Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Weniger Saat - mehr ehrenamtliches Engagement
   

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Buggi 50 am 13.11.2010 in Weingarten: Tele-Blick nach Osten über Freiburg zu Roßkopf-Windrädern und Kandel (links)
Buggi 50 am 13.11.2010 in Weingarten: Tele-Blick nach Osten über Freiburg zu Roßkopf-Windrädern und Kandel (links)
 


Bürgerschaftliches Engagement ist notwendiger denn je.
Ohne mehr Ehrenamtliche droht ein Zusammenbrechen des sozialen Friedens.
Grund: Der Staat muss die Finanzierung von sozialem Engagement zurückschrauben, ja sogar halbieren - wie immer mehr Fachleute.
Auf dieser Seite finden Sie Informationen zum Ehrenamt.

 

 

Gemeinwohl-Ökonomie - Freiburg im Wandel

Aktuell ist der Gedanke für Vernetzung bei den Gruppen gut angekommen und zeigt sich in konkreten Aktionen. "Freiburg im Wandel" ist ein neues Angebot für uns alle, die eine Stärkung von nachhaltigen und demokratischen Strukturen vor Ort wünschen. Initiiert wird diese Bewegung von Mitgliedern der Initiativgruppe "Gemeinwohl-Ökonomie Freiburg". Uns ist wichtig, dass die bestehenden und die jungen Engagements noch mehr zueinander finden, sich gegenseitig unterstützen und freundschaftlich begleiten.

"Wer macht Was in Freiburg?" Wir sollten uns persönlich kennenlernen... Dazu gibt es - wie bereits angekündigt und eingeladen - ein großes Vernetzungstreffen am 22. Februar, zu dem schon einige altgediente Ehrenamtliche zugesagt haben. Diese positive Resonanz freut uns natürlich sehr. In Zukunft ist dann immer quarteilsweise solch intensiver Austausch untereinander vorgesehen.

Mosaik der Zukunft - Bild: Gemeinwohl-Oekonomie

Eine schöne Orientierung für diese Bewegung ist das "MOSAIK DER ZUKUNFT" von Christian Felber. Dargestellt sind die wichtigsten Veränderungs-Bereiche unserer Gesellschaft:
a.. MENSCHENRECHTE: Eine-Welt-Bewusstsein, Universal Spirit, Mehr Demokratie,...
b.. GELD: Mikrokredite, Zeitbanken, Regiogeld,...
a.. WIRTSCHAFT: attac, Gemeinwohl-Ökonomie, Commons , Regionalisierung,...
b.. LANDWIRTSCHAFT: GartenCoop, Urban Gardening, Slow Food, nachhaltige LWS
c.. GESUNDHEIT: ganzheitliche Medizin, Stadtteilentwicklung, NeueArbeit-NeueKultur,...
a.. ÖKOLOGIE: ökologischer Fußabdruck, Permakultur, Lebensdorf, Transition Town,...
b.. ENERGIE: erneuerbare Energie, Energiedemokratie,...

Gerade in Freiburg gibt es viel mehr Arbeitsgruppen und Persönlichkeiten, die sich in diesen Punkten einbringen, als uns allen bewusst ist. Eine Bündelung dieser verschiedenen Energien kann viel bewirken!
Also unbedingt vormerken: Das nächste Vernetzungstreffen für Freiburg ist am 22. Februar um 19 Uhr im Gasthof Schützen (Schützenallee 12, Freiburg). Wir sind sehr gespannt auf einen fruchtbaren Austausch.
Mit herzlichen Grüßen, Andreas Andrick und Gitta Walchner
16.2.2012, Initativgruppe Gemeinwohl-Ökonomie Freiburg
www.gemeinwohl-oekonomie.org
www.freiburgimwandel.de


Recht statt Moral

Unübersehbar ist aber das Gesetz ein viel zu starres Instrument, um ohne Grobheit über die Lebensverhältnisse bestimmen zu können. Denn um dem Verfassungsanspruch zu genügen, muss es alle Umstände für alle in gleicher Weise regeln. Wie flexibel ist dagegen die aufgeklärte, also nicht rigorose und dogmatische Moral! Ihr Pragmatismus erlaubt Abweichungen, wenn die Beteiligten einverstanden sind, sie bietet Raum für Toleranz und für die gelegentliche Verhandelbarkeit einzelner Regeln – auf der Basis eines gemeinsamen Grundverständnisses, wie man zusammenleben möchte. Doch diese Verbindlichkeit, diese Abstimmung zwischen eigener Freiheit und Verpflichtung gegenüber anderen geht heute in wachsendem Maße verloren. An die Stelle rückt, wenn es um öffentliche Sicherheit geht, das Recht. Damit sind grundsätzliche Schwierigkeiten verbunden, wie jüngst das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs zum Verbot nächtlichen Alkoholtrinkens auf den Straßen des Freiburger Kneipenviertels zeigt. Wo die Pragmatik der Moral individuelle Lösungen anbietet, packt das Gesetz generell zu und schränkt dadurch zwangsläufig allgemeine Freiheitsrechte ein. Eine zu starke Verrechtlichung des menschlichen Zusammenlebens ist daher ein schlechter Ausweg, zumal in einer offenen Gesellschaft.
Alles von Wulf Rüskamp vom 6.8.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/leitartikel-recht-statt-moral--18019880.html

 

Deutschland ist reicher und ärmer geworden

Das private Geldvermögen ist in Deutschland seit 1992 um 70 Prozent gestiegen, gleichzeitig hat die Armut zugenommen

Deutschland ist reich. Den Bundesbürgern gehören Immobilien und Gold, Schmuck und Finanzanlagen im Wert von zehn Billionen Euro - viermal so viel wie das bundesdeutsche Bruttoinlandsprodukt eines Jahres beträgt. Deutschland wird immer reicher. So wuchs seit dem Jahr 1992 das reine Geldvermögen um mehr als 70 Prozent an. Doch das gilt natürlich nicht für alle. Der Riss, der unsere Gesellschaft teilt, wird immer größer. Der Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt einen “ kontinuierlichen Niedergang” der Lohnquote.

Geradezu naturgesetzlich scheint dem Einzug der Shareholder-Ökonomie in den Industrieländern eine wachsende Kluft zwischen Reich und Arm zu folgen. In Großbritannien und den USA machten die Gewerkschaften bereits Anfang der neunziger Jahre auf dieses Phänomen aufmerksam. Seither wuchs die Zahl der Amerikaner ohne Krankenversicherung auf über 40 Millionen an, registrierte das US-Census-Bureau. Und jeder dritte amerikanische Vollzeitbeschäftigte kann nicht von seinem Einkommen leben. Seit Mitte der 90er-Jahre ist das Phänomen der “ working poor” auch in der Bundesrepublik angekommen. Zugleich werden die Reichen immer reicher. Dies liegt an Aktiengewinnen und wachsenden Renditen aus Vermögen, die für das Gesamteinkommen der einkommensstarken Singles und Familien immer wichtiger werden. Wer dagegen abhängig beschäftigt ist, bezieht durchschnittlich nur vier Prozent seiner Einnahmen aus Zinsen und Mieteinnahmen. Im Ergebnis verfügen, laut des Schweizer Wissenschaftsinstitus Prognos, die oberen zehn Prozent in Deutschland über die Hälfte des Grund- und des Geldvermögens..
Alles von Hermannus Pfeiffer vom 29.12.2005 auf www.bzol.de

 

 

Einige Zahlen zur staatlichen Aktivität

Staatsverschuldung in Deutschland:
 1.457.804.885.900 Euro im Juni 2005
  
Billion       Milliarden          Millionen          Tausend

Staatsverschuldung je Bundesbürger:
  17.426 Euro in 2004
  42.217 Euro in 2020 (bei gleichen Rahmenbedingungen)

Neuverschuldung je Bundesbürger:
  812 Euro in 2004

Wir lassen uns beschenken und sind dabei unzufrieden:
Ungefähr 40 % aller Privateinkommen in der ehemaligen DDR sind subventioniert, sind also Transfereinkommen. 85 Mrd Euro/Jahr beträgt der Gesamttransfer in die neuen Bundesländer.

Wir leben auf Pump, auf Kosten unserer Jugend:
Um alle Schulden in Deutschland abzubauen, müss(t)en wir ab sofort 85 Jahre lang jährlich 15 MRD €
einsparen!

Parallelgesellschaft Berlin:
75 % aller Ausländer in Berlin empfangen Sozialhilfe.


 

Leben in der Illegalität - Forum von Pater Jörg Alt

Der Jesuitenpater Jörg Alt, Geschäftsführer des "katholischen Forums Leben in der Illegalität", kämpft gegen Tabus

Er rückt erfolgreich ein Thema "aus der Schmuddelecke" in die Mitte der Gesellschaft. Seitdem der Jesuitenpater, Autor und promovierte Soziologe Jörg Alt 1997 begann, die Situation von Menschen zu erforschen, die ohne Papiere in Deutschland leben, kämpft er gegen Tabus und Vorurteile. Längst ist er Experte in einem Bereich, dem sich die öffentliche Aufmerksamkeit nur zögernd zuwendet. Am 9.3.2005 kam Jörg Alt aus Berlin zur Eröffnung der Ausstellung "Leben in der Illegalität" beim Deutschen Caritasverband im Lorenz-Werthmann-Haus.

Im Rückblick ist der rote Faden da: Er begann 1986 in Würzburg, als Jörg Alt, der 1961 in Saarbrücken geboren wurde und als 20-Jähriger in den Jesuitenorden eintrat, zum ersten Mal mit Flüchtlingen in Kontakt kam. Und führt über mehrere Jahre der Arbeit mit Flüchtlingen in Würzburg und Leipzig, Forschungsprojekten in Leipzig und München und mehreren Büchern und Aufsätzen hin zu seiner Position als Geschäftsführer des neu gegründeten "katholischen Forums Leben in der Illegalität". Und doch: Selbst ausgesucht hat sich Jörg Alt seine Aufgaben nie. 
....
Wenn er betont, dass hinter 95 Prozent aller "kriminellen Vergehen" der so genannten "Illegalen" Verstöße stehen, die einzig und allein mit ihrer Position zusammenhängen: Zum Beispiel Verstöße gegen das Aufenthalts- und Arbeitsrecht oder Urkundenfälschungen - "die Menschen brauchen doch Papiere, um zu überleben". Dass die "Sicherheitsabschottung" Deutschland nicht sicherer macht, weil "Schläfer" sehr wohl wissen, wie sie unauffällig bleiben, steht für ihn fest. Und auch, dass es niemandem etwas nützt, wenn Menschen ohne Papiere weiter ihre Rechte auf medizinische Behandlung, Schule und Arbeit ohne Ausbeutung vorenthalten werden.

Damit sich das ändert, ist Jörg Alt seit Jahren aktiv. Hat in unzähligen "vertraulichen Gesprächen" von Politikern aller Parteien versichert bekommen, dass sie ihm eigentlich ja zustimmen - aber das auf keinen Fall öffentlich tun wollen: Sie müssten schließlich "auf ihre Wähler Rücksicht nehmen". Diese Kämpfe haben ihn erschöpft. Ende Juli zieht er sich endgültig aus diesem Aufgabenfeld zurück. Doch er tut das mit einem guten Gefühl, ist stolz auf die Erfolge der vergangenen Monate, vor allem auf das "Manifest Illegalität" mit zurzeit 378 Unterschriften: "Sogar ein CDU-Bürgermeister ist dabei." Jörg Alt will sich nach einem Jahr Auszeit der Globalisierungskritik zuwenden, nicht länger nur an "Symptomen" wie der Not der Menschen ohne Papiere herumkurieren. Denn: "Was auf der Welt zurzeit vorgeht, ist brutal.
BZ vom 11.3.2005

http://www.forum-illegalitaet.de/

Leben in der Illegalität - eine Million Menschen >Nachdenken3 (16.2.2006)

  

 

Viagra für alle - Solidargemeinschaft

Kein normaler Mensch käme auf die Idee, zur Befriedigung seines Mobilitätsbedürfnisses bei der AOK einen Lamborghini anzufordern. Insofern haben Sozialhilfeempfänger wie "Viagra-Kalle" schlechte Karten mit ihren gehobenen Ansprüchen an die Solidargemeinschaft. Bei ihnen ist vielmehr zu befürchten, dass nach Einnahme der pharmazeutischen Stehhilfe so gut wie kein Blut mehr das eigentliche Denkzentrum erreicht. Sonst müssten sie auf ihrem Weg durch die Instanzen mal auf die Idee kommen, dass es zwar ein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit gibt. Dieses aber an die persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten gebunden ist.
Viagra für Kalle? Dann aber für alle. Dafür erhöhen wir Merkels Kopfpauschale um einen Verkehrszuschlag, dessen Höhe der beleidigte Seehofer bestimmen darf.
RNZ vom 17.11.2004, www.rnz.de

  

Wir leben auf Kosten der nachfolgenden Generationen

Staatsdefizit in Deutschland:
Um alle Schulden abzubauen, müss(t)en wir ab sofort

85 Jahre lang
jährlich 15 MRD €
einsparen!

Klar - wir tun es nicht, sondern machen noch mehr Schulden! Die nächste(n) Generation(en) sollen es bezahlen!

  

 

Der Staat muß seine Schulden abbauen

Unser Gemeinwesen darf nicht auf Kosten der nachfolgenden Generation leben. Der Staat muß die unvorstellbar großen Schulden bzw. Haushaltsdefizite abbauen. Dies gelingt nur durch ein rigoroses Kürzen der Transferzahlungen, die alle Bürger gleichermaßen trifft.

1. Schlechte Wirtschaftslage
a) Transfers als Wachstumsbremse: 85 Mrd Euro gehen jährlich an Transferzahlungen in die neuen Bundesländer (zum Vergleich: "nur" 2 Mrd Euro jährlich betragen die deutschen Zahlungen für die EU-Erweiterung).
Ungefähr 4 % unseres jährlichen Wachstums fließt in die neuen Bundesländer. Folge: Wir haben de fakto ein Null- bzw. sogar Minus-Wachstum. Zusätzliche Arbeitsplätze können nicht geschaffen werden (erst ab Wachstumsrate von 2% möglich).
b) Verlust von Arbeitsplätzen: Die deutsche Industrie kassiert 50 % Investitionszulage, wenn sie in EU-erweiterten Ländern investiert. Folge: Hier in D Arbeitsplätze abbauen bzw. diese exportieren.

2. Staatsausgabenkürzung durch Streichen von Transferzahlungen nicht möglich
Die drei großen Transfers: 85 Mrd Euro für die neuen Bundesländer, Steinkohlesubventionen für Nordrhein-Westfalen (bevölkerungsreichstes Bundesland) und Agrarsubventionen für die Landwirte. Würde man diese Transferzahlungen streichen, gäbe es in Deutschland einen Aufstand.

3. Staatsausgabenkürzung nur über eine für alle gleiche Quote möglich
Ein Sparen mit gleichzeitiger Umverteilung - sei es von oben nach unten oder von unten nach oben - war bislang nicht durchführbar (eine Interessengruppe fühlt sich immer benachteiligt). Realistisch ist nur eine einheitliche Kürzung wie in Großbritannien: Zum Beispiel 20 % weniger für Alle - unabhängig von Einkommen, Status und Vermögen.

9.5.2004

  

 

 

Der Staat wird seinen Anteil an der Finanzierung von sozialem Engagement halbieren

In den USA wird soziales Engagement nur zu 28 % vom Staat unterstützt. Da spielt das soziale Engagement von Privatpersonen und Unternehmen eine weitaus größere Rolle als bei uns:

  • "Corporate Volunteering" bzw. "Corporate Citizenship" - "Bürgerliches Engagement von Betrieben": Betriebe sehen es als selbstverständlich an, Mitarbeiter für ehrenamtliche Aufgaben freizustellen. Und die Manager sehen nicht nur Nutzen für die Gesellschaft, sondern auch sich selbst: Mitarbeiter, die in sozialen Einrichtungen neue Erfahrungen sammeln, bringen frischen Wind in die eigene Firma. 

  •  "Community Involvement" - "Gemeinwesenarbeit": Junge Selbständige, Angestellte wie Top-Manager stellen sich als "Kulturpaten" freiwillig zur Verfügung, um mit ihrem Knowhow soziale Dienste zu unterstützen. Jugendliche engagieren sich ehrenamtlich - und werden dafür belohnt (US-Colleges verlangen von Bewerbern neben guten Noten auch den Nachweis ehrenamtlicher Tätigkeit).

In den USA wird soziales Engagement finanziert zu  ...

28%
vom Staat
51%
aus eigenem Einkommen
21 %
aus Spenden

In Deutschland wird soziales Engagement finanziert zu  ...

65%
vom Staat
32%
aus eigenem Einkommen
3 %
Spenden

In Deutschland hingegen steuert der Staat zwei Drittel zur Finanzierung sozialer Aufgaben bei. Die Finanzlage zwingt den Staat zum Rückzug. Einige Fachleute sind der Meinung, dass auf mittlere Sicht auch bei uns der Staatsanteil von heute 65% auf 28% sinken wird, also von 2/3 auf 1/3 ähnlich den USA. Für unseren hohen Level bedeutet dies eine Halbierung der staatlichen Sozialausgabensquote. Und mit diesem Rückzug des Staates tun sich grundlegende Fragen auf:

  • Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir haben uns an die 65%-Quote gewöhnt und begreifen sie als selbstverständlich. Wie haben unheimlich hohe Ansprüche an den Staat. Sind wir imstande zu begreifen, dass das Finanzieren sozialer Aufgaben in diesem Umfang überhaupt nicht mehr selbstverständlich ist, sondern gar destruktiv? Ist in Deutschland jeder Einzelne bereit, sich als Ehrenamtlicher für die Bedürfnisse des Gemeinwesens einzusetzen?
  • Was passiert mit den sozialen Einrichtungen, für die keine öffentlichen Gelder mehr fließen? Machen sie dicht, weil die Leute nur protestieren und nach neuen Heilsbringern Ausschau halten, oder finden sich genug Bürger, die sich für den Erhalt der Einrichtungen engagieren?
  • Eröffnet der Rückzug des Staates in Deutschland Chancen für Verbesserungen, führt er zu Freiräumen, in die neue Ideen einfließen?

Die Beantwortung dieser Fragen führt immer wieder zu den Ehrenamtlichen, den Freiwilligen, den engagierten Bürgern, die ohne Bezahlung - durchaus auch im legitimen Eigeninteresse - bereit sind, sich für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. In den USA wird erwartet, zwei Jahre des Lebens bzw. rund 4000 Arbeitsstunden für ehrenamtliche Tätigkeiten zu widmen. Nicht erst seit den "AmeriCorps" von Präsident Bush (Jugendorganisation), sondern schon seit den von Präsident Kennedy ins Leben gerufenenen "Citizen Corps" (Netzwerk von Freiwilligendiensten). Diese zwei Ehrenamtsjahre sind auch in Deutschland unabdingbar. Kennedys "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann - frage, was du für dein Land tun kannst" muss als vernünftige Aufforderung begriffen werden.

Die USA taugen - was den sozialen Sektor angeht - sicher nicht als das große Vorbild für Deutschland. Zu unterschiedlich sind Anspruchsdenken und Mentalität. Nur: Ein "Weniger" an Staat und staatlicher Finanzierung muß durch ein "Mehr" an ehrenamtlichem Engagement des einzelnen Bürgers kompensiert werden. Dies gilt für die USA und noch mehr für uns, da hierzulande das Bedürfnis nach sozialer Absicherung weitaus stärker ausgeprägt ist als in den USA.

Der unausweichliche Rückzug des Staates aus der Finanzierung sozialer Aufgaben fordert jeden Einzelnen auf, kreativ zu werden: Neue Strukturen, alternative Finanzierungsmodelle und pfiffige Ideen sind gefragt.
Beispiel Schulen: Die über 19000 Schulfördervereine in Deutschland, die sich bislang z. B. der Computerausstattung oder Unterstützung bedürftiger Schüler widmeten, wenden sich Projekten wie Klassenzimmerrenovierung, Hausaufgabenbetreuung, Schulhausreinigung und Schulhofumbau zu.
Ein Direktor kauft auf eigene Rechnung ein Klavier, auch wenn wahrscheinlich ist, dass aus den Einnahmen der Auftritte des Schulchores die Kaufsumme nie ganz zurückfließen wird.
Ein Lehrer erteilt einer durch Krankheit zurückgebliebenen Schülerin kostenlos Nachhilfeunterricht in seinem Fach.
Beispiel Soziales: "Die Tafel" sammelt deutschlandweit in über 300 Orten bei Händlern Lebensmittel, die sonst weggeworfen werden, um sie nicht nur an Obdachlose, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Alleinerziehende zu verteilen, sondern an alle diejenigen, die sich dadurch einen finanziellen Freiraum verschaffen können. 
Beispiel Kultur:
Bei der Freiburger Freiwilligen-Agentur sind über 600 Freiwillige eingetragen. Vermittelt werden Hilfsangebote und Expertenwissen - auch für private Kultureinrichtungen: Eine Buchhalterin übernimmt die Buchführung eines Theaters. Eine Werbeagentur designt die Anzeigen eines Orchesters.

Der Rückzug des Staates führt nur dann nicht zum Zusammenbrechen des soziale Friedens, wenn in Deutschland genügend Ehrenamtliche bereit sind, sich für die Bedürfnisse der Gemeinschaft einzusetzen. Und eine solche zusätzliche Bereitschaft wird sich nur dann zeigen, wenn freiwilliges gesellschaftliches Engagement nicht als nur Last, Pflicht, Zwang und "tote Zeit" begriffen wird, sondern zur persönlichen Zufriedenheit beträgt, Spaß macht, Langeweile vertreibt, belohnt wird (z.B. durch Punkte zu Uni-Zulassung), Anerkennung einbringt, das Selbstvertrauen fördert, berufliches Fortkommen beschleunigt, öffentliches Ansehen mehrt bzw. die Chance auf unternehmerischen Erfolg wachsen läßt.

Einerseits sind so viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ehrenamtlich tätig: Als Jugendtrainer, 'gute Seele' im Verein, Dirigent, Selbsthilfegruppenleiterin, Bademeister, Sanitäter, Naturschutzwart, im Freiwilligen Sozialen Jahr, in der Pflege, als Dorfhelferin, usw. 
Andererseits scheint vielen in den vergangenen 20 fetten Jahren unsere "Kultur des ehrenamtlichen Engagements" abhanden gekommen zu sein - der Staat hat's ja übernommen. Hoffentlich wird der Rückzug des Staates aus seinen "sozialen Sebstverständlichkeiten" als Chance begriffen, daß sich wieder alle Bürger diese Kultur zu eigen zu machen.

Ekkehard Kaier, 19.10.2003
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