Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Stefan Pflaum
Vum Wunderfitz - Alemannische Texte 
 

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Blick vom Sommerberg beim Bernauerhof zwischen Wagensteig und Ibental nach Südwesten ins Dreisamtal mehr

"Vum Wunderfitz"
Die auf dieser Seite wiedergegebenen Texte von Stefan Pflaum sind im Dreisamtäler ab dem 21.7.2005 erschienen.

 

Das Wegerecht

„So isches halt im Läbe!“, konstatierte Ignaz, nachdem er seinen Tischnachbarn im Gasthaus „Zum Hirschen“ eine Geschichte zu erzählen begonnen hatte. Und nach dem gelungenen Beginn einer Erzählung muss einer erst einmal sein Glas erheben und sich einen Schluck Spätburgunder genehmigen. Es ging schließlich um eine vertrackte Angelegenheit. Um das Überfahrtsrecht seines Nachbarn Heinrich Dobler nämlich. Der durfte seinen Traktor und Anhänger mit geschlagenem Holz über eine Wiese fahren, die zum Anwesen von Ignaz gehörte. Dieses Recht ersparte dem Dobler ein gutes Stück Weg beim Transport der abgeladenen Fracht.
Nun wollte Ignaz aber just diese Wiese an den Sulzbacher Rudi verkaufen, weil der genau auf diesem Grundstück eine Scheune zu errichten gedachte. Für seinen Mähdrescher und zwei Traktoren. Der Heinrich aber war mit seinem Wegerecht im wahrsten Sinne des Wortes im Weg, wollte jedoch um nichts in der Welt darauf verzichten, denn sein Sohn sollte den Hof und das Recht erben.
Man habe sich nicht einigen können. Bürgermeister, Notar, Anwalt, Grundbuchamt, Vermessungstechniker, Pfarrer und Landratsamt: Alle  seien mit dem Fall beschäftigt gewesen. Ja, sogar die Polizei sei einmal bemüht worden. Denn natürlich steige beim Disputieren über eine so wichtige Angelegenheit der Alkoholpegel weit über das gesetzlich Zulässige und die Argumente würden dann gerne handfest.

„Jo“, fuhr der Ignaz fort, un soll i eich s End’ vun dere leidige Gschicht verzelle? Mi Frau het g’erbt, ich hab also sell Geld vum Sulzbacher nimmi brucht, er selber isch krank wore, het kei Kinder un kann de Hof nimmi mache, un em Dobler Heinrich si Sohn will de Hof vum Vatter nit übernemme. Mir drei Stritthansili schwätze sitter demm kei Strebenswörtli meh mitenander un jeder wünscht em andere de Dood an de Hals. So isches  halt im Läbe!“, schloss er.
Dann nahm er noch einen Schluck aus dem „Römer“, denn auch das Ende einer Geschichte will ja schließlich begossen sein.
Stefan Pflaum, 13.3.2008, www.dreisamtaeler.de

 

Hauptsach furt

In de erschte Dääg vun de große Ferie goht s uf em Frankfurter Flueghafe zue, dass de meinsch, s Fliege dääd ab de nächscht Woch us Umweltschutzgründ verbotte were. Numme Terrorischte-Jäger, Waffehändler, VW-Luschtreisendi un ä paar usgwiisini islamistischi Sicherheitsgfährder könnte mit ere Usnahmeerlaubnis vum Inneminischter Sonderflüeg bekumme.

„Passengers for Bangkok, please, gate forty-one! “ - “Hans, Du schnell komm, Bangkok-fly ready!!”, un de Hans kummt grennt mit eme Strohhuet uf sinem Dez, wo mindeschtens noch drei anderi Thaimaidli Schatte drunter finde dääde. Ä Druggedi an de Gepäckabfertigungsstelle isch des! In de Schlang vun de Iraner sin d meischte mit Kofferuffmache bschäftigt, Ziigs ruspfriimle un in ä anderi Däsche niischtopfe, wo si als Handgepäck welle nitnemme. Wenn s ums Kofferwiige goht, schwöre alli, dass seller Koffer deheim ganz gnau 25 Kilo gwoge hätt, des könnt jo gar nit sii, das der jetze s Doppelte wiegt! „Ich hoobe zu Hause beste Wooge von Welt, doitsche Fobrikat, muss sein Wooge von Frankfurt Airport alle kapuut! Bitte, ich schwörre, 25 kg auf doitsche Wooge!!“
„Colombo, bitte, Colombo, please!“, hörsch d nächscht Ansag’. Näbe mir sächselt eini zu ihrem Ferie-Partner: „Nach dem Sri Lonka däädn misch keene 10 Nääscher hinbring’, isch losse misch doch nisch von en Tamilen in de Luft joochen!!“ Jetz froog ich mich awwer, was die „10 Nääscher“ mit Sri Lonka z due hen!
Do schdaggsd grad ä Stewardess- Crew a mr vorbei. Mit erotic-powerfull-smiling Schritt. Alles in Blau, eng un kurz gschnitte. Un ä Pilote-Crew schwebt d Rolltrepp nuf. Au in Blau un alli mit sellem relaxed-superman-Blick, wo de als Pilot eifach haa muesch.
D Fluggsellschaft Condor wirbt mit eme Sprüchli: „Nicht aus dem Rahmen fliegen – mit Condor!“ D Werbetexschter sin halt doch d gröschte Dichter, kannsch sage, was de witt! Gepäckwage, Kinderwage, Rucksäck, Tasche, Köffer, Kappe, Mütze, Hüet. Jäschte, Drucke, Schloofe, Fuchtle, Riefe, Händle ummedumme.
„Hier!! Durchsichtige Plastikbeutel für Fläschchen, Döschen und Tuben. Höchstens 100 mg Inhalt pro Gefäß!“ – „Ihre Cola bitte austrinken!! Keine Diskussion! Austrinken und die Flasche in den Eimer dort!“ – „Sie müsse do nuff, zum Duty-Officer, verschtehe se doch!“ – „Guck, do obe steht de Papa, jetz kannsch winke, wink, los, wink!“ – „Bitte, achten Sie auf allein stehende Taschen!“ – „Reisende nach Istanbul bitte!“ – „Also, vergiss de Hund net un d Blume, hosch gheert?!“ – „Elsbeth, komm! Schnell, schnell, mr müsse, Mensch!“

I wünsch eich ä erholsamer Urlaub – un dass r nix müsse!
Stefan Pflaum, 2.8.2007, www.dreisamtaeler.de

 

Heidegger uf Alemannisch

Ä Schwarzwälder isch mit sim Knäggis, em Jüngschte vun vier Kinder, uff eme Feldweg zwische zwei Dörfli heimzues trottet. Do het der klei Chaib nit welle uffhöre Froge stelle üwwer Gott, d Welt un d Mensche. Un Maidli un Biebli froge jo i me bschtimmte Alter allewiil nooch em Grund vum Grund. Froge di in Grund un Bode nii. So hätt mr könne, we mr hälinge mitzottelt wär, de folgende philosophische Unterhaltung zueloose:

Sohn: Vatter, was isch, wenn níx ísch?

Vater: Wenn nix isch, isch üwwerhaupt gar nix meh.

Sohn: Awwer nix kann doch nit sii, wie kannsch du no sage s isch-nix?

Vater: Jo, du hesch räächt, vum Nix ka mr nit sage, dasses isch,
sunsch wär s jo nit nix. Üwwers Nix ka mr eigentlig gar nit schwätze. Mr könnt höchschtens sage: Alles, was isch, isches Nix nit. Oder: S Nix isch nix vu demm, was isch.

„Un so bliibt als letschti Erkenntnis“, het de Vatter no uf d Art vun eme große Denker schlussgfolgert, nit, ohni sich vorher entsprechend in Positur z bringe, „so bliibt als letschti Erkenntnis numme: Das Nix kann nicht ischten!“
No sin si heimzottelt un hen usgiibig gveschpert. Un de Vater het sich an dem Daag noch ä paar Gläsli Moscht meh gunne als sunscht.

Stefan Pflaum, 29.3.2007, www.dreisamtaeler.de

 

Jan Hus, Weihnachten und die Konstanzer Imperia

Das nenne ich Weihnachtsmarkt. Wo es nach Kräuter-, Malz- und Anisbonbons duftet. Nach Räucherwerk, Harz und Honigkerzen. Wo Lakritze, Bärendreck, Liebeslutscher, Magenbrot und Lebkuchenherzen in den Vitrinen der Marktbuden liegen. Oder puderzuckerbestreute Waffeln. Wo Budenbesitzer heiße Maroni und Zuckerwatte anpreisen. Schockohäusle und Bratäpfel. Holzofenpizza, Flammenkuchen, Kartoffelpuffer. Indisches, Türkisches und Thailändisches, das mit Schupfnudle wetteifert. Duftwässerle, Duftseifen, Kräuteröle. Dampfbad- und Saunakonzentrate. Sogar ein Antischnarchöl wird angeboten. Was wäre auch, wenn man an Heilig Abend vor lauter Schnarchen das Christkind nicht kommen hörte! Wenn es Lammfelldecken bringt, Handschuhe, Strickmützen, Baumwollsocken und Seidentücher. Buddhas, Elefanten, Kamele als Gipsfiguren. Auch Namensschilder aus Ton für Gabi & Gerd, dargestellt als Nilpferde. Oder für Hundelieblinge: „Hier kuscheln Mäggi und Waldi.“ An anderen Ständen verkauft man Ringle und Kettle. Schutzengele und Wichtelmännle. Adventskränze und Kerzengestecke. Und inmitten des Budentreibens eine kleine Manege, wo Kinder auf Ponyrücken ihre Runden drehen. Mit seligen Augen. Der Boden der Reitbahn dick mit Sägemehl bestreut, dessen frischer Geruch einen tief in die eigene Kinderzeit zurückholt.

Dieser schöne Markt zieht sich vom Stadtinneren hin zur Hafenpromenade vor dem ehemaligen Konstanzer Konzilsgebäude. Dem Ort, wo das einzige Konzil auf deutschem Boden den böhmischen Reformator Jan Hus als Ketzer zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilte. Im Münster von Konstanz wird ihm die Ketzermütze aufgesetzt und noch an diesem Tag, am 6. Juli 1415, wird er vor den Toren der Stadt unter dem Gejohle einer riesigen Menschenmenge verbrannt. Dem Prager Professor ward kein Weihnachtsfrieden gewährt. Im riesigen Monument einer üppigen, nahezu barbusigen „Imperia“, einer Kurtisane, hat der Bildhauer Peter Lenk am Ende einer Anlegestelle im Hafen bestimmte Zeitumstände dieses Konzils thematisiert. Abfahrtbereit liegt ein Schiff mit Hunderten von leuchtenden Glühbirnen unweit der Statue. Gleich wird es sich in ein schwimmendes Lichtermeer verwandeln und mit fröhlichen, glühweinbeschwingten Weihnachtsmarktbesuchern über den schwarzen See zum anderen Ufer übersetzen. Vom einstigen Leuchtturmsockel am Ende der Mole blickt die schöne, lockende Fremde im Flutlicht unnahbar verführerisch auf die einsteigenden Passagiere hinab. Und auch dann noch schaut die sich gelassen um ihre Achse drehende Konstanzer Loreley, als das Schiff längst an der Gegenseite angelegt hat und alle Lichter gelöscht. Nirgends sind sich Himmel und Welt so nahe wie hier auf dem Konstanzer  Weihnachtsmarkt am Hafen.
Stefan Pflaum, 14.12.2006, www.dreisamtaeler.de

 

Von St. Leodegar zum Nikolaus

Im nordwestlich von Bad Krozingen gelegenen Biengen stieg eine Großmutter mit ihrem Enkel die Treppe zur katholischen Pfarrkirche St. Leodegar hinauf. An der linken Hand das quirlige, immerfort fragende Bürschlein, das sich auch mit keiner Antwort zufrieden geben wollte. „Oma, isch de liebe Gott in jedere Kirch, üwerall uf de ganze Welt?“, wollte der Kleine wissen. „Nei, s git nit uf de ganze Welt Kirche“, hat ihn die Großmutter beschieden.

„Warum nitte?“ - „S isch halt ämol so wore!“ - „Was?“ - „Dass es nit üwerall Kirche git.“
„Was git s denno dert?“ - „Tempel oder Moschee’e.“ - „Was isch ä Moschee? - „Ä Moschee isch wie n ä Kirch, numme ä weng anderschter.“ - „Wie anderschter?“ - „Jetz losch mi aber ämol verschnuufe, Friederli!“, hat die Großmutter, oben im Kirchhof angekommen, den kleinen Plagegeist gebeten. „Doo lueg lieber do nab in die schöne Rääwe un do fiieri üwer d Rheinebini zum Belche un zum Blaue!“ -„Oma du hesch mir awer kei Antwort gen!“ - „Kumm jetz gange mr go d Kirch aaluege!“ - „Isch de liebe Gott jetze do drinne?“ - „Ja, natürlig, un wenn du ganz schtill bisch, kannsch n ä sogar höre.“ - „Wirkli?“ - „Wirkli. Awer du muesch au wirkli muggsmiislischtill sin, sunsch hörsch ne nitte.“

Und so saßen sie bald stillschweigend nebeneinander im Kirchenschiff und schauten auf die schöne Magdalena im modernen Altar. Der Friederli presste die Beine zusammen und die Arme an den Oberkörper. Dann atmete er tief ein und hielt den Atem an. Er wollte ja stiller als still sein, um den lieben Gott zu hören. Als er schon ganz rot angelaufen war, vor lauter Konzentration schier anfing zu zittern und sich endlich mit einem lauten Atemholen von der frommen Anspannung befreit hatte, bekreuzigte sich die Großmutter, erhob sich und eilte nach zwei hastigen Kniefällen zum Ausgang.

„Oma, i hab’ de liebe Gott nit ghört!“, beschwerte sich Friederli. - „No bisch nit still gnue gsin“. - “Doch, muggsmuggsmuggsmiislistill!” hat Friederli beteuert.

“Denno hesch nit räächt gloost!, war die lapidare Erklärung der Großmutter. Friederli aber gab sich mit dieser bauernschlauen Wendung nicht zufrieden und quälte die mittlerweile unleidig gewordene Großmutter mit vielen weiteren „Warum“. Beharrlich wie der heilige Leodegar, der sich ja trotz aller Torturen auch nicht vom Predigen hatte abbringen lassen. Doch Großmutter blieb stumm. Sie kannte ihren Enkel aber schlecht, denn der wollte nicht einsehen, dass seine übermäßigen Anstrengungen in der Kirche ohne Lohn blieben und so hatte auch er sich eine Lösung zurechtgedacht: „Oma!“, rief er stolz, „ich hab’ de liebe Gott doch ghört. Wirkli! Un er het mir versproche, dass mir de Nikolaus diesjohr endlig sell japanische Computerspiel bringt!“

 Stefan Pflaum, 7.12.2006, www.dreisamtaeler.de

 

Geld, Papier un d Karibik

Dass usgrechnet du jetze widder an dere Kass’ schtehn muesch! Wo ä Kundin s Wiige vun de Äpfel vergesse het! Also windet sich d Kassiereri us de Kassebox nuss un rennt zue de nächschte Woog, selli Äpfel wiege. Wo si zruck kunnt, de Priis in d Kass’ niitippt un sell Schublädli mit em Geld russchiißt wie de Kuckuck us de Schwarzwald-Uhr, merkt si, dass kei Zehncent-Münze meh in de entsprechende Münzfächer sin. „Anita, hesch du mir Zehner- Rolle?“, frogt si d Kollegin an de Noochberkass. Selli schüttelt awer numme mim Kopf un meint, sie hätt’ selwer keini vun denne Münze meh, de Chef dääd gli kumme un neiji Rolle bringe. Bis der denno aagflitzt isch, selli Geldrolle bringe, het sich ä Teil vun minere Schlang’ schun an d Noochbarkass verzoge ghet. Ich hab lieber gwaartet, bis mini Kassiereri s Geld us de Münz-Rolle gschält ghet het und selli Fächer widder mit Zehn Cent- Schtücker gfüllt. No het si s Schublädili zruckgschobe, de letscht Betrag iitippt un gwaartet, dass de Kassezettel owe rus schbiggelt. S het awwer nix ä Muggser gmacht un schu haw i gheert, wie sie n em Chef riieft: „Chef, schnell ä neiji Papierroll’, s druckt mr kei Kassezettel meh rus!“
„Sunsch noch ebbis!?“, het der sich gmeldet un isch gange ä Pappierrolle go hole. Die isch endlig do gsin un usgwechselt wore. Widder het die Aagschtellt’ an de Kass’ aafange tippe. „15 Euro 35 wäre’s bi Ihne“, het si n eme ältere Kunde vor mir Bscheid gen. Der het in sinere Stofftäsche erscht ämol mien wegge n em em Geldbittel rumkruschtle.
Mittlerwiili isch d ganz hinter Hälfti vun minere Schlang an ä dritti Kass’ abgwandert gsin, wo grad neij bsetzt wore n isch. Mit ere uffällige, exotische Schönheit. Ä jungi Miss Karibik oder was weiß ich, woher. Jedefalls mit weniger drum als dran.
„Mann, Mann, hast Du die gesehen?!“ het hinter mir ä Student zu sine zwei Kommilitone gsiefzget un nooch Luft gschnappt. Un ich hab denkt, jetz gheie n em glii d Giggeli us em Gsiecht. Ei Kommoliton’ het numme mit em Kopf in d Richtung vun sellere Kass’ gnickt un waidli wie jungi Hundli sin si dert naa gseckelt. Un hen gli aafange ungeniert vor dere rumscharwänzle. Am liebschte wär i ne hintenooch, der alt’ Mann vor mir het nämlig siner Geldbittel immer no nit gfunde ghet. Awwer i hab mr s verkniffe, hinter denne drei Romeos her z dackle. Schliißlig bin i au schun üwwer sechzig, un i hab’ nit welle nebe de Geldrolle un de Papierrolle au noch us de Roll’ falle.

Stefan Pflaum, 1.12.2006, www.dreisamtaeler.de

       

 

Grad wie bi ganz hundsgwöhnlige Lit

„Mi Seel! Sell glaubsch nitte“, het im ä Café, wo n i grad so näbe n em Äpfelkuche fuettere un ä Milchkaffee sürpfle d Badisch Zittig durchblättert hab, einer vor sich naabrabbelt. Er het au grad ä ‚Badischi’ in de Händ ghet un, wie ni gli gmerkt hab, zuefällig deselb Artikel gläse wie ich. „Do goht’s jo bigott zue, grad wie bi ganz hundsgwöhnlige Lit!“, het r noch wittersch gmeint. S isch um ä Händel gange, um ä offener Krieg zwischem frühere Beatle Paul McCartney un sinere „Noch-Ehefrau“ Heather Mills. Die henn änander schiins de Sauhund gmacht, ass Gott erbarm. Sin  wie Katz un Hund hinterenander kumme. Er häb’, het si bhauptet, mit em abbrochene Wiiglas nooch ere gstoche un häb’ si am Arm verletzt un sie häb’ bluetet wie d Sau. Er, de Paul, dääd sich awwer wehre, stoht in e Zittig, un zwar energisch, denn alles, was so n ä kiibigs, gschuckts un affigs Madämli geifere dääd, wär jo numme verloges Gschwätz. Des dääde em Paul sini Kumpel bestätige. D Heather wär ä Lüegneri un Phantastin. D Haether widder het vorbroocht, de Paul wär  körperlich gewalttätig, uf Ditsch, er dääd wüescht naalange un häb’ si verwammst, am Nacken gepackt und über einen Tisch geworfen. Er häb’ si sogar gähwiedig mit eme Schugger in d Badwann befördert. Un sell owedrii, wo  d Heather schwanger isch gsin! S heißt sogar, er häb’ schu sini erscht Frau verdrosche. Also mueß r jetze schu us Gerechtigkeitsgründ’ d zweit au verdresche. Andri awwer schwöre, selli erscht Eh’ wär d bescht Eh’ vun de Welt gsin. Do kammer widder sähne, wie schwer s  isch mit de Wohret. Am allerliedrigschte awwer wär, sage im Paul sini Feinde, dass r d Heather bis in de Bode nii erniedrigt het. Si het nämlig bi neme Unfall ä Bein verlore un wegge dem verrisst sich de Paul au noch’s Muul üwwer si! Ja, sag ämol!! Un usserdemm dääd r noch regelmäßig Droge iinämme un wär selleweg labil un so einer kannsch doch nitte uf d Kinder loslosse! Nit ämol uf d eigene!
Bleedsinn, meine im Paul sini Kumpel, d Heather wär ä durchdrehti Schnepf, ä Huusdrache un ä Geldabschniideri, wo s numme uf em Paul si Geld abgsähne hätt un sellewg, so schriibt d Badisch Zittig, wot sie de Paul vernichten, um in einer öffentlichen Schlammschlacht mehr  Geld zu erzwingen. Die meint ebe au, si könnt d Geiß mit Gwalt hinterumlupfe!

„Du liebs Herrgöttli vun Biberach“, het miner Tischnoochber im Café noch kommentiert, „die macht ihrem alte Gizkrage awwer Bei!“ Der will nämlig ums Verrecke nit so n ä Huffe Geld rusrucke wie d Heather Mills gehrt, sunsch hätt r uf sellem Foto in de Zittig nit so n ä Gfräß. S goht so näbebei au ums Sorgerecht vum zweijährige Dööchterli. Au so ebbis git’s bi ganz hundsgwöhnlige Lit. S IIkomme vum Paul McCarthy wurd übrigens uf üwwer ei Milliarde Euro gschätzt. Des isch jetzt widder nit wie bi ganz hundsgwöhnlige Lit. Ich jedefalls glaub, uf dere Gschicht isch noch lang kei Deckel.
Stefan Pflaum, 26.10.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Wörter un Sache

„Salli, Hedwig! Bisch au unterwegs? Scheen, dass i di ämol widder triff, mr hen uns schu n ä ganzi Wiili nimmi gsähne. Wie goht’s dr au immer?“ „Ha, Klärli, s könnt mr besser gehn!“

„Wegge warum? Fehlt dr ebbis?“
„I hab mien in d Klinik, mich untersueche lehn. Mir isches wochelang dirmlig gsin, lummrig un schummrig. Un des miir, wo mr sunsch de Daag nit lang gnue het könne sii für noch ebbis un noch ebbis schaffe.“ „Ja, hen si s dennoo gfunde, wo dran dasses lait?“ „Nit so räächt! I sott jetze zerscht ämol selli Tablette schlucke, wo si mr verschriebe hen, dennoo könnt mr witterscht sähne un noch ä paar anderi Untersuechunge mache!“ „Ja hen si di schun untersuecht?“ „Haijo, i hab mien zum Computerfotograf?“

„Hä bitte? Zum Computerfotograf?“ „Wenn i dr sag!“ „Du meinsch Tomograph!“
„Sell mag sii! Jedefalls hen si mi do niigschobe. Ich hab vielliicht bibbert vor Angscht, sag ich dir!“ „Ja un was hen si rusgfunde?“ „Si könnte no nix klar sage, i mießt noch zum Gaschtronom.“ „Zum Gaschtronom??“ „Genau! zum Gaschtronom!“ „Jetz heer aber uf, du schwätsch vielliicht ebbs a mi naa! Du meinsch zu de Gaschtro-Endoskopie!“ „Nei, i hab’s: zu de Gaschtrológie!“ „Bleedsinn! Gaschtroenterologie sait mr demm un des isch des, was ä Gaschtroenterolog macht. Also, der macht ä Endoskopie!“ „Was für ä Kopie?“ „Kei Kopie, ä Endoskopie! Endo-Skopie. Skopie, verschtehsch, des kummt us em alte Griechische.“ „Ja, die hen mir awwer gsait, des wär ä ganz moderni Untersuechung, nix vun altem Griechische oder so.“ „Du Dottili! S Wort isch griechisch, nit die Sach’ selwer.“ „Sell mag sii. Jedefalls isch mr liedrig, ass Gott erbarm, wenn i numme dra denk! Mir isch awwer versproche wore, i dääd intra-nervös beruhigt were mit so n ere Lösung.“ „Intravénös, nit ‚nérvös’, Hedwig, intravénös, heißt sell. I glaub als, du sottsch ehnder zum Hirndokter als sunsch wona!“

„Jetz hör awwer uf, Klärli! Hirndokter? Dem sait mr nit Hirndokter. Du verschtehsch jo weniger als nix vun Medizin! Des heißt Neuroloog! Neu-ro-loog! Un des kummt us em Altgriechische. Awwer nume s Wort, nit die Sach selwer, du Oberdottili. Numme s Wort. Nix für ungut Klärli. I mueß! Un wenn de mol iigschloofini Fieß hesch, meldsch di bii mr, i weiß dr ä gueti Phlebologin!“

Stefan Pflaum  , 21.9.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Zruck vun de Ferie

„Sinner widder do?“, het s Schwätzle Lisa ihre Noochber, de Dobler Alfons, üwwer de Gaartehaag wunderfitzig gfrogt.  „Wo sinner nomol naa? I hab’s vergesse!“
„In d Abruzze.“
„Wo isch des?“
„Südöschtlich vun Umbrie.“
„Wie heißt des?“
„Umbrie.“
„Nei, nit des. Sell, wo ihr gsii sin!“
„Sell heißt Abruzze.“
„Ja, un wo lait des?“
„Hawi doch schun gsait, südöschtlich vun Umbrie.“
„I kenn kei Umbrie un kei Abruzze.“
„An de Adria.“
„Bi Venedig?“
„Nei, kumm, losses! Jedefalls, dert hen mir unseri Ferie verbroocht. Ganz oowe ime Bergdörfli mit numme n ä paar Hiiser, ohni Fernsähne, Strom un nit ämol ä Batterie-Radio debii. Au vier Woche lang kei Zittig. Mol richtig abschalte. D Welt abschüttle. Wandere, schloofe, esse un Biecher läse.“
„Waas? Sag bloß, nit ämol Zittig hen ihr ghet? No hen ihr gar nit mitkriegt, dass d Israelis im Libanon Krieg gmacht hen für d Hisbollahs verwitsche?!“
„Awa!?“
„Un dass d Iraner schun fascht ä Atombomb hen für de Israelis mit Angscht mache?“
„Ha, jetz verzell!“
„Im Irak schtehn si kurz vor eme Bürgerkrieg!“
„Hör uf!“
„Un in dem Afghanischtan fange selli Taliban widder an Kriegerlis spiele.“
Kuum het s Schätzle Lisa de Dobler Alfons mit denne Schreckensnoochrichte iideckt ghet, isch ä himmelwunderscheens Veegili aagfloge kumme, het dapp, dapp, dapp im Dobler sinem Garte sinem Bluemebeet rumgwuslet un isch schnapp, schnapp mit eme Wirmli widder furtgflattert.
„Hesch sell scheen Vögeli gsähne?“, het de Dobler Alfons s Schwätzle Lisa gfrogt.
„Ja, ja“, het die gmeint, „scheen verfresse! Mir dued grad des Wirmli leid!“
„Sell glaub i dr im Lääbe nitte!“, hesch de Dobler üwwer de Haag höre riefe. „Nit ämol im Dood glaub i sell!“ Un nomol: „Nit ämol im Dood!“   

Stefan Pflaum, 14.9.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Philosophie, Schnecke un Fußball

Eigentlig bedittet Philosophie jo „Liebe zur Weisheit“. So kannsches jedefalls in de eischlägige Lexika noochläse. „Das Nachdenken über die Grundlagen der gesamten Wirklichkeit, des Geschehens, des Denkens, Wissens…“, heißt’s do. Natürlig het sich vum Aristoteles üwwer Descartes, Kant, Hegel, Marx, Nietzsche, Wittgenstein, Heidegger bis hit s Verständnis vu demm, was Philosophie isch, allnaslang g’ändert. Bliiwwe isch - bis vor nit lang her -, dass d Philosophie versuecht, em Läwe un de Welt uff de Grund z goh.
Awwer s isch halt alles nimmi des! Do het doch letscht einer zue mr gmeint, s dääd nit räächt laufe mit de Maidli bii n em, jetz hätt schu widder eini Schluss gmacht mit em, was r bloß falsch mache dääd, er mießt sich wahrschiins ä neiji Philosophie zämmebäschtle. Des het mr gfalle: „ä Philosophie zämmebäschtle!“. Jetz froog ich mich, was het d Philosophie mit demm sine Beziehungskischte z schaffe! S kann jo sii, dass einer ä Munggi isch, ä maßlidiger, mudriger Kaib, ä Hallodri, ä Suffkuddel oder ä Lugebiddl. No het r ebe s falsche Gmüet mit uff d Welt broocht. Awwer mit Philosophie het sell nix am Huet. „Du muesch halt d richtig Philosophie han“, „d Philosophie mueß stimme“, „ohni d richtig Philosophie hilft alles nix oder nix ebbis“, kannsch hit höre. „Nix schaffe, awwer enneweg ä Huffe Kohle mache welle, isch hit d Phliosophie vun de Junge!“, het ä Handwerker lamentiert. Un ä Hobby-Gärtner het mr aavertraut, sini Philosophie gege d Schnecke wär: iisamle un dennoo alli mit de Scheer mittledure schniide. Mit denne Schnecke isch d Philosophie ziemlig uff de Hund kumme!

Bi n ere Metzger-Innungsversammlung het ä Innungsmeischter proklamiert: „Unser Kunde will ä frisch’s, zart’s, mager’s, guet abghängt’s Stück Fleisch. Also kriegt r ä frisch’s, zart’s, mager’s, guet abghängt’s Stück Fleisch. Des isch unsri Philosophie!“ Also: d Philosophie am Fleischerhooke! Ä Sanitärfirma macht folgendi Werbung: „Die Philosophie unserer Kunden lautet: ‚My toilet is my castle’“, uff Ditsch, ‚mein Klo ist mein Schloss’. Do isch d Philosophie uff em Schisshiisli glandet. Stolz het ä Fueßball-Trainer ins Mikrofon getönt: „Wir gehen selbstbewusst in diese Weltmeisterschaft. Meine Mannschaft hat die richtige Philosophie im Rücken!“. Wahrschiins direkt unterem Trikot-Hemdli. Ä andrer het verkündet: „Unsere Philosophie muss sein: hinten dicht und schnelle Konter“ un de Günther Netzer het zum Spiel Holland-Portugal kommentiert: „Auch Schiedsrichter brauchen eine Philosophie. Am liebsten sieht man Schiedsrichter, die während des Spiels unsichtbar bleiben“. Der Satz isch ä Traumtor. Philosophisch gsähne!

Stefan Pflaum am 29.6.2006 in www.dreisamtaeler.de

 
 

Guet für d Nerve!

„Sie Fräulein“, hesch bim Aldi eini riefe heere, „wo isch denn do die ‚Du deerfsch-Margeriine’?“ Die Frau mueß arg pressant gsii sin, sunsch wär si nit wie ne Wiisili zwische de Regalreihe rumgjäschtet un hätt nit meh Ploog ghet demit, de Kopf in alli Richtunge links un räächts, fürschi un hinderschi bewege als wie mit de Auge sich uf sell konzentriere, was si gsuecht het.
„Was für Maggarin?“, het ä Verkäuferi zruckgfrogt, wo grad mit em Usspacke un Iiruume vun Bichse bschäftigt gsin isch un meh mim Läse vun de Warebezeichnunge als mim Zueloose. Un ohni Uffluege het si zue sellere gischpelige Kundin gmeint: „’Diduu-Maggarin’“ mir nix, vielleicht ander Maggarin!“.

„Nei, nit ‚Diduu-Margeriine’, i bruch schnell ‚Didudeerfsch-Margerine’, verschtehn Si, ‚Didudeerfsch-Margerine’, des weiß doch ä jeder, was des isch!“
„Entschuldigung“, jetze widder d Verkäuferi, wo ihri Kischte het stehn lehn un langsam uff d Kundin zuetrottet isch für ihre helfe. Awwer die het aafange mache wie d Muus am Faade un dermaße heckerisch un haschplig mit de Händ umänandergfuchtelt, als dääds brenne im Lade, dass selli Aagschtellt’ in drei Meter Abstand stehn bliibe isch un ihre schnell versproche het, si wott’ ere Kollegin riefe, wo sich usskenne dääd in dere Abteilung.
„Nei, nei, Si bruche wegge demm doch nit extra ä Kollegin hole, Si könne doch sälwer läse oder nitte?“ „Ja, natürlig ick kann Doitsch lässen, aber was soll lässe, was?“

Jetz het unsri briedigi Kundin ä Packung Margerine uss em Kühlregal glangt, uff de Deckel dittet un gmeint: „Do druff mießt schtehn ‚Du deerfsch-Margerine’, un so eini mueß i han, awwer hit noch!!“        

„Ick nix weiß ‚Dudäafsch-Maggarin’, aber Kollegin weiß, ich fragg Kollegin, bitte wart!“ Un schu hesch si lutt durchs ganze Gschäft heere riefe: „Ritaa!, Ritaa!, bitte, kannsch koome, Frau wolle „Du-däafsch-Maggarin!“ D Rita isch aazottelt un het gli vun wittem schu Bscheid gen, si hätte no nie kei ‚Duddäffsch -Margerine ghet. „Sie were doch in dem große Lade noch ä ‚Du deerfsch-Margarine’ han un mir zeige könne, wo die steht, isch des denn so n ä Hexewerk!?“
„Ah, jetz weiß i, was Sie welle, si meine ä ‚Du-darfst-Margerine’!, Swetlana, kannsch du schnell eini hole?“ Un d Swetlana isch losgschtrisselt wie de Blitz un het in fünf Sekunde selli Margerine broocht un gsait: „Bitterscheen, das ‚Didudäafsch-Maggarin’, in Zukunft ich weiß, was ist.“ „S isch schu räächt!“, het d Margerine-Kundin gmeint un isch so schnell an d Kass gseckelt, dass si zweimol an ere Tiefkühltruh’ hänge bliebe isch. „Für die wär s wahrschiins besser“, het d Rita sich nit könne verkniffe zum sage, „wenn si Butter esse dääd statt ‚Du deerfsch-Margerine’. Butter isch guet für d Nerve!“

Stefan Pflaum am 18.5.2006 in www.dreisamtaeler.de

 

 

 

S Gschpräch

„Derf s sunscht noch ebbis sin?“, het ä Kassiereri in ere Gaartebedarf-Großhandlung s Ehepaar Kundler gfrogt.  – „Nei, Danke“, hen Kundlers Antwort gen un für de Rasemäher un zwei riesigi Bluemetöpf uss Ton bezahlt.

“Jetz isch ball widder dr Zit zum Gärtele, gell?“, isch si furtgfahre. „Bisch bi Gott de ganz Summer mit Rasemähe bschäftigt. Also bi uns macht des jo miner Mann, aber nit, ohni dass i ä trockener Hals bekumm vum Bittle un Bettle, er soll doch jetze endlig d Fieß in d Händ nemme un nuss zum Mähe, vor dass de Rege kummt.

Aber koche dued r gern, do bruch i nit dehinter her sin, jedefalls nit, solang r kocht, Salat butzt, Kohl schniidet, Herdäpfel schält un Fleisch brutzelt. Nooch em Esse dennoo sieht des widder anderschder uss. Do verdruckt sich de Drei-Sterne-Koch, losst sich ins Sofa plotze un zappt s ganze Programm-Menu vum Fernsähne durch. Doodefür derf ich in de Kuchi alles blitz un blank mache un s Gschirr wegruume. So sin si halt, unsri Männer, gell? Aber immer noch besser, als wenn si d ganz Naacht durch Altstadtbeize zigiinere, i mein, des macht miner nitte, aber du weisch jo nit, gell, un am End noch ä Schlägerei aafange, gell? Also, miner wahrschiins nitte, aber du weisch jo nit. Oder sich am End noch vun irgends so n ere ufftakelte Strooßestrich- schicksi abschleppe lehn un sich noch ebbs iifange, wenn s bleed kummt. Die maches jo für numme ä klei wengli meh au ohni Kondome un zack hen sich d Männer ebbs gholt. Also miner dääd des nie mache, aber de weisch jo nit, gell? Un selleweg bin i grad froh, dass r dert un do deheim bliibt un kocht, au wenn i hindenooch  d gröscht Sauerei hab in de Kuchi un zwei Stunde numme am Fettflecke Wegrubble bin. Zum Fueßball goht r jo nimmi, do hen si allewiil Stritt hinterher im Vereinslokal un pääpere halt au z viel un de muesch immer ä Heide Angscht han, dass si mit em Auto noch Mischt baue, also miner glaub i nitte, aber du schtecksch jo in keinem ganz drinne, gell? In keinem! … Jo, so sin si halt, wa willsch mache, Frau Kundler? Männer! Oh je nei, ä ä! Nix für Unguet, Herr Kundler! Losse mr des Thema. Aber des isch jetze  wirklig ä schöns Gschpräch gsin mit eich, maches guet un viel Spaß bim Gärtele!“

Stefan Pflaum im DREISAMTÄLER vom 23.3.2006

 

 

Mund, Muul, Klapp, Gosch und „Gute Fahrt“

„Herr Schaffner, wir ham leider keene Fahrkarten nich!“, het ä langer Lulatsch mit rote Struwwelhoor un eme lange rote Bart ganz usser Atem em Schaffner noochgruufe. Seller het grad welle im erschte Zugwage  vun de Regionalbahn Friiburg -Neustadt aafange Fahrkaarte kontrolliere. Uuliidig het r sich umdraiht in selli Richtung, wo unser langer Dürrlisgiiger gschtande isch mit ere junge Mamsell. Die isch guet im Fuetter gsin un hätt unserem Rothoor guet könne zwanzig Kilo abgen.
„Könne Sie des nit glei sage? “, het de Schaffner schu gmäggert un d Fahrkaarte verlangt. - „Wir ham doch keene, juter Mann, sonst hätt’ ick Sie ja nich jerufen, wa? “ - „Was heißt do ‚wa’?“, hesch de Schaffner jetze ghört zruckfrooge, „Sie wisse doch, dass Sie ohne Fahrkart nit fahre dürfe!“ - „Da ham se janz recht“, het sich do selli Mamsell an de Schaffner gwendet, und dat is ooch de Grund, warum wir von Ihnen Fahrkarten kaufen wolln. Is doch nich verboten, oder?“
„Nei, aber verboote isch, ohni Fahrkart fahre un ä großi Gosch han!“ -

„Können wir nu Fahrkarten bekomm’ oder nich?“, het de Rotbart ganz liisli un friindlig gfroogt. Aber do het ne de Schaffner schun in de Senkel gschtellt, zammegschducht un gmeint, des dääd immer noch er, de Schaffner, bestimme, ob ebber ä Fahrkart bekummt oder nit. „Wir wollten ja aus dem Automaten Fahrkarten nach Himmelreich lösen, aber…“ - „Jo, jo, immer nur Ausrede, immer isch d Bahn schuld an allem un d Automate sowieso. Wemmer zu blöd isch, für am Automat Fahrkarte löse, derf mr halt nit Zug Fahre, so einfach isch des!“ -  „Sie, beleidigen lass ik mir noch lange nich, dafür werden Sie wohl nich bezahlt, ja!“, het unsri molligi ‚Schwarzfahreri’ jetz uffgmuckt un de Schaffner het zruckbäffzt: „Sie pfluume mich nit aa, verschtchtande, Sie nitte! Komme do rii ohni Fahrkart, muule frech rum un hen ä großi Klapp, aber nix dehinter! Sie halte jetz de Mund un zahle!“ - „Wieviel is et denn?“   -  „Des mueß i erscht ausrechne“. - „Wir ham aber leider nur Schweizer Franken“, het unser Päärli unisono erklärt. - „Ja git s denn so ebbis, het de Schaffner Palaver gmacht, ich kumm noch in d Klappsmühl, glaubsch des!?“ - „Na dann ‚Gute Fahrt’!“, hen d Mamsell un de Rotbart gwunsche.
Stefan Pflaum am 9.3.2006 in www.dreisamtaeler.de 

  

 

Handy-Werfe - Regel 1 bis 6

S Wichtigschte bim Handy isch nit, dass mr s het. Oder was für eins mr het. Nit ämol, dass mr s benutzt, isch wichtig. Au nit, mit wem mr grad schwätzt, wemmer s benutzt. Nei, nei, dorum goht s nitte. S Wichtigschte bim Handy isch, dass mindeschtens ei oder zwei Millione Mensche zuehöre, wemmer ins Handy niibabbelt. Selleweg derfsch ä Handy nie nit verwende, wenn de ällei bisch. Des isch Regel Nummer eins. Also immer bloß uff ere verkehrsriche Stroß, im Schwimmbad, in de Bahnhofsvorhall, im Intercity. Dert isch Handy-Land.

Regel Nummer zwei: Immer so lutt schwätze, dass mr di so witt wie möglich hört. Un möglichscht hirnverbrennt’s Ziigs: „Du, i schtoh grad am Bertoldsbrunne am Bus, mr fahre gli ab, i rief di uss em Bus nomol aa, i verschteht jetz nix, klar?! Was? Was?“ Des isch ä eindittigi message. Oder: „Du, ich bin jetz do un klingel. Machsch mr uff?“ Kei Mensch meh macht hit ä Huustür uff, wenn s nit über s Handy ankündigt isch.

Regel Nummer drei: Ganz dittlich alli Wörter ussformuliere, für dass au nit de kleinscht Brosame vun dere Information verlore geht für alli, wo drumrumstehn oder - hucke. Im Bus zum Beispiel: „Du, Regina, mir sin jetz grad abgfahre, ich ruf dich innere Stund von unnerwegs zrick!“ Jetz’ hen alli mitkriegt, dass de Buss abgfahre isch. Wie hätte mir des sunscht je erfahre solle! S brucht am andere End vum Handy nit ämol einer dran sin. Entscheidend isch, dass ich hör wie so n ä Handy-Benutzer sagt: „Du, ich muss schnell uffs Klo, i ruf di dennooch nomol an!“

Regel Nummer vier: So viel wie möglich wiederhole. Bsunders im Intercity, wenn d Lit d Nas in de Zittige un in de Büecher hen oder mit em Note-Book schaffe un sich konzentriere welle: „Thomas, Thomas, bisch Du’s? Thomas! Ah, jetz verschtandidii! Hörschdumii, Thomas, hörschdumii? Du, i han dir bloß sage welle, der Schlüssel liegt unterem Regal im Wohnzimmer. Well Regal? Des rechte. Noi, it des Mahagony, des Kirsch-Regal denääbe. Ja, deesdenääbe. Ja, im Wohnzimmer. Noi , it in de Küche, des moin i it. I moin deees im Wohnzimmer. Was? Noi, it des Mahagony! Im Wohnzimmer. Des Kirsch. Ja! Dort drunter hann i de Schlüssel doo! De Houstürschlüssel. De Hous-tüür-schlüssel! Wenn ebbes isch, aarufe!“

Regel Nummer fünf: D Uffmerksamkeit vun de Litt fokusiere: „Hallo, Sven, Sven! Bist du noch im Sudan? Im Sudan! Lebst du noch? Ob du noch lebst!? Sei vorsichtig Sven. Versprich mir das! Und keine Krokodile! Hörst du?“ Wo sunsch, usser am Handy, kammer einer frooge, ob r noch lääbt!?

Regel Nummer sechs: S Handy vorsichtig in d räächt Hand nemme, de Arm langsam nach obe hinte strecke un dennoo wit usshole un des Handy uf d nächscht Müll-Deponie schleudere. S wundert mi grad, dass Handy-Werfe noch kei olympischi Disziplin isch!  „Was däädsch au mache, wenn s keini Handys gäb?“, het mi einer gfrogt. Un ich hab g’antwortet: „Des wär mir completely saussage!“  

Stefan Pflaum, DER DREISAMTÄLER, 23.2.2006, www.dreisamtaeler.de

  

 

Bilder und Menschen - zu den Mohammed-Karikaturen

„Die Welt ist zu komplex, als dass es für die meisten Zwecke nützlich wäre, sie einfach ökonomisch in Norden und Süden und kulturell in Osten und Westen zerfallen zu lassen“, schreibt der viel zitierte und kritisierte Samuel P. Huntington in seinem Buch ‚Kampf der Kulturen’. Der Tübinger Theologe Kuschel warf Huntington 1997 bei einer Diskussion vor: „Das Bild des Islam, das Sie zeichnen, ist einseitig, negativ, gewaltbestimmt. Es trifft im Westen auf eine Stimmung, die ohnehin von antiislamischen Klischees und Stereotypen bestimmt ist. Ihr Buch trägt nicht dazu bei, das Bild vom Islam zu differenzieren.“ Jetzt, nach der Reaktion der islamischen Welt auf die Mohammed-Karikaturen in verschiedenen westlichen Zeitungen, scheinen Huntingtons Thesen in der öffentlichen Auseinandersetzung wieder aktueller denn je. Wie immer versuchen auch im aktuellen Streit Schwarz-Weiß Maler und Scharfmacher den Ton zu bestimmen. Haut den Westen! Haut die Muslime! Aber was ist der Westen, wer sind die Muslime? Hat hier nicht Huntington Recht, wenn er meint, die Welt sei zu komplex, um in einfachen „Bildern“ dargestellt zu werden?

Nicht zum ersten Mal sind Bilder ein Grund für grundsätzliche Fragen. So die Frage, ob Medien alles dürfen. Selbstverständlich nicht. Dafür gibt es gesetzliche Regelungen. Beispielsweise einen Schmähparagraphen. Deshalb ist es auch nicht Sache der Politik, Presse zu maßregeln. Sollte die Presse zu jeder Zeit, ohne Rücksicht auf gegenwärtige gesellschaftspolitische Konstellationen, von der Pressefreiheit Gebrauch machen? Ja und nein. Dürfen Menschen anderer Kulturen mit anderen Werten uns mit Gewalt und Gewaltandrohungen erpressen, wenn wir unsere Werte leben? Eindeutig nein! Aber müssen unsere Werte – und dazu gehört das Recht auf freie Meinungsäußerung – nicht auch Rücksicht nehmen auf Befindlichkeiten anderer Kulturen, auch wenn uns diese nur schwer nachvollziehbar scheinen? Ich sage scheinen, denn auch in der christlichen Geschichte gab es einen 726 von Byzanz ausgegangenen Bilderstreit, der sich über 120 Jahre hinzog. Es ging um die Frage, ob Christus als Mensch dargestellt und verehrt werden dürfe. Karl der Große votierte klar gegen Bilderverehrung. Ein anderes Beispiel: 1524 ließ der Reformator Zwingli auf Beschluss des Züricher Rates alle Heiligenbilder abhängen. Gewiss, das ist vorbei. Aber fremd ist unserer Kultur ein Bilderverbot keineswegs. Der Schweizer Schriftsteller Kurt Marti meint, auch wir würden gegen das Bilderverbot „Du sollst dir kein Gottesbild machen“ verstoßen, indem wir nämlich Gott eindeutig männliche Züge gäben.

Das Recht auf freie Meinungsäußerung steht nicht zur Disposition. Keine Frage. Bundespräsident Köhler stellte klar, dass zur freien Meinungsäußerung aber auch der Respekt vor religiösen Gefühlen gehöre. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Huber, betont, dass der der säkulare Charakter des Staates und seiner rechtlichen Ordnung „unaufhebbar“ seien, beklagt aber zugleich, dass das Christentum seine eigene religiöse Gestalt verneine. Liegt hier ein Grund für unsere Verständnislosigkeit? Fordern aber nicht auch bei uns Kirchenvertreter und Christen Verbote, wenn Christus- oder Mariendarstellungen „Grenzen des Zulässigen“ überschreiten? Und sind wir uns hier so einig in den Werten? Ich denke an Auseinandersetzungen über  Todesstrafe, Homosexualität und Krieg. Brechen da und bei anderen Themen nicht auch bei uns immer wieder Gräben auf?  

Noch einmal: Die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte, und dazu gehört das Recht auf Meinungsfreiheit, stehen nicht zur Disposition. Diese Rechte sind schwer genug errungen. Da darf es eigentlich keine faulen Kompromisse geben. Ich sage eigentlich, weil es diese, schon aus wirtschaftlichen Gründen, immer wieder gibt. Und geben wird. Und bleiben wird auch der Widerstreit von Rechtsgütern, so der zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem auf Wahrung der Menschenwürde. Hoffentlich setzen sich im gegenwärtigen Streit diejenigen durch, die auf beiden Seiten zur Mäßigung mahnen. Die Münchner Sicherheitskonferenz stand unter dem Motto „Frieden durch Dialog“. Hoffentlich kein Dialog von Atomraketen. Ein schreckliches Bild!
Stefan Pflaum in DER DREISAMTAELER vom 8.2.2006

  

 

Het Jesus vun Nazareth alemannisch babbelt?

Wie kunnt jetze der Schrieber vun denne Zeile uf so n er abwegiger Gedanke, were d Leser froge, wenn si die Überschrift läse un de Autor vun dem Artikiili könnt keinem bös sii, wenn r de Kopf schüttle dääd ab so n eme abstruse Iifall. Aber numme langsam, alles het sii Grund. Natürlig sin sich alli einig, dass d Muettersproch vum historische Jesus aramäisch isch gsin. Aramäisch, ä Sproch, wo in de Königriich vum Nahe un Mittlere Oschte offizielli Amts- un Kanzleisproch isch gsin. Zwische 700 un 200 vor Chrischtus. Am nächschte verwandt isches Aramäische mit em Hebräische un mir hen vun de Aramäer d Schriibwiis vun de Zahle. Aber zerscht sin die Zahle vun de Inder übernomme wore un denno widder über d Araber zu uns kumme. Au de zweite Teil vum Talmud isch in Aramäisch gschriebe. Bis hit git s jüdisch- un chrischtlich aramäischi Schprochinsle. Jesus het sich also in ere Schproch usdrückt, wo zue sine Lebenszitte schun ä tausendjährigi Tradition ghet het.

Aber wenn i mi so ummelueg, was do in letschter Zit alles ins Alemannische übersetzt wore n isch, vun „De klei Prinz bis zu „Alemannischer Struwwelpeter“ un halt au selli Bibelübersetzunge ins Alemannische, denno hab i fascht de Iidruck, Jesus hätt viellicht doch alemannisch babbelt.
Do sait in de „Wiihnachtsgschicht uf badisch-alemannisch“ vum Pfarrer Hans-Jürgen Schmidt de Herodes im schönschte Alemannisch zue de Sterndütter: „Gönnt hie un erkundiget ich no dem Chind, un wenn ders gfunde hent, saget mrs. Drno gang i au hie un bets a“.
In de „Botschafte us de heilige Schrift uf alemannisch“, übersetzt vum Rudolf Ludäscher, sait Jesus zum Petrus: „Petrus, bevor de Güggel in de Morgedämmerung chraiht, wirsch du dreimol behaupte, dass du mich nit emol kenne tätsch“.
Schun de Kunschtmoler Hans Thoma losst in de „Biblische Gschichte in alemannischer Mundart“ sogar de Herrgott alemannisch schwätze: „Gegrüßet seist du Maria – der Herr isch mit dir, du bisch gebenedeit unter den Weibern“.

So wit, so guet. Natürlig het Jesus mit Alemannisch nix, aber au gar nix am Huet ghet, aber jetze, wo n i merk, wie sich min Jesusbild veränderet, wenn i ne in minere Vorstellung alemannisch schwätze hör, frog i mi zum erschtemol, wie s wohl klunge het, wenn Jesus sich mit sine Jünger unterhalte het. Ihr mien ämol probiere, eich vorstelle, Jesus hätt alemannisch babbelt. Deno fangt ä ganz tiefgründigi Usenandersetzung aa mit dem Mann.
Ä richtigs Wiihnachtserlebnis!

Stefan Pflaum in DER DREISAMTÄLER, www.dreisamtaeler.de am 22.12.2005

  

 

Lyrik am Wege

Geschrieben auf helle Tafeln, die an Mauern, auf Mauerbrüstungen und an Pfählen angebracht wurden. Zu lesen auf einem Rundgang um und über den Eckartsberg in Breisach, der „einen weiten Blick über die Stadt und die Oberrheinlandschaft, über den Schwarzwald, den Kaiserstuhl, den Tuniberg und die Vogesen bietet“. Und natürlich blickt man auf den Rhein, den vielbesungenen. „Ein Leben wie im Paradies / gewährt uns Vater Rhein“, lesen wir auf einer Tafel mit einem Gedicht des Norddeutschen Ludwig Hölty (1748-1776). Die in Neudorf im Ober-Elsass geborene Lina Ritter wird mit einem ihrer Haikus zitiert, die sie von 1961-65 geschrieben hat: „Worum trennt uns e Rhii? / Ass mr zeige chenne, / wie me Brucke bäut“. Der einstige Revolutionsdichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876) dichtete über den Rhein: „O rolle stolz und frei, / zieh deinen Weg gelassen...“. So weit zum Rhein. Folgt der Wein. Und Goethe: „Trunken müssen wir alle sein, / Jugend ist Trunkenheit ohne Wein“, steht an der Mauer, die den schmalen Treppenpfad den Berg hoch säumt. Der persische Dichter Omar Chaijam (1048-1131) zum Thema Wein: „Mich wundert’s nur, dass einer Wein verkauft. / Wo kann er bessres denn erstehn?“. Einverstanden wären die Winzer gewiss mit diesem dichterischen Lobpreis des Weins, überleben würden sie mit einer solchen Einstellung aber kaum. Kommt als drittes Thema neben Rhein und Wein die Jahreszeit. Und da lese ich von Emanuel Geibel (von ihm stammt „Der Mai ist gekommen“) über den Sommer: „...und durch die Flure wandelt leis / ein Hauch vom Paradiese“. Dann aus Mörikes Frühlingsgedicht: „Horch, von fern ein leiser Harfenton! / Frühling, ja du bist’s!“.

Einen „leisen“ Hauch, einen „leisen“ Harfenton könnte man heute freilich nicht vernehmen. Es sei denn, man verstärkte diese auf noch mehr Dezibel als von der nahen Rheinbrücke herüberschallen, den Eckartsberg hinauflärmen, von den Mauern zurückhallen, durch die Weingärten brummen, heulen, dröhnen, und brüllen. Es rumpelt, schlägt und kracht dort drüben, wo der endlose Strom an Fahrzeugen aus unsichtbarer Tiefe zu quellen scheint und ein nervendes, schmerzhaftes Rauschen hinter sich herzieht. Meint der Begründer der Alemannischen Bühne in Freiburg, der aus Oberehnheim (Obernay) stammende Desiré Lutz, das, wenn er schreibt: „Und manchmal grollt es aus dem Stein, / voll Weh und  Bitterkeit. / Dann brüllt die Luft“ ? Mörike hat sein Leben lang nie ein Auto gehört und Geibel starb ein Jahr, bevor Benz seinen Einzylinder-Viertakt-Motor baute (1885). Was hätten sie wohl für Autos gefahren, lebten sie heute? Mörike mit Führerschein im neuen VW-Bugatti! 

Frankreich und Deutschland sollten die Brücke einen Tag und eine Nacht im Jahr nur für Fußgänger öffnen und einen Ort der gemeinsamen Stille schaffen. Dann könnte die Lyrik zu den Menschen und die Menschen zu sich selbst kommen. Und wir würden den leisen Hauch und den leisen Harfenton hören!
Stefan Pflaum; Dreisamtäler vom 27.10.2005

  

 

Liebi Margret,
S Noochbers Lisbeth het mir zum Siebzigschte ä Theater- un Konzertabonnement gschenkt un sitter demm dackel ich zweimol im Monat brav ins Theater oder in so n ä Konzert. Wenn s mi nix koschtet, warum nitte?
In de Zittig lueg i natürlig au, was d Kritiker über sell Stück oder sell Konzert, wo n i grad gsähne hab‘, gschriebe hen. Dunderkaib! Do kummsch us em Stuune nimmi russ. Die sähne un höre Sache, wo ich im Läbe nit dääd merke. Letscht het eini salbadert, des wär s leiseschte Pianissimo gsin, wo si je ghört hätt, sie hätt die höchschte Tön numme noch könne erahne. Jetze froog ich mich, wo ä Pianissimo anfangt un wo s uffhört. Pianissimo, hab i im Lexikon gfunde, isch doch schun am leiseschte, wie kann s denno ä leiseschtes Pianissimo gen? Wege warum schriebe die nit eifach ‚mucksmiislistill‘? Un was heißt do Tön‘ erahne? Entweder i hör ebbis oder i hör nix, so eifach isch des!
Hingegossen in die Theatersessel genossen die Zuhörer das Belcanto des noch jugendlichen Stars, mit dem dieser schon sein Publikum in Mailand, Stockholm und München zum Schmelzen gebracht hatte‘, het s do in ere Besprechung gheiße. Isch jetze die Kritikerin in denne drei Städt gsin, für dem sin Belcanto höre? Mir dääds au länge, wenn si mir ihri Iidrück vun de Friiburger Ufführung wott schildere. Was brucht die do zerscht für ä Huffe Geld nooch Mailand schippere. Ä wengili wittersch isch gschtande, die Kleidung vun de Sänger hätt stark an altägyptische Tracht erinnert. Also, wie kann die sich an ebbs Altägyptischs erinnere? Un Trachteverein hen selli Ägypter bschtimmt au keini ghet. Un wenn die guet‘ Frau behauptet, rhythmisch wäre ‚die Trompeten nicht homogen‘, no kann si doch glii sage, selli Trompeter hen krottefalsch gschpielt, oder?
Das völlig kahle Bühnenbild steigerte die Sprachlosigkeit der Figuren vollends ins Unerträgliche‘, het einer über ä modern‘s Stück raisonniert. Sprachlosigkeit, hab i mr denkt, des isch bschtimmt anstrengend. Wenn de ussewendig lehre muesch, an wellene Stelle im Stück du gar nix sage derfsch. Au im Läbe isches jo schwerer an de richtige Stell‘ schwiige als an de falsche Stell‘ schwätze, oder nit? Un als Zuehörer muesch bi so n eme Stück viehmäßig uffbasse, für dass de richtig verschtosch, was die do vorne uff de Bühni nit sage, gell!?

Ä andermol het s gheiße, nit numme d Zuehörer, sundern au d Musiker wäre völlig überfordert gsin mit dem Stück. ‚Der Komponist darf sich glücklich schätzen, verstorben zu sein und dieses Konzert nicht gehört zu haben‘, hesch do läse könne.
Ä dooder Komponischt, wo sich glücklich schätzt! Also, i weiß nitte!
Vun Herze, Alfons

Stefan Pflaum am 76.10.2005 in www.dreisamtaeler.de

  

 

Schön oder nit!

Es gibt Redewendungen, sprachliche Figuren, Ausdrücke, über deren Entstehung, ja über deren Bedeutung wir nicht viel mehr nachdenken als über das Auf- und Untergehen der Sonne oder das Wetter im April. So fallen im Gespräch Floskeln der Zustimmung, der Abwehr, des Erstaunens, des Urteils, die, wörtlich genommen, nur wenig Sinn ergeben, oft das Gegenteil meinen, von dem, was sie ausdrücken oder, wenn man sie genauer betrachtet, zumindest höchst frag-würdig erscheinen. Wobei die Fragwürdigkeit wiederum mit Würde nur wenig zu tun hat, im Gegenteil, das wissen wir ja. Mir aber schienen einige Wendungen, die mir im Gespräch, besonders mit Mundartsprechern, aufgefallen waren, würdig, also wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden.

„Sag des nit!“, unterbricht einen der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin, nachdem man das, was man nicht sagen soll, doch gerade gesagt hat. Also man äußert zum Beispiel: „Weisch schun, im Mayer sini Katz isch dood“ und der Zuhörer antwortet mit: „Sag des nit!“. Soll man jetzt antworten: „Ich kann doch gar nix meh nit sage, i hab’s doch schun gsait!“?
In die gleiche Kategorie gehören „verzell mr nix!“ und „sag bloß!“. Oft heißt es mitten im Gespräch „jo, kumm!“, obgleich man doch schon immer da war und ebenso „froog mich nitte“, nachdem man bereits etwas gefragt hat. „Des derf doch nit wohr sii!“ oder „des git’s doch nitte!“, würde jemand ausrufen, hätte ich ihm mitgeteilt, dass Lafontaine und Gysi eine Koalition mit der CSU eingehen. Und dieser Jemand bezweifelte dabei nicht den Wahrheitsgehalt meiner Nachricht, sondern würde lediglich sein Erstaunen ausdrücken.

„Des fehlt grad noch!“, entrüstet sich ein Vater, wenn ihm sein Sohn die Nichtversetzung in die nächste Klasse beichtet. Und natürlich fehlt da nichts, sondern das Sitzenbleiben des Sohnes ist für den leidgeprüften Vater nur der traurige Tiefpunkt einer langen Reihe von Misserfolgen des Filius. Da fehlt nichts. Da ist eher ein Zuviel. Dagegen wird in dem Ausdruck: „Aber sunsch fehlt dr nix!“ durchaus ein Mangel festgestellt. Nämlich ein Mangel an Maß. Oder umgekehrt formuliert, wieder ein Übermaß: an Unverfrorenheit nämlich, wenn derselbe Filius seinen Vater bitten würde, ihm als Belohnung für die Nichtversetzung ein teueres Mountain-bike zu kaufen. Auch „ebbis Besser’s fallt dr nit ii?“, heißt doch, es war ein sehr schlechter Einfall und „sowit kummt’s noch!“ meint ganz eindeutig, „soweit darf es auf keinen Fall kommen“ genauso wie „des wär grad noch schöner!“. Auch „jo, sunsch noch Ebbis!“ meint das Gegenteil, nämlich: „Nichts mehr, Schluss jetzt!“.

„So wit kummts noch, dass mr ä großi Koalition kriege!“, hörsch jetze am Stammtisch wettere un: „Des wär grad noch schöner!“. Aber i glaub, so wit kummt’s. Schön oder nit.

Stefan Pflaum, 29.9.2005

  

 

Nirgends isches so guet wie do bi uns

D Feriezitt isch rum. D Zugvögel vun TUI, Studiosus un Co. sin heimwärtsgsegelt. Mit Iidrück, Sonnebrand un Mage-Darm- Überrschunge. Mit ussgschtopfte Alligatore un chinesische Christian Dior Plagiate. Mit tausend Digital-Kamera-Bilder, wo mr de erschte Obend-Gäscht schu bi de Vorspeis mit kann drohe. Mit power-point präsenteischen natürlig. Hoffentlich schmeckt deno wenigschtens sell mitbroochte Krokodilsteak un s aakündigte Kokosmilchparfait. 
„Mir hen do unte in Süditalie was Kleins“, het mir ä Päärli im Pensionsalter, meh schenant als stolz, erklärt, wo n i gfroogt hab, wie s im Urlaub gsin isch.. „Nix Großes, nix Bsunders, so n ä mittelgroßi Villa mit eme halbe Hektar Palme un Zitronebäum“, hen si wittersch usgführt. „Des hätsch du mien sähne, wo mr s kauft hen! Ei einziger Dschungel de Gaarte, ä Bruchbudi s Huus, s Schwimmbecke vor de Terrass ä schtinkigi Brüeh. Mir henn miese erscht ämol vier Johr lang naalange wie d Brunneputzer. Muesch jo alles selber mache do unte. Handwerker? Kannsch vergesse! 300 Quadratmeter Wohnflächi, des muesch erscht mol uf Vordermann bringe. Kei gscheiter Wasseranschluss, d Heizungsrohr halber abbroche, d Fenschterrahme us em Mittelalter. Du glaubsch es nitte! Nix als Ärwet un Ärger. Meinsch do schafft einer mittags? De Mitarbeiter wär hit grad nit do, heißt s, un sinner Vertreter mueß erscht noch ä Schtündli mit em Kolleg vum Jägerverein babble. ‚Ah, scusi, Signore’, schmettert r nooch dem Gschpräch in de Manier vun eme Mailänder Opernsänger, ‚tute mike veramente säärr leide, aber musse rapido, rapido zu unsere burgemaestro, bitte komme zuruck nägeste Wokke, danne habbe solamente per Lei, fur Ihnen ganze alleine, Zeite, de ganze Tacke! Grazie, arriverderrtschii!’ Un ab isch r gsin.”

„Jaa“, hab i mr erlaubt dezwischefrooge, „wegewarum sinner dennoo überhaupt do naa, wenn alles so liedrig isch?! Do dääd i doch gli deheim bliebe nach dem Motto, ‚nirgends isches so guet wie do bi uns‘!“ 
„Bisch du noch ganz bache,!?“, hen si zweistimmig uffgmuckt, „jetze hemmer so viel Zitt un Geld niigschteckt in dem Italie, des gibsch doch nit eifach so uff vun hit uff morge. Aber für immer dert bliebe, nei, sell im Läbe nit!“

Wenn im Läbe nit, hab i mr denkt, ja wenn denn dann?! I hab s aber für mich bhalte. Irgendwie het für mich die Lamendiererei un die italienisch Inveschtition vun denne beide nit rächt zämmebasst. Wahrschiins hen si mich nur nit welle niidig mache mit ihrener Villa in Süditalie un hen selleweg numme vun de Ärwet un em Ärger gschwätzt. Ä Art alemannischs Anderschteitment sozusage. Wegewarum d Mensche immer ä schläächts Gwisse hen, wenn si ebbis hen? Ich hätt doch nix degege, wenn si do unte numme doltsche vita mache dääde un sich s guet gen lehn!
Tschau! Stefan Pflaum am 1.9.2005 im www.dreisamtaeler.de 

  

 

Ich blieb deheim - Schöni Ferie!

Wie soll i mi do jetze widder entscheide? Zwische denne Erholungsangebote, wo mir do in vier verschiedene Zitschrifte, wo n i bim Friseur so durchblätteret hab’, ins Aug’ gschtoche sin. Kannsch jo hitzedags nit furtfahre un deno zruckkummme un verzelle, du wärsch numme gwandert, hätsch viel gläse un lang gschlofe. Do mueß ä Programm her für kreativi, aktivi, gsundheitsbewussti un dynamischi Mensche.

Könntsch ä Superschlank-Gourmet-Zehn-Tage-Kur i me Gesundbrunnen-Hotel mit Top-Strand für Walking-light-Fans bueche. Oder ä kulinarische Genuß-Kur mit Radikal-Abspeck-Garantie bei all­­abendlichem Küstenzauber. Oder zehn Tag Wien mit Backkurs für leichte Sommertorten ohne Reue. In de Näächi vu Salzburg biete si mr zwei Woche emotional-eating mit Light-Fit-Küche in Alpenpanorama-Ambiente an. An de Nordsee ä Sommer-Salat-Diät-Kur mit täglichem Inselhüpfen. Do verliersch durch selli Diät so viel Gwiicht, dass de wie n ä Schmetterling vun Insel zu Insel übers Meer flattere kannsch. Wenn de gnue Zaschter hesch, sottsch noch ä Anti-Krampfadern-Algen-Kur-Wochenende un ä work-shop für spirituelles Erwachen auf dem schnellen Weg zur inneren Ruhe mit iibaue.

Im Niederbairische git s ä Viertägiges Symposion im urechtem Almhüttenflair zum Thema „Waschbrettbauch und Charisma“! Bi dem Aagebot hab’ i denkt, jetze fehlt numme ä Face-lifting un Peeling- Matinée für Milchküeh un Gaißböck!

Wenn i ä Frau wär, könnt’ i mi uf de Kanarische Insle nooch eme Acht-Tage-Paket im Beauty-Studio mit Arm-Straffung, Oberschenkelfestigung un Po-Kräftigung zue de Beach-Diwa wähle lehn oder im Sauerland in ere Fit-Schlank-Jung-Oase zue de Gute-Laune Diät-Königin. Am Wannsee in Berlin könnt i im ä einwöchige Selbst­fin­dungs­seminar „auf den Weisheitspfaden zum Ich“ min inneres Potential entfalte un mini Aura entschleiere. Wie, isch mir schleierhaft. Schläächt wär natürlig au nitte seller Styling-Urlaub im Wallis mit Body and Soul-Balance-Workshop plus Anti-Doppelkinn-Paket und Probe-Lifting.

Wer vun eich weiß, was für ä Wellnes-Typ er isch? A, B oder C? Ich hab do in de Super-Illu so n ä Wellnes-Tescht gmacht. Demmnooch bin ich Wellness-Typ C: extrem wenig wellness- sensibel. So, jetz weiß i Bscheid. Ä Wellness-Typ-C  het bi me „Waschbrettbauch und Charisma“- Symposion nix verlore. Der sott Holz fälle, Räbe schniide oder Mischt fahre.

Oder in siner Gaarte hucke un zueluege, wie nooch eme warme Summer-Rääge ä Wurm us em Bode schpicklet un - wenn nit grad zwei Elschtere in de Gegend rumschwirre - mit de Gmächlichkeit vum ä orientalische Emir sini Spur durch s Salat-Beet zieht.
Schöni Ferie!

Stefan Pflaum, www.dreisamtaeler.de vom 4.8.2005

  

 

Sensibl, normal, problematisch?

Het doch mi Frau letscht gmeint, i sott mr ämol ä gscheiti Gsiechtscrème zuelege. Mini Hutt dääd aafange ...  . „Jo, jo, i bin halt au kei zwanzig meh“, hab i bruddelt, aber enneweg glii verschtohle in de Spiegel im Bad glinst un gsähne, dass mi Aagetrauti widder ämol räächt ghet het. Also, nit lang gfackelt un kurz entschlosse in de nächschtbescht Drogerie-Märkt.

Vor dass i mi vun ere Kosmetik-Fachfrau hab beroote lehn, hab i zerscht ämol rumspaniefert zwische denne Regale mit ihre Wässerli, Tinkture, Lotione, Krem un Pudere.

Glii im erschte Fach het mi ä Aufbau-Schampoo aablinzelt, als hätt s Auge un könnt miner Glatzkopf sähne. Denäbe ä Intensiv-Farbkur. Wahrrschiins het s ganze Regal Mitleid ghet mit minem graue Reschthoor. Ä Samt-un Seide Schauma het s gen, denäbe ä Pro-Vitamin B 5-, Glanz-, Anti-Schuppen- un Anti-Fett-  Schauma. Ä Easy-Kraft-Kur-Lecithin- Schauma, ä Grüner Apfel Schauma un ä Roter Rettich-Bärlauch-Aloe-Vera- Schauma. Wenn i so eins aawende dääd, hab i mr denkt, un dezue noch ä Pflegespülung mit Tiefen-Repair-Kur und Color-Glanz mit eme structurising, flexible-styling un shock-wave Gel un obedrii noch ä bändingendes Ultimative Forming-Water : deno hätt i am End Hoor wie de Mooshammer un des wär mr z gfährlig. Also loss i des un spickl widderscht in dere beauty-world ummenander.

Jetze bin i ins Krem-Wunderland groote. Feuchtigkeitsmaske für reife Haut hab i do glese. Was isch ä riffi Hutt, hab i mr überlegt, un bin zue dem Schluss kumme, dass usschließlich mini Hutt dodemit gmeint sii kann. Aber au für sensibli, normali, gsundi, kranki un problematischi Hutt hen si ebbis parat ghet. Isch mini Hutt sensibl oder problematisch? Krank bschtimmt nitte, des dääd i selber merke! Wie wär s mit ere Fast Relax Express Lotion? Nei, des Huddle isch nix für mini Hutt. Deno besser ä Revita-Lift-Crème, ä regenerierendi Multi-Schutz-Power- Crème oder ä optimierendi, reichhaltigi Effective Anti-Erschlaffungscrème. I mein als, des isch, was minni Herzallerliebschti gmeint het, dass i so ebbis nötig hätt, sie sich des aber nit het traue sage. Schlecht wär do au sicher nit selli Vital-Crème mit Energy-Serum. Oder selli Power-Dynamic-Duft- Crème mit dem sinnlich-maskulin-Effekt der Marke „Eruption“. Sozusage s Viagra für s Gsiecht!

I hab lang rumdruckst mit ere Entscheidung un zletscht doch numme ä paar super soft- flauschig-clean and fresch Tempotaschtüecher plus Kamillen-Extrakt-Kleenex-Balsam kauft.

Un ä hundsgwöhnligi Nivea-Crème für min ganz persönligs, neijs Anti-runzlig-rumpflig-schrumpflig-lummrig- Programm. 

Wenn des nix hilft, kann i immer noch denne tiefenbiologische Anti-Age-Beauty-Fluid- Komplex mit Mango-Papaya-Frucht-Tonic probiere!  

Stefan Pflaum am 21.7..2005 auf www.dreisamtaeler.de

  

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