Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Dichter, Philosophen und Liedermacher
- Infos ab 1-1-2005
 

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Blick vom Berghotel Kandel nach Nordwesten über den Nebel zu den Vogesen am 6.11.2003

 

Mario Fitterer: Autor und Kulturfreund

Elzach. Er hat einige Jahre das kulturelle Leben im Elztal bereichert. Als Schriftführer des Elzacher Club Art war Mario Elmar Fitterer lange Jahre der Ideengeber und Organisator vieler Veranstaltungen in Elzach: Mit Manfred Markus Jung, einem der bedeutendsten Mundartschriftsteller unserer Zeit, dem mehrsprachigen Verbinder von Kulturen José S. A. Oliver, Karl-Heinz Ott und dem inzwischen weit bekannten Arnold Stadler hat er verschiedene andere Schriftsteller nach Elzach geholt. Er initiierte eine Reihe "Elzach liest vor", unterstützte die Bildung eines Literaturkreises und regte Buchspenden an Elzacher Büchereien an. Großen Anklang fanden die Abende mit Bea von Malchus und verschiedene Kabarettisten; mit Bernd Hechinger machte er an Stadtfesten selbst Straßentheater. Mario Fitterer trat auch als Autor mehrerer Bücher, vor allem Lyrik, in Erscheinung, referierte auf dem Haiku-Kongress in Halle und schrieb Artikel für die Haiku-Informationen, übersetzte aus dem Französischen. Er war Autor der Literaturzeitschrift Dr Deyfelsgiger und Mitglied der Freiburger Autorengruppe, zu der Eva Maria Berg und Rosemarie Bronikowski gehören.
Nach seiner Pensionierung als Rechtspfleger besuchte er noch bis zu seiner Erkrankung die Seniorenuniversität. Jetzt ist Mario Elmar Fitterer nach kurzer schwerer Krankheit im Januar gestorben. Er wurde mit einer von Martin Schley gestalteten beeindruckenden Feier im Kreise von Familie und Freunden am 30. Januar in Freiburg beigesetzt. "Er hät si dervogmacht schtill wie si n kennt hän:e ma vo lise tön" (aus "über d schtaumure" von Mario Fitterer). 
Gerhard Völker, 6.2.2009


 

Mundart mit Anspruch: Katzegrabschtai-Autorin Carola Horstmann in Eisenbach

Ich glaube, es besteht ein Bedarf, über alemannische Literatur zu sprechen. Das Lager teilt sich in (mindestens) zwei Haufen: Ländliche Idylle und moderne, anspruchsvolle Mundart. Letztere wird von den Idyllikern gemieden, und die Anspruchsvollen wollen alles sein, nur nicht idyllisch. Und doch gibt es etwas, das im besten Fall beides miteinander verbindet: Es ist der Humor, Vater und Mutter aller Weisheit, dazu der ganz besondere Humor eines Dialekts. Wenn er fehlt, ist der alemannischen Literatur nicht zu helfen, ist übrigens auch keiner anderen Literatur zu helfen." So spricht Carola Horstmann, mit Preisen ausgezeichnete Mundartautorin, deren Buch "Katzegrabschtai" dieses Jahr im Drey-Verlag erschienen ist. Der alemannische Mundartkreis Hochschwarzwald lädt alle Literaturinteressierten ins Café Charlott nach Eisenbach ein, am Samstag, 28. Juni, um 15 Uhr. Horstmann trägt hintergründige Geschichten und Gedichte vor.
24,6,2008, www.suedkurier.de


 

 

 

 

Hebel-Wetter?

Richtigis Hebel-Wetter hän d Huusemer wider gha, an ihrem Hebel-Fescht. Kaiserwetter sait mer neumen anderscht däzue. D Sunne hät abepräglet uf s maifrüschi Wisetal, uf d Trachte-Vreneli un Hanseli, uf die "Alte Manne" un "Alte Fraue" , uf d Hebelgmei vo nooch un wiit un au uf de neu Hebelpriisträger, de Vorarlberger Arno Geiger. Er hät noch siim Uftrette z Huuse gwiß e neui Leserschar gfunde für siini Gschichten un Romän. Wien er noch sinre Läsig im Hebelhüüsli uf d Froogen iigangen isch, gschiit, witzig un so richtig däbii, vo innen uuse, des hät guet tue. Natürlich sig er in de alemannische Sprooch ufgwachse un er tät si au no schwätze, däheim. Ganz wichtig sig si ihm für si Schriibe. Vo Chind uf heb er glehrt, uf die unterschidliche Sproochschtufe z loose, uf s je Eigeni un uf d Zwüschetön. Grad s Gumpe vo einre in die andri Variante heb en gschuelt für si literarischis Schriibe.
Eigentlich verschtöhn mir des jo guet, wel mer s au eso erfahre, jede Tag. Aber däno, am nögschte Tag, bi de Hebelfiir, cha d Präsidenti vo de Basler Hebelschtiftig, d Beatrice Mall-Grob, nit anderscht, as ganz hart mit de Schwiizer Erziehigs-Politik ins Gricht goh. Was zieht die für Lehre us em schlechte Abschniide bi de Pisa-Studie? D Schwiizer Muetterschprooch mueß mer us de Chinderschuel verwiise, Hochdütsch soll "die Beziehungssprache" werde. Us em Hebel-Wetter wird uf eimool e Dunderwetter, un d Feschtgmei luegt sich numme ganz vergelschtere aa. Jo chönne die änen an de Grenze wirkli so vernaglet sii, dass si partout unsi Fehler noochmache müen, nummen e Generation spöter?
Markus Manfred Jung, 17.5.2008, BZ

 

Emil Gött starb vor 100 Jahren - Der geniale Versager

Ökobauer und Dichter, Daniel Düsentrieb und Don Quichote: Vor hundert Jahren starb Emil Gött. Er hatte noch viel vor

Für seine Mutter war er zeitlebens das "Büble". Die resolute Wirtstochter aus Jechtingen hat im "dreißigjährigen Krieg zweier Dickköpfe" viel unter ihrem Sorgenkind gelitten; er hat sie, nicht nur materiell, fast ruiniert. Aber nach seinem frühen Tod verklärt sie ihren Emil zum Engel und heiligen Märtyrer. Edel war er, hilfreich und gut: Emil Gött. Schon als Kind lieh er armen, frierenden, verprügelten Mitschülern Herz und Hand, sein letztes Hemd oder auch seine starke Turnerfaust. Bei der großen Eisenbahnkatastrophe von Hugstetten 1882 war der 18-Jährige als Erster am Unglücksort; die Bergungsarbeiten im strömenden Regen schwächten sein gutes Herz aber so, dass es bald viel zu früh zu schlagen aufhörte. So ertrug ihr Emil Schmerz und Leid, "aus lauter Liebe zur armen Menschheit, wie der Heiland auch", und die Leinhalde hoch über Zähringen wurde sein Golgatha. Aber selbst wenn man den Kaiserstühler Herz-Jesu-Kitsch abzieht: So klein Emil Gött (1864-1908) als Dichter, so groß war er als Menschenfreund. Noch größer war er nur als Loser: Was immer der Hl. Emil anfasste, ging schief. Was er gewann und nicht gleich wieder verschenkte, zerrann ihm zwischen den Fingern. Gött war ein König der (Selbst-)Verschwendung, ein Genie des Scheiterns: "Aus den verlorensten Schlachten schuf ich noch Siege." Heilige sind immer ein wenig weltfremd. Gött aber scheint es aufs Verlieren geradezu angelegt zu haben: Nur der Versager kann in einer verkommenen Welt seine Unschuld retten. Vom Vater hatte er den blauäugigen Idealismus kaum. Joseph Gött, abgedankter Feldwebel, Kanzleibeamter und zuletzt Anlageberater, hatte für "Flausen" nichts übrig, allenfalls Prügel. Die "unerschütterliche Tapferkeit des Rechtsgefühls" , der "furchtlose Helferwillen" , den Roman Woerner, Freiburger Germanist und Götts erster Biograf, so rühmte, erstreckte sich nicht nur auf Menschen. Gött, Vegetarier und Mitgründer des Freiburger Tierschutzvereins, fiel Bauern in den Arm, die ihre Tiere schlugen und nagelte Mahnschriften an die Ställe: "Das Vieh hilft euch ernähren, drum seid gut zu ihm." Eigenwillig, furchtlos und beratungsresistent, eckte Gött nicht nur bei Lehrern, Bauern und Stadtpfarrer Hansjakob an. An Fasnacht wurde er einmal verhaftet, weil er als Mönch auftrat; später ging er dann, mit einem Fragezeichen auf der Stirn, als Welträtsel. In Berlin scheint der spätere Asket noch durchaus ein fröhlicher Bummelstudent gewesen zu sein; in seinem ersten Drama "O Academia" schildert er die Verderbtheit des Verbindungswesens in grellen Farben.
Gött und sein Freund Emil Strauß begeistern sich früh für die Lebensreform-Bewegung. Auf ihren Lehr- und Wanderjahren kommen sie bis nach Italien und in die Steiermark; Gött lässt sich von verschiedenen "Meistern" in die Kunst der "japo-chinesischen Spatentechnik" und der Naturheilkunde einweisen, überwirft sich aber jedesmal mit den Gurus. Zweimal versuchen die beiden Emils sich als Ökobauern in einer Landkommune, auf der Rheinburg bei Gailingen und auf dem Buck bei Breisach. Das Scheitern ist grandios und vorhersehbar: Wer den Ochsen als Mitgeschöpf liebt, kann ihn nicht ins Joch spannen, und wer das "Zählen und Rechnen" verachtet, sollte nicht Geschäftsmann werden. Auch später, als Sand- und Ziegelfabrikant, wird Götts "Herzensfreundlichkeit" (Woerner) von Mensch und Tier ausgenutzt; erst die Entdeckung Nietzsches härtet sein weiches Herz ein wenig ab. Gött hat jetzt genug von den "glückssüchtigen Leid-flüchtigen" , den Geheimbuddhisten und dem ganzen "Milchsuppenpäppler- und Griesbreilergesindel". Von jetzt an will er arbeiten, lieben, kämpfen, "auf eigener Scholle, frei und allein" . Und hin wieder sogar wieder eine Blutwurst essen, mit grimmigem Behagen und leisem Ekel.
Ein Glücksfall kommt ihm zu Hilfe. 1894 kann er sich mit den Tantiemen aus seinem Erfolgsstück "Der Schwarzkünstler" seinen Lebenstraum erfüllen: ein Häuschen im Grünen. Endlich Herr auf eigenem Grund! Aber jetzt geht das Unglück erst richtig los. Die Leinhalde verwandelt sich rasch in die "Leihhalde"  das geliebte "Musterhöfle" wird zum verfluchten Klotz am Bein, der ihn am Fliegen hindert. Was Gött einnimmt, was ihm Freunde, Gönner und die Mutter, "vom Büble flattiert" , zustecken, gibt er mit vollen Händen wieder aus: "Was ich verschenke, habe ich noch. Was ich versagen mußte, um das trage ich Leid."
Der gute Mensch von der Leinhalde ist auch der Daniel Düsentrieb von Freiburg. Gött erfindet, unter anderem: Flug- und Rettungsmaschinen, Militärstiefel "mit glattem Schlupf" , Fertighäuser, Frühbeetfenster. Er will dem Erzherzog sein U-Boot-Projekt, dem Kaiser seine neuartigen Waffen vorstellen, wird aber bei Hofe gar nicht erst vorgelassen. Seine Kombination aus Rucksack und Hängematte versagt im Härtetest auf dem Feldberg; die Post, vernagelt wie immer, verwirft seinen Briefmarkenautomaten als "zur praktischen Durchführung nicht geeignet" . Als er der Freiburger Bürofirma "Fortschritt" seine Registrierkasse anbietet, zieht man vorsichtig Erkundigungen ein. Und erfährt aus zuverlässiger Quelle: "Gött, Zähringen, hat kleines Landgütlein (könnte 3 Stück Vieh darauf halten), betreibt eine Sandgrube, er soll kein ,Eingeborener’ sein. Derselbe ist Dichter, er machte einmal ein Gedicht, für welches er von Jemand in Berlin M 20 000,- erhielt. Ist Vegetarier, geht in kein Wirtshaus." Ausgerechnet Götts größte Erfindung, die Faserproduktion aus Besenginster (Ramse), wird erst nach seinem Tod serienreif. Die Früchte ernten natürlich andere.

An Größenwahn fehlt es Gött nicht. Er hielt sich für einen "genialen Bauer" , einen "geborenen Ingenieur" , einen "tatentrunkenen Unternehmer" , und er glaubte mit jedem neuen Projekt die Welt aus den Angeln heben zu können. Ein begnadeter Tüftler war er wohl, aber nicht eben praktisch begabt. "Ich darf nicht mehr mit dem Gehirn Erfindungen machen" , ermahnt er sich. "Meine Hand weiß nichts oder überall zu wenig." Er will als Freiwilliger in den Burenkrieg ziehen, wird aber in Den Haag abgewiesen. Er schreibt böse Briefe an Königin Victoria und den US-Präsidenten McKinley, der gerade Kuba überfallen hat; aber die Imperialisten hören nicht auf ihn. Kein Wunder, dass Gött bald als Sonderling galt. Die Kinder lieben ihn, aber aus Sicht der Zähringer Bauern hat er "einen Sparren locker" , für die Professoren ist er der "Akademiker mit der Mistgabel" , für die feine Gesellschaft der Waldschrat mit dem struppigen Bart und den langen Haaren. Gutmütige Friseure sprechen ihn auf der Straße an: "Herr Gött, s’isch Zitt, dass mr d’Hoor wieder zruckstutze. Kumme ri, s koschtet eich nix."

Gött war nicht nur leicht zu begeistern; er verfügte auch über die Gabe "enormer Autosuggestion" (Strauß). Mal schwärmt er von Buddha, mal von Bismarck. Mal will er zu Tolstoi wandern, mal Nietzsches Werk vollenden, mal das Impfwesen als dekadente "Unnatur" entlarven. Jesus ist ihm nahe, die Kirche eher nicht. Gött, der Gottsucher, betritt nicht einmal das Münster: Lieber steigt er morgens auf den Rosskopf, um "Lichtmutter" Sonne anzubeten. Er verteidigt seine zölibatäre Keuschheit, ist aber auch für freie Liebe und Frauenemanzipation empfänglich; seine Freundin Antonie Bell heiratet er nie. Gött kann sehr streng gegen sich und andere sein; aber selbst wenn er sich beim Kampf gegen Windmühlen einen blutigen Kopf holt, verliert er nie den Humor. Wenn ein Raucher trotz dringlicher Ermahnungen im Nichtraucherabteil weiterqualmt, springt Gött eben aus dem fahrenden Zug und läuft nach Hause.
Emil Gött passt als erster Grüner, als früher Hippie und Ökobauer nicht schlecht in die Green City Freiburg. Aber es ist ruhig um ihn geworden. Noch vor ein paar Jahren veranstaltete die Emil-Gött-Gesellschaft regelmäßig Vorträge und Ausstellungen und pflanzte zu jedem Jubiläum Gött-Brunnen und -Birken. Zum hundertsten Todestag morgen plant man, so der geschäftsführende Vorsitzende Wolfgang Knauft, nur eine Kranzniederlegung am Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof. Noch hat die Gött-Gesellschaft 82 Mitglieder; aber der Altersdurchschnitt ist hoch und Nachwuchs nicht in Sicht. In der Öffentlichkeit ist Gött, wenn überhaupt, nur noch als "heiter-besinnlicher" Heimatdichter bekannt. Das ist das letzte, was er sein wollte. Gött will kein "zweiter Rosegger" sein, sondern Hand-, Kopf- und Bauchwerk in seiner Person versöhnen. Er will mit Hammer, Spaten und Feder gleichermaßen geschickt umgehen, "Mensch, Bauer und Dichter" (in dieser Reihenfolge) sein. Literatur muss Tat, Weisheit praktisch werden, wenn sie etwas taugen soll: "Ein Denken, das nicht leben kann, ist mir ein Leben, das ich mir nicht denken kann." Das wär’s: Mit beiden Beinen auf der Erde stehen (und sei es nur ein Misthaufen) und zugleich den Kopf in die Wolken stecken und nach den Sternen greifen. "Ich will eingehen in weite, hohe Räume, ob auch durch enge Türen und über schwierige Treppen."

Seine Theaterstücke, Gedichte und Erzählungen sind heute zu Recht vergessen; allenfalls seine Tagebücher und einige Aphorismen sind noch lesenswert. In seinen besten Jahren rissen sich die Intendanten in Düsseldorf und Berlin, selbst der große Josef Kainz, um seine gut gebauten, harmlosen Lustspiele. Aber Gött stand sich selbst im Wege: Immer schroff und ehrlich, nannte er die Gedichte seines berühmten Förderers Paul Ernst "Bockmist" und seine eigenen Stücke "elende Farcen" . Das Schreiben litt unter seinem Ackern und Tüfteln (und umgekehrt); er zog Stücke kurz vor der Inszenierung zurück, arbeitete sie endlos um oder verbrannte sie gleich. Im Grunde war ihm nicht nur der Ruhm, sondern auch das Schreiben für Geld zuwider; einmal spricht er sogar von der "geistigen Schweinerei des Dichtens" . Als Mensch und Bauer, Bastler und Spinner kann man gerade noch Tagebuchnotizen, Kalendergeschichten und Anekdötchen schreiben; zu Größerem fehlte Gött das Sitzfleisch und wohl auch das Talent.
Wer das Geschäft der Literatur so selbstgenügsam (und selbstzerstörerisch) betreibt, wird natürlich nie ein unsterblicher Dichter. Aber vielleicht ein guter und sogar glücklicher Mensch, und jedenfalls kein Hitler-Fan, wie sein — ungleich erfolgreicherer — Freund Strauß. In den Wochen vor seinem Tod verströmte Gött trotz starker Schmerzen eine schwer erklärbare Zuversicht, ein "sicheres Hochgefühl" (Strauß) wie nie. "Ich halte selbst sterbend zum Leben" , jubelte der Todkranke. Die Leinhalde war erstmals schuldenfrei, die Ramsefaser patentiert, sein letztes Drama, "Die Mauserung" , vollendet: Es würde noch alles gut werden. Auf Götts Grab steht sein Credo, schwülstig, unbeholfen, anrührend: "Über allen Wolken/
bist du, o Sonne!/
Über aller Nacht/
ist Licht/
Über all dem dunklen Weh der Welt/
Schwebt der Feuerball der Wonne./
Hebe dich, Mensch, und verzage nicht!"
Viele, die zu Lebzeiten über den komischen Kauz lachten, sollen bei seinem Tod geweint haben.
Martin Halter , 12.4.2008, www.badische-zeitung.de

Vielen Dank an Martin Halter
Vielen Dank für den sehr informativen Magazin-Beitrag über das Leben und Wirken von Emil Gött, der es in Freiburg sogar zu einer Straßenbenennung gebracht hat. Schon viele Jahre steige ich an dieser Haltestelle in die Straßenbahn. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich über sein Leben noch nie Näheres erfahren hatte.
BZ-Leserbrief vom 25.4.2008 von Ute Hertel Freiburg



 

 

Ulrike Ebert-Wirminghaus: Gedichtband Im Handchehrum

Gedanken, die nicht zurückgepfiffen werden können / Eindrucksvolles Debüt: Ulrike Ebert-Wirminghaus zieht mit ihrem alemannischen Gedichtband große Aufmerksamkeit auf sich

Müllheim. Im Rahmen einer Matinée in der Buchhandlung Beidek stellte die Lörracher Autorin Ulrike Ebert-Wirminghaus ihren alemannischen Gedichtband "im Handchehrum" vor. Das eindrucksvolle Debut erregt Aufmerksamkeit in der regionalen Literaturszene. Entsprechend groß war der Andrang der Besucher. Der Gutacher Drey-Verlag, der das Buch herausgebracht hat, wurde kürzlich mit dem Landespreis Baden-Württembergs für ambitionierte kleinere Verlage ausgezeichnet.

Die Laudatio hielt der Literat Markus Manfred Jung, ein Freund der Autorin aus der Schulzeit am Lörracher Hebel-Gymnasium und Lektor des Gedichtbandes. Er könne sich noch gut an die spannenden Wortduelle erinnern, in denen die Autorin sich schon damals "sprachverliebt" und "wortwitzig" erwiesen habe, erzählte Jung. Und obwohl sie sich nach der Schule mit ihrem Studium der Musik verschrieben habe, sei für ihn klar gewesen, dass Ulrike Ebert-Wirminghaus schreiben würde. Ihre alemannische Lyrik lese sich so selbstverständlich, als sei sie "im Handchehrum" entstanden. Die Gedichte seien gleichzeitig "klar und auf vertrackte Weise einfach" , mehrdeutig und oft von großer Tiefe. Letztere erschließe sich vor allem beim wiederholten Lesen. Die Verse hätten "Rhythmus und Melodie" , was bei der Liebe der Dichterin zur Liebe zur Musik nicht verwundere. In drei Abschnitten las Ulrike Ebert-Wirminghaus aus ihrem Gedichtband vor. Ihre unverschnörkelte Rezitation bedurfte keiner weiteren Kommentierung und auch keiner großen Gesten. Klartext, gerade heraus gesprochen, der reinen Wirkung der Sprache überlassen: auf die Substanz reduzierte Versgebilde, heraus gebrochen aus dem unermüdlich sich drehenden Gedankenkarussell — in Wortformen gegossene Gedanken aus dem Fundus unverfälschter Erfahrung. Aufgespult wie "uf em Faderuegeli" . Da vereinigen sich Erlebtes und Ergrübeltes. Spontane Gedanken und schwermütige alemannische Philosophie bilden die magnetischen Polaritäten, zwischen denen scheinbar Belangloses plötzlich bedeutungsschwer wird. "Si gheie us em Ärmel, miini Wörter" : Gedanken, die als Wörter aus dem Ärmel fallen, sich selbständig machen und nicht mehr "zurückgepfiffen" werden können. Das Buch und der Einband sind illustriert mit dem Objekt "Fuge" der bildenden Künstlerin Barbara Mößner aus Neustadt. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt mit dem Miniaturzyklus "Auf verwachsenen Pfaden" von Leo Janacek. Es spielte das Streichquartett Berthilde Galosi, Kirstin Vielhaber, Günter Wirminghaus und Thomas Winker.

Bianca Flier, 13.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

Heinrich Hansjakob ließ sich nicht den Mund verbieten

Der Obrigkeit war er ein Dorn im Auge, im Volk aber sehr beliebt. Denn dort, wo Unrecht geschah, machte er den Mund auf und wanderte dafür zweimal ins Gefängnis. Die Rede ist von Heinrich Hansjakob (1837- 1916) - katholischer Pfarrer, Schriftsteller, Politiker und Mann des Volkes, der sich von 1884 bis 1913 in Freiburg aufhielt. "In seinen Büchern hat er Alltagsgeschichten aus Freiburg festgehalten, die man sonst so nirgends finden kann", sagt Heinrich Lehmann, Vorsitzender der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft, begeistert.
Alles von Marcus Surges vom 5.12.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft erinnert an den Pfarrer und Denker

"Keine Regierung ist je imstande gewesen, all das zu halten, was sie vorhatte und versprach, und keine wird je imstande sein, die guten Vorsätze voll ins praktische Leben einzuführen." Diese Weisheit hatte schon 1878 der Priester und Schriftsteller Heinrich Hansjakob aufgeschrieben, der lange Zeit in Freiburg lebte. Die Erinnerung an diesen Menschen und an seine Werke will die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft lebendig halten, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert.

"Es ist einfach spannend, herauszufinden, wer der Kerl gewesen ist", sagt Heinrich Lehmann, Vorsitzender der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft. Der 77-Jährige meint den "Rebell im Priesterrock", der zweimal im Gefängnis saß, weil er das nichtmenschliche Verhalten der Regierenden gegenüber dem kleinen Mann kritisierte. Auch gegenüber den kirchlichen Vorgesetzten nahm er kein Blatt vor den Mund. Und trotz Zölibat hatte der katholische Priester Hansjakob mehrere Kinder. "Als die Forschung das vor 20 Jahren aufdeckte, war die Aufregung groß", erinnert sich Lehmann: "Die Menschen haben damals so getan, als ob Heinrich Hansjakob ein Heiliger wäre." Für viele Mitglieder der 1956 in Freiburg gegründeten Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft war die Entdeckung zu viel des Guten. Nach langem Hin und Her stand sie kurz vor ihrer Auflösung. Lehmann setzte sich aber für ihren Erhalt ein und übernahm 1995 das Amt des Vorsitzenden. Damals zählte der Verein 200 Mitglieder bundesweit, heute sind es 350.
Schon nach dem Tod Hansjakobs 1916, so Lehmann, waren seine Freunde bemüht, die Werke des Schriftstellers zu erhalten. Doch die turbulente deutsche Geschichte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs machte eine Vereinsgründung unmöglich, auch wenn es Gedenkveranstaltungen gab. "Mit der Gründung der Gesellschaft begann eine neue Geschichte", sagt Heinrich Lehmann, der in Waldkirch lebt. Anfang der 1980er Jahre ist er, der als Schriftsetzer und später als Geschäftsführer im Waldkircher Verlag gearbeitet hat, zu Heinrich Hansjakob gekommen. Viele Werke von Heinrich Hansjakob sind im Waldkircher Verlag erschienen.

"Hansjakob beschreibt viele kleine Orte im Schwarzwald. Das ist einmalig, woanders kann man das nicht nachlesen", ist Lehmann begeistert. Ihm gefallen besonders die "Hansjakobschen Schlenker" . So beschreibe Hansjakob beispielsweise die Idylle eines Schwarzwalddorfes — plötzlich komme ihm eine Idee und er schreibe über Gott und die Welt — , anschließend gehe der Text normal weiter.

Eigentlich lebte Hansjakob als Stadtpfarrer von St. Martin im Pfarrhaus am Rathausplatz, in dem heute unter anderem die Volksbank untergebracht ist. Doch dort war immer viel los. Und eines Tages entdeckte Hansjakob das alte Kartäuserkloster, die Kartaus, in der Oberau. Es gehört seit 1894 der Heiliggeistspitalstiftung: Aus dem Altenheim von damals ist heute ein Pflegeheim geworden. Heinrich Hansjakob mietete drei Räume, in denen zu Klosterzeiten der Abt, der Klostervorsteher, wohnte. Mit seinem Bücherschreiben verdiente Hansjakob allerdings viel Geld und konnte sich diesen Luxus leisten.

Mit Hilfe von Spenden ließ die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft zwischen 1994 und 1998 Hansjakobs Wohnung renovieren. Die Räume stellt das Pflegeheim zur Verfügung, die original erhaltene Ausstattung — wie Schreibtisch, Bett und Bilder — gehört dem Augustinermuseum. Anlässlich des Jubiläums soll laut Lehmann dieses Jahr noch die Erzählung "Der Vogt auf Mühlstein" als Taschenbuch erscheinen. Das Manuskript "Aus dem Leben eines missliebigen Pfarrers" bleibe vorerst weiter unveröffentlicht. Mit der Schrift wollte Hansjakob seinen Amtsverzicht als Pfarrer öffentlich darlegen, den er dann doch widerrief.

Badische Zeitung Freiburg
Marcus Surges 18.7.2006 auf www.badische-zeitung.de



 

 

Pflaums alemannischer Blick auf "Glitzerwelt un Schwangerschafte"

Wenn Stefan Pflaum in gemächlicher Mundart Gemüt und Alltag seiner badischen Landsleute belichtet, überkommt den Leser respektive Zuhörer beim Auflachen schon mal ein leichtes Frösteln. Pflaums neues Buch "Glitzerwelt un Schwangerschafte" vereinigt Gedichte und Prosatexte und ist dank einer beigefügten CD Lese- und Hörbuch zugleich. Der Titel bezieht sich auf eine Glosse über die bunten Blätter, die uns von Liebe, Glück und Schönheit, über Trennung, Tränen und das ewige "Wer mit wem?" des Jet-Set unterrichten.

Pflaum stellt darin dem "Busenwunder" Ohren-, Nasen- und Hinternwunder gegenüber — schließlich können auch "Löffel, Zinke un Fiidili" das übliche Maß übersteigen — und regt angesichts der Schwemme an schwangeren Promis eine Miss-Babybauch-Wahl an. Seine Texte über den Zeitgeist — Denglisch, Handykult, Sinnsuche, Sport — sind sprachlich frisch, treffsicher zugespitzt und gelegentlich schön absurd, ob er nun von seinen Erfahrungen beim "Heiljodle uffm Piz Holladiöh" oder von Runzeln vernichtenden Vitalcrèmes mit Energy-Serum spricht: "Sozusage Viagra fürs G´ sicht."  Pflaum, im Berufsleben Fachleiter am Sprachenkolleg für studierende Ausländer, beobachtet Sprache, und wenn er den "bächlifrische Sauerstoff" anpreist, der den Fitness-Fan in den Freiburger Wäldern erwartet, entlarvt er all die animierenden Werbebotschaft-Adjektive ("ofenfrisch" ) en passant als Hohlsprache. Nicht weniger genau schaut Stefan Pflaum dem Mitbürger alemannischer und sonstiger Herkunft auf Maul und Herz. Das ist mitunter einfach nur launig. So in der Erzählung "Das Augenleiden" , wo Sachs und Sächsin sächselnd auf einen elsässischen Winzer treffen. Das durchaus freundliche und dem Gegenüber zugeneigte Aufeinanderprallen von Mundarten und Mentalitäten macht Spaß!
Herb wird es, wenn Pflaum hinter dem behäbigen Badisch Abgründe und Leerräume entdeckt: In der Erzählung "Ehegeschpräch" tut das TV-Gerät keinen Mucks, weshalb die Eheleute "gegen ihren Willen" , so Pflaum, ins Gespräch kommen. Dieses führt nach gegenseitigen Schuldzuweisungen wegen des kaputten Apparats und Vorwürfen an den Ehepartner wegen dessen Fernsehgeschmacks rasch zu der Erkenntnis, dass man ja miteinander reden und auch ohne Fernseher zufrieden sein könnte. An diesem Punkt beschließt man, schlafen zu gehen. Beim einen oder anderen Text ist die Satire klein und der moralische Appell groß, etwa wenn Pflaum am Heiligabend ein Asylantenpaar an einer Autobahnraststätte Eltern werden lässt, mit drei Fernfahrern in der Rolle der Heiligen Drei Könige. Außer "Edel sei der Mensch" wird hier wenig transportiert. In seinen Gedichten spielt Pflaum mit Sprachklang, Farbe, Rhythmus. Mitunter — "Ischdinninimmichoo? Ischminninimmidoo?" — erinnert das an Ernst Jandl. Von hier führt der Weg direkt zu dem spannenden "Jazz und Mundart" -Projekt Stefan Pflaums mit seinem musikalischen Partner Raimund Sesterhenn und der Freiburger Jazzband "Loungecore Poets" .

Robert Ullmann am 5.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

Stefan Pflaum: Glitzerwelt un Schwangerschafte, Drey Verlag, Gutach 2006. 126 Seiten mit Glossar und Extra-CD, 18 Euro

 

Emil Gött: Dichten und Denken, Leben und Leiden

Emil Gött, 1864 - 1908, war der bedeutendste Freiburger Dichter und Denker und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem durch seine Schauspiele in ganz Deutschland bekannt. Erst als seine Dramen nicht mehr aufgeführt wurden, verblasste sein Ruhm.

In seiner südbadischen Heimat kennt man vor allem noch seine Geschichten und Erzählungen, die vor 1 1/2 Jahren als bisher umfangreichste Sammlung unter dem Titel „Die Wallfahrt“ erschienen waren (lieferbar in 3. Auflage, 189 Seiten, 15,80 EUR), mit 83 Illustrationen des Freiburger Malers Manfred A. Schmid, der kürzlich zu seinem 95 Geburtstag mit einer Sonderausstellung im Augustinermuseum geehrt wurde. Emil Gött war nicht nur ein begnadeter Dichter, sondern auch Bauer und Tierschützer, Erfinder und Unternehmer, Menschenfreund und Helfer der Armen, auch wenn er selbst Not litt. Zur Kirche hatte er ein gespanntes Verhältnis, obwohl er von Kind an bis zu seinem Tod sich immer für Notleidende eingesetzt hat. Zweifellos war Emil Gött eine der schillernsten Persönlichkeiten Frei­burgs. Einige haben ihn als seltsamen Kauz abgetan, andere zur Idealgestalt verklärt. Fast 100 Jahre nach Götts Tod kann uns eine ver­lässliche Auskunft nur jemand geben, der in langjähriger, mühevoller Arbeit alle erreichbaren Quellen studiert hat und aus diesem Puzzle einfühlsam ein wahrheitsgetreues Bild vermitteln kann.

Wolfgang Knauft (wohnhaft in St. Peter), geschäftsführender Vorsitzender der Emil-Gött-Gesellschaft, erforscht Emil Götts Leben seit mehr als 40 Jahren und veröffentlicht in Rundbriefen regelmäßig Auf­sätze über Begebenheiten aus Götts Leben, die immer wieder faszinieren. Der Verleger Wendelin Duda aus Stegen sprach ihn im Herbst letzten Jahres an, eine Sammlung seiner Aufsätze herausgeben zu dür­fen. Aus diesen Aufsätzen, die der Autor überarbeitete und denen er neue hinzufügte, entstand in den letzten Monaten dieses Büchlein. Auf unterhaltsame Weise plaudert er über Götts Leben und bringt erstaun­liche Begebenheiten ans Tageslicht, die niemand vermutet hätte.

Das Büchlein wurde am 20. Mai auf einer Veranstaltung der Emil­-Gött-Gesellschaft im „Zähringer Keller“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es umfasst 28 Aufsätze und 7 kleinere Notizen auf 117 Seiten mit 26 historischen Abbildungen. Auch der Preis ist mit 9,80 EUR volkstüm­lich. Die ISBN-Nummer lautet 3-86028-871-7. Das Buch „Emil Gött“ von Wolfgang Knauft ist erhältlich in allen Buchhandlungen oder direkt beim „Freiburger Echo Verlag“ (Wendelin Duda, Dorfplatz 11, 79252 Stegen, Tel. 07661 / 989 044), ebenso wie „Die Wallfahrt“ von Emil Gött.

29.6.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Regio-Kulturpreise für Robert-Frank Jakobi und Naturschutz Taubergießen

Deutsch-französische Kulturpreisverleihungen stärken die Freundschaft / Liedermacher Robert-Frank Jakobi und Taubergießengebiet ausgezeichnet

In Verbindung mit der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa hat der Kultur Förderkreis der Wirtschaft Freiburg in der Talvogtei in Kirchzarten Auszeichnungen für besonderes Engagement verliehen. Kirchzartens Bürgermeister Georg-Wilhelm von Oppen begrüßte die Gäste, die aus der Region und dem Elsass angereist waren.

„Europa wird nicht (nur) in Brüssel gemacht“, so das leidenschaftliche Bekenntnis des elsässischen Liedermachers und Komponisten Robert-Frank Jakobi. Was das heißt, zeigte der Elsässer Preisträger gleich zum Auftakt der Veranstaltung sehr eindrucksvoll mit dem Lied „vom Land dort am Rhin“ in Elsässer Mundart. Ein echter Brückenbauer sei der Liedermacher aus dem Elsass, sagte Eugen Martin, Ehrenpräsident der europäischen Kulturstiftung. „Er ist ein Albert Schweitzer als Humanist und ein Jaques Brel als Chansonnier.“ Eine Kostprobe davon gab Jakobi mit seinem Baden-Elsass-Lied, das die grenzenlose Freundschaft beschreibt, auch wenn es wehmütig an die kriegerische Vergangenheit beider Länder erinnert. „Es ist ein Preis für die Sprache meines Landes“, gab sich Jakobi nach der Preisverleihung bescheiden. „Es gilt, gemeinsam weiterzukämpfen für die Erhaltung der Mundart. Von Paris können wir das nicht erwarten.“ Die Lieder erzählen von kulinarischen Genüssen und Geschichten im Dorf nebenan – das Elsass wie man es liebt, die Liebe zu Wein und Kultur. Die Poesie des individuellen Glücks, das sich in den alltäglichen Begegnungen wiederfindet.

Den Regio-Kulturpreis zur Bewahrung der Schöpfung erhielt das Naturschutzgebiet Taubergießen. In seiner Laudatio dankte Wilderich von Droste (Leiter der Stabsstelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit vom Regierungspräsidium Südbaden) den beiden Bürgermeistern Daniela Mayer von Rhinau und Armin Klausmann von Kappel-Grafenhausen für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Naturschutzgebiets. „Der letzte Dschungel Europas muss bewahrt werden.“ Angesichts der geographischen Nähe zum Europa-Park Rust sei es eine besondere Herausforderung, das 1600 Hektar große Biotop zu erhalten. Und genau das sei das Verdienst beider Gemeinden, die mit einem Konzept der Besucherlenkung Vorbildliches geleistet hätten. Dass die deutsch-französische Freundschaft auf einem guten Weg sei, betonte Bürgermeisterin Daniele Mayer nach der Preisverleihung. Dass es viele Gemeinsamkeiten gibt, zeigte das Lied über die „Familie“, mit dem der Mundartpreisträger sowohl die Gäste aus Baden und dem Elsass zum Schmunzeln brachte.
Christine Speckner am 16.8.2005 in der BZ

 

Heimatdichter und Schwarzwaldpoet Siegfried Wiggert aus Göschweiler

Eine Kategorie für ihn zu finden, fällt schwer: Heimatdichter, Gelegenheitsdichter, Schwarzwaldpoet, religiöser Lyriker. Dass Siegfried Wiggert dichtet, dürfte aber über Göschweiler hinaus bekannt sein. Und dies tut er seit vielen Jahren.

Siegfried Wiggert aus Göschweiler bei Löffingen
treibt die Lust und Freude am Fabulieren an.

Foto: Christof Scherer

Geboren 1935 in Göschweiler, übernahm er 1961 den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. Auch als aktiver Landwirt fand er immer wieder Anstöße für Gelegenheitsgedichte. 1996 veröffentlichte Siegfried Wiggert "Dichtungen von Göschweiler und der näheren und weiteren Umgebung im Rahmen der Welt als Ganzes": Prosa und Lyrik, die sich stets der Natur und Geschichte Göschweilers annähern. Nach dem Rückzug aus der Landwirtschaft machte Wiggert das Abitur, schrieb sich daraufhin an der Universität Freiburg ein. Aber neben den geisteswissenschaftlichen Studien fand er auch mehr Zeit für seine Leidenschaft zur Schreiben. Noch immer verfasst er Gelegenheitsgedichte wie beispielsweise über die Scheffellinde in Achdorf: "Die Scheffellinde im romantischen Wutachtal ist Besuche wert stets allemal. Ein Meer von Bäumen und Blütenpracht, hier ringsherum entgegenlacht."

Aber mittlerweile geht er auch über die Gelegenheitslyrik hinaus. "Philosophieren über Gott und die Welt", nennt er das, was er da tut. Und es ist die Lust am Reim, die damit verbunden ist. "Ich habe Lust und Freude am Fabulieren. Es macht mir Spaß, etwas in Reimform zu bringen." Dabei sind die Themen weit gestreut. Wiggert selbst spricht von "Reflexionen über den Ablauf und die Gegebenheiten des Lebens". Vor allem die Natur hat es ihm angetan, die Landschaft rings um Göschweiler ist immer noch Inspiration und Thema. Aber von der Natur rings um den Menschen ausgehend, wendet sich der Göschweiler immer rasch dem Menschen zu:

"Winterzeit bringt manche Schmerzen, 
trübe Tage und bedrückte Herzen, 
Kälte, die das Leben hemmt, 
wo gar manches bleibt beklemmt." 
So beginnt "Frühlingserwachen und Ostern".
Der Titel deutet schon das religiöse Bedeutungsfeld an, in das viele der Gedichte schließlich münden. "Leben, das nicht mehr dem Tod erliegt, weil dieser in Christus ist besiegt." Eindrucksvoll auch ein Kreuzgedicht: "Im Kreuze Christi sind alle Kreuze vereint, wodurch auch immer ein Mensch weint." Immer wieder findet Siegfried Wiggert deutliche Worte. Mit dem Satz "So ist es eben, das Leben" findet er sich deshalb auch nicht ab. Aber alle Kritik steht mit dem Sinn für Schönheit im Gleichgewicht.

Für die Zukunft hat der Göschweiler schon weitere Pläne. Eifrig sammelt und ergänzt er Sprichwörter und Sinnsprüche. Vielleicht wird einmal ein Lesebuch daraus. Auch denkt er daran, sich an eine Autobiografie zu machen. Doch diese Pläne sind noch offen. Dass es mit dem Musenkuss so eine Sache ist, beschreibt der Siegfried Wiggert selbst: "Es gibt Stunden, in denen es besser gelingt, Stunden, in denen man es weniger hinbekommt." Die Gedichte verwahrt er auf handbeschriebenen Bogen.
Christof Scherer am 31.8.2004 in der BZ

  

 

Bernd Guntz - ein Original aus dem Elsass begeisterte

Die Idee des Historischen Fördervereins Schwanau, einen renommierten Unterhalter in seinem Programm "Kulturelles in der Heimetstub" zu bringen, war ein Volltreffer. Denn der aus dem oberelsässischen Rouffach kommende Liedermacher Bernard Guntz begeisterte die Zuhörer, die nicht nur aus aus Nonnenweier kamen.

Auf der kleinen Bühne brannte der Künstler ein Feuerwerk ab nicht nur als Kabarettist, Komödiant, sondern auch als Sänger, wobei er auf seinen elsässisch-alemannischen Dialekt sein besonderes Augenmerk legte. In seinem vielseitigen Programm wurde Guntz unterstützt von seinem Team an der elektronischen Orgel. Die Heimetstub, die an diesem Abend nur bestuhlt war, strahlte die richtige Atmosphäre aus. Der Vorsitzende des Historischen Fördervereins, Mathias Janssen, begrüßte mit Bernard Guntz ein Original, das schon über 30 Jahre durch die Lande links und rechts des Rheins tingelt. Seine Texte, Lieder, Gedichte und Sketsche sind auch in einem Buch erschienen. Zahlreiche CDs wie "E Hoffnungsschimmer", "Hinterem Minschter", "Mi Landl", "'s Herz voll Liedli" und andere künden von seinem Schaffen. Titel daraus waren an diesem Mundartabend zu hören.

Bernard Guntz schaut auf die unnachahmlichen Kleinigkeiten der alemannischen Sprache und macht etwas aus einem scheinbar bedeutungslosen Wort mit drei Buchstaben: "Ebs", des isch z'erscht emol Ebs. Us Ebs kamm'r ebs mache, wenn m'r ebs het".

Bei seinen Auftritten trat der Künstler jedes Mal in passenden Kostümen auf die Bühne. Das Elsass bezeichnete Guntz als "Provinz am Rhein", aber er meinte in seinem lustigen Akzent, dass man "hiwe un driwe" doch nicht verschiedene Sprachen sprechen sollte, sondern das Elsässisch-Alemannische wäre für alle das Richtige. Humorvoll erzählte er auch von ernsten Konflikten beider Länder, als zwei Brüder aus dem Elsass im Krieg einer für Frankreich und einer für Deutschland kämpfen mussten ....
Den ganzen Text vom 18.1.2005 lesen Sie bitte auf www.bzol.de

 

Im Zitewind - Gedichtband von Erika Buhr aus Ibach

"Im Zitewind", im Zeitenwind, lautet der Titel eines neuen Buches mit Gedichten in alemannischer Sprache. Die Autorin, die Todtmooserin Erika Buhr, ist heute in Ibach-Lindau zu Hause, und stellt mit dem neuen Gedichtband ihr zweites Werk nach "Wa ich am Weg no gfunde ha" aus dem Jahr 1996 vor.

Eine öffentliche Buchvorstellung gibt es am Sonntag, 16. Januar, um 15 Uhr im Rathaus in Ibach. "Im Zitewind" überschreibt Erika Buhr ihren neuen Band und der Wind der Zeit trägt auch ihre Gedanken von Seite zu Seite - immerhin fast 90 an der Zahl. Das Titelbild hat wiederum der Bernauer Maler Hans Thoma beigesteuert. War es beim ersten Buch "Der Wanderer", ist es diesmal das Bild "In der Baumkrone". Bernau ist auch wieder Herstellungsort des neuen Buches, wo die heimische Druckerei der Familie Buhr für eine gute Aufmachung sorgte.
Der "Zitewind" trägt die Gedanken der Dichterin zu allem, was ihr am Herzen liegt, was sie liebt. Da ist die Familie, vor allem die Enkel, denen Verse gewidmet sind, vor allem aber die Heimat, die Landschaft auf dem Wald, die sie so trefflich und urwüchsig zu beschreiben weiß. Aber auch viele Lebensweisheiten aus über sieben Lebensjahrzehnten sind festgehalten. Da gibt es das Gedicht "Mr Fraue vom Land", aber auch "S Lindauer Moor", "Friburg", "St. Blasien", De Solfelse", "Kläng uf de Burg Röttle", die durch die Heimat führen, "En Blätz Schneeglöckli", "Schiibeschla", "Im Spötlig", "Herbschtblick", "Gedanke zum Erntedank" oder "Winterspur" sind Titel auf dem Weg durch das Jahr. Dazwischen sind Gedanken zu alltäglichen Dingen und Geschehnissen zu finden, die Erika Buhr in der ihr eigenen, von Herzen kommenden Sprache herauszustellen vermag. "Mit Muet", heißt es da, "Selber welle, sell isch guet", oder "E Liedli vom Glück", "Stritt um Nüt", "Buechführig", "Rentnerlebe", Bsuech im Altersheim" und "Vo de alte Wiege" lauten einige der Überschriften.
Ein Buch, das wieder einmal zeigt, wie man in der Muttersprache vieles so viel besser, so viel "dütlicher" ausdrücken kann. So wie es auch Erika Buhr in einem ihrer Gedichte aussagt: "Gschriibe mit em Herzbluet, uf em Weg zum Ziil, winterdunkel, summerhell. Lebe, farbig Wechselspiel."
BZ vom 13.1.1005

  

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