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Blick nach Norden zum Friedhof bei St.trudpert am 28.12.2006 mehr

Wildwuchs auf Freiburgs Friedhöfen?

Stadtverwaltung weist Vorwurf zurück, sie kümmere sich nicht.

Freiburgs Friedhöfe könnten besser in Schuss sein. Dieser Meinung ist jedenfalls die Vorsitzende des Fördervereins zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur, Martina Pleuger: Immer wieder, so die Floristin, gebe es Beschwerden über ungepflegte Bereiche, vor allem auf dem Haupt- und dem Bergäckerfriedhof. Die Friedhofsverwaltung preise eine zunehmende Verunkrautung jedoch als ökologische Maßnahme an. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück: Trotz Personal- und Kosteneinsparungen seien die Friedhöfe in einem guten Zustand.

"Ökologie ist durchaus angebracht, aber man muss sich fragen, wo sie Sinn macht", findet Martina Pleuger. So spreche nichts dagegen, dass Efeupflanzen an Friedhofsmauern rankten. "Kulturhistorisch bedeutsame Bereiche sollten aber frei von Unkraut bleiben", meint die Vereinsvorsitzende. Pleuger befürchtet zum Beispiel, dass der Weg neben den Bürgermeistergräbern im Eingangsbereich des Hauptfriedhofs verwildern könnte: "Wenn nicht bald etwas getan wird, wächst er nach und nach zu", sagt die Floristin, die hier sogar den Einsatz biologisch abbaubarer Spritzmittel für angemessen hält. An anderen Stellen des Hauptfriedhofs sei noch genügend Potenzial für Öko-Maßnahmen vorhanden. "Etwa nahe der Weiheranlage, wo man auf Kies verzichten und das Gras bis an die Grabränder wachsen lassen könnte", so Pleuger. Außerdem wirke es verwahrlost und sei sicher auch ökologisch problematisch, dass der Weiher das ganze Winterhalbjahr über trocken liege. Dadurch würden sicher viele Wassertiere verenden. Weiterer Kritikpunkt: Beim Baumfeld für die Urnenbestattungen seien einzelne Bäume bereits kaputt gegangen und noch nicht ersetzt worden. Zudem würden viele Leute den Grabschmuck einfach auf die Bodenplatten stellen und hinterher nicht wieder abräumen, so dass viel Plastik herumstehe. Bei der Stadt kann man Pleugers Sichtweise nicht nachvollziehen. "Die Wege sind in Ordnung", betont Martin Leser vom Garten- und Tiefbauamt. Zwar könnte man sicher noch mehr machen, wenn mehr Geld und Personal zur Verfügung stünden, von Verwilderung könne indes nicht die Rede sein. "Ganz offensichtlich stören sich einige Leute aber schon an einzelnen Grashalmen", wundert sich Leser. Und auch Pleugers Vorschlag, an manchen Stellen generell auf Kiesauflagen neben den Gräbern zu verzichten und so mehr Grün zu fördern, stößt nicht auf Zuspruch. "Wir wollen den Angehörigen bei der Grabpflege da nicht zu weit reinreden", sagt der Erste Betriebsleiter des Eigenbetriebs Friedhöfe, Bernhard Keller. Und der Weiher sei ans Bächlesystem angebunden und habe dadurch über weite Strecken im Winter kein Wasser.

Freiburgs Friedhof-Chef betont, dass gar keine Rede davon sein könne, dass man die Friedhöfe sich selbst überlasse: "Allein auf dem Hauptfriedhof wurden seit 2003 rund 250 neue Bäume im Wert von etwa 125 000 Euro gepflanzt." Aber auch auf kleineren Friedhöfen, etwa in Haslach und Zähringen, seien dieses Jahr neue Gehölze gepflanzt worden. Und auf dem Bergäckerfriedhof in Littenweiler würde man bestimmte Abschnitte neu ordnen. "Wir suchen uns jedes Jahr zwei bis drei Bereiche heraus, die wir auf Vordermann bringen", so Keller. Mehr sei aufgrund von Einsparungsmaßnahmen allerdings nicht möglich.

Der Betriebsleiter weist zugleich darauf hin, dass sich die Friedhöfe in einem Wandel befänden: Insgesamt gebe es derzeit 17 städtische Friedhöfe (siehe Infobox). Dabei würden aufgrund der vielen freien Grabstellen bereits zwei ausreichen, um den Platz für die rund 1800 Bestattungen im Jahr zu decken. Da Friedhöfe in der heutigen Zeit aber mehr seien als reine Bestattungsorte, sei an eine Schließung nicht gedacht. "Heutzutage nehmen Friedhöfe in zunehmendem Maße auch andere Aufgaben wahr, etwa als Erholungsgebiete sowie als Lebensräume für Pflanzen und Tiere", so Keller. Daher würden ökologische Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund sei der Einsatz von Pestiziden schon seit einigen Jahren verboten, was sich inzwischen auch bemerkbar mache. "Zum Beispiel auf dem St. Georgener Friedhof, wo der Spritzmittelverzicht dazu geführt hat, dass es dort wieder Hasen, Fasane und Rebhühner gibt", sagt Keller. Zudem würde man auf einigen Friedhöfen Wiesenbereiche entstehen lassen. Diese dienten als Lebensgrundlage vieler Insekten, von denen wiederum zahlreiche Vögel leben würden.

Eine besonders große Wiese gibt es auf dem Bergäckerfriedhof. Sie wird von einem Landwirt im Auftrag der Stadt gemäht – aus ökologischen Gründen jedoch nur zweimal im Jahr, was einige Friedhofsbesucher als zu wenig empfinden. "Zu manchen Zeiten sieht das richtig ungepflegt aus", findet Heinz Bernhard aus Merzhausen, der sich eine häufigere Mahd wünscht und zugleich fordert, dass die Friedhofsverwaltung bei verwilderten Gräbern konsequenter durchgreift als bislang, damit Unkraut nicht auf Nachbargräber übergreifen kann. "In Extremfällen werden wir da auch tätig und schreiben die Grabnutzer an", betont Friedhofs-Chef Keller. Allerdings gingen die Meinungen, ab wann eine Grabstelle ungepflegt ist, mitunter weit auseinander.  
1.12.2010, Andreas Braun

 

 

Jüdische Gemeinde und Friedhof Freiburg an der Elsässer Strasse

Jüdischer Friedhocf Freiburg Jüdischer Friedhof Freiburg - Bild: Nils Kickert

„Was glaubt Freiburg?" Längst ist die Stadt ein bunter Flickenteppich aus verschiedensten Bekenntnissen. Das liegt an den Zuwanderern aus anderen Kulturkreisen ebenso wie daran, dass sich mancher Einheimische von den eigenen Wurzeln entfernt hat. Von den zahlreichen Religionsgemeinschaften sind längst nicht alle allgemein bekannt. In einer Serie stellt der Stadtkurier die verschiedenen Glaubens-Gruppierungen vor. Wie die meisten jüdischen Gemeinden hat auch die Freiburger jüdische Gemeinde eine bewegte Geschichte. Für Freiburg wird 1281 das erste jüdische Leben schriftlich dokumentiert. Im Jahre 1424 werden die Juden aus der Stadt vertrieben - erst mehr als 400 Jahre später, 1862, können sich in Freiburg wieder Juden niederlassen. Neun der damals 35 Mitglieder besitzen Bürgerrechte. 1870 wird mit Unterstützung der Mannheimer Gemeinde eine Synagoge in Freiburg errichtet. Sie wird wie viele andere in der Reichspogromnacht 1938 niedergebrannt. 1925 gibt es mit 1.399 Personen die höchste Zahl jüdischer Einwohner. Am 22. Oktober 1940 werden mindestens 360 Freiburger Juden nach Gurs deportiert, nur 77 überleben. Bereits 1945 gründete sich wieder eine kleine jüdische Gemeinde. 1985 wird aus Platzgründen mit dem Neubau in der Ecke Nußmann-/Engelstraße begonnen. Seit den 90er Jahren ist die Freiburger Gemeinde durch Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen. Nach Angaben des auch für Freiburg zuständigen Landesrabbiner Benjamin Soussan sind heute etwa 90 Prozent der 750 Seelen zählenden Gemeinde russischsprachig. Jeden Freitagabend wird um 18.30 Uhr (im Sommer 19.30 Uhr) als Einleitung des Sabbats am Samstag ein Gottesdienst gefeiert. Am Sabbat selbst, der am Freitagabend anfängt, dürfen gläubige Juden nicht arbeiten. Morgens um 9.30 Uhr gibt es einen Gottesdienst mit Thora-Lesung. Die Gemeinde verwaltet sich selbst. Für die religiösen Belange sind der Rabbiner und der Kantor zuständig. Ein von der Gemeinde für jeweils zwei Jahre gewählter Vorstand ist für die Organisation von Veranstaltungen, für die Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Verwaltung der Gemeinde zuständig.
Eines der wichtigsten jüdischen Feste ist das achttägige Lichterfest Chanukka. Es wird jedes Jahr am 25. Kislew - der jüdische Kalender berechnet sich nach dem Mond - gefeiert, in diesem Jahr der 11.  Dezember. Zur Erinnerung wird an jedem Tag eine Kerze mehr am Channuka-Leuchter entzündet. Mit Weihnachten hat das Fest aber nichts zu tun.
Nils Kickert, 22.12.2009, www.stadtkurier.de

 

Jüdischer Friedhof Elsässer Straße in FR-Mooswald: Felix Rottberger führte

"Freiburg war im 19. Jahrhundert die letzte deutsche Großstadt, in der sich Juden ansiedeln durften. Und unter den Nazis war sie die erste, die sich rühmte, ,judenrein’ zu sein." Geschichte wird lebendig, wenn Felix Rottberger, seit 1966 Gemeindediener, Besucher über den Friedhof der jüdischen Gemeinde an der Elsässer Straße führt. Nach jüdischem Kalender am 6.12. des Jahres 5768, im Monat Av, folgten mehr als 70 Interessierte einer Einladung des Bürgervereins Mooswald und seines Vorsitzenden Horst Bergamelli zu diesem von außen unscheinbaren Ort, auf dem auch heute noch Verstorbene beigesetzt werden. Eng sind die Beziehungen zwischen der jüdischen Gemeinde und dem Bürgerverein. Er war es, der im Jahr 1986 auf Anregung Felix Rottbergers eine Spendenaktion ins Leben rief, damit der jüdische Friedhof wieder einen Brunnen erhielt. Nicht, um Wasser für Blumen zu haben, sondern weil das Waschen der Hände nach dem Besuch des Friedhofs für den jüdischen Priester vorgeschriebenes Ritual ist. Rottberger führt die Besucher zu den Gräbern, bleibt stehen an denen von Kindern, deren Grabsteine in der Nazizeit ebenso umgeworfen und zerstört wurden wie die der erwachsenen Verstorbenen. Manche Grabsteine sind seitdem nicht mehr denen zuzuordnen, die hier liegen. In jahrzehntelanger Arbeit von der Rottberger erzählt, ist es in den meisten Fällen zum Glück dennoch gelungen. Das Grab von Gustav Weil zum Beispiel, dem ersten jüdischen Professors in Baden, der in Heidelberg im 19. Jahrhundert orientalische Sprachen lehrte und der die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht ins Deutsche übersetzt hat. Hier auf diesem Platz ruhen Julius Meyer, der Gründer des Freiburger Bankhauses und auch der Besitzer von Kaufhäusern in ganz Baden, Sally Knopf, dessen Unternehmen die Nazis "arisierten" . Die "Knopf-Häusle" zwischen Schwarzwaldstraße und Schützenallee hatte der Unternehmer bauen lassen, damit seine Angestellten menschenwürdig wohnen konnten. 1962 steht als Todesjahr auf dem Grabstein von Max Mayer, der jahrzehntelang als SPD-Stadtrat dem Gemeinderat angehörte und dem die Flucht nach New York gelang. Begraben ist er, wie es sein Wunsch am Ende seines Lebens war, zu Hause. In Freiburg. Der Todestag von Therese Loewy, der 22. Oktober 1940, ist symbolisch. An diesem Tag wurden Freiburgs Juden ins südfranzösische Gurs deportiert. Wenn Felix Rottberger erzählt, dann bekommen Namen ein Gesicht, wird aus Geschichten Geschichte. Er klagt nicht, auch nicht am Grab von Robert Grumbach, der 1960 gestorben ist. "Aber dass keine Straße, kein Ort nach dem Ehrenbürger der Stadt Freiburg benannt ist, das kann ich nicht verstehen."
hhk, 16.8.2008, BZ

In dem Beitrag zum jüdischen Friedhof im Stadtteil Mooswald wurde der von den Nazis verfolgte Kaufhaus-Unternehmer Sally Knopf, dessen Grabstein sich auf dem Friedhof befindet, als Initiator der Knopfhäusle-Siedlung in der Wiehre bezeichnet. Die Arbeitersiedlung am Alten Messplatz hat mit Sally Knopf allerdings nichts zu tun. Sie verdankt Entstehung und Namen der Rislerschen Knopffabrik auf dem Gelände des späteren Schwarzwaldhofs. Gebaut wurden die Häuser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

Immer mehr muslimische Migranten möchten hier bestattet werden

Die dritte Generation macht manches anders: Das ist ein Grund dafür, dass immer mehr Muslime nach ihrem Tod in Deutschland statt in der alten Heimat beerdigt werden wollen. Ein anderer ist die weiter steigende Zahl von muslimischen Migranten. Doch der Bereitschaft von Muslimen, ihre letzte Ruhe im Südwesten zu suchen, steht vielfach das Landesbestattungsgesetz von 1970 entgegen. Dieses erlaubt einige islamische Rituale nur mit Einschränkung.

Dabei ist die korrekte Ausrichtung des Leichnams das geringste Problem. Etliche Städte im Südwesten haben - meist in Zusammenarbeit mit örtlichen Islamzentren - längst spezielle Gräberfelder ausgewiesen. "Diese sind baulich so ausgerichtet, dass die Blickrichtung des Toten nach Mekka erfolgt" , erklärt Bernhard Keller, Betriebsleiter des Eigenbetriebs Friedhöfe in Freiburg. Immerhin 120 islamische Bestattungen hat es in der Dreisamstadt in den vergangenen 15 Jahren gegeben. Nun ist die Anlage voll belegt und muss erweitert werden. Auch in Lörrach und Rheinfelden gibt es Gräberfelder, die islamischen Bestattungen vorbehalten sind. "Die Nachfrage ist groß", weiß Friedhofsleiter Hans-Jürgen Bulau in Offenburg, wo es seit 2006 einen eigenen Raum für die rituelle Totenwäsche gibt. Doch selbst auf den speziellen Grabfeldern gilt unumstößlich baden-württembergisches Bestattungsrecht. Dem widerspricht zum Beispiel der islamische Brauch, die Leiche innerhalb von 24 Stunden zu beerdigen; nach geltendem Recht darf die Beisetzung frühestens 48 Stunden nach Eintritt des Todes erfolgen. Zudem ist die sarglose Erdbestattung, wie sie im islamischen Kulturkreis eigentlich üblich ist, hierzulande verboten. "Särge begünstigen die Verwesung im Grab" , erklärt Bruno Plesch, Leiter des Stuttgarter Friedhofsamts, die geltende Vorschrift. "Und sie verhindern den Austritt von Krankheitskeimen." Dennoch sieht nicht nur der Gemeindetag Nachholbedarf: "Die Sargpflicht kann im Südwesten auf Dauer nicht erhalten bleiben" , findet dessen Sprecher Harald Burkhart. "Wir werden mehr tun müssen." Bundesweit haben zwölf Länder den Sargzwang sogar schon aufgehoben oder zumindest gelockert. Das wünscht sich auch Bekir Alboga. Für den Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland die wachsende Zahl von muslimischen Bestattungen zugleich ein Zeichen wachsender Integration. Alboga verweist zudem auf die Beschlüsse der Deutschen Islamkonferenz: Danach sollen Länder und Kommunen Regelungen schaffen, die den Spezifika islamischer Bestattungen Rechnung tragen. Neben den Gräberfeldern gehörten auch die Verkürzung der Mindestbestattungsfrist und die Verlängerung der Ruhefristen dazu. Auf Lockerungen dringt schließlich FDP-Fraktionschef Ulrich Noll: "Wir haben das restriktivste Bestattungsrecht und müssen den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen, denn ein großer Teil der Menschen, die hier leben, sind Muslime." Doch die Änderung des Bestattungsrechts im Südwesten ist zwischen den Regierungspartnern CDU und FDP umstritten. Dabei geht es auch um andere Bereiche, wie etwa die Aufhebung des Friedhofs- und Urnenzwangs bei Feuerbestattungen. "Diese Änderungen sind mit der CDU nicht zu machen", sagte ein Sprecher der CDU-Fraktion. Dort und im Sozialministerium könnte man sich bestenfalls eine Lösung wie in Hessen vorstellen, bei der die Muslime im geschlossenen Sarg zum Grab getragen und im geöffneten Sarg bestattet werden. Dies wäre eine Ausnahme vom Sargzwang, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. "Dem Anliegen der Muslime, nicht im geschlossenen Sarg bestattet zu werden, wäre dann Rechnung getragen."

Maikka Kost , 26.3.2008, www.badische-zeitung.de

Sarg oder Leichentuch?
Wenn in Deutschland ein Mensch stirbt, wird er meistens in einen Sarg gelegt und dann in der Erde vergraben. In muslimischen Ländern ist es dagegen üblich, dass die Menschen nur in ein Tuch gehüllt werden und dann in ihr Grab kommen. Warum gibt es diesen Unterschied? In Deutschland dürfen Menschen erst zwei Tage, nachdem sie gestorben sind, begraben werden. Denn man will sichergehen, dass die Menschen wirklich tot sind. Es ist nämlich schon passiert, dass Menschen nur scheintot waren und wieder aufgewacht sind. Innerhalb von zwei Tagen beginnen die Toten allerdings zu verwesen. Das heißt, ihr Körper löst sich auf. Das kann unangenehm riechen. Als es noch keine Kühlhäuser gab, war das gefährlich: Krankheiten konnten ausbrechen. Deshalb sollten die Leichen in einem festen Sarg liegen. In muslimischen Ländern ist es meistens heißer als bei uns. Der tote Körper zersetzt sich dort schneller. Deshalb sollen die Menschen möglichst noch am Todestag begraben werden. Ein Tuch reicht dafür.

 

Hauptfriedhof zum dritten Mal in einem Jahr verwüstet

Bernhard Keller ist schockiert. Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres hat es der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Friedhöfe mit Grabschändern zu tun. Diesmal war es in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als sich Randalierer an rund 30 Gräbern auf dem Hauptfriedhof zu schaffen machten. Pietätlos wurden Holzkreuze herausgerissen, Weihwassergefäße umgeschmissen, Mülleimer auf den Gräbern ausgeleert, einige Grabsteine umgekippt — anders als zunächst berichtet wurden keine Gräber beschmiert. Ein Tatmotiv konnte die Polizei bislang nicht ausmachen — Anzeichen für eine antisemitische oder satanistische Tat gibt es nicht, die verwüsteten Gräber scheinen willkürlich ausgewählt worden zu sein, Angehörige einer bestimmten Bevölkerungsgruppe sind dort nicht begraben. Der materielle Schaden beläuft sich laut Polizei auf mehrere tausend Euro — wesentlich schlimmer, sagt Bernhard Keller, sei aber der immaterielle Schaden. Die Unsicherheit bei den Besucherinnen und Besuchern des Hauptfriedhofs, unter denen viele ältere Bürgerinnen und Bürger seien, ist groß: "Die Menschen sind fassungslos, dass nicht einmal dieser Ort der Ruhe und Besinnung außen vor bleibt" , sagt Keller. Um etwas gegen dieses Gefühl der Unsicherheit zu tun und weil die Gefahr einer Wiederholung besteht, hat die Friedhofsverwaltung zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt.
Zuletzt wurden auf dem 27 Hektar großen Hauptfriedhof, dessen fünf Eingänge sowohl tagsüber als auch nachts geöffnet sind, im Dezember vergangenen Jahres heimgesucht. Ob die Täter vom Wochenende dieselben waren, konnte die Polizei bislang nicht bestätigen. Sie bittet um Hinweise unter 0761/882-4221 oder unter 0761 / 41262 (anonym).
fz, 11.3.2008, BZ

 

Karlsruhes Hauptfriedhof gilt als modernster in Deutschland

Der Friedhof als feierlicher Ort für die Toten? Das reicht nicht mehr. "Wenn ein Friedhof konkurrenzfähig sein und bleiben will, dann muss er ein Ort für die Lebenden werden" , sagt Matthäus Vogel, Leiter des städtischen Friedhofsamtes in Karlsruhe. Den Hauptfriedhof der Fächerstadt hat er deswegen in den vergangenen Jahren gründlich umgemodelt. Er gilt heute als der modernste und innovativste Deutschlands.

Landschaftsgräberfeld, Lebensgarten, Baumbestattungen, Grabmalpatenschaften, Kinderspielplatz: Mit seinen Ideen will Vogel den Friedhof als Stätte von Begegnung und als Kultureinrichtung neu ins Blickfeld rücken — und er will der Verödung von Friedhöfen entgegenwirken, wie sie in so mancher deutschen Großstadt schon Realität ist. Denn die Konkurrenz zum klassischen Friedhof und zur klassischen Erdbestattung wächst. Private Leichen- und Trauerhallen sowie Krematorien buhlen um Kunden. Einerseits boomen aus Kostengründen Urnenbestattungen und anonyme Gräber. Andererseits aber äußern immer mehr Hinterbliebene ungewöhnlichen Wünsche für die Beisetzung. Darauf hat sich der Friedhof in Karlsruhe eingestellt. Als einer der ersten bietet er seit drei Jahren Bestattungen unter Bäumen an. Außerdem dürfen Familien ihre tot geborenen Kinder unter 500 Gramm beerdigen. Die Grabfelder sind besetzt von Kuscheltieren, Nippesfigürchen und Windrädern. Kinder, die hierher ihre Eltern begleiten, können auf einer Bank mit großen Holzklötzen spielen. "Wie immer man beerdigt sein will, hier geht es. Dafür stehe ich mit meinem Namen" , sagt Vogel. Wer Musik zur Beerdigung möchte, kann das haben, wer tanzen statt trauern will, dem steht das frei. Wer seine Gräber schrill schmücken möchte, bleibt unbehelligt. "An Weihnachten haben wir auf den Gräbern der Sinti und Roma um die 50 Weihnachtsbäume stehen — mit Lichtern und Lametta in voller Montur" , berichtet Vogel. Auch über oft gewünschte Bestattungen ohne Sarg wird ernsthaft nachgedacht. Der Lohn für seine Mühe ist eine Auslastung des 37 Hektar großen Friedhofs zu etwa 80 Prozent, 2700 Beisetzungen im Jahr und ein wachsendes Interesse an den Dienstleistungen dieses ältesten kommunalen Parkfriedhofs Deutschlands. Ein Info-Center vor dem Tor soll Interessenten die Scheu nehmen. "Wir wollen die Menschen an der Straße abholen, ohne dass sie den Friedhof betreten müssen" — auch dies eine Idee Vogels, der viele gefolgt sind.
14.1.2008, www.bnn.de

 

 


Unbekannte Täter schänden jüdischen Friedhof in Ihringen


Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag erneut den jüdischen Friedhof in Ihringen geschändet. Am Sonntagmorgen entdeckte ein Bürger der Gemeinde 70 bis 80 umgeworfene Grabsteine. Ihringens Bürgermeister Martin Obert zeigte sich fassungslos. Bereits Anfang der 90er-Jahre war das Gräberfeld zweimal auf brutale Weise geschändet worden.

70 Grabsteine umgeworfen in Ihringen August 2007. Foto: Gerold Zink

Die Schändungen Anfang der 90er-Jahre hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt, weil sie besonders abscheulich waren. Unter anderem wurden 177 von 200 Grabsteinen umgeworfen und mit SS- Runen, Hakenkreuzen und Graffiti besprüht. Darüber hinaus wurde ein über zwei Meter langer Holzpfahl mitten durch das Grab des 1934 verstorbenen letzten Vorstandes der jüdischen Gemeinde des Winzerdorfes getrieben. Die Täter, die in rechtsextremistischen Kreisen vermutet wurden, blieben bis heute unerkannt. Damit sich ähnliche Vorfälle nicht noch einmal wiederholen, engagierten sich einige Bürger aus Ihringen und aus der Region bis vor wenigen Jahren bei Mahnwachen direkt am Friedhof. Darüber hinaus setzte in der Region — vor allem auch mit Hilfe des Breisacher Fördervereins ehemaliges jüdischen Gemeindehaus — eine Auseinandersetzung mit dem dunklen Kapitel des Nationalsozialismus ein. Auch in Ihringen wurden nach Angaben von Bürgermeister Martin Obert ehemalige jüdische Bürger eingeladen, um zur Versöhnung beizutragen. "Wir sind alle aufeinander zugegangen. Es gab jüdische Bürger, die gesagt haben, sie kommen nie mehr nach Ihringen und es dann doch für die Aussöhnung getan haben. Es gab sehr gute Gespräche und es ist in den vergangenen Jahren Vertrauen und Toleranz gewachsen. Ich war sogar etwas stolz darauf, dass wir mittlerweile mit dem Thema so offen umgehen konnten. Bei unseren Gedenkfeiern aus Anlass der Reichspogromnacht am 9. November kamen zuletzt immer um die 100 Menschen zusammen. Auch die Schulen und die Kirchen beteiligten sich. Und jetzt das. Ich bin total schockiert. Es ist unbegreiflich, dass es immer noch so viel Hass oder Gedankenlosigkeit gibt und die Grabstätten der jüdischen Mitbürger geschändet werden" , betont der Ihringer Bürgermeister.
Obert ist sicher, dass "Ihringen in den letzten Jahren viel hinzugelernt hat" . Dies hätten auch ehemalige jüdische Einwohner der Gemeinde, die zu Besuch waren, anerkannt. Nun sei durch diese unsinnige Tat wieder viel von der wertvollen Arbeit der vergangenen Jahre zerstört worden. Hinweise auf die Täter gibt es nach Angaben der Polizei noch keine. Die Tür des Friedhofs, die abgeschlossen war, ist nicht beschädigt. Wahrscheinlich sind die Täter über die frisch renovierte Mauer geklettert, die den Friedhof umgibt. Obert geht davon aus, dass es sich um mehrere Täter gehandelt hat, denn einige Grabsteine, die umgerissen wurden, sind sehr schwer. Im Gras sind Fußspuren zu sehen, weitere Hinweise gibt es bislang nicht. Der Friedhof wird von der Gemeinde Ihringen instand gehalten und laut Obert von der israelitischen Religionsgemeinschaft Baden regelmäßig kontrolliert. Wer den Friedhof betreten möchte, muss sich ausweisen, bevor er auf dem Rathaus den Schlüssel erhält. Immer wieder kamen Personen aus den USA oder aus Israel, um das Grab von Verwandten zu besuchen. Über das weitere Vorgehen will sich der Ihringer Bürgermeister mit den Vertretern der israelitischen Gemeinde abstimmen. Klar sei jedoch, dass jeder einzelne umgeworfene oder beschädigte Grabstein von einem Steinmetz wieder instand gesetzt werde. Auch eine Belohnung, die zur Ergreifung der Täter führt, will das Ihringer Gemeindeoberhaupt aussetzen. Die Polizeidirektion Freiburg hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. Sachdienliche Hinweise nehmen das Polizeirevier Breisach, Telefon 07667/91170, oder die Kriminalpolizei Freiburg, Telefon 0761/8824884, entgegen.
13.8.2007, BZ

Mehr zum jüdischen Friedhof im August 2007 Infos >Ihringen1
Friedhofsschändung: Vier junge Männer vom Amtsgericht FR verurteilt >Ihringen2 (23.11.2007)

 

 

 

Letzte Ruhe auch am Giersberg unterm Baum

Die Gemeinde Kirchzarten will offensiv neue Bestattungsformen ermöglichen - Vertrag mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner spart persönliche Grabpflege

Kirchzarten (glü.) Kaum hat Oberried seinen Ruheberg am Stollenbach eingeweiht und schon die ersten zwölf Bestattungen vollzogen, präsentiert auch die Gemeinde Kirchzarten mit einer neuen Friedhofsordnung neue Bestattungsformen. So werden sowohl auf dem Friedhof am Giersberg als auch auf dem alten Friedhof bei der Kirche neue Grabfelder angelegt, die neue Wege der „letzten Ruhe“ ermöglichen. „Der Trend zur Urnenbestattung hält an“, bestätigt der Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung Walter Arndt beim Gespräch mit dem „Dreisamtäler“. Immer mehr Menschen ließen sich nach dem Tod einäschern. Und Bürgermeister Georg-Wilhelm von Oppen verstärkt: „Die Fragen nach neuen Bestattungsformen wollen wir ganz offensiv angehen.“ Mit dem grünen Licht des Gemeinderates ist das jetzt leicht. Der Giersberg-Friedhof, in den achtziger Jahren gegen massiven Widerstand aus der Bevölkerung eingeweiht, ist inzwischen mit gutem Baumbewuchs zu einem landschaftlichen Kleinod gediehen. Zu gut zwei Drittel ist der inzwischen belegt, wobei bald die ersten Grabstätten wieder frei werden. Im obersten Feld will die Gemeinde ein „alternatives“ Grabfeld einrichten, das sowohl die Urnenbestattung rund um einen Baum, um eine neue Stele oder in Reihen als auch die herkömmliche Erdbestattung ermöglicht. Ein ähnliches Grabfeld soll auf dem Innerortsfriedhof an der Bahnlinie entstehen.
Neu ist in Kirchzarten dann, dass auf diesen Feldern Grabstätten schon im Voraus - zu Lebzeiten - erworben werden können. Auch für die Pflege der neuen Ruhestätten gibt es Neuerungen. Da dort nur „zur Ruhe kommt“, für den ein Vertrag mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner abgeschlossen wurde, ist dann allerdings auch für mindestens zwanzig Jahre die Grabpflege gesichert. Die übernehmen dann Kirchzartener Gartenbaubetriebe und auch die Grabsteine kommen nur vom heimischen Steinmetz.

„Wir haben uns hier“, so Bürgermeister von Oppen, „zu einer Zwischenlösung zwischen traditionellem und progressivem Begräbnis entschieden.“ Für die Angehörigen seien die neuen Grabfelder jedenfalls auch im Winter problemlos zu erreichen, stellt er mit leichtem Seitenhieb auf den Oberrieder Ruheberg fest. „Wir haben hier außerdem die komplette Infrastruktur für ein Begräbnis und den späteren Besuch am Grab“, ergänzt Walter Arndt, „Kirche, Friedhofskapelle und Toiletten sind vor Ort.“ Im übrigen erhoffen sich die Gemeindeverantwortlichen auch ein Geschäft aus den neuen Ideen. Immerhin habe Oberried 30.000 Euro plus aus dem Ruheberg im Haushalt eingestellt, bemerkte von Oppen so nebenbei. Und so will man bei Terminvereinbarungen für Begräbnisse „außer der Reihe“ nicht mehr kleinlich sein. Mit fünfzig Prozent Zuschlag ist die Beisetzung jetzt auch an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen möglich.Die komplette Friedhofsordnung, die am 1. Januar 2007 in Kraft tritt, war in der „Bekanntmachung“ vom 23. November veröffentlicht. Sie kann beim Amt für öffentliche Ordnung im Bürgerbüro im „Alten Rathaus“ in der Fußgängerzone eingesehen werden.

Gerhard Lück, 7.12.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

Gedenkstätte zum 27.11.1944 im Hauptfriedhof

Fußspuren, die ins Jenseits führen / Die Gedenkstätte für die Opfer des Luftangriffs von 1944 auf dem Freiburger Hauptfriedhof war durchaus umstritten

Keiner kommt an ihr vorbei: Schon beim Betreten des Hauptfriedhofs stößt man auf die Gedenkstätte für die Opfer des Luftangriffs, der heute vor 62 Jahren rund 2800 Menschenleben gefordert hat. 1438 Opfer waren allein bis zum Jahr 1945 dort bestattet worden.


Aus Platzgründen waren die Leichen in sieben Reihen und drei Schichten übereinander gelegt worden, so dass eigentlich keine Einzelgräber ausgemacht werden konnten. Trotzdem war der Schmuck des Massengrabes durch die Angehörigen sehr individuell. Auf dem historischen Foto sieht man im Hintergrund ein Modell der von Richard Engelmann geschaffenen Figur "Die Trauernde" , welche 1951 auf dem nördlich der Einsegnungshalle gelegenen Feld aufgestellt wurde. Bereits 1945 gab es Bestrebungen, die verschiedenen Holzkreuze und Tafeln in eine einheitliche Form zu bringen.

Vor dem Krieg hatte sich hier eine dreiteilige, schlossparkähnliche Grünanlage mit Beeten und Springbrunnen befunden. Gartenamtsdirektor
Schimpf entwarf 1945 eine Anlage, welche von blutroten Polyantharosen gesäumt werden sollte. Freilich waren in dieser Notzeit weder Geld noch Arbeitskräfte zu organisieren, geschweige denn Material. In der Bevölkerung indessen regte sich Widerstand gegen die Vereinheitlichung der Grabzeichen. "Was nützen uns Denksteine für unsere Toten, wenn die Lebenden (......) bitterste Not leiden?" , stand im Brief einer Frau aus Herdern, die beim Angriff Mutter und Schwiegermutter verloren hatte. Auch aus Pietätsgründen war das Abräumen der privaten Kreuze immer wieder verschoben worden.
In den Folgejahren gingen verschiedenste Vorschläge zur Gestaltung ein, zum Beispiel ein Schrein samt Buch mit dem Namen aller Opfer oder auch eine große Bronzeplatte. Der damalige Gartenamtsdirektor Muhl hielt jedoch den Ausbau des FFC-Stadions für wichtiger. Im Dezember 1955 bat die Stadt gar um Anregungen aus dem Volk. Wie erwartet, gab es hier mehr traditionelle Entwürfe, etwa eine Figurengruppe mit Brunnen. Trotzdem dauerte es bis 1958, bis schließlich ein abgeändertes Konzept des Gartenarchitekten Martin Zimber verwirklicht wurde: Ein umlaufendes Sandsteinband mit allen Namen rahmt das Grab. Grafiker Alfred Riedel wurde mit der Gestaltung der 50 Platten beauftragt. Kritik übte man vor allem an der Lesbarkeit der von Hand mit Pinsel aufgetragenen Schrift, die erst später in den Stein gehauen wurde. Symbole für Tod und Vernichtung, aber auch Zeichen von Frieden und Hoffnung unterbrechen die Namenskette. Besonders eindrucksvoll die immer flacher werdenden Fußspuren, welche den Übergang ins Jenseits verdeutlichen.

Am 27. November 1958 wurde "die Stätte der Mahnung und des Trostes" (Riedel) eingeweiht. Wurden auch die städtischen Trauerfeiern zum 27. November mangels Beteiligung längst eingestellt, zeugen zahlreiche Grablichter und Blumen noch immer von der Verbundenheit mit den Opfern. Ein schlichter Gedenkstein erinnert zudem an die etwa 800 Personen, welche nach dem Bombenangriff nicht aus dem Trümmern geborgen werden konnten.
Carola Schark, 27.11.2006, www.badische-zeitung.de

Der Hauptfriedhof am 21.4.2006 um 10 Uhr  
21.4.2006
 
Anfang 50er Jahre
 
 

 

Uf de Friedhof

Uf de Friedhof. Uf em Grab e Lichtle azündet un an sie denkt. An d Mamme. De Babbe. An d Oma un de Opa. An d Schweschder. An s Onkele un s Dandele.

E Weili dogschdande un sie gseh. S Dandele isch scho wieder de Gang uf un ab un het sell Kirchelied gsunge. D Mamme isch in d Küch un het Schinkenudle kocht. De Babbe het mit Ochsegall Farb agrührt, dass sie uf em Pergament hebt. D Oma uf em Ladedisch s Bschdeck poliert. De Opa het us em Fodorähmili uf de Mamme ihrm Nachtdischle glächelt. D Schweschder isch uf em Friedhof vo eim Grab zum andere grennt, wo sie au nur irgendebber kennt het. Vom Onkele hemmer no heißi Maroni spendiert kriegt.
Beim do Schteh het s mi jetz gfröschdeld. S isch e kalte Wind gange. No e Vaterunser. Adjö. Nix wie heim, bal ins Neschd. Glei eigschlofe.
Scho hör i, wie de eiskalt Wind in d Knöchele fahrt un sie gegenenanderkläbbere. Do schwebt e wehende schwarze Umhang, wo e schneeweiße Dodeschädel rusguckt. Drommelwirbel. Soldade marschiere mi me e Sarg deher, mit Deutschlandfahn zudeckt. D Milidärkapell schmeddert . "Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew´ gen Leben, mein guter Kamerad" . De schwarz Umhang gumpt uf de Sarg un legt e Stepdänzli uf d Deutschlandfahn. E Pferdefuhrwerk kommt mi me e Sarg deher, mit Herbschdlaub un usghöhlte Kürbisschädel garniert. De Fuhrmann steigt ab. De schwarz Umhang gibt em d Schaufel für s Loch. E jungs Pärle bringt e Kindersärgli, stellt s ab, die beide falle sich in d Arm un heule. De schwarz Umhang schnappt s Särgli, nimmt s uf d Schulder.
E Windstoß blost die ganz Gsellschaft usenander. Alles het sei Ruh. Un als no hab i friedlich gschlofe.

Martin Schley, 4.11.2006, Badische Zeitung


 

 

 

Kindergräber - Trauer kennt keine Frist

Reihengräber, in denen Kinder bestattet werden, müssen nach zehn Jahren geräumt werden

Es war ein Albtraum, aber ohne Aufwachen: Als Joscha vor einem Jahr tot geboren wurde, brach für seine Eltern, die sich neun Monate lang auf ihn gefreut hatten, alles zusammen. Einen Tag nach Joschas Geburt mussten sich Andrea und Ralf Appelt mit Särgen und Gräbern auseinandersetzen. Und als sie dann noch erfuhren, dass Kindergräber nach der Friedhofssatzung nach zehn Jahren aufgelöst werden, war das ein weiterer Schock. Um diese Regelung zu ändern, sammeln sie jetzt Unterschriften.

Dass Eltern das Grab ihres Kindes nach zehn Jahren nicht einfach aufgeben wollen, kam immer vor — und zwar nicht selten: Wer über den Hauptfriedhof oder den Bergäcker Friedhof in Littenweiler geht, findet Kindergräber, die Jahrzehnte alt sind. Doch nach der Freiburger Friedhofssatzung gibt´ s für Kinder nur Reihengräber. Und für die, erklärt Christel Brand vom städtischen "Eigenbetrieb Friedhöfe" , gelten offiziell feste Fristen. Reihengräber für Erwachsene werden demnach nach
15 Jahren, Kindergräber schon nach zehn Jahren geräumt. Diese Fristen richten sich nach der gesetzlichen "Mindest-Ruhezeit" , die für Kinder geringer als für Erwachsene ist. Inoffiziell allerdings werden für Kindergräber trotz der starren Fristen Ausnahmen gemacht. Wenn es gut gepflegt ist, können Familien ein Kindergrab verlängern lassen, betont Christel Brand — was bei einem Reihengrab für Erwachsene nicht geduldet wird. Bei Erwachsenen müssen sich die Angehörigen sofort entscheiden, ob sie ein Reihengrab mit 15 Jahren Begrenzung oder ein Wahlgrab wollen. Bei einem Wahl-Grab können sie den Platz selbst aussuchen und das Grab nach der "Mindest-Ruhezeit" noch beliebig oft verlängern lassen. Allerdings kostet das — statt einmal 557 Euro wie beim Reihengrab — jedes Jahr 78 Euro, ist also schon während der ersten 15 Jahre doppelt so teuer. Zwar können auch Kinder in Wahl-Gräbern begraben werden. Doch bisher haben die Freiburger Friedhöfe, anders als bei den Kinder-Reihengräbern, dafür keinen eigenen Bereich. Und nicht nur die Vorstellung, dass ihr Kind mitten zwischen lauter Erwachsenen liegt, schreckt Eltern ab. Als die Appelts damals das große Erwachsenen-Grab und Joschas kleinen Kindersarg sahen, war ihnen sofort klar: "Das passt nicht." So geht es den meisten Eltern, ist die Erfahrung von Hiltrud Jacob vom Bestattungsbetrieb "Horizonte" , die oft trauernde Eltern begleitet. Nur einmal hat sie in den vergangenen Jahren erlebt, dass sich Eltern für ein Wahl-Grab entschieden. Und immer wieder beobachtet sie, wie wichtig der Platz zum Trauern für Familien ist — nicht nur in den ersten zehn Jahren, sondern auch später. Zum Beispiel, wenn die Geschwister älter werden und sich noch einmal ganz neu mit ihrer toten Schwester oder dem Bruder auseinandersetzen. Obwohl Christel Brand versichert, dass für Kindergräber großzügigere Regeln gelten, wollen sich die Eltern darauf nicht länger verlassen: "Das muss offiziell geregelt sein, sonst wird jede Verlängerung zur Zitterpartie", sagt Tina Wendik-Fuchs, deren Sohn vor sechs Jahren am Ende der Schwangerschaft starb. Ihre Zehn-Jahres-Frist ist nun schon mehr als zur Hälfte um — "und das macht uns Angst und Sorge." Die Appelts haben deshalb schon im Dezember einen Brief an Bürgermeisterin Gerda Stuchlik geschrieben und kürzlich ihre Unterschriftenaktion gestartet, bei der sie Listen an Kliniken und Kindergärten, bei Ärzten und Bestattungsunternehmen auslegen. Wahrscheinlich wären diese Unterschriften nicht dringend nötig: Für Christel Brand steht fest, dass die Kindergräber bei der nächsten Sitzung zur Friedhofssatzung Mitte des kommenden Jahres auf die Tagesordnung kommen. Ziel der Vorlage soll sein, dass es für Kinder in einem eigenen Bereich künftig Wahl- und Reihengräber gibt. Dann muss nur noch der Gemeinderat zustimmen.
Anja Bochtler, 13.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Paten für historische Grabdenkmäler im Hauptfriedhof gesucht

Ob Parkbank, Springbrunnen oder Theatersessel: Bürgerinnen und Bürger können für mancherlei Patenschaften übernehmen. Dass sie auch eingeladen sind, sich für Grabdenkmäler auf dem Hauptfriedhof einzusetzen, ist den meisten Freiburgern gar nicht bekannt. Und so sind es denn — genau drei Jahre nach Einführung der Grabdenkmalpatenschaften — gerade mal zwölf dieser alten Steine und Steinskulpturen, die unter der Obhut von Paten stehen.

Als kleiner Junge schon hatte einst Dieter Jancke den Grabstein nahe dem Grab seiner Großeltern auf dem Hauptfriedhof entdeckt: das hübsche Relief eines Jünglingskopfes, angefertigt 1920 von einem Freiburger Künstler, schmückte das Grab eines 17-Jährigen — oft ging Dieter Jancke hin und verweilte dort ein wenig. Wege und Gräber, alles sei ihm vertraut, erzählt der 74-jährige Freiburger: "Man verkehrte da sehr selbstverständlich."
Das wünscht sich Betriebsleiterin Christel Brand vom Eigenbetrieb Friedhöfe genau so für die heutige Zeit, "dass diese Parkanlage als Rückzugsort und Ort der Trauer auch einladend für die Besucher ist." Damit ganz in diesem Sinne das historische Erscheinungsbild des Friedhofs erhalten bleibt, sollten auch die wertvollen Grabdenkmäler erhalten bleiben, so eine der Überlegungen beim Eigenbetrieb Friedhöfe. "Jedes Mal, wenn ein Grab zurückgegeben wird" , erklärt Christel Brand, "liegt die Entscheidung bei uns, ob das Grabdenkmal erhalten wird." Eine gute Lösung schien es den Verantwortlichen, erhaltenswerte Grabdenkmäler für Patenschaften auszuschreiben. Ein Angebot, das für Christel und Dieter Jancke passte. Als deren junge Tochter vor anderthalb Jahren starb, hatte das, erinnert sich Dieter Jancke, "in dieser sehr traurigen Situation irgendwie etwas Tröstliches" . Das Besondere: Janckes brachten in Erfahrung, dass ausgerechnet der Grabstein mit dem Jünglingsrelief unter Paten-Fittiche genommen werden sollte. Wie allen Grabdenkmal-Paten wurde ihnen ihr Stein kostenlos vom Eigenbetrieb Friedhöfe überlassen. Sie allerdings waren verantwortlich für die Restaurierung. Steinbildhauer Michael Storr brachte den französischen gelben Sandstein mit viel Fingerspitzengefühl wieder in einen guten Zustand — und versah ihn mit der neuen Inschrift. Grabnutzungsgebühren zahlen Paten erst, wenn das Grab genutzt wird, betont Christel Brand: "Das handhaben wir bewusst anders, als wenn ein Grab einfach reserviert wird." Über die persönliche Erfahrung einer trostreichen "Verbindungslinie" hinaus plädiert Dieter Jancke ganz grundsätzlich dafür, sich für den Erhalt dieser "steinernen Zeitdokumente" einzusetzen: "Etliche dieser Grabsteine sind Kulturdenkmäler — und ohne sie wäre der Friedhof zusehends uniform." Das weiß auch Christel Brand: "Es sind diese alten Grabdenkmäler, die das Bild unseres Friedhofs prägen." Und selber zu wissen, dass man ein solches Denkmal erst hütet und später übernimmt, sagt Christel Brand, "ist für manchen ein schöner Gedanke" .
Infos zu Grabdenkmalpatenschaften bei Brigitte Seemann: Tel 0761/201-6611
Julia Littmann, 6.9.2006, www.badische-zeitung.de
 

 

Förderverein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur: Veranstaltungsreihe

Der Förderverein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur in Freiburg freut sich Sie zu einer besonderen Veranstaltungsreihe einladen zu dürfen. Immer wieder machen wir Menschen in unserem Leben die Erfahrung von Verlust. In der Situation der Krise selbst sind wir dann zu bewegt und zu belastet um in Ruhe Entscheidungen treffen zu können. Daher ist die vorsorgliche Auseinandersetzung mit der Endlichkeit ein Anliegen, was unserer Verein fördern und anregen möchte.

  • In der ersten Veranstaltung geht es um die Auseinandersetzung mit der Regelung von materiellen Angelegenheiten. Informationen und häufige Irrtümer im Erbrecht werden hier angesprochen.

  • In der zweiten Veranstaltung beleuchten wir die Veränderungen in unserer Gesellschaft hinsichtlich des Umgangs mit den Verstorbenen auf den Freiburger Friedhöfen. Bestattungs- und Friedhofskultur gestern und heute stehen im Zentrum des Vortrags.

  • In der letzten Veranstaltung informieren wir Sie über die Möglichkeiten wie Sie im Vorfeld Ihren letzten Weg regeln können, die Vorsorge der Bestattung, der Grabpflege und der Gestaltung des Grabes durch ein Grabmal.

Alle drei Veranstaltungen werden begleitet und umrahmt von einer Fotoaustellung über die Symbolik auf Denkmälern am alten Herdener Friedhof. Wir würden uns freuen Sie zu einer oder allen Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.
Martina Pleuger, 26.4.2006

Förderverein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur
Vorstandsprecherin: Martina Pleuger, Tennenbacherstraße 51
79106 Freiburg, Tel (0761) 27 22 30

Infos über Erbrecht-Schüller >Rechtsanwälte

 

 

Immer mehr Tote werden namenslos - Anonymisierung des Sterbens nimmt zu

... Zwar steuern das katholische Stadtdekanat und der evangelische Kirchenbezirk Freiburg jährlich je 2500 Euro bei. Doch inzwischen, seit 1997 auch auf dem Gräberfeld 43 des Hauptfriedhofs, sind es schon 340 Gräber, deren Gestaltung (mittlerweile mit einer Marmortafel statt mit einem Holzkreuz) und Pflege der Stadtcaritasverband übernommen hat. Allerdings, sagt Wolfgang Humpfer, “nehmen wir nach dreißig Bestattungen 2001 heute wirklich nur noch Wohnungslose und Menschen, die allein sterben” . Seit Anfang dieser Woche will nun auch das Evangelische Stift der zunehmenden Anonymisierung im Tod entgegenwirken. Bürgermeisterin Gerda Stuchlik übergab dem Stift auf dem Gräberfeld 50 ein 1913 errichtetes großes Eckgrabmal der Familie Ruef, das zum letzten Mal 1988 belegt wurde. Jetzt wird daraus eine Gemeinschaftsgrabstätte für Bewohnerinnen und Bewohner des Evangelischen Stifts, die keine Angehörigen haben oder kein eigenes Grab wollen. Platz für 44 Urnengräber bietet die Grabanlage, die das Stift zunächst einmal für 15 Jahre gemietet hat. “Der letzte Schritt in der Abschiedskultur unserer Häuser” , wie es der Verwaltungsratsvorsitzende Elmar Bingel ausdrückt. Ein Schritt, der ebenfalls für Stiftsdirektor Klaus Eschenburg in die richtige Richtung geht: “Etliche Wünsche nach anonymen Gräbern wurden mittlerweile zurückgenommen.” ....

Münstereck: Wie im Tod, so auch im Leben - Tödliche Anonymität
Friedhöfe sind ja nicht, wie manche meinen mögen, tote Flächen, die doch besser Geld bringend wohnbebaut werden sollten. Nein, sie sind, so merkwürdig das klingen mag, Lebenszeichen. Zumindest so lange auf den Grabsteinen die Namen derer stehen, die darunter liegen. Nun sterben jedoch mittlerweile nicht nur immer mehr Menschen einsam und von aller Welt vergessen — sie werden immer öfter auch noch namenlos in anonymen Gräberfeldern versteckt. Anders, angemessen deutlich ausgedrückt: Sie werden verscharrt und ausgelöscht. Und das ist nicht etwa eine Entwicklung, die nur die Toten etwas angeht und die Überlebenden nicht weiter zu berühren braucht. Denn der Umgang mit dem Tod und den Toten bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Umgang mit dem Leben und den Lebenden — und umgekehrt. Da hat der neue südbadische Prälat Hans Pfisterer sehr Recht: “Der Name steht für das Leben, für die je eigene Würde von jedem von uns.” Wem der Name genommen wird, dem wird folglich auch sein unverwechselbares Leben genommen. Bei den einen geschieht es im Tod, wenn in einem namenlosen Grab die Erinnerung an den Menschen gleich mitbegraben wird. Anderen widerfährt es schon im Leben, in dem sie sich keinen Namen machen können. Und beides färbt aufeinander ab: Namenlos gemacht sterben immer mehr Menschen einsam — und immer mehr allein gestorbenen Menschen wird auch noch der letzte Rest ihrer Würde, ihr Namen, weggenommen. Deshalb mag das Bemühen der Stadtverwaltung um Grab-Patenschaften zwar auch geschäftstüchtig sein — viel mehr aber ist es ein Beitrag zur lebensnotwendigen Erinnerungskultur. Den dieselbe Verwaltung gleichwohl selbst konterkariert, wenn sie für Arme und Einsame Einäscherung und Urnenbeisetzung auf dem anonymen Gräberfeld anordnet.


Alles von
Gerhard M. Kirk vom 15.3.2006 auf www.badische-zeitung.de



 

Beerdigungsbräuche im Hochschwarzwald

„Die Abschiedsbräuche sind seit Jahrzehnten recht unverändert“ / Naturbeisetzungen sind im Hochschwarzwald noch Zukunftsmusik / Bestattungsunternehmer haben ein Ohr für die Wünsche der Toten und der Trauernden

So genannte Friedwälder, das heißt Begräbnisstätten in Wäldern oder unter Bäumen, oder Naturbe-stattungen inmitten unbegrenzter Natur entsprechen zurzeit einer Art Trend. Im Hochschwarzwald und anderswo im Land ist derlei aber noch Zukunftsmusik.

Auch in Löffingen und Rötenbach sind die Beerdigungsbräuche noch am Traditionellen orientiert. „Die Abschiedsbräuche sind seit Jahrzehnten recht unverändert“, so der Rötenbacher Bestattungsunternehmer Reinhold Klausmann, „nahezu 100 Prozent der Angehörigen wünschen eine geistliche Begleitung bei der Trauerfeier.“ Neben dem Bestattungsinstitut führt er noch eine Schreinerei – was gelegentlich zu Interessenskonflikten führt, wobei er beobachtet, dass die Menschen heute nicht mehr so viel Verständnis für eine Unterbrechung seiner Arbeit als Schreiner haben, wenn ein Trauerfall dazwischen kommt. Er hat das Geschäft vom Vater übernommen, ist von klein auf hineingewachsen. Eine Tendenz ist aber deutlich spürbar: Der Trend geht eindeutig zur Urnenbeisetzung. Zur Zeit kommen auf 75 Prozent Erdbestattungen etwa 25 Prozent Urnenbeisetzungen, Tendenz steigend, hauptsächlich wenn keine Kinder da sind oder ihnen die Pflege nicht zugemutet werden soll.

Überrascht sind über die Hälfte der Hinterbliebenen oft, wenn Klausmann darauf hinweist, dass der Verstorbene ohne weiteres bis zu 36 Stunden im Haus bleiben darf, damit die Familie in Ruhe Abschied nehmen kann. Da er einen kleineren Betrieb hat, kann er sich recht intensiv um einen Sterbefall kümmern. Sein Markenzeichen ist es, dass er zuhört, sich, wenn gewünscht, die Lebensgeschichte erzählen lässt, sich viel Zeit nimmt, um die Wünsche und Vorstellung der Trauernden auszuloten. Manfred Schätzle vom Bestattungsinstitut Bisch ist ebenso wie Klausmann noch nicht mit dem Wunsch nach Naturbestattungen konfrontiert worden. Er führt das Institut seit 1992 hauptberuflich. Die Landbevölkerung wünscht nach seinen Erfahrungen noch zu 90 Prozent die Erdbestattung, ansonsten halten sich Urnen- und Feuerbestattung die Waage. Bei dem Wunsch nach anonymen Beerdigungen bietet er den Waldfriedhof in Schwenningen an; dort ist auch eine Baumbestattung mit einem Schild möglich.

Wer sich rechtzeitig Gedanken um seine Bestattung macht, kann bei ihm – wie auch bei den Kollegen – eine Sterbevorsorge treffen. Diese hält die Wünsche fest und regelt die Bezahlung – entweder durch einen Einmalbetrag oder eine Versicherung, die noch bis zum 80. Geburtstag abgeschlossen werden kann. Am Herzen liegt ihm die Menschlichkeit bei der Hausabholung, er lässt Zeit für Gefühle – und wenn es gar vier Stunden dauert. Und wenn es dann ernst wird, betet er mit den Angehörigen ein „Vater Unser“. Erst zweimal ist er damit auf Granit gestoßen – aber umso öfter wurde ihm im Nachhinein dafür gedankt.

Die Frage nach der Vertretung zwischen den Bestattungsunternehmen wurde von allen Bestattern mit Bedauern verneint – auch wenn dadurch fast immer Urlaubszeiten oder freie Wochenenden ein Traum bleiben. Schade.


Alles von Martina Seiler vom 31.10.2005
auf www.badische-zeitung.de

  

 

Tag des Friedhofes auf dem Bergäckerfriedhof Freiburg-Littenweiler

Bächlechor singt im Bergäckerfriedhof Kinderfeld im Bergäckerfriedhof in FR-Littenweiler  
Bächlechor singt im Bergäckerfriedhof Kinderfeld im Bergäckerfriedhof in FR-Littenweiler  

Der „Tag des Friedhofes“, der am 24. und 25. September auf dem Bergäckerfriedhof begangen wurde, fand großen Anklang. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit musikalischer Untermalung, Infoständen der Bestatter, Friedhofsgärtner und eine Bildhauerwerkstatt sowie Vorträge und Lesungen zur Trauerkultur und ein ökumenischer Gottesdienst erfreute die Besucher. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Bürgermeisterin Gerda Stuchlik auf dem neu gestalteten Kinderfeld. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und sich an ungewöhnlicher Stätte am Kuchenbuffet der Landfrauen Kappel/Ebnet zu laben. Die Kinder konnten Mandalas bemalen oder einen Engel basteln und eine Bildhauerwerkstatt lud zur Besichtigung ein. Obwohl die Beschäftigung mit dem Thema Tod, Trauer und Beerdigung sicherlich nicht gerade zu einem gemütlichen Zusammenkommen und „hocken“ einlädt, fand die Veranstaltung dennoch großen Zuspruch, was sicherlich dem vielfältigen Rahmenprogramm und den beteiligten Firmen zu verdanken war, welche die Infostände, Mustergräber und die Einsegnungshalle abwechslungsreich und informativ geschmückt hatten und für alle Fragen stets zur Verfügung standen. Eine gelungene Veranstaltung, die mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Pfarrer Rudolf Atsma und Johannes Kienzler einen stimmigen Abschluss fand.

Text und Fotos: Gisela Heizler-Ries, Littenweiler Dorfblatt 11/2005

  

 

 

Friedhof Bergäcker in Littenweiler - Lachende Kinder am Wasserlauf

Spätsommertage wie am vergangenen Wochenende animieren nicht unbedingt zum Friedhofsbesuch. Am Tag des Friedhofs auf dem Friedhof Bergäcker in Littenweiler waren jedenfalls eher wenige Besucher unterwegs. Dabei war das Wetter ideal, um die verbreitete Scheu vorm Friedhof als angeblich tristem Ort zu überwinden.

Die warme Herbstsonne ließ die Farben rostroter Dahlien und orangegelber Rosen mit blauen Windrädchen und gelben Strohpuppen auf den kleinen Kindergräbern strahlen, während die saftig grüne Wiese und das dichte Laub der Bäume ein warmes, gleichsam tröstliches Licht warfen. Als die Pfarrer Atsma und Kienzler den neuen Bachlauf des umgestalteten Kinderfelds sprudeln ließen, hatte das Wasser kaum das Sammelbecken erreicht, als die ersten Kinder mit vergnügtem Quietschen das neue Spielzeug in Besitz nahmen. Die fröhliche Szene stimmte auch die zuvor gedämpften Erwachsenen gleich viel heiterer. Dies ist wesentlicher Zweck der Umgestaltung: Die Geschwister der kleinen Gestorbenen sollen den Friedhof als einen angenehmen Ort erleben, zu den sie ihre Eltern gerne begleiten, so Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, die den Tag des Friedhofs eröffnete.

Dass es wichtig ist, einen Ort zu haben, an dem man um tote Familienmitglieder, Freunde oder Partner trauern kann, betonten die freie Trauerrednerin Annette Welle und ihr Berufskollege Wolfgang Reiffer in einem Vortrag über neue Formen des Abschieds. Auch wenn die anonyme Beerdigung aus praktischen Erwägungen sinnvoll erscheine, nehme das den Hinterbliebenen eine Form des Trostes. Ebenso wie ein Platz, an den man zurückkehren kann, seien Rituale zum Abschied von Bedeutung, die den Vorlieben der Gestorbenen entsprechen − etwa eine Trauerfeier mit Tanz und Trommelmusik für Afrika-Liebhaber. Zudem sollte die Trauerrede möglichst wahrheitsgetreu und mit menschlichem Einfühlungsvermögen das Leben des Toten wiedergeben, ohne negative Seiten auszusparen. Ob wohl eines Tages auch mehr Menschlichkeit in kirchliche Trauerfeiern zu bringen oder diese mit alternativen Trauerfeiern zu verbinden sind, wollte eine ältere Frau nach dem Vortrag wissen. Sie habe da Bedenken. Andere Besucher erkundigten sich nach Aufbahrungen zu Hause und waren erstaunt, dass dies generell 36 Stunden lang erlaubt ist. Bestattungsunternehmen und auch der Verein Phönix zur Förderung der Trauerkultur in Freiburg informieren über alternative Möglichkeiten. In etwa fünf bis acht Prozent der Fälle werde diese andere Form des Abschieds heute wieder genutzt.


Manuela Müller in der BZ vom 26.9.2005
auf www.badische-zeitung.de

  

 

Xertifix - Freiburger Steinmetze gegen Kinderarbeit für deutsche Gräber

Xertifix ist ein Zertifikat, das von drei Freiburger Steinmetzen initiiert wurde und fair gehandelte Grabsteine kennzeichnen soll
Kinder hantieren in indischen Steinbrüchen mit 45 Kilogramm schweren Schlagbohrern unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen - damit in Deutschland billige Grabsteine angeboten werden können. Eine Initiative von Freiburger Steinmetzen hat den Stein ins Rollen gebracht: Mit einem Zertifikat soll sich die Situation der Kinder verbessern

Zwei Drittel der Grabsteine, die in Deutschland verkauft werden, stammen aus Indien. Dass die Steine wahrscheinlich aus Kinderarbeit stammen, damit wollten sich die Steinmetze Jörg Bollin, Dieter Schindler und Michael Storr nicht abfinden: Sie baten den europaweit angesehenen Kinderarbeitsexperten Benjamin Pütter aus Freiburg ein Gütesiegel für Steine zu schaffen, das fairen Handel garantiert. Getarnt als deutscher Grabsteinimporteur verschaffte sich Benjamin Pütter Zutritt in die Steinbrüche in Südostindien. "Alle behaupteten, die Arbeit dort sei so schwer, dass Kinder sie nicht verrichten können", sagt Pütter, der unter anderem für Misereor arbeitet und fünf Monate im Jahr in Indien verbringt. Doch in den Steinbrüchen, in sengender Hitze, ohne Schutz dem Staub ausgesetzt, schufteten Kinder, die jüngsten waren gerade elf Jahre alt.
Die Kinder sind Sklaven: Schuldknechte, die Schulden ihrer Eltern oder Großeltern abarbeiten müssen. Die Arbeiter sind arm und wird ein Familienmitglied krank, so müssen sie sich das Geld für den Arzt von den reichen Steinbruchbesitzern borgen. Dass die auf dem Schuldschein ein paar Nullen zu viel an den Betrag hängen, merken die Arbeiter nicht - sie sind Analphabeten. Da die Kinder arbeiten, statt in die Schule zu gehen, gibt es für sie keine Möglichkeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Und die Lebenserwartung dieser Kinder liegt bei 35 Jahren.

Kinderarbeit ist in Indien streng verboten. Die Steinbrüche liegen jedoch weitab der großen Städte und die staatlichen Kontrolleure haben keine Autos, um dorthin zu gelangen. Eigentlich gilt das Kinderarbeitsschutzgesetz bis zur Volljährigkeit mit 18 Jahren. "Aber ich wäre schon froh, wenn wir Kinder unter 16 Jahren raus kriegen", sagt Pütter. Xertifix soll nun Abhilfe schaffen. Das Siegel - ähnlich dem Teppich-Gütesiegel "Rugmark" - soll Steine kennzeichnen, die aus Steinbrüchen kommen, in denen zumindest die fundamentalen Arbeitsgesetze eingehalten werden. Das bedeutet: Keine Kinderarbeit und Schuldknechtschaft, Zugang zu Trinkwasser, Schatten spendende Unterstände und minimaler Gesundheitsschutz durch Ohrstöpsel und Mundschutz.

Geleitet werden soll die Zertifizierung von einem unabhängigen Verein unter dem Vorsitz des Ex-Arbeitsministers Norbert Blüm. Benjamin Pütter hofft, dass sich der Verein bereits im Mai gründet. Geplant ist, dass die zertifizierten Steine drei Prozent teurer sind als die unzertifizierten. Von diesem Geld werden die Kontrolleure bezahlt, der Rest des Geldes fließt in Projekte, um die Situation der Kinder zu verbessern.

Die Zertifizierung funktioniert jedoch nicht ohne Hilfe aus Deutschland: Nur durch den Druck der Abnehmer werden es die Steinbruchbetreiber zulassen, dass die Xertifix-Kontrolleure in die Steinbrüche dürfen. "Die Kontrolleure sind ausgebildet und vor Ort, ab jetzt können die Händler jederzeit zu Betrieben wechseln, die sich kontrollieren lassen." Pütter rechnet damit, dass im November die ersten zertifizierten Steine in Deutschland ankommen.

Die drei Freiburger Steinmetze, die all das initiierten, haben gemeinsam die Signum GmbH gegründet. "Wir wollen konkurrenzfähig sein, aber auf anständige Weise", sagt Signum-Mitarbeiter Burkhard Krupp. Die Kunden - ausschließlich Händler - bestellen die Steine. Signum lässt sie erst dann in Indien anfertigen und liefert sie direkt aus. "Das erspart uns eine teure Lagerhaltung", erklärt Krupp. Außerdem lassen sie ihre Designs nur in kleiner Stückzahl fertigen. So entstehen günstige, aber dennoch exklusive Grabmale. Und bei Signum achtet man nicht nur auf den Kauf von fair gehandelten Grabsteinen: "Wir wollen auch Kinder und Jugendliche in Indien zu Steinmetzen ausbilden lassen", berichtet Burkhard Krupp.

Er hofft, dass noch weitere Händler und Steinmetze ihrem Prinzip folgen werden. "Denn das Problem besteht ja nicht nur in Indien", sagt Krupp, "sondern auch in China, Vietnam und anderen asiatischen Ländern." Das bestätigt auch der Kinderarbeitsexperte. Pflastersteine, berichtet Benjamin Pütter, würden hauptsächlich aus China geliefert. Auch der Granit für Fassaden oder Gartenplatten kommt aus Indien. Ganz zu schweigen von Bekleidung, Schokolade, Gold und vielem mehr.

Die Initiative Earth Link hat daher die Aktion "Aktiv gegen Kinderarbeit" ins Leben gerufen. Sie ruft Städte und Gemeinden dazu auf sich zu verpflichten, nur noch Produkte zu kaufen, die nachweislich nicht von Kindern hergestellt wurden. Dies kann eine Richtlinie beinhalten, dass auf den Friedhöfen nur noch fair gehandelte Grabsteine stehen dürfen. Oder dass Aufträge nur an die Firmen vergeben werden, die fair gehandelte Materialien verwenden. In zwölf Städten gibt es bereits einen solchen Beschluss. In elf weiteren Städten, darunter Stuttgart, wird der Antrag derzeit in den Stadträten verhandelt. Baden jedoch ist bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte "Aktiv gegen Kinderarbeit".


Kathrin Ganter am 24.3.2005 auf www.badische-zeitung.de

www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de 

Xertifix.de - Natursteine fair - ohne Kinderarbeit >Steinmetz

  

 

 

Sulzburg - Jüdischer Friedhof und Synagoge

Während in Sulzburg um die Mittagszeit die Wintersonne fast wärmend durch die Fenster der Synagoge scheint, ist es am Campingplatz, etwa einen Kilometer entfernt, frostig. Das Laub am Boden ist gefroren und knackt beim Gehen. Jenseits der Brücke über den Sulzbach, fast noch im Campingplatz, leuchtet der goldene Davidstern am Eingang des Friedhofes. Hinter dem Tor führt eine fast endlose Treppe durch den am Hang gelegenen jüdischen Friedhof. Sie trennt die alten Gräber mit ausschließlich hebräischer Inschrift von den neueren. Im 16. Jahrhundert bestattete die jüdische Gemeinde erstmals ihre Verstorbenen an diesem schattigen, aber zauberhaft schönen Ort außerhalb des kleinen Städtchens. 1938 wurde der Friedhof offiziell geschlossen, allerdings mit einer Ausnahme: Hugo Bloch, ein gebürtiger Sulzburger Jude, der zwar nach dem Krieg nicht mehr dort lebte, sich aber um das Andenken an die ehemalige jüdische Gemeinde sehr verdient machte, hatte den sehnlichen Wunsch dort begraben zu werden. Das war 1980. Zahllose Steine liegen auf den Grabsteinen des Friedhofs, auch auf dem Gedenkstein aus dem Jahre 1970. Auf dem Mahnmal stehen die Namen der aus Sulzburg deportierten und ermordeten Juden. Jüdisch-christliches Zusammenleben gibt es in Sulzburg seit dem Holocaust nicht mehr, dennoch ist es in dem kleinen Ort allgegenwärtig. Die Sulzburger haben den Wunsch nach Aufarbeitung und Erinnerung an das Zusammenleben der Glaubensgemeinden. In der ehemaligen Synagoge stehen Tafeln mit alten Schulbildern, auf denen jeder, der sich erinnern kann, die Namen der abgebildeten Schüler eintragen kann. "Im Gegensatz zur Müllheimer Synagoge entging diese dem Abriss nach dem Krieg", erzählt Stadtarchivar Jost Grosspietsch. Sie wurde aufwändig restauriert, bekam sogar eine Fußbodenheizung, 1980 wurde die ehemalige Synagoge in das Schwerpunktprogramm Denkmalpflege der Landesregierung aufgenommen. 1984 war klar, dass das Gebäude als "Haus der Begegnung" dienen soll, eine jüdische Gemeinde gibt es schließlich nicht mehr. Vier Jahre später gründete sich der "Freundeskreis ehemalige Synagoge Sulzburg" und erst 1995 fand die insgesamt 17-jährige Restaurierungszeit (mit Unterbrechungen) mit einer Feierstunde ein Ende. Seitdem finden Vorträge, Konzerte und, in unregelmäßigen Abständen, Kunstausstellungen statt.
Errichtet wurde die klassizistische Synagoge in den Jahren 1822/1823 von Ludwig Weinbrenner, dem Neffen des badischen Baumeisters Friedrich Weinbrenner. Ihre Restaurierung sei zwar gelungen, entspreche aber nicht unbedingt den historischen Vorgaben: "Ansonsten hätten wir statt der Fußbodenheizung einen Bollerofen reinstellen müssen", erklärt der Stadtarchivar. Aber ob sich Konzerte im Winter darin dann richtig bewährt hätten, wagt er zu bezweifeln.


Ganzen Text von Isabella Denk vom 29.1.2005
auf www.badische-zeitung.de

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