Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Breisach
zwischen Kaiserstuhl und Rhein
        

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Stadt Breisach - am Westrand des Kaiserstuhls  - zwischen Frankreich und Deutschland

Blick nach Südosten am 3.6.2006: Durchfahrt des Hagenbachturms am Südhang des Münsterbergs

 

Ihringer Kirchengemeinde verkauft fairen Kaffee Kumboja

Doe Ihringer Kirchengemeinde setzt sich dafür ein, dass Bauern in Kamerun einen guten Preis erhalten. Im Rahmen des Seniorennachmittags der evangelischen Kirchengemeinde Ihringen stellte Pfarrer Peter Boos den fair gehandelten Partnerschaftskaffee Kumboja aus Kamerun vor.

Kumboja-Partnerschaftskaffee ist ein ökologisch angebauter Kaffee, der direkt über den Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald gehandelt wird. Der Erlös kommt ohne Umwege Sozial- und Schulprojekten in Kamerun zugute, betonte Boos. Es ist "Fair-Kaffee" , weil den Erzeugern ein gegenüber dem Weltmarkt 20 Prozent höherer Preis gezahlt werde. "Kumboja" heißt der Name (in Anlehnung an das Kirchenlied Kumbaja), unter dem man den Kaffee im Pfarrbüro in der Kirchstraße kaufen kann. Der Kaffee der Sorte Arabica, der in Staufen geröstet wird, stammt aus dem Hochland von Kamerun, wo er in 1800 Metern Höhe angebaut wird. Die Kaffeerösterei in Staufen hat sich in einem Vertrag mit dem Kirchenbezirk verpflichtet, jährlich 13 Tonnen des Kaffees zu rösten. Auch in den Eine-Welt-Läden der Region wird dieser Kaffee angeboten, so Boos.
jk, 26.7.2008, BZ

 

 


Brenners Park-Hotel: Wir wurden dort erst gar nicht bedient 

Nein, nicht Hotel des Jahres, sondern Hotel der Reichen wäre der richtige Titel für diesen Artikel gewesen. Denn noch nie im Leben ist mir der Klassenunterschied zwischen Arm und Reich in Deutschland so bewusst geworden als bei einem Besuch in diesem Hotel. Als Gruppe von zirka 35 Sekretärinnen zum Kaffeetrinken in Brenners Park-Hotel angemeldet, kamen wir in guter Kleidung in diesem Hotel an. Wir wurden abgewiesen, trotz vorheriger schriftlicher Zusage, nur weil wir nicht so gestylt ankamen (leider hatten wir die Louis-Vuitton-Handtasche und unseren Schoßhund zu Hause gelassen). Eine Gruppe blieb dennoch und lies sich nicht aus dem Hotel weisen, wurde jedoch gar nicht bedient. Es wurden nur die Damen mit Hüten und die Herren in entsprechender Kleidung hofiert. Das Management dieses Hotels funktioniert hervorragend und gibt ein gutes Beispiel unserer menschlich ach so armen Gesellschaft weiter.
BZ-Leserbrief vom 12.7.2008 von Sylvia Weber, Breisach

 

Ostufer des Niederrimsinger Baggersee unzugänglich: Stich ins Wespennest

Wenig Fingerspitzengefühl haben die Mitarbeiter des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald bewiesen. Jetzt, Mitte Juni 2008, gerade zu Beginn der Badesaison am äußerst beliebten Niederrimsinger Baggersee, haben sie das Kieswerk Hermann Peter KG gedrängt, einen im Jahr 2003 gefassten Beschluss in die Tat umzusetzen. Und damit bewusst erreicht, dass das Ostufer des Sees, also gut die Hälfte der zur Verfügung stehenden Liegefläche, von einem auf den anderen Tag nicht mehr zugänglich ist. Dabei hätte der Behörde eigentlich klar sein müssen, dass dies dem Stich in ein Wespennest ähnelt. Denn seit Jahren gibt es zwischen den Zigtausend Badegästen auf der einen, und dem Kieswerk sowie den Behörden auf der anderen Seite, immer wieder Konflikte. Selbst wenn es aus Naturschutzgründen sinnvoll sein sollte, das Ostufer des Sees abzuriegeln, solch eine Hau-Ruck-Aktion provoziert und beschwört neuen Streit herauf. Noch im vergangenen Jahr mehrten sich die Anzeichen, dass sich die Situation am Baggersee verbessern könnte. Jetzt wird wohl das Gegenteil eintreffen. Und daran wäre das Landratsamt sicherlich nicht ganz unschuldig.
Gerold Zink, 21.6.2008, BZ



Landratsamt: Liegewiese Niederrimsinger Baggersee wird wieder eingeebnet

Das Landratsamt hat bei der Überprüfung der am Niederrimsinger Baggersee vorgenommenen Erdarbeiten festgestellt, dass ein Teil über die Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses hinausgeht und nicht aus Gründen des Naturschutzes geboten ist. Betroffen ist die Liegewiese im südöstlichsten
Teil des Seeufers und der Zugangsweg zu dieser Wiese ab dem Eisentor. Die Hermann Peter KG, in deren Eigentum der Baggersee in Niederrimsingen steht, erklärte sich sofort bereit, diesen Bereich wieder einzuebnen. Das Kiesunternehmen hat letzte Woche Maßnahmen zur Rekultivierung des  südöstlichen Seeufers umgesetzt. Diese gehen zurück auf einen Planfeststellungsbeschluss des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald aus dem Jahr 2003. Seinerzeit beantragte das Kiesunternehmen, den See im nordwestlichen Bereich durch weiteren Kiesabbau zu erweitern. Hierdurch wurden Waldflächen in Anspruch genommen und Biotope beeinträchtigt. Für Eingriffe in die Natur ist nach dem Naturschutzgesetz ein ortsnaher Ausgleich zu schaffen. Das Kiesunternehmen hatte deshalb im Planfeststellungsverfahren ein Ausgleichskonzept in Form eines landschaftspflegerischen Begleitplans vorgelegt, das durch den Planfeststellungsbeschluss für verbindlich erklärt wurde. Dieses Konzept sieht vor, im südöstlichen Bereich des Seeufers mehrere Teichbiotope wiederherzustellen und diesen Bereich insgesamt für die Natur erheblich aufzuwerten. Im Zusammenhang mit dieser Rekultivierung sieht das Konzept weiterhin vor, den Zugang streckenweise zurückzubauen und so umzugestalten, dass dieser Teil des Seeufers vor Belastungen durch die
Freizeitnutzung effektiv geschützt wird. Wohl aufgrund eines Missverständnisses des von dem Unternehmen beauftragten Landschaftsplaners wurden nun die Erdarbeiten auch in weiteren Bereichen durchgeführt, die im Ausgleichskonzept nicht für die Rekultivierungsmaßnahmen vorgesehen waren. Diese werden deshalb zeitnah wieder eingeebnet.
Dr. Martin Barth, Leiter der Unteren Umweltbehörden, stellt klar: „Es ist uns immer ein Anliegen, Maßnahmen, die für den Naturschutz erforderlich sind, auch für jedermann transparent und nachvollziehbar zu machen. Es freut uns deshalb, dass dieses Missverständnis geklärt ist und die Liegewiese wieder eingeebnet werden kann. Die übrigen Rekultivierungsmaßnahmen sind grundsätzlich zu begrüßen: Der Baggersee und sein Umfeld stellen einen wertvollen Lebensraum für die Tier- und
Pflanzenwelt, vor allem für Amphibien dar. Um die Entwicklung dauerhafter Biotopstrukturen zu ermöglichen, muss das Besucheraufkommen in diesem Bereich zurückgedrängt werden. Diesen Teil des Seeufers der Natur zu überlassen, ist sicherlich auch für die Besucher zumutbar“. Er hofft, dass
die Rekultivierungsmaßnahmen nun auch auf Akzeptanz der Baggerseebesucher stoßen und sie diesen Teil des Seeufers der Natur überlassen.
27.6.2007, Landratsamt Pressestelle

 

Stein des Münsters im polnischen Oswiecim - früher Auschwitz - übergeben

Einen Stein vom Breisacher St. Stephansmünster hat die elfköpfige Delegation der Stadt Breisach, die von Bürgermeister Oliver Rein angeführt wird, am Donnerstagnachmittag als Gastgeschenk dem Bürgermeister der polnischen Stadt Oswiecim, Janusz Marszalek, überreicht. Besuch und Gastgeschenk aus Breisach dienen der Festigung der freundschaftlichen Kontakte zwischen der Europastadt und Oswiecim, die den Zusatz "Stadt des Friedens" trägt.

Der Stein wird Teil des "Hügels der Erinnerung und der Versöhnung" sein, der in Qswiecim als Mahnmal mit gekennzeichneten Steinen aus aller Welt errichtet wird. Dazu gehören zum Beispiel, wie Bürgermeister Marszalek beim Empfang für die Breisacher Delegation erklärte, Steine aus der Ruine der Dresdner Frauenkirche, aus der biblischen Stadt Nazareth in Israel oder dem japanischen Hiroshima, auf das 1945 die erste Atombombe fiel. I
n Oswiecim, das während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg den Namen Auschwitz trug, befand sich das größte Vernichtungslager der terroristischen Gewaltherrschaft des Naziregimes. Im Konzentrationslager Auschwitz und dem davon nur vier Kilometer entfernten Lager Birkenau wurden zwischen 1941 und Januar 1945 über 1,4 Millionen Menschen - Juden, Sinti und Roma, Polen, Russen und Angehörige anderer Nationen - in den Gaskammern ermordet. Vor dem Empfang im Rathaus der polnischen Stadt hatte die Breisacher Delegation die Gedenkstätte im Lager Auschwitz-Birkenau besucht. Bei der Überreichung des Steins aus dem St. Stephansmünster — er ist mit dem Schriftzug "Europastadt Breisach am Rhein" versehen — erinnerte Bürgermeister Oliver Rein an die schwere Last der Stadt Oswiecim, in der während des Zweiten Weltkrieges die Nationalsozialisten nicht nur die polnische Elite ausgelöscht haben, sondern kurz darauf auch Hunderttausende von Menschen geradezu fabrikmäßig vernichtet wurden. Die Konfrontation mit den begangenen Verbrechen am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers nannte Rein eine beschämende und bedrückende Erfahrung. "Wir müssen das Bewusstsein für die Geschehnisse der Vergangenheit offen halten und wachsam bleiben" , mahnte das Breisacher Stadtoberhaupt und dankte den polnischen Gastgebern für die ausgestreckte Hand der Versöhnung und Freundschaft, die Breisach gerne ergreife. Die Kontakte auf den Gebieten Kultur, Sport und Jugendaustausch zwischen Breisach und Oswiecim seien wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer Städtepartnerschaft zwischen der Friedensstadt und der Europastadt, sagte Rein. Der Breisacher Delegation gehörten Mitglieder des Stadtrates, Mitarbeiter der Verwaltung und Vertreter des Freundeskreises Breisach/Oswiecim an. Mit dabei ist auch der Heitersheimer Wolfgang Failer. Als Dirigent des Freiburger Kantatenchores unterhält er schon seit vielen Jahren Kontakte nach Oswiecim und brachte einen Erinnerungsstein aus Heitersheim für den Versöhnungshügel mit. Am Empfang im Rathaussaal von Oswiecim nahm auch Henry Mandelbaum teil. Bis zur Befreiung des Konzentrationslagers im Januar 1945 war der heute 85-jährige polnische Jude in Auschwitz inhaftiert. Mandelbaum beteiligt sich seit Jahren in der Gedenkstätte des Lagers an der Aufklärung und Information über das Geschehen der damaligen Zeit in Auschwitz. Er gehört zu den wenigen ehemaligen KZ-Häftlingen, die heute noch leben. Mit den Gästen aus Breisach führte er ein Zeitzeugengespräch.
Zu den weiteren Programmpunkten der Delegation aus der Münsterstadt gehörten der Besuch einer Ausstellung im Konzentrationslager und eine Visite im SOS-Kinderdorf in Oswiecim. Vor der Rückfahrt besichtigten die Gäste aus Breisach die nahe gelegene Großstadt Krakau. Fast zeitgleich machte sich eine Fußballmannschaft des Vereins Unia Oswiecim auf den Weg nach Breisach, wo sie ein Freundschaftsspiel gegen den SV Breisach bestreiten wird.
Kai Kricheldorff , 20.5.2008, www.badische-zeitung.de

 

Erzähl-Salon im Blauen Haus: Erlebnisse vom Kriegsende, Wiederaufbau

"Geschichten erzählen ist ein Teil der Geschichtsschreibung!" Davon ist Stadtarchivar Uwe Fahrer überzeugt und freut sich deshalb, dass in Breisach ein Erzähl-Salon ins Leben gerufen wird. Die Initiative kommt von dem Autobiografiker Kai Kricheldorff aus Breisach, der die Veranstaltungsreihe mit seiner Kollegin Sabine Frigge aus Eichstetten organisiert. Unterstützt und beraten werden die beiden von Uwe Fahrer. Nun konnte auch das Raumproblem gelöst werden, denn Christiane Walesch-Schneller und der Förderverein ehemaliges jüdisches Gemeindehaus stellen einen Raum im Blauen Haus zur Verfügung.


In Breisach einen Erzähl-Salon einzurichten, in dem älteren Menschen die Möglichkeit eingeräumt werden soll, von ihren Erinnerungen zu erzählen, davon träumt Kricheldorff schon seit längerem. Erfahrungen hierzu hat er bei diversen Gelegenheiten gesammelt und dabei die Bedeutung einer solchen Veranstaltung schätzen gelernt. So haben er und seine Kollegin nicht selten erlebt, dass beim Austausch von individuellen Erinnerungen oftmals in Vergessenheit geratene Ereignisse wieder hervortreten können, eine Erfahrung, die Erzähler wie auch Zuhörer machen können. Denn bei einem sogenannten Erzähl-Salon sind beide, Erzähler und Zuhörer, von gleicher Bedeutung: die Erzählerin oder der Erzähler braucht das Auditorium als Projektionsfläche und die Zuhörer können durch das Erleben ermuntert werden, selbst zum Erzähler zu werden. Da die Moderatoren über die Modalitäten des Umgangs miteinander wachen und unter anderem darauf achten, dass der erzählte Stoff weder bewertet noch kritisiert wird, können sich die Teilnehmer auf eine respektvolle Wertschätzung untereinander verlassen. Mit dem Raum im Blauen Haus sind die Organisatoren sehr glücklich, da es sich um eine Lokalität handelt, die weder zu kühl noch zu intim ist. Sie ist gut erreichbar und es ist ein Haus mit Geschichte in vielerlei Hinsicht. Schon in seiner Funktion als Gaststätte, die es ja auch einmal hatte, war es mit Sicherheit ein Ort, an dem Geschichten erzählt wurden, betont Christiane Walesch-Schneller. Dies war auch später der Fall, als es letzter Zufluchtsort der jüdischen Gemeinde Breisachs war. Und seit es die Funktion als Erinnerungs- und Begegnungsstätte hat, ist das Blaue Haus sowieso ein Dreh- und Angelpunkt von Geschichten und Geschichte.
Auf 3 Veranstaltungen ist das Experiment des Erzähl-Salons zunächst angelegt. Jeweils an einem Mittwoch im April, Mai und Juni sind ältere Breisacher Bürgerinnen und Bürger eingeladen zu erzählen, wie sie in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg das Leben in der Stadt wahrgenommen und ihre Entwicklung miterlebt haben. Die erste Veranstaltung am morgigen Mittwoch, 23. April, soll um Erinnerungen an die Zeit des Kriegsendes und des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt kreisen. Wer von seinen Erlebnissen zur Stunde null im Jahr 1945 berichten möchte, wird gebeten, sich vorab mit Kai Kricheldorff in Verbindung zu setzen, damit ein Minimum an Planung des Ablaufs möglich ist. Ansonsten ist keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt beträgt 3 Euro.
Friedel Scheer-Nahor , 22.4.2008, BZ

Themen und Termine
Mittwoch, 23. April: "... und die Stadt lag in Trümmern" . Frieden und Leiden — Erinnerungen an den Wiederaufbau der zerstörten Stadt;
Mittwoch, 21. Mai: Unterricht im Bahnhof. Wie Schulen, Kindergärten und andere sozialen Einrichtungen wieder entstanden;
Mittwoch, 11. Juni: Neue Heimat, neue Nachbarn. Breisach wird Zufluchtsort und neues Zuhause für Flüchtlinge.
Der Erzähl-Salon beginnt immer um 17.30 Uhr. Anmeldungen: Kai Kricheldorff, Salmengasse 2, 79206 Breisach, Telefon 07667/833420, E-Mail: kai.kricheldorff@katrin-rohnstock.de

 

Lucy-Hilfswerk spendete in 14 Jahren 430 000 Euro

Mit über 430 000 Euro an Spenden hat das Lucy - Hilfswerk (Stiftung) in den vergangenen 14 Jahren Bildungs- und Aufbauprojekte in Indien unterstützt. In der Mitgliederversammlung des Vereins im Christophorus-Jugendwerk zog der Vereinsgeschäftsführer Norbert Scheiwe aus Breisach eine beeindruckende Bilanz über die Arbeit der Hilfsorganisation.

Die von ihm gegründete Lucy-Stiftung verfügt derzeit über ein Vermögen von 65 000 Euro. Sie stellt nach Angaben von Scheiwe die Spendenwerbung des Hilfswerks auf eine breitere Grundlage und stärkt damit die Nachhaltigkeit der Arbeit. Vor allem unter dem Aspekt "Hilfe zur Selbsthilfe" unterstützen Hilfswerk und Stiftung den Aufbau von Schulen und Gesundheitseinrichtungen in Indien. Auch Opfer der Tsunami-Katastrophe vom Dezember 2004 im Süden des Landes erhalten Wiederaufbauhilfen. Armut, Hunger, mangelnde Gesundheitsversorgung, aber auch Kinderarbeit, Leibeigenschaft und die Unterdrückung von Frauen und Mädchen und kennzeichnen in vielen ländlichen Gebieten Indiens den Alltag. Das Lucy-Hilfswerk fördert Projekte für die Schul- und Berufsausbildung. In Kooperation mit Partnern vor Ort, überwiegend christlichen Hilfsorganisationen, investiert Lucy in den Bau und die Ausstattung von Schulen und in Gesundheitsstationen, richtet Werkstätten ein und schult Menschen in handwerklichen Fertigkeiten, um ihnen eine dauerhafte Existenzgrundlage zu geben. Eine Vielzahl von Projekten erhält unmittelbare Hilfe vom Lucy-Hilfswerk, deren Förderer in Deutschland oft auch direkten Kontakt mit den Familien und Kindern suchen, die sie unterstützen.

Hierzulande hat das Hilfswerk mit großem Einsatz eine überwältigende Spendensumme gesammelt, die direkt in die Hilfsprojekte fließt. Das Spektrum der Förderer reicht von Banken und Wirtschaftsunternehmen bis zu Privatleuten aus der ganzen Bundesrepublik. In der Mitgliederversammlung erläuterten der Vorsitzende Frieder Grundhöfer aus Lahr und Geschäftsführer Norbert Scheiwe die Projekte, die das Hilfswerk mit Spenden in den vergangenen Jahren umsetzen konnte. Dazu zählen auch Wiederaufbauhilfen in Dörfern in Südindien, die vom Tsunami zerstört wurden. Bei den Vorstandswahlen wurden neben Grundhöfer als Vorsitzender, Ute Frei (Buggingen) und Peter Goyke (Freiburg) einstimmig wiedergewählt. Als zusätzliche Mitglieder in den Vorstand aufgenommen wurden Michael Siebert aus Oberrimsingen, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, sowie Susanne Bremer aus Ihringen, die sich um Schulkontakte und das Spendenmarketing des Hilfswerks kümmern wird. Nach der Versammlung stand der Vortrag von Geschäftsführer Norbert Scheiwe auf dem Programm, zu dem rund 50 Interessierte gekommen waren. Gemeinsam mit 8 weiteren Vereinsmitgliedern hatte er sich im Januar bei einer Reise nach Indien ein Bild vom Stand der Hilfsprojekte gemacht.
kff, 27.3.2008, BZ

 

Paul-Mathis-Stiftung bezahlt Renovierung des Schneckenturms

Die Breisacher Pfarrei St. Stephan und der Münsterbauverein freuen sich über die größte Einzelspende, die sie jemals für die Renovierung des Münsters erhalten haben. Die Paul-Mathis-Stiftung hat zugesagt, die Kosten für die Sanierung des gesamten Schneckenturms zu übernehmen. Nach Informationen der BZ dürfte der Aufwand dafür bei über 100 000 Euro liegen.

 Schneckenturm am Breisacher Münster - Foto privat Schneckenturm am Breisacher Münster - Foto privat

Vor wenigen Tagen weilten die Vorstandsmitglieder der Paul-Mathis-Stiftung, Irmgard Sohm und Dieter Münch, in Breisach, um sich über den Stand der Außenrenovierung des Münsters zu informieren. Im Vorfeld hatten sie Bürgermeister Oliver Rein und Pfarrer Peter Klug durch Kurt Mathis, der Mitglied des Münsterbauvereins ist, wissen lassen, dass sie die Renovierung des mittelalterlichen Kirchenbaus unterstützen wollen. Steinmetzmeister Armin Hellstern und sein Vorarbeiter Dietmar Aberle führten die Gäste am Münster in die Thematik ein. Im vergangenen Jahr wurde im Rahmen des dritten Renovierungsabschnittes die Südseite des Gotteshauses saniert. Sie umfasst im Gegensatz zum Hochchor neben Natursteinen auch größere Putzflächen. Ein Sorgenkind war der so genannte Schneckenturm. Über ihn und seine Wendeltreppe (deshalb Schnecke) gibt es einen Zugang zum Münsterdach. An diesem Turm, sagte Hellstern, seien alle denkbaren Gesteinsarten verbaut, die den mittelalterlichen Steinmetzen zur Verfügung standen: Bombentuff, roter und weißer Sandstein sowie Kalkstein. Weil der Turm durch vorspringende Formen besonders stark der Witterung und damit Bewegungen des Materials ausgesetzt sei, habe man die Fugen aufwendig mit Blei abgedichtet.
Inzwischen steht das Gerüst an der Westseite des Münsters, wo demnächst mit dem 4. Renovierungsabschnitt begonnen wird. Klug, Rein und Peter Wiedensohler vom Münsterbauverein erläuterten den Gästen weitere Aspekte des Großprojektes. Sie hoben dabei die Finanzierung, die Rolle des Münsterbauvereins und die Aktion "Steinpatenschaften" hervor. Nach diesen Informationen entschieden sich die Mitglieder des Vorstands der Paul-Mathis-Stiftung, ein sichtbares Zeichen zu setzen und die für den Schneckenturm angefallenen Renovierungskosten komplett zu übernehmen. Zwar hätte die Stiftung ihre Hilfe auch anonym geben können, aber "wir wünschen den Breisachern, unser Schritt möge bekannt werden und weitere Sponsoren zu ähnlichen Entscheidungen ermuntern" , sagte Irmgard Sohm. In einem abschließenden Gespräch bedankten sich die Vertreter des Münsterbauvereins und der Pfarrei für das außerordentliche Engagement der Paul-Mathis-Stiftung. Am 14. April soll es in einer öffentlichen Feier gewürdigt werden.
Hermann Metz , 22.1.2008, BZ

 

Lebensspuren meines Vaters - Buchvorstellung im Blauen Haus

Daniel Hoffmann, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Düsseldorf, las im Blauen Haus aus seinem Buch "Lebensspuren meines Vaters" . Sein Vater, Paul Hoffmann, war als junger Mann nach Auschwitz deportiert worden, hat dank vieler Zufälle überlebt und ist nach der Befreiung nach Deutschland zurückgekehrt. Die Wurzeln der Familie reichen auch nach Breisach. Paul Weinberg, Daniel Hoffmanns Urgroßvater, war 50 Jahre Kantor der Breisacher jüdischen Gemeinde. Mit Hoffmann unterhielt sich BZ-Mitarbeiterin Friedel Scheer.

BZ: Sind Sie zum ersten Mal in Breisach?
Hoffmann: Ja, ich kannte Breisach nur aus den wenigen Erzählungen meines Vaters, der selbst auch zum letzten Mal 1954 während seiner Hochzeitsreise hier war. Der Ort hatte ja ab 1923 mit dem Tod seiner Großmutter keine Bedeutung mehr für die Familie. Breisach war für mich daher ein mythischer Ort. Doch jetzt hat Breisach für mich eine neue Dimension bekommen. Diese biografischen Wurzeln waren mir vorher nicht bewusst. Als ich den Friedhof und das Grab meiner Urgroßeltern besucht habe, habe ich das gespürt.
BZ: Sie haben vor kurzem das Buch über die Geschichte Ihres Vaters fertiggestellt. Wie ist es zu dem Buch gekommen?
Hoffmann: Mein Vater hat selbst versucht, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Doch es blieb bei gelegentlichen Notierungen. Ein halbes Jahr, nachdem er einen schweren Demenzschub bekam, habe ich angefangen zu schreiben und habe somit seine Arbeit, die für ihn aus vielerlei Gründen zu schwer war, beendet. Damals konnte ich ihm noch Fragen stellen, durch die ich wichtige Informationen bekam. So konnte er auf Bildern die Personen benennen und einiges aus der Familiengeschichte erläutern. Interessant war auch der Vergleich zwischen zwei Quellen zum selben Thema. Mein Vater war in Auschwitz vier Wochen im Krankenbau. Dazu hatte er in den 60er Jahren in einem Prozess ausgesagt. Das Protokoll hierzu stimmte nicht überein mit späteren Aufzeichnungen dazu. Da konnte er ebenfalls Klarheit verschaffen.
BZ: Hat Ihr Vater in Ihrer Kindheit über seine schrecklichen Erlebnisse gesprochen?
Hoffmann: Wir wurden ohne Umstände aufgenommen in den kleinen Kreis derer, denen er erzählte. Zunächst war nur seine Ehefrau da, dann wurden seine Kinder einbezogen. Und wir waren nichts anderes als stille Zuhörer, denn Fragen durften wir keine stellen.
BZ: Da war es für Sie doch sicher schwer, ein unbeschwertes Verhältnis zu Ihrer Umgebung aufzubauen?
Hoffmann: Außerhalb dieser Erzählwelt wurde darüber nicht gesprochen, auch nicht in der jüdischen Gemeinde. Bis zum 6. Lebensjahr besuchte ich den jüdischen Kindergarten. Erst mit der Einschulung hatte ich mehr Kontakt mit nichtjüdischen Kindern. Die Erzählungen meines Vaters haben mein Verhältnis zu ihnen aber nie bestimmt.
BZ: Und wie kam Ihr Vater nach seiner Rückkehr mit seiner Umgebung zurecht?
Hoffmann: Vater war ab 1962 in der jüdischen Gemeinde als Verwaltungsdirektor tätig. Dadurch, dass es zu der Zeit keinen Rabbiner gab, war er Ansprechpartner für viele Menschen, für deren Nöte er ein offenes Ohr hatte. Er war Delegierter bei Wohlfahrtsverbänden und hat viele Menschen kennengelernt, mit denen er problemlos umgehen konnte. Das Einzige, was vielleicht auffällt, ist, dass er nach dem Krieg nie mehr so intensive Freundschaften gehabt hat wie vor dem Krieg. Tiefe Freundschaften hat er nie wieder haben können.
BZ: Für das Überleben Ihres Vaters in Auschwitz waren unter anderem die Pakete von Johanne Peppmöller, einer nichtjüdischen Frau aus Bielefeld, wichtig. Haben Sie diese Frau gekannt?
Hoffmann: Ja, selbstverständlich. Fräulein Peppmöller, wie sie von Fremden bis zu ihrem Tod 1976 genannt wurde, war wie eine Oma für mich. Ich habe meine Großeltern ja nie kennengelernt.
BZ: Daten und Unterlagen auch zu Ihrer Familie und damit zu Ihrer wirklichen Großmutter, Selma Hoffmann, werden im Blauen Haus gesammelt. Was halten Sie von der Arbeit, die dort geleistet wird?
Hoffmann: Das ist eine sehr gute und verdienstvolle Arbeit und sie ist zutiefst menschlich. Sie trifft genau den Punkt, der damals versäumt wurde: Das Moment der Menschlichkeit wird hier aufgegriffen und ist präsent. Ich habe viel von Frau Walesch-Schneller über meine Familie gelernt. Vater hatte ja kaum Unterlagen. Da hat sie mir gute Einblicke geben können.
Friedel Scheer-nahoor, 3.1.2008, BZ

Literatur: Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters. Eine Rekonstruktion aus dem Holocaust. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. ISBN 978-3-8353-0149-8.

 

Stadtmuseum in Breisach: Geschichte erleben

Als das Rheintor zu Breisach 1678 gebaut wurde, war der Machtkampf zwischen Franzosen und Deutschen (genauer gesagt Habsburgern), in vollem Gange. Mal behielten die einen die Oberhand, mal die anderen. Die Franzosen waren es, die zu jener Zeit das Sagen hatten, und ihnen ist auch das Rheintor zu verdanken, als prunkvoller Ausdruck ihrer Überlegenheit.

Wo heute ein schmaler Holzsteg einen harmlosen Teich überspannt, führte damals eine breite Brücke als einziger Zugang zur Stadt über den Rhein. Heute liegt das Rheintor ein wenig abseits. Dabei hat es nicht nur als Baudenkmal alle Aufmerksamkeit verdient, sondern vor allem als Heimstatt des Stadtmuseums, das hervorragend die Geschichte Breisachs und darüber hinaus die Geschichte der ganzen Gegend von der Steinzeit bis in die Gegenwart dokumentiert. Der Besucher beginnt seinen Rundgang durch die rund 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche am besten im zweiten Obergeschoss mit der ur- und frühgeschichtlichen Abteilung. Hier wird gezeigt, was bei Grabungen auf dem Breisacher Münsterberg und in einem Hügelgräberfeld zwischen Ihringen und Gündlingen gefunden wurde: Keramik sowie Kleinfunde aus dem keltischen Fürstensitz (um 500 v. Chr.) auf dem Münsterberg und aus der Handwerker- und Händlersiedlung, die einst in Breisach-Hochstetten war. Hier sind Funde aus der Römer-, Merowinger- und Karolingerzeit zu besichtigen, außerdem eine große Münzsammlung aus dem 10. Jahrhundert. Wie es im Mittelalter zuging, machen Modelle verschiedener Gebäude, etwa eines Grubenhauses, anschaulich. Auch Schätze aus dem Breisacher Münster St. Stephan und den einst bedeutenden Klöstern sind hier ausgestellt. Eine kleine Unterabteilung widmet sich der Ofenkachel vom 13. bis ins19. Jahrhundert. Dass in Breisach auch Recht gesprochen wurde, belegt eindrucksvoll ein Richtschwert mit Inschrift. Ein Stockwerk tiefer geht es um die Zeit Breisachs als Reichsstadt ab 1273. Mittelpunkt dieser Abteilung ist die ausführliche Dokumentation der Entwicklung der Breisacher Festung, die sich dort erhob, wo heute im Sommer immer Freilichttheater gespielt wird. Zahlreiche Pläne, Karten, Fundstücke und Waffen lassen das Leben der Bewohner und der Soldaten lebendig werden. Sie zeigen aber auch die verheerenden Zerstörungen, denen Breisach während der verschiedenen Belagerungszeiten ausgesetzt war.
Eine große Rolle spielte immer wieder, und vor allem in Notzeiten, die Versorgung seiner Bewohner mit Nahrung und Wasser. Die Stadt erhob sich damals auf dem Münsterberg mit ihren mehrstöckigen, dicht an dicht gebauten Häusern. All das ist für die Besucher der Ausstellung leicht nachvollziehbar, anhand der umfangreichen Belege. Einen Bogen in die Jetzt-Zeit schlagen die Ausstellungsschwerpunkte "Zweiter Weltkrieg" und "Breisach als Europastadt" . Künstler beschäftigten sich auch im 20. Jahrhundert mit Breisach und seinen Ansichten aus verschiedenen Blickwinkeln. Davon geben die Gemälde von Eduard Rehn, Fritz Roth und Alfred Mez im Treppenaufgang Zeugnis. Ein wahres Kleinod haben die Franzosen hinterlassen, die Breisach als letzte, bis zur Auflösung der französischen Garnison nach dem Zweiten Weltkrieg, "belagerten" . Von ihnen stammt das zimmergroße Modell des mittelalterlichen Breisach mit allen Befestigungen, Sternschanzen und Wassergräben, die an manchen Stellen in den Außenbereichen der Stadt noch zu ahnen sind. Das Modell ist im Museum ausgestellt.

Der Förderverein für das Stadtmuseum Breisach hält nicht nur die Erinnerung an die wechselvolle Geschichte lebendig, so etwa in diesem Jahr mit einer Ausstellung zum Thema Kelten. Sondern der Verein macht auch immer wieder Fundstücke ausfindig, trägt zu ihrem Erwerb bei und unterstützt notwendige Restaurierungsarbeiten. Daneben veranstaltet der Verein zahlreiche Vorträge, Besichtigungen und Exkursionen unter dem Motto "Wir machen Geschichte lebendig" , bei denen auch Gäste willkommen sind.
Anne Freyer, 22.11.2007, www.badische-zeitung.de

 

Zukunftswerkstatt - Familienfreundliche Kommune

Als erste Gemeinde im Landkreis bot die Stadt Breisach ihren Bürgern in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt am vergangenen Samstag in einer "Zukunftswerkstatt" die Möglichkeit, ihre Vorstellungen von einem familienfreundlichen Wohnort zu bündeln und sich damit in den Entwicklungsprozess der Europastadt einzubringen. Das Projekt wird unterstützt von der Familienforschung Baden-Württemberg. Landesweit handelte es sich um die 25. Veranstaltung dieser Art seit Juni 2005.

"Es gilt, dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen und sich den daraus resultierenden Herausforderungen zu stellen" , formulierte Bürgermeister Oliver Rein den Ausgangspunkt. Wichtig sei dabei, die Bedürfnisse der Familien in ihrer ganzen Bandbreite zu berücksichtigen, vom Säugling bis zur Uroma. In vielen Gemeinden sei ein Trend erkennbar, dass weniger in repräsentative Räumlichkeiten und dafür mehr in Strukturverbesserungen und Vernetzungen investiert werde, um die Lebensqualität der Bewohner zu erhöhen. In einer Stärken- und Schwächenanalyse zu der Frage, wie familienfreundlich Breisach bereits heute ist, wurden zunächst erste Handlungsansätze und Vorschläge zusammengetragen. Anschließend bildeten sich vier Arbeitsgruppen, die sich näher mit den Themen "Alt und Jung" , "Städtebau, Wohnen, Verkehr" , "Eltern zwischen Betreuung, Bildung und Beruf" und "Angebote für Familie, Erziehung und Freizeit" befassten. Mitarbeiter des Landratsamtes und ehrenamtliche Moderatoren aus Breisach stellten sich für die Gesprächsführung zur Verfügung. Im ersten Teil der Projektarbeit wurden die zahlreichen Teilnehmer, die einen erfreulich großen Querschnitt der Bevölkerung repräsentierten, dazu ermutigt, sich ungeachtet möglicher Hemmnisse als Visionäre zu betätigen und ihr Wunschbild Breisachs für das Jahr 2020 zu entwerfen. So entstand in den lebhaften Diskussionen findiger Köpfe eine Breisach-S-Bahn, die von den Ortsteilen aus über den Münsterberg bis nach Colmar fährt und auch an den Ruheplätzen der Stadt stoppt. Das alte Bauhof-Gelände wurde gedanklich in ein soziokulturelles Zentrum mit einem Streichelzoo und viel Raum für Kreativität verwandelt. In der Wunschvorstellung erhielten die Jungen einen Ombudsmann, es gab einen Besuchsservice für Ältere, einen Bürgermitnahmeservice und natürlich kostenfreie ganztägige Kinderbetreuung. Nach der Mittagspause, in denen die Zukunftsplaner von Mitgliedern des Stadtmusikvereins mit einem Imbiss bewirtet wurden, hieß es dann, konkrete Schritte für die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele zu erarbeiten und Prioritäten zu setzen. Auch dieser Aufgabe nahmen sich die Teilnehmer der "Zukunftswerkstatt" mit sehr viel Engagement an. Am Nachmittag wurden die Ergebnisse vorgestellt. Dabei war auffällig, dass für die meisten die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Bürger ganz oben auf der Wunschliste für ein familienfreundlicheres Breisach steht. Hier sollen "alle Fäden zusammenlaufen" und Ansprechpartner für jedes Anliegen vermittelt werden können. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass bereits jetzt zahlreiche Beratungsangebote und soziale Einrichtungen in der Stadt bestehen, die jedoch nicht allgemein bekannt sind. Auch die Idee einer Begegnungsstätte für Alt und Jung wurde konkretisiert. Die Kleinkinderbetreuung sollte durch öffentliche Träger angeboten und damit preislich einem Kindergartenplatz ähnlich sein. Potenzial im Bereich Städtebau sahen die Teilnehmer in der Entwicklung der Rheinuferachse und einer Umgestaltung des Marktplatzes. Es gelte, den Verkehr zu beruhigen und die Sicherheit zu erhöhen. Mehr Ruheplätze im Stadtgebiet seien notwendig. Es wurde auch vorgeschlagen, den Münsterberg attraktiver zu machen, dabei wurde an einen Bürgergarten und bessere Aufstiegsmöglichkeiten sowie die Einrichtung von Mitnahmehaltestellen gedacht. Rein bedankte sich für die zahlreichen Anregungen und sagte spontan zu, bei entsprechender Verfügbarkeit einen zentralen öffentlichen Raum für bürgerschaftliches Engagement zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sollen nun dokumentiert werden. Im nächsten Jahr ist eine Bürgerversammlung vorgesehen, um diesen Handlungskatalog der Öffentlichkeit vorzustellen und gemeinsam das weitere Vorgehen zu erörtern.
Bianka Pscheidl , 30.10.2007, www.badische-zeitung.de

 

Breisach - Neuf-Brisach streben Prädikat Kultur- und Geschichtsregion an

Die Stadt Breisach und ihre Schwesterstadt Neuf-Brisach wollen das Prädikat Kultur- und Geschichtsregion erhalten. Das haben die Gemeinderäte beider Kommunen am Dienstag in ihrer gemeinsamen Sitzung in Neuf-Brisach einstimmig beschlossen. Mit dieser Auszeichnung könnten die Städte für gemeinsame Veranstaltungen sowohl finanzielle Unterstützung aus Frankreich wie auch von der EU erwarten.

Neuf-Brisach - Vauban

Bislang hätten nur Guebwiller und Teile von Straßburg das Prädikat erhalten. "Wenn es klappt, sind wir die Dritten, und erstmals würde das Prädikat international vergeben" , erklärte Maurice Zimmerlé, Bürgermeister von Neuf-Brisach, bei der Zusammenkunft in der Festhalle. Er habe sich vorab bei der französischen Staatsregierung in Paris erkundigt und sei mit seinem Vorschlag auf offene Ohren gestoßen. Eine Prädikatisierung über den Rhein hinweg sei möglich. Das Karlsruher Abkommen aus dem Jahr 1996 erleichtere die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Um Geld vom französischen Staat zu bekommen, müssten die Partnerstädte einen gemeinsamen Zweckverband gründen, in den Breisach und Neuf-Brisach mindestens jeweils zwei Mitglieder entsenden. Vorbild könnte der Zweckverband "Mittelhardt-Oberrhein" sein, den Hartheim und Fessenheim ins Leben gerufen hatten, um die Hardtbrücke über den Rhein zu ermöglichen, meinte Zimmerlé. Mit der Prädikatisierung könnten auch Zuschüsse von der EU beantragt werden. Allerdings würden keine Bauwerke, sondern Veranstaltungen gefördert. Ideen gibt es reichlich: Vorstellbar seien Veranstaltungen nach dem Vorbild der Staufener Stages, Aktionen wie der Burkheimer Nachtwächter oder auch gemeinsame Ausstellungen, erläuterte Breisachs Bürgermeister Oliver Rein.

Voraussetzung für die Prädikatisierung sei auch die Schaffung eines Arbeitsplatzes, der aber bezuschusst würde. Auch müsse ein Gesamtkonzept entwickelt werden. Ziele könnten beispielsweise die Vorstellung des gemeinsamen geschichtlichen Erbes beider Städte, die Förderung des Kulturtourismus oder die Präsentation der Regionen sein. Die Prädikatisierung ist auch Bestandteil des gemeinsamen Antrags der 14 französischen Vauban-Städte auf den Titel Weltkulturerbe von der Unesco, informierte Zimmerlé. Die Idee sei in den Verwaltungsplan aufgenommen worden, den die Unesco von den Bewerbern fordere. Im September seien die Inspektoren der Unesco vor Ort gewesen. Die Aussichten für den Antrag seien gut, gab sich Zimmerlé vorsichtig optimistisch. Sollten die 14 französischen Gemeinden bei der Entscheidung der Unesco, die im Juli 2008 im kanadischen Quebec gefällt wird, den Weltkulturerbe-Titel bekommen, "ist auch Breisach dabei" , betonte der Bürgermeister von Neuf-Brisach. "Dann wird der Ergänzungsantrag zur Gebietserweiterung gestellt" , bekräftigte sein Breisacher Amtskollege. "Es gibt positive Signale" , sagte Rein. Auch habe man mittlerweile viele Unterstützer — unter anderem nannte er Staatssekretär Gundolf Fleischer, Landrat Jochen Glaeser und Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg.
Zunächst wollen sich Breisach und Neuf-Brisach aber auf die Anerkennung als Kultur- und Geschichtsregion konzentrieren. Die Kooperationsvereinbarung und die Satzung für den Zweckverband sollen jetzt ausgearbeitet werden, kündigte Zimmerlé an. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass in Frankreich im März 2008 Kommunalwahlen stattfinden. Er werde sich dann bereits zum 5. Mal zur Wahl stellen. "Ich hoffe, dass das Angefangene weitergeführt werden kann" , sagte Zimmerlé.
Agnes Pohrt , 25.10.2007, BZ

 

Des deux Brisach Regio Colmar-Freiburg - Rotary Club

Der Rotary Club "Des Deux Brisach Regio Colmar-Freiburg" hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2002 nicht nur fest in der Region etabliert, sondern auch eine ganze Reihe von Projekten auf sozialem und kulturellem Gebiet unterstützt. Mit dem neuen Präsidenten, Jacob Loewe, der erst vor wenigen Wochen Roland Schmidt abgelöst hat, soll der bislang eingeschlagene Weg fortgesetzt werden.

Neben der Förderung überregional bedeutender Vorhaben, die meist von mehreren Rotary Clubs getragen werden, geht es vor allem darum, sich vor Ort zu engagieren und verschiedene lokale Dienste zu fördern. Auch schon in der Vergangenheit wurden Einrichtungen wie die Breisacher und auch die Colmarer Hospizgruppe oder das Obdachlosenwohnheim der Münsterstadt unterstützt. Im neuen Jahr wird man sich Loewe zufolge vor allem an verschiedenen örtlichen Veranstaltungen beteiligen. Der grenzüberschreitende Rotary Club wird sich beispielsweise an einem Weihnachtsmarkt in der Region beteiligen. Welcher es sein wird, steht noch nicht fest. Auch das deutsch-französische Sportfest in Breisach ist schon terminiert, und im kommenden Sommer wird es erneut ein großes Reiterfest auf der französischen Rheininsel geben.
Die Premiere des Reiterfestes vor einigen Wochen war sehr erfolgreich und erbrachte 3000 Euro Erlös. Sie sollen teilweise an eine französische Organisation gespendet werden, die Hunde ausbildet, damit sie behinderten Menschen den Alltag erleichtern. Mit rund 25 Mitgliedern ist der grenzüberschreitende Rotary Club vor 5 Jahren gestartet. Mittlerweile sind gut 10 neue Mitglieder aus verschiedenen Berufsgruppen hinzugekommen. Die meisten haben eine leitende Tätigkeit oder üben ihren Beruf selbstständig aus. Etwa die Hälfte aller Mitglieder sind Franzosen. Von Anfang an sei es Ziel gewesen, so Loewe, die vielfältigen Verbindungen der Menschen und Institutionen innerhalb der Region auch im rotarischen Sinne aufzuzeigen und zu vertiefen. Deshalb sei hier einer der wenigen grenzüberschreitenden Clubs überhaupt entstanden. Er fühle sich der europäischen Idee und der Völkerverständigung in besonderem Maße verpflichtet. Dieser Tage kamen die Mitglieder im Restaurant Kapuzinergarten zusammen, um dort auf ihr neues deutsches Domizil anzustoßen. Im monatlichen Wechsel tagt der Rotary Club künftig im französischen Restaurant "Le Caballin" auf der Rheininsel und im Kapuzinergarten in Breisach. Die Wirtsleute Swetlana Schäfer und Engelbert Hau brachten mit Jacob Loewe und Marguerite Gass, die in diesem Jahr für das Veranstaltungsprogramm des Clubs verantwortlich ist, ein entsprechendes Schild an der Hauswand an.
Ulrike Ehrlacher-Dörfler , 5.9.2007, BZ

www.rotary-freiburg.de/deuxBrisach/index.htm
www.kapuzinerhgarten.de

 

 

 

Rund um die Kartoffel - Landwirtschaftstag am Gräblinghof in Gündlingen

Unter dem Motto "Rund um die Kartoffel" fand am Sonntag der zweite Tag der Landwirtschaft in Gündlingen statt. Den Besuchern wurde dabei auf dem Gräblinghof am Ortsrand von Gündlingen ein vielfältiges Programm geboten, welches interessante Einblicke in die örtliche Landwirtschaft gewährte. Überschattet wurde die Veranstaltung von einem schweren Unfall, bei dem — wie bereits berichtet — vier Personen verletzt wurden.

Bei der Eröffnung des Landwirtschaftstages stellte Markus Gräbling seine Familie und seinen Hof, der seit 50 Jahren besteht, vor. Gräbling blickte auf die Anfänge des Hofes Ende der 50er-Jahre zurück und berichtete von der Entwicklung des Betriebes, dessen Produktionsfläche mittlerweile 80 Hektar umfasst. Breisachs Bürgermeister Oliver Rein, der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte, hieß die Besucher willkommen und dankte den Landwirten und der Gündlinger Vereinsgemeinschaft für die Organisation dieses "tollen Festes". Im Anschluss richteten Herbert Schell, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt, und Werner Räpple, Präsident des BLHV, einige Worte an die Besucher, wobei unter anderem die aktuelle Diskussion um höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte zur Sprache kam. Beide betonten in ihren Reden, dass es für die Verbraucher sehr wichtig sei zu wissen, was sie essen und trinken und woher diese Produkte stammen. Daher begrüßten es Schell und Räpple, dass die Gündlinger Betriebe nun schon zum zweiten Mal an der Aktion "Gläserne Produktion" teilnehmen, die 1991 erstmals in Baden-Württemberg veranstaltet wurde und bei der sich Interessierte über landwirtschaftliche Produktionsabläufe informieren können. Auch Kathrin Leininger, stellvertretende Bezirksvorsitzende des Landfrauenverbands Freiburg, hob hervor, dass dieser Tag eine gute Möglichkeit sei, auf die heimischen Betriebe und deren Produktion aufmerksam zu machen.
Auf  dem Gräblinghof stellten sich insgesamt 15 Gündlinger und 4 Breisacher Betriebe vor. Neben der Kartoffelverarbeitung, die im Zentrum der Veranstaltung stand, konnten die Besucher auch Einblicke in die Mais- und Getreideproduktion, den Obst- und Gemüseanbau sowie die Schweine- und Bullenzucht gewinnen. Außerdem präsentierten mehrere Betriebe aus dem Umland ihre Hofläden oder Maschinen aus der Landtechnik. Den Gästen wurden im Laufe des Tages jedoch nicht nur viele Informationen geboten; um das leibliche Wohl kümmerte sich die Gündlinger Vereinsgemeinschaft, die auf die Speisekarte gemäß dem Tagesmotto natürlich auch Kartoffelgerichte gesetzt hatte. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Musikverein Gündlingen, außerdem zeigte die Tanzgruppe der Landjugend Ihringen ihr Können. Des Weiteren wurde ein Gedicht über die Kartoffel vorgetragen und die Dorfhelferinnenstation Niederrimsingen gab eine Vorführung. Nach der Eröffnungsfahrt mit den Ehrengästen der Veranstaltung bestand für Interessierte außerdem die Möglichkeit, an Rundfahrten mit einem Schlepper teilzunehmen. Auch die kleinen Besucher erwartete ein abwechslungsreiches Programm, so konnten sie sich auf einer "Traktor-Kart-Bahn" oder beim Spielen zwischen den Heuballen austoben. Ebenso wie für die Erwachsenen hatte man auch für die Kinder ein Quiz mit Fragen zur Landwirtschaft vorbereitet. Die Preisverleihung stellte den Abschluss des offiziellen Programms dar. Zuvor wurde jedoch noch die schwerste Kartoffel prämiert, die stolze 1497 Gramm auf die Waage brachte. Andreas Rein, der einen der Gündlinger Betriebe führt, zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen wurde die Besucherzahl der ersten Veranstaltung bei weitem übertroffen, denn es fanden sich über 2000 Interessierte auf dem Gräblinghof ein. Überschattet wurde die Veranstaltung von einem Unfall, bei dem 4 Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Wie bereits berichtet, fielen um 17.15 Uhr 4 Frauen in einer Linkskurve von einem Schlepper, als bei einer Rundfahrt eine Bordwand nachgab.
isü, 28.8.2007, BZ


 

Neues Selbsthilfegruppe für Suchtkranke - Alkohol an 1.Stelle

Um Menschen zu helfen, ihre Sucht zu bewältigen, wendet die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtprobleme Müllheim mit Außenstelle in Breisach verschiedene Methoden an. Wichtiger Bestandteil der Arbeit sind die Selbsthilfegruppen. Sie können zu einer Behandlung hinführen und sind in jedem Fall für die Stabilisierung der Abstinenz von großer Bedeutung. Dabei setzen die Fachleute auf die Erfahrung von ehemals Betroffenen, die aus eigener Erfahrung bei dem Weg aus der Sucht helfen können.
Die Laien werden auf ihre Aufgabe vorbereitet und arbeiten in enger Kooperation mit den Fachleuten der Beratungsstelle zusammen. Die Gruppenabende basieren auf dem Gespräch. Es werden Probleme eingebracht und besprochen. Bei den Suchtproblemen steht zwar Alkohol an oberster Stelle, aber auch andere Formen sind angesprochen wie Medikamente, Spielsucht und Essstörungen.

Angesprochen sind Menschen, die entweder eine Therapie hinter sich haben oder sich auf diese Weise mit einer Therapie vertraut machen wollen als auch Angehörige von Suchtkranken. Die neue Gruppe startet am Donnerstag, 26. Juli, um 19.30 Uhr. Sie trifft sich alle 14 Tage donnerstags um 19.30 Uhr in der Beratungsstelle Breisach, Kolpingstraße 14, beim Kindergarten St. Michael.

Selbsthilfegruppe Breisach
Tel 07631/5015 oder mittwochs und donnerstags unter Tel 07667/940728.

 

 

25 Eichen wurden von Prozessionsspinnerraupen befreit

Wie in anderen Regionen des Landes breitet sich auch in Breisach der Eichenprozessionsspinner aus. Dieser Tage haben Mitarbeiter der Stadt 25 Bäume von den gefräßigen Raupen befreit, informierte der Umweltbeauftragte Willi Hennig.

Die Raupen wurden mit Zuckerlösung besprüht, damit ihre Haare verkleben, und dann abgestreift und vergraben, erläuterte Hennig. Die Raupenhaare können starken Juckreiz, Hautreaktionen, Bindehautentzündungen der Augen und Entzündungen der oberen Luftwege auslösen. In Einzelfällen könne es zu schweren allergischen Reaktionen kommen, so Hennig. Bereits im Vorjahr waren Raupennester entfernt worden, in diesem Frühjahr wurde prophylaktisch Bacillus Thuringienis auf die Bäume in den betroffenen Zonen gesprüht, "ein natürliches Spritzmittel" , so der Umweltbeauftragte. Jetzt wurden von Bäumen am Waldschwimmbad, an der Tennisanlage, am Sportplatz, am Recyclinghof, an der Kläranlage, im Bereich des Bahnhofs, an der Realschule in Breisach sowie an der Grundschule Oberrimsingen und am Möhlindamm bei Grezhausen Raupen entfernt. Die Eichen auf dem Weinfestgelände seien mit einer Ausnahme noch nicht befallen. Sinnvoller wäre es , die Spritzmittel per Hubschrauber auszubringen, so der Umweltbeauftragte. Er hofft dabei auf eine Zusammenarbeit mit dem Forst, denn alleine könne die Stadt die Kosten nicht tragen. Leider gebe es für Breisach kein Baumkataster. Gerade bei Bäumen auf Privatgrundstücken werde der Raupenbefall oft nicht erkannt, sodass sich "Infektionsinseln" im Stadtgebiet halten könnten. "Es wäre schade, wenn bei den Eichen ein Kahlschlag vorgenommen werden muss" , so Hennig. Er fordert die Zusammenarbeit verschiedener Stellen, die von Land koordiniert werden sollte.
Der Eichenspinner ist eine Schmetterlingsart, deren Raupen sich von Eichenblättern ernähren. Bedingt durch klimatische Veränderungen in den vergangenen Jahren hätte sich der Eichenspinner explosionsartig ausgebreitet, erläutert der Umweltbeauftragte. Die Raupen und ihre Nester sollten nicht angefasst werden. Wer mit den Haaren der Raupen in Kontakt kommt, sollte sich waschen, die Kleidung wechseln und waschen. Willi Hennig rät dazu, einen Arzt aufzusuchen.
20.6.2007

 

 

Kieswerk Hermann Peter KG in Niederrimsingen

Die Hermann Peter KG in Niederrimsingen, eines der größten Kieswerke der Region, veranstaltet am Wochenende 12./13. Mai zum ersten Mal in der Firmengeschichte einen Tag der offenen Tür. Anlass ist die Einweihung der neuen Holztrocknungsanlage. Zu sehen gibt es für die Besucher allerdings nicht nur die Produkte der Hermann Peter KG sowie verschiedener Tochtergesellschaften. Insgesamt 16 Geschäftspartner sind mit von der Partie.

Zuständig für die Organisation des Tages der offenen Tür ist Heike Bartel. Nach ihren Angaben zeigen unter anderem Unternehmen wie Daimler-Chrysler, MAN, das Asphaltmischwerk Niederrimsingen, das Betonwerk Müller, Wolf Holzbau aus Hausen, die Firma Zeppelin sowie Gartenbau- und Kachelofenfirmen ihre Erzeugnisse. Natürlich wird auch für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt sein. Am Samstagnachmittag, 12. Mai, findet um 14 Uhr zunächst eine Veranstaltung für das Fachpublikum sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft statt. Ab 19.30 Uhr ist dann die Öffentlichkeit bei einer so genannten "Ü-30-Party" mit der Gruppe "ABBA da Capo" in einer Halle auf dem Firmengelände willkommen. Der eigentliche Tag der offenen Tür findet am Sonntag, 13. Mai, von 10 bis 18 Uhr statt. Gezeigt wird dabei zum Beispiel, wie eine Straße gebaut wird. Für Kinder gibt es einen Riesensandkasten und wer gerne in die Luft gehen möchte, kann dies mit einem Helikopter tun. Eine Bahn fährt die Gäste von einer Attraktion zur nächsten, außerdem werden Schiffsfahrten auf dem See und ein Gewinnspiel angeboten. Von 11 bis 13 Uhr spielt der Musikverein Gündlingen zum Frühschoppen und von 14 bis 16 Uhr unterhält der Musikverein Niederrimsingen. Für das leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt.

Hermann Peter hat 1932 die Hermann Peter KG in Freistett in der Ortenau gegründet. Dort werden heute noch Sand und Kies gefördert sowie Transportbeton, Pflaster- und Kalksandsteine hergestellt. Helmut Peter, Sohn des Firmengründers, eröffnete 1962 in Niederrimsingen ein weiteres Werk, in dem vor allem Sand, Kies und Edelsplitt gefördert und hergestellt werden. Beide Kieswerke, die je rund 100 Mitarbeiter beschäftigen, sind etwa gleich groß und produzieren jährlich rund eine Million Tonnen Kies und Sand, wie der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Peter erklärt, der in der Firmengruppe hauptsächlich für das Niederrimsinger Werk zuständig ist. Seine Cousins Michael und Hans-Martin kümmern sich ebenfalls als geschäftsführende Gesellschafter hauptsächlich um das Werk in Freistett.
Von der Niederrimsinger Niederlassung aus, zu der auch das Kieswerk Opfingen zu zählen ist, werden mehrere Betriebe beliefert, die im Niederrimsinger Industriegebiet ansässig sind. Dazu zählen laut Thomas Peter die Firmen Birkenmeier, das Asphaltmischwerk Niederrimsingen, das Betonwerk Müller und die Betonrohrunion. Da alle in direkter Nachbarschaft liegen, sind hier die Transportwege besonders kurz. Etwa 30 Prozent seiner Produktion setzt das Niederrimsinger Kieswerk in der direkten Umgebung ab, weitere 30 Prozent in der weiteren Region, 10 Prozent an kleinere Firmen und 30 Prozent werden vom Breisacher Rheinhafen aus mit dem Schiff in das Neckar- und Maingebiet sowie nach Holland und Belgien verkauft. Die Kiesvorräte am Niederrimsinger Baggersee reichen nach Schätzung von Thomas Peter noch für mehrere Jahrzehnte. Allerdings müsse die Abbaugenehmigung alle 15 Jahre erneuert werden, was erst jüngst erfolgt sei. Die derzeitige Geschäftslage bezeichnet der geschäftsführende Gesellschafter als "zufriedenstellend". Die Größe des gesamten Niederrimsinger Firmenkomplexes gibt er mit rund 90 Hektar an.

Bevor Thomas Peter nach Niederrimsingen kam, sammelte er in der Schweiz berufliche Erfahrungen. Dort gründete er auch am 12. Mai 1998 in Interlaken die Top Mineral AG, die sich vor allem bei der Herstellung von Spezialsand für Golfplätze einen Namen machte. Als weitere Tochterfirma wurde im Jahr 2000 die Top Mineral GmbH in Niederrimsingen ins Leben gerufen. Die Geschäftsfelder wurden erweitert und so wurde das Unternehmen laut Peter ein führender Betrieb bei der Lieferung von Spezialmischungen für Sport-, Reit- und Golfplätze. "Alle großen Reiter dieser Welt haben schon auf Plätzen geritten, für die wir Material geliefert haben", sagt er nicht ohne Stolz.

Immer wieder wurden neue Ideen umgesetzt und so bietet die Firma heute rund 500 verschiedene Produkte an — darunter auch farbige Splitte, Strahlmittel für die Sanierung von Gebäuden und Brücken, einen speziellen Pflasterfugensand, Zierkies und Dekorationsmaterial für den Außenbereich. Jüngste "Kinder" sind die Firmenbereiche Jagd und Holz. Für Letzteren hat Peter für rund 500 000 Euro ein neues Blockheizkraftwerk, das 1,5 Millionen Kilowattstunden Ökostrom im Jahr liefert, sowie eine Holzzerkleinerungs- und -trocknungsanlage gebaut. Die vor allem aus dem Schwarzwald und dem Elsass bezogenen Baumstämme werden zunächst in Holzscheite von 25, 33 oder 50 Zentimeter Länge zerkleinert und anschließend 5 bis 7 Tage in einer großen Trommel getrocknet.Da als Energie dafür die Abwärme des Blockheizkraftwerks verwendet wird, wird nach Angaben von Matthias Ebinger, der sich um den Vertrieb des Holzes kümmert, das Blockheizkraftwerk optimal ausgenutzt. Die Holzscheite weisen nach der Trocknung nur noch eine Restfeuchte von 10 bis 15 Prozent auf und können deshalb laut Ebinger problemlos auch in Innenräumen gelagert werden. Sie seien zudem frei von Pilzen, Schimmel und Käfern. Auch der größte Teil der Rinde und der Kanten sei entfernt. "Zwischen Karlsruhe und Basel gibt es keine vergleichbare Qualität" , betont er selbstbewusst. In Betrieb ist die Trocknungsanlage seit Anfang des Jahres, im vergangenen Winter hat die Firma laut Ebinger zwischen 2000 und 2500 Ster Holz verkauft. Angepeilt würden 5000 Ster, dafür sei man auch bereit, noch einmal zu investieren und eine zweite Produktionslinie einzurichten. Wer kein trockenes Brennholz braucht, sondern feuchtes Holz bei sich lagern will, kann auch dieses bekommen, fügt Ebinger hinzu. Geliefert werde sowohl an den Endverbraucher als auch an den Großhandel. Beim Tag der offenen Tür sei die gesamte Holzverarbeitung ebenfalls zu besichtigen.
Gerold Zink , 4.5.2007, www.badische-zeitung.de

Blick vom Tuniberg nach Westen auf den Niederrimsinger Baggersee am 4.5.2006 mehr

 

Niederrimsinger Bürger fordern den Beitritt zu Tras

Der Gemeinderat der Stadt Breisach sollte seiner 2004 beschlossenen Forderung, dass das Kernkraftwerk Fessenheim abgeschaltet werden soll, Nachdruck verleihen und dem trinationalen Atomschutzverband Tras beitreten, fordern 590 Bürger, davon 495 aus Niederrimsingen, in einer Unterschriftenliste, die Bürgermeister Oliver Rein in der jüngsten Gemeinderatssitzung überreicht wurde. Die Aktion initiiert hatte die "Initiative Fessenheim Abschalten" (IFA), zu der sich Niederrimsinger Bürger zusammengeschlossen haben.

IFA-Mitglied Herbert Klein verlas in der Frageviertelstunde zu Beginn der Ratssitzung die Erklärung zu der Unterschriftenaktion. Für die Bürger sei es unverständlich, dass der Gemeinderat Breisach im November 2006 beschlossen hat, Tras nicht beizutreten, wo doch der gleiche Gemeinderat im Mai 2004 einmütig beschlossen habe, aus Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung die Abschaltung des Atommeilers zu verlangen. "Wir halten die Diskussion, ob Tras oder Commission Locale de Surveillance (CLS) für falsch und fordern, um alle Möglichkeiten zu nutzen, den Beitritt zu CLS und zu Tras" , so die Initiative. Die Zustimmung der Bürger sei überwältigend gewesen, so Klein. Von zirka 550 Befragten in Niederrimsingen hätten 495 die Forderung unterzeichnet, das entspreche einer Zustimmung von etwa 90 Prozent. Unterschrieben haben insgesamt 590 Bürger auch aus den anderen Ortsteilen und der Kernstadt: 32 aus Breisach, 7 aus Gündlingen, 10 aus Oberrimsingen und 46 aus dem Umland. "Wir haben es mit einem Meinungsbild zu tun, welches quer durch alle Bevölkerungsschichten geht und völlig parteiunabhängig ist und welches an Klarheit kaum zu überbieten ist" , so Klein. Man könne davon ausgehen, dass auch in den anderen Ortsteilen und in der Kernstadt eine ähnliche Stimmungslage wie in Niederrimsingen herrsche. Bürgermeister Oliver Rein nahm die Listen entgegen. Mitglieder der IFA seien bereits in der vergangenen Woche bei ihm gewesen, um die Unterschriftensammlung anzukündigen, berichtete Rein, der für die offene Zusammenarbeit dankte.
20.4.2007, www.badische-zeitung.de

IFA Rimsingen:
http://www.rimsingen.de/beide/fessenheim/index.html

 

Tafelladen mit Kleiderstube im OG der Obdachlosenunterkunft

Über dem Breisacher Tafelladen in der Obdachlosenunterkunft an der Elsässer Allee 3 hat der Verein Staufener Tafel jetzt auch eine Kleiderkammer eingerichtet. Vier Räume hat die Stadt Breisach für den guten Zweck zur Verfügung gestellt.

Das Angebot ist groß: Kleidungsstücke aller Art für Kinder und Erwachsene hängen an den Stangen, Bettwäsche, ja sogar Geschirr finden sich in den Regalen. "Wie im Tafelladen gibt es auch in der Kleiderkammer nichts umsonst" , erklärte Erika König, Beisitzerin im Verein Staufener Tafel, bei der Eröffnung. So würden beispielsweise Hosen 2 bis 5 Euro pro Stück kosten, Oberteile 1 bis 2 Euro und Bettwäschegarnituren 5 Euro. Wer hier einkaufen will, muss zudem seine Bedürftigkeit mit Einkommensnachweis darlegen. Eingerichtet wurde die Kleiderkammer maßgeblich von Klaus Wiestup aus Breisach und Sabine Maier, Mitarbeiterin der Staufener Tafel. In unzähligen Stunden brachte Wiestup, "der Manager der Kleiderkammer" (König), ehrenamtlich sein handwerkliches Geschick ein, montierte Kleiderstangen an die Wände und baute Regale auf. Leider mussten die Helfer auch einige weniger erfreuliche Überraschungen erleben. Zwar waren in den vorausgegangenen Wochen überwiegend gut erhaltene Kleidungsstücke gespendet worden, gelegentlich sei aber auch ein Sack schmutziger alter Wäsche dabei gewesen, berichtete Sabine Maier. "Wir können nur Kleidungsstücke annehmen, die sauber und tragbar sind" , betonte auch Erika König. Die Einrichtung für die Kleiderkammer hatten die Breisacher Firma Metallbau Werner und die Breisacher Filiale des Baumarkts Obi zur Verfügung gestellt. Die Bereitschaft der Breisacher Firmen, für diesen guten Zweck zu spenden, sei sehr groß, sagte König und erinnerte nochmals an die Einrichtung des Tafelladens im vergangenen Jahr. Damals hatten 11 Breisacher Firmen, Gastronomen und Banken, die Kühlschränke für den Laden gesponsert. "In Breisach ist die Hilfsbereitschaft groß" , unterstrich auch Kornelia Czemerys bei, die die Spendenaktion gemeinsam mit Eva Leber organisiert hatte. Ganz besonders dankte Erika König aber der Stadtverwaltung für die kosten lose Bereitstellung der Räume. Nicht jede Gemeinde sei so entgegenkommend. "Ich finde es toll, wie sich das alles entwickelt hat" , sagte Bürgermeister Oliver Rein. Auch freue er sich, dass die Breisacher Firmen spontan bereit waren, den Tafelladen und die Kleiderkammer zu unterstützen. Die Stadt habe die Räume für die Kleiderkammer zur Verfügung stellen können, weil sie derzeit nicht von Obdachlosen benötigt würden, erläuterte Rein. Sollte sich dies ändern, müsse die Kleiderstube umziehen. "Die Qualität der Kleidung ist super" , befand der Bürgermeister nach einem prüfenden Rundgang. Bedürftigkeit sei keine Schande, betonte Rein und sicherte dem Verein Staufener Tafel weiterhin Unterstützung zu. Die Kleiderkammer ist montags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr, und dienstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Kleiderspenden können während der Öffnungszeiten abgegeben werden.

Der Verein Staufener Tafel suche dringend ehrenamtliche Helfer für den Breisacher Tafelladen und die Kleiderkammer sowie montags und donnerstags für den Fahrdienst von Bad Krozingen nach Breisach, betonte Erika König. Wer sich ehrenamtlich engagieren will, kann sich unter Telefon 07667/80607 melden.
11.4.2007

 

 

Jugendliche waren 10 Tage im Vernichtungslager Auschwitz und drehten Film

Seit mehreren Jahren schon organisiert der Verein "Für die Zukunft lernen" pädagogische Aufenthalte in Auschwitz mit überwiegend sozial benachteiligten Jugendlichen. Mit zum Programm gehört die mediale Verarbeitung der Eindrücke. Im vergangenen Jahr wurde dies nun erstmals mit einem Filmprojekt verbunden.

Unter Anleitung des Filmemachers Jürgen Dettling, der im Rahmen des Vereins "Black Dog" Medienkompetenz vermittelt, erarbeiteten die Jugendlichen einen Film, bei dem sie ihre ganz spezielle Sicht auf das Konzentrationslager und den Nationalsozialismus einbringen sollten. Nun wurde der Film "Jugendliche sehen Auschwitz" bei einer "süddeutschen Premiere" im Blauen Haus in Breisach gezeigt. Und hier stellte sich heraus: Das, was die interessierten Zuschauer in Breisach zu sehen bekamen, war anrührend und eindrücklich zugleich. Wie Jürgen Dettling zu Beginn der Vorstellung bemerkte, hatten die Jugendlichen einen Spagat zu vollbringen, der auch von erwachsenen Filmemachern bei einer solchen Arbeit bewerkstelligt werden muss. Sie mussten auf der einen Seite mit ihrer emotionalen Betroffenheit umgehen und sich gleichzeitig damit auseinandersetzen, wie sie das, was sie in Auschwitz vorfanden, filmisch so umsetzen, dass es den Zuschauer anspricht. Dazu gehörte auch ein schlüssiger Aufbau des Films, eine Aufgabe, bei der die rationale Herangehensweise gefragt war.
Die 12 am Projekt beteiligten Jugendlichen meisterten ihre Aufgabe hervorragend. Die ausdrucksstarken, für sich selbst sprechenden Bilder wurden mit Abschnitten eines Zeitzeugen-Interviews kombiniert, die eine gekonnte Mischung von Emotionalität und Information aufweisen. Die später zugefügten Kommentare zeugen von einem reflektierten Umgang mit dem Thema und einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit den Geschehnissen in dem ehemaligen Vernichtungslager. Dazu bereichern auch ganz persönliche Aussagen den Film, bei denen die jungen Filmemacher Momentaufnahmen aus ihrer Gefühlswelt preisgeben. Die selbst entwickelte musikalische Unterlegung des Films verstärkt zudem die Bilder auf eindringliche Weise. Natürlich gilt das Mitgefühl der Jugendlichen in erster Linie den Opfern. Doch auch eine nicht unbedingt zu erwartende Auseinandersetzung mit den Tätern wurde im Film verbalisiert. "Wie fühlt sich das an, wenn man auf wehrlose Menschen zielt?" , fragte sich da ein Projektteilnehmer zu Bildern, die genau diese Situation auf einem Foto zeigt: hilflos ausgelieferte Kinder, Frauen und Männer, auf die Uniformierte das Gewehr richten. Wie in der anschließenden Diskussion deutlich wurde, war das Projekt auch - bedingt durch die Zusammensetzung der Gruppe - eine spannende Angelegenheit. Sozial benachteiligte Jugendliche aus dem Christophorus-Jugendwerk in Oberrimsingen und einer Wohngruppe des Jugendsozialwerks Rostock trafen auf Schülerinnen und Schüler von Gymnasien aus Rostock und Freiburg. Doch mit dieser Kombination seien die Jugendlichen gut zurechtgekommen, berichtete Werner Nickolai, der das Projekt von Seiten des Vereins "Für die Zukunft lernen" betreute. Es hätte eine solidarische Umgangsweise geherrscht. Eine besondere Situation sei es gewesen, 10 Tage an diesem Ort bleiben zu müssen, machte Nickolai deutlich. Doch das gehöre mit zu dem Konzept des Vereins, der es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, Jugendliche, die dem rechtsorientierten Spektrum nahe stehen, mit dem Vernichtungslager zu konfrontieren. Weil sich Jugendliche lieber etwas von Gleichaltrigen sagen ließen, sei dieser Film bestens geeignet, in Schulen und Medienzentren eingesetzt zu werden, ist Nickolai überzeugt. Diese Einschätzung ist sicher richtig. Aber auch auf Erwachsene wirkt der Film beeindruckend, wie sich bei der Vorführung im Blauen Haus gezeigt hat.

Der Film kann für 12 Euro erworben werden.
Kontakt: dettling@black-dog-ev.de , www.black-dog-ev.de , Tel 07642/9263-06

Friedel Scheer, 23.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

Wir brauchen Sprachbrücken: Schwesterstädte Breisach und Neuf-Brisach

Oliver Rein, Bürgermeister von Breisach, darüber, was die Schwesterstädte Breisach und Neuf-Brisach verbindet / Von Maria Wimmer

Vor gut 60 Jahren waren sie noch Vorposten verfeindeter Staaten, die Schwesterstädte Breisach und Neuf-Brisach - verbunden durch eine Brücke, aber getrennt durch eine Grenze. Nach dem Krieg dauerte es noch geschlagene 55 Jahre, bis sie ihre Partnerschaft offiziell besiegelten. Maria Wimmer sprach darüber mit Breisachs Bürgermeister Oliver Rein (35) - und über Grenzen, Mentalitätsunterschiede und Sprachprobleme.

BZ: Herr Rein, warum gibt es die Partnerschaft mit Neuf-Brisach erst seit dem Jahr 2000?
Rein: Die hervorragende Zusammenarbeit mit Neuf-Brisach geht ja schon auf das Jahr 1983 und davor zurück. Seit Jahrzehnten bekommen wir den Weihnachtsbaum, der am Marktplatz aufgestellt wird, von dort. Im Milleniumsjahr 2000 war es dann einfach überfällig, dass man eine Städtepartnerschaft beschließt.
BZ:
Heißt das, dass man den institutionellen Rahmen gar nicht gebraucht hat?
Rein: So ist es. Die Bürgermeister und Bauhöfe kooperieren schon seit Jahrzehnten miteinander. Die offizielle Partnerschaft hat dem ganzen die Krone aufgesetzt. Es ist als Symbol nach außen hin wichtig, das beweist, dass wir zusammen gehören und arbeiten.
BZ: Seit 2001 tagen die Gemeinderäte der beiden Städte gemeinsam, was auch als "positiver Tabubruch" bezeichnet wurde. Hat das die Partnerschaft verbessert?
Rein: Das ist kein Tabubruch, sondern im Gegenteil ein Zeichen, dass wir gerne Rhein überschreitend zusammenarbeiten. Es ist bereichernd, dass man sich zweimal im Jahr trifft, sich austauscht über Themen, die uns gemeinsam betreffen. Wenn gerade nichts ansteht, sitzen wir gesellig beisammen, was für die Partnerschaft gar nicht schlecht ist. Da ist es auch mal notwendig, gemeinsam ein Viertele zu trinken, um das Vertrauensverhältnis zu stärken. Außerdem haben wir gemeinsam das EU-Förderungsprogramm Interreg III in Anspruch genommen und damit deutsch-französische Kultur- und Sportfeste sowie die dreisprachige Beschilderung der Stadt ins Leben gerufen. Diese Idee entstand während einer Sitzung mit Neuf-Brisach. Ein anderes Thema war die Kooperation der Feuerwehren. Da müssten Adapterstücke angeschafft werden, damit deutsche Schläuche an französische Hydranten passen.
BZ: Werden da beide Sprachen gesprochen?
Rein: Unsere französischen Freunde sprechen durch ihren Elsässer Dialekt weitaus perfekter Deutsch als wir Französisch. Bei den Sitzungen wird bedauerlicherweise überwiegend Deutsch gesprochen. Es wird alles übersetzt und auch die Unterlagen sind zweisprachig. Üblich ist bei den meisten grenzüberschreitenden Projekten, dass jeder in seiner Landessprache redet und der andere ihn verstehen muss. Praktisch läuft es jedoch so ab, dass auf Deutsch übersetzt wird. Der Bürgermeister von Neuf-Brisach spricht so perfekt, dass er zuerst französisch spricht und dann sich selbst übersetzt.
BZ: Können Deutsche zu wenig Französisch?
Ja, aber wir holen hoffentlich bald auf. In der Schule wird ab der ersten Klasse Grundschule Französisch gelernt. Da bin ich guten Mutes, dass wir demnächst recht fit sind.
BZ: Gibt es Mentalitätsunterschiede?
Rein: Ja, aber groß sind sie nicht. Es heißt, wir Deutsche hätten immer schon eine fertige Tagesordnung, wenn wir in eine Arbeitssitzung kommen, während das den Franzosen nicht so wichtig ist, da sie ein Thema erst einmal andiskutieren wollen. Aber auch das ist eigentlich ein Vorurteil. In Wirklichkeit gleicht sich das immer mehr an.
BZ: Haben sich Städtepartnerschaften abgenutzt?
Rein: Es kommt darauf an, wie man sie pflegt, ob sie nur auf dem Papier existieren, oder gelebt werden. Auch die Zahl spielt eine Rolle. Wenn eine Stadt zu viele Partnerschaften hat, können diese nicht mehr intensiv gelebt werden. Wir haben uns immer auf wenige beschränkt und deswegen schon einige Gesuche abgelehnt. Eine Städtepartnerschaft kann nur dann funktionieren, wenn die Bürgermeister und Gemeinderäte sich gut kennen und vor allem mögen.

BZ: Früher galt die deutsch-französische Freundschaft als ein Wunder. Sind die Beziehungen inzwischen zu normal geworden?
Rein: Die Gefahr besteht, dass das, was zu normal und selbstverständlich ist, nicht mehr geschätzt wird. Auf der anderen Seite ist es ja geradezu ein Erfolg, dass es mittlerweile so normal ist, über die Grenze, über den Rhein zu springen, als wäre es eine völlige Banalität. Ich glaube nicht, dass es der Beziehung einen Abbruch tut, da wir sehr stark zusammen arbeiten — stärker teilweise als mit unseren deutschen Nachbargemeinden — und ständig auf der Suche nach neuen Projekten sind. Die Zusammenarbeit ist schon so institutionalisiert — ich kann es mir nicht besser vorstellen. Die Routine sorgt für regelmäßige Fixpunkte, so dass gewährleistet wird, dass zum Beispiel Sport- und Kulturfeste weiter stattfinden.
BZ: Und wenn Sie Ihre Städtepartnerschaften miteinander vergleichen?
Rein: Jede ist anders. Die Partnerschaft mit Saint-Louis besteht seit 1960 als Symbol deutsch-französischer Aussöhnung. Es gibt seitdem einen regelmäßigen Austausch von Schülergruppen, aber auch der älteren Generation. Neuf-Brisach ist direkter Nachbar, da kann man sich fast die Hand reichen. Die Zusammenarbeit mit Neuf-Brisach wurde auch deswegen forciert, da diese Stadt Mitglied des Regionalbunds SIVOM-Pays du Brisach ist, der an der Finanzierung des Interreg-III-Projekts beteiligt war. Übrigens gibt es seit kurzem auch eine Patenschaft mit der polnischen Stadt Auschwitz.
BZ: Welche Probleme gibt es im Nachbarschaftsverhältnis?
Rein: In der Zusammenarbeit auf politischer Ebene sehe ich keine Probleme, wohl aber im Zusammenleben, im Grenzverkehr. Es gibt in der Tat Deutsche, die im Elsass quasi nur Schlafstatt nehmen, weil die Baupreise dort billiger sind. Oft sprechen sie kein Französisch, wollen sich nicht einfügen und bringen ihre Kinder in einen deutschen Kindergarten. Auf der anderen Seite macht es uns Probleme, wenn Elsässer permanent bei uns ordnungswidrig parken und sich totlachen, weil sie das Knöllchen nicht bezahlen müssen.
BZ: Was fällt Ihnen zum Symbol "Brücke" ein?
Rein: Brücken bauen, aufeinander zugehen. Sich ohne große Umwege begegnen können. Heute gibt es schon einige Brücken, über die man hinüber laufen kann. Was es aber braucht, sind geistige und kulturelle Brücken, so dass man zueinander findet. Es braucht Projektbrücken, um sich zu verständigen und kennen zu lernen, am allerwichtigsten ist die Sprachbrücke. Noch wichtiger wird es sein, die Jugend füreinander zu interessieren.
BZ: Wird sie zu wenig einbezogen?
Rein: Eigentlich nicht. Es gibt ja viele Jugendaustauschprogramme und die Schulen kooperieren. Natürlich ist das Wichtigste, dass man die Sprache beherrscht. Es wäre ja schrecklich, wenn wir am Oberrhein einmal Englisch reden müssten. Wir sollten Französisch und die Franzosen Deutsch lernen, gerade hier in der Nachbarschaft. In Breisach bieten wir außerdem eine Kinderinsel an, wo Kinder kostenlos tauchen, Kajakboot und Motorcross fahren und Ponyreiten können — da kommen sich die Kinder schon näher. Für dieses Jahr planen wir ein deutsch-französisches HipHop-Festival. Ich bin der Überzeugung, dass die Jugend genug zusammen kommt. Es liegt natürlich auch am Einzelnen, wie sehr er sich für den Nachbarn interessiert und einbringen möchte.
BZ: Ist der Rhein mehr Grenze oder Verbindung?
Rein: Verbindung. Es ist gang und gäbe, dass man rheinüberschreitende statt grenzüberschreitende Verbindung sagt, weil der Rhein als Verbindungsglied verstanden wird.
BZ: Welche Projekte tragen zur Partnerschaft bei?
Rein: Jedes Projekt, bei dem man sich freundschaftlich begegnet, trägt zur Verständigung bei. Man muss einen Menschen erst kennen lernen, um sich mit ihm auseinander zu setzen und ihn schätzen zu lernen. Eine Idee, die wir schon lange im Kopf haben, ist eine Radfahr- und Fußgängerbrücke über die Rheininsel nach Frankreich in ein deutsch-französisches Bürgerhaus zu bauen. Ziel wäre dann, dass die Rheininsel und deren Ufer zu einer Flaniermeile werden. Diese Visionen scheitern leider oft an der Finanzierbarkeit.
17.3.2007, www.badische-zeitung.de


 

 

Tänze für das Blaue Haus - Worte, Fotos ein Film 

Friedel Scheer-Nahor und Ari Nahor haben die "Tänze für das Blaue Haus" in einem Buch festgehalten / Filmprojekt von Bodo Kaiser

Manchmal gelingt es, nicht nur Träume zum Leben zu erwecken, sondern dabei auch kühnste Erwartungen zu übertreffen. Das im Sommer 2006 veranstaltete Projekt "Tänze für das Blaue Haus" ist ein gelungenes Beispiel dafür. Und wie es im Leben oft ist, entwickelte es eine mitreißende Eigendynamik, der es zu folgen galt. Daher wurden die damaligen Ereignisse nun in einem Buch und einem Film dokumentiert, die den Mitgliedern des Fördervereins ehemaliges jüdisches Gemeindehaus jüngst im Blauen Haus vorgestellt wurden.

Die rund 120 Fotos des Breisacher Künstlers Ari Nahor "bewahren den Geist der Tanztage" , so Christiane Walesch-Schneller in ihrem Vorwort zu dem Buch "Closer than it appears — Näher als es scheint" . In dem Bildband, dessen Zweisprachigkeit ihn gleichermaßen für hiesige wie für in anderen Teilen der Welt lebende Interessierte erlebbar machen soll, werden die künstlerisch ansprechenden Fotos durch vertiefende Texte ergänzt. Friedel Scheer-Nahor und Toby Axelrod erzählen die Geschichte des Tanzprojektes. Auch Dan Bar-On von der Ben Gurion University of the Negev in Israel äußert sich über das Projekt, in dem nach seinen Worten "Tänzer und Geschichtenerzähler versuchen, die Gespenster der Breisacher Vergangenheit loszuwerden". Beeindruckend ist die ebenfalls in das Buch aufgenommene Rede von Elaine Wolff, die bei der Eröffnung am 3. August 2006 für den Freundeskreis ehemaliger Breisacher Juden und ihrer Nachkommen sprach. Diese folgen seit 1998 den Einladungen in die frühere Heimat ihrer Familien und helfen, die Geschichte ihrer Angehörigen aufzuschreiben. Wolffs Worte, die sie nun anlässlich der Buchvorstellung äußerte, bewegen tief. Bis 1998 sei sie mit ihrer Mutter lediglich von Zeit zu Zeit nach Breisach gekommen, um dem jüdischen Friedhof einen Besuch abzustatten, und habe die Stadt danach schnell wieder verlassen. Heute kommt sie gern nach Breisach, wo sie mittlerweile Freunde gefunden hat. "Es entwickelt sich etwas", sagt Wolff. Sie sei bereit, die deutsche Sprache zu lernen und etwas zu den Projekten des Blauen Hauses beizutragen. "Ich habe hier selbst wieder ein Stück Heimat gefunden" , fährt sie fort und bezeichnet sich selbst als lebendige Zeugin der erfolgreichen Bemühungen des hiesigen Fördervereins. Der Film von Bodo Kaiser verdeutlicht ebenfalls eine bemerkenswerte Entwicklung und spiegelt die Dynamik des Projektes wider. Der Freiburger begleitete im vergangenen Sommer die einwöchige Arbeit amerikanischer Profitänzer mit Freiburger Schülern und lässt in die gefilmten Tanzszenen Interviews mit den Schülern einfließen, die diese Entwicklung belegen. Standen anfangs bei den Jugendlichen der Spaß an der Bewegung und die Aufregung über den Besuch "echter" Tänzer aus New York im Vordergrund, beschäftigten sich die jungen Nachwuchstänzer im Verlauf des Projekts immer mehr mit der ihm zu Grunde liegenden Thematik.

Sie nahmen größeren Anteil an dem Schicksal verfolgter Juden und stellten Parallelen zu auch heute noch allgegenwärtigen Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten her.
Das Buch "Closer than it appears — Näher als es scheint" und der Dokumentarfilm "Tanzspuren am Blauen Haus" halten nicht nur die tief greifenden Erinnerungen an das eindrucksvolle Tanzprojekt wach, sondern ermöglichen es auch, sich völlig neu mit diesem Thema zu befassen. Das Buch ist im Fachhandel oder über den Breisacher Förderverein im Blauen Haus erhältlich, der Film kann nach seiner Premiere am 26. Februar im Kommunalen Kino Freiburg bei Bodo Kaiser erworben werden.

Badische Zeitung Freiburg
Bianka Pscheidl , 13.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

Neujahrsempfang: Chancen für Unesco-Antrag

Mit dem Zitat von Bernd Jungel "Breisach bekommt ein neues Gesicht" und der Ergänzung "nämlich meins" eröffnete Bürgermeister Oliver Rein am Sonntagabend seinen ersten Neujahrsempfang in der Spitalkirche. Damit hatte er auch schon den Bogen zum Höhepunkt des Jahres 2006 geschlagen: der Bürgermeisterwahl. Aber auch auf zukünftige Ereignisse und Aufgaben ging Rein in seiner Ansprache ein. Unter anderem nannte er die Retention, die Konversion und den Unesco-Antrag.


Ausdrücklich bedankte sich Rein nochmals für das Vertrauen der Bürger bei der Bürgermeisterwahl. Es sei für ihn "tägliche Motivationsspritze" . Unter großem Beifall der geladenen Gäste dankte er seinem Amtsvorgänger Alfred Vonarb, den er in seiner Auflistung der "Menschen 2006" an oberste Stelle gesetzt hatte. Auch im Gemeinderat hatte es 2006 einige Wechsel gegeben. Bernd Jungel war nach 31 Jahren ausgeschieden, Peter Bercher wurde neuer Bürgermeisterstellvertreter und Roman Siebenhaar rückte in das Gremium nach. Zu den "Schlaglichtern" des Jahres 2006 zählte für Rein der Planfeststellungsbeschluss für den Polder Kulturwehr Breisach, mit dem das Landratsamt der Stadt ein gutes Stück entgegengekommen sei. Um weitere Verbesserungen zu erreichen, hat die Stadt bekanntlich gegen diesen Beschluss Klage eingereicht, ein erster Gerichtstermin werde voraussichtlich Mitte Mai stattfinden, informierte Rein. Ausdrücklich dankte er der Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention Breisach/Burkheim, der er einen langen Atem wünschte, schließlich stehe auch noch die Planfeststellung für den Polder Breisach/Burkheim aus. Dauerthema ist auch die B 31 West. Nachdem das Planfeststellungsverfahren für den Bauabschnitt Gottenheim-Breisach eingeleitet ist, hoffe man, dass der Weiterbau ab 2009 in greifbare Nähe rückt. Als weitere Höhepunkte erinnerte Rein unter anderem an die Einweihung des neuen Altenpflegeheims, die Großübung des Technischen Hilfswerkes, die Schaffung von Baugebieten und an das 50. Bezirksweinfest mit Kreistrachtenumzug. Die Konversion wird die Politiker der Stadt weiter beschäftigen. Jetzt gehe es darum, die restlichen vier Hektar Fläche vom Bund zu kaufen, um die Entwicklung selbst bestimmen zu können. "Das Kasernengelände ist unser Kässle" , zitierte Rein Alfred Vonarb und nannte die Haushaltskonsolidierung als einen kommunalpolitischen Schwerpunkt.

Auch überregionale Themen bezog Rein mit ein: die Aufbruchstimmung bei der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen, die EU-Erweiterung und den deutschen EU-Ratsvorsitz in diesem Jahr. Da sei auch die Europastadt Breisach gefragt. "Der Eurodistrikt muss mit Leben erfüllt werden" , forderte Rein. Pläne gibt es einige: die Gewerbeschule in Breisach als deutsch-französische Schule, eine Bahnverbindung Colmar - Volgelsheim und ein Maison franco-allemand als touristisches Zentrum auf der Rheininsel. Sicher ist, dass es wieder deutsch-französische Veranstaltungen auf der Rheininsel geben wird: das Spektakel "Lichterglanz" und die "Kinderinsel". Nachdem der gemeinsame Antrag der französischen Vauban-Städte und Breisach auf Anerkennung als Weltkulturerbe in Frankreich gute Aussichten auf Erfolg habe, müsse dies Chance jetzt von deutscher Seite aufgegriffen werden, forderte Rein.
In der Breisacher Kommunalpolitik hat sich der Rathauschef für 2007 einiges vorgenommen. Unter anderem erwähnte Rein die Verlagerung des Polizeireviers ins Helferzentrum und die Sanierung von Breisgau- und Stadthalle. Außerdem will Breisach anerkannter Erholungsort werden. Er wolle darum kämpfen, dass die Landwirtschaftsschule und die Straßenmeisterei in Breisach bleiben, sagte Rein. "Auch die Radwegeplanung Gündlingen-Ihringen müssen wir in diesem Jahr hinbekommen" , betonte er. "Die Stadt braucht Visionen" , sagte Rein und verwies dabei auch auf das Stadtmarketingkonzept. Die Regionalgesellschaft Kaiserstuhl sollte weiter entwickelt werden. Es wäre ein guter Schritt, jetzt auch den Tuniberg mit einzubinden, meinte Rein. Grundsätzliche Ziele bleiben Kinderfreundlichkeit sowie Gewerbe- und Industrieansiedlungen. Er wünsche sich für 2007 wieder viele engagierte Bürger, sagte der Bürgermeister abschließend. Bürgermeisterstellvertreter Peter Bercher dankte Rein und der Verwaltung für die geleistete Arbeit. Rein habe im Gemeinderat für ein gutes Klima gesorgt und stets die Sache vorangestellt, sagte Bercher und übergab eine große Flasche Sekt. Von der Trachtengruppe "Die lustigen Tuniberger" bekam Rein die traditionelle Neujahrsbrezel. Für Musik sorgten unter anderem die Musikschülerin Elisabeth Schätzle am Marimbaphon und Friedemann Stert am Klavier und Pandero
11.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Krippenfiguren zum Anfassen in der kleinen Josefskirche

Einmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Heiligabend" . So freuen sich heute wohl viele Kinder im Land, die mit Hilfe von Adventskalendern die Tage bis Weihnachten gezählt haben. Dann gibt es Geschenke! Das ist sicher eine wichtige Sache, aber eben nicht alles an Weihnachten. Denn eigentlich — daran muss hin und wieder erinnert werden — ist Weihnachten das Fest, an dem die Christenheit Jesu Geburt feiert. Um das zu vermitteln, haben sich über die Jahrhunderte viele Rituale und Bräuche entwickelt. Und damit das Weihnachtsgeschehen gerade für Kinder so richtig anschaulich wird, ist es üblich, dass Krippen aufgestellt werden. Kinder lieben solche plastischen Darstellungen und würden das Jesuskind, Maria und Josef oder die Hirten meist gerne anfassen und sie so buchstäblich "begreifen" . Dies ist aber bei den meisten in Kirchen aufgebauten Krippen nicht möglich. Das Arrangement könnte leiden oder die Figuren sogar beschädigt werden.

In der kleinen Josefskirche in Breisach ist das jedoch ganz anders. Dort gibt es eine Krippe, die diesen Kinderwünschen entgegenkommt. In einem mit einer Baumwurzel angedeuteten Stall sitzt Maria bei ihrem Kind. Josef steht mit seinem langen Stab davor und begrüßt die Hirten, die zusammen mit ihren wolligen, kuscheligen Schäfchen dem Jesuskind ihre Aufwartung machen. Oben thront der Engel und schaut auf das friedliche Bild zu seinen Füßen. Die Szene ist auf Kinderaugenhöhe aufgebaut und für Kinderhände gut erreichbar. Vor ein paar Jahren noch war diese Landschaft im Vorraum der Kirche platziert und Passanten konnten so einen Blick durchs Fenster auf die anrührende Szenerie werfen. Jetzt aber befindet sie sich im Innern der Kirche, weil dort geheizt werden kann und es so für die anschaulichen Religionsstunden, zu denen Dekan Peter Klug Kindergartenkinder ab und zu einlädt, angenehmer ist. Frauen der katholischen Frauengemeinschaft hatten die Krippenfiguren, die ausdrücklich zum Anfassen und Hätscheln, zum Liebkosen und zum Streicheln gedacht sind, schon vor 12 Jahren unter der Anleitung von Ruth Meyer gefertigt. Die Körper der Figuren sind weich und robust. Alles ist aus natürlichem Material. So auch die Kleider, die mit sehr viel Liebe zum Detail geschneidert wurden.
Selbstverständlich ist diese Krippe erst ab morgen, Sonntag, dem 24. Dezember, zu bewundern. Vorher wurde sie von Messner Armin Kubitzek zwar schon aufgebaut, danach aber mit einem Tuch sorgfältig verhüllt. Man will sich von kirchlicher Seite nicht an der allgemein üblichen Vorzeitigkeit, wie sie das Weihnachtsgeschäft mit sich bringt, beteiligen, betont Rita Grom, die die Frauengemeinschaft zur Entstehungszeit der Figuren geleitet hatte. Die Geburt Jesu soll an Weihnachten dargestellt werden, so wie es schon immer der Brauch war. Am 6. Januar kommen dann die Heiligen Drei Könige dazu, die winzige Gefäße dabei haben mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar bleibt die Krippe stehen. Eltern oder Großeltern, die mit ihren Kindern das Krippengeschehen in Ruhe betrachten wollen, können sich mit Armin Kubitzek (Telefon 07667/7387) in Verbindung setzen. Er schließt die Josefskirche gerne auf und freut sich, wenn Kinder so die Gelegenheit haben, ganz nah an das Weihnachtsgeschehen heranzukommen.
Friedel Scheer, 21.12.2006

 

Münsterberg-Tour

Auch Breisach beteiligt sich mit einer Route, die vom Marktplatz über den Münsterberg verläuft und an vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeiführt. Eine weitere Strecke am Kaiserstuhl ist ein Spaziergang durchs "Liliental" , bei dem im Sommer und Frühherbst zahlreiche wilde Orchideen entdeckt werden können. Eine Übersicht über alle Strecken Deutschlands findet man im Internet unter
www.die-praevention.de
Für die 3000 Schritte durch die Münsterstadt gibt es bei der Breisach-Touristik am Marktplatz einen Rundgangsprospekt mit Stadtplan. Ausgangspunkt für die "Münsterberg-Tour" ist das 1402 erbaute Gutgesellentor. Von dort aus gelangt man über die Münsterbergstraße zum früheren Bürgergefängnis, dem Hagenbachturm, wo das Ehrenmal für die Opfer der Kriege und der Heimkehrer auf dem Platz des zerstörten Schifferzunfthauses besichtigt werden kann. Über den Hans-Loy-Aufstieg kommt man nun zum St.-Stephansmünster und zum Rathaus. Jetzt hat man die größte Anstrengung hinter sich und kann in Ruhe das im 12. bis 15. Jahrhundert erbaute Münster oder die moderne Skulptur des Breisacher Künstlers Helmut Lutz, "Europa greift nach den Sternen" , betrachten. Über die Kapuzinergasse erreicht man die Festspiele und den Tullaturm. Unterwegs informieren Tafeln über frühere Gebäude und Personen, die dort gelebt haben. Zum Beispiel über den Dichter und Schriftsteller Franz Johannes Weinrich, der von 1940 bis 1962 im ehemaligen Pfarrheim St. Laurentius wohnte.
Über die Radbrunnenallee geht es zum Radbrunnenturm und an weiteren Gedenktafeln vorbei zum Kapftor. Schließlich kommt man zum Rheintor, in dem sich das Museum für Stadtgeschichte befindet. Über die Fußgängerbrücke erreicht man das Weinfestgelände. Von dort aus geht´ s zurück zum Marktplatz. Die Tour ist informativ und mit Hilfe des Stadtplans "Auf den Spuren der Geschichte" auch gut zu bewältigen.
Johanna Grab und Stefan Dirks vom 5.9.206 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

3000 Schritte extra: Touren durch Breisach und Liliental >Laufen1 (5.9.2006)


 

Rückblick auf 50 Weinfeste

Das Bezirksweinfest für die Weinbaubereiche Kaiserstuhl und Tuniberg wird in diesem Jahr zum 50. Mal gefeiert. Breisachs Stadtarchivar Uwe Fahrer hat für die BZ aus diesem Anlass in den Geschichtsbüchern gestöbert und die wichtigsten Daten notiert.

Nachdem 1948 der Badische Weinbauverband mit dem Weinbaubezirk Kaiserstuhl-Tuniberg offiziell gegründet worden war, entschloss man sich, jährlich ein "Kaiserstühler Weinfest" als gemeinsames Werbeforum in wechselnden Orten im und am Kaiserstuhl zu organisieren. Das erste fand im Oktober 1950 in Ihringen statt. Ein Festzug mit thematisch gestalteten Wagen aller beteiligten Winzergemeinden begeisterte tausende Zuschauer. Im Festzelt übergab die Badische Weinkönigin Liesel Herzog aus Neuweier Krönchen und Zepter an ihre Nachfolgerin Gertrud Berger aus Hagnau. Brunhilde Müller aus Durbach wurde dabei zur Ersten und Angela Mergele aus Endingen zur Zweiten Weinprinzessin gekürt.
Das Weinfest 1951 fand in Endingen unter der Losung "Stimmung, Humor und Wein" statt. Auf dem Marktplatz nahm der Badische Landwirtschaftsminister Kirchgässner die Ehrung alter Winzerinnen und Winzer vor, daran schloss sich wieder ein farbenprächtiger Festzug an. Danach gab es einen "weinfrohen Nachmittag" und einen "Bunten Abend" mit Musik und humoristischen Darbietungen. Vor rund 5000 Gästen wurde Gerda Störk aus Bahlingen zur Badischen Weinprinzessin gewählt.
1952 fand das 3. Kaiserstühler Weinfest in Oberrotweil statt. Da die Wahl der Badischen Weinkönigin in diesem Jahr in Offenburg stattfand, entschloss man sich, stattdessen in Oberrotweil erstmals eine "Kaiserstühler Weinprinzessin" zu küren. Gewählt wurde Hannelore Adler aus Bahlingen. Beim Umzug beteiligte sich Breisach erstmals mit einem Festwagen unter dem Motto "Der Kaiserstuhl — Des Kaisers Stuhl" . Rund 30 000 Besucher wurden gezählt!
Eichstetten richtete im folgenden Jahr das Fest aus. Die Eichstetterin Erna Rinklin wurde neue Kaiserstühler Weinprinzessin. Wiederum gab es einen Umzug. Auch das 5. Kaiserstühler Weinfest in Ihringen 1954 war ein großer Erfolg. Im Winzerkeller war ein Weindorf aufgebaut, daneben gab es ein großes Festzelt sowie Umzüge, eine Schau landwirtschaftlicher Geräte und einen Vergnügungspark. Kaiserstühler Weinprinzessin wurde Klara Stocker aus Oberbergen.
1955 war wiederum Endingen Austragungsort des Festes. Eröffnet wurde es mit der Einweihung der Badischen Weinstraße für den Bereich Kaiserstuhl in Ihringen durch die Badische Weinkönigin Gisela Dürr (Oberrotweil) und einem Festzug durch den Kaiserstuhl nach Endingen. Dort begann das Weinfest mit einem großen Wecken durch die Basler "Lälli" , einem Empfang, einer Weinprobe und einem Platzkonzert.
Da die Weinernte 1956 durch Frost zu 90 Prozent vernichtet wurde, verzichtete man auf ein Weinfest. Es fand erst wieder im Oktober 1957 in Oberrotweil statt. Der Festzug stand unter dem Motto "In den Sternen steht geschrieben: Kaiserstühler musst Du lieben" !
1958 gab es beim Weinfest in Eichstetten neben dem farbenprächtigen Umzug auch eine "große Weinkostprobe der Kaiserstühler Spitzenweine" . 1959 wurde beschlossen, künftig Weinfeste im jährlichen Wechsel am Kaiserstuhl und im Markgräflerland stattfinden zu lassen, um "eine Überhäufung solcher Feste zu vermeiden" , so dass es 1959, 1961, 1963, 1965 und auch 1967 kein "Kaiserstühler Weinfest" gab.
Unter dem Motto "Beschwingt und heiter" fand im September 1960 das Weinfest dann wieder in Ihringen statt. 1962 ließ man das Weinfest ausfallen, denn die Zentralkellerei Badischer Winzergenossenschaften (ZBW) in Breisach feierte ihr 10-jähriges Bestehen als "Festtage des badischen Weines" mit Einweihung der neuen Gebäude an der Kupfertorstraße. Gerdi Staiblin aus Königschaffhausen — die spätere baden-württembergische Landwirtschaftsministerin — wurde dabei zur Badischen Weinkönigin und Heidi Hauser aus Niederrimsingen zur Kaiserstühler Weinprinzessin gewählt.
1964 und 1966 feierte man das Weinfest mit üblichem Programm wieder in Oberrotweil und in Eichstetten. Im Hinblick auf die immer größer werdende Popularität des Weinfestes und den damit verbundenen Problemen wie Verkehrslenkung, Parkraum, Größe des Festgeländes sowie Finanzierung entschieden sich die Vertreter der Gemeinden von Kaiserstuhl und Tuniberg, das Weinfest künftig stets am selben Ort mit entsprechender Infrastruktur auszutragen. Beworben hatten sich Ihringen und Breisach. Bei der Abstimmung entschieden sich die Ortsobmänner des Weinbaubezirks Kaiserstuhl-Tuniberg mehrheitlich für Breisach.
Und so fand das "1. Bezirksweinfest Kaiserstuhl und Tuniberg" vom 31. August bis zum 2. September 1968 in Breisach statt. Es begann mit einem international hochkarätig besetzten Radrennen um den "Großen Weinpreis von Baden" . Am Abend gab es im Festzelt Unterhaltung und die Ehrung hochbetagter Winzerinnen und Winzer. Am Sonntag standen ein Festzug mit 28 Wagen sowie ein Bunter Abend mit der bekannten Schlagersängerin Angelina Monti auf dem Programm. Auf dem Gelände am Schwanenweiher vor dem Rheintor entstand erstmals das vom späteren Breisacher Stadtbaumeister Gerhard Wacker entworfene Weindorf. Eine landwirtschaftliche Ausstellung und ein Vergnügungspark rundeten das Angebot ab. Ein Feuerwerk über dem Rhein beendete das gelungene Fest. Die Bilanz war außerordentlich positiv: Man zählte etwa 50 000 Besucher.
Das Weinfest 1969 stand ganz im Zeichen der 1600-Jahrfeier Breisachs. Im Anschluss an die Stadtjubiläumstage fand es vom 13. bis 15.September statt. Wieder gab es ein Radrennen um den "Großen Weinpreis von Baden" , Unterhaltungsabende mit bekannten Künstlern und einen Festzug. Ein großer Zapfenstreich und ein Brillantfeuerwerk beschlossen das "größte Fest, das seit Menschengedenken jemals in der Stadt abgehalten worden ist" .
Im folgenden Jahr gab es erstmals keinen Festzug. Stattdessen warteten die Veranstalter mit verschiedenen neuen Attraktionen auf: nächtliche Wasserspiele vor dem Rheintor, Tanzinsel auf dem Schwanenweiher, eine historische Weinprobe aus 23 Jahrgängen, ein Radrennen über den Münsterberg, eine Leistungsschau der Breisacher Gewerbebetriebe sowie die Krönung der neuen Badischen Weinkönigin Liesel May (Schriesheim) in der Breisgauhalle. Erstmals gab es besondere "Weinfestgläsle" , die zum beliebten Sammelobjekt aller folgenden Weinfeste wurden.
Höhepunkte und Besonderheiten der nachfolgenden Weinfeste waren neben dem seit 1974 am Weinfestmontag stattfindenden deutsch-französischen Bürgermeistertreffen unter anderem Modeschauen in der Breisgau- und Stadthalle, Wasserski-Schaulaufen (1976 und 1993), Kunstflugveranstaltungen (1978), eine Briefmarkenausstellung mit Weinthemen im Museum für Stadtgeschichte (1998), besondere Aufführungen der Festspiele und des "Sternenwegs" von Helmut Lutz und eine rheinüberschreitende Traber-Hochseil-Show (2005).
Auch international bekannte Schlagerstars waren häufig zu Gast auf Breisachs Weinfesten, so zum Beispiel Gene Williams 1976, Heino, Lotti Krekel, Bernhard Brink und Andrea Jürgens 1982 , Ray Austin 2002 und immer wieder einmal der aus Breisach gebürtige Ingolf Janson. Regelmäßige Auftritte hatten natürlich auch die "Singenden Kellermeister" sowie die "Kaiserstühler Nachtigallen" .
Das 40. Bezirksweinfest 1996 unter der Schirmherrschaft von Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin wurde mit einem großen Trachtenfest des Bundes Heimat und Volksleben mit Festumzug gefeiert. Im Weindorf waren auch immer wieder einmal die SWR-"Wunschmelodie" mit Heinz Siebeneicher und die "Die Fallers" zu Gast.
An einige Premieren aus jüngerer Zeit sei schließlich noch erinnert: 1990 wurde das Weinfest erstmals nicht mit einer Veranstaltung mit Festvortrag in der Stadthalle, sondern mit einem Empfang der Ehrengäste auf dem Marktplatz eröffnet. Zum ersten Mal gab es 1991 das "Gourmet-Bistro-Zelt" des Gastronomischen Zirkels Kaiserstuhl, 1995 den "Gastronomischen Marktplatz" und 1999 ein "Medienzelt" im Weindorf. Und schließlich wurde beim 35. Bezirksweinfest 1991 mit Manuela Hirtler die erste Breisacherin zur Weinprinzessin Kaiserstuhl-Tuniberg gewählt.
Im Breisacher Museum für Stadtgeschichte ist bis 29. Oktober eine große Sonderausstellung des Stadtarchivs zu sehen mit einem bilderreichen Rückblick auf die 50 Kaiserstühler und Kaiserstuhl-Tuniberger Weinfeste. Das Museum ist über das Weinfest zu folgenden Zeiten geöffnet: Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11.30 bis 17 Uhr und Montag 17 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Badische Zeitung Freiburg
Kompletten Beitrag von Uwe Fahrer vom 23.8.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

www.weinfest-breisach.de

 

Lyrik am Wege: 22 Tafeln auf dem Eckartsberg

Grünes Licht für Europa / Lyrik (auch) zum Wein auf dem Breisacher Eckartsberg

Du Nil des Okzidents, Nationenbrecher Rheine — nie von dem roten Blut der Franken sei Dein Rücken, nie von dem blauen auch der Deutschen mehr befleckt." Zugegeben, so bluttriefend geben sich die 22 Tafeln mit "Lyrik am Wege" auf dem Breisacher Haushügel Eckartsberg, inmitten von Reben-Monokultur nicht alle. Der geschichtsinteressierte Spaziergänger über den sagenumwobenen Burgberg des "Getreuen Eckart" aus dem 4. Jahrhundert erfährt aber so einiges von der "starken Festung" und ihren Anliegern am Oberrhein. Das geht los mit dem Martin-Schongauer-Gymnasium zu Füßen des Felsens mit Europafahne und grünem Europalicht. Dass die Bildungsanstalt — benannt nach dem Colmarer Maler und Kupferstecher Schongauer — auch schon Privat-Lehr- und Erziehungsanstalt, Erzbischöfliches Knabenseminar oder auch Höhere Bürgerschule war, liegt nahe. Das Vorleben der Penne als vierstöckiges Luxushotel "Zum Rheinbad" mit eigener Badeanstalt am Landungsplatz der Rheindampfer oder auch als Offizierskaserne für preußische Infanterie-und Husareneinheiten kennt nicht jeder.
Bis ins 18. Jahrhundert, so erfährt der Rundweggänger von dem ersten Schild auf Weinterrassen-Gemäuer, war der Eckartsberg Teil der immer wieder heiß umkämpften Festung Breisach. Mit Kasernen, unterirdischen Kasematten, Tiefbrunnen, Windmühlen und immer noch mit dem schönstem Blick auf alles, was die Region an Panorama rundum so hergibt: Rhein mit seinen Schiffen und Europabrücke, Vogesen, Münsterberg, Kaiserstuhl, Schwarzwald. Bei guter Sicht zeigen sich vom Aussichtspunkt ganz oben auch Eiger, Mönch und Jungfrau in der schweizerischen Ferne. Vor Ort, auf den Lyrik-Exponaten, kommt Prominenz und Privatpoesie zu Wort. Mal martialisch gruselig, mal pathetisch, oder auch nur weinselig. Omar Chaijam (11./12. Jahrhundert) zum Beispiel. Den persischen Dichter und Astronomen "wundert´ s nur, dass einer Wein verkauft — was kann er Bess´ res denn dafür erstehen?" Das kommt gut, mitten im Weinberg mit Aussicht. Aber wirklich auf den Punkt bringt es in dieser Hinsicht der Dichterfürst. "Trunken müssen wir alle sein" , bekennt ganz freimütig Johann Wolfgang von Goethe. Denn: "Für Sorgen sorgt das liebe Leben, und Sorgenbrecher sind die Reben." Na denn prost!

Nicht jedermanns Sache ist dagegen der Rebensaft, den ein Hannoveraner 1776 offensichtlich sehr genossen hat: "Vater Rhein reimt sich auf Wein — ich gebe zu, ein Kuss ist süß, doch süßer ist der Wein." Geschmacksache halt — im sonnenverpönten hohen Norden. Mit Blick auf die länderverbindende Europabrücke äußert sich Richard von Weizsäcker — wie nicht anders zu erwarten — staatsmännisch und global: "Nicht ein Europa der Mauern kann sich über Grenzen hinweg versöhnen, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Trennende nimmt." Eher pragmatisch gibt sich da schon eine Lina Ritter aus dem Elsass auf der Tafel vis-à-vis der letzten Fast-Food-Filiale vor der Grenze: "Warum trennt uns e Rhi? Ganz einfach ´ ass mir zeige chenne, wie me Brucke bäut." Na also, geht doch. Reichlich blauäugig aber die Ansage aus dem Japanischen: "Hebt man den Blick, so sieht so sieht man keine Grenzen." Hans Guckindieluft lässt grüßen. Für den schwedischen Alt-Regisseur Ingmar Bergmann ist klar: "Nur die Angst setzt Grenzen" . Was verständlich wird angesichts von Erinnerungen an "manches schlimme Jahr in Trümmern, Graus und Fall" . Latent bedrohlich auch die Wortwahl eines Unbekannten mit Brückenphobie, wenn er düster über "die Joche Deiner Brücken, die, Händen gleich, ein Volk aus nach dem anderen streckt" orakelt. Doch Schwamm drüber. Die Mehrheit der Eckartsberg-Lyriker denkt positiv. Ernst Jünger zum Beispiel mag Wein, weil er mit der Landschaft vertraut macht, für Emanuel Geibel aus Lübeck "trieft der Wald von Sonnengold" , und Eduard Mörike sah auch hier das blaue Band des Frühlings flattern.
"Rheinstrom, Sonntagsstrom" schwärmt einer, der nicht von Energieversorgung spricht. Dem unbekannte Fan des "ewig sonnigen, fröhlichen Rheins" ist offensichtlich die Grotte entgangen, in der nicht, wie sonst üblich, eine Madonna mit gefalteten Händen den frommen Blick erhebt, sondern eine kapitale Mörsergranate an militante Zeiten erinnert. Doch das ist ja lange her, und auch Bettina von Arnim erinnert sich hier nur an einen "vögelsingenden, blütenschneienden Frühling" . Wem Ruck- und Schlafsack samt Flaschen in einem tristen Weinberg-Mauerloch gehören, wird am lichten Tag nicht klar. Es gibt andere Prioritäten - hier.
Josef Bueb, ehemaliger Bürgermeister von Breisach sieht es jedenfalls so: "Am Kaiserschtöehl unn Tuniberg do leischtet d´ Sunn ä Meischterwerk. Sie schteckt als Gottesg´ schenk im Wii, gang — trink diä Sunn unn denk d´ rbii! .
Kompletten Beitrag von Ulla Bettge vom 25.8.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Aktion Sühnezeichen im Blauen Haus Breisach und in Mackenheim

13 junge Erwachsene aus 7 Ländern arbeiten derzeit im Rahmen der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste im Blauen Haus in Breisach. Die 11 Frauen und 2 Männer im Alter von 17 bis 28 Jahren kommen aus Bulgarien, der Ukraine, Polen, Tschechien, Frankreich und Deutschland. 2 Wochen lang beschäftigen sie sich mit den Spuren der jüdischen Geschichte im Dreiländereck.

"Wir haben 2 Tage lang im ,Judengarten in Mackenheim Grabsteine ausgegraben, sie gesäubert und, wenn möglich, wieder aufgestellt" , erzählt die 18-jährige Anne-Kathrin aus Tübingen. Auf dem elsässischen Friedhof wurden bis 1755 auch die Juden aus Breisach begraben. 10 bis 12 Grabsteine, die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammen, konnten jetzt wieder freigelegt werden. Besonders beeindruckt habe sie das Engagement des Mackenheimer Bürgermeisters Jean-Claude Spielmann, der den jungen Besuchern nicht nur bereitwillig den Friedhof zeigte, sondern auch bei der nicht immer leichten Arbeit half, sagt Karina aus Ostfriesland, mit 17 Jahren die Jüngste der Gruppe. Sie, Anne-Kathrin, die 21-jährige Veronika aus Perm (Russland) und die 18-jährige Krassimira aus Bulgarien kennen sich schon seit letztem Jahr, als sie gemeinsam für die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste beim Aufbau des Dokumentationszentrums im Schloss von Prettin bei Wittenberg mitarbeiteten. Das Schloss war von den Nazis von 1933 bis 1939 als Konzentrationslager genutzt worden. Veronika gefällt die Arbeit im Blauen Haus besser als in Prettin. Vor allem das Streichen der Fensterläden mache ihr Spaß, meint die junge Russin, die für ihren freiwilligen Dienst in Breisach eine 62-stündige Anreise mit dem Bus in Kauf genommen hat. Krassimira interessiert sich am meisten für die archäologischen Arbeiten im Blauen Haus. Im Keller des ehemaligen jüdischen Gemeindehauses wurden verschiedene Gesteinsschichten freigelegt. "Jetzt wurde der ursprüngliche Aus- und Eingang des Gebäudes freigelegt, der wahrscheinlich in den alten Stadtgraben von Breisach führte" , erzählt Gerhard Dümchen. Nur durch das Engagement von Dümchen sind die bisher sechs Sommerlager der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienst in Breisach überhaupt zu Stande gekommen. Der Pfarrer, der auch Vorstandsmitglied im Förderverein ehemaliges jüdisches Gemeindehaus ist, hofft, dass es auch im nächsten Jahr wieder ein Sommerlager geben wird.

Doch nicht nur Arbeit steht auf dem Programm. Die jungen Leute sollen auch die Umgebung kennen lernen. Gelegenheit dazu gab es bereits bei Ausflügen nach Colmar und Freiburg. Geplant sind Besuche in den jüdischen Gemeinden von Straßburg und Basel, wo die freiwilligen Helfer an einem Sabbatgottesdienst teilnehmen dürfen. Und auch der Breisacher Bürgermeister Oliver Rein wird die jungen Leute im Rathaus empfangen. Untergebracht sind die Teilnehmer des Sommerlagers im evangelischen Gemeindehaus in Breisach. "Dort haben wir auch einen Gottesdienst mitgestaltet" , erzählt Anne-Kathrin. Bei der Schülerin aus Tübingen hat die Arbeit auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof von Mackenheim großen Eindruck hinterlassen. "Sie bot die Möglichkeit, Geschichte sichtbar zu machen" , sagt sie. Überhaupt sei es sehr wichtig, sich zu erinnern und Zeichen zu setzen.
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Agnes Pohrt vom 18.8.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen



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