Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos ab 10.4.2006
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 Blick vom Belchen nach Westen zu Münstertal, Staufen und Markgräflerland am 11.1.2006 mehr

 

Markgräfler Tafel feiert ein Jahr nach der Gründung

400 Familien haben Kundenkarten / Armut gibt es in allen Gemeinden 

Für den Einkauf im Laden der "Markgräfler Tafel" gibt es derzeit 400 Kundenkarten, nicht für Einzelpersonen, sondern für 400 Familien, die in und um Müllheim an der Armutsgrenze leben. "Da hilft keine Kirchturmpolitik. Alle Gemeinden müssen zusammenarbeiten" , appellierte Bürgermeister René Lohs beim Jahresfest am Samstag. Der Verein "Markgräfler Tafel" wurde vor einem Jahr gegründet, hat heute 180 Mitglieder und seit Februar 2006 den Laden in der alten Helios-Klinik. Dort wurde mit vielen Gästen der "Tag der offenen Tür" gefeiert. Nach dem Ausscheiden des erkrankten Ernst Mann wird der Verein kommissarisch von Erwin Bornemann und Volker Hentschel geführt. Bornemann lobte als "Geburtshelfer" und für persönliche Tatkraft Müllheims Bürgermeister Lohs und dankte allen Ehrenamtlichen sowie den Lebensmittel- und Geldspendern. Verkauft werden "nur hygienisch einwandfreie" Waren, was wie in allen Läden vom Wirtschaftskontrolldienst überprüft werde, betonten Erwin Bornemann und Volker Hentschel. Die Tafel sei einer Lawine gleich zu einer echten Bürgerbewegung geworden. Dabei habe sich gezeigt, dass ein Ehrenamt auch an Grenzen stoßen könne. Die seit Anfang an "unermüdliche" Silvana Müller aus Neuenburg wurde deshalb als hauptamtliche Leiterin des Müllheimer Tafel-Ladens eingestellt.

Der mobile Verkaufsbus fährt heute viele Gemeinden zwischen Sulzburg und Schliengen an und ab Oktober auch nach Neuenburg. Martin Buck, den Neuenburger Bürgermeisterstellvertreter, lobte Hentschel für die Suche nach einem Laden-Standort in Neuenburg. Als FWG-Kreisrat dankte Erwin Bornemann auch Landrat Jochen Glaeser für die mietfreien Räume in der alten Klinik, die sehr ideal, aber wohl leider nicht auf Dauer seien.
Die Tafel sieht Bärbl Mielich, Kreis- und Landtagsabgeordnete der Grünen, als Erfolgsgeschichte, jedoch die 400 Familien, die am Rand oder unterhalb der Armutsgrenze leben, als erschreckendes Zeichen der Gesellschaft. Da müsse die Politik dringend eingreifen und alles tun, um diese Situation zu ändern, appellierte Bärbl Mielich. "Ich bin stolz auf alle Mitarbeiter" , versicherte René Lohs und lobte vor allem das persönliche Engagement von Ernst Mann. In Silvana Müller habe der Verein eine ehrenamtlich bewährte, tatkräftige und kompetente Tafel-Leiterin gefunden. Von Anfang an sei ihm wichtig gewesen, dass das Projekt raumschaftlich wichtig und nur im Zusammenhalt mit Nachbargemeinden realisierbar ist. Er hoffe, so Lohs, dass der Landkreis, der Pläne für die alte Klinik habe, der Tafel, wenn es soweit ist, eine angemessene Kündigungsfrist einräume. Zu Gunsten des Vereins hat sich auch die Frau des Bürgermeisters sehr engagiert. Mercedes Mauch hat mit einem kleinen Team wertvolle Tombolapreise bei Geschäftsleuten in der ganzen Region gesammelt und selbst die Lose verkauft. Seinem Mitspieler Erwin Bornemann zuliebe und zur Freude der Gäste sorgte das "Original Markgräfler Blasorchester" ohne Gage für beste Unterhaltung beim Tag der offenen Tür.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Sigrid Umiger vom 2.10.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Goldene Staatsmedaille für Hermann Ritter aus Buggingen

Landwirtschaftsminister Peter Hauk würdigt Persönlichkeiten mit hoher Eigenverantwortung und bürgerschaftlichem Engagement

Unter den 26 Frauen und Männern, die in Stuttgart die goldene Staatsmedaille von Landwirtschaftsminister Peter Hauk überreicht kamen, war auch Hermann Ritter aus Buggingen. In den Genuss dieser Auszeichnung, die traditionell im Rahmen des Landwirtschaftlichen Hauptfestes auf dem Cannstatter Wasen verliehen wird, kommen Bürger, die sich im landwirtschaftlichen Umfeld in besonderer Weise in Verbänden, Vereinen und berufsständischen Organisationen verdient gemacht haben. Für Hermann Ritter trifft dies uneingeschränkt zu. Minister Hauk zählte bei der Verleihung von Medaille und Urkunde seine zahlreichen ehrenamtlichen Engagements auf: Seit 1975 ist der Bugginger Vorsitzender des BLHV-Kreisverbandes Müllheim, seit über 20 Jahren Mitglied des Beirates zur Feststellung der Ertragslage der Landwirtschaft im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und seit über zehn Jahren Mitglied im Vorstand des BLHV und Vorsitzender mehrerer BLHV-Fachausschüsse. Von Beruf Landwirtschaftsmeister hat sich Hermann Ritter schon in jungen Jahren als Vorsitzender beim Bund Badischer Landjugend engagiert. Es folgten weitere ehrenamtliche Aufgaben, unter anderem als Vorsitzender beim Bund der Deutschen Landjugend und als Vorstandsmitglied der Landwirtschaftlichen Sozialversicherungen Baden. Als Mitglied im Vorstand des Beratungsdienstes "Familie und Betrieb" , einer Einrichtung der Katholischen Landvolkbewegung der Erzdiözese Freiburg, könne er seine Lebenserfahrung und sein fachliches Wissen bestens zum Wohle der bäuerlichen Familienbetriebe einbringen, würdigte Hauk einen Landwirt mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung und Persönlichkeit. Solche Leute, die sich ihrer gesellschaftlichen Pflichten bewusste seien, dienten jungen Betriebsleitern und Auszubildenden als Vorbilder. Sie sind es auch, die für beste Qualität im Sinne der Verbraucher stehen.

30.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

 

Europas beste Regentweine kommen aus dem Markgräflerland

Leonhard Linsenmeier aus Ebringen und die Winzergenossenschaft Auggen stellen Europas beste Regentweine des Jahrgangs 2003. Bei einer internationalen Verkostung im pfälzischen Siebeldingen erreichte Linsenmeiers Regent-Spätlese vom Ebringer Sommerberg den ersten Platz in der Kategorie "Normalausbau" . Thomas Basler, Geschäftsführer der WG Auggen, und Kellermeister Andres Phi lipp freuen sich über den ersten Platz in der Kategorie "Barriqueausbau" .

"Ich war sicher, dass mein Wein unter die ersten zehn kommen würde. Der erste Rang war jedoch eine totale Überraschung", sagt Leonhard Linsenmeier. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Winzer den jetzt prämierten Wein in Siebeldingen angestellt und eine begeisterte Resonanz durch die Fachleute erfahren. Nun bescheinigen ihm die Juroren, einen "tiefdunklen, komplexen, kräftigen Wein mit Entwicklungspotenzial" gewonnen zu haben, der durch seine "dichte Struktur" und seine "kräftigen, aber gut eingebundenen Tannine" überzeugt. Die Blindverkostung nach dem 20-Punkte-Schema fand im Rahmen des dritten Regent-Forums statt, einer Fachtagung, die sich speziell dieser Rotweinsorte widmet, vergleichbar dem Endinger Symposium für den Grauburgunder. Der Ebringer Wein erreichte 15,2, der Auggener Wein 16,2 Punkte. Insgesamt waren 230 Weine aus Deutschland, aus der Schweiz und aus Österreich angestellt. Der Regent stammt aus der Pfalz, genau genommen aus dem Zuchtgarten des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof, war von 1985 an im Versuchsanbau und ist seit 1996 für die Erzeugung von Qualitätswein zugelassen. Strategien zu finden, die noch recht unbekannte Sorte effektiver zu vermarkten, war der Schwerpunkt des diesjährigen Forums. Denn noch ist der Regent kein Selbstläufer. "Es ist eine Herausforderung, die Weine zu verkaufen. Denn als Neuzucht ist der Regent erklärungsbedürftig" , sagt Thomas Basler von der WG Auggen, deren Mitglieder an die 30 Hektar mit dieser Sorte bepflanzt haben, womit sie in Baden eine Spitzenstellung einnehmen. Die Auggener wollen neben den Spätburgundern einen zweiten Rotwein mit eher südländischem Geschmacksprofil anbieten können, zumal die Nachfrage nach Rotweinen in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Im Anbaugebiet Baden und auch im Bereich Markgräflerland liefert mittlerweile jeder dritte Rebstock rote Trauben.

Der Regent ist aus einem Kreuzungsprodukt von Müller-Thurgau mit Silvaner und der französischen Sorte Chambourcin hervorgegangen. Dem Chambourcin verdankt der Regent seine Eigenschaft, weitgehend widerstandsfähig gegen die Mehltaukrankheiten Peronospora und Botrytis zu sein. Bundesweit nehmen solche Neuzuchten derzeit eine Fläche von 2600 Hektar ein, wovon allein 2150 Hektar auf den Regent entfallen. Für die Weinwirtschaft insgesamt eröffnet sich mit diesen Sorten die Chance, auch extrem steile Reblagen, die mit Traktor und Spritzgerät nicht befahrbar sind, rentabel zu bewirtschaften.

Leonhard Linsenmeier kultiviert weiterhin die widerstandsfähigen Weißweinsorten "Bronner" und "Johanniter" , die vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg erzüchtet worden sind. Jüngst vereinbarte er mit dem Johanniterregionalverband Oberrhein-Schwarzwald, 50 Cent vom Verkaufspreis für seinen Johanniter als Spende an den Verband abzuführen. Im Ebringer Rebberg informiert Linsenmeier mit Schautafeln über die Besonderheiten der neuen Sorten, sein Lesegut lässt er in der örtlichen Winzergenossenschaft ausbauen und abfüllen. Der Lese 2006 sehen die Winzer im Markgräflerland mit Zuversicht entgegen. Das sonnige Wetter hat die Traubenreife beschleunigt. Die Betriebe planen, in den Tagen um den 25. September mit der Hauptlese zu beginnen. In vielen Ortschaften wird bereits neuer Süßer verkauft

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Silvia Faller, 14.9.2006, bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Martin Jost fährt seinen Milchtankwagen seit 16 Jahren

Dicker Alutank, blaues Quadrat mit weißem Schriftzug: Der "Breisgau-Milch" -Truck steht im Hof von Bauer Leo Mutterer in der Schwarzwaldstraße in Oberkrozingen. Alle zwei Tage wird die Milch direkt bei den Erzeugern in der Region abgeholt und zur Molkerei nach Freiburg gebracht. 35 Milchkühe stehen in Mutterers Stall, außerdem mehrere Mastbullen und einige Kälber. Mehr als 150 Liter Milch produzieren seine Tiere täglich. Eine Menge. Ein kleiner Teil davon geht in den Eigenverbrauch und den Direktverkauf, der Rest zur "Breisgau Milch" nach Freiburg. Einziges Manko: "Der Preis ist im Keller" , klagt der Landwirt. Seit 20 Jahren führt er das Anwesen. Seine Eltern, Anna und Wilhelm Mutterer, unterstützen ihn immer noch auf ihrem Bauernhof.

Das ist auch bei Bauer Fliegauf, ein paar Häuser weiter, nicht anders. Senior Lothar Fliegauf siedelte sich Anfang der 60er-Jahre hier an und hilft auch heute noch gemeinsam mit seiner Frau Hedwig, wo er kann. 60 Tiere hat sein Sohn Josef derzeit im Stall, dazu ein Bulle sowie ein knappes Dutzend an Kälbern. Der tägliche Milchertrag beläuft sich auf mehr als 250 Liter. "Das schwankt natürlich" , sagt Josef Fliegauf, der jeden Morgen um sechs im Stall steht. Die Hitzewelle vorigen Monat habe auch seine Rinder geschafft. Kein Problem waren die hohen Temperaturen für Martin Jost, der die frische Milch aus der Region seit 16 Jahren nach Freiburg fährt. Jost arbeitet als Subunternehmer. Einen eigenen Fuhrpark unterhält die "Breisgau Milch" nicht mehr. Der Milchtransporter verfügt über eine Spezialisolierung. Allenfalls ein bis zwei Grad kann die Innentemperatur im Tank variieren, auch dann, wenn es draußen besonders heiß ist.

Seine Route führt von Rümmingen, wo er selbst einen Bauernhof bewirtschaftet, quer durch das Markgräflerland. Jeden zweiten Tag fährt er die Tour. Früh, wenn noch alles schläft, um 3.30 Uhr, legt er los. 13 000 Liter fasst der silbrige-glänzende Behälter auf dem Zugwagen. Hinzu kommt ein Anhänger mit weiteren 19 000 Litern Fassungsvermögen. Drei Bauernhöfe werden regelmäßig von ihm in Bad Krozingen frequentiert, außerdem ein Hof Hartheim und einer in Tunsel sowie sechs in Münstertal. Bevor er weiterfährt "ins Tal" macht er Station im Hof von Josef und Gisela Mutterer in der Josefstraße. Sie übernahmen die Landwirtschaft vor mehr als 20 Jahren von den Eltern, Fritz und Irmgard Mutterer. Senior Fritz Mutterer steht noch immer sieben Tage die Woche früh um sechs im Stall, wo derzeit 45 Tiere darauf warten, versorgt zu werden. Bis zu 500 Liter Milch liefern sie im Zweitagesturnus. Langfristige Perspektiven kann Gisela Mutterer allerdings nicht erkennen, so sagt sie. Bürokratische Hürden und Tiefstpreise gehen für sie mit einem eklatanten Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung für ihren Berufsstand einher. "Es ist schlimm, dass unsere Arbeit überhaupt nicht geschätzt wird" , klagt sie.
Besonders einträglich ist die Milchwirtschaft offenbar nicht. Ohne Subventionen, gesteht einer der Landwirte, könnte er sich wohl langfristig nicht über Wasser halten. Hinzu kommt viel lästiger Schreibkram. Josef Fliegauf holt einen dicken Ordner aus dem Schrank. Jedes einzelne Tier wird darin akribisch verwaltet. Tierpässe, Bestandsprotokolle, Listen und Formulare muss er führen und laufend aktualisieren. "Ohne Faxgerät geht da gar nichts" , meint auch Gisela Mutterer, die außerdem vom PC-Know-how ihrer beiden Söhne (16 und 18 Jahre) profitiert. Andererseits kann moderne Technik auch hilfreich sein für die Arbeit der Bauern. Absauganlage mit Melkmaschine gehören zum unverzichtbaren Standard. Selbst Hand anlegen muss Bauer Fliegauf nur dann noch, so schildert er, "wenn sich einmal ein Euter entzündet oder wenn eine Kuh gerade gekalbt hat" .
Auch die Energieumwandlung praktizieren zwei der hiesigen Vollerwerbslandwirte schon ewig. Bereits seit den 70er-Jahren wird die Wärme, die beim Abkühlen der frischen Milch frei wird umgewandelt und zum Erhitzen des Brauchwassers verwendet.

Alles von Susanne Müller vom 4.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Grundwasserversalzung am Oberrhein: Kali, das Salz der Erde

Alles könnte so schön sein: Wenn in Wittelsheim bei Mulhouse in den nächsten Wochen die letzte verbliebene Kalimine Amélie zugeschüttet wird, gehen im Elsass und in Südbaden 100 Jahre Industriegeschichte zu Ende. Was bleibt, ist ein wehmütiger Hauch von Bergwerksromantik. Aber die Situation ist alles andere als schön. Wenn die kernigen Geschichten der Kumpel schon lange nicht mehr erzählt werden, kriechen noch immer Millionen Tonnen Salz die Grundwasseradern des Oberrheingrabens entlang. Das Ergebnis ist die größte Umweltverschmutzung in der Geschichte dieser
geologisch sensiblen Region.
Wie suchende Krakenarme schlängeln sich die kilometerlangen Salzfahnen das lockere Kiesbett entlang. Vielerorts ist die Trinkwassergewinnung gefährdet. In Breisach, etwa 20 Kilometer westlich von Freiburg, erreichen die Grundwasserwerte 50 Gramm Salz pro Liter. Im Meer sind es 35. Die Brühe ist ungenießbar. Wie lange es dauern wird, bis das größte Trinkwasserreservoir Europas diese salzige Suppe ausgelöffelt hat, weiß niemand.
Die Herstellung von Kalisalz sicherte dieser sonst eher abgeschiedenen Gegend im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz in der Vergangenheit einen ungeheuren Reichtum. Bis zu 35 000 Menschen fanden in Spitzenzeiten Arbeit in der Salzindustrie. Jetzt, wo die Minen erschöpft sind, steht die Region vor den Scherben eines rücksichtslosen Raubbaus an der Natur. Dabei wäre das alles gar nicht nötig gewesen. Bei der Gewinnung von Kalisalz, das in der Hauptsache zur Herstellung von Düngemittel verwendet wird, entsteht Natriumchlorid - Speisesalz. Was andernorts mühselig abgebaut wird, hat man hier jahrzehntelang achtlos auf Haufen gekippt. Als die Haufen sich zu gewaltigen Bergen auftürmten, nannte man sie "Kalimandscharos". Einige von ihnen ragen noch heute weit sichtbar in die Landschaft, kahl und zerklüftet wie Mondlandschaften. Und sie sind Teil des Problems.

In Buggingen, einem kleinen Dörfchen unweit von Freiburg, steht Axel Mayer vor einem Salzberg und schüttelt den Kopf. Es regnet. Mayer ist Regionalgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und zuständig "für alles, was strahlt und stinkt". Der Berg besteht wie alle Kalimandscharos zu 90 Prozent aus Salz. Er ist weder bedeckt, noch ist der Unterboden abgedichtet. "Der Regen spült das Salz einfach in den Boden", seufzt er und zeigt auf die klaffenden Risse in der Erde. Das gibt es hier zuhauf.
Auf der anderen Rheinseite, im elsässischen Kalibecken, stehen wahre Salzgebirge, Millionen Kubikmeter groß. Wie viel Salz von den gewaltigen Abraumhalden an jedem Regentag noch immer ins Grundwasser gespült wird, ist schwer zu schätzen. Ein Beispiel, das den sorglosen Umgang mit der
Natur besonders gut illustriert, liegt auf der Fessenheimer Rheininsel, tief verborgen im Wald.

Hier, wenige hundert Meter von der deutschen Grenze entfernt, hatte der mächtige französische Kaliminenbetreiber Mines de Potasse d'Alsace (MDPA) zwei riesige Lagerbecken angelegt. Der Grund: Die Minenbetreiber hatten zuvor bis zu drei Millionen Tonnen Salzlauge jährlich in den Rhein eingeleitet. Das machte sich sogar im knapp 700 Kilometer entfernten Amsterdam bemerkbar: Dort zerfraß das Salz die Rohre der Kraftwerke. Deshalb wurde die Lauge auf der idyllischen Fessenheimer Rheininsel geparkt. Und richtete dort ungeheure Schäden an: Weil die MDPA es nicht für nötig hielt, die Becken abzudichten, versickerten eine Million Tonnen Salz einfach so im Erdreich.
Strafen oder Bußgelder für diese weiträumige Kontamination des Grundwassers gibt es bis heute nicht. Guillaume Wack von der Aufsichtsbehörde für Minen- und Reaktorsicherheit in Straßburg verweist "auf eine Studie, auf die wir seit Jahren warten". Darin sollen die Verfehlungen der Minenzeit untersucht werden. Wann das Papier zur Verfügung steht? Wack zuckt mit den Schultern: "Keine Ahnung." Wen solle man außerdem bestrafen, fragt er. "MDPA ist ein Staatsbetrieb. Am Ende zahlen sowieso die Steuerzahler." Wohl auch die deutschen. Denn während auf französischer Seite die Untersuchungen eher schleppend vorangehen, sollen in Deutschland immer neue Gutachten klären, ob und  wie eine Sanierung des Trinkwasserspeichers möglich ist. Die Gutachten werden zum großen Teil mit öffentlichen Mitteln finanziert. Knapp zwei Millionen Euro hat eine erste Untersuchung mit Probebohrungen gekostet,
975 000 Euro davon stammten aus EU-Fördertöpfen. Daneben gab es eine "Erkundung des tiefen rheinnahen Grundwasserleiters in Fessenheim und Breisach". Hierbei flossen knapp eine halbe Million Euro an öffentlichen Geldern. So geht es in einem fort: Für 260 000 Euro ist derzeit eine weitere Studie bewilligt.
Der Experte für Hydrogeologie im Regierungspräsidium Freiburg, Hans Plum, glaubt indessen, dass die Natur die Sache nur selbst lösen kann. Eine Entsalzung des Grundwassers, sagt er, sei nahezu unmöglich. Die Natur habe jedoch wirksame Selbstreinigungsmechanismen. Die dauern allerdings: "Bis das Trinkwasser in den betroffenen Regionen wieder genießbar ist, gehen Generationen ins Land", meint der Wissenschaftler. Immerhin werden nun die Salzberge saniert. Die Verfahren, die dabei angewendet werden, sind jedoch umstritten. Zwar werden einige der Kalimandscharos mit Lehm bedeckt und begrünt, doch ein anderer Teil wird einfach mit Hilfe gigantischer Wasserrohre weggespült - natürlich ins Grundwasser. Dennoch versichert Pierre Bois, Leiter der Behörde für  industrielle Entwicklung und Umwelt in Straßburg, man tue alles, was nötig und möglich sei. Deshalb seien spezielle Brunnen in die tiefen Kiesschichten gebohrt worden, die die Salzlauge wieder nach oben saugen und dann in den Rhein leiten sollen. Ob das funktioniert, ist aber noch nicht geklärt. Umweltschützer sind der Meinung, die Brunnen gehen nicht tief genug an die Wasser führende Schicht heran, mit der Folge, dass ein Großteil des Salzes im Kiesbett zurückbleibt.
Auf der badischen Seite beschäftigt die Verschmutzung des kostbaren Trinkwasserspeichers Oberrheingraben inzwischen die Gerichte. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald klagt gegen die in Kassel ansässige K+S AG, deren Rechtsvorgänger das weiße Gold von 1927 bis 1973 aus dem Boden des Breisgaus kratzten. Der Konzern soll für die notwendigen Untersuchungen und für die entstandenen Schäden aufkommen, so die Hoffnung von Landrat Jochen Glaeser.

Doch in Kassel sieht man sich nicht für die Verschmutzungen verantwortlich. K+S könne für die Verfehlungen seiner Rechtsvorgänger nicht in die Pflicht genommen werden, so das Argument. Das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied nun anders: Das Unternehmen sei als Gesamtrechtsnachfolger anzusehen, heißt es in dem Urteil, die Verpflichtung zu einer Sanierung sei also grundsätzlich möglich. Ob aus "grundsätzlich" irgendwann "tatsächlich" wird, dafür sind andere Gerichte zuständig. K+S-Unternehmenssprecher Ulrich Göbel machte aber die Hoffnung auf eine baldige Entscheidung zunichte. Das Unternehmen sei bereit, durch alle Instanzen zu gehen. Auch einen außergerichtlichen Vergleich schließt er aus: "Das wäre taktisch unklug." Es wird also noch dauern. BUND-Mann Axel Mayer kennt das. Die Natur hat keinen Anwalt.                                               

Jochen Schönmann, Sonntag Aktuell (Stuttgarter Zeitung), Landesjournal, 13.08.2006, S. 5
mehr Infos: http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/salz_idx.htm

 

Flöte und Klavier auf Schloß Bürgeln in perfekter Harmonie

Mirjam Nastasi, Leiterin der Freiburger Musikhochschule, gastiert gemeinsam mit ihrer Tochter Chantal Nastasi auf Schloss Bürgeln

Mit allen Sinnen genießen konnten die Besucher das Konzert für Flöte und Klavier, dargeboten von Professorin Mirjam Nastasi und ihrer Tochter, Chantal Nastasi, auf Schloss Bürgeln am vergangenen Sonntag. Unter den 121 auf Ölgemälden verewigten Persönlichkeiten, die das Flair des Bildersaales ausmachen, war der Raum voll besetzt, so dass die Zuhörer zum Teil im Flur saßen oder sich sogar draußen auf dem Platz vor der Eingangstreppe eingefunden hatten, um einem mit viel Verve und Ausdruckskraft vorgetragenen Konzert zu lauschen.
Mit der Sonate G-Dur von W. A. Mozart, die eigentlich einmal als Violinsonate geschrieben worden war, und dann "inspiriert wohl auch durch die Liebe" in eine Sonate für Flöte und Klavier umgeschrieben wurde, begann das Konzert, sehr akzentuiert, sicher und kraftvoll gespielt von Chantal Nastasi, Klavier und Mirjam Nastasi, Querflöte. Perfekt ergänzten sich hier die beiden Instrumente, von denen einmal das eine, einmal das andere die Führung übernahm. Mit der Fantasie op. 79 des Franzosen Gabriel Fauré (1845-1924), einem Werk der Romantik, das durch Tempo und Komplexität höchste Konzentration der Musikerinnen verlangte, hielt ein Stück französischer Lebensart in den Bildersaal Einzug. Fantastisch, wie ungezwungen und perfekt aufeinander abgestimmt Flöte und Klavier auch hier harmonierten. Zu allen Stücken gab es eine kleine, einführende Erklärung von Mirjam Nastasi, der Rektorin der Freiburger Musikhochschule. Herz öffnend die Erläuterungen vor dem nächsten Stück, der Sonate für Flöte und Klavier von Bohuslav Martinu (1890 -1959), einem tschechischen Komponisten. Er floh vor dem zweiten Weltkrieg in die USA, wurde von osteuropäischer Wehmut und von Heimweh nach der Heimat gequält "und kam dann doch irgendwann in der neuen Heimat und im neuen Leben an" . Wunderbar, wie ein ganzes Leben von zwei Instrumenten wiedergegeben wurde. So gab es dann auch vor der Pause schon sehr viel Beifall für die beiden Musikerinnen. Der zweite Teil begann mit dem Flötensolo "Syrinx" von Claude Debussy (1862-1918), mit dem Mirjam Nastasi die Geschichte der heftigen Liebe des Gottes Pan zur schönen Nymphe Syrinx erzählte, die sich seiner nur zu erwehren wusste, indem sie sich in ein Schilfrohr verwandelte. Haben sich auch nach Debussy viele Komponisten des 20. Jahrhunderts an Flötensoli versucht, so ist doch dieses unnachahmlich geblieben.
Oliver Messiaen (1908-1992) bekannte sich zeitlebens zu vier Leitmotiven seines Schaffens: seinem katholischen Glauben, der Auffassung der Klänge als Farben, der eigenwilligen Rhythmik sowie dem Einbeziehen von Vogelstimmen in seine Musik. Von ihm wurde mit "La merle noir" ein Stück gespielt, das mit Vogelgezwitscher und Melodien der Natur abgehört erschien. Das Konzert endete mit der "Fantasie Caprice" von André Jolivet (1905-1974) und einer Sonate für Flöte und Klavier von Francis Poulenc (1899-1963), zwei modernen Stücken, mit scheinbarer Leichtigkeit gespielt und mit reichlich anerkennendem Applaus der Zuhörer honoriert.

Das nächste "Schlosskonzert" findet am Sonntag, 24. September, statt. Konstantin Ischtschenko, Akkordeon, spielt Stücke von Bach, Scarlatti, Vivaldi, Semionov und Rossini. Kartenreservierungen bei der Sparkasse Markgräflerland,
Tel 07631/870, und bei der Schlossverwaltung.

Barbara Theuer, 7.8.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Förderverein Caritas und Soziales St. Michaal in Istein

Heinz Witt Vorsitzender / Soziale Not existiert auch direkt vor Ort / Auch wenn bezüglich einiger genauer Formulierungen der Satzungsparagrafen noch Wünsche offen blieben, haben die Mitglieder des Krankenpflegevereins St. Michael einstimmig ihren Verein in den "Förderverein Caritas und Soziales St. Michael e. V." überführt. Der Saal des Gregoriushauses war gut besucht, als es darum ging, die Arbeit der kirchlichen Sozialstation dauerhaft und verlässlich zu unterstützen. Sie hält über die Krankenpflege hinaus Dienste bereit, die nach dem christlichen Selbstverständnis notwendig sind, wie Familienhilfe, Nachbarschaftshilfe, Sterbebegleitung.

Zweck des neuen Vereins ist es nun, die karitativen Dienste der Katholischen Kirchengemeinde St. Michael ideell und materiell zu unterstützen, wobei es, wie Mitglied Josef Krieg sagte, "nicht um die Verteilung großer Summen, sondern um das sinnvolle Zukommenlassen von kleineren Geldbeträgen quasi als Überbrückung in Notlagen geht" . Pfarrer Stephan Köppl, der die Sitzung eröffnete, machte in deutlichen Worten klar, dass es heutzutage darum gehe, dass Not auch direkt vor Ort existiert und dass auch Pflege nicht erst im Alter beginnen kann. Michael Kiffe gab einen Rückblick in die Historie des Krankenpflegevereins, der per Stiftungsvertrag am 22. Juli 1928 gegründet wurde. "Bei Krankheit hatte man als Mitglied dann schon Recht auf Pflege" , sagte Kiffe. 1928 gehörten 220 Familien zum Verein, 1953 waren es 270 und heute sind es nur noch 115. Seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 musste dann kostendeckend gearbeitet werden, was dem Verein nicht immer leicht fiel. In den letzten beiden Jahren wurden die Mitgliedsbeiträge ausgesetzt — auch, um neue Möglichkeiten für das karitative Engagement zu finden. Es gebe genügend Aufgaben, wie Gemeindereferentin Stefanie Bruckmeir aufzeigte: "Not gibt es — bei allein Erziehenden, bei Kindern, die ohne Aufsicht herumlungern, bei Menschen, die kranke Angehörige pflegen oder auch bei denen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben" . Hier gelte es, auch "heiße Themen" anzupacken und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Mit dem neuen Verein will man nun neue Ressourcen erschließen und weitere Kontaktpersonen ansprechen. "Wir wollen die Basis für ein sozial-karitatives Handeln bieten und Hilfe zur Selbsthilfe geben" , meinte Bruckmeir. Ortsvorsteher Franz Kiefer war es wichtig, dass der Verein vor Ort weitergeführt werden kann, gerade weil es in Istein bereits Ansprechpartner gibt. Angenommen wurden die neuen Beitragssätze, die pro Jahr für die Einzelperson 16 Euro und für die Familie 21 Euro betragen. Der Beitrag wird dabei nicht rückwirkend für die Jahre erhoben, in denen die Beiträge ausgesetzt waren. Froh war Kiffe, dass sich zur Vereinsgründung mit Heinz Witt ein neuer Vorsitzender und mit Hertha Scherer eine Stellvertreterin fand. Kassierer wurde Horst Schopp, Schriftführerin ist Marianne Steiner und Kassenprüfer sind künftig Hermann Mouttet und Josef Krieg.

6.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Jugend gründet: Sieger Hans-Martin Vetter und Frank Harteker aus Bad Krozingen

Mit ihrer Idee für neuartige Fensterscheiben haben Hans-Martin Vetter und Frank Harteker den ersten Preis im bundesweiten Schülerwettbewerb "Jugend gründet" gewonnen. Die beiden Schüler aus Bad Krozingen, die soeben am Kreisgymnasium ihr Abitur abgelegt haben, überzeugten am gestrigen Dienstag in Wolfsburg die Jury mit ihrem Geschäftsplan "Winpolar"

Insgesamt hatten sich 2514 Schüler an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Online-Wettbewerb beteiligt, der Jugendliche auf die Auseinandersetzung mit Zukunftstechnologien neugierig machen soll. "Die Produkte mussten nicht tatsächlich entwickelt werden, aber die Technik wurde plausibel von den Teilnehmern erklärt" , erläutert Barbara Burkhardt-Reich, die den Wettbewerb mitorganisiert hatte, die Aufgabe der Jugendlichen. In einem Geschäftsplan musste die Finanzierung ebenso wie der Vertrieb und das Marketing dargelegt werden. Sieben Jury-Mitglieder — erfahrene Manager und Geschäftsleute — begutachteten dann im Wolfsburger Technikmuseum Phaeno die "Messestände" der elf Finalisten-Teams. Die Sieger-Idee kam den beiden Jugendlichen aus Bad Krozingen im Kreisgymnasium: "Unsere Schule ist ein moderner Bau mit vielen Glasscheiben und vielen Jalousien, von denen ziemlich viele kaputt sind" , erklärte Frank Harteker, wie er und sein Freund Hans-Martin Vetter auf "Winpolar" kamen. Bei ihren Scheiben sorgt eine eingelassene Flüssigkeit für eine variable Tönung des Glases, Jalousien werden demnach also überflüssig. Als Preis erhalten die beiden Abiturienten eine Reise ins Silicon Valley in die USA und krönen so das Ende ihrer gemeinsamen Schulzeit am Bad Krozinger Kreisgymnasium.
"Die Initiative ist ein kleiner Baustein in der Strategie der Bundesregierung, den Gründergeist in Deutschland zu stärken" , sagte Staatssekretär Andreas Storm bei der Preisverleihung. Finanziert wird der Wettbewerb vom Forschungsministerium und Sponsoren aus der Wirtschaft.
www.jugend-gruendet.de

Badische Zeitung Freiburg
6.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Mit dem Rad zu den Isteiner Schwellen: Der Rhein im alten Bett

Mit zufällig entdeckten, besonders schönen Plätzen ist das so eine Sache. Soll man anderen davon erzählen und sie damit womöglich einem Ansturm aussetzen, der ihnen nicht guttut? Vor Jahren machten wir so eine Entdeckung bei einer Radtour am Rhein entlang: die Isteiner Schwellen.

Isteiner Schwellen - Der Rhein in seinem alten Bett Isteiner Schwellen - Foto: Anne Freyer

Plötzlich und unerwartet verbreiterte sich das gemächlich dahinfließenden Gewässer, Kiesbänke traten ins Blickfeld, Felsen bildeten kleine, größere und sogar ganz große Katarakte und aus dem Wasser ragende Inselchen, kurz: Ein wahres Wunder tat sich auf, von dem wir noch nie gehört hatten. Seitdem sind die Isteiner Schwellen immer wieder unser Ziel oder zumindest eine Station auf dem Rheintalweg Richtung Basel gewesen. Kürzlich waren wir mal wieder da, sogar an einem besonders sonnigen und sommerlichen Feiertag. Und wir stellten fest: da ist so viel Platz, dass ein paar Sonnenhungrige mehr diesem Naturwunder nichts anhaben können, denn ein solches ist der Rhein an dieser Stelle. Hier sieht er so aus wie auf alten Stichen und Fotos aus dem vor-vorigen Jahrhundert und der Zeit, bevor man ihn in sein heutiges Bett zwang: Felsig, wild, geheimnisvoll, wenn auch nicht so gefährlich, wie er beispielsweise am Hochrhein, den Darstellungen zufolge, einmal gewesen sein muss.
Wer Zeit und ein Fahrrad hat, sollte sich auf dasselbe schwingen und den wunderbaren Rheintal-Weg genießen, denn er ist auch hier Teil des Ziels. Zahlreich sind die Möglichkeiten, ihn zu erreichen, praktisch von jeder Station der Rheintal-Bahn aus kann man auf ihn gelangen. Da es ein heißer Tag zu werden versprach, nahmen wir uns nicht zu viel vor, sondern wählten Bad Bellingen als Ausgangspunkt, das dem Fluss am nächsten liegt. Fast unmittelbar vom Bahnhof aus geht es südwärts in die Natur, einem parallel zum Kurpark verlaufenden Auewald, wie man ihn sich nicht typischer wünschen kann. Obwohl wir nun flussaufwärts fahren, verläuft der Weg dank dem geringen Gefälle vollkommen eben. Nach etwa zwei Kilometern quert der Weg nach schräg links eine Straße, um sich dann immer weiter von der zunächst noch etwas lauten Autobahn zu entfernen. Die Beschilderung ist so lückenlos, dass man ihn nicht verfehlen kann. Von Bad Bellingen bis zu den Isteiner Schwellen sind es genau zehn Kilometer — zugegeben, nicht viel, aber an heißen Sommertagen nicht zu unterschätzen, da es auf dem Weg kaum Schatten gibt. Es empfiehlt sich also, nicht ohne Kopfbedeckung und Getränke unterwegs zu sein. Allerdings weisen immer wieder Schilder auf Einkehrmöglichkeiten in den jenseits der Autobahn liegenden Orten hin, etwa Rheinweiler, Kemps oder Istein. Letzteres gab sowohl dem gleichnamigen “Klotz” , der vom Auto aus gut sichtbar und daher bekannt ist, als auch den versteckt westlich davon liegenden “Schwellen” den Namen.
Wenige Meter oberhalb liegt ein Autobahnparkplatz, von dem aus der Fluss ebenfalls erreicht werden kann. Von dort muss die Familie gekommen sein, die sich komplett mit Kindern, Hund, Schirm, Liegen und Kühltaschen bald in unserer Nachbarschaft niederlässt — wir wünschen fröhliches Grillen an der bereits vorhandenen Feuerstelle und einen schönen Tag.
Isteiner Schwellen: Zu erreichen über den Rheintalweg, vom Autobahnparkplatz oder den an der Rheintalbahn liegenden Bahnstationen aus.
Alles von Anne Freyer am 29.6.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen


 

Weingut Hermann Blankenhorn seit 1797

Die Geschäftsphilosophie der Blankenhorns begründet den Erfolg / Nicht Gewinnmaximierung stand im Vordergrund, sondern die ökonomische, soziale und politische Verantwortung des Unternehmers für das gesellschaftliche Ganze

Müllheim. Der Weinbau und der Weinhandel bildeten die ökonomische Basis der Blankenhornfamilien im 19. Jahrhundert. Das Weingut Hermann Blankenhorn etwa leitete seinen Ursprung auf das Jahr 1797 zurück und schmückte sich selbstbewusst mit dem Titel eines Hoflieferanten und Weingroßhändlers. Im Vordergrund stand die Vermarktung von eigenen Weinen. Der Name Blankenhorn war die “Marke” und garantierte Qualität und Absatz, forderte aber auch eine spezifische Geschäftsphilosophie, die sich durch mehrere Aspekte auszeichnet.

Gleichbleibende Qualität: Für die sachkundige Arbeit im Rebberg benötigte man geschulte Tagelöhner. Um diese zu binden, bedurfte es einer angemessenen Entlohnung und Verköstigung, und es folgte daraus auch ein persönliches Interesse an ihren Sorgen und Nöten, die die Blankenhorns tatkräftig zu lindern suchten. Qualifiziertes Personal war ebenso für die Verwaltung des Gutes, den Kellerbetrieb und den Vertrieb vonnöten.

Allgemeine Förderung des Weinbaus: Da man Lesegut von kleineren Winzern aufkaufte, musste man auch hier eine ähnliche Sorgfalt in der Rebarbeit erreichen. Die Ausbildung der Rebleute und Winzer nach modernen, wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde daher von den Blankenhorns unterstützt. Forschung und “Aufklärung” waren wesentliche Grundlagen für den Geschäftserfolg.

Fairer Handel: Marktgerechte Preise gegenüber den Zulieferern und den Abnehmern schafften eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Handelskontakte der Blankenhorns — sie belieferten Gasthäuser, das Militär, Privatpersonen und den Karlsruher Hof — führten zu überregionalen Beziehungen mit den verschiedensten Bevölkerungsgruppen. Auch internationale Handelsbeziehungen wurden unterhalten, zum Beispiel zwischen dem Weingut Fritz Blankenhorn in Schliengen und der Schweizer Weinhandlung Schuler im Kanton Schwyz.

Veränderung der Rahmenbedingungen: Mit ihrem politischen Engagement versuchten die Blankenhorns, das ökonomische und politische Umfeld zu gestalten und die Entwicklung der Region in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Förderung des Weinbaus und der Ausbau der Eisenbahn wurde von ihnen unterstützt, dagegen hatten sie Vorbehalte gegen die Ansiedlung von Industrie “vor ihrer Haustür” , da diese das ausgewogene ökonomische und soziale Netz vor Ort gestört hätte. Die Erfolgsgeschichte der “Marke” Blankenhorn im 19. Jahrhundert war Ausdruck einer Geschäftsphilosophie, in der nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund stand, sondern die ökonomische, soziale und politische Verantwortung des Unternehmers für sein Unternehmen und das gesellschaftliche Ganze

 

Markgräfler Dichter und Denker in Unibibliothek Basel

Die Universitätbibliothek Basel zeigt derzeit die Ausstellung “Markgräfler Dichter und Denker aus dem Mittelalter und der Reformationszeit” . Siegfried Bühler aus Efringen-Kirchen hat sie aus den reichen Beständen der Bibliothek eingerichtet und verfolgt mit ihr ein zweifaches Ziel: Zum einen will er an längst vergessene und daher heute unbekannte Autoren erinnern und zum andern zeigen, wie rege und lebendig der gegenseitige Austausch zwischen der Stadt Basel und seinem nordöstlich gelegenen Umland war, als beide noch keine Grenze trennte.

Der südwestlichste Teil Badens und Deutschlands heißt bis heute Markgräflerland und bekam seine Bezeichnung von den badischen Markgrafen, die Mitte des 16. Jahrhunderts ihren Ländereien, es war Streubesitz, die Reformation verordneten, und die sich dadurch von ihren Nachbargebieten, die wie der vorderösterreichische Breisgau und der Sundgau oder die Gebiete unter der Oberhoheit des Klosters Sankt Blasien, katholisch geblieben waren, deutlich abgrenzten. Da auch die Stadt Basel sich der Reformation angeschlossen hatte, ergaben sich selbstverständliche Kontakte zu den glaubensgleichen Nachbarn. Als der Markgraf 1556 die Reformation für seine Ländereien durchsetzte, tat er das mit Hilfe des Basler Münsterpfarrers Simon Sulzer. Dessen Schwager Ulrich Koch hielt in Lörrach die erste evangelische Predigt, und wo die katholischen Pfarrer Widerstand leisteten, setzte Sulzer neue evangelische, meist Basler Pfarrer ein, die in der Folgezeit in der Markgrafschaft heimisch wurden wie zum Beispiel die drei Geschlechter Grynaeus, Dekane in Rötteln und Pfarrer in Lörrach.

Eine andere Geschichte ist die des Christoph Leibfried, der kurz vor 1600 nach seinem Studium in Tübingen Landschreiber in Rötteln wurde. Er war ein gelehrter Jurist und begabter Musiker, der sich eine beachtenswerte Privatbibliothek aufgebaut hatte. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) flüchtete er mit seiner Familie und seiner Bibliothek ins sichere Basel, mit der Folge, dass diese kostbare Bibliothek heute zum Bücherschatz der Basler Unibibliothek gehört und nun erstmals wieder gezeigt wird.

Die Ausstellung nennt uns Namen, die wir nicht kennen, Hans von Bühl aus dem frühen 15. Jahrhundert zum Beispiel. Er verfasste zwei Gedichtbände, heiratete eine reiche Basler Witwe und wurde Basler Bürger. Oder der Dominikaner Johannes von Efringen, der 1347 Basler Prior wurde und dessen 15 Bände mit juristischer und theologischer gelehrter Literatur heute die Unibibliothek bereichern. Zu nennen ist noch Luitold von Rötteln, der den Basler Minnesänger Konrad von Würzburg protegierte. Oder Giovanni Bernhardino Bonifacio, einstmals Herzog von Oria, der als Junggeselle um 1570 mit drei schwarzen Sklavinnen nach Basel kam und von den Baslern gezwungen wurde samt seinem Harem nach Blansingen auszuwandern. Es ging hin und her. Walther von Klingen zum Beispiel aus dem Kloster Klingenthal in Wehr verlegte das Kloster 1274 nach Basel, und der Name hat sich auf der Kleinbasler Seite bis heute erhalten. Doch es gab gelegentlich auch Raufereien. Markgraf Dietrich von Rötteln tötete 1333 betrunken und im Streit den Basler Bürgermeister, worauf die Basler bewaffnet anrückten, um Rötteln zu erobern, was ihnen aber nicht glückte, wie Henmanns Offenburg aus Basel in seiner Chronik berichtet. Für Bibliophile und Freunde der Heimatgeschichte ist diese kleine und übersichtlich präsentierte Ausstellung eine wahre Fundgrube. Sie dokumentiert ein lebendiges Hin und Her zwischen der Stadt Basel und ihrem Markgräfler Umland, wie es die heutige Regio Basiliensis bislang nicht geschafft hat. Doch was nicht ist, kann werden.
Bis 6. Mai 2006: Mo bis Fr 8.30-19.30 Uhr, Sa 8.30-16 Uhr

Badische Zeitung Freiburg
Nikolaus Cybinski, 10.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

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