Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos ab Januar 2006 zu Kirchen
im Breisgau/Hochschwarzwald
  

Home >Gesellschaft >Kirchen >Kirchen3

 Blick vom Einsiedel beim Kellershof nach Süden ins Jostal - Hotel Josen links und Rainhof rechts am 8.1.2006  mehr

 

Die wunderbare Welt der Katholiken

Eine kritische Liebeserklärung: Das neue Buch des Theologen und Unternehmensberaters Peter Modler zur katholischen Kirche

Die Steigerung von "katholisch" ist bekanntlich "gut katholisch" . Letzteres dürfte sein, wer ein solches Buch vorlegt. Peter Modlers Opus heißt sogar "Die wunderbare Welt der Katholiken" . Untertitel: "Eine Art Liebeserklärung" . Die Ähnlichkeit mit dem Kinohit "Die fabelhafte Welt der Amélie" ist durchaus beabsichtigt. Mehr noch: Der Film war der Anstoß zum Buch, das nicht bloß eine Hymne ist. Modler wurde einst von seiner Kirche wegen Teilnahme an der Ökologiebewegung der 70er mit Berufsverbot belegt. Doch hat der promovierte Theologe des Jahrgangs 1955 seinen kritischen Verstand keineswegs beim Vatikan abgegeben. In unserer zunehmend säkularen Welt möchte der Autor Erklärungsmuster und Hintergründe zu dem liefern, was der weite Begriff "katholisch" meint.
Der Band mit seinen acht Kapiteln ist vieles in einem: ein kleines Lexikon ganz eigener Art für Theologie und Kirche. Ein informatives und doch so hübsch unakademisch verfasstes Begriffswörterbuch dessen, was — mehr oder weniger — typisch katholisch ist. Ein Glossar der Liturgiewissenschaft, des religiösen Brauchtums, des (Kirchen-)Jahrs und überhaupt der Institution Kirche. Modler, der standhaft entschlossen ist, "in dieser Tradition auch dann zu leben, wenn es manchmal wehtut" , befleißigt sich der Kürze: "Eine Seite und Schluss" — so die Devise, auch wenn die Begriffe zuweilen komplex und abstrakt sind. Meist ist das Ergebnis einleuchtend. Das Spektrum reicht von der Absolution bis zum Zölibat. Auch Reizthemen wie Verhütung, Abtreibung, Hölle und Teufel werden angefasst. Die Prozession apostrophiert der Experte als "die allerfriedlichste Demo der Welt" . Modler, der in Amoltern im Kaiserstuhl lebt, sieht das meiste richtig, wiewohl mitunter etwas durch die ländliche Brille. Den wohlig die Sinne ansprechenden Katholizismus mit seinem Faible fürs Theatralische schildert er systemimmanent, aber immer auch mit Blick auf die Außenwirkung. Nur in einem katholischen Umfeld habe die Oper entstehen können (ist das mit ein Grund dafür, dass es keine von Bach gibt?). Zu knapp kommt die Ökumene weg — Ansätze soll’s mindestens an der Basis geben. Kein Wort über ein so spezifisch katholisches Phänomen wie die Gregorianik. Und: Man vermisst die Aufarbeitung des für Leute von heute schwer nachvollziehbaren Festinhalts von Christi Himmelfahrt — vielleicht mit Bezug zur Nutzung als Vatertag. Bodenpersonal wie Meisner, Mixa & Co. und römische Störmanöver bleiben außen vor. Deutlich sendungsbewusst tritt Modler — und da merkt man den heutigen Unternehmensberater — besonders an der Stelle auf den Plan, wo es das Anforderungsprofil eines Generalvikars, also des obersten Managers eines Bistums, zu umreißen gilt. Nur die Priesterweihe empfangen zu haben, sei da "manchmal etwas wenig" . Aber ach, in puncto Latein passiert dem Autor (und mit ihm dem Lektorat des Herder-Verlags) ein Betriebsunfall — und das ausgerechnet bei den zentralen Wandlungsworten der Messfeier, wo es korrekt nun mal "corpus meum" (und nicht meus) heißen muss. Peter Modler schreibt locker, er zeigt Humor und Ironie, spricht mal salopp von einem "gewissen Herrn Luther" und nennt Maria die "Mama" Jesu. Ein schön bebildertes, kurzweiliges, von Sympathie getragenes Buch — nicht nur für Katholiken. Gäbe es sie nicht seit 2000 Jahren, man müsste die katholische Kirche unverzüglich erfinden.
Johannes Adam, 14.11.2007, www.badische-zeitung.de

Peter Modler: Die wunderbare Welt der Katholiken. Eine Art Liebeserklärung.
Herder-Verlag, Freiburg 2007. 192 Seiten, 16,90 Euro.
Der Autor liest am 15.11.2007 um 20 Uhr im Bürgersaal in Amoltern (Ortschaftsamt) und am 2. Dezember, 11.15 Uhr, im Gemeindezentrum St. Peter in Endingen.



 

Internet-Seelsorge - die Nachfrage übersteigt das Angebot

Seelsorge und Beratung sind von jeher eine wichtige Aufgabe der Kirchen. Doch seit einigen Jahren müssen Trauernde und Ratsuchende dazu nicht mehr unbedingt das direkte Gespräch mit einem Pfarrer oder Berater suchen. Ein Computer und ein Internetzugang reichen - die Seelsorge per Chat oder E-Mail ist mittlerweile eine feste Größe im Netz. Vor allem in der dunklen Jahreszeit können sich die Internet-Helfer vor Anfragen kaum retten.

"Meist sind es junge Erwachsene zwischen 35 und 40 Jahren, die uns schreiben" , sagt Uwe Holschuh, Diakon im Bistum Würzburg und Gründer von "Kummernetz" . Ratsuchende können sich unter www.kummernetz.de direkt an einen Berater wenden und per Mail einen Dialog mit ihm beginnen. Während die rund 50 Berater sich mit Fotos und kurzem Steckbrief auf der Webseite vorstellen, bleiben die Hilfesuchenden in der Regel anonym. "Oft geht es um Partnerschaftsprobleme, Depressionen oder Suizidgedanken" , sagt der katholische Theologe. Nicht immer ist das Anliegen sofort deutlich. "Die kürzeste Mail, die ich bekommen habe, bestand aus einem Wort: Hilfe!" , sagt Jörg Fenske, evangelischer Internetseelsorger aus Hamburg. Andere schreiben sich ihren Kummer komplett von der Seele: "Die längste Mail umfasste ausgedruckt 28 DIN-A4-Seiten" , sagt der Pfarrer, der die Seite "www.seelsorge-im-netz.de" betreut. Etwa ein Drittel der Ratsuchenden belasse es beim einmaligen Kontakt, ein weiteres Drittel kommt mit fünf bis zehn Mailkontakten aus, ein Drittel sind Langzeitkontakte. Beim Kummernetz dagegen bleibt der Kontakt von vornherein auf vier Antwortmails des Beraters begrenzt. "Das Medium Internet gibt nicht mehr her — und wir können auch kein reales Gespräch ersetzen" , sagt Holschuh. Ein Ziel sei es daher, die Ratsuchenden an eine Beratungsstelle in ihrer Nähe zu verweisen. "Wir bieten keine Therapien und keine spezielle Beratung an", sagt auch Fenske. Wer zum Beispiel Geldprobleme hat, werde an eine Schuldnerberatung weitergeleitet. Alternativ zum Mailkontakt mit einem Berater können Hilfesuchende bei Kummernetz ihr Problem aber auch in einem Forum schildern. Das Beschränken der Mailberatung hat auch praktische Gründe: Die Internet-Seelsorger sind oft ausgebucht. Viele arbeiten ehrenamtlich nach Feierabend und haben sich in Wochenendkursen für die Beratung qualifiziert. "Das geht von der Hausfrau bis zum Rechtsanwalt" , sagt Holschuh. Obligatorisch ist eine regelmäßige Supervision — viele Fälle sind belastend. Vor allem zwei Bereiche sind in der Internetseelsorge öfter Thema als in der realen Beratung: Selbstverstümmelung und sexueller Missbrauch. "Das liegt natürlich auch an der Anonymität des Mediums."
Dass nicht einmal mehr das Geschlecht oder Alter der Klienten anhand der Stimme zu identifizieren ist, unterscheidet die Netz- auch von der Telefonseelsorge. Das klassische Beratungsangebot der Kirchen hat wegen des wachsenden Bedarfs unter www.telefonseelsorge.de einen Internet-Bereich eingerichtet. "Unsere Chat-Beratung ist ziemlich gut ausgebucht" , sagt der katholische Telefonseelsorge-Beauftragte Hans-Gerd Angel aus Bonn. Ein Ausbau sei dennoch nicht ohne weiteres möglich: "Es hängt auch daran, dass wir noch keinen Sponsor haben — bei der Telefonseelsorge trägt ja die Telekom alle Gesprächskosten."
Doch fündig werden Ratsuchende auch auf den Seiten einzelner Kirchengliederungen, darunter der katholischen Erzdiözese Freiburg und der evangelischen Landeskirche Baden. Deren Angebote sind allerdings nicht auf kurzfristige Hilfe ausgelegt. Garantiert werden kann eine Antwort nur "in der Regel innerhalb von 36 Stunden" bzw. "innerhalb der nächsten Tage". Als Missionsfeld sehen die Kirchen die Internetseelsorge nicht. "Keiner fragt: Warum kann ich nicht glauben?" , sagt Pastor Jörg Fenske. Eher gehe es darum, eine "lebensbejahende Erklärung" für dramatische Situationen zu finden. Allerdings biete es sich manchmal schon an, mit einem Psalm zu kommen, sagt Diakon Holschuh: "Mancher sagt dann doch: Das hat mir geholfen."
www.kummernetz.de
www.seelsorge-im-netz.de
www.telefonseelsorge.de
www.chatseelsorge.de
www.seelsorge.net
www.netseelsorge.de
seelsorge.erzbistum-freiburg.de

 

Kilbi, Chilbi, Kirchweih, Kerbe - Gleich sechsmal feiern

Kilbi, Chilbi, Kirchweih`, Kirmes, Kerbe, Kerwa — überall heißen die Feste rund um die Kirchweih ein bisschen anders, werden zu verschiedenen Zeiten gefeiert und teils mit weltlichen Feiern, Brauchtum und Märkten vermischt.

Auf sechs Kirchweihfeste bringt es eine katholische Gemeinde im Jahr. Dazu gehören der Gedenktag an die Kirchenweihe und der Gedenktag an die Kirchenpatronin oder den Kirchenpatron der eigenen Kirche, vier weltkirchliche und ein diözesanes Kirchenfest. Zu den vier römischen Kirchweihfesten gehören das Fest der Basilika Santa Maria Maggiore (5. August), der Lateranbasilika (9. November) und das doppelte Fest der römischen Basilika Peter und Paul, also der Peterskirche in Rom und der Basilika St. Paul vor den Mauern. Seitens der Diözese gilt als Kirchweihfest der Weihetag der Bischofskirche, des Domes, des Münsters oder der Kathedrale. Vermutungen nehmen das jüdische Tempelweihefest als Vorbild der Kirchweihfeste an. Seit dem Mailänder Edikt nach Beendigung der Christenverfolgung aus dem Jahre 313 existiert für die christliche Erinnerungsfeier an eine Kirch(en)weihe eine besondere liturgische Vorlage. An den auch für Mägde und Knechte arbeitsfreien Kirchweihtagen, die sich von Frühjahr bis Herbst verteilten, wurde nur das Notwendigste erledigt. Die Bediensteten erhielten Ausgang, manchmal Kirmesgeld und feierten mit gutem Essen, Trinken und Vergnügungen, was teils weniger christliche Auswirkungen mit sich brachte: Übermut, Streit, Schlägereien bis zum Austragen nachbarschaftlicher Zwistigkeiten unter ganzen Dörfern. Als es dem österreichischen Kaiser Joseph II. damit zu bunt wurde, bestimmte er den dritten Sonntag im Oktober zur Feier aller Kirchweihfeste. Drei Tage durfte diese "Kaiserkirchweih" dauern, mit Musik und Tanz. Festgehalten ist diese Tatsache noch heute im Mundartspruch "Hit isch Kilbi, morn isch Kilbi, bis zum Zischdigobe" , hin.
Eine große Rolle spielten einst Hammeltanz mit Versteigerung des Hammels und bestimmte Spiele, Theateraufführungen, Umzüge, Volksfeste und Märkte mischten sich dazu. Vor der Liturgiereform wurde zu jedem Kirchweihtag Lukas 19, 1-10, Jesu Einkehr in das Haus des Zacharias, als Evangelium verlesen. Wobei der Volksmund es bald umformulierte in "wie Zachäus auf allen Kirchweihen sein" , also stets dort sein, wo es lustig zuging, wo etwas los war. Gar trug man "Zachäus" zum Ende der Kirchweih zu Grab, hängte ihn als Sündenbock oder "begrub die Kirmes" , um sie im folgenden Jahr wieder fröhlich auszugraben. Bereits im Mittelalter gehörte das "Glockenbeiern" zur Kirchweih, das heute noch in der italienischen Schweiz und Norditalien zu finden ist. Dabei wird die Glocke mit dem an Seilen befestigten Klöppel kunstvoll zum Schlag gezogen.
Schafbraten spielt in Zusammenhang mit dem Erntedankfest der Bauern hierzulande eine große Rolle zur Kilbi. In St. Peter beispielsweise schlachtete man zu Kilbi ein Schaf, lud Mieter und Erntehelfer zu einer ganz bestimmten Speisenfolge ein und feierte mit ihnen auf den Höfen gemeinsam. Am einst arbeitsfreien "Kilbi-Montag" besuchten die Frauen Seelenmesse und Friedhof. Nachmittags wurde eingespannt und jenen Hausleuten (Mietern), die kein Fuhrwerk besaßen, Brennmaterial für den Winter gebracht. Noch heute lädt der Schwarzwaldverein zur Kilbi-Montag-Wanderung ein.
Monika Rombach, 22.10.2007, www.badische-zeitung.de

Mach-Dich-auf-und.com

Mit einer Internet- und Hotlineaktion werben die Bistümer Rottenburg-Stuttgart und Freiburg um Neu- oder Wiedereintritte in die Katholische Kirche. Was bewegt Menschen, die Kirche zu verlassen und dann wieder einzutreten? Warum streben bisher Ungetaufte zu den Sakramenten. Welche Rolle spielen Kirchensteuer und der Papst? Darüber unterhält sich Volker Farrenkopf mit Domkapitular Rudolf Hagmann aus Rottenburg, der Religionspädagogin Susanna Czech-Lepold vom c-punkt Münsterforum Freiburg, Jens König, der erstmals einer Kirche beitrat, und Markus Mößner, der nachdem er die Katholische Kirche verließ, sich als Hindu-Mönch der Hare Krishna Bewegung anschloss, um danach wieder in den Schoß der Kirche zurück zu finden.
www.mach-dich-auf-und.com , 6.10.2007


 

Papst und Zölibat: Gemeinden werden weiter ausbluten

Papst Benedikt XVI. fasst mit "Sacramentum Caritatis" die Ergebnisse der Weltbischofssynode vom Herbst 2005 zusammen. Wer das Schreiben liest, könnte meinen, die 250 Bischöfe hätten damals die heißen Eisen "Priestermangel und Zölibat" nicht angepackt. Das ist nicht der Fall. Die Themen wurden sogar heftig und kontrovers diskutiert.

Australische Bischöfe berichteten, dass die Hälfte aller Priester dieses Erdteils die Meinung vertritt, es würde mehr Priester geben, wenn die Zölibatsverpflichtung aufgehoben wäre. Ein Bischof aus Honduras wies darauf hin, dass in seinem Land auf einen Priester 16 000 Katholiken kämen. Auch Bischöfe aus Ecuador, Bangladesh, den USA und von den Philippinen forderten ein Überdenken der Zölibatsverpflichtung. Doch Kardinal Scola, der die Aussprache leitete, wischte alle Forderungen vom Tisch mit der Bemerkung, die Kirche sei kein Unternehmen, das mit rigorosen Maßnahmen bestimmen könne, wie viele Priester gerade gebraucht werden. Das alles findet im Schreiben des Papstes keine Erwähnung. Benedikt XVI. scheint auch vergessen (verdrängt?) zu haben, was er selbst in früheren Jahren einmal vertreten hat. 1970 schrieb er in seinem Buch "Glaube und Zukunft" , die Kirche werde "gewiss neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen." Diese Ausführungen trug er auch im Bayerischen Rundfunk vor. Noch 1996 ist in seinem Buch "Salz der Erde" zu lesen, der Zölibat sei "kein Dogma". Das päpstliche Schreiben bringt auch keinen Hinweis auf neuere Überlegungen, wie sie Paul M. Zulehner veröffentlicht hat: Neben den akademisch ausgebildeten ehelosen Vollzeitpriestern sollte es eine neue Art des Priesteramtes geben, anders ausgebildet und gegebenenfalls auch verheiratet, das im Team arbeitet. Es ist zu bedauern, dass im Dokument nur die alten, längst bekannten Positionen wiederholt werden. Benedikt hätte es sich als angesehener Theologe erlauben können, über eine Zusammenfassung der Synodenergebnisse hinaus einige zukunftsträchtige Perspektiven wenigstens zur Diskussion zu stellen. Er hätte sogar kraft Amtes als "Pontifex Maximus" (größter Brückenbauer) den Minderheitsvoten folgen und eine Lockerung des Pflichtzölibats verfügen können. Er hat nicht den Mut dazu besessen. Die Gemeinden werden nun weiter ausbluten.
BZ-Leserbrief vom 30.3.2007 von Dr. Norbert Scholl, Wilhelmsfeld,
1969 - 1996 Professor für katholische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg

 

Ehrenamtliche in der ev. Krankenhausseelsorge Freiburg

Vertrösten wollen sie nicht, die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in Freiburger Krankenhäusern. Patientinnen und Patienten Trost schenken — das schon. In diesem doppelten Sinn, der in dem Wort steckt: trauen und trotzen. "Ich habe nicht das Gefühl, dass Kranke oberflächlichen Trost wollen" , sagt Regina Rhode, "für sie ist es wichtig, dass man sie und ihre Ängste ernst nimmt."

Die Sozialarbeiterin, die wegen ihrer Kinder gerade nicht erwerbstätig ist, ist eine von 13 Frauen und Männern, die ehrenamtlich die hauptamtlichen Krankenhausseelsorger in der Universitäts- und anderen Freiburger Kliniken unterstützen. Eineinhalb Jahre lang hat die Evangelische Krankenhausseelsorge (und deren Freundeskreis) die Ehrenamtlichen auf ihre Aufgabe vorbereitet — auf die Begegnung mit Angst, Leid, Sorgen, Tod. "Wir nehmen den Menschen was ab" , hat Iris Suttter während ihres ersten halben Jahres auf der Krebs-Station der Uniklinik erfahren. "Und manchmal ist schon geholfen, jemandem die Hand zu halten", sagt die Bankkauffrau. Oder anders ausgedrückt, wie es Hans Matzke tut: "Ich habe das Gefühl, gebraucht zu werden, die Menschen vertrauen mir." Der Rentner ist an zwei Nachmittagen in der Woche für Kranke mit Infektionen und Herzproblemen da. Schaut, ob jemand ein Gespräch mit ihm wünscht. Und wenn ein Sterbender nicht mehr sprechen kann, dann singt oder summt der ehrenamtliche Seelsorger ihm auch schon mal was vor. "Es ist wichtig, sich in die Menschen einzufühlen, was sie gerade brauchen." Eines, macht Regina Rhode klar, wollen die Ehrenamtlichen auf keinen Fall: missionieren. "Vielmehr wollen wir ihnen helfen, wo sie es wollen." Nicht alle wollen einen Besuch. Bei anderen sind es Stippvisiten. Manchmal aber "ergibt sich was" . Zum Beispiel erstaunt es die ehrenamtliche Seelsorgerin im Neurozentrum immer wieder, wie sehr der Glauben zum Thema gemacht wird: "Der Glauben ist bei vielen durch den Alltag verschüttet, im Krankenhaus wird ihnen das wieder bewusst." Und, ergänzt Iris Sutter: "Manche trauen sich nicht, mit Familienangehörigen über bestimmte Themen zu reden — bei Fremden wie uns gelingt ihnen das leichter."
Was für die Ehrenamtlichen angesichts von Leiden und Sterben bisweilen schwer zu ertragen ist. Dann entlastet die Supervisionsgruppe oder vor dem Heimweg eine kurze Zeit in der Kapelle oder nachher mit anderen Sport zu machen. "Es ist wichtig, sich abzugrenzen und das Gehörte, das Erlebte dazulassen" , sagt Regina Rhode, die mittlerweile das Leben, die Gesundheit als nicht selbstverständlich neu zu schätzen gelernt hat. Für Hans Matzke ist es "ein schwieriger Prozess des Reflektierens über Sterben und Tod" , aber ebenso die Erfahrung von großem Lebensmut. "Es ist kein Horrorthema für mich, nicht mehr fremd, sondern nahe." Auch die Klinikleitungen wissen das Da-Sein der Ehrenamtlichen zu schätzen, die der Schweigepflicht unterliegen. "Sie sind eine große Unterstützung" , lobt ebenfalls Konrad Riebeling, seit 24 Jahren Klinikseelsorger. "Dank ihnen können wir Hauptamtlichen uns auf Intensivstationen, Sterbebegleitung, Notfälle konzentrieren." Nicht zuletzt deshalb lässt sich der Freundeskreis für Evangelische Krankenhausseelsorge die ehrenamtliche Arbeit 3000 bis 5000 Euro jährlich kosten. All diese Wertschätzung empfinden übrigens die Seelsorgerinnen und Seelsorger selbst als eine Art Trost. Regina Rhode: "Als Ehrenamtliche ist es ein gutes Gefühl, dass wir hier gewünscht sind."
6.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Wasenweiler Kirche wird renoviert - Spender gesucht

Die Kirche in Wasenweiler hat ein neues Gewand und präsentiert sich nun als ein auffälliger Blickfang über dem Kaiser stuhldorf. Gründe dafür sind vor allem die jetzt ockerfarbene, in der Sonne leuchtende Fassade und der deutlich hellere Kirchturm. Dennoch ist die Außenrenovierung noch nicht komplett abgeschlossen. Unter anderem wird noch der Haupteingang nebst Außenanlage umgestaltet.

Der auch für die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Wasenweiler zuständige Pfarrer Josef Moosmann und die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Wilma Stiefel, hoffen darauf, dass die Einweihung der hoch über dem Dorf platzierten Kirche noch in diesem Jahr erfolgen kann. Die nächsten Schritte sollen in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden. Die Treppe am Haupteingang soll neue Stufen bekommen und die alten, längst brüchig gewordenen und kaum mehr den Sicherheitsvorschriften entsprechenden Steine ersetzen. Außerdem fehlt am (Haupt)Treppenaufgang ein Geländer, das gerade für die älteren Kirchenbesucher notwendig ist. Der Zugang soll zudem behindertengerecht gestaltet werden. An beiden Eingängen wird künftig eine Glasüberdachung vor Regen schützen. Gewählt wurde eine filigrane Konstruktion, die laut Moosmann und Stiefel sich eher zurücknehmen als massiv in Erscheinung treten wird. Außerdem werden die Türen ausgewechselt. Dabei werden die Flügel der Seitentür künftig nicht mehr nach innen, sondern nach außen zu öffnen sein, weil das einfach praktischer bei den Gottesdiensten ist.
Die Kirche von Wasenweiler wurde in den Jahren 1823/24 von dem Weinbrennerschüler Friedrich Arnold gebaut, der dem Wasenweiler Chronist Ernst Heim zufolge damals viele Gotteshäuser im Kaiserstuhl geplant und verwirklicht hat. Die Orgel wurde damals noch auf eine mittlerweile längst verschwundene Chorempore gesetzt und erst Ende des 18. Jahrhunderts an ihren heutigen Standort auf die Westempore über dem Haupteingang versetzt. Bei einer umfassenden Innenrenovierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Chorempore dann komplett abgetragen. In den 80er-Jahren wurde der Innenraum in drei weiteren Abschnitten renoviert.

Die jüngste Außenrenovierung liegt indessen rund 45 Jahre zurück, eine weitere war laut Pfarrer Moosmann längst überfällig. Der Putz platzte von der Fassade ab, im Holzwerk waren Wasserschäden, Ziegel waren nur notdürftig repariert oder fehlten, die Natursteinumrandungen der Fenster wiesen Schäden auf, hinzu kamen marode Holzfenster auf der Giebelseite, lose Treppenstufen und schadhafte Regenrinnen — die Liste der Mängel wurde schon bei den ersten Begehungen im Jahr 2001 und 2002 immer länger. Erste Kostenschätzungen beliefen sich auf rund 310 000 Euro, mittlerweile ist man bei 368 000 Euro angelangt, weil beispielsweise auch noch Arbeiten am Turm notwendig wurden. Dort mussten die mit Asbest versetzte Verkleidung neu gemacht und das Dach mit Kupfer belegt werden. Der Kamin wurde ausgebessert und die Wetterfahne und die Turmuhr wurden aufpoliert. Für Letzteres soll noch ein Antrag an die Gemeinde Ihringen für einen finanziellen Zuschuss gestellt werden. Neben der neuen Fassade sind jetzt die freigelegten Quadersteine an den Gebäudeecken besonders augenfällig, die dem Gotteshaus eine ganz eigene gestalterische Note geben. Für das insgesamt sehr aufwändige Projekt ist die Kirchengemeinde jetzt auf jeden Cent angewiesen. Zwar können knapp 170 000 Euro aus Eigenmitteln und Rücklagen beigesteuert und 100 000 Euro (plus 20 000 Euro aus dem Ausgleichsstock) aus Töpfen des Ordinariats verwendet werden. Dennoch müssen rund 80 000 Euro über ein Darlehen finanziert werden. Um dieses zurückbezahlen zu können, ist die Kirchengemeinde auf Spendengelder angewiesen.

Spenden können auf das Konto Kirchengemeinde Wasenweiler bei der Volksbank Breisgau-Süd, Kontonummer 14003517, Bankleitzahl 68061505, eingezahlt werden.

Ulrike Ehrlacher-Dörfler, 14.11.2006, Badische Zeitung

 

Fresken in der 450 Jahre alten Kirche St. Laurentius in Bischoffingen

Bei mehreren Führungen konnten sich interessierte Besucher beispielsweise die evangelische Kirche St. Laurentius in Bischoffingen genauer anschauen. "Löchern sie mich ruhig mit Fragen, dafür bin ich schließlich hier", forderte Norbert Rieflin die Besucher auf. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderats informierte nicht nur über die Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde in Bischoffingen vor 450 Jahren und ihre Entwicklung, sondern erzählte auch von der Geschichte der Kirche. "Erstmals erwähnt wird die St. Laurentiuskirche in einer Urkunde, die auf das Jahr 1139 datiert ist" , weiß Rieflin. Im 18. Jahrhundert sei das Gebäude nach Norden hin vergrößert worden, die Haupttür habe man allerdings nicht mit versetzt , sie sei deshalb nicht in der Mitte der Wand, erläuterte er. Stolz berichtete er von den umfangreichen Instandhaltungsarbeiten. Vor 5 Jahren seien eine neue Orgel angeschafft, die Bestuhlung erneuert und das das Kirchenschiff saniert worden, berichtete Rieflin.
Besonders begeistert waren die Besucher von den Fresken an den Wänden aus dem 14. Jahrhundert, die wieder freigelegt sind. "Dargestellt sind Geschichten aus dem neuen Testament. Es ist übrigens sehr außergewöhnlich für eine evangelische Kirche, dass der komplette Kreuzweg von Jesus in Bildern erzählt wird" , erklärt der Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Über den Künstler sei allerdings nichts bekannt, sagte Rieflin und lenkte die Aufmerksamkeit auf den Lebensbaum, über den es mehr zu berichten gebe. "In Europa gibt es nur noch eine weitere Abbildung dieses Lebensbaummotivs, in einer Kirche in Neapel" , betonte er.
Christine Aniol, 13.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Religionsphilosoph Eugen Biser feierte in Oberbergen diamantenes Priesterjubiläum

Vogsburg-Oberbergen. Die Stadt Vogtsburg feierte am Wochenende einen ihrer bedeutendsten Söhne. Der bekannte Religionsphilosoph Professor Eugen Biser hatte es sich nicht nehmen lassen, sein diamantenes Priesterjubiläum in seiner Heimatgemeinde Oberbergen zu begehen und damit ein zum Teil sehr hochkarätiges Publikum aus der ganzen Republik und darüber hinaus an den Kaiserstuhl zu locken. Im Mittelpunkt des dreitägigen Programms stand der gestrige und sehr feierliche Festgottesdienst in der Oberbergener Pfarrkirche.


"Dein Weg bewegt" sei nicht nur das Motto im "Jahr der Berufung" in der Freiburger Erzdiözese, sagte Erzbischof Robert Zollitsch, der die Festpredigt hielt. Es passe auch zum Leben und zum Werk von Eugen Biser, den von jungen Jahren an der Weg Jesus Christus bewegt habe. Wer diesen lebe, komme dem Sinn auf die Spur. Glaubenserweckung werde dadurch möglich und wahr. Biser habe sich sehr jung und in der damals schweren Zeit ganz bewusst für seine Berufung entschieden. Es habe viel Mut verlangt, sich frei und offen für den christlichen Glauben einzusetzen. Der Jubilar habe ein bewegtes und bewegendes Leben und könne jetzt das seltene Fest des 60-jährigen Priesterjubiläums feiern, weil er seiner damals getroffenen Entscheidung immer treu geblieben sei, so Zollitsch weiter. Das sei ein Zeichen, gewissermaßen eine Botschaft in der mittlerweile so schnelllebigen Zeit. Der Erzbischof stellte in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie es ein Mensch schaffe, sich so uneingeschränkt zu binden. Dies hänge damit zusammen, dass auch Gott in Ewigkeit bleibe und der Glaube die Grundlage für das Festhalten, für Verlässlichkeit sei. Zollitsch, der die Messe zusammen mit Weihbischof Paul Wehrle, mit dem Vogtsburger Pfarrer Josef Fischer, mit Biser selbst und einigen anderen Geistlichen zelebrierte, stellte auch eine Verbindung zum Weinstock her. Wie die Rebe die Wurzel zum Gedeihen benötige, so sei das auch mit dem Glauben. Der Glaube sei Lebensstrom, auch Rückendeckung im Leben von Biser. "Er hat sich auf Gott eingelassen und Gott auf ihn" , sagte der Erzbischof. Früchte getragen habe diese Verbindung in einer unglaublichen Fülle an Gedanken und in einer Vielzahl von Veröffentlichungen. "Wenn ich nicht gehe oder schlafe, schreibe ich" , zitierte Zollitsch den Jubilar. Er habe sich dabei stets als gelehrter Zeuge, als überzeugender Lehrer und vor allem als unermüdlicher Brückenbauer erwiesen und sei offen für eine sensible Wahrnehmung auch gesellschaftlicher Themen. Beispielsweise habe sich Biser als einer der ersten aus der Perspektive des Glaubens zur Wiedervereinigung geäußert.
Zollitsch verlas Grußworte von Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Lehmann bezeichnete Biser als bahnbrechenden Denker des christlichen Glaubens, aber auch als Lehrer, Partner in der Ökumene und als profunden Gesprächspartner. Den Festgottesdienst umrahmten musikalisch der örtliche Kirchenchor und eine Bläsergruppe der Winzerkapelle Oberbergen. Biser war von den beiden Bischöfen und den anderen Zelebranten im Pfarrhaus abgeholt und in das Gotteshaus geführt worden. Auf die ursprünglich im Freien geplante Übertragung des Gottesdienstes wurde wegen des starken Regens verzichtet. Auch wollte — angesichts der Wassermassen — kaum jemand dem Gottesdienst im Freien beiwohnen. Dafür drängten sich die Menschen in der Kirche bis hinauf auf die Empore. Biser selbst zeigte sich wie auch später in der Festhalle sehr gerührt über den großen Zuspruch am Gottesdienst und an der gesamten Veranstaltung. "Christus möge in euren Herzen wohnen" , sagte er zum Abschluss. Wenn dieser Gedanke Wurzeln fasse, dann sei der Sinn dieses Festes erfüllt.
Ulrike Ehrlacher-Dörfler am 28.8.2006 auf www.badische-zeitung.de

Eugen Biser: Ein Theologe, dem die Menschen gerne zuhören >Oberbergen (28.8.2006)

 

Thomas Hummel  neuer Stecklevogt in St.Märgen
 

Der bisherige und der neue Kirchenvogt in St. Märgen. Thomas Hummel (links) übernimmt das Amt von Josef Schwär.

In der Kirchengemeinde gibt es einen neuen "Stecklevogt" . Das traditionsreiche Amt ist in neue und jüngere Hände gelegt. Neuer Kirchenvogt in der Gemeinde ist Thomas Hummel. Sein Vorgänger, Josef Schwär vom Rathausplatz, hat das Ehrenamt, das im Volksmund "Stecklevogt" genannt hat, mehr als 50 Jahre ausgeübt. Der Stecklevogt ist besonders bei kirchlichen Hochfesten und Prozessionen nicht mehr wegzudenken. Schwär war es wichtig, einen geeigneten Nachfolger zu finden, bevor er aus Altersgründen ausschied. Thomas Hummel will diese Tradition mit viel Freude und Engagement fortführen.
21.7.2006, Badische Zeitung

 

Seelsorgeeinheit Östl. Hochschwarzwald: Schluchsee, Feldberg, Kappel, Saig, Lenzkirch

Die Seelsorgeeinheit "Östlicher Hochschwarzwald" ist seit Sonntag vollzogene Wirklichkeit. Symbolisch brachten Vertreter der Pfarreien Schluchsee, Feldberg, Kappel, Saig und Lenzkirch während der Eucharistiefeier eine für ihre Gemeinde typische Gabe zum Altar: Fischernetz und Ski, eine Milchkanne und Firmenlogos. Zum Leiter dieser großflächigen Seelsorgeeinheit wurde Pfarrer Buchmüller bestellt. Die von Erzbischof Robert Zol-litsch unterzeichneten Urkunden bekam er im Festgottesdienstes von Dekan Dannenberger überreicht.

Die geschmückte Lenzkircher Pfarrkirche St. Nikolaus erlebte eine würdige aber auch heitere Feier. Das große Gotteshaus konnte die Zahl der Gläubigen kaum aufnehmen, die auch aus den Nachbargemeinden in die Haslachgemeinde gekommen waren, um die neue Zusammengehörigkeit auszudrücken. Die Geistlichkeit zog mit Dekan Dannenberger, den Pfarrern Buchmüller, Storm, Ostrowitzki und Diakon Rich in die Kirche ein. Rund 50 Ministranten aus allen Gemeinden begleiteten den Zug und die Kirchenchöre der katholischen Pfarrgemeinden aus Feldberg, Schluchsee und Lenzkirch mit zusammen etwa 90 Sängern gaben dem Festgottesdienst zusammen mit den Bläsern aus Kappel einen musikalischen Rahmen. Besonders beeindruckend war der gleichzeitige oder wechselweise Gesang von Altar und von der Orgelempore. "Kaum etwas ist so beständig wie der Wandel" , so Dekan Eugen Dannenberger in seiner Festpredigt. Er erinnerte daran, dass erst vor Jahresfrist die Zusammenlegung von Schluchsee und Feldberg erfolgt sei. Nach dem unerwarteten Rückzug Pfarrer Elmar Körner in Lenzkirch habe man rasch zu dieser neuen Einheit gefunden. Dannenberger blickte auch nach vorne: "Möglicherweise ist auch dies nur eine mittelfristige Lösung" . Er habe den Eindruck und den Wunsch, die jetzige Zusammenarbeit möge sich bewähren.

Im Auftrag des Erzbischofs übergab der Dekan die Urkunden für "die Errichtung der Seelsorgeeinheit" und für die "Investitur" von Pfarrer Johannes Buchmüller. Symbolisch gab es für den Pfarrer auch einen Schlüssel, der diesen stets an die Sorgen und die Dienste in der Gemeinde erinnern soll. Wichtig seien jetzt die gemeinsame Verantwortung und Mut, so Dannenberger. Pfarrer Buchmüller nahm humorvoll die Zahl der ihm übergebenen Dokumente: "Ich glaube, ich kann eine Urkundensammlung beginnen." Eine gute Idee war die Gabenprozession. Vertreter der fünf Pfarreien brachten typische Symbole ihrer Gemeinde wie Ski, Fischernetz oder Firmenlogos zum Altar, erläuterten ihre Bedeutung und brachten damit Bitten für ihre Gemeinden zum Ausdruck. Zum Ende der zelebrierten Eucharistiefeier gratulierten auch die politischen Vertreter der Gemeinden. Stellvertretend auch für seine Kollegen Manfred Merstetter (Schluchsee) und Stefan Wirbser (Feldberg) gratulierte Lenzkirchs Bürgermeister Reinhard Feser zur Errichtung der neuen Seelsorgeeinheit. Durchaus positiv sieht er in der Neuorganisation und der bereits seit einigen Monaten praktizierten Zusammenarbeit "eine Chance, die Gläubigen neu für die Kirche zu begeistern." Lob gab es auch für das neue, gemeinsame Logo der Seelsorgeeinheit. Von "weltlicher Seite" gab es für Pfarrer Buchmüller abschließend eine gläserne Wappenscheibe. Integriert sind die Wappen aller drei Gemeinden. Beim ersten Blick auf das Geschenk stellte der Pfarrer schlagfertig fest, dass die Gemeindesymbole so angeordnet seien, dass kein weiteres Wappen mehr Raum finde. Nach dem Gottesdienst blieb auf dem Kirchplatz bei Getränken und Hefezopf noch Zeit für manche Begegnung und viele Gespräche. Die "Bewirtung" hatten die Ministranten übernommen, die die Spenden für ihre Romfahrt gebrauchen können. Den vielen Gratulanten schloss sich nach dem eigenen Gottesdienst auch der evangelische Pfarrer Roland Klaus an.

Manfred-G. Haderer , 12.7.2006, www.freiburg-schwarzwald.de

 

Sulzburg: Synagoge und Klosterkirche St. Cyriak

Kapellen sind oft an Orten zu finden, die eine wohltuende Ruhe ausstrahlen. Orte der Besinnung, Orte zwischen Himmel und Erde, bei denen es nicht nur Kleinode der Kirchenkunst zu entdecken gibt, sondern auch die Schönheit der Natur.

Wer weiß es? Wo ist der erste Übersetzer der Märchen aus “Tausendundeiner Nacht” geboren? Freiburg? Metz? Sulzburg? Paris? Nun, erraten? Sulzburg ist die richtige Antwort. Dort ist der Orientalist Gustav Weil (1808-1889) geboren, der als erster vollständig und ungekürzt aus dem arabischen Urtext die orientalischen Geschichten übersetzt hat. Als Dreizehnjähriger kam er nach Metz in Lothringen. In Paris lernte er Arabisch (später in Kairo und Konstantinopel). In Heidelberg war er Professor. In Freiburg ist er begraben — auf dem israelitischen Friedhof. Ein schwarzer Obelisk steht auf seinem Grab. Ja, er war Jude. Einer von vielen, die in Sulzburg zur Welt kamen, dort arbeiteten und lebten. In den vierhundert Jahren gemeinsamer
Geschichte von Juden und Christen in Sulzburg gehörten zeitweise bis zu einem Drittel der Einwohner der jüdischen Religion an. Eine Synagoge und der jüdische Friedhof im Sulzbachtal sind steinerne Zeugen dieser langen gemeinsamen Geschichte. Sie ist zu Ende. Seit 1940 gibt es kein jüdisches Leben mehr in Sulzburg — aber erkennbar ist dieses Erbe noch.

Wer auf dem “Bettlerpfad” oder dem “Weinwegle” durch Sulzburg wandert, wer als Musikliebhaber dorthin pilgert, denkt zuerst an St. Cyriak — oder vielleicht an die Gastronomie. St. Cyriak — entstanden ist die Kirche noch vor der ersten Jahrtausendwende, von 1008 an Nonnenkloster und seit dem 16. Jahrhundert evangelische Pfarrkirche. Im Eingangsbereich zeigt ein Modell die ursprüngliche Klosteranlage. Bescheidene Reste von Wandmalereien sind erhalten. Was macht sie also so sehenswert, diese Kirche? “Was St. Cyriak in ungewöhnlicher Weise aus der Reihe dieser frühen Kirchen heraushebt, ist die ungeheure Schlichtheit, mit der sie in allen Teilen sich darstellt” , so schreibt Karl List im Kunstführer, der in der Kirche ausliegt. Und weiter: “Kein Steinmetz war bei ihrer Erbauung zugegen; nur Maurerhände haben den Bau errichtet.”  Es kann eine Wohltat sein, nicht schauen zu müssen: auf Kunst, auf Gemälde. Eine Wohltat, einen Raum auf sich wirken zu lassen, der schlicht ist, aber nicht langweilig — vielmehr ruhig, sammelnd, nach innen hörend. Ein Ort der Besinnung. Diese Kirche lässt Raum für Besinnung, erlaubt, die Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Nicht kunsthistorisches Wissen ist gefragt, nur Spüren, Sich-bergen-lassen. Anders in der Krypta, die um 1050 in den Bau eingefügt wurde: Gestützt von einer einzigen mächtigen Säule unter dem Ostchor, fühlt man Schwere, Belastung, fühlt Druck. Steigt man über die für uns heute fast zu hohen Stufen in das helle und lichte Kirchenschiff, weicht die Empfindung von Schwere. Weit oben im Kirchenschiff fällt Licht in den Raum, dem eine Holzdecke Wärme verleiht.

Juden und Christen lebten jahrhundertelang miteinander in Sulzburg. 1822 errichtete man eine Synagoge. Schüler von Friedrich Weinbrenner haben sie entworfen. Mitten in der dichten Bebauung im alten Ortskern steht sie heute noch. Eingezwängt zwischen Wohnhäuser, selbstbewusst, ein säulenumrahmter Eingang, ein dorisches Giebelportal. Die enge Bebauung rettete die Synagoge, als diese 1938 überall in Deutschland brannten — aus Angst, das Feuer könnte auf angrenzende Häuser übergreifen. Sulzburg, auch für Juden Heimat, Geborgenheit, Schutz in einem relativ liberalen badischen Großherzogtum, das ihnen 1862 Gleichberechtigung gewährte. Es war ein Jude, der Sulzburg als “blühende Rose” in einem rückblickenden Gebet so bezeichnete! Talaufwärts liegt der erhaltene Friedhof der jüdischen Bewohner. Da sind sie erhalten, seit dem 16. Jahrhundert, die Grabsteine, nach Osten gerichtet, manche mit deutscher Inschrift, die meisten auf Hebräisch. Männliche Besucher werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Am Sabbat, Freitag- bis Samstagabend, sollte man den Friedhof, die “Stätte des Lebens” , nicht besuchen. Auf einigen der Grabsteine sieht man zwei Hände nebeneinander: Dies ist das Grab eines Rabbiners und seiner Familie. Es sind segnende Hände, die da zu sehen sind — als ob sie über all das schreckliche Geschehen hinweg Gutes und Glück wünschen. Auch dem, der heute am Grab steht.

Badische Zeitung Freiburg
Kompletter Beitrag von Ernst Weisser vom 16.6.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

 

 

Georg Thoma trifft Papst Benedikt XVI in Rom

Georg Thoma hat in seinem erfolgreichen Sportlerleben schon viele Stunden höchster Glücksgefühle genießen dürfen: Angefangen vom Sieg bei den Olympischen Winterspielen 1960 bis hin zum Empfang durch Kronprinz Harald von Norwegen in der königlichen Loge bei den Holmenkollen-Spielen in Oslo. Doch jüngst ging für ihn ein Traum in Erfüllung - eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan.

“Seit Jahren hatte ich den Wunsch, einmal dem Papst direkt zu begegnen,” erzählt der 68-Jährige nach seiner Rückkehr aus Rom. “Als er mir die Hand gegeben hat, war ich so nervös und konnte kaum etwas sagen.” Thoma überreichte dem Pontifex seinen Bildband “Mein Schwarzwald” . Der Papst hat das Buch gleich durchgeblättert und sah Fotos der katholischen Kirche von Hinterzarten und von alten Höfen. Georg Thoma: “Auf so einem bin ich aufgewachsen.” Dass der weit gereiste Skisportler einmal in seinem Leben dem Oberhaupt der katholischen Kirche so nahe kommt, hätte er “niemals geglaubt.” Doch glückliche Umstände halfen ihm. Annemarie und Georg Thoma sind seit Jahren mit Gisela und Bernd Gänswein aus Stegen befreundet. Bei einem Besuch traf er den Cousin von Bernd, Georg Gänswein. Der heute 49-Jährige stammt aus Riedern am Wald bei Birkendorf und verdiente sich als Skilehrer auf dem Feldberg Geld für sein Theologiestudium. Er promovierte und war Sekretär beim früheren Freiburger Erzbischof Saier. Nach der Berufung nach Rom arbeitete Gänswein in der Glaubenskongregation, die seit 1981 von Kardinal Ratzinger geleitet wurde. Nach der Wahl berief Papst Benedikt XVI. ihn zu seinem persönlichen Sekretär. Georg Gänswein spricht sieben Sprachen und wohnt im päpstlichen Palast. Über ihn liefen auch die Vorbereitungen. Während früher jeweils etwa 5000 Gläubige Interesse an den wöchentlich stattfindenden Empfängen zeigten, sind es inzwischen bis zu 60000.  Früh machten sich Georg Thoma, Gisela und Bernd Gänswein zusammen mit dessen Schwester Walburga und Schwager Josef Rombach aus St. Märgen von ihrem kleinen Hotel umweit des Vatikanstaats auf den Weg. Insgesamt hatten sich 55 000 Christen für diesen Tag angemeldet und erhielten ihre Tickets von der Schweizer Garde. Für alle waren auf dem Hof vor dem Petersdom Stühle aufgestellt. Die Fünfergruppe aus dem Schwarzwald bekam einen Platz direkt neben dem Baldachin des Papstes in der ersten Reihe. Neben ihnen saßen Besucher aus Osteuropa und den USA. Auf der anderen Seite nahmen die Kardinäle Platz.
Benedikt XVI. fuhr mit seinem berühmten “Papa-Mobil” auf verschlungenen Wegen zwischen den Stuhlreihen in Richtung Baldachin, winkte den Menschen zu, hielt auch mal kurz an und nahm ein Kind in den Arm. Überall brandete Jubel auf. Vom Baldachin aus hielt er seine Rede in sieben Sprachen. Danach ging er zunächst zu den Kardinälen und dann auf die andere Seite mit den Besuchern. Georg Gänswein stellte ihm die Gäste aus dem Schwarzwald vor und Papst Benedikt XVI. wusste mit den Namen und Bezeichnungen durchaus etwas anzufangen. Georg Thoma im Nachhinein: “Obwohl ich eine rege Phantasie habe konnte ich mir nie vorstellen, wie dieser Augenblick wird. Es war noch viel beeindruckender als ich es je erwartet hatte. Da bist du einfach fertig und bringst kaum ein Wort heraus, obwohl du doch so gerne viel sagen möchtest.” Sein Geschenk hatte dem Papst offensichtlich gefallen. Jedenfalls kam eine eMail aus dem Vatikanstaat in der Georg Gänswein schrieb: “Der Heilige Vater und ich haben noch am gleichen Abend den Bildband angeschaut. Es war eine willkommene und wohltuende Abwechslung.”

Kompletten Beitrag von Dieter Maurer vom 27.5.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Lorenz Seiser neuer Seelsorger in Hinterzarten und Breitnau

Die gegenseitige Sympathie war deutlich zu spüren. Bei der ersten Begegnung zwischen Vertretern der katholischen Kirchengemeinde “Mariä Himmelfahrt” und dem künftig für Hinterzarten zuständigen Pfarrer Lorenz Seiser herrschte allseits Freude. Der 37-jährige Geistliche war froh über die herzliche Aufnahme - die Hinterzartener über die offensichtlich glückliche Wahl. Nach den Irrungen und Wirrungen der letzten Monate um die Besetzung der Pfarrstelle in Hinterzarten und Breitnau trat Erleichterung ein.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Stefan Rütten: “Wir warteten voll Ungeduld und Neugierde auf unseren neuen Seelsorger.” Bei einem Empfang im Pfarrzentrum bot sich Gelegenheit zu ersten Gesprächen. Diese Möglichkeit wurde von vielen katholischen Christen, aber auch vom evangelischen Pfarrer Erik Stier sowie Pfarrer i. R. Rainer Ahrendt genutzt. Rütten: “Natürlich wird es noch einen Festgottesdienst und eine offizielle Begrüßung geben.” Mit dem spontan gesungenen Lied “Viel Glück und viel Segen” erfreuten die Katholiken ihren neuen Mitbruder, der einst selbst begeistert im Kirchenchor sang. Bürgermeister Hansjörg Eckert sprach von einer “lebendigen und interessanten Gemeinschaft in Hinterzarten, in welcher der ökumenische Gedanke stark verwurzelt ist. Dieses Gemeinsame freut mich besonders.” Seiser zeigte sich beeindruckt von der Lebendigkeit und Offenheit dieser liebenswürdigen Pfarrei. Es sei ihm “ein Stein vom Herzen gefallen, als der erste Kontakt so positiv verlief” . Dem ökumenischen Gedanken stehe er sehr nahe.

Bei einem ersten Gottesdienst in der Kirche “Maria in der Zarten” stellte sich der neue Pfarrer den Gläubigen vor. Am 30. Juli 1968 im Stadtteil Bad Rotenfels in Gaggenau geboren, wuchs Lorenz Seiser mit zwei Geschwistern auf. Sein Vater arbeitete als Maschinenschlosser: “Als Kind musste ich wie alle anderen sonntags in die Kirche. Später machte ich es aus eigenem Antrieb. Mein zunächst anerzogener wurde gelebter Glaube.” 1988 legte er das Abitur am Goethe-Gymnasium in Gaggenau ab und studierte in Freiburg und Salzburg Theologie. Die Priesterweihe folgte 1996 in Sinsheim bei Heidelberg. Seiser wirkte zwei Jahre als Kaplan in Bad Krozingen und drei Jahre in Haslach/Kinzigtal. In Freiburg war er als Jugendseelsorger und Kaplan tätig, ehe er einen Lehrauftrag für das Priesterseminar in St. Peter erhielt. Als Dozent kümmerte er sich um die Ausbildung von Diakonen. Nachdem feststand, dass das Priesterseminar nach Freiburg verlegt wird, überdachte Seiser seine Zukunft. Bei einer winterlichen Autofahrt über die B 500 und die B 31 an Breitnau und Hinterzarten vorbei fiel ihm ein: “Hier ist eine Pfarrstelle frei. Das wäre doch eine schöne Aufgabe.” Und er hat sich beworben. Normalerweise erhalte ein so junger Pfarrer wie er keine so kleine Einheit mit 2500 Seelen. Deshalb muss Seiser auch zusätzlich die Aufgabe als Pastoralreferent übernehmen: “Das wird rund ein Drittel meiner Zeit beanspruchen, ist aber zumeist werktags.”

Kompletten Beitrag von Dieter Maurer vom 10.5.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

 

Popetown: Die Kirche möchte nicht an Freud und Leid vorbeigehen

Das, was ich bisher in Reportagen über die Serie “Popetown” sehen konnte, erweckt in mir noch nicht einmal ein müdes Lächeln. Eine offensichtlich auf niedrigstem Niveau angesiedelte “Comedy” , die eher plump als komisch anmutet und außer ein paar spätpubertären Schülern niemanden erreicht hätte, wird durch ein bewusst provokativ geschaltete Anzeige zum Stein des Anstoßes hochgepusht - das erinnert sehr an die Muhammadkarikaturen, die auch erst “Beachtung” fanden, als ihre Publizisten damit hausieren gingen. Ob die Serie meine religiösen Gefühle verletzen wird, weiß ich nicht. Das Werbeplakat hingegen schafft dies mühelos mit dem Spruch “Lachen statt rumhängen” : Rumhängen meint einen Zustand des gelangweilten Nichtstuns, mit dem die Zielgruppe dieser Serie bestens vertraut ist. Diesen Zustand jedoch auf eine der grausamsten Hinrichtungsarten der Geschichte zu übertragen, ist nicht nur blasphemisch, sondern verhöhnt das Leiden aller Opfer von Gewalttaten weltweit. Abertausende von leidenden Menschen finden Trost im Kreuzesleiden Jesu, der ihr Schicksal geteilt hat. Jens Schmitz erdreistet sich zu spekulieren, “das Poster zeige, was das Christentum an seinen zwei höchsten Festen feiert: Jesus wird Mensch. Und der Tod verliert seinen Schrecken.”

Soll das etwa bedeuten, Jesus ist nur dann Mensch, wenn er sich verhält wie ein gut versorgter, vom Leben gelangweilter Jugendlicher, der mit seiner Zeit nichts Besseres anzufangen weiß als mit der Fernbedienung vor der Glotze rumzuhängen und sich von Lachnummer zu Lachnummer zu zappen? Und wie soll der Tod seinen Schrecken verlieren, wenn er abgebrochen, weggeschoben wird? Das was das Christentum in unserer Zeit noch am ehesten glaubwürdig erscheinen lässt, ist ja das Mit-Leiden, das Teilen unseres menschlichen Daseins. Gott ist Mensch geworden — mit Freud und Leid. Gerade dadurch, dass Jesus nicht vom Kreuz herabgestiegen ist, hat der Tod seinen Schrecken verloren. Und die Kirche? “Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.” So lautet der erste Satz von “Gaudium et spes” , der pastoralen Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche in der Welt von heute. Man kann den Kirchen viel vorwerfen — aber nicht, dass sie am Leben in Freude und Leid vorbeigehen und lieber rumhängen möchten.
BZ-Leserbrief vom 26.4.2006 von Dipl. Theol. Michaela Gerberich, Freiburg

 

Sulzburger Klosterkirche St. Cyriak - Geschichte seit dem Jahr 993

In den frühen Morgenstunden ist die Welt am schönsten - auch hier, in der kleinen Stadt, dem großen Dorf zwischen Hügelland und Schwarzwaldrand. Es ist kalt an diesem Januartag, menschenleer sind die Gassen rund um die Sulzburger Klosterkirche St. Cyriak. Ein bergbaugeschichtlicher Lehrpfad führt an der Nordseite des Friedhofes bergan. Oberhalb einer Pferdeweide genießen wir einen wunderschönen Blick auf die mittelalterliche Kirche.

Im Jahr 993 dürfte die Welt an dieser Stelle des Markgräflerlandes nicht viel anders ausgesehen haben. Damals übertrug der Frankenkönig Otto III. Liegenschaften und Güter im Sulzbachtal als Lehen an den Breisgaugrafen Birchtilo. Der ließ dort eine Basilika zu Ehren des Märtyrers St. Cyriak bauen und stiftete ein Kloster, in das Benediktinerinnen einzogen. Gegen Ende des ersten Millenniums war die Christianisierung im heutigen Südbaden schon weit vorangeschritten, für Archäologen daran sichtbar, dass Tote nicht mehr in Gräberfeldern außerhalb der Siedlungen und ausgestattet mit Waffen, Geräten und Schmuck beerdigt wurden, sondern ohne Grabbeigaben auf Friedhöfen in der Nähe von Kirchen. Als Glücksfall der Geschichte bezeichnet Ulrich Schmidt, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Sulzburg, den Umstand, dass die Kirche St. Cyriak erhalten geblieben ist. Ihr Turm gilt als der älteste erhaltene Kirchturm Südwestdeutschlands. Nach der Reformation hatte der badische Markgraf Karl II. das Kloster geschlossen; dessen Gebäude verfielen und wurden letztlich im Dreißigjährigen Krieg verwüstet.
Anfang des 19. Jahrhunderts nahmen die Sulzburger Christen eine neue Kirche am Marktplatz in Betrieb. Erst 1964 machten sie St. Cyriak nach einer grundlegenden Sanierung wieder zur Gemeindekirche und schenkten ihren Zeitgenossen auf diese Weise Einblicke in die Vergangenheit. Es ist eine andere Welt, die sich einem in dieser Kirche eröffnet. Von Osten her fällt die Morgensonne durch die Fenster und breitet warmes Licht auf dem ockerfarbenen Putz aus. Mit schlichten Ornamenten verzierte Rundbögen verbinden breit aufgestellte Säulen. An den Seitenwänden des Hauptschiffes erzählen Reste von Fresken Geschichten aus der Bibel, etwa das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen. Malerei war im Mittelalter wichtiges Medium der christlichen Verkündigung, denn nur wenige Menschen, die Kleriker und einige gebildete Adlige, konnten lesen. Der Kirchenraum war in der Mitte abgetrennt. Im Chor kamen die Benediktinerinnen zu ihren Gebeten und Gottesdiensten zusammen, im hinteren Bereich der Kirche die Sulzburger Laienchristen.
Unter dem Chor befindet sich eine offen zugängliche Krypta. “Dieses Gewölbe ist ein beliebter Platz für Leute, die die Stille suchen” , sagt Pfarrer Schmidt. In nahezu allen Reise- und Kulturführern zum Markgräflerland aufgeführt, zieht die Kirche St. Cyriak jedes Jahr viele Feriengäste an. Überdies zählt sie zu den beliebtesten Hochzeitskirchen in der Region und ist weithin als Konzertort bekannt.
Alles von Silvia Faller vom 26.1.2006 auf www.bzol.de lesen

 

 

 

Clemens Blattert aus Bonndorf-Wellendinger beim Jesuitenorden

Am 17. September vergangenen Jahres legte Clemens Blattert sein Gelübde beim Jesuitenorden ab und verschrieb sich damit einem Leben in Armut, Gehorsam und Keuschheit. Was bewegte den 28-jährigen Theologen zu diesem außergewöhnlichen Versprechen für Tugenden, die in der heutigen Zeit doch ziemlich unattraktiv anmuten? Und wie sieht sein Alltag im Jesuitenorden aus?

Zum Jahreswechsel besuchte der “Frater” seine Eltern und Geschwister in Wellendingen und stellte sich während des kurzen Aufenthaltes für ein Gespräch mit der Badischen Zeitung zur Verfügung. Entscheidend war für Clemens Blattert die Frage: Wie lebe ich die Nachfolge Jesu überzeugend, für mich stimmig? Die Entscheidung für das Ordensleben reifte langsam und ganz bewusst. Nach Realschulabschluss und Abitur am Wirtschaftsgymnasium Donaueschingen trat der Katholik im Freiburger Priesterseminar sein Theologiestudium an. Die sechs Jahre dauernde Priesterausbildung am Collegium Borromaeum unterbrach er durch ein einjähriges Studium in Cambridge (England). Hier fiel dem angehenden Theologen bei Kontakten mit Studierenden aus den verschiedensten Ländern auf, dass an dieser Eliteuniversität viele zwar den Kopf bilden, nicht aber ihr Herz. Persönliche Schwächen hatten keinen Platz, der Mensch schien nur aus Leistung zu bestehen. Erstmals stellte er sich die Frage, ob eine Zukunft als Gemeindepfarrer mit den vielfältigen Aufgaben oder die Verwirklichung in einem Orden für ihn das Richtige ist. Zurück in Freiburg musste sich der Wellendinger entscheiden. Ihm war klar, dass der Schritt in den Orden ein Bruch mit allem Bisherigen bedeuten würde. Nach einem langwierigen Bewerbungsverfahren trat Clemens Blattert im Jahr 2003 sein Noviziat in Nürnberg an. Zwei Jahre lang sollte er sich von nun an prüfen, ob die Spiritualität und das Ordensleben in einer Jesuiten-Kommunität tatsächlich seinem Lebensideal entspricht. Umgekehrt prüft auch der Orden während dieses Zeitraums, ob der Novize zur Gemeinschaft passt. Dabei können beide Seiten das Verhältnis jederzeit wieder lösen. Fünf Experimente hat ein Novize in dieser Prüfungszeit zu bewältigen. Dazwischen liegen immer wieder lange Zeiträume für Exerzitien, Gespräche und Reflexion.

Im Rahmen seines ersten Experimentes lernte Clemens Blattert den Alltag in der Krebsstation eines Dresdner Krankenhauses kennen. Die Nähe zu den Menschen und die Konfrontation mit dem Tod in einem Umfeld, in dem die Menschen überhaupt nichts mit Kirche anfangen können, waren große Herausforderungen. Nach anfänglicher Distanziertheit interessierte sich das Pflegepersonal allmählich für Überzeugung und Beweggründe des Novizen und es wuchsen Verbindungen. Als innerlich sehr reiche und von großer Leichtigkeit geprägte Zeit hat Clemens Blattert das zweite Experiment empfunden. Basierend auf der Idee des Ordensgründers Ignatius von Loyola versucht der Novize, während 30-tägiger Exerzitien in absoluter Stille herauszufinden, was Gottes Wille ist. Was will er von mir persönlich? Ist das Leben im Orden der Auftrag Gottes für mich? Beim anschließenden Armutsexperiment wurde der junge Wellendinger völlig mittellos auf die Reise zum Geburtsort des Ordensgründers bei San Sebastian geschickt. Mit Bibel, Tagebuch und spärlicher Wechselkleidung im Rucksack trampte er nach Spanien. Auf den Spuren von Ignatius von Loyola vom Baskenland nach Barcelona wurde er manchmal abgewiesen, erfuhr andererseits aber auch herzliche Gastfreundschaft und sammelte dabei wunderbare Erfahrungen in der Begegnung mit fremden Menschen.

Im Noviziatshaus Nürnberg folgte wieder eine Zeit der Stille und Reflexion. Passt dieses Leben zu mir? Will ich das wirklich? Im Rahmen des vierten Experimentes wurde der Novize in Brüssel mit der Seelsorge für Obdachlose, Straßenkinder und Flüchtlinge betraut. Parallel dazu hatte er Kontakt zu Beamten der Europäischen Union. Dieser verbindende Spagat zwischen größter Armut und reichen Entscheidungsträgern ist ebenfalls einem Ordensprinzip geschuldet. Die Jesuiten stellen zudem den Anspruch, dass man in jedem Land der Erde rasch Beziehungen aufbauen und sich im positiven Sinn anpassen soll. Im Rahmen des fünften Experimentes betreute Clemens Blattert drei Monate lang seelsorgerisch Schüler am Berliner Canisius-Kolleg. Im Rahmen zehntägiger Schweigeexerzitien reflektierte er abschließend erneut die zweijährige Prüfungszeit, ehe er mit sechs weiteren Novizen das Gelübde ablegte. Als “Jesuit in Ausbildung” setzt er zunächst die Jugendarbeit am Canisius-Kolleg fort. Wann Frater Clemens Blattert SJ (Societat Jesu) zum Priester geweiht wird, bestimmt der Provinzial. Auf jeden Fall wird der junge Jesuit nach Abwägung seiner persönlichen Neigungen und der Empfehlung des Provinzials in einem Aufbaustudium weitere Fachkompetenz erwerben. In zehn bis 15 Jahren unterzieht sich Clemens Blattert einer weiteren Prüfung, dem “Terziat” . 30-tägige Exerzitien stehen dabei im Mittelpunkt, ehe das so genannte “letzte” Gelübde abgelegt wird. Erst danach bindet sich auch der Orden definitiv an den Mitbruder. Im folgenden “vierten” Gelübde, auch Papstgehorsamsgelübde genannt, ordnet sich der Jesuit der Aussendung durch den Papst unter und lässt sich in “dialogischem Gehorsam” dort einsetzen, wo er gebraucht wird. Jesuiten sind von experimenteller Spiritualität und Weltoffenheit geprägt. Insofern darf man gespannt sein, welche Wege Frater Clemens Blattert SJ in Zukunft noch beschreiten wird
Martha Weishaar  vom 14.1.2005 auf www.bzol.de lesen

Der Jesuitenorden, auch Gesellschaft Jesu genannt, ist fast 500 Jahre alt und zählt weltweit 21 000 Patres, die von einem gemeinsamen Geist geprägt sind. Ordensgründer war Ignatius von Loyola (geb. 1491). An der Spitze des zentral geleiteten Ordens steht der “General” , auch schwarzer Papst genannt, der auf Lebenszeit gewählt wird und seinen Sitz in Rom hat. Die “Provinzen” werden von Provinzialen geführt, die für jeweils sechs Jahre gewählt werden. Vor Ort leben die Jesuiten in Kommunitäten mit fünf bis 15 Mitgliedern zusammen. Eine Ordenstracht sucht man bei den Jesuiten vergeblich. Jesuiten kleiden sich unauffällig, der jeweiligen Landessitte entsprechend. Die wichtigsten Grundsätze der Jesuiten sind der Dienst am Glauben und der Kampf für Gerechtigkeit. Nähere Informationen finden sich im Internet: www.jesuiten.org

 

©  www.freiburg-schwarzwald.de, Kontakt,  Update 29.01.10