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Virtuelles Wasser
... das in unseren Produkten und Diensten versteckte Wasser
   

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Virtuelles Wasser, ...

Blick vom Zähringerhof nach Nordwesten über Baschihof und Stohren zu Rheintalnebel und Vogesen am 28.12.2006
Blick vom Zähringerhof nach Nordwesten über Baschihof und Stohren zu Rheintalnebel und Vogesen am 28.12.2006

 

Virtuelles-Wasser.de: 4000 Liter pro Person und Tag

Die Deutschen sind Weltmeister im Wassersparen. Dank sparsamer Armaturen, optimierter Haushaltsgeräte und bewussterem Verbraucherverhalten ist der tägliche Haushaltswasserbedarf in Deutschland auf weniger als 130 l pro Person zurückgegangen. Doch ist dies nur ein sehr geringer Teil unseres tatsächlichen Wassergebrauchs. Der liegt um ein Vielfaches höher – bei mittlerweile 4.000 l pro Person und Tag! Diese Wassermenge ist erforderlich, um all die Waren zu produzieren, die wir täglich brauchen, vom Mikrochip bis zur Tasse Kaffee. Für dieses in Produkten gleichsam versteckte Wasser wurde der Begriff „Virtuelles Wasser“ geprägt. So braucht es 20.000 Liter Wasser, um ein Kilo Kaffee zu erzeugen und 10 Liter für ein Blatt Papier. Problematisch dabei ist, dass längst nicht alle Güter, die in einem Land verbraucht werden, auch in diesem Land produziert werden. Seit einigen Jahren wird der „Wasser-Fußabdruck“ der Staaten weltweit systematisch untersucht. Deutschland gehört zu den Top-Ten der Nettoimporteure von virtuellem Wasser. Es ist zu erwarten, dass durch die zunehmende Globalisierung der virtuelle Wassergebrauch noch weiter zunehmen wird. Höchste Zeit, dass sich auch die Umweltbildung dieses Themas annimmt.
Woher kommt das Wasser, das in den Produkten unseres Alltags steckt? Wo entsteht durch ineffiziente Bewässerungs- und Produktionsmethoden Wassermangel? In welchem Zustand fließt das genutzte Wasser in die Natur zurück? Was können wir tun, um durch unser Konsumverhalten Wassermangel und Wasserverschmutzung in anderen Ländern dieser Welt entgegenzuwirken und eine nachhaltige Nutzung der weltweiten Wasserressourcen sicher zu stellen? Die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. (VDG) hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema mit dem Umweltbildungsprojekt „Virtuelles Wasser“ der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.
Königswinterer Straße 829 , 53227 Bonn
www.virtuelles-wasser.de 

 

Wasser-Fußabdrücke: Wo verbirgt sich wie viel virtuelles Wasser

Jeder Mensch konsumiert mit seiner Nahrung täglich über 2.300 l an „Virtuellem Wasser“, in einem Industrieland wie Deutschland liegt der Bedarf an virtuellem Wasser - auch aufgrund des höheren Fleischkonsums - bei ca. 4.000 l pro Tag. Dem steht bei uns ein realer Wasserbedarf (Trinken/Kochen und Waschen) von etwa 130 l gegenüber.

Lebensmittel

1 Glas Wein (125 ml)
1 Glas Apfelsaft (200 ml)
1 Glas Orangensaft (200 ml)
1 Tüte Kartoffelchips (200 g)
1 Hamburger (150 g)
1 Tomate (70 g)
1 Orange (100 g)
1 Ei (40 g)
1 kg Kaffee
120 l Wasser
190 l Wasser
170 l Wasser
185 l Wasser
2.400 l Wasser
13 l Wasser
50 l Wasser
135 l Wasser
20.000 l Wasser

Für Lebensmittel-Produkte läßt sich der Gehalt an virtuellem Wasser berechnen. So „enthält“ 1 kg Weizen z.B. 1.000 - 2.000 kg, 1 kg Käse ca. 5.000 kg und 1 kg Rindfleisch über 16.000 kg „virtuelles Wasser“. Mit unseren Gemüseimporten aus den Plastikkulturen in Andalusien importieren wir 100 bis 150 Millionen Kubikmeter „virtuelles Wasser“. Der Begriff des „virtuellen Wassers“ drückt somit aus, dass wir es uns auf Kosten des Wasserhaushaltes anderenorts gut gehen lassen. Vor allem der globalisierte Handel mit Agrarprodukten ist mit riesigen Verschiebungen in der Wassernutzung verbunden. Die Aneignung des „virtuellen Wassers“ durch die urbanen Zentren verschärft die Wasserkrisen und -konflikte in den trockenen Regionen der Erde.
Weizen wird bei einem Wasserverbrauch von 465 m3 Wasser pro Tonne am effizientesten in der Slowakei angebaut (100% effizient), während der Anbau von Weizen in Somalia am ineffizientesten ist, da dort 18.000 m3/t benötigt wird (0% effizient).
 

Güter für Konsum und Investition

1 Blatt Papier
1 Paar Schuhe (bovine leather)
1 Mikrochip (2 g)
1 T-Shirt aus Baumwolle
1 Pkw - gesamte Produktionskette
1 Pkw - nur Montage von Einzelteilen
10 l Wasser
8.000 l Wasser
32 l Wasser
20.000 l Wasser
400.000 l Wasser
2.000 l Wasser

Der aquatische Rucksack eines T-Shirts: Für die Produktion der Baumwolle für ein T-Shirts werden bis zu 20 Kubikmeter Bewässerungswasser benötigt; in einem einzigen Baumwoll-T-Shirt stecken somit 20.000 l „virtuelles Wasser“. Zur Herstellung eines Autos werden unter Einbezug der gesamten Produktionskette 400.000 l Wasser benötigt. In einer modernen Autofabrik selbst, wo nur noch die Einzelteile zusammengesetzt werden, kommt man inzwischen mit weniger als 2.000 l aus.

Staaten als Wasser-Exporteure und Wasser-Importeure
Das Konzept des "virtuellen Wassers" hat auch gravierende ökonomische Konsequenzen - und zwar wenn man verschiedene Länder vergleicht. Denn über den Umweg des "virtuellen Wassers" werden gigantische Wassermengen auf der Welt umverteilt. Wenn ein Land ein Gut, das mit hohem Wasserverbrauch produziert wurde, exportiert, dann fließt "virtuelles Wasser" ab. Thailand, die USA oder Argentinien sind so gesehen große Wasser-Exporteure, Japan, Italien oder die Niederlande sind Importeure. Neben der Export- und Importstruktur ist auch die Effizienz der Wassernutzung in den einzelnen Staaten wesentlich. Der österreichische Wasser-Experte ROLAND TREITLER hat dazu ein Ranking unter 147 Staaten erstellt, in das die Wasser-Effizienz bei der Produktion von mehr als 70 Agrargütern eingeflossen ist. Am effizientesten ist demnach Großbritannien, gefolgt von Irland und Japan. Österreich liegt auf dem 9. Platz, direkt vor Malaysia und China. Im Ranking weit zurück liegen Staaten wie Ungarn, Jordanien oder die Mongolei. Schlusslicht ist Tunesien.

Wassereffizienz von Bananen
Bananen werden in Lateinamerika wesentlich wassereffizienter produziert als in Afrika. Die Folge: Die EU importiere zwar nur 22 Prozent ihrer Bananen aus Afrika, das entspreche aber 55 Prozent des virtuellen Wasserimports in Form von Bananen. "Das heißt, dass die EU ein ineffizientes Produkt importiert", kommentiert der Experte diese Zahlen. Solche verblüffenden Rechnungen haben zwei wichtige politische Implikationen: Erstens könnte eine Umorientierung der Produktionsstrukturen und Handelsströme die Weltwirtschaft effizienter machen. Wasserarme Entwicklungsländer wären etwa besser dran, wenn sie mehr lokale, dem Standort angepasste Pflanzen anbauen - und nicht so sehr auf hochpreisige Luxusgüter mit einem hohen Gehalt an "virtuellem Wasser" setzen.


 

Wasserverbrauch/Water Footprint und virtuelles Wasser/Virtual Water

Der Wasserverbrauch oder Wasserfußstapfen oder, wie als inzwischen üblicher Begriff, der Water Footprint eines Einzelnen, eines Produktionsprozesses oder einer Nation wird definiert als das Gesamtvolumen an Süßwasser, das genutzt wird, um Nahrung, Produkte oder Dienstleistungen zu produzieren, die von einem Individuum, einem Produktionszweig oder von einer Nation verbraucht werden. Unter Water Footprint wird allgemein das Wasservolumen des Wasserverbrauchs pro Jahr verstanden. Da nicht alle Güter, die in einem Land verbraucht werden, auch in diesem Land produziert werden, wird der Water Footprint in zwei Bereiche aufgeteilt: Wasser aus den eigenen Wasservorkommen und Wasser aus Vorkommen außerhalb des Landes. Sowohl Oberflächen- als auch Grundwasser sowie das Bodenwasser (über die landwirtschaftliche Produktion) sind im Water Footprint enthalten.

Virtuelles Wasser wurde Anfang der 1990er Jahre von Professor J.A. Allan als "in Produkten enthaltenes Wasser" definiert. Das Wasser, das für den gesamten Erzeugungsprozess eines Agrar- oder Industrieprodukts benötigt wird, ist das in diesem Produkt virtuell enthaltene Wasser. Virtuelles Wasser ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Berechnung des realen Wasserverbrauchs eines Landes. Der Wasserverbrauch ist die Summe aus inländischem Verbrauch und Import von virtuellem Wasser (Import von Produkten), minus dem Export des virtuellen Wassers (Export von Produkten) eines Landes. Das Volumen des virtuellen Wasserflusses weltweit, bedingt durch den internationalen Handel von Gütern, beläuft sich auf 1.600 km³ pro Jahr. 80% dieses virtuellen Wasserflusses entstehen durch Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, der verbleibende Rest von 20% durch Handel mit industriellen Gütern.
Die Produktion von 1 kg Reis benötigt 3000 l Wasser, 1 kg Mais 900 l Wasser, 1 kg Weizen 1350 l Wasser und 1 kg Rindfleisch 16.000 l Wasser. 140 l Wasser werden benötigt um eine Tasse Kaffee zu herzustellen, für die Erzeugung von 1 l Milch werden 1000 l Wasser benötigt. Global gesehen kann Wasser gespart werden, wenn landwirtschaftliche Produkte von Regionen mit großen Wasservorräten zu Regionen mit geringen Wasservorkommen gehandelt werden. Gegenwärtig, wenn die importierenden Länder alle importierten landwirtschaftlichen Produkte selbst produzieren, wäre ein Wasserbedarf von 1600 km³ pro Jahr erforderlich. Jedoch werden in den exportierenden Ländern die Produkte mit 1200 km³ pro Jahr hergestellt, also Wassereinsparungen in Höhe von 400 km³ pro Jahr erzielt.
Der pro Kopf Verbrauch an virtuellem Wasser enthalten in unserer täglichen Nahrung variiert in Abhängigkeit von der Art der konsumierten Nahrung: 1 m³ pro Tag für einen Nahrungsbedarf, der zum Überleben ausreicht, 2,6 m³ pro Tag für einen Vegetarier und über 5m³ für eine Ernährung nach amerikanischem Stil, also mit viel Fleisch. Nur 7% des chinesischen Water Footprint in Höhe von 700 m³ pro Kopf und Jahr fällt außerhalb Chinas an, während 65% des japanischen Water Footprint mit 1150 m³ pro Kopf und Jahr von außerhalb Japans kommen. In den USA beträgt der Water Footprint 2480 m³ pro Kopf und Jahr, der weltweite Mittelwert liegt bei 1240 m³ pro Kopf und Jahr.
Mehr auf der Website der Bundesanstalt für Gewässerkunde:
http://ihp.bafg.de/servlet/is/15853/wasserverbrauch.html

 

 

Links

Die sechs Prinzipien der nachhaltigen Wasserversorgung
http://www.wasser-in-buergerhand.de/untersuchungen/virtuelles_wasser.htm

© www.freiburg-schwarzwald.de, Kontakt,  Update 11.02.10