Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Milch und Milchprodukte
aus Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Milch, Milchwirtschaft, Melken, Molkerei, Milchquote, ...

Blick vom Danielenhof auf den Spirzen nach Westen ins neblige Dreisamtal am 17.10.2005  
mehr - auch zum Danielenhof
 
Am Breitehof bei Stegen am 3.6.2008
 
 

 

Milchviehhalter im Dreisamtal wollen 43 Cent für den Liter

Franz Schweizer ist in diesen Tagen ein viel gefragter Mann. Der Landwirt vom Oberrieder Schneebauernhof wird von Presse, Funk und Fernsehen bestürmt. Wegen Interviews zum Milchlieferboykott geben sich bei ihm Kamerateams und Journalisten aus halb Europa die Klinke in die Hand. Aber damit nicht genug. Um die Boykotteure von den Höfen des Dreisamtals über die politische Entwicklung auf dem Laufenden zu halten und die Solidarität unter den Boykotteuren zu stärken, trifft man sich bei ihm zu abendlichen Krisengesprächen. „Die Meldungen überschlagen sich fast stündlich. Da ist es wichtig, dass jeder über den aktuellen Stand des Boykotts Bescheid weiß“, so Schweizer. Als  Aktivist des noch jungen Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM ) kümmert er sich darüber hinaus um die Organisation von Demonstrationen und Aktionen. So waren knapp 300 Milchviehhalter aus der Ortenau und dem Hochschwarzwald  dabei, als von BDM-Chef Schaber der Milchboykott „gegen eine kaum noch zu verkraftende Preissenkungs-Orgie der Milchindustrie“ auf einer Kundgebung in Bayern verkündet wurde. Um ihren Forderungen auch in Freiburg Nachdruck zu verleihen, blockierten am Sonntag 180 Milchbauern aus Südbaden das Eingangstor der Breisgaumilch. „Wenn sich die Milchindustrie nicht entscheidend bewegt, wird in wenigen Tagen keine Milch mehr in den Regalen stehen“  prophezeit Schweizer im Gespräch mit dem Dreisamtäler. Nach einer Mitteilung des BDM haben sich mittlerweile über 90 Prozent der südbadischen Milcherzeuger dem Boykott angeschlossen.
Zu den Landwirten, die sich schweren Herzens dazu entschlossen haben, ihre Milch wegzuschütten, gehört auch Dorothea Mayer vom Jungbauernhof in Kirchzarten-Dietenbach. „Wegschütten tut sehr weh und macht traurig. Aber gleichzeitig kommt dabei auch ein Gefühl der Notwehr auf“, sagt Mayer. Für sie ist die Forderung von 43 Cent für den verkauften Liter Milch ein gerechter Preis. „Wir sind die Hersteller eines hochwertigen Produktes. Die Lebenshaltungskosten sind enorm gestiegen. Wenn das Milchgeld weiterhin zwischen nur 27 und 35 cent wie bisher schwankt, dann legen wir drauf. Das kann nicht sein“. Mayer  schildert, dass der laufende  Betrieb immer wieder unvorhersehbare Kosten verursache. So musste sie  erst vor wenigen Tagen für  tierärztlichen  Beistand bei der komplizierten Geburt eines Kalbes über  600 Euro  berappen.  Die engagierte Landwirtin geht davon aus, dass der Boykott wegen der internationalen Solidarität unter ihren Kollegen zum Erfolg führen wird. „Jeder von uns hat Geschäftsanteile in der Freiburger Breisgaumilch. Niemand will, dass der Betrieb vor die Hunde geht“, so die Landwirtin, die bisher überall auf breite Zustimmung für die ungewöhnliche Aktion gestoßen ist. "Von mir gibt es in der heißen Boykott-Phase keinen Kommentar“, sagt Alfons Saier aus Oberried, der seit mittlerweile 40 Jahren mit seinem Milchtransporter die Höfe zwischen dem Hochschwarzwald und der Grenze zur Schweiz ansteuert und die Freiburger Breisgaumilch beliefert. Als Selbständiger enthalte er sich jeglicher Wertung, weil er „zwischen allen Stühlen“ sitze. Klar sei allerdings, dass der Boykott auch ihn treffe. Weil weniger Anlaufstellen anzufahren sind, müsse er für einen begrenzten Zeitraum  Einkommensverluste hinnehmen.
Kein Freund des Boykotts ist Franz Spiegelhalter vom Küchlehof in Kirchzarten-Geroldstal. „Ich lass mich nicht bedrängen“, sagt der Landwirt, der bis vor kurzem noch Kreisvorsitzender des  Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) war. Für ihn steht fest, dass allein die Nachfrage den Preis regelt. Deshalb müsse  jeder Betrieb die ihm zugeteilte   Quote einhalten. Wichtig sei, dass der Verbraucher  nicht auf Billigprodukte von Discountern wie Lidl und Aldi zurückgreife, sondern sich beim Einkauf bewusst für die  Marke Breisgaumilch entscheide. Als Folge der Boykottaktionen haben am Sonntagabend Gespräche zwischen Vertretern der Landwirte und des Milchindustrieverbandes begonnen. Um ihrem Anliegen auch im Dreisamtal mehr Nachdruck zu verleihen, haben am Dienstagmorgen rund 30 Landwirte alle Milchregale der Aldi-Niederlassung in Kirchzarten aufgekauft.
bm, 5.6.2008, www.dreisamtaeler.de

 

No Milk today: Warum Bauern sie schweren Herzens wegschütten

Sechs Uhr früh bis abends acht: Von vierzehn Stunden Arbeit täglich sollte man eigentlich leben können - finden die Milchbauern, und deshalb streiken sie

Gegen halb neun kommt normalerweise das Milchauto. Ausgerechnet heute hat es Verspätung. Karl Rombach wirkt nervös an diesem ruhigen, sonnigen Maimorgen im Eschbachtal. Eine Katze sitzt vor dem Stall und putzt sich das Fell, Hündin Senta faulenzt im Schatten. Rombach ist Milchbauer, er betreibt den Mooshof zwischen Stegen und Eschbach. 28 Kühe hat er, jeden Morgen liefert er zwischen 400 und 500 Liter Milch ab. Normalerweise. Heute nicht. Rombach wartet ungeduldig auf den Laster der Breisgaumilch — nur, damit er ihn wieder wegschicken kann. Denn der Milchbauer, auch Vizelandesvorsitzender des Bundes Deutscher Milchbauern (BDM), ist im Streik. Weil, wie er findet, die Bauern zu wenig Geld kriegen für ihre Milch, kriegt die Breisgaumilch eben jetzt keine Milch mehr. Oft haben die Bauern damit gedroht, jetzt machen sie Ernst. "Jetzt kommt er." Karl Rombach hat ihn erspäht. Zwei Minuten später fährt der Tanklaster auf den Hof. Der Fahrer hält, schaut prüfend auf den Bauern, erkennt, dass auch hier nichts zu holen ist und wendet. Genauso ist er an diesem Morgen schon von anderen Höfen weggefahren. Er war bei 17 Bauern, zwölfmal fuhr er ohne Zuladung weiter. Rombach grollt. "Ich will nicht, dass die unser Geld verfahren" , sagt er, "da red’ ich noch mit dem Aufsichtsrat." Schließlich ist die Breisgaumilch eine Genossenschaft und gehört den Bauern.

"Im Dreisamtal machen nur drei oder vier Bauern nicht mit", glaubt der Verbandsfunktionär. Auch Kollegen, die gar nicht im BDM organisiert seien, schlössen sich dem Boykott an, sagt der 54-Jährige. "Es läuft gut." Doch ganz überzeugt davon wirkt er nicht. Knapp über 30 Cent pro Liter Milch , "das reicht gerade, um die Höfe über Wasser zu halten" , klagt Rombach. Viele könnten überhaupt nur überleben dank anderer Einnahmen: Wald, Tourismus, Nebenerwerb. "Wir im Schwarzwald bräuchten eigentlich 46 oder 48 Cent." Wenn das nicht gelinge, "werden einige Betriebe aussteigen" , versichert er. So mancher Bauer werde dann den Bettel hinwerfen. Ohne Bauern, ohne ausreichend Lieferanten, warnt der Erzeuger, habe auch die Breisgaumilch keine Zukunft. "Wenn es die Bauern im Schwarzwald nicht mehr gibt, dann gibt es auch die Breisgaumilch nicht mehr." Nur wenn die Bauern über die Runden kommen, kann es auch der Breisgaumilch gutgehen. Was aber, wenn die regionale Molkerei ihrerseits unter Druck ist, dem Druck der Großen? Christoph Blattmann drückt zu. Zwei-, dreimal knetet der 20-Jährige die Zitzen von Kuh Dora. Milch spritzt in einen Eimer. "Jetzt kann’s losgehen, Dora" , knurrt der Milchbauer aus Wildtal bei Freiburg. Es klingt fast kämpferisch, so als meinte Blattmann das Streiken, nicht das Melken. Wie jeden Nachmittag holt der Jungbauer, der vor fünf Jahren den Hof seines verstorbenen Vaters übernommen hat, Punkt fünf Uhr nachmittags seine 28 Kühe von der Weide in den Melkstand, gleich neben dem Stall. Nach dem Vormelken, bei dem er schaut, ob die Milch "sauber" ist, wäscht der Bauer das Euter und streicht mit einem Lappen um die Zitzen. "Das ist gut für die Produktion." Dann legt er Dora das Melkzeug an. Sechs Kühe gleichzeitig verkraftet der moderne Melkstand, bis zu 15 Minuten dauert die Prozedur. Dann darf auch Dora abtreten. Trotz einer Wunde an der Klaue hat sie jetzt 25 Liter gegeben. Bis zu 35 schaffen die "guten Kühe" , wie Blattmann sie augenzwinkernd nennt. Gute Kühe, das sind zwei Drittel der 28. Die "schlechten" geben nur acht bis 15 Liter am Tag. "So, Dora, das war’s für heute." Der Jungbauer klopft der Kuh sanft auf den Rücken, sie humpelt zurück in den Stall. Dora hat Feierabend, für Blattmann geht die Arbeit weiter. Nach einer Stunde sind alle Kühe gemolken. Eine weitere Stunde lang säubert er den Stall, Mutter Manuela, die auch beim Melken hilft, reinigt den Melkstand. 400 Liter Milch sind es auch heute wieder geworden. 850 Liter holt der Milchwagen jeden zweiten Tag auf dem Schümperlehof ab. Heute wäre es wieder so weit. Doch gestern hat Blattmann dem Fahrer gefaxt, dass er nicht kommen soll. Für 37,65 Cent pro Liter jedenfalls will Blattmann die Milch von Dora und Co. nicht mehr abgeben. 43 Cent erst würden die Kosten decken und einen schmalen Verdienst bringen. Schließlich sind im vorigen Herbst die Preise für Kraftfutter enorm gestiegen. Vor kurzem zog auch der Mineralfutterpreis an. Ganz zu schweigen vom Sprit für die Traktoren, von den Werkstatt- und Stromrechnungen. Und auch der Tierarzt will bezahlt sein. Ein Kaiserschnitt bei einer Kuh hat Blattmann jüngst 190 Euro gekostet, die Nachbehandlung weitere 60 Euro. Der Jungbauer fordert einen "Systemwechsel". Und jetzt, wenn normalerweise der Milchwagen vorfährt, gibt Blattmann stattdessen den älteren Kälbern die Milch; sonst bekommen nur die jungen die Delikatesse. Und sogar die Schweine auf dem Blattmann-Hof profitieren vom Milch-Streik. Was dann noch von den 400 Litern übrig bleibt, fließt in den Ausguss. Die Prozedur schmerzt Christoph Blattmann sichtlich, aber er wirkt entschlossen. Sollte dieses letzte Druckmittel versagen, wird er den Hof schließen. Bei so viel Arbeit — von morgens um sechs bis abends um acht — sollte man, findet er, zumindest davon leben können.
Franz Dannecker, 28.5.2008, BZ

Die Milch rinnt auf die Straßen
Am Tag eins des Lieferboykotts sind die Folgen noch nicht absehbar / Die Aktionen konzentrieren sich auf Süddeutschland Während wütende Landwirte vor allem in Süddeutschland Milch wegschütten oder verfüttern, gibt es in den Supermarktregalen noch keinen Engpass.
Am ersten Tag des vom Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) ausgerufenen Boykotts ist noch nicht abzusehen, welche Folgen er hat. "Es tut jedem gleich weh", sagt Hansjörg Waldvogel aus Waldau über seinen Entschluss, die Milch wegzuschütten. Dennoch hofft er, dass alle, die für den Boykott unterschrieben haben, tatsächlich mitmachen. Fridolin Saier aus St. Märgen empfindet auch "kein schönes, kein gutes Gefühl" . Aber es müsse sein. "Ich seh’ das als Notwehr, als Verzweiflungstat." Meinrad Schlegel aus St. Märgen macht aus Überzeugung mit. Der finanzielle Verlust werde ausgeglichen durch einen höheren Milchpreis nach dem Streik. Saier schätzt, dass nach zwei bis drei Wochen Streik das Milchkontingent um vier bis fünf Prozent unterliefert ist. Und dann steige der Preis. Die meisten Landwirte
rechnen mit einem Boykott von maximal zwei Wochen. Nur Saier erwartet eher drei bis vier Wochen. "Ich glaube, dass das ein harter Kampf wird, hart für alle Beteiligten." Wenn Aldi und Lidl bereit seien, die laufenden Verträge zurückzunehmen und neu auszuhandeln, "dann hätten wir es geschafft". So oder ähnlich äußern sich viele Landwirte. Milchbauern, die sich nicht am Lieferboykott beteiligen, sind nicht leicht zu finden. Einer derjenigen, die bewusst nicht mitstreiken, ist Stefan Schwär aus Waldau. Er kritisiert, dass die kleinen Familienbetriebe den Kampf für höhere Milchpreise austragen sollen. Dabei seien nicht die kleinen Betriebe im Hochschwarzwald die Verursacher des Milchüberschusses, sondern die Großbetriebe im Norden, die von Molkereien und Staat gezüchtet worden seien. Auch die Breisgaumilch zahle einen Kostenersparniszuschlag an Betriebe, die größere Mengen ablieferten. Sie schaffe damit einen Anreiz, mehr zu produzieren und sei selber Schuld an der Überproduktion. "Ich mach’ das Spiel nicht mit." Der prominenteste Gegner eines Boykotts ist Friedhelm Schneider, der Präsident des hessischen Bauernverbandes. Mit etwa 400 Milchkühen gilt Schneider als größter Milchbauer in Hessen. Der hessische Bauernverband habe nicht zur Teilnahme an der Protestaktion aufgerufen, sagte Schneider. "Das muss jeder Betrieb für sich entscheiden." Die Verbraucher reagieren offensichtlich nicht auf den Boykott. "Von Hamsterkäufen merken wir nichts" , sagte ein Sprecher von Edeka Südwest in Offenburg. Die Molkereien lieferten wie üblich ihre Ware an. Die Freiburger Molkerei Breisgaumilch kann noch nicht sagen, in welchen Umfang der Boykott befolgt wird. Man rechne in einem zweitägigen Turnus ab, heißt es zur Begründung. Geschäftsführer Ernst Ehret hatte angekündigt, die Molkerei werde weniger Milchpulver erzeugen, um den Handel weiter mit frischer Milch und Milchprodukten versorgen zu können.
Wenn die vertraglich gebundenen Milchbauern nicht liefern, können die Molkereien sich — zumindest im Prinzip — am freien Markt versorgen. Rund 20 Prozent der 28 Milliarden Kilogramm Milch, die jedes Jahr in Deutschland verarbeitet werden, würden ohne direkte Lieferverpflichtung erzeugt und angeboten, sagt Michael Brandl vom Milchindustrieverband, der Organisation der Molkereien. Weitere vier bis fünf Prozent würden aus dem Ausland angeliefert. Freie Milch gibt es also — sofern der Boykott nicht flächendeckend wirkt. Für Brandl ist der Lieferboykott ohnehin ein süddeutsches Thema. "Da geht es wild zu" , sagt der Verbandssprecher. Aus dem Norden und Osten höre man nichts. Der BDM hingegen berichtet, in Mecklenburg-Vorpommern blieben schon die Kühlregale leer und die Molkereien bekämen kaum noch Milch. Die Bauern in Sachsen und Sachsen-Anhalt hingegen setzen auf Verhandlungen mit den Molkereien statt auf einen Boykott. Die Vernichtung der Milch sei der Bevölkerung aus ethisch-moralischen Gründen nicht zu vermitteln, sagte der Sprecher des Sächsischen Bauernverbandes, Manfred Böhm. "Wir schütten keine Milch aufs Feld oder in den Gully." Dafür, dass der Boykott sich auf Süddeutschland konzentriert, sprechen die Mitgliederzahlen des BDM. Er hat nach eigenen Angaben 32 000 Mitglieder, 19 500 davon in Bayern, 3700 in Baden-Württemberg.
Jörg Buteweg , 28.5.2008, www.badische-zeitung.de

 

Faironika wirbt für fairen Milchpreis

Die kleine Ausstellung in der Sparkasse. Auf dem Foto (v.l.): Matthias Mayer vom Ruhbauernhof in Dietenbach, Franz Schweizer vom Schneebauernhof in Oberried, Peter Spiegelhalter vom Gallihof in Dietenbach und Helmut Gremmelspacher von der Sparkasse Hochschwarzwald. 

Foto: Hanspeter Schweizer

Faironika, so heißt die hübsche schwarzrotgold-bunte Kuh, die seit Oktober 2007 als Markenzeichen für faire Milchpreise in ganz Europa anzutreffen ist. Seit wenigen Tagen steht sie nun auch in der Sparkassen-Hauptgeschäftsstelle in Kirchzarten. Es sind die europäischen Milchbauern, die diese Aktion betreiben. Sie haben sich länderübergreifend im European Milk Board (EMB) zusammengeschlossen, um für eine faire Entlohnung ihrer Arbeit zu kämpfen. Im Dreisamtal sind es die im BDM (Bund deutscher Milchbauern) organisierten Landwirte, mithin 70 % aller Landwirte. Milch ist ein wertvolles Lebensmittel und für viele Bauern nicht nur im Dreisamtal eine der Haupteinnahmequellen. Wo Milch produziert wird, passiert aber noch etwas anderes: Die Landschaft wird offen gehalten. Gerade auch da, wo Tourismus stattfindet, ist dies von großer Bedeutung. Wenn die Milch­erzeugung aber zu schlecht bezahlt wird, hören die Bauern auf, Milch zu produzieren. Arbeitsplätze gehen verloren, die Absicherung der Wertschöpfung des ländlichen Raumes gerät aus dem Gleichgewicht. Was kann nun der Milch trinkende Verbraucher tun, um dem Preisverfall bei der Milch entgegen zu treten? Nun, das beginnt zuallererst beim Einkauf. Da, wo Breisgau drauf steht, ist auch Breisgau drin. Dies gilt für Milch genau so wie für Joghurt, Quark und Butter. Die Preistreiber finden sich eher bei den Discountern. Und Milch muss man dort ja nicht unbedingt kaufen.
rs, 8.5.2008, www.dreisamtaeler.de

 

 

IKEA verkauft 250 gr Deutsche Markenbutter für 50 Cent: Unmoralisch

Bauernverband gegen Preis-Dumping von IKEA / Verkauf von Butter für 50 Cent ist eine Provokation für Milchbauern

Freiburg (glü.) Als unmoralisch und inakzeptabel kritisierte der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Werner Räpple, das Angebot der Möbelkette IKEA, zum Nikolaustag am 6. Dezember 250 Gramm Deutsche Markenbutter für 0,50 Euro zu verkaufen. Für Milchbauern bedeute es ein Schlag ins Gesicht, wenn ihr hochwertiges Produkt und Lebensmittel Butter auf diese Weise verramscht werde, betonte der Bauernpräsident.

Wenige Tage vor Inkrafttreten der vom Bundestag auf massives Drängen des Berufstandes beschlossenen Verschärfung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen, mit der Verkäufe unter Einstandspreis verboten werden, könne eine solche Schleuderpreis-Aktion nur als eine Provokation angesehen und verurteilt werden. Räpple nannte die IKEA-Aktion schamlos und verwerflich. Sie schade dem Werteempfinden der Verbraucher für Lebensmittel und werfe ein bedenkliches Licht auf die propagierten Unternehmensideale der Möbelkette. IKEA schade damit nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der Glaubwürdigkeit des IKEA-Konzerns, so der BLHV-Präsident.
Gerhard Lück , 13.12.2007, www.dreisamtaeler.de


 

Breisgaumilch - Vorstandswahlen
 
Eigentlich hätten Breisgaumilch und die Milchbauern, denen die Molkerei gehört, allen Grund zum Jahresende die Sektkorken knallen zu lassen. Die Ertragslage im Geschäftsjahr 2007 hat sich nämlich wesentlich verbessert, für die Milchprodukte konnten höhere Preise durchgesetzt werden. .....
Bei den Vorstandswahlen demonstrierte der Bundesverband deutscher Milchbauern (BDM) seinen neuen Einfluss. Der BDM ist die neu formierte Bauernorganisation, die sich für einen höheren Milchpreis einsetzt und und teilweise in Konkurrenz zu bestehenden Organisationen, etwa dem BLHV, steht. Auf Betreiben der BDM-Leute wurden in Stegen altbewährte Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Milcherzeugervereinigung abgewählt. Gleichzeitig konnte der BDM gleich fünf seiner Leute in Vorstand und Aufsichtsrat positionieren. Obgleich der BDM mit dem Kampf für einen fairen Milchpreis in jüngster Zeit einen enormen Mitgliederzuwachs erlebt hat, wurde er in Stegen auch kritisiert. Landwirt Walter Sigwarth aus Saig warf ihm "Macht- und Überheblichkeitsmanier" vor. Überheblich und besorgniserregend sei es, wenn, wie zuvor auch bei den Ortenauer Milcherzeugern, langjährige und bewährte Vorstandsmitglieder abgewählt würden. Dem BDM gehören nach eigenen Angaben bundesweit inzwischen 30 000 Landwirte an. In Stegen gehörten schätzungsweise 60 Prozent der anwesenden Bauern zum Bundesverband deutscher Milchbauern.
Kompletten Artikel vom 12.12.2007 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen
 

 

Breisgaumilch und Landwirte profitieren von den hohen Preisen

Des einen Freud, des andern Leid: Während sich viele Verbraucher in den vergangenen Monaten über die gestiegenen Preise für Milchprodukte ärgerten, konnte die Breisgaumilch dank steigender Einnahmen die Konsolidierung des Unternehmens vorantreiben. Vom hohen Preisniveau profitierten auch die Erzeuger. Im Januar dieses Jahres bekamen die Bauern noch 28 Cent pro Kilogramm Milch, im Oktober — also neun Monate später — waren es etwas mehr als 41 Cent.

Das soll so bleiben — zumindest bis zum Jahresende. "Ich schätze, dass der Preis bis Ende des Jahres stabil bleiben wird" , vermutet Ernst Ehret, Geschäftsführer der Breisgaumilch. Er stellte gestern die Zahlen in der Generalversammlung der Milcherzeugergemeinschaft Ortenau in Ortenberg vor. Ehret kann den Milchbauern ein Weihnachtsgeschenk machen: Sie erhalten für die zweite Jahreshälfte eine Nachzahlung von vier Cent pro Kilo angelieferter Milch. Nachdem die Breisgaumilch 2005 rote Zahlen geschrieben hatte, wurde in diesem und im vergangenen Jahr gespart. Personalabbau und der Verzicht auf unrentable Produkte zeigen Wirkung. Auf rund zwei Millionen Euro bezifferte Ehret die Einsparungen. Der Personalstand sank in diesem Jahr von 300 auf 260 Mitarbeiter. Auf der anderen Seite stieg der Umsatz dank der steigenden Preise für Milch und Milchprodukte. Die Weltmarktpreise für Milch sind gestiegen, weil die Nachfrage stärker gewachsen ist als die Produktion. In der EU ist der Milchüberschuss deutlich zurückgegangen, bei der Breisgaumilch liefern die Landwirte sogar weniger Milch an als in den Jahren zuvor. Deswegen steigen die Preise. So kostet die 250-Gramm-Packung Butter jetzt etwa 1,20 Euro, vor einem Jahr war sie noch für 78 Cent zu haben. Ein Liter Vollmilch kostete im Oktober etwa 76 Cent, vor einem Jahr waren es nur 59 Cent. Außerdem hat es die Molkerei geschafft, mehr von ihren Markenprodukten zu verkaufen und weniger als Handelsmarke absetzen zu müssen. Das sind die Waren, die unter Namen wie Mibell bei Edeka oder Milfina bei Aldi im Regal stehen. Hierfür bekommen die Hersteller weniger als für ihre Markenwaren. Den Absatz beim Biosortiment konnte die Breisgaumilch beispielsweise um 20 Prozent steigern. Alle drei Trends zusammen, steigende Umsätze, sinkende Kosten und ein ertragreicheres Sortiment, sorgen nach Ehrets Darstellung für "eine wesentliche Verbesserung der Ertragslage" bei der Molkerei. Zahlen zum Ertrag nennt die Breisgaumilch nicht. Da die Molkerei den Landwirten gehört, ist der ausgewiesene Gewinn auch nicht die entscheidende Größe. Wichtig ist vielmehr, was den liefernden Landwirten für ihre Milch gezahlt wird. Für das kommende Jahr wagt Ehret keine Prognose. Sicher ist nur, dass es nicht mehr im gleichen Tempo aufwärts geht. Marktbeobachter glauben, dass der Milchpreis den Höhepunkt bald überschreiten und wieder fallen könnte. Die Preise für Butter, Mager- und Vollmilchpulver an den Warenbörsen fallen seit Oktober. Die allgemeinen Prognosen für den EU-Milchmarkt sind trotzdem positiv. Erwartet wird, dass Produktion und Verbrauch von Käse und Frischprodukten weiter wachsen. Der Trend am Welt-Milchmarkt würde die positiven Marktprognosen stützen. Für Ehret ist klar: Die Kosten müssen weiter sinken. Im kommenden Jahr will die Breisgaumilch ihre betrieblichen Abläufe weiter optimieren und dadurch eine höhere Produktivität erreichen. Das oberste Ziel: Die Eigenständigkeit der Breisgaumilch-Gruppe soll erhalten bleiben.
5.12.2007, BZ

 

Schlagabtausch zwischen Johannes Ganter und Breisgaumilch

Trotz der erfreulichen Nachrichten bei der Erzeugerversammlung der Breisgaumilch im "Neustädter Hof" äußerten zwei Zuhörer unter den rund 90 anwesenden Landwirten Unzufriedenheit: Die Mehreinnahmen durch den gestiegenen Auszahlungspreis würden komplett von den steigenden Kosten für Futtermittel und Energie aufgefressen. Sie stießen auf massiven Widerspruch der Unternehmensführung.

Franz Schweizer, BDM-Kreisvorsitzender, der sich ausführlich zu verschiedenen Themen äußerte, dankte der Geschäftsführung für gute Arbeit und forderte die Landwirte zum Applaus auf. Nun könne man wieder nach vorne sehen. Inwieweit sich der BDM von den Preiserhöhungen beeinflussen lässt, sagte er nicht. Überhaupt war der BDM kaum Thema. Der Kontakt zwischen Breisgaumilch und BDM sei gut, befand Bernhard Dorer, der Vorsitzende des Aufsichtsrats.

Johannes Ganter aus Hinterzarten sagte: "Ich bin über verschiedene Neuerungen ganz positiv überrascht." Etwa, dass man von den Billigmarken weggehe, hin zur Schwarzwaldmarke. Nicht zufrieden sei er aber mit der Präsentation und dem Nachschub der Breisgaumilch-Produkte in den Läden. Sein Vorschlag, einen eigenen Mitarbeiter in die Geschäfte zu schicken, damit dieser die Regale befülle, ist freilich nicht zu verwirklichen, wie Geschäftsführer Ernst Ehret klarmachte. Hierfür habe jedes Geschäft sein eigenes Personal. "Man muss die immer wieder bombardieren und mit denen reden" , sagte er, "aber mehr geht nicht". Auch mit dem, was trotz des höheren Auszahlungspreises beim Landwirt hängen bleibe, zeigte sich Ganter unzufrieden: "Ich kann die Euphorie nicht teilen. Uns laufen die Kosten davon. Unterm Strich haben wir nicht mehr, und die Politik lässt uns zusätzlich im Stich." Die Mehrkosten fräßen die Mehreinnahmen vollständig auf. Damit stieß Ganter, dem nur Karl Schupp aus Kappel beisprang, auf massiven Widerspruch der Unternehmensführung. Es entspann sich ein Schlagabtausch zwischen Ganter sowie Ehret, Prokurist Heinz Kaiser und Aufsichtsrat Gottfried Hermann. Dass die Kosten gestiegen sind, bestritt keiner, umso entschiedener aber, dass sie die Mehreinnahmen auffräßen. Ganter ging so weit, die Reaktion der Geschäftsleitung als Aufbauen einer Front gegen die Erzeuger zu bezeichnen. Hermann wies ihn darauf hin, dass man Fakten akzeptieren müsse. Kaiser differenzierte: "Es gibt Betriebe, da bleibt sehr viel hängen von den zehn Cent" , die der Auszahlungspreis seit Januar gestiegen sei. Allerdings gebe es auch welche, die keine Gewinne hätten und viele dazwischen. Dass die Preisanstieg langsam vonstatten gehe, sei nicht anders möglich. Kaiser wies Ganters Vorwurf, die Führung sei gegen die Erzeuger, entschieden zurück: "Wir ziehen seit einem Jahr den Karren aus dem Dreck." Für das Unternehmen könne man mit den Ergebnissen schon jetzt zufrieden sein, für die Landwirte vielleicht auch bald, denn der Preis steige weiter. "Wir wissen um die Steigerung Ihrer Kosten, aber man muss auch die Realität anerkennen und sehen, dass mehr ankommt." Kaiser bat die Landwirte um Rückendeckung. Es gelte, den Schwarzwald als Marke nach außen zu tragen und Aktionen wie die der Landfrauen zu unterstützen, "für uns ist das unwahrscheinlich wichtig." Landwirte und Unternehmensführung dürften sich nicht auseinanderdividieren lassen. Gottfried Hermann stellte nochmals die Leistungen von Ehret und Kaiser in den Vordergrund: "Sie haben unser Unternehmen wieder nach vorne gebracht."
6.10.2007, BZ


 

 

Breisgaumilch hat noch sieben Anlieferer in Freiburg

Milch, Butter und Quark werden teurer, doch in den Läden äußern Verbraucher Verständnis dafür, dass die Bauern mehr für ihre Produkte bekommen. Das Unternehmen Breisgaumilch registrierte im Juli eine wachsende Nachfrage nach hochpreisigen Produkten der Markenlinien "Schwarzwälder" und "Breisgau" und hat auch die Auszahlungspreise für die Landwirte erhöht. Im Januar erhielten die 1800 Mitglieder noch 27 Cent pro Kilogramm Rohmilch, die Abrechnung für den Monat August wird 35,5 Cent ausweisen. Allerdings erreichten die Milcherlöse in den beiden Vorjahren historische Tiefstände. Laut Landesstatistik gab es 2003 in Baden-Württemberg 16 400 Milcherzeuger, zehn Jahre davor waren es noch doppelt so viele. Gleich geblieben ist jedoch die Milchmenge, woraus sich schließen lässt, dass die Milchleistung der Tiere enorm gestiegen ist. Im Freiburger Stadtgebiet ist die Zahl der Erzeuger im gleichen Zeitraum von 42 auf zwölf gesunken.
Derzeit hat Breisgaumilch in den Stadtteilen St. Georgen, Ebnet und Kappel noch sieben Anlieferer, die jährlich zusammen 800 000 Kilogramm Milch erzeugen; 204 Millionen Kilogramm Milch erfasst die Breisgau Milch insgesamt. 70 Milchbauern unter dem Dach der Breisgaumilch wirtschaften nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Ihre Erlöse sind noch stärker gestiegen, die Produktionskosten sind jedoch höher und die Milchleistung ihrer Tiere geringer.
17.8.2007, BZ

 

Alle St. Märgener Milchbauern im BDM organisiert - Austritt aus BLHV

Die 31 St. Märgener Milchbauern sind als erste in Baden-Württemberg zu 100 Prozent im Bundesverband Deutscher Milcherzeuger (BDM) organisiert. Das feierte die Ortsgruppe jetzt mit Kreisvertretern bei einer Kundgebung vor dem Dorfeingang auf dem Parkplatz Hausmatte.

Dabei kritisierten die Milcherzeuger scharf den Bauernverband und bekräftigten ihr Ziel, einen Systemwechsel herbeizuführen. Die Bauern sollen die Milchmenge selber steuern, und die Vollkosten der Milchproduktion sollen über den Milchpreis gedeckt werden. "Danke, dass es so wunderbar hier oben klappt" , sagte BDM-Kreisvorsitzender Franz Schweizer. Diese Solidarität sei bisher einmalig im Land. Er lobte Fridolin Saier und Joachim Faller, die beiden Ortsvertreter auf Kreisebene, für ihr Engagement und bat die knapp 40 Anwesenden, weiterhin für den BDM zu werben. Derzeit hat der Verband bundesweit rund 28 000 Mitglieder und ist Mitglied des European Milkboard (EMB), dem nach den neusten Beitritten von Irland, Polen und Ungarn rund 80 000 Milcherzeuger angehören.
Fridolin Saier berichtete, dass alle Angesprochenen in St. Märgen von sich aus in den BDM eingetreten seien. "Es sind alle überzeugt, glaube ich. Wir sind der Meinung, wir brauchen auch weiterhin eine Mengenregulierung, aber nicht unbedingt in staatlicher Hand." Er und Joachim Faller sind auch die Ortsvorsitzenden des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) und haben sich letztes Jahr bewusst als BDM-Vertreter zur Verfügung gestellt, um zu signalisieren, dass sich das Engagement für beide Verbände "einwandfrei" verträgt, wie Saier formuliert. Sie hätten sich weiterhin beim BLHV engagiert und fast wöchentlich Veranstaltungen besucht. Mittlerweile würden aber BLHV und auch der Deutsche Bauernverband (DBV) ihre Interessen nicht mehr vertreten. Denn im Juni hat der DBV beim Deutschen Bauerntag in Bamberg entschieden, sich für die Abschaffung der Milchquote und damit der Mengenregulierung einzusetzen. Dabei seien 82 bis 90 Prozent der Erzeuger gegen die Abschaffung, wie Umfragen gezeigt hätten. Laut Satzung müsse der BLHV auch die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder vertreten. Davon könne keine Rede sein. "Präsident Räpple und seine Stellvertreter verstoßen gegen die Satzung. Normalerweise müssten diese Leute den Hut nehmen." Da dies nicht so einfach in die Wege zu leiten sei, hätten er und Joachim Faller zum Jahresende ihren Austritt aus dem BLHV erklärt. Ihre Aufgaben als Ortsvorsitzende wollen die beiden bis Jahresende fortführen. Bis dahin ändere sich vielleicht ohnehin einiges, meinte Saier mit Blick auf den "heißen Herbst" , für den der BDM einen Milchlieferboykott angekündigt hat, falls seine Forderungen nicht erfüllt werden.
Alexandra Werle , 30.7.2007, www.badische-zeitung.de


 

 

Joghurt für 9 Cent: Bauerndemo vor Plus-Märkten

Ein Dumping-Angebot der Plus-Märkte von 9 Cent für 100 Gramm fettarmen Joghurt bringt die Landwirte auf die Palme. Die Bezirksgruppe des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) mit Sitz in Müllheim initierte gestern eine "Bauerndemo" nach dem Motto: "Die Bauern sind sauer. Das ist kein gerechter Preis."

Rund 20 Bauern aus dem Raum Müllheim, Neuenburg, Heitersheim und aus dem Südschwarzwald hatten sich gestern Vormittag vor den Plus-Märkten in Neuenburg und in Müllheim eingestellt. "Schön, dass sie bei uns einkaufen, bei uns ist alles wahnsinnig billig" : Solche Werbebotschaften des Discounters erscheinen den Landwirten wie Hohn. Gegen den Billigeinkauf von Lebensmitteln verteilten die Bauern Infoblätter an Passanten, in denen erklärt wird, was ein angemessener Preis für Milch und andere Frischprodukte ist. Sie suchten außerdem das Gespräch mit den Kunden. Auch mit den Verkäufern in den Märkten wollten die Landwirte reden. In Neuenburg war das nicht möglich, weil sich das Verkaufspersonal unzugänglich zeigte und mit der Polizei drohte. Die Müllheimer Angestellten zeigten mehr Verständnis für die Aktion. Ebenso waren Verbraucher bereit, mit den Bauern zu diskutieren. Wertvolle Milchprodukte sind Lebensmittel, "wobei die Betonung auf dem Wort Leben liegt" , meinte aufgebracht Heike Nussbaumer als Demonstrantin. Sie ist überzeugt, dass das Verramschen wertvoller Naturprodukte Landwirten im Schwarzwald, die mit der Beweidung der Berghänge die wertvolle Aufgabe der Landschaftspflege wahrnehmen, langsam aber sicher den finanziellen Boden unter den Füßen wegzieht. Alle anwesenden Landwirte liefern ihre Milch an die Breisgau-Milch, bei der sie zugleich Anteilseigner sind. Das ist eine eher kleine Molkerei, die lokal vor Ort für ihre regionalen Produkte wirbt und versucht, eine faire Preisgestaltung für die Bauern aufrecht zu erhalten.
Als unverantwortlich und unmoralisch gegenüber der zeitaufwendigen Arbeit der Landwirt bezeichnet auch BLHV-Präsident Werner Räpple in einer schriftlichen Stellungnahme die Aktion des Discounters. Die BLHV-Kreisvorsitzenden Hermann Ritter aus Buggingen und Heinz Kaufmann aus Efringen-Kirchen sind beide empört. Die Erzeuger versuchten mit kurzen Wegen umweltgerecht zu handeln — und nicht Molkereiprodukte durch die ganze Bundesrepublik zu karren — und vor Ort frische Produkte anzubieten. Dann erfolge ein Preiskampf, bei dem genau diese Absicht auf der Strecke bleibe. Sollten sich die Ramsch-Preise auf Dauer durchsetzen, werden noch mehr Bauern ihre Milchviehhaltung überdenken. Kurios: Die Erzeugerpreise bei der Milch Anfang der achtziger Jahre sind gleich hoch wie die heutigen. Damals gab es 70 Pfennig, heute gibt es 35 Cent, obwohl die Kosten für Energie und Viehfutter stark gestiegen sind.
Jutta Schütz , 20.6.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Milchpreis - Auflösung von Schwarzwaldhöfen

Zu den Forderungen von Bauern nach höheren Milchpreisen und der Entgegnung eines Leserbriefschreibers, die Milchbauern müssten ihre Kapazitäten abbauen

Herr Raab gab aus der Sicht gegenwärtiger kalter Handelspraxis seine Meinung zur Milchsache. Als ehemaliger Arbeitnehmer in einem örtlichen Industriebetrieb und nebenberuflicher Kleinlandwirt glaube ich, diese Sache aus neutraler Sicht beschreiben zu können. Die angeführte Milchüberproduktion, die als primäres Übel benannt wird, ist entstanden durch wiederholtes Drängen der Landwirtschaftsämter und Schulen zu ausschließlich viel und mehr Produktion. Der Mangel in den Nachkriegsjahren an allem, vor allem in den Fünfziger Jahren, hatte zum Ausgleich Agrareinfuhren aus Billigländern. Sie sind ja auf staatliche Zulassung zurück zu führen und mit Ursache der Überproduktion. Die Empfehlung der biologisch-organisch und dynamisch ausgerichteten Bewegungen, denen ich mich seit 1950 anlehne, die nicht auf nur quantitative, sondern auch qualitative Produkte setzten, wurde damals nicht nur abgelehnt, sondern auch verspöttelt und rückständig genannt. Erst seit wenigen Jahren werden sie akzeptiert.
Ob diejenigen, die die Auflösung aller Schwarzwaldhöfe empfehlen, auch für die Folgen haften, glaube ich nicht. Ich denke dabei an die Verwilderung der Grünlandoasen und auch an den Druck von Arbeitskräften auf den sowieso überfüllten Beschäftigungsmarkt. Es ist ja bekannt, dass bereits zahlreiche kleine, mittlere und sogar über Fünfzig-Hektar-Betriebe eingestellt haben. Nach einer vor rund zehn Jahren veröffentlichten Bilanz haben 1500-Kuh-Betriebe höhere Unkosten pro Liter Milch als Mittelbetriebe. Es darf noch daran erinnert werden, dass während und nach dem vergangenen Zweiten Weltkrieg Nahrungsmittel nur zögernd aus dem Ausland kamen und Nahrungsmangel zum Problem Nummer eins wurde. Nicht selten mussten junge Bäuerinnen, deren Mann im Krieg war, den Hof allein umtreiben. Mir sind heute noch die damals ausgesprochenen Beschwörungen in Erinnerung, wie einmal die Nachfolgegeneration den Dank hierfür leisten wird. Wenn heute zum Ausgleich einer Fahrzeugreparaturstunde 150 Kilogramm Milch nicht einmal ausreichen, kann nicht mehr von einer Harmonie im Wirtschaftsleben gesprochen werden. In den Dreißiger Jahren wurde ein Liter Milch ab Stall auf zweiundzwanzig Pfennig staatlich festgelegt. Bei den in unseren Fabriken üblichen Stundenlöhnen von sechzig bis siebzig Pfennig entsprach dies etwa Dreieinhalb Litern Milch. Dieses Verhältnis wäre heute selbstverständlich nicht mehr angemessen. Die Schwarzwälder haben im Allgemeinen noch ein Gespür für soziale Ausgeglichenheit nach dem Grundsatz: "Leben und leben lassen!" Vor etwa fünfundzwanzig Jahren haben dies auch die Arbeitnehmer der Eisenbacher Metallverarbeitungsbetriebe bewiesen. Sie haben eine Lohnstreikdemonstration nur sehr schwach besucht, weil sie nach dreißigjähriger harter Aufbauzeit der Betriebe diese nicht wieder aufs Spiel setzten wollten. Es wäre schön, wenn heute Regierung und Verbände ein ausgeglichenes Verhältnis schaffen könnten.
BZ-Leserbrief vom 19.4.2007 von Georg Spitz, Eisenbach

 

Biobauern wollen mehr: Landwirte diskutieren in Waldau mit Breisgaumilch

Unzufrieden mit dem Milchpreis sind auch die Biomilcherzeuger. In einer Versammlung, zu der die Breisgaumilch die Biobauern in den Gasthof Traube in Waldau eingeladen hatte, machten sie ihrem Unmut Luft. Heinz Kaiser, Prokurist bei der Breisgaumilch, verteidigte den momentanen Preis, kündigte aber angesichts der Marktlage eine Erhöhung an.

Biomilch ist knapp, nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland und den Nachbarländern, wie Mattias Strobl, Geschäftsführer von Bioland Baden-Württemberg, erklärte. Grund dafür ist der Einstieg der Discounter in die Bioschiene. Die Umstellung eines Betriebes auf Bio dauere zwei Jahre, so Strobl, das heiße, bis mindestens 2008 sei Biomilch knapp. Er ermunterte die konventionell produzierenden Landwirte, auf Bio umzustellen: "Die Marktsignale sind so, dass es sträflich wäre, nicht umzustellen." Der Breisgaumilch liefern derzeit 70 Betriebe 9,1 Millionen Liter Biomilch im Jahr. In den nächsten zwei Jahren kommen zwölf weitere Betriebe mit nochmals 2,6 Millionen Liter hinzu. Nicht genug, um das Potenzial der Biolinie auszuschöpfen, wie Kaiser einräumt: "Wir sind dran, weitere Betriebe zur Umstellung zu bewegen."

Den Auszahlungspreis hat die Breisgaumilch im Jahr 2006 leicht erhöht. Die Biomilcherzeuger erhalten derzeit im Schnitt pro Liter Milch bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß einen Grundpreis von 28 Cent plus einen Biozuschlag von sieben Cent (beides netto). "Wir werden mit Sicherheit wieder erhöhen dieses Jahr" , sagte Kaiser zu, die Frage sei nur, um wie viel und in welchem Zeitraum. Ziel sei es, den durchschnittlichen Auszahlungspreis des Landes zu erreichen: "Die Talsohle haben wir überschritten." Auf ersten April wurde der Grundpreis um 0,5 Cent erhöht. Der Winterzuschlag für Biobetriebe lag bei acht Cent pro Liter, wurde aber auf April um zwei Cent gesenkt, denn im Winter ist die Milch knapper als im Sommer. Jürgen Fesser und Martina Braun, Sprecher der Biomilchlieferanten, kritisierten die Kürzung des Zuschlags auf sechs Cent pro Liter im Sommerhalbjahr. "Ab April liegen wir deutlich unterm Schnitt" , beklagte Fesser, "das ist nicht zu rechtfertigen. Die Biomilch läuft sehr gut." Es gebe keinen Grund, den Zuschlag zu senken. Fesser informierte über eine landesweite Versammlung der Biomilchliefergruppen im Herbst 2006, auf der mehrere Ziele formuliert wurden. Eines davon sei, unabhängig vom konventionellen Milchpreis zu werden und einen Mindestauszahlungspreis von 36,5 Cent zu erhalten. Wenn eine Molkerei diese Forderungen nicht erfülle, sollen die Bauern ihre Verträge kündigen. Bei der Breisgaumilch wird es allerdings keine Mindestforderung und vorerst auch keine Kündigungen geben, erklärten die beiden Sprecher angesichts der zwei schwierigen Jahre, die die Molkerei hinter sich hat. Den Biozuschlag wollten sie aber auch im Sommer bei acht Cent sehen. Heinz Kaiser sagte zu, dass höhere Wertschöpfungen an die Bauern durchgereicht würden. Aber er bekräftigte auch: "Die Breisgaumilch wird nicht mehr auszahlen, als sie in der Kasse hat, um auf gesunde Füße zu kommen." Milchlieferverträge zu kündigen, wie es laut Fesser 70 Prozent der Albmilchbauern getan haben, sei keine Lösung, denn dann verschwinde die Marke "Fallers" vom Markt. "Wir wissen, dass Sie mehr bräuchten" , so Kaiser, "aber wo soll das Geld herkommen, frag ich Sie. Das müssen wir erstmal vom Handel kriegen." Bernhard Dorer, Aufsichtsratsvorsitzender der Breisgaumilch ergänzte: "Man kann natürlich 40 Cent wünschen, aber wir sind ein Unternehmen und wir sind am Markt tätig." Aufsichtsrat Gottfried Hermann meinte, der Preis sei politisch kaputt gemacht worden, nicht von der Molkerei.
Alexandra Wehrle, 5.4.2007, www.badische-zeitung.de

 

Beim Milchpreis umdenken

BDM, EMB, BLHV, 2 Kreisteamleiter, 14 Beiräte, Boykottdrohung und weiß Gott was noch alles. Dies alles nur, weil die Landwirte uneinsichtig zu viel Milch produzieren. Oberster Grundsatz der freien Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis.

Oder sollen wir eine weitere Agrarsubvention einführen — etwa ein Milchbauernnotopferpfennig? Solange ich denken kann, sind die Landwirte am Jammern, obwohl doch ungeheuere Summen Geldes schon immer in diese kränkelnde Branche gepumpt werden, aber offensichtlich ohne Erfolg. 40 Cent Erzeuger-Abnahme-Festpreis und dann schnell größere, subventionierte Ställe bauen und mit Subventionen mehr Kühe kaufen und auch noch eine kleine Subvention für eine größere Melkmaschine einkassieren, denn mit 40 Cent pro Liter Milch rentiert sich`s wieder. Selbst wenn die Landwirte einen Euro pro Liter Milch erhalten würden, wäre die Misere nicht beendet, denn der Wahn mit der Überproduktion würde und wird wohl nie aufhören, schon der blanken Geldgier wegen nicht. Was soll denn mit der zu viel produzierten Milch gemacht werden? Bleibt doch nur - was denn sonst - verramschen übrig. Der Dorfschmied, die Weberei, die Uhrenindustrie, der Wagner und viele andere Branchen haben sich der Marktlage angepasst, sich verkleinert oder ganz aufgegeben, nur die Landwirte lernen es wohl nie. Wie wäre es denn mit umdenken? Neue bessere Produkte erzeugen wie zum Beispiel wieder essbare Kartoffeln, mehlige Kartoffeln, Karotten, Biosprit, Biogas, Strom, Sellerie, Lauch, Blumendünger, um nur einiges zu nennen. Nun ja, geschenktes Geld/Subventionen lassen sich leichter einsacken.
BZ-Leserbrief vom 15.3.2007 von Hubert Raab, Eisenbach

 



Immer mehr Milchbauern verlieren den Glauben an den Bauernverband

Dann mache ich den Hof dicht

Dieter Schillinger kommt aus einer langen Bauerntradition. Die Geschichte seiner Familie auf dem Schillingerhof reicht mindestens 300 Jahre zurück. Das Hofgut der sechsköpfigen Familie liegt in etwa 600 Metern Höhe im Quellgebiet des kleinen Reichenbachs. Auf der Bergkuppe über dem Hof, auf
dem Schillinger Berg, ziehen zwei mächtige Windräder die Blicke auf sich. Familie Schillinger ist beteiligt an der Betreibergesellschaft. "In den drei zurückliegenden Jahren hat eine ziemliche Flaute geherrscht. Deshalb gab es auch keine Gewinnausschüttung an die Gesellschafter", sagt Dieter
Schillinger. Jetzt blase der Wind aber wieder ordentlich. Zum Schillingerhof gehören 40 Hektar Wiesen und Weiden. Teilweise steigen sie steil den Hang hoch. Teilweise erstrecken sie sich über die weichen
Hügel der Kuppe. Hier und da steht ein knorriger von Misteln übersäter Apfel- oder Birnbaum. Nur gut zum Schnapsbrennen sei das Obst, meint der Landwirt. Auch das ist ein kleiner Nebenerwerb.

Leben tun die Schillingers aber von der Milch. Korrekterweise muss man sagen: Leben wollen sie von der Milch. Das ist in den vergangenen Jahren nämlich zusehends schwerer geworden. Viele Bauern haben aufgegeben. Doch Dieter Schillinger will kämpfen - für einen fairen Milchpreis. In dieser Woche wurde der 46-jährige Landwirtschaftsmeister aus Freiamt in St. Märgen zum Teamleiter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) für den Landkreis Emmendingen gewählt. Für immer mehr Milchbauern ist der BDM die letzte Hoffnung. Vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) fühlen sie sich nicht mehr vertreten. Im Landkreis Emmendingen sind bereits 40 Prozent aller Milchbauern BDM-Mitglied. Im Breisgau-Hochschwarzwald hat die Quote schon 50 Prozent überschritten. In der Ortenau und in den Landkreisen Lörrach und Waldshut-Tiengen sind Kreisverbände in Gründung. Obwohl die Organisation dort noch nicht aktiv ist, sind rund 20 Prozent der Milchbauern dem BDM schon beigetreten. Das Wutpotenzial ist enorm. Und es wächst. Bundesweit meldet der BDM wöchentlich zwischen 500 und 700 Beitritte.
In normalen Jahren reicht das Grünland von Schillingers Hof aus, um die 40 Milchkühe satt zu bekommen. Aber in Sommern wie 2003 muss Schillinger Viehfutter zukaufen. Auf der Bergkuppe liegt nur rund 15 Zentimeter Humus. Anhaltende Trockenheit macht dem Gras schnell den Garaus. Die Familie Schillinger besitzt auch 20 Hektar Wald. Das Anziehen der Holzpreise hat die Finanzlage etwas verbessert. Aber auch das ist nur ein Nebenerwerb.

Wer auf das Hofgut kommt, macht erst einmal Bekanntschaft mit den beiden Hofhunden Lucky und Fatima. Den Charakter eines Wachhundes hat aber keiner der beiden. Sie sind neugierig und freuen sich, wenn sie gestreichelt werden. Von den 20 Katzen im Komplex von Wohnhaus, Stallungen, Scheune und Schuppen ist nicht viel zu sehen. Sie jagen irgendwo in den Scheunen Mäuse oder räkeln sich im Heu. Die drei Söhne Dirk, Dominik und Daniel beherrschen das landwirtschaftliche
Handwerk. Im vergangenen Jahr habe sie ihren Eltern drei Tage Urlaub ermöglicht. Die drei hielten das Vieh bei Laune. Das heißt morgens um sechs und abends um 18 Uhr loslegen mit Melken, Füttern, Misten. Die Oma sorgte dafür, dass etwas Warmes auf den Tisch kam. In ihrem ersten Urlaub seit 17
Jahren fuhren die Eltern ins Allgäu. "Aber nicht, um die Kühe anzuschauen", sagt die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin Luise und lacht.

Dieter und Luise Schillinger hängen an ihrer Landwirtschaft. Doch wenn die Ertragslage weiterhin so schlecht bleibt, wollen sie nicht, dass ihre Söhne auf eine Zukunft in der Landwirtschaft setzen. Der mit 17 Jahren älteste Sohn Dirk macht gerade eine Ausbildung zum Mechaniker. Dirk fand ebenfalls Gefallen an der Hofarbeit. Aber sein Vater wollte nicht, dass Dirk zum Landwirt ausgebildet wird. Vielleicht wird der mit 13 Jahren jüngste Sohn Daniel später den Hof übernehmen. "Er ist mit Leib und Seele ein kleiner Bauer", sagt seine Mutter. Doch seine Leidenschaft für die Arbeit zwischen Kühen und Heu sei schon größer gewesen, hat sie beobachtet. Die Erfahrung seines großen Bruders, dass man anderswo leichter Geld verdienen kann, hätten Wünsche beim Junior geweckt. Viel zu verdienen gibt's nicht auf dem Schillingerhof. Dieter Schillinger schätzt seinen Stundenlohn auf etwa fünf Euro. Sein Arbeitspensum sei das Doppelte eines Angestellten in anderen Wirtschaftszweigen, sagt er. Schon weil das Vieh an 365 Tagen im Jahr versorgt sein will. Hinzu kommt die tägliche Stunde für den Papierkram, da für Zuschüsse, Naturschutzauflagen und Fiskus alles dokumentiert werden muss.

Dies möchte sich Dieter Schillinger nicht länger antun, wenn der Erzeugerpreis für die Milch weiterhin "so erbärmlich bleibt". Die "Breisgau Milch" zahlt ihm 27 Cent pro Liter. Kostendeckend wären 40 Cent, rechnet er vor. Landwirtschaftliche Alternativen habe er keine. Der für den Schwarzwald typische kleine Landwirtschaftsbetrieb am Berghang lasse nur Milchviehhaltung zu. Die Investition in Fremdenzimmer, wie andere Hofgüter, scheut er. Das Risiko für Neueinsteiger sei im engen Tourismusmarkt zu groß.
Schillinger: "Wenn sich die Einkommenssituation nicht verbessert, mache ich den Hof dicht." Angesichts des "Milchbauernsterbens" spricht Schillinger seinen Kollegen sicher aus dem Herzen, wenn er sagt: "Wir haben nichts mehr zu verlieren." Hoffnung alleine sieht er im BDM und seinen Pendants in den europäischen Nachbarländern. Der BDM habe eine "klare Strategie, die auch funktionieren kann". Die heißt: Die Solidargemeinschaft der Milchbauern nimmt die Verwaltung der Milchquote, also die Steuerung der Milchmenge, in die eigenen Hände und setzt bei den Molkereien den Mindestpreis von 40 Cent pro Liter durch. Letztes Mittel, um den Handel zur Räson zu bringen, sei der
Lieferboykott.
"Wenn wir uns nicht selbst helfen, geht nichts", sagt Schillinger mit Nachdruck. Zu lange schon seien die Milchbauern durch Subventionen und staatlich organisierte Quote in immer tiefere Abhängigkeit geraten. Wenn es nach dem BDM geht, soll die EU dafür sorgen, dass die Billigimporte draußen
bleiben. Der BDM glaubt, dass er mit 60 Prozent der Milchbauern die nötige Erzeugermacht hinter sich haben werde, um von der Politik und dem Handel ernst genommen zu werden. Schillinger ist überzeugt, dass der BDM dieses Ziel erreicht. Das Konzept und die Zuversicht, es selbst realisieren zu können, entwickle eine ungeheure Anziehungskraft auf die Milchbauern. Der Zulauf geht zu Lasten des Bauernverbandes. Viele Milchbauern haben das Gefühl, dass der Bauernverband die Basis nicht mehr wahrnimmt. Auch in Freiamt musste der BLHV die bittere Erfahrung machen, dass ihm die Milchbauern davonlaufen. Schillinger ist im vergangenen Jahr aus dem BLHV ausgetreten. Der BLHV habe sich in zu viele Interessensfelder verstrickt, sagt er.
Der BLHV hält dagegen. Präsident Werner Räpple argumentiert mit der Erfahrung des Verbands. 25 Jahre habe man es mit einer staatlichen Quotenregelung versucht und trotzdem habe sich die Situation der Milchbauern stetig verschlechtert, sagt Räpple. Außerdem zweifelt er an der Solidarität der Milcherzeuger. Gegen den Lieferboykott oder "Milchstreik" argumentiert Räpple ähnlich wie die Milchindustrie: Der Imageschaden wäre zu groß. Räpple erkennt dagegen im Anstieg der globalen Nachfrage nach Nahrungsmitteln Chancen für die deutsche Landwirtschaft. Allerdings müsse die Politik den Milchbauern in benachteiligten Gebieten wie dem Schwarzwald helfen, um die Markt-Öffnung zu überstehen. Die Zahl der Milchbauern, die der BLHV damit überzeugen kann, wird täglich kleiner.

Dr. Michael Haberer, 11.3.2007, www.der-sonntag.de

Eine in Neustadt im Stall angebundene Kuh gibt keine Bio-Milch

Als Nicht-Landwirt erfuhr man, dass eine im Stall angebundene Kuh keine Bio-Milch gibt. Was Bio-Milch ist, erfährt man auf dieser Dreiviertelseite nicht. Was aber haben wir in unserer Kinderzeit in den 1930er-Jahren getrunken ? Das war doch auch Milch ? Außer den vielen Neustädter Brunnen, aus denen Tag und Nacht in dickem Strahl das wunderbar-schmeckende Wasser der Quellen vom Hochfirst herauslief, gab es ja in den Familien weder Limo noch Cola für den Durst. Kühlschränke waren ein Fremdwort. Also blieb uns nichts anderes übrig als Milch zu trinken. Im Sommer holten wir kannenweise Magermilch von der Milchzentrale in der Gutachstraße. Der Liter für vier Pfennige. Und die Vollmilch blieb im Sommer stehen und wurde abends mit Wonne als Sauermilch verzehrt, ein Milchhafen pro Kopf, wer’s wollte mit Zimt. Früher ernteten die Schwarzwaldbauern auch Hafer, Roggen, Gerste und gute Kartoffeln auf ihren Feldern. Heute werden ihnen Grünland und Milchvieh vorgeschrieben. Nur angebunden darf die Kuh nicht sein — sonst gibt sie keine Milch!
BZ-Leserbrief vom 19.2.2007

 

Eine Zukunft nur mit Biomilch

Die jetzige Kulturlandschaft des Hochschwarzwaldes hat auf Dauer nur mit der Produktion von Biomilch eine Zukunft. Das war am Samstag einhelliger Tenor der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft (AfH) im "Rössle" und auf dem Kronenhof in St. Märgen. Im Weg stehe allerdings die EU-Ökorichtlinie, die ab 2010 von jedem Biomilchproduzenten verlangt, seine Kühe in einem Boxenlaufstall zu halten. Rund zwei Drittel der Betriebe im Gebiet der Breisgaumilch haben Anbindeställe.

Der Biomilchmarkt wächst stetig; die Breisgaumilch muss derzeit Biomilch von außen hinzukaufen, weil die Betriebe in der Region zu wenig liefern. "Das kann's doch nicht sein" , meinte Heinz Kaiser von der Breisgaumilch. Er bat die fünf anwesenden Politiker, entsprechende Rahmenbedingungen durchzusetzen: "Unsere Landwirte warten auf ein Signal." Von den 70 Biomilchbetrieben, die an die Breisgaumilch liefern, hätten 40 Anbindeställe. Wegen der fehlenden Planungssicherheit würden weitere Landwirte mit der Umstellung zögern. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Breisgaumilch, Bernhard Dorer, appellierte an die Landwirte, doch auf Biomilch umzustellen: "Wir sind Unternehmer, der Markt will es. Wir haben mittelfristig keine Chancen mehr auf Massenproduktion. Wir können uns nur über Qualität absetzen. Nutzt die Chance, geht den Weg!"  Der Betriebsleiter des Kronenhofs, Werner Rombach, erläuterte sein Dilemma: Er würde gern auf Biomilch umstellen, kann aber die immensen Kosten für den Umbau seines Anbindestalls nicht leisten. Rombach hat den Betrieb 1979 von seinem Vater übernommen und ist 1987 ausgesiedelt. Beim Neubau des Hofes hätte er gern einen Laufstall mit Melkstand gebaut, aber die Förderung dafür sei abgelehnt worden. Die Zukunft seines Betriebes sieht der 47-Jährige allein in der biologischen Milcherzeugung, also extensiver Bewirtschaftung. Massenproduktion "passt nicht in unsere Schwarzwaldlage" , ist er überzeugt.
Peter Ackermann, Leiter der Außenstelle Titisee-Neustadt des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt, gab später im Rössle anhand von Daten einen Überblick über die Struktur der Landwirtschaft im Bezirk. "Wir haben sehr viele kleine Betriebe mit einer geringen Kuhzahl" , so sein Fazit. Für die Produktion von Biomilch sieht er "ziemlich Potenzial" . Um das Grünland im Hochschwarzwald zu erhalten, hatte die AfH am Vormittag bei ihrer internen Mitgliederversammlung im Rössle eine Entschließung verabschiedet. Sie fordert eine generelle Ausnahme von der EU-Ökorichtlinie für Kleinbetriebe unter 40 Kühen. Zudem soll das Land nach ihren Vorstellungen auch einen Viehbesatz zwischen 1,4 und 1,8 Großvieheinheiten pro Hektar über das Agrarumweltprogramm fördern und nicht nur einen Viehbesatz bis 1,4 Großvieheinheiten pro Hektar. Die Gewährung der Ausgleichszulage will die AfH an die Tierhaltung gekoppelt sehen, denn, so heißt es im Text, "eine nachhaltige Pflege von Grünland ist nur mit der Tierhaltung sinnvoll" . Seit die Prämien im Rahmen der EU-Agrarreform 2005 von der Tierhaltung entkoppelt wurden, werden Prämienzahlungen auf die Fläche bezogen, also unabhängig von der Tierhaltung ausbezahlt. Andere praktikable Verfahren zur wirtschaftlichen Verwertung von Grünland, etwa im Bereich der Bioenergie, seien nicht bekannt, so der Text weiter. Aufforstungen von Grünland, um Waldflächen zur Erzeugung von Energieholz zu schaffen, seien gesellschaftlich nicht erwünscht. Eckhard Schmieder, zweiter Vorsitzender der AfH, sagte, die Gesellschaft müsse sich klar darüber werden, was es koste, wenn die Landschaft nach ihren Wünschen erhalten werde. Landwirt Rombach behilft sich derweil mit Eigeninitiative: Demnächst empfängt er Studenten der Universität Hohenheim auf seinem Hof. Sie sollen preisgünstige Umbaumöglichkeiten für den Anbinde- in einen Boxenlaufstall austüfteln.
Alexandra Wehrle, 13.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Angemessener Milchpreis ohne Subventionen: Kanadische Bauern

Wie die Landwirte die Milchmenge regulieren und damit Marktmacht erhalten können, erfuhren dieser Tage bei einer Bauernversammlung in der Schwarzwaldhalle St. Märgen rund 160 Zuhörer. Der aus der Schweiz stammende und jetzt in Kanada lebende Landwirt Walter Kessler erläuterte auf Einladung des Bundes Deutscher Milcherzeuger (BDM), wie er und seine Berufskollegen einen angemessenen Milchpreis erzielen. Sie kommen völlig ohne Subventionen aus.

In Kanada steuern die Erzeuger die Milchmenge selbst, vermarkten ihr Produkt gemeinsam und nur im Inland und sichern in Eigenregie die Qualität. Sie sind organisiert im Verband Dairy Farmers of Canada, dem alle Erzeuger angehören müssen, damit nicht einzelne die Preise der anderen unterbieten können. Die Kontingente werden in Tagesquoten jährlich vom Steuerungsausschuss anhand von Marktforschungen festgelegt. Ein Jahresende, an dem Über- oder Unterlieferungen abgerechnet werden, gibt es nicht. Dafür eine Toleranz von zehn Tagesquoten an Überlieferung und dreißig Tagesquoten an Unterlieferung. Kessler, der 1979 als 17-Jähriger mit seinen Eltern nach Quebec ausgewandert ist, hat bei 80 bis 100 Kühen und einer Gesamtfläche von 200 Hektar ein Kontingent von umgerechnet 750 000 Liter im Jahr. Der kanadische Durchschnittsbetrieb melkt 65 Kühe und beschäftigt ein bis zwei Vollzeitarbeitskräfte. Derzeit liegt der Erzeugerpreis in Kanada bei umgerechnet 43,87 Cent pro Liter, Tendenz wie bisher steigend. Vom Erlös werden 2,93 Cent pro Hektoliter abgezogen, etwa für die Erfassung alle zwei Tage. Die Betriebskosten sind niedriger als in Deutschland und werden von der Milchproduktion getragen. Der Erzeugeranteil am Verbraucherpreis liegt bei 54 Prozent. Dennoch zahlen die Verbraucher keinen höheren Preis als in den USA, wo die Landwirte in einem freien Markt enorm unter Druck stehen, sondern denselben. "Das ist das kanadische Paradox" , so Kessler. Entsprechend belegen die Farmer bei der jährlichen Umfrage über die vertrauenswürdigsten Berufe den dritten Platz. Unterstützt werden die Landwirte vom Staat durch Gesetze oder Ausnahmen davon. So fallen die Milcherzeuger nicht unter das Antikartellgesetz. Als verhandelndes Bindeglied zwischen Erzeugerverband und Regierung fungiert die Canadian Dairy Commission; sie übernimmt damit die Aufgabe, die der BDM bei uns anstrebt. Seit 1972 gilt das jetzige System, seither steigen die Erzeugerpreise kontinuierlich. "Ein regulierter Markt war also die Lösung" , so Kessler, dazu die Beschränkung auf den heimischen Markt, der durch hohe Einfuhrzölle geschützt wird. Allerdings muss das System immer wieder angepasst werden an die Richtlinien der Welthandelsorganisation (WTO). So führt Kanada die vorgeschriebenen fünf Prozent der Gesamtproduktion ein, mehr aber nicht. Kessler riet den Zuhörern, sich ebenfalls zusammenzuschließen und die Mengensteuerung selbst in die Hand zu nehmen: "Unser System ist sehr effizient. Es hat sehr gut gearbeitet für uns." Die Farmer seien bereit, es "ziemlich hart" zu verteidigen gegen die WTO, die es abschaffen wolle. Die Zuhörer meldeten sich rege zu Wort, stellten Fragen und analysierten, was in Deutschland verändert werden müsse. Skeptisch zeigte sich Heinz Kaiser von der Breisgaumilch. Der Binnenmarkt Kanadas sei nicht vergleichbar mit der EU, die aus 25 Staaten bestehe. "In Kanada funktioniert es nur, weil die Politik es will" . Die EU-Politik hingegen habe kein Interesse an Gesetzen für nachhaltige Erzeugerpreise. Zudem sei es schwierig, eine gemeinsame Politik zu erreichen. Kessler sagte, nur mit einem Zusammenschluss möglichst vieler Erzeuger sei ein Wandel durchsetzbar: "Es ist hundertprozentig nötig, dass ihr eine Stimme habt" . Der Politik müsse klargemacht werden, dass bei einem Wandel die Subventionen abgeschafft und die Steuern gesenkt werden könnten. Man müsse vom Produktionspreis her rechnen, nicht vom Verbraucherpreis. Länger diskutiert wurde auch die Quotenfrage, die Andreas Schleicher vom BDM als "Ablenkungsmanöver" bezeichnete, die Angst verbreiten solle. Er und andere Redner waren sich einig, dass der BDM durchaus etwas bewirken könne, wenn noch mehr Landwirte eintreten. Ein Landwirt sagte am Ende: "Ich hab´ Hoffnung." Die Quote müsse von den Erzeugern privatrechtlich geregelt werden, denn "wenn der Staat etwas macht, funktioniert´ s einfach nicht" .
Alexandra Werle, 28.12.2006, www.badische-zeitung.de

Infos zum kanadischen System unter www.dairyinfo.gc.ca (nur auf englisch und französisch) und zum BDM unter www.bdm-verband.de
 

 

 

 

Milchschlemmerwochen im September

Einen kulinarischen Akzent setzen die Wirte aus dem Dreisamtal und dem Hochschwarzwald im September, wenn sie zu den "Milchschlemmerwochen" einladen. Bei der zum sechsten Mal stattfindenden Aktion wollen sie die vielseitige Einsetzbarkeit der Milch als wichtigstes landwirtschaftliches Produkt der Region verdeutlichen und ihre Solidarität mit der heimischen Landwirtschaft unter Beweis stellen. Eröffnung ist am 2. September in Kirchzarten vor der "Fortuna" .

Fast 50 Gasthöfe, Restaurants, Cafés und Hotels in Breitnau, Feldberg, Hinterzarten, Lenzkirch, Löffingen, St. Märgen, Schluchsee und Titisee-Neustadt, die teilweise von Anfang an und damit zum sechsten Mal dabei sind, beteiligen sich wieder an den "Milchschlemmerwochen" . Auf den "Milchzug" springen in diesem Jahr auch erstmals Wirte aus St. Peter, Oberried und Kirchzarten auf, die ihre Speisekarten im September um vielfältige Milchspeiseangebote erweitern. "Die Gastronomie ist völlig frei in der Gestaltung der Milchspeisen, das Spektrum reicht vom raffinierten Menü, von der Buttermilchsuppe bis zum Bibbeleskäs" , freut sich die Landfrauenbezirksvorsitzende Adele Kleiser über den Ideenreichtum der Wirtsleute, die oftmals mit sehr kreativ gestalteten Speisekarten im "Milchmonat September" aufwarten. Mit gutem Beispiel voran gehen dabei Landfrauenvereine durch Gaststättenbesuche während der "Milchschlemmerwochen" . Mittlerweile können die von den Landfrauen des Bezirks Titisee-Neustadt vor sechs Jahren in Kooperation mit den Milchbetrieben, der Breisgaumilch und der Schwarzwälder Gastronomie initiierten "Milchschlemmerwochen" fast als Selbstläufer bezeichnet werden. "Anfangs mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten" , unterstreicht Kleiser. Doch mittlerweile habe auch die Gastronomie erkannt, dass alle "in einem Boot" sitzen und die Solidarität mit den Landwirten eine gute Chance für alle Beteiligten bietet. Insofern haben die Landfrauen ihr Ziel erreicht und werden sich 2007 aus dem Projekt "Milchschlemmerwochen" zurückziehen, damit sich der Kreis der erweiterten Akteure künftig selbständig auf die "Milchschlemmerreise" begeben kann. Für die Gäste bietet das ausgedehnte Angebot die Möglichkeit, in einzelnen Etappen auf einer "Milchstraße" quer durch den Schwarzwald zu reisen.

Christa Maier, 30.8.2006, www.badische-zeitung.de

Teilnehmer der Milchschlemmerwochen September 2006:

Breitnau: Café Faller, Backhof Helmle, Strauß;
Feldberg: Raimartihof.
Hinterzarten: Hotel Imbery, Schwarzwaldhof, Engel;
Lenzkirch: Straub, Löffelschmiede, Grüner Baum, Ochsen;
Löffingen: Zum Rössle, Tanneneck, Krone;
St. Märgen: Sonne-Neuhäusle, Landfrauenkaffee Goldene Krone, Kreuz;
St. Peter: Kreuz, Hirschen, Jägerhaus, Bürgerstüble, Sonne, Café Schuler, Klosterstüble, Pizzeria Bertoldsbrunnen;
Schluchsee: Parkhotel Flora, Rössle, Hirschen;
Titisee-Neustadt: Jägerhaus, Schweizerhof, Jostalstüble, Löwen, Steppacher;
Oberried: Schützen, Hirschen, Goldener Adler, zur Linde "Napf" , Halde, Waldhotel am Notschrei;
Kirchzarten: Fortuna, Sonne, Alte Post, Giersberg, Krone, Kurhaus, Bären, Wilder Mann, Schlegelhof;

 

Die Mitarbeiter stehen hinter der neuen Führung 

In den Leserbriefen wird immer wieder hervorgehoben, dass unter der Führung von Frau Hofmann erfolgreich Bio- und lactosefreie Produkte eingeführt wurden. Diese wurden aber bereits von ihrem Vorgänger auf den Markt gebracht. Frau Hofmann führte unter anderem im Feinkostbereich mit großem finanziellem Aufwand Neuprodukte ein, die zu 90 Prozent über Monate vom Handel wieder zurückgeholt und entsorgt werden mussten. Tatsache ist auch, dass wir unter dem Vorgänger von Frau Hofmann in Baden-Württemberg den höchsten Milchauszahlungspreis hatten. Heute sind wir mit zwei Cent pro Kilo unter dem durchschnittlichen Auszahlungspreis Schlusslicht, was den Landwirten eine Einbuße von zirka vier Millionen Euro bescherte. Trotz der Senkung des Milchauszahlungspreises mussten wir in der Bilanz 2005 noch einen Verlust von 1,9 Millionen Euro ausweisen. Die Mitarbeiter und die Betriebsräte der Breisgaumilch-Gruppe sind überzeugt, dass wir unter der neuen Führung die Ziele Erhaltung der Eigenständigkeit der Breisgaumilch-Gruppe und Auszahlung eines existenzsichernden Milchauszahlungspreises an die Landwirte erreichen werden.

BZ-Leserbrief vom 9.8.2006
Im Namen der Mitarbeiter:
Georg Pohnke, Betriebsratsvorsitzender Breisgaumilch GmbH
Manfred Hug, Betriebsratsvorsitzender Schwarzwaldmilch GmbH

 

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An dem Milchpreis hängt auch die eigene Existenz

Der harte Wettbewerb auf dem Milchmarkt zwingt zu außergewöhnlichen Aktionen. Einen Tag lang konnten die Kunden der Sparkassen-Zweigstelle in Hinterzarten nicht nur ihre Geldgeschäfte abwickeln, sondern sich auch über Milch und Milchprodukte informieren. Die gemeinsame Aktion von Breisgaumilch, Sparkasse, Landfrauen und Landwirten kam bestens an und zeigte die enge Verzahnung der unterschiedlichsten Bereiche auf.

Der Anstoß kam von dem Geldinstitut. Zweigstellenleiter Markus Kleiser: "Unsere beiden Unternehmen bewegen sich zwar auf unterschiedlichen Märkten, sind aber eng mit der Region und der Bevölkerung verwurzelt. Unser gemeinsames Anliegen ist die Stärkung dieser Raumschaft. Viele Landwirte zählen zu unseren Stammkunden." Die 1930 als Molkereigenossenschaft gegründete Breisgaumilch ist ein Unternehmen Schwarzwälder Bauern. Die Produkte werden direkt vom Erzeuger geliefert und wieder in der Region angeboten. Insgesamt liefern rund 2200 zumeist kleine Familienbetriebe die Milch ihrer Kühe ab. Die Milchkuhhaltung dient der Offenhaltung der Weiden- und Wiesenlandschaft. Der Erhalt dieser Kulturlandschaft ist Voraussetzung für einen florierenden Tourismus. Davon abhängig sind auch Handwerk, Handel und Gewerbe.

Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Hinterzarten, Christel Faller, findet die Aktion "sehr gut" während sie eine der kleine, blauen Kühltaschen mit Joghurt für einen Kunden füllt: "Über den Geschmack lässt sich besser Werbung machen als mit Worten." Die Kunden fanden die Idee prima und nahmen prall gefüllte Kühltaschen mit. Mit am Stand auch Landwirt Johannes Ganter. Warum der aktive Milcherzeuger vom Webernbauernhof sich engagiert, leuchtet rasch ein: "Für mich ist der Verkauf von Milch eine existenzielle Frage. Ganter freute sich über das Interesse von Gästen und Einheimischen "an den qualitativ guten regionalen Produkten. Alle haben großes Verständnis." Der Vormarsch der Discounter mit ihrem harten Preisdiktat auch bei Milch und Milchprodukten führt bei den Erzeugern oft zu großer Not bis hin zur Betriebsaufgabe. Anhand von Original-Belegen verdeutlichte Ganter, den Verfall des Milchpreises. Im Mai 2006 hatte er 17 000 Liter Milch zu einem Preis von 24 Cent pro Liter abgegeben. Sein Vater Oskar Ganter erzielte 1991 noch einen Literpreis von 58 Pfennige (fast 30 Cent): "Das war noch auskömmlich." Noch besser erging es dem Großvater von Johannes Ganter, der 1963 bereits 35 Pfennig pro Liter erhielt: "Legt man die Preissteigerungsraten in den vergangenen 40 Jahren zugrunde, war dies eine Top-Bezahlung, zumal heute immer höhere Qualitäts-Anforderungen gestellt werden." Mit dem aktuellen Literpreis "kann ich selbst bei einer großen Anlieferungsmenge gerade mal die Kosten decken. Eine Entlohnung für meine eigene Arbeit findet nicht statt." Johannes Ganter benötigt Einnahmen aus anderen Betriebszweigen wie Pensions-Pferdehaltung, Wald, Winterdienst und Ferienwohnungen "um existieren zu können." Auf Dauer sei dies aber nicht durchzuhalten: "Allein im vergangenen Winter gab es in Hinterzarten zwei Betriebsauflösungen, ein dritter Hof hat seine Milchkuhhaltung aufgegeben."
Alles von
Dieter Maurer vom 1.8.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Führungswechsel bei Breisgau-Milch

Der Bericht im Dreisamtäler vom 5. Juli lässt vermuten, dass hinter der überraschenden Absetzung der Geschäftsführerin von Breisgau-Milch interne Machenschaften stehen. Denn ihr Engagement für das Unternehmen ist wohl nicht zu bezweifeln. Dass sie sich mit ihrer Werbeaktion für die Produkte der Breisgau-Milch zum Erhalt der heimischen Landwirtschaft tatkräftig eingesetzt hat, rief meine Bewunderung hervor. Wie viele Konsumentinnen und Konsumenten unterstütze ich diese Aktion seither verstärkt mit meinen Einkäufen. Alle wissen doch, wie schwer es heute ist, sich in dem brutalen Machtkampf um Märkte zu behaupten. Der Erhalt der badischen Molkerei ohne die ihr vorgeworfene "technische und strategische Modernisierung" ist pures Wunschdenken. Werbung und Marktanpassung zeigen die zukunftweisende Kompetenz der Geschäftsführung. Wer das nicht honoriert wird es spätestens dann begreifen, wenn Begehrlichkeiten eines Großkonzerns Breisgau-Milch schlucken. Verlierer werden unsere Bauern und wir KonsumentInnen sein.

BZ-Leserbrief von Dr. Theresia Sauter-Bailliet, St. Peter
Tel. 07660-920135, theresia.sauterbailliet@t-online.de


 

Milch und Käse in ZDF-Sendereihe

Das Thema "Milch", das Bauern, Landfrauen, Verbände und Vermarkter gleichermaßen beschäftigt, haben nun auch die Fernsehleute entdeckt. Für eine Sendung zum Thema Milch besucht ein ZDF-Team das Unternehmen von Georg Spindler

Die ZDF-Sendung "Drehscheibe Deutschland" , die täglich zwischen 12.15 Uhr und 13.00 Uhr aktuelle Themen im Land aufspürt und dabei die Menschen zu Wort kommen lässt, will demnächst eine Serie zu dem ältesten "Energy-Drink" der Zivilisation ausstrahlen. "Wir wollen vor allen Dingen beleuchten, wie viel Mühe hinter dem Produkt Milch steckt und was sich die Bauern alles einfallen lassen müssen, um ihre Milch zu vermarkten" , verdeutlicht Fernsehredakteur und Autor Anton Jany, der sich zusammen mit zwei Kollegen derzeit mit dem Alltag der Bauern im Schwarzwald beschäftigt.

Neben dem "Ruhbauernhof", einem Vollerwerbsmilchbetrieb in Kirchzarten, der auch als Produktionsstätte für Bauernhofeis bekannt ist, war am Donnerstag die mobile Käserei von Georg Spindler aus Göschweiler im Fokus der Fernsehmacher. Dabei schauten sie dem gebürtigen Bayern nicht nur bei der Käseherstellung über die Schultern, sondern nahmen auch den gewölbten Reifekeller und das "Käs-Lädele" in Göschweiler ins Visier. Natürlich gab es während der Dreharbeiten auch Kostproben für das Filmteam, das für die kleine "Milch-Serie" demnächst einen Tag lang im Milchauto zu den Schwarzwald-Höfen unterwegs sein wird.

Als letzte Station auf der "Milchstraße" besuchen die Filmemacher die Molkerei "Breisgaumilch" in Freiburg, um sich und ihre Zuschauer über die ganze Palette der Schwarzwälder Milchprodukte zu informieren. Die ZDF-"Drehscheibe" zum Thema Milch soll in der übernächsten Woche ausgestrahlt werden. Den genauen Termin werden wir noch bekannt geben.

Alles von Christa Maier vom 15.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Joghurt-Aktion von Sparkasse Hochschwarzwald, Breisgau Milch und Landfrauen

Von heute, Montag, an bis zum 28. Juli gibt es in Filialen der Sparkasse Hochschwarzwald an einzelnen Tagen Joghurt zu kaufen. Landfrauen bieten die milchig-cremigen Leckereien aus dem Sortiment der Freiburger Breisgau Milch an. Am Freitag erläuterten deren Produktionsmanager Olaf Tomaszewski, Sparkassenvorstand Jochen Brachs und Adele Kleiser, Vorsitzende im Bezirk Titisee-Neustadt des Südbadischen Landfrauenverbandes, die Hintergründe der außergewöhnlichen Werbeaktion bei einer Pressekonferenz in der Hauptstelle Kirchzarten.

Die Breisgau Milch, Südbadens große Genossenschaftsmolkerei, will die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf ihre Produkte lenken, deren Rohstoff in erster Linie in den Ställen der Schwarzwaldhöfe erzeugt wird. Die Sparkasse Hochschwarzwald will ihre Verbundenheit mit den Landwirten demonstrieren und bei ihren Kunden einen "Aha-Effekt" auslösen, erklärte Jochen Brachs. Und Mitglieder aus den Landfrauenvereinen im Gebiet Dreisamtal und Hochschwarzwald unterstützen die Aktion in eigener Sache. Schon seit vielen Jahren treten Landfrauen in Supermärkten auf, um für regionale Produkte, etwa Wein, Obst, Saft oder eben für Milch und Molkereierzeugnisse zu werben. "Die Milch stand schon viele Male im Mittelpunkt solcher Aktivitäten" , sagte Adele Kleiser und erklärte ausführlich, warum es "wichtig ist" , Produkte der Breisgau Milch zu kaufen. "Nur wenn die Landwirte einen angemessenen Erlös für die Milch erhalten, bewirtschaften sie weiterhin die Wiesen im Schwarzwald" , sagte sie. Wo das gewohnte, durch den Wechsel von Wald, Wiesen und Weiden geprägte Landschaftsbild verloren gehe, würde auch der Tourismus und damit "der wichtigste Wirtschaftsfaktor" im Schwarzwald niedergehen.

Adele Kleiser und ihre Mitstreiterinnen werden in den Sparkassenfilialen sechs Joghurts in kleinen Kühltaschen zum Preis von drei Euro anbieten. Dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird, verantwortet die Breisgau Milch. 230 unterschiedliche Produkte fertigt die Freiburger Molkerei. Nur mit Milch, Sahne, Joghurt oder Quark, deren Verpackungen auch den Namen der Genossenschaft tragen, ließen sich Preise erzielen, die eine "gute Auszahlung" ermöglichten, erklärte Olaf Tomaszewski. Das sei so, weil die Erzeugungsmenge von Milch europaweit die Verbrauchsmenge deutlich übersteige und die Molkereien dem Preisdiktat der Lebensmittelhandelskonzerne ausgeliefert seien.

Derzeit betrage der Auszahlungspreis 25 Cent je Kilogramm, das sei zu wenig, um rentabel Milch produzieren zu können. Viele Betriebe haben sich deshalb andere Einkommensmöglichkeiten erschlossen und vermieten beispielsweise selbst Ferienwohnungen, führte Adele Kleiser aus. "Vor diesem Hintergrund ist unsere Werbemaßnahme nur ein kleiner Schritt" , sagte Jochen Brachs. Für die Breisgau Milch ist es ein erster Versuch, abseits klassischer Werbung gemeinsam mit anderen regional orientierten Unternehmen Wahrnehmung für ihre Produkte zu erzielen. "Wir können unsere Marktstellung nur erhalten, wenn es uns gelingt, ein Bewusstsein dafür zu wecken wie wichtig die landwirtschaftliche Erzeugung für die Region ist" , erklärte Olaf Tomaszewski.

Joghurt gibt es zu kaufen am 10. Juli in Oberried, am 11. Juli in Stegen, am 12. Juli in Kirchzarten, am 13. Juli in Burg-Birkenhof, am 17. in St. Peter, am 18. in St. Märgen, am 19. und 20. Juli in der Stadt-Geschäftsstelle von Titisee-Neustadt, am 21. Juli in der dortigen Sparkassen-Hauptstelle, am 24. Juli in Löffingen, am 25. in Lenzkirch, am 26. in Eisenbach, am 27. in Titisee und am 28. Juli in Hinterzarten.

Badische Zeitung Freiburg
Silvia Faller, 10.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 

Fahrt mit dem Milchlaster durch das Wiesental

Seit bald 40 Jahren fährt Alfons Saier Milchlaster. Die Höfe wurden immer weniger, der Lohn der Bauern auch. Milch gibt es noch immer im Überfluss

Der milchblaue Laster brummt, die Wiesen sind sattgrün, die Milchbauern am Jammern. Das gehört in der Landwirtschaft zum guten Ton, könnte man jetzt meinen. Alfons Saier findet, sie haben Recht. Vom Fahrersitz seines Milchlasters hat der 65-Jährige einen Überblick über die Milchwirtschaft in der Region.

Seit 1968 sammelt Alfons Saier, den alle Fons nennen, Milch ein, seit 25 Jahren im Wiesental. “Anfangs waren es 134 Lieferanten.” Heute fährt er noch 85 Höfe im Auftrag der Breisgaumilch an. Dennoch ist die Milch nicht weniger geworden. Und der Preis ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich in den Keller gerutscht. “Ein Bauer sollte für den Vollerwerb 70 Milchkühe haben”, schätzt Saier. Er steuert seinen mit Kühen bemalten Laster im Großen Wiesental durch enge Kurven einen Berg hoch und biegt schließlich in einen Hof ein. Der Landwirt kommt ihm entgegen, grüne Arbeitshose, blaues Hemd, 27 Kühe im Stall. Von ihrer Milch lebt er, 25 Cent bekommt er für den Liter. “Das Einkommen ist grad an der Grenze” , sagt er leise, während Saier seine Milch in den Laster pumpt: 850 Liter, die Produktion von zwei Tagen. Mit mehr Masse mehr Geld verdienen zu können, ist eine Milchmädchenrechnung. Denn der Bauer müsste dazu mehr Kühe haben, den Stall vergrößern und nachweisen, dass er die Gülle sechs Monate lagern kann.

Und vor allem: “Um mehr Milch abgeben zu dürfen, braucht man´ s Kontingent dazu.” Wie viel Milch ein Hof, eine Molkerei, ein EU-Land produziert, wurde angesichts von Milchseen und Butterbergen begrenzt. Für 30 Kühe hat ein Bauer im Durchschnitt ein Kontigent von 200 000 Litern im Jahr. Will er mehr Milch abgeben als das ihm zugeteilte Kontingent, muss er an der Milchquotenbörse zukaufen. Dort ist der Preis mit etwa 40 Cent pro Liter hoch, die Nachfrage größer als das Angebot. “Es haben halt noch zu wenige aufgehört” , sagt Fons Saier ironisch. Er ist unterwegs zum nächsten Hof, deutet auf die Wiesen rechts und links der Straße: “Aber wenn dieses Landschaftsbild zuwächst, weiß ich nicht, ob es dann mit dem Fremdenverkehr noch so klappt.” Aufgeben ist für Saiers Lieferanten, die meist 50 Jahre und älter sind, allerdings kaum ein Ausweg — welcher Arbeitgeber würde auf sie warten. Jobben ist auch schwierig, denn die Kühe müssen zwei mal am Tag pünktlich gemolken werden. Aber selbst wenn jemand investieren kann, macht´ s die Menge auch nicht, meint Saier: “Wenn die Herstellungskos-
ten fast identisch mit dem Erlös sind, ist es fast egal, wie viel man macht. Außerdem ist das Rohprodukt jetzt schon im Überfluss vorhanden.” Ein Weg, überschüssige Milch zu nutzen, ist Kälber damit aufzuziehen und später das Fleisch selbst zu verkaufen. Selbstvermarktung betreibt auch der Hof in Hausen, auf dem Fons Saier aus seinem Fahrerhaus klettert. Er schließt einen dicken Gummischlauch vom Laster an den Kessel in der Milchkammer an und scannt die Lieferkennung des Bauern in seinen Computer ein. Dieser misst auch Menge und Temperatur der Milch und füllt automatisch Proben ab. Auch in der Selbstvermarktung sieht Saier keinen Ausweg aus dem Dilemma der Milchbauern: “Die Singlehaushalte werden mehr, was macht jetzt einer mit zehn Kilo Fleisch?” , fragt er und steuert auf einer engen Straße in Schweigmatt auf eine phänomenale Aussicht zu. “Die beste, Wiesental pur.” Saier fährt nicht jeden Milchbauernhof an. Wer zu weit abseits liegt, muss an seine Strecke kommen. Wie die beiden Bauern, die auf einem Waldparkplatz zwischen Vorderwaldmatt und Hinterwaldmatt darauf warten, dass Fons Saier ihre 250 Liter Milch in den Tank pumpt. Hinter ihnen an der Straße steht auf einem handbemalten Schild “Sack-Gasse” .

In Kürnbach dann ein Offenstall, ein Milchhaus, großzügig und modern — hier hat einer investiert. “Als wir noch was zum Investieren hatten” , sagt Bauer Jürgen Nägelin. Vor zehn Jahren war der neue Stall fertig, selbst gebaut. “Da war der Milchpreis noch bei 75 Pfennigen” , sagt Nägelin. Heute kämen rund 2000 Euro im Monat weniger in die Kasse. Um zehn Cent müsste der Preis steigen, meint er, damit er den Betrieb mit gut 30 Milchkühen und 40 Stück Jungvieh auf Dauer erhalten könne. “Denn ausweichen auf nachwachsende Rohstoffe, etwa Mais für Biogasanlagen, geht nicht — wir haben schon zu lange Grünland, das dürfen wir nicht mehr umbrechen.” Sinken Milchpreis oder Zuschüsse für die Landwirtschaft, “ist es vorbei, da kann man wirtschaften, wie man will” . Andere wollen wegen der schlechten Aussichten streiken. Aber so einfach ist es nicht, sagt Bauer Nägelin: “Wenn wir keine Milch abgeben, haben wir keine Einnahmen.” Der geplante Milchboykott hätte nur dann Sinn, wenn restlos alle mitmachen, ist Fons Saier sicher: Wenn einer nicht liefert, steht der nächste parat — international. “Den Dänen ist wegen des Karikaturenstreits die Hälfte des Molkereimarktes weggebrochen, für die wär´ das ein gefundenes Fressen. Und hat eine Großhandelskette erst mal den Lieferanten gewechselt, kommt die nur zurück, wenn sie noch weniger zahlt.”

Die Breisgaumilch, die den Bauern gehört, hat genau diese Erfahrung gemacht, als sie 2004 mit dem Preis nicht weiter runter gehen wollte. Den diktieren große Handelsketten, Aldi und Lidl bringen in Deutschland die Hälfte der Milch auf den Markt. An der Strecke nach Mambach lehnt ein Mann an seinem Mercedes, die Arbeitshose in groben Stiefeln, keine 60 Liter Milch auf dem Hänger. Nein, von der Landwirtschaft leben könne er nicht. “Ich hab´ mein ganzes Leben gearbeitet, um die Landwirtschaft zu erhalten.” Und zu Saier sagt er, dass er für einen Liter Bier zwanzigmal mehr zahlen muss, als er für einen Liter Milch bekommt. Fons Saier nickt und lacht. “Aber ich trink lieber ein Liter Bier als zwanzig Liter Milch.” Sagt´ s und steigt wieder auf seinen Fahrersitz.

Alles von Simone Höhl vom 10.6.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Milchfest am 28.Mai in Löffingen wirbt für Landwirtschaft

Bäuerliche Betriebe bieten am 28. Mai in Löffingen vielfältige Verbraucherinformationen / Mit bis zu 10000 Besuchern rechnen die Landfrauen des Bezirks Titisee-Neustadt beim dritten Hochschwarzwälder Milchfest, das am Sonntag, 28. Mai, in Löffingen im Stettholz stattfindet. Sechs landwirtschaftliche Betriebe stellen hier die Landwirtschaft und ihre Produkte vor und wollen gleichzeitig die Verbraucher für die Landwirtschaft sensibilisieren.

Löffingen (pb) "Die Stadt Löffingen sieht das Milchfest als eine wichtige Veranstaltung für die Landwirtschaft in Löffingen und dem Hochschwarzwald. Einer breiten Öffentlichkeit kann hier die Wichtigkeit der Landwirtschaft präsentiert werden, denn ohne Landwirtschaft geht nicht viel", erklärte Bürgermeister Norbert Brugger bei einem Informationsgespräch am Dienstagabend, bei dem die Planungen vorgestellt wurden. Brugger hofft auch auf zahlreiche Politiker unter den Besuchern, in einem persönlichen Gespräch wurde auch eine Einladung an Landwirtschaftsminister Hauck ausgesprochen, informierte Brugger im Beisein der beiden Hauptorganisatoren, Landfrauenbezirksvorsitzende Adele Kleiser und Hannelore Green vom Landwirtschaftsamt Außenstelle Titisee-Neustadt. Brugger hat großen Respekt vor der Landwirtschaft, welche sieben Tage in der Woche präsent sein muss. "Umso mehr muss der Verbraucher für die heimischen landwirtschaftlichen Produkte sensibilisiert werden, auch wenn ein kleiner Aufpreis geleistet werden muss", sagte Brugger. Die Stadt unterstütze die Veranstaltung in jeglicher Beziehung, so Brugger, der hier Kristin Schulz und Michelle Pfitzinger von der Tourist-Information nannte. Mittlerweile liegt auch die verkehrsrechtliche Genehmigung vor. Geregelt ist auch der Bustransfer durch die Busfirma Scherer aus Rötenbach mit zwei großen und einem kleinen Bus welcher, im Stettholz zum Einsatz kommt. Die beiden großen Busse werden von Löffingen aus das Stettholz und den Araberhof anfahren. Laut Kristin Schulz wurde dieser Tage schon eine erste mehrtägige Übernachtungsreservation von einer achtköpfigen Gruppe wegen dem Milchfest getätigt.

Adele Kleiser und Hannelore Green zeigte sich mit dem bisherigen Ablauf zufrieden, denn von allen Seiten sei eine große Bereitschaft zur Mithilfe spürbar. So werden über 60 Helfer im Einsatz sein und die Landfrauenvereine aus dem Hochschwarzwald und natürlich Löffingen werden über 100 Kuchen backen und spenden. "Ziel bei diesem Milchfest ist es neben den allgemeinen landwirtschaftlichen Informationen, auf die Probleme der Landwirtschaft hinzuweisen und sozusagen den Finger in die Wunden zu legen", verdeutlichte Kleiser. "Dies ist auch eine Aufgabe der Landfrauen", unterstrich die Bezirksvorsitzende. "Denn wenn die Landwirtschaft krankt, dann kranken auch die Natur und somit auch der Tourismus", warnte sie. Dies wäre in rund 15 Jahren der Fall, und das sollte auch zum Nachdenken beim Verbraucherverhalten anregen. "Die Landwirtschaft benötigt in der Zukunft mehrere Standbeine", so Brugger und Kleiser, "und somit muss der Biobereich intensiviert werden." Hierzu zählen auch die erneuerbaren Energien mit dem Rapsanbau. "Den neuen Herausforderungen mit dem Energiemix muss man sich einfach flexibel stellen", sagte Bürgermeister Brugger. Die Genossenschaft Breisgau Milch wird ebenfalls unterstützend und aktiv beim Milchfest vertreten sein, versprach Produktmanager Olaf Tomaszewski.
Zur Eröffnung des Milchfestes am 28. Mai um 10 Uhr auf dem Hof Rudolf Heiler wird auch die Schirmherrin und Präsidentin der Deutschen Landfrauen, Erika Lenz aus Schleswig Holstein, anwesend sein.
Gesamten Beitrag vom 18.5.2006 bitte auf www.suedkurier.de lesen

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