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Blick von Stell (Fritz Glaser Platz) am 17.4.2008 nach Nordwesten auf Niedereggenen
Blick von Stell (Fritz Glaser Platz) am 17.4.2008 nach Nordwesten auf Niedereggenen

 



Landrat Jochen Glaeser zu Behindertenbeauftragten-Antrag: Völliger Blödsinn

Zu dem Leserbrief von Eva Kottmeier in der BZ vom 13. Oktober und zur Diskussion Diskussion über eine Stabstelle für die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen und die entsprechende Äußerung vom Landrat Jochen Glaeser im Kreistag dazu schreiben drei Leser ihre Meinungen (BZ vom 4. Oktober).

Kein Kind darf beschämt werden
Großen Dank an Frau Kottmeier, die uns mit ihrem Leserbrief aus der Seele spricht und viel Wesentliches zu diesem Thema auf den Punkt bringt. Ihre Schilderungen entsprechen unseren Erfahrungen. Dank auch an die BZ; die diesen Leserbrief ausführlich und an prominenter Stelle veröffentlicht. Ergänzend möchten wir hinzufügen, dass an der Burgschule in Esslingen vor zwei Wochen der erste Integrationstag Baden-Württemberg stattfand (auf den entsprechenden Bericht in der BZ warten wir), wo sich Eltern, Lehrer und Schulverwaltung über Ihre in der Summe überaus positiven Erfahrungen aus über 200 integrativen Schulprojekten im "Ländle" austauschen konnten und wo eine Vertreterin des Kultusministeriums die Absicht des Landes bekräftigte, diese Modelle zu vertiefen und auszuweiten. Die Realität sieht teilweise allerdings leider anders aus: Neben der beschämenden Äußerung unseres Landrates hat das Landratsamt sowie das Land trotz Preis- und Mehrwertsteuererhöhung die Zuschüsse für Gruppenangebote drastisch gekürzt, so dass zum Beispiel die Lebenshilfe e.V. ihre Pauschalen für die familienunterstützenden und Freizeitangebote um rund 15 Prozent erhöhen musste.
Nach wie vor findet eine Lernbehinderung/ geistige Beeinträchtigung trotz der gesellschaftlich anerkannten (nachhaltigen und damit langfristig Kosten sparenden!) Ziele Emanzipation, Integration sowie Verselbständigung (die aktuellen Stichworte dazu sind "Empowerment" und "Inklusion" und des damit durchaus verbundenen Aufwandes keine Anerkennung bei der Pflegebegutachtung. Weltweit einmalig werden fünf Prozent unserer Kinder schulisch ausgesondert. Ganz allgemein ist das Gefühl, dazu zu gehören, in unseren Schulen katastrophal niedrig. Erfreulich jedoch, dass gemeinsamer Unterricht neuerdings auch im offiziellen Sprachgebrauch Kooperationsklasse genannt wird, so dass hier nicht mehr ein Unterschied zwischen "Draußen" und "Drinnen" unterstellt wird. Wie heißt es in Finnland?: "Kein Kind darf beschämt werden!" Vielleicht kann die Erfahrung, dass da welche sind, die immer wieder Assistenz benötigen und zum Teil so ganz andere Schwerpunkte haben, auch manch hoffnungslose und frustrierte "normaler/e" Schüler/in neu motivieren und ihrem Rückzug in eine eigene, abgeschottete Welt vorbeugen? "Eine Schule für alle steigert die Intelligenz und das Bruttosozialprodukt" (Reinhard Kahl, ZEIT-Kolumnist). Hinweisen möchten wir an dieser Stelle auf den in Köln vom 16. bis 18. November stattfindenden Fachkongress und die entsprechende Homepage www.eine-schule-fuer-alle.info
BZ-Leserbrief vom 18.10.2007 von Jürgen Hauke, Müllheim

Überheblich
Der "christliche" Landrat weist den Antrag der "roten" SPD-Kreisrätin Ellen Brinkmann, einen Behindertenbeauftragten einzustellen, mit den Worten zurück "völliger Blödsinn". Diese Überheblichkeit eines Christdemokraten ist nicht mehr zu überbieten.
BZ-Leserbrief vom 18.10.2007 von Barbara König, Bötzingen

Etwas mehr Takt
Dringend geboten ist es, die Behindertenhilfe im Landkreis besser zu vernetzen, da Betroffene oft zwischen Kompetenzstreitigkeiten zerrieben und nicht oder falsch informiert werden. Hierzu muss ein Behindertenbeauftragter echte Kompetenzen haben. Folglich ist sachlich zu prüfen, ob ein solches Amt Verbesserungen bringt. Die Äußerung von Landrat Jochen Glaeser, ein Behindertenbeauftragter sei "völliger Blödsinn" trägt dazu nicht bei, sondern schürt dumpfe Ressentiments. Die Entscheidung trifft der Kreistag; der Landrat sollte seine persönliche Meinung hierzu (wenn überhaupt) zurückhaltend äußern. Die rustikale Wortwahl lässt jedoch die Einstellung ihres Urhebers zur Situation vermuten. Von einem erfahrenen Landrat können wir auch in seinen letzen Amtsmonaten etwas mehr Takt erwarten.
BZ-Leserbrief vom 18.10.2007 von Markus Zimmermann, March
 

Nicht mehr wie Sonderschüler behandelt werden

In dem Beitrag "Mehr Chancen für Behinderte" wurde darüber berichtet, wie der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald die festgefahrenen Gleise von der Sonderschule in die Werkstätten aufbrechen möchte. Dazu äußert sich eine Mutter eines behinderten Kindes (BZ vom 29. September):
Erfreulich, dass endlich darüber nachgedacht wird, wie Menschen mit Behinderungen besser auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden können. Ein längst überfälliger Schritt. Aufnehmen möchte ich in diesem Artikel den Gedanken von Ellen Brinkmann und Dora Pfeiffer, wonach der erfolgreiche Weg eines behinderten Menschen in den Beruf quasi bereits mit der Aufnahme des Kindes in die Schule beginne und es entscheidend sei, inwieweit Integration bereits dort stattfinde. Als Mutter einer behinderten Tochter musste ich mehrfach erfahren, wie schwer der Weg in die Integration sein kann. Da gab es von klein auf Berge von Gutachten, Diagnosen, Prognosen auf Grund derer dann in den "richtigen" Kindergarten, die "richtige" Schule eingeordnet werden konnte. Immer mit der Tendenz, erst mal aus dem Gesellschaftsleben "ausgesperrt" zu werden. Argument gegen Integration oder gar eine normale Institution war immer der, dass der bestmögliche Förderort für mein Kind die Sondereinrichtung sei. Es erfolgte immer das bange Warten, ob es denn klappt, ob mein behindertes Kind wohl aufgenommen wird in eine der wenigen handverlesenen Schulen mit integrativen Ansatz, ob die Behinderung vielleicht doch noch gesellschaftsfähig genug ist, um teilhaben zu dürfen an dem, was für gesunde Kinder ganz normal ist. Einfach mit den Kindern der Nachbarschaft in die Schule um die Ecke gehen zu können, morgens hin und mittags wieder zurück, ein Traum! Wenn ich bedenke, wie viel meine Tochter alleine dadurch erlernen könnte — mal ganz abseits vom Erwerb der Kulturtechniken Rechnen und Schreiben.

Wenn Landrat Glaeser sich einmal ein umfassendes Bild von den integrativen (Schul-)modellen alleine in unserem Land machen würde, bräuchte er sich vielleicht nicht mehr hinter dem Satz "Über die Schule wird anhand von Gutachten entschieden" verstecken. Möglicherweise würde er entdecken können, dass die menschliche Leistungskapazität nicht nur auf der Basis von Intelligenztests gründet, sondern auch aus den Fähigkeiten erwächst, die jemand erwirbt, indem er am gesellschaftlichen Leben teilhat. Mit dieser Teilhabe wächst im Übrigen auch das Selbstwertgefühl — nicht nur — behinderter Menschen: Nicht mehr ausgegrenzt und sonder-schulbehandelt zu werden ist sicher der größte Beitrag, den wir für die berufliche Integration von Behinderten leisten können. Vielleicht hilft Landrat Glaeser erst einmal das Anschauen des Films "Klassenleben" von Hubertus Siegert. Hier wird wunderbar gezeigt, welche Bereicherung für beide, behinderte und nichtbehinderte Kinder, das gemeinsame Lernen und Zusammenleben bedeutet. Vielleicht kann man ihn aber auch zu einem Besuch in der Klasse meiner Tochter, die am ISEP-Projekt teilnimmt, überreden? Schön wäre das schon, denn, wie von der BZ bereits im Sommer berichtet, ist das einmalige ISEP-Projekt in Freiburg leider ein Auslaufmodell. Schade, gerade jetzt wo doch endlich diskutiert wird, wie berufliche Integration Behinderter eines Tages mal aussehen kann.
BZ-Leserbrief vom 13.10.2007 von Eva Kottmeier, Freiburg
Chancen - Kluft zwischen Realität und Ankündigung >Behinderung3 (30.10.2007)

Völliger Blödsinn - Ich bin empört
Zum Antrag im Kreistag zur Behindertenberatung (BZ vom 4. Oktober)
Kreisrätin Ellen Brinkmann stell den Antrag, einen Behindertenbeauftragten für den Landkreis einzustellen. Der Landrat
Jochen Glaeser schmettert diesen Antrag mit den Worten "Völliger Blödsinn" ab. Ich bin empört!!! "Es ist, was es ist - sagt die Arroganz" .
BZ-Leserbrief vom 11.10.2007 von Gerda Schütz, Hinterzarten

 

Caritaswerkstätten St. Georg - Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen

Arbeiten bedeutet teilhaben können an der Gesellschaft und gehört zum Menschsein. Arbeit vermittelt das Gefühl des Gebrauchtwerdens. In den 10 Werkstätten des Caritasverbandes Freiburg-Stadt in Freiburg und den angrenzenden Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald arbeiten 1.100 Menschen, die ihrer Behinderung wegen nicht oder noch nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können. In sieben Werkstätten werden überwiegend Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung, in zwei Werkstätten Menschen mit psychischer Erkrankung und in einer Zweigstelle Menschen mit einer Körperbehinderung im Rahmen der beruflichen und sozialen Rehabilitation beschäftigt, begleitet und gefördert.

Durch die Differenzierung der Werkstätten wurde erreicht, dass auf die besonderen Belange von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eingegangen werden kann, da sich deren persönliche Lebenssituation und die Anforderungen an den Arbeitsplatz wesentlich unterscheiden können. Anspruch in den Werkstätten ist, die Arbeit an die Möglichkeiten von Menschen mit Behinderungen anzupassen. Qualifizierte Mitarbeiter aus unterschiedlichen Berufsfeldern finden immer wieder Wege, über eine Aufteilung der Arbeit in kleine Arbeitsschritte und den Einsatz geeigneter Hilfsmittel, die Arbeit den einzelnen Beschäftigten zugänglich zu machen. Im Hinblick auf die Aufgabenstellung und Zielrichtung der beruflichen und sozialen Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen wurde die Werkstätte für Menschen mit Behinderungen in verschiedene Bereiche gegliedert:

Berufsbildungsbereich
Ziele des Berufsbildungsbereiches sind, die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen durch berufliche Bildungsmaßnahmen zu fördern, die Stabilisierung der Gesamtpersönlichkeit und die Befähigung zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft zu unterstützen und auf die Übernahme einer geeigneten Tätigkeit im Arbeitsbereich der Werkstätte oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Maßnahme im Berufsbildungsbereich dauert maximal zwei Jahre.

Arbeitsbereich
Nach Beendigung des Berufsbildungsbereichs erfolgt in der Regel die Aufnahme in den Arbeitsbereich, in dem Dauerarbeitsplätze angeboten werden. Entsprechend ihrer individuellen Neigungen und ihrem Leistungsvermögen finden die Beschäftigten eine angemessene Tätigkeit. In den Produktionsbereichen Montage, Verpackung, Metallbearbeitung, Uhrenmontage, Holzbearbeitung, Druckerei, Textil, Hauswirtschaft, Korbflechterei, Gärtnerei und Weinanbau können den Beschäftigten Arbeitsplätze und der Industrie und dem Gewerbe vielfältige Leistungen angeboten werden. Durch die Größe des Werkstättenverbundes ist gewährleistet, dass Aufträge termingerecht, preiswert und qualitativ hochwertig ausgeführt werden. Die Caritaswerkstätten St. Georg sind zuverlässige Partner vieler Unternehmen der Umgebung. Diese Zusammenarbeit bewährt sich seit vielen Jahren, mit manchen Geschäftspartnern seit der Gründung der ersten Werkstatt 1960 in Freiburg. Aber nicht nur im Auftrag des Gewerbes werden Leistungen erbracht, sondern es gibt auch eine vielfältige Palette von Eigenprodukten, die über einen eigenen Vertrieb und in drei eigenen Läden angeboten werden. Das Angebot umfasst Pendeluhren mit mechanischen Laufwerken, Körbe, Gebrauchs- und Geschenkartikel, Weine, Sekt, Textilien und vieles mehr.

TraIn
Die Abkürzung TraIn steht für Training zur Integration langzeitarbeitsloser Menschen und Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt. In dieser Arbeitsgruppe, in der Menschen mit Behinderungen mit langzeitarbeitslosen Menschen zusammenarbeiten, werden die Teilnehmer unter arbeitsmarktnäheren Bedingungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet. Die Menschen mit Behinderungen bleiben jedoch rechtlich Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen. Vermittlungsversuche werden mit Hilfe des Integrationsfachdienstes unternommen.

Förder- und Betreuungsbereich
Im Förder- und Betreuungsbereich werden Menschen mit Behinderungen, die einen sehr hohen Bedarf an Ansprache, Pflege, Begleitung und Anleitung benötigen, betreut und gefördert. Die Schwerpunkte der Förderung und Betreuung liegen:
- im lebenspraktischen Bereich
- in der Wahrnehmungsförderung
- in der Förderung von Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten
- in der pflegerischen Betreuung.

Dazu werden musische, spielerische, kreative und kognitive Elemente in Gruppen- und Einzelarbeit eingesetzt.

Besondere Arbeits- und Betreuungsangebote
Die Veränderung der Altersstruktur und die zunehmende Zahl schwerer behinderter Menschen hat Anpassungen in der Beschäftigung und Betreuung notwendig gemacht. Im Arbeitsbereich der Werkstatt wurden spezielle Gruppen eingerichtet, durch die erreicht wird, dass Beschäftigte, die nicht mehr den ganzen Tag arbeiten können, weiterhin ganztags in der Werkstatt betreut werden.
- Ganztagsbetreuung bei Halbtagsbeschäftigung: Die Beschäftigten arbeiten vormittags in ihrer jeweiligen Arbeitsgruppe und werden nachmittags in einer pädagogisch ausgerichteten Gruppe betreut.
- Arbeits- und Betreuungsgruppe: Der Tagesablauf ist strukturiert durch den Wechsel von Phasen der Anspannung und der Entspannung. Arbeit ist Bestandteil des Tagesablaufs, richtet sich jedoch in ihrer Dauer nach dem Leistungsvermögen der Einzelnen.

Arbeitsbegleitende Angebote
Ausgehend von dem ganzheitlichen Grundsatz und orientiert am christlichen Menschenbild, wonach auch Menschen mit Behinderungen ein ausgewogenes Miteinander von Arbeit, Anregung und Förderung benötigen, werden im Arbeitsbereich arbeitsbegleitende Angebote angeboten. Diese umfassen z. B. kreative Aktivitäten wie Musizieren, Werken, Malen und Tonen; Förderung in Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Herausgabe einer Werkstattzeitung; lebenspraktische Aktivitäten wie Kochen, Einkaufen, Teilnahme am Verkehr, Umgang mit Medien; motorische und sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Tanzen, Gymnastik, Kegeln, Fußballspielen; religiöse Angebote wie Bibelkreis und Gestaltung kirchlicher Feste.

Freizeitgestaltung
Unter dem besonderen Gesichtspunkt des Erlebens von Gemeinschaft wird den Beschäftigten, die zu Hause wohnen, alle zwei Jahre eine auswärtige Ferienfreizeit angeboten, die nicht auf den Jahresurlaub angerechnet wird. Ein weiteres wichtiges Element sind die Feste und Feiern im Jahreslauf, die miteinander vorbereitet und gestaltet werden.

Begleitende Dienste
Besondere Dienste begleiten Menschen mit Behinderungen im Werkstattalltag. Der Sozialdienst bereitet die Aufnahme in die Werkstatt vor, verhandelt mit Behörden wie z.B. kommunalen Leistungsträgern (Sozialämtern), Gesundheitsamt, Agentur für Arbeit, Versicherungsträgern u. a. Er berät Angehörige und gesetzliche Betreuer bei gesundheitlichen, pädagogischen und finanziellen Fragen, führt Einzelberatungen durch, regt therapeutische Behandlungen an, leistet Mithilfe bei der Erstellung individueller Förderpläne und erarbeitet zusammen mit den Gruppenleitern und Werkstattleitern die konzeptionelle Weiterentwicklung der Werkstätten. Der Psychologische Dienst berät bei entwicklungsfördernden Maßnahmen und hilft bei der Lösung von Problemen mit. Weiter führt er Fallbesprechungen im Team und psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche durch. Die Ergebnisse fließen in Förderpläne und Umgangskonzepte ein. Bei komplexeren Problemstellungen übernimmt er die Koordination der Hilfen. Auch er ist in die Weiterentwicklung der Werkstätten eingebunden. Krankengymnastische, logopädische und physiotherapeutische Angebote können bei Bedarf innerhalb oder außerhalb der Werkstätten vermittelt werden.

Betreuungszeiten
In den Caritaswerkstätten gilt die 5-Tage-Woche. Betreuungs-/Arbeitszeiten: Montag bis Donnerstag 8.00 bis 16.00 Uhr, Freitag 8.00 bis 14.30 Uhr.

Fahrdienste
Ist es aufgrund der Schwere der Behinderung oder der Entfernung zwischen Wohnung und Werkstatt nicht möglich, dass der Beschäftigte selbstständig, z. B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln, seinen Arbeitsplatz erreicht, organisiert die Werkstatt einen besonderen Fahrdienst.

21.8.2007, Dr. Wolfgang Grözinger, eMail: wolfgang.groezinger at caritas-freiburg.de

Caritaswerkstätte Heitersheim >Malteserschloss
Caritaswerkstätten St.Georg - Werkstätte in Umkirch >Freiburg-Dreisamtal.de/Behinderung

 

 

 

Wie sollten Medien über Menschen mit geistiger Behinderung berichten?

Der Schlagersänger Guildo Horn hat unlängst einen Preis bekommen: für seine Fähigkeiten als Talkmaster. In der Fernsehsendung "Guildo und seine Gäste" plaudert Horn im Südwestrundfunk mit geistig behinderten Menschen über ihr Leben und ihre Gefühle. Die Lebenshilfe zeichnete ihn dafür aus, weil die behinderten Menschen in der Sendung ganz offen auftreten, "ohne vorgeführt zu werden" . Guildo Horn habe damit bewiesen, dass behinderte Menschen "Christiansen-tauglich" seien, sagt Gerhard Lück, Pressereferent beim Diözesan-Caritasverband Freiburg. Er sprach auf Einladung der Integrativen Berufsakademie Himmelreich darüber, wie die Medien über Menschen mit einer geistigen Behinderung berichten.

Nur ausnahmsweise, sagte Lück, kommen behinderte Menschen in Sendungen selbst zu Wort. In der Regel sprächen Journalisten, sei es aus Berührungsangst oder Zeitdruck, mehr über behinderte Menschen als mit ihnen. Sie erschienen in den Medien meist als hilfebedürftige Wesen mit Defiziten — oder aber als Menschen mit ganz besonderen Fähigkeiten (beispielsweise die Sportler bei den Paralympics) - eine "Schwarz-Weiß-Malerei", so Lück, "die der facettenreichen Lebenswirklichkeit dieser Menschen nicht gerecht wird" . Sein Befund: "Die Medien tun sich immer noch schwer, unbeschwert und beständig über Menschen mit Behinderung zu berichten."

Es fängt schon bei der Sprache an. In der Presse sei häufig von "Behinderten" die Rede, so Lück, wo die Fachwelt lieber von "Menschen mit Behinderung" oder "Menschen mit Assistenzbedarf" spreche, um sie nicht auf ihr Handicap zu reduzieren. Da seien Menschen "an den Rollstuhl gefesselt" , wo der ihnen doch erst Mobilität ermögliche. Und immer wieder gehe es um "die Integration der Behinderten" , als seien sie nicht selbstverständlich Teil der Gesellschaft. Immerhin heißt die Lotterie "Aktion Sorgenkind" heute "Aktion Mensch", was ein Umdenken dokumentiert. Solche Kleinigkeiten seien bedeutsam, da Sprache das Bewusstsein beeinflusse. Und, so Lück: "Was Nichtbehinderte über Behinderte wissen, erfahren sie aus den Medien." Umso wichtiger, dass diese behinderte Menschen als Mitglieder der Gesellschaft darstellen.

Doch sind sie das überhaupt? "Man darf den Medien nicht die Aufgabe übertragen, die Gesellschaft zu verändern" , merkte ein Zuhörer an, "das ist Sache der Politik." Tatsächlich: Wo es kaum behinderte Kinder in Kindergärten und Schulen gibt, wo man fast nie behinderte Menschen auf der Straße trifft, da können die Medien auch nicht über den Alltag mit ihnen berichten. Dennoch könnte die Presse zu einem Blickwechsel beitragen, waren sich die anwesenden Eltern, Lehrer und Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden einig. Nämlich indem sie weniger die Defizite dieser Menschen thematisiere, als das, worin ihre Fähigkeiten liegen. Erfolgsgeschichten von Behinderten also — da war der Veranstaltungsort geradezu Programm: Das Hofgut Himmelreich im Dreisamtal schafft es seit drei Jahren vorbildlich, geistig behinderte Angestellte in den Hotelbetrieb zu integrieren. Ein Projekt übrigens, das die Medien wohlwollend begleiten.
Ulrike Schnellbach, 3.7.2007, www.badische-zeitung.de


 

 

 

Berufsakademie Himmelreich: Was ist Epilepsie? Integration in den Arbeitsmarkt

Wir laden Sie herzlich ein zu einer Vortragsveranstaltung der Integrativen Berufsakademie Himmelreich
am Freitag, dem 20.Juli 2007, 19.00-21.00 Uhr, in der Integrativen Berufsakademie Himmelreich, Himmelreich 37, Kirchzarten zum Thema

Was ist Epilepsie?
Konsequenzen für die individuelle Förderung im Blick auf die Integration in den Arbeitsmarkt

Referent:
Dr. Peter Martin, Leitender Arzt der Seguin-Klinik, Epilepsiezentrum Kork

Epileptische Anfälle bzw. Epilepsien sind zeitlich umschriebene Verhaltens- bzw. Wahrnehmungsphänomene, die auf eine erhöhte Erregbarkeit bzw. Erregungsausbreitung des Gehirns zurückgeführt werden können. Dabei kann die abnorme Erregung sofort das gesamte Gehirn betreffen (sog. generalisierte Anfälle) oder umschrieben von einer Gehirnregion ausgehen und sich dann mehr oder weniger weit über das Gehirn ausbreiten (sog. fokale Anfälle). Die beobachtbaren oder vom Betroffenen wahrnehmbaren Anfallsphänomene können sehr vielgestaltig sein. Man unterscheidet eine Vielzahl von Anfallstypen. Wenn epileptische Anfälle spontan, also ohne unmittelbar auslösende Faktoren, wiederholt auftreten, spricht man von Epilepsien; im Gegensatz zu akuten epileptischen Reaktionen, die (nur) durch spezifische Faktoren ausgelöst werden, wie z.B. Fieberkrämpfe. Epilepsien sind nicht selten; sie kommen in industrialisierten Ländern mit einer Häufigkeit von 0.5 (-1) % vor.

Bei Projekten zur Integration von Menschen mit einer geistigen Behinderung ist es von großer Wichtigkeit, Epilepsien bei der individuellen Förderung in die planenden Überlegungen als wesentlichen Faktor mit einzubeziehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass  Menschen mit einer geistigen Behinderung häufig von zusätzlichen gesundheitlichen Einschränkungen betroffen sind. So kommen motorische und Perzeptionsstörungen sowie Sprachstörungen bei Menschen mit einer geistigen Behinderung in mehr als 60% der Fälle vor und emotionale bzw. Verhaltensprobleme werden bei 20-40% der Menschen mit geistiger Behinderung gefunden. Bei Personen mit Autismus andererseits besteht sehr häufig eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Epilepsien. Dies bedeutet, dass bei Überlegungen zur beruflichen Integration von Menschen mit einer geistigen Behinderung neben der Epilepsie noch eine Vielzahl anderer Erkrankungen und Störungen im individuellen Fall mit berücksichtigt werden muss; dies immer unter der Voraussetzung, dass alle genannten gesundheitlichen Einschränkungen von Individuum zu Individuum sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können und im Lauf der Zeit beim Einzelnen auch sehr wandelbar sind. Weil Frauen und Männer mit geistiger Behinderung wie jeder andere Mensch auch das Recht haben, aus eigener beruflicher Tätigkeit Befriedigung, persönliche und soziale Identifikation sowie Bestätigung zu erlangen, dürfen die oftmals sehr komplizierten gesundheitlichen Probleme dieses Personenkreises unter keinen Umständen dazu führen, dass Anstrengungen, für den einzelnen eine zufrieden stellende berufliche Integration zu erreichen, von Seiten der betrieblichen Leitungskräfte, der Mitarbeiter und der Berater vermieden werden. Mit einem Mehr an Wissen, das zu einer differenzierten Sichtweise auf die individuelle Situation des Menschen mit einer geistigen Behinderung führt, kann  halbherziges und an den Zielen des Betroffenen vorbeigehendes Handeln vermieden werden. Nur individuelle Erwägungen und Entscheidungen, auf der Grundlage genauester Kenntnis der betroffenen Person, sind in Fragen der beruflichen Integration von Menschen mit Epilepsie akzeptabel, niemals pauschale Aussagen.

Anmeldung bitte über Tel 07661/9862-150, Fax 9862-40 oder info@integrative-berufsakademie.de
Teilnahmegebühr: 5 Euro (Bezahlung vor Ort)
29.6.2007

 

Multiple Sklerose-Stiftung von Nathalie Todenhöfer

Das muss ihr erstmal einer nachmachen: Sich hinzustellen vor die Kameras und zu sagen: "Ja, ich habe Multiple Sklerose." Das trauen sich nicht viele. Nathalie Todenhöfer (22) aber hat keine Scheu mehr. Seit sie vor drei Jahren an Multipler Sklerose (MS) erkrankte, hat sie gelernt, die schlimme Diagnose als Teil ihres Lebens zu akzeptieren. Nun will sie mit einer nach ihr benannten Stiftung auch anderen Betroffenen Mut machen.

Ihr Credo: "Wer nur noch an die Krankheit denkt und sich aus Angst versteckt, hat keine Lebensfreude mehr." Als Treffpunkt hat sie ihre Lieblingskneipe in München-Schwabing vorgeschlagen. "Wissen Sie, dort gibt es die besten Schnitzel weit und breit" , hatte sie am Telefon gesagt. Dabei will man ihr gar nicht abnehmen, dass sie so etwas mag. Nathalie Todenhöfer ist schlank, zierlich und bildschön. Sieht so MS aus? Dass Menschen sich das fragen, erstaunt sie so wenig, wie dass manche an ihr herumkratzen wollen, um zu sehen, was sie tatsächlich spürt. In Deutschland leiden 120 000 Menschen — jeder 700. — an MS, und trotzdem ist es eine Krankheit, die viele nicht kennen oder verstehen. Schier endlos ist die Liste der Gerüchte: MS sei erblich, tödlich, ansteckend, ein Muskelschwund, eine psychische Erkrankung. Alles so nicht richtig. Jedoch können Verlauf und Beschwerden so unterschiedlich sein, dass man kaum zwei Patienten findet, die unter gleichen Symptomen leiden; MS heißt deshalb auch "Krankheit der 1000 Gesichter" . "Es wird wirklich Zeit, dass wir ein öffentliches Bewusstsein für MS schaffen" , sagt die jüngste Tochter des früheren CDU-Spitzenpolitikers und heutigen Burda-Top-Managers Jürgen Toden höfer. Und für dieses Ziel zieht sie gerne durch alle Talkshows der Republik. Trotz weltweiter Forschungen sind die Ursachen von MS unklar. Deshalb gibt es auch kein Medikament, das die Krankheit heilen könnte, die in Schüben auftritt. Bei MS ist das zentrale Nervenssystem chronisch entzündet. Gehirn, Rückenmark und Sehnerv werden angegriffen. Ein Drittel der Patienten sind auf einen Rollstuhl angewiesen, bettlägrig oder behindert. Ob sich ihr Zustand bessert oder nur verschlechtert, ist nicht diagnostizierbar. Die meisten trifft die Krankheit aus heiterem Himmel. Viele sind zudem sehr jung. So wie Nathalie. Bis vor drei Jahren lebte sie ein ganz normales Leben. Sie büffelte für ihr Abitur und das Studium der Volkswirtschaft. Sie wollte in die erste eigene Wohnung ziehen. Dann musste sie erleben, wie alle Pläne platzten. "MS" , sagt sie, "zerstört nicht nur unser Nervensystem.Sie zerstört auch unsere Träume." Bei Nathalie geschah es am 6. April 2004. Als sie aufwachte, spürte sie ihre Beine nicht mehr, ihre linke Körperhälfte war taub. Zuerst dachte sie an Muskelkater und hoffte, der werde sich bald geben. Schließlich wollte sie am selben Tag nach Mailand fliegen, um sich an der Bocconi-Universität einzuschreiben. Doch schon am Flughafen stürzte sie. Die Beine knickten ihr einfach weg. Ein Freund brachte sie ins Krankenhaus. Aber dort schnauzte man sie nur an: "Nimm halt weniger Drogen!" Sie ärgert sich darüber immer noch: "Ich habe nie Drogen genommen." Erst Wochen später erfuhr sie, was wirklich mit ihr los war und wusste damit nichts anzufangen. "Gut, dann ist es eben MS und wann hört es auf?" , fragte sie ihren Arzt in München. Doch er machte ihr klar, dass es niemals aufhören wird. "MS wird dich dein ganzes Leben begleiten." Damals, erzählt sie, sei sehr viel Wut in ihr aufgekommen. "Ich fragte mich: Wieso ich? So etwas passiert sonst immer nur den anderen." Die ersten Medikamente hatten schlimme Nebenwirkungen, und auch sonst ging alles schief. Sie musste ihr Studium aufgeben. Ein toller Job ging ihr flöten, als der Chef von ihrer Krankheit erfuhr. Ohne die Familie, glaubt sie, hätte sie es nie geschafft. Eltern und Geschwister spendeten Trost und Hilfe. Dass ihr Zustand nach bisher fünf Schüben stabil ist, verdankt sie dem neuen Medikament Copaxone, das sie sich täglich spritzen muss. "Doch daran gewöhnt man sich" , sagt Nathalie, die ihre Woche in Körperteile einteilt: montags Bauch links, dienstags Bauch rechts, mittwochs Oberschenkel rechts Am besten ist der Freitag, der tut am wenigsten weh. Freitags spritzt sie sich in den Po. Nur gegen die Ungewissheit hilft alles nichts: "MS ist eine blöde Krankheit, man weiß man einfach nie, was kommt. Man könnte plötzlich nicht mehr laufen können. Oder blind werden" Seit sie andere Betroffene kennenlernte, hat sich ihre Wut gelegt. "Mir ist jetzt klar, dass es mir vergleichsweise gut geht. Ich bin finanziell abgesichert und nicht auf staatliche Hilfe angewiesen." Das können nur wenige von sich sagen. Gerade junge MS-Patienten fürchten sich vor der Zukunft. Viele ziehen sich emotional zurück.

"Das kann’s nicht sein" , fand Nathalie Todenhöfer und fragte ihren Vater, ob maan nicht etwas für MS-Patienten in Not tun könne. Der Vorstandsvize bei Hubert-Burda-Media ließ sich nicht zweimal bitten und gab das Grundkapital für die Nathalie-Todenhöfer-Stiftung, wo er sich neben seiner Tochter im Stiftungsvorstand engagiert. Außerdem trommelt ein Kuratorium, dem unter anderen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff und Monika Hohlmeier als Schirmherrin der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft angehören, für MS-Kranke in Not. "Wir können den Betroffenen nicht ihren größten Wunsch erfüllen, die Heilung von MS" , weiß Nathalie. Aber wir können mehr Lebensfreude in ihren Alltag bringen." Bei ihr selbst hat Freund Raffy (32) die Lebensfreude neu entfacht. Nathalie traf ihn 2005 in London, und dass sie sofort wie gelähmt war, hatte gar nichts mit MS zu tun. Sie nennt diese Liebe den ersten Sieg über den Albtraum MS. Der zweite könnte ein Baby sein: "Ich will nicht warten, bis ich 30 bin." So viel Enthusiasmus irritiert. Manchen Menschen sieht sie gar an der Nase an, dass sie sie fragen wollen: "Hast du nicht MS?" Doch Nathalie Todenhöfer lächelt: "Früher glaubte ich auch, dass mit MS alles zu Ende ist. Heute weiß ich: Das war ein dummer Gedanke."
Maikka Kost, 18.6.2007, www.badische-zeitung.de

Hut ab vor dieser Frau
Es stimmt leider: Viele Menschen wissen immer noch viel zu wenig, oder gar nichts über Multiple Sklerose und die Auswirkungen der Krankheit. Und es stimmt nicht, dass jeder MS-Patient irgendwann im Rollstuhl landet. Jeder MS-Patient hat seine eigene individuelle Krankengeschichte. Viele Betroffene leben lange sehr gut mit ihrer Krankheit, haben Familie und Kinder, gehen ganz normal arbeiten, wie jeder andere. Natürlich hat nicht jeder dieses Glück, so gut davon zu kommen. Für diese Menschen hat Frau Todenhöfer ihre Stiftung ins Leben gerufen. Hut ab vor dieser Frau! Hoffentlich erreicht sie mit ihrer Arbeit viele, viele Menschen mit und ohne MS, damit endlich diese Vorurteile und das Halbwissen aufhören. MS bedeutet nämlich nicht, dass man sein Leben an den Nagel hängen muss. Im Gegenteil: Durch MS wurde mein Leben anders. Ich sehe viele Dinge mit anderen Augen. Ich rege mich nicht mehr so schnell über Kleinigkeiten auf, wie früher. Ich genieße jeden Tag, so gut wie möglich. Ich mache, was mir Spaß macht und was mir gut tut.
Manchmal habe ich natürlich auch Angst, was aus mir werden könnte, ob ich doch irgendwann im Rollstuhl landen werde. Niemand kann mir eine Prognose für mein weiteres Leben geben, auch kein Arzt. Deshalb können wir MS-Kranke nur unser Schicksal so annehmen, wie es eben kommen wird. Frau Todenhöfer ist hierfür das beste Beispiel.
BZ-Leserbrief vom 30.6.2007 von Carmen Rombach, Kirchzarten

 

Autismus und Delfintherapie - Hilfe für Manuel Stiller aus Münstertal

Der allein erziehende Vater Thomas Stiller setzt seine ganzen Hoffnungen auf die Delfintherapie, um seinem autistischen Sohn helfen zu können

Manuel springt nach Meditationsmusik auf dem Sofa herum. Er streckt die Hand zur Begrüßung aus, schaut aber weg. Sein Vater kennt das. Thomas Stiller ist 41 Jahre und allein erziehend. Sohn Sascha ist elf und Manuel neun Jahre. Der besondere Fokus liegt auf Manuel. Seine Diagnose: frühkindlicher Autismus. Autismus ist keine geistige, sondern eine seelische Behinderung. Die meisten autistischen Kinder sind völlig normal und in Teilbereichen sogar überdurchschnittlich intelligent. Sie fordern viel Toleranz, Geduld und Liebe. Auf jede Störung ihres Rhythmus reagieren Autisten mit Zorn, Angst und Panik. Während der Schwangerschaft war Manuels Mutter depressiv. Thomas Stiller wollte seinen Sohn damals ebenfalls nicht. Der Kleine entwickelte sich zunächst unauffällig, dann aber doch anders als andere Kinder. Manuel entwickelte keine Sprache, verweigerte den Blickkontakt und zog sich in eine eigene Welt zurück. So wuchs er in Berlin neben seinem Bruder Sascha auf, der sich völlig normal in seine Umwelt integrierte. Dann drohte dem Vater die Arbeitslosigkeit. Die Familie wanderte 2001 nach Mallorca aus. Dort renovierte Thomas Stiller Hotels und arbeitete bei Filmproduktionen im Kulissenbereich. Die Mutter war der Situation mit Manuel nicht gewachsen. Genanalysen und Computertomografie bestätigten das autistische Syndrom. Obwohl der Junge von morgens bis nachmittags in einer Einrichtung untergebracht war, kam es familiär zu Eskalationen. Drei Monate betreute Thomas Stiller auf Mallorca die Kinder allein. Das DRK half zu überleben. Anfang 2006 kam er mit den beiden Jungs nach Deutschland zurück. Das Jugendamt empfahl: Obdachlosenheim. Für Thomas Stiller keine Lösung. "Ich war selber als Kind im Heim" , erklärt er. "Ich möchte meinen Kindern geben, was ich vermisst habe." Es findet sich eine Wohnung in Münstertal. Sie fühlen sich bald heimisch. Aber Sascha versteht, liest und schreibt zwar Spanisch, zeigt aber Probleme mit dem deutschen Alphabet, kämpft mit einem fremden Land und fremden Menschen. Ihm fehlt seine Mutter, die nur gelegentlich aus Spanien anruft, wo sie mit ihrer neuen Familie lebt. Die Schulleistung lässt zu wünschen übrig. Man empfiehlt eine Förderschule. Doch nach einem Intelligenztest halten Fachleute die Grundschule für angemessen und fordern eine zusätzliche Rechtschreib-Unterstützung. Der Sozialdienst katholischer Frauen schickt einen Betreuer, der mit Sascha arbeitet und sozialpädagogische Familienhilfe leistet.

Eine adäquate Förderung für Manuel sieht der Vater in der Malteserschlossschule Heitersheim nicht gewährleistet. Er kann nur stundenweise am Unterricht teilnehmen, ist der natürlichen Unruhe im Klassenverband nicht gewachsen und braucht immer wieder Einzelbetreuung, die von der Schule personell nur bedingt geleistet werden kann. Manuel versteht Deutsch, Spanisch und hat in Mallorca eine internationale Gebärdensprache gelernt. Die Sonderschule benutzt eine andere. Das Umlernen stresst ihn. So viel Neues. Er erlebt Gewalt- und Wutausbrüche, nässt wieder ein. Der Vater hat alle Mühe, die Dinge wieder in den Griff zu bekommen. Die Ausweiterung der Unterrichtsteilnahme geht nur mühsam Schritt für Schritt vorwärts. Für den Vater alles viel zu langsam. Manuel ist unruhig, ständig in Bewegung, kann sich nicht allein beschäftigen, nicht sinnvoll spielen und nur bedingt konzentrieren. Er zerstört plötzlich irgendwelche Dinge und richtet seine Aggressionen auch gegen sich selbst. Weil er das Wasser liebt, geht sein Vater mit ihm schwimmen. Sein Ziel, Manuel bestmöglich zu fördern, führt ihn ins Autismus-Therapie-Zentrum Südbaden. Während Thomas Stiller von Manuels Streichen und Provokationen berichtet, schreibt der Junge, von der Therapeutin gestützt, auf ein Schreibbrett: "Ich bin doch behindert" , und grinst herausfordernd. Am Ende der zweiten Diagnostikstunde teilt er schriftlich mit: "Ich will jeden Tag hier sein."  Doch dazu fehlen Thomas Stiller die Mittel. Den Therapieplan für 550 Euro bezahlte er mit einer Spende der Badischen Zeitung, die ihn mit 400 Euro aus einem Sozialfonds unterstützte. Die zuständigen Behörden lehnen jede zusätzliche Förderung ab, "wenn nicht die Aussicht besteht, dass die Aufgabe der Eingliederungshilfe erfüllt werden kann." Man geht davon aus, dass der pädagogische Bedarf mit dem Besuch der Sonderschule abgedeckt sei. Kinder- und Jugendpsychiater sind über Krankenkasse abzurechnen. Obwohl bescheinigt wird, dass durch heilpädagogische Entwicklungsförderung in einer reizarmen Eins-zu-Eins-Situation die Wahrnehmungsverarbeitung und Handlungsfähigkeit, das Selbstbewusstsein, die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit, das Sozialtraining, die Kommunikation und Spielentwicklung massiv gestärkt werden könnten, lehnt die Schulaufsicht die begleitende Maßnahme ab. Von Elementen der Verhaltenstherapie will man nichts wissen. Die mögliche bessere Integration in Schulklassen und Gesellschaft scheint nicht zu interessieren.Der Vorstoß, Manuel im Haus Tobias in Freiburg unterzubringen, scheitert offiziell nicht am Geld, sondern weil kein Platz in einer passenden Gruppe frei ist.

Dann hört Thomas Stiller von der Delfintherapie, die autistischen Kindern zu Entwicklungsfortschritten verhelfen kann. Eine Therapeutin empfiehlt den Versuch. Der Sozialpädagoge und Familientherapeut vom Sozialdienst katholischer Frauen hält jeden Einsatz für lohnend, um einen dauerhaft teuren Heimaufenthalt für monatlich 3000 bis 4000 Euro zu vermeiden. Bei der Delfintherapie würde sogar das gesamte Familiensystem gestärkt. Doch das kostet Geld. Und von Hartz IV lässt sich nicht viel sparen. Die 205 Euro Pflegestufe I für Manuel legt Thomas Stiller auf die Seite. Sascha verzichtet auf Taschengeld und Geschenke. Doch knapp 1000 Euro bei 13500 Euro Kosten bringen nicht wirklich weiter. Die Bild-Zeitung habe ihm 3000 Euro versprochen, berichtet er, wenn die Haltung der Delfine für die Therapie den Bedingungen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes entspricht. Empfohlen wird die "Curaçao Dolphin Therapy" im Süden der Karibik. Unter den gleichen Voraussetzungen habe sich auch der Regionalsender Radio Regenbogen sowie der Verein "Delfine helfen Menschen e.V." bereit erklärt, je 3000 Euro zuzuschießen, erzählt Thomas Stiller. "Dann haben wir schon insgesamt 10 000 Euro zusammen" , freut er sich. "Und den Rest schaffen wir noch irgendwie."
Am 26. November 2007 soll es losgehen. Für drei Wochen. Das Geld muss allerdings bis zum 26. August überwiesen sein. Die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten über Delfintherapien sind nicht abgeschlossen, aber Erfolge in Bereichen der Grob- und Feinmotorik, Kommunikation und des Selbstvertrauens wurden beobachtet. Die Lernbereitschaft lässt sich gegenüber sonstigen Therapieformen um das Zwei- bis Zehnfache steigern. In der belasteten Familiensituation ist sicherlich auch für Sascha das Geschwisterprogramm der Delfintherapie ein Gewinn. "Ich bin froh, dass ich diesen Weg gehen darf" , schließt Thomas Stiller ab. "Denn ich habe kein Problem, sondern eine große Aufgabe."

Sabine Model, 29.5.2007, www.badische-zeitung.de


Wer Manuels Delfintherapie unterstützen möchte:
Manuel Stiller, 79244 Münstertal, Sparkasse Staufen-Breisach,BLZ 68052328, Kto.-Nr. 1000150449,
Dolphin aid e.V. , Stadtsparkasse Düsseldorf, BLZ 30050110, Kto.-Nr. 20002424

Als Verwendungszweck bitte angeben: Manuel Stiller/79244 Münstertal

 

Behinderte Menschen gehören zur Gesellschaft dazu

Der Caritasverband informiert im Münstertäler Rathaus mit einer Ausstellung über seine Dienste und Einrichtungen

Münstertal (eg). Auf verschiedene Weise stellt sich der Caritasverband den Aufgaben und Herausforderungen der Behindertenhilfe und hält Beratungs-, Wohn- und Arbeitsangebote für betroffene Menschen bereit. Mit einer Ausstellung zur Behindertenhilfe und einem begleitenden Referat wurde aufgezeigt, wie Behinderte unterstützt und zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gefördert werden können. "Caritas mitten im Alltag" hieß die Ausstellung, die der Caritasverband drei Wochen lang im Rathaus zeigte. Sie vermittelte einen Einblick in die Dienste und Einrichtungen, die der Caritasverband in der Stadt Freiburg und den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung stellt. Diese reichen von der Beratung und Betreuung bis zu Wohnangeboten in verschiedenen Formen und die Beschäftigung in Behindertenwerkstätten wie in Heitersheim. Auch zahlreiche ambulante Dienste stehen Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung und ihren Familien zur Verfügung. Über 1000 Behinderte nehmen derzeit die Angebote des Caritasverbandes in Freiburg und Umgebung in Anspruch. Damit stellt sich der Verband den immer größer werdenden Aufgaben und Herausforderungen der Behindertenhilfe. Hierzu zählt auch die Betreuung von psychisch kranken Menschen, wofür ebenfalls verschiedene Angebote zur Verfügung stehen. Die Ausstellung machte deutlich, dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, körperlich und geistig Behinderten zu helfen, um ihnen ihr Leben zu erleichtern. Ergänzend zur Ausstellung hatte der Caritasverband Freiburg-Stadt zu einem informativen Vortrag über die historische Entwicklung der Behindertenhilfe in den Bürgersaal eingeladen, der von Bürgermeister Peter Jehle eröffnet wurde. Dabei forderte er dazu auf, das Thema Behinderung nicht zu verdrängen, sondern behinderten Mitmenschen unvoreingenommen zu begegnen. Die Gesellschaft habe dafür zu sorgen, dass auch sie ein erträgliches Leben führen können und ihre Integration gefördert werde. Hierzu biete die Caritas entsprechende Dienste an, wie in der Wanderausstellung deutlich geworden sei. Der Vertreter des Caritasverbandes, Wolfgang Grözinger, gab zunächst einen Überblick über die Behindertendienste, die er im einzelnen nochmals darstellte. Hauptthema seiner Ausführungen war jedoch die Darstellung der Situation behinderter Menschen von der Vorzeit bis zur Gegenwart. Die Rolle behinderter Götter in der Antike wurde dabei ebenso hervorgehoben wie die damaligen Behandlungsmethoden, die selbst von der Tötung nicht zurückschreckten. Erst das Christentum habe einen Bruch mit den alten, teilweise unmenschlichen Behandlungstraditionen Behinderter gebracht, wobei im Mittelalter die ersten Spitäler und Hospize entstanden und seit dieser Zeit auch Darstellungen von Hilfskonstruktionen für Behinderte bekannt sind. Während im Spätmittelalter noch "Krüppeljagden" üblich waren, entstanden in größeren Städten gleichzeitig auch die ersten Fürsorgesysteme, darunter auch "Tollhäuser" als Vorgänger der späteren "Irrenhäuser" , die jedoch an die Stadtränder gedrängt wurden. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind nicht nur die Vorläufer der Rollstühle bekannt, sondern es begann auch die Schulbildung für behinderte Kinder. Mit dem Aufbau psychiatrischer Anstalten wurde erst im 19. Jahrhundert begonnen und erste therapeutische Konzepte entwickelt. Ein großer Fortschritt war die Anerkennung des "Irreseins" als Krankheit und die damit begonnene Weiterentwicklung zur modernen Psychiatrie. Allerdings wurden während des 1. Weltkrieges zur Behandlung rabiate Mittel eingesetzt. Ein dunkles Kapitel in der Behandlung psychisch Kranker stellte das Dritte Reich dar mit Zwangssterilisation und der Vernichtung "minderwertigen Lebens". Erst nach 1950 trat eine Normalisierung ein mit entsprechender Gesetzgebung , sodass ab 1960 auch die beschützenden Werkstätten für behinderte Menschen entstehen konnten. Nach 1975 entstanden besondere Wohnmöglichkeiten für Behinderte mit zahlreichen angeschlossenen Einrichtungen und Angeboten, die heute innerhalb des Stadt- und Kreisverbandes von rund 1100 behinderten Menschen in Anspruch genommen werden. Die informative Ausstellung und die Ausführungen des Caritas-Vertreters waren dazu angetan, den Behinderten künftig unvoreingenommen zu begegnen und ihre Integration zu fördern.
25.5.2007, www.badische-zeitung.de


 

 

Unglaublich: Behindertenheim in Villingen-Schwenningen Gefahr für Umgebung

Der Protest einiger Bürger gegen das Behindertenheim in Villingen-Schwenningen wundert mich nicht, das kommt immer wieder vor, vor allem wenn diese Heime in "gehobenen" Wohngebieten gebaut werden sollen. Entsetzen haben bei mir aber die Aussagen der Pädagogin und Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ausgelöst. Ihre Behauptungen sind nicht nur fachlich unsachlich und von Unkenntnis geprägt, sie sind einfach die Unwahrheit. Sie missbraucht ihren Titel, um unsichere Personen mit Pseudowissen in ihrem Sinne zu beeinflussen und dann zu instrumentalisieren. Hat sie Angst um dem Werteverfall ihres Grundstücks? In einer Zeit, wo es glücklicherweise immer mehr Integrationsklassen oder Kooperationen unter Sonderschulen/Schulen gibt, Kinder mit Downsyndrom dort mit Erfolg integriert werden, erschüttert solch eine diskriminierende Aussage besonders. Es wäre für die Dame sicher eine neue Erfahrung, wenn sie mal im Gasthof Himmelreich, Bahnstation der Höllentalbahn, zum Essen ginge. Dort bedienen unter anderem auch junge Frauen mit Downsyndrom zurückhaltend und kompetent. Mein Dank gilt der Caritas und dem dortigen Oberbürgermeister für ihr Engagement.
Bz-Leserbrief vom 24.3.2007 von Christa Keller, Freiburg

Rückschritt für all unsere Bemühungen
Als betroffene Mutter einer 22-jährigen Tochter mit Down-Syndrom muss ich zu der Auseinandersetzung in Villingen-Schwenningen Folgendes beitragen: Die Aussagen dieser Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Pädagogin sind an Ignoranz, Unwissenheit und Diskriminierung nicht zu übertreffen. Gerade in Zeiten der Integration und der Öffnung von Kindergärten, Schulen und Ausbildungsstätten für Behinderte sind die Aussagen dieser Dame ein nicht zu verstehender Rückschritt für all unsere Bemühungen, Behinderte an einem "normalen" Leben teilnehmen zu lassen. Es ist eher so, dass Gewalt und Gefahr von so genannten Normalen gegenüber Down-Syndrom-Menschen zunimmt. Dass so eine Einstellung nach unserer Vergangenheit sich heute wieder zu Wort meldet, ist äußerst traurig und bedenklich.
BZ-Leserbrief vom 24.3.2007 von Birgit Morgenroth, Freiburg

 

Kürzungen erschweren Ehrenamt und Arbeit der Lebenshilfe

Förderung von Menschen mit Behinderung hängt stark am Einkommen der Eltern / Weite Wege machen Arbeit teuer / Lebenshilfe lädt Politiker zum Dialog ein

Was ist die Arbeit von Ehrenamtlichen und die Förderung von Menschen mit Behinderung wert? Diese Frage treibt Uli Pfeifer, den Geschäftsführer der Lebenshilfe Hochschwarzwald, um. Einerseits verfolgt er, wie das Land Ehrenamt lobt und andererseits erschwert. Ohne Ehrenamtliche könnte sein Verein aber nur viel weniger leisten. In Arbeitsgesprächen will er Politikern die Behindertenarbeit nahe bringen. Sein erster Gast war der Wahlkreisabgeordnete der Grünen, Reinhold Pix.

"Lauter kleine Stellschrauben sind es" , die nicht nur die Lebenshilfe aus dem Gleichgewicht bringen, sagt Pfeifer. Die Summe aller kleiner Kürzungen pro Person sei das Problem und der ländliche Raum sei davon besonders betroffen, hört Pix. Wie das richtige Leben hier aussieht, soll er erfahren, weshalb an dem Gespräch auch Evelyn Tritschler, Leiterin des Lebenshilfe-Kindergartens in Neustadt, und Petra Rombach aus St. Peter, die Mutter eines autistischen Sohnes, teilnehmen. Und das Beispiel, von dem Rombach erzählt, beeindruckt den Politiker: Im Alter von drei Jahren wurde Autismus beim kleinen Maximilian festgestellt. Der Besuch eines Regelkindergartens war unmöglich. Deshalb suchten seine Eltern nach einer geeigneten Einrichtung und fanden diese in Neustadt — ihr heute fünf Jahre alter Sohn soll schließlich möglichst gut auf das spätere Leben vorbereitet werden. Der Kindergartenbesuch wurde vom Landratsamt genehmigt, von den Folgekosten erfuhren sie nichts: 3800 Euro muss die Familie jährlich für den Fahrdienst bezahlen, bis zu einer Höhe von 2500 Euro geht die Freiwilligkeitsleistung des Landkreises. Könnten Maximilians Eltern den Betrag nicht aufbringen, bliebe er zu Hause und sie würden sich größere Sorgen um seine Zukunft machen. Denn schon nach wenigen Monaten im Lebenshilfe-Kindergarten sei eine positive Entwicklung erkennbar gewesen: Maximilian nimmt heute freiwillig Kontakt zu anderen Kindern auf.

Viele Therapien möchten die Fachkräfte anwenden — gerade in den ersten acht Lebensjahren seien sie sehr wichtig. Es soll geschwommen werden und Ausflüge sind ebenso wichtig wie die Teilnahme an so genannten Freizeitclubs. Doch die Kürzungen der Zuschüsse für die Behindertenbeförderung machen solche Programme teuer. Kosten die sieben ehrenamtlich geleiteten Freizeitclubs jährlich rund 1000 Euro, schlägt das Fahren mit etwa 4400 Euro zu Buche — die Menschen mit Behinderung müssen aus verschiedenen Tälern und Ortschaften abgeholt werden. Die Krankenkassen fördern keinen Rehasport mehr, in Neustadt gibt es kein öffentliches Hallenbad mehr (die Gruppen fahren nach Breitnau), die Sachkostenzuschüsse für den Kindergarten sind gekürzt worden — denn der Kindergartenbesuch ist keine Pflicht — und Sporthallenplätze sind selten. Nicht erst wenn Ehrenamtliche, die aus Freiburg kommen, wegen schlechter Zugverbindungen ihre Arbeit aufgeben, könne er die Kürzungen nicht mehr ausgleichen, sagt Pfeifer. Die über Jahre aufgebauten guten Strukturen, die viel Positives bewirkt hätten, würden zerstört werden, kritisiert Pfeifer. Dabei würde die Arbeit von vielen Ehrenamtlichen dem Land Kosten und auch Pflichtaufgaben ersparen. "Wir machen es gerne, aber man soll uns machen lassen" , sagt Pfeifer. Was mit Kürzungen bewirken, könnten Politiker nicht immer wissen, gestand er ein. Deshalb lade er zum Dialog ein. Vielleicht könne dann in Zukunft manche Härte vermieden werden, denn während die Unternehmer-Familie Rombach aus St. Peter fehlende Zuschüsse noch ausgleichen kann, schaffen das viele andere Familien nicht, weiß Pfeifer. Maximilian wird deshalb vielleicht sogar einmal arbeiten und Beiträge zur Rentenversicherung zahlen können.
sb, 19.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

Thetis startet Jobcoaching für Behinderte

Traude Zähringer (links), Vorsitzende des Vereins "Thetis — Gemeinsam leben" aus Norsingen hat gemeinsam mit Renate Kilwing das neue Jobcoach-Projekt geplant.

Foto: Barbara Schmidt

Wahlmöglichkeiten bieten" / Verein "Thetis — Gemeinsam leben" will Behinderten den Einstieg in Berufsleben ermöglichen

Der erste Tag im September war für Traude Zähringer ein wichtiger: An diesem Freitag ist das neue Projekt ihres Vereins "Thetis — Gemeinsam leben" gestartet. Die rund 60 Mitglieder, deren Vorsitzende Traude Zähringer ist, wollen Menschen mit Behinderung besser in die Gesellschaft eingliedern. Diese Integration soll — in einem ersten Schritt — über den Arbeitsplatz gelingen.

Viele Behinderte wollten trotz ihres Handicaps einen "normalen" Berufsalltag erleben, sagt Traude Zähringer, der nicht zwangsläufig in einer speziellen Werkstätte stattfinden müsse. "Es geht darum, ihnen eine Wahlmöglichkeit zu bieten" , betont sie. Die Norsingerin weiß, wovon sie spricht, denn eines ihrer vier Kinder gilt als geistig behindert. "Samuel wollte immer in die Gastronomie" , erzählt die Mutter, die für ihren heute 22-jährigen Sohn schließlich eine Stelle im Hofgut Himmelreich ergattert hat. Das Hotel-Restaurant am Eingang des Höllentals war das erste Projekt, das die Ehrenamtlichen von "Thetis" angestoßen haben. In dem so genannten Integrationsbetrieb arbeiten seit zwei Jahren Behinderte erfolgreich mit Nichtbehinderten zusammen. Das neue Projekt, das Traude Zähringer mit ihrer Heitersheimer Kollegin Renate Kilwing entwickelt hat, will lernbehinderte junge Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt bringen. Damit das funktioniert, wird ihnen ein "Jobcoach" zur Seite gestellt, der beim Einarbeiten helfen und den Kontakt zwischen Arbeitgeber und Kollegen vermitteln soll. Denn "Integration ist keine Gleichmacherei" , betont Renate Kilwing, deshalb sei "eine spezielle Förderung wichtig" . Das neue Modellprojekt im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald wird vom Netzwerk Diakonie getragen. Der Landkreis, der Integrationsfachdienst und das Landesintegrationsamt sind ebenfalls beteiligt. Geld kommt aus dem Sozialfonds der EU. Für Arbeitgeber, die lernschwachen Schulabgängern eine Chance geben, kostet das Projekt nichts. Wenn die neuen Mitarbeiter nicht hundert Prozent leisten können, bekommen die Chefs einen finanziellen Ausgleich, erläutert Traude Zähringer. Am Anfang steht ein mehrmonatiges Praktikum, das im besten Fall in eine unbefristete
Festanstellung münden soll.
Welche Arbeiten die Projektteilnehmer im Betrieb machen können, ermittelt der Jobcoach vor Ort, "je nach Interesse und Fähigkeiten des behinderten Menschen" , so Renate Kilwing. Viele kleine Aufgaben könnten eine Halbtagsstelle für einen Projektteilnehmer sein, ist sie überzeugt. Hierzu müssen Eltern ihre Kinder aber vom hier zu Lande üblichen Weg abweichen lassen. "Viele sind noch zögerlich" , bedauert Traude Zähringer und schildert, wie Menschen mit Handicap im Ländle gefördert werden: Nach der Förderschule bekommen sie, je nach Fähigkeit, einen Arbeitsplatz in einer Behindertenwerkstatt. Deshalb kämen sie im Alltag nicht behinderter Menschen kaum vor, so Traude Zähringer. "Man sieht sie so selten" , bedauert die 45-Jährige, "dabei täte der Kontakt unserer Gesellschaft mehr als gut." Auch Renate Kilwing meint: "In Sachen Integration sind andere Bundesländer schon viel weiter." So war die Hamburger Arbeitsassistenz zum Beispiel ein Vorbild für ihre Idee vom "Jobcoaching" .

Information: Für Arbeitgeber, die am Modellprojekt "Jobcoaching" interessiert sind, veranstaltet der Verein am Dienstag, 17. Oktober, einen Infoabend. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Christuskirche in Bad Krozingen, Schwarzwaldstraße 7. Infos bei Traude Zähringer,
07633/160622 oder E-Mail: TraudeZaehringer@gmx.de .


22.10.2006, Badische Zeitung vom 12.9.2006, Artikel über Traude Zähringer

 


Merkzeichen B: Schwerbehinderte entscheiden selbst über Begleitperson

Anlässlich der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zur Begleitung schwerbehinderter Personen erklärt der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe, MdB:

"In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Soziales ist es gelungen, endlich eine befriedigende Lösung zum Merzkeichen "B" zu finden. Dies entspricht einem Vorschlag der Union, der in der vergangenen Legislaturperiode keine Mehrheit gefunden hatte. Gemäß dieser Beschlussempfehlung werden Schwerbehinderte eine "Berechtigung zur Mitnahme einer Begleitperson" in öffentlichen Verkehrsmitteln haben. Ob sie davon Gebrauch machen, entscheiden sie selber. Der Wortlaut im Schwerbehindertenausweis wird entsprechend geändert. Gleichzeitig wird auch im Gesetz klargestellt, dass die Betroffenen, auch wenn sie keine Begleitperson mitnehmen, keine Gefahr für sich oder andere darstellen. Insbesondere sind sie nicht zur Inanspruchnahme von Begleitung verpflichtet. Die bisherige missverständliche Formulierung im Schwerbehindertenausweis hat häufig dazu geführt, dass behinderten Menschen der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Veranstaltungen oder Schwimmbädern verwehrt wird, wenn sie keine Begleitperson dabei haben. Vielfach war das bisherige Merkzeichen "B" als Pflicht Schwerbehinderter missverstanden worden, eine Begleitperson mitzunehmen. So hatte die Musterbadeordnung des Bundesfachverbands Öffentliche Bäder (BÖB) dazugeführt, dass behinderte Menschen nicht mehr ohne Begleitperson in Schwimmbäder gelassen wurden. Ein Motorradfahrer hatte gerichtlich Schadenersatz und Schmerzensgeld gegen eine Wohneinrichtung durchgesetzt mit der Begründung, dass sich seine Unfallgegnerin mit Merkzeichen "B"
nicht unbegleitet im Straßenverkehr hätte bewegen dürfen.  
Neue Schwerbehindertenausweise werden mit der neuen Formulierung ausgegeben, alte Ausweise werden auf Antrag geändert. Es ist erfreulich, dass damit eine unnötige und häufig ausgrenzende Barriere beseitigt wird."

2.10.2006, BiBez Heidelberg, bibez@gmx.org , www.hilfe-hd.de/frauen.htm

 

Job-Coaching - Modellprojekt zur Eingliederung

Junge Menschen mit Behinderung beruflich eingliedern / Diakonie startet im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald das Modellprojekt „Job-Coaching“

Kirchzarten (glü.) Das Netzwerk Diakonie in Kirchzarten startet jetzt gemeinsam mit „Thetis - Gemeinsam leben“ das Modellprojekt „Job-Coaching“ zur Eingliederung junger Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben. Sie werden dabei vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, dem Integrationssamt des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg sowie dem Integrationsfachdienst unterstützt. Ziel dieser Maßnahme ist die Eingliederung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt - was seit zwei Jahren erfolgreich im „Hofgut Himmelreich“ praktiziert wird. Eine „selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsmarkt“ soll ermöglicht werden.

„Job-Coaching“ will bei dieser Eingliederungsmaßnahme eine individuelle Unterstützung von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz durch einen externen „Jobcoach“ bieten. Es sollen Hilfen angeboten werden, damit die vorhandenen Fähigkeiten weiter entwickelt und Abläufe am Arbeitsplatz trainiert werden. Arbeitgeber und betriebliches Personal erhalten fachliche Beratung und Entlastung.

Ein ausführlicher Flyer informiert über das „Job-Coaching“. Er kann beim Projektträger Netzwerk Diakonie, Am Fischerrain 1, 79199 Kirchzarten, Tel. 07661 93840 bezogen werden. Hier sind auch weitere Informationen zum Modellprojekt, z.B. zu Voraussetzungen, Rahmenbedingungen oder Einsatzorten, zu bekommen.

Gerhard Lück, 21.9.2006, www.dreisamtaeler.de

 

 

 

Sozialverbände beklagen Verschlechterungen für Behinderte

Seit eineinhalb Jahren kann für behinderte Menschen ihr Wohnort weit reichenden Einfluss auf ihr Leben haben. Denn seit der Verwaltungsreform von 2005 sind nicht mehr die Landeswohlfahrtsverbände, sondern die Stadt- und Landkreise für die so genannte "Eingliederungshilfe" zuständig. Und dadurch wächst die Gefahr, dass Entscheidungen "je nach Kassenlage" gefällt werden, warnen Experten von Caritas und Diakonischem Werk.

Es geht um Standards, die nicht einheitlich sind. Aber es geht vor allem um das, was daraus entsteht: Einen "Kulturwechsel" nennt das Albrecht Schwerer, der Leiter des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald. Zum Beispiel, wenn behinderte Menschen plötzlich einen Brief des Landratsamts bekommen, in dem sie aufgefordert werden, ihr Vermögen offen zu legen. Wenn dann die Betreuungspauschale eingestellt wird, weil ihr Vermögen größer als 2600 Euro ist, und sie mit allem, was drüberliegt, ihre Betreuung selbst bezahlen müssen: "Das heißt, dass der Sozialarbeiter, der zur Betreuung kommt, gleich die Rechnung mitbringt" , veranschaulicht Albrecht Schwerer die unangenehme Entwicklung. Das sei umso gravierender, als viele dieser Menschen ohnehin große Angst vor Verarmung hätten, sagt Schwerer. Gerade bei psychisch Kranken, die früher irgendwann mal eine Zeit lang arbeiten und einen Betrag von vielleicht 10 000 oder 15 000 Euro ansparen konnten, schmelze diese Absicherung für Notsituationen im Nu unwiederbringlich dahin, betont Rainer Kern vom Caritasverband Freiburg-Stadt.

Das war nicht immer so und ist auch jetzt nicht überall so: Früher wurde flexibel mit dieser Regelung umgegangen -und das ist auch in manchen Stadt- und Landkreisen so geblieben, wo die Vermögensgrenze teilweise bis zu 26 000 Euro reichen kann. Aber nicht in Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald: "Dort gilt strikt die Regelung mit den 2600 Euro" , sagt Rainer Kern. Das hat Folgen, bilanziert Jürgen Rollin, der stellvertretende Diakonie-Hauptgeschäftsführer: "Viele ziehen jetzt aus dem Betreuten Wohnen aus."  Auch behinderte Kinder können die unklaren neuen Standards zu spüren bekommen. Zwar ist sich die Fachwelt einig, dass Kinder dort, wo sie leben, in Kindergärten und Schulen integriert werden sollen — "aber was ist, wenn eine große zentrale Einrichtung billiger ist als an jedem Ort kleine Gruppen einzurichten?" fragt Jürgen Rollin. Gegen diese "Reduzierung von behinderten Menschen auf Kostenträger", die als Konsequenz der Verwaltungsreform droht, wollen die Experten von Caritas und Diakonie jetzt angehen, betont Albrecht Schwerer. Ziel der Verbandsfunktionäre ist es, eine Diskussion darüber in Gang zu bringen, "in welcher Gesellschaft wir künftig wie mit Behinderten zusammenleben wollen" , bringt es Jürgen Rollin auf den Punkt. Zu dieser Diskussion beitragen soll eine Materialmappe, die den politisch Verantwortlichen und Sozialausschüssen der Landkreise und Kommunen in der nächsten Zeit von Vertretern der Wohlfahrtsverbände persönlich übergeben wird. Damit wollen Caritas und Diakonie zeigen, dass sie sich als Partner der Verantwortlichen verstehen — aber auch als Anwalt der behinderten Menschen.
Kompletten Beitrag von Anja Bochtler vom 17.8.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Ambulant-betreutes Wohnen in Heitersheim

Heitersheim. Ambulante Dienste für Menschen mit Behinderungen, kombiniert mit einer Informations- und Beratungsstelle, bietet der Caritasverband Freiburg-Stadt in Freiburg, Emmendingen, Titsee-Neustadt und Heitersheim an. In der Malteserstadt kam in den letzten Monaten eine Reihe von Aspekten hinzu, die Selbstständigkeit fördern und erhalten, den Anteil am normalen Leben vergrößern und den Kostenträger entlasten.

"Je stärker diese Menschen in die Selbständigkeit geführt werden, umso mehr Lebensqualität gewinnen sie und umso weniger Ausgaben müssen die Träger von betreuenden Einrichtungen aufwenden" , stellte der Einrichtungsleiter der ambulanten Dienste, Diplomsozialarbeiter Martin Danwerth, in einem Pressegespräch fest. Zusammen mit der Heim- und Jugenderzieherin Christine Geist erläuterte er die neue Situation. Seit Jahren wird das ambulant begleitete Wohnen als Unterstützungsangebot mit Gast- und Geschwister-Familien praktiziert, die Menschen mit Behinderungen in ihrer Gemeinschaft betreuen. Für alle Familien mit Behinderten stehen familienentlastende Dienste zur Verfügung. Erfahrungen hat man ebenso mit Außenwohngruppen gesammelt, die vom Haus Ulrika betreut werden. Nun ist das ambulant-betreute Wohnen ergänzend hinzugekommen. Diese Form ermöglicht Singles, Paaren und Gruppen mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit und geringem stundenweisen Betreuungsbedarf eigenständiges Wohnen mit eigenem Mietvertrag, Eigenversorgung und enger sozialer Struktur. In der Penthouse-Wohnung im Friedrich-Schäfer-Haus wird das derzeit von einer Dreier-Wohngemeinschaft im Alter zwischen 19 und 55 Jahren genutzt. Auf den 140 barrierefreien Quadratmetern wäre noch ein Zimmer frei. Obwohl es einer Wohngemeinschaft freigestellt ist, sich Hilfsdienste einzukaufen, können sich die Mitglieder auch in einer seit zwei Jahren existierenden Wohnschule an zwei Nachmittagen in der Woche gewisse Fertigkeiten und soziale Kompetenzen aneignen. Geplant ist, dieses Angebot ab 2007 zu einem noch intensiveren ambulanten Wohntraining mit Theorie und Praxis auszuweiten. Wer noch weitergehende Eigenverantwortung übernehmen kann und will, darf sich in der Informations- und Beratungsstellung Hilfe holen, um die Unterstützung vom Sozialhilfeträger als persönliches Budget zu beantragen und einzuteilen.
In der Begegnungsstätte Klausengasse ist darüber hinaus an einem Samstag im Monat ein offener Treff eingerichtet worden. Dort kommen junge Menschen mit Behinderungen aus Freiburg, Emmendingen und Heitersheim zum Brunch zusammen. Der Austausch an Wünschen und Anregungen ist lebhaft. Resultat daraus sind gemeinsame Urlaubsangebote, die in diesem Jahr eine Gruppe nach Berlin und eine nach Mallorca führen. Um das Recht auf Selbstbestimmung auch bei Menschen mit Behinderungen abzurunden, wurde eine Partnervermittlung eingerichtet. Die ambulanten Dienste sind neben vielen anderen Trägern und Einrichtungen Kooperationspartner des Netzwerkes "herzenssache.net" , das die Lebens- und Freizeitpartnersuche vermittelt und begleitet. "Die Sehnsucht nach solchen normalen sozialen Strukturen ist bei behinderten Menschen sehr ausgeprägt" , bestätigt Christine Geist, weshalb es wichtig sei, sie in diesen Fragen adäquat zu unterstützen.
Alles von
 Sabine Model vom 5.8.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Drei Wochen Ferienangebot für Behinderte im August

Fast in jeder Gemeinde gibt es mittlerweile ein Ferienprogramm für Kinder und Urlaubsgäste, doch kaum eines für Menschen mit Behinderungen. Das Haus Lebensheimat in Reiselfingen bietet nun schon zum zweiten Mal ein solches Ferienprogramm für geistig und behinderte Erwachsene aus der Region an. Drei Wochen werden unterschiedliche Ausflüge und Wanderungen angeboten.

"Wir möchten den Bewohnern als auch Auswärtigen Spaß und Abwechslung in der Urlaubszeit bieten", erklärt Anna Pfaff vom Haus Lebensheimat. In der Zeit vom 7. bis zum 26. August werden 16 Veranstaltungen und Ausflüge angeboten. Das Programm haben die Bewohner des Haus Lebensheimat in Reiselfingen weitgehend selbst ausgesucht. Am Montag, 7. August, beginnt das Ferienprogramm mit einer Fahrt nach Freiburg, wo der Mundenhof mit dem Tiergehege besucht werden. Ein Besuch im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck und ein Besuch im Dinosauriermuseum in der Schweiz stehen in den darauf folgenden Tagen auf dem Programm. Am Freitag, 11. August, wird eine Tageswanderung von Hinterzarten nach Titisee angeboten. Bei einem Stadtbummel in Freiburg und in Radolfzell können die geistig behinderten Erwachsenen das Sommerflair der beiden Städte genießen. Zahlreiche Wanderungen, ein Bastelnachmittag werden zudem angeboten. Ein Besuch im Barfußpark bei Dornstetten am Donnerstag ,17. August, dürfte viele Besucher locken. Eines der Highlights des Ferienprogramms ist ein Open-Air Konzert mit Live-Bands im Haus Lebensheimat am Samstag, 26. August, das auch gleichzeitig den Abschluss des dreiwöchigen Programms darstellt. (mb)

Anmeldungen: Anna Pfaff, Reiselfingen, Telefon 07654/92938-15 oder
Veronika Rauer, Telefon 07654/92938-0.

27.7.2006, www.suedkurier.de

 

Lebenshilfe Hochschwarzwald: Trotz Kindergarten schwarze Zahlen

Titisee-Neustadt. Ein freudestrahlender Vorsitzender Wulf Schmidt und ein gut gelaunter Geschäftsführer Uli Pfeiffer gaben am Montagabend in der Seniorenbegegnungsstätte Rechenschaft über das abgelaufene Jahr ab. “Die Lebenshilfe Hochschwarzwald ist in den schwarzen Zahlen” , hieß es, “wir befinden uns im ruhigem Wasser.”

Damit hat das eiserne Sparprogramm von Pfeiffer gegriffen, obwohl 2005 mit dem Kindergartenumzug und -umbau viel Geld in die Hand genommen werden musste. Sich auf dem guten Jahresergebnis auszuruhen, liegt dem Vorstand fern, denn schwarze Wolken drohen weiterhin am Horizont, da die öffentliche Hand immer weniger Zuschüsse und Fördergelder verteilt, eine der größten bisherigen Lebensader der Lebenshilfe. Immer mehr Einschnitte seien zu verzeichnen, derzeit gebe es große Probleme beim Fahrgeld sowie den Urlaubsfreizeiten. “Es ist ein Wettrennen” , erklärte der Geschäftsführer, “in einer Zeit, in der für soziale Zwecke immer weniger Geld ausgegeben wird.” Am liebsten wäre es Pfeiffer, “wenn wir uns von der öffentlichen Hand abkoppeln könnten. Aber ich habe noch nicht den Goldesel als Ersatz gefunden.” Die nächsten vier Jahre werden “ganz arg anstrengend” , sagte er voraus. Großen Rückhalt erlebe die Lebenshilfe von der Bevölkerung. Die Aktion “Füreinander” laufe auch im vierten Jahr sehr gut. Privatleute, Geschäftsleute, Vereine, Unternehmen und Organisationen helfen mit Spenden. “Die Bevölkerung denkt an uns. Lebenshilfe bedeutet für sich Hochschwarzwälder helfen Hochschwarzwäldern” , lobte der Geschäftsführer. Voll rentiert habe sich der neue Kindergarten. Dank Spenden und Zuschüssen braucht Pfeiffer jetzt keine Schulden zu verwalten. Die Kosten von planmäßig 265 000 Euro wurden genau eingehalten. In den neuen, genau auf die Bedürfnisse der Kinder eingerichteten, Räumen verlaufe der Betrieb viel harmonischer wie früher. Mittlerweile sind für das neue Schuljahr 14 Kinder angemeldet, mehr können nicht angenommen werden. Es bestehe schon eine Warteliste. Langsam wachsen die Kinder vom “Regenbogen” und von St. Michael zusammen. Damit die “Regenbogen” -Kinder auch draußen spielen können, werden jetzt gemeinsam mit St. Michael behindertengerechte Spielgeräte angeschafft, Pfeiffer versucht Zuschüsse aufzutreiben.
Schatzmeister Walter Zähringer legte dar, dass der Verein für den Kindergartenumbau kein eigenes Geld aufwenden musste, also “buchhalterisch” eine Rücklage von 160 000 Euro bilden konnte. So viel Geld braucht die Lebenshilfe in einem halben Jahr an Sach- und Personalkosten. Aus der normalen Tätigkeit blieb ein Überschuss von 39 000 Euro übrig. “Wir sind froh, dass die Wende gelungen ist” , sagte Schmidt. Zu verdanken habe man dies dem “Herr des Sparens” , Uli Pfeiffer, der auf jeden Cent schaue. Gerne hätte er einen “dynamischen, jungen und attraktiven” Nachfolger präsentiert, sagte Schmidt. Doch es sei keiner in Sicht. Wieder gewählt wurden für weitere drei Jahre Wulf Schmidt (Vorsitzender), Brigitte Kerger (Stellvertreterin) und Walter Zähringer (Schatzmeister). Neu ist Schriftführerin Andrea Saier, sie löst Christel Rees ab. Statt der bisherigen “weiteren Vorstandsmitglieder” Leopold Winterhalder, Wolfgang Fugmann und Helga Hasenfratz, ließen sich Karin Gebhart, Inge Gisbier und Monika Faller wählen.

Badische Zeitung Freiburg
Eva Korinth  17.5.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Partnervermittlung für Behinderte in Neustadt

Die Lebenshilfe Hochschwarzwald bietet ab sofort eine Partnervermittlung für Menschen mit Behinderungen an. Sie hat sich in ein Netzwerk von neun gleichartigen Einrichtungen im Land eingebunden. Die Partnervermittlung "Herzenssache.net" will Geistigbehinderten beistehen, dabei kann es um Freizeitgestaltung gehen oder aber um die Partnersuche. Ziel ist es Kontakte herzustellen und den Menschen die Teilhabe am täglichen Leben zu ermöglichen. Denn laut dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Uli Pfeiffer sind Kontakte das Leben und bringen Glück.

Südkurier vom 8.4.2006, www.herzenssache.net

 

 

Arbeitskreis Frühförderung Hochschwarzwald - Neuer Wegweiser für Eltern

“Da freut man sich neun Monate auf sein Kind, und wenn es dann behindert auf die Welt kommt, stürzt man erst einmal in ein schwarzes, tiefes Loch” , beschreibt Eva-Maria Bierbach vom Arbeitskreis Frühförderung Hochschwarzwald die hilflose Lage mancher Mutter. Verzweifelt rennt man von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik, will trotz eindeutiger Diagnose die Wahrheit nicht akzeptieren. Ist diese Phase vorbei und man hat eine Beziehung zu seinem Kind aufgebaut, wird es nicht besser.

Wohin soll man gehen, sucht man einen Kindergartenplatz? Wer hilft der Mutter, die richtige Therapie zu finden, damit sich der Nachwuchs im Rahmen seiner Möglichkeiten optimal weiterentwickeln kann? Viele Steine pflastern den Weg der Eltern. Damit er nicht immer so holprig bleibt, hat sich vor 17 Jahren der Arbeitskreis gebildet und vor drei Jahren den ersten “Wegweiser”, eine Informationsbroschüre, herausgebracht. “Wir haben den Finger in die Wunde gelegt und gesagt, so ist das und wer kann helfen?” , erinnert sich Bierbach. Als wertvolle Orientierung für Eltern lobt Bürgermeister Armin Hinterseh den Wegweiser und legt ihn Multiplikatoren wie beispielsweise Kinderärzten ans Herz, die daraus gezielt Informationen oder Adressen an ihre Patienten entnehmen und weitergeben können.

Kinder vom Säuglingsalter bis zur Einschulung werden vom Arbeitskreis betreut. Zielgruppen sind Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten, geistiger, körperlicher oder mehrfacher Behinderung. Viel zu oft ziehen sich Mütter und Väter aus der Öffentlichkeit zurück, wollen die vielseitigen Probleme alleine lösen. Überwindet man sich aber, wird man feststellen, dass das Angebot an Hilfe groß ist. So wird von der Caritas-Frühförderung auch Unterstützung bei der Klärung finanzieller Fragen angeboten. Eine psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, eine Sonderpädagogische Beratungsstelle für Frühförderung, das Gesundheitsamt, mehrere Praxen für Ergotherapie, Krankengymnastik, Physiotherapie, Sprachtherapie, der Kindergarten Regenbogen, ein Schulkindergarten für sprachbehinderte Kinder, Ärzte, das Jugendamt — 15 Einrichtungen haben sich zusammengeschlossen und kümmern sich um die kleinen Menschen auf der Schattenseite des Lebens.
Besonders stolz aber ist der Arbeitskreis auf die Verwirklichung der Grundschulförderklasse (GFK), die im Schuljahr 04/05 den Betrieb in Löffingen aufgenommen hat. Bis zu 20 Kinder, die teils einen weiten Schulweg mit dem Bus zurücklegen müssen, besuchen hier am Vormittag den Unterricht. Dabei sollen die Schüler so gefördert werden, dass sie innerhalb eine Jahres die Schulreife und damit die Einschulung in die erste Klasse schaffen.

Badische Zeitung Freiburg
Heidrun Simoneit, 24.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Fußball-WM der Menschen mit Behinderung - Schülerwettbewerb


Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 3 bis 6 sind zum Wettbewerb "Ballfieber - Mit neuen Freunden zur WM der Menschen mit Behinderung" aufgerufen. Die Fußball-WM 2006 der Menschen mit Behinderung findet vom 26. August bis 17. September 2006 statt. Damit heißt Deutschland nur drei Monate nach der FIFA-WM erneut Teams aus allen fünf Kontinenten willkommen.
http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=506974.htm


Ausgelobt wird der Wettbewerb vom Organisationskomitee dieser besonderen WM. Rudi Völler, Sportchef bei Bayer 04 Leverkusen, unterstützt die Aktion. Die Fußball-WM 2006 der Menschen mit Behinderung findet vom 26. August bis 17. September 2006 statt. Damit heißt Deutschland nur drei Monate nach der FIFA-WM erneut Fußballnationalmannschaften aus allen fünf Kontinenten willkommen. Insgesamt kämpfen 16 Teams in 41 Städten um den Weltmeisterschaftstitel. Egal ob Reportagen, Bilder, Bauwerke oder Aktionen rund um das runde Leder: Der kreativste Beitrag, der möglichst viel Begegnung zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung schafft, gewinnt.

Dabei sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Der Wettbewerb kann zur Gestaltung von Projekttagen wie -wochen, in einzelnen Fächern wie Fächer übergreifend genutzt werden, und er lässt der Fantasie und den Vorlieben der Schülerinnen und Schüler freien Raum.
Die Gewinnerklassen können sich auf eine feierliche Siegerehrung vor den Sommerferien freuen. Die Preise reichen von Kickern für die Schule bis hin zur Begleitung einer Fernsehsendung und Studioführung beim WDR mit Fußball-Moderator Manfred Breuckmann.

Freikarten zur WM-Eröffnung
Zusätzlich erhalten die Gewinnerinnen und Gewinner Freikarten für die Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung der WM 2006 der Menschen mit Behinderung am 27. August 2006 in der Kölnarena. Dort wird sie der Applaus von ca. 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern erwarten, wenn es heißt: Die Weltmeisterschaft ist eröffnet
Alle Wettbewerbsunterlagen stehen auch im Internet:
www.inas-fid-wm2006.com



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