander“. Die Umbauarbeiten in den ehemaligen Räumen der Eichstetter Winzergenossenschaft sollen bis März 2012 beendet sein, so dass der Betrieb Ostern beginnen kann.
15.12.2011, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

  Unterstützer vom Cafe Mitnander Dez.2011 - Bild: Lück

40 Jahre Bioland 11.9.11: Fest in Eichstetten - Wiege des ökologischen Landbaus

Am Sonntag, den 11. September, feiert der größte deutsche ökologische Anbauverband Bioland seinen 40. Geburtstag. Ort der Geburtstagsfeier ist die Wein- und Gemüsebaugemeinde Eichstetten. Denn hier steht so etwa wie die Wiege des ökologischen Landbaus in Deutschland. Die Ursprünge reichen schon in die 50er Jahre zurück. Hiesige Bauernfamilien gehörten 1971 zu den Gründern des "bio-gemüse e.V.", des Vorläufers von Bioland. Die erste Bundesversammlung dieser Bio-Vorkämpfer fand 1976 in Eichstetten statt. Mit dabei war der Schweizer Agrarpolitiker Hans Müller, der gemeinsam mit seiner Frau Maria und dem Arzt Hans-Peter Rusch den Pionieren den Weg zum organisch-biologischen Anbau eröffnete. Diese anfängliche "Landbaubewegung" ist heute bundesweit auf 5500 Erzeuger und 850 Verarbeitungspartner, die nach Bioland-Richtlinien wirtschaften, angewachsen.
Zum Jubiläum gibt es um 10 Uhr im Festzelt am S-Bahnhof einen Gottesdienst. Danach eröffnen Bürgermeister Michael Bruder sowie Bioland-Präsident Jan Plagge die Jubiläumsfeier. Auf einem großen Markt präsentieren sich viele Bioland-Betriebe aus der Region: Vom Imker über Gärtner, Landwirte und Weingut bis zur Käserei und zum Bio-Caterer ist alles dabei. Außerdem können Besucher sich durch die Weinberge führen lassen und hinter die Kulissen des Bio-Naturkost-Großhandels Rinklin schauen. Wer Interesse an alten Kulturpflanzensorten hat, kann den Kaiserstühler Samengarten mit allen Sinnen genießen. Um 14.30 und um 16.30 Uhr startet ein Taxi Shuttle von der Bahnhofsstraße zum Schaugarten. Besonders rund um die Paprika ist viel geboten. Für Kinder bietet das Freiburger Rauszeit-Team einen Naturbastel-Workshop und eine Spielstraße an.
9.9.2011

40 Jahre Bioland: Der Erfolg sorgt für Nachschub-Probleme
Der Ökoverband Bioland hat in Eichstetten am Kaiserstuhl sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die auch Schattenseiten hat. Die Nachfrage ist so groß, dass die Produzenten nicht nachkommen.
Eichstetten ist eine Keimzelle des ökologischen Landbaus. Wegen der stark wachsenden Nachfrage nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln hat Bioland mit seinen 5600 Mitgliedern Grund zur Freude. Jan Plagge, seit März Präsident des Verbands, schlug jedoch auch nachdenkliche Töne an. Denn die Erzeugung einheimischer Bioprodukten hinkt der stark steigenden Nachfrage hinterher. Als wichtigste Herausforderung für die Branche hält Plagge deshalb die Steigerung der inländischen Anbauflächen. Größtes Hemmnis sei die Förderung von Biogas über das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), weshalb viele Betriebe sich für den Anbau von Mais für die energetische Verwertung entscheiden als für den ökologischen Landbau. Bio-Importe aus Asien und Südamerika gleichen daher das wachsende Defizit zwischen Angebot und Nachfrage aus. Zwar wächst die Anbaufläche für Bioprodukte in Deutschland stetig, laut Statischem Bundesamtes um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 990 700 Hektar in diesem Jahr. Das Marktvolumen hingegen brilliert aber mit zweistelligen Zuwachsraten. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln hat von vier Milliarden Euro 2005 auf schätzungsweise sechs Milliarden in diesem Jahr zugelegt. Nach Auskunft des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft finden sich heute 63 000 bio-zertifizierte Produkte im Handel, wobei der spezialisierten Naturkosthandel und der allgemeine Lebensmittelhandel jeweils die Hälfte des Marktvolumens umsetzen.
Mit 5600 Mitgliedern ist
Bioland neben dem Demeter-Verband der größte Anbauverband, wobei mehr als die Hälfte der Betriebe in Baden-Württemberg und Bayern liegen. Ein Schwerpunkt ist die Milcherzeugung, vor allem in den Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald, weil sich mit dem Mehrerlös für Bioprodukte die relativ hohen Produktionskosten in diesen Regionen eher ausgleichen lassen. Auch die Freiburger Schwarzwaldmilch hat sich 1997 dem Verband angeschlossen. Sie erfasst 18 Millionen Kilo Milch von 130 Biolandbetrieben. Ein weiterer Schwerpunkt in der Region ist der Gemüse- und Obstanbau. Bei diesen Betrieben hat die recht einträgliche Direktvermarktung traditionell eine große Bedeutung.
Wegen der starken Präsenz in der Region ist es nicht verwunderlich, dass Bioland in Südbaden sein Jubiläum feiert – zumal drei Eichstetter Landwirte 1971 zu den Mitgründern zählten. Das Kaiserstuhldorf eine Keimzellen des ökologischen Landbaus. Schon in den 1950er Jahre haben Landwirte begonnen, die Ideen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft umzusetzen, wovon sich die Anbaukriterien des Demeter-Verbands ableiten. 1971 grenzten sich drei Familien davon ab und initiierten den Verein Bio Gemüse, der sich 1979 zum Bioland-Verband umbenannte. Gemeinsam ist den beiden Verbänden der generelle Verzicht auf industriell hergestellte Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel im Pflanzenbau und Arzneimittel in der Tierhaltung. Unterschiedlich ist unter anderem die Praxis der Kompostierung und dass Demeter-Erzeuger spezielle Präparate zur Pflanzenstärkung anwenden. Unter den Bioland-Pionieren waren Wilhelm und Lydia Rinklin, deren Sohn Wilhelm Rinklin 1985 in Eichstetten das Großhandelsunternehmen Rinklin Naturkost GmbH gegründet hat, das heute mit 150 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 60 Millionen Euro zu den wichtigsten Akteuren der Biobranche in Baden-Württemberg zählt.

Eichstetten besonders Bio
In Deutschland wächst die ökologisch bewirtschaftete Fläche laut Statistischem Bundesamtes stetig, wobei sie mit einem Anteil von 5,9 Prozent an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche nach wie vor eine geringe Bedeutung hat. In Baden-Württemberg beträgt der Anteil nach der jüngsten Agrarstrukturerhebung 7,4 Prozent. In der Region zwischen Waldshut, Villingen-Schwenningen und Offenburg sind es gut neun Prozent. Spitzenreiter im Südwesten ist der Landkreis Waldshut-Tiengen mit einem Flächenanteil von 17 Prozent, gefolgt vom Bodenseekreis und von den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach. Mit einem Anteil von 20 Prozent weist Eichstetten den höchsten Anteil im Land auf.
12.9.2011, Silvia Faller


 

Eichstetter Gespräche zur Nachhaltigkeit

Am  Freitag, den 12.11.2010 besucht Frau Renee Ernst Deutschlandbeauftragte der UN Eichstetten. Ab 19 Uhr wird sie im Gasthaus Ochsen als Gast bei den Eichstetter
Wirtschaftsgesprächen aus ihrer Arbeit und der UN Milleniumskampagne berichten. Dazu kocht Thomas Rinklin vom Gasthaus Ochsen ein viergängiges vegetarisches Bio - Regio Menü.

Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu Gast bei Christian Hiß, um über ihre Arbeit für Nachhaltigkeit in Politik, Kultur und Wirtschaften zu berichten.
www.eichstetter-gespraeche.de , Anmeldung Ochsen 07663/1516
9.11.2010

 

Eichstetter Bürgerdank: Cafe Miteinander, Inklusion, Jugendarbeit

Bürgermeister Michael Bruder (links) ehrte beim Eichstetter Bürgerdank für 2009 mit großer Freude Jugendliche, die sich in der Jugendarbeit der Gemeinde ehrenamtlich engagieren

Foto: Christa Rinklin

Nachdem im vergangenen Jahr die Schulkooperation mit Bahlingen das zentrale Thema des Eichstetter Bürgerdanks war, stand jetzt das geplante integrative "Café Miteinander" in der Seniorenwohnanlage Schwanenhof im Zentrum. Als Gastredner hatte Bürgermeister Michael Bruder hierzu Professor Helmut Schwalb, den geistigen Vater des Hofguts Himmelreich, gewinnen können. Für Schwalb sprach über Inklusion, die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in einen Betrieb. Menschen mit einer geistigen Behinderung, so der studierte Volkswirt, hätten nur geringe Chancen auf einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Wohnen, Arbeit und dem Leben in einer Gemeinde. Drei Entwicklungsphasen habe die Gesellschaft bereits durchgemacht: die Exklusion, das "Wegschließen" der Behinderten, die Segregation, also Sonderversorgung, und die Integration, das heißt die Anpassung von Menschen mit Behinderung an die Normalität der nichtbehinderten Menschen. Jetzt stehe ein Paradigmenwechsel an hin zur "Inklusion" in Form einer solidarischen Bürgergesellschaft, die eine Gleichstellung der Nichtbehinderten in allen Bereichen gewährleiste und damit für eine neue Vielfalt in der Gesellschaft sorge. Dieser Ansatz habe eine neue Pädagogik in der Erziehung, unterstütztes Wohnen in der Gemeinde, die Teilnahme am Vereinsleben sowie Stellenangebote für Menschen mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt zur Folge.
Das Hofgut Himmelreich mit einem Gasthof, einer Bahnagentur mit Kiosk und der Integrativen Akademie, hat sich die Berufsvorbereitung von Menschen mit Behinderung sowie die Entwicklungsberatung von Firmen und Institutionen zur Aufgabe gemacht. Professor Helmut Schwalb zeigte angetan von der Idee eines integrativen Cafés für Eichstetten, da es die lebendige Bürgergemeinschaft optimal ergänze. Er und die Akademie werden die Verantwortlichen in Eichstetten bei der Realisierung des Cafés beraten.

Beim Bürgerdank sprach Bürgermeister Michael Bruder zuerst den Vereinsvorsitzenden, den Vereinsrechnern und allen, die 2009 zum Gelingen des "Schwiboge-Wifeschts" beigetragen hatten, seinen Dank aus: Gerhard Bürkin (MixDur), Bernhard Köbelin (Sportclub), Sabine Raddatz (DRK), Gabi Schmidt (Landfrauen), Walter Schmidt (Turnverein), Maria Schüssele (Schützenverein), Gerhard Trautwein (Feuerwehr) und den Hofbesitzern. Bruder dankte auch Claudia Hornecker, Dr. Manfred Maaßen und Karl Meier für Erste Hilfe, der Hospizgruppe (Rosemarie Bär, Ruth Frosch, Antonia Kiechle, Heike Rinklin und Rita Sprich) für ihren wichtigen Dienst sowie Fritz Bär und Alma Spittler-Günsch für ihre Nachbarschaftshilfe an dem verstorbenen Bürger Fritz Moritz. Der Bürgermeister hob auch die ehrenamtlichen Verdienste von Kurt Heinzmann hervor, der das Ortsfamilienbuch bis zum Jahr 1910 erweitert hat.
Der thematische Schwerpunkt der Ehrungen für 2009 galt der Jugendarbeit. Bruder dankte sieben Jugendlichen im Jugendvorstand des Turnvereins Eichstetten: Leon Bär, Inna Mironenko, Hans-Peter Mößner, Anja Prinz, Larissa Rueb, Sarah Scherzer und Roman Schittenhelm. Geehrt wurden auch Marius Bär, Jugendleiter der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, und Tim Danzeisen für sein Engagement in der Feuerwehr. Den Bürgerdank begleiteten am Akkordeon Linda Leimenstoll und Stefan Trautwein.
3.2.2010, Christa Rinklin

 

Reiskulturen am Kaiserstuhl: 20 Sorten gesät

Das Nahrungsmittelangebot des Wein- und Gemüsedorfes Eichstetten abrunden könnte künftig die Ernte von jüngst gesetzten Reispflanzen. Auf einer annähernd 100 Quadratmeter großen Versuchsfläche wurden von Maaz Ullah Bhatti und Aman Ullah Bhatti, sowie dem promovierten Biologen Thomas Gladis, rund 20 Sorten Reis gepflanzt.
Alles von Gustav Rinklin vom 19.6.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/reisanbau-am-kaiserstuhl--print--16180124.html

http://www.gladis.gmxhome.de/

 

Mahnmal zur Judendeportation am früheren jüdischen Schulhaus

Am Mittwoch jährte es sich zum 68. Mal, dass in Eichstetten die Juden unter Regie der SS abgeholt und schließlich ins südfranzösische Gurs deportiert wurden. An diese am 22. Oktober 1940 verschleppten Mitbürger erinnert nun ein Mahnmal, das am Mittwochabend an der Bahlinger Straße enthüllt wurde.

"Gegen Mittag brachte man uns alle in einem Bus nach Freiburg. Natürlich haben einige Eichstetter Bürger des Geschehen gesehen oder aus den umliegenden Fenstern beobachtet. Es geschah ja am hellichten Tag" . So schildert es Wiltrude Hene, eine der insgesamt 41 aus Eichstetten in Richtung Gurs Deportierten. Die heute 81-Jährige lebt in Los Angeles. Ihre Erinnerung an die letzten Tage als 13-jähriges Mädchen in Eichstetten trug Ursula Kügele vor, als rund dreißig Personen zur Einweihung des Mahnmals gekommen waren. Es steht vor dem ehemaligen jüdischen Schulhaus, der heutigen Bahlinger Straße 7. Am Tag der Deportation war dieses Gebäude schon arisiert, wie auch der andere, privat verbliebene Besitz der letzten Eichstetter Juden. Denn wer von ihnen nicht rechtzeitig noch in den 30er Jahren Haus und Grund verkauft hatte und ins Ausland gezogen war, der war inzwischen Opfer der Enteignung geworden. Die 33 Juden, die am 22. Oktober 1940 mit einem Bus nach Freiburg verfrachtet wurden, waren schon einige Wochen zuvor im Anwesen Altweg 8 zusammengepfercht worden. Ihre vormaligen Wohnungen, fast alle im Unterdorf gelegen, hatten sie räumen müssen. In Freiburg trafen die 33 Eichstetter auf sechs weitere, die zuvor schon nach Freiburg gezogen waren. Sie alle sowie zwei in einem jüdischen Altersheim in Gailingen lebenden Eichstetter, insgesamt also 41, wurden per Bahn nach Gurs deportiert. Weitere aus Eichstetten stammende Juden waren aus anderen Orten, wie Breisach, dorthin verschleppt worden. In Gurs, im Pyrenäenvorland, hatten die Nazis ein Sammellager für Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saargebiet dem eingerichtet. Die Deportation in Baden fand zeitgleich in 137 Gemeinden und betraf damals rund 5400 Menschen. Das jetzt eingeweihte Mahnmal ist ein Bildnis aus Bundsandstein in Form eines abgebrochenen Schwibogens. Der Schwibogen, die steinerne Einfassung der oben gerundeten Hoftore, ist für den Kaiserstuhl und insbesondere Eichstetten typisch. Die andere Hälfte des Schwibogens ist als Eichstetter Beitrag Teil des zentralen Mahnmals für die aus Baden deportierten Juden, das am Sonntag in Neckarzimmern eingeweiht wurde. "Diese Mahnmale erinnern an einen dunklen Tag in der Geschichte Badens und Eichstettens" erklärte Bürgermeister Michael Bruder bei der Einweihungsfeier. Daran solle dieses Steinbildnis "von heute an und in der Zukunft erinnern". Dieses Erinnern geschehe auch aktiv, verwies Bruder auf die Entstehung des Mahnmals. Denn hergestellt wurde es in einem Projekt der Schule, unter Federführung von Lehrer Manfred Breisacher und Steinmetz Joachim Bihl. Vier Neuntklässler der Adolf Gänshirt-Schule haben mit eigener Hand diese Erinnerungsarbeit geleistet: Jonathan Brenn, Katharina Schmidle, Mohamed Yakzan und Sarah Sillmann. Zur Technik der Steinbearbeitung haben sie Erfahrungen über die Geschichte ihrer Heimat gesammelt. So kamen sie auch zur Gestaltung des Mahnmals. Der Schwibogen trägt die Aufschrift "Eichstetten" , auf dem Basisstein steht Gurs. Auf der Vorderseite des Sockels ist ein Davidstern eingemeißelt, mit dem Symbol eines weinenden Auges in seiner Mitte. Auf der Innenseite des Bogens ist eine metallene Mesusa eingelassen, ähnlich wie an Türpfosten von frommen Juden. Sie beinhaltet ein Pergament mit dem Spruch "Höre Israel" , dem Anfang des jüdischen Glaubensbekenntnisses. Zur Einweihung wurde das jüdische Totengebet Kaddisch auf deutsch vorgetragen; danach beschloss der evangelische Pfarrer Martin Hassler mit dem Segen und dem Vaterunser die Feier. Er hatte zusammen mit drei der Schüler, Lehrer Breisacher und Steinmetz Bihl auch an der Einweihungsfeier des zentralen Mahnmals in Neckarzimmern teil genommen.

Die Deportierten
Folgende 33 jüdischen Bürger Eichstettens wurden am 22. Oktober 1940 in Richtung Gurs verschleppt: Auguste, Bernhard, Gustav, Hermann, (Maier) Max, Mathilde, Sophie und Rachel Bloch; Sophie Epstein, Karl und Rosa Hauser; Flora, Harry* und Wiltrude* Hene; Alfred* und Auguste Hofeler, Regine Kleefeld*, Berta, Betty und Sarah Klein; Hermine und Leopold Mirwis, Karolina Seelig, Betty, Isaak, Leopoldina, (Viehhändler) Moritz, (Metzger) Moritz, Paula, Rina, Rosa, Samuel und Thekla Weil; sowie aus dem Altersheim in Gailingen Isaak Hofeler und Sophie Weil. Nur die mit Stern* gekennzeichneten überlebten die Judenverfolgung. Aus Freiburg wurden deportiert die Eichstetter Babette, Irma und Max Dreifuss sowie Armin, Lilly und Siegfried Sommer, die alle von Gurs nach Uruguay auswandern konnten.

Manfred Frietsch , 24.10.2008, www.badische-zeitung.de

 

Walter Hiss (dr Eugen Hiss) tot: Chronist in Wort und Bild

Er war der Kaufmann im Dorf, er war der Chronist des Dorfes und er war auch so etwas wie ein weit herumkommender Botschafter seiner geliebten Heimat Eichstetten: Am Mittwoch ist Walter Cezill Hiss verstorben, wenige Wochen vor seinem 85. Geburtstag. Mit ihm verliert Eichstetten einen Charakterkopf, aber zugleich behält es einen reichen Schatz an Erinnerungen.

  "dr Eugen Hiss"

Diesen Schatz hat "dr Eugen Hiss" — wie er von den Einheimischen genannt wurde — selbst in jahrelanger Arbeit zusammengetragen. Texte und vor allem Fotografien, zur Heimatgeschichte und zum Alltagsleben im Dorf, bilden einen reichen Fundus, den die Gemeinde schon zu Lebzeiten nutzen konnte. "Wir hätten nur halb so viele Bilder im Archiv ohne ihn" erklärte gestern Rathausmitarbeiterin Karin Hunn. Auch die Badische Zeitung, für die Walter Hiss in Wort und Bild viele Jahre lang engagiert und zuverlässig berichtete, hat dem nun nach einem Krebsleiden Verstorbenen vieles zu verdanken.
Walter Cezill Hiss kam am 1. Dezember 1923 in Eichstetten zur Welt. In diesem Jahr hatte sein Vater Eugen Hiss ein Lebensmittel- und Metallwarengeschäft im Altweg gegründet. Walter führte es später mit seinem bereits 1970 verstorbenen Bruder Helmut weiter. Diese geschäftliche Tradition blüht ungebrochen: Das Lebensmittelgeschäft, das sich der Kaufmannsgenossenschaft Edeka anschloss, firmiert bis heute unter dem Namen des Gründers als Eugen Hiss KG, geführt vom Sohn Gerhard Hiss. Und der von Gerhard und Dietmar Hiss geführte Fachmarkt für Metallwaren ist im Eichstetter Gewerbegebiet ansässig. Doch Walter Hiss, der mit seiner vor wenigen Jahren verstorbenen Frau Ruth vier Kinder hatte, war nicht nur ein rühriger Kaufmann. Noch vor dem Krieg hatte er seine Leidenschaft für die Fliegerei entdeckt. Er begann eine Ausbildung als Maschinenbauer und absolvierte noch die ersten Pilotenprüfungen, bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach der Heimkehr übernahm er die Verantwortung im elterlichen Geschäft und heiratete. Aber die Passion für die Fliegerei behielt Walter Hiss, und legte sich mit der Fotografie noch ein weiteres Steckenpferd zu. Auch hier absolvierte er fachliche Ausbildungen. Sein Können war gefragt und so verwundert es nicht, dass Walter Hiss 1960 als Lokalreporter für die Badische Zeitung zu arbeiten begann. Auch hier bewies er die gleiche Leidenschaft, die ihm auch bei seinem Hobby der Segelfliegerei zu Höchstleistungen befähigte. So stellte er vom Startplatz Freiburg aus mit 700 Kilometern einen Streckenrekord auf. Und als Reporter und Fotograf baute er ein umfangreiches Bildarchiv auf. Dies war die Grundlage für eine bebilderte Dorfchronik, die er vor zehn Jahren veröffentlichte. Selbstredend wäre auch die 2000 erschienene zweibändige Dorfgeschichte ohne von ihm beigesteuerte Fotografien nicht vorstellbar. Auch an den neu aufgelegten Jahrbüchern wirkte Walter Hiss mit — bis zum Schluss: Für das im Advent erscheinende Jahrbuch 2008 verfasste er einen Beitrag über die Elektrifizierung Eichstettens. Sein Wirken wird ihn so seiner geliebten Heimat bleibend erhalten.
fri, 23.10.2008, BZ

 

 

Regionalwert AG Bürgeraktiengesellschaft Region Freiburg: Kapitalerhöhung

Der Wertpapierprospekt ist seit Montag, den 9. Juni 2008 auf der Homepage der Gesellschaft unter der Webadresse - www.regionalwert-ag.de - offiziell zum downloaden veröffentlicht. Die Emission beginnt am 10. Juni 2008. Falls Sie Interesse haben, können Sie den Prospekt in Papierform bei der Gesellschaft anfordern. Bitte benutzen Sie dazu das entsprechende Anforderungsformular auf der Internetseite. Wir freuen uns über Ihr Interesse an Aktien der Regionalwert AG.

9.6.2008, Christian Hiß

Christian Hiß
Vorstand, Regionalwert AG, Hauptstrasse 140, 79356 Eichstetten, Tel 07663/942401
kontakt@regionalwert-ag.de
www.regionalwert-ag.de

 

Adlergarten eingeweiht: Anerkennung für die Pflegeeinrichtung 

Mit einer kleinen Feier und einer anschließenden Besichtigung für geladene Gäste wurde am Freitagabend der Adlergarten eingeweiht. Bürgermeister Michael Bruder bezeichnete dabei die Pflegeeinrichtung als eine auf die Bedürfnisse Eichstettens zugeschnittene Lösung.

Bruder erinnerte daran, dass sich gleich drei Arbeitskreise mit dem Konzept für die Pflege und für das Gebäude beschäftigt hatten. Damit sei von Anfang an die Bürgergemeinschaft, die auch für den Betrieb der Pflegewohngruppe sorgen wird, eng eingebunden gewesen. Das war ein nicht immer einfacher Prozess, wie der Vorsitzende Albert Schmidt andeutete. Denn das Prinzip der Wohngruppe, für dass sich die Eichstetter von Vorbildern aus Berlin und vor allem der Schweiz anregen ließen, entsprach so gar nicht gewohnten Konzepten von Pflegeheimen und den darauf zugeschnittenen Gesetzen und Richtlinien. Nicht von ungefähr wurde Schmidt und seinen Mitstreiterinnen mehrfach für ihre Hartnäckigkeit gelobt, mit der sie den Adlergarten durchsetzten. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sibylle Laurischk lobte, dass die Bürgergemeinschaft sich dem Thema der Betreuung dementer Menschen gestellt habe und es als selbst zu gestaltendes Anliegen einer Gemeinde aufgegriffen habe. Michael Szymczak von der Sozialstation nördlicher Breisgau — sie wirkt an der Behandlungspflege im Adlergarten mit — sagte, Eichstetten gehe mit dieser Form der zivilgesellschaftlichen Verantwortungsübernahme mutig voraus. "Dieses Projekt hat mehr Mütter als Väter" meinte Szymczak im Blick auf die Mitwirkung der in der Bürgergemeinschaft tätigen Betreuerinnen an der Planung des Adlergartens. Ohne ihre Ideen und Erfahrungen hätte man ein solches Projekt kaum entwickeln können, hob auch die Sozialdezernentin des Landkreises, Eva-Maria Münzer hervor. Der Architekt Wolfgang Frey, der schon zehn Jahre zuvor den Schwanenhof mit seiner Begegnungsstätte und betreuten Wohnungen gebaut hatte, sah im Adlergarten das gebaute Ergebnis der intensiven Beschäftigung mit den Bedürfnissen der Bewohner, für die er zum Lebensraum werden soll. Zur Einweihung segneten der evangelische Pfarrer Martin Haßler und sein katholischer Kollege Kurt Hilberer den Adlergarten. Danach besichtigten die Gäste, darunter die Landtagsabgeordneten Gundolf Fleischer, Christoph Beyer und Bärbl Mielich das Gebäude.
fri, 1.4.2008, BZ

 

Bürgerdank: Auf das Engagement ist Verlass 

Selbstlos und uneigennützig setzen sich in Eichstetten viele Bürger für ihre Mitmenschen und das Gemeinwohl ein. So auch im jüngst abgelaufenen Kalenderjahr — ein Grund für das Gemeinderatsgremium, diese engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger, unter ihnen auch der Ehrenbürger Gerhard Kiechle, in die Aula der Schule einzuladen und ihnen dafür zu danken.

Bürgermeister Michael Bruder nutzte den sogenannten Bürgerdank jedoch auch dazu, um auf Schwerpunkte der künftigen Arbeit in der Ratsrunde hinzuweisen. So die Kinderbetreuung, die Jugendarbeit, die Zukunft der Schule und im Bereich Schule auch mögliche Kooperationen. Über eine davon, die Kooperation "Schule — Verein" referierte sodann der Musikpädagoge Bernd Becker. Der Dirigent des Musikvereins hat dieses Thema in Eichstetten schon aufgegriffen und ist überzeugt, mit diesem Schritt eine fruchtbare Kooperation mit der Schule begonnen zu haben. Dies sei vor allem deshalb geboten, weil strukturelle Veränderungen bei den Schulen anstehen würden, so auch durch Schulnachmittage oder gar durch die Ganztagsschule. Um weiterhin musikalische Angebote für die Kinder vorhalten zu können, sei eine Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule ganz wichtig, letztlich könnten beide Seiten davon profitieren. Voraussetzung für eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit sei, mit guten Konzepten, qualifizierten Ausbildern und gegenseitigem Respekt sich am Wohl der Kinder zu orientieren. Die Freude am gemeinsamen Musizieren, die Schulung der musikalischen Fähigkeiten, die Persönlichkeitsbildung, die Förderung der Disziplin, der Team- und Konzentrationsfähigkeit, aber auch die Steigerung des Selbstwertgefühls der Kinder und Jugendlichen seien Gründe, die den Einsatz letztlich lohnen würden. Erfolge sind schon erkennbar am Schulchor und Jugendblasorchester; Letzteres bereicherte unter seiner Leitung den Bürgerdank auch musikalisch. Bürgermeister Bruder dankte Becker für sein Engagement bei der Kooperation und unterstrich, wie wichtig die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen sei.

Rückblickend erinnerte Bruder auch an Projekte wie die Pflegewohngruppe im "Adlergarten" , die im Rahmen des zehnjährigen Bestehens der Bürgergemeinschaft bald ihrer Bestimmung übergeben werden könne. Bevorstehen würde die Wohnumfeldgestaltung der Straßen im Geitzbach und in der Prachtkinzig. Erweitert werden könne das Gewerbegebiet um die Steegmatten, darüber hinaus steht ferner die Erweiterung des Friedhofes und die Sanierung des Hochwasserrückhaltebeckens Steinenweg an.

Zu guten Gesprächen und Eichstetter Spezialitäten ermunterte der Bürgermeister sodann die geladenen Gäste. Unter ihnen auch Kreisrat Albert Schmidt, das Pfarrerehepaar Irene und Martin Haßler, sowie die Schulleiterin Angela Hauser. Eingeladen auch Vereinsvertreter, Pfarr- und Kirchengemeinderäte, Vertreter von Institutionen, aber auch Bürger, die sich im Vorjahr beim Schwiboge-Wifescht oder beim Weihnachtsmarkt eingebracht hatten. Sei es als Hofbesitzer oder als Bürgerinnen, die sich beim Schmücken des Festbereiches hervorgetan haben. An das Fest erinnert viele Gäste auch das Kochbuch "’s Deggili g’lupft" , wovon zwischenzeitlich die dritte Auflage im Vertrieb ist. Die Initiatorinnen des Kochbuchs waren ebenfalls eingeladen und ihnen wurde für die Idee und die ansprechende Präsentation gedankt.
Eingebracht haben sich auch Jugendliche als Übungsleiter oder im Jugendvorstand ihres Vereins. Christian Bär, Laura und Sophia Hipp und Ann-Katrin Lais konnten dafür Urkunden entgegennehmen; eine solche erhält auch Christina Hempel, die nicht anwesend sein konnte.
Gustav Rinklin , 31.1.2008, BZ

 

 

Der schönste Blumenstrauß am Münstermarkt - von Anni Koch und Emilie Behr

Anni Koch am 23.8.2007: "Sind diese Blumen nicht schön?"
Emilie Behr und Anni Koch am 23.8.2007 auf dem Münstermarkt in Freiburg Anni Koch am 23.8.2007: "Sind diese Blumen nicht schön?" Anni Koch mit einmalig schönen Blumensträußen am 6.6.2007

Anni Koch und Emilie Behr aus Eichstetten bzw. Bahlingen sind seit 1949 auf dem Markt auf der Nordseite des Freiburger Münsterplatzes - mit Obst, Gemüse und vor allem wunderschönen Blumen. Viele Marktkunden sagen, es seien die schönsten Blumen auf der Nordseite des Münsters. Und sie haben bestimmt recht. "Wir sind ja eigentlich schon im Ruhestand und haben leider keine Nachfolger. Diese Rackerei auf dem Feld will heute doch niemand mehr machen". Nun ja, aber hoffentlich bleibt noch lange Zeit genügend Kraft, so schöne Blumensträuße zu pflücken und auf dem Münstermarkt zur Freude Aller anzubieten. Und, die Blumen halten sehr sehr lange - anders als so manche Flower-Gewächshausprodukte, die mit dem Flieger aus fernen Landen herangeflogen bzw. mit dem Tiefkühl "just in time" angefahren kommen.
Ekkehard Kaier, 20.10.2007


 

Ich bin Zeitzeuge, nicht Richter: Kurt Maier in Eichstetten

Groß war das Interesse der Eichstetter an der Geschichte von Dr. Kurt Maier, der in der Aula der Adolf-Gänshirt-Schule von seinem Leben als jüdisches Kind in Deutschland, seiner Verschleppung ins Lager nach Gurs und der glücklichen Flucht seiner Familie in die USA berichtete. Mit 30 Besuchern hatten die Veranstalter, die evangelische Kirchengemeinde, der Heimat- und Geschichtsverein sowie die Gemeinde Eichstetten gerechnet. Doch dann kamen 65 Personen, um den Erzählungen von Kurt Maier zu lauschen. Der 77-Jährige, der heute in Washington lebt und arbeitet, nutzt seit einigen Jahren seinen Urlaub, um in Deutschland auf seine Geschichte aufmerksam zu machen. Morgens spricht er dann in Schulen, abends oft in Kirchengemeinden.

Geboren wurde Maier im badischen Kippenheim, die Großeltern waren Vieh- oder Tuchhändler, damals typisch für Juden in den ländlichen Gemeinden der Region. Eine Großmutter Maiers war eine geborene Weil aus Eichstetten. Seine Eltern betrieben einen kleinen Tuch- und Kolonialwarenladen in Kippenheim. Im Ersten Weltkrieg hatte sein Vater für Deutschland gekämpft, sein Onkel war dabei sogar gefallen. Doch schon damals sei das Gerücht herumgegangen, die Juden würden sich vor dem Krieg drücken. Eine Zählung, die das Gegenteil bewies, sei nie veröffentlicht worden, schildert Maier. Auch das Argument der Nazis, die 1933 an die Macht kamen, dass Deutschland "verjudet" sei, greift Maier auf. Nur gut eine halbe Million Juden habe es 1933 im 60 Millionen Einwohner zählenden Deutschland gegeben. Dann zeigt der rüstige Senior Bilder aus den 1920er Jahren: Seine Eltern, Großeltern und Anverwandten als ganz normale Mitbürger in Kippenheim, sei es bei Familienfeiern, Festen oder anderen Anlässen. Jüdische Kinder seien in die evangelische Schule gegangen und hätten mit ihren nichtjüdischen Altersgenossen gespielt. Die richtig schlimmen Anfeindungen seien dann Mitte der 1930er Jahre los gegangen, erzählt Maier, der noch immer berufstätig ist und in der Washingtoner Kongressbibliothek arbeitet. Kinder bekamen in der Schule beigebracht, dass Juden dreckig und hinterhältig seien, das entsprechende Lehrbuch hieß "Der Giftpilz" . Gerne wäre seine Familie, wie viele andere auch, ausgewandert, erzählt Maier. Doch viele Grenzen waren mittlerweile dicht, mögliche Aufnahmeländer hatten strenge Quotenregelungen und in Deutschland gab es eine aufwendige Bürokratie. Schlimmer wurde es für die Familie mit der "Reichskristallnacht" am 9. November 1938. In Kippenheim wurde die Synagoge verwüstet, bei Maiers flogen Steine durchs Fenster. Mit seiner Mutter kauerte er unter einer umgedrehten Zinkwanne, bis der Spuk vorbei war. Später durften jüdische Kinder nicht mehr auf deutsche Schulen, Maiers Eltern mussten ihr Geschäft schließen. Wie es ihnen dennoch gelang, die Familie durchzubringen, weiß der damals Achtjährige nicht mehr genau. Stärker sind aber die Erinnerungen an den 22. Oktober 1940. Hals über Kopf musste die Familie ihre Heimat verlassen und wurde per Bahn von Offenburg aus nach Gurs deportiert. Drei Tage dauerte die Fahrt ins Ungewisse. Dann kamen die Menschen, unter ihnen viele Alte, Kranke und Kinder, in einem verschlammten Auffanglager an. Viele von ihnen starben dort. Nicht weil sie erschossen wurden, meint Maier, sondern an Hunger und Krankheiten. Immerhin lag Gurs im unbesetzten Frankreich. Dennoch wurden viele Insassen später in andere Konzentrationslager verbracht und tauchten nie wieder auf. Seine Familie hatte Glück und bekam mit Hilfe eines in Frankreich lebenden Verwandten ein Visum für die USA. 20 Stempel habe jeder Flüchtling gebraucht, um dann auch tatsächlich aufs Schiff zu dürfen, erinnert sich Maier. Viele seien noch am Pier abgewiesen worden und mussten in ihrer Verzweiflung zurück ins Lager.
Der Neubeginn in den USA sei nicht leicht gewesen, betont der Senior, der Kippenheim noch immer seine Heimat nennt. Er habe sich bis heute nicht an das amerikanische Leben gewöhnt. Damals seien die Amerikaner, deren Land sich in einer wirtschaftlichen Krise befand, misstrauisch gewesen, auch den jüdischen Flüchtlingen, in ihren Augen aber Deutschen, gegenüber. 1952 kehrte Maier erstmals nach Kippenheim zurück, er war als Soldat in Deutschland. Er habe die Nachbarn besucht, die seiner Familie in den schweren Zeiten geholfen hatten. Andere seien ihm damals eher aus dem Weg gegangen. Heute pflegt er viele Kontakte in die Ortenau, verbringt seine Ferien hier. Und möchte daran erinnern, was damals mit ganz normalen Nachbarn geschehen ist.
Mario Schöneberg, 20.10.2007, www.badische-zeitung.de

Ich bin Zeitzeuge, nicht Richter: Max Mannheimer in March >March1 (20.10.2007)

 

 

17 weitere Stolpersteine halten Gedenken wach 

An ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte erinnern in Eichstetten nunmehr 17 weitere, sogenannte Stolpersteine vor den Wohnhäusern ehemaliger jüdischer Mitbürger. Angestoßen durch den Arbeitskreis Jüdische Geschichte im Heimat- und Geschichtsverein verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig, im Beisein von Bürgermeister Michael Bruder, jüngst die neuen Stolpersteine. Diese tragen eine Metallplatte mit den Namen, dem Geburts- und Sterbejahr, sowie dem Ort des Todes der früher in den Häusern wohnenden jüdischen Eichstetter.

Fünf dieser neuen Steine wurden allein vor dem ehemals jüdischen Schulhaus in der Bahlinger Straße 7 in den Gehweg eingelassen. Sie erinnern an Leopold Mirwis, der von Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1940 letzter Kantor der jüdischen Gemeinde in Eichstetten war. Zusammen mit seiner Frau Hermine, geboren Bickart, einer alteingesessenen Eichstetter Familie, wohnte er in der ehemaligen jüdischen Schule, in der nach der Zerstörung der Eichstetter Synagoge am 10.11.1938 auch die jüdischen Gottesdienste abgehalten wurden. Am 22. Oktober 1940 wurde das Ehepaar Mirwis, zusammen mit der ebenfalls dort wohnenden Sara Klein, geborene Bloch, und deren Töchtern Berta und Betty nach Gurs in den Pyrenäen verbracht. Dort sind sie an den Folgen der Verschleppung vor Erschöpfung verstorben oder in Auschwitz ermordet worden.
Ursula Kügele, die sich eingehend mit der Geschichte jüdischer Bürger in Eichstetten auseinandersetzte, erinnerte in ihren Kurzbiographien auch an das Leben und Wirken weiterer ehemaliger Mitbürger. So an Bernhard Bloch und dessen Tochter Sophie, die ebenfalls in der Bahlinger Straße (Haus 3) ihre Heimat hatten. In der Hauptstraße erinnern nunmehr weitere Stolpersteine an Samuel Weil (Haus 32), an Auguste Hofeler und Thekla Kleefeld (Haus 33), an Sophie Weil (Haus 42), an Siegfried und Auguste Bloch (Hause 54) und an Isaak Weil, dessen Söhne Siegfried und Walter und an Karoline Seelig (Haus 69). Weitere Gedenksteine sollen zu gegebener Zeit verlegt werden. Stattfinden soll in Bälde auch ein Zeitzeugengespräch mit Schülern der Klasse 9 der Adolf-Gänshirt-Schule.
Gustav Rinklin , 8.10.2007, BZ

 

Sieben Schleiereulen geschlüpft - Nabu sorgt und bietet Führungen an

Rund um den Kaiserstuhl ist die Schleiereule selten geworden und gehört mittlerweile zu den bedrohten Tierarten. Zwar ist die Schleiereule noch immer in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas beheimatet, doch ist ihr Bestand gerade durch das Renovieren von Dachstühlen und Kirchentürmen gefährdet, weil Einfluglöcher geschlossen werden. In einem Nistkasten des Naturschutzbundes (Nabu) in Eichstetten hat sich nun Nachwuchs eingestellt: sieben Eulenküken sind geschlüpft.

Es mangelt der Schleiereule an Nistplätzen, auch in der Region um den Kaiserstuhl. So werden neue Scheunen ohne die so genannten Eulenlöcher gebaut, und der Schleiereule damit kein Zugang ins Innere ermöglicht. Früher war der Nutzen der Schleiereule besser bekannt, so ließen Bauern unter dem Dachstuhl beispielsweise solche Eulenlöcher. Die Schleiereule ist ein Nutztier, sie ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, die sie auch in Getreidespeichern findet. Damit hilft sie dem Landwirt, der Mäuseplage
Herr zu werden. Zu den ungesicherten Brutplätzen komme noch die Gefahr durch den Mader, dem die Schleiereulen häufig zur Beute fielen, so Engelbert Mayer, Vorsitzender des Nabu Kaiserstuhl. Der Nabu kümmert sich in der Region um eine Vielzahl bedrohter Tierarten und hat dieses Jahr ein besonderes Interesse an der Schleiereule gefunden, die seit längerem erstmals wieder in höherem Bestand auftritt. "Letztes Jahr waren es nur vier Jungvögel hier in Eichstetten" , erklärt Mayer, "dieses Mal haben wir sieben, was sehr viel ist." So ist das Ziel des Nabu, den Eulen gesicherte Nistplätze zu bieten, die auch groß genug sind. Denn wenn die Jungvögel allmählich auswachsen und dabei ihre Flügel ausbilden, brauchen sie viel Platz. In Eichstetten gibt es vier solcher Nistkästen, von denen zwei zurzeit besetzt sind. Doch allein von ausreichendem Brutplatz hängt das Überleben der Schleiereule nicht ab. Daneben ist auch das Nahrungsangebot wichtig. In Jahren mit vielen Mäusen legt sie mehr Eier, die sie dann nach und nach ausbrütet. "Die Jungen sehen dann aus wie Orgelpfeifen: alle unterschiedlich groß", sagt Mayer und schmunzelt. Die Schleiereule geht abends und nachts auf Jagd und orientiert sich dabei mit ihrem Gehör. "Selbst in völliger Dunkelheit ist sie in der Lage, die Beute allein durch das Geräusch zu orten. Und das funktioniert noch unter einem halben Meter Schnee" , weiß Mayer zu berichten. In einer Scheune in Eichstetten hat der Nabu ein Schleiereulennest mit einer Infrarot-Kamera ausgestattet. So ist es möglich, den Nestplatz in völliger Dunkelheit zu belassen und auf einem Bildschirm in der Scheunenhalle im Erdgeschoss die Jungvögel zu beobachten. Wird der Kasten geöffnet, und kommt Helligkeit ins Innere, ziehen sich die Vögel schnell zurück und zeigen nicht ihr artgerechtes Verhalten. Ein Mikrofon, das ebenfalls im Inneren angebracht ist, überträgt die Geräusche. "Wir haben wieder ein Mäusejahr" , erklärt Mayer, den Bildschirm betrachtend, "da kommen wahrscheinlich alle sieben Jungvögel durch. Selbst der Jüngste sieht sehr kräftig aus." Das Weibchen hat nach dem Ausbrüten den Nistplatz verlassen und kommt nur bei Einbruch der Dunkelheit zurück, um die Jungen mit Nahrung zu versorgen. Zu dieser Scheune werden von den Naturschützern Führungen angeboten. Dabei möchte Engelbert Mayer Interessierten zusätzlich auch etwas Heimatkunde vermitteln. Vor allem sollen die Besucher für solche kleinen Phänomene sensibilisiert werden.
Axel Dröber , 31.8.2007, BZ

Führungen Freitag, 31. August; am Sonntag, 2. September  und am Mittwoch, 5. September
 Treffpunkt ist jeweils um 20.30 Uhr am Wasserturm in Eichstetten

 

Heimattag - Kunsthandwerk der frühen Alamannen

"Alamannisches Handwerk hautnah" , das konnte man am Sonntag bereits zum dritten Mal in diesem Jahr im Eichstetter Dorfmuseum erleben. Auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins Eichstetten zeigten die "Breisgau-Alamannen" traditionelle Techniken des Drechselns, des Knochenschnitzens und der Herstellung von Glasperlen.


So konnte man an einer einfachen Drechselbank sein Geschick bei der Bearbeitung von Holz ausprobieren, mit dem sich Möbel oder Kerzenleuchter herstellen ließen. Am Tisch des Knochenschnitzers wurde demonstriert, wie die Alamannen vor rund 1600 Jahren alltägliche Dinge wie Webbrettchen oder Haarkämme aus Rinderknochen und Hirschgeweih herstellten. Dabei erfuhr man auch, dass die Frauen von damals — vergleichbar mit der heute üblichen Handtasche — wichtige Utensilien wie Kamm, Messer und Amulett an einem Gürtel um den Bauch ständig mit sich trugen. Wer selbst Hand anlegen wollte, konnte mit einer Dreule, einer einfachen Handbohrmaschine, selbst ein Knochenbrettchen verzieren oder Augen in Spielwürfel bohren und sie dann gleich bei römischen Brettspielen ausprobieren. An den Spieltischen nutzten Kinder und auch Erwachsene die Gelegenheit, sich im "Soldatenspiel" , vergleichbar mit dem Dame-Spiel, beim Zwölfpunktspiel oder der Rundmühle zu messen. Besonders die Aufmerksamkeit der weiblichen Museumsbesucher zog die Archäologin und Goldschmiedin Susanne Harkort auf sich, als sie die Herstellung von Glasperlen, wie sie im 4. und 5. Jahrhundert als Schmuck getragen wurden, vorführte. Dazu tauchte sie einen dünnen Stahlstab in ein Trennmittel und erhitzte diesen gleichzeitig mit einem Glasstängchen in einer 1000 Grad heißen Flamme. Das weich gewordene Glas wickelte sie um den Stahlstab, bis eine Perle in der gewünschten Größe entstand. Kreis- und Linienmuster erzeugte die Goldschmiedin durch das geschickte Auftragen von andersfarbigem Glas. Zum Abkühlen wurde die Perle in Sand gesteckt und zum Abschluss in Wasser getaucht.
Die alamannischen Frauen, so konnte man erfahren, liebten damals große "Klunker" um den Hals. Dazu importierten sie wertvollen Bernstein, den sie mit großen dunkelblauen Perlen kombinierten. "Im 6. und 7. Jahrhundert hat sich die Schmuckmode geändert" , erzählte Susanne Harkort, "da wurden plötzlich bonbonfarbene Ketten bevorzugt." Derartige grellbunte Perlen habe man auch auf dem alamannischen Gräberfeld in Eichstetten gefunden. Der nächste Thementag im Eichstetter Dorfmuseum findet am 14. Oktober mit dem Einschneiden von Sauerkraut statt.
Christa Rinklin , 15.8.2007, BZ

 

Tagesbetreuung für Senioren im Schwanenhof

"Schön, dass Sie da sind." Mit diesem herzlichen "Anfangslied" werden ältere und behinderte Mitbürger immer am Montag und Mittwoch im Schwanenhof begrüßt. Sechs Frauen und zwei Männer nehmen derzeit das Betreuungsangebot am Mittwoch an — und genießen von 10 bis 18 Uhr Geselligkeit und Abwechslung in einer gemütlichen Atmosphäre.

"War spitze" , presst ein älterer Mann nach dem ersten Lied nur schwer verstehbar durch seine Lippen. Man merkt ihm seine Freude und sein Temperament an, das jedoch von Lähmungen seit einem schweren Schlaganfall begrenzt wird. Mit Ruth und Ulrike Danzeisen, Gabi Schmidt und Christiane Vogel, vier Mitarbeiterinnen von der Bürgergemeinschaft Eichstetten, und der Schulpraktikantin Janina Lowisz sitzen die Senioren um eine Tischgruppe herum. Jeder der Anwesenden trägt ein gut lesbares Namensschild. Die Liederhefte sind aufgeschlagen. Ruth Danzeisen stimmt mit ihrer Gitarre "Im Märzen der Bauer die Rösslein
einspannt" an. Die Frauen und Männer singen mit, so gut sie können. Manche haben aufgrund ihrer Erkrankung die Sprachfähigkeit verloren und hören deshalb einfach nur zu. Kaum ist der letzte Vers erklungen, erzählt eine der Seniorinnen eine Anekdote aus der Landwirtschaft: von einem Bauer, dessen Pferd bei der Feldarbeit durchging, und das nur mit Müh und Not wieder einzufangen war. Die Runde hat wieder etwas zu lachen. Danach wagt man sich an einen Kanon und es wird gekichert, als es mit den einzelnen Stimmen nicht so ganz klappt. Doch beim Lied "Das Wandern ist des Müllers Lust" sind wieder alle mit voller Kehle dabei.
Langsam wird es Zeit, das Mittagessen vorzubereiten. Bratkartoffeln, die in Eichstetten "Brägili" heißen, Bratwürste und Salat stehen auf dem Speiseplan. Ulrike Danzeisen begibt sich in die Küche, wo Hildegard Blakowski als Hilfe dazustößt. Drei der Seniorinnen lassen es sich nicht nehmen, bei der Küchenarbeit zu helfen. Die Älteste von ihnen ist fast 90 Jahre alt. Die drei Damen schälen eifrig Kartoffeln und plaudern munter nebenbei. "Der Schwanenhof ist eine tolle Einrichtung" , meint eine 79-Jährige. Sie genieße ihren Tag in dieser Begegnungsstätte, der eine willkommene Abwechslung im Wochenablauf sei. Punkt elf Uhr trällert fröhliche Musik aus dem CD-Player. Heike Kern läutet den nächsten Programmpunkt ein: Tänze im Sitzen. Alle zwei Wochen kommt die pensionierte Erzieherin, die sich speziell im Bereich Senioren-Gymnastik weitergebildet hat, in die Betreuungsgruppe. Es geht los mit der Zigeuner-Polka: "Ferse, Spitze, Spitze ab." Einiges an Tempo legen die Senioren bei der Samba zu: "Links die Hände, rechts die Hände, gerade, kreuzen, eins, zwei, drei." Schultern werden hochgezogen, Arme ausgestreckt, Fußspitzen auf den Boden getippt. Dabei sind die im Kreis Sitzenden ganz entspannt. Jeder macht so viel wie er kann oder schaut einfach nur zu, wenn die Beine gar nicht mehr wollen. Dazwischen immer wieder Gedichte und Gedächtnistraining. Wörter sollen wie beim Domino aneinandergesetzt werden. Ein Spiel, das allen Spaß macht — auch den Mitarbeiterinnen der Bürgergemeinschaft, die gerne helfen. Während schon der Duft der "Brägili" hereinströmt, legt Heike Kern einen flotten Cha-Cha-Cha auf. Die Frauen kichern, weil sie ihrer Trainerin wieder einmal nicht folgen können. "Wir wollen Ihnen ja keine Konkurrenz machen" , witzelt eine der Seniorinnen. Das Essen dann schmeckt wieder einmal allen. Im Anschluss daran wird Mittagsruhe gehalten, bis es dann mit Kaffee und Kuchen, Osterschmuck-Basteln und Spielen weitergeht. "Das Wichtigste, was die Leute am Abend mit nach Hause nehmen, ist das Gefühl, angenommen zu sein und ein Stück Bestätigung zu finden" , meint Ruth Danzeisen.
Christa Rinklin , 12.4.2007, BZ

Die Tagesbetreuung im Schwanenhof ist ein Angebot der Sozialstation Nördlicher Breisgau und der Bürgergemeinschaft Eichstetten. Es richtet sich an ältere Menschen, die unter Einsamkeit leiden oder so ein paar Stunden ohne ihre pflegenden Angehörigen betreut sind. Die Kosten können über das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz oder über Verhinderungspflege verrechnet werden. Info: Tel
07663/948 686.

 

Gerhard-Kiechle-Preis ehrt vorbildliches Engagement

Die Bürgerstiftung Eichstetten schreibt den Gerhard-Kiechle-Preis für ehrenamtliches Engagement aus (Bewerbungsschluss 28. Februar). Was es mit dem Preis auf sich hat, darüber sprach Wulf Rüskamp mit dem Sprecher der Stiftung, Helmut Schöpflin.

BZ: Warum gibt es den Gerhard-Kiechle-Preis?
Schöpflin: Wir wollen damit den früheren Bürgermeister Gerhard Kiechle würdigen, dem Eichstetten viel verdankt. Wir wollen mit dem Preis zu jenem vorbildlichen Stil motivieren, den er in seiner Arbeit für die Gemeinde gepflegt hat.
BZ: An wen richtet sich der hinter dem Preis stehende Wettbewerb?
Schöpflin: Er richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen, die sich im Sinne unserer Ausschreibung für ihre Dorfgemeinschaft und für die Bürgerkommune engagieren und dadurch das gemeindliche Miteinander fördern. Wir haben uns mit der Wettbewerbsausschreibung an alle Bürgermeisterämter in Baden-Württemberg gewandt, um von diesen Vorschläge zu erhalten.
BZ: Weil öffentliche Anerkennung für das bürgerschaftliche Engagement wichtig ist, gibt es bereits eine Reihe von ähnlichen Preisen. Was ist das Besondere am Gerhard-Kiechle-Preis?
Schöpflin: Uns geht es darum, Personen und Gruppen auszuzeichnen, die über ihr konkretes Engagement hinaus das Ganze der Gemeinde im Blick haben, also die einzelnen Generationen, die Interessengruppen, die Vielfalt einer Kommune.
www.eichstetten.de/gerhard-kiechle-preis  , 23.2.2007

 

Laien graben im Adlergarten nach Spuren aus dem Mittelalter

Die Gemeinde Eichstetten lässt im Adlergarten nach Spuren aus dem Mittelalter forschen. Das Besondere daran: Laien können bei der archäologischen Suche mitmachen. Das Volksbildungswerk Bötzingen veranstaltet dazu eine Lehrgrabung, bei der die Hobby-Archäologen zusammen mit einem Profi auf die Suche gehen.

Die Ausgrabung startet am 26. Februar und dauert bis zum 23. März. Jeder Teilnehmer muss mindestens zwei Wochen dabeibleiben. "Sie lernen die ganze Bandbreite der Archäologie kennen" , verspricht Bertram Jenisch vom Referat für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg. Jenisch und Eichstettens Bürgermeister Michael Bruder hatten die Idee zu dem Projekt. Sie sind damit Vorreiter im Landkreis, denn etwas Vergleichbares gab es in Südbaden laut Jenisch bislang nur im Raum Offenburg. In Eichstetten sind die Chancen groß, Scherben oder andere Siedlungsspuren aus der Frühzeit zu finden. "Das ist eine sehr fruchtbare Gegend, die schon in vorgeschichtlicher
Zeit dicht besiedelt war" , erläutert Jenisch. Als hier vor knapp zehn Jahren der Schwanenhof gebaut wurde, gab der Boden schon Relikte aus der Bronze- und Steinzeit preis. Es fanden sich auch mittelalterliche Grubenhäuser und Reste des Dorfgrabens.
Der Adlergarten, in dem ab März ein Wohnhaus für Senioren und Demente gebaut wird, liegt direkt neben dem Schwanenhof. Deshalb ist es für Jenisch "höchstwahrscheinlich, dass wir hier etwas finden werden" . Zumal das etwa 15 mal 15 Meter große Grabungsgelände immer nur als Garten genutzt wurde, nie zur Landwirtschaft. Der Boden wurde also nur oberflächlich bearbeitet, sodass tiefer in der Erde Spuren aus vergangenen Epochen erhalten sein dürften. "Das macht diese Fläche so interessant" , betonte Jenisch bei der Vorstellung vor Ort und trat gleich den Beweis an: Nach nur kurzem Suchen klaubte er aus der Gartenerde eine Handvoll Scherben auf.
Der Archäologe Martin Strotz wird die Lehrgrabung leiten und für diese Zeit von der Gemeinde angestellt. Er will der Siedlungsgeschichte im Breisgau nachspüren. Die Funde könnten zeigen, so vermutet Strotz, wie sich Eichstetten im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Eine spannende Frage sei, ob das Ober- und Unterdorf schon im Frühmittelalter bestanden. Bislang sei die Teilung erst ab dem 13. Jahrhundert belegt, erläutert Strotz. Der Adlergarten kann Erkenntnisse liefern, die bis ins 7. oder 8. Jahrhundert zurückreichen. Sie kämen damit aus der Epoche, aus der auch der Friedhof am Wannenberg stammt. Die Grabstätten aus der Merowingerzeit waren 1975, noch fast vollständig erhalten, entdeckt worden. Nun hoffen die Wissenschaftler auf die Spuren des dazugehörigen Dorfs. "Das ist eine ganz singuläre Situation und eine große Chance" , betont Jenisch. Die Hobby-Forscher werden ihre Suche in 30 bis 40 Zentimetern Tiefe beginnen, aufwärmen und waschen können sie sich im Bauhof. Ein Zelt schützt die Grabungsstätte vor Wind und Wetter. Neuntklässler von der Adolf-Gänshirt-Schule wollen als "Grabungsreporter" berichten. Der Heimat- und Geschichtsverein widmet seine Aktionstage dem Mittelalter. Das Volksbildungswerk bietet begleitend zu den Grabungen Vorträge und Exkursionen an. "Da geht es um aktuelle archäologische Themen aus dem Breisgau" , erläutert Bildungswerkleiterin Cornelia Jaeger und nennt den Silexbergbau am Isteiner Klotz als Beispiel. Nach vier Wochen, Ende März, ist dann Spatenstich für die neuen Seniorenwohnungen. "Der Zeitplan steht" , betont Bürgermeister Bruder. Gebaut wird wie geplant, mit dem Unterschied, dass Hobby-Forscher die Baugrube untersuchen und Siedlungsspuren dokumentieren, ehe sie überbaut werden. Die Fundstücke werden gesäubert, inventarisiert und dann im Heimatmuseum ausgestellt. Danach kommen sie in das Zentralarchiv der Landesdenkmalpflege in Rastatt.

Die Lehrgrabung findet in zwei Blöcken statt, vom 26. Februar bis 9. März und vom 12. bis 23. März. Mindestteilnahme zwei Wochen, keine Vorkenntnisse erforderlich. Kosten 150 Euro pro Woche. Infos und Anmeldung bei Cornelia Jaeger,
07663/9310- 20, oder Internet www.vbwboetzingen.de

Barbara Schmidt, 29.1.2007, www.badische-zeitung.de


 

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