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Kanonenplatz Freiburg 3.1.2011: Blick nach Südwesten zum Lorettoberg und Schönberg
Kanonenplatz Freiburg 3.1.2011: Blick nach Südwesten über die Wiehre zum Lorettoberg und Schönberg

 

 

Gentrifizierung im Heldenviertel: Wohnungsverkauf nach Sanierung

Geert Rehnig hat sehr unterschiedliche Zeiten erlebt, seit er 2003 in seine Wohnung gezogen ist – er hat einen privaten Vermieter, der nichts mit der Südwestdeutschen Bauunion zu tun hat. Lange hatte das einst "Heldenviertel" genannte Quartier einen abenteuerlichen Ruf. "Anfangs war’s wild", erzählt Geert Rehnig, "die Polizei kam mindestens einmal am Tag." Durch das Engagement von Sozialarbeitern, Polizei und Mietern habe sich die Lage entspannt. Auch er selbst ist einer der Engagierten, die mitmischen, in der Bewohnerinitiative und als stellvertretender Vorsitzender des Quartiersrats.
Alles vom 2.9.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/gentrifizierung-merzhauser-strasse-schwierige-veraenderungen--49187489.html

Bürgerforum Lebenswerte Wiehre: 3100 Euro für Janusz-Korczak-Schule

Nach der Auflösung des Bürgerforums Lebenswerte Wiehre haben die ehemaligen Vorstandsmitglieder Vermögen des Vereins in Höhe von rund 3100 Euro satzungsgemäß als Spende an den Trägerverein der Janusz-Korczak-Schule für mehrfach behinderte Kinder in der Wiehre übergeben. Das Bürgerforum war im Dezember 2009 von der Mitgliederversammlung aufgelöst worden, nachdem drei Vorstandsmitglieder den Stadtteil verlassen hatten.
21.5.2011

 

 

Auskunft statt Automat: Der Wiehre-Bahnhof ist ein Geheimtipp

Wie kompliziert und undurchdringlich ist doch der Dschungel an Tarifmöglichkeiten im Bereich von Handy, Computer und leider auch der Deutschen Bahn geworden! Wenn ich aber eine ausführliche Beratung brauche, wollen mir alle immer nur etwas verkaufen. Dem Kunden geduldig die für ihn günstigste Möglichkeiten aufzuzeigen, bringt ja offenbar keinen unmittelbaren Gewinn. Wie wohltuend ist es da, dass es zumindest im Bereich der Deutschen Bahn in Freiburg eine Anlaufstelle gibt, wo sich ein Mensch noch Zeit nimmt und mir eine Zugverbindung austüftelt, die genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der Wiehre-Bahnhof ist ein Geheimtipp und deshalb stehen die Leute dort Schlange, weil es da etwas Besonderes gibt: Da hängt man nicht in der Endlosschleife eines telefonischen Servicedienstes oder steht ratlos vor den Tücken eines Automaten. Da der Kunde vor mir aber wahrscheinlich auch ein kniffliges Problem mitgebracht hat, das der freundliche und geduldige Beamte zu lösen versucht, bin ich gerne bereit, zu warten, bis ich an der Reihe bin. Ich bin froh, dass er nicht "huudelt". Die einzige Möglichkeit, die Schlange zu verkürzen wäre, mehr solcher Beamten bei der deutschen Bahn einzusetzen, statt immer mehr Automaten aufzustellen
Leserbrief vom 20.12.2010 von Elli Willmann-Frey, Freiburg

Eine Art Verkehrsleitsystem ist ja auch die Deutsche Bahn. Mit ihren Bahnhöfen. Wie dem Wiehre-Bahnhof. Dort, so dünkt es eine Leserin, tun Beamte Dienst nach dem Motto "Numme nit huudle". Was nicht nur die Wartenden zur Bildung einer Schlange anleitet, sondern sie auch ziemlich verärgert. Statt "selli Beamte azmeckere", hat unsere Leserin ihrem Ärger jedoch Luft gemacht, indem sie ein Gedicht schrieb mit dem poetischen Titel "Warten am Bahnschalter in der Wiehre". Darin heißt es unter anderem: "Ganz egal, wie lang die Schlange, man berät ganz furchtbar lange!" Und nach einigen gereimten Beispielen für die "unerträglich erscheinende Langsamkeit" heißt’s am Ende: "Die Schlange wächst, und ich denk grad: Wo war noch mal der Automat?" Nur gut, dass die Schalterbeamten ihre Beratung nicht auch noch in Versen abfassen.
11.12.2010, BZ


 

Freunde des Lorettobades: Neue Gesichter im Vorstand

Seit 1993 besteht der Förderverein für das Lorettobad "Freunde des Lorettobades" – mit seitdem nahezu unverändertem Vorstand. Während der Vorsitzende Klaus Winkler bei der Jahreshauptversammlung in seinem Amt bestätigt wurde, gab es nun auf anderen Positionen Veränderungen: Anstelle der nach Berlin gezogenen Petra Urban wurde Gisela Ruf zur stellvertretenden Vorsitzenden und Schriftführerin gewählt. Und auf den nach fast 17-jähriger Tätigkeit nicht mehr kandidierenden zweiten stellvertretenden Vorsitzenden und Kassierer Dieter Körschges folgt Verena Mark. Der alte und neue Vorsitzende Klaus Winkler berichtete, dass im Jahr 2009 alle vier geplanten Konzertveranstaltungen im Damenbad stattfinden konnten. Durch die zahlreichen Spenden sei das Vereinsvermögen in diesem Jahr um rund 10 000 Euro gewachsen. Deshalb habe der Förderverein sich 2010 auch mit 25 000 Euro an den Kosten für die Sanierung des Spielplatzes im Familienteil des Bades beteiligen können. 2010 sei leider eine der drei geplanten Veranstaltungen – eine Autorenlesung – wegen starken Regens buchstäblich ins Wasser gefallen. Der Chansonabend mit Myrtil Haefs und der Serenadenabend mit zwei jungen Musikerinnen seien hingegen beeindruckend gewesen.
Silvia Cavalluccis Buch "Damenbad" habe zwar zu einer bundesweiten Berichterstattung über das Damenbad geführt. Allerdings sei gerade durch dieses große Medieninteresse die viel gepriesene Ruhe im Damenbad gestört worden. 2011 soll es außer den traditionellen Konzertveranstaltungen wieder ein Lorettobadfest geben. Immerhin wird das Lorettobad im nächsten Jahr 170 Jahre alt, und das Damenbad schaut auf 125 Jahre zurück. Der seit der Gründung unveränderte Jahresmitgliedsbeitrag beträgt weiterhin für Einzelpersonen 12 Euro im Jahr (Paare 18 Euro, Firmen 25 Euro).
Wahlergebnisse:
Freunde des Lorettobades, Vorsitzender Klaus Winkler (wie bisher), stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin Gisela Ruf (für Petra Urban), zweite stellvertretende Vorsitzende und Kassiererin Verena Mark (für Dieter Körschges), Beiräte: Peter Burkart, Johannes Korthaus, Günter Maier und Eugen Reinwald.
Mitgliederzahl: 106.
Freunde des Lorettobades, Lorettostraße 43, 79100 Freiburg.
22.9.2010

 

Omis besetzen das Lorettobad: Protest gegen Schließung

Coole Aktion in die Wiehre: Weil "ihr" Lorettobad trotz Sommertemperaturen am Mittwoch in die Winterpause geschickt wurde, haben Stammgäste das Lollo am Sonntag zum Baden besetzt. Die ältesten Besetzerinnen waren 70.
Alles von Joachim Röderer vom 13.9.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/protest-gegen-schliessung-omis-besetzen-das-lorettobad

 

St.Luitgard - Studentinnenwohnheim

Studentinnenwohnheim St.Luitgard in der Quäckerstrasse 4 am 31.3.2010
Studentinnenwohnheim St.Luitgard in der Quäckerstrasse 4 am 31.3.2010 Studentinnenwohnheim St.Luitgard in der Quäckerstrasse 4 am 31.3.2010 Studentinnenwohnheim St.Luitgard in der Quäckerstrasse 4 am 20.4.2011
   
8.8.2011    

1951: Die Familienheim, eine Freiburger Baugenossenschaft mit katholischem Hintergrund, baut in der Quäkerstraße im Stadtteil Wiehre ein Wohnheim mit dem Namen St. Luitgard. Hier leben junge Mädchen aus dem Schwarzwald, die in Freiburg ihre Ausbildung machen. Später wandelt das Erzbischöfliche Ordinariat das Haus in ein Wohnheim für Studentinnen um.
2005:
Das Ordinariat gibt das sanierungsbedürftige Studentinnenwohnheim auf. Die Familienheim schließt mit dem Studentenwerk Freiburg einen Mietvertrag zur Zwischennutzung bis zum 31. März 2010, das Studentenwerk führt das Wohnheim weiter.
Juli 2008: Eine Bauvoranfrage der Familienheim zu ihren Plänen, St. Luitgard abzureißen und auf dem Grundstück Mietwohnungen zu errichten, wird vom Baurechtsamt der Stadt Freiburg positiv beschieden.
März 2009: Die Bewohnerinnen des Hauses gründen die Initiative "Lalelu – Lang lebe Luitgard" mit dem Ziel, das Studentinnenwohnheim zu erhalten.
November 2009: Die Stadtverwaltung erteilt dem Studentenwerk die Baugenehmigung für ein neues Wohnheim auf eigenem Areal an der Engelbergerstraße; es soll den Wohnraum ersetzen, der durch den Abriss von St. Luitgard wegfällt. Doch auch hier gibt es Proteste: Durch den Neubau zwischen drei bereits bestehenden Wohnheimen werde eine der letzten Grünflächen im Stadtteil Stühlinger vernichtet, beklagen Studierende und Anwohner. Dennoch beginnen Anfang März die Bauarbeiten.
31. März 2010: Die Mietverträge der Bewohnerinnen enden, das Studentenwerk übergibt das Gebäude der Baugenossenschaft Familienheim. Vermutlich nach Ostern wird der Abriss beginnen.
Die Baugenossenschaft will auf dem Grundstück zwischen Quäker- und Grillparzerstraße 54 Mietwohnungen bauen. Neben St. Luitgard soll in einer zweiten Bauphase auch das dahinter gelegene Bruder-Klaus-Heim für betreutes Wohnen weichen.

 

Quäkerbaracken an der Urachstrasse

Blick nach Osten zu den Quäker-Baracken am 18.12.2009  
Blick nach Osten zu den Quäker-Baracken am 18.12.2009 Urachstrasse Urachstrasse am 19.9.2010
In Ihrem Artikel über den Kindergartenneubau an der Urachstraße



hat die Autorin Erfreuliches zu vermelden: Dank der Entscheidung des Regierungspräsidiums bleibt eine der Baracken an der Urachstraße erhalten. Äußerst begrüßenswert ist auch, dass demnächst eine Gedenktafel an die Speisung von 2000 Kindern im Vorschulalter durch die "Schweizer Nationalspende" erinnern wird. Diese Hilfsaktion – die erste von mehreren ausländischen Hilfsaktionen in den Jahren 1946 bis 1948 – bewahrte einige Kinder vor dem sicheren Hungertod. Viele ältere Freiburger erinnern sich deshalb noch heute in tiefer Dankbarkeit an die "Schweizer Spende". Die Hilfe war umso bemerkenswerter, als die Nationalsozialisten die neutrale Schweiz schwer verunglimpft hatten und zu dieser Zeit im Ausland der Holocaust in seinen ganzen entsetzlichen Einzelheiten bekannt wurde. Es sei erlaubt, einige historische Ungenauigkeiten zu korrigieren. So stammen die Baracken natürlich nicht, wie in dem Artikel eingangs erwähnt, aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch handelte es sich nicht um Baracken der Quäker. Diese befanden sich auf der anderen, westlichen Straßenseite der heutigen Quäkerstraße auf dem Gelände des Alten Wiehrebahnhofs (eine davon steht dort heute noch). Vielmehr wurden sie vom Basler Caritasverband, dem für Freiburg zuständigen Träger der "Schweizer Nationalspende", selbst mitgebracht und im Januar 1946 mit Hilfe des Badischen Roten Kreuzes an dem heutigen Standort aufgestellt. Der Autorin kann jedoch zugutgehalten werden, dass die Baracken an der Urachstraße selbst bei vielen Historikern unter der Bezeichnung "Quäkerbaracken" abgespeichert sind.
Insgesamt stellt das getroffene Arrangement ohne Zweifel einen sehr guten Kompromiss zwischen dem – gerade für die Wiehre so notwendigen – Ausbau der Kinderbetreuung und der Erinnerung an ein wichtiges Kapitel der Freiburger Nachkriegsgeschichte dar. Ein wenig schade ist nur, dass es nicht die Stadt Freiburg selbst war, die den denkmalschutzwürdigen Wert der Baracken erkannt hat. Aber vielleicht stimmt die Intervention des Regierungspräsidiums die gegenwärtige Stadtspitze und den aktuellen Gemeinderat ein bisschen nachdenklich und veranlasst sie dazu, in Zukunft etwas mehr Interesse für die Bewahrung wichtiger historischer Erinnerungsorte in unserer Stadt an den Tag zu legen. Schön wäre es jedenfalls.
BZ-Leserbrief vom 8.12.2009 von Robert Neisen, Kappel
 

Ich würde mich freuen, wenn es der Stadt gelänge, eine Baracke zu erhalten
Diese Baracken haben einen hohen Symbolwert. Ich möchte mich deshalb dafür einsetzen, daß die westlichste Baracke, Urachstraße 40a, erhalten bleibt. Dazu ein persönlicher Blick zurück: Nach der Eroberung Freiburgs durch die Franzosen am 21. April 1945 waren wir von den Nazis befreit, aber es folgte ein sehr mühsamer Alltag. Freiburg war zerstört. Es fehlte an Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten. In dieser Notlage lernten wir die Hilfe der amerikanischen Quäker kennen. 1946 begannen sie ihr Hilfsprogramm. In der Wiehre errichteten sie ihre Baracken. Es wurden Lebensmittel, Bekleidung und Medikamente ausgeteilt. Ich erinnere mich daran, wie wir Schulkinder uns in der großen Pause aufstellen durften, um einen Becher Milch und ein Brötchen zu bekommen. Es war der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein ", der doch so wirksam sein kann. Ich wunderte mich, dass ehemalige Kriegsgegner für uns spendeten. Ich fing schon als Kind an, zu ahnen, dass es eine Weltbürgerschaft über alle Grenzen hinweg gibt. Von daher würde ich mich sehr freuen, wenn es der Stadt gelänge, eine der Baracken zu erhalten mit einer Informationstafel, die auf diese Geschehnisse hinweist.  
BZ-Leserbrief vom 8.12.2009 von Marianne Eucken, Freiburg

 

 

75 Jahre Neuer Wiehrebahnhof: Ausstellung 6.12.-15.1.2010

"Der letzte und der erste Zug": Unter diesem Titel ist ab Sonntag, 6. Dezember, eine Ausstellung im Bahnhof Freiburg-Wiehre am Gerwigplatz zu sehen, die nicht nur für Eisenbahnfreunde von Interesse sein dürfte. Anlass der Ausstellung ist das 75-jährige Bestehen des neuen Wiehrebahnhofs, der nach der Verlegung der Eisenbahntrasse an den Rand des Stadtteils Wiehre eröffnet worden war. Bis 1934 waren die Züge der Höllentalbahn noch mitten durch das Wohngebiet gefahren und hatten am "alten" Wiehrebahnhof an der Urachstraße gehalten, der heute unter anderem dem Kommunalen Kino als Sitz dient. Konzipiert haben die Ausstellung Rainer Mülbert von der Gaststätte Wiehre-Bahnhof, Eugen Reinwald, Vorsitzender des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre, Ulrich Heilgeist vom DB-Fahrkartenverkauf und der Journalist Andreas Waetzel. Die Schau umfasst zahlreiche Fotos aus mehr als hundert Jahren Eisenbahngeschichte in der Wiehre und im Höllental, unter anderem Bilder von mit Dampfloks bespannten Zügen an den Bahnübergängen des Stadtteils. Die Eisenbahnfreunde Breisgau und der EK-Verlag steuern Lokomotivmodelle und Fahrpläne aus der Zeit vor 75 Jahren bei. Außerdem ist ein originalgetreu nachgebautes Modell des alten Wiehrebahnhofs zu sehen. Daneben wird auf die Baugeschichte der neuen Trasse durch Loretto- und Sternwaldtunnel sowie des heutigen Bahnhofs eingegangen. Gezeigt werden außerdem Fotos aus der Zeit, als der (mittlerweile eingestellte) Güterverkehr dort noch große Bedeutung hatte. Viele Freiburger dürften sich gut daran erinnern, wie beispielsweise Zirkuszüge mit Elefanten am Wiehrebahnhof entladen wurden, bevor der Artis. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 6. Dezember, um 18 Uhr im Bahnhof Freiburg-Wiehre statt. Dabei wird Peter Kalchthaler vom Museum für Stadtgeschichte über die Entstehungszeit des "neuen" Wiehrebahnhofs vor 75 Jahren berichten. Zuvor besteht Gelegenheit, mit Joachim Scheck von Vistatour einen etwa einstündigen Spaziergang entlang der ehemaligen Bahntrasse in der Wiehre zu machen. Unter anderem sind dort noch zwei Bahnwärterhäuschen erhalten. Treffpunkt für den Trassenspaziergang ist am 6. Dezember um 15.30 Uhr am Alten Wiehrebahnhof an der Urachstraße. Die Führung endet an der Straßenbahnhaltestelle Reiterstraße. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Exponate der Ausstellung sind bis Mitte Januar in der Halle des Bahnhofs Freiburg-Wiehre, Gerwigplatz 20, zu besichtigen (Eintritt frei). Zur Ausstellung "Der letzte und der erste Zug" erscheint zudem eine Broschüre im DIN-A-5-Format mit Fotos und zeitgenössischen Berichten, die von Andreas Watzel gestaltet wurde. Sie kann bei der Ausstellungseröffnung für 1 Euro erworben werden.
2.12.2009

 

Der letzte und der erste Zug: Ausstellung im Wiehrebahnhof

Freiburg-Wiehre (glü.) Genau 75 Jahre ist es jetzt her, dass die Eisenbahntrasse vom Hauptbahnhof Freiburg ins Höllental aus der Wiehre an den Rand des Stadtteils verlegt wurde. Zum Gedenken an dieses geschichtliche Ereignis wurde am Sonntagabend unter dem Titel „Der letzte und der erste Zug“ eine hochinteressante Ausstellung in der Halle des Wiehrebahnhofs am Gerwigplatz eröffnet. Bis 1934 fuhren die Züge der Höllentalbahn noch mitten durch das Wohngebiet der Wiehre. Sie hielten damals am „alten“ Wiehrebahnhof an der Urachstraße, in dem sich heute ein alternatives Kulturzentrum und das Kommunale Kino befinden.

Sie entwickelten die Konzeption zur Ausstellung zum 75. Geburtstag des neuen Wiehrebahnhofs und der Strecke am Stadtrand entlang: Rainer Mülbert, Ulrich Heilgeist, Eugen Reinwald und Andreas Waetzel (v.l.). Peter Kalchthaler (vorne r.) gab Geschichtliches zum Besten.

Mit Dampf fuhr am Sonntagabend ein Modell der ersten Dampflok Nr. 85 003 aus dem Jahre 1934 durch die Bahnhofshalle im Wiehrebahnhof. Die Lok ist ebenfalls in einer Ausstellungsvitrine zu bewundern.

Bild: Gerhard Lück

Zahlreiche Fotos aus der mehr als hundert Jahre alten Eisenbahngeschichte in der Wiehre und im Höllental bilden den Grundstock der von Rainer Mülbert, Gaststätte im Wiehrebahnhof, Eugen Reinwald, Vorsitzender des Bürgervereins, Ulrich Heilgeist vom DB-Fahrkartenverkauf und dem Journalisten Andreas Wetzel konzipierten Ausstellung. Die Eisenbahnfreunde Breisgau und der EK-Verlag beteiligen sich mit Lokomotivmodellen und Fahrplänen aus der damaligen Zeit. Doch auch die Baugeschichte der neuen Trasse durch den Loretto- und den Sternwaldtunnel, der Neubau des heutigen Wiehrebahnhofs und die Geschichte des längst eingestellten Güterverkehrs bilden Motive, die Erinnerungen wecken – zum Beispiel an die Elefanten aus Zirkuszügen, die am Wiehrebahnhof entladen wurden und mit dem Artistentross zum Alten Messplatz zogen. Zur Ausstellungseröffnung am Sonntagabend konnten Rainer Mülbert und Eugen Reinwald über hundert Gäste in der Bahnhofshalle begrüßen, darunter zahlreiche Stadträte und der Bundestagsabgeordnete Gernot Erler. Andreas Wetzel erinnerte mit Zitaten aus der „Freiburger Zeitung“ vom 8. November 1934 an die lange Zeit von 1887, seit der die Höllentalbahn mitten durchs Wohngebiet Wiehre gefahren war. Trotz der vielen Schranken habe es immer wieder Unfälle gegeben. Obwohl der Bau der neuen Strecke bereits 1914 begonnen wurde, seien zwanzig Jahre bis zur Eröffnung durchs Land gegangen. Peter Kalchthaler vom Museum für Stadtgeschichte wies dann darauf hin, dass der neue Wiehrebahnhof architektonisch ein Kind seiner Zeit in „neuer Sachlichkeit“ gewesen und heute sicher ein Kulturdenkmal sei. 1934 sei übrigens das Strandband an der Schwarzwaldstraße im gleichen Stil erbaut worden. Vor dieser feierlichen Eröffnung hatten am Nachmittag bereits fast hundert Interessierte an einem einstündigen Spaziergang mit Joachim Scheck von Vistatour entlang der ehemaligen Bahntrasse durch die Wiehre teilgenommen. Die Ausstellung im Wiehrebahnhof am Gerwigplatz 20 ist bei freiem Eintritt täglich in der Bahnhofshalle zu besichtigen. Zur Ausstellung hat Andreas Watzel eine Broschüre mit Fotos und zeitgenössischen Berichten herausgegeben, die für einen Euro zu erhalten ist.
Gerhard Lück, 20.6.2008, www.dreisamtaeler.de

 

Frauen für den Frieden: Was ist globaler Feminismus?

Liebe Freundinnen und Freunde von AMICA, zur Eröffnung unserer Themenwoche "Frauen für den Frieden" laden wir Sie am Donnerstag, den 12. November um 19:00 Uhr sehr herzlich in den Alten Wiehrebahnhof ein. Täglich setzen sich auf der ganzen Welt Frauen für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung ein. Dabei riskieren sie nicht selten ihre persönliche Sicherheit und manchmal auch ihr Leben, wie die Entführung und Ermordung mehrerer MenschenrechtlerInnen in Tschetschenien im Sommer diesen Jahres zeigt. Diesen mutigen Aktivistinnen ist die diesjährige Themenwoche von AMICA gewidmet.
Zur Eröffnung spricht Frau Ursula Knöpfle, Frauenbeauftragte der Stadt Freiburg das Grußwort. Anschließend hält Frau Dr. Ina Kerner einen Vortrag zum Thema "Was ist globaler Feminismus? Zur Übertragbarkeit westlicher Emanzipationsmodelle in der Entwicklungszusammenarbeit ." Frau Dr. Kerner ist Junioprofessorin für Diversity Politics an der Humboldt-Universität zu Berlin. Anschließend wird die Ausstellung "1000 Frauen für den Frieden" eröffnet. Bis zum 20. November zeigt sie eine Auswahl von Porträts und Biographien engagierter Frauen aus aller Welt, die im Jahr 2005 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen waren. Am Sonntag, den 15. Oktober zeigt das Kommunale Kino im Rahmen der Themenwoche den israelischen Dokumentarfilm "To Die in Jerusalem" mit einer Einführung von Gabriele Michel (AMICA-Vorstand).
9.11.2009, Amica


 

Hanaks Tante-Emma-Laden in der Hildastrasse

Seit wenigen Tagen ist das Einkaufsangebot in der Mittelwiehre reicher geworden: In unmittelbarer Nachbarschaft zu Metzgerei, Reformhaus und Café hat Sabrina Hanak an der Hildastraße ihren Tante-Emma-Laden eröffnet, der auch so heißt. Sie will damit ein Zeichen setzen gegen den (angeblichen) Trend, dass Lebensmittelgeschäfte nur auf großer Fläche funktionieren. Bei ihr geht es – wie bei einigen anderen Neugründungen der vergangenen Jahre – auch wohnzimmerklein.
Alels von Caola Schark vom 3.3.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg-sued/ein-ambitioniertes-nischenangebot

Hanaks Tante-Emma-Laden
Hildastraße 4, Tel 0761/5958321, 79100 FR-Wiehre.
Mo bis Sa 12 bis 18 Uhr. Mi geschlossen.  


 

Kronenbrücke - Friedrichsbrücke - Schwiegermutterbrücke

An der Nahtstelle zwischen den Stadtteilen Wiehre und Innenstadt ist am Pfingstsonntag 1903 die Friedrichsbrücke dem Verkehr übergeben worden, die auch als Gartenstraßen- oder Kronenbrücke bezeichnet wurde und im Volksmund den Spitznamen Schwiegermutterbrücke - in Freiburger Mundart "Schwiegermuddr-Brick" - bekommen hat.

Diese Friedrichsbrücke war die letzte von sechs neuen Brücken und Stegen über die Dreisam, deren Bau vom Bürgerausschuss der Stadt nach dem Hochwasser vom 8. und 9. März 1896 bei Gesamtkosten von 824 500 Mark beschlossen worden war. Die neuen Brücken und Stege waren in der Reihenfolge der Fließrichtung der Dreisam: die Oberau- und Schwabentorbrücke, der Marien- und Luisensteg sowie die Kaiser- und die Friedrichsbrücke. Das Hochwasser von 1896 war katastrophal gewesen. Im Stadtgebiet hatte dieses Unwetter den 1868 gebauten eisernen Steg namens Heinrichsbrücke bei der Fabrikstraße weggespült, der mit einer Spannweite von 18 Metern und einer Breite von etwa 1,5 Metern nur dem Personenverkehr gedient hatte. Dieser Steg, der mitgerissen wurde und sich zum Teil quer vor die Schwabentorbrücke legte, verursachte zusammen mit weiterem Treibgut der Dreisam wie Telefonstangen, Rundholz und Wurzelwerk einen Rückstau der Flut, die auch den steinernen Bogen der wohl aus dem 18. Jahrhundert stammenden Schwabentorbrücke zum Einsturz brachte. Zwei Staatsbeamte, die sich noch auf der Brücke aufgehalten hatten, kamen in den Fluten um. Aber auch bei der steinernen Kaiser straßenbrücke von 1846 - den Marien- und Luisensteg gab es noch nicht — und bei der Gartenstraßenbrücke, die bereits vom Hochwasser 1872 zerstört und wieder aufgebaut worden war, zeigte das Hochwasser von 1896 durch Unterspülungen, dass sie ungenügend waren für die Abführung außergewöhnlich großer Wassermengen. So wurde beschlossen, auch diese Brücken zu erneuern. Die neue Gartenstraßenbrücke mit schlanken Eisenbogen erhielt den Namen "Friedrichsbrücke" zur Huldigung des Großherzogs Friedrich I von Baden im Zusammenhang mit seinem Thronjubiläum aus Anlass seiner 50-jährigen Regentschaft (1852-1902). Die Spannweite der Brücke betrug 34 Meter, die Breite 16,5 Meter. Eigentlich waren es mit einer Fahrbahn- und zwei Gehwegbrücken drei Brücken, die gemeinsame Widerlager nutzten, sonst aber völlig getrennt waren. Somit wurden Erschütterungen der Fahrbahn durch Fahrzeuge nicht auf die Gehwege übertragen. Die Widerlager waren mit Sandstein verblendet und zum Schutz gegen Unterspülung mit tief hinab gehenden Pfahlwänden umgeben. Die schmiedeeisernen Jugendstil-Geländer wurden 1902 von den Gebrüdern Armbruster ins Frankfurt am Main entworfen und hergestellt. Verwendet wurden Motive von Bäumen und Sträuchern der heimischen Flora. Die Äste der Motive wurden mit Stämmen und Wurzeln bis zum Stützbogen der eisernen Brückenkonstruktion fortgeführt. In die Mitte der Geländer wurden das Großherzogliche sowie das Freiburger Wappen eingearbeitet und farbig bemalt. Ferner war an jedem Beginn und Ende mächtige Drachen aufgesetzt worden, die der Friedrichsbrücke schließlich den Namen Schwiegermutterbrücke einbrachten. Als Geländerabschluss wurden Laternenträger aus weißem Sandstein aufgestellt mit Wappen, Löwenköpfen und weiterem Schmuck. Als die Kronenbrücke im Jahr 1969 als Doppelbrücke neu gebaut wurde, wurde die Friedrichsbrücke abgetragen. Bei den Geländern wurden die steinernen Stämme mit den Wurzeln unter den Ästen abgesägt. Der Unterbau ging verloren. Das abgesägte Geländer wurde 1976 durch die Freiburger Firma Aloys Fuchs im Auftrag des Städtischen Tiefbauamts restauriert und mit den inzwischen verwitterten Laternenträgern beim Neubau der Schnewlinbrücke 1976/77 sinnvoll wiederverwendet.
Manfred Gallo, 6.10.208, BZ

 

Dreikönigstrasse: Erinnerung an ermordete Freiheitskämpfer von 1848

Revolution machen wie die Franzosen, das ist den Deutschen vor 160 Jahren nicht gelungen. Frankreich wurde im Februar 1848 nach kurzem Barrikadenkampf Republik, in Baden wurden Friedrich Heckers und Gustav Struves Aufstandsversuche im Frühjahr und im Herbst vom großherzoglichen Militär niedergeschlagen. Auch der zweite Versuch im Frühjahr 1849 scheiterte am Ende. Immerhin meuterten auch die badischen Soldaten und der Großherzog floh am 13. April in die Pfalz. Für eine Weile regierte in Baden eine provisorische republikanische Regierung unter dem Mannheimer Rechtsanwalt Lorenz Brentano, doch die preußische Armee marschierte in Baden ein und stellte die feudale Ordnung im Juli wieder her. Tausende wurden verhaftet, einige wurden kurzerhand hingerichtet. Zum Beispiel Maximilian Dortu, ein 23 Jahre alter Jurastudent aus Potsdam. Als ehemaliger Unteroffizier der preußischen Armee wurde er wegen "Kriegsverrats" am 31. Juli 1849 auf dem Friedhof in der Wiehre hingerichtet. "Brüder, zielt gut!" sollen seine letzten Worte gewesen sein. Auch den Rümminger Studenten Friedrich Neff und dem Bombacher Soldaten Gebhard Kromer verurteilten die preußischen Kriegsrichter zum Tode und ließen sie am 9. und 21. August erschießen. Maximilian Dortu ist auf dem Wiehre-Friedhof begraben, der seit 1923 ein Spielplatz ist. Dortus Eltern haben ein Mausoleum gestiftet und der Stadt Freiburg zudem 1000 Gulden, dass sie das Grab "auf immer und ewig" pflege. Lange war das Gedenken an Dortu, Neff und Kromer ein Anliegen der SPD, jetzt kümmert sich eine "Initiative zur Erinnerung an die Badische Revolution" zusammen mit den Bürgervereinen der Wiehre um den Zustand des Grabmals und die Erinnerung an die badische Demokratiebewegung. Ende vergangener Woche haben sich auf dem Spielplatz an der Dreikönigstraße über 60 Bürger an der Gedenkveranstaltung für die republikanischen Vorkämpfer beteiligt.
Heinz Siebold , 4.8.2008, BZ

 

 

Open-Air-Stummfilm-Wochenende am Wiehre-Bahnhof

Welturaufführung von „Express 300 Meilen“ mit Filmmusikbegleitung von Günter Buchwald

Freiburg-Wiehre (glü.) Mit einem großen „Open-Air-Stummfilm-Wochenende“ setzt Rainer Mülbert den Reigen von Veranstaltungen im Wiehre-Bahnhof fort. Dabei kommt es am Samstag, dem 21. Juni um 22 Uhr mit der Aufführung des Japanischen Action-Stummfilms „Express 300 Meilen“ zu einer Weltpremiere. Der 1929 im Bahnhof von Kyoto gedrehte Film wird von einem Orchester mit Freiburger Musikern unter der Leitung von Günter Buchwald mit von ihm komponierter Filmmusik begleitet. Der Film „Express 300 Meilen“ ist ein spannungsgeladenes, aktionsreiches Melodram rund um einen „Hochgeschwindigkeitszug“ der damaligen Zeit. Die am Samstagabend alle 30 Minuten vorbei rollenden Züge der Höllentalbahn passen bestens zur Filmdramaturgie. Am Sonntagabend, dem 22. Juni ist um 22 Uhr im Biergarten der „Gaststätte Wiehre-Bahnhof“ der Dokumentarfilm „Bau des Ravennaviaduktes“ von Sepp Allgeier zu sehen. Er dokumentierte die von 1926 bis1928 dauernden Bauarbeiten im Höllental. Der Freiburger Allgeier stellte 1919/1920 den ersten Lehrfilm über das Skilaufen her und arbeitete mit Luis Trenker und Leni Riefenstahl. 1966 erhielt er das Filmband in Gold für „langjähriges und herausragendes Wirken im deutschen Film“. Auch diesen Stummfilm begleitet das Orchester von Günter Buchwald. Seit zwei Jahren planen Günter Buchwald und Rainer Mülbert dieses Stummfilm-Projekt am „Neuen Wiehre-Bahnhof“. Jetzt sind sie froh, dass die Realisierung zu den 1000-Jahr-Feiern der Wiehre klappt. Beide hoffen natürlich auf schönes Wetter. Sollte das nicht so sein, finden die Stummfilm-Vorführungen in der Bahnhofshalle statt.
Gerhard Lück, 20.6.2008, www.dreisamtaeler.de

 

Tag der offenen Gärten in der Wiehre - sieben Schmuckstücke

Einen Tag der offenen Gärten hat der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre für Sonntag, 8. Juni, 14 bis 18 Uhr organisiert. Die offenen Gärten sind: Basler Straße 34 (Familie Gut), Landsknechtstraße 17 (Huber), Schwimmbadstraße 16 (Preuss), Konradstraße 29 (Quaas), Goethestraße 46 (Reinwald), Türkenlouisstraße 3 (Stieler) und Prinz-Eugen-Straße 14 (Galli-Kroemmelbein). Die Gärten sind jeweils mit dem 1000-Jahr-Logo des Bürgervereins markiert. Die Besichtigungen sind kostenlos.
5.6.2008

Garten Landsknechtstrasse 17 am 8.6.2008
 
Garten Schwimmbadstrasse 16 am 8.6.200
 
Garten Konradstrasse 29 am 8.6.2008:
 
 

 

Herdern, Wiehre und Zähringen vor 1000 Jahren

Bruder Notkers Reise / Ein Mönch aus St. Gallen bereist den Breisgau und findet bekannte und unbekannte Orte im Jahr 1008 / Eine Zeitreise von Peter Kalchthaler

Was war das für eine Welt vor einem Jahrtausend? Versuchen wir uns auf eine kleine Zeitreise zu begeben, zusammen mit einem Mönch aus der mächtigen Benediktinerabtei Sankt Gallen, den wir Bruder Notker nennen wollen. Der Ortspfarrer hatte einst das Talent und die Wissbegierde des Jungen erkannt und seine Eltern gedrängt, ihn zu den Benediktinermönchen zu schicken. Nur in den Klöstern gibt es Schulunterricht, Lesen und Schreiben — natürlich zuvorderst in Latein — , Rechnen, schließlich die sieben freien Künste, die für das Studium der Bibel und der Schriften in der reichen Bibliothek des Klosters notwendig waren. Doch nicht deshalb hatte Notkers Familie freudig zugestimmt, ihren Sohn ins Kloster zu geben, auch nicht weil nun ein Esser weniger da war. Vielmehr konnte Notker als künftiger Mönch im Kloster eine besondere Rolle für das Seelenheil seiner Angehörigen spielen. Und wer wusste schon, ob nicht im Jahr 1000 mit der Zeitenwende der Weltuntergang drohte? So kam Notker im Alter von etwa zehn Jahren nach Sankt Gallen. Als junger Mann wurde er Novize und legte schließlich das ewige Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab. Abt Purchhart von Sankt Gallen sandte den jungen Bruder Notker in den Breisgau, wo die Abtei schon von alters her reiche Besitzungen hatte. Die Reise über den Schwarzwald war damals beschwerlich, denn das noch weitgehend aus Mischwäldern bestehende Mittelgebirge war nur wenig besiedelt und es gab nur wenige Straßen. Die wichtigsten Verkehrswege folgten den Flüssen. So wählte Notker seinen Weg über den Bodensee, den Rhein entlang bis Basel, und schiffte sich dort nach Breisach ein.

Zwischen dem Rhein und dem Schwarzwald gibt es zu Zeiten Notkers keine großen Städte, die liegen, wie Basel oder Straßburg, links des Rheins. Das rechtsrheinische Breisach allerdings ist seit der Römerzeit ein bedeutender Ort und hat seinen Rang bis ins Mittelalter halten können. Nicht ohne Grund wird die ganze Region nach der Stadt am Rhein (Breisach-Gau gleich Breisgau) genannt. Hoch ragt der Berg aus dem Flussgebiet des Rheins, der sich in zahlreichen, sich bei der Flut verändernden Armen durch eine breite Auenlandschaft zieht. Seit wenigen Jahren befindet sich die Stadt im Besitz des Basler Bischofs. Er genießt das besondere Vertrauen König Heinrichs II., der ihm viele Besitztümer und Rechte verleiht, darunter den erwähnten Wildbann (siehe Grafik unten) im Geviert zwischen Tiengen, Bötzingen, Tiermendingen (ein verschwundenes Dorf nördlich von Vörstetten) und Adelhausen. Die Auenwälder des Rheins, die Notker auf dem Weg nach Osten durchquert, durchziehen — ausgedehnter als heute — die Ebene vor dem Schwarzwald, die aber intensiv für die Land- und Viehwirtschaft genutzt wird. Kleine Dörfer mit vier, fünf Gehöften sind von Feldern umgeben. Einige größere Orte scharen sich um schlichte Kirchen. Dort gibt es auch Handwerker, Wagner, Schmiede, Korbmacher oder Küfer. Bäcker oder Metzger sucht man auf dem Land vergebens — Brot gebacken und geschlachtet wird in Eigenarbeit.

Die Bauern und ihre Familien arbeiten für zahlreiche Grundherren, denen sie abgabepflichtig sind. Auf den mit dem Ochsengespann gepflügten Feldern wachsen Getreide, Kohl und Hülsenfrüchte. Schweine fressen die Abfälle und werden im Herbst mit Erlaubnis der Grundherren in die Wälder getrieben, um sich an den Eicheln zu mästen. In der kalten Jahreszeit wird geschlachtet. Das Fleisch und den Speck beansprucht die Grundherrschaft. Auch die Eier der Hühner werden dorthin geliefert; und die Vögel selbst, die vor der Fastenzeit geschlachtet werden müssen, denn der Verzehr von Eiern ist vor Ostern 40 Tage lang verboten. Aus der Milch der Kühe und Ziegen wird vor allem Käse, der meist abgeliefert oder verkauft wird. Geld ist allerdings eher selten — meist wird getauscht: Ein Paar Eier für die Reparatur des Pflugs, ein Huhn für ein Paar neue Schuhe. Die Molke bleibt den Bauern als Getränk. Die übliche Nahrung ist Getreidebrei, manchmal mit ein wenig Gemüse, selten mit Fleisch. Dies gilt auch für die kleinen Handwerker oder für die meisten Bewohner der Städte. Wein kommt so gut wie nie auf den Tisch. Auch die Weinberge gehören der Grundherrschaft. Als er durch die zahlreichen Dörfer kommt und das harte Leben der Bauern sieht, hat Notker dennoch kein Mitleid, denn Gott hat jeden an die ihm vorbestimmte Stelle in der Welt gesetzt. Die Adligen haben zu herrschen, sorgen für den Schutz ihrer Untertanen und sprechen Recht, die Bürger arbeiten in den Städten, die Bauern sorgen für die Lebensmittel und die Mönche leben stellvertretend für die Herrschenden und Arbeitenden in der Welt ein auf das Jenseits ausgerichtetes Leben. Erst im Tod sind alle gleich — daran glaubt auch Notker fest. Zu den Grundherren zählt der Bischof von Basel ebenso wie die Abtei Sankt Gallen oder die ortsansässigen Adeligen. Gerade hat sich eine neue Sippe aus dem Schwäbischen im Breisgau etabliert. Vier Jahre vor Notkers Besuch ist ein Bertold als Graf im Breisgau bezeugt. Der in Heinrichs Urkunde 1008 erstmals genannte Ort Zähringen sollte in der weiteren Geschichte des Hauses eine wichtige Rolle spielen, denn nach der alten Burg oberhalb des Dorfes, von der man sich erzählt, sie sei einst der Mittelpunkt einer großen Höhensiedlung gewesen, benannten sich die Bertolde später als Herren "von Zähringen". Schließlich erreicht Notker den Eingang zum Dreisamtal. Er will dort das Dorf Kirchzarten aufsuchen, das seiner Abtei gehört. Die dortige Kirche ist sogar dem Klosterpatron Gallus geweiht. Notkers Weg führt ihn an dem kleinen Ort um die Peterskirche vorbei, einer Filiale der Umkircher Pfarrkirche, von der ihm der dortige Pfarrer erzählt hatte. Ihm fallen die zahlreichen Dämme und Kunstbauten auf, die das Wasser des kleinen Flusses bändigen, der hier aus dem Schwarzwald tritt. Angesichts dieser Wehre ist ihm nun klar, warum der Ort den Namen "Wiehre" trägt. Er hat auch gehört, dass sich in den umliegenden Tälern zahlreiche Bergwerke befinden, die Silber liefern. Hier an der Dreisam wird das Erz ausgewaschen und weiter bearbeitet. In Kirchzarten angekommen, nimmt ihn der Ortspfarrer auf und Notker setzt sich nieder, um seinen Bericht für Abt Purchhart aufzuschreiben. Warum hat Bruder Notker in seinem Bericht nichts von Freiburg erwähnt? Von der schönen großen Stadt mit ihrem Münster? Von ihren durch den Silberbergbau reichen Bürgern? Von ihren Märkten, zu dem die Bauern aus dem ganzen Umland strömen? Nun: Als Notker seine fiktive Reise unternahm, sollte es noch ein Jahrhundert dauern, bis inmitten der viel älteren Dörfer, die in der Wildbannurkunde Heinrichs II. aufgezählt werden, eine neue Siedlung entstand. Errichtet nach dem Willen der Herzöge von Zähringen zu Füßen ihrer neu erbauten Burg auf dem Schlossberg. 1120 verlieh Konrad von Zähringen dem "burgus" das Marktrecht. Damit war der Weg für die neue Stadt vorgezeichnet, die bald das zu Notkers Zeiten noch bedeutende Breisach endgültig überflügeln sollte.
31.5.2008, www.badische-zeitung.de

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