Gewerkschaft rügt Schinkenhersteller

Esspedition Kindergarten: Ordner für Kindertageseinrichtungen

Informationen und praxisnahe Anregungen für die Umsetzung des Themas Ernährungserziehung

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg überreichte kürzlich den Leiterinnen von Kindergärten und Kindertageseinrichtungen aus dem südlichen Bereich des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald den neuen Ordner "Esspedition Kindergarten - Ernährungserziehung für die Praxis". Sie war hierfür auf Einladung des Fachbereichs Landwirtschaft des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald aus Stuttgart angereist. Die Staatssekretärin wurde von Landrat Jochen Glaeser und Bürgermeister Joachim Schuster aus Neuenburg empfangen, in dessen Rathaus die Überreichung stattfand. Der neue Ordner wurde zusammen mit dem aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V. erarbeitet und ist im Rahmen der Landesinitiative "Bewusste Kinderernährung" (Kurzform BeKi) erschienen. Darin erhalten Erzieher und Erzieherinnen Informationen und praxisnahe Anregungen für die Umsetzung des Themas Ernährungserziehung im Kindergarten im Rahmen des neuen Orientierungsplans. Für die praktische Umsetzung stehen darüber hinaus die BeKi-Fachfrauen des Fachbereichs Landwirtschaft beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald mit ihrem Fachwissen zur Verfügung.

Eine Vorschulgruppe des deutsch-französischen Kindergartens Bierlehof aus Neuenburg begrüßte die Anwesenden mit einem musikalischen "bonjour". So präsentierten die Mädchen und Jungs gleich die Besonderheit des Bierlehofs, denn hier werden die Kinder sowohl von deutschsprachigen als auch von französischsprachigen Erzieherinnen betreut. In ihrem Grußwort stellte die Staatssekretärin fest, dass bundesweit jährlich rund 80 Millionen Euro für Krankheiten ausgegeben werden, die auf falsche Ernährung zurückzuführen sind. Um sich die Größenordnung besser vorstellen zu können, verglich Gurr-Hirsch die Zahl mit dem jährlichen Volumen des Landeshaushalts von 32 bis 33 Millionen Euro. Die
Gesundheitskosten in diesem Bereich übersteigen also den gesamten Landeshaushalt Baden-Württembergs weit über das Doppelte. Besonders Diabetes entwickelt sich in den letzten Jahren zu einer Volkskrankheit. Mehr als sechs Millionen Deutsche leiden unter Diabetes. Häufigste Ursachen sind mangelnde Bewegung und Übergewicht.
Die Staatssekretärin ermunterte die anwesenden Erzieherinnen dazu, gesunde Ernährung zu leben und gute Vorbilder zu sein. Denn besonders Kinder lernen durch Nachahmung. Mit dem neuen Ordner "Esspedition Kindergarten" erhalten die Einrichtungen zahlreiche Informationen und Anregungen für die
Umsetzung. "Die Gesundheitssituation unserer Kinder ist inzwischen aktuelles Thema auf Bundes- und EU-Ebene", so Friedlinde Gurr-Hirsch weiter. Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg gründete schon vor über 25 Jahren die Initiative "Bewusste Kinderernährung". Unter
dem Motto "Fit essen schmeckt" hat sich BeKi den bewussten Umgang mit Essen und Trinken, mit Lebensmitteln und dem eigenen Körper als Zukunftsaufgabe gesetzt. Im Rahmen dieser Landesinitiative wird jetzt auch  der neue Ringordner herausgegeben.
Darüber hinaus bieten die BeKi-Fachfrauen Schulungsmaßnahmen für Erzieherinnen und Lehrerinnen vor Ort an. Sie führen in Absprache mit den Einrichtungen Elterninformationsveranstaltungen, Unterrichtseinheiten für Schülerinnen und Schüler und sonstige Aktionen und Ausstellungen durch. Auch Landrat Jochen Glaeser überzeugte sich schon mehrfach persönlich von der Qualität der Landesinitiative BeKi. "Ich halte sie für außerordentlich wichtig", so der Landrat in seinem Statement. Er appellierte daran, die Eltern mit ins Boot zu nehmen. Denn auch Eltern müssen ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung anbieten. Das kann nicht nur für öffentliche Einrichtungen verpflichtend sein.

In der Stadt Neuenburg engagiert man sich besonders im Bereich gesunder Ernährung. In den Kindergärten und Schulen fanden in den letzten Monaten unter dem Motto "Ernährung und Bewegung" zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen  zu diesem Thema statt. Deshalb freute sich Bürgermeister Joachim Schuster, dass das Landratsamt die ersten BeKi-Ordner in Neuenburg überreichte. Die anwesenden Erzieherinnen ließen sich schließlich in den neuen "Esspeditions-Ordner" einführen. BeKi-Fachfrau Maria Laschinger stellte die Inhalte der acht Kapitel kurz vor. Beim Kapitel "Ernährungsempfehlungen" konnten die Anwesenden die empfohlenen Lebensmittelmengen für eine ausgewogene Ernährung bei Kindern in Augenschein nehmen. Zum Schluss durften alle symbolisch einen Apfel mit nach Hause nehmen, damit der überreichte Ordner im wahrsten Sinne des
Wortes "Früchte trägt".
In den Kindergärten und Kindertageseinrichtungen des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald setzt man sich aktuell mit dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten auseinander. Dieser wird im Kindergartenjahr 2009/2010 verbindlich eingeführt. Hier werden Ziele für die Bildung und Erziehung von Kindern im Kindergartenalter definiert und Anregungen gegeben, um diese Ziele in der pädagogischen Arbeit zu erreichen.
Die Ernährungserziehung ist ein wichtiger Bereich frühkindlicher Bildung, denn in jeder Einrichtung wird regelmäßig gegessen und getrunken. Besonders kommt es dabei auf eine ausgewogene Ernährung an.
Ernährungsbedingten Problemen, wie etwa Übergewicht, kann dadurch vorgebeugt werden.
20.11.2007, Landratsamt

Ansprechpartnerin für den Bereich "Bewusste Kinderernährung" beim
Fachbereich Landwirtschaft des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald ist
BeKi-Koordinatorin Anja Meyer, Telefon 0761/2187-5814 oder Email
anja.meyer@lkbh.de.

Mitmach-Markt der Nachhaltigkeit beim Häuslemaierhof Buchenbach

Der„Mitmach-Markt der Nachhaltigkeit“ des Bund Badischer Landjugend (BBL) lockte vergangenen Samstag rund 350 Gäste, vor allem Familien mit Grundschulkindern auf den Häuslemaierhof bei Buchenbach. Diese konnte dort nicht nur einen herrlichen Ausblick über das Dreisamtal genießen, sondern auch viel über nachhaltige Ernährung erfahren.

Unter dem Motto „Landjugend is(s)t besser“ organisierten die drei berufständischen Landjugendverbände in Baden-Württemberg – gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg – in jedem Verbandsgebiet ein oder mehrere Veranstaltungen rund um nachhaltige Ernährung. Für Ehrengast Ursula Cantieni, die sich als Johanna Faller in der gleichnamigen SWR-Serie einen Namen gemacht hat, war dies bitter nötig. „Wie müssen das Gefühl wieder wach bekommen, was für eine Bereicherung es ist, nach langer Wartezeit das erste Mal im Jahr Spargel oder Beeren zu genießen.“ Neben den Vorführungen der Kindertrachtengruppe Kirchzarten gab es auch afrikanische Trommelworkshops. Beim Marktrundgang wurde deutlich, warum Staatssekretärin Gurr-Hirsch die Region als „Garten Eden“ bezeichnet hatte. Die Marktbeschicker hatten vieles im Angebot: Apfelsaft oder Waffeln, Brot oder Käse und natürlich Milch in allen Variationen. Hätte man dies alles einfach nur kaufen können, wäre der Markt nichts Besonderes gewesen. Aber bei einem Mitmach-Markt mussten die Kinder natürlich überall selbst Hand anlegen: Äpfel pressen beim Biohof Jung zum Beispiel oder Getreide mahlen, um anschließend leckere Waffeln backen zu können. Außerdem erfuhren sie von Alois Herr vom Melcherhof, dass die Löcher im Käse von Bakterien kommen und dass man mit einer Käseharfe keine Musik, sondern  guten Käse macht. Den konnten sie dann gleich auf das Brot legen, das sie beim Brotbackwagen des Kristleshof gebacken hatten.
Und um die anfangs frostigen Temperaturen und den Hunger zu vertreiben, gab es Kürbissuppe von LeFestin, Kaffee und Kuchen vom Landfrauencafé Goldene Krone in St. Märgen und Bockwürste vom gastgebenden Hof. Für dessen Besitzer Martin und Emily Ganz „passt der Mitmach-Markt perfekt zum Häuslemaierhof.“ Schließlich veranstalten sie auch immer wieder Tage für Kinder, um ihnen Landwirtschaft und gesunde Ernährung näher zu bringen. Dass die Kinder mit viel Spaß bei der Sache waren, zeigte die wohl anstrengendste Aufgabe an diesem Tag beim Stand „Milch – ein lebendiges Nahrungsmittel“ des Kunzenhofs in Freiburg-Littenweiler. Überall auf dem Gelände sah man Kinder – und Eltern – kleine Gläser schütteln. So lange bis endlich ein kleiner oder großer Glücksschrei folgte: Aus dem ursprünglichen Rahm waren Butter und Molke geworden. So gut wie mit der eigenen Butter hat ihnen sicher noch kein Butterbrot geschmeckt.
25.10.2007, www.dreisamtaeler.de

Die Volkstrüffel  - Kartoffel als Rohstoff, Genussmittel und Zankapfel

Sie treibt Fans auf Barrikaden, denn ihre Vielfalt ist bedroht. Ein ganzes Magazin über die Kartoffel. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Hauptsache sie schmecken!", sagt Otmar Binder. Egal ob Christa, Sieglinde oder Nicola, oder das Lila Tannezäpfle und der Red Highland. Sie haben weißes oder gelbes Fleisch, manchmal rotes oder violettes. Seit zwanzig Jahren testet der Kartoffelbauer aus Forchheim neue, alte und exotische Sorten auf seinem Acker. Manche schaffen es in sein Sortiment, andere verschwinden wieder. Ein gutes Dutzend Kartoffelsorten baut Binder auf überschaubaren sieben Hektar an — das ergibt rund 150 Tonnen im Jahr.

Josef Haltenbergers Kartoffeln landen nicht auf dem Tisch, sondern auf dem Sofa. Dort sorgen sie für reichlich Krümel. Sie schmecken nach Salz, nach Essig oder nach Paprika und verleihen einem faden Fernsehabend Würze. Haltenbergers Ernte — rund 4000 Tonnen pro Jahr — wandert direkt in das Werk eines Kartoffelchips-Herstellers im pfälzischen Frankenthal. Er baut zwei Kartoffelsorten an. Seit im Jahr 2005 die gelbfleischige Linda vom Acker verschwinden sollte, streiten Verbraucher und Bauern, Züchter und Händler über Deutschlands Kartoffelvielfalt. Ist es egal, wie eine Knolle heißt, wenn Qualität und Preis stimmen? Oder soll der Verbraucher auch Kartoffeln essen, die vielleicht weniger Ertrag bringen und schneller krank werden? Linda hat eine Schonfrist bekommen, die Ende des Monats ausläuft. Der Streit um die Vielfalt geht weiter. "Ja, wo bekommen sie den heute noch mehlige Kartoffeln? Die gibt’s doch gar nicht mehr." Das Taxi steuert übers Pfälzerland, vorbei an weiten Feldern und Äckern. In der Pfalz kennt man sich aus mit Kartoffeln. Erst recht in Frankenthal. "Die Chipsfabrik, die gibt’s mindestens so lange wie es mich gibt. Und mich gibt’s schon ’ne Weile" , sagt die Taxifahrerin — mutmaßlich fünfzig Jahre alt. Früher, da hätten sie und die anderen Kinder sich immer unter die Besuchergruppen gemischt. Am Ende der Werksführung gab es eine riesige Tüte Chips. Das Werk liegt zehn Kilometer außerhalb von Frankenthal auf dem Hofgut Petersau. Die Kleinstortschaft besteht aus zwei Bauernhöfen, einer Reitschule und der Chipsfabrik. Vor Jahrzehnten hatte ein Kartoffel-Bauer in Petersau die Idee, seine Feldfrüchte zu veredeln. Er schnitt sie in Scheiben frittierte und würzte sie. Seither werden in Petersau Kartoffelchips gemacht. Etwa hundert Bauern aus der Umgebung bringen ihre Kartoffeln nach Petersau. Josef Haltersberger hat den kürzesten Lieferweg. Von seinem Garten aus blickt er direkt auf das Werk. 1998 übernahm der heute 36-Jährige den Hof von seinem Vater. Der siedelte in den Achtzigern aus Bayern über. Die Stadt München hatte dem Senior die S-Bahn-Linie, die zum Flughafen führt, quer durch seine Felder in Ismaning gelegt. In Bayern produzierten Haltenbergers für einen Knödel- und Püree-Hersteller, in Petersau wurden fortan Knabbersachen aus ihren Kartoffeln hergestellt. In den Kartoffeln für die Chips-Produktion ist mehr Stärke. Sonst würden die Kartoffeln nach dem Frittieren labbern, nicht knuspern. "Für Chips brauchen sie genormte Kartoffeln" , sagt Josef Haltenberger. Wenn der junge Landwirt spricht, erahnt man noch das rollende R aus Bayern, angereichert mit ein wenig Pfälzer Dialekt. Möglichst rund müssten die Kartoffeln sein, erklärt er, damit das Sandpapier, mit dem die Kartoffeln geschält werden, keine Schale an der Knolle zurücklässt. Und groß müssten sie sein, damit am Ende auch große Chips herauskommen. Wenn Haltersberger die Norm nicht erfüllt, dann lehnt das Werk die Lieferung ab. Bezahlt wird er nach Stärkegehalt der Kartoffeln und nach Gewicht. Der Ertrag seiner Felder spielt also eine große Rolle.

Otmar Binder vermarktet seine Kartoffeln direkt — ob rund oder oval. Er steht auf dem Wochenmarkt, sein Hofladen ist dienstags und freitags geöffnet. "Ich kann geringere Erträge leichter verschmerzen" , sagt Binder, als er in kurzen Hosen hinter seinem Vollernter übers Feld stapft. Die Kunden des 46-Jährigen bezahlen auch einen Euro mehr. Im grünen Freiburg kauft man gerne "erzeugernah". Bei der Ernte hilft die ganze Belegschaft des Familienbetriebs mit. Auf der Erntemaschine, die von einem Traktor führerlos im Kriechtempo über den Acker gezogen wird, sortieren Binders Frau Christa und seine Eltern Rosa und Paul die Kartoffeln. Die Maschine ist nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand. Sie schmeißt nicht nur das Grün zurück auf den Acker, sondern auch ein paar gute Knollen. Binder schürzt sein T-Shirt und sammelt sie mit seinen kräftigen Händen auf. Später im Jahr wird Linda geerntet, die Binder auch anbaut. Nicht weil er ihren Erhalt sichern will oder weil sie die beste Kartoffel wäre, sondern weil seine Kunden Linda wollen. Linda hat aus Deutschland wieder eine geteilte Nation gemacht. Auf der einen Seite Industrie und Handel, für die Effizienz zählen, auf der anderen Seite eine Gruppe von Überzeugten, die die Kartoffelvielfalt zum hohen Gut erhebt. Sie werfen der Industrie vor, die Rendite über Kundenwünsche und über das zu stellen, was sie Nachhaltigkeit nennen. Die Vorkämpfer für die Kartoffelvielfalt haben, wenn sich Diskussionen ums Essen nur noch von einem zum nächsten Skandal hangeln, die öffentliche Meinung auf ihrer Seite.

Die Geburtsstunde der "Rettet Linda" -Bewegung schlug, als der Saatguthersteller Europlant Linda 2005 von der Bundessortenliste streichen ließ. Damit durfte Linda-Pflanzgut nicht mehr in Deutschland gehandelt werden. Der Grund war einfach: Der Sortenschutz, der Europlant dreißig Jahre die Alleinvermarktungsrechte und reichlich Lizenzgebühren gesichert hatte, lief aus. Bevor plötzlich jeder Linda-Saatgut hätte herstellen können, dann lieber gar keiner, dachte sich Europlant. Pünktlich zum Ableben der Linda wurde eine Nachfolgerin präsentiert. Belana sollte fortan die Gaumen verzücken. Das Pflanzgut dafür liefert in den nächsten dreißig Jahren wieder Europlant — exklusiv. Eigentlich ein normaler Vorgang. Jedes Jahr werden rund ein Dutzend Sorten von der Sortenliste gestrichen, genauso viele kommen jedes Jahr wieder hinzu. Linda hatte 2004 unter den Speisekartoffeln einen Marktanteil von nicht einmal vier Prozent. Aber die anerkanntermaßen besonders wohlschmeckende Kartoffel war eine Sorte, die vor allem bei Bio-Landwirten und deren Kunden sehr beliebt war. Da bildeten Kartoffelgenuss und Aktivismus eine Allianz. "Slow Food" traf auf "Stop G8" .

Der öffentliche Aufschrei war laut. Prominente bekannten sich scharenweise zur gelbfleischigen Knolle und Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert ließ seine Zuschauer angesichts des vermeintlichen Skandals wissen: "Jahrelang habe ich diese fest kochende, schön gelbe und gut schmeckende Kartoffel gekauft." Der Streit beschäftigte mehrere Gerichte. Am Ende verkündete die damals zuständige Bundesministerin Renate Künast höchstselbst, dass Linda noch zwei Jahre verkauft werden darf.

Josef Haltenberger kann die Aufregung nicht recht verstehen. Ob man tatsächlich 250 Sorten brauche — etwa so viele stehen aktuell auf der Bundessortenliste — , da ist er sich nicht sicher. "Entschieden über die Vielfalt wird doch an der Ladentheke" , sagt der Bauer. Er sieht die Verantwortung bei den Kartoffelessern. Die Kunden wollten eine große Auswahl. Dafür mehr Geld auszugeben, dazu seien sie kaum bereit. Und die Nachfrage nach Kartoffeln sinkt. Nur noch 60 Kilo Kartoffeln isst der Deutsche heute pro Jahr laut Statistik — kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren es fast viermal so viel. Die Hälfte der Kartoffeln kommt nicht als frische Ware, sondern als Pommes, als Tiefgekühltes oder als Knabberzeug ins Haus. Die Zeiten, in denen sich die Hausfrau fragte, was sie mittags auf den Tisch bringen soll, und — wenn ihr spontan keine Idee kam — sagte: "Egal, erst mal Kartoffeln schälen" , diese Zeiten sind längst vorbei. Nudeln sind schicker, 5-Minuten-Reis muss man nicht schälen. Wenn der Markt schrumpft, wird der Effizienzdruck höher. Vielfalt aber kostet. Mehr Kartoffelsorten machen mehr Arbeit. 80 Prozent des Kartoffelmarktes werden mit gerade 20 Sorten versorgt. Heute lassen sich Supermarktketten Kartoffeln auf ihre Wünsche hin züchten. Die Linda-Freunde haben mittlerweile die Wiederzulassung der Knolle beim Bundessortenamt beantragt. Im nächsten Frühjahr soll die Entscheidung fallen. Der Ausgang ist ungewiss. Parallel versucht "Rettet Linda" die Knolle in Großbritannien zuzulassen. Wenn eine Kartoffel irgendwo in der EU zugelassen ist, darf ihr Pflanzgut automatisch auch in Deutschland gehandelt werden. Bei Europlant kann man sich vorstellen, die durch die Kampagne entstandene Marktnische für Linda mit spezialisierten Landwirten zusammen auszufüllen. In einem sind sich die Verfechter der Vielfalt und die Großzüchter nämlich einig. Nie wurde so viel über Kartoffeln geredet, seit der "Kartoffelkrieg" ausgebrochen ist. Das nährt die Hoffnung, dass bald wieder mehr Kartoffeln gegessen werden.
Von Andreas Laux , 16.6.2007, www.badische-zeitung.de

Artgerechte Ernährung für Menschen - Alarm gegen Diätwahn

Kirchzarten (glü.) Ein ehemaliger Dreisamtäler, der inzwischen als Sport- und Ernährungsexperte weit über Deutschlands Grenzen Furore macht, Patric Heizmann aus Hamburg, zeigte jetzt rund 120 Frauen und Männern bei „Reha-Fitness Sporbeck“ auf, wie sinnvolles Abnehmen und Gewichthalten aussehen kann. Stefan Olefs, Organisator der Vortragsveranstaltung, war erfreut, dass so viele der Einladung gefolgt waren. Vor über fünfzehn Jahren hatte Patric Heizmann bei „Sporbecks“ die Lust am Sport und am gesunden Körper gewonnen. Mit viel Power und Herzblut vertrat er im Vortrag seine Thesen. Die Zahlen seien schockierend. Wie das Statistische Bundesamt ermittelt habe, so Heizmann, hätten 49 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu viele Pfunde. Starkes Übergewicht brächten 15 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen auf die Waage. Drei Prozent der Bevölkerung seien gar an Fettleibigkeit erkrankt. Und die Problematik des Übergewichts nähme weiterhin zu, denn schon jetzt sei jedes vierte Kind übergewichtig - 2,4 Prozent der Kinder sogar extrem fettsüchtig! Bei nur 1,5 Kilometern, die sich der Durchschnittsmensch heute bewege, sei das kein Zufall.

„Parallel zu diesen Zahlen“, so Patric Heizmann, „steigt die Zahl der Diäten, Bücher und vermeidlichen Wundermittel. Fragen Sie zehn Ernährungsexperten und sie bekommen acht verschiedene Meinungen zum Thema Ernährung.“ Der Personaltrainer Heizmann, der auch schon einmal als Experte von den Scheichs nach Dubai eingeflogen wird, kritisierte den herrschenden Diätwahn. „Sicher ist es heutzutage wichtiger denn je, auf die Gesundheit und seine Figur zu achten, doch nutzen viele die Not der Übergewichtigen nur aus, ohne wirklich zu helfen.“ Patric Heizmann erläuterte, dass nahezu alle Diäten den Jo-Jo-Effekt zur Folge hätten, da sie nicht die grundlegende menschliche Funktionsweise beachten: „Der Mensch hat sich in Millionen von Jahren entwickelt und an seine Nahrungsquellen angepasst. Er hat dabei ganz eigene Steuerungs- und Notprogramme entwickelt, die man nicht mal eben während einer Diät ausschalten kann."
Seit vielen Jahren hat sich Heizmann mit den verschiedensten Diättheorien und Ernährungsgrundlagen beschäftigt. Sein Wissen, welches er auch auf Fachkongressen an unzählige Trainer und Berater weitergegeben hat, gab er im Vortrag mit erhellenden Beispielen weiter. Für alle wurde klar, dass Sport und Bewegung die wirksamsten Mittel gegen zu viele Pfunde seien. „Die Muskeln sind der Verbrennungsofen“, machte Heizmann deutlich, „ausschließlich in Ihren Muskeln haben Sie die Chance, aktiv Körperfett zu verbrennen.“ Deshalb seien Kräftigungsübungen besonders wichtig. Klar, dass er im einzelnen auch die Bedeutung von Kohlehydraten, Fett und Eiweiß erklärte und eine Menge konkrete Tipps zur dafür sinnvollen Ernährung gab. Abschließend machte er auf sein Hörbuch aufmerksam. „Mit dem Hörbuch ‚Gesunde Ernährung’ kann jeder selber für sich Zuhause bequem das Wissen anhören, um seine eigene ‚artgerechte Ernährung’ auszuprobieren“, erklärte Heizmann. Und machte nochmals deutlich, dass selbst eine perfekte Ernährung alleine keinen Abnehmerfolg brächte, wenn nicht ebenfalls die Bewegung und die mentale Balance beachtet würden. Aus diesem Grund gibt es auch zu diesen Bereichen praktische Tipps in seinem Hörbuch. Weitere Informationen und Hindergründe gibt es im Internet unter www.patricheizmann.de.

Gerhard Lück, 25.1.2007, www.dreisamtaeler.de

Christa Rinklin , 24.10.2006, www.badische-zeitung.de

 

Andalusien - größter industrieller Wintergarten der Welt

An manchen Stellen reicht das Plastikmeer bis zu fünfzehn Kilometer ins Landesinnere. Weiter kann es nicht. Die Berge der Sierra Nevada stoppen seine Ausdehnung. Astronauten der Nasa haben am 7. Februar 2004 aus dem Weltall ein Bild davon geschossen - frei zugänglich im Internet unter: www.earthobservatory.nasa.gov. Willkommen im größten industriellen Wintergarten der Welt.

In Andalusien herrscht Gemüsehochsaison. Täglich verlassen 1000 Lastwagen den Süden Spaniens, vollbeladen mit Gurken, Auberginen, Paprika und Tomaten. Ihr Ziel sind Supermarktketten, mehr als 2500 Kilometer entfernt. Gemüse für Mägen in Mitteleuropa. Jährlich essen die Deutschen zehn Kilo Treibhausgemüse, das unter Plastikplanen reif gemacht wird. 
Das größte Anbaugebiet für den deutschen Gemüsemarkt liegt in der südspanischen Provinz Almeria. 350 Quadratkilometer Schwemmland an der Küste sind dort von einem Plastikmeer bedeckt. In der Gegend mit den meisten Sonnenstunden Europas steht auch die größte zusammenhängende Gewächshausanlage des alten Kontinents.
Die Stadt El Ejido in der Provinz Almeria zählt 40 000 Einwohner, in ihrer Umgebung liegen für den Gemüse- und Obstanbau 32 000 Hektar Land unter Plastikfolien. Seit Spanien 1986 der EU beigetreten ist und billige Arbeitskräfte vorzugsweise aus Nordafrika ins Land strömen, ist die Region als Agrarerzeuger erheblich aufgewertet worden. Heute geht die Hälfte der Produkte in die EU-Staaten Westeuropas — etwa 70 Prozent davon erreichen Deutschland. Über 40 Prozent der Beschäftigten sind Marokkaner, Tunesier oder Senegalesen. Seit kurzem kommen Wander- und Saisonarbeiter auch aus Osteuropa.
Ein Vergleich der Produktionskosten in Euro von 100 kg Tomaten in Holland und Almeria (2001):

             Holland    Almeria
Pestizide:     0,92       3,66
Dünger:        0,92       2,29
Wasser:        0,46       0,92
Bodenpreis:    1,38       2,75
Heizung:       8,69       0,00
Arbeitskraft: 15,55       4,38
gesamt:       27,95      14,00

Die EU hat im vergangenen November die Einfuhr von 5600 Tonnen Paprika aus Ma- rokko genehmigt. Dort scheint die Sonne noch wärmer und die Arbeitskraft ist noch billiger. “Unter den Bedingungen, unter denen wir derzeit arbeiten, wird das alles nicht mehr lange existieren. Wenn meine Kinder groß sind, ist das hier alles verschwunden” , ist José Manuel Gutierrez überzeugt. .....

Gesamten Text vom 18.2.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

Regionale Produkte - Spanisches Treibhausgemüse >Zukunft2 (19.3.2006)

 

 

 

BeKi -Fachfrauen für Kinderernährung der ersten Stunde geehrt

Für ihre langjährige Tätigkeit ehrte jetzt der Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft beim Landratsamt, Herbert Schell, die beiden Beki-Fachfrauen für Kinderernährung Ilse Stiefel und Elfriede Bonde-Resin.

Ilse Stiefel aus Freiburg-Opfingen arbeitet seit 25 Jahren, Elfriede Bonde-Resin aus Freiburg-St. Georgen seit 23 Jahren für die Landesinitiative “Bewusste Kinderernährung” (Beki). Schell würdigte die beiden Pioniere des Programms für ihr langjähriges Engagement.

“Beki” heißt eine Landesinitiative, die vor 25 Jahren vom Ministerium für Ernährung und Ländlicher Raum Baden-Württemberg gegründet wurde. Bei den Veranstaltungen der Beki-Fachfrauen mit dem Motto “Fit essen schmeckt” in Kindergärten und Schulen lernen die Kinder die Vielfalt der Lebensmittel kennen und schätzen. Kinder sollen gesundheitsbewusst essen und trinken. Körpersignale wie Hunger und Sättigung müssen dabei beachtet werden.
BZ vom 24.2.2006

 

Schüler als Gesundheitsdetektive an Freiburger Schulen

Am Montessori-Zentrum Angell ermitteln derzeit 24 Gesundheitsdetektive - ein Pilotprojekt des Freiburger Vereins für regionale Gesundheitsförderung, das von der Techniker-Krankenkasse mit 5000 Euro unterstützt wird. Heike Spannagel sprach mit Carolin Hillebrecht und Lukas Lögler (beide elf Jahre), die ihren Mitschülern in Sachen Fitness und gesunde Ernährung auf den Zahn fühlen.

BZ: Welche schwerwiegenden Fälle habt ihr denn schon aufgedeckt?
Lukas: Wir haben entdeckt, wie fit die Schüler überhaupt noch sind. Die sitzen ja den ganzen Tag bloß rum, wobei viele in der Pause auch Fußball spielen oder Tischtennis.
BZ: Und wie fit sind die Schüler am Angell?
Lukas: Ganz unterschiedlich. Manche weniger, manche mehr.
.......
Das Projekt “Gesundheitsdetektive” hat der Freiburger Verein für regionale Gesundheitsförderung entwickelt. Die Angell-Schulen sind die ersten Teilnehmer, im Sommer startet die Lessing-Förderschule. Laut Verein haben weitere Schulen bereits Interesse angemeldet. Die Schülerdetektive sind jeweils drei Wochen lang in Zweier-Teams an ihren Schulen unterwegs. Neben Ernährungsgewohnheiten und Fitness ermitteln sie Daten zu Lärm und Luftfeuchtigkeit, elektromagnetischer Strahlung, aber auch zu psychosozialen Gesundheitsaspekten wie Konfliktverhalten und Selbstverständnis von Schülern. Die Pädagogische Hochschule wird die Daten auswerten. Ziel des Projekts ist es, für jede teilnehmende Schule ein Gesundheitsprofil zu erstellen und festgestellte Defizite zu verbessern.

Gesamten Beitrag vom 20.1.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

Verein für regionale Gesundheitsförderung, 79098 Freiburg, Tel 0761/ 202 15 90

Arbeitsgruppe Eßstörungen (Spezialambulanz, spezialisierte Therapieangebote)
Abteilung Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin
Universitätsklinik Freiburg, Hauptstrasse 8, 79104 Freiburg
Tel.: Anmeldung Spezialambulanz unter 0761/270-6841

 

Innovationspreis Bio-Lebensmittel für Taifun Tofuprodukte Freiburg

Life Food GmbH mit Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005 ausgezeichnet / Anbau von Bio-Soja direkt vor der Haustür - 1. Platz in der Kategorie Mittelstand

Mit dem Spitzenplatz beim Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005, Kategorie Mittelstand, wurde die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte, Freiburg, ausgezeichnet: Sie hat es mit Erfolg geschafft, am Oberrhein den Anbau von Bio-Sojabohnen einzuführen und Saatgut selbst zu vermehren. .... Die Firma Life Food mit ihrer Tofu-Marke "Taifun" überzeugte vor allem in dem Innovationsfeld "Verarbeitung & Rohstoffe": Die Freiburger initiierten den Bio-Sojaanbau in der Region und schließen damit gentechnische Veränderungen aus. Als Absicherung führt das Unternehmen im Labor Tests durch. Seit 1996 die ersten genetisch veränderten Sojabohnen auftauchten, gelten selbst Bio-Sojabohnen aus Kanada und der USA nicht mehr als sicher. Wolfgang Heck und Günter Klein, geschäftsführende Gesellschafter der Life Food GmbH, taten einen Schritt, den die Jury als ebenso innovativ wie mutig ansah: Sie ermunterten Bio-Landwirte aus der Region, in den bis dahin unüblichen Sojaanbau für die Lebensmittelherstellung einzusteigen. Das Ziel heißt, 50 Prozent Soja aus der Region - und mittlerweile stammen, je nach Ernte, bereits 30 bis 50 Prozent aus dem Südwesten von Deutschland und dem Elsass. 36 Erzeuger bauen auf 276 ha Fläche Sojabohnen für Taifun an. Die Jury befand: "Taifun ist ein sehr wichtiges Projekt für GVO-freie Öko-Sojaproduktion, die konsequent in allen Teilbereichen umgesetzt wurde." Das Projekt greift um sich: Mittlerweile wächst Soja in Deutschland auf zirka 900 ha. Die kontinuierliche Innovationskraft der Life Food GmbH beeindruckte die Jury, zumal das Unternehmen hart für ihr heimisches Sojaanbauprojekt kämpfen musste: Zum einen betraten 1997 acht Landwirte der Region Freiburg Neuland, als sie mit dem Sojaanbau auf 40 ha Fläche begannen - und das nach Bio-Kriterien. Zum anderen standen sie nach der Ernte vor einem technologischen Problem. Der Eiweißgehalt war für eine optimale Tofu-Ausbeute zu gering, und keine der in der EU zugelassenen Sorten versprach Abhilfe. Die Life Food GmbH fand erst in Kanada einen Spezialzüchter, erkämpfte sich für Deutschland zunächst eine Anbau-Ausnahmeregelung, bekam später die Zulassung und darf mittlerweile selbst Saatgut vermehren. "Jetzt sind Tofu-Ausbeute und -Qualität ausgezeichnet, die heimischen Bohnen teilweise auf oberstem Weltmarktniveau", schwärmt Wolfgang Heck. Die im Ausland zugekauften Mengen stammen übrigens aus dem Süden von Brasilien - angebaut in einem Fair-Trade-Projekt.

Tofu ist in Deutschland ein innovatives Produkt, urteilte die Jury. Was im asiatischen Raum seit Jahrtausenden Grundnahrungsmittel ist, begeisterte im Westen zunächst vor allem Vegetarier aber zunehmend auch viele Fleischesser. Wegen der positiven Eigenschaften für die Gesundheit steht Tofu eine noch größere Karriere bevor: Soja enthält kein Cholesterin und hat wegen der vielen Phytohormone bei Frauen einen guten Ruf. Life Food liefert Tofu sowohl als Block, als auch verarbeitet zu Terrinen, Würstchen oder Bratspezialitäten in vielfältigen Geschmacksrichtungen.

Ein weiteres Kriterium beim Innovationspreis ist das Marketing. Auch diesbezüglich zeigt sich Life Food vorbildlich. Besuche bei Erzeugern, Einladungen zu einer Versammlung am Jahresende oder die feierliche Übergabe der heimischen Ernte halten bei den von Anfang an begeisterten Landwirten und Life-Food-Mitarbeitern die Motivation weiterhin auf hohem Niveau. Natürlich spielt auch die Preispolitik eine wichtige Rolle: Heute verdienen die Landwirte 23 Prozent mehr als in den Anfangsjahren. Die Verbraucher wiederum werden mit qualitativ hochwertigen Produkten überzeugt. Im Bereich Marketing machen Slogans wie "Transparenz vom Saatgut bis zum Endprodukt", Infotafeln am Rande der Sojafelder oder beratende Marktbesuche von Handelsvertretern auf TAIFUN-Tofu aufmerksam. Die Marke Taifun zählt zu den Spitzenmarken im gesamten europäischen Naturkostbereich. Und auch bei der Betriebsführung wird der Betrieb seinem Spitzenplatz gerecht: Life Food GmbH erhielt als erstes Freiburger Unternehmen die Öko-Audit-Zertifizierung und etablierte ein aktives Umweltmanagementsystem. Das Unternehmensleitbild schreibt zum Beispiel ökologisch angebaute Rohstoffe vor, wann immer dies möglich ist. Die Firma, die sich zum Ziel gesetzt hat mit den Taifun-Produkten Qualitätsführer in Europa zu werden, zeigte schon bisher eine beeindruckende Entwicklung: 1987 begann die Tofu-Herstellung in einem typisch "alternativen" Kleinbetrieb - heute beschäftigt das Unternehmen 90 Mitarbeiter, konnte in den vergangenen acht Jahren die Arbeitsplätze verdoppeln und schuf auch im laufenden Jahr neue Stellen. Das bedeutet Nachhaltigkeit im sozialen Bereich, lobte die Jury. Hoch ist auch das Versprechen der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter zu werten: Trotz interessanter Angebote werde sie das Unternehmen nicht verkaufen.
Mehr auf www.innovationspreis-bio-verarbeitung.de/html/2005/taifun.php, 14.10.2005

 

 

Möhren  - Kooperation Wentzinger-Schulen und Demeterhof Hiß

Eichstetter Gemüsebauern wollen dafür sorgen, dass sich Freiburger Schülerinnen und Schüler künftig gesünder ernähren

Kristina Zeiger (stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Wentzinger Schule), Christian Hiß (Demeterhof), stellvertretender Schulleiter Georg Weiser, Sophia Zeiger, Gerhard Kiechle (Bürgermeister in Eichstetten) und Janine Bliestle (Projektstelle für Gemeinde Eichstetten) präsentieren die „Pausenmöhre“. Foto: Bianca Bachmann

„Hier wachsen die Pausenmöhren für die Schülerinnen und Schüler der Wentzinger-Schulen in Freiburg“, steht auf dem Schild, das Christian Hiß vom Demeterhof Hiß in Eichstetten auf seinem Möhrenfeld platziert hat. Demeter steht für die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Die Eltern der Schüler an der Wentzinger-Schule in Freiburg hatten sich darüber beschwert, dass zu viele Süßigkeiten in den Pausen verkauft werden.

Elternvertreterin Konstanze Lehn rief mit Kristina Zeiger und anderen Eltern ein Projekt ins Leben, das vor dem Hintergrund der Stadt-Land-Partnerschaft zwischen Mooswald und Eichstetten laufen konnte. Der Förderverein der Schule gründete einen Arbeitskreis für die Pausenverpflegung. Der Arbeitskreis setzte sich mit landwirtschaftlichen Betrieben in Verbindung. Christian Hiß erklärte sich bereit, für die Wentzinger Schulen Möhren anzubauen. „Wir verkaufen die Möhren zunächst für 20 Cent“, kündigt Georg Weiser, stellvertretender Schulleiter der Wentzinger Schule, an. „Die Schüler sollen lernen, sich bewusster zu ernähren und eine andere Sicht vom Markt kennen lernen.“

Es müssten nicht immer die Trauben aus Südafrika sein, sondern das Obst aus der Region sollte mehr geschätzt und damit das Regionalbewusstsein gefördert werden. Christian Hiß vom Demeterhof freut sich, dass alles so schnell ins Rollen kam: „Möhren sind gesund und bei Kindern anerkannt. Außerdem sind sie zwölf Monate lieferbar.“ Man müsse zeigen, dass Gesundheit und Kulturlandschaft mit dem Verbrauch zu tun haben. Dafür sei das richtige pädagogische Vorgehen wichtig: „Zunächst muss man die Schüler auf die gesunde Ernährung aufmerksam machen und sie so weit sensibilisieren, bis sie auf die Etikette achten.“ Er denke dabei an Projekte wie zum Beispiel eine Ernte mit Schülern.

Auch andere Betriebe in Eichstetten beteiligen sich an der Pausenversorgung: Der Gemüsebetrieb Winfried Meier beliefert die Schule mit Säften, Gustav Berger sorgt für genug Äpfel und Friedhelm Rinklin hat ein Weingut und liefert Trauben.
....
„Die Bürger sollen von der erholungsnahen Wirtschaft profitieren“, sagt Gerhard Kiechle, Bürgermeister in Eichstetten „Ich bin sehr überrascht, dass es schon ein Jahr nachdem die Idee mit der Stadt-Landpartnerschaft aufkam, ein konkretes Projekt gibt.“ Er dankte Janine Bliestle von der Projektstelle der Gemeinde Eichstetten für die Koordination des Projektes.
Georg Weiser hat eine erste Umfrage unter seinen Schülern gemacht und herausgefunden, dass von ihnen etwa 40 Prozent Obst und Gemüse in den Pausen kaufen würden. „Man sollte den Schülern einfach dazusagen, dass die Möhren auf einem Feld in der Nähe angebaut werden“, schlägt Sophia Zeiger vor.

Gesamten Text vom 30.7.205 von Bianca Bachmann auf www.badische-zeitung.de lesen

  

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