Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Rhein und Altrhein
im Markgräflerland und Breisgau  
 

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Rhein, Altrhein, Rheinseitenkanal, Rheinarme, ...

Blick nach Norden über den Rheinseitenkanal kurz nach der Staustufe Fessenheim am 4.3.2007

Blick vom Schafberg nach Westen über Kalkwerk, Istein, Autobahn, Rhein, Ile du Rhin und Staustufe Kembs ins Elsass am 20.11.2006

Blick nach Süden zu den Isteiner Schwellen im Altrhein bei Efringen-Kirchen am 3.4.2007

Blick nach Norden über den Rheinseitenkanal kurz nach der Staustufe Fessenheim am 4.3.2007 Blick vom Schafberg nach Westen über Kalkwerk, Istein, Autobahn, Rhein, Ile du Rhin und Staustufe Kembs ins Elsass am 20.11.2006 Blick nach Süden zu den Isteiner Schwellen im Altrhein bei Efringen-Kirchen am 3.4.2007
 
Altrhein auf Höhe Hartheimer Baggersee 11.7.2008: Blick nach Norden Der Rhein bei Breisach am 16.1.2009 - beinahe zugefroren Rhein bei Fessenheim - Blick nach Norden am 10.2.2011
Altrhein auf Höhe Hartheimer Baggersee 11.7.2008: Blick nach Norden Der Rhein bei Breisach am 16.1.2009 - beinahe zugefroren Rhein bei Fessenheim - Blick nach Norden am 10.2.2011
Altrhein am 29.3.2011: Mündung der Kander südlich Efringen-Kirchen Kleinbasel am 29.3.2011: Blick nach Südwesten zu Münster und Münsterhügel  
Altrhein am 29.3.2011: Mündung der Kander südlich Efringen-Kirchen Kleinbasel am 29.3.2011: Blick nach Südwesten zu Münster und Münsterhügel  
 


Der Rhein legt von der Quelle im Schweizer Kanton Graubünden bis zur Mündung in die Nordsee insgesamt 1230 km zurück.
Er ist damit
nicht der längste, aber sicher der bedeutendste Fluss Europas.

Der Rhein fließt durch sieben europäische Staaten: Schweiz, Italien, Liechtenstein, Österreich, Frankreich, Deutschland und die Niederlande.

Der Rhein ist eine Lebensader für 50 Millionen Europäer - er schafft Grenzen wie auch Verbindungen.
 

 

Integriertes Rheinprogramm IPR - 500 Mio Euro für Rückhaltebecken

Das Mammutprojekt Integriertes Rheinprogramm (IRP) kann beginnen: Gestern hat Lörrachs Landrat Walter Schneider den Planfeststellungsbeschluss unterschrieben, im Herbst starten die Arbeiten zum Hochwasserschutz am Altrhein zwischen Märkt und Breisach. Das ganze Landesprojekt IRP umfasst 13 Standorte bis Mannheim und einen Kostenrahmen von 500 Millionen Euro. Insgesamt soll es Rückhalteräume mit 167 Millionen Kubikmeter Volumen schaffen, die geflutet werden können. So will das Land die Hochwassergefahr reduzieren, die durch Staustufenbau und Flussbegradigung gestiegen ist. "In einer Generation soll der Rhein wieder eine ursprüngliche Flusslandschaft werden", sagte Schneider. Das Projekt ist umstritten, es gab viele Einwendungen etwa wegen der ökologischen Flutungen, dem Verlust von Acker und Wald, möglicher Beeinflussung des Grundwassers und des Naturschutzes. Für die Polder werden unter anderem Bäume gefällt. Für den Landkreis Lörrach wurden laut Schneider Lösungen oder zumindest gute Kompromisse gefunden.  
29.5.2008

Rheinaue neu gestalten im Bereich der Kandermündung >Isteiner-Schwellen (4.5.2011)
Mündung der Kander in den Altrhein neu - auch für Fische passierbar >Efringen1 (17.9.2010)

 

Oberrhein Ende 2008 als Ramsar-Zone ausgewiesen

Ende 2008 wurde das Gebiet "Oberrhein/Rhin supérieur" zur Ramsarzone erklärt. Diese Anerkennung zeichnet den Rhein als Feuchtebiet von internationaler Bedeutung aus.
The Convention on Wetlands, signed in Ramsar, Iran, in 1971, is an intergovernmental treaty which provides the framework for national action and international cooperation for the conservation and wise use of wetlands and their resources. There are presently 158 Contracting Parties to the Convention, with 1831 wetland sites, totaling 170 million hectares, designated for inclusion in the Ramsar List of Wetlands of International Importance.

www.ramsar.org

 

Lebendiger Rhein - Rhin Vivant - rhein-oekotourismus.eu

Der Verein „Lebendiger Rhein“ wurde am 3. Juni 2005 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, in den bemerkenswerten Naturlandschaften beiderseits des Rheins einen möglichst sanften, umweltschonenden Tourismus zu entwickeln. Der Verein umfasst französische wie deutsche Partner aus den Bereichen Tourismus, Umwelt, Sport und Freizeit und koordiniert ein europäisches Projekt, das auf die Strukturierung und Ausweitung des Ökotourismus-Angebots in den Schutzgebieten am Rhein abzielt. Auf diese Weise bemüht sich der Verein anhand von Informations- und Aufklärungsaktionen sowie in Form von Begleitmaßnahmen für touristische Dienstleister um den Aufbau eines deutsch-französischen Ökotourismus-Netzwerks am Oberrhein. Der Verein „Lebendiger Rhein“ umfasst zahlreiche Partner
Im Verwaltungsrat vertreten sind:
- Verwaltungen geschützter Naturlandschaften
- Einrichtungen, die in den Bereichen Umwelterziehung, Naturschutz und Sport in freier Natur tätig sind
- Akteure im Tourismusbereich
- Gebietskörperschaften (Region Elsass, Departements, Gemeinden und Gemeindeverbände)

Association Rhin vivant
20 rue Jacob, BP 67003 - F-67037 STRASBOURG Cedex 2
www.rhein-oekotpurismus.eu , Mail: info@rhein-oekotourismus.eu oder
info@rhin-ecotourisme.eu

 

Wir sind für Hochwasserschutz, aber gegen ökologische Flutungen

Das Hochwasser in der vergangenen Woche am Rhein hat erneut die Diskussion um den Hochwasserschutz zwischen Basel und Karlsruhe belebt. Man kann davon ausgehen, dass wir durch eine Klimaveränderung in Zukunft mit einer Zunahme von extremen Niederschlägen rechnen müssen und dass dadurch die Hochwassergefahr am Rhein zunimmt. Bedauerlich ist allerdings die Diskussion darüber, dass in diesem Zusammenhang immer wieder behauptet wird, die Kommunen und die Bürgerinitiativen verzögerten und verschleppten die geplanten Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Die kommunalen Gremien von Breisach und Vogtsburg und auch die Bürgerinitiative haben immer wieder betont, dass sie für den Hochwasserschutz sind, und dass sie auch keinen Rückhalteraum verhindern wollen, obwohl gerade Breisach und Burkheim durch zwei Polder enorme Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger und auch für den Tourismus hinnehmen müssen. Wir sind für den Hochwasserschutz, aber für einen verträglichen Hochwasserschutz. Wogegen wir uns vor allem wehren, sind die geplanten, ständigen ökologischen Flutungen. Durch diese künstlichen Überflutungen des Rheinwaldes wird die Nutzung unseres wertvollen Erholungsgebietes enorm eingeschränkt und negative Folgen für Fauna und Flora sind zu erwarten. Ob der Anstieg der Grundwasserstände, wie auch jetzt wieder während des Hochwassers beobachtet, überall beherrschbar bleibt, ist nicht gewährleistet. Durch die ständigen Flutungen ist mit steigenden Folgekosten zu rechnen, die heute noch gar nicht abzusehen sind.
BZ-Leserbrief vom 1.9.2007 von
Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention, Breisach-Burkheim e.V,
1. Vorsitzender Lothar Neumann, 2. Vorsitzender Karl-Anton Hanagarth


 

Rheinvergnügen - Flusskreuzfahrt von Basel nach Düsseldorf

Abkühlung ist im Sommer gefragt, Ablenkung, das Abenteuer um die Ecke. Die Autoren der Seite drei haben sich deshalb wieder auf den Weg gemacht. Dieses Jahr führt die Sommerreise ans Wasser.

Den Dresscode halten alle ein. Beiger Halbrock, braune Hose, weiße Handtasche. Dazu Gehstock, Goldrandbrille, eierschalenfarbene Schuhe. Die frisch gemachte Dauerwelle. Die praktische Khaki-Weste mit den vielen Taschen. Willkommen auf der Rheinkreuzfahrt von Basel nach Düsseldorf. Englisch kann sie von i
hnen nicht erwarten, das weiß Cruise Managerin Christiane Richter. 70, 80, 90 Jahre alt sind die Gäste. Das heißt Jugend im Krieg, Hochzeit in den fünfziger Jahren, Wirtschaftswunder, VW-Käfer, die erste Reise nach Italien. Und eben auch kein Englisch. Deshalb stellt sich die Managerin als Reiseleiterin vor und erklärt in der Lounge, also Aussichtssalon, was die viertägige Romantic Route, also die Route der Romantik, von Basel den Rhein aufwärts alles bietet: In Basel wird eingeschifft, Straßburg mit Münster, Mainz mit Dom, die Loreley mit Lied vom Tonband, Köln mit Dom, in Düsseldorf ist Schluss. Tisch Nummer 7, erster Tag, Aben d e ssengespräch: Hermann hat sogar selbst mal ein Boot gebaut. 1960. Zwei Jahre hat er dafür gebraucht. "Scheibo haben wir es getauft. Weil es ein Scheißboot war! Ich hab meinen Mann in der Zeit nicht mehr gesehen!" , empört sich seine Frau Sigrid, als wär es erst gestern gewesen. Hermann ist 85 und Sigrid 83. Sie kam 1953 aus Berlin, er ist Südbadener. Bald sind sie nach Weil am Rhein gezogen, dort leben sie immer noch. Und nun machen sie die Flusskreuzfahrt, obwohl Hermann sehr krank ist, zwei Schlaganfälle, Parkinson. Die Menschen werden heute sehr alt — und wollen trotz Gebrechen noch was erleben. Diesen Wunsch erfüllt Viking River Cruises. Mit Flusskreuzfahrten für Senioren macht der weltweite Marktführer richtig Geld. Und der Markt wächst. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel besitzt 21 Schiffe und fuhr 2006 an die 145 Millionen Euro ein. In diesem Jahr schätzt das Unternehmen einen Umsatz von 182 Millionen Euro. 2008 sollen die Schifffahrten in Deutschland, Südafrika, Südamerika, China und Russland schon 218 Millionen Euro bringen. Als Kunden werden die "Best Ager" angesprochen. Also Menschen in den besten Jahren, 50 und aufwärts. Sie entscheiden sich immer mehr gegen den verhältnismäßig unbequemen Reisebus und satteln um auf das Schiff. Allerdings nur, wenn sie das nötige Kleingeld haben: Vier Tage Rhein kosten rund 2000 Euro. Die Vorteile einer Kreuzfahrt liegen auf der Hand, sagt Otwin. Otwin ist 68, Maschinenbaumeister im Ru hestand. Mit seinem "Clübschen" ist er mit von der Partie. Fünf Männer aus dem Rheinland, die seit 15 Jahren zusammen verreisen. Er hat all inclusive gebucht, "wenn Sie verstehen, was ich meine" . Um sein schmales Oberlippenbärtchen herum ist er frisch rasiert, die zurückgekämmten Haare duften nach Pomade. Er sagt, was alle Senioren auf dem Boot denken: Das Schiff mit 200 Leuten ist überschaubar, man muss nix denken, bewegt sich, obwohl man selbst keinen Schritt tun muss, kann sich in seine klimatisierte Kabine zurückziehen und wird per Ding-Dong-Durchsage an den Stundenplan erinnert: "Liebe Gäste, jetzt beginnt der Landausflug, liebe Gäste, das Mittagessen steht bereit, liebe Gäste, die Tombola beginnt." Otwins Reise-Credo gilt hier für jeden: "Krachen lassen. Man muss jetzt sehen, dass man noch alles mitbekommt." Reisende Rentner in Rheinform. 44 Leute arbeiten auf der Viking Helvetia. Zimmermädchen, Kellner, Köche und Reiseleitung sind beinahe rund um die Uhr ansprechbar. Das Personal schließt Verträge ab für die Saison, im Winter sind alle arbeitslos gemeldet. Die Saison kann je nach Vertrag so aussehen: Zehn Monate und kein Wochenende frei, mit Anspruch auf vier Wochen Urlaub. Der Arbeitgeber wünscht sich, dass die Urlaubstage am Stück genommen werden. "Deutsche unterschätzen oft den Job" , sagt Reiseleiterin Christiane. Ein Großteil ist deshalb aus Osteuropa: Vladimir, György, Todo — die Namensschildchen und das tägliche "Bittescheen, wos dorf ich Ihnen brrringen?" verraten die bulgarische, ungarische und slowakische Herkunft. Die Senioren wollen maßgeschneidert unterhalten werden. Sie wollen trinken und auch ab und zu flirten, wie das Paar, das sich gleich zu Beginn der Reise kennengelernt hat und jetzt innig tanzt. Der Mann am E-Piano säuselt ins Mikrofon ein hallendes "Tränen lügen nicht" . Danach singt die deutsche Donau-Trachtengruppe aus Chicago, die gerade in Speyer gastiert, vierstimmig "Börrrgvägabunden sind troy, ja troy!" Das betagte Publikum ist amüsiert, eine Frau zeigt lachend auf eine extrem beleibte Amerikanerin im Dirndl. Und nippt an ihrem Rotwein. Die Flusskreuzfahrten von Viking River Cruises begleitet Reiseleiterin Christiane Richter seit vier Jahren. Dass die Alten zum Teil sehr hilfsbedürftig sind, kalkuliert sie ein. Sie hat sich darauf eingestellt, dass sie alles ganz genau erklären muss: Die Schwimmweste, der Zimmerschlüssel, der gar kein Schlüssel ist, sondern ein Kärtchen, das Leitungswasser in den Kabinen ist Trinkwasser. "Wenn Sie zum Beispiel Tabletten nehmen müssen, meine lieben Gäste. " Einem mit Teppichboden ausgelegten Kokon gleicht das Schiff, in dem sich die reisenden Alten sicher fühlen. Draußen die Welt, die leise gleitend vorüberzieht. Drinnen die eigene Kabine, die eigene Toilette, das Komplettprogramm und das Personal, das das Gefühl von Schutz und Hilfe vermittelt. Wer will, wagt sich beim Landausflug hinaus — um nach drei Stunden wieder auf das Schiff in die Sorglosigkeit und Ruhe zurückzukehren. So sieht die Reise einer überalterten Gesellschaft aus. Der schweigsame Reeder Heinrich und Gattin Maria aus dem Emsland sind von der jüngeren Fraktion: Anfang 60. "Das Wasser" , sagt Maria lakonisch. Sie können nicht vom Wasser lassen. Deshalb machen sie Kreuzfahrten. Sie besitzen 45 Frachtschiffe, haben das Geschäft aber schon an die Kinder übergeben, und lassen es sich jetzt gutgehen: Vor kurzem waren sie sogar per Kreuzfahrt am Nordpol. Heinrich guckt während des Abendessens aus dem Fenster und beobachtet ein vorbeiziehendes Schiff mit dem Namen Princesse Sissi. Maria fragt ihn, ob die Crèpes Suzette gut schmeckt. Ja, sagt Heinrich und schaut wieder raus. Gucken und Essen sind die zwei Hauptbeschäftigungen an Bord. Viel mehr können und wollen die Senioren auch gar nicht tun. "Vadder, wir fahren los!" "Ist das das da ein Atomkraftwerk?" "Schau mal, die Brücke von Remagen." "Frau, jetzt kommt gleich die Schleuse." Jedes Mal, wenn es Essen gibt, geht ein unterdrücktes Kichern durch den Saal: zu Hause ist dann aber erstmal Diät angesagt. Das Essen besteht morgens aus einem "reichhaltigen" Büfett, mittags und abends aus einem Dreigängemenü, dazwischen gibt es Kuchen und Kaffee Hag mit Sahne aus dem Plastikbecherchen und Süßstoff. Kaum einer lässt was aus. Aber zugegeben: Bei 32 Grad auf dem Sonnendeck stört der volle Magen schon ein bisschen. "Man muss sich schon darauf einstellen" , sagt Christiane Richter. "Manchmal sind sie schon wie kleine Kinder, sie brauchen viel Aufmerksamkeit." Christiane ist wohlwollend: Die 26-Jährige mit den schwarzen langen Haaren und dem glitzernden Edelstein auf dem Zahn findet, dass die meisten Leute "lieb" sind. Sie mag ihren Job. Kapitän André Rohn, 36, findet seinen Beruf auch gut. Der Schwiegermuttertraum in Uniform gibt mit Mikro in der Hand ausführliche Infos zum Schiff. Baujahr 2005, Bauzeit ein Jahr, 15 Millionen Euro Kosten, 131,80 Meter Länge, 99 Kabinen, maximal 200 Passagiere, 2470 Tonnen Gewicht, maximale Geschwindigkeit 30 Kilometer pro Stunde, zwei Motoren mit je 1000 PS, Verbrauch 150 Liter Diesel bei 90 Prozent Leistung, Kläranlage, Küche, 200 000-Liter- Was sertank. Dann kommen die Fragen aus dem Publikum: "Können Sie bei der Loreley ein wenig langsamer fahren?" , "Ist das jetzt hier der richtige Rhein?" Ein Mann mit Hörgerät klopft an die Wand und will wissen, ob das Schiff aus Plastik ist. Sonnendeck bei 32 Grad, 15 Uhr. "Und schon wieder eine Burg" , stellt eine Dame fest. Gleich kommt die Loreley. Die Senioren werden per Durchsage von Reiseleiterin Christiane auf dem Laufenden gehalten. "In etwa 20 Minuten fahren wir an der Loreley vorbei. Deshalb empfehle ich Ihnen, nun Kaffee im Aussichtssalon zu trinken und dann wieder auf das Sonnendeck zu kommen. Sonst verpassen Sie sie." Dann ist es soweit: Der Loreleyfelsen. Vom Band singt ein Männerchor "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. .? " Die Senioren sitzen mit geschlossenen Augen auf den Stühlen und bewegen lautlos die Lippen dazu. Sie können alle Strophen auswendig. Christina Richter weiß, was sie von ihren Senioren erwarten kann: Höflichkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Gediegenheit, Heiterkeit. Vor kurzem hatte die Reiseleiterin eine Fahrt mit vielen Spaniern. Hinter vorgehaltener Hand sagt Christiane: Die krümelten alles voll und haben ihre Kinder noch nachts um zwölf über die Gänge rennen lassen. Die deutschen Senioren ziehen sich dagegen zum Abendessen fein um und sitzen schon eine Viertelstunde vor Abfahrt im Ausflugsbus. Christiane genießt die Kalkulierbarkeit der Rentner, die meistens aus der gehobenen Mittelschicht stammen: Vom Typ mittelständischer Unternehmer. Drei Angestellte und eine Ehefrau, die einst die Buchhaltung geführt hat. Das letzte Abendessen an Bord. Morgen landen wir in Düsseldorf, dann ist die Reise zu Ende. Sigrid wünscht sich, dass sie noch eine weitere mit ihrem kranken Hermann erleben kann: "Unser Traum ist Moskau— St. Petersburg." Aber ihr Blick verrät, dass diese Rheinfahrt vielleicht doch die letzte sein könnte. Sigrid streichelt Hermann am Arm: "Na, Vadder, isst du das Brot noch?" Hermann reagiert nicht. Er blickt starr. Sigrid guckt raus in die Nacht. "Fährt doch schnell" , stellt sie lächelnd fest.
Ulrike Derndinger , 16.8.2007, Gesamten Text mit vielen Bildern bitte auf www.badische-zeitung.de

Ja, es gibt es wirklich: das Rheinvergnügen! 
Selbst wenn es so wäre, wie Ulrike Derndinger die Rheinreise von Basel nach Düsseldorf beschreibt, entsetzt mich ihre menschenverachtende Sprache. Sie beleidigt Menschen, ebenso wie den Veranstalter, die Schiffsbesatzung und den Leser und holt so ganz nebenbei auch noch zum Rundumschlag gegen Busreisen aus, die ja bei den Ausflügen auch Bestandteil der Rheinreise sind.
Keine Rede von der Taxiabholung am Badischen Bahnhof, der Einschiffung im schönen Basel, vom beruhigenden Dahingleiten zwischen Vogesen und Schwarzwald. Kein Wort von den (auch möglichen) individuellen Besuchen in Breisach, Straßburg, Speyer, Mainz, Köln usw., von der Faszination des Mittelrheintals, von tollen internationalen Begegnungen an Bord mit Menschen aller Altersklassen. Ich habe diese Reise mit meiner Frau vor einigen Jahren unternommen, bin nach dem Krieg geboren, spreche fünf Sprachen, habe keine "Khaki-Weste mit den vielen Taschen" , habe es sehr genossen mit Schweizern, Franzosen, Italienern, Engländern und Amerikanern dieses Vergnügen geteilt zu haben. Und, last but not least, uns hatte die Reise mit Last-Minute-Buchung (gibt’s auch heute noch) nur etwa halb so viel gekostet, wie hier geschrieben steht. Im Anschluss sind wir mit dem preiswerteren IC auf der Mittelrheintalstrecke nach Hause gefahren und konnten auf diese Weise alles noch einmal Revue passieren lassen. Spätestens dabei haben wir verstanden, dass die einzige uralte Dame an Bord, die eine Kabine auf Dauer gebucht hatte, immer an "ihrem" kleinen Tisch in Kabinennähe saß und diese Fahrt nicht nur einmal unternahm, sondern zig mal pro Jahr
Ja, es gibt es wirklich: das Rheinvergnügen!
BZ-Leserbrief vom 29.8.2007 von Michael Steinbrück, Freiburg

 

Flusskraftwerk Rheinfelden - erhalt als Denkmal oder Abriß

Die Tage des ältesten europäischen Flusskraftwerks scheinen gezählt / Natur- und Denkmalschutz im Widerstreit

Es gilt als Wiege der Industrialisierung in der Region und als bedeutendes Industriedenkmal: Europas ältestes Flusskraftwerk, 1898 von den "Kraftübertragungswerken Rheinfelden" (KWR) mit einer Leistung von 26 Megawatt in Betrieb genommen. Seine Tage scheinen gezählt, denn bei der Genehmigung für das neue, 116 Megawatt starke Kraftwerk hat der Denkmalschutz gegenüber dem Naturschutz den Kürzeren gezogen. Das alte Maschinenhaus und der daran angrenzende Kraftwerkssteg in die Schweiz sind den Menschen auf beiden Seiten des Rheins längst ans Herz gewachsen, außerdem zählt das Gebäude zu den wenigen Sehenswürdigkeiten der jungen Industriestadt Rheinfelden. Dennoch verebbten nach der Erteilung der Baugenehmigung die Bemühungen um den Erhalt. Jetzt hat sich das geändert: Die KWR-Nachfolgerin Energiedienst AG (ED) hat das neue, 85 Millionen Euro teure Stauwehr bereits Anfang April in Betrieb genommen. Das alte Wehr ist mittlerweile in den Fluten des Rheins versunken, die Baugrube für das neue Maschinenhaus steht. Jetzt dämmert es den Menschen so langsam, dass auch ihr geliebtes Kraftwerksgebäude in nicht allzu ferner Zukunft verschwinden wird - spätestens im Jahr 2010, wenn der Neubau steht.

"Beide Rheinfelden müssten sich zusammentun", sagt Horst Richter, Leiter des Referats Wasserstraßen beim Regierungspräsidium, Freiburg. Er hat das Genehmigungsverfahren über Jahre hinweg betrieben und kennt die Geschichte aus dem Effeff. Doch er macht wenig Hoffnung: "So leid es mir tut, ich glaube nicht, dass das alte Maschinenhaus zu halten sein wird." Die Schwierigkeit: Das Gebäude liegt genau da, wo die Hauptausgleichsmaßnahmen für die Kalkfelsformation "Gwild" erfolgen sollen, die auf der anderen Rheinseite dem neuen Maschinenhaus zum Opfer fällt. Und: Die Konzession wurde grenzüberschreitend erteilt. Dabei stellten die Schweizer im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung klar, dass über 50 Prozent des "Gwild" ausgeglichen werden müssen, weshalb sowohl Maschinenhaus als auch Steg zu verschwinden haben. Dies wurde sogar vom Schweizer Bundesgericht bestätigt, nachdem eine Gruppierung aus Fischern und Naturschützern geklagt hatte. Anders sieht dies der frühere Landeskonservator Franz Meckes: "Ein Gutachten der Universität Stuttgart präsentierte schon im Jahr 2001 eine Lösung, wie Ausgleichsmaßnahmen mit dem Erhalt des alten Kraftwerks als Kulturdenkmal in Einklang gebracht werden können" , erinnert sich Meckes. Auch die Denkmalschutzbehörde beim Regierungspräsidium weiß um den Wert des Gebäudes. Die Historikerin Gitta Reinhardt-Fehrenbach hatte sich vor Jahren schon intensiv mit der Liegenschaft befasst. Sie hält das Bauwerk für einen Meilenstein der Elektrizitätsgeschichte, weil es für dieses erste Laufwasserkraftwerk europaweit kein Beispiel gab. Vorbilder, wie so eine technisch-architektonische Herausforderung zu meistern war, fehlten. Anschauungsunterricht konnte allenfalls beim Kraftwerkbau an den Niagara-Fällen in USA genommen werden, der parallel entstand. Obwohl in der Fachbehörde unbestritten ist, dass es sich beim Maschinenhaus "um ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung" handelt, fehlt ihm formal der entsprechende Ausweis. Auf einen Eintrag ins Denkmalbuch wurde nämlich verzichtet, weil sich im Zuge der Neubaukonzession abzeichnete, dass dieses Bauwerk nicht gehalten werden kann. Wie auch immer Natur- und Denkmalschutz unter einen Hut zu bringen wären - für Horst Richter und seinen Kollegen Pierre-Ives Christen vom Kanton Aargau steht jedenfalls fest: "Der Erhalt des Maschinenhaus wäre ein wesentliches Abweichen von der Konzession. Das gesamte Verfahren müsste neu aufgerollt werden, was zu einer zeitlichen Verzögerung des Projekts führen würde." Für den Kraftwerkssteg, der von deutschen und Schweizer Ausflüglern genutzt wird, sieht Richter indes eine Lösung. Er schlägt vor, 50 bis 100 Meter flussabwärts einen neuen Steg zu bauen: "Das wäre nur unwesentlich teurer als eine ohnehin erforderliche Sanierung, außerdem wäre die Konzession davon nicht betroffen.
Jochen Fillisch, 3.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Wasserkraftwerk Rheinfelden seit 2003 im Bau

Neubau des Wasserkraftwerks Rheinfelden ist derzeit die größte Baustelle Europas / Die Energiedienst-Gruppe investiert 380 Millionen Euro in das Projekt

Die Baustelle hat ihre Eigenheiten. Sie ist derzeit die größte Europas, dementsprechend außergewöhnlich, gleichzeitig aber auch reichlich feucht. Seit 2003 arbeitet sich Stück für Stück das neue Rheinfelder Wasserkraftwerk in den Strom. Projektleiter Helmut Reif hat es da mit allem anderen als einem gewöhnlichen Bauplatz zu tun. "Wir sind halt nicht auf der grünen Wiese" , sagt der Mann, der seit 19 Jahren für den Kraftwerksbetreiber und Bauherrn Energiedienst arbeitet, "wir sind mitten im Flussbett" . Eigentlich erstaunlich, dass das überhaupt geht. Aber es geht schon eine ganze Weile. Vor rund vier Jahren wurde mit dem Bau begonnen und etwa so viel Zeit wie bisher ist noch einmal veranschlagt. In drei bis vier Jahren will Rheinfelden das neue Maschinenhaus in Betrieb nehmen. 2010 sollen, erklärt Reif, die Turbinen kommen, die das Kraftwerk erst zum Kraftwerk machen, und dann dürfte langsam die Stromproduktion anlaufen mit nahezu vervierfachter Leistung gegenüber heute. Für 2012 ist der abschließende fischgerechte Ausbau der Umgehungsgewässer projektiert. Dann steht das Kraftwerk nebenan schon. Dieser Tage, genau genommen am 2. April war so etwas wie Halbzeit. Das neue 196 Meter breite und 58 Millionen Euro teure Stauwehr konnte in Betrieb genommen werden, ein wichtiger Meilenstein im Baufortschritt.
Da sich der Fluss nicht abstellen oder umleiten lässt, wird vom ersten Tag an in Tranchen gedacht und kalkuliert. "Wenn bis Mai kein Hochwasser mehr kommt, haben wir auch den dritten Bauabschnitt abgeschlossen" , sagt Helmut Reif und meint das wörtlich. Auch die dritte und letzte Baugrube wird dann von Dämmen umschlossen sein, wie die beiden anderen vorher. Erst dann kann mit den eigentlichen Vorarbeiten für das Maschinenhaus begonnen werden. 100 000 Kubikmeter Beton werden allein dafür verarbeitet, noch einmal 50 000 Kubikmeter mehr sind es für die gesamte Anlage. Sobald eine Baugrube ihre Aufgaben erfüllt hat, werden die Eingrenzungen wieder abgebaut. Ab sofort geschieht das auch mit dem über hundertjährigen alten Stauwehr. Was auf der einen Seite abgebaut wird, muss nebenan schon wieder stehen, bevor auch hier quasi trockenen Fußes gearbeitet werden kann. Das ist so mitten im Fluss ja nicht unbedingt überall und schon gar nicht dauerhaft zu erwarten. Entsprechend verwirrend ist es auch für manchen Besucher, dass auf der Baustelle strikte Helmpflicht gilt, und zwar für alle. Gummistiefel lägen hier doch irgendwie näher, zumal es überall sprudelt und rauscht und man das Gefühl nicht los wird, dass sich das meiste vor und unter den Füßen, kaum etwas aber über den Köpfen abspielt. Auch der demnächst hier arbeitende 135 Tonnen schwere Riesenbagger, dessen Schaufel ein Füllvolumen von sechs Kubikmetern (oder 6000 Litern) hat, wird sich ja eher in die Tiefe arbeiten.

Was die Baustelle gefährden oder wenigstens den Baufortschritt bremsen könnte, bewegt sich ebenfalls gewissermaßen auf Augenhöhe und kommt zudem mit Vorankündigung, gelten doch die Wettervorhersagen jeweils für zwei bis drei Tage. Wenn allerdings die Meldung eintrifft, dass tatsächlich mit Hochwasser zu rechnen ist, ist die Zeit knapp. Zwölf Stunden bleiben dann durchschnittlich, um die Baustelle zu räumen. Mit 3500 Kubikmetern Wasser pro Sekunde (m³/Sek) kam die letzte große Hochwasserwelle im August 2005 in Rheinfelden an. Sozusagen vernachlässigbare 2100 m³/Sek waren es dagegen Anfang März; fast doppelt so viel haben demgegenüber die beiden Hochwasser von 1994 und 1999 gebracht. In beiden Jahren lag aber auch anders als im vergangenen sehr viel Schnee in den Alpen. Während das neue Stauwehr bis zu 5400 m³/Sek ableiten kann, sind die aktuellen Baugruppenumschließungen auf einen Maximalwert von 4000 m³/Sek ausgelegt. Ein Restrisiko bleibt immer. Und auch wenn im Notfall Material, Maschinen und Werkzeuge noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden sind, gilt es nach einem Hochwasser aufzuräumen, die Dämme zu reparieren. Die bisher deshalb zu beklagende Schadenssumme belief sich aber nur auf 50 000 Euro, was gemessen an den Gesamtkosten von 380 Millionen Euro wirklich vernachlässigbar ist. Helmut Reif führt die bisher vergleichsweise geringen Verluste auf jahrelange Versuchsreihen zurück, unter anderem mit der Universität Karlsruhe, die dem Baubeginn vorausgegangen sind, aber auch auf die absolute Zuverlässigkeit seiner Mannschaft. Bis alles fertig ist, wird jedenfalls noch etwas Zeit ins Land oder in den Fluss gehen. Für die Fische, die schon fertige Fischtreppe und das ruhige Laichgewässer auf deutscher Seite hat die Energiedienst-Gruppe als Bauherr dann allein zwölf Millionen Euro investiert und an Publicity und öffentlichem Interesse dürfte es dem Großprojekt wohl am wenigsten gefehlt haben. Rund 600 Millionen Kilowattstunden Strom wird das neue Kraftwerk dann pro Jahr liefern, mehr als drei Mal so viel wie bisher, was unter anderem mit einem künstlich erhöhten Gefälle zu tun hat, aber auch mit dem jetzt quer und nicht mehr wie bisher längs zur Stromrichtung positionierten Maschinenhaus. Das größte Wasserkraftwerk Europas wird der 1898 erstmals in Betrieb genommene Energielieferant zwar 2011 immer noch nicht sein. Aber wer braucht schon solche Superlative? Einen Moment lang wird sich "Rheinfelden II" ja immerhin das jüngste Wasserkraftwerk der Welt nennen dürfen.
Annette Mahro, 11.4.2007, www.badische-zeitung.de

 

Isteiner Schwellen: Bau der Besucherplattform verzögert sich

Seit nun bald fast 20 Jahren wird am Integrierten Rheinprogramm geplant. Und es sieht derzeit danach aus, dass es weiter noch dauern wird, bis es umgesetzt wird. Mit dazu gehört eine Plattform an den Isteiner Schwellen. Sie soll von Besuchern genutzt werden und zugleich mit einer Signalanlage davor warnen, wenn der Pegel des Rheins steigt, weil die EdF die Schleuse am Stauwehr Märkt öffnet.

"Diese Plattform ist derzeit eher aus dem Blickfeld gerückt", sagt Isteins Ortsvorsteher Franz Kiefer. Wann es mit dem Bau losgehen solle, sei ihm nicht bekannt. Dass es nun offensichtlich noch etwas länger dauert, bis die Plattform entsteht, ist für Kiefer allerdings kein Problem. Im Gegenteil: Derzeit sei die Verkehrsbelastung für Istein durch die Kieslaster, die zur Katzenbergbaustelle fahren, ohnehin recht groß. Deshalb sei es eher positiv, wenn nun eine weitere Verkehrsbelastung noch eine Weile auf sich warten lasse, betont Kiefer. Den Bau der Plattform an sich, begrüßt Kiefer jedoch. Zwar werde das Bauwerk für Istein selbst eher wenig bringen, aber Kiefer hofft darauf, dass es dem Naturschutz zu Gute kommt. Angesichts der Menschenmassen, die vor allem an heißen Sommertagen die Natur an den Schwellen genießen, sei es nur positiv, wenn sich viele davon in Zukunft mit dem Gang auf die Plattform begnügen würden, so Kiefer. Die Verzögerung des Baus der Plattform hat offensichtlich mit der Warnleuchte der EdF zu tun. Dafür braucht es einen Stromanschluss und noch ist nicht klar, wie genau der gelegt werden soll.
Zuständig für die Projekte innerhalb des Integriertes Rheinprogramms ist das Freiburger Regierungspräsidium, das auch als Bauherr der Plattform fungieren soll. Dort war allerdings gestern keiner der für die Isteiner Plattform Verantwortlichen zu sprechen. Allerdings ist bekannt, dass das Regierungspräsidium einen baldigen Baubeginn der Plattform begrüßen würde. Ursprünglich war geplant, mit den Arbeiten im Frühjahr 2007 zu starten. Die Plattform wird nach den derzeitigen Planungen ebenerdig am Leinpfad ansetzen und sich etwa 17 Meter weit über die Uferböschung auf vier Stützen bis zum Gewässerrand erstrecken. Etwa auf halber Strecke öffnet sich der 2,20 Meter breite Steg zu einer gut doppelt so breiten Plattform. Von dort aus hat man einen ungestörten Blick auf die Schwellen.
21.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Kraftwerk Kembs: mindestens 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde für den Altrhein

Kembs. Das Rheinwasser ist begehrt. Die französische EdF nutzt es im Rheinseitenkanal zur Produktion von "grünem" Strom in Wasserkraftwerken. Umweltverbände sähen dennoch lieber eine größere Wassermenge als bisher im Altrhein. Wie viel Wasser braucht und wie viel erhält das Biotop künftig? Die Frage spielt auch bei der Neukonzession des Kraftwerks Kembs eine Rolle, und der Kreis Lörrach stützt die Position der Umweltverbände. "Die von EdF angebotene Mindestwassermenge für den Altrhein ist zu gering" , so Landrat Schneider vor der Presse.

Altrhein am 29.3.2011: Staustufe Kembs - bzw. Märkt - hier beginnt der Altrhein  Altrhein am 29.3.2011: Staustufe Kembs - bzw. Märkt - hier beginnt der Altrhein


Die Konzession für Kembs soll um 28 Jahre verlängert werden; das Verfahren beim französischen Wirtschaftsministerium ist inzwischen in Gang. Die deutsche Seite ist dort jedoch nur im Rahmen der Espoo-Konvention von 1991 und der EU-Richtlinie über die Umweltverträglichkeitsprüfung von 1985 und 1997 wegen möglicher grenzüberschreitender Umweltauswirkungen eingebunden (Infobox). Die Anhörungsfrist endet am 26. März. "Unsere rechtliche Position ist schwach" , räumt Walter Schneider denn auch ein. Gleichwohl fordern Schneider und der Kreis in ihrer Stellungnahme von den französischen Behörden "eine deutliche Erhöhung der Restwassermenge" . Dem Altrhein bleibe bislang und auch künftig nur "eine kümmerliche Restwassermenge" . Gerade in Niedrigwasserzeiten im Winter oder Sommer seien die negativen Auswirkungen sichtbar: Dann gebe es im Altrhein kaum Strömung und zu hohe Temperaturen für Fische.

Derzeit gewährt die EdF dem Altrhein am Stauwehr Märkt zwischen 20 und 30 Kubikmeter Wasser/Sekunde. Der Konzern hat die Menge für die kritischen Winter- und Sommermonate in der Planung der neuen Konzession zwar von vorne herein auf 45 Kubikmeter/Sekunde angehoben und im Antrag erneut nachgelegt auf 52 Kubikmeter im Winter und bis zu 150 im Sommer. Umwelt und Fischereiverbände indes gehen davon aus, dass eine "mehr als symbolische Aufwertung des Restrheins mindestens 100 Kubikmeter/Sekunde erfordert" und zwar ganzjährig, wie es einer Pressemitteilung des Bund Regionalverbands südlicher Oberrhein heißt. Der Kreis plädiert nun für eine Mindestmenge von 80 Kubikmeter, so Schneider und der Fachbereichsleiter Umwelt Georg Lutz. Das orientiert sich an einer Forderung des Trinationalen Umweltzentrum in Weil am Rhein, sei ein "verträglicher Kompromiss zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen" , so Lutz und entspreche dennoch nur rund acht Prozent des Rheinwassers.

Der Altrhein zwischen Weil und Breisach sei nicht nur für den Biotopverbund zwischen Hoch- und Oberrhein von herausragender Bedeutung, begründet Schneider weiter; vielmehr sei die 50 Kilometer lange Strecke das bedeutendste potenzielle Laichgebiet für die Wiedereinbürgerung des Lachses und eine weitere ökologischen Verbesserung "dringend notwendig" . Diese aber hänge vor allem von einer Erhöhung der Mindestwassermenge ab. Dafür hatte sich schon ’05 die internationale Kommission zum Schutze des Rheins in einer Tagung in Straßburg ausgesprochen. Im übrigen hatte auch die EdF an einer trinationalen Tagung der Umweltverbände in Colmar schon im November ’03 die These vertreten, dass der Rhein "sowohl Strom als auch Lachse produzieren" könne. Diese Natur- und Umweltschutzgesichtspunkte kollidieren andererseits mit den wirtschaftlichen Interessen des Stromkonzern. Denn je mehr Wasser durch die Turbinen fließt, desto mehr Strom erzeugen die Wasserkraftwerke. Für weitere Facetten in der Debatte sorgt inzwischen der Klimawandel; schließlich erzeugt Wasserkraft CO-freien Strom und liefert damit einen nachhaltigen Beitrag zu dem dieser Tage auf dem EU-Gipfel auf Betreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierten Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß in der EU deutlich zu reduzieren. "Wir haben einen klassischen Zielkonflikt" , befindet Kreis-Umweltdezernent Jürgen Hirnschalen denn auch. Aus Sicht von Georg Lutz ließe sich der indes vergleichsweise einfach auflösen. "Es gibt Möglichkeiten den energetischen Verlust durch wenig Wasser auszugleichen" , weiß der Umweltexperte. Schließlich sei Kembs das älteste Kraftwerk am Oberrhein und technisch keineswegs auf dem neusten Stand. Mit neuen Turbinen ließe sich die Leistung auch bei geringerer Wassermenge leicht verdoppeln oder verdreifachen, wie zum Beispiel Energiedienst derzeit beim Neubau in Rheinfelden vorführe. Das allerdings erfordert "hohe Investitionen" , weiß auch Georg Lutz.

Badische Zeitung Freiburg
Michael Baas , 20.3.2007, www.badische-zeitung.de

Links

Der Rhein zwischen Basel und Sasbach - viele Infos

http://www.adler-breisach.de/ah-rhein-sub-1.htm

www.wunderbarer-rhein.de

 

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