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Moscheen

im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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Blick vom Breitehof nach Osten übers Dreisamtal zum Hinterwaldkopf im Juni 2007 
Blick vom Breitehof nach Osten übers Dreisamtal zum Hinterwaldkopf im Juni 2007

 

Islamangst in Europa - Zwischen Polemik und Diplomatie

BZ: Wie kommt es aber dann, dass heute auch Muslime, allen voran Islamisten, selbst sagen, es gebe keine Trennung zwischen Staat und Religion im Islam?
Höfert: Die Idee, dass es im Islam keine Trennung zwischen Staat und Religion gibt, ist vor allem in Reaktion auf den europäischen Kolonialismus entstanden. Als Franzosen und Briten weite Teile der islamischen Welt im 19. und 20. Jahrhundert eroberten, begannen sich muslimische Reformer zu fragen, warum die Muslime früher so erfolgreich waren und mit einem Mal nichts mehr Europa entgegenzusetzen hatten. Sie gelangten zum Ergebnis, dass die Einheit von religiöser und weltlicher Macht zu Beginn der islamischen Expansion für den Erfolg verantwortlich war und stellten das Postulat auf: Im Islam gibt es keine Trennung von Staat und Religion. Auch der Islamismus hat sich aus dieser Reformbewegung entwickelt und diese Idee übernommen. Er verspricht sich davon, zur alten Größe der frühislamischen Zeit zurückzukehren.....
Komplettes Interview mit Historikerin Almut Höfert von Universität Basel vom 12.6.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/deutschland/zwischen-polemik-und-diplomatie-islamangs-in-europa--32140038.html

 


Imame in Deutschland. Buch des Religionswissenschaftlers Rauf Ceylan

In der Öffentlichkeit wird in den letzten Jahren sehr kontrovers über die Muslime in Deutschland diskutiert. Über die Imame in den Moscheen erfährt man aber relativ wenig. Wieso beteiligen sich die Imame nicht an den Diskussionen?
Rauf Ceylan: Die Imame bekommen diese gesellschaftlichen Diskussionen überhaupt nicht mit, weil sie die nicht verfolgen können. Das liegt vor allem daran, dass etwa 90 % der Imame die deutsche Sprache nicht beherrschen. Sie verfolgen die sozialen und politischen Entwicklungen in Deutschland nicht nicht, sondern orientieren sich stärker an den Entwicklungen im Herkunftsland.
Für Ihr neues Buch "Die Prediger des Islam" haben Sie zahlreiche Imame interviewt. Wie kann man sich den Alltag eines Imams in Deutschland vorstellen?
Rauf Ceylan: Es gibt dort zunächst einmal klassische Aufgabenfelder, die bei jedem Imam dieselben sind, wie etwa Gottesdienste leiten, Predigten halten oder die Seelsorge, wobei die Nachfrage zur letzteren Aufgabe seitens der Muslime zunimmt. Die Moscheen hier in Deutschland aber haben sich mittlerweile zu multifunktionalen Einrichtungen entwickelt. Hier sind die Moscheen nicht wie in den Herkunftsländern nur zum Gebet da, sondern heute übernehmen die Moscheen in Deutschland und in anderen europäischen Staaten vielfältige Funktionen. Deshalb sind auch die Anforderungen an die Imame gewachsen, d.h. der Imam ist nicht nur für religiösen Aufgaben zuständig, sondern man erwartet vom Imam auch sozialpädagogische Hilfeleistungen.
Alles vom 24.5.2010 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32577/1.html

Rauf Ceylan: Die Prediger des Islam
Imame in Deutschland - wer sie sind, was sie tun, was sie wollen
Herder Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-30277-0
http://www.herder.de/buecher/details?k_tnr=30277

2.000 Import-Imame erreichen jede Woche 500.000 Besucher

Ita Niehaus:
Rund 2000 Imame, also muslimische Geistliche, gibt es in Deutschland. Die große Mehrheit von ihnen sind sogenannte Importimame, das heißt, sie kommen vor allem aus der Türkei oder aus den arabischsprachigen Herkunftsländern der muslimischen Gemeinden. Viele von ihnen sprechen kein Deutsch und die deutsche Kultur ist ihnen auch fremd. Bisher ist nur wenig bekannt über die Imame, die in den Moscheen die Freitagspredigten halten und den Kindern Koranunterricht geben. Dabei üben die muslimischen Geistlichen einen großen Einfluss auf die Gläubigen aus - nicht nur als Vorbeter. Professor Doktor Rauf Ceylan, Sozial- und Religionswissenschaftler an der Universität Osnabrück und als Sohn kurdischer Migranten in Duisburg geboren, hat über Hintergrund und Alltagsleben der Imame in Deutschland geforscht. Sein Buch über "Die Prediger des Islam" ist gerade erschienen. Vor der Sendung fragte ich Professor Doktor Rauf Ceylan: Wenn es Imame gibt, denken viele immer noch als erstes an Hassprediger. Was haben Sie bei Ihrer Untersuchung herausgefunden? Wer predigt denn nun vor allem den Islam in Deutschland?
Rauf Ceylan: Die sogenannten Hassprediger sind Gott sei Dank in der Minderheit. Überwiegend sind es konservative Imame, noch ein kleiner Teil an intellektuell progressiven Imamen, die in Deutschland den Islam hier predigen. Das sind so gut über 90 Prozent.
mehr auf: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1160551/

 

Karrikaturisten-Anschlag, Terror: Vielleicht sind wir zu arrogant?

Es macht wütend, dass der Kampf gegen den Terror so wirkungslos bleibt, die Zahl der Fronten sogar wächst. Haben Sie schon einmal überlegt, dass es an der Arroganz liegen könnte, mit der wir den Menschen anderer Kulturen begegnen? Auch wenn ich kein Moslem bin, war ich, als ich die berüchtigten Karikaturen zum ersten Mal sah, schockiert darüber, wie man das, was anderen Menschen zutiefst heilig ist, in dieser unsäglichen Weise verspotten kann. Weil keine individuelle Person angegriffen war, fällt das Machwerk unter den Schutz der Meinungsfreiheit, aber es war mir klar, dass sich Millionen dadurch persönlich beleidigt fühlen müssen und dass diese erneute Demütigung auf Jahre hinaus Hass erzeugen wird. Und natürlich völliges Unverständnis gegenüber unseren demokratischen Werten und unserem derzeitigen Lebensstil, die wir für allein selig machend halten. Das alles ist keinerlei Rechtfertigung für die Verspotteten, nun ihrerseits zur Gewalt zu greifen. Aber wir sollten uns nicht wundern und schon gar nicht wütend werden. Und besser würde sich Herr Westergaard schlicht entschuldigen, statt in den Bunker zu gehen. Die Ängstlichen an den Pranger stellen ist eines. Selbst den Mut aufbringen, den unverbesserlichen Terrorfreunden die Zähne zu zeigen, ist etwas anderes. Wie wäre es denn gewesen, wenn – statt der zugegeben besonders herzigen Mädchen auf dem Titelblatt der BZ – Westergaards Karikaturen, die hier ja bisher kaum einer zu sehen bekommen hat, noch einmal deutlich gemacht hätten, was er damit ausdrücken wollte. So hätte man besser als durch die geschliffenen Sätze des Tagesspiegels ins Licht rücken können, wes Geistes Kind einige wenige Verrückte sind, die sich einbilden, eine achtbare Religion zu vertreten, die über Jahrhunderte, zum Beispiel in Spanien, weit mehr Toleranz gezeigt hat als das Christentum.  
BZ-leserbrief vom 13.1.2010 von Dr. Guntram Ehrlenspiel, Freiburg

Sollen diesmal die Moscheen brennen?

Wir alle sollten es als einen Gewinn sehen, wenn Moscheen gebaut werden. Wo Platz für Synagogen ist, sollte auch Platz für Moscheen sein! Kennt Giordano eigentlich das Judentum nicht oder ignoriert er die Tatsache, dass in der jüdischen Orthodoxie die Gleichstellung der Frau ebensowenig existiert wie im Islam? Es gibt Zwangsverheiratungen, abgeschorenes Haupthaar der Frau, welches mit Perücke oder Tuch verdeckt wird. Inzwischen fahren in Jerusalems orthodoxen Vierteln sogenannte "koschere Busse", wo die Frauen hinten einsteigen und sitzen und die Männer vorne. Außerdem gibt es auch getrennte Bürgersteige für Männer und Frauen. Mit Billigung des Bürgermeisters. Scheitert nicht die Kabinettsbildung von Frau Livni außer an Forderungen vor allem an der frauenfeindlichen Haltung des Oberhauptes? Orthodoxe Männer geben keiner Frau die Hand außer der eigenen. Die immer neuen Hasstiraden von Giordano sind nicht mehr hinnehmbar, ruft er doch öffentlich zum Widerstand gegen Moscheen auf. Sollen diesmal die Moscheen brennen? Rufen wir aufgeklärte Bürger zum Widerstand gegen solche islamophoben geistigen Brandstifter auf. Gegen jeden Rassismus, zur Erhaltung unserer Demokratie, Meinungsvielfalt und Pluralismus. Wird nicht am 9. November des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht gedacht? 
BZ-Leserbrief vom 5.11.2008 von Evelyn Hecht-Galinski, Malsburg-Marzell

 

 

Gut gemeint wird oft beweint

Ein Gespenst geht um in Deutschland. Das Gespenst der Meinungen. Höchste geistliche Würdenträger und weltliche Amtsinhaber meinen im Wechsel. Aber was denn nur?

Meinen bedeutet „mit etwas durch wort, bild, gebaerde u.s.w. geäuszertem (etwas) bezeichnen, andeuten, sagen wollen“. So steht’s im Grimmschen Wörterbuch. Und entsprechend ist Meinung „die mit etwas ausgedrücktem oder angedeutetem verbundene bestimmte vorstellung, sinn, bedeutung von etwas gesagtem oder geäuszertem“. Das Andeuten aber ist „schwankend“, „unzulänglich“. Und da liegt die Crux! Wenn die Meinung nur andeutet. Im Sinn hat, bezweckt. Wenn wir dann fragen müssen, was wohl gemeint war. Wenn jemand A sagt, auf dass die anderen endlich merken, dass er B meint. Die Provokation also. Wie können wir wissen, ob etwas „gut, treu, redlich, übel, böse oder falsch“ gemeint war? Wie hat der Papst sein Zitat zum Islam gemeint? Der Kardinal das Adjektiv im Zusammenhang mit der Kunst oder dem Fenster von Richter, das besser in eine Moschee passe als in den Kölner Dom? Wie meint der Verteidigungsminister sein Islamistenflugzeugabschussmodell und der Innenminister seine Voraussage zum islamistisch- terroristischen Atomschlag?

Kaum hat jemand etwas gemeint und ist damit auf heftige Gegenmeinungen gestoßen, lässt die Lobby des Meinenden verlautbaren, dessen Meinung sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Oder überspitzt wiedergegeben. Wolle nur auf etwas aufmerksam machen (der provokatorische Zweck also). Oder aus einem Halbsatz sei etwas ganz anderes entstanden „als eigentlich gemeint war“, wie es in Freiburg zu dem Gerücht hieß, der Alt- OB suche einen neuen OB. Wer da von uns Meinungsempfängern meint, er könne aus dem oder jenem die oder jene Meinung herauslesen und heraushören, liest und hört nur Vermeintliches. Zu meinen, die Meiner hätten auch gemeint, was sie gesagt oder geschrieben haben, bzw. dieses so gemeint, wie sie es geschrieben und gesagt haben, ist eine Irrmeinung. Ausnahme: Ralph Giordano. Er scheint zum Kölner Moschee-Neubau tatsächlich zu meinen, was er sagt. Die Freiburger Meinung hat allerdings nichts mit Islam zu tun. Oder doch? Hilfe - wir sind ja Partnerstadt von Isfahan!!

Stefan Pflaum, Wunderfitz, 27.9.2007, www.dreisamtaeler.de

 

 

Integration ist gescheitert

Der Publizist Ralph Giordano kritisiert vehement den Bau einer Großmoschee in Köln als Machtdemonstration des politischen Islam. Vor seiner Lesung in Basel hat René Zipperlen mit ihm gesprochen.

Herr Giordano, vor genau 20 Jahren erzeugte Ihr Buch „Die zweite Schuld" einen Furor unter den Rechtsradikalen. Da muss es sich doch heute absurd anfühlen, wenn Ihnen genau die nun auf die Schulter klopfen, weil Sie sich vehement gegen den Bau der Zentralmoschee in Köln aussprechen.
Diese Großmoschee ist integrationsfeindlich, eine Kriegserklärung gegen die Umwelt, nicht das Signal für ein gutes Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft. Es wird ein Machtanspruch darin sichtbar. Die dahinter stehenden Absichten sind andere als behauptetet. Herr Kollege: Es ist eine wahre Lawine von Briefen, Telefonaten, Faxen über mich gekommen. 90 Prozent davon mit einem einheitlichen Tenor: „Giordano, wir fürchten wie Sie eine schleichende Islamisierung, für die diese Moschee ein Ausdruck ist. Aber wir wagen nicht, das zu sagen, weil wir dann in eine rassistische Ecke gestellt werden." Das ist ein Symptom der political correctness: Wer gegen den Moscheebau ist oder Kritik am Islam übt, der mache sich die Sache der Nazis zu eigen. Das ist das niederträchtigste aller niederträchtigen Totschlagargumente.

Wir unterhalten uns am Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center. Hätten Sie am 10. September 2001mit selber Schärfe über den Bau geurteilt?
Ja, sicher. Und ich spüre, je mehr ich damit mit der Materie beschäftige, wie sich eine Titelzeile in meinem Kopf eingestanzt hat: Nicht die Moschee sondern der Islam ist das Problem." Die Moschee ist ein Symbol für die Absicht einer schleichenden Islamisierung, für die es unzählige Beispiele gibt. Die Rechten haben versucht, mich vor ihren Karren zu spannen, so „Pro Köln". Daraufhin nannte ich sie die „lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus, die, wenn sie könnte wie sie wollte, mich in die Gaskammer stecken würde". Soll ich aber nun den Mund halten? Das kommt nicht in Frage. Hier ist ein gravierendes innenpolitisches Problem über Jahre hinweg verdrängt und verleugnet worden, zum Schaden unseres Landes: Die Integration ist gescheitert.

Woran, Ihrer Meinung nach?
An einer total verfehlten Immigrationspolitik. Es kamen Millionen und Abermillionen ohne jede Qualifikation aus einer Kultur, die meiner Ansicht nach nicht vereinbar ist mit der judäo-christlichen. Nur allzu viele dieser Immigranten waren weder integrationswillig noch -fähig. Die „Parallelgesellschaften" sind schließlich nicht vom Himmel gefallen.

Was fordern Sie von muslimischen Immigranten?
Sich zu säkularisieren.

Also den Glauben abzugeben?
Nein, sich zu säkularisieren. Man muss differenzieren: Da sind einmal die Gegner, die Todfeinde in Gestalt der radikalen Muslime, potenziellen Selbstmordattentäter, vor denen wir bisher nur durch Zufall bewahrt worden sind. Und da ist die große Zahl, ich denke die überwältigende Mehrheit, die nicht töten will. Aber auch diese Mehrheit in der Minderheit ist ein Problem, nämlich ein sozio-kulturelles. Eben weil sie aus einer ganz anderen Kultur kommen mit dem Ergebnis, dass es zu keiner Anpassung kam.

Worin besteht genau der Schaden dieser Zentralmoschee? Die Verdrängung des Islamismus haben wir doch gerade jetzt, da er sich in Hinterhöfen ausbreitet.
Das ist eine falsche Deutung der Wirklichkeit. Zwischen Hinterhofmoschee und einer Mega- Großmoschee, wie diese eine werden soll, gäbe es viele Abstufungen, die keinen Abschreckungseffekt hätten. Lassen Sie uns nicht so tun, als ob eine Sakralmonstranz mit 54Meter hohen Türmen nicht hinterfragt werden müsste. Zum ersten Mal darf ich sagen, dass eine Mehrheit der Deutschen hinter mir steht – oder, so habe ich es lieber, ich stehe hinter ihr.

Sie stören sich also vornehmlich an der Größe der Moschee?
Ja.

Aber wäre der Machtanspruch, von dem Sie ausgehen, nicht derselbe bei niedrigeren Türmen?
Ja, natürlich. Denn nicht die Moschee, der Islam ist das Problem. Mit dieser geplanten Mega-Moschee sind die Initiatoren und Auftraggeber einen verräterischen Schritt zu weit nach vorn gegangen. Da wurden viele Leute stutzig: Was steckt dahinter? Da ist die böse Absicht, unfreiwillig, nach außen getreten.

Worin genau soll diese bestehen?
Im Machtanspruch, in einer schleichenden Islamisierung. Das wissen die Deutschen ja gar nicht.

Was sollten wir von diesem Islam befürchten?
Eine völlig andere Welt, eine Veränderung unserer Werte, die mit dem Islam nicht in Übereinstimmung zu bringen sind.

Sie befürchten eine stärkere Einflussnahme auf das Alltagsleben? Dass hiesige Frauen nur noch in der Burka wandeln dürfen?
Entsetzliche Vorstellung! Aber in der Tat, schon das Kopftuch stößt mich ab, mehr aber noch der Tschador und die Burka. Ich will das hier nicht sehen, und ich will das sagen dürfen. Selbstverständlich richtet sich das nicht gegen die Frauen, sondern gegen Sitten, Gebräuche und Traditionen, die uns ihren natürlichen Anblick rauben.

Entspricht die Größe des geplanten Moscheebaus nicht schlicht der Anzahl der in Köln lebenden Muslime, deren würdevolle Religionsausübung unter den Schutz des Grundgesetzes fällt?
Der eigentliche Bauherr ist die Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Dahinter steckt etwas, das nicht öffentlich gesagt wird. Die muslimischen Funktionäre sind Takiyya-Rhetoriker. Der Koran erlaubt ihnen, in der Auseinandersetzung mit Ungläubigen zu lügen und zu täuschen.

Woran genau wollen Sie eine Lüge erkennen können? 
Menschenkenntnis und Erfahrung kann man schlecht erklären. Die lügen einem ins Gesicht. Sie sagen, der Islam sei eine undifferenziert friedliebende Religion. Eine Lüge, die auch durch Wiederholung nicht besser wird. Der Islam ist das so wenig wie das Christentum. Die Geschichte des Islam ist vor allem Kriegsgeschichte. Und der Koran eine Lektüre des Wahnsinns und des Schreckens. Es wird unablässig aufgefordert zu Mord, Krieg, Volksverhetzung, Verstümmelung, Verstößen gegen Gleichheits- und Persönlichkeitsrechte, zu Täuschung und Lüge.

Was wir zum Teil auch im Alten Testament finden können.
Trotzdem: Dieser judäo-christliche Bereich hat einen ungeheuren Sprung nach vorn getan nach den dunklen Jahren des Mittelalters. Aufklärung, die bürgerliche Revolution, Demokratisierung…

Selten mit Segen der Kirche.
Dennoch kann es keine Gleichstellung von Islam und Christentum geben. Wenn Muslime in interreligiösen Diskursen mit dem Totschlagargument der Kreuzzüge kommen, verkriechen sich die Christen in ihre eigene Vorhaut. Als hätte es nie eine 400-jährige Bedrohung Europas durch das osmanische Reich gegeben, als hätte Recep Erdogan nicht erklärt: „Was uns 1683 vor Wien nicht gelang, werden die Lenden unserer jungen Männer schaffen."

Warum soll der Islam in Europa nicht eine ähnliche Entwicklung nehmen wie das Christentum?
Weil es keinerlei Anzeichen dafür gibt. Das Christentum hat 500 Jahre gebraucht. So viele Zeit haben wir nicht. Und der Islam geht nicht diesen Weg. Schauen Sie, was kritische Muslime sagen. Es war der  türkische Lyriker Zafer Senocak, der es auf den Punkt brachte: „Kaum ein islamischer Geistlicher, geschweige denn ein frommer Laie ist willens und in der Lage, das Kernproblem in der Denkstruktur des eigenen Glaubens zu sehen. Sie sind nicht bereit zur kritischen Analyse der eigenen Tradition, zu einer schonungslosen Gegenüberstellung ihres Glaubens mit der Lebenswirklichkeit in modernen Gesellschaften."

Gab es einen Moment, in dem Sie bereut haben, den Koran „Stiftungsurkunde einer archaischen Hirtenkultur" genannt zuhaben?
Keineswegs. Genau das trifft es.

Aber haben nicht ähnlich Antisemiten über das Judentum gesprochen? „Religion einer Wüstensippe" und so weiter?
Ich verwahre mich dagegen, dass meine Definition und Antisemitismus in einem Atemzug genannt werden. Der Koran ist, ich wiederhole es, voll von Aufrufen zur Tötung von Ungläubigen, besonders aber immer wieder von Juden.

Ist es die Erfahrung des Totalitarismus, die aus Ihrer Autobiografie am stärksten spricht, dass Sie auf den allumfassenden Anspruch eines politischen Islam in besonderer Schärfe reagieren?
So ist es, Herr Kollege. Unzählige Male in diesem Streit bin ich gefragt worden: „Giordano, gerade Sie als Jude nun gegen eine Minderheit. . ." Blödsinn! Ich kämpfe nicht gegen eine Minderheit, ich kämpfe gegen den militant-politischen Islam. Was mich dabei so mobilisiert und sensibilisiert, ist genau das, was ich als Jude unter Hitler erfahren habe. Es besteht die ganz große Gefahr eines neuen, eines dritten Totalitarismus, nach Hitler und Stalin durch den militanten und politischen Islamismus. Das erkennen auch viele Muslime, und sie sind meine Bundesgenossen und ich der ihre.

Und Sie befürchten, die europäische Gesellschaft hätte dem nichts entgegenzusetzen?
Ich hoffe, doch. Aber mir scheint: Man ist sich hier der Größe der Gefahr immer noch nicht bewusst. Muss hier wirklich erst Blut fließen, um sich ihrer bewusst zu werden? Das denke ich immer wieder, wenn ich den Streit um die Online-Durchsuchung verfolge.

Ralph Giordano
Der 1923 in Hamburg geborene Sohn eines sizilianischen Musikers ist einer der profiliertesten Publizisten, Schriftsteller und Fernsehjournalisten der Nachkriegszeit. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das semi-autobiografische Familienepos „Die Bertinis" (1982) und die Kritik der Verdrängung der NS-Zeit und der Amnestierung ihrer Funktionseliten, „Die zweite Schuld" (1987). In seiner 2007 erschienenen Autobiografie „Erinnerungen eines Davongekommenen" beschreibt Giordano, wie sich sein gesamtes Erwachsenenleben aus seinen Erfahrungen unter der NS Diktatur entwickelt hat: Giordano überlebte den Holocaust als Kind einer jüdischen Mutter. Nach dem Krieg nutzte er sofort die Gelegenheit, in verschiedenen journalistischen Tätigkeiten (etwa für die berühmte „Weltbühne") moralisch scharf mit der jungen Bundesrepublik ins Gericht zu gehen. Seine Themen waren und sind die Abrechnung mit totalitären Systemen („Die Partei hat immer Recht", 1961, über seine Zeit in der KPD, in der er elf Jahre Mitglied war), Unterdrückung und vor allem die Spuren der deutschen Vergangenheit. Später machte Giordano Dokumentationen aus aller Welt für WDR und NDR. Er erhielt für sein Schaffen zahlreiche Preise und Ehrungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz. In jüngerer Zeit machte Giordano durch seine umstrittene Verteidigung des Irak-Krieges sowie sein vehementes Eintreten gegen virulenten Neonazismus, latenten Antisemitismus und sein Engagement für das armenische Volk auf sich aufmerksam. Derzeit streitet Giordano gegen die Großmoschee in Köln und gegen das, was er „schleichende Islamisierung" nennt. Dafür habe er „die schlimmsten Morddrohungen meines Lebens" erhalten.

René Zipperlen, 16.9.2007, www.der-sonntag.de

 

Der Bau ist das falsche Signal
"Gegen die schleichende Islamisierung Europas" wollten Moscheegegner am 11. September in Köln demonstrieren. Hauptredner: der Schriftsteller Ralph Giordano. Gegen seinen Willen sagten die Veranstalter ab, als der Verfassungsschutz vor Unterwanderung durch Rechtsradikale warnte. Stefan Hupka sprach mit Giordano (84) in Freiburg.
....
BZ: Gibt es ein westliches Land, das es in Ihren Augen besser macht als Deutschland, resoluter, konsequenter?
Giordano: Sie hören mich seufzen. Ich erinnere mich an den von Dänen ausgelösten Karikaturenstreit. Irgendwelche Imame haben es geschafft, gewaltige Zorn- und Empörungskollektive bis nach Zentralasien zu mobilisieren und auch die Deutschen einzuschüchtern, bei der Oper "Idomeneo" . Was häuft sich da für ein Erpresserpotenzial an! So wie ich das Alte und Neue Testament kritisieren will, will ich den Islam kritisieren und ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich sagen darf . Um keinen Preis!
BZ: Sie waren nicht schon immer Kämpfer gegen den Islam. Was war das Schlüsselerlebnis?
Giordano: Natürlich der 11. September. Vor allem waren es diese deutschen Umarmer, xenophilen Einäugigen und Beschwichtigungsdogmatiker, die keine innere Beziehung zu den Opfern, wohl aber zu den Tätern zeigten.
BZ: War Lessing auf dem Holzweg mit seiner Vision, dass die drei verwandten Religionen zur friedlichen Koexistenz finden?
Giordano: Ja. Der Islam kennt diese Koexistenz nicht. Ich frage: Muss in Deutschland erst Blut fließen, damit es sich der Größe der Gefahr bewusst wird?
BZ: Ich weigere mich zu erkennen, dass zweitausend Kölner Muslime, die in die Moschee gehen und beten, mir alle an die Gurgel wollen.
Giordano: So platt meine ich das auch nicht. Die entscheidende Frage lautet: Ist der Islam vereinbar mit Pluralismus, Demokratie, Gleichstellung der Frau. Fragen Sie ehemalige Muslime, tapfere Frauen wie Necla Kelek, Seyran Ates und Hirsi Ali, zu denen ich einen guten Draht habe. Die sagen alle: Nein.
BZ: Die Einladung der Kölner Moscheeplaner zum Gespräch schlagen Sie nach wie vor aus?
Giordano: Ich habe ein großes Bedürfnis mit Muslimen zu sprechen, die nicht meiner Meinung sind, aber mir nicht den Kopf einschlagen wollen. Ich finde sie nur nicht so leicht.
22.9.2007, komplettes Interview bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 


Giordanos Irrweg

Die Bürger von Köln waren auch schon mal großherziger. 1965, als noch kein Mensch, erst recht nicht polemisch, von "Multikulti" redete, sah man vierhundert Mohammedaner mit Gebetsteppichen unterm Arm den Kölner Dom betreten. Sie knieten in den nördlichen Seitenschiffen der christlichen Kathedrale nieder und feierten, zu Allah betend, das Ende des Fastenmonats Ramadan — auf Einladung des katholischen Dompropstes. Kann man sich das heute vorstellen? Kaum. Damals gab es einige hundert Muslime in der Stadt, heute sind es hunderttausend. Und eine Religion, die damals den Kölnern exotisch vorgekommen sein mag, wirkt heute auf sie bedrohlich — übrigens nicht nur auf die Kölner. Ist Großherzigkeit zwischen den Religionen also vor allem eine Frage der Mannschaftsstärke und der Kräfteverhältnisse? Auf den Gedanken kann kommen, wer nach Köln schaut. Und dass sich die Toleranzfrage auch dort an Symbolen entzündet — seit einigen Jahren am Kopftuch und jetzt an Minaretten — ist kein Zufall, sondern zwangsläufig: Was nicht zu übersehen ist, das lässt sich auch nicht verdrängen. Viele Deutsche haben in langen Jahren nur zu gerne verdrängt, dass sich mit der Einwanderung in ihrem Land eine fremde, große, mit dem Christentum rivalisierende Religion etabliert — so gerne verdrängt, wie die Tatsache der Einwanderung selbst, die man sich mit Wörtern wie Gastarbeiter, Ausländer und Migrant vom Hals zu halten suchte.

Was der Deutsche nicht sieht, das stört ihn auch nicht. So lange Türkinnen das Kopftuch zu Hause lassen, könnten es auch Italienerinnen sein. Und solange muslimische Zugereiste ihre Gottesdienste in unauffälligen Hinterhofetagen oder Güterbahnhofsbaracken feiern, ist das deren Privatsache und braucht die Nachbarschaft, außer bei Parkplatzsorgen, nicht zu beschäftigen. Erst jetzt, wo muslimische Gemeinden sich trauen, Gotteshäuser zu planen, die auch wie muslimische Gotteshäuser aussehen, werden sie mit Rechtfertigungsdebatten konfrontiert, als hätte es diese Gemeinden bis dahin nie gegeben. Wer die Moscheebaupläne für bare Selbstverständlichkeiten hält, macht es sich allerdings zu leicht. Ohne Zweifel ist es gut, dass solche Projekte mit langen, intensiven Rechtfertigungsdebatten einhergehen, denn diese Debatten müssen geführt werden. Sie fordern zu Bekenntnissen heraus, bringen wichtige Klarstellungen, schaffen Transparenz und sind Teil des demokratischen Konsensbildungsprozesses einer Kommune. Der Akzent liegt allerdings auf Konsens. Das muss deshalb betont werden, weil einige Debattenbeiträge namhafter Moscheegegner eher darauf schließen lassen, dass sie die Muslime in Deutschland bekehren, demütigen oder am liebsten ganz loswerden wollen. Was bezweckt etwa der Schriftsteller Giordano, wenn er die heilige Schrift des Islam pauschal für unvereinbar mit dem Grundgesetz erklärt? Ist das Alte Testament der Juden und Christen etwa verfassungskompatibler? Und würde Giordano den Kölner Dom, doppelt so groß und dreimal so hoch wie die geplante Moschee, auch wegen "Gigantomanie" gerne von der Bildfläche weghaben?

Artikel 4 der von Giordano erwähnten Verfassung garantiert die freie Religionsausübung. Doch so, wie Giordano und seine inzwischen äußerst dubiosen Unterstützer sich das vorstellen, kommen Köln und die Republik nicht weiter auf dem Weg zur Verfassungswirklichkeit. Jawohl, es hat islamische Hassprediger auch in Köln gegeben. Jawohl, in manchem islamischen Land können Christen von vergleichbarer Toleranz nur träumen. Und jawohl, auch türkische Imame — um solche handelt es sich in Köln — sind nicht frei von Chauvinismus und Herabwürdigung westlicher Werte. Aber vor lauter Minaretten sehen die Abendlandschützer um Giordano gar nicht mehr die Chancen des Projekts. Die Moschee holt viele Muslime heraus aus den Hinterhöfen — wer weiß, was dort gepredigt wird? — ins Licht öffentlichen Interesses. Per Baugenehmigung erweist die demokratische Gesellschaft ihnen den Respekt, den Glauben und Religion verdienen, und kann diesen Respekt um so legitimer für sich zurückfordern. Und mit dem Bau einer Moschee anstelle schäbiger Provisorien beweisen die Muslime nicht etwa, dass sie das Land erobern wollen, sondern dass sie es als neue Heimat schätzen gelernt haben. Das ist Integration im besten Sinne.

Badische Zeitung Freiburg
Stefan Hupka, 23.8.2007

Ziel ist ein Multikulti-Einheitsbrei 
Die Gegner des Moscheebaues sind nicht "dubios" , nur weil sie in Herrn Hupkas kleinem Weltbild keinen Platz finden. Es wäre interessant zu wissen, wie er reagieren würde, wenn die Kölner Großmoschee — mit allen draus resultierenden Folgen — am Rande seines Vorgärtchens gebaut würde. Aber unabhängig davon geht es einem wie Herrn Hupka und seinen Geistesgenossen im Grunde wohl nicht um "Respekt vor Religion" oder "Integration" , sondern um ein weiteres Stück Entfremdung der Deutschen in ihrer Heimat. Ziel ist ein Multikulti-Einheitsbrei in welchem weder gläubige Moslems noch Deutsche zu Hause sind, beziehungsweise die Schaffung einer kontur- und geschichtslosen, globalisierten Konsumentenmasse im Interesse ungebremsten Freihändlertums.
BZ-Leserbrief vom 1.9.2007 von Heinrich Klein, Feiburg


 

 

Giordano attackiert Kölner Moschee

Mit scharfen Worten hat der Kölner Schriftsteller Ralph Giordano in einem offenen Brief an die DITIB erneut den geplanten Bau der Großmoschee in Ehrenfeld kritisiert. Wegen ihrer Gigantomanie stelle die Moschee eine Kriegserklärung an die Umwelt dar. Den Islam hält Giordano für unvereinbar mit dem Grundgesetz. Seine Grundlage, der Koran, sei eine "Lektüre des Schreckens", die "Stiftungsurkunde einer archaischen Hirtenkultur". koeln.de dokumentiert den offenen Brief von Ralph Giordano an die türkisch-islamische Organisation DITIB:

Sehr geehrter Herr Alboga,
Ihre Offene Einladung vom 14. August 2007 als Reaktion auf meinen Artikel „Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem" in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom 12. August habe ich erhalten und aufmerksam gelesen. Ich werde dieser Einladung aber nicht folgen. Dabei wird meine Antwort versuchen, die Formen der Höflichkeit zu wahren, ohne ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen. Geht es hier doch nicht um ein Duell Ditib-Giordano, sondern um ein bisher von deutscher wie von muslimisch-türkischer Seite sträflich unterschlagenes Problem von hoher innenpolitischer Brisanz - der Furcht großer Bevölkerungsteile vor einer schleichenden Islamisierung. Die seit unserem Streitgespräch vom 11. Mai 2007 mit meinem Vorstoß gegen den Bau einer zentralen Großmoschee in Köln-Ehrenfeld losgetretene Medienlawine lässt keinen Zweifel an dieser Befindlichkeit. Zu den Gründen meiner Ablehnung: In der akuten Auseinandersetzung ist Aufrichtigkeit das Letzte, was ich von der Ditib erwarte. Ich halte sie für den verlängerten Arm des Religionsbehörde Dyanet in Ankara, eine staatlich türkische Organisation und ein Instrument türkischer Außenpolitik, ohne jede Transparenz der internen Beziehungen, ein Verband, der sich als Initiator für den Mega-Bau in Köln-Ehrenfeld einen verräterischen Schritt zu weit nach vor gewagt und damit unfreiwillig die wahre Absicht offenbart hat – mehr Macht, mehr Einfluss. Also genau das, was, so plötzlich sichtbar geworden, bundesweit eine nahezu kollektive Beunruhigung hervorgerufen hat. Nicht nur meine eigenen Erfahrungen, auch die Auftritte von Funktionären der Ditib und anderer Migrantenverbände im Fernsehen bieten ein eher abschreckendes Bild – unliebsame Tatsachen werden nach dem Muster einer einstudierten Sprachregelung einfach bestritten. Ein kluger Kollege hat das einmal in einer scharfen Polemik gegen den Vorreiter dieser Taktik, den Schriftsteller Feridun Zaimoglu, einen „Krieg gegen die Empirie" genannt, also gegen nachweisbare Wirklichkeiten da, wo sie schmerzhaft werden. Kommt die Rede darauf, wird sofort auf Rot geschaltet — etwa, was die hohe Betroffenheit türkischer Frauen durch Gewalt in ihrer Paarbeziehung betrifft; das Problem der Zwangsehen; die Inflation aggressiver türkischer Jugendlicher, die ihre Lehrerinnen und Mädchen ohne Kopftuch als Schlampen beschimpfen; die Hassprediger; der extensive Antisemitismus; ein unverbergbares Sympathisantentum mit dem Terror im Namen Allahs; die inakzeptable Stellung der Frau auch in den türkischen Parallelgesellschaften - sofort wird geleugnet und geschönt. Ich habe noch im Ohr, wie der Funktionär eines Migrantenverbandes die Stirn hatte, Scharia und Grundgesetz vor der Kamera für vereinbar zu erklären.

Für mich war die Gigantomanie der zentralen Großmoschee in Köln-Ehrenfeld nach den von den Stadträten abgesegneten Plänen der Architekten Paul und Gottfried Böhm von vornherein eine Art Kriegserklärung an die Umwelt gewesen, ein hoch integrationsfeindlicher Akt, der nur ein gutes an sich hatte, nämlich die wahre Absicht dahinter unfreiwillig zu offenbaren. Ich würde an Ihrer Stelle, Herr Alboga, die Befindlichkeit der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Furcht vor einer schleichenden Islamisierung angesichts immer neuer, wie Pilze aus dem Boden schießender Moscheen in Deutschland sehr ernst nehmen (wobei es so gut wie unbekannt ist, dass die großen Moscheen nach osmanischen Eroberern benannt werden, wie Mehmet II., Erstürmer von Konstantinopel). Was bedeutet: üben Sie den Rückzug! Aber nicht die Moschee, der Islam ist das Problem! Die Schicksalsfrage: Ist er überhaupt vereinbar mit Demokratie, Menschenrechten, Pluralismus, mit Aufklärung und kritischer Methode? Es sind Muslime selbst, die dieser Frage am skeptischsten gegenüberstehen, ja, sie offen verneinen und, unter Gefährdung einer Fatwa, die eigene Religion haftbar machen als die wahre Ursache für die Schwierigkeiten, die der Islam bei seinen Anpassungsversuchen an die Moderne hat. Gerade die Türkei befindet sich derzeit in der akuten Zerreißprobe eines Spagats zwischen dem laizistischen Segment ihrer Geschichte und einem expandierenden islamischen Traditionalismus. Unweigerlich werden sich diese inneren Spannungen außenpolitisch bemerkbar machen und sich in der türkisch-muslimischen Minderheit Deutschlands widerspiegeln. Und auch davor fürchtet sich die Mehrheitsgesellschaft. Wie sie sich fürchtet vor dem Terror im Namen Allahs.

Ja, Allah... Ich lese den Koran - und verstumme. Eine Lektüre des Schreckens und der Fassungslosigkeit, mit ihren unzähligen Wiederholungen, Ungläubige zu töten, besonders aber Juden. Ich frage mich, wie jemand, dem der Koran, diese Stiftungsurkunde einer archaischen Hirtenkultur, heilig ist, auf dem Boden des Grundgesetzes stehen kann... Das eine schließt das andere aus, und Lippenbekenntnisse werden auch durch ihre Wiederholung nicht anders. Beide, Mehrheitsgesellschaft und türkisch-muslimische Minderheit, befinden sich in einer verteufelten Situation: Ist Integration überhaupt möglich? Wer die Aussagen von türkischen Jugendlichen hier in Deutschland, darunter solchen mit deutschem Pass, in der jüngst vom WDR ausgestrahlten Sendung zum Moscheebau „Zu groß, zu laut, zu fremd" zur Kenntnis genommen hat, muss daran zweifeln. Sie bestätigten nicht nur, dass die Integration fehlgeschlagen ist, sondern auch, dass sich diese Ansichten nicht „einordnen" lassen. Gibt es also eine realistische Perspektive für eine Integration, die diesen Namen verdient hätte? Ich bezweifle das. Worauf es hinauslaufen wird, ist die Permanenz eines Zustandes, der Mehrheitsgesellschaft und muslimische Minderheit zwingt, auch ohne Integration miteinander friedlich auskommen zu müssen. Von allen möglichen Entwicklungen des Migrationsproblems ist diese die wahrscheinlichste - als regierungsübergreifendes Erbe einer von deutschen Politikern ebenso verfehlten wie unverantwortlichen Immigrationspolitik vom letzten Drittel des ausgehenden 20. Jahrhunderts bis hinein ins 21. Dabei dürfte in der überschaubaren Zukunft das Problem durch den ungleichen demographischen Verlauf zwischen Mehrheit und Minderheit innenpolitisch immer gewichtiger werden, ohne dass dabei auf hilfreiche historische Erfahrungen zurückgegriffen werden könnte. Deutschland wird sich also an den Gedanken eines Nebeneinanders, nicht Ineinanders gewöhnen mühen qua Realität. Eine Perspektive, die weit höhere Anstrengungen im beidseitigen Umgang miteinander gebietet, wenn sie friedlich verlaufen soll, als alle vergeblichen Einordnungsbemühungen. Unerlässlich dabei: Die Kenntnis der Schranken. Auf ihr fußen die Sensibilität der Begegnungen und die Prinzipen des gegenseitigen Respekts. Oberstes Gebot: keine Gewalt.

Es wäre besser, beide Seiten würden damit sofort beginnen, als weiter der Fata Morgana einer Vereinbarkeit beider Kulturen nachzujagen. Einordnungen am Rande wird es dabei immer geben, eine kollektive Integration jedoch nicht. Das Multi-Kulti-Ideal ist ein Blindgänger, an denen die Geschichte schon überreich ist. Andererseits kennt sie auch Beispiele, dass das Unmöglich möglich wird. Wie die Dinge stehen, sehr geehrter Herr Alboga, könnte bei einem Gespräch zwischen Ihnen und mir nichts anderes herauskommen, als der Austausch gegenseitig bekannter, aber unvereinbarer Meinungen. Deshalb, und wegen der gleich eingangs genannten Gründe, werde ich, noch einmal, Ihrer Einladung nicht folgen. Dazu kommt, dass ich mich mit Leuten, die den Völkermord an den Armeniern 1915/16 leugnen, ebenso wenig an einen Tisch setzen werde, wie mit den Lügnern von der „Auschwitzlüge". Ich möchte aber keinerlei Zweifel daran lassen, dass sich meine Kritik nicht gegen die Muslime richtet, sondern gegen den politischen Islam, der, würde er triumphieren, alles aufheben würde, was mir lieb und teuer ist. Zum Schluss meiner Offenen Antwort an die Ditib appelliere ich noch einmal an den Oberbürgermeister der Stadt Köln, an die Stadträte und die Parteien, den Bau des Reißbrettentwurfs zu stornieren. Zwischen Hinterhof- und Mega-Moschee gäbe es viele Abstufungen ohne den Abschreckungseffekt, den die vorgesehene Architektur hervorgerufen bat. Die Stunde der Deeskalation ist gekommen - für beide Seiten.
17.8.2007, www.koeln.de

Es geht nicht um die Moschee, sondern um die Modernisierbarkeit des Islam
Viele Millionen Menschen nähren aus dem Koran ein achtenswertes, sittliches Leben und diese Menschen schöpfen aus einer reichen Quelle. Nun gibt es jedoch neben dem Koran die von Menschen geschriebene Scharia, jenes umfassende Regelwerk, in welchem religiöse, moralische, soziale und rechtliche Normen festgehalten sind. Kaum ein islamischer Geistlicher, geschweige denn frommer Laie verschweigt — es sei denn er bedient sich in falscher Auslegung des Korans der Tiqiyya, jener ausdrücklichen religiös sanktionierten Erlaubnis zur Täuschung und Verstellung in der Auseinandersetzung mit "Ungläubigen" — dass er an dem Gedankengut der Scharia, welches unvereinbar mit den Prinzipien einer modernen säkularen Demokratie ist, festhält. Und genau hier setzt sowohl die Kritik von Ralph Giordano (er kritisiert ausdrücklich nicht den Koran), wie auch die von kritischen Muslimen an.
Ist der Islam bereit zur kritischen Analyse der eigenen Tradition, zu einer schonungslosen Gegenüberstellung ihrer Denkstrukturen mit der Lebenswirklichkeit in modernen Gesellschaften? Die Ditib und andere muslimische Verbände wären für mich glaubhafter, wenn sie mit dem Hinweis auf das in der Verfassung garantierte Recht auf freie Religionsausübung, nicht dauernd ihre Forderungen erhöhen, sondern sich aktiv und glaubhaft um Religionsfreiheit in der Türkei und anderen islamischen Ländern einsetzten oder öffentlich, bestimmt, lautstark und nachhaltig, den weltweiten islamistischen Terror sowie die im Namen des Islams begangenen Morde verurteilen würde. Ihr momentaner moderater "Protest" erweckt eher den Eindruck, dass sie zwar die Mittel für ungeeignet, das Ziel, nämlich den Umsturz der gottlosen Regierungen des Westens und ihre Ersetzung durch islamische Herrschaft, für richtig halten. Statt einer gesunden Selbstreflexion setzen die islamischen Verbände eher auf einen Dauerzustand nervösen Beleidigtseins, das ihre Sensibilität zur letzten Instanz machen will. Das meint Giordano und spricht so die Gefühle von unzähligen nicht-muslimischen Bürgern an. "Ohne Dialog zwischen den Religionen kein Friede unter den Religionen und somit kein Friede unter den Nationen" sagt Hans Küng, der Begründer des "Projektes Weltethos". Recht hat er! Allerdings bedarf es, in einem ernst gemeinten Dialog, auch kritischer Fragen. Die harmlose Frage, "Muss die neue Moschee von Köln so gigantisch ausfallen?", muss zulässig sein. Sie ist jedoch nicht das Problem. Die unbequeme Frage, "Ist der Islam reformierbar und modernisierbar?" , die sich die Muslime selbst stellen müssen, ist die eigentliche Frage. Unserem gemeinsamen Gott sei Dank, es gibt solche Ansätze und zwar aus dem Kreis von kritischen Muslimen.
BZ-Leserbrief vom 6.9.2007 von Hans-Peter Huber, Lörrach

Toleranz ist keine Einbahnstraße
Ralph Giordano provoziert nicht, er ist auch nicht auf dem Irrweg, sondern er hat Recht! Das sture Beharren der Kölner Muslime auf der gewollten Minaretthöhe der geplanten Moschee geht einem langsam über die Hutschnur. Warum? Man stelle sich folgendes Szenario vor: Eine christliche Glaubensgruppe will in einem muslimischen Land eine Kirche bauen, mit zwei riesigen Türmen, einer riesigen Kuppel und anstelle eines Halbmondes ein riesiges Kreuz auf dem Dach. Was wird passieren? Mit absoluter Sicherheit wird diese christliche Gruppe umgehend aus dem Lande verjagt; in einigen islamistischen Staaten auch gesteinigt oder enthauptet. Schließlich ist das Ansinnen, in einem muslimischen Land eine christliche Kirche zu bauen, eine infame Beleidigung Allahs, die mit dem Tode bestraft werden muss. Droht diese Gefahr auch den Muslimen der türkisch-islamischen Union? Mit Sicherheit nicht! Also muss man diesen Leuten mal klarmachen, dass Toleranz keine Einbahnstraße ist!
BZ-Leserbrief vom 6..207 von Helmut Pfistner, Freiburg

Hasstiraden eines Brandstifters - Koran und Hakenkreuz
"Die Islamphobie in Deutschland nimmt gesteuerte Formen an, die nicht mehr unwidersprochen hingenommen werden können. Hofft Ralph Giordano mit seinen hasserfüllten Äußerungen gar auf den Ludwig-Börne-Preis 2008? Sinnigerweise geht dieser 2007 an den anderen Islamphobisten, Henryk M. Broder. Es ist unerträglich, wenn gerade Menschen jüdischen Glaubens oder dem "jüdischen Glauben" vermeintlich Nahestehende so unverhohlen primitiven Hass verbreiten! Gesteuert, von wem auch immer, Thesen verbreiten, die gefährlich sind und ungewollt (?) (wohl kaum!) einen Flächenbrand entzünden können.
Gerade die Gruppe Europäischer Juden für einen gerechten Frieden der ich angehöre, kämpft schon seit langem gegen solche Brandstifter. Bei Giordano sind es schon längere Zeit unerträgliche Hasstiraden gegen alles, was Israel vermeintlich schaden kann". Der Nahe Osten brennt, und wie wir alle wissen, aber aus vielen Gründen nicht aussprechen in Deutschland (politische Korrektheit) vor allen Dingen wegen der menschenverachtenden, Unterdrückungs-, Besatzungs- und Vertreibungspolitik Israels an den Palästinensern. Original-Ton Ministerpräsident Edmund Stoiber: "Recht auf Heimat ist Menschenrecht!" Gilt, das nur für Sudetendeutsche Sonntage?

Auch mich stört die Burka, mich stören aber auch Perücken orthodox-jüdischer Frauen über kahlgeschorenen Köpfen, nicht aus ästhetischen Gründen sondern als nicht mehr in die heutige Zeit passende Frauenunterdrückung. Dies sollte allen Religionen verboten werden und verstößt gegen die Menschenrechte. Auch geifernde alte Männer mit roten Schals sind nicht ästhetisch! Giordano sollte nicht nur dem Islam den Spiegle vorhalten, sondern bei sich selbst anfangen. Wo Platz für Synagogen ist, sollte auch Platz für Moscheen sein"
SZ-Leserbrief von Evelyn Hecht-Galinski, Malsburg-Marzell
Süddeutsche Zeitung, 16./17. Juni 2007

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