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Öffentlicher Raum
in Freiburg
 

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Blick nach Süden über den Kanonenplatz am 8.6.2006 um 19 Uhr
Blick nach Süden über den Kanonenplatz am 8.6.2006 um 19 Uhr - auch ein öffentlicher Raum!

Müll - Vermüllung

Sternwaldwiese - Müll am Montag 24.7.2007 um 18 Uhr (morgens wurde gereinigt und abgeholt) Müll an der Dreisam beim Ufercafe am 27.3.2011: Abfall im und am Wasser
Sternwaldwiese Ecke Dreikönigs-/Waldseestrasse: Müll am Montag 24.7.2007um 18 Uhr (morgens wurde gereinigt und abgeholt) Müll an der Dreisam beim Ufercafe am 27.3.2011: Blick nach Westen Müll an der Dreisam beim Ufercafe am 27.3.2011: Abfall im und am Wasser
Müll an der Dreisam beim Ufercafe am 27.3.2011: Blick nach Nordwesten am Sonntagnachmittag  
Müll an der Dreisam beim Ufercafe am 27.3.2011: Abfall hinter der Sitzbank "angeordnet und entsorgt" Müll an der Dreisam beim Sandfang am 27.3.2011: Blick nach Nordwesten am Sonntagnachmittag  
     
     

Vermüllung wird mehr und mehr zum Problem.

 

Betteln in Freiburg
 
    Verkürzte Krücke im Februar 2012

Alljährlich und ganz plötzlich zu Beginn der Adventszeit sind sie wieder da: Die Bettler in der KaJo, am Hauptbahnhof, rund ums Münster, am Weihnachtsmarkt beim Rathaus. Immer mehr, immer aggressiver, immer mitleidserregender (einer am Südeingang zu Münster zeigt seine "offene" Wunde am Schienbein), fast ausnahmslos männlich (warum eigentlich keine Frauen?).
Bereits im Januar 2005 wurde organisiertes Betteln in Freiburg nachgewiesen, doch zum Ende 2011 ignorieren die zuständigen Freiburger Behörden dies.

Erstes Anzeichen für organisiertes Betteln in Freiburgs Altstadt >Armut1 (26.11.2011)
Organisiertes Betteln in Freiburg? >ZumHeulen1 (31.1.2005)
Aus dem Leben eines knienden Bettlers in Freiburg >Zum Heulen2

Betteln im Auftrag - Verbrechen gegen die Würde des Menschen >ZumHeulen1 (17.12.2004)

 

Freiburg blüht auf: Baumscheiben einsähen - Ökostation-Projekt

Schöne Straßen in voller Blüte durch bürgerliches Engagement: Viele Baumscheiben fristen ein trostloses Dasein oder sind vermüllt. Dabei erfüllen sie in Städten eine wichtige ökologische Funktion indem sie zum Beispiel den Boden vor Verdichtung schützen. Trockenheit liebende Kräuter bieten zudem vielen Insekten einen Lebensraum. Außerdem machen "ihre" Baumscheiben auch Bewohnern und Besuchern Freude. Im Rahmen eines Pilotprojektes bietet die Ökostation in Zusammenarbeit mit dem Garten und Tiefbauamt der Stadt Freiburg ein Projekt "Freiburg blüht auf" und sucht Mitstreiter, die Interesse haben Baumscheiben zu betreuen. Die Ökostation hat bereits öffentliche Baumscheiben mit dem Saatgut "Freiburger Mischung" eingesäht. Eine blühende, insektenreiche Straße soll im Frühjahr die Folge sein. Wer eine Baumscheiben vor seiner Wohnung hat und sich an dem Projekt beteiligen möchte, kann dieses sorgfältig flach jäten ohne die Baumwurzeln zu beschädigen und an die Ökostation die Anfrage nach einer Einsaat richten oder auch selber Saatgut einsäen. Die Samentüten für Baumscheiben sind im Garten- und Tiefbauamt und u.a. im ZO im "Treffpunkt" erhältlich. Nähere Infos erteilt die Ökostation gerne unter Tel 0761/892333. Ausführliche Infos auch unter  www.oekostation.de/de/projekte/freiburg_blueht_auf.htm 
Gisela Heizler-Ries, 1.2.2011, Littenweiler Dorfblatt

Freiburg blüht auf - Saatmischung abholen
Für die blumenbunten Baumscheiben gibt es eine spezielle Saatmischung aus einheimischen Kräutern, die beim Garten- und Tiefbauamt, der Ökostation, im Zentrum Oberwiehre (ZO) sowie im Rieselfelder Stadtteilzentrum Kiosk und bei der Firma Bio-Keller in der Konradstraße 17 kostenlos erhältlich ist. Damit die behandelten Baumscheiben nicht gemäht werden, müssen sie der Stadt gemeldet werden; ein entsprechender Rückmeldezettel ist den Saatmischungs-Päckchen beigefügt. Weitere Infos gibt es beim Garten- und Tiefbauamt unter der Telefonnummer 0761/201-4712.

Freiburg blüht auf: Baumscheiben in St.Georgen begrünt  >StGeorgen1 (7.5.2011)

 

Bürger müssen Zugang ohne Konsumzwang haben

BZ-Artikel „Dreisamufercafe"  vom 03.11.2010
BZ-Artikel „Keine Pirouetten auf dem Karlsplatz" vom 05.11.2010

In zunehmendem Masse wird in Freiburg öffentlicher Raum einer kommerziellen Nutzung und zum Teil achtloser Verramschung überlassen. So ist das Dreisamufer-Café mit seinen Steinbruchterrassen und der hohen Dichte ungepflegter Außensitzplätze kein Ersatz für die einzige frei nutzbare Liegewiese an der Dreisam im Stadtbereich. Kaum ist das Café am Kartoffelmarkt abgebaut und der Platz endlich wieder ohne Einbauten erlebbar, rückt schon das Karussell für den Weihnachtsmarkt an. Der Colombipark wird, wie mittlerweile alljährlich, seit Anfang November vom Palazzo Colombino belegt und ist erst wieder ab Mai – nach aufwendiger Wiederherstellung der geschundenen Rasenflächen - für Parkliebhaber nutzbar. Bis Mitte Januar gibt es Blechbudenzauber mit angestellten Gastronomie-Containern anstatt Sichtachse auf das Colombi-Schlösschen.

Mit Entsetzen und Empörung entnehmen wir der BZ, dass sich Herr Dallmann auf einem neu gestalteten Platz der Alten Synagoge durchaus eine Eislaufbahn vorstellen könne. Welche weiteren ‚Vorstellungen’ diesen Zuschnitts existieren denn noch in Bezug auf Nutzung und vor allem profitable Vermarktung unserer städtischen Räume! Wann wird den wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Akteure durch ein Nutzungskonzept entgegengewirkt, das auf dem Grundgebot basiert, dass öffentlicher Raum grundsätzlich den Bürgern gehört und dass er ihnen zugänglich sein und ohne Konsumzwang zur Verfügung stehen muss? Wir appellieren mit Nachdruck an die Verwaltung, die Nutzung und Gestaltung städtischer Plätze  und Freiräume nicht den ausschließlich Profitorientierten Interessen einer FWTM und gewisser ‚Event-Firmen’ zu überlassen. Wir hoffen auf eine eindeutige Haltung der Stadtverwaltung und der politisch Verantwortlichen zugunsten des Schutzes der Freiburger Stadträume.
24.11.2010, Frauen STEP Freiburg
Hannegret Bauß, Renate Bert, Christine Bosch, Gabi Dierdorf, Petra Habammer, Gaby Koehler, Veronika Lehmann, Rita Stoephasius, Regina Theis-Schwenninger, Ingeborg Thor-Klauser, Daniela Ullrich, Irene Vogel
Gabi Dierdorf, Freiburg

 

Freiburg: Green City - Flowerless City

  Auf der Insel: Blick nach Westen über den Gewerbebach zur Sichelschmiede am 5.6.2007#
(1) Kajo am 4.8.2010: ZERO pur - keine Blumen, kein Baum, tote Archikektur in Bestlage der Wohlfühlstadt Freiburg (2) (3) Freiburg - Insel: Blick nach Westen über den Gewerbebach zur Sichelschmiede am 5.6.2007 - Geländer ohne Blumen
  Ortseinfahrt von Hirtzfelden zwischen Fessenheim und Colmar am 4.8.2010 Colmar 28.7.2010: Blumen überall, auch am Bach

 
(2e) Ortseinfahrt von Hirtzfelden zwischen Fessenheim und Colmar am 4.8.2010
 
(3e) Colmar 28.7.2010: Blumen überall, auch am Bach, an jedem Geländer
 
     
Blick nach Süden zum Historischen Kaufhaus in Freiburg am 14.6.2007 um 21 Uhr   
Blick in die Turmstrasse nach Westen am 23.8.2007: Schmalstes Haus Nr. 18 nur 2.38 m breit ist weiß
Sparkasse an der KaJo 4.11.2010 - Gebäude ohne Blumen - Abriß wozu?
(4) Blick nach Süden zum Historischen Kaufhaus in Freiburg am 14.6.2007 - blumenlos (5) Blick in die Turmstrasse nach Westen am 23.8.2007: Schmalstes Haus Nr. 18 nur 2.38 m breit ist weiß    
Colmar 28.7.2010: Das alte Kaufhaus - Koifhus Eguisheim 3.8.2010:  Rue du Rempart Sud - Maisons fleuries  
(4e) Colmar 28.7.2010: Das alte Kaufhaus - Koifhus - blumengeschmückt (5e) Eguisheim 3.8.2010:  Rue du Rempart Sud - Kein Haus ohne Blumen  

Kommt man nach einer Visite im nahen Elsass zurück, dann wird einem erst so richtig bewußt, wie wenig Blumen in Freiburgs Strassen blühen: Green City = Flowerless City. Im Elsass blüht es überall, nicht nur in Touristenhochburgen wie Colmar, Eguisheim, Kaysersberg und Riquewihr, sondern "im kleinsten Kaff", an jeder Kreuzung von Dorf- und Kreisstrasse und hoch oben an jeder Strassenlaterne.

Und in Freiburg - Blumen sind weitgehend Fehlanzeige. Schuld sind bei uns die Finanzkrise und das Defizit der Kommunalen Haushalte. Eigentlich zu verstehen - nur, gibt es im Elsass keine Finanzprobleme? Oder könnte es sein, dass dort Anwohner bzw. Geschäftsleute Patenschaften für Blumen übernehmen und sebst zu Pflanzspaten und Gießkanne greifen? Vielleicht sind wir Bobbele aber auch viel fortschrittlicher: In Freiburg sind immer mehr Palmen zu sehen, die blühen zwar nicht, machen aber auch keinen Dreck.

Freiburg blüht auf: Baumscheiben einsähen - Ökostation-Projekt >Oeffentlicher-Raum 

 

Die Open-Air-Sammlung ist bedroht

Spazieren wir innerhalb des Stadtgebiets an der Dreisam entlang, zum Beispiel von der Schwabentorbrücke bis zur Ochsenbrücke, dann ist der Wust an Spraybildern nicht zu übersehen. Die Unterführung und die Treppe an der Schwabentorbrücke sind ganzflächig chaotisch zugesprüht, ebenso die Kronen- und die Ochsenbrücke. Die Neo-Lüftlmaler, die sich hier (meist) illegal der Flächen bemächtigen, beherrschen leider das Stadtbild an der Dreisam und setzen genau das fort, was die übermächtige kommerzielle Werbung vorgibt. Wie konventionell dabei ihre als unkonventionell gepriesenen Darstellungen sind, ist den Verursachern wohl nicht bewusst. Diese Zwischenräume an der Dreisam sind einfach zu schade, um als riesige Übungsplätze oder Schmierblätter missbraucht zu werden.....
Alles von
Helmut Albert, Galerie artopoi und Sprecher von freiburg-galerien.de vom 16.7.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/kultur/die-open-air-sammlung-ist-bedroht--17171236.html

www.badische-zeitung.de/stadtraum

 

Schöne neue Stadt: Stadtraum ist Lebensraum

Offener Raum für jedermann sollte er sein, in dem sich tägliches Leben abspielt. Aber zunehmend ist der innenstädtische Raum einer zahlenden Öffentlichkeit vorbehalten. Und die Vielfalt der Plätze schwindet unterm Diktat der kommerziellen Nutzung. Die Freiburger Initiative Frauen Step sieht eine Fehlentwicklung und fordert ein Umdenken. Das Statement der stadtplanerisch engagierten Frauen ist unser sechster Beitrag in der Reihe Stadtraum. Vor Jahren wurde der Niedergang des öffentlichen Raums heraufbeschworen. Das Internet und virtuelle Realitäten schienen einen Rückzug aus dem öffentlichen Leben zu suggerieren. Einkaufszentren an den Rändern der Stadt ließen ein Ausbluten der Innenstädte befürchten. Das Bild von sich leerenden Zentren wurde vorgezeichnet. Doch wie so viele Vorhersagen, zumindest in Freiburg, erwies sich auch diese als falsch. Zunehmender Städtetourismus und die Wandlung des Einkaufs zum persönlichen Erlebnisvorgang führten zu einem vermehrten Kampf um Nutzung und Ausnutzung der Innenstadt. Die Attraktivität eines Verkaufsgeschäftes in der Innenstadt wird derzeit neben seiner Lage auch durch die Größe der Warenauslage vor dem Geschäft bemessen. Cafés und Kneipen scheinen nur noch im Zusammenhang mit den verbundenen Freisitzflächen überlebensfähig. Die Freiburger Innenstadt ist, vor allem an den Samstagen, voller denn je. Doch ist trotz dieser Zunahme eine schleichende Verarmung der Innenstadt festzustellen. Waren früher in den Innenstädten die gesellschaftliche Kultur einer Stadt und eines Landes sichtbar, so verhindern nur noch unsere historischen Baudenkmäler eine Austauschbarkeit der Orte. Wie in Jacques Tatis Film "Playtime", in dem Paris nur noch als Spiegelung in den Eingangstüren erkennbar ist, haben sich die Innenstädte durch die weltweit agierenden Kettenläden in einem erschreckenden Masse vereinheitlicht und die Vielfalt und Identität der Städte vermindert. Was in dem Warenangebot in unseren Einkaufsläden zwischen Alessi und Zara begann, wird nun an unseren Plätzen fortgeführt. Teilweise entsteht der Eindruck, dass ein Platz nur in Form von gut besuchten Cafétischen den Ausdruck öffentlichen Lebens vermittelt. Ein Verweilen und Innehalten im Stadtraum scheint nur noch mit Latte macchiato in der Hand möglich zu sein. Im gleichen Zuge, wie sich die privaten Freisitzflächen vermehrt haben, wurden die öffentlichen Sitzflächen reduziert. Provokativ kann festgestellt werden, dass man entweder Cafébesucher oder Straßenpunk sein muss, um mit Selbstverständlichkeit im öffentlichen Raum Platz nehmen zu können. Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage, wem der öffentliche Raum gehört. In einfachen Worten könnte die Antwort lauten: Allen und niemandem. Was in geschlossenen Räumen an seine Grenzen stößt, ist im öffentlichen Raum möglich. Kein Ort in der Stadt ist so vielfältig und wandelbar nutzbar wie ein öffentlicher Platz. Im besten Fall sind die Plätze der Spiegel aller gesellschaftlichen Bedürfnisse der Bürger aus allen Schichten und Gruppierungen. Um diese Präsenz im öffentlichen Raum zu ermöglichen, muss freier Raum geboten werden, der temporär und variabel genutzt werden kann. Zwei unterschiedliche Beispiele für diese temporäre Nutzung in Freiburg sind zum einen der Münstermarkt am Münsterplatz, der nur am Vormittag stattfindet und somit den Raum um das Münster am Nachmittag und am Abend wieder freigibt, und der in den letzten Jahren informell entstandene Treffpunkt am Abend am Augustinerplatz. Die Plätze einer Stadt leben auch von ihrer Unterschiedlichkeit. Ein Gleichschalten der Plätze durch sich immer wiederholende Nutzungen wird als langweilig und monoton empfunden. Neben vollen und intensiv genutzten Plätzen muss es auch Orte der Ruhe und Entspannung geben. Leider wurde zum Beispiel ein so wichtiger Platz wie der Adelhauserplatz durch die Genehmigung von Freisitzplätzen als Ruheraum entwertet. Durch die Gewährung von langfristigen und durchgängigen Privatrechten im öffentlichen Raum werden die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. Diese inzwischen erhebliche Belegung durch kommerzielle Interessen führt zu einer zunehmenden Verknappung des öffentlichen Raums und zu einer Verarmung der Vielfalt. Eine lebendige Innenstadt muss mehr bieten als einen ausgelasteten Einzelhandel und eine funktionierende Außengastronomie. Dieser Verknappung des öffentlichen Raums muss durch die Rücknahme der gewährten Rechte entgegengesteuert werden. Auch kann durch die Erweiterung des öffentlichen Raums eine Entspannung erzielt werden. Bei der Innenstadtentwicklung in Richtung Hauptbahnhof blieb das Thema des öffentlichen Platzes unberücksichtigt. Der Umbau des Rotteckrings bietet jetzt eine neue Chance. Der Platz der Alten Synagoge zwischen Stadttheater und Universität bietet ein Potenzial, das durch den Umbau ausgeschöpft werden muss. Auch muss der Raum bis zur Dreisam durch ein entsprechendes Verkehrskonzept in die Stadt zurückgeholt werden. Dieses Zulassen an Nutzungsmöglichkeiten erfordert ein hohes Maß an Offenheit und Toleranz – sowohl von Seiten der Nutzer als auch der Angrenzer – und bedarf der Steuerung durch eine vorausschauende Stadtplanung. Eine ausgewogene Stadtplanung muss die Grundsätze für die zunehmenden Konkurrenzen festlegen und trägt die Verantwortung dafür, dass der öffentliche Raum für alle Bürgerinnen und Bürger offen und zugänglich bleibt. Die Attraktivität der Innenstadt Freiburgs misst sich gerade auch an dieser Qualität der öffentlichen Räume, die es neu zu entdecken gilt. Ein zentrales Baudezernat mit der Bündelung seiner Kernkompetenz in Stadt- und Verkehrsplanung muss langfristig wieder diese Verantwortung übernehmen.
30.5.2009, Frauen Step Freiburg


Ich wünsche mir langfristig, dass der öffentliche Raum allen gehört
Diesen Artikel fand ich klug und kompetent. Jedoch würden ihm mehr Leser beschieden sein, wenn er nicht nur im Kulturteil, sondern auch – vielleicht in etwas anderer und verkürzter Form – im Freiburger Teil erschiene. Denn es ist grundsätzlich an der Zeit, dass in der Gesellschaft eine Diskussion beginnt, was der öffentliche Raum für alle Gesellschaftsgruppen bedeutet und sich das Bewusstsein hierfür öffnet. Langfristig wünsche ich mir, dass allen Gesellschaftsschichten der öffentliche Raum gehört und sie sich dessen auch bewusst sind. Dies bedeutet jedoch, dass den Bürgerinnen und Bürgern – von klein auf – klar gemacht wird, dass man dafür aber auch Verantwortung übernehmen muss und diese nicht nur den Ämtern überlassen kann. Beim Wiederaufleben der Tugend Rücksichtnahme und Verantwortung für das Allgemeingut könnten wir den öffentlichen Raum für alle gewinnbringend nutzen. Dies wäre übrigens für jede politische Partei ein lohnendes, zielführendes und langfristiges Diskussionsthema.
BZ-Leserbrief vom 26.6.2009 von Rose Riedl, Stegen

 

Sternwaldwiese - hier werden wieder nur die Symptome bekämpft

Zu: "Eine Wiese löst Unmut aus" , BZ vom 28. Juli:
Sicher ist es nicht leicht, einen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Anwohner vor übermäßiger Belästigung geschützt zu werden und den gleichfalls berechtigten Interessen der Bevölkerung sich auf öffentlichen, nicht kommerzialisierten Flächen aufhalten zu können zu erreichen. Statt sich jedoch mit den Ursachen zu beschäftigen werden auch hier nur Symptome bekämpft. Statt die Zahl der Grillstellen ins Visier zu nehmen wie die Grünen (was ja nur dazu führen wird, dass wilde Feuer gemacht werden), könnte ein sinnvolles Platzkonzept für die Stadt eher Abhilfe schaffen. Kernproblem ist ja nicht, ob auf der Sternwaldwiese offiziell vier, drei oder zwei Grillstellen vorgesehen sind, sondern die Tatsache, dass in der Stadt immer mehr Flächen, auf denen sich Menschen kommerzfrei treffen und aufhalten können, versiegelt oder kommerzialisiert werden. Traurige Beispiele hierfür sind das Dreisam Ufercafé und die momentane Planung für den Umbau des Platzes der alten Synagoge. Da die städtischen Plätze zunehmend auch von Personen aus dem Umland aufgesucht werden, die steigende Bevölkerungszahl eine stärkere Nutzung der Flächen nach sich zieht und die Flächenversiegelung und Kommerzialisierung immer stärker um sich greift, haben immer mehr Menschen immer weniger Möglichkeiten öffentliche Flächen zu nutzen. Gleichzeitig drängt sich der Eindruck auf, dass die Innenstadt nur noch für Touristen, Gastronomen und EinkäuferInnen attraktiv sein soll. Da überrascht es nicht, wenn junge Menschen nach anderen Orten Ausschau halten. Aus all dem ergeben sich dann Konflikte wie verstärktes Aggressionspotential, mehr Lärm, mehr Müll. Freiburg braucht deshalb ein Platzkonzept, das den Schutz von Grünflächen und Räumen, in denen Menschen sich aufhalten können, in den Vordergrund stellt. Problemen wie an der Sternwaldwiese kann nur gerecht werden, wer eine vernünftige Problemanalyse mit konzeptionellem Handeln verbindet.
BZ-Leserbrief vom 18.8.2008 von Ralf Spörkel, Freiburg

Eine Spaßgesellschaft gibt sich durch Saufen und Lärm ihrem Egotrip hin
Die von Ihnen gerühmte "schönste Seite der Sternwaldwiese" stellt für die betroffenen Anwohner leider einen Alptraum dar. Es macht der Umwelthauptstadt Freiburg keine Ehre, was sich auf dieser Wiese im Sommerhalbjahr abendlich abspielt. Nicht nur gibt sich dort eine Spaßgesellschaft ohne Rücksicht auf andere Menschen ihrem Egotrip durch vielfach ungezügeltes Saufen und Lärm hin, sondern Abend für Abend wird auch ein ganzes Stadtviertel stundenlang mit einer giftigen Rauchwolke eingenebelt. Während dieser sogenannten schönsten Stunden des Tages ist es zwischen Sternwald und Zasiusstraße bis zum Alten Wiehrebahnhof unmöglich, ein Fenster zu öffnen, um nach der Tageshitze lüften zu können oder sich auf den eigenen Balkon oder die Terrasse zu setzen und den Abend zu genießen. Einerseits versucht die Stadt Freiburg die Staub- und Rußbelastung durch verkehrseinschränkende Maßnahmen zu verringern. Auf der anderen Seite richtet sie in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet offene Feuerstellen ein, auf denen alles verbrannt wird, was irgendwie brennt. Das ist den Anwohnern nicht mehr länger zuzumuten. Die offenen Feuerstellen auf der Sternwaldwiese müssen beseitigt, die Nutzung als öffentlicher Platz muss zeitlich beschränkt werden. Sonst wäre zu überlegen, das benachbarte Kleingartengelände auf die Sternwaldwiese auszudehnen und den Grillplatz ganz aufzugeben. Denn die Feiernden sind nur einen Abend da, die Menschen, die dort wohnen, leiden bei schönem Wetter jedoch täglich unter dem Gestank und dem Lärm.
BZ-Leserbrief vom 25.8.2008 von Werner Schätzle, Freiburg


 

Sternwaldwiese: Nicht weniger Grillstellen, sondern Platzkonzept erforderlich

Leserbrief zum Artikel über die Sternwaldwiese (BZ vom 28. Juli).
Sicher ist es nicht leicht einen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Anwohner vor übermäßiger Belästigung geschützt zu werden und den gleichfalls berechtigten Interessen der Bevölkerung, sich auf öffentlichen, nicht kommerzialisierten Flächen aufhalten zu können, zu erreichen. Statt sich jedoch mit den Ursachen zu beschäftigen, werden auch hier, wie zum Beispiel beim Alkoholverbot, nur Symptome bekämpft. Statt die Zahl der Grillstellen ins Visier zu nehmen wie die Grünen, könnte ein sinnvolles Platzkonzept für die Stadt eher Abhilfe schaffen. Kernproblem ist ja nicht, ob auf der Sternwaldwiese offiziell vier, drei oder zwei Grillstellen vorgesehen sind, sondern die Tatsache, dass in der Stadt immer mehr Flächen, auf denen sich Menschen kommerzfrei treffen und aufhalten können, versiegelt oder kommerzialisiert werden. Traurige Beispiele hierfür sind unter anderem das Dreisam-Ufercafé und die momentane Planung für den Umbau des Platzes der alten Synagoge. Da die städtischen Plätze zunehmend auch von Personen aus dem Umland aufgesucht werden, die steigende Bevölkerungszahl eine stärkere Nutzung der öffentlichen Flächen nach sich zieht und die zunehmende Flächenversiegelung und Kommerzialisierung immer stärker um sich greift, haben immer mehr Menschen immer weniger Möglichkeiten öffentliche Flächen zu nutzen. Freiburg braucht deshalb nicht weniger Grillstellen auf der Sternwaldwiese, sondern ein Platzkonzept.
BZ-Leserbrief vom 8.8.2008 von Ralf Spörkel, Freiburg

 

 

Von der Pommfrittisierung der Städte 

Wer bestimmt das Freiburger Stadtbild? Eine gut besuchte Diskussion der Unabhängigen Listen zu einem Thema, das in der Luft liegt


Seit einiger Zeit ist — zumindest bei der interessierten Öffentlichkeit — das Unbehagen in Sachen Stadtplanung fast mit Händen zu greifen. So hatten sich bereits der Bund Deutscher Architekten und die Ini tiative Frauen Step Freiburg zu Wort gemeldet: Es gebe im Baudezernat keine Visionen mehr, die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums schreite ungehindert voran. Wer bestimmt das Freiburger Stadtbild? Dazu luden die Unabhängigen Listen (UL) am Dienstag zu einer Diskussion. Das Unbehagen muss tatsächlich groß sein, denn trotz hochsommerlichen Wetters kamen mehr als 50 Interessierte. Es ging einerseits um Qualität in der Architektur, andererseits um die Nutzung öffentlichen Raums — zwei Dinge, die das Erscheinungsbild einer Stadt wesentlich bestimmen. Die, die auf dem Podium saßen, waren sich weitgehend einig. "In Sachen Stadtplanung wird ausgeruht und fortgeschrieben" , konstatierte Eckard Bull, Vorsitzender der Architektenkammer Freiburg. Der Blick nach vorn fehle, andere Städte seien inzwischen, etwa bei energiesparendem Bauen, weit voraus. Die freie Architektin Petra Habammer vermisst öffentliche Diskussionen im Vorfeld wichtiger Projekte wie der Volksbank am Bertoldsbrunnen oder dem Brielmann-Gelände in Betzenhausen. Und Angeli Janhsen, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg, würde die Innenstadt am liebsten entrümpeln: "Damit auf immer enger werdenden Räumen auch mal was Ungeplantes passieren kann." Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Wulf Daseking, richtete dann den Blick über Freiburg hinaus: "In allen Städten findet ein regelrechter Angriff auf den öffentlichen Raum statt. Mit der Pommfrittisierung der Altstädte wird in Zeiten knapper Kassen Geld verdient."  Wie man zumindest Standards in der Qualität der Architektur halten kann, zeigte der Vortrag von Tanja Flemmig, die in Regensburg im Gestaltungsbeirat arbeitet. Dieser Beirat aus fünf Sachverständigen — die nicht in Regensburg wohnen oder arbeiten — berät zusammen mit Fachleuten aus der Bauverwaltung Bauherren und Architekten, verständigt sich mit der Denkmalpflege über Farbgebung in der Altstadt und diskutiert die Möblierung des öffentlichen Raums. "Da sind wir zum Beispiel restriktiv" , so Flemmig. "Dreieckständer gibt es in der Altstadt keine."

Der 1998 gegründete Gestaltungsbeirat hilft der Stadtverwaltung bei der Qualitätssicherung; diese lässt sich das 65 000 Euro im Jahr kosten. Gut angelegtes Geld, versichert Flemmig: Investoren und Bauherren bekommen eine kostenlose Beratung und Optimierung ihrer Projekte, die Absprache innerhalb der Verwaltung läuft besser und schneller und ein Investor kann sich darauf verlassen, dass ein Projekt, das im Gestaltungsbeirat besprochen wurde, verwaltungsintern ohne Probleme abgewickelt wird. "Das klappt aber nur, wenn die politische Spitze dahinter steht" , so Flemmig.

Für Freiburg, meinte Michael Moos von den UL, wäre das Regensburger Modell des Gestaltungsbeirates eine Anregung für die eigene Zukunft. Eckard Bull dachte noch weiter: "Effiziente Arbeitsweise der Bauverwaltung, das ist zu wenig. Wir brauchen eine aktive Baupolitik — und wieder einen Baubürgermeister."
Simone Lutz, 3.7.2008, BZ

 

Straßen und Plätze nicht antasten - Breisacher Tor

Auf dem Platz hinter dem Breisacher Tor in der Innenstadt wird’s künftig eng. Zu den bislang 145 Sitzplätzen in der Gartenstraße sollen 220 hinzukommen (BZ vom 5. Juni).

Einmal mehr bekommt ein stadtbekannter Investor von der Stadt ein zentrales Grundstück in der Innenstadt. Aber damit nicht genug. Er kann auch noch die Freifläche in einer Größe von etwa 260 Quadratmeter dazukaufen, die direkt an das Breisacher Tor angrenzt. Damit "verscherbelt" die Stadt Flächen im öffentlichen Raum, die bei sorgfältiger, sensibler Betrachtung überhaupt nicht verkauft werden dürfen. Straßen und Plätze sollten unantastbar sein; sie gehören der Bürgerschaft und sind nicht Spielmasse für "schnelle Einnahmen" . Diktiert jetzt der Finanzdezernent, wie der öffentliche Raum auszusehen hat? Freiburgerinnen und Freiburger gebt acht! Erst wollte die Stadtspitze die Wohnungen verkaufen und, nachdem dies durch die Bürgerschaft verhindert wurde, verkauft sie nun den öffentlichen Raum für gastronomische Nutzungen.

Prost am Münsterplatz, Prost am Adelhauser-Platz, Prost am Augustiner-Platz, Prost am Dreisamufer, Prost am Kartoffelmarkt, Prost am Karlsplatz, Prost am Rathausplatz, Prost demnächst am Fahnenbergplatz und nun auch Happy Hour hinter dem Breisacher Tor. Prost Mahlzeit.

Und wenn alle Straßen und Plätze "verscherbelt" sind, was dann? Wo bleibt die politische Verantwortung für diese Stadt.
BZ-Leserbrief vom 2.7.2008 von Klaus-Jürgen Schwenninger, Freiburg

 

So wird aus einer offenen Stadt eine geschlossene

Die Freiburger Innenstadt verändert sich zusehends und lässt Menschen auf der Straße immer weniger Raum

D
ie Innenstadt verändert sich, der öffentliche Raum wird immer enger — diese Erfahrung machen vor allem jene, die auf der Straße leben. Immer mehr gläserne Fassaden entstehen, vor allem mit der Zunahme von Filialisten, die nachrücken, sobald alteingesessene Geschäfte schließen. Dieser Trend zu stets großflächigeren Schau-Fenstern hat auch Auswirkungen auf Frauen und Männer, die am Rande dieser Gesellschaft leben, wie die Redaktion des Freien Bürgers immer öfter beobachtet. Dessen Verkäufer stellen zum Beispiel fest: Die Geschäfte an der Kaiser-Joseph-Straße bilden zunehmend eine durchgehende Fensterfront. Dass Geschäftsinhaber vor ihren Läden nicht unbedingt mit der Armut in Freiburg konfrontiert werden wollen, verstehen die Menschen von der Straße gut. Und die Verkäufer der Freiburger Straßenzeitung, die in diesem Monat zehn Jahre alt wird, haben sogar einen Ehrenkodex: Nicht vor Schaufenster-Auslagen stehen. Einige haben deshalb das Gespräch gesucht und hatten Erfolg. Als etwa Fielmann eine Filiale im ehemaligen Café Steinmetz eröffnete und aus steinernen Wänden eine große Fensterfront wurde, musste der Verkäufer Laslo F. seinen seit Jahren genutzten Verkaufsplatz aufgeben. Im Gespräch mit dem Filialleiter einigte er sich jedoch: "Wenn es regnet, dürfen wir uns unter die Arkaden stellen, und bei schönem Wetter verkaufen wir den Freien Bürger am Eingang zur Schusterstraße." Auch Franz Böhringer fühlte sich zunächst vom Neubau der Sparkasse vertrieben, nach einem Gespräch hat er dort nun seinen neuen Standplatz. Andere dagegen mussten ihre Stammplätze aufgeben, erfährt die Redaktion der Straßenzeitung immer wieder. Und damit ergeht es ihnen wie anderen auf der Straße lebenden Menschen. Sie beklagen sich auch bei Evi Jakob und Marc Disch, den Streetworkern im städtischen Projekt "Kontaktnetz" . Ausgerechnet die Stadt Freiburg beteilige sich an dieser "indirekten Vertreibungspolitik" . Denn: "Immer mehr Plätze werden verstärkt als gastronomische Flächen ausgewiesen." Ähnlich kritisierte es SPD-Stadtrat Walter Krögner schon vor mehr als einem halben Jahr: "Es kann nicht angehen, dass immer mehr öffentliche Flächen, wie das Dreisamufer und der Adelhauser Kirchplatz, privatisiert werden."
Und der Kartoffelmarkt ist mittlerweile ebenfalls eine solche Fläche, bekommt die Redaktion des Freien Bürgers seit einigen Wochen zu hören. Dabei war dieser Platz wie die anderen Plätze ein wichtiger Treffpunkt von Menschen auf der Straße, die sich ja irgendwo aufhalten müssen. "Die Menschen sind da, ob sie uns passen oder nicht" , sagt Marc Disch, "und sie müssen Rechte haben wie alle Bürger der Stadt." Und dürfen nicht zu Störfaktoren für gastronomische Betriebe erklärt werden, ergänzt der Freie Bürger. Sonst, ist dessen Redaktion überzeugt, "wird aus einer offenen Stadt eine geschlossene, in der Armut nichts zu suchen hat."
Uli Herrmann , 3.6.2008, BZ
Der Autor ist Chefredakteur der Straßenzeitung der Freie Bürger .

 

Dekoration als Vandalismus - Kunst im öffentlichen Raum

Über den Umgang mit dem öffentlichem Raum und mit der Kunst in der Stadt - am Beispiel Freiburg

Zeitgenössische Kunst und Nichtkunst sind nicht immer leicht zu unterscheiden — am Freiburger Augustinerplatz etwa steht ein Steinblock ohne Sockel und ohne Namenschild, der zunächst aussieht wie irgendein Steinblock. Er steht da als ein Mal, auffällig, an der Schnittstelle zweier Wege, vor dem Museum, über dem abfallenden, gepflasterten Platz aufragend. Der ursprüngliche Block ist gebohrt und gesprengt, wieder zusammengesetzt, er erinnert an den normannischen Steinbruch, aus dem er kommt, und daran, dass Gestalten Eingreifen und Entscheiden ist. Ulrich Rückriem, der Künstler, legte 1986 keinen Wert auf Dekoration oder auf Zeichen für "Kunst". Seine titellose Skulptur für Freiburg macht vielmehr den Ort neu deutlich, sie bietet ein urtümliches Orientierungszeichen an und damit die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung von Stadträumen zu klären und über unsere Orientierungen überhaupt nachzudenken.
Versetzen dürfte man den Granitblock nicht, er ist eine ortsgebundene Skulptur. Die Skulptur ist öffentliches Eigentum. Man darf sie also - wie jeden Fahrradständer - nicht zerstören. Zerstört ist sie schon, sobald die Blickachsen von Blumentöpfen zugestellt werden, wie das neuerdings getan wird.

In Freiburg ist wie in anderen Städten schwer zu unterscheiden, was öffentlicher Raum ist und was privater. Cafés vereinnahmen ganze Plätze, Werbung findet auf Gehwegen statt. Der öffentliche Raum sollte aber — im Gegensatz zu privaten Räumen — der Öffentlichkeit, also allen, zur Verfügung stehen. Das heißt: Kein Einzelner, keine Gruppe darf ihn auf Dauer besetzen. Es gibt Verabredungen über begrenzte Nutzungen — dass zum Beispiel Straßencafés an bestimmten Orten geschätzt werden, dass der Münstermarkt morgens stattfindet oder dass zu einer bestimmten Zeit eine Demonstration stattfinden darf. Damit einzelne Gruppen — die Kaffeetrinker, die Einkäufer, die Demonstranten — ihre Interessen verfolgen können, müssen dann andere zurücktreten: Morgens ist an Werktagen auf dem Münsterplatz eben nicht mit Ruhe zu rechnen, zur Zeit einer Demonstration eben nicht mit schnellem Durchkommen.
Spielregeln sind besonders da nötig, wo verschiedene Gruppen in einer Stadt zusammenleben, wo Konventionen als Konsens nicht mehr greifen, wo Rücksicht eben nicht selbstverständlich ist und wo sich leicht ein Egoismus einzelner Gruppen breit macht. Rücksicht muss verhandelt werden: Sollen Kinder die Möglichkeit haben, ohne Rücksicht auf Fahrräder auf dem Gehweg zu laufen? Sollen Spaziergänger auf einem Platz stehen können, ohne sich als Belästiger der Cafébesucher zu fühlen? Sollen Fußgänger einen Bogen um Fahrräder machen oder sollen Fahrräder außerhalb der Innenstadt geparkt werden? Wo sind Graffiti möglich, wo nicht? Soll die Geburtstagsfeier wichtiger sein oder das Schlafbedürfnis der Nachbarn? Sollen Plätze und Kunstorte als sinnvolle Ruheräume erhalten werden oder interessieren sich alle sowieso nur für den Kaffee an einem schönen Ort? Darf ein Café die Dreisam beleuchten, so dass seine Gäste auch abends eine Kulisse haben und die Spaziergänger, die einen Rest Natur in der Stadt schätzen, zu Zaungästen werden? Wollen die Bürger wirklich überall Reklame sehen, damit ihnen dann über die Mieten, die die Stadt für die Reklameflächen bekommt, irgendwo wieder Geld zugute kommt? Solche Fragen werden zu Recht diskutiert. Es ist gut, die Aufmerksamkeit für die städtische eigene Umgebung zu pflegen statt sich in Privaträume zurückzuziehen und den öffentlichen Raum verloren zu geben. In Freiburg besteht ein Bewusstsein für Naturschutz, Ruhe schätzt man hier in der Natur — oder im Privaten. Dass auch der öffentliche Raum in der Stadt mit weniger Aggressivität, mit mehr Gelassenheit möglich sein müsste, ist weniger bewusst. Freiburg ist eine vergleichsweise gepflegte Stadt. Trotzdem ist in den letzten Jahren ein Ausverkauf zu beobachten, der sowohl Kunst im öffentlichen Raum wie auch Kultur im öffentlichen Raum generell betrifft.

Rücksicht muss offensiv gefordert werden
In Freiburg wird mehr dekoriert als in anderen Städten. Die Weihnachtsbeleuchtungen gelten als schön, die Werbung als unvermeidlich, Pflanzenkästen verstellen zum Beispiel Rückriems Skulptur. Es gibt nur ganz wenige nicht dekorierte, nicht genutzte und geputzte Orte. Solche Orte wären aber wichtig, um denen, die die Dekorationen nicht schätzen — und das sind nicht nur Punks, sondern auch Menschen, die eben nicht so etablierte Ansprüche stellen — ein Durchatmen zu ermöglichen. Wo alles vereinnahmt und zugestellt ist, ist Freiheit, besonders Freiheit der nicht Etablierten, schlecht möglich.
Wer kann nun auf den öffentlichen Raum achten? "Die Stadt"? Jeder Einzelne? Vornehme Zurückhaltung ändert das Problem der immer kulissenhafter werdenden Stadt jedenfalls nicht. Lauter Einzelne, die sich in ihre Privaträume zurückziehen, können ihren Protest gegen die Vereinnahmung des öffentlichen Raums nicht durchsetzen. Rücksicht muss offensiv gefordert werden — auch wenn das in sich widersprüchlich scheint. Nur, wenn Cafés den öffentlichen Raum respektieren, kann man tagsüber in der Stadt und abends an der Dreisam spazieren gehen, ohne in fremde Kulissen zu geraten. Und nur, wenn es Aufmerksamkeit für Dekoration als Vandalismus gibt, sind Kunstwerke wie das von Ulrich Rückriem am Augustinerplatz überhaupt zu retten.

Angeli Janhsen , 15.1.2008, BZ
Die Autorin ist Professorin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Freiburg
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Granitblock von Ulrich Rückriem von 1986 - titellose Skulptur am Augustinerplatz Blick nach Westen am 29.1.2008 Holbein-Pferdchen an der Günterstalstrasse - Stop Folter lick nach Norden am 29.1.2008 zum Granitblock von Ulrich Rückriem am Augustinerplatz - rechts Museumsbaustelle
Granitblock von Ulrich Rückriem von 1986 - titellose Skulptur am Augustinerplatz Blick nach Westen am 29.1.2008 Amnesty International bemalen das Holbein Pferdchen Blick nach Norden am 29.1.2008 zum Granitblock von Ulrich Rückriem am Augustinerplatz - rechts Museumsbaustelle

Zunehmende optische Umweltverschmutzung in Freiburg

Die Plätze und Bürgersteige in der Innenstadt werden zunehmend verrümpelt 

Bravo, endlich hat es mal jemand ausgesprochen. Der Beitrag der Professorin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Freiburg sprach mir aus der Seele. Die Verantwortlichen der Stadt Freiburg sollten ihn aufmerksam lesen und sich hinter den Spiegel stecken. Wir haben alle viel zu lange zugeschaut, wie der öffentliche Raum in unserer Innenstadt gnadenlos durchkommerzialisiert worden ist. Aufdringliche Werbereiter, zahllose Verkaufsständer, neuerdings auch mannshohe Werbebanner sowie ausufernde Freisitzflächen von Kneipen und Cafés mit gut gemeinten Blumenkübeln und viel zu großen Sonnenschirmen verrümpeln mittlerweile die Plätze und Bürgersteige in Freiburgs Innenstadt. Sie sind Hindernisse für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, Sehbehinderte und andere. Das Beispiel Augustinerplatz mit der kraftvollen Skulptur von Ulrich Rückriem zeigt, dass mangelnde Sensibilität und Rücksichtnahme einen hochwertigen Platz mit seinen einzigartigen Blickachsen nahezu kaputtmachen können. Fühlt sich denn für das Erscheinungsbild der Stadt Freiburg niemand mehr zuständig? Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Hoffentlich finden sich noch mehr Bürger, die sich gegen die zunehmende optische Umweltverschmutzung in unserer Stadt wehren.
BZ-Leserbrief vom 24.1.2008 von Ottmar Dorn, Freiburg

Außenbewirtung auf öffentlichen Plätzen - Konzept fehlt >Adelhauserplatz (6.5.2008)

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