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Kröten, Lurche, Amphibien
im Breisgau und Hochschwarzwald

 

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Kröten, Amphibien, Lurche, ...

Blick vom Schmittenbach ob St. Peter nach Osten auf St.Märgen (links) und Thurner (rechts) am 10.2.2008
Blick vom Schmittenbach ob St. Peter nach Osten auf St.Märgen (links) und Thurner mit Schweighöfe (rechts) am 10.2.2008

 

Kröten

Kröte am 7.3.2007 - ist sie nicht schön? Strassenumleitung in Freiburg am Waldsee am 4.3.2007 Kröten mit den schwarzen Laichbändern am Rehweiher 5.4.2009
Kröte am 7.3.2007
- ist sie nicht schön?
Strassenumleitung in Freiburg am Waldsee am 4.3.2007 Kröten mit den schwarzen Laichbändern am Rehweiher 5.4.2009
 
Kröte oder Frosch am 13.6.2011 Kaulquappen am 13.6.2011  

Zur Gruppe der Amphibien oder Lurche gehören außer Kröten und Fröschen auch Unken, Molche und Salamander. Die Arten der letzten beiden Gruppen haben als erwachsene Tiere einen Schwanz, weshalb sie auch als "Schwanzlurche" bezeichnet werden. Amphibien sind wechselwarme Wirbeltiere, ihre Körpertemperatur passt sich also der jeweiligen Umgebungstemperatur an. Bei Kälte sind sie daher nur wenig aktiv. Zur Fortpflanzung werden im Frühjahr zum Ablegen des Laichs die unterschiedlichsten Gewässer aufgesucht. Die Larven der Amphibien werden als Kaulquappen bezeichnet. Anders als bei Reptilien (Schlangen und Eidechsen) besitzt die Amphibien haut keine Schuppen. In Baden-Württemberg gibt es 19 Amphibienarten, von denen 17 im Landkreis vorkommen. Sämtliche Arten sind geschützt.



Amphibienschutz

Dreisamtal: Wulf Raether, Telefon 07661 / 6488

Feldberg-Falkau (Windgfällweiher): Siegfried Kognitzki, Telefon 07655 / 932167

Freiburg-St.Georgen (Schönberg): Wolfgang Langer, Telefon 0761 / 491909
Freiburg-Hochdorf (nördlicher Mooswald): Martin Salcher, Telefon 0761 / 2088378
Freiburg-Kappel (Kleintal): BUND Regionalverband, Telefon 0761 / 30383
Freiburg-Opfingen: Dagmar Reduth, Telefon 07664 / 95880
Freiburg-Waldsee: Gisela Friederich, Telefon 0761 / 381408

Glottertal: Friedhelm Fischer, Telefon 07684 / 795, Naturschutzgruppe Glottertal

 

Neues Amphibienprojekt: Zwangspaarung hinter Gittern

Alljährlich enden zahlreiche Kröten und Frösche auf dem Weg zu ihren Laichplätzen unter dem Autoreifen. Zäune oder Tunnel können die Tiere schützen. Im Opfinger Mooswald geht man jetzt ganz neue Wege. Dort gewöhnt man die Kröten an ein neues Laichgewässer. "In spätestens zehn Jahren wird ein Krötenzaun bei uns nicht mehr von Nöten sein", hofft Dagmar Reduth. Seit 2006 betreut die promovierte Zoologin gemeinsam mit rund 15 weiteren Helfern die Amphibienwanderungen an der viel befahrenen Freiburger Straße im Opfinger Mooswald. Doch obwohl dort jedes Jahr ein Zaun aufgestellt wird, ist die Krötenzahl ständig gesunken. "Ein Grund für den erschreckenden Rückgang ist, dass der kleine Opfinger See nicht mehr als Laichgewässer taugt", meint Reduth.

Naturschützer wagen Experiment
Vor drei Jahren wagten die Opfinger Naturschützer daher ein Experiment: In Absprache mit dem Freiburger Forstamt legten sie ein neues Laichgewässer auf der anderen Seite der viel befahrenen Straße an. "Damit wollten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", sagt Reduth: Zum einen müssten die Kröten die Fahrbahn nun nicht mehr überqueren, zum anderen sei der neue Tümpel besser geeignet als der kleine Opfinger See.

Zwangspaarung im Käfig
Ein Problem gilt es dennoch zu überwinden: "Erdkröten kehren immer wieder zu ihrem alten Laichgewässer zurück", sagt Amphibienfachmann Till Meinrenken. Aus diesem Grund müsse man sie quasi zu ihrem Glück zwingen: "Die Pärchen werden in einen Käfig gesetzt, der sich im neuen Tümpel befindet", erläutert der Biologe. Durch die so herbeigeführte "Zwangshochzeit hinter Gittern" würde die neue Krötengeneration im neuen Laichgewässer heranwachsen und zugleich an dieses gewöhnt. Im letzten Jahr zeigten sich bereits die ersten Erfolge, doch bis die gesamte Krötenpopulation "umgepolt" sein wird, dürfte noch einige Zeit vergehen: "Kröten werden erst mit zwei bis vier Jahren geschlechtsreif und im Freiland bis zu zehn Jahre alt", erläutert Meinrenken.

Ähnlicher Versuch bei Altglashütten
Für die nächsten Jahre erwarte man daher eine Übergangszeit, in der die alten Tiere nach wie vor zum kleinen Opfinger See über die Straße wanderten. "Wenn alles klappt, dürfte sich das aber in fünf bis zehn Jahren aber erledigt haben", vermutet Dagmar Reduth. Im Übrigen sei bereits die Anlage eines weiteren Ersatzgewässers geplant. Am Windgfällweiher bei Altglashütten hat man vor Jahren einen ähnlichen Versuch unternommen: Da es an der B 500 zwischen Feldberg und Schluchsee mitunter noch im März und April zu erheblichen Schneefällen kommt, kann den dortigen Erdkröten – es handelt sich um die größte Population im Hochschwarzwald – mit einem herkömmlichen Schutzzaun nicht geholfen werden. "Vor einiger Zeit haben wir kleine Ersatzlaichgewässer auf der anderen Seite der B 500 angelegt", erläutert Siegfried Kognitzki vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Diese seien aber lange zugefroren und würden von Erdkröten nicht angenommen. "Es gibt daher keine Möglichkeit, den Windgfällweiher als Laichplatz zu ersetzen", betont Kognitzki.

Eine Million Euro aus dem staatlichen Konjunkturpaket
Um den Fortbestand der bedeutenden Erdkröten-Population zu sichern, wurde auf Antrag des Nabu eine Million Euro aus dem staatlichen Konjunkturpaket zum Bau eines Amphibien-Leitsystems genehmigt (wir berichteten). Bei der jetzt bevorstehenden Frühjahrswanderung sollen die Laufwege der Tiere nochmals genau untersucht werden, um die Querungshilfen anschließend optimal auszurichten. Zur Durchführung dieser Analyse muss zirka alle zehn Meter am Straßenrand ein Eimer gesetzt werden. "Die Straßenbauverwaltung wird dabei mit speziellem Gerät helfen", sagt Matthias Henrich vom Regierungspräsidium. Der Baubeginn für den eigentlichen Krötentunnel stehe indes noch nicht fest; daher sei auch noch nicht klar, ob und in welchem Umfang es zu Verkehrsbehinderungen komme: "Wir sind noch in der Planungsphase", so der Sprecher des Regierungspräsidiums. In Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gibt es mehrere Amphibien-Gruppen, die sich über neue Helfer freuen.
Andreas Braun, 26.3.2010:
 

 

Kappel und Opfingen: Keine rundum gute Zeit für Kröten

Unterschiedliche Ergebnisse gab es bei den diesjährigen Krötenaktionen, die mit der Rückwanderung der Tiere zu ihren Sommerlebensräumen unlängst zu Ende gegangen sind: Während am Waldsee ein regelrechter "Kröten-Boom" zu verzeichnen war, ging die Zahl der im Kappler Kleintal und entlang der Opfinger Straße gefundenen Tiere stark zurück. Am kleinen Opfinger See droht sogar das vollständige Kröten-Aus.

"Wir hatten dieses Jahr mindestens 1000 Krötenpärchen", sagt Gisela Friederich vom Freiburger Naturschutzbund (Nabu), die seit vielen Jahren die Krötenwanderung am Waldsee betreut. Dieses außerordentlich positive Ergebnis führt die pensionierte Lehrerin unter anderem auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Pächter der Waldsee-Gaststätte zusammen: "Die Absperrungsmaßnahmen waren diesmal effektiver, so dass weniger Tiere überfahren worden sind", erläutert Friederich. Außerdem habe die Stadt den Abfluss des Sees gesichert, so dass kaum mehr Kaulquappen von dort in den Bach und anschließend in die Dreisam gespült worden seien. "Man muss die Stadt loben", betont Gisela Friederich, die in der Freiburger Naturschutz-Szene für ihre deutlichen Worte bekannt ist. Anlass zur Sorge gebe ihr indes die hohe Zahl der Amphibien mit Krankheitssymptomen: "Neben Fällen von Bauchwassersucht haben wir auch Tiere mit unklaren Krankheitsbildern gefunden", erläutert die Nabu-Frau. Von einigen Tieren seien daher Hautabstriche gemacht und zur weiteren Untersuchung an ein Institut eingeschickt worden: Seit einigen Jahren mache ein aus Afrika eingeschleppter Pilz, der die Hautatmung der Tiere blockiert, den Amphibien vielerorts zu schaffen. "Die Ergebnisse liegen uns allerdings noch nicht vor", so Friederich. Es sei daher derzeit noch unklar, ob diese Krankheit in Freiburg bereits vorkomme. Weniger erfreulich als in der Waldseeregion sehen die neusten Amphibienzahlen für Kappel und den kleinen Opfinger See aus: "Mit knapp 3200 Erdkröten waren es in Kappel dieses Jahr recht wenig Tiere", klagt Elke Brandes vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): 2007 seien es im Kappler Kleintal, wo in Vergangenheit bis zu 10 000 Amphibien pro Saison gezählt wurden, 6800 Tiere gewesen, letztes Jahr immerhin noch 3800. "Solche Schwankungen sind zwar nicht ungewöhnlich, aber ein bisschen Sorge macht mir diese niedrige Zahl schon", sagt die Biologin. Wie am Waldsee seien auch im Kappler Kleintal geschwächte und kranke Tiere gefunden worden, allerdings nur vereinzelt. "Die beobachteten Krankheitsbilder sind jedoch nicht auf den eingeschleppten Pilz zurückzuführen", betont Brandes. Freizeitaktivitäten und Fische machen den See für Kröten untauglich: Gar mit einem regelrechten Krötenschwund hat man es am kleinen Opfinger See zu tun: "Dort ist die Population innerhalb weniger Jahre von mehreren Tausend auf wenige Hundert Tiere zurückgegangen", erläutert Dagmar Reduth von der Opfinger Naturschutzgruppe. Der See tauge offensichtlich nicht mehr als Amphibiengewässer. Mehrere Gründe seien für diese dramatische Entwicklung verantwortlich, zum Beispiel zunehmende Freizeitaktivitäten am See, größerer Fischbestand und ausgesetzte Wasserschildkröten, die Kaulquappen fressen. Aus diesem Grund werde man daher ein vor zwei Jahren begonnenes Projekt, beim dem neue Zusatzlaichgewässer im Mooswald angelegt worden sind, weiter verfolgen und ausbauen: "Die Ergebnisse dort sind erfreulich, und wenn sich die Tiere erst einmal an ihre neuen Laichgewässer gewöhnt haben, müssen sie auch nicht mehr über die stark befahrene Opfinger Straße laufen", erklärt die Biologin
Andreas Braun, 20.5.2009

 

Tunnelsystem an B 500 beim Windgfällweiher

Mit dem Ansteigen der Temperaturen in den höheren Lagen hat kürzlich die Amphibiensaison am Windgfällweiher begonnen, wo die größte Erdkröten-Population im Hochschwarzwald zu Hause ist. Nach einer Studie des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) ist zu ihrem Schutz der Bau eines sogenannten Leitsystems nötig, da der seit 2006 jährlich aufgestellte Krötenzaun wegen der besonderen Witterungsverhältnisse nicht immer funktioniert. Ein Tunnelsystem, das den Amphibien ein gefahrloses Unterqueren der Fahrbahn ermöglichen würde, soll nun Abhilfe schaffen. Die Finanzierung könnte durch Mittel aus dem zweiten Konjunkturpaket erfolgen. Wegen fehlender Laichgewässer und wenig geeigneter Sommer- und Winterbiotope sind die Erdkrötenbestände im Hochschwarzwald eher klein. Eine Ausnahme bildet das Gebiet am Windgfällweiher: Westlich des Sees gibt es Nadelwälder mit Laubwaldanteilen, die den Tieren als Landlebensraum dienen. Von dort aus machen sie sich jedes Frühjahr auf den Weg zu den Verlandungsbereichen des Weihers, wo sie ihre Laichschnüre ablegen.

"Auf ihrem Weg dorthin müssen sie aber die B 500 überqueren", erläutert Siegfried Kognitzki von der Nabu-Gruppe Hochschwarzwald. Nachdem der 55-jährige Sporttherapeut und Amphibienschützer vor einigen Jahren aus Franken in den Schwarzwald gezogen war, fielen ihm schon bald die vielen überfahrenen Erdkröten und Grasfrösche auf dem Straßenabschnitt zwischen Feldberg-Altglashütten und Schluchsee-Aha auf. Zusammen mit Petra Stephan aus Feldberg-Falkau suchte er sich weitere Mitstreiter, mit denen er seit 2006 einen rund 800 Meter langen Schutzzaun auf beiden Seiten der viel befahrenen Straße betreut; zugleich sammelte er Daten für eine wissenschaftliche Studie.

Windgfällweiher am 22.8.2011: Für Kröten hochgelegte Strasse

Demnach hat sich die dortige Amphibien-Population, die vor allem seit dem Ausbau der Bundesstraße 500 in den 1970er Jahren stark dezimiert worden war, wieder erholt: 2008 wurden rund 1500 Tiere gezählt – etwa doppelt so viele wie noch zwei Jahre zuvor. "Und da steckt noch mehr Potenzial drin", meint Kognitzki, der mit seinen Helfern dieses Jahr allein in der Woche nach Ostern 388 Erdkröten und 60 Grasfrösche vor dem Autotod bewahrt hat. Doch trotz der erfreulichen Zahlen sei die Zukunft der Amphibien am Windgfällweiher langfristig nur durch ein Tunnelsystem zu sichern: "Wir können den Zaun erst aufstellen, wenn am Straßenrand auf anderthalb Meter kein Schnee mehr liegt", erläutert Kognitzki. Mitunter würden viele Tiere bereits zuvor ungeschützt über den Schnee wandern, was zu beträchtlichen Verlusten führen könne. Außerdem würde der Zaun bei Räumungsarbeiten nach späten Wintereinbrüchen häufig umgerissen. "Er bietet daher keinen Schutz auf Dauer", betont Kognitzki, der jedes Jahr rund 250 Arbeitsstunden für Aufbau, Abbau und tägliche Kontrollgänge mit seinen ehrenamtlichen Helfern benötigt. Für sie gelte wegen der starken Befahrung der Straße außerdem ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Und neue Laichgewässer, die man auf der anderen Straßenseite angelegt habe, hätten die Erdkröten aufgrund ihrer Laichplatztreue nicht angenommen. Vieles spreche daher für den Bau eines Leitsystems, das aufgrund der hohen Kosten – es handelt sich um eine sechsstellige Summe – zunächst nur schwer realisierbar erschien. Jetzt könnten jedoch Gelder aus dem zweiten Konjunkturpaket helfen: "Es gibt Mittel für die Wiedervernetzung von Lebensräumen an bestehenden Bundesstraßen", erläutert Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden.
Man habe unlängst beim Regierungspräsidium (RP) einen entsprechenden Antrag eingereicht, der hoffentlich bald befürwortet werde: "Die Zeit drängt, denn nach Vorgabe des Förderprogramms müsste die Maßnahme spätestens 2011 abgeschlossen sein", sagt Biologe Bergmann. Laut RP-Sprecher Stephan Gutzweiler werde der Antrag derzeit beim Innenministerium in Stuttgart geprüft; mit einem Bescheid sei frühestens Ende Mai zu rechnen.
Beim Landratsamt steht man dem Nabu-Vorschlag prinzipiell wohlwollend gegenüber. Wie Matthias Fiedler, Fachbereichsleiter Naturschutz, ausführt, erscheinen zuvor noch weitere Untersuchungen notwendig: "Eine Analyse der Krötenlaufwege könnte Aufschluss darüber geben, wie viele und wo unterirdische Durchlässe nötig sind", so Fiedler.
Andreas Braun, 26.4.2009

 

Die Geburtshelferkröte findet im Glottertal Laichplätze

Die Artenvielfalt schwindet kontinuierlich, weltweit und auch in Deutschland. Nach Angaben des Naturschutzbundes gelten von den 254 heimischen Vogelarten 141 als ungefährdet. Ohne das Engagement unzähliger Naturschützer stünde es noch schlechter um die Vielfalt. Sie pflegen Bachufer, bewahren Amphibien davor, beim Queren von Straßen unters Auto zu kommen, halten Tümpel offen, richten Nisthilfen ein oder sichern Brutplätze. Die BZ stellt vier extrem seltene Arten vor und die Menschen, die sich ihrer angenommen haben. Heute: die Geburtshelferkröte.

Erwin Reichenbach ist ein Mensch, der sich über die Begegnung mit Kröten freut, ganz besonders wenn es sich um ein Exemplar der seltenen Geburtshelferkröte handelt. Seit 45 Jahren schaut der Landwirt danach, dass es den Vertreterinnen und Vertretern dieser Art auf seinem Hof gut geht. Schon Johann Peter Hebel hatte die Kröte gekannt. Als "Möhnle" kommt sie in seinem Gedicht "Der Wächter in der Mitternacht" vor.  Es war in einer Frühjahrsnacht, Erwin Reichenbach war damals 17 Jahre alt und kam von einer Veranstaltung der Landjugend nach Hause. Da stand ein Motorrad auf der Hofdurchfahrt und der Lichtkegel einer Taschenlampe zitterte über den Boden. Die hielt ein Zoologe in der Hand, der das Glottertäler Vorkommen der Geburtshelferkröten erforschte. "Er hat eins der Tiere aufgenommen und hat es mir gezeigt", erzählt Erwin Reichenbach. Die Kröten sind klein, erwachsene Tiere bringen es auf eine Länge von sechs Zentimeter. Ihre Oberseite ist braun und mit kleinen rundlichen, teilweise rötlichen Warzen besetzt, die schmutzig-weiße Unterseite ist meist grau gefleckt. Bis dahin hatte sich Erwin Reichenbach keine Gedanken gemacht über das Weh und Ach von Kröten, Fröschen, Unken oder Molchen und war sich auch nicht im Klaren darüber, wie ausgesprochen wertvoll die Hofstelle seiner Familie im Oberglottertal unter ökologischen Gesichtspunkten einzustufen ist. Seit den 60er Jahren ist dieser Wert sogar noch gestiegen. Denn die Zahl der Amphibien ist im ganzen Land rückläufig, und speziell im Glottertal ist die Geburtshelferkröte derzeit nur noch hier nachgewiesen. Erwin Reichenbach jedenfalls hat in diesem Frühsommer die hellen "Üh & üh & üh" - Rufe der Tiere gehört, auch hat er ein Exemplar gesehen. Möglicherweise existieren im Glottertal sonst noch einzelne Tiere, aber nur hier besteht eine Population, die sich stetig reproduziert.
In der jüngsten Vergangenheit ist die Zahl der Geburtshelferkröten auffällig stark zurückgegangen, und zwar in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet zwischen Schaffhausen und Freiamt-Biederbach, erklärt Klemens Fritz von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Emmendingen und Autor des Buches "Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs". Fritz zählt zu den versiertesten Geburtshelferkrötenspezialisten Europas. Bei einem Treffen mit Fachkollegen im Juli hat er festgestellt: "Die Vorkommen sind stark ausgedünnt, auch haben sie keine Verbindung mehr miteinander. Und das ist wohl der Hauptgrund für die aktuelle Entwicklung." In der Roten Liste Baden-Württembergs steht hinter "Geburtshelferkröte" eine Zwei, das heißt, sie ist "stark gefährdet" . Aus dem Grund, so Klemens Fritz, sollte man nicht an die große Glocke hängen, wo die Letzten dieser Art genau vorkommen. Das Eindringen Neugieriger habe schon so mancher Population geschadet. Andererseits sei es wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass die Arten schwinden und dass es oft einzelnen Engagierten zu verdanken ist, dass ein Lebensraum noch besteht. So ist das auch im Falle Erwin Reichenbachs. Beim Rundgang über den Hof erzählt er, was die Geburtshelferkröten brauchen, um sich wohlzufühlen. Ihnen gefällt sandiger oder kiesiger Boden, der nach Regen rasch abtrocknet. Besonders mögen sie Bretterstapel oder Steinhaufen, denn darin können sie sich verstecken, wenn es unruhig wird.

Dreh- und Angelpunkt ihres Vorkommens ist allerdings der Brandweiher unterhalb der Hofstelle und der ist frei von Fischen, was eine weitere existenzielle Voraussetzung für die Existenz von Kröten und sonstiger Amphibien ist. Denn Fische fressen den Laich und vor allem die Kaulquappen. Das gleiche Übel richten Enten an. Weil Erwin Reichenbach das weiß, hat er solche Tiere nicht in seinen Teich gelassen. Anders als beispielsweise Erdkröten oder Grasfrösche wandern Geburtshelferkröten nicht, vielmehr bewegen sie sich in einem Radius von nur 50 Metern um "ihr" Gewässer. Auch leben sie von jeher in der Nähe des Menschen, ebenso wie die Fledermäuse zählen sie zu den sogenannten Kulturfolgern. Für solche Arten hat es demnach Konsequenzen, wenn der Mensch seine Wirtschafts- oder Lebensweise ändert. Das Verhalten der Männchen hat den Tieren übrigens ihren Namen eingebracht. Während der Paarung an Land wickeln sie den Laich in Form von Schnüren mit den befruchteten Eiern um ihre Fersengelenke und tragen ihn. Ist das Kaulquappenstadium erreicht, legen sie den Nachwuchs im Wasser ab.
Silvia Faller, 10.9.2008, BZ

Redaktion: Fritz Clemens Werner, Hubert Laufer, Peter Sowig
Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs
erschienen Juni 2007, 807 Seiten, 275 Farbfotos, 50 Tab., 230 Grafiken, Gebunden
Ulmer, Eugen, GmbH & Co., ISBN: 3800143852
, 49.90 Euro

 

 

Paarung hinter Gittern im Mooswald - Helfer gesucht
 
Künftig sollen mehr Kröten auf der sicheren Seite der Freiburger Straße beim Kleinen Opfinger See geboren werden

Spaziergänger im Mooswald werden sich dieser Tage über die beiden Käfige im Teich am Erlensträßle wundern. Diese wurden nicht von Umweltsündern mal eben entsorgt, sondern in voller Absicht von der Amphibienschutzgruppe Opfingen im Teich versenkt. Die Käfige sind das neue Zuhause zahlreicher Krötenpärchen, die alljährlich zur Paarungszeit über die Freiburger Straße zum Kleinen Opfinger See wandern. Eine Kröte merkt sich ihren Geburtsort, und genau dahin kehrt sie zur Paarung zurück. Doch der Weg der Opfinger Kröten führt über die stark befahrene Freiburger Straße und endet für den größten Teil der paarungswilligen Amphibien tödlich. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, hat sich die Krötenschutzgruppe etwas besonders einfallen lassen: Vergangenen Sommer hat sie, in Abstimmung mit dem Revierförster Markus Müller, einen Teich ausgehoben. Er soll die neue Kinderstube der Opfinger Kröten werden. Jede Kröte, die hier geboren wird, wird zur Paarung auch wieder an den Teich zurückkehren und nicht mehr den gefahrenvollen Weg über die Freiburger Straße antreten. Da die jetzige Krötenpopulation den Teich jedoch nicht freiwillig als neues Paarungsrevier annimmt, muss sie zu ihrem Glück gezwungen werden: Wie jedes Jahr hat die Schutzgemeinschaft entlang der Freiburger Straße einen Krötenzaun errichtet, alle zehn Meter ist in einem Erdloch ein Eimer versenkt. In diese Eimer fallen die Kröten, wenn sie auf der Suche nach einem Durchgang den Zaun entlang wandern. "Die Männchen tragen wir dann nach wie vor auf die andere Straßenseite in den Kleinen Opfinger See. Die Pärchen jedoch kommen in einen der Käfige in dem neuen Teich" , erklärt die Biologin Dagmar Reduth.
Würde man die Tiere nicht in einen Käfig sperren, würden sie ihren Instinkten folgend den sicheren Teich verlassen und wieder richtig Opfinger See wandern. So setzten sie sich für einige Tage auf dem Seegrund ab und begännen mit der Paarung. Reduth schätzt, dass in Kürze die ersten Laichfäden am See zu sehen seien werden. Während die Jungkröten im nächsten Jahr den Teich als ihr natürliches Brutrevier akzeptieren werden, wird die Amphibienschutzgruppe weiterhin die älteren, noch im Opfinger See geborenen Kröten einsammeln und in Paarungskäfige unterbringen müssen. Und so eine Kröte kann, unter idealen Bedingungen, bis zu 40 Jahre alt werden. Die ungewöhnliche Krötenumerziehung wird erstmals in Freiburg eingesetzt, um Kröten vom Überqueren stark befahrener Straßen abzuhalten. Unerprobt ist sie allerdings nicht, in vielen anderen Gemeinden wurde die Käfighaltung über die Paarungszeit bereits erfolgreich eingesetzt.
Silke Bergerhoff , 4.3.2008, BZ

Wer mithelfen möchte in Opfingen, kann sich bei Dagmar Reduth, Tel: 07664 / 95880, melden. Für Kinder ist die Aktion nicht geeignet, da die Gruppe an der stark befahrenen Opfinger Straße arbeitet.

 

Kröten wandern wieder - Immer weniger Amphibien

Die Amphibienbestände in Baden-Württemberg gehen zurück / Die Tiere finden immer weniger Laichgewässer

Jetzt laufen sie wieder: In diesen Tagen erwarten Naturschützer das Einsetzen der "Krötensaison" : Vor allem feucht-milder Nächte bedarf es, damit die wechselwarmen Tiere aktiv werden und bei Dunkelheit ihre Laichgewässer aufsuchen. Zahlreiche Helfer betreuen die aufgestellten Schutzzäune im Stadt- und Landkreis, um Erdkröten, Grasfrosch und Co. vor dem drohenden Autotod zu bewahren. Doch nicht nur der Straßenverkehr, sondern auch der Verlust geeigneter Lebensräume bedroht unsere heimischen Amphibien: So haben die Bestände des Laubfrosches in den letzten Jahren stark abgenommen; andere Arten wie Knoblauch- und Kreuzkröte sind noch seltener geworden und werden im Landkreis kaum mehr gefunden. "Insgesamt ist die Zahl der Amphibien im Landkreis rückläufig" , sagt Matthias Fiedler, Fachbereichsleiter Naturschutz beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Insbesondere der Mangel an geeigneten Laichgewässern sei ein Grund für den insgesamt negativen Trend, zum Beispiel beim Laubfrosch, der komplexe Ansprüche an seinen Lebensraum stellt: "An mehreren Stellen in der Freiburger Bucht sind seine Bestände stark zurückgegangen" , erläutert Martin Salcher von der Arbeitsgruppe Naturschutz (AGN) im Badischen Landesverein. Der nur daumengroße Laubfrosch — unlängst zum "Froschlurch des Jahres 2008" gewählt - benötigt nicht nur besonnte und fischfreie Gewässer, in denen sich seine Larven entwickeln, sondern gleichzeitig auch strukturreiche Landlebensräume für die erwachsenen Frösche. "Solche Biotope, zum Beispiel Nasswiesen und Hochstaudenfluren, sind aber selten geworden" , betont Biologiestudent Salcher. Die damit einhergehende Zersplitterung der einzelnen Laubfroschpopulationen trage zusätzlich zum Rückgang der Art bei, da sich die Tiere mitunter nicht mehr finden würden. Im Gegensatz zum Laubfrosch ist die Zahl der Erdkröten im Stadt- und Landkreis relativ hoch: "Einige zehntausend Exemplare sind es sicher" , schätzt Amphibien-Experte Klemens Fritz aus Freiamt, Mitautor eines unlängst erschienenen wissenschaftlichen Grundlagenwerks über die Amphibien und Reptilien in Baden-Württemberg. Dies dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sei: "Populationen mit über 1000 Tieren sind mittlerweile eine Seltenheit" , sagt Fritz. Da Erdkröten auf dem Weg zu ihren Laichgewässern oftmals mehrere Kilometer zurücklegen und dabei Straßen überqueren, seien sie — ebenso wie Grasfrösche — vor allem durch den Verkehr gefährdet.
Während in Sulzburg ein Leitsystem mit speziellen Unterführungen zahlreiche Tiere vor dem Überfahrenwerden bewahrt, werden anderenorts seit Jahren Krötenzäune aufgestellt: So zum Beispiel im Kleintal bei Freiburg-Kappel, wo die zahlenmäßig größte Amphibienpopulation im Landkreis zu Hause ist: Rund zehntausend Tiere wurden dort im vergangenen Jahr gezählt. Aber auch an anderen Stellen im Schwarzwald gibt es derartige Aktionen, unter anderem im Glottertal und am Windgfällweiher bei Feldberg-Falkau. Während sich der Erdkrötenbestand dort in den letzten Jahren etwas erholt hat, ist die Tendenz insgesamt eher rückläufig: "In der Nähe von Buchenbach ist eine Population innerhalb von zwei Jahren fast vollständig zusammengebrochen" , berichtet Wulf Raether von der Amphibienschutzgruppe im Dreisamtal. Dabei dürften mehrere Faktoren eine Rolle spielen: Natürliche Zyklen und Parasiten ebenso wie Spritzmitteleinsatz in der Landwirtschaft " letzterer gefährdet vor allem die Kaulquappen. Auch die anhaltende Klimaerwärmung könnte sich negativ auswirken: "Wegen der milden Winterhalbjahre sind die Tiere oftmals länger aktiv und daher schneller erschöpft" , vermutet Gisela Friederich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Erfreulicherweise gibt es aber auch Amphibien, die sich in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft recht gut zurechtfinden: So etwa der Teichfrosch oder die Gelbbauchunke, die in einem Steinbruch bei Bollschweil in größerer Anzahl vorkommt: Die Abbauarbeiten im Steinbruch fördern immer wieder das Entstehen von Kleinstgewässern wie Pfützen oder Fahrrinnen, welche für die Entwicklung der Tiere von entscheidender Bedeutung sind. "In der ursprünglichen Auenlandschaft gab es solche Gewässer, die nur wenige Tage existieren, häufig" , erklärt Amphibienexperte Klemens Fritz. Da diese mittlerweile jedoch weitgehend verschwunden seien, käme solch künstlich entstandenen "Lebensräumen aus zweiter Hand" heutzutage eine wichtige Ersatzfunktion zu. Um die Gelbbauchunke am Schönberg zu fördern, schaffen Naturschützer dort künstliche Kleingewässer mit Hilfe von Plastikwannen. Im Stadtkreis Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gibt es mehrere Amphibienschutzgruppen. Sie kümmern sich um die Biotoppflege, legen neue Laichgewässer an oder betreuen Krötenschutzzäune. Vielfach dürfen auch Kinder mithelfen; an stark befahrenen Straßen ist dies jedoch nicht möglich. Neue Helfer sind zumeist willkommen.
Andreas Braun , 27.2.2008, BZ

 

Krötenwanderung im Kappler Kleintal 

Die Wanderungszeit der Erdkröten beginnt in diesem Jahr aufgrund der hohen Temperaturen früher. Der Arbeitskreis Naturschutz (AKN) des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wird entlang der Straße im Kappler Kleintal Amphibienzäune aufstellen, um die Tiere am Überqueren der Straße zu hindern. Für alle Interessierte findet morgen, Mittwoch, 13.2.2008, 20 Uhr, im Büro des BUND Regionalverbandes, Wilhelmstraße 24a, ein Infoabend statt. Neue Helferinnen und Helfer sind willkommen. Weitere Infos unter Telefon: 0761 / 30383.
12.2.2008

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