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Adelhauser Platz bzw. Adelhauser Klosterplatz
in der Oberstadt von Freiburg
   

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Adelhauser Platz, Adelhauser Klosterplatz, Insel, Gerberau, ...

Adelhauserplatz am 12.3.2007 - Blick nach Norden Adelhauserplatz am 12.3.2007 - Blick nach Osten Adelhauser.Kloster-Platz am 12.3.2007 - Blick nach Nordosten
Adelhauserplatz am 12.3.2007 - Blick nach Westen zur ev Stadtmission Blick nach Osten beim Adelhauserplatz am 5.5.2007 um 19 Uhr Blick nach Osten in der Adelhauser Strasse am Rosenmontag 2006
Adelhauserplatz am 12.3.2007 - Blick nach Westen zur ev Stadtmission Blick nach Osten beim Adelhauserplatz am 5.5.2007 um 19 Uhr - Kastanie blüht Blick nach Osten in der Adelhauser Strasse am Rosenmontag 2006
 
  Blick nach Osten beim Adelhauserplatz am 134.2.2009 - Kastanie weiss  
  Blick nach Osten beim Adelhauserplatz am 134.2.2009 - Kastanie weiss  

 

Außenbewirtung auf öffentlichen Plätzen - Konzept fehlt

Wenn die Sonne scheint, sind die Cafés voll. Vor allem die, die Tische draußen aufgestellt haben — weshalb im Lauf der Zeit immer mehr Tischlein in der Innenstadt auftauchten. Fast zu viele: Vor genau einem Jahr, nach dem Knatsch um die Freisitzflächen des Eiscafés Lazzarin auf dem Rathausplatz, versprach die Stadtverwaltung, ein Konzept zur gastronomischen Nutzung der öffentlichen Plätze in der Innenstadt vorzulegen. Heute debattiert der Gemeinderat über einen Zwischenbericht. Aus dem ist vor allem eines herauszulesen: Bis jetzt ist noch nicht viel geschehen.

Ein gastronomischer Betrieb, der sich das Open Air-Zusatzgeschäft sichern möchte, muss bezahlen: Eine Sondernutzungserlaubnis für Außengastronomie kostet in Freiburg 17,30 bis 34,60 Euro pro Quadratmeter jährlich, auf dem Münsterplatz sogar 43,20 Euro. In der Innenstadt sind 3800 Quadratmeter solcher Sondernutzungen im öffentlichen Raum ausgewiesen. 127 Gaststätten mit Freisitzflächen im öffentlichen Raum gibt es im Stadtgebiete; mehr als 109 000 Euro nahm die Stadt vergangenes Jahr dadurch ein. Weil die Nachfrage da ist und das Geschäft sich rentiert, ist auch das Interesse der Gastronomen an solchen Sondernutzungen groß. Besonders die sechs öffentlichen Plätze in der Innenstadt — Münster-, Augustiner- und Rathausplatz, Kartoffelmarkt, Adelhauser Klosterplatz und Unterlinden — beherbergten in den vergangenen Jahren immer mehr Sonnenschirme, Bistrostühlchen und Tischlein. Das sorgte für Ärger: Unvergessen die stadtweite Debatte im vergangenen Jahr um acht Restauranttische auf dem Adelhauser Klosterplatz und die zehn Tische des Eiscafés Lazzarin auf dem Rathausplatz. Letzteres ist übrigens ein Beispiel, wie die Vergabe der Sondernutzungserlaubnis zustande kommen kann: recht unkoordiniert nämlich. Die Pächter waren mit ihrem Anliegen einfach auf den Oberbürgermeister zugekommen und der hatte die Außensitze im Probelauf genehmigt. Nun soll eine Arbeitsgruppe in der Stadtverwaltung Richtlinien erarbeiten, wann neue Außengastronomie eigentlich genehmigt werden darf und wann nicht. Wann diese Richtlinien allerdings vorliegen werden, dazu "können derzeit noch keine konkreten Angaben gemacht werden" , heißt es aus dem Bürgermeisteramt. Kein Wunder, müssen an der Feinabstimmung doch viele Ämter und Dezernate beteiligt werden, was die schwierige Aufgabe weder erleichtert noch beschleunigt. Und egal, wie das Ergebnis aussehen wird, kritisiert werden wird es auf jeden Fall: Entweder von den Gastronomen, die sich benachteiligt fühlen, oder von Leuten, denen der Kommerz auf öffentlichen Plätzen ohnehin ein Dorn im Auge ist. Zumindest ein paar Empfehlungen gibt die Arbeitsgruppe nach dem ersten Jahr Richtlinienerarbeitung. Erstens: Auf den sechs wichtigsten Plätzen sollen keine weiteren Tische mehr aufgestellt werden. Zweitens: Die Freisitzfläche des Eiscafés auf dem Rathausplatz solle der Gemeinderat wieder genehmigen. Drittens: Bis zu den neuen Richtlinien solle die Außenbewirtung nach den gleichen Kriterien wie bisher bewilligt werden. Und viertens: Das Tee- und Schokoladenhaus Bunc am Münsterplatz will zwölf Außentischlein aufstellen — und das, schlägt die Arbeitsgruppe vor, könne man — keine Regel ohne Ausnahme — eigentlich noch genehmigen. Mal schauen, ob der Gemeinderat das heute auch so sieht.

Ein Thema wie Spitzgras - Außenbewirtung auf Plätzen
Es gibt in einer großen Stadt wie Freiburg sicherlich dringlichere Probleme zu lösen als zu einer Übereinkunft in Sachen Außenbewirtung zu kommen. Nur: Wer wie die Stadtverwaltung ein Konzept dazu ankündigt, sollte auch eins liefern, über das sich zu diskutieren lohnt, zumindest nach einem ganzen Jahr des Nachdenkens. Zumal die Möblierung des öffentlichen Raums ein Thema ist, das potenziell für Ärger in der Bevölkerung sorgt. Die einen schätzen es, mitten in der Stadt auf einem schönen Platz entspannt ein Eis zu essen. Andere sehen mit Unbehagen, wie immer mehr öffentlicher Raum für Konsum reserviert wird: Plätze und Fußgängerzonen sollten doch eigentlich der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und nicht nur den Kunden bestimmter Cafés und Restaurants, die sich die Gebühr für die Außenbewirtschaftung leisten können. Dass im Rathaus die Arbeit an den neuen Richtlinien nur schleppend vorangeht, mag daran liegen, dass das Thema wie Spitzgras ist, das niemand anfassen will: Allen Interessen kann man da nicht gerecht werden. Und dass sich zuerst viele Ämter — die ja auch mit dem Personaleinsparungskurs der Verwaltung zurechtkommen müssen — einigen sollen, beschleunigt den Prozess ebenfalls nicht. Deshalb liegt es jetzt am Gemeinderat, der Verwaltung Dampf zu machen: Nachvollziehbare Richtlinien für die Vergabe von Freisitzflächen müssen her. Oder der nächste Ärger ist programmiert.


6.5.2008, Simone Lutz, www.badische-zeitung.de

Dekoration als Vandalismus - Kunst im öffentlichen Raum >Kunst1 (15.1.2008)

 

 

Mas y Mas am Adelhauser Klosterplatz

Die
Vorgeschichte ist lang und höchst kontrovers. Seit gestern hat es nun offiziell geöffnet, das neue Restaurant mit Vinothek und Café am Adelhauser Klosterplatz in der Altstadt: "Mas y mas" ist spanisch und bedeutet "Mehr und Mehr". Am Pfingstmontag haben die beiden Gastronomen Johanna Anker (26) und Mike Münch (27) die Eröffnung mit rund 150 geladenen Gästen gefeiert. Seit gestern nun steht "Mas y Mas" täglich von 9 bis 24 Uhr (Außenbewirtung bis 22 Uhr) den Gästen offen. Das Lokal zeigt modernen Schick und besitzt durchaus Großstadt-Flair. Der Name soll Programm sein, versprechen die Gastronomen, die mehr Qualität, mehr Ambiente und mehr Freundlichkeit bieten wollen. Beide haben einst im "Colombi" ihre Ausbildung absolviert. Johanna Anker steht in der Küche am Herd, Mike Münch wird sich um den Service kümmern. Es gibt mediterrane Küche — vom Frühstück bis zum Abendessen. Auch Tapas und eine breite Auswahl an Vorspeisen finden sich auf der Karte, die sich an genussbewusste Freiburger und andere Gäste richtet. Nachmittags gibt’s Kaffee und Kuchen — aus eigener Herstellung. Die beiden Gastronomen haben die Selbstständigkeit zwei Jahre lang im kleinen "Chez Marie" in Bad Krozingen geprobt und sich dabei selbst geprüft — und nun guten Mutes den Sprung nach Freiburg gewagt: "Wir wollten unbedingt hier an den Adelhauser und wir wollen jetzt zeigen, dass diese Art von gehobener Gastronomie sich gut mit dem Platz verträgt und ihn aufwertet" , sagt Mike Münch. Gleich zwei Außenterrassen stehen, wenn sich die Regenwolken verzogen bereit: eine auf Holzplanken im Innenhof plus jene viel diskutierten acht Tische auf dem Adelhauser Klosterplatz.
rö, 30.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

Blick nach Norden: Johanna Anker und Mike Münch vor dem Eingang zum Mas y Mas am 5.6.2007 Blick nach Norden im Innenhof unter der alten Linde am 5.6.2007 Blick nach Süden vom Innenhof am Adelhauser Museum zum Adelhauser Platz
Blick nach Norden: Johanna Anker und Mike Münch vor dem Eingang zum Mas y Mas am 5.6.2007 Blick nach Norden im Innenhof unter der alten Linde am 5.6.2007
 
Blick nach Süden vom Innenhof am Adelhauser Museum zum Adelhauser Platz
 
   
Blick zum Cafe Mas y Mas am Adelhauser Klosterplatz durch eine Holzstele    

Mas y Mas, Gaststätte am Adelhauser Klosterplatz,
c/o Johanna Anker und Mike Münch, Tel 0761/5146022,
Geöffnet Montag bis Sonntag 9 bis 24 Uhr (Außenbereich bis 22 Uhr).
Das Lokal hat einen Nichtraucherbereich.
www.mas-y-mas.de

Rundgang zur Eröffnung am Donnerstag um 11 Uhr >Kunstmarkt-Altstadt (30.8.2007)

 

 

Hall-Effekt am Klosterplatz als Speise- und Schankwirtschaftszone

Die Meldung, dass der Gemeinderat beschlossen hat, große Teile des Adelhauserplatzes in eine Speise- und Schankwirtschaftszone zu verwandeln, hat uns erschüttert. Der Adelhauser Klosterplatz ist ein Ort mit einer langen, vor allem kirchlich geprägten Tradition. Wer diesen Platz betritt, kann erleben, welche Ruhe und welcher Frieden von ihm ausgehen. Wir, die AnwohnerInnen, können täglich beobachten, wie viele Menschen hier innehalten, unter den Kastanienbäumen sitzen bleiben und oft stundenlang verweilen. Anders als viele andere Plätze der Stadt stellt der Adelhauser Klosterplatz jedoch zugleich ein innerlich geschlossenes, akustisch höchst sensibles Wohngebiet mit sehr vielen, vor allem älteren AnwohnerInnen dar. Durch die besondere architektonische Anordnung der umrahmenden Gebäude und die alten Pflastersteine wirkt dieser Platz akustisch wie ein hellhöriger Innenhof. Es wird ein Hall-Effekt erzeugt, der bei offenem Fenster jedes Gespräch, jeden Schritt auf dem Pflaster bis in die Innenräume der eigenen Wohnung weiterleitet. Umgekehrt machen wir als AnwohnerInnen immer wieder die Erfahrung, dass jedes Geräusch im Innenraum, etwa ein laut gestelltes Fernsehen, über die offenen Fenster nach außen geleitet wird. Wenn nun tatsächlich den ganzen Tag über der Lärm einer Außengastronomie den Platz erfüllen darf, wird der Charakter dieses Platzes vollkommen zerstört. Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass die einschlägigen Immissionswerte überschritten werden und ein ständiger Lärmpegel auf dem Platz herrscht. Selbst wenn die Öffnungszeiten des Gastronomiebetriebes auf 22 Uhr limitiert wären, so wäre dies kaum eine Hilfe, da der Lärm von innen nach außen dringt und aufgrund des Hall-Effektes vielfach widerhallt. Man kann ja niemandem verbieten, nach Verlassen des Gastronomiebetriebes nachts auf den Bänken und Stufen des Adelhauser Platzes zu sitzen und zu trinken, ähnlich wie dies auf dem Augustiner Platz geschieht. Fast alle Gebäude auf diesem Platz sind denkmalgeschützt. Welchen Sinn soll aber der Denkmalschutz haben, wenn die Innenfläche, die von diesen historischen Gebäuden und der alten Kirche atmosphärisch umrahmt wird, nicht geschützt und respektiert wird? Dass der Adelhauser Platz, die letzte Oase der Ruhe in der Freiburger Altstadt, nun kommerziellen Interessen — noch dazu einem Gastronomiebetrieb — geopfert werden soll, zeugt von einem eklatanten Mangel an Sensibilität gegenüber diesem Platz. Wir, die AnwohnerInnen des Adelhauser Klosterplatzes, haben uns daher zusammengeschlossen und werden uns weiter zusammenschließen. Im Widerstand gegen die Verwandlung des Platzes in eine Schank- und Speisewirtschaftszone wissen wir eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern hinter uns, die wie wir diesen Platz und seine besondere Atmosphäre und Ausstrahlung lieben und erhalten wollen. Keineswegs stehen wir diesem Vorhaben daher wohlwollend gegenüber, wie in der BZ fälschlich berichtet wurde. Es sei dahingestellt, ob die so genannte "Adelhauser Klosterplatz-GmbH" weise handelte, indem sie die Umgestaltung des Platzes von Anfang an gegen seine AnwohnerInnen plante und durchsetzte.
BZ-Leserbrief vom 5.6.2007 von
Barbara Volkmar, Anwohnerin

 

Adelhauserplatz: Unterschied zwischen virtueller und wirklicher Welt

Auf dem idyllischen Adelhauser Platz ein Café mit seinem Betrieb ist für viele unvorstellbar. Andere freuen sich schon darauf, ihren Cappuccino in der Idylle zu schlürfen. Wieder andere, wie ein Freiburg-Besucher aus Trossingen, der diesen Platz in der Stadt immer wieder gern "für eine meditative Pause" nutzt, schreibt uns:

"Ein Kleinod unter den Freiburger Plätzen stellt der Adelhauser Platz dar. Er ist einer der ältesten Plätze der Stadt . . . Er ist nur 30 mal 30 Meter groß und hat einen großen Bestand an Kastanien . . . Er ist ein ruhiger Platz, kein Rummel, kein Café. Ein Ort für die vielen alten Menschen, die am Platz wohnen, und für die Menschen, die Ruhe in der sonst eher hektischen Altstadt suchen."

Dieses Loblied hat der Mann aus Trossingen übrigens auf der Freiburger Internetseite gefunden - auf einem Ausstellungsplakat der Stadt Freiburg. Und schon ist er wieder offenkundig: der Unterschied zwischen virtueller und wirklicher Welt
BZ vom 26.5.2007

 

Gemeinderat erlaubt 10 Tische-Freisitzfläche am Adelhauser Klosterplatz

Im Erdgeschoss der Seniorenwohnanlage am Adelhauser Klosterplatz wird es künftig ein gehobenes Restaurant geben. Der Gemeinderat genehmigte gestern gegen die Stimmen von SPD und Unabhängigen Listen zehn Tische mit vierzig Stühlen auf der Außenfläche. Das hatte ein junges Pächterpaar als wirtschaftliche Grundlage genannt. Damit kippte der Gemeinderat seinen Beschluss vom August 2005, der nur zwei Tische erlaubt hatte.

Genau daran entzündete sich eine heftige Grundsatzdebatte. "Es kann nicht sein, dass der Gemeinderat seine Entscheidung revidiert, weil die Pacht so hoch ist, dass sich die Gastronomie nur mit einer ausgeweiteten Außenbewirtschaftung gut rechnet" , kritisierte SPD-Stadtrat Thomas Oertel. Außerdem solle der Platz seine "besinnliche Ausstrahlung" wahren. Paul Bert (UL) sah in dem Verfahren gar ein "Lehrstück für Salamitaktik" und sprach von einer "Fanmeile des Kommerzes" . Grünen-Stadtrat Eckart Friebis erinnerte daran, dass es schon vor zwei Jahren Zweifel gab, ob der Kompromiss funktioniere. "Uns ist plausibel gemacht worden, dass damit eine lebensfähige und hochwertige Gastronomie nicht möglich ist." Er ist zuversichtlich, dass die befürchteten Probleme erst gar nicht auftreten. Auch CDU-Fraktionschefin Martina Feierling-Rombach hält die Ausdehnung für behutsam. Hans Lienhart (Freie Wähler) fragte die Kritiker: "Wollen Sie die älteren Herrschaften der Wohnanlage nach drinnen verbannen?" FDP-Stadträtin Herta König lobte das Pächterpaar für seinen unternehmerischen Mut. Aufgrund eines Lärmschutzgutachtens wird die Außenbewirtschaftung bis 22 Uhr begrenzt. Die Genehmigung ist vorerst auf ein Jahr befristet.
9.5.207, BZ

 

 

Der Adelhauserplatz wird sich dauerhaft verändern

Wie aus der Berichterstattung der BZ und einzelnen Verlautbarungen von Stadträten hervorgeht, scheint es im Bauausschuss und im Gemeinderat Mehrheiten für das neue, von Stadtmission und der Firma Unmüssig vorgelegte erweiterte Gastrokonzept zu geben. Was dieses neue Konzept für den Platz, seine Anwohner und andere Besucher und Nutznießer bedeutet, kann nicht mit dem lapidaren Hinweis "eine ruhige niveauvolle Gastronomie kann der Platz vertragen" (Schröder-Klings, BZ vom 9. März) verniedlicht werden. Natürlich kann der Platz viel vertragen, aber er wird sich dauerhaft verändern. Er wird damit als einziger Ort der Ruhe in Freiburgs Innenstadt endgültig verloren sein. Was die Bewohner der Altenwohnheime und die Anwohner der Adelhauserstraße vertragen können, scheint die Stadtmission, die Firma Unmüssig und den Bauausschuss ebenfalls nicht zu interessieren. Inzwischen zeigt sich auch der Widerstand unter den Bewohnern des Altenwohnheims, die zur Anhörung von Anwohnern wohlweislich nicht eingeladen waren. Symptomatisch für die unseriöse Vorgehensweise der Stadtmission und der Firma Unmüssig scheint mir folgender Sachverhalt zu sein: Als eine Bewohnerin, deren Wohnung direkt über dem künftigen Café liegt, erhebliche Geruchs- und Lärmbelästigung geltend machen wollte, wurde sie mit den Worten, "wenn Ihnen das nicht passt, können Sie ja ausziehen," beschieden. Für eine ältere Dame, die in dieser Wohnung, in ruhiger zentraler Lage, ihren Lebensabend verbringen will, ist das blanker Zynismus.
BZ-Leserbrief vom 12.4.2007 von Eberhard Kienbaum, Freiburg




 

Adelhauserplatz - ein Stück unserer Identität schützen

Seit über 20 Jahren bin ich mit meiner allgemeinmedizinischen Praxis in der Wallstraße ansässig. Viele meiner Patienten wohnen in diesem Randbereich der Altstadt. Aus deren Mund höre ich in den letzten Wochen immer wieder Befürchtungen über die Zukunft des besinnlichen Adelhauser Platzes, der davon bedroht ist, seinen einmaligen Charakter zu verlieren. Die Vorgeschichte ist bekannt: Die evangelische Stadtmission wollte aus dem Gebäude am Adelhauserplatz eine Seniorenwohnanlage machen. Sie hat sich dabei finanziell übernommen und musste einen potenten Investor mit ins Boot holen, der sich in der Person von Peter Unmüßig fand. Der zu bezahlende Preis bestand in dem Zugeständnis, das Erdgeschoss des Hauses gewerblich zu nutzen: Ladengeschäfte und ein Café/Bistro. Der Gemeinderat unterstützte dieses Vorhaben, setzte zugleich aber einen klaren und großzügigen Rahmen. Rechtzeitig vor dem Sommer meldet sich nun eine Adelhauser Klosterplatz Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG zu Wort. Die Firma, hinter der der Investor Herr Unmüßig und der Leiter der evangelischen Stadtmission, Herr Dengler, stehen, beabsichtigt in der Tat, den Klosterplatz unter ihre kommerzielle Obhut zu nehmen und daraus eine Art "Gartenwirtschaft" zu machen. Und man ahnt auch schon: Die Vorgaben des Gemeinderates können bei solchen Begehrlichkeiten nur hinderlich sein. Also müssen diese Vorgaben gekippt werden, nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" . Man könnte dies einen (dreisten) Versuch nennen, von den Mängeln und der Fantasielosigkeit des eigenen Konzeptes abzulenken, wenn dahinter nicht das klar kalkulierte Ziel stehen würde, über das Votum der Mehrheit des Gemeinderates hinweg und über die Sorgen der Anwohner und vieler anderer Mitbürger hinweg, ein hoch profitables, aber eben auch lärmendes, belästigendes, die Zerstörung eines der letzten stillen und besinnlichen Plätze Freiburgs in Kauf nehmendes Projekt zu realisieren. Der Gemeinderat, der eine weise und ausgewogene Vorgabe gemacht hatte, ist nun aufgerufen, gegenüber den Interessen der Unternehmer nicht einzuknicken, sondern bei seiner schon sehr weitgehenden Vorgabe zu bleiben und die Antragsteller darauf hinzuweisen, dass sie die örtlichen Gegebenheiten anzuerkennen haben und dass sie möglicherweise ihr eigenes Konzept noch einmal überprüfen müssen. Denn hier gilt es ein Stück unserer Identität als Stadt Freiburg zu schützen: einen alten Klosterplatz, den nicht nur seine Anwohner schützen, sondern auch die vielen Besucher, die Jahr für Jahr diese Stadt besuchen.
BZ-Leserbrief von Werner Hasert-Caseli, Freiburg, vom 2.4.2007




 

Adelhauserplatz mit Gastrokonzepten überschwemmen

Nun soll also serviert werden dürfen, drinnen sowieso und draußen an zehn Tischen auf 9,8 Prozent (Unmüssig hat gerechnet) der Platzfläche. Für künftige tragfähigere Gastrokonzepte bleiben dann noch 90,2 Prozent Restfläche oder etwas mehr als 90 Beistelltische. Und alle, die skeptisch bleiben, werden jetzt mit Bemäntelungen von hohem Unterhaltungswert sediert, wonach die Stadtmission ja sowieso von Anfang an Gastronomisches wollte, und der Investor zwar nicht gewollt aber gekonnt hätte, nämlich Jeans oder Motorräder verkaufen. Da fehlt nur noch der klassische Bürgerschreckhinweis auf die Sexboutique als ultimative Herausforderung. Und weil das immer noch nicht reicht, werden die verbliebenen Kritiker von der BZ zum Schlussappell ins "Münstereck" gebeten und treuherzig beschieden, wie schätzenswert der Tourist auf Stadttour es doch finde, an idyllischen Plätzen "in aller Ruhe" !! einen Kaffee zu trinken. Die Diskussion der letzten Wochen als typische Freiburger Glaubensfrage ins Abseits zu stellen, ist ziemlich ärgerlich. Dafür gibt es beiderseits zu viele sachlich begründete Argumente. Worum es nicht geht, ist: Der Stadtmission ihren Gastronomen, dem Gastronomen sein Bewirtungskonzept und dem Investoren sein Gewinnstreben um die Ohren zu hauen. Es geht allein um eine politische Gestaltungsentscheidung, nämlich um die Frage, inwieweit eine Stadt noch den Gestaltungswillen und die Gestaltungskraft hat, sich gegen die inzwischen mehr oder weniger totale Überschwemmung ihrer Plätze und Gassen mit Gastrokonzepten zu wehren. Wie es scheint, haben sich Rat und Verwaltung ein weiteres Mal mit kleiner Münze eine ihrer letzten Juwelen abfuchsen lassen.
BZ-Leserbrief vom 28.3.2007 von Wolfgang Meier-Rudolph, Freiburg

 

Klosterplatz Adelhauser: Denkfehler
 

Sowohl der Autor wie auch Leserbriefschreiber Spengler unterliegen einem Denkfehler. Den Kaffee in Ruhe müssen Sie dann zu Hause trinken. Sie erhalten zwar einen Kaffee, aber mit der Ruhe ist es aus. Wenn erst mal zehn Tische à vier Stühle, also 40 Gäste, den Platz bevölkern, hat Freiburg wieder einen Ruhepunkt im Stadtzentrum weniger. Der Autor steigert den Unsinn noch dadurch, dass er die Idylle den Touristen andient. Herr Unmüßig freut sich sicherlich über diese Unterstützung.
Muss denn jede den Freiburgern lieb gewordene Idylle dem Kommerz geopfert werden? Unsere Gemeinderäte haben in der Vergangenheit oft genug Entscheidungen getroffen, die im nachhinein von der Bevölkerung bedauert wurden, aber nicht mehr zu korrigieren waren. Dem Lokalverein Innenstadt ist zu wünschen, dass er mit aller Hartnäckigkeit seine Interessen durchsetzt.
BZ-Leserbrief vom 12.3.2007 von Helmut Stolz, Freiburg

Als Mieter der Innenstadt protestieren wir. In dem Bericht über die Freisitzplätze auf dem Adelhauser Kirchplatz haben wir uns sehr geärgert. Reicht es noch nicht, dass man als Fußgänger auf der Straße laufen muss, weil vor jeder Kneipe Tische und Stühle auf dem Gehweg stehen, die Rollstuhlfahrer aus den Altersheimen oder Kinderwägen müssen regelmäßig auf der Straße fahren. Vor dem Wiener Café stehen auf dem Gehweg ringsum Tische und Stühle, am Randstein auch noch Pkw,. Es ist ein Hindernislauf zwischen raushängenden Haxen der Café-Kunden. hat der Platz vor der Commerzbank nicht gereicht für den Pächter? Die blöde Bemerkung von Herrn Unmüssig, eine Käseglocke über die Innenstadtbewohner zu stülpen, ist eine Frechheit. Wir bezahlen die höchsten Mieten und haben ein Recht auf Ruhe, etwas frische Luft: Durch die Lärmbelästigung ringsum können wir nur die Fenster zwischen 4 und 6 Uhr öffnen. Herr Unmüssig und die Herren von der Stadtverwaltung haben keine Vorstellung von den Zuständen in der Innenstadt, die wohnen alle außerhalb und haben ihre Ruhe, die sollten alle mal nur eine Woche den Lärm und den Unrat um sich haben, dann wäre das sofort anders. Beispiel Lorettoberg-Café, das wurde sofort gelöst, da waren die Herren gestört, warum geht das nicht auch bei uns?
BZ-Leserbrief vom 14.3.2007
Bewohner der Kaiser-Joseph-Straße, Holzmarktplatz, Adelhauserstraße, Schulhof Goethe-Gymnasium. Hausmeisterin Fr. Ch. Knarr

Tischlein-deck-dich am Adelhauser

Weil das Gastro-Konzept die Stadträte überzeugt, zeichnet sich eine Ratsmehrheit für eine größere Außenbewirtungsfläche ab

Nun sieht es doch danach aus, dass die Stadtverwaltung und eine Ratsmehrheit die Vorgaben für den Adelhauser Klosterplatz in der Altstadt lockern und — zunächst einmal für einen einjährigen Probelauf — eine Außenbewirtung mit zehn Tischen für ein Café-Restaurant der gehobenen Kategorie zulassen. Dies ist auch im Interesse der evangelischen Stadtmission, die gemeinsam mit dem Bauträger Peter Unmüssig am Klosterplatz investiert hat. Der Lokalverein Innenstadt bleibt dagegen bei seinem Veto gegen die Außenbewirtung. "Wir wollen kein Remmidemmi wie rund ums Martinstor, aber eine ruhige, niveauvolle Gastronomie kann der Platz vertragen" , sagt Baureferent Norbert Schröder-Klings. Ähnlich sehen es vor der Abstimmung am 8. Mai auch die großen Ratsfraktionen von Grünen und CDU. Bewirkt haben den Meinungsumschwung das Auftreten und das Konzept des jungen Gastronomenpaars, das im "Holzhauerhaus" am Adelhauserplatz ein Café-Bistro mit mediterranem Restaurant eröffnen will. Die Beiden haben ihre Ausbildung im "Colombi" absolviert und führen seit einem Jahr ein Restaurant mit Vinothek im Freiburger Umland. Ohne die 40 Plätze auf dem Platz sehen die Gastronomen aber keine Chance, das Lokal wirtschaftlich zu führen. "Wir kriegen kein besseres Konzept mehr — das ist genau das, was wir uns für den Platz vorgestellt haben" , meint Ewald Dengler, Geschäftsführer der Stadtmission. Ein Jeansgeschäft oder ein indisches Bollywood-Café, die als weitere Varianten im Raum stehen, würden viel schlechter passen, so Dengler. Die gastronomische Nutzung des idyllischen Adelhauser Klosterplatzes ist schon lange ein heißes Eisen. Bereits vor zwei Jahren wurde über die Ansiedlung eines Gastro-Betriebes an dem Platz im Allgemeinen und um die Außenbewirtung im Besonderen gestritten. Am Ende der Debatte hatte sich der Gemeinderat zwei Tische mit acht Plätzen abringen lassen. Stadtmission und Bauträger Unmüßig versichern, dass sich zu diesen Bedingungen kein Pächter gefunden habe. Die Gastro-Gegner wiederum sprechen von "Salamitaktik" : Der Bauentwickler habe sich von Anfang an ausgerechnet, dass er die "ihm wohl gesonnenen Stadträte weich klopfen" könne, so Paul Bert, Stadtrat der Unabhängigen Liste: "Sein Kalkül scheint nun aufzugehen." Bert wehrt sich dagegen, dass die ganze Altstadt verramscht wird. Auch der Lokalverein Innenstadt bleibt nach einer Abstimmung in der Mitgliederversammlung bei seinem Nein zur Außenbewirtung: "Es sollte wenigstens ein ruhiges Fleckle in der Stadt geben" , meint Vorsitzender Michael Fleiner. Den Vorwurf der "Kommerzialisierung des Platzes" hält Stadtmissions-Geschäftsführer Dengler für unsachlich: Lediglich 9,8 Prozent des Platzes würden durch die Gastro-Tische belegt, rechnet Peter Unmüßig, der Geschäftsführer der Adelhauser Klosterplatz Grundstücksverwaltung GmbH und Co KG, vor. Im Gemeinderat zeichnet sich eine Mehrheit für die zehn Tische ab — "mit Bewährungszeit" , wie es Eckart Friebis von den Grünen formuliert. Er hält die vorgesehene Nutzung für verträglich. Da die Stadtmission 20 Seniorenwohnungen über dem Lokal vermietet habe, würde sie sich ja "ins eigene Fleisch schneiden" , wenn die Gastro-Nutzung zu groß und zu laut wäre. Ähnlich sieht es auch CDU-Fraktionsvorsitzende Martina Feierling-Rombach: Außenbewirtung und erweiterte Öffnungszeiten — 22 Uhr draußen und 24 Uhr drinnen — seien an die Betreiber gebunden. Ihr Fazit: "Es wird alles viel Negativer gesehen, als es ist." Etliche Anwohner bleiben weiter kritisch. Einer von ihnen, Hermann Frese, Ehrenpräsident des Einzelhandelsverbandes, hat jedoch mittlerweile seine Meinung zur Gastro-Nutzung samt Außenbewirtung geändert: "Die Pächter und ihr Konzept, das passt." Ohnehin sei alles besser als die aktuelle Situation. Frese: "Leerstand verunglimpft jedes Haus."

1999 hat die Evangelische Stadtmission das mehr als 100 Jahre alte Holzhauer-Areal (benannt nach dem früheren Feinkostladen Holzhauer) am Adelhauser Klosterplatz von der Stadt Freiburg für rund 1,2 Millionen Euro übernommen. Für 7,8 Millionen Euro sind 20 Seniorenwohnungen entstanden — plus 260 Quadratmeter Gastronomiefläche im Erdgeschoss.
Joachim Röderer , 9.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Auf dem Adelhauser-Kloster-Platz Gastronomie ansiedeln?

Wenn's nicht schon wieder ausgekungelt ist
Das könnte wirklich spannend werden, wenn es denn nicht längst schon (wieder) ausgekungelt ist. Schafft es die Stadt wenigstens hier, am Adelhauserplatz, einen Rest von Gestaltungsanspruch und Gestaltungskraft gegen tragfähige Gastro-Konzepte, so der Bauträger im O-Ton, durchzusetzen? Der Vertreter des Lokalvereins Oberstadt, Himmelsbach, hat recht: Der Adelhauserplatz ist einer der letzten nicht "durchgastronomisierten" Plätze in Freiburgs Innenstadt und schon allein deshalb kostbar und schützenswert. Und weil das so ist, gehört genau hier, über diesen Platz, die Käseglocke, die der Sprecher des Bauträgers (Wo lebt er eigentlich?) über die restliche Stadt bereits gestülpt sieht. Keine Frage, dass eine gastronomische Nutzung unter den geltenden Bedingungen problematisch ist. Gerade das aber war ordnungspolitisch gewollt und folgerichtig. Kein Grund also für Kondolenzanzeigen an den Investor oder ein Alibi fürs Nachkarten.
BZ-Leserbrief vom 7.3.2007 von Wolfgang Meier-Rudolph, Freiburg

Auf dem Platz Müll hinterlassen
Als Bewohner einer der Senioren- Wohnungen um den Adelhauser-Klosterplatz kann man auch eine andere Meinung vertreten als der "Lokalverein Oberstadt" . Der "idyllisch geliebte Platz der Ruhe" ist vor allem auch in den Sommermonaten ein Platz, auf dem sich, ähnlich dem Augustinerplatz, in den Abend- und Nachtstunden lautstark junge Leute aufhalten, die auf dem Platz und auf den Kirchenstufen ihren Müll hinterlassen. Auch zum Abstellen von Autos wird der Platz in Anspruch genommen. Die Verpächterin der Gaststätte, die Evangelische Stadtmission, die zugleich auch die Betreiberin der angrenzenden Altenwohnanlage ist, bietet sicherlich Gewähr dafür, dass die vorgesehenen Betriebszeiten eingehalten werden. Dass die "überwältigende Mehrheit" einer Mitgliederversammlung des Lokalvereins Oberstadt, die dreimal einberufen werden musste bis genügend Mitglieder anwesend waren, um den neuen Vorstand zu wählen, in dieser Versammlung dann zu einer Angelegenheit abstimmen ließ, die nicht auf der Tagesordnung stand, bedarf keines Kommentars. Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn das als Pächter vorgesehene, in der Gastronomie erfahrene, junge Paar, eine Gaststätte eröffnen könnte, die es Jung und Alt, also auch uns Bewohnern der Altenwohnanlagen, möglich macht, auf einem "ruhigen, idyllischen Platz" bei einer Tasse Kaffee die Ruhe zu genießen.
BZ-Leserbrief vom 7.3.2007 von Bernd Spengler, Freiburg

Die letzte Niesche, um Ruhe zu genießen
Als Bewohner der Adelhauserstraße interessiert mich die Entwicklung des Adelhauser-Kloster-Platzes besonders. Am 15. Februar organisierte die Stadtmission zusammen mit der Firma Unmüßig eine Anhörung zum geplanten Gastrokonzept im Gebäude der Stadtmission und auf dem Adelhauserplatz. Fünf der Parteien wandten sich vehement gegen die geplante krasse Ausweitung der bisherigen Genehmigung. Der Adelhauserplatz ist einer der schönsten Plätze der Freiburger Innenstadt und wird von vielen Einheimischen und Besuchern der Stadt als Ort der Ruhe und des Innehaltens geschätzt und genutzt. Die gastronomische Nutzung des Platzes mit zehn Tischen á vier Sitzplätzen würde dessen Charakter auf Dauer zerstören. Betrachtet man die unzähligen Möglichkeiten, in der Freiburger Innenstadt gastronomische Angebote im Freien wahrzunehmen, so ist der Adelhauserplatz die letzte Nische für Menschen, die abseits des gesamten gastronomischen Trubels Stille und Ruhe genießen wollen. Wenn die Firma Unmüßig keinen Pächter für das 2004 genehmigte Konzept findet, muss sie eben durch lukrative Bedingungen (zum Beispiel günstige Pacht) dafür sorgen, dass dieses Gastroprojekt für Bewerber interessant wird und nicht versuchen, über ökonomischen Druck auf den Gemeinderat ihr eigenes Problem auf Kosten der Anwohner zu lösen.
BZ-Leserbrief vom 7.3.2007 von Eberhard Kienbaum, Freiburg

 

Ringen um den Adelhauser-Kloster-Platz 

Hinter verschlossenen Türen, in nichtöffentlicher Sitzung, hat der Bauausschuss des Freiburger Gemeinderates am Mittwoch über die Absicht der Unmüssig-Bauträgergesellschaft beraten, für die im ehemaligen Holzhauer-Gebäude am Adelhauser-Kloster-Platz geplante Gastronomie doch noch einen großen Freisitz mit bis zu 40 Plätzen zu schaffen.

Im umgebauten historischen Gebäude, in dem die Evangelische Stadtmission seit dem Jahr 2005 insgesamt 20 Seniorenwohnungen betreibt, sollte von Anfang an im Erdgeschoss ein gastronomischer Betrieb einziehen. Das hatte bereits im Vorfeld des Umbaus für viel Unmut gesorgt und den Gemeinderat 2004 schließlich zum Beschluss fassen lassen, dass auf dem Klosterplatz selbst nur zwei Tische aufgestellt werden dürfen, die außerdem um 20 Uhr abgeräumt sein müssen. Die Unmüssig-Bauträgergesellschaft tat sich seitdem schwer mit der Verpachtung , bis sie nun geeignete Pächter fand, die zehn Tische im Freien aufstellen und bis 22 Uhr bewirten möchten, um ein Lokal wirtschaftlich betreiben zu können. Als das Vorhaben bekannt wurde, protestierte Christian Himmelsbach vom Lokalverein Oberstadt (BZ vom 24. Februar). Mittlerweile hat auch das Plenum der Arbeitsgruppen für die Entwicklung der Oberstadt in einem Schreiben an OB Salomon Stellung genommen. "Seit 900 Jahren erfüllt die Kaiser-Joseph-Straße die ’Marktstraßen-Funktion’. Der Augustinerplatz und die Insel sind beliebte und belebte Plätze. Dagegen ist der Adelhauser-Kloster-Platz ein idyllischer, geliebter Platz der Ruhe", schließt sich die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild dem Protest an. "Mit überwältigender Mehrheit" hat die Mitgliederversammlung des Lokalvereins Innenstadt die Einrichtung von Freisitzflächen auf dem Adelhauser-Kloster-Platz abgelehnt, wie der Vorsitzende des Vereins, Michael Fleiner, in einem Schreiben an den OB mitteilt. Eine Vorentscheidung ist in der Sitzung am Mittwoch offensichtlich nicht gefallen. Dort hat die Stadtverwaltung unter anderem erläutert, welches Geschäftskonzept den möglichen Pächter vorgeschwebt. Und das geschieht grundsätzlich hinter verschlossenen Türen. Anfang Mai, so Petra Zinthäfner, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, soll eine Entscheidung fallen .

Bonbon oder Schokolade - Adelhauserplatz
Paul hieß der fünfjährige Knabe, der sich das miefige Abteil im Zug von Hamburg nach Freiburg zum Spielplatz auserkoren hatte. Paulchen nannte ihn seine Mutter. Unentwegt quengelte Paulchen, nervte alle Mitreisenden. Mama versuchte es mit einer eigenwilligen Taktik. Immer, wenn Paulchen Schokolade forderte und brav zu sein versprach, bekam er einen bunten Bonbon. Wenn er ihn hatte, ging das Geplärre nach Schokolade um so lauter von vorne los. Quasi ein Bonbon legten Stadtverwaltung und Gemeinderat dem Bauträger des Holzhauser-Gebäudes ins Adelhausernest. Zwei Tische für die Gastronomie draußen auf dem Platz. Wobei jedem klar sein musste, wie es weiter geht. Wer Schokolade will, gibt sich nicht zufrieden mit einem bunten Bonbon. So könnte am Ende doch noch entstehen, was nicht wenige Freiburger an diesem Ort am wenigsten wünschen: Zartbittere Betriebsamkeit. Vorderösterreichische Kompromissformeln zeichnen sich ab: Nicht gleich die ganze Tafel, aber einen Schokoriegel. Vielleicht sechs oder acht Tische im Freien statt der gewünschten zehn. Und ein Probebetrieb vielleicht für ein Jahr. Und irgendwann danach sitzen sie 40-köpfig da und trinken ihre heiße, süße Schokolade. Vielleicht sogar mit Sahnehäubchen. Das schlägt dann den Anwohnern auf den Magen. Paulchen übrigens gab erst Ruhe, als ihm ein entnervter Reisender kurz vor Offenburg die Zunge herausstreckte. Vielleicht hatte er sich aber einfach nur den Magen verdorben.
Hans-Henning Kiefer

2.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Großer Freisitz auf dem Adelhauserplatz - Lokalverein empört

"Das kennt man ja von Bauträgern: Erst akzeptieren sie alle möglichen Einschränkungen, damit sie bauen dürfen, und hinterher drücken sie auf die Tränendrüse." Christian Himmelsbach vom Lokalverein Oberstadt hat wenig Verständnis für die neuen Bestrebungen der Unmüssig-Bauträgergesellschaft, für die geplante Gastronomie am Adelhauserplatz doch noch einen großen Freisitz mit mindestens zehn Tischen (40 Plätze) durchzudrücken. 2004 hatte der Gemeinderat festgelegt, dass zwei Tische erlaubt sind. Und das hatte schon für Wirbel gesorgt.

Dass Unmüssig nun an der damals gefassten Regelung rüttelt, hat laut Thomas Halter von der Geschäftsführung der Bauträgergesellschaft einen einfachen Grund: Endlich, nach gut anderthalb Jahren erfolgloser Suche, habe man ein mögliches Pächter-Ehepaar für den Betrieb im Erdgeschoss des Unmüssig-Baus am Adelhauserplatz an der Hand. Die beiden "in Freiburg bekannten Interessenten" (Halter) würden eine Café-Restaurant-Kombination in den insgesamt 260 Quadratmeter großen Räumen planen - tagsüber Café, abends "hochwertiges Speiselokal" . "Dieses Konzept kann aber nur dann funktionieren, wenn es einen ausreichend großen Freisitz gibt", sagt Thomas Halter. Und noch etwas würde Unmüssig gerne ausweiten: Genehmigt wurde 2004 ein Ausschank bis 20 Uhr. Unmüssig will jetzt zwei Stunden mehr. Um die Änderungswünsche durchzubringen und einen geeigneten Gemeinderatsbeschluss herbeizuführen, hat Unmüssig zuerst vor zwei Wochen eine Anhörung mit Anwohnern organisiert. Etwa zehn Parteien seien da gewesen und alle hätten sich wohlwollend zum vorliegenden Gastro-Konzept und zu den Freisitz-Plänen geäußert, sagt Thomas Halter. Vergangene Woche dann gab es auf Betreiben von Unmüssig ein Gespräch zwischen dem Bauträger, Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderats und des Lokalvereins Oberstadt. Jetzt prüft das Baurechtsamt den Antrag, dass der Freisitz ausgeweitete werden darf. Einen Kommentar wollte die Stadt der BZ gegenüber nicht abgeben.
Die Vorgehensweise von Unmüssig bringt Christian Himmelsbach auf die Palme: "Schon vor dem Baubeginn damals war ganz klar, dass es große Widerstände gegen eine Kommerzialisierung des Adelhauserplatzes gibt. Nur als Entgegenkommen wurden die zwei Tische draußen genehmigt." Der Lokalverein Oberstadt habe sich in seiner jüngsten Sitzung nochmals mit dem Thema befasst. Dabei habe sich eine "überwältigende Mehrheit" dafür ausgesprochen, dass es auf dem Platz gar keinen Freisitz - also nicht einmal zwei Tische - geben soll. Himmelsbach: "Es kann doch nicht sein, dass die ganze Innenstadt zum Vergnügungsviertel wird. Hier wohnen doch auch Menschen." Wenigstens der Adelhauserplatz solle verschont bleiben. Empört sei der Lokalverein auch darüber, dass er sich auf Anregung der Stadtverwaltung und begleitet vom Stadtplanungsamt seit einem Dreivierteljahr regelmäßig in Arbeitsgruppen treffe, um über die Zukunft der Oberstadt nachzudenken. Völlig daran vorbei würden nun möglicherweise Fakten geschaffen.
Thomas Halter von Unmüssig kann die Kritik nicht recht verstehen. "Der Beschluss von damals mit den zwei Tischen war ein Kind seiner Zeit." Heute sei man eben schlauer. "Wir waren überzeugt, dass auch ein kleiner Freisitz tragfähige Gastro-Konzepte erlauben würde. Aber wir haben uns getäuscht." An dem Vorwurf, Unmüssig habe dies damals schon gewusst und quasi insgeheim auf Zeit gespielt, sei nichts dran. "Man kann nicht über die ganze Innenstadt eine Käseglocke stülpen. Sonst dürfte man ja gar nichts mehr verändern", hält er dagegen.
Holger Schindler , 24.2.2007, www.badische-zeitung.de

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© Freiburg-Dreisamtal.de , Kontakt,  Last Update 29.09.11