Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Gurs in Südfrankreich/Pyrenäen
 - Konzentrationslager Badischer Juden
     

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In das „Camp de Gurs“ - größtes französische Internierungslager der NS-Zeit in den Pyrenäen - wurden 5600 Juden aus Baden verschleppt, auch von Freiburg aus

Blick nach Osten in Freiburg zur Neuen Universität:

Da Gurs-Schild vor dem Uni-Kollegiengebäude ist kein Abstellplatz für Fahrräder

Blick nach Osten in Freiburg zur Neuen Universität:
Wegweiser nach Gurs an den Pyrenäen - heute überklebt.

Inschrift im Stein unten:
"Am 11.10.1940 wurden innerhalb weniger Stunden
6504 jüdische Männer, Frauen und Kinder gesammelt
und nach Gurs transportiert.
....
Zum 60. Jahrestag am 20.10.2000 g
estiftet von Freiburger Bürgern"

Dass das Gurs-Schild vor dem Uni-Kollegiengebäude
kein wirklicher Wegweiser ist,
sondern an die Deportation der Freiburger Jüdinnen und Juden
in der NS-Zeit erinnert

- das war der Radlerin wohl nicht bewusst,
die hier ganz unbefangen ihr Rad angekettet hat.

Bild: Franz Schönberger, 10.3.2008

Das Lager Gurs
Errichtet wurde das "Camps de Gurs" am Fuß der Pyrenäen 1939 von der französischen Regierung zur Aufnahme von Flüchtlingen aus dem spanischen Bürgerkrieg. Ab 22. Oktober 1942 diente es als Internierungslager für 6500 deportierte Juden, davon 5600 aus Baden. Das Lager bestand aus 380 Baracken, die weder sanitäre Anlagen noch verglaste Fenster hatten. Viele Inhaftierte starben an Entkräftung, für andere war Gurs nur eine Zwischenstation in die Gaskammern.

 

Gurs - Deportation der badischen Juden: Video

Jürgen Enders ist Autor einer Video-Dokumentation zum Thema "Gurs, Deportation der badischen Juden". Der Film wurde vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe und vom Bezirksverband Pfalz gefördert und zeigt Leben und Schicksal Paul Niedermanns (ehemals Karlsruhe, heute Paris) und Margot und Hannelore Wicki-Schwarzschild (ehemals Kaiserslautern, heute Basel und Luzern), die 1940 als Kinder in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert wurden und heute regelmäßig in Baden und der Pfalz vor Schulklassen auftreten. Der Film dauert 84 min. Die Dokumentation wird erstmalig zum 50-jährigen Jubiläum der französischen Sektion von Aktion Sühnezeichen am 27.05.2011 in Paris gezeigt.
Die DVD kostet 15,00 € plus Porto und ist zu beziehen. über
Jürgen Enders
memoria-video-service, memoria@email.de
19.1.2011


19.1.2011Krankenschwester Elsbeth Kasser: Buch mit Bildern vom Internierungslager
 

Weil der Gauleiter von Baden, Robert Wagner (1895-1946), ein besonders fanatischer Nazi war, machte er Baden schon 1940 „judenfrei" und ließ vor 70 Jahren die jüdische Bevölkerung ins Camp de Gurs, Südfrankreich, deportieren. 6538 deutsche Juden wurden deportiert. Die Zustände waren übel: Schlamm, Ratten, Kälte, Hunger. Das Leben in Gurs ist gut dokumentiert, unter anderem auch weil Menschen wie Elsbeth Kasser (1910-1992) dort lebten und arbeiteten. Aus ihrem Besitz stammen unzählige Bilder: Porträts, Szenen, Stillleben, Landschaften, Glückwunschkarten, Comics. Diese wurden nun mit Textbeiträgen ergänzt zu einem Buch zusammen gefasst. Als die Schweizer Krankenschwester Elsbeth Kasser von Gurs hörte, ging sie hin und half. „Ichwusste, ich war am richtigen Ort." Sie organisierte Theaterabende und wurde dafür geliebt. Von den Internierten (darunter auch Künstler) bekam sie viele Bilder geschenkt, die sie 1943 mit in die Schweiz nahm. Dabei handelt es sich um 200 Zeichnungen, Aquarelle sowie einige Fotografien. Während viele Zeichnungen präzise Abbilder sind und einen dokumentarischen Charakter haben, leben die Aquarelle und Tuschezeichnungen durch ihre Stimmung. Die comicartigen Bildergeschichten haben dagegen einen bösartigen Humor: „Wenn Sie schlank werden wollen, gehen sie nach Gurs! Die renommierte Küche! Auskunft bei Ihrer Polizeistation!", ist ein Gurs-Reiseführer betextet. Der Hunger ist in den Bildern allgegenwärtig. Auch bei den Kindern, die sich einen reich gedeckten Ostertisch herbei fantasieren und sich aufs Essen wartend malen. Als 1942 die Menschen nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, konnte Elsbeth Kasser nicht mehr helfen. Unter den 3907 in Auschwitz Ermordeten aus Gurs waren 49 Kinder. Die Zeichnungen verwahrte Elisabeth Kasser fast 40 Jahre in einer Schachtel unterm Bett auf, ehe sie sie erstmals in den 80er Jahren zeigte. Derzeit sind die Bilder im Offenburger Museum im Ritterhaus ausgestellt. Das im Basler Schwabe- Verlag erschienene Buch „Gurs – ein Internierungslager, Südfrankreich 1939-1943, Aquarelle, Zeichnungen und Fotografien" ist für 26,40 Euro erhältlich.
Pascal Cames, 24.10.2010, www.der-sonntag.de

 

Gedenken am 19.Oktober an die Deportation der Juden

Zentrale Gedenkveranstaltung am 19. Oktober / Ausstellung, offene Synagoge, Lesung mit Musik, Fernsehdokumentation.

Am 22. Oktober 1940 wurden mehr als 450 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Freiburg und Umgebung auf Befehl der nationalsozialistischen Gauleitung von der Güterhalle des Freiburger Bahnhofs aus in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. Viele kamen durch Hunger und Krankheit um, die meisten wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Zum 70. Jahrestag der Deportation finden in Freiburg verschiedene Veranstaltungen statt. Die Teilnahme ist bei fast allen Veranstaltungen kostenlos.

Am Dienstag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr lädt die Stadt Freiburg gemeinsam mit den Mitveranstaltern (SWR-Studio Freiburg, Jüdische Gemeinde, Deutsch-Israelische Gesellschaft, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Gesellschaft gegen Vergessen – für Demokratie, Stolperstein-Projekt Freiburg und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zu einer zentralen öffentlichen Gedenkveranstaltung im Historischen Kaufhauses am Münsterplatz ein. Nach Oberbürgermeister Dieter Salomon und Landesrabbiner Benjamin D. Soussan spricht der Freiburger Historiker Hugo Ott über die Abschiebung der Juden 1940, danach ist die Zeitzeugin Renate Haberer-Krauss, die heute in den USA lebt, zum Gespräch dabei.

Ebenfalls am 19. Oktober findet in der Synagoge, Nussmannstraße 14, von 12 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür mit Führungen statt. Um 18 Uhr beginnt dort ein Schweigemarsch zum Mahnmal an der Wiwili-Brücke mit Gedenken an die Deportierten gegen 18.30 Uhr.

Bereits am Donnerstag, 14. Oktober, um 19 Uhr wird die Ausstellung "Kinder und Jugendliche – Mit der Reichsbahn in den Tod" in der Stadtbibliothek am Münsterplatz eröffnet (bis 5. November).
Schauspieler und Musiker des Stadttheaters lesen und musizieren zu Briefen der Familie Rosenberg unter dem Titel "Wohin wird uns das Schicksal schleudern, uns ist oft so bang" am 17. Oktober, 17 Uhr, im Goethe-Institut, Wilhelmstraße 17, http://www.theater.freiburg.de

Unter dem Titel "Deportation nach Gurs 1940 – Das Schicksal der Badener jüdischen Glaubens in der Nazi-Zeit" haben die Katholische Akademie Freiburg und Kooperationspartner ein umfangreiches Programm zu einem Ausstellungsprojekt von Jugendlichen zusammengestellt. Zur Eröffnung der Ausstellung am 20. Oktober, 19.30 Uhr in der Katholischen Akademie, Wintererstraße 1, wird erstmals die SWR-Fernsehdokumentation "Der Zug nach Gurs – Die Deportation der badischen Juden vor 70 Jahren" gezeigt. Während der gesamten Ausstellung (bis 22. Dezember) finden nach Voranmeldung Zeitzeugengespräche für Jugendliche und Schulklassen statt.

Infos zum gesamten Programm und allen Veranstaltungen zum Jahrestag gibt die Katholische Akademie, Tel. 0761/ 31918-0, E-Mail info@gurs-projekt.de, http://www.gurs-projekt.de Dort werden auch Anmeldungen für Zeitzeugengespräche entgegengenommen.
13.10.2010

 

 

Johanna Geissmar und Pauline Maier: Engel in der Hölle

Über die selbstlose Arbeit von zwei Frauen im südwestfranzösischen Internierungslager Gurs berichtet der Film "Engel in der Hölle" von Dietmar Schulz in der Reihe "ZDF-History". Selbst unter unmenschlichen Bedingungen lebend, versuchten die jüdische Ärztin Johanna Geissmar und die Oberin Pauline Maier, beide aus Mannheim, die Leiden ihrer jüdischen Mitgefangenen zu lindern: Sie gehörten zu den mehr als 6.500 Juden aus Südwestdeutschland, die im Oktober 1940 von den Nazis aus ihren Wohnungen vertrieben, nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet wurden.

TV Film am Sa, 31.01.09, 21.45 Uhr , Phönix
Mehr als tausend Menschen starben wenige Monate nach ihrer Ankunft im Lager Gurs an Krankheiten und Unterernährung. Die meisten anderen inhaftierten Juden wurden zwei Jahre später im KZ Auschwitz ermordet, auch Dr. Johanna Geissmar und Pauline Maier. Sie waren freiwillig in den "Todeszug" nach Auschwitz gestiegen, um Schwerkranke und Alte während der tagelangen Fahrt in Viehwaggons notdürftig zu versorgen - ein bis heute kaum bekanntes Zeugnis menschlicher Hilfsbereitschaft. "ZDF-History" schildert mit seltenen Filmaufnahmen, bisher unbekannten Dokumenten und bewegenden Aussagen von Zeitzeugen die Schicksale von Johanna Geissmar, Pauline Maier und anderen deutschen Juden im Lager Gurs. Ihre Deportation aus Baden, der Pfalz und dem Saarland stand am Beginn der Massentransporte in die Vernichtungslager der Nazis.
31.1.2009, www.phoenix.de/zdf_history 

Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden 6500 Deutsche jüdischen Glaubens in Baden, der Pfalz und dem Saarland verhaftet und in den unbesetzten Teil Frankreichs deportiert. Die mit Nazi-Deutschland kooperierende Vichy-Regierung internierte sie im Lager Gurs in der Nähe der südwestfranzösischen Pyrenäenstadt Pau. Die Dokumentation von Dietmar Schulz schildert mit seltenen Filmaufnahmen, bisher unbekannten Dokumenten und bewegenden Aussagen von Zeitzeugen, das  Schicksal der Ärztin Dr. Johanna Geissmar, der Oberin Pauline Maier und anderer deutscher Juden im Lager Gurs. Die Pfalz und Baden seien nun "judenfrei", meldeten die NSDAP-Gauleiter Bürckel und Wagner im Oktober 1940 nach Berlin.  Sie hatten die Judendeportation ins Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen mit großer Brutalität vorangetrieben, um sich bei der Nazi-Führung beliebt zu machen. Viele der Deportierten starben im Lager, die meisten anderen dort internierten deutschen Juden wurden zwei Jahre später im KZ Auschwitz ermordet, auch Dr. Johanna Geissmar und Pauline Maier, beide aus Mannheim. Sie waren freiwillig in  den "Todeszug" nach Auschwitz gestiegen, um Schwerkranke und Alte während der tagelangen Fahrt in Viehwaggons notdürftig zu versorgen - ein bis heute kaum bekanntes Zeugnis menschlicher Hilfsbereitschaft. Sie waren die Engel in der Hölle von Gurs, Johanna Geissmar und Pauline Maier. Selbst unter  unmenschlichen Bedingungen lebend, versuchten sie die Leiden ihrer Mitgefangenen zu lindern.

Abtransport von Johanna Geismar und Pauline Maier von Gurs nach Auschwitz 1942:
"Tief in meiner Erinnerung haftet jener Augenblick, als ich Abschied nahm von den beiden Frauen, die freiwillig ihre Leidensgefährten auf dem Weg zur Vernichtung begleiteten. Als letzte stiegen sie auf das Lastauto, das sie forttragen sollte nach dem Osten: Oberin Pauline Maier und Ärztin Dr. Johanna Geismar, Heidelberg."
Eugen Neter

 

Ärztin Dr. Johanna Geissmar: Manheim - Heidelberg - Saig - Gurs - Auschwitz

 
  Richard Zahlten mit seiner Frau Maria Zahlten-Hall  

Jüdische Ärztin Dr. Johanna Geissmar - von Saig nach Gurs >Saig1 (23.1.2009)

Buch von Richard Zahlten
Von Mannheim nach Heidelberg und über den Schwarzwald durch Gurs nach
Auschwitz-Birkenau 1877 - 1942 , Einer jüdischen Ärztin 60 Jahre danach zum Gedenken.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn. Konstanz: Hartung-Gorre Verlag Konstanz 2001 ,
68 Seiten, broschürt, DM 28,95/EURO 14,80 , ISBN 3-89649-661-1
www.Hartung-Gorre.de

Buchbesprechung
Johanna Geissmar wurde am 7. Dezember 1877 als jüngstes Kind einer angesehenen deutsch-jüdischen Familie in Mannheim geboren. Zu ihren Vorfahren zählten Rabbiner, Kantoren und Religionslehrer. Ihr Vater Josef war ein bekannter Rechtsanwalt. Für die schöne und kluge Johanna kam ein Studium zunächst nicht in Frage, da ihr als Frau des Jahrgangs 1877 die Universitäten noch verschlossen blieben. Nach dem Tod des Vaters kam für die unverheiratete Johanna die Zeit des Aufbruchs: Im Jahre 1900 wurden erstmals Frauen an der Heidelberger Universität zugelassen. Johanna holte das Abitur nach und wählte Medizin als Studienfach. Nach ihrer Dissertation 1916 blieb sie als Ärztin im Lazarettdienst, wo sie das Elend des Krieges hautnah miterlebte. Ab dem Jahre 1920 praktizierte sie als Kinderärztin in Heidelberg und wurde bald von arm und reich geschätzt. Anfang 1933 musste ihre Praxis geschlossen werden, da im nationalsozialistischen Deutschen Reich jüdische Ärztinnen /Ärzte keine Kassenverträge mehr bekamen. Am 28. August 1933 meldete Johanna  Geissmar sich beim Einwohneramt der Stadt Heidelberg ab, blieb aber in Deutschland. Zunächst zog sie in den Schwarzwald nach Bärental, ab 1935 lebte sie in Saig. In diesem kleinen Ort wurde bald bekannt, dass sie Jüdin war. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Johanna Geissmar tätlich angegriffen. Sie fand Zuflucht bei ihrer Freundin Erika Schwoerer, deren Familie kein Hehl aus ihrer Verachtung für den Nationalsozialismus machte. Als die Lage immer bedrohlicher wurde, wandte sich Erika an den evangelischen Pfarrer Martin Huß, der ein Mitglied der "Bekennenden Kirche" war. Doch diese Hilfe war vergebens. Die Ärztin wurde von der Gestapo am 23. Oktober 1940 zu einer der drei Sammelstellen gebracht und  in das Lager von Gurs deportiert. Im August 1942 wurde sie nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Obwohl ihr Name nicht auf der Liste stand, meldete sie sich freiwillig, vor allem weil sie hoffte, ihre Geschwister dort zu finden. Als Todestag kann ihr Ankunftstag in Auschwitz-Birkenau gesehen werden: der 14. August 1942. In einem Vorwort schreibt Margot Wicki-Schwarzschild, die als neunjähriges Mädchen nach Gurs deportiert wurde, zu Recht: "Das vorliegende Buch ist eine Hommage an eine große Frau und zugleich eine weiteres Werk gegen das Vergessen." In der Verlagsbuchhandlung Hartung-Gorre sind eine Reihe von engagierten Arbeiten zum Thema Shoah/Judaica  erschienen. Nähere Informationen finden sich auf der Homepage:
http://home.t-online.de/home/hartung.gorre 
Buchbesprechung von Monika Kaczek, mehr auf
http://www.david.juden.at/buchbesprechungen/50-54/Main%20frame_Buch50_DRJohanna.htm

Vortrag von Richard Zahlten über Johanna Geissmar
Johanna Geissmar wuchs als jüngste von vier Geschwistern in Mannheim auf. 1909 schloss sie ihr Medizinstudium mit dem Doktortitel ab. Während des 1. Weltkrieges betreute sie vor allem Verwundete im Lazarett Heidelberg. Danach spezialisierte sie sich auf Kinderheilkunde und eröffnete 1921 eine Praxis in Heidelberg, wovon sie gut leben konnte. Doch wegen ihres jüdischen Glaubens musste sie 1932 unter Druck der Nationalsozialisten ihre Praxis schließen. Sie flüchtete in den Schwarzwald. Dort lebte sie vereinsamt und von den Nazis schikaniert bis sie 1940 nach Gurs deportiert wurde. Von dem unvorstellbaren Leid und Elend im Konzentrationslager scheinbar unbeeindruckt, arbeitete Johanna Geissmar unermüdlich als Lagerärztin für die Kranken und Verletzten. Unter diesen unmenschlichen Bedingungen gelang es ihr dennoch, ihren Patienten ein Stück Geborgenheit in die grausame Realität zu bringen. Sie entschied sich freiwillig, die Menschen auf dem Transport nach Auschwitz zu begleiten. Dort wurde sie am 14. August 1942 umgebracht. Richard Zahlten betonte in seinem Vortrag immer wieder, mit welcher Aufopferung und Nächstenliebe manche Menschen trotz der grausamen Umwelt im Nationalsozialismus ihr Möglichstes getan haben, um das Leid Anderer zu lindern - auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Sie wurden somit zu stillen Helden dieser Zeit. Ihre Verdienste dürfen daher nicht in Vergessenheit geraten!
mehr auf http://www.juedisches-leben-kraichgau.de/begegnung/vortraege.htm

Oberin Pauline Maier: Baiertal - Mannheim - Gurs - Auschwitz

Pauline Maier, geb am 21.10.1877 in Wiesloch-Baiertal bei Heidelberg, mit Johanna Geismar in Gurs, ermordet in Auschwitz 8/1942. http://www.beepworld.de/members91/hriesop/maierpauline.htm

"Pauline Maier wurde am 21. Oktober 1877 in Baiertal bei Heidelberg geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester in Berlin und Breslau wechselte sie 1913 in das jüdische Krankenhaus in Mannheim. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie in Kriegslazaretten und Verwundetenzügen. Nach Ende des Krieges kehrte sie nach Mannheim zurück, wo sie 1922 die Stelle der Oberin am jüdischen Krankenhaus übertragen bekam. Am 22. Oktober 1940 begleitete Pauline Maier freiwillig die Menschen aus dem Kranken- und Pfründnerhaus, welches bis auf die Transportunfähigen, bei der Deportation nach Gurs, geräumt wurde. Im dortigen Lager pflegte sie die Menschen weiterhin und gab ihnen Hoffnung. Im August 1942 wurde der größte Teil der Insassen des Lagers nach Ausschwitz transportiert. Als Freiwillige schloß sich Pauline Maier an, wo sie im gleichen Jahr in Ausschwitz ermordet wurde"...
mehr auf http://www.hausderjugend-bdkj-ma.de/juedischer%20Rundgang/start.html

Oberin Pauline Maier im Lager Gurs: "Wer diese "Hölle von Gurs" damals miterlebt hat, begreift, mit welchem Gefühl der Erlösung die hilfsbereite und helfende Oberin von den Unglückseligen, schwer geprüften Menschen begrüßt wurde, wo und wann sie immer in den armseligen Baracken auftauchte. Wie oft sah ich die nicht mehr junge Oberin mit einem langen Bergstock durch den tiefen Morast stampfen, von einer Baracke zur anderen, Trost und Hilfe bringen, das Bild einer wahren Helferin."
Eugen Neter


Erinnerung und Mahnung sind unverzichtbar: Zeitzeugin Meyer-Moses

In viele Erinnerungen von Opfern der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft finden sich Sätze wie "ich hatte eine schöne Kindheit" . Genau dies sollen Kinder heute und in Zukunft immer haben, weshalb die Erinnerung und die Mahnung unverzichtbar sind, so der Tenor, als am Donnerstagabend sich rund 50 Interessierte bei der Mahnmalwerkstatt auf dem Schlossplatz einfanden, um den Erinnerungen von Hanna Meyer-Moses Aufmerksamkeit zu schenken. Die heute in Bremgarten in der Schweiz lebende Jüdin aus Karlsruhe, die mit den Emmendinger Juden nach Gurs deportiert worden war, ist eine der wenigen Überlebenden und war mit ihrem Mann gekommen. Viele Gespräche führte sie dabei nach ihrer Rückschau mit Einzelpersonen oder in kleinen Gruppen. Beeindruckt zeigten sich die Gäste aus der Schweiz von dem symbolträchtigen Mahnmal, das Projektleiter Martin Becker detailliert erläuterte. So seien die Eisenbahnschienen so zusammengefügt, dass zwischen ihnen ein Raum gebildet werde, der nur nach oben offen ist. "Raum, der einerseits kein Entweichen zulässt, andererseits aber auch Schutzraum ist" , so Becker. Die Zwölf teilweise bearbeiteten Stangen, die senkrecht nach oben ragen und den Davidstern tragen, stünden für die zwölf Stämme Israels. Der Davidstern selbst sei von der Seite her nicht als solcher wahrnehmbar, sondern in sechs einzelne Stäbe zerstückelt. "Zerrissen, beschädigt, als Symbol für die permanente Bedrohung und Anfeindung", so Becker. Von oben jedoch könne der Stern als Ganzes wahrgenommen werden.
14.7.2007, BZ Emmendingen

 

 

 

Gedenktafel am Annaplatz in Freiburg zum Abtransport von Jüdinnen und Juden

Gedenktafel am Annaplatz neben der Kirche, 31.10.2006 Gedenktafel am Annaplatz neben der Kirche, 31.10.2006

Das seltsame Gefühl bleibt. Renate Citron-Lais (80) kommt es immer noch merkwürdig vor, dass sie den Annaplatz unbehelligt wieder verlassen kann. Ihre jüdische Großmutter konnte das nicht. Fanny Grötzinger war 77 Jahre alt, als sie am 22.Oktober 1940 von hier aus ins Konzentrationslager Gurs deportiert wurde - mit anderen Jüdinnen und Juden aus der Wiehre. Renate Citron-Lais hat sie damals zum Annaplatz begleitet. Genau 66 Jahre später war sie am Sonntag wieder da: Bei der Einweihung einer Gedenktafel, die Andreas Meckel gestiftet hat.

Gesehen haben müssen es viele, wie vor 66 Jahren rund 350 Jüdinnen und Juden überall in Freiburg von Polizisten abgeholt und zu Sammelplätzen wie dem Annaplatz gebracht wurden. Darüber sprechen wollten später die wenigsten. Das hat auch Angelika Pasdar erlebt, die gegenüber wohnt. Manchmal hat sie sich in der Umgebung umgehört, doch nie viel erfahren. Und als sie vor Jahren mit Andreas Meckel sprach — dem Mann von Marlis Meckel, die das Stolperstein-Projekt in Freiburg initiiert hat — entstand das Projekt einer Gedenktafel. Allerdings dauerte es zwei Jahre, bis ihr Stifter Andreas Meckel alles Organisatorische geklärt hatte. Denn der Erzbischof erlaubte nicht, sie an der Kirche anzuschrauben, darum brauchte sie einen Ständer und die Genehmigungen vieler Ämter, um jetzt - vor der Südwand der Kirche - auf städtischem Grund stehen zu dürfen. Hier erinnert die Tafel nun an die rund 100 Menschen aus der Wiehre, für die am 22. Oktober 1940 ein Leidensweg begann, den höchstens jeder fünfte überlebte.

Renate Citron-Lais sah ihre Großmutter nie wieder, nachdem sie die alte Frau zum Annaplatz gebracht hatte an jenem Tag, an dem für die damals 14-Jährige "die Welt einstürzte" . Mitten am Vormittag wurde sie von der Schule nach Hause geschickt — dort bewachte ein Polizist ihre Großmutter beim Kofferpacken. Wie alle anderen, bei denen ganz plötzlich — bei vielen in den frühen Morgenstunden — die Polizei vor der Tür stand, blieb ihr eine Stunde Zeit. Später brachte ein Lastwagen Fanny Grötzinger vom Annaplatz zur Hebelschule. Dort verbrachten alle, für die der Platz im ersten Zug nicht mehr gereicht hatte, die Nacht in einer Turnhalle, "wo sie auf Bänken schliefen oder weinend wachten" , wie es Renate Citron-Lais´ Vater später in einem Brief beschrieb. Es waren Kinder, Frauen und Männer jeden Alters, die auf eine Reise geschickt wurden, bei der viele der Älteren nicht einmal die Fahrt überlebten. Viele andere starben in Gurs, wo es zweimal am Tag Suppe mit Steckrüben zu essen gab und das bisschen Brot nachts von den Ratten weggefressen wurde.
Bis Anfang 1942 schaffte es Fanny Grötzinger, dort zu überleben — dann starb sie nach einer Lungenentzündung. Einige Monate später wäre sie vermutlich ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden.
Anja Bochtler, 24.10.2006, www.badische-zeitung.de

Friedenslicht der Pfadfinder zum Gedenken an Deportation nach Gurs

Das weihnachtliche Friedenslicht soll in diesem Jahr auch von Freiburg ausgesandt werden. Pfadfinder aus ganz Baden werden am Sonntag, 11. Dezember 2005 in der in der Herz-Jesu-Kirche (Freiburg-Stühlinger) die Aussendungsfeier halten und dabei das Gedenken an die Deportation jüdischer Mitmenschen, 1940 nach Gurs, in den Mittelpunkt stellen. Auch die 16. Aktion Friedenslicht nimmt ihren Anfang in Bethlehem. Dort entzündet ein Kind eine Kerzenflamme in der Geburtsgrotte. Die Flamme wird dann einem Spezialbehälter mit dem Flugzeug nach Wien transportiert und von dort durch Pfadfinder in 30 Großstädte Deutschlands gebracht, wo es zentrale Aussendungsfeiern gibt. Für Baden findet die Aussendungsfeier in diesem Jahr, ab 14 Uhr, in der Herz-Jesu-Kiche statt. Die Organisation liegt diesmal in den Händen des Verband christlicher Pfadfinder (VCP), der zur Evangelischen Landeskirche Baden gehört.  Nachdem das Friedenslicht am Vormittag auf dem Freiburger Bahnhof angekommen ist, bringen Vertretungen von verschiedenen Pfadfinderorganisationen (u. a. VCP, DPSG) das Licht in einer "Kerzenlaterne" an einen Stand im Bahnhofsgelände. In einer Prozession wird das Friedenslicht dann um 13.30 Uhr an die nahe gelegene Herz-Jesu-Kirche geleitet, wobei an mehreren Orten der Deportation jüdischer Mitmenschen nach Gurs im Jahr 1940 gedacht wird.
http://www.kirchenbezirk-freiburg.de/web_service.html
http://www.seelsorgeeinheit-freiburg-stuehlinger.de/aktuell-artikel-friedenslicht.htm

  Liegen gebliebene Koffer erinnerten auf der Wiwili-Brücke an die Deportation der badischen Juden ins Lager Gurs – und die Pfadfinder trugen ihr „Friedenslicht“ in einer Prozession durch Freiburg. Foto: VCP

Ein Licht geht um die Welt / Pfadfinder aus ganz Baden kamen zum „ Friedenslicht“ - und gedachten der Deportation nach Gurs

Besser geschützt kann eine brennende Kerze kaum sein: Als gestern 350 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Baden ihr „ Friedenslicht“ aus Bethlehem zur Herz-Jesu-Kirche am Stühlinger Kirchplatz geleiteten, waren Eva Apel (22) und ihre drei Kollegen vom Verband christlicher Pfadfinder (VCP) in Freiburg ganz an der Spitze. Vorsichtig balancierten sie die Kerze, die in einer hohen Laterne vor sich hin flackerte. Auf dem Weg über die Wiwili-Brücke und im ökumenischen Gottesdienst gedachten insgesamt 500 Menschen der Deportation jüdischer Bürger nach Gurs.

An der Wiwili-Brücke hängt ein großes Transparent: „ Stille“ . Und während die Jugendlichen die Fußgängerwege entlang über die Brücke gehen, macht manchmal jemand „ Pscht“ . In der Mitte , da, wo jetzt niemand geht, liegen Koffer. Überall verstreut auf dem Boden. Manche sind aufgeklappt. Da liegen auch einzelne Schuhe und Kleidungsstücke, die aussehen, als ob sie gerade jemand verloren hätte. Und mitten drin haben Micha Schöler (20), Elli Seiler (21) und die anderen vom Stamm „ Alemannen“ des VCP, der diese Aktion vorbereitet hat, eine große Leinwand aufgebaut. Mit Bildern von zusammengetriebenen Menschen und von Zügen, in denen sie deportiert wurden. Hannah Meyer-Moses saß in einem solchen Zug. In der Herz-Jesu-Kirche, wo auch Rivka Hollaender von der christlich-jüdischen Gemeinde und Hossein Fatimi, der Vorsitzende der christlich-islamischen Gesellschaft, den ökumenischen Gottesdienst zur Aussendung des „ Friedenslichts“ mitfeiern, erzählt sie, wie sie als 13-Jährige mit ihrer jüngeren Schwester und den Eltern am Morgen des 22. Oktober 1940 von der Gestapo abgeholt und nach Gurs deportiert wurde. Überlebt haben sie und ihre Schwester nur, weil ein katholischer Pfarrer in Zusammenarbeit mit dem jüdischen Kinderhilfswerk die Mädchen in die Schweiz schmuggelte, wo Hannah Meyer-Moses heute noch lebt.
Am Ende des Gottesdiensts nehmen die Pfadfinder das Friedenslicht, das sie durch Freiburg begleitet haben, mit eigenen Kerzen nach Hause und in ihre Gemeinden. Viele sind aus der Umgebung gekommen, zum Beispiel Jessica Bonke (14) aus Lahr, die das Licht daheim in den Abendgottesdienst bringen will. Denn für die Jugendlichen ist die Flamme, die jedes Jahr von einem Kind in Bethlehem entzündet wird und von dort bis Weihnachten um die ganze Welt wandert, ein wichtiges Symbol. „ Es zeigt die Zusammengehörigkeit aller Menschen“ , sagt Sebastian Klotz (17) vom VCP Rötteln aus Lörrach. Etwas Besonderes ist das „ Friedenslicht“ allein schon deshalb, weil es den langen Weg aus Bethlehem hinter sich hat, betont Julia Goltz (14) aus Lörrach. Bis Wien wird die Flamme jedes Jahr mit dem Flugzeug transportiert, von dort aus kam es gestern mit dem Zug in Freiburg an.
12.12.2005 auf www.bzol.de

 

Mahnmal-projekt.de

Das Projekt „Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens“ wird seit 2002 durchgeführt, Ziel ist es, 137 Steine zusammen zu bekommen, für jede ehemalige jüdische Gemeinde einen. Man kann sich am Mahnmal-Projekt fortlaufend beteiligen. Jugendliche sind eingeladen, sich mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Baden auseinanderzusetzen, mit dem Ziel, nach einer gründlichen Spurensuche in den jeweiligen Orten und deren Dokumentation zwei identische Memorialsteine zu gestalten. Ein Stein bleibt vor Ort, der andere wird Teil eines zentralen Mahnmals für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens. Gruppen, die sich am Projekt beteiligen wollen, werden gebeten sich schriftlich oder per E-Mail bei den angegebenen Kontaktpersonen zu melden.

Eva Söffge, Abteilung Jugendpastoral, Erzbischöfliches Seelsorgeamt, Okenstr. 15, 79108 Freiburg, Tel 0761/5144-247, E-Mail: mahnmal@seelsorgeamt-freiburg.de
www.mahnmal-projekt.de

Das Projekt „Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens“ wird in den Jahren 2002-2005 durchgeführt. Jugendliche sind eingeladen, sich mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Baden auseinanderzusetzen, mit dem Ziel, nach einer gründlichen Spurensuche in den jeweiligen Orten und deren Dokumentation zwei identische Memorialsteine zu gestalten. Ein Stein bleibt vor Ort, der andere wird Teil eines zentralen Mahnmals für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens.
www.mahnmal-projekt.de

  


Mahnmal in Neckarzimmern zum Judentransport nach Gurs

„Erinnerung ist nie abgeschlossen“  / Vor 65 Jahren wurden 5600 Juden aus Baden nach Gurs deportiert / Von Jugendlichen geschaffenes Mahnmal wird eingeweiht

An die Deportation von 5600 Jüdinnen und Juden aus Baden heute vor 65 Jahren ins südfranzösische Gurs erinnert nun ein zentrales Mahnmal, das im nordbadischen Neckarzimmern morgen eingeweiht wird. Dazu haben sich Kultusminister Helmut Rau, Erzbischof Robert Zollitsch und der evangelische Oberkirchenrat Michael Trensky angekündigt. Jugendgruppen aus ganz Baden haben jeweils einen Stein für die zentrale Gedenkstätte und einen identischen für ihre Gemeinde gestaltet. So stehen in Neckarzimmern nun 40 Memorialsteine.

Es war eine detailliert geplante Aktion: In wenigen Stunden wurden am 22. Oktober 1940 mehr als 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland festgenommen, in neun Züge gepfercht und nach Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Aufgrund der katastrophalen Bedingungen starben dort mehr als 1000 Juden in dem Lager. Wer überlebte, wurde von März 1942 an nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager im Osten transportiert, wo die meisten ermordet wurden. Baden, Pfalz und Saarland waren so die ersten Gaue, die „judenrein“ waren. 5600 Juden aus 137 badischen Städten und Dörfern wurden damals deportiert.
Exakt 137 Steine finden deshalb Platz auf dem 25 mal 25 Meter großen Davidstern auf dem Gelände der Tagungsstätte der evangelischen Jugend in Neckarzimmern. „Erinnerungsarbeit ist eben nie abgeschlossen“, sagt Boris Geschwandtner, der Beauftragte für dieses Projekt im Erzbistum Freiburg. Es brauchte einen langen Atem, um die Geschichte der Deportierten zu erforschen, mit möglichen Zeitzeugen Kontakt aufzunehmen und die Steine zu gestalten. In Freiburg sind sogar zwei Steinpaare entstanden. Den Memorialstein der Stadt Freiburg hat eine Gruppe der evangelischen Jugendarbeit gestaltet. Bislang fehlt allerdings ein Platz, um ihn aufzustellen. Da hatte die Gruppe von Schülerinnen des St. Ursula-Gymnasiums mehr Erfolg. Ihr Stein steht bereits seit einem Jahr auf dem „Platz des Denkmals für die Opfer des Krieges“ in Breisach.
....
Neckarzimmern wurde als Standort für das zentrale Mahnmal gewählt, weil es dort während des Zweiten Weltkriegs ein Lager gab und weil in der evangelischen Jugendbegegnungsstätte viele Jugendliche mit der Erinnerungsstätte in Kontakt kommen. „Wir hatten überlegt, ob es zentralere Orte gibt, aber entweder reichte der Platz nicht aus oder es gab andere topographische Hindernisse“, erzählt Geschwandtner.
Entstanden ist das Mahnmalprojekt 1999. Der Kontakt mit Zeitzeugen während des Jugendprojektes „Spurensuche“ hatte den Anstoß gegeben. „2003 kam die Evangelische Landeskirche dazu, ein Drittel der Steine kommen von evangelischen Jugendgruppen“, berichtet Geschwandtner. Er hofft, dass von der Gedenkfeier ein Ruck ausgeht, dass sich Jugendliche finden, die weiter Steine gestalten und die Erinnerung lebendig halten – trotz aller Widerstände.
Stephan Neumann vom 22.10.2005 auf www.bzol.de lesen


  

 

Deportation der Eichstetter Juden ins Konzentrationslager Gurs vor 65 Jahren

Heute vor 65 Jahren wurden 6504 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das südfranzösische Konzentrationslager Gurs deportiert. Unter ihnen waren auch die letzten jüdischen Eichstetterinnen und Eichstetter. Gewaltsam wurde so die jüdische Gemeinde in Eichstetten zerstört, die mehr als 200 Jahre lang existiert hatte.

Zwischen den Jahren 1716 und 1744 wanderten Juden aus der Schweiz und dem Elsass nach Eichstetten ein. Sie bezahlten an den Markgrafen ein Schutzgeld und erhielten dafür die Genehmigung, sich niederzulassen. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1871 mit 420 Personen erreicht. Sie lebten hauptsächlich vom Viehhandel. 1828 wurde nach den Plänen des Architekten Christoph Arnold mit dem Bau einer Synagoge im Ortskern am Altweg 10 begonnen. Dabei gab es Streitigkeiten mit der christlichen Bevölkerung, mehrfach wurde das neu gebaute Gebetshaus beschmiert. 1879 und 1920 wurde die Synagoge renoviert. Mit der Machtergreifung Hitlers Anfang 1933 und den folgenden antisemitischen Gesetzen wurde auch die Lage der Eichstetter Juden immer schwieriger, mehrere Viehhändler mussten ihre Betriebe einstellen. Die letzten beiden jüdischen Geschäfte – das Manufakturwarengeschäft Dreifuß und der Lebensmittelladen von Ernestine Weil – mussten im Dezember 1938 schließen. Einen Monat zuvor, am 10. November 1938, der als Reichskristallnacht in die Geschichte eingehen sollte, wurden landesweit Synagogen in Brand gesteckt und jüdische Geschäfte geplündert. Auch die Eichstetter Synagoge wurde von Freiburger SS- und SA-Führern in Brand gesteckt, ebenso wie die jüdischen Gotteshäuser in Freiburg, Breisach und Ihringen.

Die Eichstetter Juden wurden aus ihren Häusern gezerrt ihre Wertsachen und Papiere wurden ihnen abgenommen. Alle jüdischen Männer wurden auf einen Lastwagen verladen und in das Konzentrationslager (KZ) Dachau verschleppt. Wochen und Monate mussten sie dort unter menschenunwürdigen Bedingungen verbringen, Siegfried Bloch und Abraham Dreifuß wurden im KZ Dachau ermordet. Die Feuerwehr hatte beim Brand der Synagoge Anweisung, lediglich die Nachbargebäude zu schützen. Am kommenden Tag wurde von Eichstetter Einwohnern auch das jüdische Badehaus aus dem Jahre 1895 zerstört und der jüdische Leichenwagen verbrannt. Viele Juden versuchten auszuwandern oder zumindest ihre Kinder in Sicherheit zu bringen – nach Frankreich, in die Schweiz, nach Palästina oder in die USA. Am 22. Oktober 1940 und am darauf folgenden Tag wurden in einer sorgfältig geplanten Aktion alle verbliebenen Juden aus Baden, Pfalz und dem Saarland nach Frankreich deportiert. Dort kamen sie in das KZ Gurs am Fuße der Pyrenäen. Allein im ersten Winter starben dort sieben Eichstetter Jüdinnen und Juden. Zwei Jahre lang verbrachten die deportierten Juden im KZ Gurs, einige konnten in dieser Zeit daraus gerettet werden. Im August 1942 wurde das Lager schließlich geräumt. Alle Gefangenen wurden in das KZ Auschwitz gebracht und dort getötet.

Unter den Ermordeten waren folgende Eichstetter: Ilse und Isidor Biedermann; Auguste Bloch; Gustav, Hermann und Maier Max Bloch; Sophie Bloch; David Epstein; Sophie Epstein; Karl und Rosa Hauser; Flora Hene; Thekla und Johanna Kleefeld; Berta und Betty Klein; Betty Weil; Moritz und Rosa Weil; Rina Weil; Semy Weil; Thekla Weil.
Alles von Michael Reich vom 22.10.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

 

 

Gedenksteine für Gurs vom St.Ursula-Gymnasium 

Steine helfen gegen das Vergessen / Sechs Jugendliche aus Freiburg arbeiten an einem Mahnmal für die nach Gurs deportierten Juden

Julia Bayer meißelt. Jeder Schlag mit dem Spezialhammer wirbelt Staub auf, der nagelähnliche Meißel wird tiefer in den Stein getrieben. Die Schülerin des Sankt-Ursula-Gymnasiums arbeitet an einem von zwei Gedenksteinen, die sie zusammen mit fünf weiteren Jugendlichen aus Freiburg im Rahmen eines Mahnmal-Projektes erstellt. Am oberen Ende des knapp einen Meter hohen Sandsteins befindet sich eine runde Öffnung. Gerade so groß, dass sich zwei Personen durch sie hindurch die Hand reichen können. „Schalom“ steht in hebräischen Buchstaben eingeritzt auf der einen, „Friede“ auf der anderen Seite. „Die Arbeit an den Gedenksteinen hat uns als Gruppe zusammengeschweißt. Wir sind stolz, dass wir uns an dem Mahnmal-Projekt beteiligen können“, sagt die 17-jährige Julia Bayer. Knapp 600 Jugendliche aus ganz Baden wollen ein zentrales Denkmal gestalten. Es soll an die nach Gurs deportierten Juden erinnern. Das „Camp de Gurs“ in den Pyrenäen war das größte französische Internierungslager während der NS-Zeit. 5600 Juden aus Baden wurden dorthin verschleppt.

Für jede der 137 Gemeinden, in denen am 23. Oktober 1940 Juden abtransportiert worden waren, sollen zwei identische Gedenksteine entstehen. Einer wird auf dem Gelände des evangelischen Bildungshauses in Neckarzimmern bei Heidelberg aufgestellt, der zweite in der jeweiligen Gemeinde. Träger des Projektes sind die Erzdiözese Freiburg und das Evangelische Amt für Kinder- und Jugendarbeit der Landeskirche Baden. „Wir freuen uns, wenn sich Jugendliche für solch ein Projekt engagieren“, sagt Ursula Amitai vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Freiburg. Es sei wichtig, dass sich Jugendliche mit diesem Thema auseinander setzen. Vor zwei Jahren hat sich die Freiburger Gruppe um Schülerin Julia Bayer in der evangelischen Christusgemeinde gefunden und zusammengeschlossen. Gleich am Anfang standen die Jugendlichen vor einem Problem: Es fehlte das Geld, um die Gedenksteine zu kaufen. Das Projekt drohte zu kippen. Nach vielen Telefonaten fand sich endlich ein Spender in Offenburg. Er schenkte der Gruppe zwei Sandsteine. Den richtigen Umgang mit Hammer und Meißel lernten die Jugendlichen vom Freiburger Steinmetz Raimund Kossmann. In seiner Werkstatt konnten sie jedes Wochenende arbeiten. Um mehr über das Schicksal der deportierten Juden zu erfahren, begaben sich die Freiburger in ihrer Heimatstadt auf Spurensuche. Sie forschten in Archiven, nahmen an einer Diskussion zum Thema Judentum teil und sprachen mit Zeitzeugen.

Julia Bayer schlägt erneut mit dem Spezialhammer den Meißel in den Sandstein. Sie pustet Staub und Steinkörner von der oberen Steinkante. Acht Buchstaben werden sichtbar: „Freiburg“. Die letzte Inschrift ist fertig. Beide Gedenksteine sehen sich nun zum Verwechseln ähnlich. Der erste von ihnen wird zum zentralen Mahnmal nach Neckarzimmern gebracht, das am morgigen Sonntag eingeweiht wird. Für den zweiten Gedenkstein fehlt noch der Platz in Freiburg. „Wir würden ihn gern am Platz der alten Synagoge aufstellen“, sagt Julia Bayer. Das Problem: Hier stehen schon zwei Mahnmale. Zudem ist schon lange geplant, eine weitere Erinnerungsstele zu errichten. Ursula Amitai vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Freiburg warnt davor, den Platz mit Mahnmalen zu „überfrachten“, die nur bedingt in einem Zusammenhang stünden. Die Jüdische Gemeinde bietet an, sich an der Suche nach einem Standort für den Stein zu beteiligen. „Gerade wenn Jugendliche so interessiert sind, möchten wir sie unterstützen.“

Die Standortfrage könnte sogar den Gemeinderat beschäftigen. Denn die Jugendlichen werden einen entsprechenden Antrag bei Oberbürgermeister Dieter Salomon einreichen. Die Stadtverwaltung muss dann entscheiden, ob, wo und wann der Stein aufgestellt werden kann.
Julia Stempfle am 22.10.2005 auf www.bzol.de

  

 

Vor 65 Jahren wurden die Breisacher Juden nach Gurs deportiert

Als am Morgen des 22. Oktober 1940 in einer genau durchorganisierten Aktion, veranlasst durch die Gauleiter Bürckel und Wagner, den Juden in Baden, in der Pfalz und im Saarland der Befehl zur „Umsiedlung an einen unbekannten Ort“ zugestellt wurde, traf dies all die Personen jüdischer Herkunft, die bis dahin keine Gelegenheit hatten, aus Deutschland zu emigrieren oder dafür einfach nicht den Mut aufgebracht hatten. Das waren vor allem ältere Menschen, wie Abraham Mock und seine Frau Jenny, die in der Breisacher Judengasse das angesehene, jüdische Gasthaus „Adler“ führten.

Abraham Mock, dessen Familie mindestens seit dem 18. Jahrhundert in Breisach ansässig war, war im März des Jahres 1940 70 Jahre alt geworden. Seine aus Obergrombach in Nordbaden stammende Frau Jenny, geborene Karlebach, hatte 8 Tage vor dem Deportationstag ihren 66. Geburtstag gefeiert. Ob ihr wirklich nach Feiern zu Mute war, darf allerdings bezweifelt werden, denn längst schon zeichnete sich ab, dass der jüdischen Bevölkerung mehr und mehr zu Leibe gerückt werden sollte. Erst im Sommer waren in einer Sonderaktion alle in Breisach ansässigen Juden nach Rouffach in die dortige Irrenanstalt gebracht und vier Wochen festgehalten worden. In der Zwischenzeit war vielen von ihnen Hausrat, Kleider und Lebensmittel entwendet worden. Nun, an diesem 22. Oktober, einem Tag, der inmitten des siebentägigen Laubhüttenfestes lag, gab es für die meisten kein Erbarmen. Lediglich die in „Mischehe“ lebenden Juden und die nicht Transportfähigen waren vom Deportationsbefehl ausgenommen. Alle anderen mussten in kürzester Zeit Kleider, eine Wolldecke, Verpflegung für mehrere Tage sowie Ess- und Trinkgeschirre zusammenpacken und sich am Sammelplatz einfinden. 100 Reichsmark Bargeld war ihnen gestattet, alles andere Hab und Gut war verloren.

Der oben zitierte „unbekannte Ort“ ist inzwischen längst bekannt. Die 6504 badischen und saarpfälzischen Juden wurden ins Lager Gurs in Südfrankreich am Fuße der Pyrenäen gebracht. Auch Jenny und Abraham Mock gehörten dazu. Für sie gab es keine Befreiung mehr. Jenny Mock starb noch im selben Jahr am 8. Dezember, Abraham Mock wurde etwas später nach Noé bei Toulouse verlegt, wo auch er am 17. Februar 1942 starb. Erst vor kurzem wurden die Porträts der beiden von Nachbarn der Familie Mock in der heutigen Rheintorstraße dem Förderverein Ehemaliges jüdisches Gemeindehaus zur Verfügung gestellt – ein weiterer Mosaikstein in der Dokumentation über die letzten jüdischen Bürger in Breisach, die im Blauen Haus vonstatten gehen soll.

Nun hat sich aber noch eine neue, sehr aussagekräftige und detailreiche Quelle aufgetan. Was in den Lagern in Südfrankreich an Akten vorhanden war zu Personalien, Gesprächen mit der Polizei, Versuchen das Lager zu verlassen und vielem mehr, lagert seit Kriegsende in Archiven in Pau und wurde jahrelang unter strengem Verschluss gehalten. Dem Förderverein ist es jedoch gelungen, eine Erlaubnis zur Auswertung von 54 Mikrofilmen, die diese Akten beinhalten, zu bekommen. 30 davon sind für die Breisacher Deportierten relevant. Da trifft es sich gut, dass die dritte „Freiwillige“ im Blauen Haus von Aktion Sühnezeichen diesmal aus Frankreich kommt. Gaëlle Dazard aus Paris wird nun ein Register anlegen, aus dem hervorgeht, über welche Personen Akten vorhanden sind und was diese beinhalten. Eine Menge Fragen und viele Details über das Schicksal der Deportierten werden sich somit wohl klären lassen. Vor allem wird man durch diese Akten aber Aufschluss darüber bekommen, wie viele Personen aus Breisach tatsächlich deportiert wurden. Denn die bisher kolportierte Zahl von 34 Personen ist falsch, wie Christiane Walesch-Schneller, die Vorsitzende des Fördervereins, bemerkte. Die Zahl geht auf ein Verzeichnis der Finanzbehörde zurück und listet nur die Haushaltsvorstände auf. Im Fall von Abraham und Jenny Mock ist nur der Ehemann aufgeführt, ein Sachverhalt, der sicher noch auf weitere Familien zutrifft. Somit wird diese Zahl zu korrigieren sein, wozu die Auswertung der Mikrofilme aus Pau herangezogen werden kann.

Am Samstag jährt sich der Tag der Deportation nun zum 65. Mal. Aus diesem Anlass wir auch in Breisach eine Gedenkfeier stattfinden. Diese findet am Sonntag um 11.30 Uhr auf Einladung der Stadt am Mahnmal unterhalb des Münsters in der Münsterstraße statt. Das Mahnmal wurde von Schülerinnen des St.- Ursula- Gymnasiums gestaltet, als Teilarbeit eines Projektes, das in allen 137 Gemeinden in Baden, aus denen Juden deportiert wurden, durch Jugendliche entstanden ist. Ein zentrales Mahnmal, zu dem die 137 Gedenksteine in Bezug stehen, wird nun zum 65. Jahrestag in Neckarzimmern eingeweiht.
Alles von Friedel Scheer-Nahor vom 19.10.2005 auf www.bzol.de lesen

Links

http://www.christen-und-juden.de/html/gurs.htm

www.mahnmal-projekt.de
http://www.kja-freiburg.de/efj/dcms/sites/kja/projekte/mahnmal/index.html
Boris Gschwandtner, Tel 0761-5144165, mahnmal@seelsorgeamt-freiburg.de

Liste der Internierten in Gurs
http://gurs.free.fr/liste.html

Gurs bis 1959 in Vergessenheit:
Après 1945, le camp de Gurs sombra bien vite dans l’oubli. Quelques baraques, peu nombreuses, furent vendues aux enchères, et les autres furent brûlées par mesure d’hygiène, effaçant le sinistre et honteux quotidien réservé aux internés (humidité, insalubrité, promiscuité, froid, faim, maladie). Le cimetière et ses plus de 1073 tombes témoignant de ces terribles souffrances, se retrouva à l’abandon ... jusqu’à l’arrivée, en 1959, d’André Chabrerie et son épouse, venus s’établir à Gurs pour leur retraite. André Chabrerie, ancien consul de France au pays de Bade, entreprit des démarches auprès des villes badoises pour financer la restauration et l’entretien du cimetière du camp et en faire un lieu de mémoire.
Photographies en main, pour montrer le cimetière abandonné, André Chabrerie s’était rendu en Allemagne, et réussit à sensibiliser le consistoire des Israélites de Bade, les élus des villes de Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Fribourg... et Pforzhem qui, précisément, est aujourd’hui jumelée avec Guernica, la ville martyre rasée par l’aviation allemande, pendant la guerre civile d’Espagne
http://www.bearn-gaves.com/spip/article.php3?id_article=841

Die Deportation der pfälzischen Juden nach Gurs
http://www.christen-und-juden.de/html/gurs.htm

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