Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Stiftungen im südlichen Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Blick vom Langeck nach Süden über Mondschein ob Eschbach, Kirchzarten zum Schauinsland am 1.5.2005 mehr

 

Stiftung Jugend spielt: Gründung von Bernhard Röderer mit 250000 Euro

Am 10. August habe ich vom Regierungspräsidium die Anerkennungsurkunde für meine "Stiftung Jugend spielt" bekommen. Die Stiftung habe ich mit 250 000 Euro ausgestattet; wenn ich das Geld glücklich anlege, kann ich etwa 1000 Euro pro Monat spendieren. Das Geld soll Jugendlichen zugute kommen, die Jungen haben es dringend nötig, unterstützt zu werden. Viele hängen rum, bringen nichts zustande, da kann man viel machen.

 Für Kunst und Bauten sind Mäzene oftmals spendabel, doch an den kleinen Dingen, die im Leben wichtig sein können, fehlt es oftmals. Meine Stiftung könnte zum Beispiel Jugendlager unterstützen oder Hallenmieten übernehmen, Musikinstrumente kaufen oder Sportgeräte für Kindergärten. Oder an Vereine spenden, die Jugendarbeit betreiben. So ähnlich könnten die Hilfen aussehen.

Es ist nicht so schwer, 250 000 Euro zu verjubeln, aber schöner ist es für mich, mit dem Geld ein bisschen zu helfen. Finanziell lief alles glatt in meinem Leben, warum sollte ich nicht etwas abgeben? Ich habe mich mit vielen Leuten darüber unterhalten, ob ich so eine Stiftung einrichten soll, und eigentlich alle haben mir abgeraten. Ich bin nämlich nicht gesund, seit 1998 habe ich die Parkinson-Krankheit, und da weiß man ja nicht, wie es weitergeht. Deshalb habe ich es auch gut abgewogen und es bestimmt tausend Mal durchdacht: Wie viel kann ich abgeben? Wie viel sollte ich behalten? Ich möchte nicht dauernd an meine Krankheit denken und mich bemitleiden müssen, ich will mich lieber einer Herausforderung stellen, so lange es eben noch geht.

So eine Stiftung zu gründen, ist ein ganz schöner Aufwand. Man muss einiges überlegen: Wie die Stiftung gestaltet wird, was finanziert werden kann. Meine Stiftung ist zum Beispiel zu klein für große Forschungsvorhaben. Dann: Wie soll die Satzung aussehen, wie kriegt man das steuerlich hin. Jetzt haben wir einen Vorstand mit drei Mitgliedern: Das bin ich, meine Stellvertreterin ist meine Tochter Kathrin, dritter Vorstand ist ihr Freund Simon - es bleibt quasi in der Familie. Die Verwaltung mache ich selbst. Ich hoffe, dass ich noch zwei, drei Jahre als Vorstand tätig sein und dann an die beiden anderen Vorstände abgeben kann. So eine Stiftung ist ja sozusagen auf Ewigkeit angelegt. Einen Bezug zu Jugendlichen habe ich, ich bin ja in zwei Sportvereinen und habe zwei Kinder. Trotzdem: Es ist ein kleines Abenteuer.
Bernhard Röderer, 64, Kosteningenieur
29.10.2007, aufgezeichnet von Simone Lutz

 

 

Stiftungsverwaltung: Lothar Böhler, EKZ Weingarten, gerechter Lohn, Rendite

BZ: Wie würden Sie die Geldanlage der Stiftungsverwaltung im Einkaufszentrum Weingarten bezeichnen: Pleite, Pech, Panne? Skandal oder normales Risiko?
Böhler: Ein normales Risiko, das man immer eingeht, wenn man eine Investition vornimmt, bei der man nicht weiß, wie sie sich in 30 Jahren darstellen wird. Beim EKZ hat sich die Rendite nicht erfüllt, statt der erwarteten sechs Prozent waren es nur 2,05 Prozent.

BZ: Wie kam es dazu?
Böhler: Die Differenz ist entstanden, weil wir zugunsten der Sanierung und Erhaltung des EKZ in Höhe von 6,7 Millionen Euro auf Ausschüttungen verzichtet haben. Hätten wir das nicht gemacht, wäre die Konsequenz gewesen, dass irgendwann die Geschäfte alle rausgegangen und die Wohnungen nicht mehr zu vermieten gewesen wären. Irgendwann wäre dann eine Bauruine im Zentrum von Weingarten gestanden. Das konnte weder in unserem noch im Interesse der anderen 130 Zeichner des Fonds sein.

BZ: Höhere laufende Kosten bei gleichzeitig schwieriger Vermietungssituation — hat schlussendlich diese Konstellation das Ergebnis derart belastet?
Böhler: Die Vermietung von Wohnungen war stets sehr gut. Im gewerblichen Bereich war sie angesichts der Verhältnisse immer noch überraschend gut. Erschreckend waren aber die hohen Nebenkosten und mehr noch die Sanierungskosten aufgrund der baulichen Struktur. Eine Rolle spielte auch die Entwicklung des Stadtteils selbst, in dem es alle soziale Mischungen gibt. Da gab es auch das Thema Vandalismus. Wir mussten wir viel Geld einsetzen.

BZ: Das war in den 70er Jahren so nicht abzuschätzen?
Böhler: Um es ganz klar zu sagen: Von mir werden Sie nie einen Vorwurf gegenüber meinem Vorgänger und gegenüber dem Vorvorgänger des Stiftungsratsvorsitzenden. Hinterher ist man immer gescheiter. Damals lauteten alle Prognosen, dass das EKZ eine ganz tolle Sache sei. Heute wie damals gilt, dass kommunale Stiftungen keine Spekulationsgeschäfte machen dürfen, sonst hätte die Rechtsaufsicht, das Land Baden-Württemberg, nicht zugestimmt.

BZ: Aber ist es nicht immer eine Art von Spekulation, wenn man in einen Fonds investiert?
Böhler: In einen Fonds zu investieren, in dem die Landesbank Baden-Württemberg mit ins Risiko geht, galt als völlig risikolos. Der Stiftungsrat hatte das Ziel, eine höhere Rendite zu ermöglichen als zum Beispiel bei einem normalen Erbbaugrundstück. Dass wir die Fondsanteile jetzt verkaufen konnten, ist ein Glücksfall. Denn unsere Sorgen wuchsen, als die Landesbank Ende der 90er-Jahre aussteigen konnte und die Stiftungen das alleinige Insolvenzrisiko getragen haben.
BZ: Das war wie ein Damoklesschwert?
Böhler: Ja, deshalb sind wir froh, dass wir nahezu das gesamte eingesetzte Stiftungskapital wiederbekommen.

BZ: Wie und wo legt die Stiftung ihr Geld an?
Böhler: In der Regel haben wir in den letzten Jahrhunderten vor allem Wert auf Immobilien und Grundstücke gelegt. Zum Beispiel sind durch zwei Währungsreformen viele Stiftungen auch in Freiburg nicht mehr existent. Stiftungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg viele Grundstücke und Immobilien besaßen, sind übrig geblieben. Wir haben in Freiburg 1735 Erbbaurechte vergeben. Damit sind wir mit der Stadt und den Kirchen die größten Erbbaurechtgeber. Daraus ergibt sich eine dauerhafte, krisensichere Rendite. Wir haben 1100 Wohnungen, Wald, Rebberge. Stiftungen denken in Generationen, nicht in Haushaltsplänen. Ich in meiner Funktion bin Treuhänder fremden Geldes.

BZ: Wie hoch sind die Erträgnisse im Jahr?
Böhler: Unsere sechs rechtlich eigenständigen Stiftungen, die wir verwalten, haben Erträgnisse von rund acht Millionen Euro.

BZ: Wecken solche Summen nicht die Begehrlichkeit der Politik?
Böhler: In allen kommunalen Stiftungen ist die Abgrenzung zwischen Politik und Stiftungsaufgaben ein Thema. Das liegt in der Natur der Sache. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat dazu klare Empfehlungen formuliert.

BZ: Aber die Politik ist doch sehr findig, wenn es darum geht, Stiftungszwecke zu definieren.
Böhler: Das ist ja auch legitim. Doch der Stiftungsdirektor hat darauf zu achten, dass Stiftungszwecke nicht beliebig interpretiert werden. Im Stiftungsrat herrscht meist ein hoher Konsens. Parteipolitik spielt so gut wie keine Rolle.

BZ: Die Stiftungen können für die Kommunalpolitik auch in anderen Dingen von Interesse sein. Ich denke an Grundstückstausch, an Flächennutzungsplan.
Böhler: Eine entscheidende Frage ist in der Tat, wie Stiftungen und Städte sich gegenseitig helfen können. Es gibt wenige Kommunen, die so gut ausgestattet sind, dass sie die Daseinsvorsorge ohne Stiftungen gewährleisten können. Stiftungen sind ein Klimafaktor für die Stadt. Wir sind immer gut gefahren mit der Selbständigkeit der Stiftungen, aber wir haben immer darauf geachtet, wie wir die Interessen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger begleiten können. So haben wir zum Beispiel von der Stadt Freiburg die Trägerschaft eines heilpädagogischen Horts übernommen. Das passt zum Stiftungszweck der Waisenhausstiftung.

BZ: Und was ist mit den Grundstücken.
Böhler: Ein Zehntel der Flächen, um die es im Flächennutzungsplan geht, gehört den Stiftungen. Wir sind sehr froh, dass wir diese Flächen nun aktivieren können, um unsere Erträgnisse zu mehren, um damit unsere Aufgaben zu erfüllen.

BZ: Wie geht es den Stiftungen? Gibt es zwischen ihnen große Unterschiede?
Böhler: Die gibt es. Das hängt mit ihrer Größe und dem Stiftungszweck zusammen. Die Heiliggeistspitalstiftung in der Altenhilfe und die Waisenhausstiftung in der Kinder- und Jugendhilfe haben zunehmend zu kämpfen, weil die Schere zwischen Erträgen und Anforderungen auseinander geht. Gerade bei diesen operativ tätigen Stiftungen wird es darum gehen, sie auch für die Zukunft zu sichern.

BZ: Da sind wir bei den Personalkosten. Der Stiftungsrat hat ja mehrheitlich beschlossen, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. Das Ziel ist es, die Ausgaben für Löhne zu drücken. Das fordert auch das Regierungspräsidium. Aber warum mischt sich die Aufsichtsbehörde in Tarifpolitik ein?
Böhler: Die Rechtsaufsicht hat darüber zu wachen, dass Erträge vorrangig für Stiftungszwecke ausgegeben werden. Wir dürfen eben nicht unsere Erträge beliebig in Verwaltung und Personal stecken. Natürlich brauchen wir Personal, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Allerdings dürfen die Kosten dafür nicht die Durchschnitts- und Branchenwerte wesentlich überschreiten.

BZ: Wer definiert diese Grenze?
Böhler: Da gibt es landes- und bundesweite Vergleiche, so genannte Benchmarks, und da legen die Kostenträger, etwa die Pflegeversicherung, bestimmte Mittelwerte fest. Alles was darüber liegt, müssen die Stiftungen schlucken.

BZ: Lohndumping in der Pflege senkt dann diesen Mittelwert?
Böhler: Dem ist nicht zu widersprechen. Allerdings ist der Unterschied zwischen den Lohndumpern und dem Mittelwert sehr groß. Aber aus den Zahlen der letzten Jahre wird deutlich, dass wir kontinuierlich drüber lagen. Im Schnitt verdienen unsere 300 Beschäftigten in der Altenhilfe 5000 Euro mehr im Jahr. Das sind 1,5 Millionen Euro, die uns von Kostenträgern nicht refinanziert werden. Sie müssen aus den Erträgen der Stiftung gedeckt werden. Wenn Sie so wollen, sind das 1,5 Millionen Euro, die zu wenig in die Stiftungszwecke fließen. Gute Arbeit muss gut bezahlt sein. Aber es ist nicht gerecht, wenn Leute nur wegen ihres Alters irgendwann ganz oben in der Lohnskala stehen. Und es ist nicht gerecht, wenn Leute, die mehr Verantwortung tragen, weniger verdienen als andere mit ihren tariflichen Zulagen.

BZ: Sie haben also Probleme, die jede öffentliche Verwaltung hat.
Böhler: Damit kämpft momentan jede Verwaltung, jeder Träger. Im Gegensatz zu Kommunen stehen wir aber im Wettbewerb mit anderen gemeinnützigen und privaten Trägern. Mir geht es auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen und Einrichtungen. Wenn wir die Lohnkosten nicht senken, gefährden wir rbeitsplätze in hohem Umfang.

BZ: Haben andere Träger auch diesen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, genannt TVöD?
Böhler: Ja. Aber fragen Sie doch mal, warum die Vereinigung Freiburger Sozialarbeit, in der zum Beispiel die Stadt Mitglied ist, einen eigenen Haustarifvertrag abgeschlossen hat?
BZ: Die Arbeiterwohlfahrt auch.
Böhler: Das ist durchgängig so. Doch bei uns wird das viel stärker wahrgenommen. Aber ich wage die Prognose, dass unser Haustarifvertrag gerechter sein wird als der TVöD. Wir werden es in unseren Tarifverhandlungen klar machen, dass die jetzigen Beschäftigten Bestandsschutz haben. Denen passiert gar nix. Und anders als andere Träger wollen wir erreichen, in der Zusatzversorgung zu bleiben.
BZ: Doch seit Jahren stagnieren die Löhne in Deutschland, und nun gehen Sie her und senken sie auch noch. Und das in einem so harten Bereich wie in der Pflege. Das lässt sich doch gar nicht vermitteln.
Böhler: Die durchschnittlichen Löhne in der Pflege sind nicht so schlecht. Doch die soziale Arbeit können Sie nur machen, wenn Sie sie als Profession, als Aufgabe, als Herausforderung sehen. Unter rein materiellen Gesichtspunkten, dürfen Sie so eine Arbeit nicht machen. Ich bin schon der Meinung, dass gute Leute gut verdienen sollen. Aber wir müssen einen Ausgleich finden zwischen dem, was die Kostenträger finanzieren, und dem, was wir bezahlen.
BZ: Wenn nun das Weingartener Einkaufszentrum eine rentable Anlage gewesen wäre, könnten Sie dann auf die Senkung der Lohnkosten verzichten?
Böhler: Das hat Verdi in einer Pressemitteilung behauptet. Aber das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Das Stiftungsgesetz schreibt Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit vor. Die Erträgnisse dürfen nicht für überdurchschnittliche Personalkosten verwendet werden. Und außerdem: Über einen Zeitraum von 34 Jahren gesehen und bei einem jährlichen Etat von 50 Millionen Euro stellt die entgangene Rendite aus dem Immobilienfonds EKZ keine nennenswerte Größenordnung dar — so schmerzhaft sie auch ist.
BZ
: Das heißt, selbst wenn Sie 20 Millionen Ertrag hätten, müssten Sie die Personalkosten senken?
Böhler: Richtig. Aber um es klar zu sagen: Wir haben zwar die Mitgliedschaft in einer Tarifgemeinschaft gekündigt, doch wir werden auch künftig einen Tarif haben. Wir wollen mit unserem Haustarifvertrag Spielräume nach oben und nach unten.
BZ: Aber unterm Strich muss es nach unten gehen?
Böhler: Wir gehen davon aus, dass wir schon relativ bald Einsparungen von einigen hunderttausend Euro hinbekommen werden, die dann wieder frei werden für innovative Projekte in der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe.
Uwe Mauch, 13.10.2007, BZ

 

 

Stiftungen wollen Löhne der Pflege drücken

Gemeinnützige Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten über Kosten, Qualität und Tariftreue

Die Stiftungsverwaltung Freiburg ist aus dem Verband Kommunaler Arbeitgeber ausgetreten, um die Personalkosten zu senken. Sie will für die 500 Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen, der Jugendhilfe und der Verwaltung einen Haustarif abschließen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht darin einen Verstoß gegen den Stiftungsgedanken, die Mitarbeiter besonders gut zu behandeln.


"Unsere Zukunftsfähigkeit steht auf dem Spiel" , beteuert Stiftungsdirektor Lothar Böhler. "Wir müssen handeln." Er ist seit 1992 Verwaltungschef von sechs gemeinnützigen kommunalen Stiftungen, von denen die Heiliggeistspitalstiftung Alten- und Pflegeheime betreibt, darunter einige mit dringendem Modernisierungsbedarf. "Wir sind verpflichtet, das Stiftungsvermögen sparsam und wirtschaftlich zu verwalten" , zitiert Böhler das baden-württembergische Stiftungsgesetz. Rund eine Million Euro schießen die Freiburger Stiftungen aber nach eigenen Angaben im Jahr zu, weil Kranken- und Pflegekassen nur den Durchschnittswert für Personalkosten erstatten. Den übertreffen die Beschäftigten nach Berechnung der Stiftung um rund 5000 Euro pro Kopf und Jahr. Die Bank für Sozialwirtschaft — sie gehört den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege — stuft die Kosten (einschließlich Arbeitgeberanteil) einer Pflegehelferin auf 32 649 Euro ein. In der Heiliggeistspitalstiftung koste sie 37 245 Euro Pro Jahr, sagt Stiftungs-Personalchef Günter Rohrbach. Also müsse man die Entgelte senken. "Fair und verantwortungsvoll" , will Böhler das tun, in Verhandlungen mit den Betriebsräten und den drei Gewerkschaft. Außer Verdi sind noch die GEW und neuerdings auch der Deutsche Handlungsgehilfenverband (DHV) vertreten, eine Splitterorganisation, die dem Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) angehört. DHV und CGB treten als pflegeleichte Tarifpartner auf, mit denen Arbeitgeber niedrigere Abschlüsse ohne Streik aushandeln können, unter anderem in der Zeitarbeitsbranche. Aus der Sicht von Verdi Südbaden verstößt die Stiftungsverwaltung gegen den Geist des Stiftungszwecks, auch ein fairer Arbeitgeber zu sein. "Die Stiftungen sollten nicht Vorreiter bei der Lohnabsenkung spielen" , sagt Ulrike Glogger von Verdi. Hinter die kursierenden Zahlen setzt sie Fragezeichen. Solche Vergleiche seien schwierig, weil die Alten- und Pflegeheime verschiedene Leistungsangebote hätten und die unterschiedlichen Kosten auch hausgemachte Ursachen hätten, Leerstände etwa wegen veralteten Einrichtungen. "Uns fehlt ein unternehmerisches Konzept, in dem auch die Qualität der Pflegeleistungen vorkommt" , kritisiert Glogger. Deshalb besteht Verdi darauf, dass der bisherige Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst auch über den Jahreswechsel in Kraft bleibt.

Jörg Buchholz, Personalratsvorsitzender des Heiliggeistspitals, ist auch nicht glücklich über den Tarifausstieg, will sich jetzt aber dafür einsetzen, dass ein möglichst guter Haustarifvertrag ausgehandelt wird. Für eine Übergangszeit bleibt der alte Tarifvertrag gültig. Gelingt es nicht, einen Haustarif mit Personalräten und Gewerkschaften auszuhandeln, könnte der Arbeitgeber die Löhne einseitig absenken oder zum alten Zustand zurückkehren. "Das ist nicht auszuschließen" , räumt Direktor Böhler ein. Im Moment sind er und sein Personalchef jedoch der Meinung, der bisherige Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst sei zu unflexibel und in einigen Punkten auch ungerecht. Eine Altenpflegerin könne mehr verdienen als der vorgesetzte Wohnbereichsleiter, freilich mit den Zulagen für Schicht-, Sonntags- und Nachtdienste. "Wir möchten neue Leistungsanreize schaffen, Mitarbeiter dafür belohnen, dass sie Verantwortung übernehmen" , verspricht Personalchef Rohrbach. Die Besitzstände der jetzt Beschäftigten blieben gewahrt, aber bei Neueinstellungen werde man weniger bezahlen, was aber immer noch mehr sei als anderswo.

Reichtümer können Altenpflegerinnen und -pfleger nicht verdienen, ausgebildete Berufseinsteiger haben meist weniger als 2000 Euro brutto im Monat an. Private Anbieter zahlen vielfach unter Tarif. Die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung beziffert das durchschnittliche Bruttoeinkommen für baden-württembergische Altenpfleger auf 29 900 Euro pro Jahr. "Wir wollen keine Dumpinglöhne" , beteuert Lothar Böhler. Gerne tue man das alles nicht, aber man könne die Augen vor den Realitäten nicht verschließen. "Wir haben keine andere Möglichkeit, es sei denn, wir schließen Einrichtungen", sagt er. Eines der Grundübel sieht Böhler in der zunehmenden Privatisierung von Pflegeeinrichtungen und der damit vom Gesetzgeber gewünschten und verursachten Preiskonkurrenz. Das kritisieren auch die Gewerkschaften. Aber diese Übereinstimmung nutzt beiden wenig. Es geht darum, wer für das Defizit zwischen Kosten und Kostenerstattung aufkommt.
Heinz Siebold, 10.8.2007, www.badische-zeitung.de


 

 

Prinzip Großherzigkeit: Der Freiburger Ehrenbürger Eugen Martin ist Mäzen

Die Mutter war eine tolle Köchin, die letzte Küchenchefin der Großherzogin von Baden, der Vater ein kleiner Beamter. Familie Martin wohnte an der Hansjakobstraße mit sieben Kindern, da konnte der Jüngste nicht aufs Gymnasium. Der Klassenlehrer an der Emil-Thoma-Schule hielt das für eine Schande, hatte der Eugen doch so gute Noten. Da zog das Büble selber los, zum Stadtrat nebenan, und der sorgte für ein Stipendium am Rotteck-Gymnasium. Das Büble schaffte die Aufnahmeprüfung mit lauter Einsen und Zweien und nur einer Drei.

BZ: Herr Martin, in welchem Fach haben Sie die Drei geschrieben?
"In Religion. Und ausgerechnet ich bin Hauptsponsor des Münsters geworden."
Als der junge Mann aus dem Zweiten Weltkrieg heimkam, war alles kaputt, auch er selbst. Jahrelang musste er wegen einer Kriegsverletzung an Krücken gehen. Die Schulfreunde, die im Gymnasium immer bei ihm abgeschrieben hatten, durften studieren. Er, der Klassenprimus, wurde Verkäufer für Seife und Waschmittel. "Ich habe mir so gewünscht, dass mich jemand an die Hand nimmt und mir die Richtung weist" , sagt er heute.

BZ: Das muss bitter gewesen sein.
"Ich bin jahrelang Blut spenden gegangen, um die Miete zu zahlen. Deshalb möchte ich heute jungen Leuten Mut machen — jeder kann es schaffen."
Am 1. Oktober 1953 gewährte die Sparkasse Freiburg ihrem neuen Geschäftskunden Eugen Martin einen Kontokorrentkredit über 50 000 Mark. Der dachte: Jetzt kann ich die ganze Welt kaufen. Statt dessen gründete er eine Handelsfirma, die Hygieneprodukte an Großkunden vermittelte. Ein Jahr später war der Kredit hoffnungslos überzogen — wegen Erfolgs. Martin hatte eine lukrative Marktlücke entdeckt. In den Wirtschaftswunderzeiten der Bundesrepublik wurde sein Unternehmen Marco europäischer Marktführer.

BZ: Hygieneprodukte?
"Putzmittel, Hygienepapier und so. Ich war derjenige, der die Papierhandtücher eingeführt hat. Auch in Frankreich."
Nach ein paar Jahren, das Konto war noch immer überzogen, wurde Eugen Martin vom Vorstand der Sparkasse einbestellt: "Ihr Konto ist permanent überzogen." Martin wusste nichts zu erwidern. "So einen Existenzgründer wie Sie hatten wir noch nie. Sie müssen bauen." So kam Martin zu seiner ersten Firmenadresse Stübeweg, später kaufte er die stillgelegte Stadtsäge. Zu ihren besten Zeiten hatte die Marco-Unternehmensgruppe 15 Betriebe allein in Deutschland und über 400 Mitarbeiter im In- und Ausland. Wenn die Putzfrau abends ging, konnte es sein, dass ihr der Chef in den Mantel half. Und wenn er schwierige Geschäfte zu tätigen hatte, ging der Chef mit seinen Verhandlungspartnern wandern, auf einem Wanderweg, der nach oben ging. Oben war man sich dann meist einig.

BZ: Haben Sie gehofft, eines Ihrer Kinder würde die Firma übernehmen?
"Ich sagte immer: Ich schreibe euch nichts vor. So was kann man nur machen, wenn man es gerne macht."
Eugen Martin wurde ein bekannter Mann und mit Funktionen und Ehrungen überhäuft: Präsident der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein, Ehrenvorsitzender der südbadischen FDP, Gründungspräsident des Beirats für den Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg, Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Irgendwann verkaufte er sein Unternehmen und brachte den Erlös in die neue Eugen-Martin-Stiftung ein.

BZ: Um Steuern zu sparen?
"Auch, sonst gäbe es keine Stiftungen. Aber wichtiger ist, dass es eine Schande wäre, reich zu sterben und nichts für die Allgemeinheit getan zu haben."
Schon vorher hatte Eugen Martin oft und viel gespendet, nun geht der 81-Jährige die Sache entschlossen an — gemeinsam mit seiner Frau Ingrid. Sie nutzen ihr weitverzweigtes Beziehungsnetz, um Spenden und Fördergelder einzutreiben, für junge Handwerker, für das Rathaus, für Freiburgs Spielplätze. Kaum jemand kann Eugen Martins Charme entkommen, und als Gast bei Feiern bringt er fast schon gewohnheitsmäßig Spenden vor drucke mit. Brauereien und Sportvereine werden nervös, wenn er anruft — dann ist wieder mal ein Spendenbeitrag fällig.

BZ: Ist Ihnen das nie peinlich?
"Nein. Spenden auch Sie ,Für die Kinder unserer Stadt’, Sonderkonto 15141514 bei der Sparkasse Freiburg."
Am liebsten allerdings ist er bei Sommer Steinpilz und Spitzmorchel. Sein ganzes Leben schon sammelt er Pilze, und je mehr er über sie weiß, desto mehr wird ihm bewußt, wie wenig er über sie weiß. Beim Pilzesammeln ärgert ihn kein Mensch, er freut sich, wenn er eine Krause Glucke findet und wenn er heimkommt, lobt ihn seine Frau. Und so verbinden sich auch hier, bei seinem stillen Hobby, für Eugen Martin Nutzen und Genuss auf das Allererfreulichste.
Simone Lutz, 25.4.2007, www.badische-zeitung.de

Für die Kinder unserer Stadt - spenden doch auch Sie >Kinder2 (25.4.2007)

 

 

Europäische Stiftungsweingüter treffen sich im Elsaß

Die europäischen Stiftungsweingüter wollen künftig noch mehr zusammenarbeiten. Dazu haben sich die Vertreter von rund 20 europäischen Stiftungsweingütern zusammengetan und einen losen Zusammenschluss unter dem Namen „Vereinigung europäischer Stiftungsweingüter“ geschaffen. Beim nächsten Treffen der europäischen Stiftungsweingüter

vom 23. bis 25. März 2007 in Ribeauvillé (Elsaß)

sollen die Überlegungen für eine Vereinigung schließlich unter Dach und Fach kommen. Eingeladen hatte dazu diesmal die Congrégation des Soeurs de la Divine Providence de Ribeauvillé (Kongregation der Schwestern der göttlichen Vorsehung von Ribeauvillé) in Ribeauvillé bei Straßburg. Durch die lange Tradition der Stiftungsweingüter hat sich in diesen ein enormes Potenzial an hochwertigen Weinbergslagen angesammelt. Gleichzeitig kann die Vereinigung auf eine Vielfalt europäischer Weinbauregionen zurückgreifen, gehören ihr doch Weingüter aus den Ländern Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien und nicht zuletzt Deutschland an. Mit der Kontinuität im Weinbau sind Tradition, Kultur und die Pflege landschaftskultureller Werte sowie historische Sehenswürdigkeiten und ein sozialer Auftrag eng verbunden. Die Stiftungsweingüter sind damit Garanten für eine hohe Weinqualität, die im Einklang mit der Natur und unter bestmöglicher Schonung der Ressourcen erzeugt wird. Zu den Kriterien der Zugehörigkeit für die europäischen Stiftungsweingüter gehören z. B. der soziale Auftrag innerhalb einer Gesamtstiftung bzw. der Mutterorganisation und die Gewinnorientierung des Weingutes zur Erfüllung dieser sozialen Aufgaben. Daher ist eine Gewinnorientierung der Stiftungsweingüter für gemeinnützige, mildtätige bzw. kirchliche Zwecke Voraussetzung der Zugehörigkeit. Hinter der sozialen Gesamtorganisation, also in der Stiftung bzw. Mutterorganisation steht nicht ein Förderauftrag, sondern vielmehr der operative Zweck, also die Ausführung des sozialen Auftrags.
Das Treffen der Vereinigung europäischer Stiftungsweingüter geht auf das erste Treffen im Bürgerspital Würzbug im Jahre 1994 zurück. Weitere Treffen folgten in der Karthause Ittingen und im l’Hôpital de Pourtalès, Cressier, beide Schweiz (1997), in dem Stiftungsweingut Freiburg (1998), in dem Weingut Schloß Ortenberg (2000). Das Cusanus Stift Bernkastel-Kues und das Juliusspital Würzburg (beide 2001) sowie letztmals die Vereinigten Hospitien in Trier (2004) setzten die Tradition fort. Das Treffen dient vorrangig dem fachlichen Austausch zu Themen des Weinbaus, der Kellerwirtschaft, aber vor allen Dingen zu Fragen des Weinmarktes und des Stiftungswesens. Den internen Beratungen schließt sich jedoch auch eine offene Verkostung der Weine aller Stiftungsweingüter für Weinkenner und Weinliebhaber hochkarätiger Weine an.
Zur öffentlichen Weinprobe in Ribeauvillé heißen alle europäischen Stiftungsweingüter ihre Kunden und Weinliebhaber willkommen.

19.3.2007. Mehr über : Stiftungsverwaltung Freiburg, Deutschordensstr.2,79104 Freiburg
Tel 0 761 / 21 08 -130,
www.stiftungsverwaltung-freiburg.de


 

Falk Foundation - Stiftung zur Förderung der Wissenschaft

Die Art und Weise, wie der Freiburger Unternehmer Herbert Falk, der am 20. Juli 1924 in Müllheim zur Welt kam, sich Zeit seines Lebens für die Förderung des medizinischen Fortschritts eingesetzt hat, sucht — zweifellos auch weit über die Stadtgrenzen hinaus — ihresgleichen. Sie hat dem als bescheiden geltenden Menschen mehrere Ehrendoktor-Würden und vielfältige weitere Auszeichnungen eingebracht. Dazu gehört unter anderem auch der Preis der amerikanischen Magen- und Darmexperten für eine besondere Lebensleistung. Diese Ehrung wird lediglich zweimal innerhalb von zehn Jahren verliehen. Nach dem Studium der Pharmazie und der Medizin (mit Promotionen in beiden Fächern) an der Universität Freiburg übernahm Falk 1959 zunächst die Leitung Apotheke seines Vaters Emil Falk in Herdern. Im Jahr darauf gründete er die heutige Dr. Falk Pharma GmbH. Unter seiner Leitung wuchs das Unternehmen in den Folgejahren zu einem international tätigen Arzneimittelhersteller heran. Der Schwerpunkt lag dabei auf Medikamenten gegen Verdauungs- und Leberleiden.
Auch Herbert Falks persönliches Interesse konzentrierte sich auf diese Felder der Medizin, und er begann bald, die einschlägige Forschung sowie die Aus- und Weiterbildung in den entsprechenden Bereichen zu unterstützen. Aus diesem Engagement erwuchs schließlich die Falk-Foundation, ein Verein zur Förderung wissenschaftlicher Projekte, Tagungen und Symposien. 1967 fand das erste Falk-Symposium statt, dabei ging es um Gelbsucht. Welche Wirkung die Arbeit der Falk-Foundation bis heute gehabt hat, zeigen allein schon die bloßen Zahlen: Bis heute hat der Verein etwa 200 solche wissenschaftliche Tagungen mit insgesamt rund 100 000 Teilnehmern veranstaltet, eine ganze Reihe davon in Freiburg. Außerdem ermöglichte die Falk Foundation ungefähr 12 000 Fortbildungskurse und Seminare mit insgesamt rund einer Million Teilnehmer.

Quasi im Nebenjob hat der Forscherfreund und langjährige Firmenchef, der sich mittlerweile sowohl aus der Verantwortung im Unternehmen als auch in der Foundation zurück gezogen hat, mehrere Wanderführer über den Schwarzwald verfasst. Die 15-bändige Wanderbuchreiche "Schwarzwaldwandern" war seine Idee und wurde von ihm herausgegeben. Die Dr. Falk Pharma GmbH mit 80 Beschäftigten und Sitz in der Leinenweberstraße 5 (Gewerbegebiet Hochdorf) wird heute von seinem Sohn Martin Falk und seiner Frau Ursula Falk geleitet.

Badische Zeitung Freiburg
Holger Schindler, 19.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Stifter Wilhelm Oberle - gemeinnütziger Selfmademan

Geld drückt. Das ist ein alter Millionärsseufzer. Normale Menschen können das kaum nachfühlen. Es soll wohl bedeuten, dass man als reicher Mann es nicht machen kann wie Onkel Dagobert. Der sprang täglich in seinen Riesenhaufen Geld mit der Badehose hinein, was ihn überhaupt nicht gedrückt, sondern erfrischt hat. Wenn echte Millionäre seufzen, dann meist darüber, dass ihr vieles Geld arbeiten muss, dass das mit gewissen Risiken (Kursverlust! Fiskus!) verbunden ist und dass alles das ganz schön anstrengend sein kann.

Doch es geht, wenn das Geld drückt, auch anders. Der Beweis heißt Wilhelm Oberle. Der 75-Jährige hat ein Gutteil seines Vermögens zu Freiburgs größter privater Stiftung gemacht, der Wilhelm-Oberle-Stiftung. Sie fördert Menschen, "die aufgrund ihres Alters, ihres Gesundheits- oder geistigen Zustands, ihrer sozialen Situation oder einer materiellen Notlage auf die Hilfe Dritter angewiesen sind". Wilhelm Oberle ist das, was man ohne Zögern einen Selfmademan  nennen würde. Aus ärmsten Verhältnissen hat sich der 1931 im Schwarzwaldort Nordrach geborene Waldarbeitersohn hochgearbeitet, lernte Pharmakaufmann und heuerte 1961 bei der Firma Hübner in Kirchhofen an. Sieben Jahre später übernahm der leitende Angestellte Oberle das Unternehmen, baute es zur heutigen Größe aus — und weil die eigenen Kinder andere Pläne hatten, verkaufte er es 1988 zu einem günstigen Zeitpunkt für eine Menge Geld. Doch ausgerechnet Oberle selbst ist skeptisch gegenüber dem Wort Selfmademan: "Viele Leute, gerade die erfolgreichen, überschätzen den eigenen Anteil an ihrem Erfolg und vernachlässigen dabei die Umstände: Glück, Zufälligkeiten oder das große Wort Schicksal." Daraus ergibt sich direkt auch die Philosophie der Oberle-Stiftung. Sie hält sich nicht lange bei der Frage auf, ob der Notleidende aus Leichtsinn oder Dummheit in seine Notlage gekommen ist, sondern hilft unbürokratisch — allerdings nicht als Daueralimentation, sondern mit dem Ziel, dass der Empfänger sich wieder selber helfen kann. Das sind vor allem Hilfen zur Entschuldung von Privathaushalten. So hat die Oberle-Stiftung in Kooperation mit Caritas und Diakonie den "Entschuldungsfonds Baden" ins Leben gerufen. Der Stifter selbst lebt inzwischen wieder in seinem Geburtsort, geht dort seiner Hobbylandwirtschaft nach und bringt seine Schäfchen ins Trockene. Aber nur wenn der Regen zu heftig wird.
Stefan Hupka, 12.3.2007, www.badische-zeitung.de
 

 

Hans Schöpflin: Stiftungsgründer nach Schicksalsschlag

Der Tod des Sohnes Axel brachte die Wende im Leben des Vaters — und war Anlass für die Gründung von Stiftungen

Hinter dem Zentrum für Suchtprävention Villa Schöpflin und dem Gärtnerhaus in Brombach steht eine Stiftung, und hinter der Stiftung eine Geschichte — eine Geschichte, die imponiert. Hans Schöpflin, Enkel des Versandhaus-Gründers Wilhelm Schöpflin, und seine Frau Marilies verloren ihren Sohn Axel durch eine Überdosis Heroin. 19 Jahre wurde Axel alt, ein hoch begabter, sensibler und musisch interessierter Junge. Man kann auf einen solchen Schicksalsschlag unterschiedlich reagieren, kann verbittern, drakonische Strafen für Dealer oder eine rigide Drogenpolitik fordern — Hans Schöpflin und seinen Geschwister Albert und Heidi aber entschieden sich für einen anderen Weg.

Sie gründeten in Lörrach eine Stiftung, die es ermöglicht, gefährdeten Kindern, Jugendlichen und deren Familien zu helfen und Prävention zu betreiben; der Badische Landesverband gegen die Suchtgefahren und Heidi Kuttler mit ihrem Team setzen diese Ziele fachkundig um. Damit Betroffene Hilfe finden, damit anderen Axels Schicksal erspart bleibt. In den USA, wo Hans Schöpflin lebt, fand er keinerlei Unterstützung, als er und seine Familie sie gebraucht hätten. Auch das wunderschöne Gärtnerhaus hinter der Villa, wo das Kinderhaus auf dem Bühl einen Ort für die Kleinsten geschaffen hat, wird von der Schöpflin-Stiftung getragen. Die Villa an der Franz-Ehret-Straße in Brombach war das Elternhaus der Geschwister Schöpflin. Hans, der älteste, wurde 1941 geboren. Er studierte nach dem Abitur Betriebs- und Volkswirtschaft in Freiburg und in den USA. Er lebt heute in der Nähe von San Francisco. Hans Schöpflin hat verschiedene Unternehmen geführt, war und ist zielstrebig und erfolgreich in der Investmentbranche tätig. Der Tod seines Sohnes Axel und die Auseinandersetzung damit, sagt Albert Schöpflin, brachte die große Wende für seinen Bruder. Der berufliche Erfolg war bis dahin Zentrum seines Lebens gewesen, nun begann er sich zu engagieren. Hans Schöpflin war nicht nur Motor der Stiftungsgründung in Brombach, die ins Jahr 2002 datiert, sondern hat auch in den USA eine Stiftung gegründet, die sich für soziale und ökologische Belange einsetzt. Sein berufliches Engagement bekam eine neue Richtung. Er legte einen Fond auf für Firmen, die im Umweltbereich tätig sind. Mehrfach sind die Geschwister Schöpflin inzwischen für ihr Engagement ausgezeichnet worden. Die Arbeit, die in Brombach geleistet wird, verfolgt Hans Schöpflin, der den Stiftungsrat leitet, intensiv.
Sabine Ehrentreich, 15.2.2007, www.badische-zeitung.de

Armenfonds - Waisenhausstiftung unterstützt in Freiburg mit ca 70.000 Euro

 

„Der Armenfonds der Waisenhausstiftung Freiburg i. Br. ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je“, meint Lothar A. Böhler, Stiftungsdirektor der sechs kommunalen Stiftungen in Freiburg. Das Geld der öffentlichen Kassen würde immer knapper, gleichzeitig benötigten immer mehr Freiburger Unterstützung. „Dieser sozialen Verantwortung stellen wir uns mit aller Kraft“, betont der Stiftungsdirektor. 2007 kann der Armenfonds der Waisenhausstiftung 68.100 Euro an bedürftige Menschen in der Stadt verteilen. Das Geld geht sowohl direkt an ausgesuchte Haushalte als auch an soziale Projekte, die bedürftige Menschen unterstützen. Die Waisenhausstiftung widmet sich seit 1376 vorrangig der Hilfe für Kinder und Jugendliche.

 

20.000 Euro aus dem Armenfonds kommen mittellosen Bürgerinnen und Bürgern über das Sozial- und Jugendamt zu Gute – beispielsweise für Zuzahlungen bei Brillen, Zahnersatz oder Medikamenten. Darüber hinaus ermöglicht die Summe bedürftigen Kindern Schullandheimaufenthalte oder Klassenabschlussfahrten, zu denen ihnen sonst die finanziellen Mittel gefehlt hätten. „Unsere rechtlichen Möglichkeiten sind oft eingeschränkt. Mit Geld aus dem Armenfonds unbürokratisch helfen zu können, ist eine große Erleichterung“, freut sich Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach.

Doch auch die Förderung sozialer Projekte werde aufgrund der zunehmenden Kürzungen auf Seiten der Stadt und des Landes immer wichtiger, so der Sozialbürgermeister. Im Jahr 2007 unterstützt der Armenfonds mehr als zehn soziale Projekte in Freiburg.

So erhält das „Haus des Lebens“ des Vereins „Helferkreis für werdende Mütter in Bedrängnis“ einen Zuschuss dafür, dass er – „mit großem ehrenamtlichen Engagement“, wie Stiftungsdirektor Böhler betont –  Mütter in seelischer und psychischer Not unterstützt. Die Helfer betreuen die Kinder und Mütter und bieten Hilfestellung in allen Bereichen – für Freiburg ein Novum, das andere Einrichtungen bislang nicht leisten. Fortgesetzt wird auch die 2006 begonnene Lernförderung von Kindern aus sozial belasteten Familien.
Der „Heilpädagogische Hort am Seepark“ bietet ihnen besondere Lernangebote, um die Nachteile aus ihrem oft emotional deutlich belasteten und bildungsschwachen Elternhaus auszugleichen. Nachdem sich 2006 bei allen vier unterstützten Kindern die Leistung erheblich verbessert hat, unterstützt der Armenfonds den Hort auch in diesem Jahr weiter.

Der Verein „StrassenSchule“ hilft wohnungslosen Jungen und Mädchen bei der Suche nach langfristigen Wohnmöglichkeiten und dem Aufbau von Lebensperspektiven. Die Unterstützung des Armenfonds stattet die Gemeinschaftsräume der StrassenSchule und ein Wohnprojekt mit Möbeln aus. Auch materiell bedürftigen Erwachsenen in Weingarten steht Geld zur Verfügung, damit sie an Selbsthilfegruppen und anderen Angeboten der „Erwachsenen Begegnungsstätte Weingarten“ teilnehmen können. „Aufgrund der Zuschusskürzungen hätten die Projekte ansonsten wohl nicht weiter geführt werden können“, erläutert Stiftungsdirektor Lothar A. Böhler, der jedes Jahr gemeinsam mit dem Sozialbürgermeister darüber entscheidet, welche Projekte einen Zuschuss aus dem Armenfonds erhalten.

Der Armenfonds finanziert in diesem Jahr außer den bereits genannten Projekten Gruppenangebote von „Wendepunkt e.V.“ für sexuell missbrauchte Mädchen und Frauen. Darüber hinaus engagiert er sich für Migrantenkinder – zum einen im Theaterprojekt „Parallel gemixt“ im Jugendzentrum „Letz Fetz“ und zum anderen in der Sprachförderung für Migrantenkinder und deren Eltern in der Einrichtung „Heilpädagogischer Hort“ im Sandfangweg. 2007 wird auch die Weiterentwicklung von Wohnformen für Menschen mit Demenz beim Verein „Freiburger Modell e. V.“ finanziell unterstützt, sowie die Planungswerkstatt für Sozialpsychiatrische Hilfen. Der Armenfonds ermöglicht darüber hinaus bedürftigen Müttern, an den Qualifizierungskursen in Kindertagespflege des Tagesmüttervereins teilzunehmen und finanziert zwei Stipendien der „Summerschool e.V.“ des Rotteck-Gymnasiums für mittellose Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus unterstützt der Armenfonds bedürftige Süchtige im „Kontaktladen“ der Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Freiburg e.V., und ermöglicht Angebote und finanzielle Hilfe für bedürftige Kranke über die Aids-Hilfe Freiburg e.V.

31.1.2007, Stiftungsverwaltung Freiburg

 

Bürgerstiftung bereitet Migrantenkinder auf die Schule vor

"Wir haben gemalt, waren im Munden hof und haben Schokoladenhexe gespielt" , erzählt die siebenjährige Fatima Chaer. "Und ich hab neue Freunde gefunden!" Nach sechs Tagen vorbereitender Betreuung in einem Projekt der Freiburg Bürgerstiftung kann für Fatima jetzt die Schule losgehen.

Fatima kommt in die erste Klasse der Adolf-Reichwein-S
chule. In den letzten zwei Wochen der Sommerferien hat sie jeweils drei Tage in der Woche mit sechs anderen Migrantenkindern verbracht. Das passierte nicht einfach nur zufällig, sondern im Rahmen eines sozialen Projekts der Freiburger Bürgerstiftung. Dort haben sich drei Betreuer gefunden, die Migrantenkindern mit wenig Deutschkenntnissen den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule erleichtern wollten. "So lernen sich die Kinder im Vorhinein schon kennen, zudem sprechen sie dann den ganzen Tag lang Deutsch", sagt Bernd Küper, einer der ehrenamtlichen Betreuer, der "aus Spaß an der Freude" mitmacht. Angeregt wurde die Ferienbetreuung von Eva-Maria Korte, die den Kontakt zur Adolf-Reichwein-Schule aufnahm. Schuldirektor Rainer Walter war sofort begeistert und stellte einen seiner Unterrichtsräume für die Betreuung zur Verfügung. "Das Projekt war ein Versuchsballon mit sehr kurzer Vorlaufzeit, deshalb konnten so spontan nur sieben Kinder kommen" , erklärt Korte. Der Bedarf sei aber groß, betont Schuldirektor Walter. Bei einer Schule mit 30 Prozent Ausländeranteil sei es unabdingbar, allen Deutsch beizubringen. "Dabei wollen wir auf keinen Fall Lehrer aus ihrer Verpflichtung entlassen" , betont der pensionierte Lehrer Küper. "Was wir machen, ist zusätzliche Förderung."  Nun wird in einem Auswertungsgespräch beraten, wie es weiter gehen soll. "Toll wäre eine AG, die zwei Stunden in der Woche angeboten wird. Da könnten wir dann auch andere Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen integrieren" , wünscht sich Korte. Angedacht ist auch ein Computerkurs für ausländische Mädchen mit deutscher Sprache als Schwerpunkt. Die sieben Kinder sind nach zwei erlebnisreichen Wochen gut gelaunt und vorfreudig. Und auch die Betreuer sind zufrieden. Sie haben viele Erfahrungen gemacht und wollen auf jeden Fall dabei bleiben.
Stephanie Rohde, 18.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Die Politik des leeren Koffers der Freiburger Bürgerstiftung

Freiburger Bürgerstiftung gibt mobile Spendenkasse an die Gruppe "Seven up" / Sammeln beim Sommerfest

Nur für die Dauer des Fototermins bekamen die Bandmitglieder kalte Füße: Die Übergabe des Bürgerstiftungskoffers an die Band "Seven up" fand nämlich mitten in der Dreisam statt — und kurz vorher hatte ein Sturzregen die dürstende Dreisam wieder in ein kühles flinkes Nass verwandelt. "Seven up" sind die Dritten, die von der mobilen Spendenkasse Gebrauch machen, die die Freiburger Bürgerstiftung seit März im Einsatz hat.

Die Idee: ein leerer Koffer wird von einem Vertreter der Bürgerstiftung an einer eigens dafür ausgewählten Stelle an Spendensammler überreicht. Die Kofferübergabe wird jeweils mit einem Foto dokumentiert, damit eines Tages der Weg des Koffers von Hand zu Hand Revue passieren kann. Wer den leeren Koffer dann mitnimmt, kann dies zum Beispiel tun, damit Festgäste nicht unnötige Geschenke anschleppen, sondern ganz im Sinne einer Bürgerstiftung einen Beitrag leisten. Statt Sammelbüchse oder Spendenkonto: das leichte Gepäckstück, das gefüllt werden soll. Für Astrid Starke-Knecht, eine der Gründungsstifterinnen, ist das eine schöne Möglichkeit, die Bürgerstiftung greifbar zu machen. An Schlagzeuger Klaus Vieser vorbei reicht sie den Koffer an Sängerin Birgit Hildwein weiter. Gitarre und Bass werden über glitschigen Steinen balanciert, hübsch fürs Foto, aber gar nicht so einfach für die Band. Die freut sich nun doppelt auf ihr Sommerfest "Rockin´ the Stars" am Samstag in der Kulturmühle Mehlsack in Emmendingen-Mundingen: Dort wird der Koffer aufgestellt, "am besten gleich vorne auf der Bühne, dann sieht man, wer wie viel reintut" , witzelt Sänger Berthold Wochner, "wie früher bei der Kollekte — unter Beobachtung greifen die Leut´ dann nach dem größeren Schein!" Dass die Band sich zu Kofferträgern macht, ist Katrin Witthoff zu verdanken, Lebensgefährtin von Schlagzeuger Klaus Vieser und Zeitstifterin bei der Freiburger Bürgerstiftung: Das Kofferprojekt hat sie so begeistert, dass sie der Band vorschlug, das Sommerfest auch zum Spendensammeln zu nutzen. Da wird einen Abend lang gerockt und gecovert — von den Siebzigern bis heute — und als die Bandmitglieder nach dem Fototermin aus der Dreisam klettern, wird gleich vermeldet: "Was die Koffer-Aktion selber angeht, haben wir natürlich überhaupt keine kalten Füße!" Die Idee sei so klasse, finden die Musiker, dass sie bestimmt gut ankommt. Und gut ankommen soll sie, hofft Astrid Starke-Knecht von der Bürgerstiftung nicht nur bei dieser Party, sondern bei vielen anderen Partys, Betriebsfesten, Jubiläumsfeiern und Geburtstagen auch. Damit der Koffer möglichst viel in der Stadt und der Region unterwegs ist, überreicht, versteht sich, an schönen Orten — und immer wieder gut gefüllt zurückkommt.

Julia Littmann, 27.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

Freiburger Bürgerstiftung feierte Gründung und stellte erste Projekte vor

Nicht mal ein Jahr hat es gedauert, bis die Idee einer Freiburger Bürgerstiftung in die Tat umgesetzt wurde: Für Samstag lud der Initiativkreis nun zur Gründungsfeier der Stiftung ins Historische Kaufhaus ein — etwa 80 Gäste feierten mit.

Dass, wer stiften will, "nicht Millionär sein muss" , betonte Sozial- und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach in seinem Grußwort: "Wer stiftet, zeigt solidarischen Gestaltungswillen." Den zeigten bereits die etwa 60 Gründungsstifter, die ein Gründungskapital von 100 000 Euro aufbrachten. Die Freiburger Bürgerstiftung zielt allerdings nicht nur auf die finanzielle Unterstützung sinnvoller Projekte, sondern auch auf personelles Mittun. "Wie vom Himmel" seien da schon gleich etliche Zeitstifter gekommen, sagte Gründungsinitiatorin Hanna Lehmann. Und Zeit stiften selbstverständlich auch sämtliche "Anstifter" dieser Unternehmung: Initiatoren, Vorstände, Ideengeber — alles, was innerhalb der Bürgerstiftung zu tun ist, geschieht ehrenamtlich. Ein Projekt ist bereits angelaufen: Die erste "Stadtfotografin" , Silke Groß, fotografiert derzeit als Stipendiatin Freiburg mit dem "Fremden Blick" — ein Projekt, hinter dem unter anderem Gründungsstifterin und Filmemacherin Reinhild Dettmer-Finke steht. Ein soziales Projekt steht in den Startlöchern. Gründ ungsstifter Michael Gugel berichtete von einem engagierten Projekt zur Sprachförderung von Migrantenkindern. Mehr zu den Projekten steht auf der Website der Stiftung.

17.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

Stiftungseuphorie in Freiburg

Viel Engagement: In Freiburg gibt´ s rund 150 Stiftungen, viele Fördervereine und Initiativen / Lothar Böhler sieht "Stiftungseuphorie"

Wenn heute die Initiatoren der "Freiburger Bürgerstiftung" ihre Gründung feiern, liegen sie im Trend: Stiftungen und bürgerschaftliches Engagement werden in Zeiten leerer öffentlicher Kassen und einer wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen anscheinend unentbehrlich — auch im ohnehin bürgerschaftlich bewegten Freiburg.

Allerdings sieht Hanna Lehmann von der Katholischen Akademie, die Mitinitiatorin der Freiburger Bürgerstiftung ist, deren Rolle auf keinen Fall als "Hilfsfeuerwehr für nicht geleistete kommunale Aufgaben" . Ihr Ansatz, der sich auf zehn Jahre Erfahrung mit dem Thema Stiftungen stützt, geht nicht von den Mängeln aus, sondern von privilegierten Vertretern einer Generation, "die wissen, dass sie es gut hatten" und jetzt teilen, sich einbringen und mit ihrem Engagement für Soziales, Kultur, Bildung und Umweltschutz auch "eigene Sinnfragen" befriedigen wollen. Dieses Bedürfnis ist nichts Neues, erst recht in einer Stadt wie Freiburg, wo allein die Universität über zurzeit mehr als 60 Stiftungen verfügt — und ohne sie genauso wenig entstanden wäre wie das Münster ohne das Anpacken der Bürger. Und doch spricht auch Lothar Böhler, der Direktor der Stiftungsverwaltung, von einer "Stiftungseuphorie" : Derzeit gibt es rund 150 Stiftungen in Freiburg und es kommen stetig neue dazu. Vor kurzem entstand aus dem Umfeld des Stadtseniorenrats die "Bürgerstiftung Soziales Freiburg" , die in Not geratene ältere und bei Bedarf auch jüngere Menschen unterstützen will. Für die geplante Theaterstiftung, die sich zu Beginn der Herbstspielzeit gründen soll, sind die grüne Fraktionsvorsitzende Maria Viethen, Gerhard Kaiser vom Modehaus Kaiser, Marcel Thimm von der Sparkasse und BZ-Geschäftsführer Hans-Otto Holz mit den "Theaterfreunden" auf der Suche nach Geldgebern. Aber auch das Augustinermuseum sucht finanzkräftige Paten für seine Kunstschätze, für die Sanierung des Münsterturms will die Initiative "Wir bauen mit" vier Millionen Euro auftreiben und der Bau des Schlossbergturms finanzierte sich allein aus Spenden. Dazu kommt das weite Spektrum im sozialen und alltäglichen Bereich, wo dauernd Geld fehlt und immer knapper wird: Wenn Schulen Ganztagsangebote nur mit Hilfe von Vereinen stemmen können, Eltern und Fördervereine bei Reparaturen einspringen, soziale Einrichtungen ohne die Unterstützung ihrer "Ehrenamtlichen" ihre schrumpfenden Angebote noch weiter einschränken müssten. "Freiburg packt ständig an", bilanziert Gerhard Rieger von der städtischen "Koordinationsstelle bürgerschaftliches Engagement" , die vielfältigen Aktivitäten bewertet er überwiegend positiv — zumindest, wenn "der Rückzug des Staates nicht zum Trend wird, sondern er seine sozialen Aufgaben erfüllt." Die Konkurrenz in der "vitalen Freiburger Landschaft des Engagements" sieht er als Bereicherung, allerdings mit einem Mangel: "Das kontinuierliche Engagement stirbt aus, die meisten Aktiven sind nur noch spontan dabei und wechseln wieder woanders hin."

Badische Zeitung Freiburg
Anja Bochtler, 15.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Warren Buffett wird zu einem der größten Stifter der Weltgeschichte

Es ist das teuerste Geschenk aller Zeiten: Der amerikanische Milliardär Warren Buffett vermacht der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates 37,5 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro).

Komisch eigentlich, dass der zweitreichste Mann der Welt keine bessere Idee hat, als sein Vermögen ausgerechnet dem reichsten Mann der Welt zu schenken. Doch genauer betrachtet ergibt das alles durchaus Sinn: Warren Buffett, der legendäre amerikanische Investor, schenkt Bill Gates 37,5 Milliarden Dollar. Natürlich nicht, um dessen Reichtum zu mehren, sondern für die von Gates und seiner Frau Melinda ins Leben gerufene Stiftung, die sich vor allem der Krankheitsbekämpfung in der Dritten Welt verschrieben hat. Mit dem Geld wird die ohnehin schon größte Stiftung der Welt ihr Kapital mehr als verdoppeln und die private Entwicklungshilfe in eine neue Dimension führen. “Warren Buffett und Bill Gates legen ihr Vermögen zusammen, um die Welt zu verändern”, hieß es gestern ohne falsche Bescheidenheit in einer ganzseitigen Anzeige in der US-Zeitung New York Times.

Am Wochenende hatte Buffett, der 75 Jahre alt ist, bekannt gegeben, was mit seinem Vermögen von 44 Milliarden Dollar geschehen soll: 85 Prozent davon fließen in verschiedene Stiftungen, der allergrößte Teil an die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Buffett wird damit zu einem der größten Stifter der Weltgeschichte: Die zweitgrößte amerikanische Stiftung, die Ford Foundation, hat mit elf Milliarden Dollar nur einen Bruchteil des Kapitals, über das die Gates-Stiftung mit dann mehr als 60 Milliarden Dollar schon bald verfügen wird. Noch ein anderer Vergleich macht die Dimensionen deutlich: Die Unesco, die UN-Organisation zur Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur, hat ein jährliches Budget von rund 600 Millionen Dollar. Die Gates-Stiftung hat unterdessen allein im letzten Jahr 1,3 Milliarden Dollar ausgeschüttet und will ihre jährlichen Zahlungen durch die Buffett-Spende mehr als verdoppeln. Vor allem Impfungen, Medikamente, medizinische Versorgung und gesundheitliche Aufklärung werden von der Gates-Stiftung gefördert.

Warren Buffett, der bis heute ein spektakulär einfaches Leben führt, hat früh klargemacht, dass er sein Vermögen stiften will. Seinen drei erwachsenen Kindern will der Witwer dagegen keine Milliardensumme hinterlassen. Reichtum, so Buffett, müsse man “an die Gesellschaft zurückgeben” . Dass er das nun schon zu Lebzeiten tut und sich mit seiner Spende seinem langjährigen Freund Bill Gates anvertraut, hat dennoch viele überrascht. Doch Buffett, so erzählen Freunde, bewundere Bill Gates und seine Frau so sehr, dass er ihnen gern sein Vermögen anvertraut. Außerdem, so Buffett selbst, teile er ihre Sorge um “die wirklich großen Herausforderungen der Welt” . Gerüchte, er sei vielleicht todkrank, dementierte Buffett. “Wenn wir schon beim Thema sind” , schrieb er an seine Aktionäre, “ich fühle mich prächtig, und wenn das so weitergeht, ist Methusalems Altersrekord in Gefahr.”

Doch noch als Stifter zeigt sich Warren Buffett umsichtig. So findet die Schenkung nicht auf einen Schlag statt, sondern wird in jährlichen Tranchen von fünf Prozenz des Vermögens (jeweils rund 1,5 Milliarden Dollar) vorgenommen — offenbar eine Maßnahme, um die Gates-Stiftung nicht zu schnell wachsen zu lassen. Außerdem hat Buffett selbst künftig einen Sitz im Aufsichtsrat der Stiftung. Das Einzige, was Buffett nicht verlangt hat, ist die Umbenennung der Stiftung.

27.6.2006, Kompletter Beitrag auf www.suedkurier.de


 

Wilhelm Oberle-Stiftung - 14 Millionen Euro in Stiftung eingebracht

Staufen. Der ehemalige Unternehmer und Stifter Wilhelm Oberle feiert am Samstag, 27. Mai, seinen 75. Geburtstag. Zu seinem Lebenswerk gehört wesentlich die gemeinnützige Wilhelm Oberle-Stiftung, die mit einem Stiftungskapital von 14 Millionen Euro zu den größten privaten Stiftungen im Großraum Freiburg gehört.

Wilhelm Oberle wurde als Kind armer Waldarbeiter in Nordrach im Schwarzwald geboren und hat in seinem arbeitsreichen Berufsleben mit großem Können, aber auch mit dem Glück der Nachkriegsjahre, ein beachtliches mittelständisches Unternehmen aufgebaut. Nach dem Verkauf der von ihm bis zum 65. Lebensjahr geführten Firma Hübner in Ehrenkirchen — mit 200 Mitarbeitern und 40 Millionen DM Jahresumsatz — hat er mit Zustimmung der Familie einen wesentlichen Teil des Verkaufserlöses in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht, die in den mittlerweile 15 Jahren ihres Bestehens vielfältige Hilfsleistungen im In- und Ausland leisten konnte. Die finanzielle Hilfe im Einzelfall und insbesondere dort, wo das soziale Netz und die Hilfe der großen Organisationen nicht greifen, ist das vom Stifter vorgegebene Ziel der Stiftung. Mit seiner einfachen Herkunft, der er treu geblieben ist, wollte Wilhelm Oberle seinen Erfolg an Menschen weitergeben, die mangels Chancen nicht so viel Glück im Leben haben konnten wie er selbst. Mit regionalem Schwerpunkt in Baden-Württemberg werden pro Jahr mehr als 1500 einmalige finanzielle Beihilfen vergeben, mit dem die Stiftung kinderreiche Familien, Alleinerziehende, Behinderte, Kranke und Menschen, die sich vorübergehend in einer Notlage befinden, unterstützt. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Engagement bei der “neuen Form der Armut” , nämlich der Hilfe für überschuldete Familien und Einzelpersonen. So hat die Stiftung im Jahr 2003 mit dem Caritasverband der Erzdiözese Freiburg und den Diakonischen Werk Baden den “Entschuldungsfonds Baden” gegründet, der mit der Vergabe von zinslosen Darlehen Überschuldeten wieder eine Perspektive bietet. In Südbaden fördert die Wilhelm Oberle-Stiftung darüber hinaus kleine Projekte für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und bietet kostenlose Veranstaltungen für Schulen im Bereich Konsumpädagogik und Finanzkompetenz an. Im Ausland ist die Wilhelm Oberle-Stiftung in Schwerpunktländern Südamerikas und Ostafrikas tätig. Nach dem Prinzip der “Hilfe zur Selbsthilfe” in Kooperation mit besonders engagierten einheimischen Partnern werden soziale Projekte der Entwicklungszusammenarbeit gefördert. Weltweit hilft die Stiftung mit Einzelhilfefonds für humanitäre Nothilfe — organisiert durch über 100 Kontaktpersonen — direkt vor Ort.

Geprägt von seiner christlichen Überzeugung, engagiert sich Wilhelm Oberle aber nicht nur über seine Stiftung, sondern war jahrelang in seinen Wohnortgemeinden im Pfarrgemeinderat aktiv. Er war 10 Jahre ehrenamtlicher Vorstand eines Pflegeheims und 8 Jahre Präsident des Rings der Körperbehinderten in Freiburg.
Seinen Lebensabend verbringt der Stifter wieder in seinem schwarzwälder Heimatdorf Nordrach, ist dort im Gemeinderat aktiv und hat einen historischen Verein zur Bewahrung von Traditionen und Mundart gegründet.

Aber auch seine wirtschaftlichen Aktivitäten sind selbst mit 75 Jahren noch nicht abgeschlossen. Wilhelm Oberle berät auch heute noch kleine Unternehmen in finanziellen und wirtschaftlichen Fragen und ist Hauptgesellschafter einiger Herstellungsbetriebe.

Ein umtriebiger, durch und durch unternehmerischer Mensch — Wilhelm Oberle wird 75 Jahre jung. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet

Badische Zeitung Freiburg
27.5.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Bürgerstiftung Neuenburg am Rhein - Hedi-Studer-Stiftung

Starthilfe für die Bürgerstiftung / Sparkasse Markgräflerland gibt 25 000 Euro als Kapital für die “Bürgerstiftung Neuenburg am Rhein - Hedi-Studer-Stiftung”

Die Idee ist alles andere als neu. Was die Stadt Neuenburg bis dato daran hinderte, eine Bürgerstiftung aus der Taufe zu heben, war ein “Wust von Vorschriften” , wie Bürgermeister Joachim Schuster es umschrieb. Neben den hohen Hürden, die der Gesetzgeber vorgibt, spielte auch die Frage der Anschubfinanzierung eine Rolle. Beides ist inzwischen unter Dach und Fach. Was das Geld betrifft, ist die Sparkasse Markgräflerland zur Stelle. Sie steuert zum Stiftungsvermögen 25 000 Euro bei. Gestern nahm Neuenburgs Bürgermeister den Betrag in der Hauptstelle in Müllheim dankend in Empfang — im Tausch gegen das Wappen der Stadt. Das Stiftungsvermögen entspricht damit dem gesetzlich geforderten Mindestbetrag von 50 000 Euro. Die zweite Hälfte kommt von der Zähringerstadt. Und das ohne den Haushalt der Stadt zu belasten. Die Mittel stammen aus der Veräußerung von EnBW-Aktien, in deren Besitz die Stadt schon zu Zeiten von Bürgermeister Max Schweinlin war, ließ Schuster wissen. Günstig verkauft, spülten sie nach Abzug der Steuern 500 000 Euro in die Stadtkasse. Das Stammkapital belaste demnach die Bürger/innen nicht über Steuern und Gebühren, stellte Schuster klar.
Im Januar war Schuster an die Sparkasse Markgräflerland herangetreten mit dem Ansinnen, sie möge den zweiten Part übernehmen. Und hatte gleich ein klares “Ja” vom Vorstandsvorsitzenden, Sparkassendirektor Georg Belle bekommen. Immerhin fördere die Sparkasse als fest im Matkgräflerland verwurzelte Institution mittels Stiftungen zahlreiche soziale Projekte mit namhaften Beträgen, betonte Belle. Unlängst hat auch die Stadt Weil 25000 Euro für ihre Bürgerstiftung erhalten, ließ Belle wissen “Es wird langsam erkannt, wie wichtig es ist, dass Bürger Bürger unterstützen” , betonte er.

Die Neuenburger Bürgerstiftung führt den Namen von Hedi Studer. Die betagte Dame hat vor rund zehn Jahren ihre Liegenschaften in der Schlüsselstraße, wo sie ein kleines Geschäft führte und auch heute noch das Wohnrecht genießt, der Stadt übertragen — mit dem Zusatz, dass eine Stiftung mit ihrem Namen gegründet werden soll. “Dass es mir so gut geht, habe ich meinen Kunden, den Bürgern von Neuenburg, zu verdanken und davon möchte ich ein kleines Stück zurückgeben” , zitierte Schuster die Motivation der Gönnerin. Eine weitere Stifterin ist die bereits verstorbene Sophie Meier. Die Erträge aus ihrem Grund und Boden sollen, so hat sie es verfügt, der Altenarbeit zu Gute kommen. Es gibt immer mehr allein stehende Menschen, die keine Erben haben, gab Schuster zu bedenken. Aus dieser Situation heraus über eine Stiftung nachhaltig etwas für seine Stadt tun zu können, sei die Grundidee. Schuster: “Deshalb ist es auch wichtig, dass die Stadt die Hand drauf hat” . In Neuenburg wird eine kommunale Stiftung öffentlichen Rechts aus der Taufe gehoben. Die Verantwortung liegt bei der Stadt. Der Vorstand besteht aus dem Bürgermeister und je einem noch zu bestimmendem Vertreter der drei Gemeinderatsfaktionen ( CDU/FDP, Freie Wähler und SPD). Er entscheidet über die Vergabe der Stiftungsmittel. “Schlank gehalten” wird der Verwaltungsapparat über die ehrenamtliche Tätigkeit der Vorstandsmitglieder. Und auch die Rechnungsführung ist kostenneutral — sie wird vom Rechnungsamt der Stadt übernommen, klärte Schuster auf. Von der Stiftung gefördert werden Institutionen mit Projekten für Bedürftige. Stiftungskapital darf hierfür nicht verwendet werden, stellte Schuster klar. Gefördert wird mit den Zinserträgen. Schuster: “Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass weitere Stifter hinzukommen.” Und diese müssen beileibe nicht allein stehend und ohne Erben sein. Jeder Stifter und jeder Betrag ist willkommen. Gemäß Satzung gefördert werden:
Jugend- und Altenhilfe;
Bildung und Erziehung;
Kunst und Kultur (einschließlich Denkmalpflege);
Umwelt und Landschaftschutz;
Völkerverständigung und Heimatpflege, einschließlich der Stadtgeschichte.

Badische Zeitung Freiburg
Heike Lemm, 24.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Bürgerstiftung Soziales Freiburg in Gründung

“Wir übernehmen Mitverantwortung für das soziale Klima in unserer Stadt.” Unter dieser Überschrift wird in den nächsten Wochen die Bürgerstiftung Soziales Freiburg gegründet. Und zwar, wie es in der vom Finanzamt genehmigten Satzung heißt, als “ein Gemeinschaftsvorhaben von Bürgerinnen und Bürgern für Bürgerinnen und Bürger”.

“Eine Herzensangelegenheit” ist die Bürgerstiftung für Ellen Breckwoldt. Die Vorsitzende des Stadtseniorenrats, der die Stiftung zu seinem dreißigjährigen Bestehen ins Leben ruft, beobachtet nämlich wie auch ihr Stellvertreter Franz-Josef Große-Ruyken: “Es gibt in Freiburg immer mehr hilfsbedürftige Menschen, die durch alle Netze fallen.” Bei dem Gründungsvermögen in Höhe von 500000 Euro soll es deshalb nicht bleiben. Schließlich will die Bürgerstiftung nicht nur in Not geratene ältere Menschen unterstützen, sondern bei entsprechendem Stiftungsvermögen auch jüngeren Menschen helfen. Was Ellen Breckwoldt als Dialog von Alt und Jung am Herzen liegt, nennt der ausdrücklich generationenübergreifende Stiftungszweck “das gemeinnützige und mildtätige Wirken in der Stadt Freiburg im Bereich der Wohlfahrtspflege ergänzend zu den gesetzlichen Leistungen”. Ergänzend zu und nicht als Ersatz von gesetzlichen Leistungen, hebt die Leiterin des städtischen Seniorenbüros, Karin Tolles, hervor, die von der Idee der Stiftung überzeugt ist und ihr deshalb mit ins Leben half. “Sie ist eine sehr gute Möglichkeit, ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen, das auch gut für das soziale Klima in der Stadt sein wird.” Oder wie es Ellen Breckwoldt ausdrückt: “Wir wollen uns aufs Soziale fokussieren in einer Zeit, in der die Mitmenschlichkeit auf der Strecke bleibt.” Und an diesem Netzwerk sollen nicht nur jene mitknüpfen, die sich als Stifter mit Geld beteiligen können. Genauso willkommen sind Zeit-Stifter — Menschen, die zum Beispiel die etwas unübersichtlich gewordene Wohnung einer Kleinrentnerin wieder auf Vordermann bringen oder einem Witwer im Haushalt zur Seite stehen oder sich eben dort einsetzen, wo ambulante Pflegedienste oder die Nachbarschaftshilfe melden: Da ist jemand, der Hilfe braucht.

25000 Euro pro Jahr könnte die Stiftung bei einem Vermögen von einer halben Million Euro für diese Hilfe ausgeben. Allerdings darf es, hoffen die Stiftungseltern, durchaus auch etwas mehr sein — dank Vermächtnissen etwa, die, wie Mitinitiator Wolfram Paul deutlich macht, schon zu Lebzeiten Steuervorteile mit sich bringen. Und während Franz-Josef Große-Ruyken ein Ziel der Stiftung darin sieht, “ein ehrenamtliches Potenzial aufzubauen, das den Menschen hilft” , erinnert Ellen Breckwoldt noch einmal daran, warum der Stadtseniorenrat eine Stiftung gründet und keinen Förderverein: “Es soll etwas Verlässliches sein, was auch in zwanzig Jahren noch Bestand hat.”

Badische Zeitung Freiburg
Gerhard M. Kirk, 13.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Belohnung für Engagement - Bewerbungen für Fritz-Munder-Preis

Vorbildliche ehrenamtliche Projekte in der Sozialarbeit, Jugendarbeit, Jugendbildung und des Gesundheitswesens können mit dem Fritz-Munder-Preis belohnt werden. Die Stadt Freiburg hat jetzt den von ihr treuhänderisch verwalteten Preis der Fritz-Munder-Stiftung zum zehnten Mal ausgeschrieben. Die Stiftung fördert ehrenamtliche Aktivitäten und Leistungen, die beispielhaft für soziales Engagement sind.


Mit dem diesjährigen Preis der Fritz-Munder-Stiftung sollen folgende Aktivitäten ausgezeichnet werden:
- Ehrenamtliches Engagement für Familien mit behinderten Kindern und Jugendlichen
- Frauenspezifische Hilfen und Projekte, beispielsweise die ehrenamtliche Unterstützung von Frauen in unterschiedlichen Lebensbereichen, insbesondere bei Gewalt gegen Frauen
- Bildungsbezogene Projekte von Eltern, Erziehenden und Lehrenden in Kindertagesstätten und Grundschulen
- Bürgerschaftliches Engagement von Klein- und Familienbetrieben sowie Handwerkern und ihren Familien im Gemeinwesen.

Um den Preis von 4000 Euro können sich Einzelpersonen, Gruppen, Verbände und juristische Personen mit Sitz in Freiburg bewerben, deren Aktivitäten sich auf den Stadtkreis Freiburg beziehen. Über die Vergabe des Preises, der auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden kann, entscheidet eine unabhängige Jury.

Bewerbungen bis zum 25. April 2006 an: Stadt Freiburg im Breisgau, Dezernat III, Rathausplatz 2— 4, 79098 Freiburg. Der Bewerbung sind die Beschreibung der Konzeption des Projekts, Programme und Berichte sowie - soweit vorhanden - Presseberichte und Bildmaterial beizufügen.
Nähere Auskünfte gibt es telefonisch unter Tel 0761/201-3014

Badische Zeitung Freiburg
30.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Gründungsversammlung der Freiburger Bürgerstiftung im BZ-Haus

Über die große Resonanz waren alle erstaunt: Mehr als 120 Menschen ließen sich am Dienstagabend dazu anstiften, an der Auftaktveranstaltung zur Gründung einer Freiburger Bürgerstiftung im BZ-Haus teilzunehmen. Sie konnten auch gleich live erleben, was ein solches Projekt bewirken kann: Die Badische Zeitung stellte den Raum zur Verfügung samt Moderator Thomas Hauser, ein Ihringer Weingut spendierte Wein vom Schlossberg, eine Freiburger Bäckerei die Brezeln, ein Hotel das Zimmer für den Referenten.

Die Zeit, dass Bürger Verantwortung für ihr Gemeinwesen übernehmen wollen, ist offenbar reif: Innerhalb von zehn Jahren sind seit 1996 bundesweit 100 Bürgerstiftungen gegründet worden mit einem Gesamt-Stiftungskapital von 40 Millionen Euro. Bis zu den Sommerferien soll es auch in Freiburg so weit sein. Die Satzung liegt beim Regierungspräsidium zur Anerkennung, das Mindestkapital von 50000 Euro wurde von namhaften Stiftern zur Verfügung gestellt. Burkhard Küstermann von der Initiative Bürgerstiftungen definierte, was eine Bürgerstiftung von anderen unterscheidet: Sie soll von vielen Stiftern gegründet werden und nicht nur für Bonzen offen sein; der Stiftungszweck muss sehr weit gefasst sein; sie agiert in engen geografischen Grenzen und unabhängig von Politik oder Banken. Der Bundesverband vergibt ein Gütesiegel, wenn die Kriterien erfüllt sind.
Die Bürgerstiftung Lörrach, 2002 gegründet und Pionierin in Südbaden, hat schon ein solches Siegel, wie Gisela Talke einfließen ließ. “Wir verstehen uns als Plattform, um Menschen zu vernetzen.” Weil am Anfang viele Projekte, aber wenig Geld vorhanden seien, empfahl sie den Freiburgern: “Öffentlichkeit herstellen als erste Aufgabe” . Dafür braucht es gute Ideen. Als “Renner” habe sich in Lörrach das Projekt “Schüler begleiten Senioren ins Internet” erwiesen.
Ähnliche Aktionen hat sich laut Bernhard Schneider die Bürgerstiftung Offenburg einfallen lassen. Wobei an ihrer Gründung die Politik ganz entscheidend beteiligt war: Der Oberbürgermeister höchstselbst hatte dafür gesorgt, dass die 700 Jahre zuvor von Bürgern gegründete St. Andreas-Stiftung beim Neujahrsempfang 2000 wiederbelebt wurde. Mit sanftem Druck brachte er Groß- und Kleinspender dazu, in kürzester Zeit ein beachtliches Stiftungskapital zusammenzutragen, woraufhin die Stadt das seinerzeit von den Nazis aufgelöste Stiftungsvermögen in D-Mark zurückzahlte. Seitdem, schwärmte Schneider, wetteifern die Offenburger darum, der Stiftung weiteres Kapital zukommen zu lassen. Auch sie hat das Gütesiegel, wiewohl doch die heutige Oberbürgermeisterin dem Stiftungsrat vorsitzt und leitende Beamte der Verwaltung sich ehrenamtlich um das operative Geschäft kümmern. “So kann die Stiftung die Infrastruktur der Stadt nutzen.” Dennoch, versicherte Schneider, handele es sich um eine “echte Bürgerstiftung” , die sich keinesfalls zum Lückenbüßer für gestrichene städtische Leistungen machen lasse. In Freiburg wird es eher auf das Lörracher Vorbild hinauslaufen. Unter das fünfköpfige Gründungsteam auf dem Podium um Filmemacherin Reinhild Dettmer-Finke und Akademiestudienleiterin Hanna Lehmann hatte sich kein Oberbürgermeister gemischt. Auch Astrid Starke-Knecht ist eine “von unten” : Einen Tag pro Woche Zeit und ein provisorisches Büro stiftet die Familienfrau und Mutter von drei Kindern der Stiftung in Gründung. Den Rat von Gisela Talke, “unverzichtbare Professionen” zusammenzuholen, haben die Initiatorinnen schon befolgt. Stiftungsanwältin Senta Möller berät juristisch, Viginia Sonntag O´ Brien bringt ihre Erfahrungen als Leiterin einer Basler Stiftung ein. Und selbst der Kinder- und Jugendpsychiater Wolfgang Klump, mit Bühnenerfahrung als Sensibler von Schallstadt, scheut vor der Beschäftigung mit Satzungsentwürfen nicht zurück. Weitere Mitmacher, Geld- und Ideengeber sind willkommen. “Der Gründungsvorstand kann loslassen” , versichert Reinhild Dettmer-Finke. “Wir wollen, dass die Bürger die Stiftung zu ihrer Sache machen.”
Alles vom 23.2.2006 lesen Sie bitte auf www.bzol.de

 

 

Ehrenbürgerrecht an den Mäzen und Stifter Eugen Martin

In einer Feierstunde mit bewegenden Momenten hat Oberbürgermeister Dieter Salomon gestern das Ehrenbürgerrecht an Eugen Martin verliehen. Die geladenen Gäste würdigten den 80-jährigen Mäzen und Stifter mit stehendem Applaus.

Ursprünglich hatte die Stadt anlässlich des runden Geburtstags von Eugen Martin zum Empfang im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz geladen. Den hatte er am 28. Dezember gefeiert. Einige Tage zuvor wollte Salomon ihn dringend sprechen. “Was hat er jetzt für ein Problem?” , dachte Eugen Martin damals. Wo soll er wieder mal aushelfen? Dass das Stadtoberhaupt ihm stattdessen eröffnete, ihn als Ehrenbürger vorzuschlagen, “hat mich umgehauen” , sagte ein sichtlich gerührter Eugen Martin am Ende einer zweistündigen Feier, die der Jazzchor Freiburg fulminant begleitete.

Eugen Martin hat sich, so steht es im Ehrenbürgerbrief, “in vielfältiger Weise durch persönliches und uneigennütziges Engagement um die Stadt Freiburg, ihre kulturelle Attraktivität, die wirtschaftliche Entwicklung, regionale Zusammenarbeit sowie Förderung des europäischen Gedankens verdient gemacht.” Er war erfolgreicher Unternehmer, Präsident der Industrie- und Handelskammer, Stadtrat, aktiv in der FDP; die Eugen-Martin-Stiftung, eine der größten in Freiburg, fördert den Erhalt des Münsters, kulturelle Belange und die Ausbildung junger Menschen. Oft verknüpfte er seine Hilfsbereitschaft mit der Bedingung, sie nicht publik zu machen.

In seiner Laudatio spürte OB Salomon der Motivation nach, die Eugen Martin zum großherzigen Stifter hat werden lassen. Als junger Mann war er schwer verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt in die zerbombte Heimatstadt Freiburg. Seinen Traum vom Studium konnte er sich nicht leisten. Doch er hat nicht resigniert und in schwierigen Zeiten ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. “Ich wollte mir selber beweisen, dass ich es schaffe” , sagte Eugen Martin. Und wenn es ihm gelänge, so sein Ziel, wollte er später jungen Menschen “die Chancen eröffnen, die ich nie hatte.”  Landesjustizminister Ulrich Goll stuft die Ehrenbürgerwürde als “höchste Auszeichnung ein, die jemand erhalten kann.” Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg schilderte Eugen Martin als “überzeugten Freiburger, Südbadener und Europäer.” IHK-Präsident Karlhubert Dischinger würdigte ihn als“politischen Unternehmer” , der seine soziale Verantwortung ernst nimmt. Stadtrat Patrick Evers (FDP) bezeichnete ihn als “Liberal-Humanisten.”
Eine “leichte Beklemmung” räumte der neue Ehrenbürger ein angesichts der vielen prominenten Gäste, darunter die früheren Landesminister Engler, Eyrich und Schieler, alle Freiburger Bürgermeister, mehrere Landtagsabgeordnete, zahlreiche (Alt-)Stadträte und Vertreter der Wirtschaft und Kirchen.
Gesamter Artikel von Uwe Mauch vom 11.2.2006 auf www.bzol.de

 

Leonhard-Kempf-Stiftung in Bötzingen gegründet

In Bötzingen gibt es jetzt erstmals eine Stiftung. Der ehemalige Pfarrer Leonhard Kempf hat der Gemeinde zwei Wohnungen in Umkirch vermacht. Zweck der Stiftung ist es, die St. Alban-Kapelle zu erhalten, die Seniorenarbeit zu fördern sowie Familien von Insassen der Justizvollzugsanstalt Freiburg zu unterstützen.

Von 1959 bis 1968 war Leonard Kempf katholischer Pfarrer in Bötzingen. In dieser Zeit setzte er sich besonders für die Renovation der St. Laurentius-Kirche sowie der St. Alban-Kapelle ein. Dazu motivierte er die ganze Pfarrgemeinde zur Mitarbeit. Des Weiteren wurde unter seiner Leitung die Pfarrbücherei eingerichtet und der Keller unter dem Pfarrhaus zum Gemeindesaal St. Urban ausgebaut. Zur 1200-Jahr-Feier im Jahre 1969 erstellte er eine Festschrift. Nach seiner Zeit als Pfarrer in Bötzingen arbeitete Leonhard Kempf 19 Jahre lang als Gefängnisseelsorger in der Freiburger Justizvollzugsanstalt. Dort hat der geborene Kippenheimer festgestellt, dass besonders die Angehörigen der Gefangenen oftmals Not leiden. Mittlerweile ist Leonhard Kempf im Ruhestand und wohnt in Breisach. Seine alte Wirkungsstätte hat er jedoch nie vergessen: “Ich trage Bötzingen im Herzen” , sagt der 79-Jährige. Deshalb hat er auch eine Stiftung in der Gemeinde ins Leben gerufen, die jetzt zusammen mit Bürgermeister Dieter Schneckenburger besiegelt wurde.

Die Stiftung, die den Namen “Leonhard-Kempf-Stiftung” trägt, dient gemeinnützigen Zwecken. Diese sind in der Stiftungssatzung genauer festgelegt. Darin heißt es: “Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch 1. Unterstützung von Maßnahmen, die dem Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden St. Alban-Kapelle in Bötzingen dienen. 2. Finanzielle Förderung der Seniorenarbeit für das bürgerliche Zusammenleben der Generationen in der Gemeinde Bötzingen unter Einbeziehung der Jugend zur Betreuung älterer Menschen, Durchführung von Veranstaltungen für Senioren in der Begegnungsstätte des Seniorenpflegeheims Bötzingen unter Einbeziehung aller Altersgruppen und Vereine in der Gemeinde. 3. Unterstützung von Familien von in der Justizvollzugsanstalt Freiburg einsitzenden Strafgefangenen im Falle besonderer Bedürftigkeit und nach Maßgaben des jeweiligen Gefängnisseelsorgers.” Damit auch alles seine Ordnung hat, wird die Stiftung von einem Vorstand verwaltet. Dieser setzt sich aus fünf Personen zusammen, den Vorsitz hat Bürgermeister Dieter Schneckenburger.
Michael Reich am 27.1.2006 in der BZ

Neue Stiftung Solidarsinn Volksbank - Mitglieder helfen Mitgliedern

Vor genau 139 Jahren, am 30. Dezember 1866, wurde die “Freiburger Gewerbebank” als genossenschaftlicher “Vorschussverein” gegründet. Handwerker und kleine Gewerbetreibende sollten ihren Kreditbedarf auf solidarischer Grundlage decken können. Die Volksbank Freiburg, die aus der Gewerbebank hervorgegangen ist, fühlt sich dem Solidaritäts-Gedanken auch heute noch verpflichtet.

Die Volksbank hat deshalb eine Stiftung “Solidarsinn Volksbank - Mitglieder helfen Mitgliedern” gegründet, deren Zweck es ist, unverschuldet in Not geratene Mitglieder “ schnell und unbürokratisch” zu unterstützen. Die Volksbank Freiburg ist das Eigentum von rund 43 400 Genossen. Mit einer Bilanzsumme von 1,8 Milliarden Euro und rund 500 Mitarbeitern gehört das Institut zu den größten deutschen Genossenschaftsbanken. Persönliche Schicksalsschläge wie etwa Unfalltod oder schwere Krankheiten können Geschäfts- wie Privatleute in schwerste Bedrängnis bringen, vor allem auch die Angehörigen. Es waren solche Fälle, die den Anstoß zu dieser - innerhalb des Bundesverbandes der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken einmaligen - neuen Stiftung gegeben haben. “ Das Besondere an dieser Stiftung ist” , sagt Volksbank-Vorstandsvorsitzender Franz G. Leitner, “ dass sie ausschließlich den Mitgliedern zugute kommt.” Die Soforthilfe geht nur an Personen, nicht an Unternehmen. Sie soll den in Not geratenen Betroffenen die Möglichkeit geben, “ schnell wieder Fuß zu fassen.”
Über die Mittelvergabe entscheidet ein Kuratorium, das aus Volksbank-Mitgliedern aus dem gesamten Einzugsgebiet besteht. Dem Stiftungsvorstand gehört außer Leitner auch der Aufsichtsrat der Volksbank, der Unternehmer Hans-Peter Koch (“ Beschläge Koch” ) an. Das Startkapital, aus dessen Erträgen die Unterstützung geleistet wird, soll von derzeit 150 000 Euro durch jährliche Zustiftungen auf rund eine Million Euro erhöht werden.
BZ vom 30.12.2005

 

Eugen Martin 80 Jahre: Stiftung - Retter des Münsterturms - Bobbele

Wer so viel Glückliches erlebt hat, sollte etwas davon zurückgeben” : Der Freiburger Unternehmer und Kommunalpolitiker Eugen Martin wird heute 80

Verblüffend jung und zuversichtlich wirkt dieser Mann. Und wenn er von seinen beruflichen Anfängen vor 60 Jahren erzählt, lässt er keinen bitteren Ton anklingen. In sehr bescheidenen Verhältnissen ist Eugen Martin im Freiburger Stadtteil Waldsee aufgewachsen, als eines von sieben Geschwistern. Als er 1945 schwer verwundet aus dem Krieg heimkehrte, gab’ s für den 20-Jährigen keine Chance zu einem Studienbeginn. “ Das war halt so” , sagt er heute ohne Grimm. “ Aber ich hab’ danach viel Glück gehabt. Und wenn man so viel Glückliches erlebt hat, sollte man etwas davon zurückgeben.”

Eugen Martin, ein klassischer Vertreter der Aufbaugeneration, hat ganz klein angefangen. Als Verkäufer von Seife und Waschmitteln, der immer wieder ein paar Mark als Blutspender hinzuverdienen musste, um die Miete bezahlen zu können. Bis er 1953 seine glänzende Idee verwirklichte, als Alleinunternehmer eine Handelsfirma zu gründen, die Hygieneprodukte an Großkunden vermittelte. Mit 20 Handelsfirmen in Deutschland und Frankreich galt Martins “Marco” -Fachbetrieb bald als europäischer Marktführer im Hygiene-Großhandel.

Schon Mitte der 50er-Jahre hatte sich der umtriebige Firmenchef in der FDP engagiert. Leise, aber doch mit der Folge, dass ihm Zeit raubende Ämter aufgebürdet wurden. Eugen Martin wurde Kreis- und Bezirksvorsitzender, Landesschatzmeister, Präsidiumsmitglied und stellvertretender Landesvorsitzender sowie Vorsitzender der Vereinigung Liberaler Kommunalpolitiker. 1996 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der südbadischen FDP ernannt, zwei Jahre später erhielt er mit der Reinhold-Maier-Nadel die höchste Auszeichnung der FDP im deutschen Südwesten. Zuvor hatte er sich von 1968 bis 1982 als Freiburger Stadtrat um liberale Weichenstellungen auf örtlicher Ebene gesorgt. Um ein wirtschaftsfreundliches Klima. Oder um Förderung des öffentlichen Nahverkehrs. “In der Kommunalpolitik darf es keine linke Nahverkehrs- oder rechte Wirtschaftspolitik geben” , lautete sein Wahlspruch. “Es muss zu einer Koalition der Vernunft kommen.” Sein sachlich abgewogenes Urteil war auch und gerade in Südbadens Wirtschaftskreisen gefragt. Und weil er eine Aufforderung zum Engagement nur ungern zurückweist, wurde Eugen Martin mit weiteren Ämtern eingedeckt. Von 1985 bis 1989 war er Präsident der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein, er war Vorsitzender des Mittelstandsausschusses im Deutschen Industrie- und Handelskammertag, Mitglied im Mittelstandsbeirat des Bundeswirtschaftsministeriums und Gründungspräsident des internationalen Beirats für den Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg. Stolz ist er darauf, dass “seine” regionale Industrie- und Handelskammer “heutzutage eine erstklassige Adresse ist, an deren Spitze ungemein kreative Köpfe sitzen” . Mit Genugtuung vermerkt er, dass der Anteil deutscher Passagiere am Euro-Airport von drei auf 30 Prozent gewachsen sei. Eugen Martin, zu dessen vielen Auszeichnungen auch die Verdienstmedaille und die goldene Staufermedaille des Landes sowie das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse zählen, hat in den zurückliegenden Jahrzehnten das regionalpolitische, wirtschaftliche und kulturelle Leben Südbadens nachhaltig mitgeprägt. Dabei hat er nie den weltläufigen Citoyen gemimt. “Ich bin halt bloß ein Freiburger Bobbele” , sagt er, “und ich häng’ nun mal an dieser Stadt, in der so viele kreative Menschen gelebt haben und noch immer leben” . Großspurigkeit mag er nicht, und er mag es schon gar nicht, wenn man seine Rolle als Gönner und Stifter an die große Glocke hängt. “ Ich bin meist nur dann als Mäzen aufgetreten, wenn man mir zugesichert hat, dass es nicht in die Zeitung kommt” , sagt er.

Nein, diese Bedingung konnte nicht immer eingehalten werden. Nicht, als er 1997 die Eugen-Martin-Stiftung gegründet hat, die die Erhaltung des Freiburger Münsters fördert, die kaufmännische Aus- und Weiterbildung südbadischer Nachwuchskräfte oder junger Künstler aus der Region unterstützt. Und schon gar nicht im Jahr 2000, als er sich vom damaligen Freiburger Oberbürgermeister Rolf Böhme dazu aufgerufen fühlte, bei Freiburger Unternehmen und Privatleuten drei Millionen Mark einzutreiben; eine Summe, die den Grundstein für die doppelt so teure Sanierung der beiden historischen Rathäuser gebildet hat. “Es ist eine Freude, anderen eine Freude zu machen” steht als Leitwort über jener Broschüre, die zum 80. Geburtstag des Mäzens erschienen ist. Eugen Martin hört nicht auf, sich auf diesem indirekten Weg selber Freude zu bereiten. Erst vor einem Jahr hat er den Freiburger Münsterbauverein mit einer Spende beglückt, die es den Experten ermöglicht, die photo grammetrischen Vermessungen des Münsterturmes aus dem Jahr 1995 so auszuwerten, dass das herausragende Baudenkmal jederzeit originalgetreu rekonstruiert werden könnte.
Als den “Retter des Münsterturmes” hat ihn Münsterbaumeister Manfred Sass damals schmunzelnd bezeichnet. “Es wär’ doch eine Schande, wenn mehr als 200 000 Freiburger nicht in der Lage wären, das zu erhalten, was vor 700 Jahren von wenigen tausend Bürgern finanziert und gebaut worden ist” , befindet Eugen Martin. Mithin will er weiterhin als Stifter und beharrlicher Spendensammler “ Bürgersinn” vorleben, auch wenn dieser Begriff altbacken klingen mag.

Fürs eigene Wohlbefinden sammelt der fest in Südbaden verwurzelte Unternehmer und Stifter freilich auch hin und wieder etwas Essbares: Pilze. “ Mit meiner Frau genieße ich es, von März bis November durch die Natur rund um Freiburg zu wandern und dabei Pilze zu suchen. Wir kennen und essen mehr als 70 Arten.” Heute wird Eugen Martin 80 Jahre alt.
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Reinhard Lessner vom 28.12.2005 auf www.bzol.de lesen

 

Leo-Ricker-Stiftung unterstützt 17 neue Freiburger Studenten mit 350 Euro

Die Stiftungsverwaltung Freiburg hat im November wieder 17 neue Stipendiaten in die Leo-Ricker-Stiftung aufgenommen. Die Studenten dürfen sich zwei Jahre lang über eine monatliche Unterstützung von 350 Euro freuen. Der Andrang auf die begehrten Plätze ist groß, und die Anforderungen an die Bewerber deswegen hart: Es werden nur sehr gute Studenten aufgenommen, die gleichermaßen bedürftig sind.

Studieren in Freiburg ist schön - und teuer. Besonders für eine Mutter von zwei Kindern. Veriko Mikadze, Germanistik- und Geschichtsstudentin, ist eine der glücklichen neuen Stipendiatinnen. Die 27-jährige Georgierin lebt seit 2002 in Deutschland und wirkt auf den ersten Blick wie eine normale, unbeschwerte junge Frau. Doch was Lebenserfahrung betrifft, hat sie den meisten ihrer Kommilitonen einiges voraus: Eine ungeplante Schwangerschaft in einem fremden Land, in dem sie eigentlich nur studieren wollte. „ Zuerst war ich geschockt“ , beschreibt sie ihre Reaktion auf die frohe Botschaft: „ Vor allem, als ich erfuhr, dass es Zwillinge werden.“ Ihre winzige Ein-Zimmer-Wohnung war mit einem Mal viel zu klein für die angehende Familie. Dazu noch die Kosten für zwei Babys - sie hatte keine Ahnung, wie sie und ihr Mann das alles bewältigen sollten. Einen Nebenjob anzunehmen kam nicht in Frage, denn für Menschen aus Nicht-EU-Ländern gelten strenge Bestimmungen auf dem Arbeitsmarkt. Weder sie noch ihr Mann, ein gelernter Ingenieur, dürfen mehr als 90 Tage im Jahr arbeiten. In ihrer Not fiel Günther Rohrbach von der Stiftungsverwaltung „ wie ein rettender Engel“ vom Himmel, wie sie mit einem Lächeln erzählt, als wollte sie es noch immer nicht glauben: „ Er half uns bei der Wohnungssuche und riet mir, mich für das Stipendium zu bewerben“ . Rohrbachs Rat stellte sich als gut heraus: Familie Mikadzu hat jetzt ein neues Dach über dem Kopf, und die Mutter kann ihr Studium dank der Unterstützung fortsetzen.

„ Die Arbeitsmarktbestimmungen sind ein Grund, weshalb wir besonders viele ausländische Studenten in unserem Programm haben“ , erklärt Günther Rohrbach, der die Studentinnen und Studenten bei der Stiftungsverwaltung betreut. „ Jedes Jahr erreichen uns um die 700 Bewerbungen.“ Das schraube die Anforderungen natürlich hoch. „ Wir werden jedes Jahr mit vielen sehr schweren Schicksalen konfrontiert, das macht die Auswahl nicht leichter“ , bestätigt Stiftungsdirektor Lothar Böhler. Auch Martin Asmoah könnte ohne das Stipendium seine Promotion kaum zu Ende bringen. „ Mit meinem Geld hätte ich mir in Ghana ein Haus bauen können. Hier reicht es kaum zum Leben,“ berichtet der Forstwissenschaftler. Neben einer knappen Kasse nimmt der 40-Jährige für sein Studium noch einiges andere in Kauf: Seit Mai hat er seine Frau und zwei Kinder nicht mehr gesehen. „ Wir telefonieren, schreiben uns Briefe und E-Mails. Aber das ist trotzdem zu wenig“ , erzählt er traurig. Abgesehen davon scheint er sich in Freiburg aber sehr wohlzufühlen. „ Die Uni ist super, meine Professoren unterstützen mich voll und ganz, und das Essen ist auch lecker“ , schwärmt er. Die deutsche Kultur hat es ihm so angetan, dass er sogar seinen Sohn nach einem früheren deutschen Freund benannt hat: Der Sechsjährige heißt Stefan. An Silvester kann er Stefan, seine Tochter Angel und seine Ehefrau endlich wiedersehen. Dann fährt er nämlich für sechs Monate nach Hause, um dort Studien für seine Arbeit durchzuführen.
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Meike Riebau vom 8.12.2005 auf www.bzol.de lesen

Stipendium - leichter, als man glaubt >Universitaet1 (24.11.2007)

  

 

Deutschlands Stifter debattieren in FR über ihr Selbstverständnis

Kaum zu glauben. Doch es kommt vor, dass der allgegenwärtige Staat plötzlich unauffindbar ist. Christian Felber kann sich noch gut erinnern, acht Jahre ist es her. Der Balkankrieg war ausgebrochen, zehntausende Kosovaren waren vor den Serben geflohen, fünftausend von ihnen kamen bis Basel. "Hier hat sich keiner um sie gekümmert, man hielt sie wohl allesamt für reisende Drogenhändler." Doch Menschen wie Felber warten nur darauf, dass sich keiner kümmert. Es ist ihre Chance: die Chance der Stifter. Felber, der in Basel das millionenschwere Stiftungserbe des Ehepaars Merian verwaltet, machte Geld locker, finanzierte Startgelder für die Flüchtlinge und ein Beratungszentrum. Die Kosovaren sind längst wieder daheim, das Zentrum gibt es immer noch. "Das zu sehen macht Freude", schwärmt Felber. Heute berät es Flüchtlinge aus Afrika. Oder die Musliminnen, die nie ihre kleinen Hinterhauswohnungen verlassen und kaum Deutsch können. An trockenen Tagen stehen jetzt für sie Tisch und Stühle im Grünen: "Lernen im Park" heißt das Angebot, Sprachkurse mit niedriger Hemmschwelle, sehr gut nachgefragt - und finanziert von der Merian-Stiftung.
Sind Stiftungen da nun "Lückenbüßer" für Versäumnisse von Vater Staat, der sich aus seinen Pflichten davonstiehlt? Oder sind solche Lücken auch Chancen - Marktlücken karitativer Stiftungsarbeit sozusagen? Und wie kommt es, dass die kleine Schweiz zwar nur ein Zehntel der Einwohner Deutschlands hat, aber fast ebenso viele gemeinnützige Stiftungen? Um solche Fragen debattierte gestern der Bundeskongress der Stifter in Freiburg.
Sozialstaat Deutschland, ein stiftungspolitisches Entwicklungsland? Das könnte man vermuten beim Vergleich mit den Eidgenossen. Private Stiftungen standen hier zu Lande lang im Ruch gehobener Geldwaschanlagen oder großbourgeoiser Denkmäler. Entsprechend groß war das staatliche Misstrauen, ablesbar an Rechtshürden, Obergrenzen und Aufsichtsvorschriften, die im Vergleich zur Schweiz noch immer strikt wirken. "Da geht bei Ihnen viel Energie verloren", kritisiert Felber, "da fehlt das Vertrauen der Politik und da erhält sich eine Bürokratie selbst am Leben." Aber weitere Liberalisierung naht, auch aus schierer Finanznot von Bund, Ländern und Gemeinden. Damit wächst der Appetit, Stiftungen für staatliche Sozialpolitik einzuspannen. Lothar Böhler, Direktor der Freiburger Stiftungsverwaltung, sieht immer öfter Anzeichen des "Missbrauchs von Stiftungsarbeit" durch Budgetplaner in den Ministerien und Krankenkassen und empfiehlt den Tagungskollegen, "demnächst auch mal Nein zu sagen".

Für Thomas Reuther von der Caritasstiftung Rottenburg-Stuttgart ist das zu defensiv. Nach dem Geschmack des 60-Jährigen wird zu viel gejammert im Kollegenkreis. "Sind wir wirklich nur Lückenbüßer, oder sind wir nicht auch Lückensucher?" Unlängst hat Reuther wieder eine solche Lücke gefunden, und bietet Stiftungswilligen an, sich daran zu beteiligen. "Kids on tour" soll das Projekt heißen. Es betreut zusammen mit der Bahnhofsmission Scheidungskinder, die als Alleinreisende an Wochenenden per Bahn zwischen ihren getrennt lebenden Eltern unterwegs sind. "Ist das nicht innovativ?", provoziert Reuther seine Zuhörer und mancher wirkt verunsichert. "Man kann als Stifter auf zwei Arten Einfluss nehmen", verrät er: "Erstens helfen und zweitens mit dem Helfen gesellschaftliche Missstände skandalisieren." In diesem Kreis ist ihm das gelungen.

Andreas Schleicher ist Profi und er weiß, mit welchem Lasso man die Leute fängt: "Ein Land wie Deutschland muss so viel besser sein, wie es teurer ist." Das sitzt. Es geht um Bildung, und wie bekannt, ist Deutschland in dieser Hinsicht Mittelmaß, aber in Sachen Preise internationale Spitze. Wer Schleicher ist, das geht aus seiner Dienstbezeichnung hervor, die allerdings so umständlich klingt, dass er sie selbst wahrscheinlich niemals über die Lippen bringen würde: Leiter des Programms zur Bewertung der internationalen Schülerleistungen (Pisa) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Paris, Frankreich. Der Laie ahnt: Der Mann hat Ahnung. Bildung ist ein wichtiges Thema für Stiftungen, weshalb der Verband Deutscher Stiftungen einen entsprechenden Arbeitskreis hat. Und hier knüpft Schleicher an. In guten Bildungssystemen, sagt Schleicher, seien Qualität und Erfolg kein Zufall, sondern im System verankert. Gute Bildungssysteme verschleuderten kein Potenzial, indem sie sich zum Beispiel um Migrantenkinder nicht kümmerten. Vor allem brauche es jenseits aller Modellprojekte und "jenseits jeden Pilotprojektunwesens" eine Einigung auf strategische Bildungsziele. Daran könnten Stiftungen mitarbeiten.

Sie tun es - mit Eifer. "Es bewegt sich was", sagt Wilfried Lohre, Leiter eines Projekts "Selbständige Schule" bei der Bertelsmann-Stiftung. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Stiftung der Deutschen Telekom, bestätigt: "Pisa war ein Weckruf." Auch Lohre weiß das Publikum mitzureißen: Die Lehrpläne seien gut, höhnt er, und nach deutscher Vorstellung meine man, dann sei es auch der Unterricht. Im Planen seien wir prima und auch im Kontrollieren. Aber: "Das Schwein wird nicht fetter, indem man es häufiger wiegt."
Was können Stiftungen zur Bildungsdebatte beitragen? Zum Beispiel kümmern sie sich um die Integration von Zuwandererkindern (Stiftung Mercator). Die Telekom-Stiftung fördert die naturwissenschaftliche Bildung der ganz Kleinen. Schleicher zeigt sich "ganz begeistert, was da passiert" und schließt: "Wir haben an der Schule ein ungeheueres Potenzial, das dort brachliegt."
Ein Aufruf, ans Werk zu gehen. Weniger an die Stiftungen, die dies bereits tun, als an die Kultusbürokratie. Schleicher: Die Schulen brauchen Freiräume, "aber derzeit sind sie noch das letzte Rad in der Bildungsmaschinerie."
War Pisa ein Weckruf, so gilt dies auch für die gestrige Veranstaltung darüber. Über die Sitzung des Arbeitskreises Kirchen später gilt eher das Gegenteil. Was die ursprünglich karitativen Stiftungen mit christlicher Ethik und Geschichte zu tun haben, auch mit der bangen Frage nach dem Seelenheil nach einem sündigen Leben, hätte vielleicht der Moraltheologe Johannes Baptist Gründel beantworten können. Er tut es nicht, mahnt aber, bei neuen Stiftungen hohe ethische Maßstäbe an das Motiv des Stifters und die Herkunft des Geldes anzulegen "in unserer doch sehr stark auf Gewinn ausgerichteten Zeit."

Noch Fragen? Nein. "Nach so einem grundlegenden Referat wird's schwierig, Fragen zu stellen", findet Diskussionsleiter Hein Röder. So kann man es auch sehen. Zwei Juristen referieren anschließend über die Schwierigkeiten kirchlich-karitativer Einrichtungen, sich im Konflikt zwischen staatlich verordnetem Druck zur Kostenminimierung und Anforderungen an das christliche Menschenbild zu behaupten. Ein sprödes, auch ein wichtiges Thema - und eines aus der Defensive der juristischen Praxis. Welchen Freiraum Stiftungen sich gegenüber diesen Zwängen erarbeiten könnten und welche Chancen sie womöglich hätten, wäre vielleicht auch ein ganz interessantes Thema gewesen.

Denn Stiftungen können Motor und Berater bei gesellschaftlichen Prozessen sein. Ein Satz, der beim Arbeitskreis Bildung fällt, aber überall gilt, wo Stiftungen Lücken suchen und finden.
Stefan Hupka und Niklas Arneggeram 12.5.2005 auf www.bzol.de
  

 

 

Stiftungen - privates Kapital für einen sozialen Zweck

Stiftungen werden auch in der Bundesrepublik populärer, die meisten davon sind gemeinnützig.
Die Idee der Stiftung findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. Knapp 800 Neugründungen gab es Vorjahr, berichtet der Bundesverband Deutscher Stiftungen, der ab 11.5.2005 seine 61. Jahrestagung in Freiburg abhält (bis zum 13. Mai).

Das Stiftungswesen hatte es nicht immer so leicht wie dieser Tage. Geschichtlich begannen Stiftungsgründungen neuerer Prägung im frühen 19. Jahrhundert, als Napoleon die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen hatte. Aber so richtig in Schwung kam der Gedanke erst in den vergangenen 20 Jahren. Während man in den 80-er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts nur etwa 150 Neugründungen jährlich verzeichnete, waren es seit der Jahrhundertwende jeweils über 700. In den angelsächsischen Ländern, besonders in den USA, ist der Stiftungsgedanke wie überhaupt private Initiative für soziale Aufgaben viel stärker verankert als bei uns. Das hängt auch damit zusammen, dass in diesen Ländern soziale Hilfestellung durch den Staat nicht so ausgeprägt ist wie in Europa. Im Zeichen mangelnden Geldes werden aber auch in Deutschland Stiftungen populärer und vom Staat ausdrücklich gefördert.

Rund 12 800 Stiftungen zählt der Stiftungsverband. Etwa 95 Prozent davon, berichtet Hans-Georg Ressig von der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Freiburg, sind gemeinnützig. Ihr Kapital wird auf über 60 Milliarden Euro geschätzt, mit Erträgen von 15 Milliarden. Daneben beziffert Ressig die Zahl der unselbständigen Kirchenstiftungen auf etwa 13 000. Insgesamt könne mit etwa 30 000 Stiftungen in Deutschland gerechnet werden. Darunter sind auch Familienstiftungen, die der Erhaltung des Familienvermögens oder eines Unternehmens nach dem Tod des Eigentümers dienen - etwa wenn ein Erbe fehlt oder Familiendynastien Eigentümer sind. .....
Für alle Stiftungen gilt: Ist das Geld in die Stiftung eingebracht, ist es dem Zugriff des Geldgebers entzogen. Grundsätzlich werden nur die Erträge des angesammelten Kapitals für den Stiftungszweck verwendet. Deshalb sollte die Idee einer Stiftung bis zu ihrer Errichtung sorgfältig überlegt und rechtlich begleitet werden. Das machen sowohl die Deutsche Bank, bundesweit der größte Berater und Verwalter von Stiftungen, als auch zum Beispiel die Sparkassen, die lokal die führende Rolle einnehmen. ....
Insgesamt verwaltet die Deutsche Bank rund 700 Stiftungen in Deutschland mit einem Kapital von drei Milliarden Euro. Man müsse wissen, erläutert Ressig, dass etwa 60 Prozent aller Stiftungen mit weniger als 50 000 Euro ausgestattet seien. Das Bankhaus selbst unterhält eine eigene Stiftung mit 100 Millionen Euro Kapital.

In Baden-Württemberg gab es Ende 2004 rund 1760 rechtsfähige Stiftungen. Damit kommen auf 100 000 Einwohner 16 Stiftungen. Im Regierungsbezirk Freiburg, so die Verbandsstatistik, gibt es 243 Stiftungen (kirchliche und unselbständige Stiftungen immer ausgenommen). Ein Viertel davon hat seinen Sitz in Freiburg.
Alles von Albrecht Beck vom 11.5.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

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