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Zeitgeschehen
 nicht nur im Freiburger Osten und Dreisamtal
  

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Infos zur "Zeitgeschehen"-Seite ab November 2003

Blick vom Kandel nach Südwesten zum Glottertal und Dreisamtal am 6.11.2003

 

Afghanistan: Das kommt einer Kriegserklärung von Deutschland gleich

Steuerzahler in Deutschland werden erst gar nicht gefragt. Die deutsche Bundeswehr ist inzwischen zur Söldnertruppe für die Siegermächte von 1945 mutiert. Der Bundeswehreinsatz in den von den Alliierten bezeichneten Schurkenstaaten kommt einer deutschen Kriegserklärung an diese Länder gleich und missachtet völlig das deutsche Grundgesetz: Nie wieder soll Krieg von deutschem Boden ausgehen. Die USA und deren Vasallen lagern und produzieren seit 45 Jahren militärische Vernichtungswaffen, mit deren Hilfe sie in ihrem Interesse Chaos und Leid der Bevölkerung verursachen, siehe Irak. Meiner Meinung nach sollte ein Kriegsverbrechertribunal deutsche Militärstrategen in ihre Schranken verweisen.
BZ-Leserbrief vom 23.2.2007 von Willi Hesse sen, Rheinfelden

 

Libanon: Die Katastrophe wurde kaltblütig provoziert 

Alle Achtung: Da tritt einer aus dem reflexhaften Kritikergeheul gegenüber Israel heraus und mahnt zur Vorsicht gegenüber dem infamen, aber wirksamen journalistischen Täuschungsspiel der radikalen Moslems. Leider sitzt dem die Weltpresse nur allzu gerne in regelmäßigen Wehgeschrei-Ritualen auf, wenn Israel die militärische Notbremse zieht. Wo waren Inge Günther und die Trendjournalisten und was taten sie, als sich die Hisbollah den Libanon in einer Schreckensherrschaft unterjochte und die Zivilbevölkerung in Schutzschild-Geiselhaft nahm, während Israel zum x-ten Mal durch wirkungslose so genannte Friedensinitiativen hingehalten und getäuscht wurde?
Mittlerweile ist erwiesen, dass die zivile Katastrophe von Kana von der Hisbollah kaltblütig kalkuliert und provoziert wurde durch Abfeuern von über 100 Raketen und einem Munitionslager inmitten dieser Wohngegend. Eine verfälschende Medienkampagne war bereits vorbereitet. Es gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht, Meldungen auf Wahrheitsgehalt und Hintergrund zu überprüfen, was Herr Hauser vorbildlich tut, ohne einseitig Partei zu ergreifen.

BZ-Leserbrief vom 23.8.2006 von Gottfried Sohn, Friesenheim

 

Joachim Gauck erzählte Schülern, wie er die DDR erlebte

“Ossis sind anders” , sagt einer, der es wissen muss. Joachim Gauck, der ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen der DDR, hat jenseits der Mauer gelebt, gearbeitet und sich politisch engagiert. Als Zeitzeuge erzählte er im Kolleg St. Sebastian Oberstufenschülern aus Stegen, Kirchzarten und Titisee-Neustadt vom Leben in der Diktatur und dem Wert der Demokratie.

“Zum ersten Mal bin ich Bürger, vorher war ich nur Staatsinsasse” , begann der studierte Theologe seinen Vortrag im Kolleg St. Sebastian in Stegen, der mit “Deutsche Einheit — ist zusammen gewachsen, was zusammen gehört?” überschrieben war. Joachim Gauck wollte Geschichten erzählen, “Geschichten der Ohnmacht” , und nahm seine Zuhörer gedanklich mit in sein Elternhaus nach Rostock. Der Vater kommt eines Tages nicht mehr nach Hause. Als die Familie nachforscht, sagen Polizei und Behörden nur “unbekannt” . 30 Monate lang bleibt der Vater, ein Kapitän, verschwunden. Dann, so erinnert sich der Sohn, “kam eine Postkarte aus Moskau mit einer Nummer. Da wussten wir, dass er lebt.” Er war als angeblicher Spion in ein sibirisches Arbeitslager geschickt worden, berichtete Gauck, der beim “Verschwinden” des Vaters 1951 elf Jahre alt war. Schon damals empfand er das Unrecht und die Missachtung der Menschenwürde. “Ich war richtig und von Herzen anti-kommunistisch” , sagte Gauck. Als Erich Honecker später die DDR regierte, habe es weniger Terror, aber immer noch Unrecht gegeben, betonte Gauck und nannte die kommunistische Herrschaft einen “Irrweg der Geschichte” .
Gaucks Vortrag, zu dem die Sparkasse Hochschwarzwald eingeladen hatte, verband persönliche Erlebnisse mit Fakten. Der 66-Jährige sprach frei und offen, nannte seinen Vater einen “Typen” und die Ossis “ein bisschen drollig” , und konnte seine jungen Zuhörer fesseln. “Ich werde über alles noch mal in Ruhe nachdenken” , meinte Martin Feißt, Abiturient in Kirchzarten, nach dem 90-minütigen Vortrag.

Wie die Menschen in der Diktatur lebten schilderte Joachim Gauck am Beispiel der kleinen Marie: Als typische DDR-Bürgerin ist sie erst Jungpionierin und dann “stolze FDJlerin” , also Mitglied der Jugendorganisationen der DDR. Marie lernt, zwischen Anpassung und Gehorsam einerseits und Konfliktbereitschaft und Widerstand andererseits zu unterscheiden. Das Regime wirkte in alle Bereiche des Lebens hinein: Statt Klassensprecher gab es Funktionäre der “Freien deutschen Jugend” und auch in den Zeitungen “stand ein und dieselbe Soße” , schilderte Gauck. Maries Freund will Medizin studieren, geht aber vorher freiwillig zur Volksarmee. “Geben wir denen was, geben die uns was” , denkt der Vater, als sich der Sohn verpflichtet. “Sie spüren diesen Sog” , warnte Joachim Gauck seine Zuhörer. Anpassen und Gehorsam seien in der Diktatur “ganz normal” . Alle fügten sich ein, alle machten mit. “In der Diktatur ist das Recht in der Hand der Macht” , betonte Gauck und sprach von einem “Gefühl der Ohnmacht” . Der Staat hat eine riesige Geheimpolizei und kann nicht verklagt werden. “In der DDR gab es kein Verfassungsgericht” , erinnerte Gauck. Für den früheren Abgeordneten der Volkskammer waren Menschen in der ehemaligen DDR “Staatsinsassen” , fast so untertänig wie bei Kaiser und Königen früher. Sie waren keine Bürger, weil sie keine Bürgerrechte hatten und zum Beispiel nicht frei wählen durften. Sie waren auch keine Bewohner, “weil die normalerweise einen Schlüssel haben und gehen können, wann sie wollen” , meinte Gauck.
Ostdeutsche waren lange “Staatsinsassen” und seien deshalb noch immer anders als Westdeutsche. Obwohl äußerlich alles “westlich” sei, gebe es “im Osten” eine andere Mentalität, so Gauck. Er betonte aber auch: “Das ist kein Charakterfehler.” Der Zeitzeuge Gauck, der 1989 an den Montagsdemonstrationen teilgenommen hatte, erzählte von “Wessis” und “Ossis” , die “ihre Mauer wiederhaben wollen, nur drei Meter höher” . Gauck nennt sie Nostalgiker. Für ihn ist Nostalgie (oder “Ostalgie” ) “ein Erinnern, das nicht weh tut” , weil nur das Schöne im Gedächtnis bleibt. Das gehe so weit, dass junge Partybesucher heute Blauhemden der FDJ (“Freie deutsche Jugend” ) trügen, berichtete Gauck und sagte: “Zu DDR-Zeiten war das undenkbar.” Gauck will, dass sich die Menschen mit dem, was schmerzt, auseinander setzen. Nur wer nach den Gründen für das Trauma suche, werde “gedanklich frei” , sagt Gauck, der heute den Verein “Gegen Vergessen - Für Demokratie” leitet. Das ist für ihn “sinnvolles Erinnern” .

Kompletten Beitrag von
Barbara Schmidt vom 15.5.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

www.gegen-vergessen.de

 

 

Der Lehrer und der Prophet

Mit einem Mohammed-Bild auf seiner Homepage erregte Hans-Jürgen Günther manche Gemüter

Diese Woche hatte es in sich für Hans-Jürgen Günther. Zuerst meldete sich eine Sonntagszeitung bei dem pensionierten Emmendinger Lehrer. Dann rief der Rundfunk an. Am Ende musste er noch nach Berlin, um im Fernsehen aufzutreten. “So viel Stress hatte ich in meinem ganzen Lehrerleben nicht” , sagt Günther und lacht. Dabei liegt der Grund für seine neue Popularität drei Jahre zurück. Damals geriet er wegen eines Mohammed-Bildes auf seiner Website in Konflikt mit offenbar fundamentalistischen Muslimen.
Den Medien mag es naheliegend erschienen sein: Ein Karikaturenstreit auf deutschem Boden passte trefflich zu den Meldungen von weltweit protestierenden Muslimen. Doch Hans-Jürgen Günther musste alle eines Besseren belehren: “Bei uns ging es um mehr als um Karikaturen, bei uns ging es um Zitate.” Anders als die dänische Zeitung Jyllands Posten hat der damals noch aktive Lateinlehrer auf seiner Homepage keine verunglimpfenden Mohammed-Darstellungen veröffentlicht. “Wir haben in der Tradition Europas ein Bild aus einem Buch zitiert, das für jedermann zugänglich ist. Dagegen kann nun wirklich niemand etwas haben.
Rückblende ins Jahr 2002. Zur Vorbereitung einer Studienreise nach Ephesus bittet Günther seine Klasse am Emmendinger Goethe-Gymnasium, Referate zu diversen Themen zu schreiben. Zehn Beiträge gehen ein. Einer trägt den Titel: Der Islam und das Osmanische Reich. Die Autorin illustriert ihren Text mit einem Abbild des Propheten. Es ist ein Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert und zeigt einen bärtigen Mann mit Turban. Sie hat es in einem Buch entdeckt, das sie aus einer öffentlichen Bücherei entliehen hatte. Hans-Jürgen Günther und die Fachschaft am Emmendinger Goethe-Gymnasium sind sich einig: Alle Referate sollen auf die Latein-Homepage gestellt werden. Die zählt täglich 3500 Besucher aus aller Welt. “Unsere Nutzer sollten auch in den Genuss der Lektüre kommen” , erklärt der Lehrer, “außerdem ist so was für die jungen Autoren äußerst wichtig.” Auch das Mohammed-Bild kommt ins Internet, “doch wir hatten keine Ahnung, dass wir damit die Befindlichkeit anderer Menschen treffen könnten” , sagt Günther. www.latein-pagina.de enthält 4000 Dateien. Da muss man mitunter lange suchen, um ein Bild zu finden. Hans-Jürgen Günther kann auch nachweisen, dass der Aufsatz über den Islam der am wenigsten frequentierte war: “Dagegen wurden andere Texte 30 mal so oft aufgerufen.” Monatelang passiert nichts. Dann, am 20. Mai 2003, geht aus heiterem Himmel eine E-Mail ein. Die Absenderin kritisiert darin das Bildnis Mohammeds als “hässlich”
....
Der Verfassungsschutz bittet Günther und das Gymnasium standhaft zu bleiben, und das tun sie auch, als dieses Schreiben eintrifft: “Da Sie die Bilder weiterhin veröffentlichen und sich nicht bei den Muslimen entschuldigen, habe ich nur Folgendes zu sagen: Die Vernichtung der Juden begann mit Beleidigungen und Lügen.” Dann passieren die Anschläge von Madrid am 11. März 2004. Günther sagt: “Das hat mich noch mal zum Nachdenken gebracht.” Jetzt nimmt er das Bild doch von seiner Homepage. Es konnte nicht ausbleiben, dass diese Woche alle Journalisten diese Frage stellten: Empfindet er die Entscheidung als Niederlage? Hans-Jürgen Günther aber war darauf gefasst und zitierte seine Homepage. Dort steht anstelle des Mohammed-Bildes heute dieser Satz: “Nach häufigen Gesprächen mit muslimischen Freunden, auf ihre Bitten hin und als Zeichen interkonfessioneller Toleranz wurde das Bild einstweilen entfernt.” Die Worte interkulturelle Toleranz hat er rot hervorgehoben. Das Wort “einstweilen” nutzt er mit Absicht: Es soll bedeuten, dass für ihn der Dialog nicht zu Ende ist.

Alles von Maikka Kost vom 11.2.2006 bitte auf www.bzol.de lesen

"Informationen zu Mohammeds Leben
Hier war bis vor kurzem ein Kupferstich von Mohammed zu sehen, wie ihn sich ein Künstler aus dem 17. Jhdt. in Paris vorstellte. In Büchern europäischer Bibliotheken gibt es unzählige Mohammedabbildungen. In Europa ist es nun mal üblich, dass Künstler ihre Vorstellungen z.B. von Gott(vater), dem Gottessohn Jesus, dem Hl. Geist, Maria, den Heiligen oder Religionsstiftern wie Buddha, Konfuzius oder Mohammed bildlich umsetzen. Das gehört zur - heute in Deutschland grundgesetzlich geschützten - Freiheit der Kunst. Doch auch in muslimischen Büchern ist das Gesicht Mohammeds bisweilen abgebildet. So zeigt ein türkisches Manuskript (für den Sultan Shak-Rhokh) aus dem 15. Jhdt. "Das Buch der Himmelfahrt Mohammeds und das Gedächtnisbuch der Heiligen" den Propheten. Nach häufigen Gesprächen mit muslimischen Freunden, auf ihre Bitten hin und als Zeichen interkonfessioneller Toleranz wurde das Bild einstweilen entfernt.
"
Quelle: www.latein-pagina.de/iexplorer/turkey/islam/islam.htm bzw. www.latein-pagina.de

 

Zeitzeugen im Internet  - 380 Texte zum Kriegsende auf BZ-Online

So etwas hat es bislang wohl noch nie gegeben: Fast 400 (!) Zeitzeugen des Kriegsendes 1945, aber auch von Ereignissen davor und danach haben sich seit Januar auf den Aufruf der Badischen Zeitung und des Südwestrundfunks (SWR) gemeldet und ihre Erinnerungen eingesandt – mal eine Seite lang, mal 40 Seiten lang, manche haben uns ihre Autobiografie auch in Buchform überlassen. Aneinander gereiht würden diese Erinnerungen ein Buch mit etwa 4000 Seiten ergeben!

Ein bedeutender Teil der Einsendungen wurde von den BZ-Lokalredaktionen wie auch vom SWR in den vergangenen Monaten zu Beiträgen verarbeitet, manche werden noch dazu kommen – so gerade jene Schicksale, die auch in den Monaten und Jahren nach Kriegsende sehr dramatisch verliefen. Die in den 17 Lokalteilen der BZ erschienenen Beiträge zum Thema „60 Jahre Kriegsende“ sind auch im Internet zu lesen – und zwar in dem jedermann frei zugänglichen Bereich unter www.badische-zeitung.de. Hier sind sowohl Erinnerungen verarbeitet, die der BZ oder dem SWR zentral zugegangen sind, als auch Geschichten von Zeitzeugen, die sich direkt an die eine oder andere Lokalredaktion gewandt haben oder vor Ort angesprochen wurden. Da es unmöglich ist, die fast 400 zentral eingegangenen Einsendungen alle in der Zeitung oder im Rundfunk wiederzugeben, hat sich die Badische Zeitung schon früh entschlossen, konsequent die Möglichkeiten des Internets zu nutzen. So sind seit dieser Woche 380 Erinnerungen - oft auch mit Fotos und Dokumenten angereichert – im Original und damit in voller Länge auf BZ-Online dokumentiert. Von der Startseite werden Sie zum Dossier „60 Jahre Kriegsende“ und zu den „BZ-Dokumenten“ geleitet. In drei Abteilungen sind dort die Erinnerungen aufgelistet: Jene, die ausschließlich Ereignisse in Südbaden behandeln, unter „II“ Erinnerungen an Ereignisse in Südbaden und darüber hinaus und unter „III“ Erinnerungen an Kriegs- und Nachkriegsereignisse, die nicht in Südbaden, sondern in anderen Gegenden Deutschlands oder im Ausland stattgefunden haben. Hier sind erschütternde Geschichten der Vertreibung aus dem Osten, der Evakuierung und der Gefangenschaft zu lesen - erzählt aber von Zeitzeugen, die meist schon seit Jahrzehnten in Südbaden leben. Anfang nächsten Jahres wird im Rombach-Verlag Freiburg ein 430 Seiten starkes Buch erscheinen, in dem die Erinnerungen etlicher Zeitzeugen in Ausschnitten wiedergegeben und thematisch aufbereitet werden. Herausgegeben wird das Buch von Dr. Gerd Ueberschär, Militärhistoriker, Karin-Anne Böttcher, Historikerin und Kulturwissenschaftlerin, und Bernd Serger, Badische Zeitung.
BZ vom 20.8.2005

http://www.badischezeitung.de/aktionen/2005/dossiers/kriegsende

 

 

 

Under Siege - virtuelle west-östliche Computerspiel-Kriegszüge

Ein neues Spiel aus Syrien hat den "Befreiungskampf des palästinensischen Volkes" zum Thema, während im Westen muslimische Terroristen gejagt werden

Die Uzis knattern, Handgranaten krachen, im Rauch der Explosionen sterben die israelischen Soldaten hinter den hohen Barrikaden ihres Militärpostens mit einem tiefen "Ahhhh". Das Punktekonto schnellt in die Höhe. Nun ist der Weg frei für das nächste Level im Kampf gegen die zionistischen Besatzer Palästinas.
"Under Siege" ist ein neues Computerspiel, das den "Befreiungskampf des palästinensischen Volkes" zum unterhaltsamen Thema macht. Produziert wurde es von der in Damaskus ansässigen Softwarefirma Afkar Media. 2001 hatte sie bereits "Under Ashes", herausgebracht, die Lebensgeschichte von Ahmed, einem Jungen in der Intifada 2000, die bisher über 500.000 Mal von der Firmenwebseite heruntergeladen und 15.000 Mal im Mittleren Osten verkauft worden war. Aufgrund des großen Erfolgs erweiterte die syrische Firma ihren Stab von fünf auf 18 Mitarbeiter und entschloss sich, einen aktualisierten Nachfolger auf den Markt zu bringen.
....
Trotzdem liegt "Under Siege", was "Unmenschlichkeit" und "Blutrünstigkeit" anbelangt, weit hinter den kommerziell so erfolgreichen Spielen aus den USA und Israel. Knapp 1,5 Millionen Menschen sind für "America's Army" registriert, das auf der Webseite der US-Armee zu finden ist. Von den 35.000 Menschen, die es täglich spielen, klicken laut US-Verteidigungsministerium zwischen 20 und 30 Prozent die Rekrutierungsseite der Armee an. Bei "America's Army" gilt es, Terroristen im Irak und Afghanistan zu vernichten, wobei keine Rücksicht auf Kollateralschäden genommen wird.
Ganz ähnlich bei "Israeli Airforce". Als Pilot eines israelischen Kampfflugzeuges kann man während der Invasion des Libanons 1982 die Option "Carpetbombing over Beiurt" wählen. Beide Spiele wurden in einschlägigen Magazinen und Webseiten wegen ihrer "realistischen Wiedergabe" gerühmt. "Angesichts der aktuellen politischen Entwicklung im Irak", heißt es auf einer Webseite, "sind in den USA derartige Kriegsspiele auf dem Vormarsch."
Eines von vielen ist Terrorist Takedown, das im November letzten Jahres erschienen ist. "Als Soldat der US-Armee bist du in vorderster Front im Kampf gegen den Terrorismus…"
Ganzen Text auf http://www.telepolis.de/tp/r4/artikel/19/19916/1.html lesen
 
 

 

 

Die Türkei und die Armenier-Frage - Genozid?

"Es will ja sonst kaum jemand in der Türkei sagen, deshalb sage ich es jetzt: Es sind eine Million Armenier umgebracht worden." Orhan Pamuk

Als die Armenier dann kurz nach Kriegsbeginn mit russischer Unterstützung in Van einen Aufstand begannen, beschloss das damalige, quasi-diktatorisch regierende Triumvirat der Jungtürken, alle Armenier in Ostanatolien nach Mesopotamien, in die syrische Wüste zu deportieren. Diese Deportationen wurden zu Todesmärschen, bei denen hunderttausende verhungerten, verdursteten oder von irregulären kurdischen Banden erschlagen wurden. Auf diese ermordeten Armenier hatte sich Orhan Pamuk in dem Interview bezogen und damit scheinbar den armenischen Vorwurf des Völkermordes unterstützt.
Die Debatte, die Pamuk damit lostrat, ließ sich nicht mehr einfach aufhalten. Zum einen gibt es einen erheblichen Druck aus dem Ausland, der jetzt, im Vorfeld des 90. Jahrestages der Armenier-Massaker, wieder besonders hoch ist. Hinzu kommt ein wachsender Wunsch im Land selbst, zu erfahren, was damals passiert ist und warum alle Welt davon ausgeht, an den Armeniern im Osmanischen Reich sei ein Völkermord verübt worden. Erstmals kamen Kritiker der offiziellen Regierungssicht im Massenblatt Hürriyet vor großem Publikum zu Wort. Zwar lehnen auch renommierte Historiker wie Halil Berktay den Begriff "Völkermord" als Charakterisierung der Vertreibung und Ermordung der Armenier in den Jahren 1915 bis 1917 ab. Doch er machte das durchschnittliche türkische Publikum wohl erstmals damit vertraut, dass es sehr wohl eine gezielte Politik zur "Säuberung" Ostanatoliens von Armeniern gab. Bertay beschreibt die Vertreibungen und Massaker als gezielte und geplante "ethnische Säuberungen", die eben nicht nur den damaligen chaotischen Kriegsumständen geschuldet gewesen sei.....

Armenier
Das christliche Kulturvolk der Armenier lebt über die ganze Welt verstreut. Nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft durch Assyrer und Römer, Türken und Russen bekam es mit Armenien 1991 seinen eigenen Staat. In dem Land leben etwa 3,2 Millionen Armenier. Mehrere Hunderttausend Armenier leben in Europa, vor allem auch in Frankreich. In der Türkei, wo Ende des 19. Jahrhunderts noch 2,5 Millionen Armenier lebten, gibt es nur noch eine kleine Minderheit. Hier begann mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges der nach armenischer Sicht "erste Völkermord des Jahrhunderts". Bei den Deportationen der Armenier 1915 bis 1917 kamen nach Angaben des Zentrums gegen Vertreibungen fast 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Die Menschenrechtskommission der UN hat die Gräueltaten als Völkermord gewertet.
Ganzen Text vom 23.4.2005 auf www.bzol.de

  

Die fremde Braut - Zwangsheirat in Deutschland verbreitet und möglich

Necla Kelek schildert die Verbitterung türkischer Frauen, die unter der Gewalt ihrer Männer leiden / Kritik an Deutschland

Immer mehr Musliminnen in Deutschland brechen ihr Schweigen über das Unrecht, das ihnen geschieht: Sie berichten über arrangierte Ehen mit Männern, die sie hassen, über die Quälereien im Hause der Schwiegereltern oder gar die Furcht, für unbotmäßiges Verhalten getötet zu werden. Eine der klarsten Stimmen kommt von Necla Kelek, einer Türkin, die als Kind nach Deutschland kam und mit vielen Mühen Zugang zur deutschen Gesellschaft gefunden hat.

In ihrem Buch "Die fremde Braut" geht es vor allem um arrangierte Hochzeiten und die Zwangsheirat. Ausführlich legt die promovierte Soziologin und Volkswirtin dar, wie weit verbreitet diese Sitte heute noch unter Familien aus der Türkei ist. Ihr Bericht ist nicht nüchtern, sachlich. Zahlen, die sich überprüfen lassen, tauchen kaum auf. Stattdessen beschreibt sie, was sie selbst im Milieu der Zuwanderer in Deutschland erlebt hat. Anhand ihrer Familiengeschichte zeigt sie, wie dramatisch das Leben vieler Frauen nach einer unfreiwilligen Hochzeit verläuft. "Möge Allah mir deine Leiche bringen", verfluchte Keleks Mutter Zeit ihres Lebens den Vater. Auch sie war mit ihm verheiratet worden, ohne ihn gekannt zu haben. Gerade solche Passagen machen das Buch zu einem bedrückenden Zeugnis.
Doch Kelek begnügt sich nicht mit der Beschreibung einzelner Schicksale. Sie versucht zu erklären, warum viele Familien von Zuwanderern auch heute noch arrangierte Ehen für die besten halten - und deshalb für ihre Söhne so genannte "Importbräute" aus der Türkei holen. Kelek glaubt, dass dafür vor allem die islamische Religion und die damit verbundenen Traditionen verantwortlich sind. Schon Mohammed sei Ehen mit Frauen eingegangen, die ihn kaum kannten. "Solche Auffassungen sind von gestern, werden aber leider noch von Muslimen in Deutschland vertreten", schreibt sie. Diese unverblümte Religionskritik ist mutig, bedenkt man, dass in manchen muslimischen Ländern solche Äußerungen unter Strafe stehen. Auch die türkische Gesellschaft tut sich schwer damit - wenngleich Staatsgründer Atatürk der größte Kritiker des Islam war. So attackierte die türkische Zeitung Hürriyet Kelek scharf. Sie verunglimpfe die Türken.
...
In der Tat schauen Behörden, Richter oder Politiker gerne weg, wenn es um die Bräuche der Einwanderer geht. So können Muslime vor Gericht auf mildernde Umstände hoffen, wenn sie aus Gründen der Ehre morden. Das ist ein Skandal. Es ist an der Zeit, Frauen wie Necla Kelek ernst zu nehmen, die nicht länger dulden wollen, dass für sie andere Rechte gelten als für das übrige Deutschland.
Kompletten Text vom 19.4.2005 von Annemarie Rösch bitte auf www.bzol.de lesen

Mehr Infos: www.carl-theodor-schule.de/religion3.htm
Buch: Necla Kelek: Die fremde Braut. Kiepenheuer & Witsch. Köln 2005. 18,90 Euro.

  

 

 

Kulturbedingte Ehrenmorde in Deutschland

Verbrechen gegen Frauen unter religiösem Vorwand: Endlich üben muslimische Verbände Kritik

Berlin-Tempelhof hat ein neues Denkmal. Dort, wo vor einem Monat die 23-jährige Hatun Sürücü einem so genannten Ehrenmord zum Opfer fiel, werden immer wieder Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Sürücü war bereits das sechste Opfer jener Verbrechen im Namen der Ehre, die in der Hauptstadt in nur vier Monaten zu beklagen waren.

Dass die schöne junge Frau als das Erste dieser Opfer überhaupt öffentlich bekannt wurde, ist beschämend, wenn man sich vor Augen hält, wie viel – berechtigte – Empörung der Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh im letzten Herbst ausgelöst hat. Und immer noch hält sich der Protest in Grenzen: Es blieb dem Lesben- und Schwulenverband vorbehalten, eine Mahnwache für Hatun Sürücü zu organisieren, an der dann immerhin 200 Menschen teilnahmen. Lauter als die wohlmeinenden Appelle der Teilnehmer dröhnte das Schweigen der Nichtteilnehmer, die eigentlich an vorderster Stelle hierher gehört hätten: islamische Verbände, die es ernst meinen mit ihrem Bekenntnis zu den Menschenrechten; Imame, die an die Verträglichkeit der Lehren des Korans mit dem Rechtsstaat glauben; fromme Muslime, die es nicht länger hinnehmen wollen, dass ihr Glaube zur Rechtfertigung von Frauenunterdrückung im Zeichen eines archaischen Ehrbegriffs herhalten muss.

Den Repräsentanten der Muslime in Deutschland fällt jedoch nach dem Tod von Hatun Sürücü wenig mehr ein als die schmallippige Bekundung, solche Taten hätten »mit dem Islam nichts zu tun«. Wirklich? Leider sehen es, wie die Reaktionen auf Hatun Sürücüs Tod gezeigt haben, erschreckend viele in der türkischen Community anders.

Wer aber, wenn nicht die vernehmlich schweigenden anständigen Muslime, könnte jene erreichen, die Ehrenmorde, Zwangsheiraten, ja das ganze islamistische Programm der Geschlechter-Apartheid trotzig und offensiv verteidigen, wie es drei Schüler an der Berliner Thomas-Morus Schule getan haben, nur einen Steinwurf vom Tatort entfernt?

Die Verbände, die Moscheenvereine und die Gläubigen beginnen erst langsam zu verstehen, dass die Zeit der wohlfeilen Distanzierungen vorbei ist. Erst auf öffentlichen Druck hat sich etwa die Islamische Föderation Berlin durchgerungen, mit einem eigenen Appell und einem Plakat gegen Zwangsheiraten an die Öffentlichkeit zu gehen. Und Ditib, der vom türkischen Religionsministerium kontrollierte größte Moscheenverband in Deutschland, will jetzt endlich in den Freitagsgebeten auf Ehrenmorde zu sprechen kommen.

Die deutsche Mehrheitsgesellschaft hat allerdings auch keinen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen. Man denke nur an den Fall der 24-jährigen Iranerin Zahra Kameli, die vor drei Wochen nur knapp der Abschiebung in ihr Heimatland entgangen ist. Kameli war 2001 mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen, mit dem sie als 16-Jährige zwangsverheiratet worden war. In Deutschland hatte sie sich von ihm getrennt, einen neuen Partner gefunden und war zum Christentum übergetreten. Nach der Rückkehr ihres Ehemannes in seine Heimat sollte sie vom deutschen Staat abgeschoben werden, obwohl ihr in Iran wegen Ehebruchs und Apostasie die Steinigung drohte. Als sie im Flugzeug einen Nervenzusammenbruch erlitt, weigerte sich der couragierte Pilot, sie mitzunehmen. Erst die Lobbyarbeit von Kirchen und Menschenrechtsverbänden bewegte die Behörden dazu, Kameli eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen. Sie wird zwar nun als »Härtefall« geduldet, aber Privatleute müssen für ihren Unterhalt aufkommen. Politisches Asyl wird ihr weiterhin verweigert. Vor dem deutschen Gesetz gilt, was ihr droht, nicht als »geschlechtsspezifische Verfolgung«.

Es ist noch nicht lange her, dass Ehrenmorde an deutschen Gerichten als »kulturbedingte Taten« lediglich als Totschlag gewertet wurden. Immerhin setzt sich jetzt die Einsicht durch, dass es bei den Bürger- und Menschenrechten keinen Rabatt auf »kulturelle Differenz« geben darf. Zwangsheirat ist soeben als besonders schwerer Fall von Nötigung ins Strafrecht aufgenommen worden. Und jetzt wird sogar erwogen, dafür einen eigenen Straftatbestand zu schaffen, wie es ein Gesetzentwurf Baden-Württembergs vorsieht.

Die neue Schärfe der Debatte hat nichts mit Xenophobie oder Islamfeindlichkeit zu tun. Die schärfste Kritik an der Kumpanei des Kulturrelativismus mit der Unterdrückung kommt von engagierten Frauen, die als türkische Migrantinnen Bekanntschaft mit dem islamisch-patriarchalischen Geschlechterkonzept gemacht haben. Die Autorin Necla Kelek (Die fremde Braut) und die Anwältin Seyran Ates kämpfen dafür, die Rechtlosigkeit türkischer Frauen nicht als Minderheitsproblem, sondern als Herausforderung für die Demokratie zu begreifen. Und Eren Ünsal, Sprecherin des säkularen Türkischen Bundes Berlin, legt ein 10-Punkte-Programm vor, um »von der Diskussion über deutsche und türkische Werte« wegzukommen. »Es geht hier um universelle Menschenrechte.«

Auf Ünsals Liste steht unter anderem dies: »Keine Toleranz gegenüber repressiven Einstellungen aus religiösen oder traditionellen Gründen. Durchsetzung der Schulpflicht in Bezug auf Schwimm- Sport-, Biologie- und Sexualkundeunterricht. Öffentliches Bekenntnis aller türkischen und islamischen Organisationen zum Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Strafverfolgung von Zwangsverheiratung, Aufklärung in der türkischen und islamischen Community.«

Eine solche klare Sprache hat man bisher lange vermisst. Die Erleichterung darüber, dass die Debatte unter den Muslimen endlich beginnt, mischt sich mit dem Erschrecken darüber, dass bisher nur eine kleine Minderheit in der Minderheit den Mut hat, sie zu führen.

Von Jörg Lau in DIE ZEIT vom 3.3.2005, mehr auf http://www.zeit.de/2005/10/Ehrenmorde

  

 

 

 

 

 

 

Gewalt hat Heimrecht im Nahen Osten - Gerhard Konzelmann

"Allah, Öl und Haß": Der frühere ARD-Korrespondent und Buchautor Gerhard Konzelmann sprach bei der Volksbank Staufen

"Saddam Hussein ist ein kultivierter und hoch angesehener Mann und die Amerikaner täten gut daran, ihn wieder als Herrscher über den Irak einzusetzen." Ohne den gestürzten Diktator werde es dort keinen Frieden geben, gab sich Gerhard Konzelmann überzeugt. Der Journalist und Sachbuchautor referierte auf Einladung der Volksbank Staufen im Kurhaus über "Allah, Öl und Hass. Konflikt um Irak, Iran und Saudi-Arabien".

Bankvorstand Erhard Stoll sprach in der Begrüßung des Gastes davon, dass das Thema des Abends noch nie so aktuell gewesen sei wie dieser Tage. Bomben, Terror und Gewalt - nur das verbinde man heute mit der Region des Nahen und Mittleren Ostens. Stoll: "Wir können die Gründe für den Hass und den Terrorismus vor dem Hintergrund unseres eigenen Wertesystems nicht verstehen". Nach Konzelmanns nicht um Klarheit und Entschiedenheit verlegenen Vortrag dann doch ein wenig. Der frühere Fernsehjournalist des Süddeutschen Rundfunks und Arabien-Korrespondent der ARD zeichnete indes kein hoffnungsvolles Bild der Region: ein zum kulturellen Dialog unwilliger und die Reinheit des Glaubens über alles stellender Islam, eine den Werten des Westens unversöhnlich gegenüberstehende Kultur und politische Führer, denen mehr an ihrer persönlichen Bereicherung gelegen ist, als daran, dass es ihren Völker besser geht.

Der Referent hob vor allem auf die Glaubensrichtung der Schiiten ab, der im Iran fast das ganze Volk und 70 Prozent der Iraker angehörten. Die strebten jetzt nach der Vorherrschaft im Land und dagegen setze sich die Minderheit der sunnitischen Moslems vor allem in Falludscha zur Wehr.

Konzelmann ging in die koloniale Vergangenheit der Region zurück. Die Engländer hätten den Irak aus der Masse des Türkischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg zusammengezimmert und die Sunniten als Herrscher eingesetzt. Deren 80-jährige Diktatur versuchten nun die Schiiten zu beenden. Doch die Gewaltherrschaft der Sunniten, zu denen auch Saddam gehörte, sei wohl der Preis für einen stabilen Irak gewesen. Konzelmann: "Wer mit Gewalt herrscht, wird im Nahen Osten hoch geschätzt, alle politischen Führer und Monarchen der Region sind so. Die Gewalt hat Heimatrecht im Nahen Osten". Doch der Westen trage mit Schuld daran, dass die westlichen Werte dort keine Achtung genössen. Der Referent verwies auf die Folterungen an irakischen Gefangenen im Gefängnis Abu Ghraib. Dort habe sich die Demokratie selbst in Misskredit gebracht. So sei es kein Wunder, dass sie 70 Prozent der Iraker ablehnten.

Im Islam, vor allem in seiner wahhabitischen, besonders radikalen Ausprägung, gelte der Grundsatz: Souveränität geht nicht vom Volke, sondern von Allah aus. Das bedeute nicht, dass sich die Volksgruppen dort nicht an Wahlen beteiligten. Doch die dienten nur dazu, zur politischen Herrschaft zu gelangen. So an die Macht gekommen, würden die schiitischen Iraker nicht zögern, eine Theokratie (Gottesherrschaft) zu installieren, so wie sie im Iran seit dem Sturz des Schah 1979 bestehe. Konzelmann sprach von einer "ganz kritischen Zeit". Die Stimmen aus dem Iran mehrten sich, gegen Israel vorzugehen. Umgekehrt habe das jüdische Land erstmals bunkerbrechende Raketen erhalten. Zu befürchten sei, dass sie gegen iranische Atomanlagen zum Einsatz kommen.

Was können wir gegen den Fundamentalismus unternehmen, wurde der Referent in der Diskussion gefragt. Militärische Mittel seien zwecklos, so Konzelmann. Er empfahl eine geistige Gegenbewegung. "Die Fundamentalisten nutzen es aus, dass wir im Westen nur noch materialistisch eingestellt sind"
 Hans Christof Wagner am 23.10.2004 auf www.bzol.de 

 

 

Mord an 300.000 Menschen geduldet - im Sudan

Die Londoner Tageszeitung Al-Sharq Al-Awsat veröffentlichte am 24. Juni einen Leitartikel ihres ehemaligen Chefredakteurs Abd Al-Rahman Al-Rashed. Darin beklagt dieser die Gleichgültigkeit der arabischen Medien gegenüber der Gewalt im Sudan und prophezeit der politischen Führung des Landes, mit ihrer Untätigkeit eine UN-Intervention herbeizuführen:

,Der Tod von 300.000 Menschen'

"Sie [die Opfer der Konflikte im Westsudan] sind keine Opfer israelischer oder amerikanischer Angriffe - und werden deshalb gar nicht erst als Opfer wahrgenommen. Auf diese Weise verbreitet sich Desinteresse an solchen [Opfern], die nichts mit diesen beiden Auseinandersetzungen mit den [nicht-arabischen] Fremden zu tun haben. Ihre Ermordung wird einfach hingenommen. So ist es etwa bei der Darfurkrise, die als künstliche dargestellt wird, die keine weltweiten Proteste verdient.

Hat das Leben von 1000 Menschen im Westsudan denn keinen Wert? Ist der Tod eines einzigen getöteten Palästinensers oder Irakers bedeutender, nur weil der Feind Israel oder die USA sind? Laut Schätzungen der UN-Delegation, die die Ereignisse in der [Darfur-] Region untersuchten, ist das Leben von 300.000 Sudanesen durch die anhaltenden Kämpfe bedroht. Von seiten der UN-Rechtsabteilung hieß es, dass es sich um ein Massaker handele und so wie das in Bosnien-Herzegowina behandelt werden würde. Auch führende sudanesische Verantwortliche würden wie die serbischen Machthaber in Jugoslawien vor Gericht gestellt werden.

Es ist eine schwerwiegende Angelegenheit, wenn es von der Regierung finanzierten Streitmächten oder Milizen erlaubt wird, Menschen zu vernichten, um einen schnellen und entscheidenden Sieg herbeizuführen. Für diesen Fall hat die UN ein Recht geschaffen, das eine Intervention vorsieht, das den Staaten ihre interne Souveränität nimmt und ihre  Angelegenheiten als internationales Problem ansieht. Das ermöglicht es auch, die Angeklagten - insbesondere die hochrangigen - vor Gericht zu stellen.

Wollen dies die Sudanesen wirklich? Ich kann mir nicht vorstellen [.], dass sich die sudanesische Führung wirklich der gefährlichsten Anklage überhaupt aussetzen will - der Anklage wegen Völkermord. Denn alles, was sie sich im Dienste ihrer Interessen aufgebaut haben, wird mit einem Mal zunichte gemacht werden, wenn sie die Ereignisse laufen und den Mördertruppen oder Milizen überlassen, die von ihren Führungen nicht mehr kontrolliert werden. Es wird dann niemanden geben, der internationale Gerichtsprozesse verhindern kann und niemand wird zu den angeklagten Machthabern stehen. Sie werden so enden wie Milosevic, der [auch] glaubte, dass sich die Welt niemals einmischen würde, dass die politische Balance sich niemals verändern und sein Regime zu Fall bringen könnte und dass ihn das verbündete Russland nicht fallen lassen würde. Vor allem glaubte er selbst im Fall seines Sturzes nicht, dass er vor ein internationales Gericht gestellt werden würde. Jetzt vegetiert er wie ein ganz normaler Gefangener in einer Gefängniszelle dahin und wünscht das Rad der Geschichte würde sich zurückdrehen, damit er seine Taten bereinigen könnte.

Es ist also wichtig zu verstehen, wie die Welt nach dem Fall von Belgrad funktioniert. Weil der nämlich ein Wendepunkt hinsichtlich der Bedeutung darstellte, die internationale Institutionen den nationalen Rechten und der Unantastbarkeit souveräner Staaten beimessen.

Es ist also nicht übertrieben, wenn man jetzt die sudanesische Regierung [vor möglichen Konsequenzen] warnt, denn was den Fur [1] widerfahren ist und ihnen vielleicht noch passieren wird, ist von größter Tragweite. Dabei sprechen wir nicht über den politischen Aspekt - der steht gar nicht zur Debatte, weil wir [alle] für die Einheit des Sudan sind, insbesondere was Darfur angeht. [Aber wir sind nicht für] ein Massaker an Tausenden, für die Vertreibung aus ihren Dörfern oder dafür, dass man es den vom Staat finanzierten Milizen überlässt, die Rechte der [Bevölkerung] nach ihrem Gutdünken zu verteidigen. Nein, denn auf diese Weise wird es am Ende nur der Staat [selbst] sein, der zur Rechenschaft gezogen wird.

Und was ist mit den arabischen Intellektuellen, die in der Welt nichts anderes sehen als allein die palästinensische und die irakische Sache und alles Blutvergießen, das nicht in Zusammenhang mit diesen beiden Konflikten steht, als billig und gerechtfertigt betrachten?  Sie machen sich zu geistigen Komplizen dieser Verbrechen. [Aber] vor ihnen waren es die Serben, die historische Rechtfertigungen und moderne Analogien heranzogen und den Mord an anderen ethnischen Gruppen billigten, um ihre Armeen dazu zu bringen, Muslime zu töten und ihr Volk von der Gerechtigkeit des Kampfes zu überzeugen."
[1] Die Fur sind die vor allem in der Region von Darfur lebende ethnische Gruppe.

Die Ansichten der zitierten Autoren geben nicht die Meinung von MEMRI wieder. Kopien der zitierten Artikel und Dokumente sind auf Nachfrage erhältlich. Um sich aus der Mailingliste abzumelden, schicken Sie uns bitte eine kurze Nachricht an memri@memri.de
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Quelle: Bildungsserver Bundesland Hessen vom 2.7.2004
politik@komm.bildung.hessen.de

 

Gewalt im Heiligen Land - Wohnhäuser planiert

erdbeben
irgendwann irgendwo auf der welt
hunderte zerstörter häuser
tausende obdachlose
verletzte  -  tote
die welt schaut hin
die welt hilft
 
heute

erdbeben
in rafah/gaza
hunderte zerstörter häuser
tausende obdachlose
verletzte  -  tote
Sharon spielt Gott
bulldozert rafah ein
die welt schaut hin
die welt schaut zu
 
PRF, 18.5.2004
P. Rainer Fielenbach OCarm.    
Karmelitenkloster,       
Albrechtsgasse 20
94315 Straubing
Tel. 09421-843713
EMail: rfielenbach@karmelitenorden.de

Herzliche Einladung zum Besuch unserer Homepage: http://karmelitenorden.de/straubing/
Mehr zu Jerusalem

 

Entwicklungshilfe ist totes Kapital, solange Rechtsstaatlichkeit fehlt

Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in der Dritten Welt in Armut. Ihnen mangelt es nicht an Kapital, sondern an Rechtsstaatlichkeit.

1. Entwicklungshilfe ist totes Kapital, solange in den armen Ländern ein modernes Eigentumsrecht und Rechtsstaatlichkeit fehlen. De Soto: "Wer keinen Rechtsanspruch hat auf das Haus, in dem er wohnt, oder auf das Land, das er beackert, der kann es auch nicht als Sicherheit hinterlegen, um einen Bankkredit zu bekommen. Er kann auch nicht zusätzliches Kapital anziehen, in dem er Anteilsscheine an seinem Betrieb ausgibt."

2. In der Dritten Welt liegt viel Kapital brach
Zwei Beispiele: In Ägypten verfügen die Armen ausserhalb des geltenden Rechts ein Vermögen von 248 Milliarden Dollar - 35 mal mehr als die Kapitalisierung der Börse von Kairo. In Mexiko hat das in keiner Statistik auftauchende Vermögen (6 Mio Kleinstbetriebe, 138 Mio Hektar Agrarland und 11 Mio Häuser) einen Wert von 315 Milliarden Dollar - das sind 29mal mehr als alle Direktinvestitionen in Mexiko seit der Unabhängigkeit von Spanien in 1836. Dieses Kapital ist tot, da ohne Rechtsgrundlage.

3. Das Rechtssystem der Entwicklungsländer muß reformiert werden
In Preußen haben die Reformen von Stein und Hardenberg am Anfang des 19. Jahrhunderts das Feudalsystem überwunden, zum Beispiel durch Einführung des Grundbuchs. Solche Reformen gab es in der Dritten Welt noch nicht, und es ist wichtig, alle Klassen von der Vorteilhaftigkeit der Reformen zu überzeugen: Die Reichen, die sich schwer tun im Abgeben von Privilegien, und die Armen, die ihrer Lethargie absagen müssen.

4. Initiative zu Reformen muß von der politischen Führung ausgehen
Revolutionen von unten und Despotismus von oben lösen die Probleme nicht. De Soto berät  Staatsoberhäupter und Regierungsschefs der Dritten Welt, damit diese Reformen anstoßen und durchsetzen: Rechtssysteme sind so einzurichten, dass die Kosten der Legalität geringer sind als die der Illegalität. "Dann halten sich die Menschen ganz automatisch im Rechtsrahmen auf, denn die Armen sind nicht dumm." Dann dauert es nicht mehr 549 Arbeitstage und 40 Behördengänge, um in Ägypten eine Bäckerei aufzumachen. Oder 17 Monate, um in Mexiko eine Unternehmensgründung vorzunehmen. 

Hernando de Soto: "Die Dritte Welt ist ein rechtsfreier Raum", FAZ am Sonntag, 9. Mai 2004, S. 35

Hernando de Soto, geb. 1941 in Peru, leitet in Lima das "Institut fpr Freihet und demokratie" . Ziel: armut in Lateinamerkika mit marktwirtschaftlichen Reformen bekämpfen. Er hat mehrere Mordanschläge der Terrororganisation "Leuchtender Pfad" überlebt.

9.5.2004

 

 

 

Her mit den Kindern! Plädoyer für eine moderne Bevölkerungspolitik

Ein Grauschleier liegt über Deutschland. Eine Mattigkeit der Stimmung, ein Gefühl von Endzeit, und das, wo der gewaltigste Umbau der Republik ansteht, die Neuerfindung des Sozialstaates. Bange Frage: Für wen? Im Gerangel um die letzten Sicherheiten ist eine mentale Schwäche spürbar, als wären wir im Zeitraffertempo schon zu jenen Greisen geworden, deren Nahen uns die Demografen prophezeien, in einer Gesellschaft ohne Perspektive jenseits der letzten Lebensphase. Ein Land, in dem, binnen der Lebenszeit unserer Kinder, sich die Bevölkerung halbieren wird und Jugend eine Randerscheinung ist. Zukunft? Eine schrumpfende Veranstaltung.

Ein wenig Zerknirschung ist da. Wie konnten wir übersehen, über Jahrzehnte, dass jede Generation von Kindern so viel kleiner ausfiel als die vorherige, um ein Drittel, um ein Drittel, um ein Drittel? Dass sich die Straßen von Kindern entleerten, wir in Unternehmen arbeiten, in denen ganze Belegschaften ohne Kinder sind? Eine Kindvergessenheit hat uns die Sinne benebelt. Das wurde nirgends so deutlich wie in der Reformdebatte. Die Krise der Krankenkassen und der Renten, das Debakel der Pflegeversicherung, die Unfinanzierbarkeit von Millionen, die nicht in Arbeit sind – alles haben wir diskutiert und uns dabei im Kosmos der Erwachsenen um uns selbst gedreht. Unser Arbeitslosengeld, unsere künstliche Hüfte, unsere Renten! Aber wo blieben jene, an die wir unsere Ansprüche zu richten gedenken, die Zwangsverpflichteten, unsere Kinder?

Kinder waren kein Thema, selbst als klar wurde, dass die neuen Sozialhilfegesetze eine halbe Million von ihnen in die Armut treiben würden, ausgerechnet, wo der typische Sozialhilfeempfänger heute schon acht Jahre jung ist, das Kind einer Alleinerziehenden. Kinder wurden übersehen von jenen, die eine Steuerreform ausklügelten, die Familienhaushalte in nicht wenigen Fällen um Hunderte von Euro im Jahr erleichtert – und dieses Geld umleitet in die Taschen von Alleinstehenden, ohne dass je das böse Wort von der Transferleistung fiele, das bei der Familienförderung oft bemüht wird. Kinder kamen nur vor als „demografischer Faktor“, in der Rentenanpassung. Als ließe sich irgendetwas anpassen, wenn in wenigen Jahrzehnten 16 Millionen weniger Menschen erwerbstätig sind – keine Arbeitslose, sondern Leute, die es nicht gibt – und gleichzeitig 10 Millionen mehr Ältere zu versorgen sind. „Glückliches, bügermeisterlich gehäbiges schneckenhaft träges Vaterland!“, möchte man mit Heinrich Heine ausrufen, voller Spott, oder: in Verzweiflung.

Die Kindvergessenheit ist Ursache und Symptom einer Schwäche, der Zukunft ins Auge zu sehen und sie zu gestalten. Wir reden von Überalterung statt von Kinderlosigkeit. Mancher Statistiker träumt, eine Steigerung der Produktivität von 84 Prozent gleiche den Kindermangel aus. Eine Ministerin sinniert, ob zusätzliche 2,50 Euro pro Monat für die Pflegekassen nicht ein Ausgleich seien für die Erziehung eines Kindes. Jeder Unsinn scheint erlaubt, um ja nicht zuzugeben, dass es ohne Kinder nicht geht, um abzuwenden, dass wir unser Leben und unsere Politik radikal ändern müssen.

Die Vorstellung, man könne sich ohne Kinder einrichten, möchte man komisch finden, wäre sie nicht so absurd. Ohne Kinder! Da verrät sich die Selbstüberschätzung einer Gesellschaft, die nicht reif genug ist, sich als Glied eines Generationenzusammenhangs zu begreifen. Man ist versucht, es Abwehr zu nennen – wenn unsere Elite, deren Eingangsqualifikation zunehmend die Kinderlosigkeit ist, wenn die Merkels, von Beusts und Schröders, die Sagers, die Westerwelles alles für wichtig halten, nur die Kinderlosigkeit nicht. Es ist nur folgerichtig, dass eine Gesellschaft, die versucht, sich ohne Kinder zu denken, nicht über den eigenen Schatten und den kommenden Tag hinaus organisieren kann – und sich das schon gar nicht mehr zutraut. „Eine Gesellschaft, in der immer weniger Kinder geboren werden, zeigt einen eigentümlichen Mangel an Zuversicht“, so sagt es der Berliner Bischof Wolfgang Huber. „Der Mut zu Kindern und der Mut zur Zukunft sind miteinander verknüpft. Die Tatsache, dass Deutschland in dieser Hinsicht unter 190 Ländern weltweit auf Rang 185 steht, schreit irgendwie zum Himmel.“ Es schreit aber niemand. Wo Kindsvergessenheit herrscht, ist schon Grabesruhe. Ach, würde jemand die Fanfare heben oder nur, wie Ludolf Wienbarg einst schrieb, „statt frömmelnd die Augen zu verdrehen, im Protestieren sich üben…“

Wienbarg war, wie Heine, ein Vertreter des Jungen Deutschland. Das Junge Deutschland steht für Aufbruch. Der Begriff führt uns in eine Epoche, da Europas alte Ordnung erschüttert wurde vom Aufbegehren der jungen Kräfte, 1830, Revolution in Paris, zum Takt von Aux Armes, Citoyens! Es ging um die Moderne. Um Zukunft! Es war ein gieriges Verlangen nach dem Sieg der Vernunft. Das Junge Deutschland wollte die überkommenen Politik- und Lebensmodelle abräumen: Gäbe es ein besseres Vorbild für ein neues Projekt Junges Deutschland?

Ein Projekt Junges Deutschland bedeutet: Bevölkerungspolitik. Bevölkerungspolitik heißt, den Menschen offen zu sagen, dass wir mehr Kinder brauchen – und zu diesem Zweck alle Kräfte bündeln müssen. Keineswegs geht es nur um Betreuungsplätze. Ein solches Projekt verlangt vernetztes Denken, es erfordert, lieb gewonnene Gewohnheiten zu überprüfen – vom Glauben, dass es Mittagsruhe geben muss, auch für Schulkinder, die gerade fünf Stunden stillsitzen mussten, bis zur Ansicht, dass wir erst Eltern werden, wenn unser Arbeitsplatz gesichert ist. Vom Vorurteil, dass es den Kindern nicht schadet, wenn Väter nur an Wochenenden vorkommen, bis zur Einstellung, dass fitte Senioren eine jahrzehntelange Urlaubsphase genießen können, ohne Verpflichtungen für die Gesellschaft, die sie unterhält. Es muss das Thema Jugend dorthin rücken, wo es hingehört: in das Zentrum aller Reformen.

Mehr Kinder, das macht allerdings nur Sinn, wenn wir ihnen alle Chancen bieten. Nicht wegen unserer Rente – sondern für sie, die Kinder. Noch einmal Heinrich Heine: „Das Leben ist weder Zweck noch Mittel, das Leben ist ein Recht. Das Leben will dieses Recht geltend machen gegen den erstarrenden Tod, gegen die Vergangenheit, und dieses Geltendmachen ist die Revolution.“ Das mag ungewohnt schwungvoll klingen in Zeiten des politischen Talkshow-Gelabers. Aber mit einem „Dies ist ein erster Schritt“ muss Schluss sein, wenn wir der Jugend auf gleicher Augenhöhe begegnen wollen, wie es Bürgern desselben Landes geziemt.

Rund 15 Millionen Kinder unter 18 gibt es in unserem Land, davon 1,7 Millionen, deren Familien aus dem Ausland kommen. Nahezu jedes fünfte Kind bleibt mit seinen Eltern allein, nur 13 Prozent haben noch drei Geschwister und mehr. Im Osten der Republik gibt es Kinder, die nicht mal mehr im Nachbardorf einen Freund finden, zum Kicken. Wir wollen jetzt nicht die Pisa-Ergebnisse runterbeten, aber die Schulen dieses Landes funktionieren so, dass jedes dritte Kind privater Nachhilfe bedarf. Allein eine Viertelmillion Unterrichtsstunden fällt, kühl geplant, aus, weil dieses Land nicht genügend Lehrer einstellt, um die eigenen Unterrichtstafeln zu erfüllen, und das, obwohl wir unsere Schulen nur halbtags betreiben.

Die Konsequenzen treffen jene Kinder am härtesten, die in den ärmsten Familien leben, in den engsten Wohnungen, in verkehrsumtosten Stadtvierteln, die Kinder ausländischer Familien, von denen in manchen Regionen 20 Prozent ohne Schulabschluss ins Leben geschickt werden. Zu ihrem Schaden und zu unserem, die wir auf diese Bildungsreserve nicht verzichten können. Die Kinder der bessergestellten Deutschen werden häufig ins Ausland geschickt, in die besseren Schulen – sollen sie am besten gleich da studieren, wo man junge Menschen willkommen heißt, statt sie in glanzlosen Massenuniversitäten mit dem Gejammer zu empfangen, ihre Ausbildung sei uns zu teuer.

Für Bevölkerungspolitik gibt es gute und schlechte Beispiele. Das schlechte ist bis hierhin sicherlich schon vielen eingefallen. „Wie bei den Nazis!“, dröhnt es gern. „Wie in Frankreich!“, hört man leider seltener, oder: „Wie in Schweden!“, oder: „Wie in Finnland!“ Dabei sind diese Länder gute Beispiele dafür, wie man das Thema Jugend nicht unter „Familienpolitik“ oder „Emanzipation der Frau“ verschüttet, mit Debatten, die sich oft auf das Finanzielle konzentrieren, im Stile von „Was wir für die Familien tun“, oder auf die Berufstätigkeit der Mütter, die mehr Kinderbetreuung brauchen, flexibel, warum nicht über Nacht, am liebsten auch in den Ferien.

Aus einem halben Jahrhundert deutscher Familienpolitik sind Eltern und ihre Kinder mit einem Image als Almosenempfänger hervorgegangen, es ist in die Köpfe gesickert wie Gift. So viel Transfer! Die einfache Wahrheit, dass schon das Kindergeld von den Familien selbst aufgebracht wird, über indirekte Steuern, hinterlässt in den grauen Zellen so wenig Abdruck wie der Gedanke, dass es in den kinderreichen Nachbarländern deshalb weniger eines Familienlastenausgleiches bedarf – weil die Lasten auf alle verteilt sind. Kinder gelten bei uns vor allem als Problem, der Betreuung, der Erziehung, des Geldes. Wie sehr sie aber, bei aller Belastung, auch eine Bereicherung des Lebens sind, ist eine Frage, die Amerikaner in der Tat fröhlich anders entscheiden als wir. Vergessen wird nur zu leicht, dass sich eine solche Mentalität entwickeln muss, und zwar nach der Vorgabe der Politik, deren Aufgabe es ist, Werte vorzugeben, die das gesellschaftlich Sinnvolle stärken, und diese durch Gesetze zu verankern – Gerechtigkeit zum Beispiel, Solidarität. Welchen Vorsprung haben da Länder, die sich dieser Aufgabe früh gestellt haben – und in denen heute Entscheidungen für Kinder deshalb so viel leichter getroffen werden können, weil Elternschaft dort selbstverständlich ist.

Frankreich hat, so war vor einer Woche an dieser Stelle zu lesen, schon vor einem halben Jahrhundert in der Jugend die entscheidende Kraft der Zukunft erkannt und ihr Wohlergehen zur Staatsraison erklärt. Als Ministerpräsident Raffarin vor einem Jahr die Reform der Sozialsysteme einläutete, war die offizielle Begründung, die Belastung für die Jugend müsse gemildert werden. Obwohl die Geburtenrate in Frankreich mit 1,89 europaweit an der Spitze liegt und weit über der unsrigen, die mit 1,32 das Schlusslicht bildet, hat die Regierung einen 10-Punkte-Katalog zur Anhebung der Kinderzahl durchgesetzt – zum Beispiel ein Begrüßungsgeld von 800 Euro pro Kind und die Zusicherung, keine Familie müsse sich wegen der Kinder ruinieren. Die Allgemeinheit stellt Familien ab dem dritten Kind steuerfrei. Eine wunderbare Lektion in Solidarität! In Schweden werden Eltern im einjährigen Babyjahr 80 Prozent des Lohnes überwiesen – handfestes Zeugnis für einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Erziehung der Gesellschaft so viel wert ist wie die Erwerbsarbeit. So entwickelt sich, was die Soziologin Ute Gerhardt „eine Ethik der Fürsorglichkeit“ nennt. Hierzulande weigern sich Politiker seit zehn Jahren, auch nur ihrer verfassungsgemäßen Verpflichtung nachzukommen und ein Urteil des höchsten Gerichtes umzusetzen, nach dem bei der Rente die Erziehung in gleicher Weise gewichtet werden muss wie die Erwerbsarbeit. Das signalisiert: „Wir setzen lieber auf das familienunbehinderte Marktsubjekt“ – eine Bevölkerungsbremsung. Ein anderes Beispiel ist das Festhalten an Steuergesetzen, die Mütter durch einen drastisch ansteigenden Tarif vom Beruf fern halten.

Solche Ideen kamen gelegen, als Gemeindeväter sich für die kostspielige Straßentrasse entschieden oder für die überdimensionierte Kläranlage, ohne auch nur über Ganztagsschulen nachzudenken. Man baute gern auf der Basis von Darlehen, deren Rückzahlung von jener Generation erwartet wird, für deren Ausbildung nun das Geld fehlt, weil man die Schulden bedienen muss. Anders die finnischen Politiker, die ihrer Bevölkerung vor 30 Jahren schon klar machten, dass Bildung der Jugend teures Vorrecht sei und man auf kein einziges dieser Kinder verzichten könne. Eliteförderung setzt in den Nachbarländern eben nicht bei der Uni an, sondern bei der Krippe, durch elitäre Anforderung an pädagogische Leistung. Es gibt Krippenplätze für fast 50 Prozent der jungen Schweden, Ganztagsschulen überall, wen wundert’s, so kommt das Drittkind in Mode. Und alle Kinder zusammen haben mütterliche Vorbilder wie das der schwedischen Außenministerin Anna Lindh, die, als sie noch lebte, abendlich mit ihrem Rucksack zum Bahnhof eilte, um den Zug zu erwischen, der sie zu ihren Kindern brachte – und beides zeigte erstens, wie wichtig ihr die Kinder waren, und zweitens, dass sich ein Familienleben mit den schönsten Berufen vereinbaren lässt. Mentale Bevölkerungsentwicklung!

Die Kinderfeindlichkeit, die sich die Deutschen so freimütig attestieren, erzeugt sich fortwährend selbst. Weil das Leben mit Kindern als immer unzeitgemäßer empfunden wird in einer Welt, in der immer weniger Menschen erfahren, wie schön es mit Kindern sein kann, können wir einem Lifestyle frönen, der sich mehr und mehr am Konsum orientiert – mithilfe jener 75 Milliarden Euro, die wir nach Berechnung des Ökonomen Meinhard Miegel jedes Jahr übrig haben, weil jede Kindgeneration so viel kleiner ausfällt als die vorige.

„Mehr Kinder“ – das würde allerdings bedeuten, für mehr Kinder mehr Geld auszugeben. Kein leichtes Projekt in Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation. Es würde, so die Ökonomen, zwei Generationen dauern, bis sich das als Erhöhung des Bruttosozialprodukts wieder auszahlt. Eine Einschränkung unseres Lebensstils wird also verlangt, von drastischem Ausmaß, man könnte auch sagen: für die Erneuerung des Generationenvertrages. Und wir müssen es schaffen ohne Verstärkung von Frauen wie Anna Lindh, die als Mütter an entscheidender Stelle säßen.

Es gibt Signale der Vernunft. Der Bundeskanzler soll erwägen, Prestigeobjekte wie die A22 umzuwidmen, für Krippenplätze. Bildungsexperten haben eine Greenpeace-Attacke für den nachhaltigen Ausbau von Schulen verlangt – gefördert von einer Stiftung, in die alle einzahlen könnten, die ihr Geld gerade nicht für Kinder brauchen. In Baden-Württemberg gab es einen Wettbewerb für die Gestaltung von förderlicher Umwelt, man sieht in den prämierten Kommunen tobende Kinder auf der früheren Durchgangsstraße, Skaterbahnen direkt im Park, Atelierhäuser statt Autohalden inmitten von Siedlungen. Vor allem aber sieht man viele Kinder. Na also

 

Lotto - Geld alleine acht nicht glücklich?

Hurra, eine gute Nachricht: Eine Lottospielerin aus Freiburg hat bei der Mittwochsziehung sechs Richtige getippt. 1,07 Millionen Euro überweist ihr die staatliche Toto-Lotto-Gesellschaft steuerfrei aufs Konto. Die Frau hatte sich bis gestern Abend noch nicht gemeldet, ist vielleicht in Urlaub und kommt erst am Wochenende zurück. Wenn also jemand am Montag vor einem Kontoauszugsdrucker in Ohnmacht fällt, gäbe es da eine Vermutung.

Auch notorische Lottospieler dürften auf siebenstellige Ziffern auf ihrem Bankauszug kaum vorbereitet sein. Schließlich liegt nach der hypergeometrischen Verteilung die Wahrscheinlichkeit für sechs Richtige bei 0,000007151123842018516 Prozent. Allen Binominalkoeffizienten zum Trotz, die man benötigt, um so etwas auszurechnen, wird sich die Gewinnerin überlegen, was sie mit so viel Geld macht - und mit ihr alle, die diese Zeilen lesen. Wäre sie eine Aktionskünstlerin, könnte sie mit 214 000 Fünf-Euro-Scheinen die Strecke vom Freiburger zum Breisacher Münster zupflastern. Als Musikliebhaberin könnte sie ihre CD-Sammlung um 71 333 Exemplare erweitern. Sehr viel wahrscheinlicher geht sie zur Bank, legt ihren Gewinn in Festgeld an (bringt 2000 zu versteuernde Euro monatlich) oder in Pfandbriefen (45 000 Euro im Jahr) oder hört auf Anlageberater und "streut" ihren neuen Besitz.
Wer nun neidisch wird, sollte zehnmal vor sich hinmurmeln, dass Geld alleine nicht glücklich macht und Indianern zufolge auch nicht gegessen werden kann. So wenden wir uns wieder dem Tagwerk zu und blicken höchstens am Montag leicht verstohlen zu den Kontoauszugsdruckern dieser Stadt.

Uwe Mauch, BZ vom 13.2.2004

 

Laizistischer Staat - sonst nimmt das Kreuz mit dem Kopftuch nie ein Ende

Eigentlich hat sich Johannes Rau völlig präzise und verständlich ausgedrückt - so wie das etliche Verfassungskenner zuvor auch schon getan hatten: Wer das Kopftuchtragen als religiöses Symbol in der Schule verbietet, ebnet den Weg zum laizistischen Staat. Denn dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Klagen in Karlsruhe folgen - gegen das Kreuz, die Mönchskutte, die Kippa. Politiker aller Parteien, aber auch Kirchenvertreter, argumentieren nun seit Monaten, das Kopftuch sei doch gar kein religiöses, sondern ein politisches Symbol. Zum einen ist das eine bloße Behauptung. Zum anderen müsste man dann aber Kopftücher als politische Symbole und nicht als religiöse verbieten. Denn das Grundgesetz akzeptiert es - zum Glück - nicht, wenn die Politik argumentiert: sie verbiete das eine (das Kopftuch), weil sie wisse, dass in Wahrheit das andere (also islamischer Fundamentalismus) dahinter stecke.

Frankreich hat sich hier klar entschieden. Für den laizistischen Staat. Sichtbare religiöse Symbole haben dort in der Schule keinen Platz. Deutschland, genauer gesagt einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, versucht hier einen Mittelweg zu gehen. Was nicht möglich ist. Insofern hat Rau mit seiner Mahnung Recht. Die Gesetze müssen kurz, klar und verständlich sein, lautet einer der ältesten Rechtsgrundsätze. Und diesbezüglich haben die Länder noch einiges nachzuarbeiten. Ansonsten nimmt das Kreuz mit dem Tuch nie ein Ende

Klaus Welzel  in www.rnz.de vom 24.1.2004

Kopftuch
In der islamischen Welt gibt es keine Einigkeit darüber, ob und, wenn ja, wie sich Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern müssen. So ist in der Türkei das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Institutionen verboten. Kritiker sehen in dem Kopftuch ein Zeichen der Unterdrückung der Frau; für viele Musliminnen ist es aber vor allem Ausdruck ihrer individuellen Religiosität. Die Motive muslimischer Frauen, ein Kopftuch zu tragen, können unterschiedlicher Art sein. Für viele ist die Verhüllung des Kopfes eine selbstverständliche Tradition, die nicht hinterfragt wird.

 

Hohmann-Rede - Analyse durch Prof. Thomas Stamm-Kuhlmann / Greifswald


Bei der Auseinandersetzung um die Festrede des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann zum Tag der Deutschen Einheit 2003 ist viel von Anstand und Fingerspitzengefühl die Rede, wenig aber davon, ob die historischen und tagespolitischen Bezüge, die Hohmann hergestellt hat, sachlich richtig oder falsch waren. In vielen Stellungnahmen vor allem von der Parteibasis in  Hohmanns Heimat ist davon die Rede, daß Hohmann als eine integre Persönlichkeit mit großen Kenntnissen angesehen sei. Um so bestürzender ist das Ergebnis, wenn man die Rede auf die Fakten analysiert. Es bestätigt sich
dann, daß die Rede ausgesprochen demagogischen Charakter trägt.

Hohmann beginnt mit Anspielungen darauf, daß der vorbestrafte Islamistenführer Kaplan nicht in die Türkei abgeschoben werden kann, weil die Deutschen eine so niedrige Selbstachtung hätten, daß sie ihm lieber Sozialhilfe zahlen würden. Keine Rede davon, daß Kaplan nicht abgeschoben werden darf, weil ihm in der Türkei die Folter droht. Diese Vorschrift ist aber das Gegenteil von Selbsterniedrigung, sondern Ausdruck unseres Stolzes auf unser eigenes Rechtssystem, das den Schutz vor Folter garantiert. In der Türkei wird dies durchaus verstanden, und hier ist eher damit zu rechnen, daß man sich in der Türkei deswegen gekränkt fühlt. Mit deutscher Selbsterniedrigung hat das auf jeden Fall nichts zu tun.

In diesem Stil der Auslassungen und Verdrehungen fährt Hohmann fort. So vergleicht er die Französische Revolution mit der NS-Herrschaft und Napoleon mit Hitler. Selbstverständlich werden die großen Opfer, die Napoleons Kriege gefordert haben, in der französischen wie der internationalen
Geschichtswissenschaft erwähnt. Wer die Schilderungen des napoleonischen Diktatursystems durch prominente französische Historiker liest, muß feststellen, daß diese Schilderungen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Außerdem kannte die napoleonische Herrschaft in Europa keine
organisierte Verfolgung ethnischer oder religiöser Gruppen, die die bloße Mitgliedschaft in einer solchen Gruppe zum Verfolgungsgrund gemacht hätte. Und drittens hat die napoleonische Herrschaft über den Kontinent tatsächlich Ideen von Freiheit und Menschenrechten nach Deutschland, Italien, Spanien
oder Polen verbreitet und im Code Napoléon und anderen Institutionen ein bleibendes Menschheitserbe hinterlassen. Dieses System mit der bloßen Destruktion Hitlers zu vergleichen, ist eine Unverfrorenheit.

Deutsche Wissenschaftler, so behauptet Hohmann dann weiter, erforschen "mit geradezu neurotischem Eifer" "auch noch die winzigsten Verästelungen der NS-Zeit". Tatsächlich sind diese Wissenschaftler in ihrem Umgang mit der NS-Zeit wesentlich nüchterner und kühler als große Teile der Öffentlichkeit, und sie erforschen andere Epochen der deutschen Geschichte mit nicht minderer Akribie. Daniel Goldhagen hat das deutsche Volk nicht als "Mörder von Geburt an" bezeichnet. Dieser Begriff kommt in seinem Buch nicht vor, obwohl Hohmann das behauptet. "Es wird Sie überraschen", fährt Hohmann dann fort, daß es 1920 ein Buch von Henry Ford mit antisemitischem Inhalt gegeben habe. Wieso können so alte Kamellen überraschen? Und macht die Tatsache, daß Henry Ford Hitler finanzierte, diesen als Gewährsmann tauglich? In seinen weiteren Ausführungen über die Juden in der Arbeiterbewegung macht sich Hohmann dann die Definitionen der Nürnberger Rassegesetze vom Juden zu eigen, in dem er jedermann, der jüdische Vorfahren hatte, als Juden zählt, unabhängig von dem Selbstverständnis, das der einzelne besaß.

Sodann behauptet er, Kurt Eisner sei "als unbestrittene Führungspersönlichkeit" in der "Münchner Räterepublik" tätig gewesen. Tatsache ist, daß Kurt Eisner schon tot war, als die Münchner Räterepublik ausgerufen wurde. Eisner, der durch die friedliche Revolution des 7. November 1918 Bayerischer Ministerpräsident geworden war, wurde durch den Grafen Arco-Valley ermordet, als er sich auf dem Weg in den Bayerischen Landtag befand, um dort sein Amt niederzulegen. Als Reaktion auf diese Schandtat bildete sich die Räterepublik. Die Geiselerschießung, der die rechtsradikalen Mitglieder der Thule-Gesellschaft zum Opfer fielen, war eine der wenigen Repressalien der Räterepublik. Dem anschließenden weißen Terror der Freikorps, die München von der Räterepublik befreiten, fielen wesentlich mehr Menschen zum Opfer, darunter ein ganzer Kolpingverein, der aus Versehen liquidiert wurde.

Indem er die Formulierung von den Juden als "Tätervolk" in dem Konjunktiv stellt und anschließend negiert, stellt sich Hohmann so, als habe er ja gar nichts gesagt. Jedoch dient seine Analogie nur dem Zweck, die Deutschen zu entlasten. Nur, weil die Deutschen kein Tätervolk sein sollen, sollen es auch die Juden nicht sein. Stillschweigend unterstellt ist dabei, dass Menschen, die in unterschiedlicher Weise von einer weltweit verbreiteten Glaubensgemeinschaft abstammten, mit Menschen gleichgesetzt werden, die einer politischen Einheit, dem Deutschen Reich, das einen einheitlichen politischen Willen und eine einheitliche Führung auswies, angehörten. Der Unterschied zwischen der staatsrechtlichen Tatsache, die das Deutsche Volk darstellte, und dem nur vagen Zusammenhang des "Jüdischen Volkes" auf der Welt wird verwischt.

Am Ende findet Hohmann dann eine neue Zielscheibe für seine Hetze. Nicht "die Deutschen", nicht "die Juden" sollen Tätervölker gewesen sein. Die "Gottlosen" waren es! Also, auf zur Atheistenjagd. Der neue bequeme Feind ist gefunden.

Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Historisches Institut, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit,
Domstraße 9a, D-17487 Universität Greifswald, Tel 03834-86-3328
e-mail: stamm@uni-greiswald.de

Quelle. Newsletter www.bildung-hessen.de vom 29.11.2003


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