Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


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Info zu unserer Buch-Seite. Auf guet alemannisch: "Wer schribt, der blibt!"

Dreitälerblick 4.8.2003 um 18 Uhr: Wildgutach, Zweribach, Obersimonswald   ... saustarkes Foto bei 34 Grad Sommerhitze im Simonswäldertal

 

Von Badischen und Unsymbadischen - neues Buch von Wolfgang Hug

Das Erste, was einem auffällt, wenn Wolfgang Hug die Tür seines Hauses im Stadtteil Kappel öffnet, ist sein Strahlen. Nicht einen Augenblick sollte es während des Gesprächs aus seinen Augen weichen. Anlass für den Besuch ist sein neues Buch. Unter dem Titel „Von Badischen und Unsymbadischen – eine heitere Landeskunde“ hat der 74-jährige Historiker Anekdoten, Pointen, Sprüche in alemannischer und kurpfälzischer Mundart gesammelt, die zum Schmunzeln und Lachen anregen.

Das Buch, erschienen im Stuttgarter Theiss Verlag, ist jedoch mehr als eine Anthologie von Witzen. Wolfgang Hug hat gereimte und ungereimte Fundstücke eingebettet in sein reiches Wissen um die historische Entwicklung der Region zwischen Hochrhein und Odenwald bis in die jüngste Gegenwart, die 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging und von jeher aufgrund ihrer zentralen Lage Durchgangsstation, aber auch Schmelztiegel für unterschiedlichste kulturelle Einflüsse war. Grundzüge der Landesgeschichte erfährt der Leser auf diese Weise einmal anders. Weiterhin öffnet Wolfgang Hug – allein die Auswahl der Texte entfaltet diese Wirkung – Einblicke in die Mentalität der Badenerinnen und Badener, spiegelt ihr Verhältnis zu den Württembergern, erinnert an bedeutende Persönlichkeiten, die dem Südwesten entstammen und erzählt von den Lebensgewohnheiten, Gebräuchen und Sitten früherer Generationen und ihren konfessionellen Differenzen. Inhaltlich aber überwiegen lustige, kleine Stücke, die Wolfgang Hug aus eigenen Erfahrungen und Erinnerungen insbesondere an seinen Großvater, aus unzähligen Gesprächen und aus alten Zeitschriften schöpft. Mehrere Bände hätten sich füllen lassen, erzählt er. Das Sammeln, Aussuchen und Zusammenstellen habe ihm großen Spaß gemacht, sei ihm eine heitere Abwechslung zu den überwiegend ernsthaften Themen, die ihn als Autor und als Referenten in der kirchlichen Erwachsenenbildung im Allgemeinen beschäftigen. Wolfgang Hug war von 1995 bis 2000 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Bildungswerke in der Erzdiözese Freiburg.
„Von Badischen und Unsymbadischen“ geht auf einen Vortrag zurück, den er vor vier Jahren anlässlich seines 70. Geburtstages beim Landesverein Badische Heimat gehalten hatte. Während seiner fast drei Jahrzehnte umspannenden Tätigkeit als Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg hat Hug zahlreiche Fach- und Schulbücher verfasst, seine 1992 erschienene „Geschichte Badens“ ist bereits in zweiter Auflage vergriffen, allgemein bekannt ist auch sein Buch „Schöne Frauen des Freiburger Münsters“. Und gemeinsam mit der Freiburger Autorin Ulrike Rödling hat er Texte zu einer Dorfchronik des Stadtteiles Kappel, wo er mit seiner Frau wohnt, gesammelt und redigiert.
Wolfgang Hug liebt seine badische Heimat als Wohn- und Wirkungsort und schätzt seine Landsleute überaus. „Sie suchen stets den Ausgleich, gehen dem Streit aus dem Weg, sind lebens- und genussfreudig sowie offen für Neues und für Fremde“, charakterisiert er sie. Nicht-Badener seien ihm aber keinesfalls unsympathisch, betont er, auch wenn der Buchtitel das vermuten ließe. Sein eigener Titelvorschlag war „Badisch mit Humor“. In Stühlingen im Landkreis Waldshut-Tiengen geboren, dort und in Freiburg bis zum Luftangriff mit fünf Geschwistern aufgewachsen, ist er selbst ein „Urbadener“. Wolfgang Hug sieht sich vom christlichen Glauben und von der engen Bindungen an seine Familie getragen. Er schätzt die familiären Treffen: Dabei werde viel gesungen, erzählt er, was auf seinen Vater zurückgehe, der einst Bundeschorleiter beim Badischen Sängerbund war. In Verbindung mit Musik dürfte Wolfgang Hugs jüngerer Bruder Raimund vielen Freiburgern bekannt sein. Der war bis 2003 Leiter der Freiburger Domsingschule. –Von „Badischen und Unsymbadischen“, 144 Seiten, Theiss-Verlag, Stuttgart. Das Buch kostet 12,90 Euro

Silvia Faller am 15.11.2005 auf www.bzol.de

  

 

Berta Buttenmüller aus Horben - Erinnerungen zum 2. Weltkrieg

Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende - Ängste, Sorgen und Hunger hatten viele Menschen jedoch weit darüber hinaus. Berta Buttenmüller aus Horben hat ihre Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit danach aufgeschrieben und als Buch herausgebracht. Die BZ veröffentlicht Auszüge aus dem Kapitel "Der Krieg ist vorbei".

"Der Krieg war vorbei, und wir brauchten nicht mehr in den Himmel zu schauen wegen der feindlichen Flugzeuge, das war schon einmal eine große Erleichterung. Jedoch Lebensmittel und Kleidung waren weiter rationiert, und es gab alles nur auf Lebensmittelmarken und Bezugsscheine zu kaufen oder auch unter der Hand, wenn man etwas einzutauschen hatte. Außerdem waren die Heizmittel lange Zeit rar, während die Franzosen bei uns am Schauinsland ganze Wälder abholzten und das Holz bei Breisach über den Rhein nach Frankreich schafften. So lief ich, als ich mit 16 meine langen Zöpfe schneiden ließ, mit meiner Freundin Liesel nach Freiburg, jede mit einer Einkaufstasche mit ein paar Holzscheiten darin. Im Friseurgeschäft stand nämlich ein alter Boiler, und unser mitgebrachtes Holz war für die Warmwasser-Zubereitung bestimmt. Es
gab viele Horrormeldungen, die uns weiterhin das Fürchten lehrten. In unserer Nachbargemeinde St. Ullrich, Hofsgrund und Muggenbrunn hörte man viel von Vergewaltigungen, und vom Münstertal hörte man, dass der Pfarrer mitten in der Nacht aus seinem Zimmer geholt wurde. Man fand ihn erst Tage später tot im Wald, ohne Arme und Füße. Das Zittern hatte noch lange kein Ende. Auch die Post von meinem Vater blieb noch lange aus, und zwar ein halbes Jahr lang. Meine Mutter wandte sich verzweifelt an den Bürgermeister von Bergzabern und auch an den Pfarrer von dort, der alles auskundschaftete und sogar den Friedhof von dort absuchte, aber niemand konnte unserer Mutter Auskunft geben. Die Pfalz war ja von den Amerikanern eingenommen worden, doch viele von hier wollten der Mutter einreden, dass Vater eventuell den Russen in die Hände gekommen sein könnte und von denen verschleppt worden wäre. Eines Tages kam dann endlich eine Karte aus Amerika ......
Alles vom 6.6.2005 auf www.bzol.de

Berta Buttenmüller: Erinnerungen, Verlag "Der Biograf", München,
Tel 089/89530645 oder www.der-biograf.de.
 
  

 

Schwarzwald schwarzweiß - Bilder aus den 20er Jahren

"Der Bildjournalist Alwin Tölle kam in der Vorkriegszeit der 20er und 30er Jahre als
redaktioneller Mitarbeiter einer Fotozeitschrift in den Schwarzwald, um das dortige Leben in Bildern festzuhalten - die Dokumentation erschien 1942 in Straßburg. Der Band versammelt einen Teil aus dem Fotonachlaß Tölles vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, der durch die Umstände des Zweiten Weltkrieges größtenteils verloren ging. Tölles Beobachtung der Dorf-und Landbevölkerung im Alltag und sein Interesse für ländliche Lebensformen geben einen lebhaften Einblick in Atmosphäre und Stimmung der Lebenswelt von Bauern und Handwerkern im Schwarzwald."

Alwin Tölle: Schwarzwald schwarzweiß, Bildband
100 Seiten 30 x 24 cm 80 Duotonabbildungen Hardcover ISBN 3-89904-132-1 € 29,90
Edition Braus Heidelberg 2005

www.editionbraus.de , info@editionbraus.de

  
 

Vom Wald und den Wäldern - zweites Buch von Siegfried Scharf

Siegfried Scharf bleibt sich treu. Als der Neustädter, noch als Bürgermeister von Eisenbach, 2003 seinen Erstling "Vom Hirtenbub zum Bürgermeister" vorlegte, hatte er die ersten Texte und Fotos zum zweiten Buch schon fertig in der Schublade liegen. Nun, da der 66-jährige Ruheständler sein zweites Buch abgeschlossen hat und am Freitag, 15. April 2005, unter dem Titel "Vom Wald und den Wäldern" der Öffentlichkeit vorstellt, liegen schon die ersten 65 Seiten für das nächste Werk bereit. Die Lust am Schreiben hat ihn nicht losgelassen, seit er 1958 erstmals für die Badische Zeitung berichtete, sondern sich, seit er keine Amtsgeschäfte mehr führen muss, wieder stärker in den Vordergrund gedrängt. Und eins hat sich bestätigt: Je mehr sein erstes Buch Verbreitung fand, desto öfter ergaben sich Gelegenheiten, neues Altes zu entdecken oder von Mitmenschen, Weggefährten, Lesern und Zuhörern auf weitere Begebenheiten zu erfahren, die niedergeschrieben werden sollten - nicht irgendeines literarischen Anspruchs wegen, sondern nur, um sie für nachfolgende Generationen festzuhalten. Während sein Erstling zwar stark autobiografische Züge trug, jedoch durch die Schilderung der Stationen seines eigenen Lebenswegs und der Menschen eine Art Eisenbacher Heimatbuch wurde, war "Vom Wald und den Wäldern" - wie schon berichtet - von vorneherein darauf ausgelegt, Geschichten aus dem Hochschwarzwald und über den "Wälder" und seine Eigenheiten zu erzählen.
Einige Beispiele: ... Und auch Titisee-Neustadts an Amtsjahren noch jungem Bürgermeister ist ein Kapitel gewidmet: Nachdem Bürgerwille die von der Kommunalpolitik verfügte Schließung der Wassertretstelle am Fullberg erfolgreich verhindert hatte und es die Einweihung zu feiern galt, war sich Armin Hinterseh nicht zu schade, die Hose hochzukrempeln und im blauen Anzug mit Krawatte Pfarrer Kneipp nachzuwaten. Lesenswert auch die Erfahrungen der beiden Bürgermeister von Lenzkirch und Bonndorf, Reinhard Feser und (Scharf-Sohn) Michael Scharf bei der Einweihung des Bähnleradwegs, als sie sich mit einem Tandem an die Spitze setzten, das Zweirad jedoch seinen Geist aufgab und das Duo 800 Radler ziehen lassen musste; wie sie sich bei der Brauerei Rogg erst ein Bier und dann fremder Leute Fahrräder genehmigten, um den Rückstand aufzuholen, und wie dann, an der Löffelschmiede angelangt, ein Radhändler für Ersatz sorgte und gleichzeitig die "geliehenen" Räder wieder ihren Eigentümern zuführte.

186 Seiten stark ist das Büchlein, mit 110 eigenhändig geschossenen, überwiegend farbigen Fotos. Es ist gegliedert in lauter "Wälder"-Kapitel: Persönlichkeiten, Leben, Reisen, Erinnerungen, Mosaik, Ruhestand, Weisheiten und noch einen Anhang. "Vom Wald und den Wäldern" erscheint wieder im Centaurus-Verlag Herbolzheim, in einer Auflage von 1500 Exemplaren - wie schon "Vom Hirtenbub zum Bürgermeister". Dessen Auflage übrigens ist bis auf einen geringen Rest verkauft, und Scharf hat - immer wieder kehrenden Nachfragen vor allem nach Lesungen Rechnung tragend - eine Neuauflage von 500 Exemplaren ins Auge gefasst. Für das neue Buch liegen schon Vorbestellungen vor, und wer Scharfs Sammlungen gerne liest, kann sich schon auf das dritte Buch, das 2006 erscheinen soll und unter dem Titel "Sagenhafter Hochschwarzwald" in einer Mischung aus belegten Tatsachen und persönlichen Erfahrungen Land und Leute näher bringen wird. Das, kündigt Scharf, wird sich gut eignen als Gabe für Gäste des Hochschwarzwalds, die in der Landschaft mehr als nur einen Urlaubsort gefunden haben, aber auch Einheimischen, gerade der jüngeren Generation, manche Auffrischung ihres Wissens bringen.
Alles vom 7.4.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

Drey-Verlag in Gutach - Alemannische Mundart

Markus Manfred Jung und Wendelinus Wurth lesen alemannische Prosa und Gedichte in der Gresgener Galerie am Brühl / Heiter-ironische Begegnungen

Die Mundart-Autoren Markus Manfred Jung (links) und Wendelinus Wurth lasen Gedichte und Prosa in der Galerie am Brühl.

Foto: Roswitha Frey

Im Haifischbecken der Medienriesen ist er nur ein "kleiner Fisch", aber ein ganz besonderer: der Drey-Verlag in Gutach, der im Sommer zehn Jahre alt wird. Bei einer Literatur-Matinee in der Galerie am Brühl in Zell-Gresgen stellten jetzt der Verleger und Autor Wendelinus Wurth und der Lektor und Mundartautor Markus Manfred Jung den Verlag vor und lasen aus ihren neuesten Prosa- und Lyrikbänden.

"Wir verstehen uns als regionaler Verlag", erzählte Wurth über den Drey-Verlag, der sich hauptsächlich um Mundart-Autoren aus dem Dreiland kümmert. Als erster Band kam vor zehn Jahren "E Himmlischi Unterhaltig" mit Glossen von Markus Manfred Jung heraus. Bis heute sind 33 Bücher im Drey-Verlag erschienen,.
Wie viele Facetten die alemannische Mundart in der heutigen Literatur haben kann, zeigten Wurth und Markus Manfred Jung mit Kostproben aus ihren jüngsten Werken. Wurth las drei Texte aus seinem Prosaband "Erberzopfe forever", in dem er Geschichten aus dem Dorf und Kindheits- und Jugenderfahrungen auf dem Land mit trockenem Humor und heiterer Ironie erzählt. In der preisgekrönten Erzählung "Komm gib mir deine Hand" (nach einem Song der Beatles) geht es um ein Mädchen aus der Stadt, das in den 60er Jahren mit seinen Eltern aufs Land zieht, dort die neueste Popmusik im Kofferradio hört und dem Nachbarjungen damit gehörig imponiert. Eine ganz andere bäuerlich-ländliche Szene entwirft Wurth in der Geschichte "Zwei alti Hase", in der ein alter Bauer beim Mähen und eine alte Katze beim Mäusejagen in stillem trautem Einvernehmen wie ein eingespieltes Gespann miteinander aufs Feld ziehen - eine kleine Geschichte, so lakonisch, so verschmitzt, so gut beobachtet mit leisen Zwischentönen.

Auch mit der humorvollen Geschichte "De Wendelinus" über sich selbst und die Heiligenfigur des St. Wendelinus brachte Wurth seine Zuhörer zum Schmunzeln. Mit einem Gedicht aus "Verruckt kommod" über den Winter, der gar nicht locker lassen will, und die Vorfreude auf den Frühling, der dann plötzlich über Nacht hereinbricht, eröffnete Markus Manfred Jung seinen Lese-Part. Der Schriftsteller und Gymnasiallehrer, der als moderner Mundartlyriker weit über die Regio hinaus bekannt ist, stellte auch einige Gedichte aus seinem jüngsten Lyrikband "Am gääche rank" vor - was übersetzt etwa heißt "An der jähen Wegbiegung". Jung gab zu, dass man schon sehr gut im Alemannischen sein muss, um diese Begriffe noch zu verstehen. Kraftvoll, klangvoll, kühn, bildkräftig, sprachlich extrem verknappt und verdichtet kommen die Gedichte aus dem Band daher, in denen Jung Gedanken, Erlebtes und Beobachtetes aus dem Alltag und dem eigenen Leben reflektiert.

Gedichte über das Alleinsein im Doppelbett eines Hotels, über die Mundart, die doch nur "e Sproochfehler" sei, der sich "auswächst", über "sottige Täg und Nächt", oder über düstere Krähen, die eine fast kafkaeske Stimmung hervorrufen. Mal mit süffisantem Humor, mal mit Selbstironie, mal mit kritischem Ernst trug Jung diese Lyrik-Beispiele aus seinem Band vor. So zeigten beide Autoren auf ihre Art, wie eigenständig und stark moderne Dialekt-Texte heute jenseits von Bollenhut-Idylle klingen können. Nach der Lesung bot sich den Besuchern noch die Gelegenheit, am Büchertisch des Drey-Verlags zu schmökern und die Ausstellung von Daniel Maeder in der Galerie in Augenschein zu nehmen.
BZ vom 18.3.2005

Drey-Verlag, Karin Wurth, Am Buck 2, 77793 Gutach Tel. 07883/8088

  

 

 

Emil Gött beschreibt das Dreisamtal

"Gebadet in Sonnenglanz und Sonnenbrand lag die schöne Runde des Dreisamtales vor der ,Zinken-Marei' und der ,kalten Seppe', als sie am andern Morgen aus dem Walde von Obstbäumen traten, der ihr heimatliches Dorf umschließt", zitierte Stefan Pflaum die Beschreibung des Dreisamtals des Dichters Emil Gött. Es herrschte gespanntes Schweigen im voll besetzten "Bärenkeller" im Zartener Gasthaus "Bären" bei der Lesung aus der neuesten Veröffentlichung von Emil Gött.

Die Johanneskapelle in Zarten, gezeichnet von dem Freiburger Kunstmaler Manfred A. Schmid.

Mit "das kleine Kirchlein", von dem aus die beschriebene Wallfahrt zweier Zartener Frauengestalten begann, ist die dem "Bären" gegenüberliegende Johanneskapelle gemeint. Dort arbeitete auch einst der Freiburger Kunstmaler Manfred A. Schmid, dessen verschmitzte Zeichnungen den Band illustrieren. Er ließ es sich trotz hohen Alters nicht nehmen, bei der Vorstellung dabei zu sein.

Auf der Zunge zergehen ließ sich Stefan Pflaum die Geschichte, der selbst Vermittler von Sprache und Mundart-Dichter aus Berufung ist. Seine eigenen Veröffentlichungen im Verlag des Lahrer "Hinkenden Boten" und seine Vorliebe für das Land von Nietzsches "Zarathustra" (Iran) sind nicht die einzigen Parallelen zu dem im Kaiserstuhl geborenen Emil Gött.

"Um den scheinheilig gespitzten Mund der Marei spielte ein leises Schmunzeln, das aber schleunigst verschwand, als ein andrer meinte, es sei doch schad, dass ihr Zinken nicht von Butter sei, sonst hätte sie ihn zur Gaudi auf die andere Seite drehen können . . ." fuhr Pflaum in der erstmals veröffentlichen Titel-Geschichte des rund 200-seitigen Bandes mit "heiteren und besinnlichen Geschichten aus Baden" fort. Weit mehr als Karikaturen sind diese beiden Frauen, ihr Menschsein auf dem Wege zum Nietzsch'en Ziel vom Menschen zum Übermenschen hin. Seinem neoklassischen und hoch poetischen Stil verdankte Gött seinen künstlerischen Durchbruch. Er war überwiegend in Freiburg zu Hause und schließlich in Zähringen ansässig.

"Wie Edelsteine funkeln die verschiedenen Facetten der Erzählungen Emil Götts, die fast alle in seiner Heimat spielen", beschreibt Wendelin Duda, Inhaber des Freiburger Echo-Verlages, das Werk. Von der Emil-Gött-Gesellschaft beauftragt, gab er diese bislang umfangreichste Sammlung von Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Wirken des mit 24 Jahren Verstorbenen heraus. Duda versah die Buchpräsentation mit einer ausgesuchten Bildausstellung Schmids, die großes Interesse fand. .

Frömmelei, Heuchelei und Aberglauben sind die Zielscheiben der Erzählung. Im Kontrast dazu steht naturhaftes Geschehen, kraftvoll, rein, erhaben, schön. "Die Genauigkeit und Zuneigung, mit der Emil Gött Landschaften, Himmel, Wetter, Tiere und Pflanzen beschreibt, lässt an Adalbert Stifter denken. In der Natur ist der Mensch für Emil Gött nur "ein betrüblicher Klecks", formulierte der Vorleser am Schluss seine Gedanken.

Götts beste Erzählungen "datieren wohl aus der Frühzeit, die literarisch von Emil Straußens klassischen Novellen mitbestimmt" seien, so der Vorsitzende der Emil-Gött-Gesellschaft, Professor Volker Schupp, und bedauerte in seinem Vorwort, dass der Dichter seinen einigermaßen geordneten Nachlass "selbst dezimiert und vieles vernichtet" habe.

Ins Rollen hatte das Buchprojekt die Zusammenarbeit mit Familie Franz und Monika Asal gebracht. Und so dankte zum Schluss des Abends Franz Asal allen Beteiligten für ihr Zutun.

"Die Wallfahrt", Heitere und besinnliche Geschichten aus Baden, Emil Gött, Freiburger Echo Verlag, Wendelin Duda ISBN: 3-86028-867-9, 15,80 Euro

Monika Rombach am 22.2.2005

  

 

Die Tochter der Hexe - 2. Roman von Astrid Fritz

"Nicht einmal die Bibel oder Harry Potter wurden seit dem 23-jährigen Bestehen der Kirchzartener Bücherstube so oft und erfolgreich verkauft wie Astrid Fritz's erster Roman 'die Hexe von Freiburg'. Innerhalb eines Jahres gingen bei uns mehr als 400 Exemplare über den Ladentisch", erzählte Karin Schmidt, Eigentümerin der Bücherstube und eröffnete die Lesung zum Folgeroman "Die Tochter der Hexe". Seit Januar 2005 steht dieser in den Bücherregalen Deutschlands und knüpft an den Erfolg seines Vorgängers an.

Die knapp 100 Besucher nahmen im rundum verglasten Kirchzartener Schuhladen gegenüber der Bücherstube, der kurzerhand zum Lesesaal umfunktioniert worden war, bei gedämpftem Licht und gemütlicher Atmosphäre Platz und warteten gespannt darauf, von Astrid Fritz in den Bann des späten 16. Jahrhunderts gezogen zu werden. Die Autorin freute sich über das große Interesse im vergleichsweise kleinen Kirchzarten an der tragischen Lebensgeschichte von Catharina Stadellmenin, die 1599 in Freiburg im Zuge der Hexenverfolgung hingerichtet worden.
"Bei den Recherchen zu einem historischen Reiseführer fiel mir Catharinas Schicksal, das auf Tatsachen beruht, in die Hände. Mich schockierte die Aussichtslosigkeit ihrer Situation", erklärte Astrid Fritz. "Ich wollte nicht wahrhaben, dass der Hoffnungsschimmer fehlte und der Roman ein so trauriges Ende nehmen sollte." Catharina Stadellmenin ist nach offiziellen Angaben stets kinderlos geblieben. Hier entschied sich Astrid Fritz dazu, im ersten Roman Marte-Marie, die uneheliche Tochter, als fiktive Figur und Hoffnungsträgerin einzuführen, um Catharina indirekt weiterleben zu lassen.
Während der eineinhalbstündigen Lesung tauchten die Besucher in die Welt von Marte-Marie ab, die am Sterbebett ihrer Ziehmutter, der besten Freundin Catharinas, die Wahrheit über ihre leibliche Mutter erfährt und sich daraufhin mit ihrer neugeborenen Tochter Agnes auf die gefährliche Spurensuche nach Freiburg begibt. Dort bleibt sie nicht lange anonym, denn ein Unbekannter scheint sie als "Tochter der Hexe" enttarnt zu haben und trachtet ihr nach dem Leben.
Aber auch ein unbekannter Retter heftet sich an ihre Fersen. Kurz bevor sie Opfer eines neu-aufflammenden Hexenwahns wird, kann sie im Schutz eines Gauklertrupps aus Freiburg in Richtung Offenbach fliehen, wo sich ihr leiblicher Vater aufhalten soll. Die Frage, ob Marte-Marie die Ihren finden wird, blieb offen. Mehr wurde nicht verraten, denn "man soll ja noch Spaß am Lesen haben", sagte Astrid Fritz, schloss mit diesen Worten die Lesung und stellte sich den vielen Fragen des neugierigen Publikums. Wo verlaufen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität? Sind die Bücher hauptsächlich regional oder auch überregional so erfolgreich? Wann erschein der dritte Band "die Gauklerin" und worum geht es darin? ....
Ganzen Text von Eva Katharina Mirow vom 1.2.2005 auf www.bzol.de lesen

www.astrid-fritz.de 

  
 

Alemannische Lesung mit Kurt Adlberger - Struwwelpeter

RHEINFELDEN (ros). Wer kennt sie nicht, die Geschichten vom "Struwwelpeter" oder vom "Kleinen Prinzen"? Doch diese beiden berühmten Bücher auf Alemannisch vorgetragen zu bekommen, war für die meisten Zuhörer bei dieser Mundart-Lesung im "Löwen" wohl etwas Neues.

Der Rheinfelder Kurt Adlberger, bekannt als Schauspieler bei den Burgfestspielen Rötteln oder im Weiler Theater am Mühlenrain, trug bei dieser von der Buchhandlung Schätzle veranstalteten Lesung die Geschichten sehr lebendig vor. Von der Kindheit her dürften sich viele noch an den "Struwwelpeter" erinnern, jenen Klassiker unter den Kinderbilderbüchern, den der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann 1844 als Weihnachtsgeschenk für seinen kleinen Sohn gezeichnet und geschrieben hat. Die Geschichten der ungezogenen und unfolgsamen Kinder, die meist ein schlimmes Ende nehmen, haben Rosmarie Wiegand und Walter Sauer im alemannischen Dialekt herausgebracht. Aus diesem Buch "De Alemannische Strubelpeter" las Kurt Adlberger einige Episoden, etwa die vom bösen Frieder, der das Bäslein drangsaliert und Fliegen tot schlägt, vom Mädchen Paulinchen mit den Zündhölzern oder von den Lausbuben, die zur Strafe in die schwarze Tinte getunkt werden. Auch der Suppenkaspar, der seine Suppe nicht mehr essen will und immer dünner wird, bis er nur noch ein Strich ist, oder der Hanns-Guck-in-die-Luft, der nie auf den Boden achtet und dabei allerhand Unbill erlebt, fanden sich in der Auswahl der Geschichten.
In der alemannischen Mundart bekamen diese Geschichten einen ganz eigenen Klang, ein eigenes Gepräge. Zumal Kurt Adlberger es verstand, richtig "schauspielerisch" zu lesen, so dass man die Figuren und Szenen lebhaft vor Augen hatte und mancher wohl an seine Kindheit zurückdachte, als er selbst im "Struwwelpeter" gelesen hat.
Alles vom 28.12.2004 auf www.bzol.de

  

 

Emmendinger TORheiten

EMMENDINGEN. Angefangen hat alles mit der Werbung für Neubürgerempfang und Stadtbibliothek. Dafür zeichnete die inzwischen 17-jährige Verena Nunn auf Anregung ihres Vaters Klaus Nunn, seines Zeichens Hauptamtsleiter der Stadt, die ersten Comics. Entstanden sind in den vergangenen vier Jahren 90 gezeichnete Geschichten und Geschichtchen, die im städtischen Amtsblatt erschienen und jetzt als "Emmendinger TORheiten", oft witzig-stichelnd kommentiert und kompakt dargeboten, in Buchform zu haben sind. "Ein für Emmendingen einmaliges Buch" sagte Verena Nunn bei der Vorstellung dieser etwas anderen Stadtchronik am Samstag in der Stadtbücherei - und Recht hat sie.
 www.emmendinger-TORheiten.de  

Emmendinger Torheiten, 1. Auflage 2004, 70 S. im Format 21x21 cm, 7,90 EUR
Eigenverlag Klaus Nunn, 79312 Emmendingen
Verkauf in Emmendingen in der Tourist-Info und im Buchhandel.
Postbestellung zzgl. 1,60 EUR unter: n.nunn@t-online.de

  

 

Tonnen von Schulbüchern durch die Bundesrepublik gekarrt

In diesen Tagen kommen sie über die Autobahn: Die Bücher für Freiburgs Schulen. Zweieinhalb Tonnen aus Remscheid, fünf Tonnen - oder 12 527 Bücher - aus Berlin, vier Tonnen aus Leipzig und zwei Wagenladungen voll aus Bamberg. Nur noch zwei örtliche Buchhändler haben Schulbuch-Aufträge in Freiburg ergattert, nachdem diese erstmals EU-weit ausgeschrieben wurden.

"Es ist ein Drama für die Buchhändler vor Ort", sagt Thomas Halbach. Er ist nicht etwa einer der leer ausgegangenen Freiburger Händler, sondern arbeitet für "rga.Fachbuch", eine Remscheider Firma, die nun die Freiburger Gymnasien und Realschulen mit Lesestoff versorgt. Auch seine Buchhandlung sei ein gebranntes Kind, so Halbach: Als vor drei Jahren in Remscheid erstmals ausgeschrieben wurde, habe man alle langjährigen Schulkunden verloren. Nun habe man sich den Gegebenheiten angepasst.
....

Die neuen Gegebenheiten, das meint die Anwendung von EU-Richtlinien auf den Schulbuch-Einkauf. Die Freiburger Stadtverwaltung als Schulträger musste erstmals Aufträge in einem Volumen von 750 000 Euro EU-weit ausschreiben. Das sollte für Wettbewerb sorgen, brachte aber vor allem Irritationen mit sich: Weil alle Angebote wegen der Buchpreisbindung gleich hoch waren, wurden die sechs Auftragspakete ausgelost.

Alles vom 8.9.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

 

 

Mary Sylvester - Schwarz im Schwarzwald

Es fängt schon damit an, wenn jemand wissen will, wie alt sie ist. "Was für eine Frage", lacht Mary Sylvester dann und schüttelt den Kopf. "In Deutschland hängt immer alles vom Alter ab." Irritiert ist sie auch nach all den Jahren immer wieder. Danach klingt schon der Titel des Buchs, das sie über "Books on Demand" veröffentlicht hat: "Schwarz im Schwarzwald". ......
Ganzen Text von Anja Bochtler vom 24.7.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

Mehr: www.marysylvester.com , mary@marysylvester.com
Mary Sylvester "Schwarz im Schwarzwald", ISBN 3-8334-1256-9 oder zu bestellen direkt im Verlag:
Books on Demand GmbH, Gutenbergstr. 53 22848 Norderstedt, Tel. 040-53 43 35-0

 

Bookcrossers.de - Erstes Treffen von Freiburger Mitgliedern

"Wir sitzen an dem Tisch mit den vielen Büchern", hatte Organisatorin Sonja Felber angekündigt, und wirklich stapelt sich beim ersten Meet-Up der Freiburger Bookcrosser jede Menge Lesestoff. Hinter den englischen Begriffen verbirgt sich ein Treffen von Mitgliedern einer Internetgemeinschaft, die die ganze Welt zur Bibliothek machen möchte. Auf einer Homepage tragen sich Lesewütige unter Angabe ihrer Stadt und eines selbst gewählten Spitznamens ein. Dann registrieren sie Bücher, die sie "freilassen" möchten. Jedes Buch bekommt eine Identifizierungsnummer, die zusammen mit einer kurzen Erklärung der Bookcrossing-Idee in das Buch eingeklebt wird, bevor man es dann in der Straßenbahn, beim Arzt im Wartezimmer oder an einem anderen öffentlichen Ort auslegt.
....
Ihren Ursprung hat die Idee von der Welt als Bibliothek in Amerika. Vor drei Jahren stellte dort Ron Hornbaker die Seite ins Netz, inzwischen gibt es über 243 000 Bookcrosser weltweit. 163 davon sitzen in Freiburg, 63 von ihnen haben mindestens ein Buch registriert. Die aktivste unter ihnen ist Sonja Felber. "Meine Idee war mal, ich kriege Bücher los", erklärt die 27-jährige Studentin lachend, aber es sind fast ebenso viele Bücher wieder bei ihr gelandet, wie sie auf die Reise geschickt hat. Neben dem öffentlichen Liegenlassen von Büchern haben Mitglieder auch die Möglichkeit, sich an Leseringen zu beteiligen oder Päckchen zu einem bestimmten Thema zu packen und untereinander zu verschicken. Renate Schmid-Radecki, Lehrerin an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule, plant für den Sommer eine besondere Aktion in Freiburg. Wenn die Namensgeberin der Schule mit einem Stolperstein gewürdigt wird, wollen Schüler gleichzeitig Bücher zum Thema "Hinschauen und Handeln" in Freiburg aussetzen.
www.bookcrossers.de
Ganzen Text vom 26.4.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

 

Schulbibel - Schüler gestalteten das Buch in einmaliger Form

In einer kleinen ökumenischen Feier empfing die Gemeinschaft der Grund- und Hauptschule Stegen ihre ganz persönliche Schul-Bibel. Große Freude strahlte Pfarrer Pater Franz Hoch aus den Augen, als er das in rotes Kunstleder gebundene, weit über hundert Seiten umfassende Werk dem stellvertretenden Schulleiter Ekkehard Braun und Schulsprecher Christian Rombach in der Kageneckhalle überreichte. Auch sein evangelischer Amtskollege, Pfarrer Jörg Wegner, und die katholische Gemeindeassistentin Andrea Vitallowitz-Beyer wohnten dem ungewöhnlichen Ereignis bei.

Im vergangenen Jahr, im Jahr der Bibel, hatten Grund- und Hauptschüler an einem ganzen Schultag je nach Können verschiedene Bibelthemen fantasiereich und bunt mit Pinsel und Stift in Zeichenblockformat zu Papier gebracht.

Aufbewahrt wird das gute Stück jetzt in der Vitrine im Schulfoyer und jeden Tag wird eine neue Seite dieser einmaligen Bibel aufgeschlagen

Monika Rombach am 7.2.2004

  

 

St. Peters drittes Kochbuch "Nie wieder Krieg"

ST. PETER (ro). Die Kochbücher der der Frauengemeinschaft sind seit Jahren zwei gerne gekaufte Bände zur Anleitung in der Küche. Unter dem Titel "Nie wieder Krieg" hat nun Cäcilia Schwär, die langjährige Vorsitzenden der Frauengemeinschaft den dritten Band herausgegeben.

Von heute an kann dieser Band zum Einführungspreis von 10 bis 12 Uhr im Pfarrzimmer gekauft werden; dann liegt er im Buchhandel sowie im "Zähringer Lädele", im "Cafe Schuler" in Sägendobel oder bei Cäcilia Schwär , Hornweg 2, für 9,50 Euro bereit. Zwischen heimische Rezepte streute die Autorin kleine "Geschichtle rund um die Heimat"- darunter Wissens- und Nachdenkenswertes, das längst in Vergangenheit geraten war. Für Cäcilia Schwär wurde das Ausprobieren von Rezepten zur Leidenschaft.

"Nie wieder Krieg" klingt nicht nach einem gängigen Rezeptbuch-Titel. Zwei Teile umfasst das 181 Seiten starke Werk, zum einen Koch- und Backrezepte sowie Tipps zum Gelingen, mit Pfiff selbst illustriert von Cäcilia Schwär. Zu Wort kommen St. Petermer Originale, dazwischen Heiteres und Ernstes in Gedichtform, wie bei den vorangegangenen Bänden, die stets reißenden Absatz fanden. Daneben aber verwirklichte die Autorin den lang gehegten Wunsch, festzuhalten, wie Menschen einst in St. Peter unter der Naziherrschaft des Dritten Reiches litten und Kriegserlebnisse aus der Familie aufzuschreiben. Kindheits- und Jugenderlebnisse werden hier lebendig, der als Kind erlebte Jagdfliegerbeschuss auf dem Heuberg.
Monika Rombach, 13.12.2003

  

 

 

Bookcrossing - die neue Verwertung gelesener Bücher:

Jeder kennt das Problem, das man mit gelesenen Büchern hat: man kann sie nicht alle aufbewahren und will sie aber auch nicht wegwerfen. Eine sehr gute Möglichkeit, seinen Bücherbestand auf konstruktive Weise zu minimieren, ist die Beteiligung am weltweiten bookcrossing.

Es geht so: das Buch, das man weitergeben möchte, legt man an einer öffentlichen Stelle ab und vermerkt dies im Portal bookcrossing.com. Andere, die sich dafür interessieren, können nun auf die Jagd nach dem Buch gehen, es einsammeln und lesen. Danach kann das Buch wieder an einem öffentlichen Platz abgelegt werden, der dann wieder über das Portal bekannt gegeben wird.
Bücher lesen, wieder auswildern und danach jagen - so der Jargon in dem englischsprachigen Portal - ist bereits auf der ganzen Welt verbreitet. So können über das Portal Standorte von Büchern in über 100 Ländern recherchiert werden.

Das Portal bietet Suchmöglichkeiten nach Genre, nach Autoren, aber auch nach den Ländern und Regionen, in denen die Bücher freigelassen wurden. Zu den gelesenen Büchern können auch Kritiken und Inhaltsangaben selbst eingestellt werden. Alles weitere unter:
http://www.bookcrossing.com

  


Klosterbibliothek Oberried mit bibliophilen Schätzen ab 1602

Pater José Cabral weiß nicht nur über die mittelalterliche Merian-Chronik, sondern auch über andere Schätze der Klosterbibliothek Geschichten zu erzählen

OBERRIED (ds). Stolz zeigt Pfarrer José Cabral in den Räumen des ehemaligen Wilhelmitenklosters in Oberried seine bibliophilen Kostbarkeiten aus mehreren Jahrhunderten. Sie gehören zu einem Bestand von 350 Büchern, die vor dem Jahre 1800 geschrieben wurden und jetzt in der Klosterbibliothek von Oberried sind.

Keine andere Kostbarkeit im ehemaligen Kloster sorgte in den vergangenen Jahren für mehr Aufmerksamkeit als die Klosterbibliothek. Nach dem die Öffentlichkeit um die Kostbarkeiten von Pfarrer José Cabral informiert worden war, begann ein Medienrummel, wie ihn die Gemeinde Oberried bislang nicht gekannt hatte.

Der Oberrieder Pfarrer war es, der 1996 beim Abschluss der Renovierungsarbeiten des Klosters das Geheimnis lüftete und erstmals die Öffentlichkeit über den Bestand der Klosterbibliothek informierte. "Bis zu meinem Amtsantritt in Oberried war es eine Geheimsache, welche Bücher in unserem Kloster lagern", erzählt der Geistliche in einem Gespräch mit der Badischen Zeitung und fügt an: "Ich sah es als meine Pflicht an, die Gläubigen zu unterrichten, welch Abhandlungen unsere Vorfahren in Oberried als kulturelles Erbe hinterlassen haben". Der Priester hat deshalb einen Teil der Bücher, die überwiegend in lateinischer Sprache geschrieben sind, der Öffentlichkeit präsentiert.

In all den Jahren ist Pfarrer José Cabral die Bibliothek ans Herz gewachsen. Auch hat er sein Lieblingsstück in der Klosterbibliothek unter den 3200 Büchern entdeckt. Immer wieder liest er in Matthäus Merians "Theatri Europaei Teil 3", einem Geschichtsbuch über den europäischen Kontinent. "Dieses Buch stammt aus dem Jahre 1644 und verfügt über die 24 erstmalig in Deutschland gedruckten Landkarten", erzählt er stolz.

Dieses 1500 Seiten dicke Buch hat auch eine besondere Geschichte. Der ehemalige Pfarrer von Oberried, Thimotheus Vetter, merkte in seiner Amtszeit, dass das Buch ihm aus der Klosterbibliothek abhanden gekommen war. Als Pfarrer Cabral über die Bücherschätze hinter den dicken Klostermauern berichtete, machte er darauf aufmerksam, dass einige der Bücher, die teilweise im Bestandskatalog festgehalten waren, nicht mehr vorhanden seien. Und an einem Abend fand Meßnerin Paula Weber vor der Tür der Sakristei ein Päckchen mit dem Buch von Merian. "Der Dieb hatte wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen vor Gott und brachte dieses weltliche Buch wieder zurück, an den Ort wo es eigentlich hin gehörte", stellt José Cabral fest.Staub, Feuchtigkeit und Würmer beeinträchtigten auch Pfarrer Cabrals Lieblingswerk von Merian. Nachdem er eine Vielzahl dieser Bücher grob gereinigt hatte, nahm Lothar Heitz die Restaurierung der Bücher vor. Jürgen Müller machte eine umfangreiche Dokumentation über den Buchbestand. José Cabral entdeckt immer etwas Neues, wenn er in den Büchern aus den Fachgebieten Bibelkunde, Geschichte, Kirchenrecht, Liturgie und Predigttexte schnüffelt. Als eine der Rosinen in der Bibliothek nennt er eine Inkunabel aus dem Jahre 1487. Besonders angetan hat es auch das illustrierte Kräuterbuch von 1602. Pfarrer Cabral hat auch eine Erklärung dafür, wie ein Großteil dieser Bücher, so auch sein Lieblingsbuch von Merian, nach Oberried kam. Nachdem die Wilhelmiten das Kloster im Oberrieder Tal aufgegeben hatten, zogen die Benediktiner aus St. Blasien 1725 bis zur Säkularisation ein und brachten die Literatur zum Studium mit. Vermerke in den Büchern erinnern heute noch an die Regentschaft der Mönche aus St. Blasien. Die Bücher der Klosterbibliothek geben auch Einblick in die Kirchengeschichte der Pfarrei. Da findet man Bücher und Werke von ehemaligen Geistlichen, die in Oberried tätig waren und als bekannte Persönlichkeiten wirkten. Einträge in Bücher erinnern etwa an den ehemaligen Pfarrer Schultheis, eine andere Spur führt zu dem einstigen Diözesanpriester Josef Milz, der dem Kloster 32 Bände des theologischen Schriftführers Ignaz Heinrich von Wessenberg oder bekannte Ladaver-Bücher überlies.

Über den Wert der Bücher, auch seines Lieblingsbuches, möchte José Cabral nicht sprechen. "Die Werte der Exponate liegen in ihrer Geschichte", betont er, und diese Geschichte stehe eng mit dem Oberrieder Kloster in Verbindung.
Info: Wer die Klosterbibliothek in Oberried mit seinem historischen Buchbestand besuchen möchte, kann sich wegen eines Besuchtermins mit dem Pfarramt Oberried unter Telefon 07661/982080 in Verbindung setzen.
Dieter Schneckenburger in der BZ vom 2.9.2003

  

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