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Walz
im Breisgau und Schwarzwald

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Blick nach Westen von St.Märgen über St.Peter und Eschbachtal (links)  zu den Vogesen am 22.12.2007
Blick nach Westen von St.Märgen über St.Peter und Eschbachtal (links)  zu den Vogesen am 22.12.2007

 

 

Wanderbuch Eintragungen Schweiz und Deutschland im Wanderbuch 10.2.2009 Im Wanderbuch: Colombo in Sri Lanka
 
Am 3.2.2007 in Freiburg auf dem Weg nach Rottweil    
Am 3.2.2009 in Freiburg auf dem Weg nach Rottweil    

 

Eichstetter Wandersgeselle Manuel Rinklin kehrt heim

Genau eintausendundneunzig Tage war er auf der Walz. Der Eichstetter Zimmermannsgeselle Manuel Rinklin kehrte jetzt von seiner Wanderschaft nach Hause. Dort wurde zünftig gefeiert. Ein nicht alltägliches Wiedersehensfest gab es am Freitag am Eichstetter Ortsschild in Richtung March/Nimburg: Der Zimmermannsgeselle Manuel Rinklin kehrte nach drei Jahren und vier Tagen Wanderschaft in seinen Heimatort Eichstetten zurück.

Wieder beisammen: Die Familie mit dem von der Wanderschaft heimgekehrten Handwerker. Foto: Christa Rinklin

Der ganze Rinklin-Clan, vom kleinen Enkel bis zur Großmutter, sowie Freunde und Bekannte waren auf den Beinen und erwarteten den "Heimkehrer" sehnsüchtig. Mit Begrüßungs-Transparent, Wein und einer Flasche Schnaps ausgestattet, harrten sie in der eisigen Kälte aus, bis der junge Mann endlich gegen Mittag zu Fuß an der Landstraße auftauchte. Begleitet wurde der mittlerweile 26-jährige standesgemäß von einem Wandersbruder, dem Zimmerergesellen Johannes Henninger aus Ansbach, den er einen Tag zuvor kennen gelernt hatte und der ihn beim Singen eines Ständchens für die Verwandtschaft tatkräftig unterstützte. Nach altem Brauch musste Manuel Rinklin zuerst über das Ortsschild klettern, bevor seine Familie ihn in die Arme schließen konnte. Danach musste er mit seinem Wanderstab, dem "Stenz", eine leere Weinflasche unter dem Ortsschild ausgraben, die er drei Jahre zuvor als Symbol für den Aufbruch dort vergraben hatte. Glücklich, erleichtert und auch ein wenig stolz zeigten sich die Eltern, Martina und Karl-Heinz Rinklin, darüber, dass ihr Sohn wieder gesund von der Walz an den Kaiserstuhl zurückgekehrt ist. Nur alle drei bis fünf Wochen habe man telefonisch oder per E-Mail mit ihm Kontakt gehabt, berichtete der Vater, der seine Geschäftsreisen jedoch ab und zu nutzen konnte, um Manuel im Allgäu, in der Schweiz oder in Hamburg bei seinen Arbeitseinsätzen zu besuchen. Mindestens drei Jahre und ein Tag musste der Zimmerergeselle "auf der Walz" sein und durfte sich seinem Heimatort bis auf 50 Kilometer nicht nähern. So will es ein altes Ritual, damit das Heimweh die jungen Männer nicht überkommt. Dass Manuel Rinklin ein Angehöriger der "Vereinigung der rechtschaffenen Fremden Zimmerer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands" ist, sieht man an seiner schwarzen "Ehrbarkeit", einem krawattenähnlichen Stück Stoff, das er über dem weißen Zunfthemd trägt. Nur mit dem Wanderstab und seinem gepackten Bündel, dem so genannten "Charlottenburger", kurz "Charlie" genannt, war Rinklin aufgebrochen und auch wieder zurückgekehrt. Und natürlich mit dem Ohrring, den ihm die Kollegen vor seiner Reise mit dem Hammer und einem handgeschmiedeten Nagel eingesetzt hatten. Interessant zu wissen: Einst trugen die Gesellen einen Ohrring aus purem Gold – jedoch nicht um damit zu prahlen, sondern damit im schlimmsten Fall ihr Begräbnis damit bezahlt werden konnte. Zahlreiche Stationen hat Manuel Rinklin nun hinter sich: Seine Wanderschaft führte ihn durch Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich, Skandinavien, Griechenland und Portugal, aber auch nach Brasilien, Japan und Paraguay. Eine Erholungspause war ihm am Tag seiner Rückkehr nach Eichstetten allerdings nicht vergönnt. Vielmehr brache er gleich nach Kenzingen auf, um bei der Hochzeit seines besten Freundes Trauzeuge zu sein – in Arbeitskluft, versteht sich. Erst hinterher konnte er sich auf der Party, die ihm zu Ehren gegeben wurde, zurücklehnen und von seinen Erlebnissen berichten. Zum Beispiel von den Leuten, denen er begegnete, oder von den unterschiedlichen Arbeitsweisen der Handwerksbetriebe. Schätzen gelernt hat Rinklin jedenfalls die gute technische Ausstattung der deutschen Betriebe. Eine Handkreissäge und ein wenig Kleinwerkzeug sei in vielen Ländern alles, was den Zimmerern zur Verfügung stehe, so Manuel Rinklin. Bei den Arbeitgebern punkten konnte er mit seiner Pünktlichkeit, Ausdauer und Disziplin, die er an den Tag legte.
Christa Rinklin, 20.12.2009

 

Schweizer Winzerin auf der Walz in Munzingen

Munzingen. Clemens und Karola Lang haben nicht schlecht gestaunt, als Daria Schöpe (39) am 9. Januar bei ihnen vorgesprochen hat. Ob sie in ihrem Weingut Arbeit für sie hätten. "Dass es auch Winzerinnen und Winzer gibt, die wie andere Handwerksgesellen auf Wanderschaft gehen, habe ich zuvor noch nie gehört", sagt Clemens Lang. Klar könne er Hilfe brauchen, war seine Antwort, und zwar beim Rebenschneiden. Das hat die Winzergesellin aus der Schweiz in den vergangenen drei Wochen dann auch gemacht.
A
lles von Silvia Faller vom 3.2.2009 lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/winzerin-auf-der-walz

 

Wandergesellen drei Jahre auf der Walz

Mit Stenz, Bündel und dem Himmel als Decke auf Arbeitssuche. Das Leben eines Wandergesellen verläuft heutzutage weit weniger romantisch als auf den ersten Blick angenommen

"Ich bin nur ein armer Wandergesell" heißt es in der Operette der "Vetter aus Dingsda" . "Stimmt" , sagt Stefan Wehrle. Mit fünf Euro geht ein Handwerksbursche auf die Walz und mit fünf Euro kehrt er heim. Sechs seiner Kameraden begleiteten den jungen Zimmerer nach vierjähriger Wanderschaft durch die Welt auf den letzten Kilometern von Emmendingen nach Simonswald. Es wirkte wie eine Zeitreise, als die sieben schmucken junge Männer, gekleidet in schwarze Westen und Schlaghosen, mit breitkrempigem Schlapphut und weißem Hemd im romantischsten Winkel der Großen Kreisstadt auftauchten. Dabei fehlte auch nicht der "Stenz" (geschlungener Wanderstab) und das Bündel mit den Habseligkeiten. Zwischen den Fachwerkhäusern im Westend legte die illustre Gesellschaft ihre Mittagsrast ein. Ihre Tracht wirkt angenehm altmodisch: Anzüge aus schwarzem Kord und Schlapphüte. Sie verkörpern Freiheit und gleichzeitig Tradition und Konvention. Zur Zeit sind 700 bis 850 deutsche Wandergesellen unterwegs. Tendenz steigend. Auf die Walz gehen darf nur, wer die Gesellenprüfung bestanden hat, schuldenfrei, nicht vorbestraft, ledig und jünger als 30 Jahre alt ist. Je nach Schacht (ähnlich einer Innung) muss ein Wandergeselle, auch "Fremder" genannt, meist drei Jahre und einen Tag unterwegs sein. Die sechs Zimmerleute und ein Dachdecker kommen aus ganz Deutschland. Übereinstimmend erklärten sie im BZ-Gespräch, dass das Leben eines Handwerksburschen heutzutage weitaus weniger romantisch verläuft, als auf den ersten Blick angenommen. "Wir müssen buchstäblich der Arbeit nachlaufen und Kontakte knüpfen. Wo finden wir für einige Tage oder Wochen Arbeit, wo wohnen wir und wo gibt es was zu essen. Alles Probleme die ein Festangestellter nicht kennt," hieß es. Auf die Frage an die Runde, wo sie überall waren, fielen unzählige Namen von Groß- und Kleinstädten und Dörfern in ganz Deutschland. "Überwiegend trafen wir nette und hilfsbereite Menschen, teilweise erschienen wir ihnen etwas exotisch." Anscheinend vorbei sind auch die Zeiten, da junge Frauen besonderen Gefallen an Handwerksburschen fanden. Schmunzelnd erklärt ein Zimmerer aus Nürnberg: "Junge hübsche Frauen stehen doch mehr auf Banker in Nadelstreifen." Das Abenteuer Alltag ist aus dem Leben der Handwerksburschen noch nicht ganz verschwunden. Die Frage, wo sie während der Walz übernachten, beantworten einige denn auch sehr poetisch: "Meine Decke ist der Sternenhimmel, oder im Heu in Ställen, vielleicht auch heimlich in der Kammer bei Meisters Tochter."
Stefan Wehrles Walz führte ihn durch ganz Deutschland, Österreich, die Schweiz, Norwegen, Island, England, Schottland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Italien, Frankreich und Korsika nach Brasilien und in die USA. Die Frage, wo er die Welt am schönsten fand, beantwortete er mit einem vielsagenden "überall" . In wenigen Wochen wird er seine Kleidung wieder gegen Jeans und T-Shirt tauschen. Die Tradition schreibt vor, dass die Tracht erst sechs Wochen nach der Rückkehr ausgezogen werden darf. Während der Wanderschaft müssen die Wandergesellen mindestens 50 Kilometer von ihrem Heimatort "Abstand" halten.
Dieter Erggelet, 4.6.2007, www.badische-zeitung.de

Nach vier Jahren ist er wieder zu Hause 
Einen großen Empfang bereitete die Familie Wehrle, Schulkameraden, Freunde, Arbeitskollegen und Bürgermeister Reinhold Scheer dem Zimmermann Stefan Wehrle, der vier Jahre lang auf der Walz gewesen war. Gleich hinter dem Ortsschild wartete man geduldig auf Stefan Wehrle, genannt "Hefle" , der mit zwölf Handwerkskameraden, von Bleibach kommend, nach Simonswald unterwegs war (siehe auch den ausführlichen Bericht in der BZ vom Freitag, 1. Juni, Seite 32: "Mit Stenz und dem Himmel als Decke auf Arbeitssuche" ) . Es war spannend und die Burschen ließen sich auf den letzten Metern bis zum Ortsschild noch viel Zeit: Sie liefen im Zickzack und bildeten dann wieder einen Kreis, um schließlich noch einen Schluck aus der Weinflasche zu nehmen. Dann war es endlich so weit, die Ortstafel Simonswald war erreicht. Wie es der Brauch verlangt, musste Wehrle über das Ortsschild klettern, dann war er wirklich und offiziell daheim. Er buddelte am Ortsschild nach der Schnapsflasche, die er bei seinem Abschied vor vier Jahren vergraben hatte. Da inzwischen die Straße neu geteert wurde, war die Flasche leider zu Bruch gegangen. Als Karlfred Seng und Georg Winterhalter zum Empfang auf der Trompete spielten, wurde selbst den rauen Zimmermannsgesellen warm uns Herz. Mutter und Vater Wehrle, sichtlich gerührt, umarmten ihren heimgekehrten Sohn und der Bürgermeister begrüßte Ihn mit einem Gedicht. Dann zogen die Burschen weiter zum Festplatz, wo sie die Trachtenkapelle musikalisch empfing. Mit Marschmusik ging es weiter zum "Höfle-Hof", um das Wiedersehen zünftig zu feiern.
Horst Dauenhauer, 5.6.2007

 

Links

www.rechtschaffene-zimmerer.de
www.rechtschaffene-maurer.de
www.rolandsbruder.de
www.rolandsbruderwk.de
www.stoimetz.de
www.tippelei.de


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