Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos ab Dezember 2005
zur Gemeinde Breitnau im Hochschwarzwald
 

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Informationen zur Gemeinde Breitnau im südlichen Hochschwarzwald ab 1.12.2005

Tele-Blick von Hinterzarten-Windeck nach Norden auf Breitnau am 5.10.2006
Tele-Blick von Hinterzarten-Windeck nach Norden auf Breitnau am 5.10.2006

Bürgermeister Wolfgang Schlachter - Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Dreisamtäler: Herr Schlachter, was bewegte Breitnau kommunalpolitisch im vergangenen Jahr?
Schlachter: Das Hauptthema des letzten Jahres war die „Hochschwarzwald Tourismus GmbH“. Das hat uns das ganze Jahr über beschäftigt und in Anspruch genommen – und wird das auch im kommenden Jahr tun! Das Fantastische daran ist, dass sich zehn Gemeinden zusammengeschlossen haben und touristisch jetzt an einem Strang ziehen!
Dreisamtäler: Die zehn Gemeinden sind Hinterzarten und Breitnau …
Schlachter: .... Schluchsee, Feldberg, Lenzkirch, St. Märgen, Titisee-Neustadt, Eisenbach, Friedenweiler und Löffingen. Ein Riesenerfolg, wenn Sie bedenken, dass wir ursprünglich mit vier starten wollten! Diese zehn Gemeinden können zukünftig alles bieten, was es im Schwarzwald gibt: die höchsten Berge, schönsten Täler, Seen, Schluchten. Super Angebote sowohl für den Winter als auch für den Sommer.
Dreisamtäler: Bisher gab es die Hinterzarten/Breitnau-Tourismus GmbH und es gab auch die 4 Schönen.
Schlachter: Die 4 Schönen, also Hinterzarten, Breitnau, Schluchsee und Feldberg waren die Initiatoren dieser GmbH, davon hatten Hinterzarten und Breitnau die GmbH-Erfahrung.
Dreisamtäler: Und diese GmbH war im Prinzip das Vorbild für die nun startende GmbH?
Schlachter: Die Struktur der ursprünglichen GmbH wurde mit kleineren Abwandlungen übernommen.
Dreisamtäler: Können Sie unseren Lesern die Struktur noch einmal kurz erklären?
Schlachter: Die GmbH besteht aus vier Gesellschaftern. Dazu gehört erstens der Zweckverband, in dem sich die zehn Kommunen zusammengeschlossen haben. Zweitens sind es die Privatzimmervermieter, drittens die Ferienwohnungsbesitzer und viertens die Vertreter aus Handel, Handwerk und Gewerbe. Mit diesen letzen drei Gesellschaftern sind also die Leistungsträger im Tourismus in der GmbH mit eingebunden, was ihnen einen größeren Einfluss und ein stärkeres Mitspracherecht im Tourismus garantiert. Diese Struktur hat sich bewährt.
Dreisamtäler: Der Startschuss für die GmbH ist der 1. Januar 2009. 
Schlachter: Stimmt! Aber wir sind jetzt schon in der der Vorbereitungsphase. Die Werbemaßnahmen und Werbemittel sind bereits und auf alle zehn Kommunen abgestimmt und gemeinsame Messeauftritte sind in Planung.
Dreisamtäler: Ist der neue Geschäftsführer denn schon im Amt? Die Stelle war schon für den 1. Juli 2008 ausgeschrieben. Das hat ja nicht geklappt.
Schlachter: Der neue Geschäftsführer, Thorsten Rudolph, ist ab Januar voll im Amt. Wir hatten gehofft, dass er die Stelle schon ein halbes Jahr vor dem offiziellen Start der GmbH aufnehmen antreten kann - aber gute Leute sind nicht von heute auf morgen abkömmlich. Er arbeitet und koordiniert aber bereits im Hintergrund mit. Die Strukturen tragen seine Handschrift! Die Zentrale der Tourismus GmbH, also sein Arbeitsplatz, ist in Hinterzarten, da die Räumlichkeiten dort vorhanden sind.
Dreisamtäler: Was wird sich mit der GmbH ändern?
Schlachter: Die Arbeit wird deutlich effektiver werden. Wir sind gemeinsam sicher eine der stärksten Tourismus-Destinationen Baden-Württembergs, wenn nicht sogar ganz Deutschlands. Die Gemeinden ziehen sich vollständig aus dem Tourismusgeschäft zurück und es gibt keine Ebene unterhalb der neuen GmbH.

Dreisamtäler: Haben die Gemeinden dann keinen Einfluss mehr?
Schlachter: Die Gemeinden sind wie gesagt über den Zweckverband einer der vier Gesellschafter der GmbH. Außerdem kommt das Geld für das operative Geschäft von den Kommunen.
Dreisamtäler: Die GmbH finanziert sich also über die Gemeinden. Aber sicher nicht nur.
Schlachter: Die GmbH wird sicherlich eigene Einnahmen erwirtschaften und generieren. Die anderen Gesellschafter haben keine finanziellen Verpflichtungen in Bezug auf das operative Geschäft. Sie bringen aber Gesellschafteranteile als Stammkapital für die GmbH ein. Diese Summe beträgt für sie jeweils 10.000,- Euro ein, während die Kommunen hier 70.000,- Euro bringt. Dieses Geld steht als Grundlage für Investitionen, nicht aber für konsumtive Ausgaben zur Verfügung. Jetzt zu Beginn fließen noch Einmal-Zahlungen von 600.000,- Euro, das ist eine zusätzliches Kapitaleinlage für Investitionen,  den Handlungsspielraum der GmbH zu vergrößern.
Dreisamtäler: Sie sprachen von mehr Effektivität. Ist es aber nicht komplizierter, wenn nun zehn Gemeinden entscheiden, wie beispielsweise Werbung gemacht wird?
Schlachter: Die einzelnen Gemeinderäte entscheiden nicht mehr mit, was mit den Geldern passiert. Entscheidungen treffen Aufsichtsrat, Geschäftsführer und Gesellschafterversammlung der GmbH. Im Zweckverband sind die Bürgermeister weisungsgebunden, dort ist auch jeweils ein Gemeinderat dabei. Diese Stimmen können aber nur einheitlich abgegeben werden. Die Gemeinden haben im Zweckverband auch unterschiedliche Stimmengewichte.
Dreisamtäler: Das hört sich aber ungeheuer kompliziert an.
Schlachter: Ist es aber nicht. Im Handling ist es sehr, sehr effektiv!
Dreisamtäler: Bisher haben wir uns über abstrakte Strukturen unterhalten, können Sie es ein bisschen konkreter machen?
Schlachter: Wenn wir die Werbemittel aller zehn Gemeinden bündeln, dann können wir professionellere Prospekte machen und auf Messen anders auftreten, weil mehr Mittel zur Verfügung stehen. Bisher hatte jede Gemeinde einen kleinen Topf und daraus das Beste gemacht. Wenn man den heutigen Markt anschaut, dann muss man sagen, dass die Hinterzarten/Breitnau Tourismus GmbH eigentlich auch schon zu klein war. Bei den 4 Schönen war das Problem, dass die Zusammenarbeit nicht klar strukturiert war. Deshalb entstanden dort ja auch die Bestrebungen, sich zusammenschließen. Das Resultat ist jetzt eine sehr schlagkräftige Organisation mit 10 Gemeinden.
Dreisamtäler: Wird sich an der touristischen Infrastruktur etwas ändern?
Schlachter: Im Moment sicher nicht, langfristig ja.
Dreisamtäler: Was ist da denkbar?
Schlachter: Wir müssen über wetterunabhängige Angebote wie Spielscheunen für Kinder oder Ähnliches nachdenken, zusätzlich zur Erlebnistherme, die in Titisee entstehen soll. Baubeginn wir dort übrigens Anfang 2009 sein.

Dreisamtäler: Apropos Wetter: wie lief es denn mit dem Tourismus in diesem Jahr?
Schlachter: Das erste Halbjahr war ganz ordentlich, weitere Zahlen liegen nicht vor. Berauschend war der Sommer sicher nicht. Wenn wir die Zahlen vom Vorjahr halten können, sind wir zufrieden. Der Sommer war einfach nicht konstant schön, deshalb sind wir froh, wenn das neue Bad endlich kommt!
Dreisamtäler: Über Breitnau haben wir jetzt gar nicht gesprochen.
Schlachter: Hier läuft das ganz normale Alltagsgeschäft. Was ansteht, ist die Fortschreibung des gemeinsamen Flächennutzungs- und Landschaftsplans mit Hinterzarten. Diese Pläne, die die Grundlage für Bebauungspläne sind, werden alle zehn Jahre aktualisiert und fortgeschrieben. Das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Es geht darum, Flächen für Wohnbebauung, Gewerbeansiedlungen, für touristischen Bedarf festzulegen. Die Entwicklung dabei muss für Breitnau behutsam und moderat sein. Was im nächsten Jahr natürlich spannend wird, das sind die Kommunalwahlen, die langsam ihre Schatten voraus werfen und im Juni steht auch die Bürgermeisterwahl an.
Dreisamtäler: Stehen Sie zur Wahl?
Schlachter: Ich bin jetzt 23 Jahre im Amt. Ob ich mich für eine weitere Legislaturperiode bewerbe, entscheide ich erst im nächsten Jahr!
Dreisamtäler: Herr Schlachter, ich danke für das Gespräch!

11.12.2008, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

 

Wenn Heimatliebe zur Seelenqual wird - Martin Wangler

Martin Wangler präsentiert sich als Schwarzwälder Urgestein / Nichts ist in Breitnau mehr so, wie’s mal war

Staufen. Vom Leben Enttäuschte kommen gewöhnlich auf den Hund, er kommt aufs Huhn: Fidelius Waldvogel, genannt "Fidele" . Reumütig ist er zurückgekehrt, nachdem ihn in der Stadt das Heimweh "fascht verrisse hätt" . Aber in seinem geliebten Breitnau ist auch nicht mehr alles, genauer nichts mehr so, wie es mal war: der Pfarrer durch die Telefonseelsorge ersetzt, der Bürgermeister ein Touristikmanager und der Lehrer ein Weichei bar jeder Autorität — da kann einem die Heimatliebe schon zur rechten Seelenqual werden. Martin Wangler ist dieses Urviech, dieses gestandene Mannsbild, dem der Heimatboden Stück für Stück unter den Füßen wegrutscht, er kommt aus Breitnau und weiß, wovon er spricht, singt, röhrt, schreit und träumt. Er schlüpft passgenau in die Rolle des Schwarzwälder Urgesteins, etwa wenn er pantomimisch und detailgetreu die Motorsäge in Betrieb setzt oder die gute alte Hausschlachtung lebendig — für manche zarte Gemüter allzu lebendig — werden lässt mit Blutrühren, Enthaaren und Aufschneiden der Sau — da sitzt jeder Handgriff, da wird nichts vergeudet. Aber ach, auch mit der Hausschlachtung ist es aus Hygienegründen vorbei, ebenso wie mit der Gemütlichkeit im Dorfgasthof. Hier haben inzwischen die "Tourischte" das Sagen, ihnen und ihrem Wohlbefinden hat sich alles unterzuordnen, einschließlich den angestammten Rechten des bodenständigen Schwarzwälder Mannsbilds. Das sucht sein Heil in der Männergruppe oder beim Yoga, richtet sein Haus nach den Gesetzen des Feng shui ein - und findet keine Frau. Diese Not wird im Lauf des Abends immer drängender und streckenweise zur wahren Obsession; "Fidele" wendet sich schließlich der Henne Hildegard zu und dann, nachdem sie wegen Aufmüpfigkeit im "Brummtopf" gelandet ist, der roten Hinterwäldlerin mit Piercing in beiden Ohren und ausladenden Rundungen. Das alles gibt Anlass zu mancherlei Amüsement und Gelächter, das dem Publikum aber auch hin und wieder im Halse stecken bleibt. Denn Martin Wanglers zweistündiger Ausflug in den ach so idyllischen Schwarzwald ist eine Gratwanderung zwischen dem Süßen und dem Bitteren, der ungebrochenen Liebe zur Heimat und der Abrechnung mit ihr. Dabei verfügt der gelernte Schauspieler über beachtliche Mittel, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Er lässt es weder an Kraftmeierei jeglicher Art noch an treffsicher gesetzten Pointen fehlen. Sein ansteckendes Lachen erweist sich allerdings, siehe oben, oft als Ausdruck von Galgenhumor und purer Verzweiflung. Am ehesten eins mit sich und seiner Heimat ist er beim Singen von wahlweise traditionellen beziehungsweise frechen Liedern — da rockt der ganze Mann, dass der Mützenbommel kreist, da vibriert der Saal von seiner Stimmgewalt, unterstützt von Akkordeon, Gitarre oder "Brummtopf" . Den gibt es nämlich wirklich, eine originelle Konstruktion aus Topf, Kochlöffel und Deckel, richtig "gespielt" ein Rhythmusinstrument der besonderen, eben der Schwarzwälder Art. Und eine andere Spezialität enthält "Fidele" seinem Publikum nicht vor: den Schwarzwälder Speck, wie er sein soll. Davon dürfen sich die Damen und Herren in den ersten Reihen durch Kostproben, gereicht auf der Spitze des Messers, das der "Highlander ussem Hochschwarzwald immer im Sack hät", überzeugen - und das tun sie gerne.
Anne Freyer, 30.10.2008, www.badische-zeitung.de


 

 

Richard Wursthorn vom Neuhof: Landwirt und Yogalehrer

Richard Wursthorn in "F.I.T — Freizeit ist Tücking" / Der Yogabauer musste drei Tester des SWR überzeugen / Yogakurse statt Melkmaschine

Richard Wursthorn vom Neuhof in Breitnau ist nicht nur Landwirt, sondern auch Yogalehrer. Grund genug für den Südwestrundfunk, ihn zum Kandidaten der neuen Fernsehsendung "F. I. T. — Freizeit ist Tücking" zu machen. Was er da getan habe, sei ihm erst im Nachhinein richtig klar geworden, gesteht Wursthorn. Er macht seit 15 Jahren Yoga. Seine Aufgabe war, Moderatorin Stefanie Tücking, Fitnessexperte Matthias Haun und Promi Rezzo Schlauch davon begeistern. Wursthorn bewirtschaftet 70 Hektar Wald und 45 Hektar Grünland. Er hält Jungvieh in Pension und verkauft Heu. Das Yoga ist "ein angenehmes, ausbaufähiges Standbein" . Milch hat er früher auch erzeugt, aber 1993 aufgegeben. 46 Milchkühe hatte er bis dahin. Der Wandel vom Milcherzeuger zum Yogabauern begann 1990. Nach einem Bandscheibenvorfall kam er an der Volkshochschule Kirchzarten zum Yoga, später nahm er Unterricht bei Dhirananda, der in Schorndorf lebt. "Ich konnte ja selber nicht nach Indien wegen dem Vieh." Seine Nachbarn und Berufskollegen hätten seine Hinwendung zum Yoga anfangs misstrauisch beäugt, weiß Wursthorn: "Die haben gedacht, der spinnt, der will nicht mehr schaffen." Damals seien Sekten schwer in Mode gewesen, und man habe gemunkelt, ins Yoga kämen zu 80 Prozent Frauen, was wohl auch ein Grund sei. Wursthorn war nicht zu beirren, sondern ließ sich zum Yogalehrer ausbilden. Zweieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung. Anfangs unterrichtete er Kurgäste, inzwischen ist er an der VHS in Neustadt, in Hotels und im Yogacenter Freiburg tätig.

Dass ein Schwarzwaldbauer Yoga kann und auch noch unterrichtet, fand auch der SWR ungewöhnlich. Wursthorn wurde von der Münchner Firma, die die Sendung produziert, an einem Montag im April angerufen. Bis Donnerstag solle er eine Casting-Band schicken. Wie sie auf ihn gekommen sind, wollten sie nicht verraten. "Die haben einfach gesagt, wir haben recherchiert." Zunächst sei er misstrauisch gewesen, erzählt er. Auf eine Lachnummer à la "Bauer sucht Frau" habe er keine Lust gehabt. Als sich herausgestellt habe, dass ein seriöser Sender dahinterstecke, habe er das Casting-Band mit einem Freund gemacht. Darauf ist er beim Schlepperfahren in Waldarbeiter kluft und beim Yoga zu sehen. "Das wollten sie unbedingt. Die landwirtschaftliche Kulisse mit Schlepper, das hat gleich gezogen." Er hat zugestimmt, denn "ich hab gedacht, da ist man ein paar Minuten drin". Dass er Kandidat ist und mit Punkten bewertet wird, sei ihm erst später richtig klar geworden. Entsprechend mulmig sei ihm vor der Sendung gewesen. Aber die Dreharbeiten fand er nett. "Die haben gleich ,du’ gesagt, völlig unkompliziert." Wursthorn selbst ging es vor allem ums Yoga, von dem er so begeistert ist und das ihm gut tut. "Yoga ist unabhängig vom Alter, Geschlecht und Religion, es macht den Körper geschmeidig, beweglich, kraftvoll, verbessert die Atmung, stärkt das Nervensystem, ist gut für die Gesunderhaltung des Körpers und des Geistes", zählt er auf. Die Übungen integriert er nach Zeit und Bedarf in seinen Tagesablauf. "Wenn ich vom Wald komme oder es einfach stressig ist, kann ich Yoga zur Entspannung machen. Wenn’s mir zu wohl ist, kann ich Muskeln aufbauen und meine Kondition trainieren." In "F. I. T. - Freizeit ist Tücking" müssen drei Kandidaten drei Tester für ihren Sport begeistern. Wer am überzeugendsten ist, erhält 1000 Euro Preisgeld.
Alexandra Wehrle, 2.8.2008, BZ

Obwohl die Sendung überraschend vorgezogen und schon im SWR-Fernsehen gezeigt wurde, wird hier nicht verraten, wie Wursthorn abgeschnitten hat. Denn wer die Sendung verpasst hat, kann sie am Samstag, 2. August, um 20.15 Uhr im digitalen ARD-Programm Eins Plus (auch 20. September) und am 14. August um 8.45 Uhr im SWR-Fernsehen doch noch anschauen. Nur so viel: Das Preisgeld wurde in Treschers Schwarzwaldhotel in Titisee überreicht.

 

Hunde haben auf Wiesen nichts zu verlieren

Mit dem Aufblühen der Vegetation beginnt ein jährlicher Interessenskonflikt. Das Tierschutzgesetz fordert Hundehalter auf, den Vierbeinern einen artgerechten Auslauf zu ermöglichen. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sollten aber in der Zeit zwischen Saat und Ernte beziehungsweise beim Grünland zwischen Aufwuchs und Beweidung nicht betreten und erst recht nicht durch Hundekot verunreinigt werden. Die Gemeindeverwaltung Breitnau weist sowohl auf das Betretungsverbot als auch das notwendige Entfernen von Hundekot hin. Ansonsten drohen je nach Ausmaß des Schadens empfindliche Geldbußen in einer Höhe von bis zu 15 000 Euro.
ma, 9.6.2008, BZ


 

 

Betrieb kauft aus Solidarität Milchprodukte und verschenkt sie an Schüler

Aus Solidarität mit den Milchbauern kaufte die St. Märgener Firma Landmaschinen Schuler hunderte Becher Joghurt und Schoki und verteilte sie am Freitagmorgen an die Kindergarten- und Schulkinder in St. Märgen und Breitnau.

Freudig stürzten sich die Kindergartenkinder und Schüler auf die frischen Milchprodukte und standen dann schlürfend und schleckend auf dem Schulhof. In St. Märgen halfen unter anderem die Ortsvertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Joachim Faller und Fridolin Saier, beim Verteilen der Joghurtbecher und Schoki. In Breitnau war BDM-Ortsvertreter Klaus Ketterer an der Aktion beteiligt.
Schulleiter Gottfried Schreiber in St. Märgen ließ sich die Hintergründe erklären und berichtete, dass der Milchstreik großes Thema in der Schule gewesen sei. BDM-Vertreter Fridolin Saier, dessen Kinder in die Realschule Neustadt gehen, bestätigte dies: "Die meisten wissen, um was es geht."
awe, 7.6.2008, BZ


 

Vierter Nordic Walking Gipfel 7. bis 8.Juni - Das Gipfelerlebnis

An die Stöcke, fertig, los! Vom 7. bis 8. Juni findet der 4. Nordic Walking Gipfel in Breitnau statt. Neben den drei Distanzen gibt es Experten-Vorträge, jede Menge Übungen für Jung und Alt sowie Tipps rund um die Sportart. Der Gipfel wird von der Badischen Zeitung und der Skizunft Breitnau veranstaltet. Neu mit dabei: Der Nordic Walking Spaß-Biathlon. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.

„Der Gipfel ist ein sehr wichtiges Event für Nordic Walker, denn hier treffen sich Gruppen von Nah und Fern“, sagt die Nordic Walking Expertin Anke Faller. Mit ihrem Team „Nordic Competence“ hält sie gemeinsam mit Dr. Heinz Birnesser, leitender Arzt der Sportorthopädie und Sporttraumatologie der Universität Freiburg, einen Vortrag und eine Gesprächsrunde zum Thema: „die optimale Bewegungsform bei orthopädischen Beschwerdebildern.“ Zur Auswahl am Sonntag stehen wie letztes Jahr drei Strecken, die für jedes Leistungsniveau etwas bieten: 21 Kilometer bei 700 Metern Höhendifferenz (Start um 9 Uhr); 15 Kilometer mit 600 Höhenmetern (Start: 9.15 Uhr) und 10 Kilometer (365 Höhenmeter, Start: 9.30 Uhr). Start- und Zielort ist der Fun-Nordic-Walking Park Breitnau. Die Strecken bieten einen Panoramablick auf den höchsten Berg der Region, den Feldberg sowie die idyllischen Kulissen der Ortschaften St. Märgen, St. Peter und viele mehr. Die 21-km-Strecke führt von Breitnau in Richtung Osten auf die Weißtannenhöhe und in einem Rundkurs wieder zurück auf die 15-km-Strecke. Ihre Startunterlagen können die Teilnehmer am Sonntag, den 8. Juni, ab 7.30 Uhr im Festzelt Breitnau abholen. Nachmeldungen sind bis kurz vor Start möglich.

Los geht es bereits am 5. Juni mit einem Rahmenprogramm: Abends findet die Begrüßung statt, bei der jeder Gipfel-Teilnehmer ein Glas Sekt gratis erhält. Das Rahmenprogramm bietet außerdem eine erste Streckenbesichtigung, Wassergymnastik sowie einen Festabend mit Musik und Tanz. Am Samstag, den 7. Juni, geht es dann so richtig zur Sache: Beim 4. Nordic Walking Gipfel findet erstmals ein Nordic Walking Spaß-Biathlon statt. Dabei messen sich fünf Vierer-Teams mit Schießeinlagen auf einem 400-m-Rundkurs. Sponsor für das NW-Biathlon-Erlebnis ist Intersport. Hier wird jeder was zu lachen haben, denn es zählt nicht Leistung, sondern der Spaßfaktor. Dabei hat jeder die Möglichkeit, sich Testmaterial auszuleihen. Nach allen Anstrengungen zaubert Olympiakoch Charly Doll abends ein Power-Carbo-Loading-Essen, mit dem die Sportler ihre leeren Speicher wieder aufladen können. Den Kohlenhydrat haltigen Gaumenschmaus kocht er gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern der Skizunft Breitnau.

Nordic Walker greifen aus vielerlei Gründen zum Stock: Die einen schätzen das Naturerlebnis, andere wollen fit bleiben, wieder andere möchten mit Nordic Walking abnehmen oder können aufgrund eines Leidens keine andere Sportart ausüben. Auf dem Nordic Walking Gipfel treffen sich alle – egal welches Trainingsziel ihnen vorschwebt. Während die einen sich auf der 21-km-Strecke verausgaben, nutzen andere die Möglichkeit, in guter Gesellschaft die kleine Runde (10 km) zu marschieren. Ins Ziel kommt jeder, die Geschwindigkeit spielt dabei keine Rolle. „Bei uns ist jeder ein Sieger. Das ist kein Wettkampf, sondern ein geselliges Ereignis“, so Franz Lickert, der Vorsitzende der Skizunft Breitnau.

Außenstehende fragen sich oftmals, warum Menschen zu Stöcken greifen. Darauf gibt Anke Faller eine einfache Antwort: „Es macht eben Spaß und ist ein schönes Naturerlebnis. Außerdem bietet diese Bewegung für jedes Leistungsniveau den optimalen Belastungsbereich. Sportfreaks können sich komplett verausgaben, während es genauso gut von älteren Menschen mit körperlichen Leiden wie z. B. Arthrose betrieben werden kann. Das ist das Tolle daran“, sagt Faller.
29.5.2008, www.dreisamtaeler.de

Anmeldung, Strecken und Programm des 4. Nordic Walking Gipfel in Breitnau unter: www.sz-breitnau.de 

 

Hallenbad eine Lobby geben - Bedenken wegen Badeparadies

Das geplante Badeparadies in Titisee kommt und wird als Freizeitspaß jede Menge Freunde finden. Muss dadurch das Hallenbad in Breitnau schließen, weil die Gäste abwandern ? Martina Herrmann, Vorsitzende des Fördervereins Hallenbad Breitnau, die 2003 noch mithalf, die Beteiligung der Gemeinde an dem geplanten Badprojekt durch einen Bürgerentscheid zu kippen, sieht die Zukunft des kleinen Hallenbades durch das Badeparadies nicht gefährdet.

"Damals hielten unsere Bürger es für weitaus sinnvoller, unser Bad zu erhalten und im Ort zu investieren. Das hat die Gemeinde ja dann auch getan" , berichtete Herrmann. Nach dem Bürgerentscheid entstand eine Interessengemeinschaft, der heute so wichtige Förderverein. 150 000 Euro flossen anschließend von der Gemeinde in den Umbau und die neue Lüftungsanlage. Die Beteiligung am
Badeparadies aber konnte der Verein auf Dauer nicht verhindern. Mittlerweile hat sich auch Breitnau in die Liste der Gemeinden eingereiht, die das Großprojekt unterstützen. Es bietet nicht nur Touristen die Möglichkeit, sich bei schlechtem Wetter zu beschäftigen. Auch ansässige Vereine und Schulen könnten in den großen Becken eine neue Heimat finden. Martina Herrmann aber glaubt nicht an eine echte Konkurrenz, die da in ihrer Nähe wächst: "Es wird sicherlich eine wichtige Einrichtung für Touristen. Unser Bad aber bleibt für Leute, die ruhig ihre Bahnen ziehen wollen, attraktiv." Die Schüler des Birklehofs trainieren außerhalb der regulären Öffnungszeiten regelmäßig in dem Hallenbad. Auch die Benutzung durch die Grund- und Hauptschulen in Breitnau und Hinterzarten sieht Herrmann nicht als gefährdet an. Mit den Schwimmkursen für Vorschulkinder, dem Babyschwimmen, dem Aqua-Jogging und der Wassergymnastik hat sich in den vergangenen Jahren eine feste Zielgruppe etabliert, die allein wegen der geringen Entfernung schon bleiben werde. Mit dem Förderverein ist zudem ein zuverlässiger Partner entstanden, der sich um das Wohl der Gäste kümmert. Zusätzlich Werbung, um den Bekanntheitsgrad zu fördern und neben der großen Therme nicht in Vergessenheit zu geraten, sei aber nicht geplant: "Wir werden weiter ehrenamtlich hier Dienst machen und durch kleine Aktionen die Attraktivität der Anlage steigern, aber großartig Werbung machen wir nicht." Aktionen wie die Kinderolympiade, das Wettschwimmen oder der Wellness-Nachmittag lockten deutlich mehr Publikum in die begrenzten Fluten. "Beim Wellness-Nachmittag haben wir zum Saunabesuch Massagen angeboten. Außerdem konnte man beim Aqua-Jogging und der Wassergymnastik reinschnuppern, anschließend gab es Fitnessgetränke und gesunde Snacks. In den drei Stunden kamen fast 60 Leute" , schwärmte Herrmann. Der Förderverein kümmert sich weiter um die Erhaltung des Hallenbades. Das Spaßbad kommt. Richtig freuen kann sich Martina Herrmann darüber nicht.
Heidrun Simoneit , 15.4.2008, BZ

 

Acht Rentner engagieren sich 800 Stunden im Hallenbad - Neues

Rund 800 Arbeitsstunden leisteten die ehrenamtlichen Helfer des Fördervereins im vergangenen Jahr, um das Hallenbad in Breitnau attraktiver zu machen. Auf der fünften Mitgliederversammlung berichtete der Vorstand um Martina Herrmann vom umfangreichen Engagement der Förderer.

So investierten allein acht rüstige Rentner (Franz Ketterer, Paul und Willi Wangler, Edwin Kienzler, Ludwig Faller, Albert Zähringer, Engelbert Hug und Otto Zähringer) 500 Stunden, um die Erweiterung des Bades, eine neue Liegehalle, zu verwirklichen. Außerdem installierten sie eine neue Lüftungsanlage. 250 Stunden beaufsichtigten danach acht qualifizierte Vereinsmitglieder (Helmut Hug, Detlef Higgelke, Michaela Löffler, Heidrun Schlegel, Marie-Luise Schrammen, Gerti Ruf, Barbara Hannig und Martina Herrmann) die kleinen und großen Badefreudigen.
Ein Wellnesstag mit verlängerten Öffnungszeiten sollte möglichst viele Gäste anlocken. Doch die Besucherzahlen blieben das ganze Jahr hinter den Erwartungen zurück. Bernhard Pfaff, stellvertretender Bürgermeister, ist enttäuscht: "Da wollen die Leute immer, dass das Bad erhalten bleibt. Aber selber etwas dafür tun, wollen sie auch nicht." Die wenigen Stammgäste kämen alle aus dem Umland, die einheimische Bevölkerung selber mache zu wenig Gebrauch von der bequemen Möglichkeit vor Ort. Ohne den Verein, der sich so vorbildlich für den Erhalt engagiert, gäbe es das kleine Bad längst nicht mehr, ist er sich sicher.
Kommt aber erst das Badeparadies in Gemeindenähe, wie sieht es dann mit der Nutzung aus? Vorsitzende Martina Herrmann hat mit ihrem Team vorsorglich neue Wege beschritten, um Interesse für das nasse Element zu wecken. Bereits im vergangenen Jahr konnten Kinder an ihrem Geburtstag im Bad planschen, schwimmen und feiern: "Die Geburtstage hatten jeweils ein Thema, zum Beispiel Piraten. Zwei bis drei Vereinsmitglieder haben dann in Absprache mit den Eltern Spiele in und um das Wasser organisiert." Das kam gut an und steht auch in diesem Jahr wieder auf dem Programm.

Eine Grünanlage soll in unmittelbarer Nähe des Hallenbades entstehen. Im Frühjahr wird ein Haus auf dem Nachbargrundstück abgerissen, eine Böschung soll zurückgesetzt werden. Dadurch hätten die Gäste mehr Licht, eine Liegewiese aber soll es nicht werden. Eine Türe nach draußen existiert zwar, aber die soll den Weg für Sonnenhungrige nicht freigeben. "Gegen eine Liegewiese spricht die enorme Verschmutzung, die damit verbunden ist. Eine Schleuse müsste angebracht werden. Das bedeutet mehr Kosten" , klärte Bürgermeister Wolfgang Schlachter auf. Der Verein steht nach einem Überschuss von rund 1400 Euro finanziell auf soliden Füssen, doch diese Kosten wären sicherlich auch für den Förderverein nicht unproblematisch.
Der Blick ist nach vorn gerichtet. Die Weichen für die kommende Saison sind gestellt. Mit Martin Schaffhauser kümmert sich ein neuer Bademeister um die Sicherheit der Gäste. Schriftführer Ralph Scheuerbrandt kündigte auch für dieses Jahr wieder das beliebte Streckenschwimmen (10. Mai) an. Zwei Kinder olympiaden (2. August und 25. Oktober) wird es geben. Für die unermüdlich arbeitenden Ehrenamtlichen aber wird zuerst einmal ein zünftiges Helferfest (13. April) im alten Pfarrhof steigen. Bürgermeister Schlachter, der das unglaubliche Engagement der vielen Mitglieder lobte, zeigte sich spontan spendabel und versprach, einen Beitrag zu dem verdienten Fest zu leisten.
Heidrun Simoneit , 3.4.2008, BZ

 

 

Breitnau bleibt sich weiter öko-treu: Wind, Solar

Seit 1992 ein Vorbild in Sachen erneuerbarer Energie, lässt sich die Gemeinde die Vorbildfunktion lieber etwas mehr kosten

Der Luftkurort Breitnau ist bereits seit Jahren ein Vorbild bei der Nutzung von Ökostrom für kommunale Anlagen. Und die Solargemeinde von 1998 baut weiter auf die Nutzung regenerativer Energiequellen. Dies entschied der Gemeinderat im Zusammenhang mit der neuen Bündelausschreibung des Gemeindetags für 2009 bis 2011. Bürgermeister Wolfgang Schlachter: " Ökostrom ist im Vergleich zum Egalstrom zwar etwas teurer, aber das sind wir unserer Umwelt schuldig." Das 1992 erbaute Windkraftrad steht wie ein Symbol für die Haltung der Kommune. 38 Meter hoch, war es bei der Inbetriebnahme die größte Anlage in Süddeutschland. Mit einem Anteil von 78 Prozent an erneuerbaren Energien bei der Strombedarfsdeckung war Breitnau damals Spitzenreiter in Südbaden und wurde 1998 mit dem ersten Platz als Solarregion-Gemeinde ausgezeichnet. Neben der Windkraftanlage tragen das Wasserkraftwerk im Höllental sowie Photovoltaik- und Solaranlagen dazu bei. Bei der letzten Erhebung 2004 lag der Prozentsatz von regenerativen Energien immerhin noch bei 73 Prozent. Schlachter sieht dies als "gute Bilanz für eine solch kleine Gemeinde" . Breitnau betreibt 19 Anlagen mit Strom. Von 2003 bis 2007 stiegen die Kosten von 29 057 auf 34 581 Euro. Allein 14 200 Euro entfallen auf die Sammelkläranlage. Der Rest auf Straßenbeleuchtung, Gebäude sowie Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Breitnau hat sich bereits dreimal an den Bündelausschreibung beteiligt. Bislang schloss das Land die Verträge über zwei Jahre ab. Weil aber 2010 und 2011 mit günstigeren Beschaffungskosten gerechnet werden kann, ist diesmal ein Zeitraum von drei Jahren ins Auge gefasst. Die Teilnahme an der Bündelausschreibung kostete bisher 361 Euro. Gotthard Wangler empfahl, auch ein Angebot bei den Elektrizitätswerken Schönau einzuholen: "Die erzeugen den Strom selbst, stehen für Umweltfreundlichkeit und haben immer mehr Abnehmer." Claus Riedel befürchtet, dass die Wiesentäler Kapazitätsprobleme bekommen könnten. Schlachter betonte, dass die Bündelausschreibung europaweit erfolge und, wenn überhaupt, nur geringe Preisunterschiede zu erwarten seien. Zudem könne die Kommune nicht einfach einen Vertrag mit dem EWS abschließen, sondern müsste öffentlich ausschreiben. Franz Lickert beschrieb die Konsequenz: "Dann müssten wir den billigsten Bieter akzeptieren, egal wer dies ist. Wir könnten uns nicht einfach für Schönau entscheiden." Schlachter soll erkunden, ob die "Stromrebellen" aus dem Wiesental innerhalb der Bündelausschreibung nicht ohnehin zum Kreis der Anbieter gehören und wie die Preisstrukturen sind.
Dieter Maurer , 6.2.2008, BZ

 

Bürgermeister Wolfgang Schlachter: Tourismus, Ehrenamt, Nordicwalking

Dreisamtäler: Herr Schlachter, welche Themen prägten in der Kommunalpolitik das Jahr 2007?
Schlachter: Für mich sehr zentral war, dass derzeit sieben Hochschwarzwald-Gemeinden einen gemeinsamen Schulterschluss im Bereich Tourismus geschafft haben! Konkret bedeutet das, dass wir einen Zweckverband Hochschwarzwald gegründet haben, dem diese Gemeinden angehören. Dieser Zweckverband wird dann Gesellschafter in der sich in der Gründung befindenden Schwarzwald Tourismus GmbH.

Dreisamtäler: O.K., komplizierte Strukturen – und was soll das Ganze?
Schlachter: In der Hochschwarzwald Tourismus GmbH werden neben dem Zweckverband weitere Gesellschafter Mitglied sein, nämlich die Privatzimmervermieter, Ferienwohnungsbesitzer, Handel, Handwerk und Gewerbe als Leistungsträger im Tourismus. Sie haben dadurch einen größeren Einfluss und ein stärkeres Mitspracherecht im Tourismus.  Diese GmbH wird das gesamte operative Tourismus-Geschäft dann für alle Hochschwarzwaldgemeinden übernehmen. In einzelnen Gemeinden verbleiben dann Agenturen dieser GmbH, die das Innenmarketing und Gästebetreuung vor Ort übernehmen. Die Stelle des Geschäftsführers dieser GmbH wird noch in diesem Jahr ausgeschrieben, die Stelle soll für Juli 2008 besetzt werden.

Dreisamtäler: Welche Gemeinden sind es denn, die sich zusammenschließen?
Schlachter: Hinterzarten, Breitnau, St. Märgen, Feldberg, Schluchsee, Lenzkirch, Titisee-Neustadt – hier liegen die definitiven Gemeinderatsbeschlüsse schon vor. Weitere Anwärter sind die Sonnenwinkelgemeinden Eisenbach, Friedenweiler und Löffingen. Diese GmbH wird dann mit 2,8 Millionen Übernachtungen, einem Budget von rund 8 Millionen Euro die stärkste Destination im Tourismus in Baden-Württember sein und wir werden eine gute Stellung am Markt haben. Und das wollen wir auch: die Marke Hochschwarzwald in den Vordergrund stellen. Denn wir können dem Gast hier fast alles bieten: herrliche Seen, fantastische Berge, ein Mountainbikenetz, das allen Ansprüchen genügt, wunderschöne Skigebiete, sowohl alpin als auch nordisch, Angelreviere, ein ausgedehntes Wanderwegenetz, eine hervorragende Gastronomie – und das alles in höchster Qualität!

Dreisamtäler: Und selbst ein Schlechtwetterangebot wird es mit der Erlebnistherme in absehbarer Zeit geben.
Schlachter: Ja, auch hier ziehen die Hochschwarzwald-Gemeinden an einem Strang, indem sie sich finanziell an dem Bad in Titisee beteiligen. Und dass das kein leichtes Unterfangen war, sehen Sie daran, dass 2003 drei Bürgerentscheide diese Bemühungen scheitern ließen – auch in Breitnau. Allerdings war der Bürgerentscheid hier in erster Linie eine Abstimmung für den Erhalt unseres eigenen Hallenbads!

Dreisamtäler: Damit wären wir jetzt auf der kommunalen Ebene angelangt. Das Breitnauer Hallenbad hat derzeit geschlossen.
Schlachter: Ja, weil es saniert wird. Wir haben eine neue Lüftung mir Wärmerückgewinnung eingebaut, die alte war 30 Jahre alt und energetisch nicht mehr zeitgemäß!  Die neue Lüftung wird sich übrigens in einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren amortisieren (Stand Energiepreise Sommer 2007 wohlgemerkt!). Das Bad wurde auch räumlich erweitert, was sich durch den Bau unserer neuen Mehrzweck-Halle ergeben hat. Auf Weihnachten können wir wieder eröffnen. Der Förderverein des Hallenbads Breitnau hat übrigens viele Eigenleistungen bei der Sanierung erbracht!  Erwähnt werden muss auch, dass wir erweiterte Öffnungzeiten aufgrund des ehrenamtlichen Engagements des Fördervereins anbieten können und immer wenn es um zusätzliche Arbeiten wie zum Beispiel Generalreinigung des Bades geht, kann mit der Mitarbeit des Fördervereins gerechnet werden.

Dreisamtäler: Das ehrenamtliche Engagement in Breitnau ist sehr groß!
Schlachter: Ja, und das ist auch das, was die Arbeit hier als Bürgermeister bereichert! Ich könnte unzählige Beispiele nennen: die Weihnachtssterne hier in Breitnau sind von zwei Ruheständlern hergestellt worden, bei allen Festen wie zum Beispiel auch dem Nordic-Walking-Gipfel helfen die Bürger aktiv mit. Und so wird es auch bei der nordischen Junioren WM 2010 sein, die schon ihre Schatten voraus wirft. Die WM ist eine gemeinsame Aktion des Skiclubs Hinterzarten und der Skizunft Breitnau. Wir sind jetzt schon dabei, ein wettkampfgerechtes Streckennetz zu planen und nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen.

Dreisamtäler: Was läuft sonst noch in Breitnau?
Schlachter: Seit zwei Wochen ist die Gemeinde Besitzer des Raiffhäuschens. Dieses Häuschen neben Kirche und Halle ist uns schon lange ein Dorn im Auge. Es wird abgerissen und als öffentliche Grünanlage gestaltet. Das ist dann die letzte Sanierungsmaßnahme des Ortskerns.

Dreisamtäler: Herr Schlachter, vielen Dank für das Gespräch!

13.12.2007, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

Ehrenamtlicher Pflegeeinsatz in der Wacholderheide


Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landkreisverwaltung
beim Arbeitseinsatz in der Breitnauer Wachholderheide am 27.10.2007

Foto: Privat - Landratsamt FR
 

Jedes Jahr im Oktober setzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Naturschutz- und Umweltverwaltung des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald mit einem samstäglichen Arbeitseinsatz ein praktisches Beispiel für die Pflege und Offenhaltung der Landschaft. Ein Stück alter
Schwarzwaldlandschaft mit historisch gewachsener Nutzungsstruktur zu pflegen, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu fördern und den Wechsel von Wald- und Wiesenflächen zu bewahren, waren die Zielsetzungen des diesjährigen Pflegetages.
Auf Gemarkung Breitnau wurde ein etwa 4,5 Hektar großer Biotopkomplex, der zunehmend zu verbuschen drohte, bearbeitet. Der Eigentümer hatte in Vorarbeit Gehölze gefällt und die notwendigen Freischneidearbeiten erledigt. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Umweltverwaltung räumten
die Fläche in Handarbeit auf. Vor allem Wacholder- und Fichtengehölz musste abgetragen werden. Dieses wurde im Gelände aufgeschichtet und kontrolliert niedergebrannt. Das steile und weitläufige Gelände machte die Arbeiten für die 15 Freiwilligen anstrengend und erforderte ganzen Einsatz. Durch den Pflegeeinsatz wird eine der wenigen Wacholderheiden im Landkreis erhalten. Die Entstehung wurde durch langjährige, extensive Weidewirtschaft möglich. Dies kommt auch der Artenvielfalt zugute.
Borstgras, Zittergras, Flügelginster, Bärwurz und Rapunzel-Glockenblume finden sich auf der Biotopfläche ebenso wie die seltenen oder besonders geschützten Silberdistel, Buschnelke, Weiße Waldhyanzinthe oder Heidenelke. Neben dem bildbestimmenden Wacholder zeichnet sich die Fläche
durch markante Einzelbäume,  wertvolle Feldgehölze, alte Steinriegel, Felsbereiche und eine kleine Sickerquelle aus. Vögel, Reptilien und Insekten finden in diesem seltenen Lebensraum ein gutes Angebot.
Der Pflegetag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald wird seit Anfang  der 90er Jahre durchgeführt und geht auf eine Initiative der damaligen Umweltdezernentin, Gudrun Heute-Bluhm, und den langjährigen Leiter der Naturschutzverwaltung, Dr. Matthias Fiedler, zurück. Seit dieser Zeit findet jedes Jahr im Oktober ein ehrenamtlicher, außerdienstlicher Arbeitseinsatz in Schutzgebieten oder auf Biotopflächen statt. Die Wacholderheide soll auch nach dem Pflegeeinsatz über den Vertragsnaturschutz langfristig gesichert werden.
20.11.2007

 

Martin Wangler - Breitnau Calling - Fidelius Waldvogel

Viel zu lernen und zu lachen gab es am Samstag im Alten Pfarrhof, als Kabarettist und Schauspieler Martin Wangler vor rund 100 Neugierigen seine erste CD vorstellte. Sie heißt "Breitnau Calling" wie das gleichnamige Kabarettprogramm. Wanglers Alter Ego, Fidelius Waldvogel, gab einige Titel zum Besten und lud nach einem Intensivkurs im Speckessen zum Schmausen "nach Schwarzwälder Art" ein.

"Hät des jetzt miese si?" , fragte der Fideli skeptisch mit Blick auf die CD, "des isch doch rusgworfe Geld." Spontan rief ein Kind aus dem Publikum: "Jo, es hät miese si." Nicht nur hier reagierte das bunt gemischte Publikum mit Lachen und Applaus. Zwischen derben Sprüchen und abstrusen Berichten aus seinem Alltag stellte der musikalische Fideli Stücke aus der CD vor. "Ihr bruche kei Angscht ha, es git auch langsameri Lieder uf dere CD" , beruhigte er vorsorglich sein Publikum nach dem rockigen Einstieg mit dem Lied "Breitnau Calling" , etwa "Kann einer siebe Liedli" , "Höllentallied" oder "Vugeltsgott ihr Wiebervölker" . Mitgewirkt an der CD haben Tobias Schwab (Musik, Komposition, Aufnahme, Regie, Koch), Bernhard Schwär (grafische Gestaltung), Wolfgang Keller (Computer, Internet) und Christina Walz (Hörverlag). Sie alle erhielten vom Fideli passende Geschenke. Für Keller, der Geburtstag hatte, sang das Publikum spontan ein "Happy birthday to you" . Danach führte Fidelius Waldvogel gründlich und streng ins korrekte Speckessen nach Schwarzwälder Art ein, das mit dreckigen, harzigen Händen und dem eigenen Sackmesser zu genießen sei. Das Speckbrett dazu sägt man sich zu zweit mit einem riesigen Fuchsschwanz von einem aufgebockten Buchenstamm ab, das Messer lässt sich bequem am Wetzstein mit Handkurbel schleifen. Zum Speck nimmt man ein selbst gebackenes Holzofenbrot von "Birlis Vroni" (Veronika Hog vom Baierleshof), Senf, Zwiebeln und einen Apfel. "Des hät mer friher immer so gmacht." Und machte es deshalb auch am Samstag so. Wichtig ist zudem, wie der Speck auf dem Brett platziert wird. Fideli: "Ich will keiner sähne, wo de Speck quer isst!" Nach Abschneiden der Schwarte und Belassen des kompletten Fettrandes legt man selbigen in Richtung Bauch, "kleine Eselsbrücke für Städter: "’s Fett zum Fett" . Sodann schneide man mehrmals knapp nebeneinander in den Speck, aber nicht durch, sondern so, dass die entstehenden Stiftchen beieinander bleiben, "bis es ä Mul voll git" , dann durchschneiden und essen. Nebenbei das Bier nicht vergessen und beim Schneiden auf die zehn Finger achten. "Alles auf eigene Gefahr." Zum Anregen des Appetits sprach Fideli noch sein drastisch-anschauliches Schlachtgedicht "Fleischdag, Feschtdag" , das dem einzigen Ehrengast, dem "Stumpekarle" (Metzger Karl Faller) gewidmet und auch auf der CD zu hören ist. Nach dem originellen und kommunikativen Festschmaus sorgten die "Action Suuferi Brugg" mit Bernhard Schwär und Kollegen, eine Abordnung der "Luddis" , "Die Wilden Wälder" und "’s Becke Franze Schdahlschurzbuebe" , mit denen Wangler früher auftrat, fürs kulturelle Wohl.
Alexandra Wehrle, 2.10.2007, www.badische-zeitung.de

"Breitnau Calling" , 15 Euro, gibt’s im Buchhandel, ISBN: 978-3-939461-326
www.gugis-hoerbuecher.de
www.martin-wangler.de

 

Pfarrkiche St. Johannes Baptist renoviert

"Kirche ist mehr als ein Gotteshaus", sagt Pfarrer Lorenz Seiser. Für Breitnaus Bürger und Gäste des Luftkurorts ist die Pfarrkirche St. Johannes Baptist ein Blickpunkt, der dem Dorf sein unverwechselbares Aussehen gibt, ein Ort der inneren Einkehr und Ruhe, ein Denkmal eines heiteren und doch dezenten Rokoko. Umgeben vom Friedhof ist die Kirche auch Ort der Geschichte und Erinnerung an die Vorfahren. Seiser: "Kirche ist Identifikation."

Seit Oktober vergangenen Jahres bemühen sich Mitglieder der Pfarrgemeinde und Firmen, dem etwas in die Jahre gekommenen Gebäude neuen Glanz zu verleihen. Zum Abschleifen des Bodens mussten die Bänke zunächst aus- und dann wieder eingebaut werden. Alles wurde neu gestrichen. Mit Franz Xaver und Nepomuk, beide Figuren verstaubten seit der letzten Renovation vor 30 Jahren auf dem Speicher, wurden zwei alte Figuren neu installiert. Neben dem Hauptaltar wurden auch die Seitenaltäre mit den Heiligen Theopont, Zeno und Senesius restauriert. Jetzt steht nur mehr die Generalüberholung der Orgel aus. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 114 000 Euro. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Ludwig Faller ist aber sicher: "Dank der Eigenleistungen werden wir fast 10 000 Euro einsparen." Insbesondere beim Aus- und Einbau der Bänke und beim abschließenden Großputz packten die Gemeindemitglieder tatkräftig an. Faller selbst war in den letzten Monaten fast täglich auf der "Baustelle" zu finden. Ältestes Bauteil des Gotteshauses ist das aus dem Mittelalter, etwa dem 13. Jahrhundert, stammende Untergeschoss des wuchtig-breiten Turms, dessen Mauerwerk eine Stärke von zwei Metern erreicht und mit vielen kleinen, in Mörtel eingebetteten Wacken hochgeführt ist. Am 21. Dezember 1500 traf um 1 Uhr nachts ein Blitz den Turm. Dieser und ein Großteil der Kirche brannten nieder. Im 17. Jahrhundert setzten die Franzosen dem Gebäude zu. Im 18. Jahrhundert kümmerte sich insbesondere Pfarrer Magon um den Wiederaufbau. In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder neu und umgebaut. Die letzte umfassende Erneuerung geschah 1976/77 unter Pfarrer Siegfried Merkel.

Die katholische Gemeinde feiert das Fest ihres Kirchenpatrons Johannes des Täufers am Sonntag, 26. August, als Dankgottesdienst und schließt damit die Innenrenovation ab. Der Festgottesdienst mit Pfarrer Lorenz Seiser beginnt um 10 Uhr und wird von der Trachtenkapelle und dem Kirchenchor musikalisch umrahmt. Eingeladen dazu sind auch alle früher in Hinterzarten und Breitnau tätigen Pfarrer und Ordensschwestern. Nach der Messfeier beginnt ein Hock in der Kultur- und Sporthalle mit gemeinsamem Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen. Der Männerchor singt festliche und frohe Lieder.
24.8.2007, BZ


 

Studenten aus Südafrika und Freiburg informieren sich im Projekt "Time out"

Menschen aus zwei Kontinenten begegneten sich auf der Nessellache in Breitnau. Eine Gruppe mit Professoren und Studenten der "University of Venda" in Südafrika und der Evangelischen Fachhochschule Freiburg informierten sich über das Projekt "Time out" auf dem Hofgut Rössle. Seit fünf Jahren kümmert sich dort ein Team mit Daniel Götte und Andreas Stüdle an der Spitze um schulmüde oder schulverweigernde Kinder und Jugendliche ab dem Alter von zehn Jahren.

In der Abgeschiedenheit am Rande von Breitnau sind die Mädchen und Jungen eingebunden in eine kleine Gemeinschaft mit fester Tagesstruktur. Die Initiative für den Informationsaustausch ging von Professor Bernd Seibel aus. Die Freiburger Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie und Religionspädagogik pflegt seit drei Jahren einen Austausch von Studenten und Dozenten mit der "University of Venda" . Die EFH vermittelt im Studium eine qualifizierte Berufsausbildung, die zur Bewältigung der sozialen und pädagogischen Aufgaben der Gegenwart in Gesellschaft, Kirche, Diakonie und Schule befähigt. Die Gruppierung aus Südafrika nimmt ein halbes Jahr am Lehrbetrieb der Fachhochschule teil: "Für die meisten Afrikaner ist Deutschland ein einziges Schlaraffenland." Die "University of Venda" wurde Mitte der 80er-Jahre im Apartheidregime als "schwarze" Hochschule im Nordosten der rund fünf Millionen Einwohner zählenden Limpopoprovinz eingerichtet. Die ländliche Region ist von Arbeitslosigkeit (60 Prozent) geprägt. Über 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung muss mit einem Verdienst von unter 1000 Rand (etwa 130 Euro) monatlich auskommen. Die Verbreitung von HIV erreichte einen Umfang, der sogar schlimmste Befürchtungen übertraf. Seibel: "Die Hälfte der jungen Mütter drohen dem Virus zu erliegen." Ursachen sind sexuelle Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen. Die Universität stellt sich diesen Herausforderungen und den daraus resultierenden Bedürfnissen der Bevölkerung mit einer praxisorientierten Ausrichtung und entsprechenden Studiengängen. Besondere Aufmerksamkeit genießen gesellschaft liche und wirtschaftliche Themen wie die Auswirkung von Globalisierungsprozessen auf die lokalen Strukturen. Weniger als zwei Prozent der 9000 Studenten sind von heller Hautfarbe.

Angela Götte, geborene Engländerin und Pädagogin bei "Time out" informierte über die Zielsetzung des Projekts. Gemeinsam soll mit den Kindern und Jugendlichen, die in eine Notsituation geraten sind, eine Kultur des Zusammenlebens und -arbeitens geschaffen werden. Dies reicht vom morgendlichen Kühe melken und Stallausmisten — Wecken ist um 6 Uhr — über handwerkliche Tätigkeiten bis hin zum Schulunterricht: "Essen kochen sowie abwaschen gehören ebenfalls dazu." Dies alles geschehe ganz im Sinne von Johann Heinrich Pestalozzi mit "Kopf, Herz und Hand" . Die Lehrkräfte begleiten die Jugendliche den ganzen Tag über, stehen ständig als Ansprechpartner zur Verfügung. Das Konzept lehne an das von Walldorfschulen an. Die zwölf Mitarbeiter seien mehrfach qualifiziert, verfügen über pädagogische, handwerkliche, therapeutische und künstlerische Ausbildungen. Studenten der EFH absolvieren in regelmäßigen Abständen halbjährige Praktika bei "Time out" . Momentan werden 16 Jugendliche betreut, in der Regel sind es ein Dutzend. Professor B. C. Nindi, die Dozentin Keamogetse Morwe und die Studenten aus Südafrika zeigten sich überaus wissbegierig. Sowohl beim Rundgang als auch beim anschließenden Kaffee und Kuchen wurden viele Fragen gestellt. Professor Seibel: "Ziel dieser Begegnung ist voneinander zu lernen. Es ist durchaus denkbar, dass das Breitnauer Modell in modifizierter Form in der Limpopoprovinz umgesetzt wird."
Dieter Maurer , 11.7.2007, www.badische-zeitung.de

 

Staatssekretär Müller ruft zu Bündnis der Grünlandregionen

Der bäuerlich geprägte Luftkurort Breitnau stand als Synonym für das Thema: "Ohne Landwirtschaft kein Tourismus" . Im Alten Pfarrhof hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger zum "runden Tisch" mit Gerd Müller vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eingeladen. Mit dem parlamentarischen Staatssekretär aus Kempten diskutierten Bürgermeister und Kurdirektoren, Vertreter der Milch- und der Landwirtschaft aus dem Hochschwarzwald.

Bei der Besichtigung des Holzhofs von Roland und Anita Hensler im Ortsteil Bruckbach bekam Müller, der selbst auf einem Bauernhof in Schwaben aufgewachsen war, einen Einblick in die Praxis der Höhenlandwirtschaft in Verbindung mit Ferien auf dem Bauernhof. Im Alten Pfarrhof stellte Bürgermeister Wolfgang Schlachter die 1900 Einwohner zählende Gemeinde vor: 120 landwirtschaftliche Betriebe, davon 25 Vollerwerbsbetriebe mit zahlreichen Ferienwohnungen oder Gästezimmern sowie 1000 Gästebetten in Unterkünften aller Kategorien mit 150 000 Übernachtungen jährlich.

Staatssekretär Müller sah viele Gemeinsamkeiten zwischen seiner Heimat im Allgäu und dem Hochschwarzwald: "Eigentlich sollten wir kooperieren und uns in Deutschland und Europa gemeinsam vermarkten." So schön die Mittelgebirge im Süden von Deutschland aber auch seien, so sehr bereiteten sie gerade in der Milchvieh- und Grünlandwirtschaft Probleme: "Steile Hanglagen, kühle Temperaturen und schneereiche Winter verursachen hohe Kosten. Das haben die Landwirte im tief gelegenen Flachland nicht." Umso wichtiger sei es, den Bauern eine auskömmliche Existenz zu garantieren: "Der Milchpreis liegt derzeit auf dem Niveau von 1970, ein Schlepper kostet heute aber dreimal so viel wie vor 35 Jahren. Das kann auch durch bestes Management nicht aufgefangen werden und ist auf die Dauer nicht durchzustehen. So können die Hochschwarzwälder mit den Bauern im Flachland nicht konkurrieren." Der 51-jährige Politiker rief zu einem Bündnis der Grünlandregionen in Deutschland auf: "Grünland ist wichtig für den ökologischen Kreislauf und den Fremdenverkehr. Wer die Kulturlandschaft im Hochschwarzwald erhalten will, muss die Landwirtschaft unterstützen." Eine neue Studie besage, dass sich 7,1 Millionen Bürger in Deutschland einen Urlaub auf dem Bauernhof vorstellen können. Dieses Potenzial gilt es auszuschöpfen." Der Hochschwarzwald sei mit seinen Qualitätsbetrieben, der Kinder- und Familienfreundlichkeit gut positioniert. Müller empfahl eine weitere Zielgruppe: "Die Senioren 50 plus sind kaufkräftig, gesundheitsbewusst und machen mehrmals jährlich Urlaub."

Bürgermeister Norbert Brugger (Löffingen) bezeichnete die Landwirte als "unsere besten Naturschützer. Aber sie müssen eine ausreichende Existenzgrundlage habe, um gegen die knallharte Konkurrenz bestehen zu können."  Franz Spiegelhalter, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbands Hochschwarzwald, kritisierte: "Die Ausgleichszulagen werden ständig gekürzt, hingegen wächst die Bürokratie." Die unangemeldeten behördlichen Überprüfungen — so genannte "Cross Compliance" — würden den Bauern unverdient in eine bestimmte Ecke stellen: "Wir Landwirte brauchen keine zusätzliche Schulung, wie wir unsere Tiere transportieren." Bürgermeister Josef Waldvogel (St. Märgen) hieb in die gleiche Kerbe: "Wir leben ohnehin schon in einem benachteiligten Gebiet und hören nur von Kürzungen und neuen Vorschriften." Höchenschwands Bürgermeister Stefan Dorfmeister sprach von einer "Entmündigung der Landwirte durch die Bürokratie." Nikolaus König, Landwirt und Kabarettist: "Die Bürokratie belastet die Bauern, die Kontrolleure und die Politik." Die Probleme der globalen Märkte mit dem Transport der Lebensmittel von einem zum andern Kontinent, der Klimawandel, die Fleischskandale (Müller: "Daran war kein einziger Bauer beteiligt." ) und die Ausweisung immer neuer Schutzgebiete in der dicht besiedelten Bundesrepublik waren weitere Themen.
21.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Dorf aktuell: Rückblick – Ausblick

Breitnau 2006: Fertigstellung der Kultur- und Sporthalle
Mit den Deutschen Feuerwehrskimeisterschaften wurde die neue Kultur- und Sporthalle Breitnaus nach nur zehn Monaten Bauzeit in Betrieb genommen. Die Baukosten betrugen 2,3 Millionen Euro. Beeindruckend war das ehrenamtlichen Engagement der Breitnauer Bürger. Immerhin kamen Material- und Geldspenden in Höhe von 20.000,- Euro zusammen und insgesamt wurden 4000 ehrenamtliche Stunden geleistet. „Es war eine Gemeinschaftsleistung aller Bürger und es zeigte sich, dass der soziale Zusammenhalt in Breitnau sehr groß ist,“ so Bürgermeister Schlachter. Es fanden auch schon viele, sehr gut besuchte Top-Veranstaltungen in der Halle statt. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass Breitnau nun über die modernste Medientechnik im Hochschwarzwald verfügt. Der Bau der Halle war ein Großprojekt, auf das Breitnau seit Jahren schon hingearbeitet hat. „Dieses Projekt hat natürlich unsere ganze Finanz- und Arbeitskraft im letzten Jahr erfordert. Jetzt muss eine Phase der Genügsamkeit folgen,“ so Bürgermeister Schlachter.

Breitnau 2007: Neues Baugebiet
Weil es in Breitnau keine freien Bauplätze mehr gibt, soll im kommenden Jahr ein Bebauungsplan für das Baugebiet „Am Wirbstein“ erstellt werden. Die Fläche beträgt etwa anderthalb Hektar, auf denen dann schätzungsweise um die 20 bis 30 Bauplätze entstehen können. Damit soll vor allem jungen, einheimischen Familien das Bauen ermöglicht werden. Entgegen dem Trend ist Breitnau eine Gemeinde, die wächst. Während andere Gemeinden Kindergartengruppen schließen müssen, führt Breitnau seit Jahren einen Kindergarten mit drei Gruppen. Aber auch ortsfremde haben die Chance, einen Bauplatz zu bekommen. Laut Gemeinderatsbeschluss können 30% der Grundstücke an Nicht-Breitnauer verkauft werden.

Dagmar Engesser am 1.12.2005 in  www.dreisamtaeler.de

 

 

Kultur- und Sporthalle eingeweiht: 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

"Dies ist eine große Stunde für alle, die sich auf vielfältige Art engagiert haben" , fasste Claus Riedel stellvertretend für den Gemeinderat bei der Einweihung der Kultur- und Sporthalle am Samstagabend die Leistung aller Beteiligten zusammen. Bürgermeister, Architekt, Gemeinderats- und Vereinsvertreter nutzten die Gelegenheit, den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, Spendern und Firmen zu danken. Im Gegenzug heimsten sie selber großes Lob ein.


Mit dem neuen Bauwerk "geht ein lang gehegter Wunsch nach einer Sporthalle in Erfüllung" , freute sich Bürgermeister Wolfgang Schlachter in seiner Dankesrede. Das Kurhaus war eine reine Veranstaltungshalle gewesen. Deshalb sei schon bei seinem Amtsantritt 1985 der Wunsch nach einer solchen Halle im Raum gestanden. Vorerst sei anderes wichtiger gewesen, doch "1995 begann eine unendliche Geschichte" . Er blickte auf die ersten, fehlgeschlagenen Pläne für eine Bürgerhalle zurück und auf den Vorschlag von Claus Riedel, einen Schlüsselfertigbauer zu Rate zu ziehen. Dieser kam in einer Studie zum Schluss, dass eine Mehrzweckhalle am bestehenden Standort mit Erhalt des Schwimmbads machbar sei. "Das war eine gute, und ich glaube auch vorausschauende Entscheidung", meinte Schlachter. Er dankte Architekt Franz Riede von der Riede Ingenieur-AG aus Löffingen für den überdurchschnittlichen Einsatz. So seien die Kosten fast auf den Punkt genau eingehalten worden. Ohne die Zuschüsse aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, von der EU und aus dem Ausgleichsstock des Landes sei der Bau freilich nicht möglich gewesen. Schlachter dankte Staatsminister Willi Stächele, dem Landtagsabgeordneten Klaus Schüle, der sich in Stuttgart für die Halle stark gemacht hatte, den Behörden, dem Gemeinderat, der über zwei Legislaturperioden hinweg die Halle mitgestaltet und mitgetragen hat sowie den Mitarbeitern von Bauhof und Verwaltung. Familie Saier vom Hotel Kreuz dankte Schlachter "für ihre große Geduld. "Sie hat viel Verständnis gezeigt." Besonders freue ihn, dass der Bau "von der Bevölkerung auf einer Welle der Sympathie, ja später Begeisterung mitgetragen" worden sei. "Ich bin stolz darauf, Bürgermeister einer Gemeinde zu sein, in der bürgerschaftliches Engagement keine Worthülse, sondern Selbstverständlichkeit ist." Rund 4000 Arbeitsstunden haben qualifizierte Handwerker ehrenamtlich geleistet, dazu kommen Geld- und Sachspenden von bisher 19 000 Euro. Das sei "ein fantastischer Ausdruck eines gesunden und intakten Gemeinschaftslebens". Mit einem Helferfest am 4. November möchte die Verwaltung allen danken.

Ingenieur Franz Riede gab das Lob von Schlachter an Ingenieur Jochen Faller weiter, der in seinem Büro arbeitet: " Eigentlich ist es seine Halle." Riede selbst hatte sich nach dem Entwurf weitgehend zurückgezogen. Faller, der in Breitnau wohnt, erhielt einen Extra-Applaus. Auch Riede betonte die Leistung der Ehrenamtlichen, die etwa bei der Einrichtung der "Großküche für einen Spottpreis eine richtige Eigendynamik" entwickelt hätten. Der Gemeinde schenkte sein Büro für ihr neues "Schmuckstück" ein Rednerpult mit Widmung. Claus Riedel sprach im Namen des Gemeinderats. Das Aus für die Bürgerhalle sei eine "große Enttäuschung" gewesen, umso mehr freue er sich über die gelungene Mehrzweckhalle. Bürgermeister, Bauhof und Verwaltung lobte er für ihren Einsatz: "Alle haben sie gezeigt, dass sie für die Bürger da sind." Die Halle werde viele einheimische und auswärtige Gäste anziehen. Nun gelte es, ihr mit ihrem schönen Ambiente durch entsprechend qualitative Veranstaltungen gerecht zu werden.
Vereinssprecher Detlef Higgelke äußerte sich per Mundartgedicht: "Wer hät des denkt, dass sich so a kleins Dorf so ebbis schenkt" und "dass man in solchen Zeiten noch sowas macht"  staunte er. Die Halle werde schon länger genutzt, so dass auch die Zweifler langsam überzeugt seien. Higgelke wies darauf hin, dass sie noch keinen Namen hat und bat um Vorschläge. Im Namen aller Vereine überreichte er Bürgermeister Schlachter ein Geschenk. Gratulationen überbrachten neben Staatsminister Stächele der Landtagsabgeordnete Klaus Schüle (CDU), die Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) und Jörg Steinhardt, Geschäftsführer der Hinterzarten Breitnau Tourismus GmbH.
Alexandra Wehrle , 26.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Ödenbach-Bähnle dampft seit 12 Jahren für Kinder

Für große und kleine Dampflokfans gibt es einen Geheimtipp für einen kleinen Ferienausflug direkt vor der Haustür: Das Ödenbach-Bähnle hinter dem Backhof Helmle in Breitnau rechts an der B 500 in Richtung Thurner. Die Fahrtkarte gibt es schon für einen in die bereitgestellte Spendenkasse geworfenen kleinen Obolus.

Die gut 600 Meter lange Eisenbahnstrecke führt durch eine wunderschöne Landschaft samt eines kleinen Wäldchens und freier Sicht auf einen Teich, in dem sich neben den schnatternden Enteneltern gerade Junge tümmeln. Immer sonntags — gutes Wetter vorausgesetzt — um 14.30 Uhr raucht und pfeift es im Gelände, hält der Lokführer am Signal an der Brücke und ist der Weichensteller im Einsatz. Diese Funktionen dürfen auch Kinder übernehmen — nach entsprechender Einweisung von Edgar Schaller, der die Anlage seit zwölf Jahren betreut. Als 15-Jähriger hatte er ein Schlüsselerlebnis. Er durfte mit seinem Schwager, Lokführer von Beruf, auf der 44-er Dampflok mit 13 Zylindern auf der Strecke zwischen Basel und Singen mitfahren. Das Berufsleben führte ihn dann zwar auf andere Wege, doch durch die Heirat mit der Breitnauerin Anna Riesterer und eine zufällige Begegnung mit Hans Fazler aus Hinterzarten im Jahr 1989 bekam der Keim von damals wieder Nahrung. Die Idee einer Parkdampfbahn war geboren.
Und viele fleißige Helfer wirkten mit: Herbert Stolz und Otto-Heinz Wachter (beide Titisee-Neustadt), die die Wagen samt Rädern in Handarbeit herstellten; 15 Kinder können auf den Anhängern mitfahren — oder entsprechend weniger Erwachsene. Rudi Metzler (Hinterzarten) und Ernst Hermann (Breitnau) sorgten für die Schwellen; Michael Ketterer (Breitnau) für die Bremsen. Franz Demattio (Eisenbach) übernahm als Feinmechaniker die Dreharbeiten, Hermann Braun (Hinterzarten) den Transport.

Das Schmuckstück ist natürlich die Dampflok, eine Henschel vom Typ Fulda im Maßstab 1:4, fachkundig restauriert von Rolf Metz aus Titisee. Wer schon  das Anheizen miterleben will, muss schon um 14 Uhr vor Ort sein. Dann öffnet Edgar Schaller den Lokschuppen, füllt Kohle- und Wasserbehälter, hilft mit einem Blasebalg nach, bis er die Lok schnaubend und rauchend über die Drehscheibe mit den Waggons zusammenführt. Ans Ende hängt er den Wagen mit Schlusslicht und echtem Läutwerk (mit Luft betrieben) an, das mit einer Fernbedienung vom Lokführer bedient wird. Liebevoll ist alles hergerichtet mit einem Bahnhof, einer großen Sitzgruppe für Zuschauer und am Rande echtem "Zubehör" : eine Originalweiche, Laternen und eine Signalpfeife, wie sie auf Hauptstrecken verwand wurde. Aber auch für begleitende Angehörige und Freunde, die diesem Hobby nichts abgewinnen können, gibt es Alternativen: das Miniatur-Wasserkraftwerk, das ganz kleine Tiergehege (besonders der Mümmelmann freut sich über Streicheleinheiten und von Hand gereichten Löwenzahn), die weidenden Pferde und nicht zuletzt die große schattige Terrasse für die Genießer von Eis und großzügig bemessenen Kuchen- und Tortenstücken an schönen Sommertagen.
Martina Seiler, 29.7.2006, www.badische-zeitung.de

Muskeldystrophie bei Jungen - Biochemiker Günter Scheuerbrandt berät

In Breitnau lebt der Biochemiker Günter Scheuerbrandt, wo er fast 30 Jahre lang ein Labor für die Früherkennung einer seltenen Muskelkrankheit betrieben hat. Doch mit seinen 75 Jahren ist er noch lange nicht im Ruhestand: Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, betroffene Familien auf dem Stand der Forschung zu halten.

"Ich bleibe bei der Wahrheit” :
Günter Scheuerbrandt aus Breitnau widmet sich seit Jahrzehnten der Muskeldystrophie.

Foto: Birgit Neuhardt

“Duchenne-Muskeldystrophie” heißt die Krankheit, die in Deutschland etwa 2000 Familien, weltweit etwa 500 000 betreffen. Eine seltene Erbkrankheit, bei der nur Jungen die Träger von Symptomen sind, ihre Mütter aber Überträgerinnen, die jedoch frei von jeglicher Krankheit oder Symptomen bleiben. Bei der Duchenne-Muskeldystrophie, im Volksmund “ Muskelschwund” , fehlen Stücke auf einem Gen, das für die Proteinversorgung der Muskeln zuständig ist. Meist merkt man in den ersten zwei bis drei Jahren nichts, dann fällt oft den Großmüttern auf, dass der Junge Schwierigkeiten beim Treppensteigen hat oder verzögert laufen lernt, weiß Scheuerbrandt aus Erfahrung.

Im Alter zwischen drei und fünf Jahren wird die Diagnose von Experten gestellt: “Den Eltern muss gesagt werden, sie haben ein todkrankes Kind” , erzählt Scheuerbrandt: Mit zehn bis 12 Jahren sind die Muskels so weit geschwunden, dass die Kinder in den Rollstuhl müssen, später folgt die Beatmung, die Lebenserwartung liegt bei 20 bis 30 Jahren. Scheuerbrandt ist Biochemiker, studierte in Freiburg und Grenoble, dann schloss sich ein Postdoktorandenstudium in Stanford und Harvard in den USA an. Die Arbeit in den USA bei einem großen pharmazeutischen Konzern brachte den Biochemiker in den ersten Kontakt mit dem Früherkennungstest für die Muskeldystrophie. Mitte der 1970er-Jahre erbte seine Frau in Breitnau ein Haus, und so kam es, dass die Familie sich im Hochschwarzwald niederließ, wo Ute-Maria Scheuerbrandt, eine gebürtige Pyhrr, familiäre Wurzeln hat. Das Labor ist mittlerweile nach Freiburg umgezogen.

Ausgangsmaterial bei dem Früherkennungstest ist ein Protein, das das Glühwürmchen zum Glühen bringt; über ein biochemisches Verfahren wird mit Hilfe nur eines Tropfens Blut des Jungen festgestellt, ob er an der Erbkrankheit leidet. Insgesamt wurden eine halbe Millionen Kinder getestet seit Einführung des Früherkennungsprogramms, bei 200 Kindern wurde die Krankheit gefunden. “ Wir haben die Familien nicht allein gelassen, sondern Informationen und Aufklärung gegeben” , sagt Scheuerbrandt, “ ich kenne alle Forscher auf dem Gebiet und erhalte die neuesten Berichte, aber es ist nach wie vor unheilbar.” Doch einen Hoffnungsschimmer gibt es, der nach Einschätzung Scheuerbrandts die größte Aussicht auf Erfolg hat: Das so genannte Exon-Skipping, ein genetisches Verfahren, das gerade in Holland entwickelt wird. Dabei geht es auch nicht um eine vollständige Heilung, aber die Duchenne-Muskeldystrophie könnte in die wesentlich langsamer verlaufende Becker-Muskeldystrophie umgewandelt werden, die den Patienten eine normale Lebensspanne bietet. Doch bis das Verfahren als Medikament in die Apotheke kommt, könnten noch bis zu acht Jahren vergehen, es ist derzeit der größte Hoffnungsträger für Eltern, die noch relativ kleine erkrankte Kinder haben.

In Deutschland gibt es zwei Eltern-Selbsthilfeverbände, einen davon hat Scheuerbrandt mitgegründet, und deren Berichterstatter ist er auch. Die Fachsprache über komplizierte genetische und chemische Zusammenhänge für Laien zu übersetzen, ist seine Aufgabe. Zweimal im Jahr fährt er zu einem von Elternverbänden organisierten Symposium nach Monaco und veröffentlicht auf der Internetseite www.Duchenne-Forschung.de die neuesten Ergebnisse auf Deutsch, Englisch und Spanisch.

“Ich bekomme viele E-Mails aus der ganzen Welt, von Feuerland bis Sibirien” , erzählt er, “beispielsweise eine Familie aus Feuerland mit zwei kranken Kindern, die sind dort völlig verlassen und die Ärzte wissen oft gar nicht Bescheid” . “Ich bin nicht im Ruhestand” , sagt der 75-Jährige. “Das ist meine Lebensarbeit, und außerdem möchte ich meinen Kopf weiter anstrengen.” Wie er mit dem Leid der Eltern umgeht? “Ich bleibe bei der Wahrheit, wichtig ist, dass man mit den Eltern redet” , weiß er aus Erfahrung. Und Hoffnung, die gibt es ja: “ Wenn die Kinder jetzt noch klein sind, haben sie ja noch eine Chance, dass während ihrer Lebenszeit etwas gefunden wird.”
Alles von
Birgit Neuhardt vom 27.12.2005 auf www.bzol.de

 

 

Interview mit Bürgermeister Schlachter von Breitnau

Dreisamtäler: Herr Schlachter, über dem Hallenbad befindet sich im Moment eine Großbaustelle.
Schlachter:  Wir sind im Moment dabei unsere Kultur- und Sporthalle zu bauen. Wir haben im April dieses Jahres mit dem Bau begonnen und spätestens Ende Januar soll er fertig sein. Denn am 4. Februar 2006 findet dann mit den Internationalen Deutschen Feuerwehr-Skimeisterschaften dort die erste Großveranstaltung statt.

Dreisamtäler: Es ist nicht die Sanierung des Kurhauses, das ja an der Stelle stand, sondern ein Neubau?
Schlachter: Es ist ein Neubau. Das alte Kurhaus wurde ab Oberkante Hallenbad abgerissen - das Hallenbad blieb erhalten - und an derselben Stelle eine MultiFunktionshalle, sprich Mehrzweckhalle, errichtet, die sowohl dem Sport- als auch dem Veranstaltungsbetrieb dient. Das neue Gebäude ist nun auch deutlich größer als das frühere Kurhaus.

Dreisamtäler: Was kostet solch eine neue Halle?
Schlachter: Die Gesamtkosten für dieses Bauwerk sind mit 2,3 Millionen Euro veranschlagt. Wir bekommen Zuschüsse aus Ausgleichsstock und Entwicklungsprogramm ländlicher Raum in Höhe von 1,3 Millionen. Der Rest wird durch Kredite der Gemeinde und Eigenleistungen unserer Bürger abgedeckt. Diese Eigenleistungen beziffern wir mit ca. 150.000 Euro.

Dreisamtäler: Können Sie sich diese Halle in Zeiten leerer Kassen leisten?
Schlachter: Breitnau muss sich diese Ausgabe leisten, weil a) das alte  Kurhaus für den Veranstaltungsbetrieb den Anforderungen nicht mehr entsprach und b) Schule und Vereine bisher keine witterungsunabhängige Sporteinrichtungen hatten. Wir haben in den letzten Jahren bewusst auf dieses Großprojekt hin gespart und keine großen Investitionen getätigt, damit der Bau dieser Halle möglich wurde. Aber die Pro-Kopf-Verschuldung wird natürlich steigen.

Dreisamtäler: Wo konnten die Bürger denn mithelfen?
Schlachter: Da war einmal die Mithilfe beim Abbruch, dann wird die Kücheneinrichtung weitgehend in Eigenleistung hergestellt und teilweise die Ausstattung der Bühne. Auch die Verschalung für das Anbringen der Verschindelung war eine Eigenleistung und im nächsten Jahr wird ein Teil Außenanlagen von den Bürgern hergestellt. Es waren unzählige kleine Arbeiten, die  man sonst teuer verlohnen muss, die die Bürger übernommen haben. Bislang sind mit Sicherheit über 1500 Arbeitsstunden durch unsere Bürger erbracht worden.

Dreisamtäler: Das spricht für Breitnau!
Schlachter: Das ist richtig! Man sieht die Bereitschaft der Bürger mitzuhelfen und auch die hohe Identifikation mit diesem Bauprojekt.

Infrastruktur
Dreisamtäler: Derzeit wird beklagt, dass kleinere Gemeinden regelrecht ausbluten und keine Grund- versorgung mehr am Ort haben. Wie steht den Breitnau infrastrukturell da?
Schlachter: Wir können nicht klagen! Die Grundversorgung ist in Breitnau gewährleistet. Wir haben zwei Lebensmittelgeschäfte, die gut frequentiert sind, Bäckereien, Frisör, Arzt- und Krankengymnastikpraxen und ein Hallenbad. Wir haben außerdem eine Grundschule, eine gemeinsame Hauptschule mit Hinterzarten und ein Gymnasium.

Dreisamtäler: Ein Gymnasium?
Schlachter: Ja, das Internat Birk­lehof liegt zu 90 % auf Breitnauer Gemarkung - das weiß nur keiner.

Dreisamtäler: Breitnau hat eine besondere Siedlungsstruktur.
Schlachter: Das kann man so sagen. Breitnau hat 1961 Einwohner, die auf 40 Quadratkilometern leben. Ein Viertel der Bevölkerung lebt im Ortskern, die anderen in Streusiedlungen.

Dreisamtäler: Da macht der Winterdienst besondere Freude!
Schlachter: Wir betreuen 48 km Gemeindeverbindungsstraßen zur Erschließung der Außenbereiche und räumen im Winter täglich 60 km Straßen. Die Winter kommen uns manchmal teuer zu stehen.

Tourismus und Landwirtschaft
Dreisamtäler: Breitnau ist stark landwirtschaftlich geprägt.
Schlachter: In Breitnau ist die Landwirtschaft ein ganz bedeutender Wirtschaftszweig. Wir haben immerhin noch 120 landwirtschaftliche Betriebe, davon 28 Vollerwerbsbetriebe.

Dreisamtäler: Die Höhenland­wirtschaft im Schwarzwald hat es aber nicht ganz leicht.
Schlachter
: Die Landwirtschaft hat natürlich mit Strukturpro­blemen zu kämpfen. Aber sie ist für uns wichtig auch unter dem Aspekt der Offenhaltung unserer Kulturlandschaft. Breitnau zeichnet sich vor allen Dingen durch einen schönen Wechsel von Frei­flächen und Wald aus. Wir haben nur einen Waldanteil von 52 %. Im Gegensatz dazu hat Hinter­zarten 70 % Wald.
Das macht natürlich den Reiz unserer Landwirtschaft aus und solange die Landwirtschaft funktioniert, ist die Offenhaltung dieser Freifläche gewährleistet.

Dreisamtäler: Diese Landschaftspflege ist ja ein Subventionsgeschäft. Im Wahlkampf wurde ja die völlige Streichung aller Subventionen diskutiert. Was würde das für die Landwirtschaft bedeuten?
Schlachter
: Würden die indirekten Einkommensübertragungen ganz wegfallen würden, wäre das für weite Teile der Landwirtschaft sicherlich tödlich, speziell natürlich für landwirtschaftliche Betriebe in benachteiligten Gebieten und dazu gehört der Hochschwarzwald aufgrund seiner Höhenlage. Die Förderung der Landwirtschaft ist ein wichtiges Ziel einmal um die Wirtschaftsstruktur zu erhalten und natürlich auch unter touristischen Aspekten und ich glaube nicht, dass sich das Land Baden-Württemberg – und die Landwirtschaftsförderung wird hauptsächlich vom Land geleistet - , der Landkreis und die Gemeinden aus der Landwirtschaftsförderung zurückziehen. Dennoch ist auch in Breitnau eine Strukturveränderung in der Landwirtschaft zu beobachten.

Dreisamtäler: Können Sie das näher erklären?
Schlachter: Inzwischen schließen sich Landwirte zu Gesellschaften zusammen, um gemeinsam besser wirtschaften zu können. Viele junge Landwirte sind sehr innovativ und versuchen neue Marktnischen zu erschließen, um den Hauptbetrieb dadurch zu sichern.
Hier spielt die Energiegewinnung inzwischen eine bedeutende Rolle: ein Landwirt hat sich auf die Produktion von Biogas verlegt. Viele haben große Photovoltaikanlagen auf ihre Gebäude installiert und fast alle Höfe haben Hackschnitzelheizungen. Das sind Einnahmequellen für die Landwirte und sie leisten damit natürlich auch einen Beitrag zur CO2 Reduzierung.

Dreisamtäler: Windkraft wird – wie man weithin sieht - hier natürlich auch genutzt.
Schlachter
: Hier bei uns stand die erste Windkraftanlage der Region. Doch in Breitnau werden alle regenerativen Energien genutzt: Wasserkraft im Höllental, Windkraft, Biogas, Holz und Solarenergie.
Nehmen wir alle regenerativen Quellen zusammen, dann hat Breitnau einen Selbstversorgungsgrad von 72%.

Dreisamtäler: Darauf können Sie stolz sein!
Herr Schlachter, vielen Dank für das Gespräch!

Dagmar Engesser am 1.12.2005 in DER DREISAMTÄLER,  www.dreisamtaeler.de

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