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Selbsthilfegruppen im Schwarzwald
Senioren ab November 2005

  

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Senioren und Alter - Pflegeheim, Hospiz, Demenz, Initiativen, Selbsthilfegruppen

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Alternder Mensch: Von Risiken und Nebenwirkungen

Ein hoffnungsloser Fall ist vom Rechtsanwalt nicht zu gewinnen und vom Arzt nicht zu heilen. Gerade in der Altersheilkunde gibt es viele hoffnungslose Fälle, und es ist für den Arzt nur schwer zu ertragen, dass er "letzten Endes" immer verliert. Der schleichende und unumkehrbare Alterungsprozess erfordert über die medizinische Wissenschaft hinaus ein hohes Maß an ärztlicher Kunst, um alternden Menschen im Leben und Sterben beizustehen.

Dieser düstere Anfang mag erschreckend wirken, aber mit einer Gebrauchsanweisung für mehr Lebensqualität und größeren Lebensgenuss im Alter ist es angesichts dieser Realität nicht getan. Die meisten Bedingungen für ein langes und beschwerdearmes Leben sind bekannt: langlebige Eltern (Erbmasse), gute Freunde (Sozialkontakt), maßvolle Bewegung (körperliches und geistiges Training), hochwertiges Essen (mediterran mit Olivenöl, viel Obst, Gemüse, Meerefrüchte), viel Wasser und wenig Wein. Arbeit ist eine "Lebensversicherung" , und aus der Liebe sprudelt der wahre Jungbrunnen.

Die mittlere Lebenserwartung von gesunden Sechzigjährigen beträgt derzeit fast ein Vierteljahrhundert — bei Frauen etwas mehr, bei Männern etwas weniger. Vor über hundert Jahren war das die Lebenserwartung von Dreißigjährigen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die jugendlichen Alten von heute mit achtzig eine Lebenserwartung von fünfundneunzig Jahren, und mit neunzig eine Lebenserwartung von über hundert Jahren haben werden. Diese statistische Annahme bedeutet, dass einige aus der Generation der heute Sechzigjährigen einhundertzwanzig Jahre alt werden könnten. Eine geradezu apokalyptische Vision: Sechzigjährige Menschen können noch einmal so lange leben, wie sie schon gelebt haben.
Das klingt doch ziemlich hoffnungsvoll, wo also bleibt der "hoffnungslose Fall" ? Er versteckt sich hinter dem Begriff "beschwerdearm" . Alt werden bedeutet, Beschwerden zu haben: Schlafstörungen, Schmerzen, Verstimmungs- und Schwächezustände. Dabei geht es nicht um Krankheiten, die auch derartige Symptome hervorrufen können, sondern um Befindlichkeitsstörungen.

Menschen, die den Alterungsprozess durch Jungbrunnen aller Art aufhalten wollen, sind "hoffnungslose Fälle" der Altersheilkunde. Ihnen ist nicht zu helfen, denn sie schaden sich selbst mit Heilungsversuchen, zu denen sie mit gewaltigem Werbeaufwand verführt werden. Die Menschheit nimmt heute an dem größten biochemischen Feldversuch aller Zeiten teil. Vor hundert Jahren hätte sich niemand vorstellen können, dass der menschliche Organismus heute einer Unmenge chemischer Verbindungen ausgesetzt wird. Das Zusammenwirken aller dieser Substanzen ist nicht erforscht und wohl auch nicht erforschbar. Gerade bei älteren Menschen kommen Medikamente hinzu, die tatsächlich die Lebensqualität verbessern und das Leben verlängern; aber je mehr Medikamente verbraucht werden, desto häufiger treten Nebenwirkungen auf. Selbst schwere Nebenwirkungen werden erst nach der Zulassung — also im Massenversuch — offenbar. Das Geschäft mit den O.T.C. (over the counter) - Präparaten, die vom Apotheker rezeptfrei "über den Tresen" verkauft werden dürfen, hat bei einigen Pharmafirmen den Umsatz von rezeptpflichtigen Medikamenten überrundet. Diese Medikamente sind weder wirkungslos noch nebenwirkungsfrei. Ein Beispiel: Wer länger als zehn Tage im Monat Kopfschmerztabletten nimmt, kann Kopfschmerzen bekommen — von diesen Tabletten. Für diesen Mechanismus ist es gleichgültig, welche Tabletten genommen werden. Wenn sie bei Kopfschmerzen wirken, dann können sie langfristig auch Kopfschmerzen erzeugen. Andere Schmerzmittel erzeugen Leberschäden. Der Arzt fahndet angesichts der erhöhten Leberenzyme nach Alkoholschädigung, Hepatitis und noch schlimmeren Krankheiten.
Wenn Heilpflanzen wirksam sind, haben sie auch Nebenwirkungen. Die Nebenwirkungen werden bei den Supermarktangeboten oft nicht angegeben. Einige Heilpflanzen sind sogar stark wirksam und haben schwerwiegende Nebenwirkungen. Ein Beispiel: Johanniskraut hat in den vergangenen Jahren eine Karriere als Antidepressivum gemacht. Als Nebenwirkungen sind Hautreaktionen auf Sonneneinstrahlung — meistens im Gesicht und an den Armen — bekannt; weitgehend unbekannt ist, dass durch das Zusammentreffen von Johanniskrauteinnahme und Ultraviolettbestrahlung eine sehr schmerzhafte Nervenentzündung mit Kribbeln und anderen Missempfindungen (Polyneuritis) ohne Hautreaktion hervorgerufen werden kann.

Schwerwiegende Folgen kann auch der kritiklose Einsatz von Nahrungsergänzungsprodukten und Multipillen haben, die eine umfassende Versorgung mit Vitaminen und anderen essentiellen (lebensnotwendigen) Stoffen garantieren sollen. Eine Überdosierung einzelner Bestandteile kann Krankheiten auslösen oder andere essentielle Substanzen verdrängen und die Aufnahme von lebensnotwendigen Medikamenten beschleunigen, verlangsamen, ganz verhindern oder zu einer Anhäufung des Medikaments mit lebensbedrohlichen Folgen führen. Zudem können Medikamente Vitamine und Spurenelemente verdrängen im "Konkurrenzkampf um die Rezeptoren" . Daraus entstehen Mangelkrankheiten mit hohen Risiken gerade für alte Menschen. Ein Vitamin-D 3-Mangel hat katastrophale Folgen und bewirkt Hinfälligkeit durch Knochenbrüche und Gelenkverschleiß. Andere Vitamin- und Spurenelementedefizite haben ähnlich schreckliche Folgen. Es lohnt sich bei unklaren Beschwerden, Vitamine und Spurenelemente vom Arzt bestimmen zu lassen. Der Markt der Kräftigungsmittel, Anti-Aging-Präparate, der asiatischen Wurzeln und Teemischungen, der Hildegardiskräuter und Bachblüten ist ein milliardenschwerer. Man kann nur inständig hoffen,
- dass diese Mittel unwirksam sind, weil sie entweder unterdosiert (das ist meistens der Fall) oder unwirksam sind;
- dass sie nicht verseucht sind — etwa mit Pestiziden, die in den Industrieländern verboten sind, aber in manche Herkunftsländer exportiert werden dürfen
- oder mit Arsen und Quecksilber vergiftet sind, wie erst jüngst von zwei Ayurveda-Produkten bekannt wurde.
Ein alternder Mensch, der sich freiwillig diesem biochemischen Chaos aussetzt, hat gute Chancen, zum "hoffnungslosen Fall" für die Altersheilkunde zu werden.
Hans-Werner Lüdke, 27.3.2007, www.badische-zeitung.de

Der Autor leitete das Geriatrische Institut Freiburg, arbeitete dort in der klinischen Arzneiforschung. Seit seiner Pensionierung 2006 ist sein Schwerpunkt in einer Gemeinschaftspraxis Erfahrungsheilkunde

 

 

Volkshochschulkurse: Altersvorsorge macht Schule

Ab Februar 2007 startet an bundesweit rund 500 Volkshochschulen ein umfassendes Kursprogramm zur finanziellen Absicherung im Alter. Unter dem Titel "Altersvorsorge macht Schule" treten unabhängige Berater der Deutschen Rentenversicherung an, um die Kursteilnehmer zu Finanzexperten in eigener Sache zu machen. Am Ende des zwölfstündigen Kurses, so das erklärte Ziel, ist jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin in der Lage, zielsicher das eigene individuelle Altersvorsorge-Paket zu schnüren.
Mitgetragen wird das Projekt von der Bundesregierung, den Verbraucherzentralen sowie den Gewerkschaften, den Arbeitgeberverbänden und dem Deutschen Volkshochschul-Verband e.V. (DVV).
Gemeinsam wollen die Initiatoren den Altersvorsorge-Aktivitäten der Bundesbürger auf die Sprünge helfen. Die Kurse sollen genau jenen einen Weg weisen, die sich beim Thema "Altersvorsorge" überfordert fühlen oder keinen finanziellen Spielraum sehen. Die Referenten informieren daher nicht nur über zusätzliche Altersvorsorge-Möglichkeiten wie Riester-Verträge, betriebliche Vorsorge und Rürup-Renten. Sie zeigen zudem detailliert auf, welche Angebote zur individuellen Situation am besten passen und was es vor der Entscheidung für ein bestimmtes Produkt zu beachten gilt.
Konkrete Kaufempfehlungen sprechen die Berater nicht aus. "Altersvorsorge macht Schule" versteht sich als strikt neutrales Informationsangebot. Ziel ist es, den Teilnehmenden so viel Wissen an die Hand zu geben, dass sie selbstständig die für sie richtigen Entscheidungen treffen können.
Zusätzliche Hilfestellung leisten die umfassenden Kursmaterialien. Außerdem erhalten alle Kursteilnehmenden Zugang zu einer kostlosen eLearning-Plattform.
Die Kursgebühr beträgt 20 Euro.
Weitere Informationen bietet die Internetseite zur Kampagne, aber auch jede Volkshochschule vor Ort.
http://www.bildungsserver.de/link/altersvorsorge, 12.1.2006
http://www.altersvorsorge-macht-schule.de/idee.html

 

Breisacher Demenz-Gruppe besteht seit zehn Jahren

Breisach. Als "Balsam" bezeichnete Renate Brender, zuständige Mitarbeiterin des Caritasverbandes, die Worte des Danks und Lobes, die in diesem Rahmen von den Vertretern aller Verbände gefunden wurden. Die vor 10 Jahren gegründete Breisacher Betreuungsgruppe für demenziell erkrankte Menschen war die erste und für lange Jahre die einzige dieser Art im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und hat damit viel Pionierarbeit geleistet. Das Beschäftigungsangebot erstreckt sich von Erinnerungspflege über Bewegungsübungen bis hin zu Gedächtnistraining.


Geleitet wird die Demenz-Gruppe von Renate Kubitzek und Helga Hug, denen Brender stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer einen herzlichen Dank aussprach, der auch die Unterstützung durch das Altenwerk und die Kolping-Familie einschloss. Hervorgegangen ist die Gruppe aus einem Gesprächskreis für pflegende Angehörige. Diplom-Sozialarbeiterin Brender hatte frühzeitig den Bedarf nach Unterstützung erkannt, der in diesem Bereich besteht, und ein entsprechendes Betreuungskonzept entworfen. Mit dessen Umsetzung wurde bereits begonnen, bevor die finanziellen Mittel von öffentlicher Seite zur Verfügung standen. Dieser Eigeninitiative sprach Eva-Maria Münzer, Sozialdezernentin des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald, ein besonderes Lob aus. Seit 2001 beschäftigt sich auch der Landkreis intensiv mit dem Schwerpunktthema Altenhilfe. Ziel ist es, ältere Menschen so lange wie möglich in der Familie zu versorgen und dabei die pflegenden Angehörigen besser zu unterstützen. Ohne das Engagement ehrenamtlicher Helfer, so Münzer, sei dies flächendeckend nicht realisierbar. Der Landkreis finanziert bis zu 10 Qualifizierungskurse pro Jahr, so dass bis heute rund 430 Menschen in der ehrenamtlichen Betreuung geschult wurden. Im Zusammenwirken dieser Helfer mit den hauptamtlichen Kräften und den beteiligten Verbänden liegt laut Münzer die Stärke des Betreuungskonzeptes. Man sei bestrebt, das Netzwerk aus Gesprächskreisen, Kursen, Beratungsstellen und Ratgebern weiter auszubauen, was sich auch darin äußert, dass im Frühjahr 2007 in Merdingen die vierte in Kooperation mit dem Caritasverband unterhaltene Betreuungsgruppe der Region Kaiserstuhl-Tuniberg entstehen wird.

"Es ist wichtig, den Demenzkranken und ihren Angehörigen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleingelassen sind" , sagte Münzer. Diesen Gedanken aufgreifend, entwarf Harald Wochner von der Pfarrgemeinde St. Stephan das Bild eines Menschen, der unvorbereitet in einer chinesischen Kleinstadt ausgesetzt wird und versuchen muss, sich dort zurechtzufinden. "Die Kranken spüren oft, was sie können sollten. Dass es aber nicht so klappt, weckt in ihnen Ängste und Wut. Dann brauchen sie Menschen, die es gut mit ihnen meinen" , stellte er fest.
Bernhard Scherer, Kreisgeschäftsführer des Caritas-Verbandes, ergänzte, dass es darum gehe, den Betroffenen eine größtmögliche Lebensqualität zu erhalten. Gemeinderätin Imogen Wiedensohler, Kreisseniorenrat Dieter Lösch und Martin Ruprecht, Geschäftsführer der kirchlichen Sozialstation Kaiserstuhl-Tuniberg, bedankten sich in ihren Grußworten für die in diesem Bereich geleistete Arbeit. Renate Brender weiß, wie wichtig die Betreuungsgruppe nicht nur für Erkrankte, sondern auch für ihre Angehörigen ist. In den wöchentlich drei Stunden, in denen sich 5 Betreuer mit 10 Demenzkranken beschäftigen, können sie wichtige Dinge erledigen oder einfach mal tief durchatmen. Sie wissen ihre Lieben in dieser Zeit in guten Händen. Und wer am Ende der Feierstunde, für deren besinnliches Rahmenprogramm die von Peter Pflug erzählten Märchen und Musikbeiträge von Ilona Werner und Hermann Heß sorgten, erlebte, wie sich Demenzkranke und ihre Betreuer an den Händen fassten und gemeinsam "Oh Du Fröhliche" sangen, der spürte, dass diese Gruppe für alle Beteiligten ein Geschenk ist.
Bianka Pscheidl , 20.12.2006, Badische Zeitung

 

Computertraining für Senioren

Ob mit 50, 60 oder 75 - für das begeisterte Arbeiten mit dem PC ist man nie zu alt! Doch wie steigt man am besten ein? Wo gibt es zuverlässige, geprüfte Anleitungen, die im Gegensatz zu Kursen endlich auch auf das eigene Lerntempo Rücksicht nehmen? Und dabei völlig auf Computer-Chinesisch verzichten? Schließlich will man ja den PC selbstständig bedienen können - und nicht immer auf andere angewiesen sein.

Die perfekte Unterstützung für alle Einsteiger ist das Werk „Computertraining für Senioren“. Mithilfe der sorgfältig aufbereiteten Lektionen im übersichtlichen DIN A4-Format verwandelt sich jeder PC-Einsteiger Schritt für Schritt zum Könner. Das Alter spielt dabei keine Rolle: Alles ist einfach und in klarem Deutsch geschrieben, wichtige Fachbegriffe sind ausführlich erklärt. Dank der bebilderten Übungen wird jeder Vorgang exakt nachvollziehbar. Die einzelnen Lektionen-Pakete werden in genau abgestimmten Lern-Schritten geliefert. Die Themen sind so kombiniert, dass sich sofort der gewünschte Erfolg einstellt. Behandelt werden Themen wie
§         den PC und die wichtigsten Zusatzgeräte kennen lernen,
§         kreativ Bilder überarbeiten,
§         individuelle Briefe schreiben und gestalten,
§         schnell und sicher ins Internet gelangen oder
§         elektronische Briefe (eMails) schreiben, versenden, empfangen.

Dies und vieles mehr macht aus dem PC schon bald einen nützlichen Helfer, auf den garantiert niemand mehr verzichten möchte. Das Lektionen-Werk „Computertraining für Senioren“ steht dem Leser dabei stets als verlässlicher Begleiter für den Einstieg in die Welt der Computer beiseite.Die perfekte PC-Hilfe für Einsteiger und Ungeübte ist im Fachverlag für Computerwissen, einem Verlagsbereich des Verlags für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn, erschienen. Die insgesamt 15 Folgen umfassenden Trainings-Pakete erscheinen jeden Monat mit jeweils 64 Seiten im übersichtlichen DIN-A4-Format. Das Grundwerk kostet 14,95 Euro und kann entweder per Internet unter www.senioren-computerhilfe.de  oder telefonisch beim Verlag unter der Telefonnummer 0228 9550190 unter Angabe des Kennwortes „SPK0558“ für einen Sechs-Wochen-Gratis-Test bestellt werden.
Gerhard Lück,
30.11.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Persönlichkeitentwicklung älterer Menschen im Ehrenamt

Tagung zur Lage älterer Menschen in der EFH Freiburg lotet Potenziale und Chancen aus

Im Jahr 2050 wird ein Drittel der deutschen Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein. Das ist kein Grund zur Besorgnis, so das Fazit einer Tagung "Menschen 50 plus — Potenziale einer älter werdenden Gesellschaft" in der Evangelischen Fachhochschule Freiburg (EFH). Denn ältere Frauen und Männer sind reich an Erfahrung und Wissen, die sie in das gesellschaftliche Gemeinwesen einbringen können.

Die meisten tun das bereits. "Die Älteren geben mehr als sie nehmen, erst nach Vollendung des 85. Lebensjahres kehrt sich die Bilanz um" , erklärte Christiane Ding-Greiner vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg bei der Fachtagung. Die Medizinerin bezog sich auf eine Studie aus dem Jahr 2002, wonach viele Frauen und Männer bis ins hohe Alter Kinder betreuen, Angehörige pflegen, ehrenamtlich engagiert oder sogar noch berufstätig sind. Abgesehen von diesen messbaren Leistungen würden Ältere durch eine gelungene Auseinandersetzung mit den Verlusten und Schwächen, die mit dem Alterungsprozess verbunden sind, "in den Beziehungen zu Jüngeren positive Wirkungen erzeugen"
Damit sich diese "Produktivität des Alters" noch besser entfalten könne, sollten nach Ansicht der Wissenschaftlerin, Ältere als aktive Bürgerinnen und Bürger betrachtet und ihre Beiträge, Stärken und Kräfte deutlicher als bisher in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Bisher bestimmten Szenarien vom Zusammenbruch der Sozialsysteme die Debatte über den demografischen Wandel. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln, Erfahrungen auszutauschen und letztlich Ideen zu finden, wie sich die Potenziale der Älteren in freiwilliges Engagement ummünzen lassen, war das Ziel der zweiten Fachtagung der Stadt Freiburg, der beiden Fachhochschulen für Soziale Arbeit und der Stiftungsverwaltung in diesem Jahr. Warum könnte nicht eine pensionierte Lehrerin Freude daran haben, sich ehrenamtlich in der Hausaufgabenbetreuung zu engagieren oder sich ein ganz neues Wirkungsfeld erschließen? beschrieb Heike Arens von der Freiburger Freiwilligenagentur der Paritätischen Dienste ein Beispiel. Die Agentur bietet sich derart Motivierten schon heute als Anlaufstelle an, sie gibt Initiativen Starthilfe und vermittelt Helferinnen und Helfer.

Zusammen mit der EFH-Studierenden Christine Bubholz erläuterte Arens Bedingungen dafür, dass die Lust am Ehrenamt sich entfalten kann und lebendig bleibt. Wichtig sei auch, dass die hauptamtlichen Mitarbeiter einer Einrichtung einen partnerschaftlichen Umgang mit den Freiwilligen pflegen, sie fachlich begleiten und ihre Leistungen anerkennen. Die Chancen, ältere Menschen in Zukunft noch stärker als bisher für bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen, stehen offenbar nicht schlecht. Denn, so Urs Kalbermatten von der Hochschule für Sozialarbeit in Bern, "Menschen streben bis zum letzten Tag danach, aus ihrem Leben etwas zu machen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln." "Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass alte Menschen in diese Sinne normale Menschen sind und nicht auf einen Ruhepunkt hinsteuern" , erklärte er und bestätigte anhand von Studien und einem praktischen Beispiel aus seinem persönlichen Wirkungskreis, dass der Zugewinn an Wissen, sozialen Beziehungen und Lebensfreude sowie das Bewusstsein, einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, Menschen motivieren, sich auf Dauer zu engagieren. Nicht wenige seien jedoch auf Hilfe angewiesen, die Übergänge des Lebens aktiv zu gestalten.
Silvia Faller, 23.11.2006, www.badische-zeitung.de

 

Demenz und Alzheimer

Max Gander, 66, Prechtal, ehemaliger Leiter des DRK-Zentrums in Baden-Baden, ist Mitgründer des Landesverbands Baden-Württemberg der Alzheimer-Gesellschaft. Max Gander hält morgen, Mittwoch, 20. September, um 19 Uhr im Vortragsraum der Elzacher Schwarzwald-Apotheke und am "Welt-Alzheimertag" , Donnerstag, 21. September, um 19 Uhr im Pflegeheim St. Nikolai in Waldkirch einen Vortrag über Demenz und Alzheimer. Mit Max Gander sprach BZ-Redakteur Bernd Fackler.

BZ: Ihr Vortragsthema lautet: "Demenz und Alzheimer — Signal und Herausforderung" . Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Herausforderung?
Max Gander: In Deutschland gibt es zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Menschen, die an Altersdemenz oder Alzheimer leiden. Ab dem 65. Lebensjahr kommt es alle fünf Jahre zu einer Verdoppelung der Alzheimer-Kranken: Also zwischen 65 und 70 Jahren sind etwa drei Prozent der Bevölkerung an Alzheimer erkrankt, bis 85 Jahre dann etwa jeder Vierte und bis 90 Jahre rund 40 Prozent. Wer übrigens das 90. Lebensjahr erreicht hat, erkrankt in der Tendenz kaum noch an Alzheimer. Doch insgesamt sind die Zahlen eine riesige Belastung für die Gesellschaft und die Angehörigen: 80 Prozent der Kranken leben ja zu Hause. Da müssen Staat und Gesellschaft Unterstützung geben, damit die Aufgabe der Selbsthilfe bewältigt werden kann. Es muss immer sowohl für den Kranken wie auch für den Pflegenden Fürsorge getragen werden.

BZ: Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer und was der Unterschied zwischen diesen beiden einerseits und "normaler" Altersvergesslichkeit andererseits?
Gander: Demenz ist der Überbegriff für hirnorganische Krankheiten. Über 60 Prozent der Demenzkranken leiden an Alzheimer, 30 Prozent beruhen auf Durchblutungsstörungen im Gehirn oder sind Mischformen. Diese insgesamt 90 Prozent sind unumkehrbar. Zehn Prozent haben andere Ursachen (zu wenig Flüssigkeit, Stoffwechselerkrankungen, Depressionen etc); diese sind behandel- und umkehrbar, weshalb es auf eine frühe Diagnose ankommt.Wenn wir die Warnzeichen für Alzheimer beachten, weisen "normalen Vergesslichkeiten" im Nachhinein oft auf eine beginnende Demenz hin. Das Problem: Betroffene und Angehörigen verdrängen dies oft.

BZ: Und was sind die ersten Signale für Demenz? Wenn ich den Schlüssel oder die Brille nicht mehr finde oder vergesse, den Herd auszumachen? Oder sind das nur harmlose Schusseligkeiten?
Gander: Anzeichen sind ein stark nachlassendes Kurzzeitgedächtnis, Orientierungsstörungen (räumliche oder zeitliche), Veränderungen in den Interessen und Gewohnheiten (zum Beispiel wenn jemand auf einmal sein Hobby beiseite legt, weil er damit nichts mehr anfangen kann) oder auch, Entscheidungen mehr und mehr wegzuschieben. Wichtig ist es dann, möglichst frühzeitig einen Facharzt aufsuchen.

BZ: Nehmen Alzheimer und Demenz immer mehr zu oder ist das ein schiefes Bild, weil ja die Lebenserwartung höher wird?
Gander: Das Alter ist natürlich ein hoher Risikofaktor für Demenz. Doch gibt es eine zunehmende Zahl von Menschen, die im fünften, sechsten oder siebten Lebensjahrzehnt erkranken: Nervenzellen im Gehirn sterben täglich in hoher Zahl ab, ganze Areale werden zerstört. Dazu kommen Störungen biochemischer Prozesse zwischen den Gehirnzellen. Die Ursachen dieser Zunahme sind wissenschaftlich noch nicht geklärt. Man nimmt an, dass auch Reizüberflutung oder Stress eine Rolle spielen.

BZ: Und es gibt keine Vorbeugung?
Gander: Mit letzter Gewissheit kann man eine Krankheit nicht verhindern. Neben anderen Faktoren wie genug Bewegung und gesunde Ernährung ist auch ein vorbeugendes Gedächtnistraining wichtig. Man darf sich im Alter eben auch geistig nicht gehen lassen.


19.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Hospizarbeit kein Tabu mehr - Edeltraut Kambach geehrt

Für ihre besonderen Verdienste in der Hospizarbeit hat Edeltraut Kambach am Mittwoch die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Die Auszeichnung überreichte Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach im Rahmen eines feierlichen Empfanges im Unteren Saal der Gerichtslaube, und “noch nie waren so viele Gäste bei solch einer Auszeichnung anwesend” , so Kirchbach. Dies zeige, welch große Verdienste sich Edeltraut Kambach um die Arbeit des Hospizes in Freiburg erworben habe.

Die 52 Jahr alte Referentin des Referats Altenhilfe der Freiburger Caritas ist Gründungsmitglied der ökumenischen Hospizgruppe Freiburg. In dieser Funktion gab sie zwölf Jahre lang Kurse zur Vorbereitung und Vertiefung der Hospizgruppenarbeit. Die Initiatorin der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz war aber mit ihrem Einsatz für die Sterbebegleitung nicht nur in Freiburg aktiv. Auch über Stadt- und Landesgrenzen hinaus war ihr Rat stets gefragt. So konzentrierte sie ihre bundesweite Arbeit vor allem auf die Ausbildung neuer Mitglieder für die Sterbebegleitung.

Ihr größter Verdienst aber sei es gewesen, so von Kirchbach, durch ihre unermüdliche Arbeit das Thema Sterben und Sterbebegleitung aus der Tabu-Zone zu holen. Heute sei ein entkrampfter Umgang mit diesem Thema möglich. Die Geehrte wollte die Auszeichnung nicht nur als Anerkennung ihrer eigenen Verdienste verstanden wissen. “Ich nehme die Verdienstmedaille stellvertretend für die gesamte Hospizbewegung an” , betonte Edeltraut Kambach.

16.6.2006, www.badische-zeitung.de

 

Rentner müssen Steuererklärung ausfüllen - Hilfe zur Selbsthilfe

Rentner müssen Steuern zahlen — im Prinzip. Längst nicht alle Rentner sind betroffen. Aber wer sicher sein will und eine Steuererklärung abgibt, findet im Internet Hilfe. Auf der Internet-Seite
www.ihre-vorsorge.de gibt es eine Ausfüllhilfe für die neue Anlage R der Steuererklärung. Zeile für Zeile wird erläutert, was dort einzutragen ist.

 

Wendelin Schuler - Anlaufstelle für ältere Menschen und pflegende Angehörige

Alle Hände voll zu tun hat Wendelin Schuler, seit fünf Jahren der Sozialarbeiter und Berater für ältere Menschen des karitativen Altenhilfeverbunds Hochschwarzwald. Sein Überblick über die Angebote der verschiedensten Institutionen, Heime und Pflegedienste auf dem Hochschwarzwälder Pflegemarkt ist sehr gefragt, er weiß Bescheid über die Gesetzgebung bei Pflege- und Krankenversicherungen, welche Anträge wo zu stellen sind und wie eine Finanzierung der anfallenden Pflege- oder Heimkosten auf die Beine zu stellen ist.

Zum fünften Mal gaben die Träger der Beratungsstelle für ältere Menschen ihren Jahresbericht im Konferenzraum des Seniorenzentrums St. Raphael. Schuler hat seine Tätigkeit am 1. Februar 2001 aufgenommen. Damit stellte der karitative Altenhilfeverbund Hochschwarzwald der Bevölkerung und auch den Kommunen einen Berater zur Verfügung, der hilft, das breit gefächerte Versorgungsangebot zu durchleuchten, Antworten und Lösungen entsprechend der individuellen Bedürfnisse zu finden.

“Er ist der Sozialarbeiter, der die Älteren von A bis Z betreuen kann”, sagte Georg Scharbatke. Zum karitativen Altenhilfeverbund Hochschwarzwald gehört der Caritasverband für den Landkreis, vertreten durch Norbert Mechsner, sowie Klaus Lauber, Geschäftsführer des Seniorenzentrums St. Raphael und Georg Scharbatke, Leiter der Sozialstation Hochschwarzwald. Dass das Konzept stimmig ist, zeigte Schuler: “Die Stelle hat sich in den fünf Jahren bewährt. Der ältere Mensch ruft bei mir an und hat Fragen zu den alltäglichen Dinge des Lebens: Wo gibt es was, was kostet es, wer kommt zu mir nach Hause, wer hilft mir bei Antragstellung und finanziellen Problemen.” Auch pflegende Angehörige melden sich und hinterfragen Möglichkeiten der Pflege zu Hause, Unterstützung und die Finanzierung der Kosten. Deutlich zugenommen hat die Zahl von Demenzkranken-Angehörigen, die Beratung suchen. Sehr viel Arbeit bedeutet auch sein Service, die Befreiungsanträge für seine Schützlinge anzufertigen und jährlich zu erneuern. Gefragt ist sein Wissen über Versorgungsvollmacht und Patientenverfügung. Die älteren Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause bleiben.

Die wenigste Zeit ist Schuler in seinem Büro anzutreffen. Hier telefoniert er und ist mit dem Zeitmanagement beschäftigt. Mehr als 14 000 Kilometer war er 2005 mit dem Auto zu 655 Hausbesuchen und Beratungen bei 238 Personen unterwegs. Tätig war er in Titisee-Neustadt (236 Beratungen), Löffingen (104), Lenzkirch (71), Hinterzarten (56), Schluchsee (46), Eisenbach (37), Breitnau (45), Friedenweiler-Rötenbach (31) und Feldberg (29). Siebenmal referierte Schuler öffentlich sowie auch beim Infotag Pflege Hochschwarzwald.

2005 fielen 59 200 Euro Sach- und Personalkosten an. Finanziert wurde dies zu 77 Prozent durch Eigenmittel des karitativen Altenhilfeverbundes (45 735 Euro). 14 Prozent bezahlten die Gemeinden Titisee-Neustadt (3120 Euro), Eisenbach (1100 Euro), Lenzkirch (1250 Euro), Friedenweiler-Rötenbach (1000 Euro), Breitnau (495 Euro) und Schluchsee (1000 Euro). Die restlichen neun Prozent stammen aus Erträgen von Krankenkassen sowie Spenden (5500 Euro).

Die Finanzierung der 100-Prozent-Stelle wird von Jahr zu Jahr wackliger, für 2006 hoffen die drei Vertreter des karitativen Altenhilfeverbundes, dass es auf der Basis von 2005 weitergeht. Der Löwenanteil der Beratungsstelle wird von Geld aus Kirchensteuer und von den Krankenvereinen, die die Sozialstation und der Caritasverband erhalten, gestemmt, erklärte Georg Scharbatke. Von der Sozialstation kommen 50 Prozent, der Caritasverband zahlt 25 Prozent. 25 Prozent steuert das Seniorenzentrum aus eigenen Mitteln dazu. Die finanzielle Unterstützung der politischen Gemeinden — zwei sollen noch ins Boot geholt werden - stellt eine wichtige Säule dar. “Wir sehen die Beteiligung der Kommunen als Anerkennung für die Beratungsstelle” , sagen Scharbatke, Mechsner und Lauber. Mit Bangen hoffen sie, dass keine der Kommunen ihren Anteil für die Beratungsstelle kürzt. Zahlen müssen sollten die Ratsuchenden keinesfalls, denn dann träfe es die, die selbst kaum etwas haben. Sollten die Kosten für eine 100-Prozent-Stelle nicht mehr aufgebracht werden können, werde man gezwungenermaßen kürzen müssen. Und dies, obwohl der Bedarf an Beratung groß ist und Schuler immer wieder “Lebensfragen” auf eine Warteliste setzen muss, um Akutfälle zu beraten. Eigentlich, sagt er, sei so viel zu tun, dass die Stelle personell aufgestockt werden müsste.

Badische Zeitung Freiburg
Eva Korinth
, 24.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Trend zu gemeinsamen Wohnformen - Cornelia Kricheldorff

Die “jungen Alten” der Generation 50 plus stellen sich derzeit bewusst der Frage, welche Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen sie an ein Wohnen im Alter knüpfen. Durch die 68er-Revolte, die feministische Bewegung und Ökogeist geprägt, ist sie im Frieden, ohne Entbehrungen groß geworden und hat ganz eigene Perspektiven für die “letzte Strophe” des Lebens entwickelt. Deshalb griff Bündnis 90/Die Grünen im Kurhaus Bad Krozingen das Thema “Wie wollen wir im Alter leben?” auf.

Eine Wahlkampfveranstaltung ohne Wahlkampftöne, aber mit Information und Diskussion in kompetenter, kleiner, feiner Runde. Landtagskandidatin Bärbl Mielich moderierte den Abend an mit der Feststellung, dass 2030 hochgerechnet 26 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein werden. Durch die Lebensarbeitszeit bis 67 werde es deutliche Rentenabschläge geben, weil jetzt schon ein Großteil mit 50 plus in die Erwerbslosigkeit fällt. Antworten müssen gefunden
werden. Denn der Wohnalltag im Alter braucht Wohlbefinden, Identität und Gestaltung, schickte die Referentin Cornelia Kricheldorff ihrem Vortrag voraus. Die Professorin für Gerontologie an der Katholischen Fachhochschule Freiburg wusste, das heute noch 95 Prozent der über 65-Jährigen zu Hause leben und 5 Prozent in Institutionen. Der Trend zu neuen gemeinschaftlichen Wohnformen nehme jedoch zu. “Die Alten schlechthin” gibt es nicht mehr, der Anteil der Alleinstehenden wird größer, die Frauenerwerbstätigkeit nimmt zu. Die Familie steht dadurch als Pflegeeinrichtung kaum noch zur Verfügung. Die Menschen werden älter, bleiben länger gesund und mobil. Waren im Jahr 2000 noch 2,9 Millionen Bundesbürger über 80 Jahre, werden es 2050 schon 8 Millionen sein. Dann gibt es bereits 45,6 Prozent alte Männer. Jedes zweite heute geborene Mädchen wird statistisch über 100 Jahre alt. Die Phase nach dem Berufsleben kann also 40 Jahre betragen. Grund, sie frühzeitig zu planen.

Im Trend liegen gemeinschaftliche Wohnformen. Diese besonders Qualität des Zusammenlebens braucht jedoch gemeinsame Planung und Entwicklung. Sie kann mit mehreren Generationen und verschiedenen sozialen Gruppen konzipiert werden. Sie muss sich in ein Wohnquartier fügen, gemeinschaftsfördernde Räume und private Rückzugsmöglichkeiten anbieten sowie dem neuen selbstbestimmten Altersbild Rechnung tragen. Die sich bildenden “Wahlverwandtschaften” lassen soziale Netzwerke entstehen und werden durch bürgerschaftliche Solidarität getragen. Das beugt der Vereinsamung vor, entlastet die Kostenträger und vermeidet oder verzögert Heimeinweisungen. Noch sind solche Wohnprojekte Experimente. Oft scheitert es schon am Grundstück oder Standort. Kommunen und Bauträger sind hier gefragt.
Was gesunden Alten gut tut, kann auch für Demenzkranke nicht falsch sein, meint das Netzwerk “Freiburger Modell” . Dessen Zweite Vorsitzende und Grünen-Zweitkandidatin bei der Landtagswahl, Waltraud Kannen, erläuterte die Begleitung von Initiativen, die Netzwerk-Wohngruppen mit Demenzkranken mit bestimmten Qualitätsbausteinen aufbauen. In der Region Freiburg leben rund 6000 Menschen mit Demenz, davon 70 Prozent außerhalb von Institutionen. Zu 75 Prozent werden sie von Ehepartnern und zu 15 bis 20 Prozent von Kindern oder Enkeln betreut. Nur ein kleiner Teil ordert professionelle Hilfe.
75 Prozent der Gelder fließen jedoch in die stationäre Versorgung, deren Alltag sich ausschließlich am Pflegebedarf orientiert und kaum an Alltagsfähigkeiten der Bewohner anknüpft. Aber die ambulante Betreuung stößt ebenso an Grenzen. Die vertraute Wohnung wird irgendwann fremd, Alltagsassistenz nötig, Nachbarschaftshilfe und soziale Integration schwierig. Wohngruppen bieten Orientierung, Kontakte, normales Umfeld, geteilte Verantwortung von Angehörigen und Freiwilligen. Pflegewissen sei zwar unverzichtbar, so die stellvertretende Leiterin der Sozialstation “Südlicher Breisgau” , sollte aber nicht im Vordergrund stehen. Dass solches Miteinander ein Mehr an Toleranz, Großzügigkeit, Kompromissbereitschaft und Gelassenheit erfordert, bestätigten in der Diskussion die Berichte von älteren Menschen mit Wohnprojekterfahrung.
Alles von
Sabine Model  vom 13.2.2006 auf www.bzol.de lesen

 

 

Dementen-WG in Emmendingen - einmalig im Landkreis

Die Angst vor dem Alter verbinden viele ältere Menschen mit der Vorstellung, irgendwann einmal in ein Pflegeheim abgeschoben zu werden. Dass es auch anders geht, neue Wohnformen bisher gängige Muster ersetzen können, zeigt das Beispiel der “Dementen-Wohngemeinschaft” in der Hochburger Straße 24. Seit einem halben Jahr leben dort demenziell erkrankte Menschen zusammen unter einem Dach. Die “Senioren-WG” ist die erste im Landkreis und eine der wenigen in Südbaden.

Auf den ersten Blick hat die geräumige Wohnung im Erdgeschoss des ehemaligen Gesundheitsamtes so gar nichts von einer Senioreneinrichtung: Eine gemütliche Sitzgruppe in freundlichem Orange, hell-gelb gestrichene Wände, zahlreiche Möbel und persönliche Gegenstände der Bewohner und überall dem thront Hauskater “Sammy” , der den Besucher mit lautem Schnurren empfängt. Zwei Frauen und zwei Männer sitzen zusammen mit ihren Betreuerinnen am Kaffeetisch im zentralen Wohnbereich, Tassen klappern, es wird geschwätzt und gelacht. “Die Bewohner sollen sich hier wie zu Hause fühlen” , sagt Cornelia Bertsch, die Vorsitzende des Trägervereins und Generalvermieters der vor einem halben Jahr eröffneten Einrichtung. Die behindertengerechten Zimmer sind bewusst klein gehalten, weil sich das Leben im großzügigen Begegnungsbereich abspielt: Dort wird täglich die Zeitung gelesen, gebastelt, gesungen, gekocht und abgewaschen. “Selbst den Speiseplan erstellen wird gemeinsam und die alten Menschen dürfen ihre Wünsche äußern” , so Cornelia Bertsch. Zusammen backen und kochen ist bereits ein Stück Therapie für die altersverwirrten Menschen: “Erinnerungen an früher kehren dabei zurück” . Ganz persönliche Dinge prägen auch die Einrichtung: Teppiche auf dem Boden, ein Ohrensessel als Lieblingsplatz, alte Emmendinger Stadtansichten im gemütlichen “Raum der Sinne” oder ein liebevoll gestalteter Schaukasten mit Modellbahnzügen im Zimmer eines Bewohners. Herr K. war Lokomotivführer und erinnert sich gerne und voller Stolz an die längst vergangenen Tage auf der alten schwarzen Dampflok, die als großes Foto gerahmt auf dem Regal lehnt. Auch bei schlechtem Wetter, wenn die Gartenanlage nicht zur Verfügung steht, sind Spaziergänge jederzeit möglich: Die “Bewegungsmeile” , ein behindertengerechter Rundlauf, ist das Kernstück der 330 Quadratmeter großen Wohnung. “Demente Menschen mögen keine Sackgassen” , erläutert Monika Dahmann. Die zupackend wirkende Fränkin mit dem Herz auf dem rechten Fleck ist Geschäftsführerin ders Pflegedienstes Seniorenpartner , der im Dachgeschoss eingezogen ist und die alten Menschen ambulant betreut - 24 Stunden am Tag, falls nötig. Ein Dienstplan sichert die ständige Präsenz von Pflegepersonal und so genannten “Alltagsbegleiterinnen” im Drei-Schicht-Betrieb. Dahmann setzt dabei auf fest angestellte Fachkräfte: “Demente Menschen wollen kein Durcheinander sondern brauchen Kontinuität” .

Die geschulten Alltagsbegleiterinnen sorgen für die Aktivierung, Gedächtnistrainung, Betreuung, Kochen und Einkauf, die Krankenschwestern oder -pflegerinnen für die nötige Pflege. In der Senioren-WG ist der Pflegedienst allerdings frei wählbar: “Wer seine vertraute Pflegerin behalten möchte, kann dies jederzeit tun” , betont Monika Dahmann. Und auch die Angehörigen werden nicht nur in regelmäßigen Besprechungen mit ein bezogen, sie dürfen auf Wunsch auch Leistungen übernehmen und können damit so manchen Euro an Kosten sparen. Pflege und Betreuung können je nach Bedarf im “Baukastensystem” abgerufen werden. Denn dass die zehn Wohnplätze an der Hochburger Straße erst zur Hälfte belegt sind, liegt wohl zum einen an “Vorbehalten gegen das Unbekannte” , zum anderen an den hohen Kosten, die allerdings je nach Pflegestufe über die Pflegeversicherung abgerechnet werden können. “Das Konzept wird gegenüber den Pflegeheimen noch immer benachteiligt” , ärgert sich Monika Dahmann, “obwohl es der Gesellschaft letztlich Kosten spart” . In Gemeinschaft zu wohnen und versorgt zu sein wird auch im zweiten Stock des Hauses geschätzt. Dort wohnen die “rüstigen Senioren” in privat angemieteten Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements. Und so mancher hat die Qualität der Küche in der “Dementen Wohngemeinschaft” schon schätzen gelernt und verzichtet aufs eigene Kochen. Die Vernetzung ist gewollt und wird gefördert. “Einige Bewohner kommen sogar regelmäßig vorbei, unterhalten sich mit ihren neuen Nachbarn oder lesen ihnen etwas vor” , freut sich Cornelia Bertsch. Die Senioren-WG, ist sie überzeugt, wird sich als neue Wohnform mit familiärem Umfeld für alte Menschen durchsetzen.
Gesamten Beitrag vom 28.1.2006 in der BZ bitte auf www.bzol.de lesen

Dementen Wohngemeinschaft im Landkreis Emmendingen e.V.,
Hochburger Straße 24, Emmendingen, 07641/936909.

 

 

Greisenland

Dr witt in d Schwiz fahre, witt vorhär no gschnäll dr Rase mähje, un wänn dr an dr Schnuer vum Mähjer rissesch, siihsch Sternli: grad wänn drs am wennigschte kasch brüche, schiäßts dr ins Griz. He also. Anschtatt in d Alpe gohts jetz halt ins Keidelbad. Des Thermalwasser duet dinem Rucke guet. Dü lisch jetz im warme Becke uf em Rucke un duesch schwadere; an dr Decki sin Spiägel, do siihsch, wu dr hinterschi ani schwimmsch.

Dr kunnsch ins Sinniäre. Des Päärli do, mit sinene zwei Kinder, däne wu dr jetz üswichsch, die hän 34 Äiro Iidritt zahlt, des sin immerhin 68 Mark, nit grad billig fir e Familiä, aber guet fir d Friiburger Stadtkass. Guet ass es änewäg no sonig git, wu Kinder in d Wält setze! Iberhaüpt sin am hittige Samschtig e Hüffe Kinder do.
Un no gohsch in eso e Rundbecke nii, wus bsunders heiß isch un wu mer ka üsruehje. Dr einzig Blatz, wu frei isch, isch näbe nere junge Thailänderi. S sin iberhaüpt Lit üs allene Herre ihrene Länder do, sogar Elsässer, wu no alemannisch schwätze. Bi däre Fraü, ihrenem Kind un ihrenem Mann gohts lebändig zu, i lueg aber nit ani, schuscht dänkt si, was gafft dänn dä alt Aff. Bis i doch merk, ass des Kind üsgrächnet zu miir fuchtlet un Gspass mache will. I fuchtle eweng zruck, aber eweng gstiff, e natiirlige Umgang mit Kinder isch mer in unserem Greiseland gar nimmi rächt gwehnt.

Jetz längts mer, i wott eweng uf dr Liigestuehl. Do sin Sticker drissig, fascht uf keinen lit eber druf, aber uf jedem isch e Handduech oder stoht e Dasche. Do nimmi halt so e Handduech, falts eso schen zämme, ass sogar mi Fraü zfriide wär un legs uf dr Stuehl näbe dra. I schlof fascht scho ii uf däre Liigi, uf eimol bäffzget e elteri Person: Was fällt denn Ihnen ein auf meinem Stuhl, haben Sie mein Handtuch ... Regen-ych nit uf, sag i do, nit ass er s aü no im Griz bikumme ...

Harald Noth am 7.1.2006 in der BZ Lueginsland

 

 

49ontop.de sucht Wohngemeinschaftler für die 50 plus-Generation

Ballrechten-Dottingen. Heidi Reiser ist Jahrgang 1952 und beschäftigt sich schon eine ganze Weile sehr intensiv mit gemeinschaftlichen Wohnmodellen für Menschen der “50 plus-Generation” . Eine Wohnform, die dieser Personenkreis allenfalls von den Studienzeiten der eigenen Kinder kennt, aber nie für sich reklamierte. Die Bundesorganisation “49 on top e.V.” macht ihr Mut zur Initiative.

Diese Organisation für die Generation ab Mitte 40 vereint bundesweit Ehepaare und Singles in rund 40 Regionalgruppen auf dem Weg zu neuen Begegnungen und Aktivitäten mit interessanten Menschen. Vertreten wird die These: Man muss beizeiten Gleichgesinnte suchen, um vielleicht irgendwann ein gemeinsames bezahlbares Wohnprojekt zu verwirklichen, in dem jeder hinreichend Möglichkeiten für Rückzug und Geselligkeit findet. Eigentlich ist Heidi Reiser Kölnerin. Beruflich bedingt zog sie 1983 nach Freiburg, landete schließlich in der Fauststadt Staufen und betrieb dort unter anderem acht Jahre ein Büro zur Vermietung von Hausbooten in Frankreich. Vor sechs Jahren wechselte sie nach Ballrechten-Dottingen. Dort ist sie derzeit damit beschäftigt, eine Regionalgruppe “49 on top” im Raum Breisgau, Markgräflerland und Südschwarzwald aufzubauen. Die Treffen bieten Streifzüge durch die Natur, Radwanderungen, Besuche bei überregionalen Veranstaltungen und kleine Reisen zwischendurch. Die Reiselust steckt ihr immer noch in den Knochen. Die Vision eines Wohnprojektes beflügelt sie. Denn sie weiß, dass derartige Aktionen und gemeinsame Freizeitaktivitäten ein guter Start sind, Menschen zusammenzuführen, die sich vorstellen könnten, einen liebens- und lebenswerten dritten Lebensabschnitt miteinander zu verbringen.

Voraussetzung ist, das weiß sie, dass die Chemie stimmt. Testen könnte man das nach ihrem Plan bei Arrangements für Probewohnen, auf gemeinsamen Kurzreisen in Verbindung mit Naturerlebnissen, bei Gaumenfreuden und in Wohlfühlatmosphäre oder beim Überwintern in südlichen Gefilden. Ein Netzwerk wird fleißig “ gestrickt” . Der Anfang ist bereits gemacht. Von heute auf morgen ist daraus natürlich kein Wohnprojekt zu zaubern. Das weiß sie sehr wohl. Man muss vielmehr zunächst herausfinden, wer zu wem passt und welche Wohnform in welchem Objekt in Frage kommt. Das ist zeit- und arbeitsintensiv. Aber Heidi Reiser ist fest davon überzeugt, dass sich der Einsatz lohnt, um ein erfülltes Leben im Alter vorzubereiten. Sie selbst hat schon Erfahrungen mit Wohnprojekten gemacht. Sie hat die Fühler ausgestreckt und festgestellt: Interessenten sind da. Die Vorstellungen sind allerdings sehr unterschiedlich. Aus diesem großen Pool gilt es, kleine Interessengruppen zu formen. Um diesen Aufbau professionell zu gestalten, lernt sie in einem Seminar etwas über Gruppendynamik und Konfliktmanagement. Anregungen holt sie sich außerdem bei der Hans-Georg Kraus Stiftung, die nicht nur ein umfangreiches “ 49 on top” Angebot unterbreitet, sondern auch eine Informationsbroschüre publiziert mit dem Ziel “ Selbstbestimmtes Wohnen im Alter” . In dem gleichnamigen Arbeitskreis stehen hauptberufliche Experten und sachkundige Ehrenamtliche zur weiteren Hilfestellung bereit. Die Aktualität des Themas ergibt sich für Heidi Reiser aus den wenig verlockenden klassischen “ Satt-sauber-warm” -Pflege, einer “ Stoppuhr” -Versorgung oder ähnlichen Wohn- und Betreuungsformen, die nach ihren Maßstäben alle mit Abstrichen der Lebensqualität einhergehen. Die Renten sinken, aber die Kosten der Heimplätze steigen. Sozialhilfe wäre die Konsequenz. Die Familie ist oft nicht greifbar. Job- und karrierebedingt verstreut oder eingespannt, können die Kinder sich kaum intensiv um die Eltern kümmern. Aber das Haus wird mit der Zeit zu groß. Die Gartenarbeit zu schwer. Die eigenen vier Wände gestalten sich einsam und sind kaum allein zu bewältigen. Angst macht sich breit vor Altersgebrechen, Angst vor Einsamkeit und Angst, irgendwann zu fallen oder gar zu sterben, ohne dass es jemand bemerkt. Denn zwischenmenschliche Kontakte werden weniger und die Gefahr des Kompetenzverlustes steigt.

Waren 1998 die über 60-Jährigen mit 22 Prozent Bevölkerungsanteil vertreten, wird sich der bis 2050 auf 36 Prozent erhöhen. Nicht zuletzt die staatliche Finanzmisere treibt die Menschen dazu, ihre Zukunft selbst zu planen, bevor sie unversehens nur noch ungefragt verwaltet und verplant werden. Für Architekten und Bauträger eine reizvolle Aufgabe, mit den Interessenten zusammen, geeigneten Wohnraum zu gestalten. Insgesamt, so beweisen Dokumentationen von Wohnprojektbeispielen, ergibt sich in der Wohngemeinschaft eine größere Lebenszufriedenheit als im Heim. Bestimmt ist diese Form kein bequemer Weg, weil man sich finden und arrangieren muss. Wohl aber ist es eine Möglichkeit, die eigenen Selbstentfaltungskräfte nachhaltig zu mobilisieren, dadurch länger fit zu bleiben und die Lebensqualität erheblich zu steigern.
Alles von Sabine Model vom 5.1.2005 auf www.bzol.de

“49 on Top” -Regionalgruppe Freiburg
c/o Heidi Reiser, Ziegelhofstr. 24 a , 79282 Ballrechten-Dottingen,
07634/694851
e-Mail: HIReiser8587877@aol.com oder
ratatouille36445@aol.com
www.49ontop.de/fr.htm

 


 

Durch Meditation aus der Mitte heraus leben

Zu sich selbst kommt nur, wer alles und mehr loslassen kann  / Wie Menschen durch Meditation aus der Mitte heraus leben und in jeder Lebensphase zum inneren Erfülltsein gelangen können

“Es muss doch mehr als alles geben!” - dieser Satz der Schriftstellerin Dorothee Sölle drückt das aus, was mich ein Leben lang begleitet und umgetrieben hat. Theologen, unter ihnen vor allem die Mystiker, nennen diese alles durchziehende Sehnsucht Spiritualität. Oft ist es eine lebenslange Suchbewegung. Beim Kirchenvater Augustinus hört sich das so an: “ Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.” Es ist also anscheinend nicht einfach so zu haben und fällt einem mit dem Älterwerden nicht automatisch in den Schoß. Gibt es nun in den verschiedenen Lebensphasen auch verschiedene Weisen der Spiritualität? Im Alter eine andere als in der Jugend oder der Lebensmitte? Hat sie bei Männern andere Färbungen als bei Frauen? Auffallend ist, dass die Frage nach dem, was hinter allem liegen mag, oft in der Mitte des Lebens - also in einer beruflichen und familiären Hochphase - sich neu meldet.  Bei mir war es mitten in einer sehr quirligen Zeit, als ich nach längerem diffusen Unbehagen spürte: Ich muss nach neuen Wegen suchen, die meinem Alltag und seinen Erfahrungen, seinen Freuden und Mühen, Tiefe geben können. Lebe ich bei aller Aktivität eigentlich noch aus der Mitte meiner Person heraus, oder werde ich nur noch von außen gelebt? Ich habe damals den Weg der Meditation gefunden und gewählt. Es ist ein nüchterner Weg der kleinen Schritte, der aber helfen kann, die nötige Balance zwischen Tätigsein und Ruhe, zwischen Aktion und Kontemplation zu finden. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Übung des Loslassens, die Grundübung des Lebens überhaupt, die allem Werden und Wachsen innewohnt und die Voraussetzung ist, jedem neuen Lebensabschnitt auch neue Lebendigkeit zu ermöglichen. Abschiednehmen, Loslassen wird mit zunehmendem Alter immer drängender. Ob es darum geht, Kinder, Beruf, die gewohnte Leistungsfähigkeit los zu lassen - mir hat dieser Übungsweg viel dabei geholfen.

Meditation ist unter anderem auch die Kunst, mit sich allein sein zu können. Sie verbindet äußeres Alleinsein mit innerem Erfülltsein, schafft eine geistige Verbundenheit mit dem Mitmenschen, mit der Welt und Gott. Ob wir es nun Meditation nennen oder anders, die Haltung, die dahinter steht, möchte vor Eintritt ins Alter geübt werden. Immer wieder habe ich Ausschau gehalten nach älteren Menschen, die etwas von dem ausstrahlten, was ich mir für mich selbst erhoffte, etwas von jener “ Weisheit” , deren Nähe einem gut tut. Ich habe sie meist bei religiösen Menschen entdeckt. Ich sehe sie in einigen ruhigen und klaren Gesichtern von alten Menschen in unserem Dorf. Ich fand sie bei meinen alten Eltern, meiner Mutter, die einfach nur da war; bei meinem Vater, dem es nach einem arbeitsreichen Leben gelang, in seinen späten Tagen stundenlang die Geheimnisse der Natur und der Menschen zu bestaunen. Ich fand sie bei älteren Freundinnen und Freunden, in deren Nähe ich mich bejaht und beheimatet fühle: ein Ahnen von “ Himmel” oder dem, was Christen das “ Reich Gottes” nennen. Sie alle scheinen die Früchte eines Lebens mit all seinen Facetten (den schönen und traurigen, den leichten und schweren, den dunklen und hellen) in ihren Händen oder Herzen zu halten.
Das Alter allein also scheint den Menschen nicht ohne weiteres wieder “ fromm” zu machen. In Wahrheit hat jede Lebensphase ihre eigenen Wege zu suchen und zu gehen - auch in spiritueller Hinsicht. Denn es stimmt: “ Es muss mehr als alles geben!” Suchen wir danach!

Zita Heitz am 28.12.2005 in der BZ
Die Autorin ist 64 Jahre, lebt in Buchenbach und arbeitet als Meditationsbegleiterin. Die Ausbildung dazu bekam sie im Geistlichen Zentrum von Sasbach

"Hope sharing family" (Hosfa), Hilfprojekt Uganda von Zita Heitz EineWelt2

 

 

Brückenpflege für Tumorpatienten - Hospizgruppe Südlicher Breisgau besucht

Staufen. Im Zusammenhang mit der Diskussion um die aktive Sterbehilfe wird vermehrt eine bessere Versorgung schwer kranker Menschen gefordert, um deren Wunsch nach Erlösung durch den Tod entgegenzuwirken. Die Hospizgruppe Südlicher Breisgau ließ sich darüber informieren, wie die Brückenpflege am Tumorzentrum Freiburg eine solche Versorgung gewährleistet.

Elle Brett, die Leiterin der Hospizgruppe, hatte Ingeborg Grafmüller als Vertreterin dieses ambulanten Dienstes eingeladen und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfuhren, dass in Deutschland nur die wenigsten der Betroffenen von einer palliativen Betreuung profitieren, die nicht mehr die Heilung zum Ziel hat, sondern sich einzig um die Leidens- und Schmerzlinderung bemüht. Die Einrichtung der Brückenpflege, in den 90er-Jahren vom Land Baden-Württemberg als Modellprojekt ins Leben gerufen, ist für die Region umso segensreicher, als es in Freiburg keine Palliativstation gibt und dort nur zwei Schmerztherapeuten praktizieren. Grafmüller ist eine der sechs examinierten Pflegekräfte, die ihre Aufgabe darin sehen, nach Hause entlassenen Tumorpatienten in ihrer letzten Lebensphase so viel Erleichterung wie möglich zu verschaffen.

Doch die Brückenpflege ist keine jener Pflegedienste, die jeden Tag zu den Kranken kommen, vielmehr wird ein Teil der Unterstützung telefonisch gegeben, natürlich in genauer Kenntnis der Person und des besonderen Zustandes des Krebskranken. „ Die Patienten wissen, dass sie immer anrufen können, in Notfällen auch nachts und am Wochenende“ , so die Referentin. „ 60 Prozent der Zeit wenden wir für Beziehungsarbeit auf“ . Dies schließe auch die Angehörigen mit ein.
Die psychosoziale Betreuung ist gerade deshalb so wichtig, weil den Pflegediensten, mit denen die Brückenpflege zusammen arbeitet, keine Zeit dazu bleibt. Die Mitarbeiter des speziellen Dienstes verfügen über langjährige Erfahrung in der Onkologie und über eine palliativ-medizinische Zusatzausbildung. Ihr Betreuungsgebiet reicht von Herbolzheim bis Müllheim und sie begleiten vor allem solche Patienten, die zuvor in der Freiburger Klinik für Tumorbiologie, in der Uniklinik oder dem evangelischen Diakoniekrankenhaus behandelt wurden. Doch auf Wunsch betreuen sie auch andere Tumorkranke zu Hause.

Ein Hauptaugenmerk der Brückenpflege gilt den Schmerzen des Patienten und die wirksamste Therapie wird in einer eingehenden Schmerzanalyse ermittelt. In dieser Hinsicht sind die Pflegekräfte der Brückenpflege oft besser ausgebildet als manche Hausärzte, doch nur sie dürfen die Schmerzmittel verordnen. Die Zusammenarbeit mit ihnen gestalte sich nicht immer problemlos, berichtete die Krankenschwester. In Absprache mit dem Arzt programmieren die Pflegekräfte die Schmerzpumpe, über die der Kranke auch zusätzliche Gaben aktivieren kann, wobei eine Überdosierung ausgeschlossen ist.
Alles von Dorothee Möller-Barbian vom 7.12.2005 auf www.bzol.de

 

 

 

Demografischer Wandel in der Bevölkerung - Herausforderung für die Gemeinden

Von einer demografischen Zeitenwende spricht Marianne Wonnay derzeit häufig. Die SPD-Landtagsabgeordnete weiß, dass seit dem Jahr 2001 der Anteil der über 60-Jährigen in der deutschen Bevölkerung größer ist als der der unter 20-Jährigen. Deutschland hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt, und der Altersaufbau der Gesellschaft ändert sich. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für die gesellschaft insgesamt und für eine Kommune im Speziellen?

Mit dieser Frage befassten sich auf Einladung des SPD-Ortsvereines bezeichnenderweise im AWO-Seniorenzentrum ein Forum mit Funktionsträgern, die mit Alt und Jung zu tun haben. Wonnay ist nicht nur stellvertretende Vorsitzende und familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sie ist auch stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission „ Demografischer Wandel“ des Landtags. Marianne Vetter-Knoll, Vorsitzende des Ortsvereins, freute sich über Podiumsteilnehmer aus drei Generationen. Im Dezember verabschiedet die Enquete-Kommission ihren Abschlussbericht. Selbstverständlich seien präventive Planungen - weniger Schulen, mehr Pflegeplätze - wichtig. „ Unser Land braucht aber auch eine kinder- und familienfreundliche Infrastruktur, damit sich Menschen wieder für ein Leben mit Kindern entscheiden“ , so die Abgeordnete in ihrem Auftaktreferat. Besonders wichtig wird die Bildungspolitik werden. Es sei nicht mehr hinzunehmen, dass ein Fünftel der Schulabgänger keine Chancen in einem Beruf findet. In Zukunft wird man sich auch zunehmend auf das Wissen und die Erfahrung der älteren Menschen stützen müssen. Demografisch zu denken sei kein Schreckgespenst, sondern eine Herausforderung und eine Chance zu gestalten. Die Solidarität der Generationen müsse erhalten werden.

Mit klaren Zahlen und Fakten zeigt Bürgermeister Fischer die Bedeutung der demografischen Entwicklung für Denzlingen auf. Denzlingen liegt in einer Region, die sich noch durch Bevölkerungswachstum auszeichnet. Bis 2020 rechnet er mit einem Wachstum von 0,6 Prozent, von heute 13 300 auf 14 500 Einwohner. Der Zuwachs verlangsame sich zwar, aber der Bedarf an Wohnflächen werde sich von 40 auf 43 Quadratmeter pro Einwohner erhöhen. 30 Hektar Wohnflächenbedarf, 20 Hektar Gewerbeflächen sollen im geplanten Flächennutzungsplan ausgewiesen werden. Von 14 Prozent auf 17 Prozent wird die Zahl der über 60-jährigen steigen, deshalb werden mehr als 40 neue Pflegeplätze und Tagespflegeplätze geschaffen. Es wird weniger Schüler geben, die Bildungsbedingungen werden derzeit jedoch durch den Anbau am Bildungszentrum verbessert, wobei schon an eine andere Nutzung der Räume bei weiter sinkenden Schülerzahlen gedacht ist. Es gebe genügend Kindergartenplätze in Denzlingen, rückläufige Kinderzahlen machten eine Gruppe für Kinder unter Dreijährige möglich. Da das Sportbad für rund sechs bis acht Millionen Euro saniert werden muss, sei derzeit eine neue Sporthalle nicht finanzierbar. Für Fischer ist ehrenamtliches Engagement der Bürger zur Betreuung der Kinder , Jugendlichen und Alten unersetzbar. Als Vertreter des Jugendgemeinderates beteuern Adrian Dessecker und Lukas Metzler, dass sich die Jugend am Ort wohlfühle, die Angebote der Gemeinde annehme. Allerdings wissen sie, dass die Unsicherheit der Altersversorgung bereits Jugendliche beunruhige und schon Schüler veranlasse, Verträge zur Rentenvorsorge abzuschließen.
Als eines der Hauptanliegen des Ortsseniorenrates bezeichnet dessen Vorsitzender Dieter Kaswig den Kontakt zur Jugend. Soziale Gerechtigkeit müsse das Zusammenleben von Jung und Alt fördern, gegen jede Diskriminierung des Alters müsse angegangen werden.

Eindrucksvoll berichtet Annegret Timmermann, Pflegedienstleiterin der Sozialstation Elz/Glotter, von den Schwierigkeiten, die die zunehmend ambulante Betreuung der Kranken den Sozialstationen bereiten. In vielen Bereichen sei ehrenamtliche Betreuung nicht möglich, die Finanzierung durch kompetente Fachkräfte jedoch oft ungesichert. Angehörige seien oft überfordert , fänden aber Hilfe im „ Netzwerk - von Mensch zu Mensch“ . Hier wird die Zusammenarbeit der pflegenden Angehörigen, der Laienpfleger und der Fachpflege sinnvoll koordiniert. Rainer Stockburger, Pfarrer der evangelischen Nordpfarrei, sprach von der Notwendigkeit neuer Visionen im Zusammenleben zwischen Jung und Alt. Es gäbe immer weniger Anlässe, an denen die Generationen zusammen kämen, unbedingt müsse der Feiertag als zeitlicher Raum für soziale Begegnungen erhalten bleiben. In der lebhaften Diskussion wurde klar, dass Kinder zunehmend als Risiko empfunden würden für Eltern, deren wirtschaftliche Zukunft ungesichert sei. Es sei ein bundesrepublikanisches Problem, dass gut ausgebildete Männer und Frauen keine Kinder mehr wollten. „ Zukunftsoptimismus ist wichtig für die Entscheidung für ein künftiges Kind“ , so Marianne Wonnay. Gelder der Familienförderung sollten vor allem in die Kinderbetreuung, Ganztagskindergärten und -schulen, fließen. Besonders wichtig sei die Elementarbildung in den ersten sechs Lebensjahren. Einig war man sich, dass für die Kosten der Bildung junger Menschen auch gut verdienende Rentner und Pensionäre herangezogen werden.
Alles von Roselore Herrmann vom 5.12.2005 auf www.bzol.de lesen

 

 

Telefonseelsorge Freiburg über 200 Anrufe - Tödliche Einsamkeit

Der Mensch ist ein dialogisches Wesen – er kann nicht sein und auch nicht werden ohne die Beziehung und den Austausch mit einem Gegenüber. Die tägliche Erfahrung zeigt es. Die Sprache der Liebe erzählt davon und auch die Sprache des Hasses. Seit Urzeiten erfinden Menschen immer wieder neue Formen und Ausdrucksweisen, nur um sich verständlich machen und andere verstehen zu können. Dieses extrem große Bedürfnis, mit anderen Menschen im Gespräch zu sein, verweist auf die Unmöglichkeit, ohne diese Gemeinschaft überhaupt lebensfähig zu sein.

Was schon immer ein tiefes menschliches Grundbedürfnis und schiere Notwendigkeit zum Leben und Überleben war, wird in unserer gegenwärtigen Kommunikationsgesellschaft geradezu ins Gigantische gesteigert: Elektronische Massenmedien rund um die Uhr, Printmedien und Bücher in unüberschaubar großer Zahl, Ton-, Bild- und Datenträger aller Art, Telefon, Internet und virtuelle Räume. Prinzipiell kann jede mit jedem weltweit in Kontakt treten – in Echtzeit – und sogar ohne den oder die Kommunikationspartner oder -partnerin überhaupt zu kennen. Eine schöne neue Welt also, in der es keine einsamen Menschen mehr gibt oder geben müsste!? Die Kehrseite: Menschen, die nach der Arbeit nach Hause kommen und nichts mehr hören und sehen wollen. Mütter, die den ganzen Tag am Organisieren und Klären sind und sich endlich auch selbst einmal aussprechen wollen. Väter und Partner, die abends den Mund nicht mehr aufkriegen. Lehrerinnen und Lehrer, die um die Aufmerksamkeit ihrer Schülerinnen und Schüler kämpfen müssen. Schüler, die einfach überfrachtet sind und all die schönen Bildungsangebote nicht mehr aufnehmen wollen (oder können).

Wer sich nicht gehört fühlt, fühlt sich bald wertlos
Während viele Menschen unter einem Zuviel an Kommunikation leiden, leiden andere an einem Zuwenig. Wer gefragt ist, erlebt auch, dass er wichtig ist. Wer angesprochen wird, sieht sich wahrgenommen. Wer sich hingegen nicht mehr gehört fühlt, fühlt sich bald auch nicht mehr ernst genommen als Mitglied der Gesellschaft und als Mensch, fühlt sich zunehmend ausgeschlossen, ja wertlos. Manche resignieren in einer solchen Situation, Andere entwickeln ein mehr oder weniger auffälliges Verhalten – nur um nicht länger übersehen zu werden. Manche Menschen ziehen es vor, eine belastende und entwürdigende Beziehung auszuhalten, nur um nicht allein sein zu müssen. Immer wieder halten Frauen an Gewaltbeziehungen fest aus Angst vor Einsamkeit. Immer wieder suchen Partner oder Kinder Auseinandersetzungen, um sich selbst zu spüren und auszudrücken „Ich bin noch da!“ oder „Ich bin anders, als du mich siehst oder haben willst!“ Immer wieder fragen ältere Menschen: „Wann kommst du wieder?“ oder „Wann rufst du wieder an?“. Wer das Gespräch vermisst, vermisst etwas ganz Entscheidendes – mit weitreichenden Folgen für sein seelisches Gleichgewicht, seine Selbstachtung, seine Lebensfreude und seine Gesundheit. Einsamkeit kann tödlich sein, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge immer wieder erfahren, oder sie kann das Leben einschränken, belasten, blockieren. Einsamkeit kann die Fähigkeit rauben, auf gut gemeinte Gesprächsangebote eingehen zu können. Einsamkeit kann noch einsamer machen.

Einsamkeit hat viele Gesichter: Das Gesicht einer älteren Dame etwa, die längst alle Angehörigen und Freundinnen durch den Tod verloren hat und den Nachbarinnen nicht lästig werden möchte. Das Gesicht eines älteren Mannes, der nach dem Tod seiner Frau nicht mehr zurecht kommt. Das Gesicht eines Jugendlichen, der nicht in die Erwartungen der Gleichaltrigen passt und sich auch von den Erwachsenen nicht geschätzt und angenommen fühlt. Das Gesicht eines psychisch kranken Menschen, der in den Augen seiner Mitmenschen als unberechenbar, sonderbar oder beunruhigend gilt. Das Gesicht eines suchtabhängigen Menschen, der sich in einer schlimmen Sackgasse wiederfindet, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Das Gesicht eines Langzeitarbeitslosen, dem früher der Beruf alles war und der resigniert und verbittert geworden ist. Einsamkeit hat viele Gesichter, oft versteckt sie sich. Die Telefonseelsorge Freiburg erreichten im vorigen Jahr 2178 Anrufe von Menschen, die vereinsamt sind (13,6 Prozent aller Anrufe). Wer anruft, hat schon einen ersten Schritt getan. Viel beunruhigender noch ist es, wenn ein vereinsamter Mensch selbst diesen Schritt nicht mehr schafft.
Alles von Erich Biel am 29.11.2005 auf www.bzol.de .

Erich Biel ist Diplomtheologe und -psychologe und leitet die Telefonseelsorge Freiburg; sie ist kostenfrei und anonym Tag und Nacht erreichbar unter 0800 111 0 111

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