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Ehrenamtliche werden hier vorgestellt bzw. gesucht - ohne sie geht nicht viel

Blick nach Süden im Jostal auf Höhe Jostalstüble Ehrenamtler gesucht - wer hält die Bäche frei? mehr

Städtischer Empfang zum Tag des freiwilligen Engagements

Wo Lony Furtwängler ihre Donnerstagnachmittage verbringt, steht genauso fest wie das, was Anton Steiert freitagabends macht. Die zwei gehören zu den mehr als 300 freiwillig Engagierten, die am Freitagabend in den Räumen der Rhodia Acetow GmbH beim städtischen Empfang zum Internationalen Tag des freiwilligen Engagements waren. Und sie sind zwei von drei Engagierten und drei Initiativen, die diesmal beispielhaft für all die anderen besonders gewürdigt wurden.

Sie bleiben gerade dann dran, wenn's schwierig wird. Das haben Lony Furtwängler und Anton Steiert oft genug bewiesen. Lony Furtwängler, 70 Jahre alt, gründete vor rund 30 Jahren den Helferkreis im Pflegeheim des Heiliggeiststifts. Anton Steiert, 64 Jahre alt, rief 1979 die Selbsthilfegruppe "Freundeskreis alkoholkranker Menschen" in der Erwachsenenbegegnungsstätte Weingarten (EBW) ins Leben. Damals hatte er gerade seinen eigenen Entzug hinter sich. Seine Leidensgeschichte davor war lang: Seit seiner Jugend hatte er Probleme mit dem Alkohol, und die steigerten sich immer mehr. Er fehlte oft bei seiner Arbeit als Polsterer, verlor den Führerschein, immer mehr Freunde und bei Unfällen sogar zwei Finger und sein rechtes Auge. Diese Vergangenheit wollte er auch nach dem Entzug nicht einfach abhaken. Doch bis seine Selbsthilfegruppe in der EBW in Gang kam, brauchte er einen langen Atem: Erst nach einem halben Jahr saß er an den Freitagabenden nicht mehr alleine da. Diese Zeiten sind längst vorbei, zur Zeit kommen 40 Menschen — in der Mehrheit Männer — mehr oder weniger regelmäßig vorbei, tauschen sich aus und machen sich Mut. Insgesamt half die Gruppe schon 2000 Menschen, schätzt Anton Steiert. Er selbst hat seine Probleme längst überwunden, hatte nie einen Rückfall und hat lange als Hausmeister gearbeitet. Jetzt im Ruhestand ist die Gruppe erst recht ein wichtiger Lebensinhalt.

Lony Furtwängler geht´ s ganz ähnlich. Manchmal wird es ihr mittlerweile aber auch zu viel. Denn sie stellt nicht nur für jeden Donnerstagnachmittag mit Helferinnen und Helfern ein abwechslungsreiches Programm im Heiliggeiststift auf die Beine, lädt Gäste zu Lesungen und Konzerten ein. Sie mischt auch in mehreren Rad- und Wandergruppen für Patienten der Klinik für Tumorbiologie mit. Und wenn sie manchmal vor lauter Organisieren kaum noch zu Hause ist, kriegt sie von ihrem Mann zu hören, dass sie doch gleich im Pflegeheim übernachten könne. Doch meist ist er selbst bei ihren Aktivitäten dabei. Schwierig ist, dass nicht nur die 109 Bewohner des Heiliggeiststifts immer älter und gebrechlicher werden, sondern auch die Helfer in die Jahre gekommen sind. Auch Lony Furtwängler selbst. Obwohl sie ab er so viel Kontakt mit den Beschwerden des Alters hat, geht es ihr nach wie vor wie fast allen anderen, erzählt sie humorvoll: Dass es sie selbst trifft, kann sie sich schwer vorstellen.

Im Dranbleiben sind nicht nur diese Beiden erprobt. Konrada Lehr ist unter anderem seit mehr als 50 Jahren in der Gemeinde St. Barbara und seit 1998 im Verein "Obdach für Frauen" aktiv. Die "Ehrenamtlichen" des Arbeitskreises Leben unterstützen unter dem Motto "Von Mensch zu Mensch" Frauen und Männer in Lebenskrisen. Das "Team Hochhaus Kinderbücherei" versorgt rund 250 Kinder in Weingarten mit Büchern. Und die Initiative "Der kleine Augustin" hat 25 000 Euro zur Erneuerung des Spielplatzes am Augustinerplatz gesammelt
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Anja Bochtler vom 27.11.2006 bitte auf www.Badische-Zeitung.de

 

 

Freiburg packt an: Schulhofprojekte, Abschlußfeuer

Wie die Wilden stürzten sich die Kinder mit Schaufeln bewaffnet auf den riesigen Haufen. Sand flog in alle Richtungen, und alle hatten nur ein Ziel: die vergrabenen Schätze. Zum Jahresabschluss der Aktion "Freiburg packt an" gab es gestern auf dem Rathausplatz eine große Party mit einer Schatzsuche und Preisen für die "coolsten" Schulhöfe. 19 Wochen lang liefen im Rahmen von "Freiburg packt an" eine Vielzahl von Aktionen für eine "saubere und liebenswerte Stadt" . Die Organisatoren vom Garten- und Tiefbauamt sind zufrieden.

"Der besondere Gag heute ist natürlich die Schatzsuche" , sagt Harald Rehbein, innerhalb der Stadtverwaltung der Koordinator für "Freiburg packt an". Insgesamt 30 Geschenke durften die Kinder ausbuddeln — zum Beispiel Malstifte, Brillenetuis oder Gutscheine für die Schauinslandbahn. Wer eine "Schatzkiste" gefunden hat, sollte die Schaufel an den nächsten weitergeben — das klappte im Goldrausch aber nicht immer sofort. Rund 120 "Anpacker", meist Kinder, sind zur Dankeschönparty (mit Musik von den "Funky Devilz") gekommen. Und auch für Erwachsene gab es Grund zur Freude: "Das ist der absolute Höhepunkt unserer Arbeit eines ganzen Jahres" , freut sich Gaby Fabian, ehemalige Elternbeiratsvorsitzende an der Loretto-Grundschule (Wiehre). 1500 Euro hat die Schule beim Wettbewerb "Unser Schulhof ist der coolste" gerade für ihr Projekt gewonnen. An der Planung für den neuen Schulhof haben sich die Kinder mit Zeichnungen und Modellen intensiv beteiligt. Damit setzte sich die Lorettoschule gegen die Konzepte der Schönbergschule (St. Georgen, Platz 2, 700 Euro) und des Deutsch-Französischen Gymnasiums (Oberau, Platz 3, 300 Euro) durch.

Ein Häuschen aus Eschenbäumen, in dem die Kinder spielen können, steht schon an der Lorettoschule, das Preisgeld fließt in die Umsetzung weiterer Ideen. "Engagement lohnt sich" , strahlt  Gaby Fabian, "viele private Sponsoren haben unsere Projekte bis jetzt unterstützt." Die Preisgelder für die "coolen Schulhöfe" (insgesamt 3000 Euro) hat die Sparkasse gesponsort. Zum dritten Mal haben die Freiburger jetzt schon ein Sommerhalbjahr lang mit angepackt. Auch davor gab es schon Aktionen mit bürgerschaftlichem Engagement. Allerdings waren die über die verschiedensten Ämter der Stadt verteilt. Dann kam im Gemeinderat die Idee auf, dass eine Aktion wie "Freiburg packt an" die vielen kleinen bündeln könnte. Nicht nur Kosten will die Stadt damit sparen, dass die Bürger selbst zupacken. "Umweltschutz funktioniert von unten", sagt Martin Leser, stellvertretender Leiter des Garten- und Tiefbauamtes, und freut sich über Erfolge: "Durch die regelmäßigen Aktionen ist der Müll alles in allem schon viel weniger geworden."

Auch Koordinator Harald Rehbein zieht eine positive Bilanz. "Insgesamt haben über drei Jahre verteilt sicher 14 000 Helfer mitgemacht." Die 30 000 Euro Jahresbudget werden vor allem für Plakate, Flyer und das Abschlussfest verwendet. Am beliebtesten bei den Freiburgern sind generell die Putzaktionen. Bei der Dreisamputzete helfen jedes Jahr knapp 30 Bürger mit. "Das ist auch genug" , betont Harald Rehbein, "sonst steht man sich da nur auf den Füßen rum." Auch andere Aktionen hebt der Koordinator hervor: Beim "offenen Gartentor" gibt es regelmäßig großes Interesse daran, anderer Leute Gärten zu besichtigen. Und die meisten Brunnen der Stadt plätschern auch nur deswegen, weil Sponsoren jährlich 40 000 Euro geben. "Freiburg packt an" macht die Stadt aber auch blumig: Viele Freiwillige bepflanzen und pflegen Blumenbeete im Stadtgebiet. Und die Firma Fielmann hat für 5000 Euro Bäume an zehn Freiburger Schulen gespendet.

17.10.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Engagiert in Freiburg: Woche des Engagements 14.-22.Oktober

In ganz Baden-Württemberg sind rund 42 Prozent der Bevölkerung in einem Ehrenamt aktiv. In Freiburg gibt es eine besondere Vielfalt ehrenamtlicher Tätigkeiten. Deshalb lädt die Stadt Freiburg vom 14. bis 22. Oktober zur 2. Freiburger Woche des Engagements ein. Das Motto: "Mach mit! — Engagement macht stark!"

In dieser Woche wird es ein großes Programm geben, das Stadt, Gruppen, Initiativen, Vereine und Einrichtungen zusammengestellt haben. Bürgermeister Ulrich von Kirchbach: "Von jeher gibt es hier eine sehr breite und lebendige Kultur des Engagements. Dafür stehen die weit über tausend Vereine, Initiativen, Gruppierungen und viele Einzelpersonen. Sie setzen sich in den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens unserer Stadt und der Quartiere aktiv ein." Die Freiburger Woche des Engagements soll auf bereits bestehende Aktivitäten hinweisen und allen Interessierten Gelegenheit geben, Projekte, Träger und Ehrenamtliche kennen zu lernen. Sie bietet Einblick in stadtteilbezogene Aktionen wie den "Wiehremer Markplatz des Engagements" (14. Oktober, 10 bis 14 Uhr, Haus der Jugend) oder den "Markt der Möglichkeiten" in Landwasser (21. Oktober, 10 bis 14 Uhr, Einkaufszentrum Auwaldstraße). Hier präsentieren sich viele Initiativen und laden zum Mit- und Nachmachen ein. Die Ausstellung "20 Jahre Bachpatenschaften" (Eröffnung am 12. Oktober, 18.30 Uhr, Rathausfoyer) und die Abschlussveranstaltung von "Freiburg packt an" (16. Oktober, 15 Uhr, Rathausplatz) verstehen sich als Dank an alle, die sich beteiligt haben.

Bei vielen Einrichtungen stehen während der Woche die Türen offen — so im Frauen-Mädchen-Zentrum "Basler 8" (18. Oktober, 17 bis 19 Uhr; 21. Oktober, 10.30 bis 12.30 Uhr) oder in der Unterkunft für Obdachlose in der Haslacher Straße 11 (21. Oktober, 11 bis 18 Uhr). In der Evangelischen Fachhochschule, Bugginger Straße 38, diskutieren Fachleute und andere Interessierte über Engagementpotenziale von Menschen über 50 (20. Oktober, 9.30 bis 16 Uhr). Über Möglichkeiten unternehmerischen Engagements an Schulen informiert eine Veranstaltung mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, der Evangelischen Fachhochschule und jesconnection (23. Oktober, 18.30 bis 21 Uhr, badenova, Tullastraße 61).

Während die Ausstellung der "Haslacher Wundertüte" 16 Jahre Engagement im Stadtteil Revue passieren lässt (Sparkasse, Carl-Kistner-Straße 38), präsentiert das Bürgerforum "Im Grün" verborgene Winkel im Stadtteil (Haus der Bäckerinnung, Sedanstraße 22, Vernissage 15. Oktober, 11.30 Uhr).

Programmfaltblätter liegen ab Freitag, 6. Oktober, in der Rathaus-Information aus. Informationen gibt es darüber hinaus auch im Internet unter www.engagiert-in-freiburg.de und telefonisch bei Gerhard Rieger unter
0761/201-3052.
12.10..2006, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Ehrenamtliches Engagement - Fritz-Munder-Preis vergeben

Zum zehnten Mal ist gestern Nachmittag der mit insgesamt 4000 Euro dotierte Fritz-Munder-Preis für vorbildliche ehrenamtliche Projekte in der Sozialarbeit, Jugendarbeit, Jugendbildung und des Gesundheitswesens verliehen worden. Die Fritz-Munder-Stiftung fördert alljährlich ehrenamtliche Aktivitäten und Leistungen, die beispielhaft für soziales Engagement sind.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige Jury. Darum bewerben können sich sowohl Einzelpersonen und Gruppen als auch Verbände mit Sitz in Freiburg. Verliehen wurden die Auszeichnungen am gestrigen Nachmittag im unteren Saal der Gerichtslaube von Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Jeweils 500 Euro erhielten der Paritätische Dienst Freiburg für sein Projekt "Selbsthilfegruppen chronischer kranker oder behinderter Kinder" , der Ring der Körperbehinderte für seine Mobilitäts- und Rollstuhlsportgruppen für Kinder und Jugendliche und das Modellprojekt "MAKS — Arbeit mit Kindern von Suchtkranken" . Mit der gleichen Summe bedacht wurden die Mutter-Kind-Spielgruppe für Suchtkranke, die Mühlmattenschule für das Projekt "elternbetreute Lektürestunde" und das Projekt "Freie Kinderschule — Nachmittagsbetreuung durch Eltern" der freien Grund-, Haupt- und Werkrealschule "Kapriole". 700 Euro erhalten Pro Familia für das Busprojekt "Love Mobil" und die AWO-Kita in der Hornussstraße, die Tulla-Grundschule, die Alban-Stolz-Kita, der St. Elisabeth-Kinder- und der Thomas-Kindergarten sowie der Kindergarten St. Konrad für das Projekt "Literatur für Kinder — Bibliothek in der Grundschule"
27.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Freundeskreis der Heiliggeistspitalstiftung: Ehrenamtliche stärken

Auf Augenhöhe mit Profis / Ein "Freundeskreis" will Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Ehrenamtlichen stärken

Es ist noch gar nicht so lange her, da wehrten sich Hauptamtliche in sozialen Einrichtungen (um ihren Arbeitsplatz bangend) gegen die Mitarbeit Ehrenamtlicher. Dann begannen die Kürzungen im Sozialen - und ein Umdenken. Ergebnis: Die für ihre Arbeit Bezahlten hofieren nun die unentgeltlich Engagierten - die sich wiederum als Lückenbüßer instrumentalisiert fühlen. Deshalb will jetzt ein neuer Verein in Freiburg die Zusammenarbeit "auf Augenhöhe" bringen und als Vertretung von Ehrenamtlichen deren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit stärken.

Fast könnte sich der "Freundeskreis der Altenhilfe-Einrichtungen der Heiliggeistspitalstiftung Freiburg" auch eine Stiftung nennen. Denn dieser Verein ist ein Modell des Zeitstiftens. "Auch Zeit zu stiften ist eine Form des Stiftens", sagt Lothar Böhler. Der Direktor der Heiliggeistspitalstiftung ist sich bei aller Freude über diese Initiative der Gefahr einer Vereinnahmung von Freiwilligenarbeit durchaus bewusst und versichert deshalb: "Es geht um eine eigenständige Vertretung ehrenamtlich engagierter Menschen und um eine partnerschaftliche Beziehung zwischen ihnen und Hauptamtlichen."

Das ist genau die Idee des Freundeskreises, erklärt dessen ehrenamtlicher Vorsitzender Karl Wassermann: "Die strukturelle Unabhängigkeit des Vereins von der Stiftung soll die Eigenständigkeit der Ehrenamtlichen widerspiegeln und die Entwicklung eines eigenen Profils ermöglichen." Als früherer Leiter des Johannisheims kennt er auch die andere Seite und weiß: "Durch die Mitarbeit von Ehrenamtlichen werden die Hilfen und wird die Lebenswelt der älteren Menschen in den Einrichtungen der Heiliggeistspitalstiftung vielfältiger und bunter." Diese vielfarbige Kompetenz unbezahlter Kräfte zu nutzen, ist für Karl Wassermann Aufgabe der Bezahlten — wie er es andererseits als selbstverständlich erachtet, dass die Ehrenamtlichen ihre Fähigkeiten verbindlich anbieten. Gegenseitiger Respekt erscheint ihm bei all dem unerlässlich. Damit einerseits ehrenamtliches Tun nicht als Ersatz für bezahlte Arbeit benutzt wird — und andererseits Gestaltungsräume Lust auf ehrenamtliches Engagement machen. Für diese Idee der Partnerschaft soll der Freundeskreis "ein struktureller Ort" sein, der beiden Seiten Sicherheit gibt. Indem die Professionellen den Ehrenamtlichen Raum für ihre freiwillige Tätigkeit eröffnen und gleichzeitig begrenzen, um nicht zu überfordern. Und indem die Unbezahlten ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden (Besuche, Einkaufen, Vorlesen, Spaziergänge, Spielen, Gesprächskreise, Mithilfe bei der Pflege von Gartenanlagen und vieles mehr sind da möglich). Kurzum, fasst Karl Wassermann zusammen: "Der Verein ist ein Ansprechpartner für alle, die einen Teil ihrer Zeit für andere Menschen stiften wollen." In den Altenhilfe-Einrichtungen der Heiliggeistspitalstiftung, in denen etwa 900 Menschen leben. Und ganz in der Tradition der 751 Jahre alten Stiftung, deren oberstes Gebot "das Wohl der Armen" ist. Nun aber eben auch "auf Augenhöhe mit den professionellen Fachkräften".

22.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Rosemarie Bronikowski - Engagement im Strafvollzug

Die große alte Dame / Die Lyrikerin und Schriftstellerin Rosemarie Bronikowski führt ein engagiertes soziales Leben

Ganz am Anfang stand ein Gedicht: "Ein kleiner Schlag auf die Brust, ein Griff an die Kehle" . Die Lyrikerin und Schriftstellerin Rosemarie Bronikowski aus Ebringen spricht hier nicht von ihren Erfahrungen mit Häftlingen. Sie meint diesen einen "poetischen" Moment, etwas, das sie beim Dichten erlebt oder beim Lesen der Gedichte anderer. Als die siebenfache Mutter vor 40 Jahren das Gedicht eines entlassenen Strafgefangenen in der Zeitung liest, springen ihr zwei Zeilen in die Augen: "Ich werde von mir getragen wie ein Anzug". Es muss einer dieser poetischen Momente gewesen sein, denn Bronikowski beschließt, den Verfasser zu sich nach Hause einzuladen, spricht vorher mit ihrer Familie. Kündigt ihn an als einen Mann, der im Gefängnis zum Dichter geworden ist und sich schwer tut damit, in seiner Heimatstadt Fuß zu fassen. Für die älteren Kinder, davon zwei schon Studenten und mächtig erfasst vom Geist der 68-er, geht das in Ordnung, die anderen sind einfach neugierig. Dann steht eines Tages ein gut gekleideter Mann vor der Türe. Es ist Ernst Steffen.
Die heute vierundachzigjährige Lyrikerin wurde vor drei Jahren mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für 30 Jahre ehrenamtliches Engagement im Freiburger Strafvollzug geehrt. Sie ist davon überzeugt, dass der regelmäßige Kontakt mit Gefangenen in einer Gesprächsgruppe, dem "Bürgerkreis" , langfristig Wirkung zeigt. "Es entsteht Vertrauen" , da ist sie sich sicher. Auch als ehrenamtliche Betreuerin einzelner Gefangener innerhalb und außerhalb der Vollzugsanstalt wurde sie menschlich nie enttäuscht. Aber sie stieß auch an ihre Grenzen. Einer der Männer neigte zur Gewalttätigkeit, trank, warf jede Arbeit hin. Bronikowski fand heraus, dass er Analphabet war und sich dessen so sehr schämte, dass er eher eine weitere Straftat begangen hätte als dies zuzugeben. Tauchte er bei ihr zu Hause auf, suchten ihre Kinder das Weite, und der eigene Mann äußerte zum ersten Mal ernste Bedenken. Und doch wurde gerade dieser Gefangene später nicht wieder straffällig. Und auch Ernst Steffen, der Dichter mit der kriminellen Vergangenheit, war häufig Gast in der Familie, gern gesehen, wenn auch etwas unberechenbar in seinem Auftauchen und Verschwinden. Doch er passte in dieses lebhafte Haus. "Wir haben viel gelacht" , erinnert sich Bronikowski, auch wenn manches an seinem Verhalten Fragen aufwarf, Fragen, die er nicht gerne hörte und ihn vertrieben. Wie zum Beispiel die nach seinen Schulden. "Aber einer musste es ihm ja sagen" , so Bronikowski, denn Steffen warf die Arbeit hin, die man ihm in einer Setzerei besorgt hat. Ein Volontariat bei verschiedenen Sendern führte nicht weiter. Als bei Luchterhand sein Gedichtband "Lebenslänglich auf Raten" erschien, wird er herumgereicht, der Dichter aus dem Knast. Doch der verkraftete die Aufmerksamkeit der Medien eher schlecht.
In der Großfamilie der Bronikowskis wurden von den Jugendlichen inzwischen Autoritäten hinterfragt, die traditionelle Familie in ihre Bestandteile zerlegt, die Fetzen flogen. Und das Familienoberhaupt? "Zog sich zurück" , erinnert sich Bronikowski, "und überließ mir das Feld" . Und mittendrin der ehemalige Häftling, der Rechtsbrecher, der sich nichts mehr wünschte als ein geregeltes bürgerliches Leben — eine verkehrte Welt! Da ist sie bereits eine Dichterin, eine leidenschaftliche, die gelernt hat, zwischen all den Notwendigkeiten ihres großen Haushalts und den Aufgaben als Mutter eine "leise" Stunde am Vormittag für sich zu ergattern. Über Steffen lernt Bronikowski andere Schriftsteller kennen und kommt zu ihrer ersten Lesung und einer eigenen Sendung beim Saarländischen Rundfunk. Einige ihrer Gedichte waren schon in den "Neuen deutschen Heften" erschienen, und kein Geringerer als Manfred Hausmann bestätigte der dichtenden Hausfrau und Mutter, sie seien es wert, "dass ihretwegen das Essen mit Verspätung auf den Tisch kommt" — dabei war es dann aber geblieben.

Die Freundschaft mit Steffen endet mit einem bitteren Nachhall. Der begabte Dichter, dessen einziges Thema der Knast war, und der in der Freiheit wenig Nennenswertes zu Wege gebracht hat, rast nur zwei Jahre nach seiner Entlassung mit dem Auto gegen einen Baum. Dieser Tod offenbart die Zerrissenheit eines Menschen, der mit dem Leben außerhalb der Anstalt nicht mehr zurechtkam, obwohl ihm viele hilfreich zur Seite gestanden hatten, nicht zuletzt seine Wahlfamilie. Bronikowski verarbeitete ihre Trauer in einem ersten Buch. 1974 erscheint "Ein Strafgefangener und eine bürgerliche Familie. Auseinandersetzung mit Ernst S. Steffen" . 1971 zieht die Familie nach Ebringen bei Freiburg. Nacheinander erscheinen sechs Lyrikbände, und die Dichterin tritt erfolgreich mit einer fünfköpfigen Jazzband in verschiedenen Städten auf. Dem Freiburger Strafvollzug bietet sie ihre ehrenamtliche Mitarbeit an. Bronikowski möchte verstehen, was dort passiert mit den Menschen. Vielleicht, um auf diese Weise noch einmal Steffen nahe sein, der überzeugt war, dass die Haft die Menschen zerstöre, weil sie ihnen die Selbstachtung nehme. "Niemand fragt mich" — Diese immer wiederkehrende Anklage hätte über Steffens Leben stehen können. Deshalb möchte Bronikowski, dass Gefangene gefragt werden, will ihnen Aufmerksamkeit geben — nicht ihren Straftaten, sondern ihnen selbst. 2003 erscheint eine Neubearbeitung ihres ersten Buches, ergänzt um weitere Erfahrungen aus dem Freiburger Strafvollzug. Der Titel stammt aus einem Gedicht von Steffen, mit dem damals alles angefangen hat: "Irgendwann wird man mich zu Ende denken" . Im vergangenen Jahr gab sie einen neuen Gedichtband heraus: "Kopfstand auf schwarzem Roß" . "Das Alter zu verstehen als die Zeit, in der alles Leben zusammenfällt und die Spanne zur Kindheit mitunter so kurz erscheint wie die zum Tod, ist ein Leitmotiv in diesen neuen, eindringlichen Gedichten" , schreibt BZ-Rezensent Stefan Tolksdorf und: "Mit feinen sprachlichen Verdrehtheiten bietet die große alte Dame der badischen Literatur jenem Dunkel Paroli, das, wie Hesse schreibt, ,unentrinnbar und leise von allem uns trennt " .

Rosemarie Bronikowski ist nicht nur eine große alte Dame der badischen Literatur: Bis heute arbeitet sie ehrenamtlich in der Freiburger Justizvollzugsanstalt. Gegen Aufrüstung, Atomenergie und zuletzt gegen den Irak-Krieg ist sie auf die Straße gegangen, ist Mitglied der Freiburger Friedenswoche, war Mitbegründerin des Literaturforums Südwest und engagiert sich im Schriftstellerverband Baden-Württemberg.

Bücher : Rosemarie Bronikowski, "Irgendwann wird man mich zu Ende denken" (2003), 166 Seiten, 9,90 Euro; "Kopfstand auf schwarzem Roß" (2005), 80 Seiten, 12 Euro (beide zu bestellen über post@trescherverlag.de)

Alles von Carola Horstmann vom 18.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Migranten: die Hoffnungsträger unserer Gesellschaft 

BZ-Interview mit Wolfgang Roth, der für sein jahrzehntelanges Engagement beim Verein "Südwind" kürzlich den Bürgerpreis erhielt

Er hat sich gefreut, fand es aber auch paradox: Kürzlich wurde der Psychologie-Professor Wolfgang Roth (67) mit dem Freiburger Bürgerpreis ausgezeichnet - weil er sich seit 30 Jahren beim Verein "Südwind" , der einstigen "Ausländerinitiative" , engagiert. Über seine Irritation, wegen des für ihn "selbstverständlichen" Ehrenamts "geehrt" zu werden, und über seine Vorstellung von bürgerschaftlichem Engagement sprach Wolfgang Roth mit Anja Bochtler zur "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" , die heute beginnt.

BZ: Sie haben Ihr Engagement mal in Geld umgerechnet: Wie viele Euro ist Ihre Arbeit bei "Südwind" wert?
Roth: Wenn ich - wie viele andere - beim
Südwind in der Woche im Schnitt zehn Stunden arbeite — übrigens anspruchsvolle Tätigkeiten wie die Leitung von Sprachkursen und Jugendgruppen oder Führungsaufgaben — , sind das im Jahr 500 Stunden. Bei mir kommen in 30 Jahren mindestens 60000 Stunden zusammen. Das wären bei einem Stundenlohn von 20 Euro 300 000 Euro. Die Zuschüsse der Stadt und unsere Mitgliedsbeiträge sind also sehr gut investiert.
BZ: Mit Ihrer Arbeit unterstützen Sie die Gesellschaft. Fühlen Sie sich dabei von der Gesellschaft genug unterstützt?
Roth: Nein. Ich wollte immer unabhängig von städtischen Geldern werden. Unsere Arbeit soll den Willen der Bevölkerung ausdrücken. Aber wenige merken, dass wir Konflikte auffangen, bevor sie sichtbar werden. Bei unserer Frauenarbeit leiten 15 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Sprach- und Alphabetisierungskurse für rund 100 Migrantinnen im Jahr. Trotzdem ist unsere halbe hauptamtliche Stelle ständig in Gefahr. Doch gerade bei stinkreichen Unternehmen muss man ungeheuer penetrant um Unterstützung bitten. Da wünsche ich mir dann schon mehr Einsicht in die Zusammenhänge.
BZ: Auch von den Bürgern, die sich engagieren, machen viele lieber beim Sportverein mit als bei "Südwind" ...
Roth: Es klingt zurzeit immer so, als ob die Deutschen so engagiert wären. Aber tatsächlich sind nur wenige im sozialen Bereich und in der Menschenrechtsarbeit aktiv. Migranten sind keine Sympathieträger, mit denen man sich schmücken kann. Kinder rühren unser Herz, aber Migranten werden eher mit Problemen verknüpft. Dabei sind sie die Hoffnungsträger unserer Gesellschaft. Das wollen wir zeigen. Wir müssen selbstverständlicher auf die Aufgaben reagieren, die sich uns stellen. Darum möchte ich Engagierte professioneller vermitteln — vielleicht zusammen mit der Freiwilligenagentur

15.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Freiburger Bürgerpreis: Bewerbungen bis 31.5.2006

Der “Freiburger Bürgerpreis” , eine regionale Initiative zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements, geht in die dritte Runde: Wer sich für andere einsetzt, kann sich von sofort an für den Bürgerpreis 2006 bewerben beziehungsweise vorgeschlagen werden. Das Schwerpunktthema des Wettbewerbs lautet diesmal “Kultur verbindet” ; und es gibt eine neue Kategorie innerhalb des Wettbewerbs: “Junior” . Es geht also insbesondere auch um das Engagement junger Leute für die Gemeinschaft.

Die bundesweite Initiative “für mich, für uns, für alle” geht auf eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 1999 zum Thema “Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements” zurück. Aufbauend auf die Ergebnisse dieser Kommission entwickelte sich die Initiative für Bürgerengagement, die sich das Ziel gesetzt hat, eine neue Anerkennungskultur für das bürgerschaftliche Engagement zu schaffen, für mehr Akzeptanz von ehrenamtlicher Tätigkeit zu sorgen und Menschen zu freiwilligem Engagement für andere zu animieren. Aus dieser bundesweiten Bewegung haben sich mehr als 50 lokale Initiativen ent wickelt, eine davon in Freiburg. Die Gründungsinitiative im Breisgau übernahmen die Stadt Freiburg, die Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae, Gernot Erler und Conny Maier sowie die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau. Mittlerweile gehört auch das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald zu den Partnern der Initiative, da auch elf Gemeinden aus dem Landkreis zum Wettbewerbsgebiet gehören (neben Freiburg sind dies Merzhausen, Au, Wittnau, Sölden, Horben, Gundelfingen, Glottertal, Umkirch, March, Bötzingen und Eichstetten).

Der Wettbewerb um den Bürgerpreis 2006 ist eröffnet: Von sofort an können sich alle Einzelpersonen sowie Projekte, Vereine und auch Firmen, die sich im Sinn des diesjährigen Schwerpunktthemas “Kultur verbindet” gemeinnützig engagieren, um den Bürgerpreis bewerben. Auch innovative Ideen, die noch nicht umgesetzt sind, sich jedoch bereits in konkreter Planung befinden, können eingereicht werden. Dieses Jahr stehen ehrenamtliche Projekte im Mittelpunkt, welche die Kulturlandschaft der Region bereichern, einen Dialog der Kulturen fördern und dadurch, so die Ausschreiung, “ein neues Gemeinschaftsgefühl schaffen” . Der Freiburger Bürgerpreis wird in drei Kategorien vergeben, die jeweils mit 1500 Euro dotiert sind:

  • Der Preis für ein “Lebenswerk” wird für ein langjähriges gemeinnütziges Engagement an eine einzelne Person vergeben. Diese Person muss mindestens 25 Jahre ehrenamtlich tätig sein.
  • In der Kategorie “Alltagshelden” werden werden Projekte, Vereine oder Initiativen ausgezeichnet oder es wird das Engagement Einzelner im kulturellen Bereich gewürdigt.
  • Neu ist die Kategorie “Junior” ; hier können einzelne Personen, aber auch Gruppen und Projekte ausgezeichnet werden. Die Bewerber dürfen höchstens 21 Jahre alt sein.

Die Junior-Kategorie wurde eingeführt, um jugendliches Engagement mehr als bisher zu fördern und in den Blick der Öffentlichkeit zu stellen. In der öffentlichen Diskussion, so ergeben immer wieder Studien, werde jugendliches Engagement häufig unterschätzt. Junge Menschen seien indes eine besonders aktive Altersgruppe, der keineswegs ein Mangel an gesellschaftlichem Engagement vorgeworden werden könne. Dieser freiwillige Einsatz und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sollen gefördert werden. Schließlich sei erwiesen: Wer sich bereits in jungen Jahren für die Gesellschaft engagiert, der gehört mit großer Wahrscheinlichkeit

Wer einen engagierten Mitbürger für den “Freiburger Bürgerpreis” vorschlagen oder sich selbst bewerben will, kann dies mittels der Wettbewerbsunterlagen tun, die in allen Geschäftsstellen der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, in den Rathäusern im Ausschreibungsgebiet, im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald und in den Büros der Bundestagsabgeordneten erhältlich sind. Die Datei kann auch von der Homepage der Sparkasse heruntergeladen werden (www.sparkasse-freiburg.de. Die Unterlagen können bei allen Geschäftsstellen der Sparkasse abgegeben oder per Post oder E-Mail zugesandt werden. Bewerbungen und Vorschläge können auch formlos dem Projektbüro unterbreitet werden. Zuständig bei der Sparkasse ist Thomas Walz (Telefon 0761/215-1447; E-Mail: Thomas.Walz@sparkasse-freiburg.de ).
In den Kategorien “Junior” und “Alltagshelden” kann man sich selbst bewerben oder ein Projekt beziehungsweise eine Person vorschlagen. Für das “Lebenswerk” können Engagierte nur von Dritten vorgeschlagen werden, eine Eigenbewerbung ist in dieser Kategorie nicht möglich.
Die Bewerbungsfrist endet am 31. Mai 2006.

Badische Zeitung Freiburg
Franz Dannecker
, 24.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Johannes Rynk trainiert ehrenamtlich Rollstuhlfahrer für Radrennen

Normalerweise ist es umgekehrt: Menschen mit Behinderung kämpfen um ihre Integration in die Welt der Nichtbehinderten. Johannes Rynk ist nicht behindert. Dennoch fährt er manchmal Rennen auf dem Handbike, einer Spezialanfertigung für Rollstuhlfahrer. “Da werden Nichtbehinderte nicht ausgeschlossen, und ihre Leistungen werden ganz normal gewertet.” Gegen die behinderten Spitzenathleten freilich habe er “keine wirklich guten Chancen” .

Und er selbst tut alles dafür, dass das so ist. Nicht nur beim Freiburger Sportverein Post Jahn macht er Rollstuhlfahrer im Rennbike fit für nationale und europäische Rennen. Auch als Trainer der Nationalmannschaft ist er engagiert — noch. Aus zeitlichen Gründen will der Großvater eines Enkels und Inhaber einer Freiburger Elektrofirma aber abspecken beim Ehrenamt, vor allem auf der nationalen Ebene. Auf der lokalen würde er gerne noch mehr behinderte Menschen für den Sport gewinnen und eine breite Palette neuer Angebote wie Tanzen etablieren. “Durch Sport lässt sich für die Lebensqualität viel erreichen. Wichtig sind nicht nur die Bewegung, sondern auch die Kontakte.” Das scheint in erster Linie auch für ihn selbst zu gelten. Es gibt für ihn gar nicht genug Worte, um zu beschreiben, wie wohl er sich als Trainer in Gesellschaft seiner derzeit drei Schützlinge fühlt. “Da kann ich abschalten und in eine sorglosere Welt gehen, in der andere Werte gelten.” Wieder so ein Paradoxon: Eigentlich sind alle, die er betreut, Sozialfälle. Mit einem Schlag hat ihnen meist ein Unfall die Lebensgrundlage entzogen. Und sie hätten allen Grund, Trübsal zu blasen. Aber “die fangen ihr Leben neu an und machen noch Witze über ihren Zustand” . Inzwischen traut Johannes Rynk sich, mitzulachen, wenn ein Sportler, dem beide Beine fehlen, beim Training für die deutsche Meisterschaft auf Mallorca witzelt, er habe seine lange Hose vergessen. Dass aus dem Training auf Mallorca oder einem Wettkampf in Rotterdam überhaupt etwas wird, haben die Sportler ihrem Trainer (und Freund) zu verdanken: Der 48-Jährige, der einst selbst Leichtathletik als Leistungssportler betrieb, finanziert die Fahrt und notfalls auch ein 5000 Euro teures Rennbike aus eigener Tasche. Denn er kann es nicht mit ansehen, wie Motivation, Talent und Ausdauer auf der Strecke bleiben, nur weil für behinderte Sportler nicht genügend Geld da sei. Aus dem Ärmel schütteln kann es sich der 1971 aus Polen gekommene Spätaussiedler auch nicht. Zwar ist der gelernte Elektrotechniker mit seiner Firma lange auf Erfolgskurs gewesen. Aber “die großen Baustellen gehen zurück und ich muss reduzieren.”
Der “Kampf ums Geld” dürfte härter werden, auch für seine Sportler. “Das fängt schon bei den Trikots an.” Sponsoren zu finden, sei ein Ding der Unmöglichkeit: “Davon haben wir nichts” , heiße es meistens. Immerhin dürfen sie in der Freiburger Mooswaldklinik unentgeltlich trainieren. Auch im eigenen Verein sei die Gründung einer Behindertensportabteilung umstritten gewesen. Er habe sich durchsetzen können: “Wir können doch niemanden ablehnen, nur weil er im Rollstuhl sitzt.”

BZ vom 1.3.2006

Ring-Freiburg >Behinderung

 

 

Pensionär Bertold Bangert aus Ettenheim unterrichtet Migranten

Der pensionierte Lehrer Bertold Bangert bringt seine pädagogische Erfahrung beim Engagement für jugendliche Migranten ein / Er hätte mit Unverständnis reagieren können oder gleichgültig darüber hinwegsehen. Aber die Bilder von den Jugendunruhen in Frankreich haben ihn ins Grübeln gebracht. “Viele dieser Jugendlichen sind Zugewanderte. Sie haben keine Ausbildung, keine Arbeit und keine Ahnung, wo sie hingehören.”

Der Boden war bereitet bei Bertold Bangert: “Auf jeden Fall was Ehrenamtliches” wollte der pensionierte Lehrer aus Ettenheim machen. Und es war auf einmal klar, wohin die Reise gehen sollte. Er wollte jungen Migranten mit Förderunterricht zu einem besseren Start im deutschen Bildungssystem verhelfen. Das Projekt “Kubik” kam ihm da wie gerufen. Mit dem zehnjährigen Gobigan, der die fünfte Klasse einer Hauptschule besucht, und dem 14jährigen Vinotan, Schüler einer sechsten Realschulklasse, ist er auf zwei Schüler mit einem “gesunden Ehrgeiz” gestoßen. “Sie sprechen schon sehr gut Deutsch, aber in jedem Satz tauchen kleine Unsicherheiten auf.” Ihre Schwachstellen sind die richtigen Artikel zu den Substantiven, das Präteritum und die korrekte Satzstellung. Das jedenfalls geht aus einem Fragebogen hervor, den ihre Lehrer aus der Schule ausgefüllt haben. “Wir gehen auf Hütte” , erzählt Gobigan begeistert und wird korrigiert: “Auf eine Hütte.” Kein Wunder, dass die beiden Tamilen aus Sri Lanka unsicher sind. In ihrer Sprache, erklären sie, gebe es gar keine Artikel. Bei einem Elternabend von Kubik haben ihre Eltern von dem Deutschförderunterricht gehört und ihre Söhne gleich angemeldet.
Einmal wöchentlich reist Bertold Bangert aus Ettenheim nach Freiburg an und lässt seine pädagogischen Erfahrungen aus 40 Dienstjahren den beiden Jungen angedeihen. Dass er neun Jahre lang in der Türkei gearbeitet hat, verschafft ihm einen besonderen Zugang zu “Deutsch als Fremdsprache” . Über die alten Ägypter spricht er mit den beiden Jungen und darüber, welche Jenseitsvorstellungen in den jeweiligen Kulturen herrschen. Die Länder Europas beackern sie, und penibel gehen sie die jüngsten Schulaufsätze gemeinsam durch. Verben werden konjugiert, Substantive dekliniert und sonstige Fehler korrigiert. Sehr diszipliniert und lebendig geht es dabei zu. Der 66jährige Lehrer hat sichtlich Freude an der Arbeit und genießt die Wissbegierde seiner beiden Schüler.
Gesamten Text vom 25.2.2006 auf www.bzol.de

 

 

Pro Caritate - Lorenz-Werthmann-Medaille für Paul-Dieter Mehrle

Das Bundesverdienstkreuz hat er schon seit 1999, jetzt wurde Paul-Dieter Mehrle “für seine herausragenden Verdienste um die Caritas” auch noch mit der Lorenz-Werthmann-Medaille geehrt. Mit ihr, die nach dem Gründer des Deutschen Caritasverbandes benannt ist, werden Menschen ausgezeichnet, die sich ehrenamtlich in besonderer Weise sozial engagieren.

Der 70-jährige promovierte Jurist, der unter anderem als Referatsleiter im baden-württembergischen Finanzministerium verantwortlich für die Fachaufsicht über die Staatsschuldenverwaltung des Landes und von 1986 bis 1998 Direktor des Mannheimer Hafens war, arbeitete ehrenamtlich seit 1985 im Vorstand und später im Aufsichtsrat des Caritasverbands Freiburg-Stadt. Dessen Einrichtungen und Dienste auf eine wirtschaftlich stabile Grundlage zu stellen, half Paul-Dieter Mehrle bis 2005 mit. “Mit beispiellosem Engagement” , wie Weihbischof Bernd Uhl, Dompfarrer Erich Wittner und Stadtcaritasdirektor Egon Engler bei der Verleihung der Werthmann-Medaille in der Kooperatur am Freitagabend hervorhoben.
Während dieser zwanzig Jahre wuchs der Stadtcaritasverband von 350 auf heute mehr als 900 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Praktikantinnen und Zivildienstleistende. Dabei war es Paul-Dieter Mehrle wichtig, dass die Caritas immer wieder neue Nöte der Zeit aufgriff und neue Wege zur Linderung dieser Not einschlug. Besonders am Herzen lagen ihm die Hilfe für Menschen mit Behinderung und Generationen übergreifende Angebote. Und er brachte nicht nur seine eigene Zeit und seine beruflichen Erfahrungen ins Ehrenamt ein, sondern gründete 1985 auch den gemeinnützigen Förderverein “Pro Caritate” , der weitgehend im Stillen in Not geratene Menschen unterstützt und dafür während der vergangenen zwanzig Jahre fast 200000 Euro ausgab.
BZ vom 6.2.2006 - Gesamten Beitrag auf www.bzol.de lesen

 

 

 

Seelsorgekurs für Ehrenamtliche in FR-Innenstadt

Menschen, die sich ehrenamtlich oder privat in der Betreuung oder Begleitung von Menschen engagieren, wünschen sich oft eine Vertiefung ihrer seelsorgerlichen Kenntnisse. Dafür gibt es einen Kurs der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) im ersten Halbjahr 2006 an. Das Konzept wird an einem Informationsabend am Mittwoch,18. Januar, 20 Uhr, in den Räumen des Evangelischen Stiftes, Hermannstraße 10, vorgestellt. Die Kursgebühr für zwölf Abende und einen Seminartag beträgt 100 Euro. Anmeldung bis 11. Januar und weitere Informationen bei der EEB, 0761/73041 oder www.eeb-freiburg.de
BZ vom 10.1.2006.

 

 

Engagement - OB Salomon zeichnete vier Freiburgerinnen und vier Initiativen aus

Anlässlich des Internationalen Tags des Freiwilligen Engagements würdigte die Stadt Freiburg gemeinsam mit der Badenova am Freitagabend die Leistungen von ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern. Auf dem Gelände des Energieunternehmens zeichnete Oberbürgermeister Dieter Salomon vier Einzelpersonen und ebenso viele Projekte als beispielhaft und herausragend aus

Gisela Friedrich, die seit 1986 vor allem lokal, aber auch landesweit und im Elsass für den Arten- und Biotopschutz tätig ist. Bettina Dresel, seit Jahren in der Straffälligen- und Wohnungslosenhilfe aktiv, und seit vergangenem Jahr als Bürgermentorin Initiatorin zahlreicher Projekte. Schwester Inge Kimmerle, die 1992 einen Verein für die Ladeninitiative „ S’ Einlädele“ im Stühlinger gründete, wo Menschen mit niedrigen Einkommen günstig einkaufen können und beraten werden. Seit 1993 leistet Schwester Inge mit dem „ S’ Einlädele“ zusätzlich humanitäre Hilfe in der Ukraine, unter anderem mit jährlich zehn Hilfsgüter-Transporten. Und Gabi Kaiser, seit 1997 Ansprechpartnerin der Adolf-Reichwein-Grundschule in Weingarten für Bachpatenschaften; in diesem Projekt verarbeiten Kinder gesammelten Müll zu Kunstwerken. Zusätzlich engagiert sich Gabi Kaiser in städtischen und regionalen Aktivitäten wie „ Freiburg packt an“ .

Als Gruppen wurden ausgezeichnet: Das Frauen- und Kinderschutzhaus, 1979 gegründet, in dem rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Betroffenen Schutz und Zuflucht vor häuslicher Gewalt bieten; der Bürgerverein Freiburg-Weingarten, seit mehr als dreißig Jahren Förderer der Lebensqualität des Stadtteils; die „ Gummibärenbande“ der Sportfreunde Eintracht Freiburg, in der kleine Kinder für den Ballsport begeistert werden sollen und zu guter Letzt die „jes-connection“

 

jes-connection für Histo-Workcamp erhält Preis

Neben Privatpersonen und weiteren Projekten (siehe oben) zeichnete OB Dieter Salomon am Freitag auch die Teilnehmer an der „ jes-connection“ aus. Das von der ehemaligen Freiburger Stadträtin Claudia Herbstritt ins Leben gerufene Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, Partnerschaften zwischen Jugendlichen - „ Jes“ steht für „ Jugend engagiert sich“ - und Unternehmen zum Zwecke gemeinnütziger Tätigkeiten zu vermitteln. BZ-Mitarbeiter Johannes Schneider sprach mit der 13-jährigen Annika Marschall aus Pfaffenweiler, die in den Sommerferien am „ 1. Freiburger Histo-Workcamp“ auf dem Schlossberg teilgenommen hatte.

BZ: Wie bist du auf die Idee gekommen, am „ Histo-Workcamp“ teilzunehmen?
Marschall: Meine Tante hat mir erzählt, dass mein Cousin da teilnimmt. Und der hatte davon aus der Zeitung erfahren. Die Idee hat mir sofort gefallen.

BZ: Das Projekt dauerte ja eine Woche lang. Wie genau sah euer Tagesablauf und eure Arbeit aus?
Marschall: Unsere Arbeit bestand hauptsächlich darin, die Treppe der alten Festung freizulegen. Wir haben eine Menge Gestrüpp aus dem Boden gerissen. Das war ganz schön anstrengend, hat aber auch sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten auch eine Menge Freizeit. Wir haben zum Beispiel an einem Tag eine Fahrradtour nach Neu-Breisach gemacht und sind abends auch mal ins Kino gegangen. Geschlafen haben wir, also so 18 Leute zwischen 13 und 22 Jahren, in einer Hütte auf dem Schlossberg. Auch die Mentoren haben mit uns da übernachtet.

BZ: Und inwiefern wurdet ihr von Unternehmen bei eurer Aufgabe unterstützt?
Marschall: Beim Freilegen der Treppe hat uns ein Gärtner geholfen. Und von den Restaurants Dattler und Greifeneggschlössle haben wir jeden Tag umsonst was zu essen bekommen.

BZ: Jetzt kriegst ddu gleich eine Auszeichnung vom Oberbürgermeister. Schon aufgeregt?
Marschall: Ja, vor allem auch weil ich mich für heute nicht angemeldet habe. Ich hoffe, es klappt dennoch.

Annikas Sorge war unbegründet. Zusammen mit zahlreichen anderen Jugendlichen wurde sie für ihr Engagement geehrt - eine hart erarbeitete, wohlverdiente Anerkennung.
BZ vom 5.12.2005

  

 

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