Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Theater
 im Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Alemannische Bühne, A-Trio, Kabarett, "Sex und Gewalt beherrschen das Theater?",  ...

Blick nach Norden vom Zwerisberg am 3.1.2011 auf Oberibental: Kapfenmathis rechts, Kernewiesen oben, Dienschenhof unten
Blick nach Norden vom Zwerisberg am 3.1.2011 auf Oberibental: Kapfenmathis rechts, Kernewiesen oben, Dienschenhof unten

 

Theater Freiburg: Onanieren auf der Bühne – eine Zumutung

Durch die vernichtende Kritik der Neuinszenierung der "Zauberflöte" im Freiburger Theater vorgewarnt, war ich zwar auf allerlei gefasst, aber dann partiell sogar noch angenehm enttäuscht. Der auf einem Podesthoch über den Stühlen der ersten Zuschauerreihe in Richtung der in einer kleinen Öffnung sichtbaren Pamina buchstäblich bis zum Umfallen onanierende Monostatos war allerdings sicherlich nicht nur für jemanden wie mich, der gerne bekennt, ein altmodischer Spießer zu sein, eine unerträgliche Zumutung. Text und Musik der "Zauberflöte" zeichnen ausdrucksvoll und einfühlsam die hechelnde Liebessehnsucht des wegen seiner Hautfarbe verschmähten Monostatos. Eine Unterstreichung durch diese unerträgliche Darbietung war nicht nur überflüssig, sondern durch seine plumpe Geschmacklosigkeit auch geeignet, einem den Genuss an dem unmittelbar darauf folgenden gut dargebotenen Duett "Bei Männern, welche Liebe fühlen..." nachhaltig zu vergällen.
19.10.2011, Dr. Wilhelm Güde, Freiburg

Mozarts "Zauberflöte": Keine Texte, keine Handlung
Das Theater Freiburg ist am Wochenende mit Mozarts "Zauberflöte" in die neue Opernsaison gestartet. Die Kritik zur Premiere fällt dabei allerdings nicht gut aus.
Alles von Alexander Dick vom 10.10.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/theater-rezensionen/mozarts-zauberfloete-keine-texte-keine-handlung--50424775.html

 

Schwarzwaldmädel reloaded: Musikprojekt am Freiburger Theater

Heimat ist mein altes Zimmer
Ein Markenzeichen und Anliegen des Freiburger Theaters ist es, in seinem Theaterlabor immer wieder unterschiedliche Gruppen unter gesellschaftspolitisch spannenden Fragestellungen zusammenzubringen: Hier treffen Kinder auf junge Erwachsene, Krebskranke auf Gesunde, Roma auf Deutsche. So auch beim Musiktheaterprojekt "Schwarzwaldmädel reloaded", das im Rahmen von "Mehrklang" im Werkraum Premiere feierte. Auf der Suche nach der Heimat erarbeiteten elf Internatsschüler aus dem Birklehof-Gymnasium in Hinterzarten und acht Jugendliche aus der Freiburger Hebel-Werkrealschule unter der Leitung von Katharina Mohr eine Szenencollage mit Tanz und Livemusik (Leitung: Johannes Gaudet, Annette Rießner). .....
Alles von Marion Klötzer vom 1.3.2011 bitte lesen auf

http://www.badische-zeitung.de/theater-rezensionen/heimat-ist-mein-altes-zimmer--41962309.html

Weitere Vorstellungen: 10., 18., und 19.März, jeweils 18 Uhr. 31.März, 19.30 Uhr.
Karten: Tel 0761/ 201 2853.

Ein großartiges Beispiel dafür, wie Kultur Menschen einander vermittelt
Wenn 19 Schüler eines Gymnasium-Internats und einer Werkrealschule gemeinsam ein Theaterstück zum Thema "Heimat" auf die Bühne bringen, muss man das nicht zwangsläufig toll finden. Zu oft schon hat man so genannte kulturelle "Vermittlungsprojekte" gesehen, in denen sich Kulturschaffende offensichtlich nicht mit denen auseinandergesetzt haben, die ihnen von irgendwem vermittelt worden waren. Dazu das scheinbare Recht der Lehrer, nach Gutdünken dem gemeinsamen Werk den eigenen Stempel aufzudrücken. Die Ergebnisse solcher Arbeit sind niederschmetternd! Ganz anders das "Schwarzwaldmädel reloaded". Wohltuend der Verzicht auf künstliche Zuspitzung von Kontrasten, wo Jugendliche unterschiedlicher Herkunft die Leistung vollbracht haben, sich an einen sehr brisanten Begriff wie "Heimat" gemeinsam heranzutasten, ohne miteinander in Konflikt zu geraten. Wohltuend die Ehrlichkeit, mit der die Regisseurin Katharina Mohr sowie die musikalischen Leiter Annette Rießner und Johannes Gaudet den Stoff, der ihnen von den Jugendlichen geliefert wird, bei den Urhebern belassen und ebenso liebevoll wie geschickt inszenieren. Wohltuend die Strenge, die fernab jeder Beliebigkeit an diesem Schaffensprinzip festhält, auch wenn sie die Kritikerin langweilt. Wohltuend die Seriosität der Verantwortlichen, nur den Teil der Biografien von Jugendlichen auf die Bühne zu bringen, der von diesen auch bewältigt werden kann. Das "Schwarzwaldmädel reloaded" ist ein großartiges, rührendes Beispiel dafür, wie durch Kultur Menschen einander vermittelt werden können. Es ist eine Ehre für das Freiburger Theater, dieser ernsthaften Arbeit eine Bühne (vielleicht Heimat?) zu geben.
8.3.2011, Stefan Goeritz,
Schulleiter Musikschule Waldkirch  

Ein erstaunlich ehrliches Stück
Wie die Autorin selbst sagt, "Anliegen des Freiburger Theaters ist es, in seinem Theaterlabor unterschiedliche Gruppen unter gesellschaftspolitisch spannenden Fragen zusammenzubringen". Der Verdienst von "Schwarzwaldmädel reloaded" ist, Schüler von der Hebelschule in Freiburg und dem Birklehof zusammenzubringen, um gemeinsam ein Theaterstück zu erarbeiten. Nicht die Unterschiede zwischen den Schülern zweier Schulen wurden dargestellt, vielmehr zeigte die Premiere deutlich, dass 20 Jugendliche, die zu einer Gruppe zusammengewachsen sind, ihr individuelles Heimatbild authentisch auf die Bühne brachten. Das Ziel war nicht, das Thema "Heimat" in einen gesellschaftspolitischen, brisanten Kontext zu setzen und eine Antwort auf die Frage "Was ist Heimat?" zu finden – stattdessen ging es um die ganz persönlichen Geschichten von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft. Die Begeisterung der Akteure ließ spüren, dass es sich um ihr Projekt und um ihre eigenen Geschichten handelt. Ein erstaunlich biografisches und ehrliches Musiktheaterstück ist das Ergebnis.  

9.3.2011, Nadja Seibert, Offenburg

Gratulation zu dem Mut, sich zu präsentieren
Wer Kinder- und Jugendtheater auf Show-Effekte reduziert und an die Messlatte professioneller dramatischer Vorlagen und Aufführungen anlegt, hat die wesentliche Bedeutung und den Sinn derartiger Projekte nicht verstanden – die Förderung von Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Disziplin, Kommunikationsfähigkeit, die Überwindung eigener Grenzen und die Erweiterung und Entdeckung persönlicher Potenziale. Mut, sich zu präsentieren, ist eine weitere Leistung, die die Schülerinnen und Schüler der Freiburger Hebelschule und des Birklehof-Gymnasiums neben der Auseinandersetzung mit eigenen persönlichen Erfahrungen und deren kreativer Umsetzung zu meistern hatten. Allein hierfür gebührt ihnen Wertschätzung und Achtung.  

9.3.2011, Karola Ludwig, Reute

Wir können die Akteure nur beglückwünschen
Frau Klötzer schreibt, dass im Stück durch "Sehnsüchte und Zukunftsträume", die dort geäußert werden, das Hauptthema mehr und mehr aus dem Blickfeld gerät. Aber wir sehen eine enge Verbindung zwischen Wünschen und Vorstellungen bezüglich unserer Zukunft und dem, was man "Heimat" nennen könnte – also Orte, Personen und menschliche Beziehungen. Und der biografische Hintergrund verwässert unserer Meinung nach im Laufe des Stückes keineswegs, sondern dieser war immer präsent! Da wir selbst verschiedene Migrationshintergründe haben, konnten wir die Äußerungen der Schüler sehr wohl nachempfinden. Dies vermissen wir an Frau Klötzers Äußerungen. Was bedeutet es denn, dass ein dunkelhäutiger Junge, dessen Eltern aus Angola stammen, dieses Land noch nie gesehen hat? Oder das portugiesische Mädchen drückt immer wieder ihre Liebe zu und Verbundenheit mit Portugal aus. Wie müssen sich die Jugendlichen, die weit über ihr Zimmer hinausgehend ihre Heimaten, auch den Schwarzwald, darstellen, nach dem Lesen des Artikels gefühlt haben? Wir können sie zu ihrem Stück nur beglückwünschen und hoffen, dass sie dieser Artikel nicht entmutigt hat!  
9.3.2011, Aylin Alkanat, Yesim Alkanat, Felek Bulut Denicé Schillack, Michaelschule Riegel, Klasse 9

 

 

 

Herbsterwachen im Seniorenheim - Sex im Alter enttabuisieren
 
Elias Perrig hat Frank Wedekinds Kindertragödie "Frühlingserwachen" am Theater Basel auf alte und ziemliche wacklige Füße gestellt. Am Text musste gar nicht einmal viel geändert werden. Ein interessantes Experiment, aber es funktioniert nicht.
.... Ähnlich wie Andreas Dresen in seinem Film "Wolke neun", wollte Perrig das Thema "Sex im Alter" mutig enttabuisieren. Nikola Weisse und Jörg Schröder entblößen sich im Halbdunkel denn auch sehr anrührend, aber so genau will man eigentlich doch nicht sehen, wie welkes Fleisch klatscht und stöhnt. Schrullige Alte im Joch ihres Johannistriebs sind im Theater immer noch lächerliche, wenn nicht peinliche Figuren. Wedekind nannte sein Stück "Kindertragödie", aber er beklagte sich auch, dass man vor lauter Pornografieverdacht seinen Humor nicht verstanden hätte. ...
Alles von Martin Halter vom 17.1.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/theater-rezensionen/herbsterwachen-im-seniorenheim--40102257.html

Aufführungen am Basler Schauspielhaus: 19., 24., 25., 27., 29. Januar. Tel. 0041/61/2951133.  
www.theater-basel.ch

 

Bure zum Alange - ein Portrait zweier Landwirte

Bauern, die mal einen Tag ins Studio fahren um zu drehen oder auf der Bühne stehen und Kabarett machen - so ganz passt es nicht ins gängige Klischee. Aber Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder tun genau das und sie sind wirklich Bauern. Sie betreiben auf dem Bartleshof in Breitnau-Siedelbach und dem Kirnerhof in Neustadt ihre Landwirtschaft, produzieren Lebensmittel und erhalten das Landschafts-und Kulturbild des Schwarzwaldes.

Bure zum Alange  Bure zum Alange - Bild: Dagmar Engesser

Nach außen hin sehen ihre Höfe aus, wie andere auch. Genauer betrachtet, stellt man fest, dass die beiden sich nicht in das herkömmliche bäuerliche Schema pressen lassen. König betreibt seine Milchwirtschaft zusammen mit einem benachbarten Bauern in einer GbR. Das gibt ihm die Freiheit, auch mal einen Tag „melkfrei“ zu haben. Parallel dazu betreibt er eine Sägerei, bewirtschaftet Wald, produziert Käse, vermietet eine Ferienwohnung. Und viele kennen ihn nicht nur von seinen Kabarettveranstaltungen her, sondern auch aus der Fernsehsendung „Die Fallers“. Winterhalder betreibt auf seinem Biolandhof neben der Milchwirtschaft auch eine Pferdepension, bewirtschaftet 25 Hektar Wald und bietet Baum- und Gartenpflege in Neustadt und Umgebung an. Außerdem macht er Hofführungen und Kindererlebnistage auf dem Bauernhof, hat eine Kooperation mit der Förderschule in Neustadt, die mit ihren Kindern einmal wöchentlich auf den Hof zum reiten kommt. Mit König tritt er als Schwarzwald-Tourist Schwartelappe, als Kontrolleur und EU-Kommisär auf. Zusammen waren sie schon in der Sendung „Die Fallers“ als die „Bure zum Alange“ zu sehen. Manche nennen es Strukturwandel, andere Diversifizierung oder die Suche nach einträglichen Standbeinen, um in der Landwirtschaft heute überhaupt noch überleben zu können. Je diversifizierte desto besser, machen verantwortliche Politiker aus dem Landwirschaftsministerium einem glauben. In Anlehnung an Begriffe wie Patchworkfamilien oder Patchworklebensläufe spricht König von Patchworkexistenz. Und die hätte nicht nur Vorteile. Sie berge die Gefahr, sich zu verzetteln und alle Beteiligten müssten damit klar kommen. Denn wenn er beim Drehen im Studio sei, dann bliebe die Arbeit auf dem Hof eben liegen oder müsste von anderen übernommen werden.

Auch Winterhalder betont, dass sie beide zwar in vielen Bereichen agierten, das sei aber ungeheuer arbeitsintensiv. Die Anschaffung teurer Gerätschaften oder die Schaffung von Arbeitsplätzen funktioniere nur, wenn man sich spezialisiere und dafür sei eine gewisse Größenordnung nötig. Seit zehn Jahren machen die beiden Kabarett zusammen, treten als die „Bure zum Alange“ auf. Die Kabarett-Idee entstand während der BSE-Krise, die sie beide als schlimme Medienhetzte in Erinnerung haben. Die Bevölkerung sei damals total hysterisch gewesen und habe Angst gehabt, der Rinderwahn spränge auf ihre Kinder über, wenn sie mal kurz in einen Kuhstall gingen, erinnert sich Winterhalder. „Dem konnte man nur noch mit Überspitzung und Überzeichnung begegnen“, so König. Ihr Kabarett ist politisch motiviert. Sie wollen für die Probleme der Landwirtschaft und der Schwarzwälder Region sensibilisieren und zwar auf eine Art und Weise, die sympathischer rüberkommt als das massenhafte, demonstrative Wegschütten der Milch. Dass Kabarett mehr bewirkt als Fanatismus, davon sind sie beide überzeugt. Denn nach ihren Veranstaltungen mischen sie sich immer unter ihr Publikum. Dort wird meist dort weiterdiskutiert, wo die „Bure“ auf der Bühne aufgehört haben. Und ins Gespräch kommen über Probleme, von denen alle – ob egal ob Bauer, Verbraucher oder Bewohner der Region - betroffen sind, ist ein erste Schritt, sich gemeinsam für etwas einzusetzen. Und das ist es, was König sich wünscht: ein regionales Netzwerk, in dem Bauern und Verbraucher sich solidarisch erklären und das sich für die Stärkung des Schwarzwalds als Region einsetzt.

Die „Bure zum Alange“ treten im Januar an folgenden Terminen auf.
15.1.2011  Schlosskeller Emmendingen,
22.1.2011  Gemeindehaus Titisee
12.3.2011  Alemannische Bühne Freiburg
19.3.2011  Rainhofscheune Kirchzarten

12.1.2011, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

Die kleine Hexe - Ro Kuijpers am Theater Freiburg

Der die Kräuterhexe spielt, heißt Ro Kuijpers. Der 52-jährige Holländer sitzt uns jetzt im Theatercafé gegenüber. Auch nach zwei Jahrzehnten, die er in Freiburg lebt, hat er seinen Akzent nicht verloren. Und so wie seine Aussprache für deutsche Ohren weich und fröhlich klingt, genauso wirken auch sein offenes Gesicht und sein beweglicher Körper. Jazz-Fans oder Salsa-Tänzer kennen Kuijpers als Musiker diverser Ensembles. Wenn er seine Percussions spielt, hält nichts mehr still an ihm, Hände nicht, Füße nicht, der Rest nicht. Er liebt das Trommeln und Klopfen. Und dass man es überall machen kann: Um das zu demonstrieren, benutzt er gleich den Cafétisch samt Geschirr als Instrument. In jungen Jahren schon ist Kuijpers mit dem legendären Jango Edwards aufgetreten, er hat in den USA gelebt und alle dortigen Tourneen des holländischen Musikclowns mitgemacht. Nach Freiburg kam er 1983 zum ersten Mal: mit der Band Los Mambos zum ersten ZMF. Im Jahr drauf, beim Auftritt auf dem zweiten ZMF, lernte er die künfitge Mutter seiner Tochter kennen. 1988 zog er nach Freiburg. In zahlreichen Projekten ist er seither auf hiesigen Bühnen gestanden, mit der Band Sonando befeuert er Salsa-Nächte. Daneben hat er Projekte mit Kindern und Jugendlichen gemacht, oft an Schulen. Beides ging nun zusammen in dieser Spielzeit am Theater: Für das Projekt "Carmen Go Home" hat Kuijpers mit Roma-Jugendlichen Musik gemacht. Und für das Kinderstück "Die kleine Hexe" des Theaters hat er die Musik geschrieben.
Alles von Thomas Steiner von 2.1.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/kultur/ein-kater-am-schlagzeug--25057385.html

"Die kleine Hexe" - am Theater Freiburg noch bis 23. Februar gezeigt
Theaterkasse Tel. 0761/ 201 2853.
 


Martin Wangler aus Breitnau: Lampenfieber muß sein

Martin Wangler „Der Wilderer!“ mal ganz privat  Martin Wangler „Der Wilderer!“ mal ganz privat

Breitnau (asc) Witzig und unterhaltsam, so kennen wir „Fidelius Waldvogel“ aus dem musikalischen Kabarett „Ein Wilderer Abend“. Auch „Bernd Clemens“ ist aus der bekannten Schwarzwald-Serie „Die Fallers“ nicht mehr wegzudenken. Sehr überzeugend und mit großem Erfolg gespielt, werden beide Charaktere von dem Schwarzwälder Martin Wangler aus Breitnau. Dies sind allerdings nicht die einzigen Projekte, die er in Angriff genommen hat. Auch mit dem musikalischen Heimatabend „Breitnau calling“ und der Hochschwarzwälder Band „LUDDI“, mit dem Programm „Mundartrocker trifft Stubenhocker“ ist er auf vollem Erfolgskurs.

Martin Wangler wurde am 11.7. 1969 geboren. Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Zimmermanns. „Damals hatte ich noch keinen großen Bezug zur Schauspielerei.  Ein paar kleine Rollen bei Theateraufführungen der Landjugend oder der „Breitnauer-Bauern-Bühne“, war alles, was ich gemacht habe“, erklärt Martin Wangler. Nach dem Zivildienst in Neustadt beschloss er, das Abitur in Freiburg nachzuholen. In der dort angebotenen Freizeit-AG kamen die ersten Berührungen mit dem Theater zustande. Als Statist war Martin Wangler damals oft im Freiburger Theater zu sehen. „Eigentlich wollte ich ja Musiker werden, aber nachdem ich öfters darauf angesprochen wurde, aus meinem schauspielerischem Talent etwas zu machen, habe ich mich doch entschlossen, Bewerbungen an verschiedene Schauspielschulen abzugeben“, erläutert  Martin Wangler. Somit landete er 1995 in Salzburg in der Universität „Mozarteum“. Vier Jahre dauerte die Ausbildung zum Schauspieler. Schon damals wurde er auf die Serie „Die Fallers“ angesprochen. Das wäre was für dich, erzählte man ihm. „Oh je, bis ich fertig mit der Ausbildung bin, gibt’s die Serie schon lang nicht mehr“, erinnert sich Martin Wangler. Da lag er wohl falsch. Erstens kommt es anders und zweites als man denkt. Seit 2007 verkörpert Martin Wangler die Figur „Bernd Clemens“ in der erfolgreichen Serie, und er ist daraus nicht mehr wegzudenken. Aber bevor es soweit kam, war es noch ein langer Weg mit der Schauspielerei. Nach der Ausbildung arbeitete er zwei Jahre im Staatstheater Oldenburg und daraufhin kamen zwei weitere Jahre im Staatstheater Ingolstadt hinzu.

Sein vielfältiges Talent bewies Martin Wangler in etlichen Werken und Aufführungen. Angefangen von dem Stück als „Totengräber“ in „Hamlet“ oder als „Rocky“ in der „Rocky Horror Picture Show“. Im Jahr 2003 war dann die Zeit des Umbruchs gekommen. Er entschied sich als freier Schauspieler zu agieren. Fast fünf Jahre blieben Martin Wangler und seine Familie in Ingolstadt und der Schauspieler erarbeitete sich seine Kabarettprogramme in unterschiedlicher Weise aus. „Fidelius Waldvogel gehört einfach in den Schwarzwald. Seit Anfang 2009 lebe ich mit meiner Familie wieder in Breitnau und die Resonanz ist hervorragend. Nun bin ich wieder in meiner Heimat, da wollen mich die Bayern wieder haben.“ Dies hat er auch verdient. Themen, die ein Kabarett betreffen, müssen durchdacht und immer wieder verfeinert werden. Oft dauert dies mehrere Monate, und schlussendlich bleibt dann doch die Frage offen, wie es dem Publikum gefällt. „ Ich finde es immer wieder von neuem interessant, die Zuschauer mit einzubeziehen. Natürlich sind aktuelle Themen sehr wichtig, und mit dem Publikum macht es dann richtig Freude, einen Abend zu gestalten“. Momentan pendelt Martin Wangler zwischen München, Breitnau und Umgebung hin und her, der Terminkalender ist bestens gefüllt. „ Ich bin mir immer treu geblieben. Alle Rollen, die ich bekommen habe, entstanden nicht aus irgendwelchen Beziehungen. Das liegt mir nicht, “ erklärt der Schauspieler. Bewerbungen schreiben, seine Identität finden und dabei bleiben, das ist das Motto von Martin Wangler. Und das, wie man sieht, mit großem Erfolg. Ach, übrigens, auch bei so wohlverdientem Erfolg bleibt wohl die Frage nicht offen:“ Haben sie überhaupt noch Lampenfieber?“, da lacht er und sagt: „ Wenn ich das nicht mehr habe, kann ich aufhören. Ich tue immer mein Bestes, und dies mit Leib und Seele. Des mues scho es bissli kribble.“
asc, 30.10.2009, www.dreisamtaeler.de

 

Etwas ist faul im Staate

  Bild: Sonja Rotweiler

"Wie macht man das, einen Skandal"? Was Hamlet in der Mausefallen-Szene (die hier "Rattenfalle" heißt) fragt, hat Volker Lösch längst schon beantwortet. Der Stuttgarter Schauspielchef hat mit schwäbischen Hausfrauenchören und leibhaftigen Daimler-Managern schon manches Skandälchen angezettelt. .... Jetzt zieht Lösch Hamlet buchstäblich in den Dreck: in den knöcheltiefen Matsch von Cary Gaylers Bühne. Und die unterhaltsame Schlammschlacht pflanzt sich bis in den Zuschauerraum fort: Es gibt immer wieder Szenenapplaus für kapitalismuskritische Einlagen, am Ende freilich auch Buhs und empörte Rufe wie "Shakespearemörder" und "Volkshochschule". ...
Alles vom 14.1.2009 bitte auf www.badische-zeitung.de/etwas-ist-faul-im-staate lesen

 

Matthias Hartmanns "Ödipus"-Projekt im Zürcher Schiffbau

 
 Ödipus (Stefan Konarske) und Iokaste (Catrin Striebeck) - Foto: Zubler

... Vier Seuchenspezialisten mit Mundschutz und Overall weißeln minutenlang die Trennscheibe, um das Sterben der Pestkranken unseren Augen zu entziehen (und später altgriechische Graffiti, neckische Figuren und Theaterblut auf die Scheibe klatschen zu können). So durchsichtig undurchsichtig wie die Konstruktion ist das ganze "Projekt nach Sophokles": ein schaurig-fröhliches Seuchen-Komplex-Spiel. Die eigentliche Geschichte des Vatermörders und "Motherfuckers" wird - stark gerafft, teilweise in indirekter Rede, mit allen Regieanweisungen und Kommentaren - nacherzählt. ....
Kompletten Beitrag vom 20.9.2007 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Als behinderter Mensch auf der Bühne stehen

Siegfried Wagmann (45), Schlüsselmanager

Neulich habe ich es zu unserem Regisseur gesagt: Du hast mich gelehrt, dass ich, wenn ich auf der Bühne stehe, da kein Behinderter bin, sondern ein Schauspieler in seiner Rolle. Ich vergesse, dass ich halbseitig gelähmt und spastisch behindert bin. Ich bin einfach ein Mitglied im Ensemble der "Schattenspringer" , einer Theatergruppe mit 19 Behinderten und Nicht-Behinderten. In unserem neuen Stück "Vogeltoll" spiele ich einen Eremiten, eine Rolle, die der Regisseur und ich erarbeitet haben. Ich stelle den Göttern Fragen, bekomme aber keine Antworten. Bei den "Schattenspringern" war ich von Anfang an dabei. Eigentlich hätte ich mir nie vorstellen können, dass Theaterspielen so klappt, aber es funktioniert: Jeder kriegt die Rolle, die er ausfüllen kann. Geistig Behinderte zum Beispiel brauchen andere Impulse. Ich brauche etwas mehr Zeit, weil ich langsam rede, und die kriege ich. Das erste Stück, das wir gespielt haben, war "Was ihr wollt" von Shakespeare. Da war ich der Cesario. Die Proben sind mir anfangs schwer gefallen. Das Auswendiglernen habe ich lange vor mir hergeschoben, aber dann kam ich auf die Idee, Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Das hat sehr gut geklappt, und so mache ich es noch heute. Inzwischen haben wir sechs Stücke aufgeführt, jedes Jahr ein neues. Das ist einiges an Arbeit, vor allem vor den Aufführungen, wenn wir Wochenendproben angesetzt haben. Meine Stärken beim Theaterspiel? Nun, ich denke, ich bin ausdrucksstark. Ich kann auch ohne Worte etwas darstellen. Als behinderter Mensch hat man es im Alltag schwer. Ich sage das ohne zu jammern. Aber ich brauche Menschen, die Zeit haben, die mir Zeit geben, aber in dieser schnelllebigen Gesellschaft ist das nicht selbstverständlich. Im rechnerischen Bereich habe ich aufgrund der Hirnschädigung — Sauerstoffmangel bei der Geburt — Schwierigkeiten. Aber wenn man mir es schön langsam erklärt, verstehe ich es. So ist es auch beim Schach. Das spiele ich im Verein — und da muss man ja auch nicht groß reden. Ich war lange Pförtner beim Fernmeldeamt, jetzt programmiere ich bei einer Firma die Codekarten, halbtags. Aber nur bei den "Schattenspringern" ist meine Behinderung ein selbstverständliches Thema, ein Teil von mir. Es ist halt so. Vielleicht ist das auch nur beim Theater möglich. In anderen Gruppen hat man eine Maske auf. Dort kann ich die Maske ablegen und so sein, wie ich möchte.
Aufgezeichnet von Simone Lutz, 11.6.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

YMCH: 13 Jahre offene Jugendarbeit plus künstlerische Ausbildung in Hinterzarten

Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte die Young Musical Company Hinterzarten (YMCH) insbesondere durch die Aufführung von Musicals. Was jenseits des Bühnengeschehens passiert, bleibt den meisten verborgen. Im Verständnis der 1994 gegründeten Company bildet aber genau das den Grundstein für erfolgreiches und sinnvolles Arbeiten.

Der Sinn ihrer Projekte liegt für die Vorsitzende Sylvia Wehrle nicht allein in der Aufführung, sondern im Weg dahin. Dieser Prozess beinhalte offene Jugendarbeit gepaart mit künstlerischer Ausbildung. Dabei ergänze, wie ihr Lehrer von Gymnasien und Realschulen bestätigen, diese projektbezogene Arbeit die schulische Bildung. Die Personen werden zwar anders gefordert und angeregt, aber stets sind Kopf, Herz und Hand angesprochen. Das Betätigungsfeld bleibt nicht auf die darstellenden Bereiche auf der Bühne begrenzt. Auch Regie, Choreographie, Bühnenbau, Licht- und Tontechnik, Mediengestaltung, Organisation, Chor und Kostüme werden in Teams erledigt. Neben dem Spaß, den diese Arbeiten machen, erwerben die Jugendlichen nebenbei Schlüsselqualifikationen, die ihnen auch in anderen Lebensbereichen weiterhelfen. Die Beteiligung an einer Gruppe fördere die Persönlichkeitsbildung. Zu erkennen, dass das Eigene nur in einem intakten Gemeinsamen realisiert werden kann, zähle zu den Grundüberzeugungen der Young Musical Company.

Alle zwei bis drei Jahre wird ein neues Projekt angegangen. Beim Auftakt 1994 mit dem Musical "Joseph" kamen die jugendlichen Künstler noch vorwiegend aus Hinterzarten und Umgebung. Der Kreis der Interessierten habe sich stetig ausgeweitet. Bei den Aufführungen, "Mephisto" im Jahr 2003 und "Momo" 2005, wurde die neue Dimension der projektbezogenen Jugendarbeit deutlich. Das Einzugsgebiet der Mitwirkenden hat sich bis in das Dreisamtal und nach Freiburg sowie den Landkreis Waldshut ausgedehnt.

Wenn am Freitag, 23. März, 19.30 Uhr, im Kurhaus Hinterzarten der Vorhang für "Honk!" fällt stehen 34 Jugendliche aus halb Südbaden auf der Bühne. Sie übten in über 120 Probestunden die Comedy in zwei Akten nach Hans-Christians Andersens Märchen "Das hässliche Entlein" ein. Insgesamt sind 70 Personen beteiligt. Regie führt Wulf Schmidt aus Rötenbach, Choreographin ist Ulrike Tapella aus Freiburg, die Band leitet Tobias Schwab aus Forchheim und die gesamte musikalische Leitung liegt in den Händen von Frank Hodapp aus Klettgau.
22.3.2007, Dieter Maurer, www.badische-zeitung.de

Aufführungen von Honk! im Kurhaus Hinterzarten, jeweils 19.30 Uhr:
23. März, 24. und 25. März sowie 30. und 31. März und 1. April

 

 

Sex und Gewalt: Heimtücke unter glatter Oberfläche

Händl Klaus’ "Wilde" am Basler Theater aufgeführt

  Gewalt, Sex  und Leidenschaft: Szene aus "Wilde" - Foto: Schlosser

... ein bisschen Narr, eine Spur Tourist, eine Prise Hooligan, schrecken sie nicht davor zurück, dem Tankwart, der sich später als ihr Vater entpuppt, den Arm zu brechen, bis es knackt. Auch sie sind Deplatzierte, die sich in Redundanzen und Klischees bewegen. Harmlos auf der Oberfläche, heimtückisch im Subtext, nötigen sie Gunter in ihre feuerfeste Familienzelle. Dort räkelt sich Schwester Hedy (Carina Braunschmidt) hin und her gerissen zwischen Berührungsängsten und Lebenshunger. Ein Wesen zwischen Pinup-Girl und Nesthäkchen krallt sie sich Gunter. Zwischen beiden entspinnt sich ein groteskes Spiel, das in einen Akt aus Gewalt und Leidenschaft mündet, einem apokalyptischen Sexkrampf. Solche Szenen gehen unter die Haut, deuten die Potenziale des Textes an. Die aber schöpft Keller nur bedingt aus. Mitunter verheddert sich die Regie in den knappen, rhythmisierten Viertel- und Achtelsätzen Händls, die wie Perlen einer Kette aufgereiht sind, mehr andeuten als sie aussprechen. Doch im Schlussbild, der perspektivlos in der Bunkernische kauernden und stammelnden Horde bleibt die Inszenierung wieder haften. Optimismus zumindest sieht anders aus. ....
Kompletten Beitrag vom 22.3.2007 von Michael Baas bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Auf der Bühle wird fast nur noch gestorben: Bezucherzahlen sinken

Das Theater Freiburg verzeichnet Verluste bei den Theaterbesuchergemeinschaften. Seit 52 Jahren kommt eine Gruppe aus Blumberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) ans Freiburger Theater. Deren Leiterin Waltraud Kullmann erklärte im Gespräch mit Joachim Röderer, was ihr am Spielplan nicht gefällt.

BZ: Frau Kullmann, was wollen Sie am Freiburger Theater nicht mehr sehen?
Waltraud Kullmann: Hypermoderne Inszenierungen! Das ist das Problem. Und meine Leute möchten zwischendurch auch mal eine Operette sehen, was die am Theater ja unter ihrem Niveau finden. Sie begründen das damit, dass drittklassige Theater aus dem Osten, die hierher kommen, ja Operetten spielen würden und dies nicht der kulturelle Auftrag des Theaters sei. Dem würde ich aber widersprechen. Ich habe ein Abo am Theater in Schaffhausen, und ich habe dort Sachen von osteuropäischen Bühnen gesehen, die Spitze waren. Meine Leute möchten jedenfalls einen Spielplan, bei dem man das Stück wiedererkennt und bei dem es nicht total entstellt ist. Wenn ich nach der Vorstellung in den Bus komme, dann überfallen mich oft alle und fragen: Was sollte das denn? Fahren wir deswegen 75 Kilometer nach Freiburg?
BZ: Hat es bei Ihrer Besuchergemeinschaft Rückgänge gegeben?
Kullmann: Die letzte Spielzeit war eine Katastrophe. Jetzt zur neuen Spielzeit sind die Anmeldungen drastisch zurückgegangen. Ich habe immerhin ein paar Abgänge wieder aufholen können.
BZ: Die Theaterleitung sagt, sie könne sich nicht nur nach dem Publikumsgeschmack richten.
Kullmann: Das wollen wir ja auch gar nicht. Wir sind auch dem Neuen gegenüber zugänglich und offen. Das Theater hat eine kulturpolitische Aufgabe, die es erfüllen muss. Aber man darf nicht die ganze Zeit den Leuten Inszenierungen vor den Kopf knallen, mit denen sie nichts anfangen können. Das Ensemble ist spitze, da gibt es gar nichts. Doch auf der Bühne wird fast nur noch gestorben. Wir wollen Theater aber auch genießen. Das Theater hat uns jetzt aber im Gespräch versprochen, dass der Spielplan facettenreicher werden soll.

10.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Sex und Gewalt: Normalbürger wenden sich mit Grauen ab

Hässlichkeit, Destruktion, Pornografie und Tabubrüche beherrschen das Theater

Auf diesen Artikel warte ich schon seit 20 Jahren. So lange war ich nicht mehr im Theater, in der Hoffnung, dass sich irgendwann etwas ändert. Aber linke und existenzialistische Ideologie haben nicht nur das Theater, sondern auch die bildende Kunst so negativ verändert, dass sich der Normalbürger mit Grausen abwendet.
Wenn Hässlichkeit, Destruktion, Pornografie und Tabubrüche das Theater beherrschen, bleibt irgendwann nichts mehr übrig und der Mensch wird auf seine (tierische) Triebe reduziert.

BZ-Leserbrief vom 20.12.2006 von Christian Karg, Freiburg

 

Sex und Gewalt: Diese Theaterstücke vergiften die Seele

Es ekelt einen an, was im Theater als Kultur geboten wird. Ich kann jungen Menschen nur empfehlen, derartige Theaterstücke zu meiden. Sie schaffen eine innere Leere, wirken destruktiv; auch hier werden die viel zitierten Spiegelneurosen aktiviert: Was nachgeahmt werden kann ist hasserfülltes, gemeines, niederträchtiges Verhalten. Kurz: Sie vergiften die Seelen und tragen nichts zu einer positiven Geisteshaltung, zu Glück, Freude und Menschlichkeit bei.

BZ-Leserbrief vom 20.12.2006 von Wiltrud Günther-Küster, Gengenbach

 

Sex und Gewalt: Die Nackten und die Feinrippträger - Thesenpapier
 
Interpretation zwischen Experiment und Klischee: Zehn Thesen zur aktuellen Situation der Musiktheaterregie

Es ist ein Ritual: Auf die Theaterpremiere folgt die Zeitungskritik, die möglicherweise noch ein paar Leserbriefe provoziert. Ansonsten findet der Diskurs übers Theater gegenwärtig leider nur bei den Stadtkämmerern statt. Dabei scheinen gerade ästhetische Kontroversen notwendig. Wie steht es um die Aussagekraft moderner Interpretationen, hat sich das Theater von Stück und Publikum entfernt? Den Auftakt zu einem BZ-Forum in losen Folgen macht ein Thesenpapier zur Situation der Musiktheaterregie.

Prolog im Konzerthaus. Drei Frauen unterhalten sich in der Pause eines Sinfoniekonzerts. Alle drei waren Abonnentinnen beim Stadttheater. Waren. Obwohl nach wie vor angetan von den musikalischen Leistungen, haben sie sich vom modernen Regietheater abgewandt. Neulich, beim Schauspiel, erzählt eine, sei sie auch nur drin geblieben, weil Freunde sie mitgeschleppt hatten. Ansonsten sind sich alle drei einig: Sie wollen sich keinen Interpretationen mehr aussetzen, bei denen man den ursprünglichen Inhalt eines Stücks nurmehr erahnen kann. Die Episode ist nicht erfunden, sie ist hoffentlich auch nicht repräsentativ. Für voreilige Rückschlüsse jedenfalls reicht sie nicht aus, nicht einmal als Stimmungsgradmesser. Dass hingegen so mancher klassisch-konservative Theatergänger dieser Kunst abhanden gekommen ist, weil er sich im modernen Regietheater mit seiner Ästhetik einer neuen Dechiffrierung, Verfremdung und Dekonstruktion nicht mehr zurecht finden will, steht außer Frage. Auch, dass die Diskussion darüber in jüngerer Vergangenheit eher zugenommen hat, gerade bei den so genannten Experten. Vor diesem Hintergrund wirkt dieser Satz Walter Felsensteins topaktuell: "Zwischen Konvention und Erneuerung der Opernkunst, speziell in Fragen der musikalischen Handlung, der Darstellung im Gesang und der Funktion der Musik im Drama tobt ein Krieg . . . " Der große Theatermann äußerte ihn bereits 1965. Doch während sich der "Rezeptions-Krieg" gegenwärtig gerne an Vordergründigem aufhängt, etwa wie viel Blut und Sperma Stück und Publikum vertragen, wirft so manche Inszenierung die Frage nach der grundsätzlichen Bedeutung der Oper für die Gegenwart auf. Und danach, weshalb viele aktuelle Lesarten von Oper als einer Kunstgattung, die noch immer sehr vielen Menschen sehr viel bedeutet, auf immer heftigere Ablehnung stoßen. Ist die Sehnsucht nach bildungsbürgerlicher Unterhaltung größer als das Interesse an den jeweiligen aktuellen politischen und gesellschaftlichen Konnotationen? Was dürfen, was müssen Regisseure ihrem Publikum mit ihren Interpretationen abverlangen? Und wie viel Experiment verträgt der unmittelbar Betroffene — die Kunstform Oper? Zehn Thesen zur Situation der Musiktheaterregie — nicht frei von Polemik und durchaus Ergänzungen oder Widersprüche herausfordernd.

1. Viele Regisseure des Musiktheaters beherrschen ihr Handwerk nicht mehr ausreichend. Die Kunst der Personenführung scheint derzeit eher wieder in Vergessenheit zu geraten. Was bei Altmeistern des Regietheaters wie Götz Friedrich oder Harry Kupfer manchmal sogar überzogen wirkte, sich aber als detailliert ausgearbeitetes, sublimes Rollenporträt entpuppte, ist heute im Theater Mangelware. Allzu oft werden die Akteure sich selbst überlassen. Noch schlechter ist es um die Inszenierung von Ensembles bestellt.

2. Es fehlt den Regisseuren häufig an Wissen über das Werk und seine historischen Zusammenhänge. Die Geschichte vom Regisseur, der am ersten Probentag mit dem Libretto im CD-Beiheft erscheint, ist aus mehreren Theatern verbrieft. Mangelnde Werkkenntnis führt nicht selten dazu, dass ein Konzept allzu isoliert ein bestimmtes Bild der Gegenwart postuliert, ungeachtet dessen, ob sich das jeweilige Werk dafür eignet.

3. Es mangelt den Regisseuren am Interesse an der Musik und an der Kenntnis ihrer Gesetzmäßigkeiten. "Und zwar ist es in erster Linie die Musik, die wörtlich genommen werden muss", schreibt Walter Felsenstein. Wer sich dagegen im Theater heute auf die Musik konzentriert, wundert sich oft über die Szenerie. Da werden ergreifende Momente konterkariert durch Bilder, Aktionen und Geräusche — der Effekt heiligt das Mittel. Auch den Purzelbaum schlagenden Sänger. Ist es noch legitim, vom Musiktheaterregisseur eine hinreichende Kenntnis im Partiturlesen zu fordern?

4. Der Begriff der "Werktreue" ist der Bedeutungslosigkeit anheim gefallen. Die einst heftig ausgetragene Diskussion über mehr Regietheater (= Interpretation) oder Werktreue scheint ausgefochten. Werktreue ist auf der Bühne nur noch ein Phantom.

5. Dirigenten und Sänger sind der Dominanz der Regie ausgeliefert.
Nur wer als Kapellmeister oder Sänger einen wirklich großen Namen besitzt, traut sich, der Regie Paroli zu bieten. Die unzähligen begabten, meist schlecht bezahlten jungen Künstler auf der Bühne müssen sich derweilen mögliche Einwände aufsparen und haben der Willkür der Regisseure Folge zu leisten (siehe oben).

6. Die Dramaturgen haben das Theater seines Fleisches und Bluts beraubt.
Dramaturgen sind Theoretiker, keine Bühnenpraktiker. Vielen Inszenierungen (und den Abhandlungen darüber im Programmheft), die besonders konstruiert und theoretisch wirken, merkt man den Einfluss des dramaturgischen Überbaus auf die Regie an.

7. Viele Regisseure verwechseln Klischee mit Originalität. Auf bestimmte, sich beinahe monoton wiederholende Metaphern scheint das Theater gegenwärtig nur schwer verzichten zu können. Ein Don José im Feinrippunterhemd ist ebenso obligat wie die Sperrmüllhalde als Schauplatz für "Siegfried" oder die Nackten und das umgeworfene Möbelstück. Das Instrumentarium des Gegenwartstheaters ist merkwürdig indifferent, unoriginell und ideologisch behaftet. Die Klischees früherer Jahre wurden einfach durch neue abgelöst.

8. Der Blick auf die gezielte, öffentlichkeitswirksame Provokation lenkt das Tun mancher Regisseure. Der Skandal ist werbewirksamer als jede solide, aber leise Inszenierung — das lehrt die gesamte Theatergeschichte. Somit lässt sich über Tabubrüche auf der Bühne auch aus anderer Perspektive spekulieren. Im Geschäft bleiben auf Dauer nur die, über die geredet wird.

9. Fortgesetzte Tabubrüche und Dekonstruktion bewirken beim Publikum nur das Gegenteil von Erschütterung: Desinteresse. Viele, die sich vom Gegenwartstheater abgewandt haben, taten das nicht, weil ihnen der Spiegel vorgehalten wird, sondern weil es sich dabei häufig um einen Zerrspiegel handelt. Stete Überzeichnung bewirkt aber vor allem eines: Abstumpfung.

10. Die Medien tragen durch ihre Berichterstattung eine Mitschuld an der Krise des Musiktheaters. Neben der Lust am Skandal kann auch Abstraktion schaden. Reduziert sich Theater auf einen elitären Dialog zwischen den Machern und den Kritikern, die stellvertretend für alle Rezipienten die Regie-Chiffren interpretieren sollen/können, wird es zum Privatvergnügen einiger weniger.

Badische Zeitung Freiburg
Alexander Dick, 8.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

  Ein Blick hinter die Kulissen der "Bure zum Alange"

Wie kommt ein Landwirt auf die Kleinkunstbühne? / BSE-Krise war Initialzündung für die kabarettistischen Aktivitäten

"Wir hatten in Bonndorf ein tolles Publikum und eine tolle Atmosphäre." Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder — bekannt als "Bure zum Alange" — waren nach ihrem Auftritt vor rund 400 Besuchern in der Bonndorfer Stadthalle rundum zufrieden. Und erleichtert waren sie auch, es hat alles geklappt, obwohl die beiden Kabarettisten nach einer längeren Sommerpause wieder zum ersten Mal auf der Bühne standen und die Zeit für Proben und Vorbereitungen angesichts der Erntearbeiten, die es für die praktizierenden Landwirte zu meistern galt, knapp war. Der gelungene Auftakt mag wohl damit zusammenhängen, dass Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder über reichlich Bühnenerfahrung verfügen, immerhin treten sie schon seit rund fünf Jahren gemeinsam auf und ihr Aktionsradius bewegt sich bereits über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus. Auch in der Fernsehserie "die Fallers" machten die "Bure zum Alange" schon von sich reden. "Das war zwar toll, aber die Filmbranche ist nicht unser Ding" , blickte Nikolaus König im Gespräch mit der Badischen Zeitung zurück.

Wie aber kommt ein Landwirt überhaupt dazu, sich der Kleinkunstszene zu widmen. Was treibt einen Bauern um, der seinen eigenen Berufsstand und dessen Probleme selbstironisch auf die Schippe nimmt? "Nun, das Kabarett ist für uns eine Möglichkeit, den eigenen Frust loszuwerden und gleichzeitig ein gutes Mittel, die Probleme der Landwirte an die Öffentlichkeit zu bringen" , erklärte Nikolaus König. Der Vater von drei Kindern ist auch überzeugt davon, dass man die Menschen mit trockenen Informationen nicht erreicht. "Man erreicht sie nur über das Herz und das öffnet sich, wenn man lacht und wenn man Spaß hat." Das Theaterspielen hat König bereits vor vielen Jahren in seinen Bann gezogen. Bei den Jostäler Freilichtspielen war er als Akteur mit dabei, und hier wurde auch sein Interesse an der Heimatgeschichte geweckt, die im Kabarettprogramm der "Bure zum Alange" eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Und auch sein Kollege Wolfgang Winterhalder ist noch auf anderen Bühnen zu Hause, jüngst beim Freilichttheater in Friedenweiler-Rötenbach "Die Äbtissin vom Wald".
Kennengelernt haben sich die beiden im Sandkasten, nein nicht ganz, aber als Jugendliche über die Landjugend. Auf einem Treffen sind sie sich über den Weg gelaufen und haben sich auf Anhieb gut verstanden, "uns verbindet eine Art Geistesverwandtschaft" , beschreibt Nikolaus König die Sache.
Als vor etwa fünf Jahren ständig dieselben Bilder einer an BSE erkrankten Kuh über die Mattscheibe flimmerte, reifte bei König und Winterhalder die Idee, die vielfältigen Probleme der Landwirtschaft, die teils falschen vorherrschenden Meinungen und auch überholte Klischees kabarettistisch aufzuarbeiten. "Die BSE-Krise war Initialzündung für die Bure zum Alange", sagte Nikolaus König. "Anfangs wurden wir zwar in den eigenen Familien und im Kollegenkreis belächelt, mittlerweile wird unser Hobby aber akzeptiert. Die Familien halten uns auch den Rücken frei, sonst wäre der zeitaufwändige Nebenjob auf der Bühne gar nicht zu meistern."
Als zusätzliches Standbein neben der Landwirtschaft sehen die "Bure zum Alange" ihre Aktivitäten als Kabarettisten nicht unbedingt. Im Sommer wird ohne hin pausiert, über die Herbst- und Wintermonate sind maximal vier Auftritte pro Monat möglich. "So macht es Spaß und so soll es auch bleiben" , erteilt König einem Ausbau des künstlerischen Daseins eine Absage. Dass ein Bauer in der Region ohne zusätzliches Standbein aber kaum mehr eine Chance hat, das wird von den beiden bestätigt. Diesbezüglich beschreiten sie aber andere Wege. Nikolaus König betreibt neben der Landwirtschaft auch eine Sägerei und beide "Bure" sind auch in der Tourismusbranche aktiv. "Wir haben Gästeführerlehrgänge absolviert und bieten unter anderem auch in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südschwarzwald Hofführungen an." Im Sommer informierten sich allein 40 Gruppen aus Amerika auf Königs Hof in Breitnau-Siedelbach über das Leben und Arbeiten der Schwarzwaldbauern. Und so schließt sich letztlich auch wieder der Kreis zum Kabarett der "Bure zum Alange" : Die Begegnung zwischen Bauer und Tourist stellt schließlich die Rahmenhandlung des Bühnenspektakels dar. Und was zeichnet die "Bure zum Alange" aus? "Wir wissen von was wir reden, wir sind authentisch"
Juliane Kühnemund , 30.8.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Loriot uf Alemannisch? - Armin Holzer mit A-Trio

Leute aus dem Elztal: Der künstlerische Leiter der Alemannischen Bühne Freiburg, Armin Holzer

Armin Holzer (35) steigt flott vom Fahrrad und zügig die Treppen zum Theatercafé in Freiburg hinauf. Nein, er hat sich nicht im Haus geirrt. Er ist zwar der künstlerische Leiter der Alemannischen Bühne in Freiburg, doch das Ambiente im Theatercafé beim Großen Haus gefällt ihm gut. Ebenso der Blick hinüber zur Turmspitze des Münsters und das quirlige Treiben auf der Straße. “Auf der Straßenbahn sind Schuttig drauf” , zeigt er nach unten. Aha, da wohnt einer zwar schon elf Jahre nicht mehr in Elzach, sondern in Merzhausen, doch die Elzacher Schuttig fallen ihm eben überall auf. “Vernunft und Kunst streiten schon lange in mir” , gesteht Armin Holzer. Zu Realschulzeiten war er in der Theater-AG. Ihm gefiel die Schauspielerei unglaublich gut, doch konsequenterweise den Beruf des Schauspielers zu lernen, das traute er sich damals dann doch nicht. “ Erst mal was Vernünftiges” , hatten die Eltern geraten und so wurde er Augenoptiker. Dieser Beruf hat viel mit Mathematik und festen Größen zu tun und will scheinbar so gar nicht zur Kunst passen.

Trotzdem ließ ihn die Muse nie los. “ Ich ging einen furchtbaren Umweg” , gesteht er leise. 1992 trat er erstmals als Darsteller in der Alemannischen Bühne auf. Zwölf Jahre später führte er erstmals die Regie und seit fast zwei Jahren ist er der künstlerische Leiter dieses Mundarttheaters. “ Da konnte ich meine große Klappe unter Beweis stellen” , grinst er heute im Nachhinein. Was man ihm nicht so recht glauben mag, denn Armin Holzer ist eher ein Mensch, der zuhört und beobachtet. Damals hätte man den Jungen bei der Bühne einfach nichts zugetraut. “ Ich habe viel von Helmut Grieser gelernt” , sagt er, weshalb er dem ehemaligen Schauspieler am Freiburger Theater sehr dankbar ist. Stücke aussuchen, ins Alemannische übersetzen, bearbeiten, Rollen besetzen und Proben leiten sind jetzt seine Aufgabe. Momentan arbeitet er mit den Schauspielern an seiner dritten Inszenierung. Es ist die Geschichte zweier Freunde, die sich im edlen Benehmen überbieten wollen. Statussymbole wie Handy, Auto, Urlaub und eine Weltreise müssen für ihre Eitelkeiten herhalten. “ Das schaffen die finanziell fast nicht, doch sie meinen, das müssten sie durchziehen” , gibt Armin Holzer erste Hinweise auf das Stück, das im März 2006 Premiere feiern wird.

Er selbst hat keine Probleme mit der Bodenhaftung. “ Dafür bin ich zu sehr im Alltag mit seinen Menschen drin, das Umfeld erdet” , erzählt er über sich. Den Blick für das Materielle geht ihm nicht verloren. Über den Wolken schwebt er nur, wenn er die Lieder von Reinhard Mey singt. “ Das ist eine Liebhaberei” , so Holzer. Ausgebildet an der klassischen Gitarre mag er besonders die zeitkritischen Liedtexte Meys. “ Füchschen” , eine Anlehnung an Goethes Fabel vom “ Reineke” , gefällt ihm besonders. “ Doch gleichviel, ob der schmierige Wicht (der Pfarrer “ Schwarzkittel’ ) dir Fegefeuer oder Paradies verspricht, Füchschen, glaub ihm nicht” , rät da der alte dem jungen Fuchs.

“ Hesch au was Luschtig’ s?” , wurde er bei der jüngsten Lesung in Elzach gefragt. Der club art hatte dort eingeladen und 50 Besucher waren ins Haus des Gastes gekommen. Doch immer nur lustig geht nicht. Armin Holzer hat auf Hochdeutsch sehr nachdenkliche, reife Gedanken zum Leben, der Not, etwas schreiben zu müssen, zum Sterben und zum Tod aufgeschrieben. “ Vermutlich ist im Hochdeutschen die Sprache vielfältiger” , denkt er laut nach. Entscheiden muss er sich ja nicht, denn er kann im Dialekt und in der Hochsprache schreiben. “ Loriot auf alemannisch funktioniert” , erzählt er. Die Ehegeschichten kämen gut an, denn die Strickmuster seien immer die gleichen, da wäre die Sprache eher zweitrangig. “ Vielleicht ist es sprachlich etwas einfacher gestrickt” , meint Armin Holzer.

Neben der Regiearbeit zieht es ihn auch immer noch auf die Bühnenbretter. Zusammen mit Adelheid Froß und Anja Faller bildet er das “ A-Trio” , das mit dem “ alemannischen Loriot” auftritt. Tipp: “ A-Trio” mit Armin Holzer tritt am kommenden Samstag, 17. Dezember, um 20 Uhr im Gasthaus “ Löwen” in Elzach auf.
Alles von Gerda Oswald vom 15.12.2005 auf www.bzol.de lesen

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