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Sparsamkeit - Verbraucher

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Sparsamkeit, Wegwerfgesellschaft, Müllvermeidung, ...

Blick vom Schauinsland nach Nordosten über den Nebel vom Dreisamtal am 9.10.2010
Blick vom Schauinsland nach Nordosten über den Nebel vom Dreisamtal am 9.10.2010

  Wir werfen jährlich 500.000 t Brot weg - die Nachfragemenge von Niedersachsen.
Damit halten wir den Weizenpreis für Brot als weltweites Hauptnahrungsmittel hoch.

Die Halbierung des Lebensmittel-Mülls hat den gleichen Umwelteffekt wie die Stillegung jedes 2. Autos.

Die in den USA und der EU weggeworfenen Lebensmittel würden drei Mal ausreichen,
um den Hunger in der Welt zu beseitigen.

Ein Drittel aller Treibhausgase wird in der Landwirtschaft erzeugt, wenn man dafür erfolgte Entwaldung hinzurechnet.

Würden alle Bäcker das Brot, dass sie nicht verkaufen können (10 bis 20% der Tagesproduktion) durch Verbrennung in Energie umwandeln, liesse sich ein Atomkraftwerk einsparen - zwar auch ein Frevel, aber besser als wegwerfen.
 
JEDER deutsche Haushalt wirft 387 Euro pro Jahr an Lebensmitteln weg.

 

Als Student containern: Das Menü aus der Tonne

Ein Freiburger nimmt mit, was Supermärkte wegwerfen – eine rechtliche Grauzone

Joghurt, Salat, Brot, Kuchen: Walther Mitty containert – und bedient sich damit wöchentlich an Supermarkt-Müll.

Bild: S. Tieso

Freitagabend, 21.30 Uhr, ein Supermarkt-Hinterhof in der Wiehre: Walther Mitty (Name von der Redaktion geändert) steht in einem großen grauen Müllcontainer. Er wühlt und sucht nach Lebensmitteln, die weggeworfen wurden, aber noch genießbar sind. Nicht, weil sich Walther einen gewöhnlichen Einkauf nicht leisten könnte. Der 21-Jährige will ein Zeichen gegen Verschwendung setzen – wie Dutzende andere Freiburger, die regelmäßig „containern“. 30 Minuten Einsatz, ein Rucksack und zwei Tüten voll mit Lebensmitteln, die insgesamt rund 30 Euro gekostet hätten – es ist ein besonders erfolgreicher Abend für Walther Mitty. „So viele Sachen“, staunt der Freiburger Student über seine Ausbeute aus dem Müllcontainer. Dass Supermarkt-Filialleiter jeden Abend Waren wegwerfen, die oft noch genießbar sind, darüber wundert sich Mitty auch noch nach einem Jahr Container-Erfahrung. „Ich weiß auch nicht wirklich, warum sie das machen“, sagt er kopfschüttelnd. „Aber ich will das nicht einfach so verrotten lassen.“ Einmal pro Woche macht Mitty die Runde im Freiburger Stadtteil Wiehre, steigt in große Container vor und hinter Supermärkten und nimmt mit, was haltbar scheint. Toastbrot, Schokoladenkuchen, Käsekuchen, Kopfsalat, Brokkoli, geräucherter Speck, Orangen, Sirup und Joghurt liegen unter anderem diesmal im Müll – alles offiziell abgelaufen, aber verpackt und für Walther Mitty deshalb auch nach eigener Einschätzung zum Großteil genießbar. „Ich schaue es genau an, wische es ab und rieche daran“, so der Container-Profi. Das Allermeiste, das Mitty aus dem Müll fischt, unterscheide sich nicht von Ware, die frisch aus dem Supermarkt-Regal kommt, glaubt der Informatik-Student. „Passiert ist noch nie was. Warum auch?“ Eine mögliche Antwort kennt Frieder Grundhöfer. Als Lebensmittelchemiker am Freiburger Veterinäruntersuchungsamt hat er täglich mit verdorbener Ware zu tun, weiß von gesundheitlichen Folgen und spricht von einem „hohen Risiko“, das Containerer wie Walther Mitty eingehen. Lebensmittel, die einmal im Müll lagen, gelten „als gesundheitlich bedenklich.“ Kein Außenstehender wisse, wieso genau die Supermarkt-Ware dort gelandet sei. „Vielleicht wurde die Kühlkette unterbrochen. Vielleicht lag der Käse ein paar Tage zwischen den Regalen?“ Noch dazu kommt die Möglichkeit, dass Keime aus dem Müll auf die Ware übertragen werden und damit Durchfall und Übelkeit auslösen könnten. Allein in die eigene Kühlkette, da hätte Frieder Grundhöfer Vertrauen: Ein abgelaufenes Joghurt würde er bedenkenlos verzehren, „wenn es in meinem Kühlschrank abgelaufen ist“. Mit der Lebensmittelkiste von Walter Mitty hätte der Chemiker „Riesenprobleme“ – einzige Ausnahme: Vakuumverpacktes oder Konserven. Die schätzt Grundhöfer als „wenig problematisch“ ein. Der 21-jährige Container-Suchende Walther Mitty verlässt sich indes weiter auf sein persönliches Gespür. Der geräucherte Speck landet nach der halbstündigen Containertour wieder im Müll, am Joghurt dagegen bedienen sich sogar staunende Passanten, die Mittys ungewöhnliches Hobby zu be- wundern scheinen: „Was alles weggeworfen wird ist schon unglaublich“, sagt ein Supermarkt-Nachbar im Vorbeigehen. Verständnis, das Freiburgs Container-Szene nicht immer entgegengebracht wird. Von schreienden und drohenden Anwohnern wurden Mitty und seine Begleiter schon verjagt, bei einer anderen Tour warnte ein Supermarkt-Mitarbeiter vor strafrechtlichen Folgen. Die aber werden von Rechtsexperten als gering eingeschätzt. Bei weggeworfener Ware „kann kein Diebstahl mehr erfolgen“, sagt der Freiburger Rechtsanwalt Michael Moos. Walther Mitty befände sich wie andere Containerer in einer „rechtlichen Grauzone“, auch Freiburgs Polizeisprecher Ulrich Brecht ist kein Fall bekannt, in dem ein Freiburger, der sich im Müllcontainer bedient, gemeldet wurde. Bedenklich sei das Containern allerdings, wenn die Mülltonnen hinter einem verschlossenen Tor stehen: „Dann ist das Hausfriedensbruch“, so Rechtsanwalt Moos. Diesen begeht Mitty selten. „Es gibt noch so viele andere freie Tonnen“, sagt der Student beim Gang durch die abendliche Wiehre. Hinter dem nächsten Supermarkt quellen die Tonnen über. Obenauf: Mehrere Pflanzen – Weihnachtssterne. Wieder Staunen bei Walther Mitty: „Die sind ja wie neu.“ Der 21-Jährige fragt sich, warum Supermarkt-Chefs Ware wie diese nicht einfach kennzeichnen und verschenken. „So lange mache ich genau so weiter. Und vielleicht geht denen dann ja irgendwann ein Blitz im Kopf auf.“
Sandra Tieso, 4.1.2012, www.stadtkurier.de

 

 

Die Hälfte unserer Lebensmittel wandert in den Müll

Die Hälfte unserer Lebensmittel wandert in den Müll. Einfach so. Allein in Deutschland geschätzte 20 Millionen Tonnen. Jedes Jahr. Vieles davon könnte man noch essen. Essen, das kommt schon lange nicht mehr vom Bauernhof, sondern aus dem Supermarkt. Ein gigantisches Schlaraffenland, das immer nachgefüllt wird. Immer ist alles da. Und zwar reichlich. Im Sommer wie im Winter. Hauptsache, die Ware sieht frisch aus. Der Dokumentarfilm zeigt die gigantische Lebensmittelverschwendung weltweit und erklärt, warum die weggeworfene Ware auch für den Klimawandel verantwortlich ist. 500.000 Tonnen Brot im Jahr landen auf dem Müll

Ein Durchschnitts-Supermarkt wirft täglich 50 Kilogramm Lebensmittel weg. ...  Ebenso wie 500.000 Tonnen Brot im Jahr. Davon könnte ganz Niedersachsen satt werden. Doch statt im Magen landet das Brot auf der Halde. Backwaren vom Vortag möchte schließlich niemand. Darum liefern die Bäckereien ständig nach. Jedes fünfte Brot, das gebacken wird, bleibt übrig. Ein kalkulierter Überschuss. "Ich weiß, dass die Supermarktbetreiber sehr viel Wert darauf legen, dass abends das Brotregal voll ist", erzählt der Bäcker Roland Schüren. "Es gibt da durchaus in den Mietverträgen Klauseln, die da lauten: Volles Brotregal bis 18.30 Uhr. Und ich habe auch selber böse Briefe gekriegt, wenn zum Beispiel vor Feiertagen, die sehr schwer zu kalkulieren sind, das Brotregal zu einer gewissen Zeit schon relativ gerupft aussieht. Mit Androhung zur Kündigung des Mietvertrags."
"Der Handel zieht sich dann gerne auf die Formulierung zurück: Es gibt eine Konsumentendemokratie. Die Leute stimmen beim Einkaufen mit ihrem Geldbeutel ab. Aber vielen, die das machen, ist ja gar nicht bewusst, was sie damit auslösen." Was damit ausgelöst wird, zeigt Valentin Thurn in seiner Dokumentation "Frisch auf den Müll". Vieles, so hat er herausgefunden, wird bereits auf dem Feld liegengelassen. Obwohl das Gemüse nicht schlecht ist. Doch unsere Lebensmittel müssen bestimmten Normen entsprechen. So will es der Handel.

"Es sind Kartoffeln dabei, die sind entweder zu klein, die sortiert die Maschine ohnehin durch das Sieb aus", erklärt Landwirt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringsdorf. "Dann gibt es Kartoffeln, die sind zu dick. Und dann gibt es Kartoffeln, die Macken haben. Die sind ein wenig verwachsen oder haben eine kleine Delle. Die sind dann eben nicht mehr verkaufsfähige Ware." Wie grotesk das ist, zeigt der Film am Beispiel USA. Hier werden Tomaten anhand einer Farbtabelle abgescannt. Weicht die Farbe schon minimal von der gewünschten Norm ab, sind die Tomaten nichts mehr wert. "Im Prinzip geht es darum, dass Lebensmittel, oder Obst und Gemüse, so wie es vom Feld kommt, unterschiedlich aussieht, der Handel das aber möglichst gleichförmig haben will, damit er besser die Qualität überprüfen kann, damit er es besser transportieren kann", erläutert Valentin Thurn. "Krumme Gurken lassen sich nicht leicht in eine Kiste packen. Also setzt der Handel Normen, die wiederum in der Landwirtschaft zum Wegwerfen führen." Die Politik schaut weg, obwohl sie diese Normen mitbestimmt. Stattdessen beruft sie sich auf die Freiheit des Handels. Diese Mechanismen, so zeigt der Film, haben verheerende Folgen. Denn die Lebensmittelproduktion verschlingt riesige Mengen Energie, Wasser, Dünger. Für unsere Verschwendung wird Regenwald gerodet. Das alles  schadet dem Klima. "Andererseits bedeutet das aber auch eine große Chance", sagt der Regisseur. "Wenn wir nur die Hälfte dessen wegwerfen würden, was wir heute essen, dann hätte das den gleichen Effekt, wie wenn wir jedes zweite Auto stilllegen würden."

Unsere Verschwendung verstärkt den Hunger in der Welt
Und auch ethisch hat das Wegschmeißen Folgen. Vor allem für kleine Bauern in Afrika, die gar nicht so viel produzieren können, um die Lebensmittelnormen zu erfüllen. So absurd es scheint, doch unsere Verschwendung verstärkt den Hunger in der Welt. "Unser Wegwerfen ist nicht der Grund für den Hunger", so Thurn. "Aber in einer Hungerkrise gibt es einen sehr engen Zusammenhang. Und zwar den Weltmarktpreis. Wenn wir zum Beispiel Brot wegwerfen, das erhöht die Nachfrage und sorgt dafür, dass der Weltmarktpreis steigt. Und wenn der Weltmarktpreis höher ist, dann können sich das ärmere Länder nicht mehr leisten. Und da hat unser Wegwerfen die direkte Folge Hunger." Für so viel Überfluss gibt es keinen Abnehmer - selbst die gemeinnützigen Tafeln können nicht so viel verteilen wie übrig bleibt. Valentin Thurn rüttelt mit seinem Film nicht nur auf, er zeigt auch, wie es besser gehen könnte. Mehr Verantwortung bei den Händlern, mehr Einmischung durch die Politik, mehr Bewusstsein beim Verbraucher. Die Verschwendung ist zu einem Teil unserer Esskultur geworden. Aber sollen wir stolz sein auf eine Kultur, in der die Tonne schon genauso voll ist wie der Tisch?
24.10.2010, Film von
Valentin Thurn, www.ard.de

"Mehr als 50 Prozent aller weltweit produzierten Lebensmittel landen im Müll, oft bevor sie die Verbraucher erreichen. Jedes in Europa weggeworfene Brot verschärft die Hungerkrise in den armen Ländern, weil wir unser Getreide heute auf demselben globalen Markt einkaufen. Ein Drittel aller Treibhausgase wird in der Landwirtschaft erzeugt, wenn man die Entwaldung für ihre Zwecke hinzurechnet."
Valentin Thurn am 24.10.2010 in im Alten Kaufhaus in Freiburg, mehr bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/mit-der-kamera-gegen-den-wahnsinn--36924411.html

Brotverschwendung am Pranger: 850.000 t/Jahr Brot weggeworfen

In Deutschland werden jährlich 850.000 Tonnen Brot weggeworfen, soviel wie noch nie. Bäcker schlagen Alarm. Die immer stärkere Industrialisierung und vor allem der Druck der Supermärkte heizen die Überproduktion für die Mülltonne an. Doch auch Verbraucher, die bis in die späten Abendstunden ein frisch gebackenes Vollsortiment verlangen, tragen dazu bei. Ländersache-Reporterin Bianca Güth über die Brotverschwendung und wie man etwas dagegen tun kann

Wo sind die Grenzen der Wegwerfkultur? - SWR Fernsehen :: LÄNDERSACHE Rheinland-Pfalz | SWR.de, 22.10.2010
http://www.swr.de/laendersache-rp/-/id=100894/nid=100894/did=6881334/wjd1j6/

Ungefähr 10 Prozent des Restmülls sind Lebensmittel

Felicitas Schneider vom Institut für Abfallwirtschaft aus Österreich, hat für ihr Land dazu geforscht.

  • 45 kg an genießbaren Lebensmittel pro Tag und Supermarkt werden entsorgt
  • 10 kg pro Haushalt und Jahr
  • 6 – 12% des Restmülls sind Lebensmittel
  • weitere 3 – 6% Speisereste
  • dies summiert sich auf bis zu 400€ pro Haushalt

In Deutschland wird statistisch leider nicht erfasst, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden. Rechnet man die o.a. Angaben von Österreich auf Deutschland hoch, bedeutet dies, dass wir Lebensmittel im Wert von 20 Mrd. € wegwerfen. Dies entspricht ungefähr dem Umsatz von Aldi.

www.bau.boku.ac.at.abf.html Institut für Abfallwirtschaft Wien, 22.10.2010

Tastthewaste.com - gegen Verschwendung von Essbarem

TASTE THE WASTE wendet sich an alle, die gegen die Verschwendung von Essbarem sind. Wir wollen zeigen, wie viel weggeworfen wird — und was man dagegen tun kann.
"Wir versuchen jetzt mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, Druck auf die Europäische Union auszuüben. Ohne Regularien für die großen Handelsunternehmen sind die Probleme nicht zu lösen." Die Forderung der Kampagne: 50 Prozent weniger Lebensmittelverschwendung in der EU bis zum Jahr 2025.

TasteTheWaste.com, Portal von
Valentin Thurn
http://www.tastethewaste.com

 

Containern - nachhaltig?

Viele ernähren sich vom sogenannten "Müll", der eigentlich keiner ist - Neudeutsch "Containern". Sie  durchsuchen die Container von Discountern, Großmärkten und Fabriken nach Essbarem. Was man sonst nur von den Müllkippen in Kalkutta kennt ist in Deutschland längst angekommen, nur auf viel höherem Niveau.

Viele Gründe fürs Containern
Zunächst die Armut. Aber auch Nervenkitzel. Kindliche Freude, Staunen und Unverständnis darüber was alles weggeworfen wird.

Containern ist eigentlich strafbar
In Österreich und der Schweiz ist Müll eine herrenlose Sache und das Containern somit rechtlich kein Diebstahl. In Deutschland aber hat Müll immer einen Eigentümer: Die Lebensmittel im Container gehören also entweder noch dem Supermarkt oder schon dem Entsorgungsunternehmen, welches diese Container bereitstellt. In der Praxis aber interessiert sich die Polizei kaum für „wertlose“ Gegenstände.

Containern ist nicht nachhaltig
An sich ist Containern eine gute Sache, da die Nachfrage an bestimmten Lebensmitteln entfällt. Man kann so Kritik an der Wegwerfgesellschaft üben. Dennoch ist der Ansatz des Containerns nicht nachhaltig, denn es ist NICHT möglich, dass ALLE Menschen containern gehen. Irgendwer muss ja durch seinen Konsum auch eine Nachfrage nach Lebensmitteln erzeugen, welche dann im Überfluss produziert und letztendlich auch weggeworfen werden.


 

© by freiburg-schwarzwald.de, www.frsw.de, Kontakt,  Update 10.01.13