Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Isfahan - Partnerstadt von Freiburg
    

Home >Freiburg >Orte >TwinTowns >Twintowns-FR >Isfahan                     Kontakt - Ihre Meinung?

Freiburg in Deutschland mit
Isfahan im Iran ... 

Blick vom Münsterturm nach Südosten zu Restaurant Greiffenegg, Schwabentor und Kybfelden am 29.10.2005

Bernd Baumandl und Ali Reza Asadi aus Isfahan (Fajr Ingraving) am 14.6.2007

Isfahan-Wappen aus Pflastersteinen am Rathausplatz Freiburg 29.9.2006

mehr 

Bernd Braumandl und Ali Reza Asadi aus Isfahan (Fajr Ingraving) am 14.6 Isfahan-Wappen aus Pflastersteinen am Rathausplatz Freiburg 29.9.2006
Nooshin Nafisi aus Isfahan zeigt Kunstbilder mit Gewürzen und Naturmaterialien am 14.6.207 in Freiburg    
Nooshin Nafisi aus Isfahan zeigt Kunstbilder mit Gewürzen und Naturmaterialien am 14.6.207 in Freiburg    
 

 

Steinigung: Einbringung der Resolution nicht aus dem Weg gehen

Mit großer Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass sich zwei Mandatsträger des Gemeinderates, Daniel Sander (CDU) und Stefan Schillinger (SPD) der politischen Verantwortung eines Gemeinderates auch auf brisantem politischem Gebiet bewusst geworden sind und sich nicht der Appeasement-Politik unsere Staates und der Gutmenschenhaltung vieler Bürger untergeordnet haben.
Im Gegensatz zu einem despotischen Regime, wie dem Iran, ist in einer parlamentarischen Demokratie Kritik geradezu erwünscht und besonders dann, wenn es um die eklatante Verletzung von Menschenrechten geht. Man wird nicht müde, den Staat Israel ständig wegen Verletzungen von Menschenrechten an den Pranger zu stellen, auch von Mandatsträgern im Bundestag. Beim Iran hingegen hält sich die offizielle politische Kritik durch alle Ebenen doch in Grenzen oder sie bleibt je nach politischer Ausrichtung ganz aus. Ich halte es für falsch, einer befürchteten Konfrontation bei Einbringung der Resolution aus dem Weg zu gehen. Das politische Regime wird sich zweimal überlegen, als Reaktion auf eine Kritik die guten wissenschaftlichen Beziehungen, auch zu Freiburg, aufs Spiel zu setzen. Es würde sich damit in das eigene Fleisch schneiden. Kritik aus dem Westen und die Hinnahme derselben könnte sogar vom Regime als Zeichen einer gewissen Elastizität "verkauft" werden. Im Übrigen geht der Iran mit Kritik am Westen und insbesondere an Israel auch nicht gerade zimperlich um. Ahmadinedschad fordert ungestraft als Präsident eines Landes seit Oktober 2005 die Vernichtung eines Staates und wie reagieren wir in aller Konsequenz? Jedenfalls nicht überzeugend, wachsweich und ängstlich, statt notwendigen Mut zu beweisen. Der Resolutionsgedanke von Herrn Sander und Schillinger ist ein Beispiel dafür, dass man auch etwas tun kann, Chapeau!  
22.9.2010, Johannes Reiner, Bötzingen

Direkte Kontakte helfen den Menschen, ihre Vorurteile abzubauen
In Ihrem Samstagsartikel über den "kontrovers debattierten Protest" zitieren Sie den Politologen Matthias Küntzler mit seiner Forderung, die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan "einzufrieren". Als aktives Mitglied des "Freundeskreises Freiburg-Isfahan" möchte ich nachfolgendes anmerken: Wohl kaum eine andere Partnerschaft wird von den Medien so genau registriert wie die unsere. Natürlich gibt es aus dem Iran genügend negativ Nachrichten, die bei uns Entsetzen hervorrufen und es ist nicht das erste Mal, dass öffentlich die Auflösung der Partnerschaft gefordert wird. Dabei dürfen wir die Begegnungen mit dem iranischen Volk nicht aus den Augen verlieren, vielmehr sollte eine Annäherung zwischen den Bürgern unterstützt und gefördert werden. Seit 10 Jahren bemühen sich aktive Mitglieder des Vereins Freiburg-Isfahan redlich um einen Austausch zwischen Orient und Okzident. Es sind die direkten Kontakte, wie etwa während der Bürgerreisen, die den Menschen helfen ihre gegenseitigen Vorurteile abzubauen. Die positive Resonanz verdeutlicht einmal mehr die wichtige Bedeutung des Dialogs zwischen den Kulturen. Eine Auflösung der Städtepartnerschaft wäre ein herber Verlust für beide Kulturen. Vielmehr sollte es mehr aktive Bürger geben, die sich für einen kontinuierlichen Dialog einsetzten. Wie wäre es, wenn Herr Küntzler selbst eine "Solidaritätspartnerschaft" gründet?  
22.9.2010,
Freundeskreis Freiburg-Isfahan

 

Eisige Freundschaft - 10 Jahre Städtepartnerschaft mit Isfahan

Freiburg ist die einzige Stadt in Deutschland, die eine Partnerschaft im Iran unterhält. Dieses Jahr wird die viel beachtete Verbindung mit Isfahan zehn Jahre alt – seit fast der Hälfte der Zeit sind die offiziellen Beziehungen aber eingefroren. Ob es eine offizielle Feier gibt, ist höchst fraglich.

Kurz vor Weihnachten hat das Regime in Teheran auch in Isfahan seine hässliche Fratze gezeigt: Die Polizei löste gewaltsam eine Gedenkveranstaltung in einer Moschee für den verstorbenen Großayatollah Montaseri auf und verhaftete dabei 50 Oppositionelle. Solche Meldungen aus der iranischen „Perle" Isfahan sind keine Ausnahme. Im November hatten Nachrichtenagenturen gemeldet, dass in Isfahan fünf Regimegegner zum Tode verurteilt wurden und in derselben Woche drei als Drogenhändler Verurteilte gehenkt wurden. Auch das Foto in der Nuklearanlage in Isfahan, das Techniker vor einem Fass Uran zeigt, ging um die Welt und nährte weiter die Angst vor der iranische Atombombe. Auf was für eine Freundschaft hat sich Freiburg da eingelassen? Im Jahr 2000, als die Partnerschaftsurkunde in Freiburg unterzeichnet wurde, sah der Iran noch einwenig freundlicher aus. In Teheran regierte der als Reformer bezeichnete Mohammed Khatami. In Isfahan hieß der Bürgermeister Mohammed Ali Javadi, der eine ungewöhnlich reformfreudige Kommunalpolitik betrieb. Assistent von Javadi war der Bruder des in Freiburg lebenden Mohammad Salavati. Der erfuhr auf diesem Weg, dass die 1,5-Millionen-Einwohner- Stadt Isfahan nach einer deutschen Partnerstadt sucht. Bald lag eine Einladung aus dem Iran im Freiburger Rathaus. Die Idee stieß bei vielen Freiburgern, besonders bei Kulturschaffenden, auf Begeisterung. Kritiker, darunter Exil-Iraner, warnten indes vor dem „Handabhacker-Regime". Den Ausschlag für die Verbindung gaben letztendlich die Reformer in Isfahan. Die Mehrheit im Freiburger Gemeinderat stand. Im Oktober 2000 unterzeichneten der damalige Freiburger Oberbürgermeister Rolf Böhme und Javadi in Freiburg den Vertrag. Die deutsche Botschaft in Teheran befürwortete die Partnerschaft. Günter Burger vom Freiburger Referat für internationale Kontakte lud indes Kritiker und Befürworter ins Rathaus zur Diskussion ein. Daraus entstand der „Freundeskreis Freiburg–Isfahan", ein rühriger Verein, der schon bald begann, Bürgerreisen nach Isfahan zu organisieren. Isfahan erhoffte sich von der Partnerschaft auch Wirtschaftskontakte und westliches Knowhow: so etwa für eine Metro, die quer durch die drittgrößte Stadt im Iran fahren soll. Sie ist seit Jahren im Bau. Freiburg vermittelte den Auftrag an den Schwanauer Bohrunternehmer Herrenknecht und stellte den Kontakt zu einem deutschen Wagenhersteller her. Auch die Freiburger Verkehrs AG stand mit Rat und Tat zur Seite. Verbindende Symbole sollte es jedoch auch geben: Partnerstädte-Häuser und -Gärten etwa. Dass nach zehn Jahren nur Straßen und Mosaik-Wappen an die Partnerstadt erinnern, alle anderen Projekte aber nicht vorankommen, liegt auch daran, dass seit 2002 die Mullahs in Isfahan das Sagen haben. Die beteuerten zwar, die Partnerschaft weiterzuführen; auf offizieller Ebene gab es aber keinen Fortschritt –während Kulturaustausch, Bürgerreisen und die Kontakte der Universitäten eine Eigendynamik entwickelten. 2005 kam es dann zum Eklat: Kurz bevor eine Freiburger Delegation um OB Dieter Salomon nach Isfahan aufbrechen wollte, hielt Irans neu gewählter Präsident Mahmoud Ahmadinejad seine Hass-Rede über Israel – Salomon sagte die Reise ab. Zuvor hatte der Iran einer Spiegel-Journalistin,  die die Freiburger begleiten wollte, das Visum verweigert. Die Isfahaner Zeitung berichtete dann kurioserweise über den Besuch, den es nie gab. „Die Menschen sind offen und freundlich. Die suchen den Kontakt zu uns", sagt Burger, der fünf Mal in Isfahan war. Kritisches über das totalitäre Regime erfahre man indes nur im Gespräch unter vier Augen. Die Verunsicherung ist groß – und reicht bis Freiburg: Kaum ein Iraner traut sich, öffentlich Kritik zu üben. Im März 2009 war Burger das letzte Mal in Isfahan, um die beschlossenen Projekte neu anzustoßen – bis heute hat er keine Reaktion auf das Gespräch bekommen. Die Unruhen durch die umstrittenen Wahlen im Mai haben Isfahan erfasst. Freiburgs Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer und der SPD-Bundestagsabgeordnete Gernot Erler haben sich jüngst in einem Brief an die Isfahaner Universität besorgt nach den Auswirkungen auf die Uni erkundigt. Auch sie bekamen keine Antwort.

Stimmen zur Städtepartnerschaft
„Es ist eine völlige Überheblichkeit gewesen, zu glauben, dass eine Kommune durch eine Städtepartnerschaft einen demokratischen Wandel im Iran erreichen kann."
Daniel Sander, CDU-Stadtrat, sprach sich als JU-Vorsitzender gegen die Partnerschaft aus.

„Die Partnerschaft zu Isfahan ist trotz der räumlichen Distanz und der kulturellen Unterschiede die am besten funktionierende. Die Menschen beider Städte sind neugierig aufeinander. Das steht in großem Kontrast zu den politischen Schwierigkeiten im Iran, die sich nur zum Teil trennen lassen von Isfahan. Es ist derzeit nicht vorstellbar, mit einer offiziellen Delegation nach Isfahan zu reisen."
Dieter Salomon (Grüne), Oberbürgermeister Freiburg

„Die Partnerschaft ist ein Juwel. Die Kontakte zwischen den Bürgern sind eine wichtige Grundlage für die politische Öffnung des Iran. Der Iran befindet sich völlig im Umbruch  – die Partnerschaft mit Isfahan war dafür ein ganz kleines Mosaiksteinchen. Die Kontakte haben den Menschen im Iran Mut gemacht."
Rolf Böhme (SPD), bis 2002 Oberbürgermeister von Freiburg und Mitbegründer der Städtepartnerschaft

„Die Städtepartnerschaft ist ein Glücksfall. Ich habe gehofft, dass dies der Auftakt zu weiteren Partnerschaften wird – das kam aber leider nicht so. Das Regime im Iran empfindet die Partnerschaft eher als Bedrohung, weil sie Bürgern Kontakte ins Ausland ermöglicht."
Gernot Erler, Freiburger Bundestagsabgeordneter der SPD.

„Die Lage im Iran hat sich verschlimmert – eine Alternative zum Wandel durch Annäherung sehe ich aber nicht. Ich würde mir wünschen, dass man Delegationen aus Isfahan das Freiburg jenseits des offiziellen Lebens zeigt, zum Beispiel die Aids-Hilfe."
Walter Krögner, SPD-Stadtrat und -Landtagsabgeordneter, enthielt sich bei der Abstimmung zur Städtepartnerschaft, weil im Iran Homosexuelle verfolgt werden.

10.1.2010, Klaus Riexinger, www.der-sonntag.de 

 

Die Mittelschicht bricht weg

Freiburgerin erlebte die Unruhen im Iran in Teheran – und will Partnerschaft vertiefen

Fatima Chahin-Dörflinger (ganz links) als Fremdenführerin: Mitgliedern des Musikerensembles aus der Partnerstadt Isfahan zeigte sie die Innenstadt.
Foto: OSC

Als Unruhen den Iran in den vergangenen Wochen erschütterten, war eine Freiburgerin in Teheran: Fatima Chahin-Dörflinger, Vorsitzende des Freundeskreises Freiburg-Isfahan. Den Blick will sie aber lieber nach vorne richten, auf Projekte, die die Brücke zwischen den Ländern stabiler machen sollen.

Ja, ganz überraschend seien die Proteste für sie nicht gekommen, erzählt die 49-Jährige, die erst seit kurzem wieder in Freiburg ist. Schon vor der Wahl sei auffällig gewesen, wie viele Wahlmüde sich von dem Interesse an der Abstimmung, die die Bevölkerung in den Tagen vor dem Urnengang ergriff, anstecken ließen. Fatima Chahin-Dörflinger hat einen iranischen Vater und eine deutsche Mutter, lebte bis 1978, also bis kurz vor der islamischen Revolution, im Iran. Und seit 2004wieder,weil sie dem Ruf an die Deutsche Botschaftsschule – bis zur islamischen Revolution die größte deutsche Auslandsschule überhaupt – nach Teheran folgte. Rund 150 Schüler aus der ganzen Welt werden dort auf exterritorialem Gelände unterrichtet, die meisten von ihnen sind Deutsche oder Iraner. „Wir müssen uns an die Landessitten halten, haben aber darüber hinaus sehr viel Freiraum mit unserer Arbeit und versuchen, ihn zu nutzen, indem wir die Schüler zu Selbstverantwortung und Toleranz erziehen." Fatima Chahin-Dörflinger ist klar, dass ihre Schützlinge Privilegierte sind, dass man als Iraner schon recht wohlhabend sein muss, um sein Kind auf diese Schule zu schicken. Aber sie nimmt für sich in Anspruch, nicht nur den Elfenbeinturm ihrer Schule, sondern auch den Alltag der iranischen Hauptstadt zu kennen. Etwa durch die Gespräche, die sie auf dem Markt oder mit den Taxifahrern Teherans führt. Während es den Superreichen eher egal sei und Ahmadinedschad in der armen Bevölkerung einen gewissen Rückhalt besitze, sei es vor allem die Mittelschicht, die sich von der derzeitigen Regierung abwendet. Mit der Inflation und der hohen Arbeitslosigkeit hätten sich für viele die Perspektiven verschlechtert. „Außerdem kommen viele mit dem schlechten Image, das ihr Land im Ausland hat, nicht klar. Sie möchten dagegen ankämpfen, pauschal als Terroristen gesehen zu werden." Fatima Chahin-Dörflinger tut sich schwer damit, zur politischen Situation im Land Stellung zu beziehen. Vielleicht auch weil sie bereits Ende des Monats wieder zurück nach Teheran will. Derzeit wird an der Schule gerade ein Abiturszweig aufgebaut, diese Entwicklung will sie noch bis zum Ende begleiten, ehe sie nach Deutschland zurückkehrt.
Lieber als von den Protesten und ihrer Niederschlagung spricht Chahin-Dörflinger von den vielen Projekten, mit denen die engagierte Vorsitzende des Freundeskreises Freiburg-Isfahan die Brücke, die zwischen den beiden Städten und den beiden Ländern besteht, stabiler machen will. So waren in dieser Woche zwei Musikergruppen aus der Partnerstadt zu Gast, spielten beim Fest der Innenhöfe. Schon morgen erhält Chahin-Dörflinger erneut Besuch: 18- bis 23-jährige Studenten aus Isfahan, die in  Stuttgart an einer  Konferenz zum Thema Klimaschutz teilnahmen, wollen auch Freiburg und Basel besichtigen. –
„Islamisches Regime hat seine Pflichten versäumt" – Auf die Frage nach der Zukunft des Irans wird Chahin-Dörflinger doch noch einmal politischer. Sie beruft sich dabei auf Hossein Ali Montazeri, einen iranischen Großajatollah und einst auch einer der engsten Vertrauten Chomeinis. Gerade auch  wegen seiner Regimekritik nach Chomeinis Tod genießt der unter Hausarrest Stehende heute noch hohe Anerkennung in der Bevölkerung. Chahin-Dörflinger erzählt die Geschichte, die auch die Medien berichteten: Auf seiner Webseite vertrat Hossein Ali Montazeri die These, dass das herrschende islamische System seine weltlichen und religiösen Pflichten versäumt habe und wegen  Betrugs keine Legitimation mehr besitze. Auch seien die Proteste zwar kleiner geworden, aber nicht abgeebbt und zum Teil in neue Formen (das Aufsteigenlassen grüner Ballons oder das Anschalten von Fernlicht) übergegangen. „Man kann Probleme nicht mit Gewalt lösen. Sondern allenfalls vertagen."

Otto Schnekenburger, 29.7.2009, www.der-sonntag.de

 

Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan in schwieriger Zeit 

Städtepartnerschaft in schwieriger Zeit - Die Freiburger sorgen sich um ihre iranische Partnerstadt Isfahan

Am 27. Oktober 2000 wurde im Freiburger Rathaus die erste und bislang einzige deutsch-iranische Städtepartnerschaft unterschrieben. Getragen durch bürgerschaftliches Engagement gibt es zwischen Freiburg und dem 430 km südlich von Teheran gelegenen Isfahan mittlerweile vielfältige Kontakte, wie z.B. Bürgerreisen, Kunstausstellungen, interkulturelle Dialoge, Vorträge, Workshops etc. Aber immer wieder wird die Städtepartnerschaft in Frage gestellt – besonders in  politisch schwierigen Zeiten. 

Das gibt es vermutlich nur in Freiburg : Beim traditionellen Markt der Partnerstädte präsentiert sich der Stand von Isfahan direkt neben dem Informationstisch von Tel Aviv.  Gisela Schwarzwälder vom deutsch  - iranischen Freundeskreis findet das großartig, „denn so könnte es ja wahrscheinlich überall sein auf der Welt -  auch  zwischen Iran und Israel“. Die resolute Freiburgerin ist davon  überzeugt , dass die  Bevölkerung der jeweiligen Länder absolut damit einverstanden wäre und  sich niemand die Köpfe einschlagen würde, „wenn es nicht immer  Machtbesessene an der Spitze gäbe, die das anders wollen”.

Irans umstrittene Atompolitik und vor allem die Äußerungen von Präsident Mahmut Ahmadinedschad, Israel müsse von der  Landkarte verschwinden, hatten die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan bereits auf eine harte Probe gestellt. Die Gewaltexzesse  gegen Demonstranten nach der umstrittenen Wiederwahl  Ahmadinedschads  schienen den Gegnern der Städtepartnerschaft Recht zu geben. Günter  Burger,  Referent für Städtepartnerschaften im Freiburger Rathaus, gibt jedoch  zu bedenken, dass  mit der Wahl der Stadt  Isfahan  ganz bewusst Wert darauf gelegt wurde  im Iran Reformerkräfte zu unterstützen.  „Beim Abschluss der Partnerschaft war Isfahan diese Reformerstadt und wir haben bis heute  den Dialog zu den Gruppen aufrechterhalten und möchten das weiter tun“. Ein Abbrechen der  Kontakte, so Burger,  wäre das völlig  falsche Signal, weil man die Menschen nur  dann unterstützen kann , wenn man im Dialog mit ihnen bleibt. „Wir haben die  Partnerschaft mit Isfahan, wir  haben keine Partnerschaft  mit Iran“ – das müsse man einfach unterscheiden und auseinanderhalten.

Bürger- und Schülerreisen, Kulturaustausch, dazu die Kontakte der Universitäten. Bislang ist die ungewöhnliche Städtefreundschaft eine Erfolgsgeschichte gewesen. Wenn Freiburg jetzt den Dialog abbricht, würde dies den Reformkräften mehr schaden als den Machthabern, denkt    Gisela Schwarzwälder. Im Jahr  2004 hatte  sie an einer Bürgerreise nach  Isfahan teilgenommen – seitdem liebt sie das Land und engagiert sich für den Fortbestand der  Städtepartnerschaft. Das wichtigste überhaupt  sei in Kontakt zu bleiben. „Ich habe im Iran erlebt, dass die  Menschen ungeheuer offen und  wirklich begeistert sind, weil es diese Möglichkeiten des Austausches gibt.“

Als das Teheraner Regime nach dem höchst umstrittenen Wahlsieg von Präsident Mahmut Ahmadinedschad Demonstranten verprügeln ließ, demonstrierten Freiburger und Exil- Iraner gemeinsam in der Freiburger Innenstadt.
„Ich habe vor  zwei Jahren im Rahmen einer Studienfahrt Iran besucht, es hat mir sehr  gut gefallen und ich habe Sympathie  für  Land und Leute entwickelt  - insofern ist es für mich selbstverständlich, dass ich meine Solidarität bekunde“, sagte ein Freiburger Student. Für die jungen Iraner war es  sehr wichtig zu sehen, dass sie nicht alleine sind. „Wir  möchten gerne unsere Demokratie selber  gestalten – das ist  unser Ziel. Dazu brauchen wir die Solidarität aller  Menschen – auch von der deutschen Bevölkerung, so ein Student aus Teheran.
„Ich bin sehr froh, dass dieses Schreien im Ausland, in der Welt angekommen ist und dass die Menschen ihre Solidarität mit den Iranern zeigen“, sagt eine Frau  aus Isfahan, die ihren Namen aus Sicherheitsgründen nicht nennen möchte.

Auch auf höherer  Ebene versuchen die Freiburger ihrer Besorgnis um die Menschen in ihrer  Partnerstadt Isfahan Ausdruck zu  verleihen. Der Freiburger SPD- Bundestagsabgeordnete  Gernot Erler – er ist seit 2005 Staatsminister im auswärtigen Amt -  hat sich mit dem Rektor der  Freiburger Universität , Hans-Jochen Schiewer  besprochen, worauf Schiewer  einen Brief an seinen Kollegen in Isfahan schrieb. „Wir haben  einfach nachgefragt, was da passiert ist, weil wir  gehört haben, dass es auch in Isfahan – vor allem an der Universität – zu Gewalttaten gegen Studenten gekommen ist“, sagt Erler.   Allerdings sei es  im Augenblick sehr schwer mit Einzelnen Kontakt zu bekommen, weil alle  sehr vorsichtig geworden sind. „Wir wissen ja,  dass nachgespürt wird und dass dann die Leute Schwierigkeiten kriegen, die versuchen  Kontakt  mit Ausländern zu bekommen“, so Gernot Erler.  Der Staatsminister  hofft, dass sich die  Lage in Isfahan beruhigt, in den letzten Tagen habe er auch  keine Nachrichten mehr von gewalttätigen Übergriffen bekommen. Professor Mohamad Salavati, der Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan, informiert  sich täglich per (Festnetz-)Telefon  über die Situation in seiner Heimat. „Auch in Isfahan gab es Tote bei den Protestaktionen gegen das Teheraner Regime“, sagt der pensionierte Informatiker.  „Auch wenn die Lage zur Zeit ruhig ist - es gibt Feuer unter der Asche.
6.7.2009,
Sebastian Bargon, www.swr.de, Tel 0761/3808236, sebastian.bargon@swr.de
Das zugehörige Audio wird über die Deutsche Welle ausgestrahlt: www.dw-world.de

 

Eindrücke zweier Freiburger Abiturienten nach der Präsidentschaftswahl

Auf ihrer Weltreise mit dem VW-Bus waren Dario Schröder und Cornelius Hörner auf Freiburg im Iran, als sie Wahlergebnisse 60% Ahmadinedschad" bekanntgegeben wurden. Hier ihre Eindrücke aus Isfahan und Teheran.

Es ist Samstagfrüh in Isfahan, der Partnerstadt Freiburgs, und wir sitzen etwas geschockt mit Ali und seinem Onkel zusammen. Alis Onkel, der die ganze Nacht die Wahlberichterstattung von BBC verfolgt hat, hat uns gerade mitgeteilt, dass Mahmoud Ahmadinedschad mit über 60 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde. Es ist nicht nur das Ergebnis, das uns überrascht, es ist auch der Zeitpunkt, zu dem es schon feststeht. Alle Leute, die wir vorher gefragt hatten, versicherten uns, dass es mindestens zwei Tage dauert, bis die Ergebnisse bekannt gegeben würden, da doch die Kandidaten so eng beieinander liegen. Auf unsere Frage, wie nun dieses Wahlergebnis zustande kommen konnte, wird von Wahlbetrug gesprochen. Eine bedrückende Ratlosigkeit ist im Raum. Vielleicht sollten wir noch erwähnen, dass wir während unserer ganzen Zeit im Iran von keinem gehört haben, dass er Ahmadinedschad wählt, im Gegenteil, er wurde in jeder nur erdenklichen Weise verteufelt. Auch auf den Straßen, auf denen tagtäglich Kundgebungen von Jugendlichen auf Mofas bis spät in die Nacht veranstaltet wurden, hatten wir den Eindruck, dass es mindestens einen Gleichstand zwischen Ahmadinedschad und Mussawi gibt. Wir brechen das Gespräch ab, denn wir müssen langsam los, da wir heute noch vor Anbruch der Dunkelheit in Teheran ankommen wollen. Die Verabschiedung von der wundervollen Stadt Isfahan fällt uns schwer; und unseren neugewonnenen Freunden stehen Tränen im Gesicht.

Wir sind kurz vor Teheran. Auf einmal gibt es ein lautes Krachen, der fünfte Gang springt raus, und wir wissen, eines der schlimmsten Dinge, die einem auf einer Reise mit dem Auto passieren kann, ist eingetroffen: Getriebeschaden! Sowieso schon müde von der Fahrt, mittlerweile ist es auch dunkel, und nun auch genervt von unserem Pech, stellen wir fest, dass unser iranisches Handy nicht funktioniert und wir nicht einmal die Kontakte in Teheran anrufen können. Nun sind wir schon etwas verzweifelt angesichts unserer Lage und lassen uns auf einer der Stadtautobahnen bis in den Norden der Stadt spülen, da es dort laut Reiseführer kühler ist, um dort einen Schlafplatz zu suchen. Plötzlich staut es sich bis fast zum Stillstand auf dem Expressway. Zum Glück ist wenige Meter weiter die Einfahrt zu einem Hotel. Wir gehen zur Rezeption und erfahren, dass kein Handy in der Stadt funktioniert, aber keiner kann uns sagen, warum. Beim Verlassen des Hotels wird das Hupen der Autos immer lauter, und da die Straße auf beiden Seiten dreispurig ist, entwickelt sich das Ganze zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Mittlerweile sind die Leute auch aus ihren Autos ausgestiegen, da der Verkehr keinen Zentimeter mehr weitergeht. Wir laufen auf die Straße und fragen, was denn hier los sei. Ein Iraner, der perfekt Englisch spricht, erklärt uns, dass die enttäuschten Anhänger Mussawis auf die Straßen gegangen sind, um gegen das Wahlergebnis zu demonstrieren, und zeigt in Richtung Stau-Anfang. Erst jetzt sehen wir die enorme Rauchentwicklung auf und unter einer Brücke. Und jetzt realisieren wir auch, dass die Leute nicht wegen des Staus hupen, sondern alle als Ausdruck ihres Protests gegen das Wahlergebnis. Immer mehr Finger im Peace-Zeichen, dem Erkennungszeichen der Mussawi-Anhänger, werden aus den Autos gehalten. Plötzlich bemerken wir, dass sich viele Leute umdrehen und dann hastig in ihren Autos verschwinden, während sich zwischen den Autos grelle Lichter durchschlängeln: Es sind Polizisten, immer zu zweit auf einem Crossmotorrad, in einer schwarzen Rüstung mit Helm und Schlagstock. Die ganze Erscheinung dieser Armada ist so beängstigend, dass es uns kalt über den Rücken läuft. Völlig gelähmt von der Aura dieses Trupps, realisieren wir zu spät, dass eines der Motorräder direkt an uns vorbeifährt und der darauf sitzende Schläger uns aggressiv anfaucht und uns mit seinem Knüppel eins überziehen will. Zum Glück zieht uns unser neuer Bekannter in diesem Moment zurück. Wir sind geschockt und müssen an die Demonstranten denken, die jetzt gerade die volle Aggressivität dieses Schlägertrupps abbekommen. Kurze Zeit später hören wir eine laute Menschenmenge, wir gehen zurück auf die Straße. Dort haben sich die Demonstranten, die wahrscheinlich unter der Brücke von der Polizei auseinander getrieben wurden, vor der Auffahrt zum Hotel versammelt und fangen an mit allem, was lose ist, eine Straßenbarrikade zu bauen. Am besten eignen sich dazu die großen Fahrbahn-Begrenzungen aus Plastik, die kurze Zeit später mit Benzin in Brand gesetzt werden. Die Menge jubelt und wächst mit jeder Minute. Wir sehen nicht nur Jugendliche in unserem Alter, es sind Männer im Anzug, Mütter mit ihren jugendlichen Töchtern. Was aber alle gemeinsam haben: Sie sehen aus, als ob sie aus der Mittel-und Oberschicht kämen. Mittlerweile haben die Demonstranten die Leitplanke aus der Verankerung gerissen und über die Straße gebogen, und jeder besorgt sich einen harten Gegenstand, um gegen diese zu schlagen, es erklingen Sprechchöre. Eine andere Gruppe reißt eine Verkehrsleuchte aus dem Boden, das Feuer wird immer größer, der Gestank nach verbrannten Plastik wird immer beißender. Die Polizei hat sich jetzt seit einer Stunde nicht mehr blicken lassen, also wagen wir uns auch weiter nach vorne. Wir sind jetzt vorne angekommen, hier hat ein mit den Demonstranten solidarischer Lastwagen-Fahrer seine Ladung Steine abgeladen. Als wir anfangen, Bilder zu machen, bitten die Demonstranten wild gestikulierend, damit aufzuhören, sie wollen kein Bildmaterial von sich haben, das dem Geheimdienst in die Hände fallen könnte. Auf einmal fangen unsere Augen wahnsinnig an zu brennen, Tränengas! Hinter dem Fußtrupps tauchen jetzt wieder die Lichter der Motorräder auf, die Polizisten fühlen sich wieder stark genug und marschieren auf uns los. Jetzt heißt es nur noch rennen! Zum Glück können wir uns wieder auf unserem Parkplatz in Sicherheit bringen. Von dort aus beobachten wir, wie die öffentliche Ordnung wiederhergestellt wird. Nicht von der Polizei, sondern von Männern in Zivil. Auf unsere Frage, was das für Leute seien, wurde uns gesagt: Das ist die Privatarmee des Präsidenten. Und mit einem bitteren Unterton wurde hinzugefügt: Die können machen, was sie wollen, die halten sich an keine Regel. In diesem Moment führen die Männer in Zivil einen wehrlosen Demonstranten aus einer Seitengasse und übergeben ihn an die Polizei. Dem circa 25-jährigen Mussawi-Anhänger steht die Angst im Gesicht, er versucht, etwas zu erklären und sich aus der Umklammerung zu lösen, erntet aber nur Schläge mit dem Schlagstock. Immer wieder wird auf ihn eingeschlagen, bis er dann von zwei Polizisten abgeführt wird. Mit diesen Eindrücken endet unser erster Tag in Teheran.
20.6.2009, Cornelius Hörner per eMail

Zum 12. Mal nach Isfahan - Bürgerreise im Oktober

Der Freundeskreis Freiburg-Isfahan veranstaltet zusammen mit der Stadt Freiburg vom 22. Oktober bis zum 2. November 2007 die 12. Bürgerreise nach Isfahan, Freiburgs Partnerstadt im Iran. Sie wird wieder Schwerpunkt der Bürgerreise sein. Daneben wird es auch Aufenthalte in Kashan und Teheran geben. Zum ersten Mal aber steht statt Shiraz diesmal die zentraliranische und in Freiburg eher unbekannte Wüstenstadt Yazd auf dem Besuchsprogramm. Das gesamte Programm und die mit der Reise verbundenen Leistungen sind abzurufen beim Freundeskreis Freiburg-Isfahan (buergerreisen@freiburg-isfahan.de  oder telefonisch unter 0761/155 6731) oder bei dem Reisebüro "Die Brücke" (info@bruecke-reisen.de  oder 0761/704 3260). In Kürze gibt es die Unterlagen auch an der Rathausinformation, beim Landkartenhaus Voigt und bei der Buchhandlung Kaner & Kaner. Für diese Bürgerreise für gut 20 Interessierte sind noch einige Plätze frei. Über deren Vergabe entscheidet die Reihenfolge der Anmeldungen. Rechtzeitig vor der Reise wird der Freundeskreis Freiburg-Isfahan allen Teilnehmenden eine inhaltliche Vorbereitung anbieten.
28.6.2007

 

 

Volker Hartmann - dritte Bürgerreise in die Partnerstadt

Bereits seine dritte Bürgerreise nach Isfahan hat Volker Hartmann, ehemaliger Leiter des Goethe-Instituts in Freiburg, hinter sich. Und er ist noch immer begeistert. Zusammen mit Moustafa El Kady vom Reisebüro für Bürgerreisen im Orient leitete er die Erkundungstour der Freiburger im Iran. Mit Volker Hartmann sprach Stephanie Rohde

BZ: Vor einigen Tagen ist die elfte Bürgerreise aus Isfahan zu Ende gegangen. Trauen sich die Freiburger vor dem Hintergrund der politischen Spannungen überhaupt noch, in den Iran zu reisen?
Hartmann: Ja, definitiv. Ich denke, man muss unterscheiden zwischen dem Bild Irans, welches in den westlichen Medien vermittelt wird; und dem Interesse an dem Land und seiner Kultur. Besonders durch die iran.com-Ausstellung konnten sich noch mehr Freiburger für den Iran begeistern, so dass wir auf dieser Bürgerreise die 38 Teilnehmer in zwei Gruppen aufteilen mussten. So viele Leute waren wir noch nie: In den vergangenen Jahren waren es durchschnittlich 20 Teilnehmer.
BZ: Wie aktiv sind die Menschen in Isfahan in der Beziehung zu ihrer Partnerstadt Freiburg?
Hartmann: Leider sind die Iraner nicht so aktiv wie die Deutschen in dieser Beziehung. Wir alle warten darauf, dass sich das ändert und die Leute in Isfahan auch häufiger Bürgerreisen nach Freiburg unternehmen. Zur Zeit ist es für die Iraner viel schwieriger als für uns, ein Visum zu bekommen. Daraus darf man allerdings nicht schließen, dass es sich nicht lohnt, die Kontakte aufrecht zu halten, ganz im Gegenteil: Wir wollen die Menschen in Isfahan ermutigen, uns in Freiburg zu besuchen.
BZ: Wenn Sie einen Reiseführer für Bürgerreisen in den Iran schreiben müssten, was würden Sie empfehlen und vor welchen Fettnäpfchen würden Sie die Leser warnen?
Hartmann: Ich würde jedem nahe legen, jede Gelegenheit zu nutzen, den Kontakt auch mit eher einfachen Menschen auf der Straße zu suchen. Ein konkretes Fettnäpfchen fällt mir nicht ein. Ich würde jedoch empfehlen, dass man Iranern stets höflich begegnen und Einladungen erst bei wiederholter Aufforderung annehmen sollte, um sicher zu gehen, dass sie ernst gemeint sind.

Im Oktober soll die zwölfte Bürgerreise nach Isfahan stattfinden. Bei Interesse schreiben Sie an buergerreisen@freiburg-isfahan.de . Infos unter
www.bruecke-reisen.de

27.4.2007

 

 

 

Kontakte zu Isfahan bleiben: OB Salomon zum Irankonflikt

Trotz des Streits um das iranische Atomprogramm möchte Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) die Kontakte zur Partnerstadt Isfahan aufrecht erhalten. Künstler, Musiker oder andere Bürger Freiburgs sollten weiterhin Freundschaften nach Isfahan pflegen, sagte er bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag im Historischen Kaufhaus. "Die Isfahaner wären sicherlich sehr enttäuscht, wenn wir die Kontakte zu ihnen beenden würden, weil wir den Präsidenten problematisch finden." Offizielle städtische Delegationen will Salomon allerdings weiterhin nicht in den Iran fahren lassen. "Wir wollen uns zu Propagandazwecken nicht instrumentalisieren lassen" , so der Oberbürgermeister. Nach den Äußerungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im vergangenen Jahr, Israel müsse von der Landkarte verschwinden, hatten Salomon und der Gemeinderat eine geplante offizielle Reise abgesagt. Die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan besteht seit sechs Jahren.

Badische Zeitung Freiburg
9.9.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Die Vorteile überwiegen - Partnerschaft auf schmalem Grat

Bürger- und Schülerreisen, Kulturaustausch, dazu die Kontakte der Universitäten - der Rektor will demnächst zum zweiten Mal nach Isfahan reisen: Die Partnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan, die erste und einzige Verbindung zwischen einer deutschen und einer iranischen Stadt, ist in ihren ersten fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte gewesen. Erst die aggressive Politik des neuen Präsidenten hat diese ungewöhnliche Städtefreundschaft zu einer ungewöhnlich schwierigen werden lassen. Für die Freiburger bedeutet sie eine Gratwanderung. Bisher hat die Stadt sie gemeistert. Die Zeiten sind natürlich vorbei, in denen sich die Isfahan-Besucher allein vom Zauber der Moscheen und Brücken der arabischen Kulturhauptstadt 2006 in den Bann schlagen lassen konnten. Allerdings konnten Delegationen auch kritische Themen in Isfahan ansprechen, wie zuletzt die Freiburger Juristen, die jüngst an einer Menschenrechtskonferenz teilgenommen hatten. Die Stadt Freiburg liegt im Moment mit allen auf einer Linie, die etwas von der Materie verstehen. Mit dem Auswärtigen Amt, dem Botschafter im Iran, mit Amnesty International. Die sagen übereinstimmend: Wenn Freiburg jetzt den Dialog abbricht, schadet dies den Reformkräften mehr als den Machthabern. Das ist letztlich das entscheidende Argument dafür, den Weg auf schmalem Grat weiterzugehen.
Joachim Röderer am 8.2.2006 in der BZ

 

 

Hat Freiburg nichts aus der Geschichte gelernt?

Zu: “Delegation fliegt im Januar nach Isfahan” , “Doppelte Strategie” , “Ein Licht geht um die Welt” ; BZ, 12. Dezember:
Die Städtepartnerschaft Freiburg - Isfahan besteht seit Oktober 2000. Nach fünf Jahren muss man feststellen, dass die Ziele dieser Partnerschaft nicht erreicht wurden. Die Stärkung der Reformkräfte in Teheran gelang nicht, dort herrschen inzwischen islamische Fundamentalisten. Die Frage ist, warum sich die Freiburger diesem System im Iran durch Delegationsbesuche und Gespräche immer noch anbiedern?
Zwei Artikel, die die Partnerschaft mit einer Stadt befürworten, die inmitten eines Staates liegt, dessen Regierung die Schoah leugnet und die Juden eliminieren oder deportieren möchte, umrahmen auf der Titelseite der Freiburger Zeitung einen Artikel, der vom Gedenken an die Deportation der Freiburger Juden nach Gurs handelt. Diese Instinkt- und Geschmacklosigkeit der Redakteure lässt einen nur noch den Kopf schütteln. Dass man diese Themen so offensichtlich in Kontext zueinander stellt, zeigt, dass hier jeder journalistische Stil und jedes historische Wissen verloren gegangen ist. Hat Freiburg nichts aus der Geschichte gelernt?

BZ-Leserbrief von Andrea Lause, Freiburg, am 4.1.2005

 

Juristen-Delegation reiste in die Partnerstadt Isfahan

Eine Delegation von Freiburger Juristen hat in der iranischen Partnerstadt Isfahan an einem Workshop für Menschenrechte teilgenommen. Am Rande dieses Workshops konnte die Gruppe aus Freiburg auch das Zentralgefängnis von Isfahan besichtigen und mit Gefangenen reden. Und die Freiburger wurden vom Bürgermeister von Isfahan, Morteza Saghaian Nejad, empfangen, der ein großes Interesse an einer Fortsetzung der Städtepartnerschaft mit Freiburg bekundet habe.

Die Delegation bildeten Richter und Staatsanwälte der Freiburger Justiz, Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht und der Uni Freiburg sowie Mitglieder des Anwaltsvereins. Natürlich stand auch diese Reise unter dem Eindruck der anti-israelischen Hetze des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad, der sogar den Holocaust geleugnet hat. “ Diese Äußerungen haben wir in Isfahan scharf kritisiert, ohne dass dies zu Verstimmungen geführt hätte” , berichtet der Freiburger Rechtsanwalt und Linke-Liste-Stadtrat Michael Moos, der als Sohn jüdischer Eltern in Tel Aviv geboren wurde. “ Wir haben niemanden gefunden, der die Äußerungen des Präsidenten verteidigt hätte” , sagt auch der Richter am Landgericht Alfred Künschner von der Kommission für Menschenrechte der Richter und Staatsanwälte.  Auffallend war für die Freiburger, wie selbstbewusst die iranischen Studierenden bei dem Menschenrechts-Symposion in die Debatte eingegriffen hätten und mit wie viel Beifall kritische Fragen zur Menschenrechtssituation im Iran bedacht wurden. Spannend sei es immer dann geworden, wenn im Plenum diskutiert wurde: So habe eine Studentin mutig die Misshandlungen der kurdischen Minderheit durch die Sicherheitsbehörden kritisiert. Teilnehmer der deutschen Gruppe erkundigten sich nach zwei inhaftierten iranischen Rechtsanwälten und der Umsetzung internationaler Konventionen etwa in Fragen der Todesstrafe und deren Vollzug an Jugendlichen und Heranwachsenden. Sehr eindrucksvoll, so berichten Künschner und Moos, sei auch die Besichtigung des Zentralgefängnisses von Isfahan gewesen, in dem 5000 Häftlinge einsitzen - darunter 100 Frauen. Gezeigt wurden den Gästen auch die“ Liebeszimmer” für verheiratete Gefangene, in denen sie einmal pro Monat einen Tag mit ihren Ehepartnern verbringen können. Auf der anderen Seite stellte die Gruppe aber auch fest, dass in normalen Schlafräumen mit 30 Gefangenen nur 15 Betten befanden. Das bedeutet: Ein Teil der Häftlinge muss auf dem Boden schlafen.
Die Freiburger Delegation war zu Beginn der Reise auch vom deutschen Botschafter Paul von Maltzahn empfangen worden. Je schwieriger sich die politischen Beziehungen entwickelten, desto wichtiger sei die Fortsetzung von Kontakten wie der Städtepartnerschaft Freiburg- Isfahan, sagte dieser. Der Bürgermeister in Isfahan warte nun auf ein Zeichen aus Freiburg für eine Fortsetzung der Städtepartnerschaft. Die Juristen haben OB Dieter Salomon ein Gespräch über ihre Eindrücke angeboten. Michael Moos würde es sich wünschen, dass der OB noch im ersten Halbjahr 2006 nach Isfahan reist. Sein Fazit: “ Man kann dort offen seine Meinung sagen, auch wenn es um die heiklen Punkte geht” .
Alles vom 29.12.2005 auf www.bzol.de

 

 

Bürgermeister von Isfahan ist sehr enttäuscht 

BZ-Interview mit Mohammad Salavati, der eine Delegation von Juristen nach Isfahan organisierte und begleitete / Im Rahmen der Städtepartnerschaft Isfahan-Freiburg reiste dieser Tage eine Freiburger Delegation in den Iran. Die Gruppe von 13 Juristinnen und Juristen konnte während ihrer einwöchigen Reise unter anderem an Veranstaltungen zu Menschenrechtsfragen in Teheran und Isfahan teilnehmen. Julia Littmann sprach mit Mohammad Salavati, Mitbegründer der Städtepartnerschaft und Organisator der Juristen-Delegation. Der 63-jährige Mathematiker stammt aus Isfahan und lebt seit 1974 in Freiburg.

BZ: Die Delegierten konnten an einem Symposium über die Situation der Menschenrechte teilnehmen, auch an einem Workshop, in dem Menschrechtsfragen erörtert wurden - wie ergiebig waren diese Veranstaltungen?
Mohammad Salavati: Die Gruppe hat gesagt, die Diskussionen seien sehr offen gewesen und deshalb auch sehr nützlich. Natürlich wurde nicht aggressiv - zum Beispiel - über die Einhaltung der Menschenrechte nachgefragt. Aber man hat sich über Positionen und Weltbilder ausgetauscht.
BZ: Wurden bei diesem Austausch auch Differenzen besprochen?
Salavati: Natürlich kamen die auch zur Sprache. Beispielsweise kritisierten die Delegationsteilnehmer den Zwang für alle Frauen, Kopftücher tragen zu müssen. Die Iraner allerdings sahen das als einen Ausdruck von Menschenwürde, dass die Frauen mittels dieser Bekleidungsvorschrift geschützt würden.
BZ: Welchen Eindruck hat die Begegnung mit dem Bürgermeister von Isfahan, Morteza Saghaian Nejad, auf Sie gemacht?
Salavati: Die war ein voller Erfolg. Der Bürgermeister hatte für uns eine halbe Stunde eingeplant - und wir sind anderthalb Stunden geblieben. Er hat einfach den nächsten Termin abgesagt. Ihn interessierte sehr, ob jemand von der Stadt in dieser Delegation mitreiste. Michael Moos als Stadtrat ließ er allerdings nicht wirklich gelten - schließlich war der in erster Linie ein “ juristischer Teilnehmer” . Aber im Ernst: Man merkte dem Bürgermeister die Enttäuschung über die Absage der städtischen Delegation im November deutlich an. Auf die israelfeindlichen Bemerkungen des neuen Präsidenten ist er gar nicht eingegangen, allerdings hat er betont, dass in Isfahan alle Religionen friedlich zusammenleben. Beispielsweise müssten hier die Synagogen nicht unter Polizeischutz gestellt werden.
BZ: Was ist dem Bürgermeister von Isfahan wichtig an der Städtepartnerschaft?
Salavati: Ihm liegt vor allem der Kulturaustausch sehr am Herzen - und zwar in beide Richtungen. Und auch Bürgerreisen sind ihm wichtig. Die allerdings könnten für Iraner schwieriger zu realisieren sein. Denn erstens ist Reisen für die Perser vergleichsweise teurer und zweitens haben sie offenbar häufig Visaprobleme.
BZ: Haben sich die Bemühungen der Delegation gelohnt?
Salavati: Ja, sehr. Das war ein äußerst gelungener erster Schritt. Und der war allen Teilnehmern vor allem auch deshalb so wichtig, weil sie großen Wert auf die Begegnungen “ von unten” legen. Das haben wirklich viele Menschen bekräftigt, mit denen wir zusammengetroffen sind.
Badische Zeitung Freiburg vom 24.12.2005. Mehr auf www.bzol.de

 

Kulturdelegation aus Freiburg fliegt im Januar nach Isfahan

Trotz der neuen antiisraelischen Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad nimmt die Stadt Freiburg den gerissenen Faden der Städtepartnerschaft mit Isfahan wieder auf. Am 14. Januar wird eine Kulturdelegation in den Iran reisen und damit den Besuch nachholen, der Ende Oktober ebenso wie die geplante Reise einer Delegation mit OB Dieter Salomon abgesagt worden war.

Im „ Grünen Salon“ der Fraktion Junges Freiburg/ Die Grünen im voll besetzten Kaminsaal des Historischen Kaufhauses ist gestern das Thema Isfahan auf großes Interesse gestoßen. Es gab von allen Seiten Verständnis für die Absage der OB-Reise, die Experten auf dem Podium - auf dem allerdings kein ausgewiesener Kritiker der Partnerschaft saß - appellierten an die Stadt, trotz der Israel-Hetze des Staatspräsidenten die Beziehungen zu Isfahan nicht abzubrechen. „ Wir dürfen die Einbindungspolitik nicht aufgeben“ , riet auch SPD-Politiker Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt, der als Zuhörer an der Diskussion teilnahm. Dieter Kümmel, Intendant des Theaters im Marienbad, ist erst vor wenigen Tagen aus dem Iran zurückgekehrt. Er gehört zu den leidenschaftlichsten Befürwortern der Verbindung mit Isfahan. Er bedauerte, dass die Kulturdelegation im November nicht fahren konnte. „ Die Isfahanis waren mutig, weil sie die Einladung gegen ihre Zentralregierung verteidigen mussten - und da wo sie mutig waren, wurden sie nun enttäuscht“ . In Isfahan habe man sich nach der Reise-Absage abgemahnt und abgestraft gefühlt, berichtete Kümmel. Hätte es eine Reaktion in Isfahan auf die Absage gegeben „ dann wäre sie ziemlich hart ausgefallen“ . Kontakte in den Iran unterhält auch die Islamwissenschaftlerin Susan Pflaum, eine in Freiburg lebende Deutsch-Iranerin. Nicht-Regierungsorganisation müssten mehr in die Partnerschaft einbezogen werden, so ihre Forderung. Sie monierte, dass Umweltgruppen, die sich mit den Gästen aus Freiburg treffen wollten, nichts von der Absage des Besuches und über die Gründe erfahren hätten. Der Grünen-Politiker Omid Nouripour, auch er ist als Deutsch-Iraner in Teheran aufgewachsen, dankte der Stadt Freiburg, dass sie in schwierigen Zeiten die Isfahanis nicht allein lassen und an der Partnerschaft festhalten. Nach Ansicht Nouripours versuche der iranische Staatspräsident durch seine Israel-Hetze den Kampf unter den Konservativen für sich zu entscheiden. Er berichtete auch, dass sich die religiösen Führer im Iran von Ahmadninedschads Äußerungen distanziert hätten. „ Er ist ein immens gefährlicher Idiot“ , so Omid Nouripours Urteil über den Präsidenten. Der Islamwissenschaftler Ludwig Ammann verwies in der von den Stadträtinnen Birgit Woelki und Pia Federer moderierten Runde darauf, dass der Iran eine gespaltene Gesellschaft sei. Nach der religiösen Revolution sei es zu einer Desillusionierung der nächsten Generation gekommen. Es gebe aber nirgendwo so viel post-islamistische Reformbemühungen wie im Iran

Doppelte Strategie  
Das große Interesse am „ Grünen Salon“ zeigt es: Es gibt Gesprächsbedarf in Freiburg über die schwierige Partnerschaft mit Isfahan. Die große Politik ausklammern und sich allein auf die Begegnung von Bürgern konzentrieren, wie es gestern ein Zuhörer forderte - das wäre eindeutig der falsche Weg. Die Partnerschaft ist ein Politikum und muss vielleicht auch noch einmal im Gemeinderat diskutiert werden. Wie geht man in einer so kritischen Phase mit der Partnerschaft mit einer Stadt in einem totalitären Staat um? Weil Isfahan und Freiburg die einzige iranisch-deutsche Städteverbindung bilden, haben die Freiburger das Problem in Deutschland exklusiv für sich. Im Prinzip fährt die Stadt die gleiche Doppelstrategie wie die Bundesregierung, von der es gestern via Staatsminister Erler Rückendeckung für Freiburg gab: Man verurteilt die Ausfälle des Präsidenten ohne Wenn und Aber und zieht durch Absage der OB-Delegation auch Konsequenzen. Aber man schlägt die Tür nicht zu. Deswegen ist es richtig, dass die Kulturdelegation nun im Januar nach Isfahan fliegt und dass die Universität auf der wissenschaftlichen Schiene die Kontakte intensiviert. Ein anderes Problem ist, dass die Partner in Isfahan wegen der Pressezensur so gut wie nichts von der Freiburger Kritik, aber auch von den Bemühungen zum Erhalt der Partnerschat erfahren. Hier wird man Wege über das Internet suchen müssen.
Joachim Röderer vom 12.12.2005 auf www.bzol.de lesen

  
 

Weblogs im Iran - auch in Isfahan

Wo selbst der Mullah postet
Im Iran gibt es mehr Blogger als in Deutschland, in den iranischen Städten boomt das Internet wie sonst nirgendwo in der islamischen Welt. Woran liegt das? Im ersten Teil ("Ich möchte kotzen, zerspringen, explodieren") wurden auf der Grundlage von Nasrin Alavis Studie "Wir sind der Ir@n. Aufstand gegen die Mullahs - die junge persische Weblog-Szene" drei Gründe genannt: die drakonische Pressezensur der islamischen Republik, das Ende der vorsichtigen politischen Reformen seit 1997 und der große Anteil von unter 30Jährigen an der Bevölkerung. Diesmal soll es um die Bedeutung von Frauen im Netz und um die "kulturelle Invasion" des Westens gehen.
Irans Frauen sind von der politischen Macht weitgehend ausgeschlossen und im Alltag unter Kopftuch oder Tschador verborgen. Umso offener und selbstbewusster präsentieren sich die Webloggerinnen und legen erstmal virtuell den Schleier ab. Neben allerlei eigenwilligen Verteidigungen des Schleierzwangs ("Schleier gilt als Zeichen des Widerstands gegen westliche Werte" oder als Möglichkeit, "sich freier zu bewegen") ist in einem Blog zu lesen, dass wenn die Frauen den Tschador nicht mehr trügen, "diese koreanischen Fabriken, die jährlich Millionen von Metern schwarzen Stoff in den Iran exportieren (und sonst nirgendwo hin) werden Bankrott anmelden müssen."

Virtuell unverschleierte Frauen
Auch die Schleierverbote im öffentlichen Dienst europäischer Länder werden in den Blogs diskutiert: Freiheit bedeutet, wählen zu dürfen ... in unserem Fall zwingen uns Männer, das Ding zu tragen, und woanders zwingen sie Frauen, es abzulegen. Immer wieder geht es auch um die rigiden iranischen Gesetze zum Ehebruch, die Frauen mit Steinigung drohen, oder zur Ehescheidung. So weist eine Bloggerin darauf hin, "dass 80 Prozent der Scheidungsanträge von Frauen gestellt werden", obwohl nach islamischem Recht die Gefahr besteht, dass die Kinder nach vollzogener Scheidung dem Mann zugesprochen werden. Der schönste Kommentar im Buch befasst sich mit dem Thema "Ehre der Frau": Männer ... Gentlemen, überlasst die Ehre der Frauen doch ihnen selbst. Statt ständig unsere M***n zu überwachen, konzentriert euch lieber auf eure Arbeit.

"Kulturelle Invasion"
Beim Thema der von staatlicher und geistlicher Macht viel beschworenen "Kulturellen Invasion" wird Alavi besonders deutlich: Ganz offenbar ist der Versuch des Regimes, die Iraner von der 'kulturellen Invasion' des Westens abzuschotten, grandios gescheitert. In diversen Blogs wird über Britney Spears oder die "Matrix"-Trilogie diskutiert, die Songs der aus dem Iran vertriebenen Sängerin Googoosh dürften sich auf den Festplatten hunderttausender iranischer Computer befinden, bei kafaar.com lassen sich sogar Salman Rushdies "Satanische Verse" downloaden und so mancher Schriftsteller stellt seinen neuen Roman lieber ins Netz als sich der staatlichen Zensur zu beugen. Abbas Maroufis Manuskript von "Feridun hatte drei Söhne", an dem das Kulturministerium mehr als 200 Stellen verändert sehen wollte, kann man problemlos auf einer Webseite runterladen.

Überall in den Großstädten ist die Menge an Satellitenschüsseln unübersehbar; außerdem sind dort Massen an Raubkopien ausländischer DVDs, CDs, Videos und Computerspiele erhältlich, denn weil der Iran alle internationalen Copyright-Gesetze ignoriert, ist das Land nach Alavis Ansicht "zum Paradies für Raubkopierer geworden." Die "kulturelle Invasion" geht aber noch weiter. Sich am unscheinbaren Valentinstag was zu schenken, wird von vielen als Ausdruck von Protest verstanden, da weder der Islam noch die Nationalkultur einen Valentinstag kennen:  Aus Protest gegen die Machthaber sind die Menschen bereit, immer weiter von ihrer eigenen Kultur abzurücken, koste es, was es wolle... Wo die "kulturelle Invasion" begrüßt wird, gilt das noch lange nicht für eine mögliche politische oder gar militärische Invasion. Nicht selten wird in den Blogs Freude über den Sturz Saddam Husseins im Nachbarland Irak ausgedrückt, doch auch die Warnungen vor den möglichen Folgen bleiben nicht aus. Stellvertretend für viele andere bringt es der Eintrag einer Amerikanerin, die im Iran lebt, auf den Punkt: Vor ein paar Monaten hörte man nur selten ein böses Wort über Bush und unsere Politik gegenüber dem Irak. Aber das ändert sich. Die Iraner haben Bush aus vollster Überzeugung unterstützt. Die Pilger von Karbala zählten zu seinen enthusiastischsten Anhängern. Aber das ändert sich. Die Menschen hier beginnen, an dem Verhalten der USA im Irak zu zweifeln, und sind besorgt über Bushs Kriegsbegeisterung. Andere Blogger betonen, dass von einem möglichen Einmarsch amerikanischer Truppen im Iran nur die Mullahs profitieren könnten. Obwohl es an US- und europafreundlichen Stimmen nicht mangelt, überwiegen bei der Formulierung dessen, wie Demokratie im Iran aussehen könnte, die positiven Bezüge auf die Geschichte des eigenen Landes. Viele Blogger feiern etwa Mohammad Mossadegh, den Regierungschef der letzten demokratischen Regierung des Landes, ohne zu verschweigen, dass er 1953 von Briten und Amerikanern gestürzt wurde, um den Schah an die Macht zu bringen. Häufig ist auch zu lesen, nach der Rückkehr Chomeinis habe die Revolution als "pro-demokratische Bewegung" begonnen, die jedoch schon von einer Herrschaftsform abgelöst worden sei, "die genauso wenig demokratisch ist wie die Monarchie, die sie abgelöst hatte." Das Ergebnis liest sich bei einem Blogger so: Wir saßen vor dem Fernseher und sahen zu, wie sie hängten und hängten.
Mullahs in Gefahr?
Je mehr Blogs es gibt, desto stärker werden auch die Zensur im Internet und die Repression gegen die Betreiber von kritischen Seiten. Außerdem sollte man die Bedeutung des Internet nicht überschätzen, da alle anderen Massenmedien - Fernsehen, Radio, Zeitungen - fast ausschließlich die Meinung der Machthaber verbreiten. Ob das aber reicht, die Machtbasis der Mullahs zu stärken, ist fraglich. Alavi schreibt: Niemand leugnet, dass das Regime einige treu ergebene Anhänger hat: 10 bis 15 Prozent der Wähler. Selbst unter ihnen finden sich Weblogger, etwa Muhammed Sarshar, Literaturkritiker der reaktionären Jugendzeitschrift "Hareem", mit seinem Blog oder ein Mullah-Blogger, der sein Verständnis von Demokratie präsentiert: Immer in der Geschichte waren die Gerechten in der Minderheit. Quasi als Erwiderung darauf soll hier ein Eintrag auf river.blogsky.com das letzte Wort behalten: Irgendwann wird sich alles in Wohlgefallen auflösen, und zwar dann, wenn unsere Bürger ihnen mal ordentlich eins in die Fresse hauen ... river.blogsky.com ist derzeit leider offline. Die Gründe dafür sind klar.
......
Nasrin Alavi: Wir sind der Ir@n. Aufstand gegen die Mullahs - die junge persische Weblog-Szene. Aus dem Englischen von Violeta Topalova und Karin Schuler. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 224 S., 9,90 Euro

Maik Söhler 29.10.2005
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21210/1.html vom 9.11.2005

  
 

Shirin Ebadi zur Freiburger Isfahan-Fahrt

Wie soll die demokratische Welt mit dem iranischen Mullah-Regime umgehen: Isolation oder Wandel durch Annäherung? Wenige Tage vor der umstrittenen, einwöchigen Reise einer Freiburger Delegation in die Partnerstadt Isfahan sprach BZ-Redakteur Stefan Hupka darüber mit der iranischen Anwältin, Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin von 2003, Shirin Ebadi (58).

BZ: Frau Ebadi, eine Freiburger Delegation, angeführt vom Oberbürgermeister, will demnächst die iranische Partnerstadt Isfahan besuchen. Kritiker halten das in diesen Konfliktzeiten für Anbiederung. Soll die Gruppe reisen oder nicht, was meinen Sie?
Ebadi: Sie sollte unbedingt reisen! Miteinander zu sprechen, ist in diesen Zeiten immer gut. Man ja kann alles offen ansprechen, auch Probleme.

BZ: Also zum Beispiel die iranische Atomrüstung?
Ebadi: Auch das, ja. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob der Bürgermeister und Honoratioren von Isfahan da die richtigen Ansprechpartner sind. Die haben in der Atompolitik überhaupt nichts zu sagen. Das ist allein Sache der Regierung in Teheran.

BZ: Aber die Besucher könnten immerhin Besorgnisse aussprechen, zumal die umstrittene Anlage ja gerade bei Isfahan steht. Was halten Sie von der iranischen Atomrüstung?
Ebadi: Ich bin da nicht vom Fach. Aber ich finde, kein Land braucht die Atombombe, weder die USA, noch Israel, noch Iran. Allerdings macht es, gebe ich zu, einen Unterschied, ob ein demokratisches Land eine Atombombe hat oder ein Diktator wie Saddam Hussein.

BZ: Ist auch der Iran eine Diktatur?
Ebadi. Nein, gewiss nicht. Verglichen mit vielen anderen arabischen Staaten ist Iran ein demokratischer Staat, wenn auch mit einer sehr, sehr rückständigen Demokratie, verglichen mit Deutschland oder Frankreich. Es gibt in dieser Frage nicht bloß schwarz und weiß.
......
Alles vom 24.10.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

Sebelrassle

Wu Friiburg sich anne 2000 um d Stedtpartnerschaft mit Isfahan beworbe het, han i mi gschämmt. Nit wel Friiburg e Zwärg isch gege Isfahan – d Millionestadt Isfahan isch vu 1598 bis 1722 d Haüptstadt vu Persiä gsii, het e brachtvolli haüptstedtischi Architektür un het aü noch ke Vernichtung durch Luftagriff hinter sich. Nai, Friiburg het scho aü ebis z biäte. Dr Minschterdurm wird as dr schenscht vu dr ganze Grischteheit agsähne.

Bloß: Hinter dr alliwiil no schene Kulisse vu Friiburg isch anne 2000 unter großem effentligem Rassle „Corpus Christi“ ufgfiährt wore, e Theaterstick, wu d Heilig Schrift verfälscht wird un dr Jesus un d Jinger as Schwuli un Süffbriäder dargstellt wäre. E Brovokation fir diä meischte religieese Mänsche in Stadt un Land. Wänn des eber merkt z Isfahan oder im Iran, gits e Kataschtrof, han i gfercht, dänn sälli häns no wenniger gärn, wänn eber Gott un d Brofete dur dr Dräck ziägt (im Islam wird dr Jesus as e Brofet agsähne). han dertemol dänkt: Friiburg, wu eso ebis duldet, verdiänt diä Partnerschaft nit. Hit, wu grad kei derartigi Kampagne laüft, dänk i: Mer mueß s Bescht drüs mache. Jede het si Päckli z drage – mir unser AKW Fesseheim, Isfahan si Atomalag. D Entscheidung iber d Atomwaffe-Broduktion lit allewäg nit bi Isfahan. Atomkraft-Bumbe hets in sällere Wältgegend viil: Z Pakischtan, z Indiä, z Israel un im Irak jetz im Brinzip aü – durch si Besatzungsmacht. Bis jetz het aber erscht ei Nation d Atombumb iigsetzt: D USA z Hiroschima un z Nagasaki. Un anne 2002 isch rüskumme, ass s Pentagon e „mini nuke“, e „smart bomb“ entwicklet, zum dr Atomgriäg „fiährbar“ mache – gege d „Achse des Bösen“, wu dr Iran drzue ghert. Anstatt uf Abschräckung setzt mer jetz uf Agriff. Dämnägscht fahrt e Friiburger Delegation uf Isfahan – e umstrittini Reis. Aber villicht ka si e Dropfe Entspannung uf dr heiß Stei vum Sebelrassle bringe.
Harald Noth am 15.10.2005

   

 

Isfahan und Freiburg

Stadtwappen von Isfahan am Rathausplatz Freiburg

Freundeskreis Freiburg-Isfahan, Postfach 190149, 79061 Freiburg
www.freiburg-isfahan.de
Fatima Chahin Dörflinger (1.Vorsitzende), Tel 0761/709321, fatima.chahin@web.de
Bernd Braumandl (2. Vorsitzender), Tel 0761/1556731, bebrau@gmx.de

Spendenkonto 10094965, BLZ 68050101, Sparkasse Freiburg

  

 

   © by freiburg-schwarzwald.de,  Kontakt  Update 12.11.14