Caritas-Projekt: Schuldenprävention für Jugendliche und junge
Erwachsene >Schuldner (22.8.)
Schuldenfrei - Zukunft frei: Wanderausstellung für Jugend und Schulden
>Schuldner (28.3.2008)
"A Ray
of Hope" - warum nicht origineller "Ein Hoffnungsschimmer?" (23.11.2006)
Schuldnerberatung - Seriöse Hilfsangebote
(11.11.2006)
Schuldnerberatung und Verbraucherinsolvenz in Freiburg
>Krise2 (29.12.2005)
Beratungsstellen für Schuldner
Links
Vermögenssoli zum Abbau der Staatsschuld von 2 Billionen Euro
Heute Griechenland, morgen die Bundesrepublik? Ganz so drastisch sieht es
Hermann Oetjens nicht, doch seit dem Drama um die mögliche Staatspleite eines
Eurolandes blickt der promovierte Philosoph und frühere Mathematiklehrer aus
Freiburg auch mit Sorge auf den deutschen Schuldenberg. Mit seiner Initiative
für einen "Vermögens-Soli 1,75 Prozent" hat er sich nun ganz dem dem Kampf gegen
die Staatsschulden verschrieben. "Einer Staatsschuld von rund zwei Billionen
Euro stehen in Deutschland etwa 9,1 Billionen Euro privater Vermögen gegenüber",
rechnet Oetjens vor und beruft sich auf Zahlen der Bundesbank. "Das entspricht
einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen von 114 000 Euro. Würden diese
Vermögen mit einer Abgabe von jährlich 1,75 Prozent oder 2000 Euro besteuert,
könnten die Schulden innerhalb von 16 Jahren getilgt sein."
Alles vom 1.3.2012 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/initiative-fuer-vermoegenssoli--56435967.html
http://www.oetjens.info
http://www.hurrawirtilgen.de/
Bonitätsorientierte Kreditvergabe:
Je reicher, desto günstiger der Zins
Das Hausdarlehen oder der Ratenkredit für den
Motorradkauf sind nicht für jeden gleich teuer. Kreditinstitute legen ihre
Zinssätze individuell fest. Banker nennen das "bonitätsorientierte
Kreditvergabe". Davon dürfte auch
Bundespräsident Christian Wulff profitiert
haben, als er bei der BW-Bank ein Darlehen für sein Haus aufnahm. Paradox: Je
besser betucht ein Bankkunde ist, desto billiger wird der Kredit. Banken erstellen über ihre privaten Kunden ein
persönliches Urteil ihrer Zahlungsfähigkeit (Rating): Je nach Risikoklasse, nach
Beruf und Lebenslauf, Postleitzahl ihres Wohnortes oder den Angaben der
Auskunftei Schufa zahlt der Bankkunde dann mehr oder weniger Zinsen für seinen
Kredit.
Alles vom 11.1.2012 von Hermannus Pfeiffer bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/je-reicher-der-kunde-desto-guenstiger-der-zins
Warum Kapital ohne Vergütung überlassen?
Der Zins ist ein Entgelt dafür, dass jemand bereit ist, sein Geld für eine
gewisse Zeit jemand anderem zu überlassen. Wie überall bestimmen hier Angebot
und Nachfrage den Preis. Zusätzlich müssen die Bearbeitungskosten hereinkommen
und das Ausfallrisiko. Die Zusammenhänge haben Sie schon erkannt: Je höher die
Sicherheit ist, desto niedriger der Zins, weil das Ausfallrisiko entsprechend
niedriger kalkuliert wird. Über das Problem Zins hat man sich schon im Altertum
Gedanken gemacht. In der Bibel wird das verboten.
Die Christen haben sich darum nicht geschert, bis auf ein paar Relikte im BGB,
nämlich das Zinseszinsverbot, das allerdings nicht für Banken gilt (die haben
bekanntlich Sonderrechte).
Die Juden haben das so ausgelegt, dass Zinsnehmen nur gegenüber Juden, nicht
jedoch gegenüber Christen verboten ist.
Der Koran hat das Zinsverbot aus dem Alten Testament übernommen. Dies wird aber
durch spezielle Mechanismen heutzutage leicht ausgetrickst (jawohl der Koran ist
auslegungsfähig, wenn man will kann man ihn umgehen).
Aber nochmal: Warum soll man jemanden Kapital überlassen, ohne hierfür eine
Vergütung zu erhalten? Das funktioniert nirgends auf der Welt, in keinem System
und nicht einmal bei den Freunden von
Wulff.
11.1.2012, Angelika Paulson
Erstmals seit dem Jahr 2007 ist die Zahl der überschuldeten
Privatleute in Deutschland gestiegen. 6,5 Millionen Verbraucher hierzulande
können laut der Auskunftei Creditreform ihre Schulden auch auf absehbare Zeit
nicht bezahlen. Das sind 300 000 mehr als im vergangenen Jahr. Dieser Anstieg
ist kleiner als befürchtet, weil die Rezession die Privatleute weniger hart traf
als erwartet.
Jeder zehnte Deutsche fühlt sich demnach bereits durch seine finanziellen
Verbindlichkeiten überfordert, jeder dritte hat manchmal Schuldenstress. Laut
Creditreform seien im Oktober 9,5 Prozent aller Deutschen über 18 Jahren
überschuldet gewesen. Ein Jahr zuvor hatte die Quote bei 9,1 Prozent gelegen.
Ein Grund für die angesichts der Krise eher geringe Zunahme sei das
Kurzarbeitergeld und das damit weiter recht stabile Einkommen der betroffenen
Arbeitnehmer. Der Verlust des Arbeitsplatzes sei der Hauptauslöser für
Überschuldung. Creditreform-Vorstand Helmut Rödl sagte dennoch: "Überschuldung
wird ein Massenphänomen bleiben." Die hohe Zahl prekärer
Beschäftigungsverhältnisse und zu erwartende Kostensteigerungen bei den Mieten
könnten Auslöser für eine wachsende Überschuldung sein. Um diese zu begrenzen,
forderte Rödl unter anderem höhere Investitionen in Bildung, vor allem bei der
Finanzkompetenz "schon für die Kleinsten", eine Stärkung und den Ausbau der
Schuldnerberatung sowie eine verantwortungsbewusstere Kreditvergabe durch die
Banken. Die seit Frühjahr wieder zunehmend positiven Konjunktursignale und die
Erwartungen an einen stabilen Arbeitsmarkt verleite viele bereits wieder zu
einem lockeren Ausgabeverhalten, warnte Creditreform. Besonders jüngere
Erwachsene sind demnach gefährdet. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen
gelten laut Creditreform schon 10,75 Prozent als überschuldet – eine Zunahme um
3,2 Prozent im Vergleich mit dem Jahr 2004, als die Schuldnerquote in dieser
Altersgruppe noch unterdurchschnittlich gewesen war. Auch bei den Frauen ist der
Anteil der Schuldner in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als bei
Männern.
Wenn das Konto dauerhaft überzogen ist, sollte der Weg früh zu einer
Schuldnerberatung führen. "Die meisten Leute kommen zu spät", sagte Marius Stark
von der Caritas-Schuldnerberatung in Köln. Geld sei für viele ein Tabuthema.
"Viele nehmen lieber noch einen Kredit auf, statt sich an eine Beratung zu
wenden." Dabei gebe es dort in dringenden Fällen schnelle Hilfe: Ist durch die
Schulden die Existenz bedroht, müssten Überschuldete nicht mit langen
Wartezeiten rechnen. Sie machen am besten direkt beim ersten Telefonat mit der
Beratungsstelle das Problem deutlich – zum Beispiel: "Mein Vermieter will mich
rausschmeißen" oder "Mir wird der Strom abgestellt". Im Vergleich mit anderen anglosächsischen Staaten steht Deutschland laut Creditreform besser da. So seien
in Großbritannien 13,8 Prozent der privaten Konsumenten überschuldet, in den USA
17,4 Prozent. Das liege zum einen daran, dass die Immobilienkrise diese Länder
deutlich stärker getroffen habe, aber auch an einer anderen Praxis der
Kreditvergabe.
Schuldnerquote
Die Schuldnerquote ist der Anteil von überschuldeten Personen an der
Gesamtbevölkerung. Betrachtet werden nur Menschen, die mindestens 18 Jahre alt
sind. Was aber heißt überschuldet? Creditreform wertet jemanden als
überschuldet, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft:
Privatinsolvenz, eine eidesstattliche Versicherung, unstrittige Inkasso-Fälle,
mindestens zwei vergebliche Mahnungen von mindestens zwei Gläubigern.
10.11.2010
Verbraucherinsolvenz als Rettungsschirm für überschuldete Haushalte
Schuldnerberatung des Landratsamtes zieht nach 10 Jahren Insolvenzordnung
Bilanz
Anfang des Jahres feierte die Insolvenzordnung ihr zehnjähriges Bestehen. Sie
regelt das Insolvenzverfahren auch für private Haushalte. Es dient einerseits
dazu, die Gläubiger eines zahlungsunfähigen Schuldners gleichmäßig zu
befriedigen und andererseits den Schuldner nach Abschluss eines sechsjährigen
Verfahrens zur Restschuldbefreiung vor einem lebenslangem
"Schuldenturm" zu bewahren. Anlässlich der zehnjährigen Arbeit mit der
Insolvenzordnung zog die Schuldnerberatung des Landratsamtes
Breisgau-Hochschwarzwald nun Bilanz. Mit knapp 240 Verbraucherinsolvenzen und
einer regulierten Schuldensumme von mehr als 15 Millionen Euro fällt diese
Bilanz durchweg positiv aus.
Insgesamt führte die Schuldner- und Insolvenzberatung des Landkreises seit
Bestehen der Insolvenzordnung mit über 2.000 Gläubigern außergerichtliche
Einigungsversuche durch. In der Mehrzahl der Fälle musste jedoch im Anschluss
ein Antrag auf Eröffnung des gerichtlichen Insolvenzverfahrens gestellt werden.
Sowohl bei gerichtlichen als auch bei außergerichtlichen Verfahren kommt es
häufig zu sogenannten Nullplänen. Es handelt sich dabei um einen
Schuldenbereinigungsplan ohne Zahlungen an die Gläubiger, wenn lediglich
unpfändbare Sozialleistungen sowie niedrige Einkommen zur Verfügung stehen.
Die durchschnittliche Schuldensumme lag bei 65.000 Euro. Gescheiterte
wirtschaftliche Selbständigkeiten waren die häufigsten Ursachen. Die
Insolvenzordnung ermöglicht auch die Sanierung völlig mittelloser Schuldner, wie
Arbeitssuchende und Geringverdiener. An das gerichtliche Verfahren schließt sich
die Wohlverhaltensperiode, ein insgesamt sechsjähriges Verfahren zur
Restschuldbefreiung an. Diese ist für ehemalige Schuldner mit einem
wirtschaftlichen Neuanfang gleich zu setzen. Dass sich die Anstrengungen der
Wohlverhaltensperiode lohnen, belegen zahlreiche positive Rückmeldungen von
Betroffenen. So schrieb kürzlich ein Klient an die Schuldnerberatung des
Landkreises:
"Seit die Privatinsolvenz jetzt offiziell ist, macht es wieder 'Spaß' in den
Briefkasten zu schauen. Nicht jeden Tag jede Menge Zahlungsaufforderungen, denen
ich sowieso nicht nachkommen kann und die sich kartonweise stapeln. Und ab
diesem Monat kann ich das Konto wieder ganz normal auf Guthaben-Basis benutzen.
Und am Besten ist das Wissen, dass in sechs Jahren tatsächlich alles auf Null
steht. Wer
noch nie einen nicht zu bewältigenden Schuldenberg hatte, kann sich gar nicht
vorstellen, was einem da für ein riesiger Stein vom Herz fällt! Und wie
befreiend das ist, etwas weg zu haben, das nie zu schaffen gewesen wäre! Das ist
der größte und befreiendste Schritt für mich, den ich in den letzten Jahren für
mich erlebt habe."
Neben der Entschuldung ist die Prävention mit die wichtigste Aufgabe der
Schuldnerberatung, speziell für Haushalte, die Sozialleistungen beziehen. Um mit
den zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen zu können und sich nicht (neu)
verschulden zu müssen, bedarf es einer seriösen Haushaltsrechnung und
Budgetberatung. Dies leistet die Schuldnerberatung mit der vorhandenen
fachlichen Kompetenz. Ferner
ist für den Erfolg einer ganzheitlichen Schuldner- und Insolvenzberatung auch
die Berücksichtigung der psychischen und sozialen Problemlagen der Ratsuchenden
notwendig. Dazu gehören die
Rekonstruktion der Schuldenkarriere, das Erkennen der Verschuldungshintergründe
und das Entgegenwirken sozialer Isolation.
Laut "Schuldner-Atlas Deutschland 2008" der Creditreform beträgt die
Schuldnerquote in Deutschland 10,11 Prozent. Damit sind knapp 6,9 Millionen
Bürgerinnen und Bürger überschuldet. Das bedeutet, dass bei den Überschuldeten
das Einkommen nicht ausreicht, um die laufenden Zahlungsverpflichtungen zu
erfüllen. Das besorgniserregende Ausmaß der privaten Überschuldung wirkt sich
auch auf die Arbeit der Schuldner- und Insolvenzberatung des Landratsamtes aus.
Nach den Erfahrungen sind unangepasstes Konsumverhalten in Verbindung mit
kritischen Lebensereignissen wie Arbeitslosigkeit, Trennungen, Scheidungen und
Krankheiten die häufigste Ursache für eine Überschuldung. Eine gescheiterte
wirtschaftliche Selbstständigkeit löst in der Regel die Zahlungsunfähigkeit des
privaten Haushaltes aus.
Zahlen der Schuldnerberatung bezogen auf das Jahr 2008
Über 500 Einzelpersonen und Familien suchten Hilfe bei der
Schuldnerberatungsstelle. Darunter befanden sich vor allem Arbeitssuchende (52
Prozent) sowie Personen, denen durch die Überschuldung der Verlust des
Arbeitsplatzes drohte (36 Prozent).
Für deutlich mehr als die Hälfte der beratenen Personen kam ein
Insvolvenzverfahren als effektive Möglichkeit der Entschuldung in Betracht. Für
30 Ratsuchende wurde ein außergerichtlicher Einigungsversuch durchgeführt
und bei dessen Scheitern die erforderliche Hilfestellung beim gerichtlichen
Verfahren geleistet.
Bei mehr als 50 Prozent lagen neben finanziellen Problemen auch psychosoziale
Probleme vor. 25 Prozent leideten unter Erkrankungen, die die Erwerbsfähigkeit
einschränken. Zu den sozialen Problemlagen gehörten vor allem Alleinerziehung,
Sucht, Straffälligkeit, "Kinderreichtum" und höheres Lebensalter. Zwei Drittel
der Ratsuchenden lebte in Einpersonenhaushalten. Nur etwa ein Drittel war
verheiratet oder lebte in nichtehelicher Lebensgemeinschaft.
Die Klientinnen und Klienten der Schuldnerberatung werden immer älter. Hier
spiegelt die Altersstatistik die demografische Entwicklung wider. Lag das
Durchschnittsalter im Jahr 1999 noch
bei 38 Jahren, so stieg es in 2008 auf 42 Jahre. 60 Prozent der Klienten waren
über 40, sieben Prozent über 60 Jahre alt. Die Auswertung des Bildungsstandes
verdeutlichte die Gefahren fehlender Finanzkompetenzen. Nur 17 Prozent der
Ratsuchenden verfügten über einen höheren Schulabschluss. Etwa 60 Prozent
konnten höchstens einen Hauptschulabschluss vorweisen. Die statistische
Auswertung der Beratungsfälle bestätigt die als schwierig empfundene finanzielle
Situation: 84 Prozent der Haushalte hatten weniger als 2.000 Euro zur Verfügung;
40 Prozent der Haushalte lebten mit weniger als 1.000 Euro monatlich.
24.4.2009,
Schuldnerberatung des Landratsamtes
Breisgau-Hochschwarzwald
Caritas-Projekt: Schuldenprävention für Jugendliche und junge Erwachsene
Kostenplanung statt
Konsumrausch / Mit offensiver Aufklärungsarbeit will die Caritas Freiburg
verhindern, dass sich immer mehr Jugendliche verschulden
Entschlossen wandern die sechs jungen Leute in
die vordere Ecke des Zimmers, dorthin, wo ein Schild mit fettem "Nein" am Tisch
klebt. "Ich habe viel Geld zur Verfügung" , hat Melanie Cuadros eben vorgelesen,
und das kann nun beim besten Willen keiner der Anwesenden bejahen. Sie sind
heute im Bildungszentrum Freiburg der Caritas, um etwas über Schulden zu lernen.
Genauer: Wie man sie nicht macht. Das Projekt ist das jüngste Kind des
Caritasverbandes Freiburg-Stadt und heißt "Schuldenprävention für Jugendliche
und junge Erwachsene" . Mit denen diskutiert die Sozialpädagogin Melanie Cuadros
in ein- oder mehrtägigen Seminaren über Konto und Kredite, die Nebenkosten einer
Wohnung und den Nutzen von Versicherungen. Spielerisch sollen die jungen
Menschen darin lernen, wie sie mit den meist wenigen hundert Euro, die sie in
der Ausbildung verdienen, über die Runden kommen. "Über Geld redet man nicht" ,
sagt Cuadros. "Und genau das ist das Problem." Die sechs jungen Männer und
Frauen im heutigen Kurs nehmen alle am Programm Berufsvorbereitende
Bildungsmaßnahmen (BVB) teil, Cuadros’ Seminar ist Pflicht. "Ich glaube zwar,
dass ich mich ganz gut auskenne in Gelddingen, aber schließlich kann man nie
alles wissen" , sagt Nadine. Die 18-Jährige wohnt an den Wochenenden bei ihrem
Freund und lernt dort, was ein eigener Haushalt für Kosten mit sich bringt. "Da
fällt man anfangs schon mal richtig auf die Nase" , erinnert sie sich, "aber
inzwischen läuft es ganz gut. Wir geben nie mehr Geld aus, als wir haben." In
einer Umfrage des Bundesverband Deutscher Banken geben fast die Hälfte der 14-
bis 24-Jährigen zu, sich in Geldfragen gar nicht auszukennen. Laut der
Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) hat in Deutschland
jeder fünfte junge Erwachsene Schulden. "Wir stellen immer wieder fest, dass
junge Menschen in eine Art Konsumrausch fallen, sobald sie aus der Schule sind"
, sagt Manfred Wolf von der Schuldnerberatung Freiburg. Viele wüssten nicht, was
es heißt, einen Haushalt zu führen. "Das ist aus den Lehrplänen verbannt worden,
weil die Schule denkt, das sei Aufgabe der Eltern. Aber die können das ja oft
selbst nicht" , sagt Wolf, der gerade die dritte verschuldete Generation einer
Familie berät. Als Wolf vor rund 20 Jahren anfing in der Schuldnerberatung, sei
es nicht so leicht gewesen, Schulden zu machen. "Heutzutage ist man dagegen
einer Verlockung nach der anderen ausgeliefert." Dementsprechend würden die
Schuldner auch immer jünger. Verschuldet ist jeder, der einen egal wie großen
Betrag egal wem schuldet. Und zwar so lange, bis das Geld rechtmäßig
zurückgezahlt ist. Mehr als verschuldet — nämlich überschuldet — ist man dann,
wenn das Einkommen über einen längeren Zeitraum nicht ausreicht, um sowohl die
Lebenshaltungskosten zu decken als auch fällige Raten und Rechnungen zu zahlen.
Es ist also jeder, der überschuldet ist, verschuldet. Aber umgekehrt ist nicht
jeder, der Schulden hat, auch überschuldet. Eigentlich ist Schulden machen etwas
sehr Alltägliches. Wohl kaum einer könnte sich ein neues Auto kaufen oder ein
Haus bauen, gäbe es nicht die Möglichkeit, die Summe in Raten abzuzahlen. Nahezu
jede Stadt hat Schulden, selbst der Staat steht in der Kreide. "Prinzipiell" ,
erklärt Cuadros den Seminarteilnehmern, "sind Schulden also nicht schlimm." Doch
weil sie so leicht außer Kontrolle geraten und der Schritt vom Verschulden zum
Überschulden so klein ist, rät sie den den jungen Leuten, von vornherein ein
Leben ohne Schulden anzustreben und zum Beispiel nur dann einen Kredit für das
eigene Auto aufzunehmen, wenn die Rückzahlung in den nächsten Monaten und Jahren
gesichert ist. Kredite für den täglichen Spaß wie Klamotten, Handy oder auch
Reisen sollten grundsätzlich tabu sein. Gleiches gilt für das Überziehen des
Kontos. Oft richten die Banken mit der Volljährigkeit einen Dispositionskredit,
kurz Dispo, ein, der einen Minusstand von drei Monatslöhnen erlaubt. "Da rutscht
man meist ganz langsam tiefer und tiefer rein" , warnt Cuadros. Vor allem, wenn
man merke, dass das kurzfristig keine Konsequenzen habe und sich damit Wünsche
erfüllen lassen. Deshalb lautet der sicherste Tipp: Gar nicht erst anfangen.
Welche Versicherungen brauche ich?
Checkliste: Wie viel Geld habe ich übrig, um Versicherungen zu zahlen?
Wer bietet die gewünschte Versicherung zum günstigsten Preis an? Hier helfen
Preisvergleichsportale im Internet oder die Verbraucherzentrale
Baden-Württemberg http://www.vz-bawue.de
weiter.
Die sollte man haben: Privathaftpflichtversicherung (ab etwa 50
Euro/Jahr), Unfallversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung,
Reise-Krankenversicherung (für Auslandsreisen, etwa 10 Euro/Jahr),
Tierhaftpflichtversicherung (für Hundehalter), Kfz-Haftpflichtversicherung (für
Kfz-Halter gesetzlich vorgeschrieben), Risiko-Lebensversicherung (für junge
Familien, als Single überflüssig)
Die sind zusätzlich empfehlenswert: Hausratversicherung (für eigenen
Haushalt, ab etwa 40 Euro/Jahr), Kasko-/Teilkaskoversicherung (bei Neuwagen bis
zu drei Jahren)
Die ist weniger wichtig: Rechtsschutzversicherung
Die sind weniger empfehlenswert: Glasbruchversicherung,
Krankenhaustagegeldversicherung, Ausbildungsversicherung,
Kfz-Insassenversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Sozialpädagogin
Melanie Cuadros über Geldfallen, in die Jugendliche leicht tappen
Seit April arbeitet die
Sozialpädagogin Melanie Cuadros für den Caritasverband Freiburg-Stadt mit
Jugendlichen und jungen Erwachsenen, um sie für die Problematik Schulden zu
sensibilisieren. Im Gespräch mit Claudia Füßler plädiert sie für Prävention und
erklärt, welche Gruppen warum besonders gefährdet sind.
BZ: Frau Cuadros, wodurch geraten Jugendliche und junge Erwachsene am ehesten
in Schulden?
Melanie Cuadros: Das größte Problem sind Nichtwissen und Naivität. Viele
unterschreiben blind Verträge, ohne sie genau durchzulesen oder die
langfristigen Konsequenzen zu bedenken. Außerdem machen Jugendliche nach wie vor
Schulden durch ihr Handy. Hinzu kommen Fallen, die bewusst gestellt werden. Im
Internet tummeln sich da einige Anbieter, von Klingeltönen oder diversen Tests
zum Beispiel. Die verstecken irgendwo im Kleingedruckten, dass es sich um ein
Abo handelt. Man muss einfach Namen und Adressen eingeben und steckt plötzlich
in einem Vertrag drin. Da kommt man in einem solchen Fall meist wieder raus.
Aber nur, wenn man das auch weiß und nicht schuldbewusst einfach zahlt, weil die
Unternehmen mit dem Inkassobüro drohen. Solche Methoden häufen sich zurzeit, und
es wird den Jugendlichen sehr leicht gemacht, in die Falle zu tappen.
BZ: Mangelt es denn wirklich nur an entsprechender Aufklärung?
Cuadros: Ja. Die richtigen Informationen können bei diesem Thema tatsächlich
viel bringen. Wenn ich mit Jugendlichen einen Haushaltsplan aufstelle, machen
viele das zum ersten Mal und gestehen, dass sie ihre Finanzen so noch nie
betrachtet haben. Und das sind Sachen, die einfach zum Grundwissen gehören. Weit
verbreitet ist das Denken: "Ich habe Schulden, aber das wird sich schon
irgendwie regeln." Mag sein, dass 500 Euro Schulden dem einen oder anderen als
nicht viel erscheinen. Aber auch hier zeigt sich wieder: Die Jugendlichen wissen
nicht, was passieren kann, wenn sie das eben nicht in den Griff bekommen. Dass
sie sich mit Schulden im schlimmsten Fall den Ausbildungsplatz verbauen können.
Viele haben auch keine Ahnung, wie sie mit einem Mahnschreiben umgehen oder dass
sie sich an die Schuldnerberatung wenden können.
BZ: Sprechen Jugendliche untereinander denn über ihre Geldsorgen? Oder ist
das Thema eher tabu?
Cuadros: Das variiert. Es ist mit Sicherheit nicht das beherrschende Thema. Aber
es erstaunt mich immer wieder, wie locker manche damit rauskommen, dass sie
Schulden haben, wenn ich in einer Klasse davon anfange.
BZ: Ist eine Altersgruppe besonders prädestiniert ist zum Schuldenmachen?
Cuadros: Ja, das steigt sprunghaft an ab 18 Jahren. Das ist eine sehr
gefährdete Gruppe. Die Jugendlichen sind volljährig und wollen ihre Freiheit
feiern. Nach dem Motto "Endlich weg von daheim, jetzt erfülle ich mir den Traum
von Wohnung, Möbeln und eigenem Auto." Da wird oft ein Vertrag nach dem anderen
unterschrieben. Natürlich machen auch Jugendliche unter 18 Schulden, aber da sie
noch nicht geschäftsfähig sind, sind die Gläubiger hauptsächlich Eltern,
Verwandte und Freunde. Das hält sich dann immerhin einigermaßen im Rahmen. Der
wird aber von viel zu vielen mit dem 18. Geburtstag gesprengt
cfr, 22.8.2008, BZ
Schuldenfrei - Zukunft frei: Wanderausstellung für Jugend und Schulden
Laut Schuldenreport sind in Deutschland über drei Millionen Haushalte
überschuldet. Insbesondere Handy-Verträge stellen bereits für Kinder und
Jugendliche eine finanzielle Gefahr dar. Die Schuldenfalle schnappt immer früher
zu. Schuldnerberatungen und Jugendämter beobachten die zunehmende Verschuldung
junger Menschen mit großer Sorge und investieren zunehmend in ihre
Präventionsarbeit.
Auch die Wanderausstellung "Schuldenfrei.Zukunft frei", die in der Zeit vom 21.
April bis 23. Mai 2008 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gezeigt wird, soll
verhindern, dass noch mehr Jugendliche in die
Schuldenkrise geraten. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 22. April 2008, um
9.00 Uhr im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald in
Freiburg. Zusätzlich zur Ausstellung findet ein Aktionstag statt, bei dem
verschiedene Workshops von Fachleuten aus der Schuldnerberatung und der
Jugendarbeit anboten werden. In ihnen soll jungen Menschen aufgezeigt werden,
kritisch mit dem eigenen Konsum sowie kompetenter mit den eigenen Finanzen
umzugehen, um Schulden von Anfang an zu vermeiden.
Für Schülerinnen und Schüler aller Haupt- und Förderschulen ab der Klassenstufe
8 sowie der Berufsbildenden Schulen des Landkreises und der Stadt Freiburg
besteht an diesem Tag die Möglichkeit, an einer halbstündigen Führung durch die
Ausstellung teilzunehmen oder ein einstündiges Workshop-Angebot zu besuchen. Für
Lehrer und Multiplikatoren gibt es am Nachmittag zusätzlich die Möglichkeit, den
FinanzFührerschein des VSE - die Schuldnerhilfe kennen zu lernen. Im Landratsamt
ist die Ausstellung drei Tage lang zu sehen. Vom 24. April bis 22. Mai 2008 ist
sie dann im Landkreis unterwegs. Stationen sind in Heitersheim,
Badenweiler, Staufen, Ihringen, Titisee-Neustadt, Löffingen
und Kirchzarten. Dort bieten die kommunalen Jugendreferenten
zusätzliche Veranstaltungen in Jugendeinrichtungen und Schulen an. Die
Ausstellung entstand im Rahmen eines von der Jugendstiftung
Baden-Württemberg geförderten Präventionsprojektes der Zentralen
Schuldnerberatung Stuttgart. Jugendliche, Lehrkräfte und Pädagogen haben sich
hier auf vielfältige und kreative Weise mit den Themenkomplexen wirtschaftliche
Kompetenz, Werbung, Konsum, Schulden, Marken und Werte
auseinandergesetzt. Großformatige Tafeln führen mit Zahlen, Fakten und Daten in
das Thema ein, beschreiben den Menschen hinter den Schulden, geben praktische
Tipps zum Umgang mit Konsum und rufen plakativ zum Nachdenken auf.
Die Angebote am Aktionstag werden von Schuldnerberatern kommunaler und freier
Träger der Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen und der Stadt
Freiburg sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Jugendarbeit im
Landkreis vorbereitet und durchgeführt. Zur Teilnahme sind
bis spätestens 08. April 2008 verbindliche Anmeldungen erforderlich.
Ansprechpartner im Landratsamt
Breisgau-Hochschwarzwald ist Kreisjugendreferent Martin Geserich, Tel.
0761/2187-2512 oder martin.geserich@lkbh.de.
28.3.2008, Landkreis BH
"A Ray
of Hope" - warum nicht origineller "Ein Hoffnungsschimmer?"
Die Einrichtung der neuen
Schuldnerberatungsstelle zeigt, dass die im deutschen Sprachraum herrschende
Anglizismussucht immer neue Höhepunkte anstrebt. Weshalb sonst nennt sie sich
"A Ray of Hope" und nicht — wenn es
origineller sein soll — "ein Hoffnungsschimmer"? Die englische Bezeichnung
erscheint besonders abwegig, da ein beträchtlicher Anteil der Rat suchenden
Menschen sie nicht verstehen dürfte. Aber dies ist offensichtlich ohne
Bedeutung, wenn es nur Englisch ist. Man kann nur hoffen, dass die Schuldner
wenigstens bei der Beratung die deutsche Sprache verwenden dürfen.
BZ-Leserbrief von Eugen Endress, Freiburg, vom
23.11.2006
Wer
verschuldet ist, braucht seriöse Hilfsangebote — die gibt´ s
Ein schickes Auto, der neueste
Flachbildfernseher und eine nicht zu knappe Handyrechnung: Geld ausgeben, ist
eine leichte Sache. Dann die Rechnungen zu bezahlen, dagegen eine ganz andere.
"Viele Menschen wollen mit ihren Nachbarn oder Freunden mithalten" , weiß Rita
Becker von der Schuldnerberatungsstelle in der Wilhelmstraße 20 aus Erfahrung.
"Es gibt allerdings" , fügt sie an, "auch etliche, die wegen ihrer
Arbeitslosigkeit so überschuldet sind, dass sie keinen Ausweg mehr sehen."
Für alle, die hochverschuldet sind, gibt es allerdings einen Silberstreif am
Horizont - einen "A Ray of Hope", wie die neue Schuldnerberatungsstelle heißt.
Im März hat das Team um Rita Becker die Arbeit aufgenommen. Die 44-jährige
Betriebswirtin weiß, dass Verschuldung kein Einzelfall ist - auch ein Grund,
warum "A Ray of Hope" gegründet wurde. Die bereits existierenden Stellen seien
so überlaufen, dass es Wartezeiten von bis zu acht Monaten gibt. Die meisten
Ratsuchenden aber seien in akuter Not und brauchten sofort Hilfe, weil
beispielsweise der Strom abgestellt werden soll oder die Mietschulden nicht mehr
überschaubar sind.
In solchen Fällen springt die Schuldnerberatung ein, führt Gespräche mit
Betroffenen, klärt, ob eine Privatinsolvenz notwendig ist. "Dann handeln wir
innerhalb von Minuten" , so Becker. "Man muss den Gläubigern klarmachen, in
welcher Situation die Menschen stecken." Bisher konnte man sich immer
außergerichtlich einigen. Ray of Hope arbeiten aber nicht nur mit Anwälten,
sondern auch mit Sozialpädagogen zusammen, um auch die hinter der Verschuldung
liegenden Probleme angehen zu helfen. "Wer zu uns kommen möchte, braucht sich
nicht für seine Schulden schämen" , stellt Rita Becker klar. Sie ist Vorsitzende
des 50 Mitglieder starken Vereins, der von der Stadt als offizielle
Schuldnerberatung anerkannt und gefördert wird. Auch der Deutsche Paritätische
Wohlfahrtsverband unterstützt "A Ray of Hope" . Die Schuldnerberatung hat auch
noch ein weiteres wichtiges Anliegen: Menschen vor schwarzen Schafen zu
schützen. Allerhand kommerzielle Anbieter nutzen die Not der Verschuldeten aus,
um sie mit dubiosen Angeboten nur noch weiter zu belasten. "Da muss man wirklich
vorsichtig sein" , warnt Rita Becker. Seriöse Hilfe wie bei "A Ray of Hope" sei
grundsätzlich kostenlos, erklärt sie. "Und wer zu uns kommt, muss auch nicht
Mitglied werden." Aus der Beratungspraxis weiß sie: Selbst ein Mitgliedsbeitrag
von 1,50 Euro ist für viele einfach unbezahlbar. Ich habe sogar Menschen zu
Hause besucht, die mehrere Tage nichts Richtiges zu Essen hatten."
Steve Przybilla ,
11.11.2006, www.badische-zeitung.de
Beratungsstellen für Schuldner
Stadtverwaltung und Diakonisches Werk: helfen
allen Freiburgern, die ein persönliches Konkursverfahren eröffnen wollen, außer
Selbständigen und Immobilienbesitzern.
Landkreis: berät Menschen aus dem Landkreis und hilft bei Konkursverfahren.
Drogenberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt (Drobs): hilft nur ihren Klienten
während eines Konkursverfahrens.
Caritas: berät nur Sachen Schulden.
Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Verbraucherentscheidung (DGV): berät
bürgschaftsgeschädigte Frauen und überschuldete ehemals Selbständige.
Jugendberatung im Stühlinger: hilft Jugendlichen mit Schulden.
Schuldnerberatung der Stadt Freiburg
Kaiser-Joseph-Straße 143,
0761/ 2013839, Termine nach Vereinbarung.
www.freiburg.de unter "Rat und Hilfe"
Manfred.Wolf@stadt.freiburg.de,
Schuldnerberatung des Landratsamtes
Breisgau-Hochschwarzwald
c/o Jürgen Buchhorn, Tel 0761/2187-2284,
Juergen.Buchhorn@lkbh.de.
Caritas-Sozialdienst, Herrenstraße 6,
0761 / 3191666, Termine nach Vereinbarung.
Diakonie Freiburg, Dreisamstraße 3-5, Tel
0761 / 36891150, Telefonberatung: Mo-Do 14-15 Uhr,
Pers. Beratung nach Vereinbarung.
schuldnerberatung@diakonie-freiburg.de .
Pro Familia, Finanzielle Hilfe speziell für junge Familien, Humboldtstraße 2,
0761 / 296256, Beratung: Mo-Fr 9-12 Uhr, Do. 14-18
Uhr, Fr. 14-16 Uhr
A Ray of Hope: Wilhemstr.20, Sprechzeiten Do. und Sa. von 8 bis 13 Uhr, am 17.
November, 19 Uhr: Infoabend
Diakonisches Werk
Tel 0761/36891-150 oder -167,
schuldnerberatung@diakonie-freiburg.de
www.diakonie-freiburg.de
Links
http://www.hilfe-in-der-zwangsversteigerung.de/
Ihre Gruppe/Verein/Initiative/Idee
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Update
10.01.13