Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Eisenbach mit Bubenbach, Oberbränd und Schollach
Infos 1.1.2005 bis 25.11.2009

     

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Eisenbach mit Bubenbach, Oberbränd und Schollach - Infos ab 1.1.2005

Blick nach Süden vorbei am Lang-Hof zu den Alpen am 3.1.2005 Blick vom Lang-Hof in Eisenbach zu den Alpen - mehr

 

Krisen-Reportage in der ZEIT erzürnt die Eisenbacher

Was treibt die beiden Journalisten der ZEIT zu derartiger Häme?
Ich will hier nicht auf die Behauptungen über die wirtschaftliche Lage Eisenbachs eingehen. Darüber wird von kompetenterer Seite geurteilt werden. Was mich bewegt, ist der "Ton" dieser beiden Herren, was treibt sie zu derartiger Häme? Ist das der neue Stil, mit dem sich Journalisten heute schnell und nachhaltig profilieren können und das auch bei einem so renommierten Blatt wie es Die Zeit sein will? So wird der betroffene Unternehmer regelrecht in den Dreck gezogen, wenn es heißt, er sehe aus, als wenn er gleich kotzen würde. Oder an anderer Stelle wird er verglichen mit einem lästigen Hund. Lächerlich auch die Szene am Frühstückstisch mit der alten Mutter, dabei darf nur ja die Bezeichnung "alt" nicht vergessen werden! Die Mutter eines 50-Jährigen kann ja schließlich nicht mehr jung sein. "Müsli" und "lange Haare" dürfen auch nicht fehlen, um in eine bestimmte Richtung zu weisen, und dass die Seniorin "krächzt" wenn sie auf Gottes Hilfe hofft, zeigt doch nur, was diese beiden Schreiberlinge von Gottes Hilfe halten. Empörend auch die Unterstellung, "die Mutter könnte Betriebsgeheimnisse weiter tratschen"! Das Ganze liest sich wie ein Produkt der Moderne, wo doch oft Werte wie Ehrfurcht, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und andere nichts mehr gelten und lächerlich gemacht werden.
BZ-Leserbrief vom 2.12.2009 von Waltraut Schulte, Eisenbach-Bubenbach

(Un-)bericht über Eisenbach
Ich bin vor einem Jahr nach Eisenbach gezogen der Arbeit wegen und ich kann das von den „Reportern“ dargestellte Eisenbach absolut nicht wieder erkennen. Als gebildete Person die sich dem Journalismus verschrieben hat und eigentlich über ein gewisses Maß an Wahrheitsliebe verfügen sollte kann ich diesen 8seitigen (Un-)bericht über Eisenbach nicht nachvollziehen. Sicherlich ist es durch die Finanzkrise auch hier zu Kurzarbeit usw gekommen ABER die ansässigen Firmen haben auf diese Krise richtig reagiert durch gemeinsame Einsparungen durch nutzen der Kurzarbeiterregelung und durch das Zusammen-anpacken der zum größten Teil familiärgeführten Unternehmen und deren Belegschaft konnte größere Schaden abgewendet werden bei IMS Gear konnte die Stammbelegschaft zu der ich mich auch zählen darf gehalten werden. Den von ihnen zitierten Teilereiniger kenne ich persönlich und ich bin mir sicher das er das was hier zitiert wurde so nie gesagt hat. Und wie erklären sich die „Reporter“ das die Firma Framo erst dieses Jahr eine Erweiterungsbau in Eisenbach vollendet hat? Wie lässt sich die Lage die jetzt in den Betrieben herrscht erklären ohne das man den befragten Personen die Wörter auf unredliche weise im Mund herumdreht und Eisenbach als ein Dorf voller Träumer und Deppen darstellt? Ich weiß ehrlich gesagt nicht was die Reporter sich dabei gedacht haben so einen „Bericht„ zu verfassen und um ehrlich zu sein ich will es auch gar nicht wissen.
Zeit-Leserbrief von Bueb04 vom 26.11.2009

Journalsmus "gefeatured"
Ja, in Staufen ist's das Gleiche. Das liegt aber auch an der Zwanghaftigkeit, mit der im Journalismus neuerdings auf Teufel komm raus "gefeatured" werden muss.
BZ-Leserbrief von Krit am 25.11.2009

Eisenbachs Unternehmer wollen Beschwerdebrief schreiben
Ein ganzes Jahr lang haben die beiden "Zeit"-Autoren die Eisenbacher auf ihrem Weg durch die Wirtschaftskrise begleitet. Wohl sechsmal seien sie aus Berlin angereist, wird erzählt, um sich ein Bild von jenem Ort zu machen, das man auch "Gear Valley" nennt, das Tal der Getriebe, das auf Gedeih und Verderb von der gebeutelten Autoindustrie abhängt. Im Nachhinein, sagt Kuckes, hätten sie sich den ganzen Aufwand sparen können, "denn die Tendenz des Artikels stand offenbar schon vorher fest". Einen ähnlichen Eindruck hat auch Michael Grieshaber, der eher unfreiwillig die Hauptrolle in der Reportage einnimmt. Er fühle sich ausgenutzt als "Statist eines schlechten Groschenromans", klagt Grieshaber, der seit einem Jahr seinen insolventen Betrieb zu retten versucht. Eine Anfrage an die Autoren sei bislang unbeantwortet geblieben, sagt er. Eisenbachs Unternehmer wollen in diesen Tagen einen gemeinsamen Beschwerdebrief an die Herausgeber nach Hamburg schicken. Sogar in den USA hätten ihn verunsicherte Kunden auf den Artikel angesprochen, erzählt Norbert Willmann, Geschäftsführer bei IMS Gear. Die "einseitige Berichterstattung" sei nicht nachvollziehbar. IMS Gear, immerhin Eisenbachs größter Arbeitgeber, ist in der Reportage nur am Rande erwähnt. "Kein Wort darüber, dass wir unsere Stammbelegschaft trotz Krise halten konnten", ärgert sich Willmann. Ganz ignoriert wurde die Firma Weckermann. Dass er die Krise ohne Kurzarbeit überstanden hat, habe wohl nicht ganz ins Genre gepasst, vermutet Geschäftsführer Karl Duttlinger.
Alles von Florian Kech vom 25.11.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/krisen-reportage-in-der-zeit-erzuernt-die-eisenbacher

Die "Eisenacher" und ihre Ampeln ...
Nachdem ich über diesen Artikel www.badische-zeitung.de auf diesen Bericht gestossen bin und viele Jahre in Eisenbach gelebt habe, kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen. Um an "Schwarzwaldidylle" anzuknüpfen, hat ein Journalist auch die Pflicht sorgfältig und korrekt zu berichten. Dies kann ich dem, am Anfang verstümmelten und mit Tippfehlern versehenen, Artikel nicht ganz abnehmen. Und ob ein Unternehmer an nicht vorhandene "Ampeln" (ein Eisenbacher möge mich gerne korrigieren, aber wo gibt es in Eisenbach eine Ampel?) "kotzen" muss, weiß ich auch nicht so genau. Ein journalistisches Filetstück jedenfalls ist der Bericht m.E. nicht. Es ist aber mit Sicherheit interessant über eine Gemeinde mit diesen Strukturen in heutigen Zeiten zu berichten. Und Eisenbach sollte sich vielleicht manche Zeile in dem Bericht unvoreingenommen(er) durchlesen. Vielleicht sollte man einmal nachdenken, ob die Firma Grieshaber den Herrn Schneider nicht hätte früher fortbilden sollen. Ob Herr Tritschler nicht die richtige Frage gestellt hat. Der aktuelle Bürgermeister macht es vielleicht doch besser, als sein Vorgänger, in dem er ein Gewerbegebiet erschliesst und mit einer guten Kinderversorgung für eine arbeitnehmerfreundliche Infrastruktur sorgt und keine Festhalle baut?
Eines noch an "Einheimische" zur Hilfsbereitschaft: da haben Sie in der Tat recht, hilfsbereit sind sie und eine Erwähnung im Artikel wäre es wert gewesen.
Zeit-Leserbrief vom 24.11.2009 von böse Zeiten

Eisenbach ist lebenswert
Wenn man Ihren Artikel in Bezug auf die Lebensverhältnisse in Eisenbach ließt, müßte man meinen, hier wohnen nur eigenbrödlerische und starrsinnige Leute. Das Gegenteil ist der Fall. Die Dorfgemeinschaft funktioniert hervoragend. Gerät jemand in große Not, so helfen alle mit. Es gab bereits 2 große Spendenaktionen für behinderte Menschen im Ort, eine weitere läuft gerade. Als eine Familie durch einen Brand ihr ganzes Hab und Gut verlor, boten viele Mitmenschen materielle und finanzielle Hilfe an. Die Vereine leisten großartiges. Jugendliche des Musikernachwuchses stellen eine "Wetten dass...?"-Show auf die Beine, die die Veranstaltungshalle bis auf den letzten Platz füllte. So könnte man noch vieles aufzählen. Auch in den Firmen ist das Betriebsklima nicht so schlimm, wie es hier dargestellt wird. Die Mitarbeitervertretungen arrangieren sich mit den Geschäftsleitungen zum Wohle aller, zur Sicherung der Arbeitsplätze. Sicherlich hinterläßt die derzeitige Wirtschaftskrise überall ihre Spuren - auch im Hochschwarzwald. Aber wer hier lebt und sich auf die Menschen hier einläßt ist immer herzlich willkommen. Er kann das Gegenteil zur Anonymität in der Großstadt erleben. Fragen Sie mal die letzte Dorfschreiberin, die kam aus Berlin und fühlte sich "sauwohl". Man muss halt wollen. Ihre Reporter wollten wohl eher nicht. Schade.
10.11.2009, Zeit-Leserbrief von "Einheimische"

Eisenbach kämpft
Es ist eine Art Schockstarre, die das Dorf erfasst hat, eine stumme Hysterie. Während sie woanders Kurzarbeiterstammtische gründen, ziehen sich die Leute hier zurück. Die Straßen sind wie ausgestorben, die Kneipen abends menschenleer. Möglich, sagen manche, dass die Menschen in der Gegend halt so sind; dass sie noch immer diese eigenbrötlerische Art der Uhrmacher besitzen, aus deren Kleinbetrieben all die Großen irgendwann hervorgegangen sind.
.... Unaufhaltsam, scheint es, wirbelt dieser Sturm das Tal hinauf, reißt alles um, was morsche Wurzeln hat, und rüttelt an Gewissheiten, die unverrückbar schienen. Bei der Sparkasse erkundigen sich Leute, ob es bald eine Währungsreform geben wird. Beim Bürgermeister Kuckes war neulich jemand in der Sprechstunde, um seine Gebühren für den Müll stunden zu lassen, und das Restaurant Alpenblick, hört man, habe die Abo-Essen für die Arbeiter abgeschafft. Der Müll, die Abo-Essen. Niemand weiß, wie viel davon Gerede ist, aber was heißt das schon. Alles wird in diesen Monaten zum Zeichen. Nichts erscheint mehr sicher.....
Alles vom 6.11.2009 bitte lesen auf  http://www.zeit.de/2009/46/Das-Dorf-46


 

Wanderung Bärenhof Oberschollach - Klosterwald - Friedenweiler

Die Abschlusstour des Sommerferien-Programmes der Badischen Zeitung führt am Mittwoch, 9. September, von Schollach auf dem alten Kirchweg durch den Klosterwald nach Friedenweiler und zurück (20 Kilometer). Treffpunkt ist um 10 Uhr beim Bärenhof in Eisenbach-Oberschollach. Im Klosterwald ist ein kleiner Abstecher zu den ältesten Kiefern Mitteleuropas geplant. In Friedenweiler besichtigen die Teilnehmer die Klosterkirche und wandern dann zurück zum Bärenhof. Dort wird die "Dreifaltigkeits-Hofkapelle" besichtigt. Danach bietet Bärenhofbauer Peter Kleiser in seiner Tenne ein Bauernvesper aus seiner Hofmetzgerei an (Teilnahme gegen Kostenbeteiligung). Auskünfte unter 07761/92190, Anmeldung bei allen Geschäftsstellen der Badischen Zeitung.

Restlos begeistert waren 67 Leserinnen und Leser bei der Abschlusstour im Rahmen des BZ-Wanderprogramms "Unsere Schwarzwaldhöfe" am vergangenen Mittwoch, die beim Bärenhof in Schollach begann. Dort wurde die Gruppe von Wanderführer Hans Loritz mit dem Hofbauern Peter Kleiser bekannt gemacht, der 16. Bauer des Bärenhofes, seit die Höfe in Schollach in das Eigentum der Bauern übergingen. Der Bärenhof betreibt eine mehrgliedrige Landwirtschaft mit Milch, Rinder- und Schweinemast und Selbstvermarktung von Wurst, Fleisch, Käse und Butter. Außerdem bietet die Familie Kleiser Urlaub auf dem Bauernhof und kann so dem sinkenden Milchpreis begegnen. Schollach war ehemals eine Gründung des Klosters Friedenweiler, dessen Meisterin 1280 verfügte, dass man den Wald im Tal der Schollach "ausreithen und bebauen möge". Und die noch heute bestehende Einteilung der Höfe mit ihren Sommer- und Winterseiten, den Zugängen zu Wasser und Wald ist von ihr konzipiert. Die Höfe waren Lehen und mussten ihren Zehnt, die damalige Steuer, zur Hälfte an die Pfarrkirche in Urach und an das Kloster abliefern. Das neue Dorf bestand aus 40 Häusern, deren Anzahl sich in 800 gerade mal verdoppelte. So hat sich Schollach in fast einmaliger Weise seine Ursprünglichkeit erhalten.
Der Eisenbacher Bürgermeister Alexander Kuckes begleitete die Wanderer und stellte bei einem kurzen Halt in Eisenbach die Gemeinde vor. Im Klosterwald von Friedenweiler wartete Gerrit Müller vom Kreisforstamt Freiburg auf die Gruppe und führte sie zu Kiefern mit einem Alter von über 350 Jahren, die immer wieder Ziel forstlicher Exkursionen sind. Er erklärte, warum Kiefern für das Auerwild besonders wichtig sind und zeigte anhand einer Baumscheibe das geringe Wachstum im Bereich eines Hochmoores.
Bei der Ankunft in der Klosterkirche von Friedenweiler kam es zu einer Überraschung: Unter dem unverdächtigen Namen "Wandergruppe Wagewein" haten sich sechs Männer gemeldet, die sich der BZ-Gruppe anschließen wollten. Schon bei der Rast an der Thaddäus-Kapelle in Eisenbach hatten sie verschiedene Lieder angestimmt. Jetzt begleiteten sie unter der Leitung von Berthold Jäckle eindrucksvoll die Ausführungen über die Geschichte des Klosters Friedenweiler und der Besonderheiten der Kirche zur Begeisterung aller Teilnehmer. Die Gesangsgruppe nutzte die Gelegenheit, um ein erstes Mal vor einer größeren Zuhörerschar aufzutreten. Der Heimweg führte über Schwärzenbach zurück zum Bärenhof in Schollach, wo Peter Kleiser die Geschichte der Hofkapelle, einer Dreifaltigkeitskapelle, vorstellte, die von 1634 bis 1879 beim Großhof in Schwärzenbach stand und später an den Jockenbauer aus Schollach verkauft wurde. Der aber fand keinen geeigneten Platz bei seinem Hof, um sie wieder aufzubauen und verkaufte die einzelnen Bestandteile weiter an den Bärenhof. Dort wurde die Kapelle 1879 von Zimmermeister Zumkeller aufgestellt. Als der Bärenhof 1955 einem Großbrand zum Opfer fiel, wurde durch die große Hitze auch die Kapelle in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau des Bärenhofes kostete alle Kraft, doch Altbauer Stefan Kleiser und Jungbauer Peter Kleiser hatten den Mut, auch die Renovierung der Kapelle anzugehen. Mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes, des Erzbischöflichen Ordinariats, des Landkreises, der Gemeinde Schollach und einiger Privatspenden wurde 1972 die Außensanierung und von 1986 bis 1989 die Renovierung des Innenraums bewältigt. Sie ist heute eine der größten und schönsten Hofkapellen des Schwarzwalds.
Hofbäuerin Dorothee Kleiser hatte während der Kapellenbesichtigung zusammen mit Helferinnen ein Schwarzwälder Bauernbüfett unter der Hoflinde aufgebaut – genau das richtige für eine hungrige Wanderschar! Gut gestärkt traten die Teilnehmer die Heimreise an mit der Bitte, die Badische Zeitung möge auch im nächsten Jahr wieder ein Wanderprogramm anbieten

Hans Loritz, 12.9.2009

 

 

Vierte Dorfschreiberin Barbara Bollwahn verabschiedet

Erfrischend lebendig und mit viel Humor gewürzt war die Verabschiedung von Barbara Bollwahn, der vierten Dorfschreiberin in Eisenbach. Die aus Sachsen stammende und in Berlin beheimatete Schriftstellerin genoss in vollen Zügen das Leben auf dem Lande.

Sie schätzte vor allem die vielen Kontakte zu den Menschen im Hochschwarzwald, dabei musste sie allerdings manche sprachliche Barriere überwinden. Am Ende ihres vom Förderkreis Kreatives Eisenbach finanzierten Stipendiums wurde Bilanz gezogen. Zahlreiche Zuhörer interessierten sich in der Wolfwinkelhalle dafür, was in den vergangenen drei Monaten geschehen ist. Dass Barbara Bollwahn keineswegs die schriftstellerischen Fähigkeiten fehlen, darüber wusste man in Eisenbach Bescheid, doch dass sie alles um sich herum fotografiert und kleine Filme dreht, dies war nur jenen bekannt, die ihr Tagebuch im Internet mitverfolgt hatten. Rundum wohlgefühlt hat sie sich bei der Familie Schuler am Beierleshof in Schollach. Die kurzen Filme präsentierte sie in der Wolfwinkelhalle auf Großleinwand, angefangen vom Kühemelken, Schweinestallsäubern, bis hin zur Jagd, bei der Klaus Schuler einen stattlichen Rehbock erlegte, sie anschließend beim Ausnehmen dabei war und Herz und Leber mitnehmen durfte, um sich ein Mittagessen daraus zuzubereiten. Gefilmt wurden aber auch der Auftritt des Männerchores Harmonie, Klaus Schuler beim Einfangen von Kühen und Bullen, es war eine herzerfrischende Mischung Schollacher Szenen, die, wären Ton- und Bildqualität etwas besser, einen schönen Heimatfilm ergeben würden. Höhepunkt der Filmsequenzen war jedoch ein Abend im "Bierhaus" in Schollach. Vor allem angetan hatte es ihr der Seniorchef des Gasthofs, "d’Guscht". Eines Abends während an einem Tisch Cego gespielt wurde, fehlte am Nachbartisch der dritte Mann zum Skat. Der Vater von Barbara Bollwahn, der gerade zu Gast war, erklärte sich spontan bereit, auszuhelfen. Einziges Problem war die Verständigung. Kein Wort habe er verstanden, berichtete die Dorfschreiberin, da Alemannisch und Sächsisch wenig gemeinsam haben. Doch Bollwahns Vater war so angetan von dieser Begegnung, dass er nach der Rückkehr nach Sachsen einen Dankesbrief an die Skatbrüder und den Wirt des Bierhauses schrieb, den Barbara Bollwahn überreichte. "D’ Guscht" freute sich sehr über diese Resonanz aus Sachsen, drehte und wendete das Briefkuvert mehrfach und gab anschließend seiner Verwunderung Ausdruck: "Die hän jo die glieche Briefmarke wie mir". Neben Anekdoten und Filmen gab es bei der Abschiedsveranstaltung der Dorfschreiberin auch eine Bilanz des Schaffens und Wirkens auf literarischer Ebene. Schüler der Lichtenbergschule lasen die unter Anleitung von Barbara Bollwahn selbst geschriebenen Geschichten, die in einem Buch "Geschichten aus dem schwarzen Wald" zusammengefasst sind.
Wieder andere Schüler beteiligten sich gemeinsam mit der Dorfschreiberin an einem Wettbewerb der Wochenzeitung "Zeit", Arne und Linda Meister sowie Silas und Laura Schwab vermittelten Einblicke in ihr literarisches Schaffen. Schließlich folgte auch eine Lesung aus dem neuesten Roman von Barbara Bollwahn, der in Berlin beginnt und in dem auch der Hochschwarzwald Gegenstand der Handlung sein wird. Die Dorfschreiberin bestätigte, dass sie viel Ruhe hatte, um an diesem Werk weiter zu arbeiten. Im Herbst des kommenden Jahres soll das Buch veröffentlicht werden.
Klaus Schuler dankte zum Abschluss der Dorfschreiberin auch in Vertretung des Bürgermeisters. Er überreichte unter anderem eine Trophäe, die Barbara Bollwahn an die gemeinsame Jagd erinnern soll. Der Chef des Förderkreises, Jürgen Holtz, verabschiedete sich in Versform. Er würdigte in einer Parodie auf das Uhland-Gedicht "Schwäbische Kunde" den Aufenthalt der Dorfschreiberin.
24.8.2009, Gert Brichta

Blog als Dorfschreiberin
http://eisenbach-dorfschreiberin2009.blogspot.com/

Homepage Barbara Bollwahn:
http://barbarinella.jimdo.com/ , Mail barbara.bollwahn at freenet.de

 

12. Internationale Antik-Uhrenbörse in der Wolfwinkelhalle

Die Gemeinde Eisenbach im Hochschwarzwald wird am kommenden Wochenende wieder zum Mekka der Uhrensammler. Am 25. und 26. April werden auf der 12. Internationalen Antik-Uhrenbörse in der Wolfwinkelhalle hochwertige antike Uhren von Händlern aus aller Welt präsentiert.

Von allen Schwarzwaldgemeinden, in denen Uhren gefertigt wurden, hatte Eisenbach im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Uhrenmacher. Im Jahr 1808 kamen in Eisenbach auf sieben männliche Einwohner, Kinder mitgerechnet, vier Uhrenmacher, Taschenuhrenmacher, Uhrengestellmacher, Uhrenschildermacher, Schildmaler, Uhrenräderdreher, Kettenmacher, Uhrenzeigermacher und Uhrenhändler. Die Uhrenmacherei bildete die Haupterwerbsquelle im 19. Jahrhundert. Die berühmtesten Uhren des Kuckucksuhrenherstellers Beha finden sich in einer ständigen "Eisenbacher Ausstellung" in den Heimatstuben in der Wolfwinkelhalle. Dort können Prunkstücke, wie die Kuckucksuhr, welche ein am Seil ziehender Kapuzinermönch zum Schlagen bringt, oder Kuckucksuhren, die teilweise mit Spielwerken von bis zu sechs Melodien ausgestattet sind, angeschaut werden. Eine von Johann Baptist Beha 1860 gefertigte Wanduhr kann im Hotel "Bad" in Eisenbach bewundert werden. Das Kompensationspendel der heute noch genau gehenden Weltzeituhr hat ein Gewicht von fast eineinhalb Zentner hat und ragt vom Gastraum in das darüber liegende Stockwerk.
22.4.2009, www.antikuhrenboerse-eisenbach.de

 

Flurbereinigung: Ausbaupläne fertig und einsehbar

Vor rund 15 Jahren wurde es beantragt und seitdem hoffen die Gemeinde Eisenbach und vor allem der Ortsteil Schollach Jahr für Jahr auf das Verfahren, langsam nimmt es jetzt Formen an. Die Ausbaupläne und der landschaftspflegerische Begleitplan der Flurbereinigung sind fertig und liegen einen Monat im Rathaus Eisenbach zur Einsicht aus.

"Wir rechnen damit, dass im Jahr 2009 mit der Umsetzung begonnen werden kann" , meinte gestern Schollachs Ortsvorsteher Peter Kleiser. Gelder seien dafür in Aussicht gestellt. Allerdings gab es diese Hoffnung auch schon einmal vor zwei Jahren, durch die Verwaltungsreform und die Umstrukturierung des Flurbereinigungsamtes, wurde das Verfahren jedoch aufgeschoben. Die Flurbereinigung wird auch in Eisenbach als sogenanntes Schwarzwaldverfahren umgesetzt, das heißt es werden vorwiegend Hofzufahrten ausgebaut, die Erschließung der Waldgrundstücke verbessert, Landschaftspflege betrieben und Erholungseinrichtungen geschaffen. Nur in geringem Umfang werden dabei Flächen getauscht. Vor allem betroffen ist Schollach. Etwa zwei Drittel des lang gestreckten Ortsteiles mit seinen rund 250 Einwohnern ist Wald. Die weit verstreuten Höfe haben oft sehr lange Hofzufahrten, die für die schweren Milchtransporter oder Holzlaster nicht ausreichend befestigt sind. Viel Nachholbedarf gibt es auch bei den Waldwegen. Hier musste die Teilnehmergemeinschaft allerdings wieder einige Ausbauwünsche streichen und Wegeführungen ändern, da die Kosten sonst den vorgegebenen Rahmen gesprengt hätten. 2776 Hektar umfasst das Flurbereinigungsverfahren, es erstreckt sich über die gesamte Gemarkung Eisenbach und wird rund 4,2 Millionen Euro kosten. 339 Grundstückseigentümer sind daran beteiligt. Sie vertritt den Vorstand der Teilnehmergemeinschaft, der von Kaspilishofbauer Alexander Heizmann geleitet wird. Dem Team gehören außerdem Michael Schuler vom Oberengenbachhof, Gerd Kleiser vom Rengethof, Lucia Kleiser und Ferdinand Spitz an. Am kommenden Montag, 13. Oktober, ist von 9 bis 13 Uhr ein Beauftragter der Flurbereinigungsbehörde im Rathaus Eisenbach und erteilt den Betroffenen Auskünfte zum Verfahren und den Ausbauplänen.
10.10.2008, BZ

 

IMS Gear: Rädchen aus dem Schwarzwald, die die Welt bewegen

IMS Gear mit Werken in Eisenbach und Donaueschingen versorgt große Autozulieferer

Mit Zahnrädern für Schwarzwälder Uhren hat es angefangen: Johann Morat gründete 1863 eine feinmechanische Fabrik in Eisenbach im Schwarzwald. Seine Söhne gingen getrennte Wege, einer von ihnen, Franz Morat, gründete 1912 ebenfalls in Eisenbach die Framo, die anderen führten Johann Morat und Söhne (IMS) fort. Daraus wurde die heutige IMS Gear - der Namenszusatz ist der englische Fachausdruck für Zahnradgetriebe. IMS Gear gehört zu den Traditionsunternehmen, die familiengeführt die Globalisierung meistern. 61 Prozent der Firmenanteile gehören Nachfahren des Firmengründers, 39 Prozent der baden-württembergischen Unternehmensbeteiligungsgesellschaft BWK. Den Umsatz macht IMS Gear mit vielen kleinen Getrieben und Antrieben, vor allem für die Automobilindustrie. Allerdings beliefert IMS Gear meist die Hersteller nicht direkt, sondern deren wichtigste Zulieferer wie zum Beispiel Bosch. Die Getriebe, Zahnräder und Baugruppen von IMS Gear helfen Fahrzeugsitze und Lenksäulen zu verstellen, Fenster zu öffnen und zu schließen und zu bremsen. Außerdem hat IMS Gear mit der Firma Koepfer aus Furtwangen das Gemeinschaftsunternehmen IMS Koepfer Cutting Tools für Verzahnungswerkzeuge gegründet. In den vergangenen zwölf Jahren hat IMS Gear den Umsatz stetig gesteigert. Aus 60 Millionen Euro 1996 wurden 164 Millionen 2007. Fast die Hälfte davon wurde im Ausland erwirtschaftet, zu einem großen Teil in Amerika und Lateinamerika. Der Dollarraum ist derzeit ein Problem für IMS Gear, denn die Schwäche der US-Währung drückt auf das Ergebnis. Die Umsatzrendite liegt laut Geschäftsführung im unteren zweistelligen Bereich. IMS Gear beschäftigt 1280 Menschen, in Eisenbach sind es 430 und 650 in Donaueschingen. Seit 1995 wird in den USA und seit 2005 in Mexiko produziert. Jetzt ist man auf dem Sprung nach China. Die Geschäftsleitung prüft Möglichkeiten, dort ein Werk zu errichten. "Aber es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an" , sagt Geschäftsführer Norbert Willmann. Er und Clemens Rosenstiel leiten das Unternehmen bereits seit 15 Jahren.
Schon mehrfach hätten Kunden versucht, IMS Gear nach China zu locken. "Wir sind froh, dass wir es nicht gemacht haben" , sagt Clemens Rosenstiel. Das heißt nicht, dass man den asiatischen Markt ignoriere. Aber erst dann, wenn ein ausreichendes Auftragsvolumen in Sicht sei, könne auch die Investition in Höhe von zehn Millionen Euro ins Auge gefasst werden. Auf jeden Fall, sagen die Geschäftsführer, müsse das Herz des Unternehmens in der Region bleiben, Auslandsinvestitionen dürften nicht zu Lasten der Jobs zu Hause gehen. "Wir sind international wettbewerbsfähig" , stellt Norbert Willman selbstbewusst fest. Mit Tariflöhnen und 35-Stunden-Woche. Aber auch mit ständiger Rationalisierung und Effizienzsteigerung — mehr Arbeit für die gleiche Belegschaft. Das Unternehmen hat eine Rosskur hinter sich gebracht, bei der kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Aus den Fachabteilungen wie Dreherei, Zahnerei oder Fräserei wurden neue Business Units (Geschäftseinheiten), die für die Herstellung eines Produkts oder einer Produktgruppe von Anfang bis Ende verantwortlich sind. Die Geschäftsleitung hat dies mit der Einführung des neuen Entgeltrahmentarifvertrages in der Metall- und Elektroindustrie verbunden. "Wir sind jede einzelne Stelle durchgegangen und haben sie neu bewertet, jetzt setzen wir die Leute effektiver ein" , berichtet Clemens Rosenstiel. Betriebsrat und Beschäftigte waren einbezogen, für diese Sozialpartnerschaft ist IMS Gear bekannt. Parallel dazu ist im Stammwerk Eisenbach kräftig renoviert worden. Für dreieinhalb Millionen Euro wurden die alten Werksgebäudeim Schwarzwald auf den neuesten technischen Stand gebracht.
Heinz Siebold , 25.8.2008, BZ

 

Theaterbesuchergemeinschaft Eisenbach: Gert Brichta leitet 25 Jahre

Schon als Schüler übernahm er für seinen Vater das Verteilen von Theaterkarten und Prospekten, brachte erst mit dem Fahrrad und später mit dem Moped die Eintrittskarten zu den Abonnenten. Mittlerweile leitet Gert Brichta seit 25 Jahren die Besuchergemeinschaft Eisenbach. Er übernahm das Erbe seines Vaters, der 1955 in Eisenbach die Theaterbesuchergemeinschaft gründete, dies zu einer Zeit, als das Radio noch das "Massenmedium" war und es weit und breit keinen Fernseher gab.

Opern und Operetten zogen die Menschen in der Nachkriegszeit in Bann. Die Theaterbesuchergemeinschaft Eisenbach erfreute sich guten Zuspruchs, zu besten Zeiten fuhren sogar zwei Busse von Eisenbach aus sechsmal pro Saison nach Freiburg. "Es ist schön zu erleben", meint Gert Brichta im Gespräch, "dass es immer noch Menschen gibt, die gerne klassische Musik hören und die Theateraufführungen in Freiburg als Erlebnis betrachten." Brichta, der als Studienrat an der Hans-Thoma-Schule in Neustadt Mathematik und Chemie unterrichtet, faszinieren als Vertreter der 68er-Generation aber nicht nur Opern und Theater, sondern auch die Musik der 70er Jahre. Ihn zieht es nicht nur ins Stadttheater, sondern auch zu Rockkonzerten: Auftritte der Rolling Stones, Joe Cocker , Bob Dylan, R.E.M. oder Herbert Grönemeyer sind für ihn ein Muss. Brichta: "Mehrere solche Events pro Jahr müssen es schon sein". Für die klassische Musik muss er nicht weit fahren. Die könne man, meint der Leiter der Eisenbacher Theatergemeinschaft, "in Freiburg in vollen Zügen genießen." Die vergangene Theatersaison in Freiburg beurteilt er als ausgesprochen gut, in früheren Jahren habe es aber auch gelegentlich Kritik an den Inszenierungen gegeben. Die Mitglieder der Besuchergemeinschaft freuten sich, wenn Musik und Bühnenbild übereinstimmen, ohne, so Brichta, "Schnickschnack und Übertreibungen" . Im Vordergrund müsse im Theater der Unterhaltungseffekt stehen,nach einem langen Arbeitstag möchte man sich gerne genussvoll zurücklehnen und genießen. Unter den Eisenbacher Theaterbesuchern haben sich im Laufe der Jahrzehnte Freundschaften und ein treuer Stamm entwickelt. Gisela Grieshaber aus Eisenbach gehört seit der Gründungszeit dazu, seit nunmehr 53 Jahren ist sie bei allen Theaterfahrten dabei. Mittlerweile haben sich auch Neustädter Theaterfreunde den Eisenbachern angeschlossen. Brichta nennt dafür zwei Gründe: Zum einen den Termin der Theaterbesuche. Die Fahrten finden stets freitags statt und sind somit ein schöner Auftakt zum Wochenende. Und zum anderen der Abschluss: Die Theaterfreunde fahren nicht gleich nach der Vorstellung nach Hause, sondern lassen den Abend in gepflegter Atmosphäre ausklingen. In einem Hotel wird nicht nur über die Aufführungen gesprochen, geschwärmt oder gejammert, sondern auch vieles andere, was die Runde zwischen den Fahrten beschäftigte, besprochen. "Die Kommunikation" , meint Brichta, "ist ein ganz wichtiger Bestandteil in einer Zeit, wo diese nach und nach verloren geht" . Und wenn auf der Nachhausefahrt das Trinkgeld für den Busfahrer eingesammelt wird und dieser sich mit den Worten "Ich werde sie in mein Nachtgebet einschließen" bedankt, ist die Heimfahrt für die meisten noch nicht beendet. An strengen Winterabenden müssen einige noch durch tiefen Schnee nach Hause laufen oder über vereiste Wege nach Schwärzenbach oder Schollach rutschen. Trotz dieser Erschwernisse sind für Gert Brichta die Theaterfahrten eine Tradition, an der man festhalten muss: "Es wäre schade, wenn irgendwann einmal das Interesse nachlassen würde, ein kleines Stück Kultur auf dem Lande ginge damit verloren" , sagt der Leiter der Besuchergemeinschaft. Seitens der Theaterleitung wurde Gert Brichta für 25 Jahre ehrenamtliches Engagement für das Freiburger Theater offiziell Anerkennung ausgesprochen. Wolfgang Schröder, der Leiter des Organisationsbüros, kam dazu nach Eisenbach, dankte seitens der Intendantin und des Kaufmännischen Leiters und überbrachte ein kleines Präsent.
bss, 19.7.2008, www.badische-zeitung.de

 

Mir schwebt schon eine Art Dorfroman vor

Standesgemäß nimmt Marie T. Martin, die Dorfschreiberin, morgen, Sonntag, von 17 Uhr an in der Wolfwinkelhalle Abschied: Mit Geschichten aus der Schreibwerkstatt. Unser Redakteur Peter Stellmach traf die 26-jährige Autorin gestern auf dem Beierleshof in Schollach.

BZ: Frau Martin, als erste Dorfschreiberin Eisenbachs auch erste Dorfschreiberin Deutschlands gewesen zu sein ist bestimmt ein gutes Gefühl, oder nicht?
Martin: Klar ist es etwas Besonderes, etwas zu machen, das sonst noch niemand gemacht hat. Freunde aus Köln oder Berlin haben auch gesagt: Dorfschreiberin? Interessant! Stadtschreiber kennt man ja, aber von Dorfschreibern hatte noch niemand gehört. Sie haben auch alle gleich nachgeschaut, wo Eisenbach liegt.
BZ: Erinnern Sie sich, mit welchen Vorstellungen Sie angetreten sind? Was davon hat sich erfüllt, aus welcher Idee ist nichts geworden? Oder ist sowieso alles anders gelaufen als vorher ausgedacht?
Martin: Es ist alles anders gekommen! Ich kam mit der Vorstellung, in völliger Abgeschiedenheit an einem stillen Örtchen zu sitzen, ganz viel zu lesen und natürlich sehr viel zu schreiben. Ich hatte Angst vor Vereinsamung. Gelesen habe ich letztlich kaum, außer den Dingen, die ich beruflich lesen musste. Und für den Jugendroman, den ich schreiben wollte, war viel zu wenig Zeit. Für so ein Projekt muss man sich richtig vergraben und ungestört bleiben. Und ich habe doch einige Aktionen mit den Kindern gemacht, es gab viel mehr soziale Aktivitäten oder auch Organisatorisches, als ich gedachte hatte. Von Vereinsamung keine Spur, im Gegenteil, ich habe oft gedacht: wieso klingelt das Telefon jetzt schon wieder?
BZ: Was die Öffentlichkeitswirkung betrifft, waren Sie ihren Vorgängern haushoch überlegen. Von denen hörte man so wenig, dass die Leute das Ganze für gesponnen und den Einsatz für rausgeworfenes Geld hielten. Sie dagegen haben die BZ-Leser verwöhnt mit, wie wir finden, schönen Stimmungsbildern Ihres Aufenthalts. Wie erklären Sie sich das?
Martin: Frauenpower! Nein, ich denke, dass sie sich entschieden haben, sich auf ihre eigenen Arbeiten zu konzentrieren. Einen Artikel zu schreiben kostet natürlich auch Zeit und Energie, die dann vom Schreiben beispielsweise von Erzählungen oder Romanen abgeht. Vielleicht wollten meine Vorgänger die Zeit optimal ausnutzen. Oder es war ihnen nicht bewusst, dass die Leute ein Interesse daran haben, an den Gedanken des Dorfschreibers teilzunehmen. Ich fand es immer schön zu hören, dass den Leuten meine Stimmungsbilder gefallen haben.
BZ: Wenn Sie das Lineal hochkant anlegen, wie dick ist der Stapel der Arbeiten, die Sie hier geschafft haben?
Martin: Mhh, Lineal ist schwierig, weil die Sachen im Computer sind! Die Artikel für die BZ, mein Internettagebuch, einige Gedichte, eine Erzählung, einen längeren Artikel für eine andere Zeitschrift, mehrere Kindergeschichten, unter anderem das Märchen vom "Mooskönig" , inspiriert von der Natur hier, ein intensives Lektorat (Überarbeiten, Verbessern) eines Buches für einen kleinen Verlag, ein paar Lektoratsarbeiten für den WDR, sehr viele Emails (davon aber viele persönlich und nur manche geschäftlich!), ein paar Skizzen für Dorfgeschichten.
BZ: Wir gehen davon aus, dass Sie Eisenbach literarisch verarbeiten werden.
Martin: Auf jeden Fall. Ich habe ja eine große Menge Fotos, um mich an Stimmungen zu erinnern. Mir schwebt schon eine Art Dorfroman vor, mit einem fiktiven Ort, der an Eisenbach angelehnt sein könnte, die Darstellung eines Mikrokosmos. Denn ich habe festgestellt: es gibt nichts, was es in einem Dorf nicht gibt.
BZ: Sie haben viel mit Kindern unternommen. Was, hoffen Sie, wird bei den Jungen und Mädchen hängenbleiben?
Martin: Ich denke, dass sie mit "Dorfschreiberin" etwas Positives verbinden werden, bestimmt auch mit Vorlesen oder Büchern. Vielleicht hat ja das ein oder andere Kind Lust bekommen, mehr zu lesen oder selbst zu schreiben. Ich habe tatsächlich schon den Satz gehört. "Wenn ich groß bin, will ich auch Dorfschreiberin werden!" Das ist doch was.
BZ: Sind Sie auf besondere Talente gestoßen?
Martin: Ich bin ja kein Talentscout und sehe mich selber noch am Anfang. Mir wurde in der Schule immer gesagt, ich sei so talentiert. Irgendwie mag ich das Wort nicht, weil man ja nie genau weiß, wo der Maßstab angelegt wird. Ob jemand ein großes Talent war, lässt sich ja nur feststellen, wenn nachher der Erfolg da ist. Und es gibt so viele Talente, die nie entdeckt werden oder keinen Erfolg haben, weil sie nicht marktkonform sind. Also warten wir mal ab, was für erfolgreiche Künstler noch aus Eisenbach hervorgehen! Jedenfalls waren die Kinder offen und interessiert, das fand ich sehr schön.
BZ: Großstädterin, die Sie sind: War es schwer, Zugang zu den Menschen hier zu finden? Was macht aus Ihrer Sicht den Charme der Eisenbacher, Schollacher, Bubenbacher und Oberbränder aus?
Martin: Ich fand die Menschen eigentlich gar nicht so verschlossen, wie man immer sagt. Aber mir ist der Schwarzwald ja auch nicht total fremd. Immerhin bin ich in Freiburg geboren, in Buchenbach aufgewachsen und war als Jugendliche oft am Schluchsee. Ich fand die Mischung der Leute interessant, da gibt es die, die schon seit Generationen hier leben und welche, die zugezogen sind, Leute, die sich sehr engagieren und in mehreren Vereinen aktiv sind und solche, die eher am Rand stehen. Ein Mikrokosmos eben, wo es alles gibt. Aber ich habe das Gefühl, dass die Leute hier gern "schwätzen" und eben nicht verschlossene, wortkarge Menschen sind. Es ist ja auch nicht so, dass jeder eigenbrötlerisch auf seinem Hof sitzt, im Gegenteil, es wird sich viel geholfen, auch beim Heuen oder beim Bilden von Fahrgemeinschaften. Man feiert auch gerne und sitzt gerne zusammen.
BZ: Reichen drei Monate aus, um ein Verhältnis von Dauer aufzubauen oder wird das Kapitel am Sonntag abgelegt sein? Haben Sie Freundschaften geschlossen?
Martin: Das Kapitel wird nicht abgeschlossen sein, ganz klar. Bestimmt werde ich mal wieder auf dem Beierleshof in "meiner" Wohnung, die sehr urig und gemütlich ist, Urlaub machen, und auf jeden Fall möchte ich auch ein paar liebe Menschen wiedersehen. Da ich sowieso auch häufiger in Freiburg bin, wird sich das gut verbinden lassen.
BZ: Das Dorfschreiber-Stipendium: Abgefahrene Idee kulturell interessierter Zeitgenossen, die auf dem Land nicht hinter dem Mond leben wollen, oder ein Ansatz, den man dringend pflegen sollte?
Martin: Abgefahrene Idee einiger kulturell interessierter Menschen, die aber weiter gepflegt werden sollte. Ich finde, dass die Begegnung mit einem fremden Menschen neue Impulse geben kann und dass das gegenseitige Kennenlernen eine Bereicherung darstellt. Ich habe viel erfahren, mit dem ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre: ich stand im Kuhstall, in einer Firma, vor einer Schulklasse, statt immer nur am Schreibtisch zu sitzen, im Programmkino oder im Theater. Ich glaube aber auch, dass die Vorstellung, was ein Dorfschreiber genau macht, teils noch ungeklärt ist. Bei Stadtschreiberstipendien ist ganz klar, was man tut: Schreiben. Bei vielen künstlerischen Aufenthaltsstipendien wird nicht einmal eine Lesung erwartet. Hier auf dem Dorf haben die Leute natürlich andere Erwartungen. Sie wollen etwas von dem Gast haben. Viele schreibende Freunde waren völlig entgeistert darüber, was ich hier alles mache, weil sie es von ähnlichen Stipendien nicht kennen.
BZ:
Wenn Sie dem Förderkreis kreatives Eisenbach, der das Dorfschreiber-Projekt trägt, eine Empfehlung geben dürften
Martin: In der Ausschreibung eine Verschiebung hin zu mehr Projektcharakter vornehmen, so dass allen Beteiligten die Sache klar ist. So könnten die Dorfschreiber vielleicht jeweils ein größeres Projekt verfolgen, um sich nicht zu verzetteln. Man bekommt auch erst nach einer Weile richtig größere Ideen (z.B. das Geschichten-Festival, das ich mir im Artikel schon zusammen gesponnen habe) und dafür bräuchte es natürlich längere Anlaufzeiten. Das wäre eher ein befristeter Kulturmanager-Job und kein Literaturstipendium mehr. Der Sinn von solchen Stipendien ist ja ursprünglich gewesen, dass ein Autor mehr Zeit hat um zu schreiben und nicht weniger. Ich denke aber, dass so eine Art von Stipendium hier eher nicht hin passt und es mehr um pädagogisch-kulturelle Projekte gehen sollte, "zum Anfassen" , "Anschauen" und "Mitmachen" .
BZ: Verraten Sie uns Ihre drei Lieblingsplätze rund um Eisenbach?
Martin: Die Bank am Waldrand in Schollach mit Blick aufs Dorf. Eine Bank in Schwärzenbach oberhalb der Straße mit Blick ins Tal bis zum Titisee und Feldberg.
Mein Schreibtisch mit Blick auf die Schollacher Kirchturmspitze.
BZ: ... und wer die Fotos geschossen hat?
Martin: Ich schleppe immer meine Digitalkamera mit mir herum und habe viele tolle Motive gefunden.
BZ: Wie sehen Ihre Pläne aus für die nächste Zeit?
Martin: Urlaub auf Gomera, den Führerschein machen, endlich mit dem Roman anfangen. Das Jugendbuch weiterschreiben. Eine Schreibgruppe für Erwachsene leiten. Mich um die Veröffentlichung der Kindergeschichten und meines Erzählbands kümmern. Die Heftreihe fortführen, die ich mit einer Illustratorin mache. Und und und.
BZ: Und man wird irgendwann eine Spaziergängerin im Schollacher Tal sehen und sich sagen können, das ist doch die Marie T. Martin, die mal Dorfschreiberin hier war? Auf jeden Fall halten Sie bitte die BZ-Leser auf dem Laufenden!
Martin: Ich melde mich bald mal und erzähle, wie der Stadtschock ausgefallen ist. So laut, so schlechte Luft, alle rennen grußlos an einem vorbei etc. Und vielleicht habe ich ja irgendwann keine Lust mehr auf die Stadt und ziehe doch aufs Land, wer weiß...
28.6.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Ein bunter Strauß für Schollach

Dorfschreiberin Marie T. Martin sagt Auf Wiedersehen und rät: Die Kultur darf im Dorf nicht fehlen

So schnell sind diese drei Monate vergangen! Die Winterstiefel sind längst eingepackt, auch wenn auf dem Bild von Albi Maier, das ich mir selbst geschenkt habe, immer Winter ist: Ein Schwarzwaldhof, ganz im Schnee versunken, während rosafarbenes Licht das Weiß einfärbt. Das Bild hänge ich in Köln an die Wand und so werde ich den Schwarzwald stets im Zimmer haben. Und all die Fotos, die auf meinem Computer lagern! Ein winziger Ausschnitt davon kann in meinem Internet-Tagebuch eingesehen werden, das auch nach dem Ende der Dorfschreiber-Zeit im Netz stehen bleiben wird (eisenbach08.blogspot.com). Wenn eine Seite zu Ende ist, geht es bei "Ältere Posts" mit den Einträgen weiter bis zu meiner Anfangszeit, als noch Schnee lag. Was für ein Gegensatz dazu waren die Rötenbacher Blumenwiesen, die ich an einem schönen sonnigen Sonntag bei einem Spaziergang besichtigen durfte: Bunte Tupfer, so weit das Auge blickte. Schon die Namen der Blumen sind wie kleine Geschichten: Ackerwitwenkraut, Lichtnelke, Storchschnabel, Knabenkraut, Vergißmeinicht, Teufelskralle, Blutströpfle. Da entsteht im Kopf sofort wieder eine Geschichte, etwa so: Eine Witwe, der nur noch ein Kind geblieben war, stand auf dem Acker und arbeitete. Da kam ein bocksbeiniger finsterer Mann daher, das war der Teufel, der sich das Knäblein mit seinen Krallen holen wollte. Er verschwand mit dem Kind und die Mutter weinte Blutstropfen und betete, bis ein Engel in Gestalt eines Storches das Kind zurück brachte und sagte: "Vergiß mein nicht!" Darauf dankte die Witwe und sah, dass alle Nelken in ihrem Garten Licht verströmten wie Kerzen. Schwupps, das können schon ein paar Blumennamen bewirken! Auf die Anstrengung beim Schreiben muss man gleich in den "Engel" auf den Hochberg und einen Zwiebelrostbraten essen und danach ein Bier beim "Guscht" im Bierhäusle trinken. Für die nötige Fitness in den Dorfschreiber-Monaten war auch immer gesorgt: Dank sportlicher Aktivitäten dienstags im Bürgerhaus in Schollach. Dort sieht der Fitnessraum so ganz anders aus als mein Hochglanzstudio in Köln, hat aber natürlich viel mehr Charme. Und nirgends gibt es so große Leberwurstbrote wie im "Bierhäusle".

 Auch ins Innere eines Eisenbacher Hauptpfeilers, das der Feinmechanik, durfte ich blicken: Beim Tag der offenen Tür in der IMS erklärte Clemens Rosenstiel das überzeugende Firmenkonzept und gab eine persönliche Führung durch eine mir vollkommen fremde Welt. Dass es in der Feinmechanik so poetische Namen gibt wie "Planetengetriebe" , war mir vollkommen neu. Eisenbach hat mit seinen feinmechanischen Firmen ein großes Plus vorzuweisen. Aber die Kultur darf im Dorf nicht fehlen. Wie wäre es denn tatsächlich mit einem Märchenpfad, wie eine Leserin der Badischen Zeitung unlängst vorgeschlagen hat? Mit Figuren von Bildhauern aus der Umgebung? Dazu könnte es ein kleines Heft geben, das man auf dem Rathaus erwerben könnte. Wie wäre es mit einem kleinen Geschichten-Festival, bei dem ein Wochenende lang Schriftsteller und Puppenspieler nach Eisenbach kommen und in einem Zelt die Kinder begeistern? Hier könnten die Firmen als Sponsoren fungieren und gleichzeitig ein eigenes kleines Zelt für die Jüngsten aufbauen, um sie spielerisch an Technik heranzuführen. Bei der IMS war schon vorbildlich zu sehen, wie so etwas aussehen könnte.
Ach ja, die Zeit ist zu kurz, um noch mehr in die Gänge zu bringen. Aber ich freue mich dennoch, dass ich einige Impulse geben konnte und viel Inspiration erhalten habe. Ich werde mehr mitnehmen als einen Berg Fotos und ein paar Texte: Einen "bunten Strauß Erfahrungen" , wie es so schön heißt, viele herzliche Begegnungen, vor allem mit den Kindern des Ortes. Liebe Eisenbacher "Jüngsten" , ihr seid die Größten. Ob bei der Fahrt im Wiesenwägele, beim Proben fürs Theaterstück, beim Vorlesen im Geschichtenzelt, bei der Schreibwerkstatt oder beim Übernachtungswochenende in der Schule, ihr wart immer mit Begeisterung dabei und es hat Spaß gemacht mit Euch. Und da mich jetzt schon Kinder fragen, wann ich wieder zu Besuch komme, sage ich hiermit: Auf ein baldiges Wiedersehen! Als Urlaubsort steht Eisenbach jetzt ganz oben auf der Liste, gleich vor Island, Hawaii, dem Südpol und natürlich dem Mond. Um einmal dem Mann im Mond "Guten Tag" zu sagen. Ich sage jetzt aber "Auf Wiedersehen" — und bis bald.
Marie T. Martin, 21.6.2008, BZ

Verabschiedet wird Marie T. Martin am Sonntag, 29. Juni, in der Eisenbacher Wolfwinkelhalle um 17 Uhr. Im Mittelpunkt stehen Geschichten aus der Schreibwerkstatt und eigene Texte der Dorfschreiberin.

 

Ein anderes Gefühl für Geschwindigkeit  

Marie T. Martin, Dorfschreiberin von Eisenbach mit vorübergehendem Wohnsitz in Schollach

Das erste, was der Städterin in Schollach auffällt: Es ist vollkommen still und dunkel in der Nacht. Ich liege im Bett und meine, in einem völlig abgeschlossenen Raum zu liegen, einer Art Blase. Aus der Welt gefallen. Ich meine, das Knirschen der Gedanken im Kopf zu hören und wie die Gedanken unermüdlich hin und her springen wie Affen von Ast zu Ast. Wir denken stets an die Vergangenheit oder malen uns die Zukunft aus, selten sind wir einfach nur da, wie die Bäume oder die Bussarde über dem Hang. Im Wald ist es so still, dass man nur das Rauschen des Windes und die Vögel hört. In der Stadt gibt es immer eine Tonspur, die nebenher läuft: die Brandung des Verkehrslärms, Stimmen, Schritte, Sirenen. Immer herrscht Bewegung. Alle hasten hin und her, in der Mittagspause bestellt man um die Ecke eine Suppe zum Mitnehmen und isst sie vor dem Computer, die Autos rasen, Verträge werden unterzeichnet, Meetings verschoben, wer Zeit hat oder Lücken im Terminkalender ist verdächtig. Hier liegen die Wiesen einfach da und kümmern sich nicht darum. Ein Traktor steht in einer Hofeinfahrt, in den Ställen wird gemolken. Für den Beobachter scheint die Zeit stehen zu bleiben, während die Bauern hart arbeiten, meistens nicht einmal davon leben können und zusätzlich andere Berufe ausüben müssen. "40 Cent pro Liter Milch" fordern die Schilder an den Schollacher Bushäuschen. Irgendwo in der Stadt reißt jemand eine Milchtüte auf und macht sich keine Gedanken darüber, wo die Milch herkommt und was dafür getan wurde. Keine Zeit. Schon wieder geht’s zum Flughafen. Was glänzt und groß aussieht ist wichtiger als das, was im Verborgenen geschieht. Oft haben wir vergessen, wie schön das ist: eine erste Frühlingsblume, die unter der Schneedecke hervorschaut. Der überwältigende Sternenhimmel. Wo es richtig dunkel ist, kann man die Sterne wieder ganz deutlich sehen. So nah scheinen sie, dass man fast danach greifen könnte.
Erst einen Monat bin ich hier und wenn jemand aus Berlin anruft und mich fragt, ob ich mich nicht langweile auf dem Land, dann muss ich schon lachen. Mein Blick hat sich völlig verändert. Ich sehe Farben anders, ich habe ein anderes Gefühl für Geschwindigkeit, andere Wertigkeiten. Ich schaue jetzt auf Wiesen voller Löwenzahn statt auf die nächste Hauswand und das Bild vor meinem Fenster hat sich seit meiner Ankunft gewaltig verändert. Erst lag noch Schnee, dann waren die Wiesen gelblich-vertrocknet und sahen trübselig aus. Jetzt wirkt die Welt wie aus einem Bilderbuch über das Landleben. Viele Eindrücke habe ich schon mitgenommen: Das Bild vor meinem Fenster mit der zwiebelförmigen Schollacher Kirchturmspitze, "meine" Bank am Hang, von der ich aufs Dorf herunter schauen kann, die bunten beklebten Fenster in der Lichtenbergschule und die Basteleien der Kinder, Kaffee und Kuchen im Lehrerzimmer, Dienstags Sport im Bürgerhaus, Bier im Bierhäusle, der Gasthof Engel Hochberg im Sonnenschein, der wunderschöne Blick von Schwärzenbach ins Tal, Geschichten über verbrannte Höfe, Blumenwiesen und Kälbchen im Stall, Filmvorführung mit der Theater-AG, kahle Bäume, die langsam grün werden, Besucher, die den Kopf schütteln und sagen: "Das ist ja wirklich idyllisch, aber leben könnte ich hier nicht" , das Theaterstück, das mittwochs mit den Kindern geprobt wird, Spaziergänge im Wald, das unscheinbare Kreuz für die erschossenen amerikanischen Soldaten, die Kreuze überall in den Gasthöfen, sogar im Fitnessraum, die tief heruntergezogenen Dächer der Schwarzwaldhöfe, die zackige Linie der Wälder, die Stille, der fantastische Sternenhimmel. Die Zeit rennt davon, plötzlich ist der Frühling da und die Dorfschreiberzeit von drei Monaten schon fast zur Hälfte um. Ein paar Geschichten sind schon entstanden und ein Internettagebuch, oft habe ich die Kamera dabei, um einen schönen Zweig oder eine Blume abzulichten. Bald gibt es eine Ausflugsfahrt mit vorgelesenen Geschichten, das Bühnenbild muss noch gebaut werden, die Rollen richtig gelernt, ein Schreibprojekt steht noch an, ein Übernachtungswochenende in der Schule, eine Lesung, bevor Ende Juni der Abschied ansteht. Aber daran darf ich noch gar nicht denken.
Marie T. Martin, Dorfschreiberin von Eisenbach mit vorübergehendem Wohnsitz in Schollach
10.5.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

Unsere erste Dorfschreiberin: Marie T. Martin

Marie T. Martin wurde 1982 in Freiburg geboren und begann, Geschichten zu schreiben, sobald sie alle Buchstaben kannte. Schon als Schülerin besuchte sie Text- und Schreibwerkstätten des Literaturbüros Freiburg. Nach dem Abitur (2001) studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie den Künstlerischen Studiengang Literarisches Schreiben mit den Fächern Prosa und Dramatik absolvierte und im Jahr 2005 mit hervorragenden Noten abschloss. Heute arbeitet sie als freie Hörspiellektorin für den Westdeutschen Rundfunk in Köln. Während ihrer Dorfschreiberzeit möchte Marie T. Martin den Kindern und Jugendlichen Eisenbachs ihre Freude am Lesen, Schreiben und Theaterspielen weitergeben und sich natürlich auch mit ihren eigenen Arbeiten weiter beschäftigen: Derzeit arbeitet sie neben Erzählungen und Geschichten für Kinder und Jugendliche, besonders an einem Jugendroman.

Am 11. April 2008, 18.00 Uhr, stellt sich Marie T. Martin in der Wolfwinkelhalle der Eisenbacher Bevölkerung vor: Alle sind eingeladen: Kinder und Jugendliche, Mama und Papa, Oma und Opa, Tanten und Onkel, und natürlich - wer sich sonst noch dafür interessiert! Und für die Kinder noch etwas Besonderes: Daniel Wangler wird mit seinem Erzähltheater ein paar kleine Geschichten präsentieren. Humorvoll und nachdenklich, zum Mitmachen und Mitlachen. „Wie oft duschen Regenwürmer eigentlich? Was passiert, wenn ein kleines  und aus einem Satz purzelt? Kann sich ein roter Ball in einen gelben verlieben? Mit einfachen Mitteln und der Kraft der Fantasie wird den großen und kleinen Zuschauern somit ein kurzweiliger Abend präsentiert.
W
ir freuen uns auf Ihren Besuch! Der Eintritt ist frei!
Ihr Förderkreis Kreatives Eisenbach e. V.
31.3.2008, Eisenbacher Mitteilungsblatt

Eisenbachs erste Dorfschreiberin Marie T. Martin Eisenbachs erste Dorfschreiberin Marie T. Martin

Auch 2008 gibt es einen Eisenbacher Dorfschreiber, diesmal eine blutjunge Dorfschreiberin, eine ehemalige Freiburgerin. Marie T. Martin ist nach Dr. Leopold Rombach, St. Peter, und Stephan Waldscheidt, Durmersbach, der 3. Dorfschreiber in unserem kleinen Hochschwarzwaldort und
die 1. Dorfschreiberin.
Marie T. Martin wird ab 05. April bis 30.Juni 2008 die Dorfschreiberwohnung
in Eisenbach-Schollach bewohnen und sich am 11.04.2008, 18.00 Uhr, in der Wolfwinkelhalle, Eisenbach, vorstellen, begleitet von Daniel Wangler, einem jungen, sehr kreativen ehemaligen Eisenbacher, jetzt Puppenspieler in Stuttgart, am 21. Juni dann wird eine Abschlussvorstellung sein - geplant ist hier ein kleines Theaterstück mit den Eisenbacher Jugendlichen/Schülern.
31.3.2008,
stemmer-beer at t-online.de

 

Wandert die Firma Tritschler aus Bubenbach ab?

Beengte Verhältnisse und Mangel an Erweiterungsmöglichkeiten zwingt zum Handeln / Gespräche laufen, die Zeit drängt

Vor tief greifenden Veränderungen steht die Firma Tritschler Feinmechanik GmbH in Bubenbach. Hierüber informierte der geschäftsführende Gesellschafter Karl Tritschler bei einer Betriebsfeier. Mangel an Platz im engen Bubenbacher Tal stellt die Unternehmensleitung vor die Frage, wo neu gebaut werden soll. Rekordzahlen schrieb das Unternehmen 2007, das nach Tritschlers Einschätzung mit einem Ertrags- und Umsatzplus von fünf Prozent und der Aufstockung der Belegschaft um zehn Prozent einen Meilenstein in diesem Jahrzehnt setzen dürfte. Die Aufträge termingerecht abzuarbeiten sei eine große Herausforderung gewesen und habe die Kapazitätsgrenzen des Unternehmens aufgezeigt. Tritschler dankte in dem Zusammenhang seiner Belegschaft, deren hohes Engagement die günstige Entwicklung ermöglicht habe. Nach kräftigen Investitionen im Jahr 2006 setzte die Unternehmensleitung auch 2007 auf Innovationen. Neue Drehmaschinen und Verzahnungsmaschinen wurden angeschafft und auch der lang gehegte Wunsch nach einer teuren Verzahnungsmessmaschine wurde erfüllt. Den Fachkräftemangel versucht die Firma mit eigenen Mitteln auszugleichen, die 50-köpfige Belegschaft wird durch drei Azubis ergänzt. Im laufenden Jahr habe sich die Situation leicht beruhigt, das vorhergesagt schwächere Wirtschaftswachstum werde sich vermutlich leicht auswirken. Optimale Betriebsabläufe waren bislang schon nicht zu ermöglichen, da auf drei Etagen produziert wird. Das Tal ist eng, die Lage am Bach stellt wasserwirtschaftlich ein Problem dar. Die größeren Maschinen erforderten aber Platz. Lösungen vor Ort wären extrem kostspielig und trotzdem nicht zukunftsorientiert. Die Verlagerung des Unternehmens wäre am vernünftigsten. Wohin, wird sich aber erst in den kommenden Wochen klären. Für den Neubau eines Betriebsgebäudes im Raum Donaueschingen oder Löffingen sprächen unter anderem die günstigere Verkehrsanbindung und das leichte Bauen. Allerdings laufen noch Gespräche und Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung von Eisenbach. Das Gewerbegebiet-Süd auf dem Eisenbacher Höchst oder eine Lösung im Osten von Oberbränd kämen in Frage. Doch die Zeit drängt, machte Tritschler unmissverständlich deutlich, "wir wollen nicht Jahre lang warten" , sondern eine Entscheidung baldmöglichst fällen. Tritschler ist sich der Verantwortung bewusst: Ein Wegzug von Eisenbach würde die Infrastruktur und das Steueraufkommen der Gemeinde schwächen und hätte Nachteile für die Belegschaft, die weitere Wege zur Arbeit in Kauf nehmen müsste. Auf der anderen Seite werden der Bevölkerungsrückgang in Eisenbach und der Attraktivitätsverlust der Hochschwarzwaldgemeinde mit Sorge gesehen.
Gert Brichta, 25.2.2008, BZ

 

Neujahresempfang: Weniger Kinder in Kindergarten und  Lichtenbergschule

Zur "unendlichen Geschichte" entwickelte sich der Neujahrsempfang der Gemeinde Eisenbach. Nach dem Sektempfang lud Bürgermeister Alexander Kuckes zu einem eineinhalbstündigen Rückblick auf das Jahr 2007 ein. Im Rahmen des Empfangs stellten sich die IMS Gear und der Sportverein Eisenbach vor, wurden Blutspender und ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitende Personen ausgezeichnet. Zwischendurch sorgte die "Blosmaschiii" , eine fetzige Musikband aus Unadingen, für Stimmung, die Damenriege des SVE bewirtete die Gäste.

Bürgermeister Kuckes, der seit rund vier Jahren im Amt ist, nutzte seine breit gefächerte Präsentation auch, um der Gerüchteküche um seine Person ein Ende zu setzen. Dabei ging er auf das von ihm erworbene Grundstück in Bubenbach ein, welches er auf eigene Kosten zu einem Baugrundstück umwandeln ließ. "Dies hätte jede andere Person genauso machen können" , erklärte Kuckes, dies habe nichts habe seiner Funktion als Bürgermeister zu tun. Auch zu seiner Ehe outete sich Kuckes unmissverständlich: "Wir haben uns getrennt." Der enorme Zeitaufwand in seiner Funktion als Bürgermeister sei mit ausschlaggebend für das Scheitern der Ehe gewesen. Neues aus der Sicht der Gemeindeverwaltung stellte Kuckes an den Anfang seiner Ausführungen, so das Großereignis im Februar: In Schollach wird das 100-jährige Jubiläum des ersten Skilifts der Welt gefeiert. Die Gemeinde hat hierfür ein großes Rahmenprogramm organisiert. Mit moderner Aufmachung präsentiert sich die Gemeinde seit wenigen Tagen im Internet, neu geschaffen wurde auch ein Internetarbeitsplatz im Rathaus, der für Besucher zugänglich ist.

Kuckes erinnerte an zahlreiche personelle Veränderungen: Pfarrer Winfrid Keller ging, Andreas Müller kam als neuer Kooperator in der Seelsorgeeinheit Eisenbach-Friedenweiler. Ein Wechsel vollzog sich auch im Kindergarten: Für Heike Schäfer wurde Angelika Weßbecher eingestellt, deren Probezeit jedoch nicht verlängert wurde. Nun kommt Bianca Fischer aus Friedenweiler, die ab Februar den Eisenbacher Kindergarten leiten wird. Neu sind auch die Überlegungen, im Kindergarten Kinder ab dem zweiten Lebensjahr aufzunehmen. Die Gemeinde sei grundsätzlich diesen Überlegungen gegenüber offen, nur müssten Veränderungen im sanitären Bereich vorgenommen werden. Rückläufig ist die Zahl der Kinder im Kindergarten, gegenwärtig sind 66 Kinder angemeldet, zu guten Zeiten waren es schon weit über 100 Kinder, die diese Einrichtung besuchten. Die zurückgehenden Zahlen beschäftigen nicht nur den Kindergarten, auch die Lichtenbergschule bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Mit 60 Schülern in der Hauptschule bewegt sich die Schule weit unter der landesweiten Richtgröße und bangt langfristig um die Existenz. Zusammen mit der Grundschule besuchen zurzeit 176 Schüler die Lichtenbergschule.
In Bubenbach soll im Februar das Pumpwerk Bubenbach ans Netz gehen und für einen höheren Wasserdruck sorgen. Erfreulich sei auch die Tatsache, dass das ehemalige Mütterkurheim verkauft ist, in beiden Häusern sollen jeweils 16 Ferienappartements entstehen und sogar die ehemalige Gaststätte wieder bewirtschaftet werden. Besonders für den Tourismus sei diese Entwicklung überaus positiv, erklärte Kuckes, denn die Übernachtungszahlen, die vor rund zehn Jahren in Eisenbach noch bei über 80 000 Gästen pro Jahr lag, habe sich in diesem Jahr um weit mehr als die Hälfte reduziert. Positiv für den Fremdenverkehr habe sich der Wohnmobilstellplatz entwickelt, jährlich werden hier rund 4600 Übernachtungen gezählt.
Im Bereich Gewerbe und Wirtschaft lobte der Bürgermeister die Industrie ein, die sich zum Standort Eisenbach bekenne, wenngleich die IMS Gear ihren Stammsitz im vergangenen Jahr von Eisenbach nach Donaueschingen verlegt habe. Dennoch arbeiteten in Eisenbach 380 Personen bei der IMS sowie weitere 170 bei der IMS Koepfer Cutting Tools. Erfreut zeigte sich Kuckes über die Expansionen bei der Firma F.Morat+Co sowie bei der Firma Weckermann. Harsche Kritik richtete er an die Adresse der Landkreisverwaltung. Beim Bauvorhaben bei der Firma Weckermann habe die Kreisverwaltung wenig Verständnis für die Belange Eisenbachs gezeigt und sei nicht kompromissbereit. Bürgermeister Kuckes zeigte aber auch auf, wo die Gemeinde der Schuh drückt: Die schrumpfende Einwohnerzahl wirke sich auch finanziell auf die Gemeinde und auch auf die Baukonjunktur in Eisenbach aus. Die Nachfrage nach Baugrundstücken stagniere seit Jahren auf unterstem Niveau. Sorgen bereite der Gemeinde Eisenbach die Situation im Abwasserbereich. Deutlich zu hoch sei der Anteil des Fremdwassers im Abwasser. Keine Fortschritte seien auch beim dringend notwendigen Ausbau der Landesstraße zu verzeichnen. Die Gemeinde Eisenbach habe ihre Hausaufgaben gemacht, die Planungsbehörde sei nun am Zug. Wann der Ausbau der Eisenbacher Ortsdurchfahrt erfolgen wird, stehe in den Sternen.
Kuckes bereicherte seinen Vortrag mit einer Fülle von Fotografien, Grafiken und Schaubildern. Die Firma IMS Gear stellte anschließend Geschäftsführer Norbert Willmann vor, der sich klar zum Standort Eisenbach aussprach. Einen umfassenden Einblick in die unterschiedlichen Abteilung des 750 Mitglieder starken Sportvereins gab Kuno Murer.
Gert Brichta, 14.1.2008, BZ

 

Clubhaus und Wohnmobilplatz Höchstberg: 5 Jahre Familie Savvidis

Wie kann man, wenn man die Sonne Griechenlands im Blut hat, auf den eisigen Höhen des Hochschwarzwaldes glücklich werden? Anthula und Makis Savvidis, die Wirtsleute des Clubhauses auf der Sportanlage Höchstberg, sind es. Seit fünf Jahren betreiben sie das Haus des Sportvereines Eisenbach, kümmern sich um die benachbarten Wohnmobilstellplätze und sind über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt als engagierte Gastronomen.

Den Grundstein legte wohl Anthula Savvidis. Ihre Eltern kamen vor 40 Jahren nach Deutschland, Anthula wurde im Ruhrgebiet geboren. Dort erlernte sie den Beruf der Restaurantfachfrau und war auch über Jahre hinweg in der Gastronomie tätig. Vor elf Jahren lernte sie ihren jetzigen Mann kennen. Als das junge Paar erkannte, dass in Sachen Gastronomie im Ruhrgebiet keine Nischen mehr zu finden sind verbanden sie einen Urlaub im Hochschwarzwald mit der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld. Fündig wurden sie in Eisenbach, wo sie für etwa eineinhalb Jahre das Restaurant Eisenbachstube betrieben und schließlich im Clubhaus auf dem Höchst ihre Erfüllung fanden. Viele Kontakte, sowohl zur Eisenbacher Bevölkerung wie auch zur Gemeindeverwaltung und zum Sportverein waren dafür ausschlaggebend, dass sie sich hierfür entschieden. Auf dem Höchstberg haben die beiden Griechen sich mittlerweile einen Namen gemacht, denn nicht nur Schnitzel mit Pommes zählen zum Angebot, sondern die Gäste werden auch mit typisch griechischen Köstlichkeiten verwöhnt. Viele Eisenbacher, aber auch Gäste aus der Umgebung haben in den vergangenen fünf Jahren die Gastfreundschaft der Savvidis schätzen gelernt. Nicht selten kommt es vor, dass nach gutem Essen auch noch ein Sirtaki auf das Parkett im Clubhaus gelegt wird. Die Savvidis bewirtschaften auch den benachbarten Wohnmobilstellplatz. Sie vermitteln für die Gemeinde die Anmeldeformalitäten, bieten den Campern die Möglichkeit die Sänitäreinrichtungen des Clubhauses zu nutzen und kümmern sich aber auch ums Schneeräumen oder Rasenmähen. Kurzum, die Savvidis sind Ansprechpartner für alle Wohnmobilisten, die sich auf dem Höchst einnisten. Dies bedeutet unter Umständen viel Arbeit, da schon über 30 Wohnmobile an einem einzigen Tag auf dem ehemaligen Sportplatz gezählt wurden. Anthula Savvidis berät die Camper auch über Wanderwege, was Loipen und Schwarzwälder Spezialitäten betrifft, kein Wunder ist es daher, dass Wohnmobil-Urlauber nicht nur gerne wegen der schönen Aussicht einen Zwischenstopp in Eisenbach einlegen, sondern weil sie sich bei den Savvidis wohl fühlen.

Wie sie sich in Eisenbach fühlen, beantwortete Anthula Savvidis in zwei Worten: Als Ausländer. Doch dies ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern auch in ihrem Heimatland Griechenland, wo sie als "Deutsche" bezeichnet werden. Dennoch fühlen sie sich überaus wohl im Hochschwarzwald und werden hier auch akzeptiert. Sie können sich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Die drei Kinder werden zweisprachig erzogen, zu Hause wird Griechisch gesprochen und außer Haus Deutsch. Damit die Spracherziehung auch richtig funktioniert, wirkt Anthula Savvidis zu Hause auch als Lehrerin, denn die Kinder sollen nicht nur Griechisch sprechen, sondern auch schreiben können.
Gert Brichta , 2.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Stephan Waldscheidt neuer Dorfschreiber April-Juni 2007

Stephan Waldscheidt (39) ist der neue Eisenbacher Dorfschreiber. Von April bis Juni wird der gebürtige Saarländer auf Einladung des Vereins Kreatives Eisenbach im Beierleshof wohnen und arbeiten. "Da, wo der Schwarzwald am schwärzesten ist" , schreibt er auf seiner Homepage. Katharina Meyer befragte den Autor nach seinem Namen, danach, was er den Eisenbachern bieten will und nach seinem unveröffentlichten Roman, der bei Schluchsee spielt.

BZ: Ihr Künstlername ist Waldscheidt. Mögen Sie den Wald so gerne?
Waldscheidt: Eigentlich kommt es daher, dass ich in einem Ort mit Namen Wahlschied aufgewachsen bin. Der hieß vor 500 Jahren oder so mal Waldscheide. Außerdem bin ich ein großer Waldfan und wollte früher auch mal Fantasyromane bleiben. Da dachte ich, das passt. Ein bisschen Natur, etwas Mystisches.
BZ: Das passt ja dann auch zu einem Engagement im Schwarzwald.

Waldscheidt: Ja, das passt wunderbar.
BZ: In einem Brief an die Eisenbacher haben Sie den Dorfschreiberjob als Ihr "kleines Schwarzwaldabenteuer" bezeichnet. Was erhoffen Sie sich davon?
Waldscheidt: Erst einmal einen Inspirationsschub durch den Ortswechsel, eine Befeuerung der Synapsen. Ich finde es auch im Südschwarzwald sehr schön. Dieses relativ Urige. Auch die Ferienwohnung, in der ich dann wohne, ist so richtig altmodisch, mit Kachelofen und Kassettendecke. Das funktioniert bei mir aber nicht unmittelbar, in einer 1:1 Übertragung. Ich werde also nicht direkt über das Haus schreiben, in dem ich wohne. Was ich mir erhoffe, ist Ruhe, auch Zeit, um einen neuen Roman anzufangen.
BZ: Also eine Mischung aus Urlaub und Arbeitsaufenthalt?
Waldscheidt: Urlaub, das klingt jetzt ein bisschen so, als gehe ich dahin, um zu relaxen. Im Gegenteil, ich hoffe, dass ich da mehr geschrieben kriege. Es gibt da weniger Ablenkung, kein Fernsehen, keiner ruft an.
BZ: Was sind Ihre Ideen für die Zeit hier?
Waldscheidt: Das möchte ich jetzt noch nicht verraten, das will ich vorher noch mit dem Verein abklären.
BZ:
Ihr Vorgänger hat ja eine Schreibwerkstatt ins Leben gerufen
Waldscheidt: Genau, das war deshalb auch eine Idee. Einige Lehrer in Eisenbach sind wohl am Dorfschreiber interessiert. Es könnte also was mit Schülern geben. Das ist aber alles noch unausgegoren. Das Wichtigste ist natürlich: Was wollen die Leute? Besteht da überhaupt Interesse? Das ist ja nicht selbstverständlich, dass sich in einem Schwarzwalddorf 95 Prozent der Leute brennend für Literatur und den Dorfschreiber interessieren. Ich gehe mal davon aus, dass — abgesehen vom Verein und seiner Peripherie — kein großes Interesse daran herrscht.
BZ: Man muss es vielleicht wecken.
Waldscheidt: Genau.
BZ: Ihr letztes Buch ist der Antiratgeber "Schreib den verd...Roman — die simple Kunst, einen Bestseller zu schreiben" . Da sind Sie ja prädestiniert für eine Schreibwerkstatt.
Waldscheidt: Ja, oder auch gerade nicht. Ich kann sagen, wie man es am besten nicht machen soll. Nein, ich denke schon, dass ich da was Schönes auf die Beine stellen kann. Ich habe mich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt.
BZ: Sie haben also auch schon Workshops gegeben.
Waldscheidt: Nein, das habe ich noch nicht gemacht. Das gehört dann auch zur Rubrik "Kleines Schwarzwaldabenteuer." Da kann ich mal antesten, ob ich das kann oder ob ich die Leute erschlage.
BZ: Kann man denn den Leuten das Schreiben beibringen?
Waldscheidt: Das Handwerk kann man ihnen auf jeden Fall beibringen. Muss man sogar. Es werden ja auch nur sehr wenige Leute als Schreiner geboren. Gerade wenn man einen Roman schreiben will, also erzählende Literatur, da gibt es so viele Handwerksregeln, die funktionieren eben einfach.
BZ: Die Erzählung, mit der Sie sich um die Stelle in Eisenbach beworben haben, ist aus der Perspektive eines alten Mannes geschrieben. Machen Sie das öfter?
Waldscheidt: Ich finde es schön, in verschiedene Personen zu schlüpfen, die mit mir möglichst wenig zu tun haben. Was ich gar nicht mag, ist die deutsche Popliteratur, oder Innensicht-Literatur. Wo irgendwelche Midthirties über irgendwelche Midthirties-Probleme in einer urbanen Umgebung schreiben. Die sind auf einer Party, langweilen sich, gehen mit jemandem ins Bett und schreiben dann drüber. Ich hab schon lieber möglichst reale Menschen, und Geschichten, in denen auch was passiert. Manchmal passiert auch zu viel, es muss ja nicht in jeder Geschichte einer sterben.
BZ:
Sie haben gerade zwei satirische Romane veröffentlicht
Waldscheidt: Romane ist nicht richtig. Es sind Parodien auf Ratgeber. Sowohl "Schreib den verd... Roman" als auch "Hartzkrieger" . Ein Teil des Buches gibt Arbeitslosen Tipps , wie sie sich beim Vorstellungsgespräch verhalten sollen, zwischendrin gibt’s Interviews und Episoden. Es ist eher ein Gemischtwarenladen.
BZ: Außerdem schreiben Sie Erzählungen. Sind das nicht zwei ganz verschiedene Paar Schuhe?
Waldscheidt: Schon. Mir macht es Spaß, vielfältige Sachen zu machen. Nach einer ernsten Story etwas Ausgeflipptes oder Nonsens. Was auf meiner Homepage zu lesen ist, ist ja nur ein Bruchteil meiner Arbeiten. Wie das bei allen der Fall ist, man schreibt halt viel für die Schublade. Vieles ist da auch ganz gut aufgehoben. Diese Vielseitigkeit bei einem Verlag unterzubringen, ist allerdings nicht so einfach. Ich erlebe das zur Zeit mit einem Roman-Manuskript, das einfach in keine Genre-Schublade passt.
BZ: Sie reden nicht zufällig von dem Roman, der im Hochschwarzwald spielt?
Waldscheidt: Doch.
BZ: Worum geht’s da?
Waldscheidt: Hauptfigur ist eine Frau in den Enddreißigern, eine ziemlich gescheiterte Existenz. Sie ist im Schwarzwald aufgewachsen, lebt aber in der Großstadt. Dann stirbt ihr Vater, sie fährt heim ins Dorf und wird mit einem Geheimnis aus ihrer Kindheit konfrontiert: Eine Freundin von ihr ist damals spurlos verschwunden. Sie macht sich also auf die Suche und deckt dabei diverse Familiengeheimnisse auf. Das wird dann teilweise ziemlich grauselig.
BZ: Wo spielt die Geschichte denn?
Waldscheidt: Den Ort an sich, den gibt’s nicht. Aber die Umgebung. Das ist die Ecke Schluchsee, Grafenhausen.
BZ: Haben Sie vor Ort recherchiert?
Waldscheidt: Ja, ich war auch mal da unten. Vor allem, um was von der Landschaft mitzukriegen. Die Geschichte spielt im Herbst und Winter, das Wetter und die Schwarzwalddüsternis spielen eine Rolle. Hauptrecherche waren aber historische Sachen, denn der Roman hat mehrere Zeitebenen.
BZ: Sie haben gesagt, dass Sie Eindrücke nicht 1:1 umsetzen. Wir können also keine Eisenbach-Erzählungen erwarten.
Waldscheidt: Genau. Ich will das aber auch nicht ausschließen. Es gibt in Eisenbach ja einiges Interessante, was sich in Geschichten wiederfinden könnte. Feinmechanik, Uhrenindustrie oder die Triberger Wasserfälle. Auch das Bogenschießen ist dort ganz groß. Jemand könnte etwa mit Pfeil und Bogen erschossen werden. So was ist durchaus möglich.
25.1.2007, Kompletten Beitrag bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

Stephan Waldscheidt - Stephan Müller, 76448 Durmersheim, Tel 07245/807605
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http://www.waldscheidt.de/eisenbach.html



 

 

 

Kreatives Eisenbach: Der zweite Dorfschreiber ist ausgewählt

Der Förderkreis Kreatives Eisenbach hielt in der "Eisenbachstube" Rückblick auf ein Jahr, das geprägt war von einigen Veranstaltungen und Ideen. Dazu gehörte auch der Wettbewerb zum Dorfschreiber, dem ersten bundesweit. Leopold Rombach lebte drei Monate lang in der Abgeschiedenheit Schollachs auf dem Beierleshof und bestritt zwei öffentliche Auftritte, seine Vorstellung und seinen Abschied. 4000 Euro betrugen die Kosten, doch ein bleibendes Ergebnis in Form eines Aufsatzes, eines Essays oder zumindest niedergeschriebener Ereignisse oder Anekdoten, gibt es nicht.

Für die meisten Bürger, aber auch für Förderkreismitglieder war dies schlicht und ergreifend zu wenig. Man hatte sich mehr erwartet. Ulrich Beer, der stellvertretende Vorsitzende und Ideengeber dieses Wettbewerbs, betonte hinsichtlich der Neuausschreibung des Wettbewerbes, dass es nicht Ziel sei, Greifbares zu erwarten, vielmehr solle der Dorfschreiberwettbewerb nicht mehr sein als ein Stipendium für einen Autoren, der ein Vierteljahr im Hochschwarzwald in aller Ruhe Begonnenes vollenden und fortsetzen kann. Angesichts der erheblichen Ausgaben für die Alimentierung eines kreativen Kopfs sind die Anstrengungen enorm für Kassiererin Maria Beushausen, die Kasse Null gleich Null aufgehen zu lassen und Sponsoren zu suchen. Doch unter zwölf Bewerbern hat der Förderkreis bereits den zweiten Dorfschreiber gekürt. Der 40-jährige Stefan Waldscheidt aus dem Raum Karlsruhe ist von Beruf Ökonom und freier Schriftsteller und hat Romane verfasst. Beer vertrat die Ansicht, dass der Förderkreis eine gute Wahl getroffen habe. Waldscheidt beschäftige sich schon gedanklich mit seinem Aufenthalt im Hochschwarzwald vom 1. April bis 30. Juni. Auf das überregionale Echo des Dorfschreiberdaseins in Eisenbach berichtete die Vorsitzende Anngrit Hacker. Daneben beleuchtete sie die Lesungen, deren Niveau beachtlich, deren öffentliche Beachtung jedoch nicht immer zufriedenstellend gewesen sei. Die Zusammenarbeit mit der Lichtenbergschule wurde belebt durch eine Lesung mit Irma Krauß. Hacker erinnerte an das Puppenspieltheater von und mit Daniel Wangler wie an den Auftritt von Herrn Anton und Fräulein Clara. Für den Weihnachtsmarkt stellte sie Zufriedenheit bei Besuchern wie Standbetreibern fest und dankte den Beteiligten, darunter der Firma F. Morat u.Co. für die Übernahme der Standmiete. 32 Förderkreismitglieder würden sich über Verstärkung freuen. Beiträge und Spenden stemmen die Ausgaben, berichtete Kassiererin Maria Beushausen. "Klein, aber fein" : Mit diesen Worten umschrieb Bürgermeister Alexander Kuckes den Charakter des Förderkreises, der viel bewirkt habe. Die Neuwahlen bestätigten Anngrit Hacker als Vorsitzende, Ulrich Beer als Stellvertreter sowie Maria Beushausen (Kassiererin) und Elke Raufer (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.
Gert Brichta, 20.1.2007, www.badische-zeitung.de

Unerhört! Da wird jemand bezahlt und schafft nichts Rechtes dafür! Und dann noch ein Wälder aus St. Peter! Unser armer Exdorfschreiber Leopold Rombach hat, darf man dem Rezensenten glauben, drei Monate lang auf seiner warmen Kunst gelegen und diese nur zweimal fürs Grüß-Gott- und Ade-Sagen verlassen. Da sind die Schreibwerkstatt, der Fotokurs, die Wäldergeschichten und das hier fertiggestellte Buch "Nachtaufnahme" wohl etwas aus dem subjektiven Blickfeld des Berichterstatters geraten. Über all das, und zahlreiche weitere Aktivitäten wurde auf der Hauptversammlung des Vereins "Kreatives Eisenbach" ausführlich informiert. Leider findet sich im Artikel davon nur wenig wieder. Die eingeschränkte Berichterstattung des Rezensenten beschäftigt sich überwiegend mit einem vermeintlichen Kosten-Nutzen-Missverhältnis des Dorfschreibers. Bei dessen Förderung handelt es sich um ein Stipendium, also eine finanzielle Unterstützung — die im Übrigen ganz überwiegend von privater Seite speziell für diesen Zweck aufgebracht wird — für einen von einer Jury als förderungswürdig ausgewählten Autor. Es handelt sich nicht um ein Honorar für zu leistende Dienste! Stipendien werden heute weltweit an Schüler, Studenten, Forscher, Wissenschaftler und Künstler vergeben um ihnen zu ermöglichen, Studien an Orten zu betreiben, die ihnen sonst aus finanziellen Gründen nicht zugänglich wären. Nicht anders beim Dorfschreiber. Hier wird vom Verein laut Vertrag zwar erwartet, dass der Autor die Zeit "vor allem zum Abfassen eigener neuer Texte" nutzt und diese "einem interessierten Publikum zu Gehör bringt" , feste Vorgaben dazu gibt es aber nicht. Einen Nutzen aus dem Stipendium hat nicht nur der Autor, sondern auch ein "interessiertes Publikum" und die Gemeinde. Der erste Dorfschreiber Deutschlands, und damit auch die Gemeinde Eisenbach, hat überregional in Presse und Rundfunk ein breites Echo gefunden. Der Persönlichkeit Leopold Rombachs und dem harten Winter mag es geschuldet sein, dass seine Arbeit in der Öffentlichkeit nicht immer ausreichend wahrgenommen wurde. Die Einrichtung des Dorfschreibers scheint mir als Einrichtung der Kulturförderung dennoch sinnvoll und wird vom nächsten Dorfschreiber, Stefan Waldscheidt, sicher in ganz anderer Form ausgefüllt werden. In jedem Fall aber hätte ein junger Verein, der mit wenigen Aktiven eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen in der Gemeinde angeboten hat, eine objektive und ausgewogene Berichterstattung verdient. Dies war hier leider nicht der Fall.
BZ-Leserbrief vom 23.1.2007 von Dr. Joachim Hacker, Bubenbach

Die Hauptversammlung wurde eingeleitet durch einen umfassenden Bericht der Vorsitzenden Anngrit Hacker über die überaus reichhaltige, vielseitige und erfolgreiche Tätigkeit des Förderkreises wie Idee und Organisation von Dorfschreiberveranstaltungen, Lesungen, Theater- und Puppenspiel, den Eisenbacher Weihnachtsmarkt (lt. Bericht in der BZ: "einige Veranstaltungen und Ideen" ). Der Berichterstatter schießt sich zur Hälfte seines Berichtes auf ein einziges Projekt ein, nämlich den in ganz Deutschland ersten und einmaligen Dorfschreiber, der angeblich so gut wie nichts getan habe. Dass Leopold Rombach in brillanten öffentlichen Veranstaltungen mit großer Publikumsbeteiligung hervortrat, ein sich über Monate hinziehendes Schreibseminar anbot (das heute noch gerne besucht wird!), auf Einladungen von Schulen, Firmen und Vereinen einging, ein Foto- und Videoseminar abhielt, aus eigenen Werken vortrug und auch Eisenbacher Eindrücke zu Wort brachte und manches persönliche Gespräch führte, wird einfach totgeschwiegen. Steht dahinter Ahnungslosigkeit oder böser Wille, der eine derartige kulturelle Bereicherung für Eisenbach — wie sie auch Bürgermeister Kuckes in beredten Worten hervorhob und die natürlich nicht kostenlos ist — derart herunterspielte und abwertete? Kaum ein Wort davon, welchen Einsatz dieser Verein leistet und auch nicht, welche Anregungen und positive Wirkungen — über Eisenbachs Grenzen hinaus — auch von einer bundesweit bisher einmaligen Dorfschreibertätigkeit ausgehen. Was die Kosten angeht, werden diese nur zum geringsten Teil von der Eisenbacher Bürgerschaft und weit überwiegend von Spendern und Sponsoren getragen, die ausdrücklich diesen Zweck fördern wollen. Stephan Waldscheidt hat mit Freude das Angebot für ein Stipendium angenommen, dessen Hauptzweck ja ist, fähige Autorinnen oder Autoren zu fördern.
BZ-Leserbrief vom 23.1.2007 von Roswitha Stemmer-Beer, stemmer-beer at t-online.de
Schriftführerin des Förderkreises Kreatives Eisenbach

 

 

Neujahrsempfang: Kuckes will Abwanderung stoppen

Neujahrsempfang in Eisenbach ist ein gesellschaftliches Ereignis, das 2005 seine Premiere und am Wochenende seine Zweitauflage erlebte. Der Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre sowie Ehrungen herausragender Mitbürger erstreckten sich über zweieinhalb Stunden. Bürgermeister Alexander Kuckes hatte sich Mühe gegeben und illustrierte seine Ansprache.

Zum Auftakt wählte Kuckes die nicht unumstrittene Anhebung der Grund- und der Gewerbesteuer. Dieser Beschluss sei nicht leicht gefallen, doch es sei der erklärte Wille, die Mehreinnahmen zum Abbau der Schulden einzusetzen. Chronologisch zeigte er auf, welche Investitionen in der Gemeinde getätigt wurden, angefangen von der Erneuerung des Fuhrparks für den Bauhof bis hin zur Optimierung der Wasserversorgung, damit verbunden der Bau des Wasserhochbehälters Oberbränd, des Pumpwerks Bubenbach sowie der Verbindungsleitungen. Kuckes bedauerte die, wie er sagte, "häppchenweise Bezuschussung der Trinkwasserversorgung" , die einem raschen Fortgang im Wege stehe. Er führte aber auch die vier Insolvenzen von beteiligten Unternehmen an, die zur Verzögerung beigetragen hätten. In diesem Jahr solle jedoch die Inbetriebnahme des Hochbehälters erfolgen. Im Tourismus habe sich viel getan, stellte Kuckes fest und blickte auf Schollach, das nun das Prädikat Luftkurort trägt. Der
Wohnmobilstellpatz auf dem Höchst werde gut angenommen und trage mit rund 3500 Übernachtungen erheblich zu den mehr als 40 000 Übernachtungen bei. Der Förderkreis kreatives Eisenbach habe mit den Lesungen, der Ausstellung heimischer Künstler und dem Weihnachtsmarkt für die Gemeinde wertvolle Veranstaltungen ins Leben gerufen. Die Feuerwehr habe in allen Abteilungen viel unternommen und viel Eigenarbeit erbracht, beispielsweise bei der Sanierung des Feuerwehrgerätehauses in Schollach.

Kuckes dankte der Eisenbacher Industrie, die intensiv um den Erhalt von Arbeitsplätzen bemüht sei und durch Neubauten wie beispielsweise bei den Firmen F. Morat u. Co. oder Weckermann zukunftsorientiert gehandelt hätten. Kuckes streifte die Glanzlichter auf der Ebene der örtlichen Vereine. Er hob die Gründung der Orgelbauvereine in Eisenbach und Oberbränd hervor, die sich für die Erneuerung beziehungsweise Sanierung der Instrumente einsetzen. Er ging aber auch auf die sportlichen Höhepunkte ein, etwa auf die Deutschen Meisterschaften der Bogenschützen oder auf die Baden-Württembergischen Meisterschaften der Gewichtheber. Im Ausblick auf das neue Jahr mahnte Kuckes, die Attraktivität Eisenbachs zu steigern. Hintergrund ist der Umstand, dass das Bevölkerungsaufkommen der Gesamtgemeinde in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent zurückgegangen ist. Heike Schäfer, die Leiterin des Kindergartens, verlässt Eisenbach bald, die Frage der Nachfolge beschäftigt gegenwärtig den Gemeinderat. Das Landhaus Bubenbach wird nach vorübergehender Nutzung ab Ende Februar wieder leer stehen. Das Flurneuordnungsverfahren wird sich verzögern, da die zuständige Behörde personelle Engpässe hat.

Nach diesem Rückblick unterhielt der V.T.J.B. (der Verein talentierter Jungmusiker aus Bubenbach) mit Melodien aus den Siebzigern, bevor Bürgermeister Kuckes in den zweiten Teil des Abends einstieg und besondere Personen ehrte. Der ausgewählte Personenkreis war allerdings nur teils anwesend, andere fehlten teils entschuldigt, teils unentschuldigt. Eine der besonderen Ehrungen wurde Liselotte und Heinz Peghini zuteil. Das Ehepaar pflegte über Jahrzehnte hinweg aufopferungsvoll den Bruder von Liselotte Peghini, Werner Ritter. Kuckes sprach von einem beispielhaften Verhalten und stellte diese besondere mitmenschliche Leistung in den Vordergrund. Über die weiteren Ehrungen berichten wir noch. Der V.T.J.B. ließden Abend ausklingen. Den Neujahrsempfang wird es künftig im jährlichen Rhythmus geben, stets am Freitag nach dem Dreikönigstag. Vielleicht, möchte man hoffen, raffen sich künftig mehr Bürger auf, der Einladung zu dem gesellschaftlichen Ereignis zu folgen.
Gert Brichta, 16.1.2007, Badische Zeitung

 

Hilfe für Eisenbacher Ralph Kaiser im Wachkoma

"Wir helfen Ralph" , die Aktion der Eisenbacher Bergmannszunft, läuft erfolgreich an. Privatleute, Vereine, darunter zahlreiche befreundete Narrenzünfte, aber auch Unternehmen aus der ganzen Umgebung haben sich der Hilfsaktion angeschlossen. Viele größere und kleinere Spender engagieren sich.

Beispielsweise zwei Mädchen, die beim Jahreskonzert des Männergesangvereins den Garderobendienst wahrnahmen, spendeten ihre Einnahmen, die vom Chor noch aufgerundet wurden. Auf Einladung von Gitti Raufer, der Lebensgefährtin von Ralph Kaiser, besuchte die BZ den im Wachkoma lebenden Patienten. Sie wollte in Dankbarkeit demonstrieren, wie wertvoll die Hilfe der Mitmenschen ist. Der Einsatz eines Bettfahrrads, auf dem Ralph Kaiser seit Tagen regelmäßig bewegt wird, trage erste Früchte. Auf einem Stehbrett, auf dem er hin und wieder in die senkrechte Lage gebracht wird, kann seine Muskulatur belebt werden. Beides konnte mithilfe der Spenden angeschafft werden. Weitere therapeutische Geräte werden folgen, auch ein Rollstuhl mit Elektromotor zur Fortbewegung des Patienten im Freien. Gitta Raufer selbst kann sich aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit nicht rund um die Uhr um ihn kümmern und ist daher auf Pflegepersonal angewiesen. Verwandte und Bekannte sind eingespannt, die Sozialstation Hochschwarzwald bemüht sich rührig um Ralph Kaiser. Auch die aufwendige Pflege kann dank der Spenden unterstützt werden. Die Sozialstation überwacht - wie im Vorfeld der Aktion vertraglich vereinbart - den Spendenfluss und den Einsatz des Gelds. Trotz der bisherigen Anschaffungen bleibt die Hoffnung auf weitere Spenden bestehen. Nach dem Benefizkonzert des Musikvereins Eisenbach Ende Oktober folgt am 5. Januar ein weiteres Konzert: Die vier Bands "Time bandits" , "The Boozen" , "Saftige Oraaschen" und "Casanovas" treten in der Löffinger Festhalle auf.
Gert Brichta , 23.12.2006

 

 

Der Puppenspieler von Eisenbach

Daniel Wangler begeistert bei seinem Heimauftritt in Oberbränd mit einem hochaktuellen Stoff

Der Verein "Kreatives Eisenbach" entwickelt sich zu einem festen Bestandteil im kulturellen Gefüge der Hochschwarzwaldgemeinde. Seine Veranstaltungen finden immer mehr Zulauf und haben einen gewissen Anspruch. Dies unterstrich auch der Auftritt von Daniel Wangler im Dorfgemeinschaftshaus in Oberbränd. Er spielte vor knapp 100 Zuschauern "Monsieur Ibrahim und die Blume des Koran" , ein Werk von Eric Emmanuel Schmitt, ein nicht unbedingt einfaches Solostück, inszeniert als Puppentheater, das er mit Bravour meisterte. Vier Jahre Schauspielunterricht haben das Talent des Schauspielers reifen lassen. Wangler spielte die wunderschöne Geschichte eines elfjährigen jüdischen Jungen, der die Freundschaft zu einem älteren arabischen Gemüsehändler entdeckte, der ihm Lebensweisheiten und Erfahrungen vermittelte, den er schätzen und lieben lernte. Wangler vollbrachte eine Höchstleistung, stellte den strengen und nicht unbedingt geliebten Vater als schwarze Requisite dar mit Spazierstock, dem ein schwarzes Tuch und ein schwarzer Hut übergeworfen wurde, während Gemüsehändler Ibrahim eine Maske war, die ein Gesicht hatte und Konturen aufwies, aus denen sich ableiten ließ, dass diese Person positiv zugewandt ist. Das fein ausgefeilte Bühnenbild und die bis ins Detail perfekte Inszenierung unterstrichen die vielschichtige Handlung. Es geht um Freundschaften, die nicht unbedingt alltäglich sind wie die zwischen Juden und Arabern, Lebensweisheiten wie das Lächeln, das Berge versetzen kann, und vieles mehr. Der knapp einstündige Auftritt wurde zu einem Erlebnis. Als der Vorhang gefallen war, beantwortete Wangler dem Publikum Fragen zu seiner Person. In seiner frisch und jugendlich wirkenden Ungezwungenheit erinnerte er an seine ersten Auftritte bei der Eisenbacher Fasnet, als er mit Jonglagen erfreute, bis er sich dazu entschloss Schauspielunterricht zu nehmen. Vier Jahre lang erlernte er in Stuttgart die Kunst des Schauspiels, Sprache, Mimik, Gestik und begleitende Unterhaltung. Requisiten, Beleuchtung und Beschallung des Raums — alles organisierte Daniel Wangler für diesen Abend im Alleingang und erntete hierfür riesigen Applaus.

Elke Raufer vom Förderkreis Kreatives Eisenbach bot nicht nur einen gelungenen Einstieg und eine wohl abgestimmte Einstimmung zu diesem Abend, sondern dankte Wangler abschließend mit einem kleinen Präsent für den gelungenen Auftritt.

Badische Zeitung Freiburg
Gert Brichta, 26.9.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

 

Sagenhafter Hochschwarzwald: 120 Erzählungen, Gedichte, Anekdoten

Als Hommage an den Hochschwarzwald versteht Siegfried Scharf, früher Bürgermeister von Eisenbach (1980-2004), sein neuestes Buch "Sagenhafter Hochschwarzwald". Mit einem klaren Ja bekennt er sich dazu, dass es im Zeitalter der Globalisierung und eines zusammenwachsenden Europas noch zeitgemäß ist, ein Stück heimatliche Landschaft herauszuheben.

Man spürt, dass Scharf dem überschaubar-beschaulichen Landkreis Hochschwarzwald mit Sitz in Neustadt etwas nachtrauert. Deshalb hält er für die Nachwelt fest, welche 49 Orte vor der Gemeinde- und Kreisreform diesem Landkreis angehörten, der das Gebiet vom Breisgau bis zur Baar umfasste (samt Urach, Bonndorf, Grafenhausen und St. Blasien). Wer weiß auf Anhieb, welche markante Bauwerke es auf dem Feldberg gibt und wie lang, breit und tief die einzelnen Hochschwarzwaldseen sind? Es wird die Frage gestellt: "Spieglein, Spieglein an der Wand, welcher der sechs Seen ist der Schönste im ganzen Land?"
Das Buch, das auf einjähriger Vorarbeit fußt, gibt Aufschluss über den "Früheren Alltag im Hochschwarzwald" und zeigt, wie bescheiden man um das Jahr 1830 herum lebte. Im Kapitel "Berge, Bergbau und Landschaften" wird über das Laurentiusfest auf dem Feldberg, die Entstehung des Skilaufs und die Schneeinsel Feldberg berichtet. Den "Skiwinter" widmet der Autor der Hochfirstschanze in Neustadt, den Schwarzwaldadlern und dem "Holmenkollen" von Hinterzarten. "Alte Handwerksberufe und altes Handwerk" erinnern an die Geschichte der Uhrmacherei, an das alte Handwerk des Holz- und Maskenschnitzens und an die Öhlermühle in der Schildwende. Von Brauchtum ist die Rede, etwa von 80 Jahren Pflumenschluckertradition in Bonndorf und vom Rossfest in St. Märgen. Das "Kapitel Kirchen und Feste" beinhaltet eine Wälderaudienz in Rom, die "Marienzelle auf dem Schwarzwald" in St. Märgen, den Dom von St. Blasien, das Eulogiusfest in Lenzkirch, das Nudlefest in Bachheim, das Schneekreuz in Löffingen und die bislang unbekannte Geschichte, dass seit 30 Jahren eine Fußwallfahrt von Wellendingen nach Löffingen besteht.

Breiten Raum nimmt das Kapitel "Kultur" ein. Scharf begibt sich auf die Spuren der Maler Hans Thoma, Franz Xaver Winterhalter und Felix Faller, erinnert an die Heimatschriftsteller Max Rieple, Donaueschingen, und Alois Burger, Ewattingen, das Heimatmuseum Resenhof in Bernau und das Hüsli in Grafenhausen. Die Domfestspiele in St. Blasien und die Lenzkircher Freilichtspiele spielen eine Rolle. Sogar den "Bure zum Alange" und dem "Rieswellemache" wird Platz eingeräumt. Man erfährt über "Hochschwarzwälder Kost" und das Landfrauencafé (Wieberwirtschaft) in St. Märgen. "Verkehrswege" (Bahn und Straße) ist ein Kapitel, das sehr aktuell geworden ist. Die Geschichten der Höllentalbahn, der östlichen Höllentalbahn von Neustadt nach Donaueschingen und der Dreiseenbahn werden wiedergegeben; ebenfalls das Leben und Sterben der Bonndorfer Bahn (Neustadt-Lenzkirch-Bonndorf). Kriegserinnerungen leben auf, beispielsweise die Scholl-Geschichte des Bruderhofs von Ewattingen. Schmunzelnd liest sich eine wahre Begebenheit über eine Kriegstrauung mit Hindernissen, die inzwischen mehr als 60 Jahre gehalten hat.
"Ich unternehme mit 120 Erzählungen, Gedichten und Anekdoten einen regionalen Streifzug durch den sagenhaften Hochschwarzwald. Sagen und Geschichten sorgen für die notwendige Würze. Auch die Landschaft ist sagenhaft. Die Doppeldeutigkeit ist bewusst gewollt" , sagt der Autor über sein neues Buch, das 333 Seiten und 209 Fotos und Abbildungen umfasst. Scharf ist stolz darauf, dass die meisten Fotos von ihm selbst stammen. Seine Schwiegertochter Claudia Scharf aus Holzschlag lockert mit Aquarellen und Acrylgemälden das Kapitel "Geschichten und Sagen" auf. Die Auflage von 2000 Exemplaren dürfte es brauchen, denn das Buch ist geeignet für Hochschwarzwälder, die sich umtun wollen in der eigenen Heimat, wie auch für Urlauber, die tiefer in die Ursprünge ihrer Ferienregion eintauchen möchten. "Sagenhafter Hochschwarzwald" wird am 21. September um 19.30 Uhr in der Sparkasse Bonndorf vorgestellt. Ab dem Zeitpunkt ist es beim Autor oder im Buchhandel erhältlich. Es ist wie die bisherigen Bücher "Vom Hirtenbub zum Bürgermeister" (vergriffen!) und "Vom Wald und den Wäldern" im Centaurus Verlag Herbolzheim erschienen. Und wie steht es mit Plänen für das nächste, dann vierte Werk? Wer Scharf kennt und um sein Steckenpferd weiß, wird diese Frage auf der Zunge haben. Doch er bremst: So ein Unternehmen will auch finanziert sein. Doch auf der anderen Seite: "Material hätte ich schon
" , erzählt er schmunzelnd. Um die 20 Lesungen liegen schon hinter ihm. Und es waren immer Zuhörer dabei, die ihr Wissen gerne an ihn für ein neues Buch weitergeben würden.
Kompletten Beitrag vom 2.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Didgeridoo-Spiel in Eisenbach: Dumpf brummts durchs Untertal

Dumpfe Klänge von Didgeridoos erfüllten die Luft im engen Eisenbacher Untertal, Hubert Wursthorn hatte zum Australienwochenende eingeladen. Workshops dienten dazu, das Spielen auf dem Didgeridoo zu erlernen oder die Fertigkeiten zu verbessern. 70 begeisterte Didgeridoo-Spieler im Alter zwischen 20 und 70 Jahren erlebten ein harmonisches Wochenende. Neben dem Didgeridoo stand das Cajon im Mittelpunkt, ein Instrument, das aussieht wie eine Holzkiste mit Loch, im Inneren jedoch Saiten hat und ursprünglich aus Südamerika kommt. Hafenarbeiter aus der Karibik trommelten auf ihren Tee- oder Kaffeekisten, hieraus entwickelte sich dieses Rhythmusinstrument. Höhepunkt des Wochenendes war die australische Nacht im "Bad" , für die Hubert Wursthornin der Küche alle Register zog als kulinarische Einstimmung auf die Auftritte bekannter Didgeridoo-Künstler wie Eddy Halat, Ralf Gaukel oder Stefan Schwarz. Eddy Halat beschrieb die gesundheitliche Seite des Didgeridoo-Spielens. So sei wissenschaftlich nachgewiesen, wie wertvoll die Blastechnik gerade für Menschen mit Atemaussetzern sei. Asthmatikern könne geholfen werden. Und nicht zuletzt das Schnarchen könne behoben werden. Im kommenden Jahr wird es eine Neuauflage des Workshops geben.
9.8.2006, www.badische-zeitung.de


 

 

Der erste Dorfschreiber Deutschlands hat ausgeschrieben

Nach drei Monate langem Wirken verabschiedet sich Leopold Rombach am Freitag, 16. Juni, wieder von Eisenbach und gibt dabei einen Rückblick auf seine Tätigkeit als Dorfschreiber.

Am 31. März dieses Jahres stellte sich Rombach als erster Dorfschreiber Deutschlands in der Eisenbacher Wolfwinkelhalle der Öffentlichkeit vor - ein Ereignis, das alle Teilnehmer als kurzweilig und amüsant in bester Erinnerung haben. Die dreimonatige Stipendiumszeit nähert sich nun dem Ende. Dies nimmt der Förderkreis Kreatives Eisenbach zum Anlass, zu einem Abschlussabend einzuladen, der ebenso unterhaltsam zu werden verspricht wie die Vorstellung. Frauke Alpermann und Johannes Stange sorgen wieder für musikalische Unterhaltung, die Teilnehmerinnen der Schreibwerkstatt werden Lese-Kostproben vortragen und natürlich wird der Dorfschreiber selbst zu Wort kommen und seine Erlebnisse in Eisenbach schildern. Rombach lebte ein Vierteljahr im Beierleshof in Schollach, sammelte intensiv Eindrücke vom Geschehen in Eisenbach und seinen Ortsteilen und wird diese in komprimierter Form, sei es in Worten, Schrift oder Bild dokumentieren. Gespannt ist man in Eisenbach und natürlich im Förderkreis, der die Weichen für dieses Ereignis stellte, was das Produkt seines Wirkens sein wird.

Die öffentliche Verabschiedung des Dorfschreibers beginnt um 20 Uhr in der Wolfwinkelhalle, die gesamte Bevölkerung ist zu diesem Abend eingeladen.

14.6.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Erster Skilift der Welt beim Schneckenhof in Schollach

Wasserkraft zog die Wintersportler / Vom ersten Skilift der Welt existieren nur noch Reste / Vor 100 Jahren wurde in Schollach eine geniale Idee in die Tat umgesetzt

Möglicherweise war es ein Winter wie der vergangene - schneereich und kalt von November bis April - , der Robert Winterhalder aus Schollach dazu beflügelte einen Skilift zu bauen. Kein Wunder, war Schollach einstmals ein Kurort und der Schneckenhof nicht “nur” eine urige Wirtschaft, sondern ein “Nobelhaus”. Genau vor 100 Jahren wurde der erste Skilift der Welt im oberen Tal Schollachs in Betrieb genommen. Heute erinnert an diesen Pionier des Skisports nahezu nichts mehr im Schollacher Tal, nur die kleine Hütte, die stillgelegte Hofmühle als Herzstück des Liftes steht noch. Auch der Schneckenhof hat sich verändert, wenige Details wie die Glasveranda oder der Pavillon in der Gartenanlage erinnern an die Hochzeit des Gasthofes. Der Schneckenhof erlebte in den Anfängen des Fremdenverkehrs bereits vor dem Ersten Weltkrieg als “Kurhaus” seine Blüte. Die Mühle unterhalb des Anwesens war damals die Attraktion, sie betrieb den von Wasserkraft angetriebenen Schlepplift, der in den Jahren 1906 und 1907 erbaut worden war. Bei genauer Betrachtung der Mühle, die nach dem endgültigen Abbau des Lifts im Jahre 1934 bis in die 50er-Jahre den Hausstrom lieferte, erkennt man, dass die technische Anlage der ehemaligen Talstation in wesentlichen Teilen noch vorhanden ist. Statt wie üblich in einem Weiher, wurde das Wasser in einem acht bis zehn Meter langen Becken gestaut. Beim Bacheintritt konnte es durch ein kleines Wehr verschlossen werden. An seinem Ende wurde das Wasser in einer Eisenröhre, die im Boden verlegt wurde, damit sie im Winter nicht einfriert, in das Mühlenhaus geleitet. Dort stiegt die Leitung vor dem oberschlächtig laufenden Wasserrad auf. Auf der Achse des Wasserrades saß das Kammrad, das früher über zwei Kegelräder das zum Hang gelagerte Treibrad des Lifts bewegte. Die Bergstation mit dem Läuferrad lag etwa 32 Meter höher und 280 Meter von der Talstation entfernt. Um diese beiden Räder spannte sich über fünf Holzmasten geführt ein Endlosseil, an dem mit Zangen die Aufzugsvorrichtungen für die Benutzer des Lifts festgeklemmt waren. Die Zangen waren so ausgebildet, dass sie ein ununterbrochenes Umlaufen des Seiles gestatteten. Nach diesem Prinzip arbeiten Schlepplifte heute noch.
Ständig bemühte sich Robert Winterhalder um Verbesserungen seiner Erfindung . Dabei hat er fünf Auslandspatente und drei “Reichsgebrauchsmuster” in den Jahren 1907 und 1909 eintragen lassen. Nach den Erfahrungen mit dem “Schneelift” entwarf er einen von einem Elektromotor angetriebenen Lift für die internationale Wintersportausstellung 1910 in Triberg, für den er vom badischen Großherzog mit der Goldmedaille geehrt wurde. Der Kriegsausbruch durchkreuzte und beendete den Pioniergeist und die unternehmerischen Erfindungsaktivitäten Robert Winterhalders. Während des Krieges wurden die Eisenteile des Skilifts zugunsten der Kirchenglocken eingeschmolzen. 1920 schließlich baute Winterhalder auch die Holzmasten ab. Einige Einzelteile und Konstruktionspläne werden heute noch im Schneckenhof aufbewahrt.
Bedauert wird in Eisenbach immer wieder, dass heute von dieser großartigen Erfindung nichts mehr zu sehen ist. Für den Tourismus im Tal wäre der erste Skilift der Welt eine Bereicherung.

Badische Zeitung Freiburg
Gert Brichta, 13.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Gasthof zum Bad in Eisenbach 50 Jahre

Fünf Jahrzehnte in stetiger Aufwärtsentwicklung / Die Erfolgsgeschichte der Familien Wursthorn und des „Bads“ im Eisenbacher Untertal / Günstige Perspektiven für die Zukunft

Auf ein halbes Jahrhundert gastronomischer Familientradition blickt man in diesen Tagen im Haus Wursthorn. Das Ehepaar Karl und Luise Wursthorn erwarb vor 50 Jahren den Gasthof zum Bad im Eisenbacher Untertal. Der vom Jockelshof in Breitnau stammende Karl Wursthorn und seine aus Oberachern stammende Gattin legten damit den Grundstein für ein solides Unternehmen.

Viel zu tun hatten die Wursthorns in der Anfangszeit, denn das Haus musste von Grund auf saniert werden. Als Lohn der großen Anstrengungen, aber auch dank des Umstands, dass Luise Wursthorn eine hervorragende Köchin war, entwickelte sich das „Bad“ zu einer angesehenen Adresse. Von ursprünglich neun Gästebetten und 90 Sitzplätzen im Lokal entwickelte sich das Haus zu einem Großbetrieb mit mittlerweile 70 Gästebetten und 200 Sitzplätzen. Doch zurück zur guten alten Zeit. Das „Bad“ bot früher schon ausreichend Platz, um Großveranstaltungen auszurichten, schließlich gab es in der einstmals selbstständigen Gemeinde Eisenbach noch keine Halle für derartige Veranstaltungen. Jahreskonzerte und Theatervorstellungen ließen das „Bad“ in den Fünfzigerjahren beinahe aus allen Nähten platzen. 1955 machte sich auch der Sohn des Hauses, Rolf Wursthorn, einen Namen. Er kaufte eine Sprudelabfüllanlage und stellte rund 15 Jahre lang im Keller den weit über die Gemeindegrenzen bekannten Eisenbacher Sprudel her. Der Badweiher, der dem Gasthof eigentlich den Namen gab, wurde 1957 aufgefüllt, auf dieser Fläche entstanden Garagen. In den Sechzigerjahren erwarben die Wursthorns noch ein Nachbargebäude und bauten an. 1968 übergaben Karl und Luise Wursthorn an Rolf und Lydia Wursthorn. Kurze Zeit später erstellte Rolf Wursthorn den ersten der beiden Skilifte und baute dort, wo er Sprudel abgefüllt hatte, ein Hallenbad . Außerdem entstand ein weiterer Anbau. Alle 40 Gästezimmer erhielten Toiletten und Bäder - das „Bad“ entwickelte sich zum Hotel.
1990 übernahm Hubert Wursthorn den Betrieb, der mit der Geschäftstüchtigkeit und dem unternehmerischen Geist seines Vaters weiter handelte. Er baute einen Wintergarten als Ergänzung des Restaurants an und errichtete eine Bogensporthalle. Er setzte den allgemein rückläufigen Gästezahlen neue Angebote entgegen und stieß in Marktlücken wie den Bogensport, eine bis dahin weitgehend unbekannte Größe in Eisenbach. Die Bogensporthalle und der Parcours unter freiem Himmel bilden eine Anlage, wie sie in Deutschland nur selten zu finden ist. Sportveranstaltungen, Schulungen und Kurse sowie die alljährliche Bogensportmesse tragen zur guten Auslastung des Hotels bei. Auch die Uhrenmesse, die weit über die Landesgrenzen bekannt und beliebt ist, gehen auf die Familie Wursthorn zurück. Ins Leben gerufen wurde sie zum 100. Todestag von Johann Baptist Beha, dem berühmten Uhrenbauer, der Eisenbach in der ganzen Welt bekannt machte. Beha war übrigens der Großvater von Lydia Wursthorn. Noch heute erinnert die Weltzeituhr im „Bad“ an diesen großartigen Mann.
Die Aktivität der Familie Wursthorn ist ungebrochen, Stillstand gibt es nicht. Gegenwärtig beschäftigt man sich mit dem Bau einer Hackschnitzelheizungsanlage und der Erneuerung und Vergrößerung der Terrasse. Die Familientradition könnte fortgesetzt werden, wenn einer der drei Söhne Christopher, Sebastian oder Maikel in die Fußstapfen seiner Vorfahren tritt. Die Wursthorns und das „Bad“ waren und sind in Eisenbach eine feste Größe, und alle Zeichen deuten darauf hin, dass es so bleiben wird. Am Sonntag, 9. Oktober, wird im „Bad“ gefeiert.
Alles von Gert Brichta am 5.10.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

Uhrenrestaurator Menke präsentiert in Eisenbach Riefler-Uhr

Immer wieder ergänzt bei der Uhrenbörse in Eisenbach das Hotel Bad das Treffen der Sammler durch kleine Rahmenveranstaltungen. In diesem Jahr hielt Richard Menke, Restaurator am Uhrenmuseum in Furtwangen, der viele Jahre lang auch an der Fachhochschule in Furtwangen im Labor für Zeitmesstechnik arbeitete, ein besonderes Referat. Sein Vortrag im „Bad“ war ein Bonbon für alle Uhrenliebhaber und Freunde der exakten Messtechnik.

Menke präsentierte eine Präzisionsuhr aus dem Jahre 1935 aus dem Hause Clemens Riefler in München. Was heutzutage Funkuhren leisten, war im vergangenen Jahrhundert Aufgabe mechanischer Uhren. Welche Finessen die Tüftler dieser Zeit parat hatten, ist heute noch bewundernswert, Ausdehnungskoeffizienten der Metalle, Veränderungen in Luftdruck und Temperatur, alles wurde bedacht und beim Bau der Präzisionszeitmesser umgesetzt. Die Riefler-Uhren, heute eine Rarität, waren früher vor allem für Sternwarten sowie für zeitmesstechnische Institute konstruiert worden. Ziel war es, eine Präzision zu erreichen, die heute nur mit Hilfe der Elektronik verwirklicht werden kann. Gesägte Platinen, damit sich das Uhrwerk nicht verziehen kann, Bronzelager sowie Wellen, die in Achatlagern ruhen, hochglanzpolierter und gehärteter Stahl sowie absolut sauber verzahnte Räder waren Grundlage zum Erfolg. Die Ausdehnung des Pendels von 0,0015 Millimeter bei einer Temperaturdifferenz von einem Grad Celsius wurde kompensiert durch Verwendung von Invar-Stahl, einer französischen Erfindung. Eine Fülle weiterer Merkmale erläuterte Menke dem erstaunten Publikum, demonstrierte Schnitte auf der Großleinwand und präsentierte mit weißen Handschuhen eine zerlegte Riefler-Uhr
Gert
Brichta  am 28.4.2005 in der BZ

  

 

Internationale Uhrenbörse 2005 in Eisenbach

Großer Andrang bei der achten internationalen Uhrenbörse in der Wolfwinkelhalle in Eisenbach

Vor allem antike Uhren, von Kamin- bis hin zu Stand- und Kirchturmuhren, Raritäten aus längst vergangenen Zeiten und aus aller Herren Länder wurden zum Verkauf angeboten. Und wie es bei solchen Verkaufsbörsen üblich ist, machen die ersten Gäste die Schnäppchen, entsprechend war der Besucherzustrom am Samstag. Die Feuerwehr Eisenbach hatte alle Hände voll zu tun, um den Verkehr zu regeln. Die Parkplätze rund um die Wolfwinkelhalle, die Schule, bei der Kirche und rund um das Rathaus waren innerhalb kürzester Zeit belegt. Passend zur Veranstaltung gaben sich zahlreiche Nobelkarossen ein Stelldichein. Hochbetrieb herrschte in der Wolfwinkelhalle sowohl in der Sporthalle im Erdgeschoss, auf der Halbetage, als auch im eigentlichen Festsaal. Auf allen Etagen präsentierten die rund 90 Händler aus dem In- und Ausland ihr Angebot, die Nachfrage war enorm.

Nicht nur den Sammlern sondern auch den Schaulustigen bot die Uhrenbörse interessante Perspektiven. Auffallend ist immer wieder der Stand des Ehepaars Els und Frans Schut aus den Niederlanden. Noble Atmosphäre arrangiert mit einem üppigen Blumenstrauß bietet hier Jahr für Jahr eine Augenweide. Eines fiel auf, dies bestätigten die Händler in einer Umfrage: Qualität war gefragt, viele Sammlerstücke von hohem Niveau wechselten den Besitzer. Versteht sich, dass daher nicht nur die Händler, sondern auch die beiden Organisatoren Rolf und Hubert Wursthorn mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden waren. Zwei Tage lang stand Eisenbach wieder einmal ganz im Zeichen der Uhr, jenem Objekt, dem die Eisenbacher eng verbunden sind, vom dessen Produktion und Vertrieb sie über viele Jahrzehnte hinweg lebten
Alles von Gert Brichta am 26.4.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

 

 

Förderkreis Kreatives Eisenbach gegründet

Der Vorstand des Förderkreises Kreatives Eisenbach (von links): Bürgermeister Alexander Kuckes, Anngrit Hacker (Vors.), Maria Beushausen, Ulrich Beer (stellv. Vors.), Roswitha Stemmer-Beer, Elke Raufer.
Foto: Gert Brichta

Entstanden ist die Idee der Vereinsgründung aus einer Untergruppe des neuen Ausschusses Kultur und Tourismus, dem außer Gemeinderatsmitgliedern auch engagierte Eisenbacher Bürger angehören. Die drei Untergruppen beschäftigen sich mit einem waldkundlichen Museum, der Ortsverschönerung und Tourismus sowie mit Kultur. Anngrit Hacker und Ulrich Beer wollen sich dafür einsetzen, das kulturelle Leben in Eisenbach anzureichern, die Vereinsgründung war dafür der erste Schritt. Ohne Geld geht nichts, meinte Anngrit Hacker bei der Begrüßung, die leere Gemeindekasse kann nicht herhalten, daher müssen die notwendigen Mittel aus anderen Quellen fließen.

Sie stellte die Ziele des Vereines vor, der sich unter anderem der Förderung und Entdeckung von Talenten bei Eisenbacher Bürgerinnen und Bürgern auf musischer und kultureller Ebene annehmen will, ohne dabei zu bestehenden Vereinen in Konkurrenz zu treten. Darüber hinaus sollen bei einem Wettbewerb Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für Eisenbach gewonnen werden und durch Auswahl mit einem Stipendium zu einem Gastaufenthalt in Eisenbach eingeladen werden. Dies soll dem Dialog mit der Eisenbacher Bevölkerung in Lesungen, Vorträgen und Diskussionen dienen. .....
Alles von Gert Brichta vom 14.1.2005 auf www.bzol.de

  

 

Neujahresempfang 2005 in Eisenbach mit Bürgermeister Alexander Kuckes l

EISENBACH. Durchweg positiv aufgenommen wurde in Eisenbach der erste Neujahrsempfang der Gemeinde. Bürgermeister Alexander Kuckes lud hierzu alle für die Gemeinde ehrenamtlich tätigen Personen, aber auch die Bevölkerung ein. Diese zeigte sich allerdings bei dieser Premiere noch sehr zurückhaltend. Rund einhundert Personen kamen zum Stehempfang in die Wolfwinkelhalle. Der Musikverein Oberbränd unterhielt mit der kleinen Besetzung unter der Leitung von Peter Grenzemann.

Kuckes eröffnete den Empfang mit einer Gedenkminute für die Opfer der Flutkatastrophe. Das Jahr 2004 bezeichnete er für Eisenbach als ein Jahr des Wechsels. Mit ihm selbst als neuem Bürgermeister sei auch ein neuer Gemeinderat eingezogen, in Schollach gebe es einen neuen Ortschaftsrat, ein Wechsel habe sich auch in der Schulleitung der Lichtenbergschule sowie im Eisenbacher Pfarrhaus vollzogen. Großes Lob sprach Kuckes allen Gremien und Mitarbeitern aus, auch dem Bauhof, bei welchem sich ebenso ein Wechsel vollzog, alles funktioniere bestens. Weiter erinnerte Kuckes an Veränderungen im Eisenbacher Geschäftsleben, an der Spitze von Vereinen sowie an Personen, die das zurückliegende Jahr prägten.

In seinem Ausblick auf das Jahr 2005 verwies er auf das Projekt "Konus", die Gründungsversammlung des Vereins "Kreatives Eisenbach", die Sanierung der Verbandskläranlage, den Bebauungsplan Waldstraße sowie den Wegeausbauplan als Eckpunkte. Große Jubiläen stünden an: Der Musikverein Eisenbach besteht seit 125 Jahren, der Kirchenchor Schollach feiert sein 100-jähriges Bestehen und die Ortsgruppe Eisenbach des Schwarzwaldvereins wurde vor 25 Jahren gegründet. "Die Entscheidungsspielräume werden knapper", meinte Kuckes weiter, "wir müssen uns den ungünstigen Rahmenbedingungen stellen". Er bat die Bevölkerung um Verständnis für einschneidende Maßnahmen. Um die Finanzen der Gemeinde sei es schlecht bestellt und ein Ende der Misere sei nicht absehbar. Als bedauerlich bezeichnete er diese schwierige Situation, die er gleich zum Amtsantritt vorfand.

Erneut griff Kuckes die geplante Erhöhung der Kreisumlage auf, positiv wertete er die Tatsache, dass auch die Gemeinden Hinterzarten und Titisee-Neustadt die Erhöhung im Haushalt des kommenden Jahres nicht berücksichtigen wollen. Er räumte auch auf mit dem Vorurteil, dass die Gemeinde von der Gewerbesteuer "reich" werde. Von einem Euro an Einnahmen verblieben in der Gemeinde unter dem Strich lediglich 15 Cent. .....
Alles von
Gert Brichta am 11.1.2005 auf www.bzol.de

  

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